ELEKTRIZITÄTSWERKE DER DORFGEMEINDE MEIRINGEN

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ELEKTRIZITÄTSWERKE DER DORFGEMEINDE MEIRINGEN



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ELEKTRIZITÄTSWERKE DER DORFGEMEINDE MEIRINGEN

18 8 9 – 2 0 14


Impressum Herausgeberin: Alpen Energie (Dorfgemeinde Meiringen), Oktober 2014 Redaktion: Hans Künzler Bilder: Archiv Dorfgemeinde Meiringen; Familie Sidler-Klein, Meiringen; Foto Theo, Meiringen; Nachlass von Werner Lengacher; Pauli Druck, Meiringen, iStockphoto Übersichtsplan auf Seite 74: UP5, Amt für Geoinformation des Kantons Bern Grafik/Layout: Atelier KE, Ursula Hirsbrunner, Meiringen Druck: Pauli Druck, Meiringen


Inhalt

Vorwort 5

Nutzniesser der Dorfgemeinde

93

Sekundarschule 93

Das Oberhasli 1850 –1900

9

Badanstalt 94

Übersichtsplan 12

Eisbahn 96

Kurzbeschrieb der Anlagen des EWM

13

Kehrichtabfuhr 97 Kursaal AG

98

Das Werk Meiringen I «Alpbach»

15

Sauvage AG

99

Die elektrische Beleuchtung

15

Dorfkern 99

Apparate und Maschinen

20

Trambahn 100

Bergbahnen 101 Telefon 22 Erweiterung des Werks

23

Alpbachfall 28

Episoden / Dies und das

Das Werk Reutiberg Das Werk Meiringen II «Bidmi» Umbau auf Wechselstrom Das Werk 1950 –1989

31 33 39 43

Umwelt 107

Das Werk 1990 – 2014

51

Hochwasser 107

Amthaus 109 Zu guter Letzt 111

Produktionsanlagen/Liegenschaften 51 Verteilnetz 54 Wasserrechtskonzession 57 Das Millenniumsjahr 2000

58

Firmenname 58 Solaranlage 58 Qualitätslabel «naturmade basic»

58

Strommarktliberalisierung 59

Die öffentliche Beleuchtung 61 Die Fernheizkraftwerk Meiringen AG 63 Wasserversorgung 67 Fassung der Funtenenquellen 71 Dorfgemeinde/Dorfbehörde 75 Personal 79 Finanzen 87

103



Vorwort Jeder kennt und braucht ihn. Heute ist er im

So richte ich meinen herzlichen Dank an alle

Beruf, in der Freizeit und in den eigenen vier

Dorfräte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Wänden nicht mehr wegzudenken: der elekt-

welche mit ihrem Einsatz zu dem heute erfreu-

rische Strom.

lichen und renommierten, bald schon altehrwürdigen Unternehmen beigetragen haben.

Vor 125 Jahren, mit Weitsicht und Mut zu Neuem, hat die Dorfgemeinde Meiringen die

Ein Dank für die gelungene Jubiläumsschrift

Stromproduktion in einem der ersten Elektri-

dem Verfasser alt Dorfschreiber Hans Künzler.

zitätswerke der Schweiz aufgenommen. Der Erfolg der Elektrizität hat den Dorfbehörden von anno dazumal Recht gegeben. 125 Jahre ist ein stolzes Jubiläum, das grosse Freude macht. Kaspar Brügger Manch regionales Elektrizitätswerk hat in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt. Wichtige Arbeitsplätze sind mit der Kostenoptimierung aufgehoben oder verlagert worden. Die rasche Alterung der technischen Anlagen zeugt von der Dynamik und dem Fortschritt in der Stromindustrie. Mit innovativen Lösungen hat die Dorfgemeinde ihre Stromproduktion immer nach dem neusten Stand der Technik modernisiert. Eine sichere und preiswerte Stromversorgung ist entstanden – auch in Zukunft ein sicherer Wert in der Gemeinde Meiringen.

5


Flugaufnahme vom 27. September 2014 (Flotron AG, Meiringen)




Das Oberhasli 1850–1900 Der aufkommende Tourismus im 19.  Jahrhun-

selber nicht unthätig gewesen, sodass das Haslethal

dert war die Triebfeder eines ungeahnten wirt-

von 1898 unter dem Vorwärtsdrängen des Zeitgeis-

schaftlichen Aufschwungs, auch im Oberhasli,

tes ein anderes geworden ist als das von 1818.»

der selbst durch widerliche Umstände und Katastrophen nicht aufgehalten wurde. Nach

Davon mögen folgende Daten Zeugnis ablegen:

dem Hungerjahr 1847 und dem Typhusjahr, nach jahrzehntelangem, bitterem Kampf gegen die Versumpfung des Talbodens und gegen die erdrückenden Zinsenlasten, welche die

1847 Fahrstrasse über den Kirchet; «Hungerjahr» infolge der Kartoffelfäule

Aarekorrektion den Landbesitzern auferlegte, folgen noch die verheerenden Dorfbrände von Meiringen 1879 und 1891. Wahrlich Gründe genug, zu resignieren. Das Gegenteil ist der Fall: Gestärkt im Kampf ge-

1854

In der Post Meiringen tuckert der Telegraph

1856 Erstes Dampfschiff auf dem Brienzersee

gen diese Bedrohungen, dank eines gesunden Optimismus, nimmt die Bevölkerung stets

1859 /1860 Strasse Brienz – Brünig

neue Anläufe zur Verbesserung des Verkehrswesens und zu kulturellem Fortschritt.

1864

Dies ist ersichtlich aus dem Schlusswort der

1871 Gründung der Sekundarschule Meiringen

«Chronik denkwürdiger Begebenheiten aus der

Strasse Meiringen – Brünig

Lokalgeschichte des Haslethales», die 1898 als Einlage der Kirchturmspitze einverleibt wird: «Wir haben manches Unglück erlebt, wir haben aber viel Hülfe erfahren und wir sind auch

1876

Der «Oberhasler» erscheint

1879

Dorfbrand von Meiringen: 110 Gebäude in Asche 9


1880

Typhusjahr, 300 Erkrankungen, 7 Tote ; Bau der Hydrantenanlage

Wagemut und Unternehmergeist kommen auch zum Ausdruck in der Vielzahl von Bahnprojekten, die in dieser Zeit geplant, diskutiert und wieder verworfen wurden. Doch wurde

1881

Abschluss der Entsumpfung des Haslibodens

das Strassennetz verbessert. Auch setzte das «goldene Zeitalter der Berg-

1884 Gründung der Schnitzlerschule Meiringen

steigerei» ein, wobei sich besonders zahlreiche Bergführer aus dem Oberhasli durch Erstbesteigungen einen guten Ruf erwarben.

1888

Brünigbahn fährt von Alpnach bis Brienz; Eröffnung der Aareschlucht

1889

Bau des Elektrizitätswerks Meiringen, eines der ersten weit und breit

Standen vor 1831 in Meiringen erst zwei Gasthäuser, «Landhaus» und «Wildenmann», so wuchs ihre Zahl bis Ende des Jahrhunderts auf 18 Hotels, 7 Pensionen und Restaurants mit 500 Betten an. Fast unglaublich mutet der Vergleich mit der Stadt Bern an, die zur selben Zeit 23 Hotels mit 996 Betten aufwies. Im Sommer

1890 Hohfluhstrasse ; Dorfbach zugedeckt; Eröffnung der Alpbachschlucht

1898 spielt im «Wildenmann» eine Kapelle von 9 Mann. Die beiden Weltkriege und die Krisenzeit der

1891

Bau des Krankenhauses; zweiter Dorfbrand von Meiringen, dem 184 Gebäude zum Opfer fallen

Dreissigerjahre bliesen manchem Hotel das Lebenslicht aus, sie wurden zu Geschäfts- oder Verwaltungsgebäuden umgebaut. Im Laufe der letzten Jahrzehnte kamen aber Neugründun-

1893

Gründung des Bergführervereins

1894

Post fährt auf die Grimsel

1896

Neue Willigenbrücke ; Alpbachwald gepflanzt

gen hinzu, sodass heute der frühere Bestand nahezu wieder erreicht ist. Die Dorfbehörde hatte seit eh und je ein williges Ohr für Gesuche um finanzielle Unterstützung von Vereinen und Anlässen. Deren gab es nun nicht wenige. Besonders in der zweiten

1897 Scheideggweg

Hälfte des 19. Jahrhunderts häufen sich die Gründungen von Vereinen:

1897/1899 Reichenbachbahn; Strasse nach Unterstock

Schützengesellschaft 1734 Musikgesellschaft 1830

1908

Badanstalt, die erste im engeren Oberland

Männerchor «Sängerbund»

1857

Gemeinnütziger Verein

1869

Turnverein 1888 Landwirtschaftlicher Verein

1888

Frauenverein 1890 Lehrerverein 1892 Bergführerverein 1893 Samariterverein 1893 Kegelklub «Zufriedenheit»

1893

Veloklub 1894 (Nach Turmchronik)

10


Das Dorf Meiringen, ca. 1890, mit dem ersten Elektrizit채tswerk (unterer Bildrand)

In dieser Zeit aufstrebender Gewerbet채tigkeit wird nun von mutigen, initiativen M채nnern ein Marchstein gesetzt: Sie planen und bauen eines der ersten Elektrizit채tswerke der Schweiz, das EW Meiringen.

11


Ăœbersichtsplan

12


Kurzbeschrieb der Anlagen des EWM ➀

Elektrizitätswerk Meiringen I (Alpbach) Erbaut: 1889, erweitert 1905 und 1942 Leistung: 2 Pelton-Turbinen zu 500 kW 2 Generatoren zu 585 kVA 380 / 220 V Druckleitung: 1 x 350 mm Ø 1 x 400 mm Ø Bruttogefälle 208 m Durchschnittliche Jahresproduktion: (1980 –1988) 5 278 000 kWh

➁ Elektrizitätswerk Reutiberg (mit Trinkwasser-Reservoir) Erbaut: 1918 / 1919 Leistung: 1 Pelton-Turbine zu 110 kW 1 Generator zu 115 kVA 380 / 220 V Durchschnittliche Jahresproduktion: (1980 –1988) 671 000 kWh Die Turbine wird mit Trinkwasser von den Wasserfassungen Brünigstein angetrieben. ➂

Elektrizitätswerk Meiringen II (Bidmi) mit Ausgleichsbecken Haselholz 2900 m3 Inhalt Erbaut: 1948 /1950 Leistung: 2 Pelton-Turbinen zu 820 kW 2 Generatoren zu 1000 kVA 525 V Druckleitung: 1 x 425 mm Ø Bruttogefälle 579.5 m Durchschnittliche Jahresproduktion: (1980 –1988) 8 129 000 kWh

➃ Trinkwasserfassungen Brünigstein Erstellt: 1880 Schüttung: Sommer Winter ➄

Weiher Bidmi Erstellt: Inhalt:

50 – 250 l/sek 40 – 50 l/sek

1948 /1950 3500 m3

➅ Elektrizitätswerk Meiringen IV Erbaut: 2013 Leistung: 1 Pelton-Turbine Generator: 72 kVA Druckleitung: 1 x 700 mm Ø Jahresproduktion: ca. 250 000 kWh

Bruttogefälle: 10 m

13



Das Werk Meiringen I «Alpbach» Die elektrische Beleuchtung

Für die Strassenbeleuchtung ist Laternenanzünder Leuthold verantwortlich. Seine Besol-

Im Januar 1880 leuchten in einer Allee des

dung steht 1887 mit Fr. 115.– zu Buch, die

Dorfes Menlo Park südlich von New York Hun-

Kosten für 363 Liter Petrol à 30 Cts und Zünd-

derte von elektrischen Glühlampen auf und

hölzer betragen Fr. 109.40. Aber schon ein Jahr

brennen wochenlang Tag und Nacht. Nach

darauf wird der Laternenanzünder nur noch

jahrelangen Versuchen ist es Thomas A. Edison

auf unbestimmte Zeit gewählt.

gelungen, eine elektrische Glühlampe zu schaffen. Es galt, den richtigen Glühfaden herauszu-

Es bricht ein neues Zeitalter an: Eine Schalter-

finden, der, in einer luftausgepumpten Lampe

drehung und – es werde Licht! Die «gute alte»

mit elektrischem Strom gespeist, Hunderte von

Zeit geht zu Ende.

Stunden glühte, ohne zu verbrennen. Unter tausenden von Pflanzenfasern aus aller Welt

An der Dorfgemeindeversammlung vom 17. De-

bewährte sich dazu in über 6000 Versuchen

zember 1887 reicht der damalige Dorfkassier,

eine Bambusfaser aus dem Urwald des Amazo-

Oberförster Müller, «einen Anzug ein»: die elek-

nas am besten. Tausende strömen herbei, das

trische Beleuchtung einzuführen. Der Dorfbe-

neue Wunder zu schauen.

hörde wird mit 13:1 Stimme der notwendige Kredit eingeräumt für die technische Untersu-

Kaum acht Jahre danach schickt sich Mei-

chung der Angelegenheit. Dies ist die Geburts-

ringen an, das elektrische Glühlicht auch im

stunde des Elektrizitätswerks von Meiringen.

Oberhasli leuchten zu lassen.

Oberförster Müller ahnt wohl kaum, welches Unternehmen er mit seinem Vorschlag in Gang

Wie steht es vor hundert Jahren um die Be-

gebracht hat, das bald einmal den finanziellen

leuchtung? Dem Kerzenlicht, dem «Öltägel»,

Rahmen der Dorfgemeinde zu sprengen droht.

der Petrollampe haften Mängel an: Akute Feuersgefahr, übler Geruch, umständliche War-

Um Turbinen zu betreiben, braucht es Wasser-

tung mit der russigen Lichtputzschere.

kraft. Davon ist im Oberhasli nun wahrlich 15


kein Mangel. In der Beschreibung der «Land-

Für die Beleuchtungskommission sind viele

schaft Hasli im Weissland» von Johann Conrad

technische Belange Neuland. Man diskutiert

Faesi (Zürich, 1756) steht darüber:

über Ein- oder Dreileitersystem, lässt sich beraten, um sich schliesslich für Gleichstrom zu

«Obenher Meyringen stürzt sich der Rüthi-

entschliessen.

oder Müllibach über schrofe und geheure Felsen in das Thal hinunter. Sein Wasser zerstäubt in dem

Der spätere Umbau auf Wechselstrom – Ende

Fall so sehr, dass es wie ein Nebel anzusehen ist.

der Vierzigerjahre – verursachte dann enor-

Von dem Dorf Rüthi bis zu seinem Fall betreibt er

me Umtriebe und Kosten im Betrage von

fünf Müllen.

Fr. 1 243 158.15 !

Auf gleicher Seite macht der Alpbach, der auf der Alp Heussiberg (Mägisalp) entspringet, einen sehr schönen Wasserfall. Nahe bei Meyringen stürzt er sich über drei Absätze eines hohen und

Das Projekt zur «Erstellung einer Beleuchtungsanlage» sieht vor:

fast senkrechten Felsen sehr wasserreich mit grossem Gebrülle hinunter … Gar nahe bey diesem ist der Fall des Dorf-

Fassung des Dorfbaches Reservoir im Haselholz

Ingenieur Studer, Thun

Druckleitung, Ø 125 mm Maschinenhaus auf der Gerbmatte (beim alten Krankenhaus)

Jakob Balmer

Turbine

Escher-Wyss, Zürich

2 Gleichstrom-Dynamos

Stirnemann und Weissenbach, Zürich

baches … Er stürzt nur wenige Schritte von dem ersten gegen Meyringen herunter.» Da ist Wasserkraft genug. Der Alpbach darf in seiner Pracht mit Rücksicht auf die Fremden vorderhand nicht angetastet werden, der Mühlebach und die Trinkwasserversorgung vom Brünigstein werden erst später beigezogen. Das erste Werk wird also mit dem Dorfbach betrieben. Nun setzt eine fieberhafte Tätigkeit der neu

Die Vorarbeiten werden verteilt:

ernannten Beleuchtungskommission ein. Sie tagt in Permanenz, zieht Erkundigungen in Engelberg ein, knüpft Beziehungen mit Firmen

Höhenmessung, Gefälle der Druckleitung

Oberförster Müller

Dienstbarkeiten mit Anstössern und Land- entschädigung

Grossmann, von Bergen

Verpflichtung von Abonnenten

Klein, Steudler

an. Der Dorfschreiber bekommt zu tun: Offerten von Lieferfirmen, sachlich gehaltene Entgegnung zu einem im «Oberhasler» erschienen Artikel gegen die Einführung der elektrischen Beleuchtung. Am 18. Juli 1888 findet die entscheidende ausserordentliche Dorfgemeinde statt. Anwesend sind 59 Stimmberechtigte. Nach eingehender Erörterung wird mit 37:13 Stimmen die Aus-

Der Kredit wird von Fr. 30 000.– auf Fr. 36 000.–

führung beschlossen. Schon damals werden

erhöht. Man rechnet damit, Strom für 400

Minderheiten angemessen berücksichtigt: Zwei

16-kerzige Kohlenfadenlampen zu gewinnen.

der Neinsager werden flugs in die Baukommis-

Jahresabonnement pro Lampe Fr. 18.–, Saison-

sion gewählt.

lampen Fr. 12.–. Damit ist der Grundstein zum Elektrizitätswerk gelegt und alles bestens eingefädelt.

16


Man studiert Pläne, schliesst Bauverträge ab

Wir sind also auf die Schrift von Fritz Ringgen-

und entwirft Pflichtenhefte für Maschinis-

berg angewiesen:

ten. Ab Neujahr 1889 werden die Eintragungen im Protokoll spärlich: Kauf einer Ölpinte,

«44 Mal tagte die Beleuchtungskommis-

Anschaffung einer Werkbank, Ankauf eines

sion in den verschiedenen Gasthöfen des Dorfes,

Schmirgeltuches für Fr. 5.– bei der Jura-Bern-

bevor sie am 29. Mai 1889 schliessen konnte: …

Luzern-Bahngesellschaft. Aber über den Bau

bei Uebergabe der Anlage ein gemeinschaftliches

des Werks kein Sterbenswörtchen. Des Rätsels

Nachtessen zu veranstalten, welches am Samstag,

Lösung: Die eingesetzte Beleuchtungskommis-

den 1. Juni, nächsthin stattfinden soll.

sion (Dorfbehörde und vier weitere Mitglieder)

Hiezu sind sämtliche Abonnenten und

hat einen eigenen Schreiber und führt ein eige-

überhaupt solche, die sich um die Anlage interes-

nes Protokoll.

sieren, einzuladen.»

«Electr. Licht» als Werbeargument auf einer Hauspostkarte des «Meiringerhof» 17


Meiringen nach dem Brand vom 25. Oktober 1891

18


Der Bau hat sich also planmässig vollzogen,

1893 studiert man die Erweiterung des Werks,

Kosten: Fr. 37 805.–.

erwägt die Anschaffung von Akkumulatoren und den Bau einer zweiten Druckleitung.

Bei der Betriebseröffnung staunt man über

Zur Sprache kommt sogar die Einführung des

zweierlei: Die kurze Bauzeit von einem Jahr

Wechselstroms.

für Druckleitung, Elektrizitätswerk und Verteilnetz, war doch für die Dorfbehörde das ganze

1895: Stundenlöhne: Monteur Ruchti 80 Rp.,

Unternehmen Neuland und Wagnis zugleich.

Gehülfe 60 Rp.

Sodann, dass die Eröffnung kaum acht Jahre nach der Vollendung des ersten Elektrizitäts-

Der Preis der 16-NK-Lampe1 sinkt, vermutlich

werks in der Nähe von New York stattfand.

infolge Konkurrenz durch Posthalter Marfurt, rapid:

In den ersten Jahren bleiben dem Werk kleine Störungen und Unterbrüche nicht erspart, sie

Januar 1890

4.00

sind als Kinderkrankheiten zu werten. Die ers-

August 1891

2.20

ten Wärter Ruof und Wettstein haben ihr Heu

Juli 1892

1.80

nicht immer auf der gleichen Bühne.

April 1893

1.50

Februar 1894

1.20

Erstmals kann der Männerchor Sängerbund seine Übungen im «Meiringerhof» unter einem

Infolge der geborstenen Trinkwasserleitung

Leuchter von elektrischem Licht durchführen,

ist das Hydrantennetz ohne Wasser. Darum

sogar unentgeltlich.

werden zwei Nachtwächter angestellt und der Brandmeister benachrichtigt. Die Lichtanlage

Ab Oktober 1890 wird das elektrische Licht

wird die ganze Nacht in Betrieb gehalten.

auch von morgens 6 Uhr an in Betrieb gesetzt. Wegen Markttagen und Grümpelschiessen Die Wärterbesoldung wird um Fr. 100.– auf

wird ein Stromunterbruch infolge Umbau auf

Fr. 1500.– jährlich erhöht.

1. November verschoben. Auch soll der Betrieb des Werks an Markttagen bis Mitternacht ge-

Der stets initiative Oberförster Müller regt an,

halten werden, ebenso für die Feuerwehr bis

Alpbachschlucht und Aareschlucht abends zu

Schluss der Übungen (1897).

beleuchten. In der Sommersaison 1898 wird der durchgeAm 25. Oktober 1891 brennt das Dorf Meirin-

hende Nachtbetrieb eingeführt, am Sonntag

gen bei einem Föhnsturm zum zweiten Mal in-

jedoch ist der Betrieb eingestellt zum Reinigen

nert zwölf Jahren ab, dazu Stein, Eisenbolgen

der Maschinen. Entschädigung: Fr. 2.–.

und Hausen. Die ständige Entwicklung des Dorfes hält an: Das Maschinenhaus bleibt intakt, die Beleuch-

Nach dem Licht nun die elektrische Kraft!

tungsanlagen sind teilweise zerstört. Innert

Wird 1897 ein Gesuchsteller für Strom zum Be-

acht Tagen werden die Schäden behoben. Auch

treiben von Holzbearbeitungsmaschinen noch

in der Kirche, in der viele Obdachlose Unter-

auf Wasserbetrieb verwiesen, so wird um die

kunft finden, wird das elektrische Licht instal-

Jahrhundertwende die Dorfbehörde mit Gesu-

liert, Strom gratis.

chen um Zusicherung elektrischer Kraft förmlich bombardiert (siehe das besondere Kapitel

Ing. Studer anerbietet sich zu Aufbauarbeiten

«Apparate und Maschinen»).

und Planung, ohne Entgelt. Der Schaden an der öffentlichen Lichtanlage, ca. Fr. 3000.–,

Der Siegeszug der Elektrizität ist nicht aufzu-

wird vom Hülfskomitee übernommen.

halten.

NK = Neue Kerze

1

19


Das Reservoir Haselholz muss ständig erweitert

duell geprüft, jedes Objekt einzeln behandelt,

werden:

taxiert und bewilligt.

1893 auf

75 m3

«Es wird beschlossen, Joh. Anderegg-Hofer

1909 auf

400 m

3

für Abgabe elektrischer Kraft zur Erhitzung eines

1912 auf

2000 m3

Glätteeisens für einen wöchentlichen Arbeitstag von

1927 um weitere 400 m3

10 Stunden jährlich Fr. 17.50 zu fordern.» (1902)

Schon 1897 wird das Werk erweitert, bald darauf ist zur Aufnahme einer Akkumulatoren-

«Der Frau Kolb, Schneiderin, wird ein Glätteeisen à 400 Watt bewilligt.»

batterie ein Anbau zum Maschinenhaus nötig. Man erwirbt zu diesem Zweck von der Einwoh-

«Hr. Peter Michel, Conditor, beabsichtigt,

nergemeinde 14  ⁄5 Klafter Land (etwa 48 m zu

einen elektrischen Kochherd zu installieren. Es

Fr. 6.– das Klafter, für total Fr. 88.80, Preis ca.

wird beschlossen, ihm die nötige el. Energie zuzu-

Fr. 1.85/m2).

sichern. Die Taxation soll nach Eingang von be-

4

2

züglichen Erkundigungen, wie auch nach welchen

Apparate und Maschinen

Grundsätzen solche Herde anderwärts taxiert werden, erfolgen, immerhin soll Hr. Michel, da es sich hier um eine Probe handelt, möglichst billig gehal-

Die Gründer des Elektrizitätswerks in Mei-

ten werden.» (April 1901)

ringen hatten ausschliesslich die elektrische Beleuchtung im Auge. Nicht umsonst trägt die

Vom Siegeszug elektrischer Apparate und Ein-

eingesetzte Kommission noch jahrelang den

richtungen in den ersten dreissig Jahren mö-

Titel einer Beleuchtungskommission, obschon

gen folgende Protokolleintragungen Kunde

mancherlei Apparate installiert worden waren.

geben:

1891 ersucht Dr. Renggli die Dorfbehörde,

1899

zu prüfen, ob die motorische Kraft des Werks eventuell zu industriellen Zwecken nutzbar

Im Juli wird Metzger Kohler 1 ½ PS Energie zum Betriebe einer Fleischhackmaschine zugesichert.

gemacht werden könnte. Aber noch einige Jahrzehnte lang betreibt Buchdrucker Christian Brennenstuhl seinen Motor mit Wasser: Per Minute 65 Liter Erguss, einen Tag zu 10 bis

1901 Glätteeisen. Jahresabonnement Fr. 4.–. Kochherde.

12 Stunden in der Woche in Betrieb. Jahreszins Fr. 95.–. Mit der Zeit erobert sich der elektrische Strom doch weite Gebiete des Haushaltes, der gewerb-

1902

lichen und öffentlichen Betriebe. Er ist eben ein richtiger Tausendsassa, vielseitig verwendbar,

er erfüllt spielend die vielfältigsten Wünsche

Bogenlampen für die Hauptstrasse. Die Einwohnergemeinde bezahlt für 12 Bogenlampen, während täglich 3 Brennstunden, von Anfang Juni bis Ende September Fr. 800.–. Es soll darüber ein rechtsverbindlicher Vertrag abgeschlossen werden.

und Bedürfnisse: Er kann wärmen (Kochherde,

D. Grewahr: Kraft zum Kochen. 1 Std. täglich: Fr. 40.– / Jahr.

(Spritzpistole) oder abkratzen.

1903

Um die Jahrhundertwende sind noch keine

Gesuch um elektrische Kirchenheizung wird abgelehnt. Dem Krankenhaus wird die Gratisabgabe von Strom zum Betrieb eines

Öfen, Boiler), aber auch kühlen (Kühlschränke). Er kann sowohl saugen (Staubsauger) wie auch blasen (Gebläse). Er kann Farbe auftragen

Zähler in Betrieb. Jedes Gesuch wird indivi20


Röntgenapparates auf unbestimmte Zeit bewilligt.

Im Lauf der Jahre haben sich auch die technischen Bezeichnungen vereinfacht. Heisst es noch in der Turmchronik der Kirchgemeinde

1904

Brotteigknetmaschine. Chr. Gertsch, Bäcker.

1898: «… sodass in verschiedenen Werkstätten eine elektrische Kraftübertragung zur Treibung von

1907

Erster Haartrockneapparat.

Maschinen eingerichtet werden konnte …» so sagt man dem heute schlicht und einfach:

1908

Einführung der Metallfadenlampen Osram und Tantal anstelle der Kohlenfadenlampen.

1910

Erste Ventilatoren in den Hotels.

1913

Es wird geklagt über den hohen Energieverbrauch der Waschmaschine im Krankenhaus.

1916

(…) die an eine Lampe angeschlossene Diktiermaschine beim Notar Abplanalp.

1918

Uhrmacher Heinrich Steiner erhält einen Fusswärmer. Taxe: 25 Rp. pro Watt und Jahr.

1919

1920

7 Kochapparate angemeldet. 4-PS-Motor zum Betrieb einer Mühle der Landwirtschaftlichen Genossenschaft. Die mit Wasser betriebene Druckerei Brennenstuhl wird auf Elektrizität umgebaut.

Elektromotor.

Bogenlampe der öffentlichen Beleuchtung, wie sie 1902 für die Hauptstrasse bewilligt wurde.

Dörren von Obst und Gemüse im Elektrizitätswerk. Otto Knittel stellt ein Gesuch für Stromlieferung für sein Kückenheim, ca. 40 Watt.

1923

Inserat im «Oberhasler»: Das EW ist in der Lage, Strom für Koch- und Heizzwecke und Motoren abzugeben.

1927

Die ersten Boiler und Staubsauger.

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Telefon

Man begreift die Kinder, die andächtig ihr Ohr an die summenden Leitungsstangen halten,

Seit 1854 tuckert im zweiten Stock des Postbü-

um mitzuhören.

ros Meiringen der Telegraf und sendet mittels Morsezeichen Nachrichten durch seine Drähte.

Man versteht jenen alten Mann, der findet: «E settigs ischt denn d’Sach doch afen zwyt triben.»

Beim Brand von 1891 schmilzt der Apparat zu

( Turmchronik)

einem Messingklumpen zusammen, der heute im Haslimuseum zu sehen ist.

Und heute telefoniert man, mit grösster Selbstverständlichkeit, sogar drahtlos in alle Welt

Die Erfindung der elektrischen Beleuchtung

hinaus!

bewirkt eine weitere revolutionäre Veränderung im Alltagsleben.

Erstmals am 30. November 1892 findet das Telefon in den Protokollen der Dorfgemeinde

Und nun ist – wieder durch Thomas A. Edi-

Erwähnung.

son – mit der Verbesserung des Mikrofons von Graham Bell dem Telefon eine weltweite

Man regt an, einleitende Schritte zu tun, die

Verbreitung verschafft worden. Telegraf und

nötigen Abonnemente zu sammeln und bei

elektrisches Licht beruhten schliesslich auf

der eidg. Telegrafenverwaltung ein Gesuch zu

technischen Vorgängen, die man durchschau-

stellen.

en kann. Aber jetzt: Die lebendige menschliche Stimme durch Drähte auf Reisen zu schicken,

Ein halbes Jahr später verlangen sechzehn Pe-

sogar auf grosse Distanzen, dass man glaubt,

tenten, Hotelbesitzer und Gewerbetreibende,

der Gesprächspartner stehe einem leibhaftig

eine telefonische Verbindung mit Interlaken

gegenüber, dass man seine Stimme erkennt –

und Luzern. Dafür verlangt das Amt jährliche

das grenzt an Wunder, ist ein Wunder!

Minimaleinnahmen von Fr. 1350.– respektive Fr. 2250.–. Am 28. Februar 1894 wird an der Dorfgemeinde die Übernahme dieser Garantie beschlossen. Man rechnet mit einem Beitrag der Einwohnergemeinde von Fr. 250.–, einem solchen von Interlaken von Fr. 100.– und vertraut darauf, dass das jährliche Defizit sich bald einmal verringern werde. Aber gut Ding will Weile haben. Im März 1895 wird man vorstellig und verlangt energisch die baldige Installation des Netzes. Die Direktion des Telegrafenamtes Interlaken sagt zu. Gleichzeitig werde eine Telegrafenlinie nach der Grimsel (?) in Angriff genommen werden. Weitere Eintragungen fehlen. Begreiflich, da sich bald darauf die Telefonverwaltung verselbständigt und vom Elektrizitätswerk nur zum Betrieb eines Umformers Strom begehrt. Im Februar 1909 erhält das Maschinenhaus einen Telefonanschluss. Die Verbindung mit dem Reservoir Haselholz wird als interne Privatleitung installiert.

22


Das «zweite» Elektrizitätswerk, Maschinenhaus mit Büro, Werkstatt und Wohnung des Betriebsleiters

Erweiterung des Werks

Nachdem auch die alten Maschinensätze durch «Translokation» im neuen Maschinenhaus un-

In den Jahren 1904 und 1905 erfährt das Werk

tergebracht sind, wird das alte Maschinenhaus

eine umfassende Erneuerung: Neben dem Alp-

dem Krankenhaus für Fr. 5500.– verkauft (heu-

bach erstellt Bauunternehmer Hans Abplanalp

te Absonderungshaus).

ein neues Maschinenhaus mit Maschinenraum, Büro, Akkumulatorenraum, Magazin,

Das Reservoir Haselholz und die Akkumulato-

Werkstatt und Wohnung des Betriebsleiters.

renanlage werden nochmals vergrössert.

Hinzu kommen eine zusätzliche Druckleitung

Man gibt sich stets Rechenschaft über die Güte

von 350 mm Durchmesser und zwei neue Ma-

der Fabrikate. Die Lampen «Osram» (Leucht-

schinensätze.

drähte aus Legierung von Osmium und Wolfram), Preis Fr. 1.01, haben nach 800 Stunden

Turbinen: Escher-Wyss, Zürich, 150 HP

Brenndauer 50 % ihrer Leuchtkraft eingebüsst,

Dynamo: Maschinenfabrik Oerlikon

wogegen Wotanlampen, Preis 75 Rp., nur 19 %

Ableitung des Wassers zum kleineren Teil über

Einbusse erleiden. Man zieht die Konsequen-

eine Dolenleitung zum Dorfbach, zur Haupt-

zen.

sache in den Alpbach. 23


Im sonnigen und regenarmen Sommer 1911

Noch vor dem Ersten Weltkrieg wird das Netz

sind Dorfbach und Alpbach fast am Versiegen.

erweitert: Willigen, Oberstein, Sand und die

Der Alpbachfall muss vollständig angezapft

Alpbachallee werden angeschlossen, die Stras-

werden.

senbeleuchtung auch im Winter beibehalten.

«Einheimische und Fremde sehen mit

Dann aber brechen harte Zeiten an. Wichtiges

grossem Bedauern diese Verunstaltung und diesen

Material wird knapp, Kupfer besonders rar. Ins-

Raubbau an landschaftlicher Schönheit.»

tallationsdraht ist nur gegen Abgabe von Kupfer erhältlich.

Maschinensaal Meiringen I mit Gleichstrom-Maschinensätzen nach der «Translokation» 24


Von den überflüssig gewordenen Akkubatte-

aber doch eingeführt. Resultat: viel geringerer

rien werden 1915 16 250 kg Blei verkauft.

Stromverbrauch. Der Zweck ist erreicht: Es wird Strom gespart.

Im Kriegsjahr 1917 errichtet der rührige Betriebsleiter Chr. Lengacher eine Dörranlage. Sie

Aber noch lange Zeit ist die Berechnung des

hat regen Zuspruch. Gedörrt werden:

Stromverbrauchs kompliziert. Wo noch keine

6120 kg Äpfel

626 kg Zwetschgen

Zähler eingeführt sind, gibt es verschiedene

3848 kg Birnen

559 kg Kohl und Rübli

Kategorien von Strombezug, je nach Anzahl

3987 kg Bohnen

122 kg Mais

und Kerzenstärke der Lampen, je nach Moto-

704 kg Zichorien

renstärke und Tageszeit («Abfallkraft»). So ist es

90 kg Beeren

Zusammen 16 056 kg Obst und Gemüse.

ein Unterschied, ob man privat glättet oder als Schneider(in), wie aus einer Beschwerde her-

Doch schon bald nach Beendigung des Ersten

vorgeht, worin betont wird: «Ich bin Näherin,

Weltkrieges brechen bessere Zeiten an.

nicht Schneiderin!» Antwort der Dorfbehörde: Wenn sie der Mei-

Die abziehenden französischen Internierten

nung sei, dass sie zu viel bezahlen müsse, dann

werden beschenkt.

sei es das Richtige, das Glätteeisen an einen Zähler anzuschliessen.

Zuversichtlich hält man Ausschau. «Die Bidmiquellen sind nicht ausser Acht zu lassen!» (1919)

1926 wird eine Vereinfachung der Tarife angeregt. Im Ganzen sind nun schon 146 Koch-

1920: Langes Pro und Contra über die Einfüh-

und Heizapparate installiert, obschon der

rung von Stromzählern. Erst abgelehnt, dann

Strom knapp ist. «Die Abonnenten haben scheinbar vergessen, dass sie Strom sparen sollten.» Von 12 – 1 ½ Uhr mittags wird der Strom abgeschaltet. Am 11. Januar 1922 ereignet sich beim Alpbachfall ein Felssturz, der die Druckleitung demoliert. Das Anbringen einer Notleitung dauert eine Woche. Retter in der Not ist das Werk im Trinkwasserreservoir, das genügend Strom für die Beleuchtung liefert. Koch- und Heizapparate werden plombiert. Ein drohender Felskopf gefährdet die neue Leitung. Etappenweise wird er behutsam gesprengt, nachdem man Fachleute beigezogen hat. Die schmiedeeisernen Rohre werden einige Meter weiter westwärts verlegt. In Anbetracht der strengen Arbeit bei der Wiederherstellung der Druckleitung erhalten fünf Arbeiter je ein Paar Schuhe.

Rohrbruch der Druckleitung 25


Erneute Stromknappheit stellt die Dorfbehörde

bieten, ausgenützt werden. Die heutige finanzielle

vor die Alternativen: Erweiterung des Werks?

Lage der Dorfgemeinde ist ja wohl der beste Be-

Ankauf von Fremdstrom? Bau einer Dieselan-

weis dafür, dass sich die eigenen Anlagen mit der

lage? 1925 entschliesst man sich zu diesem

Zeit lohnen, auch wenn diese unter schwierigen

letzten Ausweg. Der Einbau eines Öltanks von

Umständen gebaut werden müssen. Die bisherige

15 000 l Inhalt ist unumgänglich.

Entwicklung unseres Werkes zeigt uns, dass sich der Unternehmungsgeist unserer Vorfahren gelohnt

Für den ohne jegliche Störung erfolgten Be-

hat, die unter finanziell viel schwierigeren Verhält-

trieb im Jahre 1930 erhalten die dafür Verant-

nissen das Werk zum Nutzen des Dorfes und der

wortlichen, einschliesslich Wasserwärter und

Gemeinde erbaut und erweitert haben.»

Kehrichtfuhrmann, eine Gratifikation. Die

ausserordentliche

Dorfgemeinde

vom

1941 kommt die Dorfbehörde in eine arge

19. April 1941 stimmt dem Vorschlag der Dorf-

Zwangslage. Die zu dieser Zeit verfügbare Leis-

behörde einstimmig zu. Schon im Januar 1942

tung beträgt:

kann die neue Druckleitung in Betrieb genommen werden (Firma Brunner und Zehnder).

Werk Alpbach

820 PS

Werk Reutiberg (Trinkwasser)

150 PS

Die Dieselanlage wird kaltgestellt. Die Zuver-

Dieselanlage

150 PS

sicht hat sich gelohnt. Die Kapazität hat um ca.

1120 PS

250 kW zugenommen. An der Dorfgemeinde

vom 28. Dezember 1942 werden die Baukosten Eine Verfügung des Eidg. Kriegs-, Industrie-

von rund Fr. 170 000.– einstimmig genehmigt,

und Arbeitsamtes verbietet die Erzeugung elek-

ebenso die Zuleitung des Mühlebachs in den

trischer Energie durch Dieselmotoren. Damit

Alpbach.

fehlen nun die 100 kW, die zur Bewältigung der Spitzenbelastung dringend nötig sind.

Zum vermehrten Wasserzufluss gehören neue

Auch zeichnet sich eine rapide Zunahme von

Maschinen. Vom Elektrizitätswerk Reichen-

Heiz- und Kochstrom ab. Alldem könnte durch

bach erwirbt man eine Turbine für Fr. 12 000.–.

Bezug von Fremdstrom abgeholfen werden. Ein neuer Generator BBC wird noch auf Obmann Otto Brügger schlägt einen anderen

Gleichstrom umgebaut. Totale Kosten für die

Weg vor: den Bau einer neuen Druckleitung

ganze Gruppe Fr. 34 000.–. An die Lieferung

von 400 mm Durchmesser. Die bisherigen Lei-

wird die Abgabe von 500 kg Kupfer an die Fir-

tungen von 180 und 350 mm Durchmesser

ma geknüpft (Kriegszeit!). Die Bauarbeiten wer-

nutzen die vorhandene Wassermenge ungenü-

den den Firmen Sulzer, Neiger und A. Gerber

gend aus. Da das Reutiberg-Werk während acht

übertragen. Für die heikle Arbeit werden einige

Stunden den Bedarf an Energie deckt, kann in

versierte Schweisser beigezogen.

dieser Zeit das Reservoir Haselholz gestaut werden. Es kann ferner der Mühlebach noch beige-

Wasserknappheit im Winter 1943/44 zwingt

zogen werden. Vorgesehen ist Gussrohr für die

die Dorfbehörde dazu, elektrische Öfen zu

im Boden verlegten Strecken, Spezialstahlblech

plombieren. Ausnahmen werden bewilligt für

für die freien Partien. Das nötige Kapital von

ältere Leute, Uhrmacherwerkstatt und Ärzte-

Fr. 160 000.– ist vorhanden.

wartezimmer.

Der Artikel im «Oberhasler» schliesst mit fol-

Das Werk Meiringen ist bald das einzige Gleich-

genden Worten:

stromwerk weit und breit.

«Bevor wir unsere Unabhängigkeit aufgeben, sollten doch die Möglichkeiten, die sich uns 26

Der Fremdstrombezug nimmt abnormal zu. Abhilfe tut not. Das Goldernbächli wird gefasst.


Die Dieselmotoren werden für Fr. 4000.– ver-

Die Zeit erheischt einen mutigen Schritt vor-

kauft.

wärts. Die Richtung ist klar vorgezeichnet: das Bidmi-Werk. Es rückt in greifbare Nähe und

Der Wechselstrom gewinnt immer mehr an Be-

wird unbedingtes Erfordernis.

deutung, auch das Werk Meiringen muss «dran glauben» (siehe Kapitel «Umbau»). Stufenweise hat sich das EW Meiringen entwickelt, hat sich vergrössert, erneuert, den neu gestellten Forderungen anzupassen gewusst. Aber nun droht es in eine Sackgasse zu geraten.

Das Reservoir im Haselholz vor dem Bau der Zentrale Meiringen II, nach verschiedenen Erweiterungen

27


Alpbachfall

« … damit der Alpbachfall wieder besser zur Geltung kommt. Die Eigenversorgung soll je-

Ein Sonderfall bleibt der Alpbachfall. Er hat

doch ausdrücklich gegen diese Massnahme das

nämlich im Sommer eine bedeutende Rolle als

Vorrecht haben.»

Naturschönheit zu spielen. Das alte Lied: Man kann nicht zugleich den In den Dreissigerjahren wird er abends farbig

Fünfer und das Weggli haben.

beleuchtet: grün, blau, rot, mittels grosser farbiger Scheiben, die Betriebsleiter W. Lengacher

Mit der Schutz- und Nutzungsplanung, die

vor einen mächtigen Projektor schiebt. «Etz

im Verfahren für die Erneuerung der Wasser-

losid den», pflegte er zu sagen, wenn er die

rechtskonzessionen im Jahr 2000 erstellt wer-

glutrote Scheibe vorschob, was den auf dem

den musste, wird der «untere Alpbach» mit

Alpbachbrüggli versammelten Kurgästen regel-

dem Alpbachfall eindeutig als Fischgewässer

mässig ein «Ah!» entlockte. In den ersten Jahren wird nur der Dorfbach als Stromlieferant benutzt. 1904 wird der Alpbach beigezogen, das Reservoir erweitert und eine zweite Druckleitung von 350 mm Durchmesser erstellt. Damit beginnt die Interessenkollision: Den Touristen, dem Verkehrsverein, allen Freunden der Natur, die einen prächtigen Wasserfall bewundern möchten, stehen die Interessen des EW gegenüber. Wie viel Wasser soll man in den Sommermonaten Juli und August über die Fluh hinunterstürzen lassen, wie viel soll, durch Röhren geleitet, der Stromproduktion nutzbar gemacht werden? Das Seilziehen findet auch in den Protokollen seinen Niederschlag: « … Die Stromlieferung an die BKW ist zu reduzieren, damit während der Saison der Alpbachfall angesehen werden darf. Einnahmenausfall täglich etwa Fr. 8.–.» « … Vorerst sind alle der Auffassung, dass die Schulden nach bestem Können zu reduzieren sind unter bestmöglicher Berücksichtigung der Naturschönheit des Alpbachfalles.»

Alpbachfall 28


beurteilt. Damit sind alle Unklarheiten und das alte Lied nach gesetzlichen Vorgaben beseitigt: Der Bachlauf wird künftig mit monatlich unterschiedlichen Restwassermengen zu dotieren sein. Im Februar 1955 wird die Firma Sulzer beauftragt, den Fall zu korrigieren, dass er auch bei wenig Wasser das «Gesicht nicht verliert». Dieses «Make-up» steht nicht allein da. Sowohl der Reichenbachfall, wie der Schräyibach in der Aareschlucht sind im Interesse der Kurgäste «frisiert» worden. Dem Zuge der Zeit folgend werden seit Mitte der Fünfzigerjahre Kirchturm und Kirche, Alpbach- und Reichenbachfall, auch die Ruine Resti in der Sommersaison abends beleuchtet. Die Dorfgemeinde ist Eigentümerin der Grundstücke rund um die 1890 für Touristen begehbar gemachte Alpbachschlucht. Die Grenzen gehen nach Grundbuchplan je bis Mitte Alpbach – die Dorfgemeinde ist also auch Eigentümerin der Alpbachschlucht. In einer vom Gemeinderat Hasliberg einberufenen «Zukunftskonferenz» kam die Idee auf, die Alpbachschlucht wieder begehbar zu machen. Als Unterabteilung der SAC-Sektion Oberhasli (sie verfügt über die notwendigen Haftpflichtversicherungen für alle ihre Weganlagen in der ganzen Schweiz) wird 2006 der «Verein pro Alpbachschlucht» gegründet. Der Bau wird mit dem erforderlichen Baurecht und einem Investitionshilfebeitrag von Fr. 30 000.– unterstützt. Die Schlucht ist als Felspfad bergwärts von Mai bis Oktober begehbar. 2014 wird gar eine über den Abgrund hinausragende Plattform eingeweiht.

Alpbachschlucht als Felspfad begehbar 29



Das Werk Reutiberg Als in der Zeit des Ersten Weltkrieges wieder

Bronze-Legierung ersetzt. Bei der Überprüfung

einmal Stromknappheit herrscht, macht ein

kommt dieses Rad aber nach nur vier Betriebs-

Mitglied der Dorfbehörde, vermutlich De-

jahren ziemlich havariert zum Vorschein. Es

potchef Gügi, den Vorschlag: Warum nicht die

muss schleunigst wieder ersetzt werden, gleich-

bestehende Trinkwasserversorgung zur Strom-

gültig, was die Ursachen für die Schäden sind.

gewinnung beiziehen?

2014

Der Stand der Technik erlaubt es ohne Weiteres,

Die Reutiberg-Maschine leistet ihren Dienst

eine Turbine in die Wasserleitung Schrändli –

nach 95 Jahren wie am ersten Tag !

Meiringen einzubauen, ohne dass die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigt wird. So wird im Reservoir Brunnenschrändli am Weg Meiringen – Reuti 1917/1918 eine Turbine eingebaut (Atéliers de constructions mécaniques, Vevey, für Fr. 12 990.–) und ein Gleichstromgenerator MFO (Maschinenfabrik Oerlikon) für Fr. 14 210.– angeschlossen. Der neu gewonnene Strom wird in einer Freileitung dem Dorfwerk Alpbach zugeführt: 100 kW. Leitung der Anlage: Ing. Strehlin, Zürich. Kosten: Fr. 65 000.–. Am 17. Februar 1919 wohnt die Dorfbehörde der Inbetriebnahme der Anlage bei, die noch heute (1989), nach 70 Jahren, in Betrieb ist. 1989, nach 70 Jahren und ca. 600 000 Betriebsstunden wird das erste Turbinenlaufrad durch ein Rad der Firma Hugal aus einer Aluminium31



Das Werk Meiringen II «Bidmi» Mitte der Vierzigerjahre zeichnet sich im Werk

hierfür, Fr. 60 000.– bis Fr. 80 000.– jährlich,

mehr und mehr eine Energieknappheit ab. Im

deckt die Zinsen des aufzunehmenden Kapi-

Jahre 1946 muss man Fremdstrom hinzukau-

tals. Im Amortisationsplan ist die vollständige

fen, 300 000 kWh im Betrage von Fr. 14 460.–.

Schuldentilgung für 1978 vorgesehen.

Seit 1939 ist der Konsum um 100 % gestiegen, Erweiterung tut not.

An der Dorfgemeinde vom 22. Dezember 1947 (anwesend 83 Stimmberechtigte) wird das Vor-

Seit Jahren sind die Bidmiquellen im Ge-

haben eingehend erläutert und diskutiert. Ein

spräch, 1933 hat man sie vorsorglicherweise

baureifes Projekt der Ingenieure Schuler und

für Fr. 2000.– erwerben können. Goldern- und

Nadler liegt vor:

Alpbach können noch miteinbezogen werden. Die Gefällsstufe zum Haselholz ergibt 568  m,

Wasserfassung und Ausgleichsbecken auf Bid-

auch kann noch die zweite Stufe Haselholz –

mi. Von den drei Varianten Goldern, Egg und

Meiringen ausgenützt werden.

Bidmi ist es die vorteilhafteste, besonders auch wegen der konstanten Wasserführung im Win-

Gewiss: Der Bau ist ein Wagnis, steigen doch

ter: Bidmiquellen und Alpbach 40 Sekunden-

die voraussichtlichen Kosten bald einmal von

liter. 2,4 km lange Druckleitung, 435 mm

1,3 auf 1,8 Millionen Franken, für die Dorfge-

Durchmesser, zum Werk M II wird 70 – 80 cm

meinde ein nahrhafter Brocken. Ausserdem

tief in den Boden verlegt. Nochmalige Ausnut-

steckt man noch auf Jahre hinaus im Umbau

zung der Gefällsstufe von ca. 200 m zu beste-

des Netzes auf Wechselstrom.

henden Werk M I, Alpbach. Das Ausgleichsbecken Haselholz fasst 3300 m3.

Das nötige Material ist knapp und nur nach langer Lieferfrist erhältlich. Doch auch die po-

Man ist in einer Zwangslage. Täglich fehlen

sitive Seite lässt sich hören: Für die überschüs-

3000 kWh Energie, die vom EW Reichen-

sige Energie findet man Zusicherung auf Absatz

bach bezogen werden. Beim projektierten

bei den BKW, für 10 Jahre gesichert. Der Erlös

Werk rechnet man mit einer Produktion von 33


3 100 000 kWh im Jahr, die kWh zu 3.35 Rp.,

Baulos 4:

wovon rund ⁄3 verkauft würden.

Zentrale im Haselholz

2

A. Gerber Die wohlfundierten Pläne und Berechnungen finden einhellige Zustimmung. Angesichts der

Das Gutachten von Ing. Beetschen über das

Schwierigkeit, innert nützlicher Frist die nöti-

Projekt Schuler/Nadler lautet durchwegs positiv.

gen Maschinen und Installationen zu erhalten

Für die örtliche Bauleitung sucht die Behörde

(Lieferfristen für Turbine und Generator 52

einen Verantwortlichen. Ing. Nil und Rud. Wal-

und 57 Wochen), beschliesst die Dorfbehörde,

ther lehnen ab. Bestimmt wird Ing. Nadler jun.

die Aufträge sofort zu erteilen. Finanzierung: Es waltet gesunder Optimismus: Die Konzes-

Nach langen Verhandlungen findet folgender

sion würde sowieso erteilt werden, und für die

Plan Genehmigung:

überschüssige Energie werde man ohne Zweifel Absatz finden.

Darlehen bei der SUVAL

Fr. 500 000.–

zu 3 ¼ %, auf 10 Jahre fest Es werden bestellt: Baukredit bei der KantonalDruckrohre 435 mm Durchmesser aus

bank von Bern

der Tschechoslowakei

zu 3 ¾ %, umwandelbar in

Giovanoli, Monthey

Fr. 408 000.–

sich damit auf 12 Mio. kWh erhöhen, was für

1120 PS, 180 Liter/Sek. Fr. 166 400.–

lange Zeit genügen dürfte. Bauzeit 2 ½ Jahre. Während dieser Zeit steht

2 Generatoren, Drehstrom,

das Bidmi-Werk auf jeder Traktandenliste der

1000 kVA, 525 Volt Maschinenfabrik Oerlikon

feste Darlehen von 3 ½ % Die Leistung der beiden Werke M I und II wird

2 Pelton-Turbinen zu je Bell & Cie, Kriens

Fr. 1 300 000.–

Fr. 74 000.–

Dorfbehördesitzungen. Alle Mitglieder der Dorfbehörde, allen voran Dorfobmann Otto Brügger und der Dorfschreiber, bewältigen eine

2 Transformatoren

Riesenarbeit:

16 000/525 Volt, 1050 kVA Maschinenfabrik Oerlikon

Fr. 37 507.– – Studium der Pläne, Beratung durch Fach-

Die Bauarbeiten werden auf vier Firmen in

leute

Meiringen aufgeteilt, auch das übrige einhei-

– Ausschreibung und Prüfung von Offerten

mische Gewerbe wird berücksichtigt.

– Vergebung von Aufträgen, Bestellungen – Verträge, Vermarchung, Verurkundung

Baulos 1:

– Verhandlung mit Landbesitzern, Land-

Bidmi. Wasserfassung und Ausgleichsbecken

entschädigung

Ghelma

– Orientierung der Öffentlichkeit – Beschaffung von Kapital, Unterhandlun-

Baulos 2: Wasserschloss, Druckleitung Bidmi – Goldern

gen mit Banken und Versicherungen – Kontrolle der geleisteten Arbeiten

A. Sulzer Mit einer Ausnahme, die sich über eine längeBaulos 3:

re Zeit hinzieht, können alle Einsprachen der

Druckleitung Goldern – Haselholz

Landeigentümer gütlich erledigt werden. Fritz

F. Neiger + Sohn

Ringgenberg schildert in der Jubiläumsschrift 1950 die ergötzliche Historia folgendermassen:

34


Das Reservoir im Haselholz mit der neuen Zentrale

Zentrale M II nach dem Neubau mit zwei Maschinengruppen 35


«Gegen die Einsprache eines Herrn Oberst-

Im Grossen und Ganzen aber herrscht ein gutes

brigadier, welcher sich an der Strasse Reuti – Gol-

Einvernehmen, das Werk schreitet rasch voran.

dern einen Bauplatz im Halte von 36  a erworben

Und wo fände sich nicht – bei einem Unter-

hat und sich mit einer Besitzesstörung nicht abfin-

nehmen dieser Grösse – ein Haar in der Suppe?

den kann, muss das Expropriationsverfahren ein-

Auch über die Gestaltung des Hochspan-

geleitet werden. Die Massnahme wird angefochten. Das Obergericht schlägt eine gütliche Eini-

nungsraumes im Werk M   I kann man sich schliesslich einigen.

gung in Form einer Erwerbung des Grundstückes für Fr. 17 000.– vor. Obschon man den Kaufpreis reichlich hoch findet, willigt man ein, um die Bauarbeiten nicht

Nach grosser Verspätung ist endlich der erste Generator (MFO) angelangt, der zweite sei «in Sicht» (Januar 1950).

zu verzögern, und verkauft dann die Liegenschaft mit eingetragener Last für Fr. 18 000.– weiter.»

Dem Transport der Generatoren auf der Seilbahn Goldern  –  Haselholz wohnt die ganze

Der Kraftstrom für den Bau wird vom Elektri-

Dorfbehörde bei.

zitätswerk Reichenbach geliefert zu 12 Rp. pro kWh.

Eine weitere Kabelbahn Wasserwendi – Bidmi hat den Transport der Druckrohre besorgt. Die

Grosse Schwierigkeiten ergeben sich bei der

Landentschädigung für die Rohrlegung wird

Materialbeschaffung (Nachkriegszeit). Die Dorf-

auf Fr. 1.– pro Laufmeter festgesetzt.

behörde ist ungehalten darüber, dass die bauleitenden Ingenieure gelegentlich Aufträge

Ende 1949 scheidet der initiative Dorfobmann

direkt erteilen, auch dass häufig Kredite über-

Otto Brügger aus der Dorfbehörde aus, da er

schritten werden.

seinen Wohnsitz ausserhalb des Dorfkreises

Zur Einweihung des Bidmi-Werks: Ansprachen … 36

Festwirtschaft …


verlegt hat. Die Dorfgemeinde ist froh, dass er

Nachmittag:

bis zur Fertigstellung des Werks als Präsident

– Übergabe des Werks durch Ing. Schuler

der Baukommission weiteramtet.

– Übernahme des Werks durch Obmann Aeberhard

Am 19. Oktober 1949 begibt sich die Dorfbehörde in corpore auf den Weg zur Abnahme

Im «Oberhasler» erscheint eine eingehende

der Bauarbeiten.

Schilderung des Werdegangs des Werks durch Fritz Ringgenberg. Sie wird auch als Sonder-

Am 18. Februar 1950 wird die Druckleitung erst-

druck unter dem Titel: «Aus den Protokollen der

mals gefüllt, der erste Generator probeweise in

Dorfgemeinde Meiringen» herausgegeben.

Betrieb genommen. Auch die Hochspannungsleitung Haselholz – Meiringen funktioniert zur

Das Werk ist wohlgelungen, der Bau steht fer-

Zufriedenheit. Kosten total Fr. 1 796 000.–.

tig da. Es geziemt sich nun, die grosse Arbeit der Dorfbehörde, der technischen Leitung, der

Zur Einweihungsfeier am 21. Mai 1950 sind

beteiligten Firmen und aller Arbeiter zu aner-

Behörden, die beteiligten Firmen und ein wei-

kennen, dies umso mehr im Bewusstsein, dass

teres Publikum geladen:

während der ganzen Bauzeit auch noch andere Arbeiten anfielen: der Umbau des Netzes auf

10.30 Uhr:

Wechselstrom sowie die Erwerbung und Fas-

– Begrüssung durch Ehrenobmann Otto

sung der Funtenenquellen.

Brügger – Feldpredigt Pfarrer Fankhauser – Picknick, Vorträge der Musikgesellschaft Meiringen

und ein Tänzchen … 37



Umbau auf Wechselstrom Schon 1926 erfolgt der erste Vorstoss (Gutach-

Am 20. Oktober 1945 wohnt die Dorfbehör-

ten Ing. Strehlin). Aber noch am 5. April 1932

de der Inbetriebnahme des Hauptspeisekabels

erklärt die Dorfbehörde mit aller nur wünsch-

12  kV bei, wobei die Transformerstation beim

baren Deutlichkeit, ein Umbau auf Wechsel-

Hotel Brünig als erste mit Wechselstrom be-

strom komme für Meiringen nicht in Frage,

leuchtet wird. Dem Dorfschreiber macht dies

dies wegen der sehr hohen Umbaukosten. Zu-

gebührend Eindruck, weshalb er das Ereignis

dem habe der Gleichstrom für unsere Verhält-

als «für unser Werk historischer Moment» im Pro-

nisse keine Nachteile, er helfe Meiringen, sei-

tokoll verewigt.

ne Unabhängigkeit zu bewahren. Auch seien noch genügend Kraftreserven vorhanden.

Man rechnet mit einer Umbauzeit von 10 Jahren. Nun braucht es Geld. Der Rabatt auf

Ein Jahr darauf, 1933, wird eine Dieselmotor-

Strombezug wird aufgehoben, eine Anleihe

anlage mit 15 000-Liter-Tank in Betrieb gesetzt.

aufgenommen. Mit den Umbauarbeiten wird im Westen begonnen, im Feldli. Eine Häuser-

Mit der Zeit vollzieht sich bei der Dorfbehör-

gruppe nach der anderen kommt an die Reihe.

de doch ein Gesinnungswandel, der Ruf nach

Besondere Schwierigkeiten bieten gewerbliche

Umbau auf Wechselstrom ertönt immer drin-

Betriebe mit speziellen Maschinen, wie die

gender. Sein Vorteil, die Transformierbarkeit,

Kunstanstalt Brügger, Bäckereien und beson-

ist offensichtlich.

ders das Krankenhaus. Der Umbau gibt Arbeit und Verdienst.

1944 wird der Umbau beschlossen, mit den Arbeiten soll sofort begonnen werden. Ein Um-

Voraussetzung für die Erteilung der Konzes-

baureglement wird in Kraft gesetzt: Die Kosten

sion für Installationen ist die abgelegte Meis-

des Umbaus übernimmt das Werk, Mehrkos-

terprüfung. Ausser den drei Inhabern der

ten durch Verbesserung gehen zu Lasten des

Konzession, Bernhard (Freierwerbender), Kas-

Abonnenten. Als Chef des Umbaus wird von

par Neiger und Walter Christen (Angestellter

Schwanden (Glarus) Kaspar Neiger berufen.

des Werks), bewirbt sich Fritz Steiner um die 39


Konzession. Die Dorfbehörde lehnt sie ab, da

selstrom konzipiert, während M   I (Alpbach)

der Bewerber ohne Meisterdiplom sei. Entge-

jahrelang zweierlei Stromarten produziert.

gen diesem Antrag beschliesst die Dorfgemeinde, Fritz Steiner die Konzession für gewisse In-

Höchst selten sind in den Protokollen Dinge

stallationen zu erteilen. Einfachste Lösung des

verzeichnet, die eher Menschliches berühren:

Konflikts: Steiner erwirbt das Meisterdiplom.

Als das Ende des Umbaus herannaht, empfiehlt Umbauchef Christen der Dorfbehörde,

Neiger tritt auf 1. April 1946 als Umbauchef

die Kündigung der beiden Monteure nicht

zurück, Walter Christen wird sein Nachfolger,

zu früh vorzunehmen, «da sie sonst das Ge-

der den Umbau mit Umsicht und Sachkennt-

schäftsinteresse verlieren».

nis vorantreibt. Die Umbaukosten variieren jährlich zwischen Mit der Umformergruppe wird Drehstrom er-

Fr. 232 000.– (1947) und Fr. 90 000.– (1951) und

zeugt. Dadurch wird der Bezug von Fremd-

betragen im letzten Umbaujahr Fr. 40 000.–.

strom

Die Kostenteilung ist verschieden: Bei den

aus

dem

Werk

Reichenbach

von

Druckereimaschinen der Firmen Brügger und

1000  kWh auf 400 kWh/Tag reduziert.

Loepthien übernehmen die Firmen ein Viertel Aus den Protokollen vernimmt man meistens

der Kosten, das Werk drei Viertel. Beim Kran-

Finanzielles, Beschlüsse über Vergebung von

kenhausumbau ist das Verhältnis 1:2.

Aufträgen, Gesuche um Preisreduktion und Ähnliches. Die geleistete Arbeit verschwindet

Langjähriger Chef des Umbaus ist Walter

zwischen den Zeilen, ebenso die nötigen Be-

Christen. Er hat die Lehre im EW Meiringen

triebsunterbrüche bei Privaten und Firmen,

absolviert und in verschiedenen Stellen Erfah-

die beim Umbau unerlässlich sind, auch die

rungen gesammelt. Seit 1942 ist er als Freilei-

Doppelspurigkeit im Werk I, ganz zu schwei-

tungs- und Installationsmonteur im EW Mei-

gen von den fachtechnischen Kenntnissen,

ringen tätig. Dank seiner ruhigen, besonnenen

die eine solche Arbeit unter erschwerten Be-

Art meistert er die grossen technischen Schwie-

dingungen voraussetzt. Über Unfälle oder Zwi-

rigkeiten des Umbaus, der Materialknappheit

schenfälle während der zehnjährigen Umbau-

und der Doppelspurigkeit mit dem gleichzei-

zeit ist nichts vermerkt, was den Ausführenden

tigen Bau des Bidmi-Werks. Nach Vollendung

zur Ehre gereicht.

seines Auftrages als Umbauchef geht er in die Privatindustrie und eröffnet ein eigenes Instal-

Ende 1945 ist bereits ein Achtel des Netzes

lations- und Verkaufsgeschäft.

umgebaut, Mitte 1947 ein Drittel. Die unnütz gewordenen Gleichstrom-Motoren werden im

Ende März 1955 ist das letzte «Objekt» in

«Schweizerischen

ausge-

Oberstein umgebaut, es bleibt nur noch das

schrieben und für Fr. 3300.– en bloc verkauft,

Reutiberg-Werk, d. h. der Generator über dem

ebenso die Dieselmotoren für Fr. 4000.–.

Reservoir der Trinkwasserversorgung, der seit

Maschinenmarkt»

1918 eine willkommene Stromzugabe produTram und Kino benötigen jedoch weiterhin

ziert. Die Schlussabrechnung des Umbaus er-

Gleichstrom. Dies erschwert den Betrieb. Für

gibt auf Rappen genau: Fr. 1 243 158.81. Am

das Tram wird im Frühling 1950 ein bei BBC

19. November 1955 wird im «Kreuz» im Beisein

erworbener 200-PS-Motor auf unsere Span-

von Dorfbehörde, ehemaligen Obmännern

nung umgebaut, was die Saisoneröffnung des

und Personal das Ende der 66-jährigen Gleich-

Trambetriebes um zehn Tage verzögert.

stromphase des EW Meiringen gefeiert. Damit ist ein Marchstein gesetzt: Die Gründungsepo-

Das neu zu erstellende Bidmi-Werk M  II wird

che hat ihren Abschluss gefunden, es beginnt

selbstverständlich von Anfang an auf Wech-

die Ära Wechselstrom.

40




Das Werk 1950 –1989 Die vier Jahrzehnte seit der Einweihung des

An Löhnen werden rund Fr. 80 000.– bezahlt.

Bidmi-Werks bedeuten für die Dorfgemeinde

Das Werk floriert, man legt Reserven an.

eine Zeit der Konsolidierung. Die grossen Arbeiten (Bidmi, Netzumbau, Funtenen, Badan-

Der Lichtstrom-Preis sinkt von 36 auf 30 Rp.

stalt) hat man hinter sich, man darf aufatmen.

pro kWh, wobei grosszügig ein Mengenrabatt

Man beschränkt sich auf den Unterhalt des

gewährt wird: 27-25-20 Rp. (für über 1000 kWh

Vorhandenen, auf gelegentliche Erweiterun-

Bezug).

gen und bemüht sich, mit der ständigen technischen Entwicklung Schritt zu halten.

Auf Neujahr erhalten alle Angestellten (natürlich inkl. Lehrlinge) eine Gratifikation.

Das grosse Wagnis «Bidmi», ein eigentlicher Marchstein in der Geschichte der Dorfgemein-

Dass die ganze Anlage wohlfundiert und gut

de, hat sich als notwendig und richtig erwie-

abgesichert ist, beweisen Ergebnisse und Be-

sen. Dies geht schon aus den Jahresrechnun-

schlüsse in den anschliessenden Jahren:

gen hervor. Als Beispiel dient die Abrechnung über das Jahr 1954 (Beträge gerundet):

1951: Die Energieproduktion übertrifft die angenommenen Werte.

Einnahmen

Fr.

419 000.–

Ausgaben

Fr.

353 000.–

Betriebsergebnis

Fr.

66 000.–

Abschreibungen

Fr.

106 000.–

Rückstellungen

Fr.

51 000.–

Bilanzsumme

Fr. 3 200 000.–

Separate Rechnung Umbau

Fr.

1953: Amtliche Bewertung EW

Meiringen

Fr. 1 255 000.–

Hasliberg

Fr.

Total

Fr. 2 070 000.–

815 000.–

19 000.–

43


Zentrale Meiringen I, 1989

Trotz regulärer Verzinsung und Amortisation

Ausserdem werden die Beiträge an wohltätige

bleiben noch genügend Mittel, um folgende

Vereine erhöht. Diese generöse Haltung erklärt

Ausgaben ins Budget aufzunehmen:

sich durch die Tatsache, dass z. B. im Jahre 1954 den BKW über 9 Millionen kWh im Betrag von über Fr. 137 000.– geliefert werden.

Modernisierung der Strassenbeleuchtung

Fr.

5 000.– In den Jahren 1960 bis 1963 haben sich im

Umleitung Bidmiquellen

Fr.

3 000.–

Die Mühlebachüberschwemmung in Stein am

Wandgemälde Arnold Brügger

19. Juni 1960: An einem heissen Sonntagabend

im Singsaal der Primarschule, analog Einwohnergemeinde

Oberhasli drei Naturkatastrophen ereignet:

Fr.

5 000.–

– Brünigschwinget und Grimselrennen sind soeben über die Bühne gegangen – entlädt sich ein heftiges Hagelwetter über die Mägisalp.

Goldernbach- und Alpbachfassung

Fr.

11 000.–

Umbaubudget 1954

Fr.

39 400.–

Alpbach und Mühlebach schwellen bedrohlich an. In kurzer Zeit ist das Mühlebachbett

44

mit Steinen und Schutt randvoll gefüllt, die


entfesselten Wasser ergiessen sich über das

1961 wird ein neues Motorfahrzeug für Fr.

ganze Quartier Stein. Sie richten auch im Bid-

16 100.– angeschafft, sicher kein Luxus, wenn

mi und im Haselholz enormen Schaden an

man sich die Grösse des Arbeitsfeldes vor Au-

und überführen die Wasserfassungen. Die Räu-

gen hält: Von Oberstein bis Unterbach, von

mungsarbeiten dauern wochenlang, die Schu-

Bidmi bis Balm, vom Brünig bis Funtenen.

len helfen tatkräftig mit. Der Schaden wird auf Fr. 100 000.– geschätzt. Angestellte und Lehr-

Auf 1. Januar 1962 tritt ein Einheitstarif für

linge des Elektrizitätswerks nehmen sich

Strombezug in Kraft:

spontan des arg mitgenommenen Schwimmbades an und werden für ihren Einsatz mit je

– Grundtaxe nach Raumeinheiten

einem Goldvreneli belohnt.

– Strompreis 5 Rp./kWh

Der Föhnsturm vom 7./8. November 1962: Der

In einer ganzseitigen Erläuterung im «Oberhas-

«eltischt Hasler» zerstört den Sagiwald, den

ler» orientiert Dorfschreiber Pulver in launiger

Wald auf Kaltenbrunnen, richtet aber auch

Weise über Vorteile und Härtefälle gegenüber

auf der Sonnseite des Tales grossen Schaden an

Abonnenten, «welche bereits mit den Hühnern

(oberes und unteres Haselholz). Der Schaden

die Nachtruhe antreten».

wird von der Versicherung vergütet. Durch einen Blitzschlag im Werk M  I erleidet Der Bergsturz am Kirchberg am 16. Februar

ein Maschinist einen Schock. Er ist eine Woche

1963: Diese dritte Katastrophe, der Bergsturz,

arbeitsunfähig.

geht sozusagen spurlos an der Dorfgemeinde vorüber. Erst Jahre darauf ist ein namhafter Bei-

Von Zeit zu Zeit begibt sich die Dorfbehörde in

trag vermerkt, den sie an die Genossenschaft

corpore auf eine «Begehung». Alle Werke, Lie-

der Hausbesitzer leistet.

genschaften und Stauweiher werden der Reihe nach inspiziert, so auch im Oktober 1967. «Die Begehung fand bei schönstem Herbstwetter statt, was die Mitglieder der Dorfbehörde einigermassen entschädigte für die Opferbereitschaft.» Der Umbau des Verwaltungsgebäudes (Dorfkasse) an der Kreuzgasse ist devisiert auf Fr. 315  000.–, kostet aber Fr. 357  000.–. Die Teuerungsrate beträgt 10 %. Die Büros werden auf die Südseite verlegt. Während des Umbaus findet man Unterschlupf vis-à-vis, im Hause Loepthien. 1979 wird die Initiative für den Bau einer Tennishalle unterstützt. Nach wie vor verlangen alle Anlagen eine sorgfältige Überwachung. 1979 wird an einem Turbinenrad im Werk M II ein Riss festgestellt. Man erwägt die Anschaf-

Zentrale Meiringen I (im Vordergrund die alte Tramturbine als Ausstellungsobjekt)

fung einer neuen Turbine (Bell, Kriens). Man entschliesst sich aber, nach und nach für alle 45


Turbinen von M I und II neue Laufräder an-

Wer hätte sich 1889, bei der Errichtung des ers-

zuschaffen. Zudem werden Reserve-Laufräder

ten Dorfwerks träumen lassen, «unser» Werk

gekauft.

werde einmal im Monat 2 Millionen kWh produzieren!

Die Motor Columbus AG überprüft im Auftrag der Dorfbehörde den Betrieb und alle Anlagen

Im Dezember desselben Jahres 1985 hat das

und unterbreitet Vorschläge für Rationalisie-

Bulletin ein wesentlich anderes Gesicht:

rung und Erweiterungen. Viel Arbeit verursachen die Beckensanierung im Haselholz und

Meiringen I

die Wehrerneuerung Alpbach.

Reutiberg

Seit Jahren beklagen sich die Anwohner im

179 200 kWh 49 330 kWh

Meiringen II

251 400 kWh

Total Dezember 1985

479 930 kWh

Schrändli über den Maschinenlärm des Werks Haselholz, der im Winter, wenn die Bäume

Abgabe an BKW

entlaubt sind, schier unerträglich werde. Dem

Bezug bei BKW

Übel ist schwer beizukommen: Abdecken des

Abgabe ins Netz

— kWh 651 700 kWh 1 131 630 kWh

Wasserauslaufs mit Aluminiumelementen und Anpflanzen von Sträuchern. Erfolg bleibt abzu-

Jedes Jahr legt Betriebschef Maurer Rechen-

warten.

schaft ab über die Tätigkeit des technischen Personals und die mannigfachen Anforderun-

Das Gesuch der Betriebskommission für Sport-

gen des Betriebes. Greifen wir einiges aus ei-

anlagen der Einwohnergemeinde für eine

nem seiner Berichte heraus:

36,3-kW-Wärmepumpe wird nachträglich bewilligt, weil Einbau und Anschluss bereits er-

– 6 Störungen

folgt sind. «Der Einwohnergemeinde ist vom Be-

– Netzausfall wegen Föhnsturm, Schnee-

fremden über dieses Vorgehen Kenntnis zu geben.»

druck, Kurzschluss, Überbelastung des Netzes

Die jahrelangen Differenzen zwischen Dorfge-

– Ausholzen der Reutibergleitung

meinde und der Michel AG über Besitzesver-

– Auswechseln der Turbinenlaufräder im

hältnisse am Brünigstein können endlich bei-

Werk M II

gelegt werden. Die Dorfgemeinde erwirbt ein

– Einbau der neuen 16-kV-Schaltanlage

Grundstück.

– Sandstrahlen und Anstrich beider Druck-

Jeden Monat wird die produzierte Energie in

– 15 neue Kabelanschlüsse

einem Monatsbulletin festgehalten.

– Zählerrevision

leitungen

– neues Kabel zur Wärmepumpe im Dasjenige von Juni 1985 weist die seit Jahren

Schwimmbad – 6 neue Kandelaber und Pilzleuchten

höchste Produktion auf:

(Strassenbeleuchtung) Meiringen I Reutiberg

661 300 kWh 64 420 kWh

Meiringen II

1 240 600 kWh

Total Juni 1985

1 966 320 kWh

Abgabe an BKW

1 126 900 kWh

– Niederschlagsmenge gemessen: 1632 mm (1981) – Beschädigung des Hydrantem Nr. 69 durch Schneefräse – Kontrolle und Unterhalt der Hydranten,

Bezug bei BKW Abgabe ins Netz

– kWh 839 420 kWh

Wasserproben, Verlängerung der Hydrantenleitung – 12 neue Wasseranschlüsse usw.

46


Der Bericht von sechs Seiten gibt in Einzelheiten die ausgeführten Arbeiten wieder. Tröstlich

– Personalabend mit Aussprache und Nachtessen

im Bericht: «Es wurden fast keine Lampen mehr

– Anschaffung einer EDV-Anlage für das Büro

durch Schneebälle beschädigt.»

– Fr. 10 900.– Netzverkabelung Gemeindemat-

Wie leicht vergisst der Strom- und Wasserbe-

– Neuanlage der Wasserversorgung Fr. 199 500.–

züger die vielen Einsätze des Personals bei

– Wehrerneuerung Alpbach im Haselholz,

te und Längenacher

Wind und Wetter, die erst einen ungestörten Betrieb gewährleisten: Die Arbeiten im Kabelgraben oder hoch oben im Korb des Euroliftes

Beckensanierung Haselholz, Stahlwasserbau im Gesamtbetrag von Fr. 625 000.– – Laufkran für Werk M II

(treffend «Giraff» genannt), mitten im Verkehr drängelnder Autofahrer. Grund genug, den

Ein Turbinenrad, welches jahrzehntelang sei-

Monteuren dankbar zu sein, die es uns durch

nen Dienst versehen hat, wird, mit einer Pla-

ihr technisches Können und ihre treue Pflicht-

kette versehen, an eine Ausstellung geschickt.

erfüllung ermöglichen, die Wohltaten des elektrischen Stromes ungestört zu geniessen.

Die oben erwähnte Wehrerneuerung betrifft den Alpbach im Haselholz. Die 80-jährige

Die Dorfbehörde kann sich nicht über eintöni-

Bruchsteinmauer soll durch eine Betonmauer

ge Geschäfte beklagen. Innert weniger Monate

ersetzt, eine Rechenreinigungsanlage einge-

hat sie folgende Beschlüsse zu fassen:

baut und das Ausgleichsbecken saniert werden.

– Erhöhung der Mietzinse der Wohnungen an

1986 erhält die Elektrowatt den Auftrag, ein

der Kreuzgasse

Konzept auszuarbeiten über Modernisierung,

– Beratung über neue Stromtarife

Automatisierung und Fernsteuerung des Werks

– Neue Trafostationen Allmend und Sand-

M II. Es soll eine wesentliche Erleichterung des

matte

Betriebes und eine bessere Ausnutzung des im Winter raren Wassers ermöglichen. So sollen in Zukunft Turbine, Schieber und Rechenreinigungsanlage vom Werk M I aus gesteuert werden können. Die Einrichtungen sollen modern, aber nicht luxuriös sein. Projekt und Kostenvoranschlag werden an der Dorfgemeinde vom 17. Dezember 1987 einstimmig genehmigt, die Arbeiten 1988 bis 1990 ausgeführt. 1988 wird die Verkabelung der Freileitung Reutiberg-Werk M  I (unter dem Alpbach durch) ausgeführt (Kaspar Wyss, Sand). Damit wird auch gegenüber unliebsamen Vorkommnissen ein Riegel geschoben, wie sie sich am 16. Oktober 1987 ereignet haben: Bei Föhnsturm fällt eine Tanne auf die dicken Freileitungskabel, die den Strom vom Werk Reutiberg der Zentrale M  I zuführen. Es gibt einen Kurzschluss, die Wicklung des Generators brennt durch. Er wird zur Reparatur gesandt. Gleichzeitig wird

Meiringen II während des Baus der Automatisierung (1989). An der Wand die neuen Elektroschränke, links davon die provisorisch versetzte alte Schaltwand.

die Turbine, die zu unfreiwilligen Ferien gekommen ist, unter die Lupe genommen. Sie ist noch tauglich, aber angeschlagen. 47


Kein Wunder, hat sie sich doch in 70 Jahren

Den wenigsten Leuten in Meiringen ist be-

ununterbrochenen Betriebes viele Milliarden

kannt, dass die Maschinisten des Elektrizitäts-

Mal herumgedreht. Sie verdiente es, irgendwo

werks weitere Funktionen erfüllen: Sie betreu-

als Zeuge der Zuverlässigkeit schweizerischer

en die Instrumente der Wetterstation beim EW,

Industrie (hier der Atéliers de constructions

besorgen dreimal täglich die Ablesungen und

mécaniques, Vevey) aufgestellt zu werden. Die

melden sie der Meteorologischen Zentralan-

Turbine wird durch die Fa. Bell Kriens repariert,

stalt in Zürich. Die Entschädigung für diesen

nachher vorübergehend wieder in Betrieb ge-

Wetterdienst fliesst in den Personalfürsorge-

setzt.

fonds. In früheren Jahren befand sich diese Wetterstation hinter der Eisenhandlung Gross-

Im Budget 1989 wird aber ein neues Turbinen-

mann/Michel. Pünktlich wie eine Uhr besorgte

rad, diesmal aus Aluminiumbronze statt Grau-

Sekundarlehrer Michel die Ablesungen. Wenn

guss, aufgenommen (Fa. Hugal, Algetshausen).

er zum Wetterhäuschen schritt, wusste man:

Auch diese Legierung wirkt sich gemäss Exper-

Jetzt ist es genau 6.00 Uhr.

tisen für das Trinkwasser nicht nachteilig aus. Die EW-Maschinisten nehmen seit vielen Jah70 Jahre in Betrieb! Dies ist aussergewöhnlich,

ren während ihres Schichtdienstes, Tag und

auch wenn hier nicht, wie z. B. in der Zentrale

Nacht, die Notrufe auf der Telefonnummer 118

Handegg (KWO), die Schaufeln ständig von fei-

entgegen und leiten sie an die Polizei oder Feu-

nen Granitkörnchen angegriffen werden.

erwehr weiter.

Zentrale Meiringen II mit dem durch die Automatisierung nötig gewordenen Anbau (Hochspannungsraum). 48


Diese seit 1953 unentgeltlich erbrachte Dienstleistung wird 1989 im Hinblick auf die Aufhebung des Schichtdienstes im Werk gekündigt. Ab 1990 wird der Dienst von den KWO, durch die ebenfalls rund um die Uhr anwesenden Schichtführer, sichergestellt. Ein Marchstein in der Geschichte des Werks ist die Aufhebung des Schichtdienstes der Maschinisten am 8. Juli 1993. Von der ersten Kilowattstunde 1889 bis zur letzten am 7. Juli 1993, 104 Jahre lang, wurde die Erzeugung von «Menschenhand» überwacht und gesteuert. Fortan wird diese Aufgabe von elektronischen Rechnern und Systemen erfüllt. Ein Pikettdienst wird aufgezogen und dafür ein Mobiltelefon für Fr. 2500.– angeschafft.

Turbine Reutiberg

49



Das Werk 1990 –2014 Produktionsanlagen / Liegenschaften

und der nicht durchwegs voraussehbaren Auswirkungen auf die Produktion auch die Automatisierung der Zentrale Meiringen  I gewagt.

Erfolgsmeldung im Bericht des Betriebschefs

Die Dorfgemeindeversammlung bewilligt den

zum Jahr 1990: «Die Automatisierung M  II konn-

nötigen Kredit von Fr. 1 750 000.–.

te abgeschlossen werden.» Am 26. August 1993 sind alle ehemaligen 1990: Die künstliche Beschneiung von Skipis-

Dorfbehörde-Mitglieder eingeladen, die au-

ten zur Verbesserung des touristischen Ange-

tomatisierten und modernisierten Anlagen

bots im Winter ist bei vielen Destinationen

sowie die umgebaute Zentrale M  I zu besich-

bereits Brauch und Ordnung. Ansehnliche

tigen. Die Abrechnung wird 1995 mit nicht

Infrastrukturen sind erforderlich. Die Dorfbe-

einmal einem Promille Abweichung abgelegt

hörde bewilligt den Bergbahnen erstmals den

mit Fr. 1 748 490.15 !

Bezug von 300 Minutenlitern Wasser aus dem Bidmisee für 2 bis 3 Nächte. Der Ertragsausfall

1991 stirbt Erwin Frey, der «Grandseigneur»

wird dem Werk zu Einkaufspreisen vergütet.

der Elektrowerke Reichenbach Frey & Cie. Deshalb bietet die Familie 1992 den BKW die

Die bestehenden einfachen Dachventilatoren

Werk- und Netzanlagen zum Kauf an. Es gibt

vermögen der hohen Raumtemperatur im Ma-

jedoch Kräfte, welchen es nicht gleichgültig

schinensaal M  II nicht mehr Herr zu werden.

ist, was mit den Anlagen und den Arbeitsplät-

1991 werden Kühlaggregate montiert, für wel-

zen passiert. Das Leitbild der Regionalplanung

che das Kühlwasser aus dem Seitenkanal beim

Oberland Ost strebt einen «Regionalverbund

Ausgleichsbecken bezogen wird.

Oberland für leitungsgebundene Energien» an. Man fasst die Gründung einer Elektrizitäts-

Nach der Automatisierung der Zentrale Meirin-

gesellschaft Oberland Ost (EGOO) ins Auge.

gen  II Haselholz im 1991 (Fr. 884 600.–) wird

Vorerst soll ein Ausschuss Gespräche mit der

trotz der drohenden Restwasservorschriften

Familie Frey führen. 51


ABB Micro SCADA, Bildschirme und Schaltbild nach der Automatisierung

Der Ausschuss besteht aus:

2014: Die BKW-Tochtergesellschaft EWR Ener-

Hanspeter Seiler, Nationalrat, Ringgenberg

gie AG hat nach dem Bau der neuen Zentrale

Alexander Michel, Grossrat, Meiringen

Schattenhalb III praktisch alle Arbeitsplätze

Max Matter, Dorfobmann, Meiringen

«landab» zentralisiert.

Alfred Jost, Interlaken Marco Schiltknecht, Direktor IBI (Industrielle

Die Druckleitung Bidmi – Haselholz macht in

Betriebe Interlaken)

der topografischen Senke im Gebiet «Breitmoos» seit Jahren immer wieder Probleme. beauftragt

1996 werden vorerst 60 m der Druckleitung er-

gleichzeitig den Dorfrat, den Kauf der EWR

setzt. Auch der Ersatz der ganzen Leitung wird

ebenfalls zu prüfen. Nach rechtlichen und be-

geprüft.

Die

Dorfgemeindeversammlung

triebswirtschaftlichen Abklärungen wird gar ein Angebot mit 19 Millionen Franken abgege-

1999: Eines der beiden Turbinenräder von

ben. Die Familie Frey entscheidet sich jedoch,

1983/1984 in der Zentrale Meiringen I muss

das Werk unter den bisherigen Besitzesverhält-

für Fr. 103 000.– ersetzt werden, weil feinste

nissen vorerst weiterzubetreiben.

Risse festgestellt wurden. Neue Becherformen bringen eine erhöhte Leistung der Maschine

Dann am 8. März 2000 die Mitteilung per Te-

von etwa 100 kW.

lefax: Die EWR Frey AG ist an die BKW FMB Energie AG verkauft. Mit dem Kauf werde der

Im 2000 erhält auch die zweite Maschine in M  I

Standort Meiringen aufgewertet, ein Abbau

ein neues Laufrad und damit mehr Leistung.

von Arbeitsplätzen sei nicht vorgesehen. Der

In der Zentrale Meiringen II werden die mecha-

Kaufpreis wird geheim gehalten.

nischen Turbinenregler durch elektronische

52


Blitzeinsatz für die Reparatur der leckenden Druckleitung im Breitmoos

Lagerhalle Alpbachstrasse 19, 2006

Regler mit der Bezeichnung DTL 595 ersetzt.

vermietet. Da sie als Ersatz für die Lagerhalle

Künftig wird bei länger dauernden Unterbrü-

wegen der ungünstigen Zufahrt und Platzver-

chen auf der BKW-Zuleitung eine Notversor-

hältnisse nicht geeignet ist, wird sie 2013 an

gung im Inselbetrieb möglich sein.

die Genossenschaft Kletterhalle für die Erweiterung ihrer Anlage (Boulderhalle) verkauft.

Voller Stolz berichtet Betriebsleiter Anderegg in seinem Jahresbericht 2002 vom absoluten Produktionsrekord: Im äusserst niederschlagsreichen Jahr produzierten alle Turbinen zusammen 21 161 838 kWh Strom. 2002 können die beiden PKA (Pferdekuranstalten) Alpbachstrasse 19 und 24 im «Multipack» vom Eidgenössischen Zeughaus gekauft werden. Die Dorfgemeinde als Unterabteilung der Einwohnergemeinde übt deren Vorkaufsrecht aus. Die Nummer 19 beim Zugang zum Freibad wird baulich angepasst (Entfernung der 14 Stützen und Einbau eines grossen Tors) und dient vorzüglich als Lagerhalle des Werks. Sie muss 2013 infolge der Hochwasserschutzbauten am Alpbach leider abgerissen werden. Die Nummer 24 wird als Einstellhalle platzweise 53


Verteilnetz Der Sturm «Vivian» vom 26./27. Februar 1990 verursacht drei Abschaltungen an der BKWVerbindungsleitung über den Bännenberg. 1992: Die Trafostation «Brünig» muss dem Migros-Neubau weichen. Sie wird zwischen dem Alpin Hotel Sherpa und dem Primarschulhaus an der Amthausgasse neu erstellt. Am 26. Dezember 1999 fegt der Wintersturm «Lothar» mit enormen Windgeschwindigkeiten übers Land. Alle Anlagen bleiben von Schäden verschont. Gleichenjahres

werden

die

Trafostationen

«Sandstrasse» und «Oberstein» durch ein Mit-

Aufräumen

telspannungskabel verbunden. Die Verbindung schliesst die Ringleitung im östlichen Versorgungsgebiet, ein langes Stück Freileitung kann somit wieder demontiert werden.

Durch die gewaltigen Wassermassen vom Hochwasser 22./23. August 2005 sind die

Nach Prüfung verschiedener Möglichkeiten

Werkanlagen kaum beschädigt worden. Bei

und Versuchen mit einer ortsansässigen Firma

den Wasserfassungen und Liegenschaften gab

entscheidet der Dorfrat, das in der Leitungsver-

es zuhauf Geschiebe, grosse Steine, Schlamm

ordnung verlangte Planwerk über die Elektro-

und Bäume aufzuräumen.

und Wasserleitungen «inhouse» zu erstellen und zuverlässig nachzuführen.

2009: Der Dorfrat beschliesst kurzfristig, das Unterwasser der Zentrale M  I noch einmal für die Stromproduktion zu nutzen und dafür eine Vorinvestition für eine Zentrale Meiringen  IV zu tätigen. Im westlichen Brückenkopf der im Zuge des Hochwasserschutzes neu zu bauenden Brücke wird kurzerhand ein Raum für das künftige Kleinwasserkraftwerk gebaut. Das Werk kann am 18. Dezember 2013 mit einer superprovisorischen Bewilligung vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall (AWA) in Betrieb genommen werden. Die Druckleitung im Gebiet Breitmoos macht nach wie vor Schwierigkeiten. Sie muss 2010 wegen Strassensanierung beim «Sandhubel» tiefer gelegt werden, weil sie bergseitig nur gut einen halben Meter überdeckt war. 54

Das vorgefertigte Druckrohr unter der Strasse im Sandhubel wird versetzt.


Für 2001 wird die Anschaffung der notwendi-

verlaufenen Schlagvortrieb, etwa 5 Meter un-

gen Ausrüstung (Computer, Software, Plotter

ter der Aare und dem Gleis der Meiringen-In-

usw.) budgetiert. Im 2009 werden gar Instru-

nertkirchen-Bahn durch, wird das neue Trassee

mente zum Einmessen der Leitungen mit Satel-

angelegt.

litenunterstützung (GPS) angeschafft. Mit einer Genauigkeit von ±  4  cm können die Werklei-

2004: Mit der Verkabelung an der Oberstein-

tungen in die Pläne eingezeichnet werden.

strasse kann das letzte Stück NiederspannungsFreileitung im Verteilnetz Meiringen ausser

2002: kann mit der Dorfgemeinde Willigen

Betrieb gesetzt und abgebrochen werden. Mit

ein Energieliefervertrag abgeschlossen wer-

Stolz kann Betriebsleiter Anderegg im Jahres-

den. Der in ihrem Verteilnetz abgegebene

bericht an den Dorfrat feststellen, dass das seit

Strom wird von Alpen Energie geliefert. Das

Jahrzehnten angestrebte Ziel eines «freilei-

Verteilnetz der Dorfgemeinde Willigen kann

tungsfreien» Verteilnetzes nun erreicht sei.

schliesslich per 1. Januar 2009 für Fr. 400 000.– erworben werden.

Nach der Explosion eines Spannungswandlers im Hochspannungsraum am 25. April 2006

2003: Für die sichere Versorgung der Dorfge-

und einem weiteren Ereignis am 5. Juni 2006

meinde Willigen wird eine Mittelspannungs-

muss der Ersatz der ganzen Mittelspannungs-

Kabelverbindung von der Trafostation «Sand-

anlage beschlossen werden. Der Kredit wird

strasse» nach der Trafostation «Underdorf»

mit Fr. 600 000.– von der Dorfgemeindever-

gebaut. Mit einem nicht ganz problemlos

sammlung bewilligt.

Schlagvortrieb unter Aare und MIB-Gleis 55


Praktisch jedes Jahr müssen wegen der föhn-

kurzem Unterbruch können die Kunden im In-

und

selbetrieb zuverlässig weiter mit Strom versorgt

schneedruckgefährdeten

Mittelspan-

nungs-Verbindungsleitung der BKW über den

werden.

Bännenberg Abschaltungen mit oder ohne Folgen für die Stromkunden in Kauf genommen

2012: Abschied vom omnipräsenten schwar-

werden. Es gibt aber auch «tierische» Gründe.

zen Staub der Kohlebürsten der Erregermaschi-

Im Jahresbericht 2005 berichtet Betriebsleiter

nen. Durch den Umbau auf bürstenlose Erre-

Linder:

gung sind die mühsamen Reinigungsarbeiten «Den ‹schwerwiegendsten› Fall verursachte

endlich Vergangenheit.

eine Schnecke, welche in der Verteilkabine Rothmatte auf die Sammelschiene kriechen konnte und dort einen Kurzschluss auslöste. Drei Wohnhäuser waren für etwa eine Stunde ohne Strom …» Am 1. November 2006 kann die seit Langem angestrebte «Noteinspeisung» direkt vom neu erstellten Unterwerk Meiringen der EWR Energie AG erstmals in Betrieb genommen werden. Für diese, neben der Bännenberg-Freileitung, zweite Einspeisung ins Netz der Alpen Energie ist ein etwa vier Stunden dauernder Umbau notwendig. Die Verbindung, ein 550 m langes Hochspannungskabel, führt vom Unterwerk Meiringen (EWR Energie AG) in die Trafostation «Fernheizwerk» (Alpen Energie). 5. Februar 2008: Ein Schmorbrand mit grosser Rauchentwicklung, dessen Ursache nicht zu ergründen war, legt die Trafostation «Feldli» lahm. Alle Anlageteile sind überzogen mit einem giftigen schwarzen Niederschlag. Nach Einsatz und Unterstützung der Feuerwehr kann das Quartier nach vier Stunden über ein Provisorium wieder versorgt werden. Die Trafostation wird 2009 durch eine neue Fertigstation ersetzt. 2011 wird bei der Trafostation «Brünig» die erste Elektrotankstelle eingerichtet. «Der Andrang hält sich in Grenzen» ist im Jahresbericht zu lesen. 2012: Am 28. April reisst ein Föhnsturm auf dem Bännenberg ein Scheunendach weg. Im Vorbeiflug beschädigen die Blechtafeln die Mittelspannungsleitung Innertkirchen – Meiringen. Die Reparatur lässt zwölf Stunden auf sich warten. Wie gut, dass in der Vergangenheit in die Maschinenregler investiert wurde. Nach 56

Hier noch sichtbar die vier Kohlebürsten auf dem Kupferkollektor


Wasserrechtskonzession

Die Vernehmlassung bei den Ämtern des Kantons (Fischereiinspektorat, Naturschutzinspek-

Die Nutzungsrechte für Wasser sind ein Fall

torat, Amt für Gemeinden und Raumordnung)

für sich. Für das erste Werk wird an der Sitzung

und des Bundes (Bundesamt für Wald und

des Regierungsrates vom 21. Oktober 1908 die

Landwirtschaft) bringt die Erkenntnis, dass die

«Bestätigung der Rechte zur Ausnutzung der

Restwassermengen nach dem inzwischen vom

Wasserkräfte» von Dorfbach und Alpbach in

Volk angenommenen Gewässerschutzgesetz für

der Gemeinde Meiringen eröffnet. Darin ist

Meiringen einen «Härtefall» bedeuten würden

eine Dauer der Konzession «auf unbeschränkte

und die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt wäre.

Zeit» angegeben. Also bietet die Dorfbehörde doch noch Hand Nach dem Erwerb grundbuchlich gesicherter

zu der bisher abgelehnten Schutz- und Nut-

Wasserkraftrechte am Mühlebach in Stein (von

zungsplanung. In einer solchen werden die

Albert Schönbucher und Max Engler), Korre-

Minuspunkte einer Mehrnutzung den Plus-

spondenzen und eingereichten Unterlagen

punkten von Ersatzmassnahmen (z. B. Renatu-

schreibt das Wasserrechtsamt des Kantons am

rierung von Gewässern) gegenübergestellt. Als

20. Mai 1944:

im November 2005 im publizierten Konzes-

«Bei der Behandlung Ihres Gesuches um Zu-

sionsentwurf der Elektrowerke Reichenbach

leitung des Wassers des Mühlebachs in den Alpbach

für 7 Monate eine Restwassermenge 0 ent-

hat sich ergeben, dass durch die zahlreichen Aende-

halten ist, verlangt die Dorfbehörde in Bern

rungen an Ihrer Wasserkraftanlage durch Wasser-

Gleichbehandlung. Das Verfahren steht einmal

zuleitungen, Erstellung von neuen Druckleitungen,

mehr still. In der vom Dorfschreiber zusam-

jede Uebersichtlichkeit verloren gegangen ist.»

mengestellten Chronologie ist die Rede von «Funkstille». Fast ein Jahr war von Bern nichts

Für das Bidmi-Werk (Meiringen II) erteilte der

zu hören.

Regierungsrat an seiner Sitzung vom 16.  April 1948 eine Konzession für eine Dauer von

18. Mai 2005: Mitteilung von Dr. Kilchen-

50 Jahren, bis 1998.

mann, dass er sich über den Stand der Dinge erkundigt habe. Aus der Antwort sei zu schlies-

Bereits 1995 beginnt die Dorfbehörde mit den

sen, dass das Geschäft beim WEA (Wasser- und

Vorbereitungen für die Eingabe des Konzes-

Energiewirtschaftsamt) zurzeit keine grosse Pri-

sionserneuerungsgesuches. Wassermessungen

orität geniesse. Nachdem der Dorfrat die gan-

werden bei den Entnahmestellen gebaut, Da-

ze Erneuerung des Dorfwerks und eine bessere

ten für die Berechnung der neu einzuhalten-

Nutzung des für die Stromproduktion zur Ver-

den Restwassermengen gesammelt, Plandoku-

fügung stehenden Wassers überprüft hat, wird

mentationen gezeichnet.

dem Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA) am 14. Oktober 2010 ein angepass-

Als Rechtsberater wird von Anfang an Dr. Fritz

tes Konzessionsgesuch in fünfzehnfacher (!)

Kilchenmann aus Bern beigezogen. Er kennt

Ausführung überreicht.

sich in der Gesetzgebung der Wassernutzung bestens aus und kennt die Verfahrensabläufe.

In einer Leitverfügung des AWA vom Oktober

Gutachten über die umweltrelevanten Aspekte

2012 werden die Konzessionsbeschlüsse für

(von zwei Experten), Lärmmessungen und vie-

August 2013 terminiert, aber nicht eingehal-

le andere Grundlagen werden für das Konzes-

ten. In einer neuen Leitverfügung vom 27. Juni

sionsgesuch beschafft.

2014 ist der Abschluss des Konzessionserneuerungsverfahrens für Ende 2015 vorgesehen.

Am 18. Dezember 1998 wird das Konzessions-

Man darf also gespannt sein, ob die mehr als

erneuerungsgesuch dem Wasser- und Energie-

anderthalb Jahrzehnte dauernden Bemühun-

wirtschaftsamt des Kantons Bern übergeben.

gen wirklich zum Ziel führen. 57


Das Millenniumsjahr 2000

Qualitätslabel «naturmade basic»

Computerspezialisten haben durch den Jahr-

2001: Ökostrom ist Trumpf. Für die in den

tausendwechsel goldene Zeiten erlebt. «Das

Elektrizitätswerken der Dorfgemeinde aus rei-

Geschäft mit der Angst» könnte man sagen.

ner Wasserkraft erzeugte Energie wird in einem

Indem behauptet wurde, viele Rechner und

aufwendigen Verfahren das Qualitätslabel «na-

rechnergesteuerte Systeme würden am 31. De-

turmade basic» erwirkt.

zember 1999 um 24.00 Uhr Probleme verursachen oder nicht mehr funktionieren, wurde

Kurz darauf wird das noch höher gewichtete

viel Umsatz gemacht.

und an schwierigere Voraussetzungen geknüpfte Qualitätslabel «naturmade star» geschaffen.

Betriebschef Anderegg wird heimlich Tests ge-

Es zeigt sich, dass Ökostrom im Direktverkauf

macht haben, jedenfalls wollte er nichts von

gar nicht so gefragt ist. Die Kunden von «Dorf-

teuren und unnötigen Vorsorgemassnahmen

strom» erhielten seit eh und je diese sogenannt

wissen. Fast triumphierend rapportiert er denn

saubere Energie. Warum sollten sie jetzt dafür

im Jahresbericht «allen negativen Prognosen zum

mehr bezahlen?

Trotz funktionieren diese Anlagen nach wie vor einwandfrei».

Immerhin konnte zeitweise (2002 und 2004) mit Zertifikaten, welche von holländischen

Firmenname

oder britischen Werken beschafft werden mussten, gehandelt werden.

Die Dorfgemeinde tritt per 17. Mai 2001 nach aussen unter dem Branding «Alpen Energie» auf und ein Leitbild wird genehmigt. Der Name wird als schweizerische Marke eingetragen und zusammen mit dem Signet geschützt für Fr. 800.–. Das heutige Logo wird geschaffen, die bisher orangefarbigen Fahrzeuge werden auf blau umgespritzt und ebenfalls mit Logo und Slogan «Strom – Wasser – Ökostrom» bzw. «… die natürliche Kraft … Sonne … Wasser … Strom!» versehen.

Solaranlage Auf sanften Druck des Grimselvereins, mit dessen Unterstützung und dem Ruf nach ökologisch erzeugter Energie, wird über dem Wasser des Haselholz-Ausgleichsbeckens eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Nennleistung von 7 kW gebaut. Der bewilligte Kredit ist Fr. 140 000.–. Sie kann am 24. Juni 1999 ans Netz geschaltet werden. Im Jahr 2000 liegt die Anlage mit einer Jahresproduktion von 6446 kWh 7 Prozent über dem schweizerischen Zehnjahresmittel.

58

Der Smart als Werbeträger 2001


Die 7-kW-Solaranlage über dem Ausgleichsbecken Haselholz

Strommarktliberalisierung

des Strommarktes. Als wesentliche Errungenschaft zur Ökologisierung der Stromproduk-

In der Schweiz wie in der Europäischen Union

tion wurde mit dem StromVG eine beschränk-

stand kurz vor der Jahrhundertwende die Theo-

te kostendeckende Einspeisevergütung (KEV)

rie, wonach die Strompreise sinken, wenn

für Strom aus erneuerbaren Energien einge-

das Versorgungsmonopol der Stromwirtschaft

führt.Das StromVG öffnete den Strommarkt

zerschlagen und der Strommarkt liberalisiert

in zwei Schritten. In den ersten fünf Jahren

wird. Strom soll dort gekauft werden, wo er am

dürfen nur die grössten Stromkunden (min-

billigsten ist. Nach diesem Credo trieb die EU

destens 100 000  kWh im Jahr) ihre Lieferanten

in den Neunzigerjahren die Liberalisierung in

frei wählen. In einem zweiten Schritt (er war

Europa voran. Dadurch geriet auch der abge-

für 2012/2013 vorgesehen) sollen dann alle

schottete Schweizer Strommarkt unter Druck.

Endkonsumenten frei ihren Stromlieferanten

Weil die Schweizer Stromwirtschaft mit dem

wählen können.

Stromhandel im EU-Raum Milliardengewinne einfährt, forderte die EU den gleichberech-

Ab 1. Januar 2014 sind es drei national organi-

tigten Zugang zum Schweizer Markt. In der

sierte Unternehmungen, welche Alpen Energie

Schweiz drängten Grossverbraucher, Wirt-

«untreu» geworden sind.

schaftsverbände und bürgerliche Parteien vehement auf diese Liberalisierung. Ökologische

Mit der Strommarktliberalisierung werden Ins-

Überlegungen spielten dabei keine Rolle.

titutionen wie ElCom (unabhängige staatliche Regulierungsbehörde) und Swissgrid AG (na-

Mit dem Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) sollte

tionale Netzgesellschaft) geschaffen. Diesen

der schweizerische Strommarkt schnell und

Institutionen müssen viele Daten und Berech-

«geordnet» geöffnet werden. Das Gesetz wurde

nungen geliefert werden. Die Dorfgemeinde

jedoch am 22. September 2002 vom Volk mit

wird 2006 Aktionärin der Youtility AG, einer

52 % Nein-Stimmen abgelehnt.

Kooperative von über 100 Elektrizitätsversorgungsunternehmen, und kann die oben ge-

Die neue Lösung: Nach jahrelanger politischer

nannten Spezialleistungen von ihr einkaufen.

Diskussion regelt das Stromversorgungsgesetz

Der Strom wird fortan unter der Marke «1to1

(StromVG) seit 2007 die schrittweise Öffnung

energy» verkauft. 59



Die öffentliche Beleuchtung Schon seit der Gleichstromära gehört die öf-

Mit der Modernisierung der Leuchten und der

fentliche Beleuchtung im Verteilnetz des EW

Leuchtmittel entwickelten sich auch die «An-

Meiringen zu den Aufgaben der Dorfgemein-

griffsmethoden». Waren es seinerzeit Schnee-

de. Die Wahl der Lampenmodelle gibt selten

bälle, so sind es später Bleikugeln von 4 mm

zu Diskussionen Anlass. Hauptsache, das Dorf

Durchmesser, mit welchen die Treffsicherheit

und die Quartiere sind befriedigend erhellt.

geprüft wird.

Bittschriften von Bürgern um Strassenlampen werden in der Regel positiv behandelt.

Nach dem Wegzug der technischen Abteilungen bei EWR Energie AG hat die Einwohnerge-

Der Standort einer einzigen Lampe war bisher

meinde entschieden, die Strassenbeleuchtung

Grund für ein gerichtliches Verfahren. Eigent-

per 1. Januar 2015 auch auf dem übrigen Ge-

lich handelte es sich mehr um einen Nachbar-

meindegebiet von Alpen Energie bauen, unter-

schaftsstreit. Die Dorfbehörde hatte bald bei

halten und betreuen zu lassen.

dem einen im Wohn- und Schlafzimmer und bald bei dem anderen in der Küche zu einem Augenschein anzutraben.

61



Die Fernheizkraftwerk Meiringen AG Der Sturm «Vivian» hat am 26./27. Febru-

wird das Gesetz geändert und die BKW als so-

ar 1990 grosse Waldschäden angerichtet. In

genanntes «übergeordnetes Werk» werden aus

der Bäuertgemeinde kommt die Idee auf, das

der Zahlungspflicht entlassen – die gesamten

Sturmholz und zukünftig den nachwachsen-

Mehrkosten müssen einige Jahre lang selber

den Rohstoff Holz für die Wärmegewinnung

berappt werden. Dann werden die Mehrkos-

zu nutzen.

ten endlich durch die Mehrkostenfinanzierung übernommen.

Die Dorfgemeinde beteiligt sich mit Fr. 10 000.– an der Projektierung einer Pilotanlage mit

Der Festakt zur Inbetriebnahme des Fernheiz-

Stromproduktion.

kraftwerks fand am 21./22. Juni 1996 statt.

1992 wird die Aktiengesellschaft gegründet.

Bund und Kanton tragen mit zinslosen Inves-

Die Dorfgemeinde beteiligt sich am Aktien-

titionshilfedarlehen den Hauptanteil an der

kapital von Fr. 1 310 000.– mit Fr. 30 000.–. Sie

Finanzierung. Das für rund 19 Millionen Fran-

ist nach dem Energiemarktgesetz (EMG) ver-

ken als Pilotprojekt gebaute Werk muss kurz

pflichtet, die aus dem FHKW Meiringen stam-

nach der Inbetriebsetzung bereits technisch

mende elektrische Energie zu einem übers Jahr

verbessert werden.

gesehen durchschnittlichen Mindestpreis von 16 Rp./kWh zu übernehmen. Das Werk produ-

Planer und Geldgeber haben bei den Berech-

ziert keinen Sommerstrom, sondern nur hoch-

nungen die Einnahmen aus der Stromproduk-

wertigeren Winterstrom und deshalb beträgt

tion zu optimistisch eingeschätzt (Strompro-

der Vergütungspreis 20 Rp./kWh im Hochtarif

duktion war nur im Winterhalbjahr möglich

und 11.5 Rp./kWh im Niedertarif.

und sinnvoll). Deshalb folgte im 2007 zwangsläufig die unvermeidliche und vorhersehbare

Die Mehrkosten gegenüber dem gewohnten

finanzielle Sanierung der Gesellschaft. Bund

Bezug bei den BKW haben diese und die Dorf-

und Kanton, die Darlehensgeber, die Aktionä-

gemeinde zu übernehmen. Kurze Zeit später

re mussten «Haare lassen». Um einen Verkauf 63


des Werks an eine auswärtige Gesellschaft zu verhindern, springt die Dorfgemeinde ein und beteiligt sich mit zusätzlich 1 Million Franken neuem Aktienkapital. Sie ist damit Hauptaktionärin (58.85 % des Aktienkapitals) der Aktiengesellschaft. Nach der bereits vorher übernommenen kaufmännischen Betriebsführung als Geschäftsstelle der AG wird 2010 auch die technische Betriebsführung übernommen. Im 2013 muss der Verwaltungsrat entscheiden, das Werk komplett und ohne Stromproduktion zu erneuern – vor Ablauf der leider als zu lang angenommenen Nutzungsdauer einzelner Anlageteile. Die Inbetriebssetzung der erneuerten Anlage wird mit dem Erscheinen dieser Jubiläumsschrift abgeschlossen sein.

64




Wasserversorgung Eine sehr wichtige Aufgabe der Dorfgemeinde,

legenheit zu einem gemütlichen Schwatz und

wohl seit Anbeginn, ist die Wasserversorgung.

Austausch von Nachrichten. Das Wasserreglement schrieb peinliche Reinhaltung der Brun-

Die Brunnstuben und Quellfassungen liegen

nen zur Verhütung von Seuchen vor.

am Brünigstein, unterhalb Reuti. Von hier wird das «Consumwasser» über das Schrändli zum

Brunnenmeister, Bachvogt, Trogwart und Trog-

Reservoir Reutiberg geführt und dann über das

putzer waren ebenso verantwortungsvolle Äm-

Dorf verteilt. Die Quellen waren schon früh im

ter wie Schwellenmeister und Nachtwächter.

Besitz der Dorfgemeinde und liefern genügend einwandfreies Trinkwasser.

Als Entgelt für einen Holzablageplatz auf dem Alpbach war die Gemeinde Hasliberg zur Lie-

Im letzten Jahrhundert besassen die wenigsten

ferung von Dünkelholz verpflichtet (Dünkel =

Einwohner einen eigenen Wasseranschluss.

durchbohrte Leitungshölzer, «Tychel»).

Man holte das Wasser beim nächsten Brunnen, wo auch das Vieh getränkt wurde. Dies bot Ge-

Nach dem Dorfbrand 1879 «soll der Wassertell den Abgebrannten nur für 10 Monate gefordert werden». Auch wird die Anlage eines Hydrantennetzes beschlossen, an deren Kosten die Stadt Bern, die Bäuertgemeinden und Private namhafte Beiträge leisten, ebenso die Einwohnergemeinde (20 Jahresbeiträge zu je Fr. 1000.–). Nach Plänen von Ingenieur Studer Thun werden die Quellen am Brünigstein neu gefasst und erweitert. 1894 wird eine defekte Tonröhrenleitung durch Gusseisenrohre von 150 und 200 mm Durchmesser ersetzt, auch zieht man Erkundi-

Verbot zur Verhütung von Seuchen

gungen über Steingutröhren ein. 67


1897 soll der dreiteilige Siechenbrunnen (Trän-

1941: Die Wasserversorgung Balm (Falchern-

ketrog, mittlerer Trog, Sudeltrog) neu erstellt

bach) streikt. Ein neues Projekt kostet Fr. 30 000.–.

werden. Laut Antrag der Dorfbehörde: ohne

Unterdessen wird Balm von Meiringen aus ver-

Dach. Acht Tage später beschliesst die Dorfge-

sorgt. Die ist umso eher möglich, als durch die

meinde: mit Schindeldach. Dieses bleibt bis

Umstellung der Brünigbahn von Dampf auf

1930.

Elektrizität die Wasserversorgung von Meiringen entlastet wird.

Die Dorfbehörde muss einschreiten: Unter zwei Malen sei für den Biersud der Brau-

Der Wassertell wird stets so angesetzt, dass die

erei Stein das Reservoir nahezu geleert worden.

jährliche Abrechnung der Wasserversorgung

Daniel Frutiger und Gottfried Linder werden

Überschüsse abwirft. Sie werden einem Fonds

mit fünf Franken gebüsst, da sie ihre Brunnen

zugewiesen, der zu Reparaturen und Erneue-

Tag und Nacht laufen lassen.

rungen herangezogen wird.

1923: Auch Pferde müssen Wassertell «bezah-

Die Einrichtungen werden den zeitgemässen

len». Für 45 Pferde (ganzes Jahr) und 2 Pferde

Forderungen angepasst. So kann Betriebslei-

(halbes Jahr) betragen die Einnahmen Fr. 88.–.

ter Werner Lengacher bei einer Auseinandersetzung mit dem Vertreter der Brandversiche-

Otto Jossi, Sägerei Stein, bestreitet, dass das

rungsanstalt bestätigen, man sei «up to date»,

Plätschern seines Brunnens ruhestörend sei

das Reservoir Reutiberg besitze Wasserstands-

und bestreitet der Dorfbehörde das Recht, dage-

fernmeldung mit Registratur sowie akustische

gen einzuschreiten. Wenige Meter entfernt be-

und optische Signalgebung.

finde sich ein weiterer plätschernder Brunnen, den Herr E. offenbar besser ertragen könne.

Fast unglaublich klingt ein Bericht in der Jubiläumsschrift von Fritz Ringgenberg, wonach

1928: Der Einwohnergemeinde wird mitge-

der Meiringer Bürger fünfmal mehr Wasser

teilt, die Kanalisation sei Sache der Häuserbesit-

braucht als der schweizerische Grossstädter

zer und der Einwohnergemeinde. Da sie jedoch

(1941). Doch weiss auch Brunnenmeister Mau-

dringlich ist, wird ein Beitrag von Fr. 50 000.– in

rer zu berichten: «… die 117 Brunnen laufen Tag

Aussicht genommen.

und Nacht und benötigen täglich mehr als 300 m3 Wasser …» (Januar 1986).

Die bakteriologischen Untersuchungen des Trinkwassers werden periodisch durch den

1990 betragen die Pumpkosten im Pumpwerk

Kantonschemiker durchgeführt. Mit einer Aus-

Funtenen fast Fr. 15 000.–: «wegen des trockenen

nahme ergeben sie stets einwandfreies Wasser.

Sommers und der Bewässerung des Sturmholzes»

Die Ausnahme betraf eine Verunreinigung am

(Sturm «Vivian»), wie Betriebschef Maurer in

Brünigstein, die indessen sofort erkannt und

seinem Jahresbericht schreibt. Im Wasserlei-

energisch behoben wurde. Zur Untersuchung

tungsnetz gibt es jetzt bereits 287 Hydranten,

einer mysteriösen Schmutzwasserrinne in der

welche jedes Jahr kontrolliert, geschmiert und

Nähe der Quellen werden nicht weniger als

wenn nötig repariert werden.

fünf Experten bemüht. Ein Stollen wird vorgetrieben, man forscht nach neuen Quellen.

Man schreibt den 8. März 1994, als die kom-

Alle Fassungen werden überprüft, tiefer gefasst,

plett neu gebaute Brunnstube für die Briinig-

zum Teil erneuert.

steinquellen in Betrieb genommen werden kann.

Mit den Besitzern des Gnippenheimwesens am Brünigstein werden um den Erwerb einer Quel-

Die Wasserversorgung hat längst die Aufgaben

le monatelang Verhandlungen geführt. Sie en-

der Dorfbrunnen-Genossenschaft Eisenbolgen

den durch Expropriation.

übernommen. 1996 werden denn auch die

68


alten Eisenbolgener Steinbrunnentröge zu Ei-

2003: Zum UNO-Jahr des Wassers wird die

gentum und Unterhalt übernommen mit dem

Bevölkerung am 6. September zu einem infor-

schriftlichen Versprechen, dass die Brunnen

mativen Tag der offenen Tür ins Werk eingela-

nie weiter veräussert werden. Die Genossen-

den. Zu diesem Anlass werden der «Children

schaft wird aufgelöst und einige ihrer alten

Welfare Society» Fr. 4000.– für den Bau eines

Akten ins Archiv der Dorfgemeinde Meiringen

Trinkwasserbrunnens in Kenia gespendet. Der

übernommen.

Bau des Brunnens wird fortlaufend mit Fotos und Video dokumentiert.

1999/2000 wird das Reservoir «Rotsteini» umfassend saniert und modernisiert.

2006: Nach den Überschwemmungen vom August 2005 muss die Bäuertgemeinde die

Brunnenmeister Zenger berichtet, dass im Jahr

Allmend Hausen – Funtenen vom Schwemm-

2001 in der Wasserversorgung Dorf-Talboden

gut befreien. Dies ist die Gelegenheit, die im

und Brünig-Brünigen 1 646 967 m3 Wasser ver-

Funtenensträsschen verlegte alte Hauptleitung

braucht wurden. Das sind 900 Liter (!) Tages-

durch eine grössere zu ersetzen und damit der

verbrauch pro Einwohner (laufende Brunnen,

Generellen Wasserversorgungsplanung (GWP)

Landwirtschaft und Hotellerie inbegriffen). Der

zu entsprechen. Die neue Leitung wird südlich,

sehr grosse Verbrauch gewährleistet einen ho-

teilweise dem Bahndamm der Zentralbahn ent-

hen Wasserumsatz in den Leitungen – das Was-

lang, bis zum Hausenplatz und später bis in die

ser ist immer frisch, von einwandfreier Qualität

Industriezone verlegt. Gesprochener Kredit: Fr.

und kostet fast nichts in der Beschaffung.

1 140 000.–. 2007 beschliesst die Dorfgemeindeversammlung einen Kredit über Fr. 1 550 000.– für den Neubau des Pumpwerks Funtenen. Das fertige Werk wird mit der interessierten Bevölkerung am 6. Juni 2009 eingeweiht. Ab 2008 muss der Nachweis von jederzeit einwandfreiem Wasser, die sogenannte Qualitätssicherung, in Eigenverantwortung erbracht werden können. Deshalb wird das Wasser in einem eigenen kleinen Labor in kurzen Abständen konstant überprüft und das Ergebnis in den Unterlagen rapportiert. Zur Qualitätssicherung gehört auch die Ausscheidung von Quellschutzzonen. Nach jahrelangen Querelen mit den betroffenen Landbesitzern können 2013 die Grundstücke «Gnippen» und «Briinigstein» erworben werden.

Neubau Hauptleitung Funtenen – Hausen 2006 69



Fassung der Funtenenquellen «Funtenen», die Gegend 2   km nordwestlich

Ausführung in drei Bauetappen, beauftragt

von Hausen, leitet ihren Namen von «Fon-

werden vier Baufirmen. Der Baukredit hat sich

taine» ab, wie auch der Bach «Fontanen», der

mittlerweile von Fr. 185 000.– auf Fr. 360 000.–

vom Napf herunterfliesst.

erhöht. Vorgesehen sind die Erweiterung der Hydrantenanlage und die Zusammenfassung

Nachdem die Stromversorgung entsprechend

mit der bisherigen Wasserversorgung zu einer

dem Wachstum des Dorfes die nötige Erwei-

Ringleitung, was einer wesentlichen Verbesse-

terung durch das Bidmi-Werk erfahren hat, ist

rung gleichkommt.

nun auch der erste Grundpfeiler der Dorfgemeinde, die Wasserversorgung, an der Reihe.

Die Quelle liefert 130 Liter/Sek. und wird in ei-

Eine einmalige Gelegenheit dazu bietet eine

nem Rohr von 300 mm Durchmesser gefasst.

kräftige Quelle von ausgezeichneter Qualität,

Der Strom für die Pumpanlage wird vom EW

die gleich im Talboden zutage tritt. Sie wird

Reichenbach geliefert. Die Anlage besitzt Fern-

besichtigt, untersucht, gemessen, sie ist von

steuerung und Fernmeldeeinrichtung.

grosser bakteriologischer Reinheit. Nun schreitet der Bau rasch voran. Schon am Man greift zu: Die Dorfgemeinde vom 28. De-

16. Januar 1957 feiert das Pumpenhaus «Auf-

zember 1949 beschliesst, die Quelle von Alfred

richti» und am 13. Februar 1957 wird das

Rieder zum Preis von Fr. 5500.– zu erwerben.

Funtenenwerk eröffnet. Damit ist die Dorfge-

Nun folgen die üblichen aufwendigen Vorarbei-

meinde in der beneidenswerten Lage, auf lange

ten: Projekte, Dienstbarkeitsverträge, Offerten

Sicht genügend einwandfreies Trinkwasser zur

und Aufträge, Abklärungen mit Einwohnerge-

Verfügung stellen zu können.

meinde und Brandversicherungsanstalt. Doch vorerst hat das Bidmi-Werk Vorrang. Erst die

Nun melden sich auch die Bewohner der linken

Dorfgemeindeversammlung vom 26. September

Talseite, in Unterheid und Unterbach. Gegen-

1956 genehmigt das Projekt der Grundwasser-

über den nächsten Nachbarn der Quelle spürt

bauten AG und der Firma Prantel und Gaschen.

die Dorfgemeinde eine ideelle Verpflichtung: 71


Sie leistet einen Betrag von Fr. 20 000.– an die

erfolgen im Einverständnis mit dem Gemein-

Neuanlage. Aber zuerst ist die Aare unterirdisch

derat. Die Aufsicht führen der Brunnenmeis-

zu «unterqueren».

ter und die gemischte Betriebskommission. Kostenteilung: 35 % zu Lasten der Trink- und

Dieses Unternehmen ist nicht ohne Risiko zu

Gebrauchswasserrechnung und 65 % zu Las-

bewältigen. Die Firma Seematter und Glarner

ten der Löschwasserrechnung der Einwohner-

hatte in der Offerte wesentlich billiger einge-

gemeinde. Die Wasserversorgung im Talboden

geben, erhielt den Auftrag und führte ihn dank

ist also eine gemeinsame Aufgabe der beiden

guter Wetterlage mithilfe einer Pontonbrücke

Gemeinden.

durch (Februar 1959). «In jeder Hinsicht gelungen» steht darüber im Protokoll.

In den letzten Jahren hat die Rechnung häufig mit einem Defizit abgeschlossen, weshalb der

1963 wird eine dritten Pumpe für Funtenen

seit 1975 bestehende Tarif von 5 Rp./m3 Raum-

nötig. Bieri AG, Münsingen, liefert eine fünf-

inhalt per 1. Januar 1989 auf 7 Rp. erhöht wird.

stufige Zentrifugenpumpe für Fr. 17 500.–. Das Pumpwerk kann von den Maschinisten im

2000: Die Fassungen der Quellen werden mit je

Werk M  I ferngesteuert werden.

einem Satteldach versehen.

Am 29. Juli 1986 haben Einwohner- und Dorf-

Seit Jahren wird das gesamte Hauptleitungs-

gemeinde eine Neuregelung der Wasserver-

netz auf Leitungslecks untersucht. Zu Anfang

sorgung vereinbart. Die Rechnungsführung

durch eine spezialisierte Firma, heute durch die

liegt für alle Bereiche bei der Dorfgemeinde,

Mitarbeiter mit modernen und zuverlässigen

Projektierung und Ausführung von Anlagen

Geräten.

Pumpwerk Funtenen, erbaut 2008 / 2009 72




Dorfgemeinde Dorfbehörde Der «Dorfkreis» reicht vom Alpbach bis zum

1920 hatte ein Rechtsgutachten von Prof.

Weg östlich der katholischen Kirche. Von Zeit

Blumenstein in Bern die Stellung der Dorfge-

zu Zeit taucht an der Dorfgemeinde immer wie-

meinde gegenüber der Einwohnergemeinde

der der Vorschlag auf, den Dorfkreis zu erwei-

abgeklärt. Die Dorfgemeinde sei eine Unter-

tern, so 1919 und 1923. Daran sind vor allem

abteilung der Einwohnergemeinde, aber auto-

die Bewohner der Aussenquartiere interessiert,

nom. Es stehe der Einwohnergemeinde nicht

die wohl Wassertell und Stromrechnungen

zu, in die internen Angelegenheiten der Dorf-

bezahlen dürfen, aber von der Teilnahme an

gemeinde einzugreifen.

der Dorfgemeindeversammlung ausgeschlossen sind. Der Vorschlag wird stets zur Prüfung

Gerade die Beschränkung auf den Dorfkreis

entgegengenommen und prompt – schubla-

hat es ihr erlaubt, wesentliche Aufgaben der

disiert. Immerhin: An der Dorfgemeinde vom

Allgemeinheit zu übernehmen. Einige dieser

26. Dezember 1935 wird darüber abgestimmt

Aufgaben sind dann doch an die Einwohner-

und die Erweiterung mit 79 gegen 51 Stimmen

gemeinde übergegangen, so 1931 die Garantie

abgelehnt.

der Sekundarschule und 1974 die Kehrichtabfuhr. Andere sind beibehalten worden, z. B. das

Jeder Antrag auf Erweiterung des Dorfkreises

Schwimmbad und die öffentliche Beleuchtung.

kam bisher immer von Bürgerseite und wurde den Dorfgemeindeversammlungen stets von der

In der ersten Zeit geschah die Ankündigung ei-

Dorfbehörde zur Ablehnung empfohlen. Anders

ner Dorfgemeinde durch Einrücken im «Ober-

am 28. Juni 2012: Der Dorfrat selber stellt nach

hasler» sowie durch zweimaliges Verlesen nach

gemeinderechtlichen Abklärungen den Antrag,

der Sonntagspredigt. Die Stimmbeteiligung an

der Dorfkreis sei auf den Stromlieferungskreis zu

den Dorfgemeinden ist grossen Schwankungen

erweitern, soweit dieser in der Gemeinde Mei-

unterworfen. Krisenzeiten, Stromtarife und

ringen liege. Auch dieses Mal wird mit 10:23

Wahlen bringen 1934 und 1935 an den Bud-

Stimmen eine Erweiterung bachab geschickt.

getgemeinden 148 und 146 Stimmberechtigte

Man will an den alten Strukturen festhalten.

auf die Beine. 75


Ein brisantes Thema wie die Übertragung der

1985

Max Matter, Techniker

Garantieerneuerung der Sekundarschule an die

1996

Samuel Pulver, Bauingenieur

Einwohnergemeinde vermag 114 Stimmbürger

2001

Adolf Graber, Bauführer

zu mobilisieren. Sie wird mit 82:18 Stimmen

2009

Otto Berchtold, Automechaniker

beschlossen.

2012

Kaspar Brügger, Metallbaumeister

Umgekehrt kommt es vor, wie z. B. am 10. Juni

Alle zum Dorfobmann Gewählten haben zwei-

1976, dass die Rechnungen im Gesamtbetrag

fellos ein verantwortungsvolles, zeitaufwendiges

von über Fr. 1 246 000.– von neun stimmfähi-

und schweres Amt übernommen. Dorfobmann

gen Bürgern genehmigt, dass ein Jahr darauf

Matter sei hier besonders erwähnt und gewür-

ein Darlehen von Fr. 150 000.– mit 8:7 gewährt

digt. In seiner Amtszeit als Dorfbehördemitglied

wird.

und als Dorfobmann leistete Max Matter vor allem im Zusammenhang mit der Automatisie-

Grippejahr 1918: Die angekündigte Dorfge-

rung der Zentralen eine riesige und kompetente

meindeversammlung vom 26. Dezember wird

Arbeit. Er erlag am 17. Mai 1995 einem Herzver-

von der Ortspolizeibehörde wegen Anste-

sagen. Die traurige Nachricht von seinem plötz-

ckungsgefahr untersagt.

lichen Tod löste grosse Betroffenheit aus. Max Matter hinterliess nicht nur bei der Dorfgemein-

November 1971: «Betr. Frauenstimmrecht wird

de eine grosse Lücke, sondern auch in seiner Fa-

beschlossen, vorerst das Staatsobligatorium ab-

milie, in Vereinen und an seinem Arbeitsplatz

zuwarten …» Dann aber hält die Gleichbe-

bei den Kraftwerken Oberhasli.

rechtigung von Mann und Frau Einzug in die Dorfgemeinde. Am 17. Dezember 1974 wird

Von alters her besteht die Dorfbehörde aus

protokolliert: «Anwesend 73 Stimmberechtigte,

sieben Mann. Einer davon ist Obmann, einer

wovon 10 Frauen …» Ein Jahr darauf wird ein

Vize-Obmann. 1998 wird der Name geändert:

Fräulein als Stimmenzählerin erkoren. 1984

Die Dorfbehörde wird nun Dorfrat genannt.

wird das Amt der Rechnungsrevisorin Frl. H. Rohrbach anvertraut. Wann wird wohl ein-

Bald wird auch entschieden, dass der Dorfrat

mal eine Frau in die Dorfbehörde einziehen?

ab 1. Januar 2001 nur noch fünf Mitglieder hat. Der Dorfobmann wird nach wie vor von der

Verzeichnis der Dorfobmänner

Dorfgemeindeversammlung gewählt, der Vize-

1886

A. Nydegger, Substitut

Dorfobmann aber vom Dorfrat bestimmt. Es

1887

Ed. Jaun, Hotelier

ist eine richtige Kollegialbehörde, es herrscht

1889

Ulrich Steudler, Amtsschreiber

– mit ganz wenigen Ausnahmen – gutes Ein-

1893

Caspar Nägeli, Gerichtspräsident

vernehmen. Gemeinsam geht man die zahl-

1897

Adolf Müller, Oberförster

reichen Probleme an, die ein Unternehmen

1903

Hans Abplanalp, Baumeister

dieser Grösse stellt, man berät, diskutiert und

1907

Johann Mühlemann, Notar

beschliesst. Es werden Aufträge vergeben, Gel-

1910

Otto Jossi, Schulinspektor

der angewiesen, Personalfragen müssen gelöst

1915

Johann Leuthold, Drechslermeister

werden. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre, die

1922

Albert Laubscher, Kaufmann

im Austritt befindlichen Mitglieder sind nach

1927

Otto Knittel, Fabrikant

drei Amtsperioden nicht wieder wählbar.

1933

Adolf Brügger, Fürsprecher

1935

Peter Santschi, Lokführer

Was wäre ein Schuljahr ohne Schulreise! Auch

1937

Otto Brügger, Lithograph

die Dorfbehörde frönt diesem Brauch. Frei-

1949

Rudolf Aeberhard, Lokführer

lich wird dabei stets das Angenehme mit dem

1951

Christian Boss, Garagier

Nützlichen verbunden. Deshalb heisst sie auch

1971

André Flotron, Vermessungsing.

«Studienreise». Jahrelang ist Jakob Mettler ihr

1977

Alexander Anderegg, Kaufmann

Organisator, später Edi Sulzer.

76


Ziele sind etwa: Mustermesse Basel; Rheinau-

Haslimuseums. Verdientermassen, einstimmig

werk;

Maschinenfabrik

und mit Akklamation wird er zum Ehrenob-

Oerlikon; Landis & Gyr, Zug; Comptoir Suisse,

mann ernannt. Ebenso wird nach 20-jähriger

Lausanne; Kabelwerk Cortaillod; Sprecher und

Amtszeit als Obmann Christian Boss zum Eh-

Schuh, Aarau. Später wagt man sogar den Sprung

renobmann erkoren.

Glühlampenfabrik;

über die Landesgrenze: Wien, Berlin, Paris … Die Dorfbehörde ist naturgemäss technisch Der folgende Eintrag im Protokoll spricht für

orientiert. Gelegentlich aber muss sie sich mit

sich selbst:

dem Aufforsten von 500 Schwarzkiefern und

Sitzung der Dorfbehörde: 29. Mai 1957

500 Lärchen im Schrändliwald befassen. Für

Anwesend:

Dorfobmann Chr. Boss

das Aussetzen von Alpensteinböcken auf dem

Sekretär:

Pulver

Gletscherhubel bewilligt sie einen Beitrag. Ver-

Mitglieder: –

mutlich war den Steinböcken das Engelhorn-

Verhandlungen: Keine

gebiet zu unruhig. Die Grindelwaldner frohlocken: Die Kolonie hat sich zum Mettenberg

1926: Gerangel um die Wahl des Dorfobmanns.

verzogen. Und nochmals Zoologie: Christian

Der Reihe nach werden fünf Prominente vor-

Lengacher meldet Wanzen im Maschinenhaus.

geschlagen. Keiner ist willens, jeder lehnt we-

Das Dach wird renoviert, desinfiziert, die Zim-

gen Arbeitsüberhäufung ab und schlägt einen

mer neu gestrichen.

anderen vor. Gewählt wird schliesslich Otto Knittel.

1919 wird von der Einwohnergemeinde das ehemalige Hotel Rütli erworben und als Ge-

Das Wirken der Dorfbehördemitglieder reicht

meindehaus eingerichtet. Die Dorfgemeinde

weit über den Dorfbezirk hinaus. Zum Wohle

mietet darin ein Sitzungszimmer und ein Ar-

des Dorfes sind sie als Vertreter der Dorfge-

chiv. Erst 1946 kann sie ein eigenes Verwal-

meinde in vielen Kommissionen und Institu-

tungsgebäude beziehen, angesichts ihrer Ent-

tionen tätig, so z. B. 1980 bei: Verkehrsverein,

wicklung kein Luxus. Eine Liegenschaft an der

Schwimmbadkommission, Gemeinnütziger Ve-

Kreuzgasse wird für Fr. 42 000.– erworben und

rein, Casinoplatz, Englische Kirche, Planungs-

zweckdienlich eingerichtet. 1973 werden Büro

kommission, Sauvage AG, Regionalplanung

und übrige Räume den gesteigerten Anforde-

Oberhasli-Brienzersee, Tennishalle, Forstrevier-

rungen angepasst.

kommission, Meiringen-Hasliberg-Bahnen, Wasseraufsichtskommission.

Die Grenzen des Dorfbezirks werden wieder einmal in Erinnerung gerufen und am 5. März

Gegen Mitte des Jahrhunderts ballen sich wich-

1921 von der Dorfbehörde abgeschritten (vom

tige Aufgaben der Dorfgemeinde zusammen:

Alpbach aus gehend):

– neue Quellfassung am Brünigstein – Erweiterung des Dorfwerks

Südlich an die Aare, soweit das Eigentum

– Netzumbau

der Wwe Boss an dieselbe grenzt, dann an die All-

– Erwerb der Funtenenquellen

mend, abends an die Allmend bis zur südwestlichen

– Bidmi-Werk

Ecke der Alpwegern der Wwe von Bergen, von hier nördlich der March der Alpwegern entlang und dann

Obmann seit 1937 ist Otto Brügger. Initiativ

in gerader Linie durch das Areal der SBB bis an die

und energisch nimmt er die Probleme in An-

Alpwegern des Simon Mäder, von hier der östlichen

griff und führt sie zielbewusst zu Ende. Auch

Grenzlinie dieses Grundstücks entlang bis in die

nach seinem Wegzug aus dem Dorfkreis bleibt

Meiringen-Eisenbolgenstrasse, von da durch das

er Präsident der Baukommission. Er scheut

Strässchen bzw. Weg nach den Längenächern bis in

es nicht, wenn nötig, Kritik zu üben, bleibt

das Strässchen Amthaus-Eisenbolgen und von hier

weiterhin Berater und ist eifriger Förderer des

dem Kirchbergweg entlang bis zum Alpbach. 77



Personal Einige Streiflichter sollen Aufschluss geben über die grossen Veränderungen im Laufe der letzten 125 Jahre:

1893

Installateur Asper der Fa. Studer, Thun, bekommt neue Arbeiter. Arbeitszeit: 10 Stunden täglich Taglohn: Fr. 3.50

1969

Einführung der 44-Stunden-Woche. Gratisstrom für das Personal. 3 Wochen Ferien. Familien- und Kinderzulagen werden dem Reglement der Einwohnergemeinde angepasst.

Zunehmend gewinnt ein gutes Einvernehmen mit dem Personal an Bedeutung:

Der erste Betriebsleiter Chr. Lengacher leistet jährlich über 1000 Überstunden. Nach 10 Dienstjahren erhält er 3 Tage Urlaub.

– Alljährliche Aussprache über Betriebsfragen – Personalabend mit gemeinsamem Nachtessen – Treffen ehemaliger Dorfbehördemitglieder – Feiern von Dienstjubiläen

1911

Dem Gehülfen wird der Stundenlohn von 30 auf 35 Rp. erhöht.

– Einrichtung eines Aufenthaltsraumes – Beiträge an Weiterbildungskurse – Bei der Anschaffung eines Fahrzeuges wird

1920

Stundenlohn des Angestellten W. Lengacher: Fr. 1.–

1933

Der freie Samstagnachmittag wird eingeführt.

die Ansicht des Personals eingeholt 2001 gibt sich die Dorfgemeinde ein Leitbild. «Die Dorfgemeinde fördert die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Sie zeichnen sich durch Einsatzbereitschaft und fundiertes Fachwis-

1948

Es werden 12 Ferientage gewährt, ebenfalls dem Lehrling.

sen aus. Als fortschrittlicher Arbeitgeber ist sich die Dorfgemeinde ihrer sozialen Verantwortung bewusst und fördert eine teamorientierte, gesunde

1951 Neuer Schichtenplan für das Maschinenhaus: – Sommer: 50 Stunden Arbeitszeit – Winter: 48 ½ Stunden Arbeitszeit

Arbeitskultur.» Grundlage der sozialen Verantwortung bilden die kantonalen Bestimmungen (Personalgesetz

79


und Personalverordnung) sowie das fortschritt-

G. Pulver bringt als Aktuar im Amtshaus die

liche eigene Personalreglement. Alpen Energie

damals übliche, etwas umständliche Kanzlei-

gilt als attraktiver Arbeitgeber, was sich sicher

sprache mit:

in den durchwegs langjährigen Anstellungsverhältnissen zeigt.

«Es wird, gestützt auf diesen Bericht, erkennt, diese Lampen in Classe II zu rubrizieren.» Da wird resümiert, reportiert, man lässt grosse

Dorfkassier

Ökonomie walten. Man schreibt: «Sizung, es giebt, die jezige Spize, hier sei ein Gesez am Plaze» usw.

Das Amt scheint früher nicht sonderlich begehrt gewesen zu sein. In den ersten Jahrzehn-

Ganz anders sein Nachfolger Ad. Mätzener, mit

ten sind viele Namen anzutreffen:

schwungvoller Schrift, bestens versiert in allen

Ad. Müller

finanziellen Geschäften.

Neiger Gertsch

Mit Ernst Pulver wird 1944 der erste vollamt-

Rud. Klein

liche Dorfschreiber und -kassier eingesetzt. Im

G. Mürner

Betrieb der Dorfgemeinde ist der Dorfschreiber

O. Knittel

der ruhende Pol, während die Mitglieder der

Dähler

Dorfbehörde häufig wechseln. Ernst Pulver

Thöni

waltet mit Bravour seines Amtes, volle 36 Jahre lang. Hunderttausende von Franken sind durch

Umso höher ist es zu werten, dass von 1911 bis

seine Hände gegangen, mehr als 2300 Seiten

1944, volle 33 Jahre lang, das Amt gewissenhaft

Protokolle hat er verfasst. Zur Einweihung des

und exakt von Lehrer Melchior Imbaumgarten

Schwimmbades lernt er noch schwimmen.

versehen wird, der während vieler Jahre auch

Viele Jahre amtet er auch als Sekretär der Pri-

noch die Rechnung der Sekundarschule führt.

marschulkommission

Bei Krankheit oder Militärdienst des Schreibers

schen Schwingerverbandes. Ihm steht beim

hilft er auch als Dorfschreiber aus.

Protokollieren sehr oft der Schalk im Nacken.

und

des

Oberländi-

Er schreibt unbekümmert vom «Negerviertel» Seit 1944 ist das Amt des Kassiers und des

«Dampfgässli», der fahrbare Eurolift heisst kur-

Schreibers zu einem Hauptamt vereinigt.

zerhand «Giraff». Der «Giraff» wird 2002 durch ein neues Modell ersetzt.

Dorfschreiber

Der in die Kommission Englische Kirche Delegierte heisst «Hr. Kirchenrat Dr. St.», der für die

1886

von Bergen

alljährliche Exkursion Beauftragte «Hr. Vergnü-

1889

A. Nydegger, Substitut

gungsstudienrat E.S.» oder:

1890

J.F.A. Klein

1913

Hermann Leuthold

nes Frühschoppens den Schopf für den Giraff unter

1916

G. Pulver, Aktuar

die Lupe nehmen.»

1932

Ad. Mätzener

1944

Ernst Pulver

Bald darauf: Dorfbehördesitzung. Sechs Mitglie-

1980

Hans Künzler

der anwesend. «Mit gewaltigem Handmehr wird

2013

Martin Debrunner

beschlossen, dass der Schopf endgültig weg muss.»

«Obmann und Hr. F. werden anlässlich ei-

Unter den ersten Dorfschreibern weist vor

Leicht ironisch, aber überlegen die Antwort auf

allem J.F.A. Klein eine längere Amtszeit von

ein in anmassendem Ton gehaltenes Schreiben

23 Jahren auf.

der Firma: «Ihr Brief, welcher nicht ganz im Rahmen, wie sonst bei gebildeten Leuten üblich, …»

80


aber setzt die moderne technische Erneuerung ein: elektronische Datenverarbeitung, Dictafon, Fotokopierapparat etc. Die Büroverwaltung der Dorfgemeinde besorgen neben Dorfschreiber/-kassier H. Künzler zwei Büroangestellte, wovon eine Lehrtochter, welche die umfangreichen Rechnungs- und Korrespondenzarbeiten besorgen. Der Dorfrat ist bemüht, die Nachfolge des Dorfschreibers/-kassiers rechtzeitig zu regeln. In einer ersten Ausschreibung melden sich keine Kandidaten, welche man für das verantwortungs- und anspruchsvolle Amt anstellen möchte. Eine zweite Ausschreibung, ungefähr ein Jahr später, bringt mehr Glück. Martin Debrunner wird angestellt. Er war vor einem beruflichen Abstecher nach Bern Finanzverwalter der Einwohnergemeinde Meiringen. Hans Künzler war 33 Jahre im Amt. Die Amtsübergabe von ihm an Martin Debrunner als drittem hauptamtlichem Dorfschreiber/-kassier der Dorfgemeinde Meiringen fand per 1. August 2013 im Beisein des Regierungsstatthalters Interlaken-Oberhasli, Walter Dietrich, statt.

Der neue «Giraff»

Betriebschef Es ist für ein Elektrizitätswerk ein gutes Zei«Obmann heisst namentlich die frisch gebackenen Mitglieder Steuri und Fontanive bestens

chen, wenn es während 93 Jahren nur drei Betriebsleiter aufzuweisen hat.

willkommen.» Während der ersten sieben Jahre sind die WärIst es nicht erheiternd, wenn der sonst übli-

ter Ruof und Wettstein für den Betrieb zustän-

che todernste Geschäftsstil gelegentlich durch

dig.

derartige Formulierungen etwas aufgelockert wird?

1896 beginnt Christian Lengacher seine Arbeit im EWM: Im Laufe der nächsten Jahre steigt

Hans Künzler ist der zweite hauptamtlich an-

er dank seiner fachlichen Kompetenz zum Be-

gestellte Dorfschreiber und -kassier. 1975 tritt

triebschef auf. Fritz Ringgenberg hat in seiner

er in den Dienst der Dorfgemeinde und wird

Jubiläumsschrift der markanten Persönlichkeit

1980 Nachfolger von Ernst Pulver.

ein besonderes Kapitel gewidmet.

Längst haben Schreib- und Rechenmaschine

Von 1937 bis 1966 ist sein Sohn Werner Leng-

im Bürobetrieb Einzug gehalten, Adressier-

acher für den Betrieb verantwortlich. Von Ju-

und Buchungsmaschinen folgen nach. Nun

gend auf ist er mit dem EWM vertraut. Er ist 81


ein stiller, gewissenhafter Schaffer, Autodidakt

Nach der Ernennung von Andreas Anderegg

und arbeitet sich zu einem in technischen Be-

zum Betriebschef per 1. Januar 1993 wird die

langen äusserst versierten Betriebsleiter empor.

Funktion «Chefmonteur» nicht mehr weiter besetzt.

1966 folgt ihm Adolf Maurer im Amt. Aufgewachsen in Geissholz, Lehre bei Fritz Steiner, dann am Weissfluhjoch und viele Jahre im Safiental tätig. Er wird 1966 als Betriebsassistent

Im Jubiläumsjahr 1989 im Amt (100 Jahre EWM):

ans EWM berufen und übernimmt drei Monate darauf die Leitung des Werks. Aufschlussreich

Dorfbehörde

sind seine alljährlichen, ausführlichen Berichte

Matter Max, Dorfobmann

über ausgeführte Arbeiten und Installationen

Marggi Bernhard, Vize-Dorfobmann

im ganzen Bereich der Wasser- und Stromver-

Fontanive Roland

sorgung. Sie stellen ein deutliches Spiegelbild

Pulver Samuel

der ungeheuren technischen Entwicklung der

Rolli Alfred

letzten Jahrzehnte dar.

Straub Rudolf Thöni Hans

1993 wird Andreas Anderegg, bisheriger Chefmonteur, zum Betriebschef ernannt und Adolf

Angestellte Betrieb

Maurer auf der Dorfbehörde-Exkursion vom

Abplanalp Ernst, Maschinist/Monteur

20./21. August offiziell verabschiedet.

Anderegg Andreas, Chefmonteur Brechbühl Willy, Maschinist

Per 1. Oktober 1993 wird Simon Zenger zum

Egger Peter, Maschinist

neuen Brunnenmeister ernannt.

Heim Heinz, Elektromonteur Hunziker Thomas, Elektromonteur-Lehrling

Am 1. August 1998 erhält Betriebschef An-

Jaggi Armin, Elektromonteur

deregg mit Urs Linder einen Stellvertreter. Urs

Maurer Adolf, Betriebschef/Brunnenmeister

Linder wird auf den 1. Juli 2005 zum Betriebs-

Rösch Alfred, Maschinist

leiter ernannt.

Willener Hans, Maschinist Wyss Daniel, Elektromonteur

Chefmonteur

Zenger Simon, Monteur Zumbrunn Markus, Elektromonteur

Nach Abschluss der Netzumbauarbeiten und

Verwaltung

dem Wechsel von Walter Christen in die Pri-

Anderegg Beatrice, kaufm. Lehrtochter

vatwirtschaft wird Hans Philipp, 1945 als Mon-

Künzler Hans, Dorfschreiber/-kassier

teur angestellt, zum Chefmonteur ernannt.

Lehmann Max, Einzieher

Unzählige Male ist er auch während der Frei-

Schild Renate, Büroangestellte

zeit, Tag und Nacht ausgerückt, wenn irgendwo eine elektrische Maschine oder ein Apparat

Schwimmbad

den Dienst versagte. Für seine ruhige Art und

Kehrli Hanni

seine Hilfsbereitschaft brachte man ihm im

Kehrli Hans, Badmeister

Dorf viel Sympathie entgegen.

Rechnungsrevisoren Sein Nachfolger, Andreas Anderegg, ist als Chef-

Rohrbach Heidi

monteur der Installationsabteilung und als In-

Wyss Roland

stallationskontrolleur seit 1972 im Amt. Er ist gleichzeitig Stellvertreter des Betriebschefs.

82


Dorfbehörde 1989 (v. l. n. r.): Hans Thöni, Roland Fontanive, Rudolf Straub, Max Matter, Alfred Rolli, Samuel Pulver, Bernhard Marggi

Personal 1989 (hinten v. l. n. r.): Willy Brechbühl, Markus Zumbrunn, Beatrice Anderegg, Renate Schild, Hans Willener, Fred Rösch (vorn v. l. n. r.): Hans Künzler, Armin Jaggi, Ernst Abplanalp, Andreas Anderegg, Heinz Heim, Adolf Maurer, Peter Egger, Daniel Wyss, Simon Zenger (nicht auf dem Bild: Thomas Hunziker) 83


Im Jubiläumsjahr 2014 im Amt (125 Jahre EWM): Dorfrat Brügger Kaspar, Dorfobmann Zumbrunn Alexander, Vize-Dorfobmann Eiholzer Lukas Fuchs Gerhard Leuthold Peter (bis Mai) Rüger Albin (ab Mai )

Angestellte Betrieb Linder Urs, Betriebsleiter Feuz Beat, Betriebsleiter-Stellvertreter Brechbühl Willy, Mechaniker Jaun Christian, Netzelektriker Lüthi Roland, Maschinenmechaniker Santschi Remo, Netzelektriker Winterberger Thomas, Brunnenmeister Wyss Daniel, Elektromonteur

Angestellte Verwaltung Debrunner Martin, Dorfschreiber/-kassier Künzler Hans, alt Dorfschreiber/-kassier Feuz Änni, kaufm. Angestellte Willi Renate, kaufm. Angestellte

Schwimmbad Kehrli Hans, Badmeister Burgener Peter, Badangestellter Zumbrunn Bruno, Badangestellter Tamasova Lucia (Teilzeit) Balasz Simona Corina (Teilzeit)

Sherlock Holmes Museum Dettmar Marlyse, Betreuerin (Teilzeit) Gfeller Colombe, Betreuerin (Teilzeit) Müller Elke, Betreuerin (Teilzeit) Winzenried Christine, Betreuerin (Teilzeit)

84


Dorfrat 2014 (v. l. n. r.): Kaspar Brügger, Lukas Eiholzer, Alexander Zumbrunn, Gerhard Fuchs, Albin Rüger

Personal 2014: (hinten v. l. n. r.): Hans Künzler, Martin Debrunner, Renate Willi, Urs Linder, Remo Santschi, Daniel Wyss, Beat Feuz, Willy Brechbühl (vorn v. l. n. r.): Thomas Winterberger, Christian Jaun, Änni Feuz, Roland Lüthi 85



Finanzen Die Entwicklung der Dorfgemeinde im Laufe

Man vergleiche damit die Rechnungen von

eines Jahrhunderts kann auch an den jähr-

1962 und 1987:

lichen Budgets abgelesen werden:

1880

1962

Einnahmen

Einnahmen

Fr. 463 340.00

Dorftell

Fr. 1300.–

Ausgaben

Fr. 461 191.70

Wasserzinse

Fr. 1950.–

Einnahmenüberschuss

Fr.

Marktgebühren

Fr. 150.–

Beitrag der Einwohnergemeinde

Fr. 1100.– Fr. 4500.–

Ausgaben

2 038.30

1987 Einnahmen

Fr. 2 551 000.–

Ausgaben

Fr. 2 541 000.–

Einnahmenüberschuss

Fr.

Kapitalzinse

Fr. 1720.–

Kapitalablösung

Fr. 1700.–

Trogwartbesoldung

Fr.

Dorfbeleuchtung

Fr. 240.–

Eine Ursache dieser mehr als 500-fachen Stei-

Brunnenmeister

Fr.

gerung in 100 Jahren ist neben der rapiden

Verwaltungskosten*

Fr. 100.–

Unvorhergesehenes

Fr. 230.–

Einnahmenüberschuss

Fr. 400.–

40.– 70.–

Fr. 4500.– Die Ämter waren Ehrenämter

*

10 000.–

Geldentwertung sicher die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes, vor allem des Elektrizitätswerks. Sie hat der Dorfgemeinde zu einer Kapazität verholfen, die es ihr ermöglicht, neben ihrer Hauptaufgabe, der Wasser- und Stromversorgung, bedeutende kulturelle Aufgaben zu übernehmen, die sonst der Einwohnergemeinde anheimgefallen wären.

87


Gelegentlich, besonders in früheren Jahren,

Der Not leidenden Hotellerie und dem Gewer-

herrschte in der Dorfkasse gähnende Leere.

be werden Strompreisreduktionen von 30 bis

Dann wird Kassier Klein «ermächtigt, behufs De-

50 % gewährt. Im Budget der Sekundarschule

ckung der noch ausstehenden und schon längst zur

werden die Posten Schulreise und Besoldung

Zahlung angewiesenen Rechnungen für Beschaf-

des Vorstehers gestrichen. Man spart, be-

fung des Geldes auf gutfindende Weise besorgt zu

schränkt sich auf das Notwendigste und tritt

sein».

an Ort.

Verwaltungskosten im Jahr 1902: Fr. 26.40.

An die Einrichtung eines Denkmals für im Grenzdienst verstorbene Wehrmänner werden

1905: Taglohn von Monteur Frutiger: Fr. 2.50.

ganze Fr. 20.– gespendet, der oberländischen

Den Wärtern wird die Jahresbesoldung von

Hülfskasse für Hotellerie Fr. 500.–.

Fr. 1400.– auf Fr. 1500.– erhöht. «Damit soll es aber sein Bewenden haben.»

«Die Ersparniskasse Interlaken ist zu

Statt des Lohnes werden ihnen Wechsel auf die

ersuchen, vorläufig mit einer Abzahlung von

Spar- und Leihkasse Oberhasli ausgestellt.

Fr. 30 000.– vorlieb zu nehmen und mit den restierenden Fr. 41 000.– zuzuwarten bis zum Eintritt

Nach dem Weggang von Kassier Gutmann im

günstigerer Zeiten.» (1915)

Jahre 1908 wird die Ersatzwahl vorläufig verschoben. Die Funktionen des Kassiers werden

Gegenüber Bürgern, die mit ihren Zahlungen

durch die Spar- und Leihkasse Oberhasli be-

im Rückstand sind, übt die Dorfbehörde grosse

sorgt.

Nachsicht aus. Um ihnen entgegenzukommen, schlägt sie Zahlungen in zehn Annuitäten vor

Der Aktienzeichnung von Fr. 2000.– zu Guns-

oder installiert Münzautomaten.

ten der Lötschbergbahn soll erst zugestimmt werden, wenn die Normalspur Interlaken  –

Immerhin hat die Dorfbehörde auch ein wirk-

Meiringen verwirklicht wird.

sames Mittel in der Hand im Kampf gegen Verlustscheine oder Widerspenstige: die Drohung,

«Der Bund» 29. Mai 1913:

das Wasser zu sperren.

Kapitalgesuch. Eine gutsituierte Gemeinde (grosses Dorf, Eisenbahnstation, bedeuten-

Nach Krieg und Krise erholt sich auch die Dorf-

der Fremdenort) mit eigenem Elektrizitätswerk,

kasse wieder. Man erinnert sich der freundeid-

das seit 30 Jahren gute Rendite abwirft, sucht

genössischen Hilfe, die Meiringen nach den

zwecks Erweiterung des Werkes ein Darlehen von

Dorfbränden von 1879 und 1891 erfahren hat.

Fr. 45 000.– aufzunehmen. Offerten …

Der vorgeschlagene Betrag an die Brandgeschädigten von Stein (SG) wird spontan verdoppelt

Ausbruch des Ersten Weltkrieges August 1914:

(April 1947).

«(…) welcher das sofortige Aufhören all und jeden Fremdenverkehrs zur Folge hatte, wo-

An die Ungarnhilfe 1956 leistet die Dorfge-

durch alle Geschäfte unseres Dorfes die Hauptein-

meinde Fr. 1000.–, an die Genossenschaft

nahmen des Jahres verloren. Die Dorfbehörde sieht

Bergsturz Längenacher (1963) Fr. 50 000.–, an

sich in die Notwendigkeit versetzt, den Kassier an-

die Erstellung eines Weges später nochmals

zuweisen, das Inkasso der Ausstände zwar nach

Fr. 5000.–.

Möglichkeit fortzusetzen, alle rechtlichen Schritte dagegen vorläufig zu unterlassen.»

Man vergleiche damit die Dorfrechnung des Sekelmeisters Ulrich Steiner, wie sie F. Ringgen-

Gratifikationen an Lengacher und Ramseyer

berg aus den Anfängen der Dorfgemeinde wie-

werden gestrichen, ebenso alle Amortisatio-

dergibt, um zu erkennen, welche Entwicklung

nen.

sie in zwei Jahrhunderten durchgemacht hat:

88


2 Batzen

– Sportplatzbeleuchtung

29 Pfund

7 Batzen

– Musikgesellschaft

6 Pfund

20 Batzen

Das Einnehmen

36 Pfund

Das Ausgeben bleibt vor als Restanz (1 Pfund = 25 Batzen)

Fr.

4 000.–

neue Instrumente

Fr.

7 000.–

und Uniformen

Fr.

5 000.–

– Tennishalle

Fr. 10 000.–

An der Dorfgemeinde vom Dezember 1969

– Damenskiweltcup

Fr. 10 000.–

wird beschlossen, das Grundstück 524 bei der

– GHK-Aktien

Fr. 11 000.–

Parkanlage des Hotels Sauvage im Halte von

– MHB-Aktien

Fr. 250 000.–

15.11 a zu erwerben. Kosten inkl. GewinnsteuMan könnte seitenlang weiterfahren: Tour

er und Verschreibung: Fr. 166 360.–.

de Suisse, Schlittenhunderennen, Europahilfe, Die Zinssätze der Banken sind ein Spiegelbild

Skirennen, Museum Lanz, Bärewägli, Schu-

der wirtschaftlichen Lage und des verfügbaren

he für Vietnamesen, Klavier für Töchterchor

Kapitals. Im Jahre 1976 senken sie sich rapid

und Sängerbund, Skiwanderloipe, 1912 ein

von 6 ½ auf 5 ¾ und 5 ½ %.

Denkmal für Opfer der Militäraviatik, dem laubgekrönt vom Eidgenössischen Turnfest in

Jahreslöhne der Angestellten brutto:

Genf Heimgekehrten wird ein Fass Bier gespen-

(Hilfsarbeiter bis Betriebschef)

det, an der Tagung der Kp I/36 (Aktivdienst 1939 – 1945) ein Apéritif, dem Jassmeisterfinal

1946

Fr.

4 900.– bis Fr. 8 250.–

Fr. 100.–.

1948

Fr.

5 500.– bis Fr. 9 000.–

1950

Fr.

5 800.– bis Fr. 10 000.–

Man erkennt daraus: Die Dorfbehörde hat stets

1966

Fr. 10 000.– bis Fr. 21 000.–

grosszügig und wohlwollend auf Gesuche re-

1983

Fr. 27 240.– bis Fr. 75 240.–

agiert. Niemand darf ihr vorwerfen, knauserig gewesen zu sein. Höchst selten wird ein Ge-

Für die Maschinisten im Werk kam noch eine

such abgewiesen, so 1907 dem Skiklub für ei-

Zusatzentschädigung hinzu.

nen Skikurs, da «diese Angelegenheit ausserhalb der Aufgaben und Interessen liege».

1964 betrug sie (für die 12-Stunden-Schicht): Einer Ausstellung von Brienzer- und OberNachtschicht Fr.

hasliziegen wird der Beitrag versagt, da sie in

3.00

Interlaken stattfindet.

Tagschicht Fr. 1.50 Sonntag Fr. 4.00

Alljährlich erreichen die öffentlichen AusgaUnübersehbar sind die Unterstützungsgesu-

ben für Kultur und Sport einen ansehnlichen

che, die Jahr für Jahr an die Dorfbehörde ge-

Betrag, 1950 z. B. Fr. 28 000.–.

stellt werden. Als Beispiele von Institutionen, die regelmässig Beiträge erhalten, seien ge-

In den letzten 25 Jahren betrugen die jähr-

nannt: Kindergarten, Frauenverein, Musikfest-

lichen

wochen, Berghilfe, 1.-August-Feier, Eisbahn,

Fr. 53 315.–. Dazu kommen die jährlichen Defi-

Schwingfeste, Freilichtspiele Oberhasli, Sama-

zite von Freibad und öffentlicher Beleuchtung

riterverein, Schützenfeste

von zusammen über Fr. 250 000.–. Diese «Späs-

«freiwilligen

Beiträge»

im

Schnitt

se», wie sie Dorfschreiber Künzler zu nennen pflegte, konnten bisher aus den Einnahmen

Einmalige Beiträge – 1903 Bau der Turnhalle

Fr.

3 500.–

der Rücklieferungen an die BKW gedeckt wer-

– Haslimuseum

Fr.

8 000.–

den. Sie belasteten den Strompreis nicht.

+ Fr.

1 000.–

Fr.

5 000.–

Welches Zutrauen die Dorfbehörde geniesst, er-

– Gemälde Arnold Brügger im Singsaal «Auswanderer»

hellt etwa die Dorfgemeinde vom 14. Juni 1950. 89


Da werden von 15 Stimmberechtigten Beträge

Derart grosse Beträge für öffentliche Zwecke,

in Millionenhöhe genehmigt:

wie sie auf Seite 89 erwähnt worden sind, kann sich nur leisten, wer über eine solide und im-

Betriebsrechnung 1949

mer wiederkehrende Einnahmequelle verfügt.

Einnahmen und Ausgaben je

Fr. 232 692.02

Einlage in Umbaufonds

Fr. 129 228.49

Nun könnte ein «Üssenumler» fragen: Gehen

Aufwand für Bidmi-Werk

Fr. 1 436 455.55

nicht die vielen freiwilligen Unterstützungen

Voranschlag für Arbeiten am Weiher Haselholz

Fr. 110 000.00

Antrag für ein Darlehen (variable Bauschulden) Fr. 500 000.– zu 3 ¼ % fest auf 10 Jahre: SUVAL Fr. 500 000.– zu 3 % fest auf 10 bis 15 Jahre: SUVAL Fr. 900 000.– zu 3 % fest auf 5 Jahre: Kantonal bank von Bern Fr. 300 000.– zu 3 % fest auf 5 Jahre Amts ersparniskasse Oberhasli

und Beiträge auf Kosten des Strompreises? Dem kann mit Recht entgegengehalten werden: Es ist wohl zu verantworten, dass die Kosten vieler Bestrebungen zum Wohle der Bürger von einer Allgemeinheit getragen werden, der sie ja zugutekommen. Es würde zu weit führen, von den oft seitenlangen Verhandlungen über Budget, Anleihen und Amortisationen zu berichten.

Fr. 2 200 000.– Fritz Ringgenberg hat sie in seiner Jubiläumsschrift treffend zusammengefasst: Oder: Dorfgemeinde vom 23. Juni 1977: 15 Stimmberechtigte.

«Anerkannt muss werden, dass viel sauberer Ordnungssinn und hohes Verantwortungsbewusstsein zu Tage treten. Im Grossen und Ganzen

Betriebsrechnung 1976

wurde sorgfältig und sparsam gewirtschaftet.»

Einnahmen

Fr. 1 191 527.45

Ausgaben

Fr. 1 186 156.10

Einnahmenüberschuss

Fr.

5 371.35

Überschuss

Fr.

4 620.60

Abschreibung

Fr.

20 000.00

Wasserrechnung:

Fr. 150 000.– Darlehen an Sauvage AG, beschlossen mit 8:7 Stimmen.

90




Nutzniesser der Dorfgemeinde Sekundarschule Die

ausserordentliche

Dorfgemeinde

vom

1871 gründen neun wagemutige Männer in

18. April 1895 beschliesst einstimmig, die Ga-

Meiringen eine Sekundarschule. Sie bilden ei-

rantie für die Schule zu übernehmen. Während

nen Garantieverein und übernehmen ohne

vollen 36 Jahren hat sie diese Aufgabe erfüllt,

Weiteres die Defizite der ersten Jahre. Die Schu-

namhafte Opfer gebracht und dem Dorf und

le wird am 12. Juni 1871 mit zwei Klassen er-

seiner Umgebung einen grossen Dienst er-

öffnet. Statt der erwarteten 30 Schüler melden

wiesen. Damit hat sie erneut ihre Bereitschaft

sich gleich 56, doch reduziert sich die Schüler-

bekundet, sich neben Wasser- und Stromver-

zahl bald einmal auf 37. Das Schulgeld beträgt

sorgung für kulturelle Werke einzusetzen.

Fr. 50.–. Einwohner- und Burgergemeinde leisten Beiträge.

Zunehmende Schülerzahlen führen im Frühjahr 1898 zur «Creirung» der 3. Klasse, auf ein-

Die Schule findet Unterschlupf im 1861 ge-

stimmigen Beschluss der Dorfgemeinde. Das

bauten, massiven Schulhaus an der Kapellen. In

Schulgeld wird von Fr. 40.– auf Fr. 30.– herab-

den ersten Jahren sind mancherlei Widerstän-

gesetzt, als Jahreslohn der Lehrer Fr. 2800.– in

de zu überwinden. Die beiden Lehrer erhalten

Aussicht genommen, und man ist der Mei-

Weisung, häufig den Pintenkehr zu machen,

nung, dass «allenfalls erst später, wenn es sich

um die «Herren Wirthe» günstig zu stimmen.

gezeigt haben wird, was die Lehrkräfte leisten, auf eine Erhöhung der Besoldung Bedacht zu nehmen

Das Schulgeld wird auf Fr. 40.– herabgesetzt,

ist, für den oder diejenigen Lehrer, deren Leistung

es werden 8 Freiplätze und 7 halbe Freiplätze

sich als tüchtiger erweisen».

gewährt. Die Besoldung der Lehrer wird von Fr. 1800.– auf Fr. 2000.– jährlich erhöht. Kurz

Auch verlangt die Dorfbehörde von der Ein-

vor dem 25-jährigen Bestehen möchte der Ga-

wohnergemeinde für die Sekundarschüler die

rantieverein die Verantwortung für die Schule

gleichen Beiträge, wie sie für die Primarschüler

auf etwas breitere Schultern abwälzen.

ausgerichtet werden. 93


1904 wird die 4. Klasse eröffnet, der Jahres-

Mit dem Mittelschulgesetz von 1957 wird die

lohn der Arbeitslehrerin von Fr. 200.– auf

Sekundarschule als Volksschule der Primar-

Fr. 300.– erhöht, dafür aber ein Jahr später der

schule gleichgestellt. Die Schulgelder werden

Beitrag an den Lateinunterricht gestrichen.

abgeschafft, die Kosten proportional der Schülerzahl auf die Gemeinden verteilt. Während

Die Eröffnung der 5. Klasse ist heftig umstrit-

fast 40 Jahren bleibt die 5-teilige Schule auf

ten. Eine erste Dorfgemeinde beschliesst sie

annähernd gleichem Bestand.

mit 9:7 Stimmen. Dr. Stucki begründet die Erweiterung mit der wachsenden Schülerzahl

Nach erfolgtem Umzug der Primarschule in ei-

und den in Aussicht stehenden Beiträgen der

nen Neubau in der Pfrundmatte wird das alte

Aussengemeinden. Eine Beschwerde gegen die-

Schulhaus mit seinen 60  cm dicken Bruch-

sen Beschluss wird vom Regierungsstatthalter

steinmauern

abgewiesen. Die darauf geforderte a. o. Dorfge-

Zylinderöfen durch Zentralheizung ersetzt

meinde zieht aber den gefassten Beschluss in

und endlich: ein Lehrerzimmer geschaffen.

Wiedererwägung und lehnt mit 30:16 Stimmen

Auch der Aussenanstrich wird erneuert. Lei-

die Errichtung der 5. Klasse ab, wohl aus Angst,

der weicht das warme Rot einem nüchternen

die Strompreise könnten sonst erhöht werden.

Grau.

modernisiert,

die

mächtigen

Die Eröffnung erfolgt einige Jahre später, 1922. Vermehrter Zudrang zur Schule führt Ende der Bald gibt auch das Schulhaus zu reden. 1926

Sechzigerjahre zum Ausbau auf 10 Klassen.

steht im Protokoll:

Dies bedingt einen Neubau an der Kapellen,

«Das Schulhaus entspreche nicht mehr den

der aber mit dem Altbau verbunden bleibt

Bedürfnissen der heutigen Zeit! Es sei in absehba-

und allen zeitgemässen Anforderungen Genü-

rer Zeit ein neues zu bauen.»

ge leistet: 10 Klassenzimmer, Aula mit Bühne, Spezialräume.

Die Dorfbehörde begründet ihre Ablehnung mit dem Hinweis auf ihre momentanen Kapi-

Das alte Schulhaus wird zu Ehren gezogen:

talschulden von Fr. 400 000.–. Später werde

grosse Handfertigkeitswerkstatt, Schul- und

sie nicht abgeneigt sein. Die «absehbare Zeit»

Volksbibliothek, Handarbeiten, Singzimmer,

währte immerhin 25 Jahre.

kaufmännischer Unterricht und Berufsberatung.

1930 geht dann die Sekundarschule an die Einwohnergemeinde über.

Statt der früher üblichen Sportwochen ziehen im Herbst die sechs oberen Klassen zu Stu-

Dorfgemeinde vom 18. Dezember 1930:

dienwochen in irgendeine Gegend des Schwei-

Anwesend:

zerlandes hinaus, während die unteren Klassen

114 Stimmbürger

Traktandum: Garantieerneuerung

das Oberhasli und die näheren Landschaften

der Sekundarschule

kennen lernen.

Die Dorfbehörde beantragt Übergabe der Schule an die Einwohnergemeinde. Zustimmung

Badanstalt

mit 82:18 Stimmen. Dieser Entscheid war fällig, wohnte doch nur noch eine Minderheit der

Die Badanstalt Meiringen ist vermutlich die äl-

Schüler im Dorfkreis.

teste im Berner Oberland, jedenfalls die erste weit und breit.

Der in den folgenden Jahren häufige Lehrerwechsel ist der Schule nicht förderlich. Doch

Schon 1903 wird eine Kommission zum Be-

haben auch fünf Lehrkräfte über 40 Jahre lang

trieb eines Schwimmbades bestellt, werden

der Schule die Treue gehalten.

fünf Jahresbeiträge von Fr. 150.– beschlossen.

94


Initiant und eifriger Förderer ist Dr. Stucki sen.,

bogenfreiheit: Unter dem MIB-Geleise wird ein

die Verwaltung liegt während der nächsten 50

Durchgang geschaffen, das angrenzende Ge-

Jahre in den Händen des Gemeinnützigen Ver-

lände im Abtausch mit der Bäuertgemeinde als

eins Meiringen.

Spiel- und Liegewiese erworben.

Wann das Bad gebaut wurde, ist kaum zu eruie-

Die Einwohnergemeinde ist bereit, 14 Jahres-

ren. 1908, als die Beiträge erneuert werden, be-

raten zu Fr. 6000.– = Fr. 84 000.– beizusteuern.

stand es sicher: Schwimm- und Nichtschwim-

Zwei weitere Hasligemeinden bewilligen zu-

merbecken, einige Kabinen, alles umgeben von

sammen Fr. 250.–, die KWO Fr. 500.– und

einer hohen Bretterwand.

die Erziehungsdirektion des Kantons Bern Fr. 26 170.–. Die Arbeiten werden zum grossen

Schulbaden für die Mädchen von 2 bis 3 Uhr,

Teil an hiesige Firmen vergeben und schreiten

für die Knaben von 3 bis 4 Uhr.

rasch voran.

1929 kam auf Initiative der 9. Sekundarschul-

Am 20. Juli 1957 kann die wohlgelungene An-

klasse und ihrer Lehrer eine Liege- und Spiel-

lage eröffnet werden. Unter grosser Beteiligung

wiese dazu. Trotz allen Mängeln – das Wasser

wird sie mit Darbietungen von Jung und Alt ein-

war entweder warm und trüb oder klar und kalt

geweiht. An die Kosten von Fr. 390 562.– kön-

– haben hier Hunderte von Kindern schwim-

nen aus der laufenden Rechnung Fr. 145 000.–

men gelernt, haben Dutzende von fröhlichen

beigesteuert werden.

Schwimmfesten die Saison beschlossen. Im Vergleich zur ersten Badanstalt präsentiert Am 2. August 1951 regt Paul Lüthi an, die Dorf-

sich die Anlage als moderne Einrichtung, aber

behörde möge die Initiative zum Bau eines

ein Mangel haftet ihr immer noch an: Das Ba-

neuen Schwimmbades ergreifen. Ein Antrag,

dewasser ist oft zu kalt.

eine Rückstellung von Fr. 10 000.– hiefür zu machen, wird zwar verworfen, zwei Jahre da-

Immer häufiger tritt die Forderung nach einer

rauf immerhin Fr. 5000.– bewilligt.

Heizanlage auf. Unter der Leitung von Edi Sulzer jun. geht eine Kommission energisch ans

1954 fragt man sich, ob eine Unterhaltungs-

Werk. Im Mai 1979 liegt ein baureifes Projekt

stätte nötiger sei als ein Schwimmbad. Mitt-

vor: Heizung des Bades mit Wärmepumpen,

lerweilen ist der Zustand der alten «Badi» der-

Umbau Kiosk und Garderobe, WC.

art pitoyabel geworden, dass etwas geschehen muss. Die Dorfbehörde besucht andere Freibä-

An die effektiven Kosten von Fr. 800  000.–

der, man studiert die Platzfrage (Allmend, Län-

werden namhafte Beträge von Bund, Staat,

genacher), bleibt aber am alten Standort.

Gemeinden, Sport-Toto, total Fr. 665 000.–, geleistet. Und siehe da: Im folgenden Jahr ergibt

Architekt Fritz Ramseyer erhält Auftrag für

sich erstmals ein erfreulicher Einnahmenüber-

ein Projekt. Am 27. Juli 1955 stimmt ihm die

schuss, nachdem jahrelang Zuschüsse von

ausserordentliche Dorfgemeinde zu: baureifes

Fr. 10 000.– bis Fr. 20 000.– jährlich nötig gewe-

Projekt für 550 Badegäste, 672 m2 Wasserflä-

sen waren.

che, Filteranlage und Durchlauferhitzer. VorFür die Bemalung der Westfassade wird 1984

anschlag: Fr. 243 000.–.

auf Vorschlag der Dorfbehörde ein Wettbewerb Damit ist aber der verfügbare Raum zwischen

an der Kunstgewerbeschule Bern durchgeführt.

Aare, Alpbach und der Meiringen-Innertkir-

Der erstprämierte Entwurf – farbenfrohe Se-

chen-Bahn

Kabinenge-

gelschiffe – wird mit Fr. 200.– belohnt. Er trägt

bäude mit Kasse, Wasserbecken, Liegeplätze,

der Dorfbehörde eine Auszeichnung des Berner

Filteranlage. Fritz Ramseier möchte mehr Ell-

Heimatschutzes ein.

restlos

ausgenützt:

95


Hans und Hanni Kehrli stehen seit über 20 Jah-

Eisbahn

ren im Dienst als Wärter und Betreuer des Bades. Es ist nicht immer leicht, inmitten turbulenter

Während vieler Jahre war der Betrieb einer Eis-

Jugend, grossem Andrang, Lärm und techni-

bahn Sache des Gemeinnützigen Vereins Mei-

schen Anforderungen einen geordneten Betrieb

ringen. In das unvermeidliche Defizit teilten

zu führen. Die beiden bewältigen es und werden

sich zu je einem Drittel Einwohnergemeinde,

anlässlich des 20. Dienstjahr-Jubiläums geehrt

Dorfgemeinde und GVM.

und belohnt. Einen eigenen Platz besass die Eisbahn nicht. Unter all den Bemühungen der Dorfgemeinde,

Zu Beginn der Dreissigerjahre installierte sie

Kultur, Sport und Tourismus zu fördern, darf

sich im Längenacker; dank günstiger Witte-

das Schwimmbad als wohlgelungenes Werk

rung war sie dort einmal während Wochen un-

und namhafter Beitrag an die Öffentlichkeit

unterbrochen in Betrieb, sodass sich selbst die

bezeichnet werden.

Musikgesellschaft Meiringen zu einem Platzkonzert am Sonntag Vormittag herbeiliess.

Das Schwimmbad hat in der Bevölkerung ei-

Welch ein Anblick, als sich auf der glänzenden

nen hohen Stellenwert. Man will auch, dass das

Fläche, im schönsten Sonnenschein, die Paare

Bad attraktiv und erhalten bleibt. 1994/1995

zu Walzerklängen im Tanze drehten! Spätere

beschliesst die Dorfgemeinde den Bau einer

Standorte waren die Allmend, die Spielwiese

68 Meter langen Wasserrutschbahn und eines

der Badanstalt und der Platz vor der Tennis-

zusätzlichen Planschbeckens auf der Spielwie-

halle.

se. Die Rutschbahn weiss nicht nur Kinder und Jugendliche zu erfreuen, auch Senioren haben

Jahrelang war Otto Brügger auch hier uner-

ihren Spass.

müdlicher Förderer, ehrenamtlicher Eisfabri-

Der Rutschbahnhügel auf der Schwimmbad-Spielwiese 96


In den Jahren 2009 bis 2012 betreibt die Dorfkommission Meiringen-Schattenhalb (eine Kommission des Verkehrsvereins) auf dem Casinoplatz eine gemietete Kunsteisbahn. Nach der Gründung einer Genossenschaft und Kauf der Einrichtungen im 2013, beschliesst der Dorfrat, die Natureisbahn bei der Tennishalle in Zukunft nicht mehr herzurichten, an die Betriebskosten aber einen jährlichen Beitrag zu entrichten.

Kehrichtabfuhr Es gibt wohl kaum ein anschaulicheres Bild der Entwicklung unserer Wohlstandsgesellschaft als die Geschichte der Kehrichtabfuhr von

Die Natureisbahn bei der Tennishalle (Dezember 2006)

1899 bis heute. Für die Monate Mai bis Oktober 1899 wird sie versuchsweise eingeführt, ab Februar 1900 «blei-

kant und Betreuer. Später engagierte man die

bend». Johann Rytz, Sand, betreut noch weitere

Fa. Gsteiger, Badwärter Kehrli, W. Ebersold und

Ämter: Reinigen der öffentlichen Brunnen und

Willi Teige.

Schlammkasten im Dorf, des Sammelreservoirs, dann das Bespritzen der staubigen Strassen und

Schulklassen genossen freien Eintritt und ha-

das Vertragen der Wassertell-Karten. Dafür be-

ben das noble Angebot in den Turnstunden

zieht er eine Jahresbesoldung von Fr. 606.–, also

redlich ausgenützt. Bald einmal hielt auch das

rund 200 Arbeitstage zu Fr. 3.–, «wobei dieser

Eishockey Einzug.

Lohn nach hiesigen Verhältnissen ein guter ist».

Besonders günstig verlief die Saison 1963/64.

1905 übernimmt Johann Huggler, Sigrist, Sand,

«Dank des initiativen Eisbahnwärters wurde mit gutem Erfolg abgeschlossen, so dass heute

die Kehrichtabfuhr für Fr. 208.– jährlich, 1907 wird die Besoldung auf Fr. 300.– erhöht.

eine Reserve von Fr. 2106.90 auf Sparheft angelegt werden konnte.»

Immer wieder treffen Klagen ein über unzeitgemässe Abfuhr, über unterwegs verlorenen

Wurde früher bei grossem Schneefall das Eis-

Kehricht (bei Föhn!). Aber auch der Fuhrmann

feld durch die Buben einer oberen Schulklasse

«leert seinen Kropf»: ungedeckte Kübel, glü-

geräumt – angewandtes Turnen – so steht spä-

hende Asche in den Eimern.

ter ein Schneeräumungsgerät zur Verfügung. Jahrelanges Streitobjekt, ein richtiges «enfant Der Erfolg der Eisbahn ist seit eh und je von der

terrible», ist der «Ghüderwagen». Obschon nach

Witterung abhängig. Wie oft haben Tauwetter

Vorschrift konstruiert, innen mit Blech gefüt-

und Föhneinbruch alle Bemühungen zunichte

tert, er befriedigt nicht. Ihm haften Mängel

gemacht! Es ist daher dem GVM, der Dorfbe-

an. Besonders unpraktisch ist das Entleeren in

hörde und der eingesetzten Eisbahnkommis-

den Junzeln. Man entfernt das Dach, es bessert

sion hoch anzurechnen, dass sie trotz Misser-

nicht. Erfolglos wird er der Gemeinde Innert-

folgen und Rückschlägen immer wieder den

kirchen angeboten. Schliesslich kauft Popularis

Mut aufbringen, zum Wohle der Jugend den

AG für Fr. 300.–, zieht aber davon Fr. 30.– ab,

Versuch zu wagen, eine Eisbahn anzulegen.

wegen gebrochener Deichsel. 97


Man prüft eine Berner Offerte, Marke Ochsner

Mal wöchentlich die Abfuhr. Vielerorts sind

für Fr. 2000.–. Fuhrmann A. Jaun bietet einen

Container aufgestellt. Das Quartier Sandmat-

neuen Wagen für Fr. 3000.– an. Ihm wird be-

te besitzt sogar ein spezielles «Ghüderhüttli»,

deutet, die Anschaffung eines Wagens sei Sache

meist als Garage angesehen.

des Fuhrmanns. Die Suche geht weiter: Marken «Rapid», «Swiss Keromat» finden keine Gnade.

Fuhrleute der Kehrichtabfuhr:

Schliesslich kauft die Dorfbehörde einen Wa-

Johann Rytz, Sand

1890 – 1905

gen in Finsterhennen zum Preis von Fr. 8100.–.

Johann Huggler, Sand

1906 – 1930

Ein Jahr später hängt man ihm eine «Kippbän-

Peter Jaun, Melchplatz

1931 – 1948

ne» an. Der Weisheit letzter Schluss ist – wie

Andreas Jaun, sein Sohn

kann es anders sein – ein Kehrichtauto!

Hans Glarner, Stein Rudolf Glarner, Stein

1949 – 1952 1953 – März 1972

April 1972 – Dez. 1972

Aufwand und Umfang der Kehrichtmenge stei-

Daniel Willi, Hohfluh

gern sich im Laufe der neunzig Jahre gewaltig:

Seit dem 1. Januar 1976 haben sich elf Gemein-

1973 – Jan. 1976

Es ist begreiflich, dass die Dorfbehörde nach

den der Region oberer Brienzersee-Haslital für

dem Einbezug der Aussenquartiere für die Ab-

die Organisation der Kehrichtabfuhr zu einem

fuhr Anstrengungen unternimmt, dieses Ge-

Gemeindeverband zusammengeschlossen.

schäft der Einwohnergemeinde zu überbinden. Obschon sie einen jährlichen Beitrag von Fr. 2000.– anbietet, scheitern diese Versuche so-

Kursaal AG

wohl 1950 als auch 1971. Während Jahrzehnten war die Dorfgemeinde Gelegentlich widersetzt sich auch die Natur: Im

Garant der Sekundarschule, betreute die Keh-

Februar 1952 verunmöglicht grosser Schneefall

richtabfuhr – die Badanstalt betreut sie heute

die normale Abfuhr in die Junzeln. Der Keh-

noch – und war Stromlieferant für das Tram.

richt wird auf dem Alpbachplatz deponiert.

Bei weiteren Unternehmungen beschränkte sie

Nachdem 1972 eine Reglementskommission unter dem Präsidium von Walter Wüthrich ihre Aufgabe erfüllt hat, wird sie in eine Keh-

Entlöhnung

richtkommission umgewandelt. Die Rechnungsablage für 1974 weist auf: Einzug von Gebühren

Fr. 69 145.35

Auslagen (Löhne etc.)

Fr. 60 459.85

Einlage in den Fonds

Fr.

8 685.50

Dies ist aber auch die letzte Eintragung über Kehrichtabfuhr in den Protokollen. Dann herrscht Grabesstille. Daraus ist zu schliessen, dass in der Vereinbarung über Wasser, Strom und Kehricht mit der Einwohnergemeinde vom 13. Mai 1974 die Kehrichtabfuhr in die Obliegenheiten dieser Gemeinde übergegangen ist, wie recht und billig. So wird heute die Kehrichtgebühr (Fr.   75.–) zusammen mit den Gemeindesteuern eingezogen. Ein Kehrichtauto besorgt ein bis zwei 98

1899: 50.– 1905: 208.– 1921: 600.– 1932: 650.– 1941: 800.– 1944: 1 200.– 1947: 1 600.– 1949: 2 000.– 1954: 3 100.– 1959: 4 800.– 1961: 8 000.– 1969: 18 000.– 1973: 33 600.–

Neuer Dienstvertrag, Erweiterung des Distrikts Stein, Oberstein, Sand, Längenacker Im Sommer zweimal wöchentlich Abfuhr Die «Ghüdermenge» nimmt ständig zu. Die Kehrichtgruben in den Junzeln und in Balm sind bald gefüllt. Ochsnerkübel werden vorgeschrieben (Höchstgewicht 25 kg). Einheitssäcke! Container, modernes Fahrzeug


sich auf die Mitarbeit in den Verwaltungsräten

Doch finden in den folgenden Jahren in der

und auf eine grosszügige Unterstützung, die in

Kirche zahlreiche Ausstellungen (Gemälde,

die Hunderttausende von Franken ging.

Fotos, Zeichnungen, Kunsthandwerk) und kulturelle Anlässe statt, veranstaltet von einer ini-

Das Casino, erbaut 1910, hat mancherlei Ver-

tiativen Gruppe unter der Leitung von Arthur

änderungen erfahren. Zeitweise hochstilisiert

Reinhard.

als Kursaal, vom Hotelierverein kritisch betrachtet, bleibt es zündender Gesprächsstoff in

Die Dorfbehörde erwirbt auch das Areal um die

den Verhandlungen der Dorfbehörde.

englische Kirche. Zum Leidwesen der zahlreichen Zuschauer müssen im Park die Schwarz-

«Bereits redet man 15 Jahre lang über den

kiefer und der riesige, wunderschöne Mammut-

Kursaalneubau. Heute ist man bescheidener gewor-

baum (Wellingtonia gigantea, Durchmesser am

den und spricht von einer Unterhaltungsstätte.»

Stock nahezu zwei Meter) gefällt werden, da sie krank sind. Die mächtigen roten Scheiben des

Später übernimmt die Brentel AG den Betrieb,

Stammes finden guten Absatz.

dann wird daraus das Verkehrsbüro. Im April 1958 wird der Abbruch des Gebäudes beschlos-

In Zusammenarbeit mit der Sherlock-Holmes-

sen, 1974 die Liquidation der Gesellschaft

Gesellschaft in England soll ein Museum ge-

durchgeführt.

schaffen werden. Eine Bronzestatue des berühmten erdichteten Detektivs ist bereits auf

Sauvage AG

einen Granitfindling gesetzt worden – les extrèmes se touchent.

Ständige Sorgen bereitet der Dorfbehörde die

Der bauliche Zustand der englischen Kirche

Beteiligung an der Sauvage AG. Erweiterungs-

wird immer schlechter. Das unter Denkmal-

pläne, Investitionen, Defizite, neue Anläufe,

schutz stehende Gebäude wird renoviert, sa-

Konkurs. Beide Unternehmungen, Kursaal wie

niert und ein Innenabgang ins Kellergeschoss

Sauvage, haben die Auswirkungen zweier Welt-

angebaut. Unter Schutz steht aber nicht nur

kriege und die Krise der Dreissigerjahre erfah-

das Gebäude, sondern auch eine davor ste-

ren. Angesichts der Defizite, Diskussionen um

hende ca. 4 Meter hohe Eibe. Sie ist den Bau-

finanzielle Hilfe begreift man den Stossseufzer

arbeiten nicht dienlich. Eine Verschiebung

des Dorfschreibers:

würde nach Angaben einer Spezialfirma ca. Fr.

«Es sei dem Schreibenden verziehen, wenn

10 000.– kosten. Die Dorfbehörde beschliesst

er in den Protokollen nur festhält, dass man einer

deshalb die Fällung des zugegebenermassen

befriedigenden Lösung des Problems keinen Schritt

schönen Baums und stellt beim Gemeinderat

näher gekommen ist.»

das Gesuch um Entlassung aus dem Verzeichnis der schutzwürdigen Objekte. Die Eibe wird

Dorfkern

eines Nachts von noch heute unbekannter frevlerischer Hand gefällt. Der Gemeinderat kann also nur zustimmen … Eine junge Eibe

1974 erwirbt die Dorfgemeinde von der Chris-

wird «zum Trost» gepflanzt.

tian Science die englische Kirche für Fr. 44 500.–. Man befreit sie vom Holzwurm. Weitere Re-

Am 4. Mai 1991 kann im Untergeschoss der

novationen bleiben vorderhand stecken. Die

aus der viktorianischen Zeit stammenden Kir-

eingesetzte Kommission, welche sich mit der

che das von den englischen Architekten John

«Verbesserung des Angebots für den Gast» be-

und Syliva Reid authentisch gestaltete Sherlock

fasst, dreht sich im Kreise.

Holmes Museum eingeweiht werden. Etwa

«Sie hat mit Planen dort aufgehört, wo es angefangen hätte, etwas zu kosten.»

achtzig Mitglieder der Sherlock Holmes Society in viktorianischen Kostümen, jedes eine Figur 99


aus den Geschichten von Sir Arthur Conan

sion immer wieder erneuern. 1906 ist sie erlo-

Doyle darstellend, geben der Eröffnung einen

schen! 1908 wird sie erneuert, «aber zum letzten

würdigen Rahmen. Sogar die Tochter von Sir

Mal bis 26. Dez. 1910 verlängert».

Arthur, Dame Jane Conan Doyle, beehrt den

Grund dieser ständigen Verschleppung ist die

Anlass mit ihrer Anwesenheit.

Befürchtung, eine direkte Linienführung Bahnhof – Reichenbach könnte das Dorf vom Ver-

Auf Initiative von Hans Thöni findet auf dem

kehr abschneiden.

Parkplatz während einiger Sommermonate jeden Samstagmorgen ein bunter Wochenmarkt

Nun geht es auf Biegen oder Brechen. An die

statt. Er wird von Einheimischen mit Gemü-

neu gegründete Trambahn AG zeichnet die

se, Honig und handwerklichen Produkten be-

Dorfgemeinde Aktien für Fr. 60 000.–. Man offe-

schickt. Eine Kaffee-Ecke, organisiert vom Frau-

riert Strom, 15 000 kWh jährlich für Fr. 3500.–.

enverein, darf nicht fehlen, alles wird begleitet

Nach mehr als 20-jährigen Verhandlungen

von Herrn Eichenbergers Drehorgelmusik.

wird 1912 die Bahn gebaut, samt der dazu erforderlichen eigenen Brücke über die Aare in

Die ganze Dorfkerngestaltung befindet sich um

der Nähe der Willigenbrücke.

1990 im Stadium der Planung. Die Dorfbehörde wehrt sich mit Recht gegen eine Verlänge-

Aber schon naht neues Unheil: Der Erste Welt-

rung des Parkplatzes nach Süden. Sie bevorzugt

krieg. Schon am 5. August wird der Betrieb ein-

eine unterirdische Autoeinstellhalle und ist

gestellt, die Fremden sind abgereist. Während

bereit, der Einwohnergemeinde hiefür ein dau-

des Krieges wird zwar der Dornröschenschlaf

erndes, unentgeltliches Baurecht für 3000 m2

des Trams gelegentlich unterbrochen, aber

einzuräumen. Dazu beteiligt sie sich finanziell

ohne Rendite.

an der Platzgestaltung. Von 1920 an wird das Tram wieder in Betrieb

Trambahn

gesetzt, die Auseinandersetzungen zwischen Trambahn AG und Dorfgemeinde gehen munter weiter: Ausstände, Vorschüsse, Reduktion

Was lange währt, kommt nicht immer gut. An

des Aktienkapitals, Defizite, Sanierung. Das

der a. o. Dorfgemeinde vom 15. Juni 1889 wird

Tram bleibt ein Sorgenkind (Zweiter Welt-

beschlossen:

krieg!).

«Einreichung eines Conzessionsgesuches an den Schweiz. Bundesrath für Erstellung einer

Die Tramführer Metry, Sulzer und Amacher, in

Pferdebahn von Meiringen nach der Aareschlucht.»

der Verwaltung als «MSA» zusammengefasst,

Diese war ein Jahr zuvor eröffnet worden.

haben dieses ständige Auf und Ab getreulich

«Dazu wird ein unbeschränkter Credit be-

mitzumachen: Bald füllen Schulklassen die

willigt, in dem Sinne jedoch, dass dabei möglichst

Wagen mit fröhlich-lautem Betrieb, dann wie-

Ökonomie beachtet werde.»

der sind die Wagen nahezu leer.

Projekt: Ing. Studer, Thun. Auf das Budget 1896

Erstmals taucht das Gespenst «Liquidation» in

wird ein Posten «Tramway» Fr. 1500.– gesetzt.

den Protokollen auf. «Abbruchhonegger» offe-

Bis 1899 hat sich die Bahn zum «electrischen

riert Fr. 120 000.–, vermutlich wegen der eiser-

Tramway» durchgemausert, später nennt sie

nen Aarebrücke. Im Juni 1958 wird die Liqui-

sich «Tramwaykonvoi», um schliesslich als elek-

dation beschlossen, Aktienerlös Fr. 2200.– zur

trische Strassenbahn aufzutreten.

freien Verfügung der Dorfbehörde.

Man prüft das System Siemens + Halske. Pro-

Nun steht die Tramhalle leer und heimatlos

jektpläne im Betrage von Fr. 293 000.– werden

da. Sie wird von der Einwohnergemeinde über-

als zu teuer verworfen. Man lässt die Konzes-

nommen und dient als Ausstellungshalle.

100


So verschwindet das Tram nach einem halben

längerung bis Interlaken 1912  –  1916), die

Jahrhundert aus dem Dorfbild, die Schienen

Rothornbahn und die Drahtseilbahn zum Rei-

verschwinden im Asphalt der neu geteerten

chenbachfall. Alle anderen Projekte bleiben

Dorfstrasse. In den Kurven werden sie aber

auf dem Papier – wir sagen heute: gottlob!

bald wieder sichtbar und gefährden den Verkehr. Sie müssen herausgerissen werden. Dies

Erfolglos blieben ebenfalls die Bemühungen

ist das endgültige Ende. An die Stelle des Trams

um eine Erweiterung der Strecke Interlaken –

tritt in den Sommermonaten ein Autobus.

Meiringen auf Normalspur 1905 und 1938.

Mit dem Tram verschwindet auch ein belas-

Auch das von Einwohner- und Dorfgemeinde

tender Faktor des EW-Betriebes: Tram und Kino

im Jahre 1923 eingereichte Gesuch an die SBB,

waren nach dem Umbau auf Wechselstrom die

die Brünigbahn zu elektrifizieren, musste rund

einzigen Bezüger von Gleichstrom.

22 Jahre auf seine Verwirklichung warten, bis eben akuter Kohlenmangel im Zweiten Welt-

Bergbahnen

krieg das Verfahren beschleunigte. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kraft-

An der Trambahn AG war die Dorfgemeinde

werke Oberhasli erhält Meiringen eine Bahn-

durch Stromlieferung aktiv beteiligt. Bei ande-

verbindung (MIB) mit Innertkirchen.

ren Unternehmungen trat sie nur als Aktionär oder Gönner auf.

Neueren Datums sind die Bahnen als Folge (oder Ursache?) der mächtigen Entwicklung

Der aufkommende Tourismus bewirkte eine

des Skisportes. Wie Pilze schiessen überall Ka-

Bahngläubigkeit unter den Bürgern, wobei es

binen- und Gondelbahnen, Ski- und Sessellif-

nicht nur bei Ideen und Vorschlägen blieb. Es

te aus dem Boden. Sie entlasten den Skifahrer

wurden ganze Projekte ausgearbeitet und dis-

vom mühsamen Aufstieg («Downhill only!»),

kutiert: eine Sustenbahn, eine Grimselbahn

Felle werden überflüssig.

(oder wenigstens bis Guttannen). Der Studiengesellschaft für eine Bahn Alpbachschlucht –

Erste Gondelbahn im Oberhasli: Wasserwendi –

Hasliberg  –  Engelberg wurde eine Konzession

Käserstatt (GHK).

für Nutzung des Dorf-, des Goldern- und des Alpbaches erteilt.

An der Meiringen-Hasliberg-Planplattenbahn (MHB) beteiligt sich die Dorfgemeinde mit ei-

An der Dorfgemeinde vom 10. Dezember 1895,

nem Aktienkapital von Fr. 250 000.–.

zusammenberufen «mit der Bewilligung des tit. Regierungsstatthalters und durch hiefür in Ge-

Die Beteiligung an den MHB wird 2004 nach

lübd genommenen Umbieter Johann Ryz», wird

dem Willen der Dorfgemeindeversammlung

beschlossen, eine Konzession für die Bahn

um Fr. 500 000.– erhöht.

Meiringen – Grosse Scheidegg – Grindelwald zu erwerben (48:8 Stimmen). Zweimal reiste eine

2007 fusionieren die mittlerweile in SHK

Deputation von Meiringen und Grindelwald

(Sportbahnen Hasliberg-Käserstatt) umbenann-

zum Regierungsrat nach Bern – die Sache ver-

te GHK und die MHB zur Bergbahnen Meirin-

lief im Sand, ebenso das Projekt einer Bännen-

gen Hasliberg AG. Die neue Unternehmung

bergbahn vom Schulhaus Willigen nach In-

steht aber unter keinem guten Stern. 2013 wird

nertkirchen.

über sie der Konkurs verhängt und das eingesetzte Kapital geht verloren. Sämtliche Anlagen

Von all diesen Projekten sind verwirklicht

werden von einheimischen Investoren aus der

worden: die Brünigbahn 1888 bis Brienz (Ver-

Konkursmasse gekauft und weiterbetrieben.

101



Episoden Dies und das 1891

Werklein. Dem Konkurrenten wird das Hand-

Aus dem Dienstbarkeitsvertrag zwischen der

werk gelegt: Wer Elektrizität bei ihm bezieht,

Dorfgemeinde und 14 Liegenschaftsbesitzern:

dem wird kurzerhand das Wasser gesperrt.

Die Drahtleitungen werden in der Regel durch die Luft geführt, ca. 6 bis 8 Meter über dem Erd-

1910

boden, aber nicht in verkehrsstörender Weise

In den ersten Betriebsjahren wird der Strom

ganz unmittelbar vor Türen oder Fenstern vor-

um 1 Uhr nachts ausgeschaltet. Oft ist aber zu

beigeführt, in angemessener Entfernung von

dieser Zeit noch fröhlicher Fest- und Tanzbe-

den Telegraphendrähten.

trieb in den Hotels. Es wird Verlängerung anbegehrt. Dies kostet Fr. 1.– für jede volle oder an-

1893

gebrochene Stunde, wovon der Wärter 70 Rp.

Kohlenfadenlampen sind anfällig auf Über-

erhält. Oft wird auch mit einer Flasche Wein

strom. Infolge der Unachtsamkeit eines Wär-

oder einem Znüni nachgeholfen.

ters gehen gleich 80 Lampen kaputt. Den Betroffenen wird pro Lampe Fr. 1.– vergütet,

1917

wovon der Wärter die Hälfte zu tragen hat.

Für die internierten französischen Soldaten wird in der Sägerei Jossi, Stein, eine Werkstatt

1905

installiert. Reduzierter Strompreis für den Mo-

Aus den Dienstvorschriften für das Betriebsper-

tor.

sonal: In den Arbeitslokalen und Maschinen-

Die Internierten haben im Casino ein Kino

räumen ist das Zutragen von geistigen Geträn-

eingerichtet. Eintrittsgeld 40 Rp. Dem dirigie-

ken und das Schlafen verboten. Busse Fr. 1.–.

renden Capitaine wird mitgeteilt, wenn ein Erwerb erzielt werde, die Dorfbehörde sich das

1908 Elektrizitäts-

Recht vorbehalten werde, für die Abgabe von und

Wassergewinnung

gehö-

Energie eine Gebühr zu beziehen.

ren zusammen: Ein aus dem Werk ausgetre-

Auch den englischen Internierten im Hotel

tener Wärter baut am Mühlebach ein eigenes

Bahnhof wird Pauschaltarif zugestanden. Im 103


November verlassen die Internierten das Dorf. Zum Abschied werden sie von der Dorfgemeinde beschenkt.

1920 Gesuch des Orchestervereins (Leitung G. Linder) – so etwas gab es also damals – um Gratisabgabe von elektrischer Beleuchtung im Casino. Ihm wurde entsprochen.

1928 D. Grewar, Drogist, rapportiert, dass die Schaltuhr zu seinem Heizofen zum 3. Mal nicht aufgezogen worden sei und er deshalb im ungeheizten Zimmer frieren müsse. Der Kirchgemeinde wird für 3 Stunden pro Woche ein Ofen zu 500 Watt bewilligt, um zu verhüten, dass der übende Organist kalte Finger kriege oder sich einen Katarrh aneigne.

1950 In der Nacht vom 2./3. August werden auf dem Areal des EW Meiringen Bleikabel im Wert von Fr. 600.– bis Fr. 800.– gestohlen. Die Polizei wird avisiert, die Diebe werden erwischt. Das Kriminalgericht von Luzern verurteilt sie zu Fr. 1000.– Schadenersatz.

1954 Max Eichenberger hat auf seinem Grundstück eine Radiosendestation errichtet. Sie wird von der Dorfbehörde genehmigt.

2000 Noch sei der Familie Pulver ein Kränzlein gewunden: Grossvater Gottfried Pulver, Dorfschreiber 1916 –1932 Vater Ernst Pulver, Dorfschreiber/-kassier 1944 –1980 Sohn Samuel Pulver, Dorfbehördemitglied / Dorfobmann 1985–2000 Dies macht 67 Jahre im Dienst und zum Wohle der Dorfgemeinde. Ehre, wem Ehre gebühret!

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Umwelt Hochwasser

Die Liege- und Spielwiese im Schwimmbad ist stark überführt, die Filter- und Umwälzanlagen

2005: Am 22. August um 19.30 Uhr stellt Dorf-

funktionieren, aber das Wasser in den Becken

obmann Graber fest, dass der Dorfrat nicht

ist eine dunkelbraune Brühe. Die Badesaison

beschlussfähig ist. Wegen der andauernden Re-

2005 hat damit ein jähes Ende gefunden.

genfälle drohen Alpbach, Mühlebach und Aare zu überschwemmen. Die Feuerwehr ist bereits

Die Wasserversorgung kann aufrechterhal-

seit Mittag im Einsatz und der Zugang zum Sit-

ten werden, obwohl die Funtenen meterhoch

zungszimmer im Werk ist nur noch über den

überflutet ist. Das Wasser verursacht Schäden

Weg beim Betagtenzentrum vorbei möglich.

im Haus und an den Pumpenmotoren.

Betriebsleiter Linder hat zwei Mitarbeiter ins Haselholz geschickt, um die Wasserfassungen

In den Jahren 2006 bis 2013 sind sehr hohe

Alpbach und Mühlebach sowie die Rechen-

Investitionen im Strom- und Wasserleitungs-

anlagen möglichst lange funktionstüchtig zu

netz, ausgelöst durch die umfassenden Hoch-

halten. Er positioniert auch zwei Mitarbeiter

wasserschutzmassnahmen an Alpbach und

im Gebiet östlich vom Alpbach, um einsatzbe-

Mühlebach, notwendig. Bauherrin des Hoch-

reit zu sein, falls ein Stromausfall nicht zu ver-

wasserschutzes ist die Schwellenkorporation.

meiden sein wird. Urs Linder selber überwacht

Deren Kosten werden von Bund und Kanton

die Anlagen im Kommandoraum und hat mit

subventioniert. Die unvorhergesehenen In-

den eingesetzten Mitarbeitern Kontakt. Der

vestitionen in die Werkleitungen sind von der

Alpbach kommt mächtig und ist dunkelbraun

Dorfgemeinde allein zu berappen. Für das Was-

von Geschiebe und Geröll. Das Getöse ist fast

ser ist ein Preisaufschlag nicht zu vermeiden.

unheimlich. Am nächsten Tag kommen die grossen Schäden an Häusern östlich der Alpbachmauer (ca. 20 Häuser und 30 Stromzähler beschädigt) richtig zum Vorschein.

107



Amthaus Die Zeiten ändern sich, politische Strukturen

Der Einwohnergemeinde sind aus finanziel-

und Gebilde werden angepasst. So wird das

len Gründen die Hände gebunden. Trotzdem

einst «reichsfreie» Hasli, der Amtsbezirk Ober-

ist man der Meinung, das für das Oberhasli

hasli, per 31. Dezember 2009 aufgehoben und

bedeutungs-, wenn nicht gar schicksalsvolle,

dem neuen Bezirk Interlaken-Oberhasli zuge-

ehrwürdige Amthaus sollte der Bevölkerung

wiesen. Dies, nachdem nach und nach bereits

als «öffentliches Gebäude» erhalten bleiben. So

das Betreibungs- und Konkursamt, das Unter-

meldet die Dorfgemeinde Kaufinteresse an. Die

suchungsrichteramt, das Richteramt und das

Preisvorstellungen gehen indes so weit ausei-

Grundbuchamt Oberhasli aufgehoben und in

nander, dass das Gebäude nach langwierigen

Interlaken oder weiter «talab» untergebracht

Verhandlungen doch nicht verkauft wird und

wurden.

weiterhin dem im Haus gebliebenen Kantonspolizei-Posten zur Verfügung steht.

Die Regierung will die durch die Reformen betroffenen und frei werdenden Liegenschaften im Kanton (z. B. auch das Schloss Wimmis) verkaufen.

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Zu guter Letzt 1989 …

… und 2014

Es ist einerseits bezaubernd, sich in Gedanken

Schon die Schrift «100 Jahre Elektrizitätswer-

hundert Jahre zurückzuversetzen in die Zeit der

ke der Dorfgemeinde Meiringen» habe ich mit

Petrollampen, staubigen Landstrassen und pus-

meinem früheren Chemie- und Physiklehrer

ternden Dampflokomotiven. Aber ebenso unter-

Arnold Wyss erarbeiten dürfen. Jetzt habe ich

haltsam ist ein Gang durch die technische Ent-

die vergriffene Jubiläumsschrift von 1989 mit

wicklung in dieser Zeit, durch den technischen

der Geschichte und der Entwicklung des Werks

Fortschritt, der eine weitgehende Veränderung

während den letzten 25 Jahren ergänzt. Dabei

in unseren Lebensverhältnissen bewirkte.

habe auch ich festgestellt, dass die Dorfgemeinde mit der Zeit Schritt gehalten und sich

Mit dem Elektrizitätswerk Meiringen hat die

prächtig entwickelt hat.

Dorfgemeinde einen mutigen Beitrag zu dieser

… eine besondere Leistung, wenn man be-

Entwicklung geleistet. Am Ende der hundert

denkt, dass es nicht immer einfach war, einer-

Jahre geziemt es sich, Rückschau zu halten und

seits die Bestimmungen des Gemeinderechts

einen Marchstein zu setzen. Man darf der Dorf-

und andererseits die Vorgaben der Elektrizi-

gemeinde ruhig das Zeugnis ausstellen, mit der

tätswirtschaft, welche von Grundsätzen priva-

Zeit Schritt gehalten und der Bevölkerung ei-

ter (Kapital-)Gesellschaften geprägt sind, unter

nen grossen Dienst erwiesen zu haben.

einen Hut zu bringen.

Zum Schluss sei wiederholt, wie Obmann Otto

Ein Lob sei den Dorfräten, die einer Privatisie-

Brügger noch vor dem Bidmi-Werk die Lage be-

rung «unseres» Gemeindewerks – wie sie als Fol-

urteilt: «Die Lage der Dorfgemeinde ist ja wohl der

ge der Strommarktliberalisierung vielenorts vor-

beste Beweis dafür, dass sich die eigenen Anlagen

genommen wurde – Widerstand geleistet haben.

mit der Zeit lohnen, auch wenn diese unter schwierigen Umständen haben gebaut werden müssen.

Ich bin stolz, dass ich vierzig Jahre im «Dorf-

Die bisherige Entwicklung unseres Werkes zeigt,

werk» mitarbeiten durfte und wünsche auch für

dass sich der Unternehmungsgeist unserer Vorfah-

die Zukunft stets einen Dorfrat, der die seit Jahr-

ren gelohnt hat, die unter finanziell schwierigen

hunderten gewachsene Dorfgemeinde schützen

Verhältnissen das Werk zum Nutzen des Dorfes

und erhalten will. Ich bin überzeugt: diese war,

und der Gemeinde gebaut und erweitert haben.»

ist und bleibt ein Segen für die Bevölkerung.

Arnold Wyss

Hans Künzler, alt Dorfschreiber 111


Quellen

Protokolle der Dorfgemeinde: ab Band IV, 10. März 1886 –1989 und 1990 – 2014 Jahresberichte der Betriebsleiter 1990 – 2013 Geschichte der Landschaft Hasli: Gottlieb Kurz, Christian Lerch, Andreas Würgler, 1979 Chronik denkwürdiger Begebenheiten aus der Lokalgeschichte des Haslethales, insbesondere der Kirchgemeinde Meiringen 1818 –1896 Otto Hopf, Heinz Würgler Aus den Protokollen der Dorfgemeinde Fritz Ringgenberg, zur Kollaudation des Bidmi-Werkes 21. Mai 1950 En Adler steihd uf yser Fahnen Fritz Ringgenberg Edison, SJW-Heft Nr. 2, Ernst Eschmann

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Zum 125-jährigen Bestehen der Elektrizitätswerke der Dorfgemeinde Meiringen wurde die vergriffene Jubiläumsschrift von Arnold Wyss aus dem Jahre 1989 durch Hans Künzler um weitere 25 Jahre ergänzt. Diese Dokumentation schildert die Entstehung und Entwicklung von einem der ersten Elektrizitätswerke der Schweiz – jenem der Dorfgemeinde Meiringen.


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