Berlinale Generation Schulprojekt 2015 [Wecken Sie das Interesse Ihrer Leser mit einem passenden Zitat aus dem Dokument, oder verwenden Sie diesen Platz, um eine Kernaussage zu betonen. Um das Textfeld an einer beliebigen Stelle auf der Seite zu platzieren, ziehen Sie es einfach.]
Gesamtbericht der Grundschulen
Berlinale Schulprojekt 2015
Fritz-Karsen-Schule Projektbericht zum Kurzfilm The Tie (Der Schlips) Regie: An Vrombaut
Zuzanna Kuhlmann, Barbara Lange, Ulrike Meyen, Barbara Sanke
Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe Das vorliegende Projekt fand an der Fritz-Karsen-Schule statt. Die FritzKarsen-Schule ist eine inklusive Gemeinschaftsschule. Die Schule befindet sich im südlichen Berliner Bezirk Neukölln. Sie liegt auf einem recht großzügigen Gelände im Ortsteil Britz, eingebettet in einen Grünzug, Fennpfuhl und Akazienwäldchen im Norden, Britzer Gutspark im Süden. Westlich der Schule liegt der alte Dorfkern von Britz mit Teich, Kirche und ehemaliger Dorfschule, die drei Stammgruppen des jahrgangsübergreifenden Lernens beherbergt. Weiterhin gehört zur Schule die ehemalige Kita in der Fulhamer Allee, die von 6 Stammgruppen der Jahrgangsstufe 1-3 genutzt wird. Im Osten grenzt das Schulgelände unmittelbar an die von Bruno Taut in den zwanziger Jahren gebaute Siedlung (u.a. Hufeisen-Siedlung). 1
Das Projekt wurde in der Stammgruppe „Wasser“ durchgeführt, sie ist eine der neun Jül 1-3 Klassen der Schule. In der „Wasser“-Klasse lernen insgesamt 24 Kinder (12 Mädchen/12 Jungen), davon sind 5 Kinder in der Jahrgangsstufe 1 (interne Bezeichnung: Sonnen), 9 Kinder in der Jahrgangsstufe 2 (Monde) und 10 Kinder in der Jahrgangsstufe 3 (Sterne). Das jüngste Kind ist im Winter 6 Jahre alt geworden, das älteste 10. Von den 24 Schülern hat ein Drittel einen Migrationshintergrund, bei dem die deutsche Sprache nicht dominant ist. Drei Schüler haben zudem sonderpädagogischen Förderbedarf im Bereich Sprache, emotional soziale Entwicklung sowie Autismus. Die Klassen haben von 8.00 bis 10.15 Uhr und von 11.00 bis 12.30 Uhr Lernzeit, anschließend eine zweistündige „Mittagsfreizeit“ mit integriertem Mittagessen und an drei Tagen noch weitere zwei Stunden Lernzeit. Der Unterricht folgt nicht stringent einer 45-minütigen Taktung, da keine üblichen 5-Minuten-Pausen eingeplant sind und der Unterricht nach Bedarf in unterschiedliche Zeitabschnitte gegliedert werden kann. Nur von 10.15 Uhr bis 11.00 Uhr ist eine gemeinsame Bewegungspause fest verankert. Ebenfalls zu vorgegebenen Zeiten finden Sport und der Englischunterricht statt, sowie Lebenskunde und Religion. Jede Klasse hat eine Klassenlehrerin und eine/n „Stamm“-Erzieher/in, sowie stundenweise Unterstützung durch eine Sonderpädagogin und Integrationserzieherin. Die Pädagoginnen von drei Klassen bilden je ein Team. Die Schule hat Kooperationsverträge mit außerschulischen Lernorten. So besuchen einige SchülerInnen, während der Lernzeit die Musikschule oder nehmen an der AG szenisches Lesen teil. An diesem Projekt beteiligten sich die Klassenlehrerin (Mathe, Sachkunde, Sport, Musik und Kunst), die Religionslehrerin, die Lebenskundelehrerin und die Gruppenerzieherin.
Didaktische Überlegungen zur Auswahl des Films Auch und gerade wegen der Heterogenität der SchülerInnen entschieden wir uns die Kurzfilmrolle anzusehen. Wir hatten uns bereits im Vorfeld für den Film Der Schlips entschieden. In dem belgischen Trick-Film von An Vrombaut spielen Musik und Rhythmus eine wichtige Rolle: Die Giraffen auf dem orangefarbenen Giraffenplaneten sind so groß, dass eine kleine dazukommende Giraffe (ein Giraffenkind) gar nicht bis zu den Köpfen gucken kann, über Rhythmus nehmen kleine und große Giraffe Kontakt zueinander auf und kommunizieren. Im Schulalltag wird viel binnendifferenziert. Uns war wichtig, dieses Projekt 2
auch dazu zu nutzen, ein integrierendes Angebot, bei dem jedes der Kinder sich einbringen kann, zu unterbreiten. Ein gemeinsamer Tanz mit Gesang und selbst gemachten Rhythmusinstrumenten sollte dieses Angebot sein. Darüber hinaus planten wir verschiedene differenzierte Angebote zum Thema Giraffe.
Verlauf
Klassenfoto am Potsdamer Platz
Nach dem Kinobesuch konnten wir leider nicht die unmittelbaren Eindrücke der SchülerInnen sammeln, da die Sternekinder am Nachmittag zum Schwimmen gingen. Am nachfolgenden Freitag war Fasching angesetzt und am folgenden Montag Studientag. Die Sonnen- und Mondkinder konnten sich allerdings am Nachmittag nach dem Kinobesuch kreativ mit dem Film auseinandersetzen: Wachsmalkreide waren ein gutes Medium, um Bilder der Giraffenwelt zu schaffen. Erst am Dienstag konnte eine gemeinsame Auswertung angegangen werden. Die SchülerInnen gaben ihrem Lieblingsfilm aus der Kurzfilmrolle Punkte und begründeten ihre Wahl. Die Kurzfilme Der kleine Vogel und das Eichhörnchen sowie Der gebratene Fisch lagen mit jeweils sechs Punkten auf dem ersten Platz. Den Schülern gefiel in dem erst genannten Film besonders, dass der Fuchs geärgert wurde. In dem Film Der gebratene Fisch, beruhte die Begeisterung darauf, dass der Fisch, obwohl er immer weniger wurde, 3
trotzdem noch lebte. Der Schlips folgte mit fünf Punkten. Für das Interesse sorgte das verspielte Verhalten der kleinen Giraffe. Einen Punkt weniger bekam der Film Agnes und Luftpost wurde mit einem Punkt bewertet. Aus den genannten pädagogischen Überlegungen und auch, weil die ersten Arbeiten zum Film bereits fertig gestellt wurden, blieben wir bei unserer Auswahl. Die Grippewelle schlug auch bei uns zu. Der geplante „Giraffentanz“ konnte nicht der Hauptbestandteil werden, da die Kollegin mit der größten musikalischen Erfahrung zwei Wochen fehlte. So erhielten andere Aktivitäten einen größeren Stellenwert als ursprünglich geplant.
Wir ermöglichten den Kindern folgende Aktivitäten innerhalb der Projektarbeit: - Erste und wichtigste Eindrücke mit Wachsmalkreide festhalten - Filme der Filmrolle bewerten und die Wahl begründen - sich Sachwissen über Giraffen erarbeiten - Sachwissen auf einem kleinen Plakat präsentieren - eine riesengroße Giraffe aus einzelnen Blättern gestalten - die Sachwissenplakate als Giraffenhals einbauen - Arbeit an der Fabel: Wie die Giraffe ihren langen Hals bekam - Rhythmusinstrumente bauen und einsetzen - Lernen eines senegalesischen Kinderlieds - zur gemeinsamen Musik tanzen Binnendifferenzierung auf der einen Seite, außerschulische Aktivitäten während der Lernzeit (Musikschule etc.) auf der anderen bedingen, dass die einzelnen Kinder unterschiedlich intensiv unterschiedliche Aktivitäten wahrgenommen haben. Das Sachwissen über Giraffen haben sich die SchülerInnen in Gruppen erarbeitet. Ziel war es ein Plakat mit den wichtigsten Informationen zu erarbeiten. Bücher und teilweise schon kopierte Seiten (damit sofort Notizen bzw. Markierungen vorgenommen werden konnten) wurden als Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt. Anschließend wurden die Ergebnisse vor der gesamten Gruppe präsentiert.
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Arbeit an den Plakaten
Die Plakate sowie die gemalten Bilder zum Film sollten den Hals einer großen Giraffe darstellen. Den übrigen Teil der Giraffe, Kopf und Körper, haben die SchülerInnen auf einzelnen Plakaten dazu gemalt. Für die Klassengemeinschaft war es gut zum Schluss ein gemeinsames dargestelltes Projekt zu haben. Jeder hat mit einem kleinen Beitrag etwas zu der großen Giraffe beigetragen.
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Große Giraffe
Aus Tansania stammt die Fabel Wie die Giraffe zu ihrem langen Hals kam. (Jaax/Malya (Hrsg): Wie die Giraffe zu ihrem langen Hals kam und andere Fabeln aus Tansania, Wuppertal (Peter Hammer Verlag) 1991) Im vergangenen Schuljahr hatte die Stammgruppe sich im Rahmen des Deutschunterrichts intensiv mit Fabeln beschäftigt. So war den SchülerInnen die Literaturgattung bekannt, die „Moral von der Geschicht“ schnell gefunden und der Unterschied zu ihnen bekannten Fabeln herausgefunden. Es ist auch eine Geschichte, die erzählt, warum etwas so ist, wie es ist, nämlich, warum die Giraffe langhalsig ist und das Nashorn auf uns Menschen durchaus mal aggressiv reagiert. In einem ersten Arbeitsschritt durften die SchülerInnen sich mit selbst gewählten Medien und Methoden mit der Fabel beschäftigen. In einem nächsten Schritt wurden die ersten Ideen begutachtet: Kann die Idee tatsächlich umgesetzt werden? Wird die Umsetzung der Idee 6
auch in folgenden Stunden noch Spaß machen? Einige Ideen wurden verworfen, so zeigte sich: Für ein Bilderbuchkino ist die Geschichte zu lang, es wird ermüdend, so viele sehr ähnliche Bilder zu zeichnen und eine langhalsige und langbeinige Giraffe aus Knete steht schlecht. Diese Einsichten sind Lernprozesse, da wir Pädagoginnen ein Innehalten und Beurteilen zu einem sehr frühen Zeitpunkt initiiert haben. Wir einigten uns nun darauf, die Geschichte in einzelne Abschnitte aufzuteilen, zu denen jeweils ein Bild gestaltet wurde, so dass die Fabel, wie in einem Bilderbuch Seite für Seite illustriert wird. Daran wollten die anwesenden Kinder mitarbeiten. Schließlich lasen einige Kinder eine Kurzfassung der Fabel laut vor, die Lehrerinnen nahmen das auf. So soll eine CD entstehen, die die Fabel auf zweifache Weise präsentiert.
Vorlesen der Fabel:
„Wie die Giraffe zu ihrem langen Hals kam“
Ergänzend sollen Fotos und Tonaufnahmen des musikalischen Teils die CD vervollständigen. Nachdem wir einige Rhythmusübungen mit den Kindern ausprobierten, studierten wir ein senegalesisches Kinderlied ein. Später begleiteten die Kinder mit ihren selbstgebauten Tamburinen den Gesang. So konnte das einstrophige Lied durch Variationen in der Lautstärke, mit und ohne Tamburin, mit und ohne Klatschen mit und ohne Stampfen usw. vielfältig und über eine gewisse Zeitspanne mit viel Freude gesungen werden.
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Beim Tanzen und Singen
Die selbstgebauten Tamburine wurden aus zwei Papptellern, Kronkorken und Wolle gebastelt. Die Lehrerin stanzte in jeweils einen Teller 9 Löcher am Tellerrand. Die SchülerInnen bemalten nach ihrem Geschmack die beiden Tellerflächen. Anschließend wurden diese auf den Unterseiten zusammengeklebt. Jeweils zwei Kronkorken, die ebenfalls mit einem Loch versehen waren, wurden auf ein Stück Wolle aufgefädelt. Die Wolle wurde durch beide, in den Tellern vorhandenen Löcher, gefädelt und zusammengeknotet. Insgesamt wurde der Vorgang neun Mal wiederholt. Die SchülerInnen waren stolz, jeder sein individuelles Tamburin gebastelt zu haben und die Möglichkeit zu bekommen es gleich einzusetzen.
Basteln der Tamburine k
Abschließende Betrachtung Ein Kinobesuch auf der Berlinale ist etwas Besonderes, die exklusive Stimmung war spürbar. Der Film bot vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten für die Projektarbeit. Die Schülerinnen und Schüler waren zum Teil mit großer Begeisterung dabei 8
und genossen, dass sich bei dieser Differenzierung andere Gruppen bildeten als sonst. Gerade der musisch-kreative Teil erwies sich als sozial-integrativ für die Gesamtgruppe. Erschwerend war der Krankenstand bei Erwachsenen wie bei Kindern. Mal fiel eine Doppelsteckung aus, weil vertreten werden musste, mal fiel fürs das Projekt geplanter Unterricht aus. Mal konnten die Kinder etwas nicht beenden, weil die krank waren. Auch, dass einzelne Kinder wegen anderer Aktivitäten Lernzeit, die für das Projekt genutzt wurde, nicht in der Schule verbrachten, war in diesem Fall nicht von Vorteil. Die an dem Projekt beteiligten Erzieherinnen und Lehrerinnen haben mit Freude am Projekt gearbeitet, neue Formen der Zusammenarbeit entwickelt, ihr Improvisationstalent geschult und hoffen, dass sich auch die SchülerInnen gerne an die Berlinale 2015 erinnern werden. Als sich bei der Abschlussstunde alle Kinder um die auf dem Boden liegende Giraffe versammelten, das senegalesische Lied sangen und tanzten, war die Stimmung nicht nur sehr gut, sondern wir merkten den Kindern auch an, wie stolz sie auf ihre Riesengiraffe waren.
Abschluss
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Berlinale Projekt 2015 der Klasse 3c der Grundschule Wolkenstein
Film: ANTBOY 2: DIE RACHE DER RED FURY (Antboy: Den Rode Furie Haevn, Ask Hasselbach, Dänemark/Deutschland 2014)
Inhalt: I. II. III. IV. V.
Aufbau des Projektes/ Übersicht Beschreibung des Lernumfeldes Auswahl des Filmes Beschreibung des Projektes Fotodokumentation
I.
Aufbau des Projektes/ Übersicht:
1. Einstimmung: ANTBOY 1: AMEISE (Ask Hasselbach Dänemark 2013) 2. Arbeitsauftrag. Überlege dir wie es weitergehen könnte. - Was kann Antboy (Ameisenkräfte)? - Wer wäre bei dir sein nächster Gegner? - Glaubst du, dass Pelle überhaupt weiterhin Antboy sein möchte? 3. Besuch der Berlinale: - Film Antboy 2: Die Rache der Red Fury (Ask Hasselbach, Dänemark/Deutschland 2014) - Filmgespräch mit Regisseur, Hauptdarsteller_innen und Team - Autogrammjagd 4. Plakatgestaltung in Lebenskunde 5. Berlinale-Film-Auswertungsbogen in Lebenskunde 6. Festhalten der Eindrücke im Geschichtenheft im Deutschunterricht 7. Erarbeitung eines Filmheftes in Lebenskunde 8. Standbilderdarstellung zu Szenen aus dem Film in Lebenskunde 9. Stimmt es, dass Ameisen…? (Sachkunde) - Überprüfung von Wilhelms Internetrecherchen zum Thema Ameisen am Computer. - Warum werden Halbwahrheiten behauptet? 10. Wir suchen unsere eigenen „Insektenhelden“: - Fakten zusammentragen aus Kindersachbüchern - Kreation des Helden durch Übertreibungen, Hinzuerfindungen und Weglassen von Eigenschaften 11. „Portrait“zeichnung „Ich selbst als Superheld_in meiner Fantasie“ - Gesprächsrunde zu Superheld_innen und deren Eigenschaften u Fähigkeiten - Überlegungen zu Kräften und Eigenschaften, die ich als Superheld_in gerne hätte - Warum sind mir diese Eigenschaften wichtig? Wozu brauche ich sie? 12. Erstellen von Comics im Kunstunterricht 13. Gibt es „Reale Helden“? (in Lebenskunde) - Präsentation von Held_innen und Weltretter_innen des Alltags (Rosa Parks, Martin Luther King, Malala, Felix Finkbeiner,...) 14. Abschließendes Auswertungsgespräch
II.
Beschreibung des Lernumfeldes
Die Grundschule Wolkenstein liegt im Bezirk Pankow. Sie ist eine Schule mit offenem Ganztagsbetrieb und integrierter verlässlicher Halbtagsschule. Momentan wird sie von ca. 400 Schülern besucht. Es gibt drei dritte Klassen. Die Klasse 3c besteht aus 24 Kindern von denen 16 auch den Lebenskundeunterricht besuchen. Lediglich zwei Kinder sind nicht deutscher Herkunft, wobei nur eines davon noch Schwierigkeiten im mündlichen Verstehen hat. Bis auf drei Neuzugänge ist die Lerngruppe seit der ersten Klasse identisch, die Kinder kennen sich also gut. Auch die Lehrerinnen (LK-und Klassenlehrerin) und die Erzieherin begleiten die Kinder bereits seit zweieinhalb Jahren, Gesprächs- und Arbeitssituationen sind also gut eingespielt. Die Klasse 3c macht häufig Ausflüge, auch ein Kinobesuch mit kurzem Projekt stand Anfang des Jahres schon auf dem Programm. Viele der Schüler_innen sind bereits recht wortgewandt und schreiben gerne Geschichten. Sie hinterfragen viel und bringen sich gerne ein. Auch einfallsreiche Zeichner_innen sind dabei. Die Schüler_innen arbeiten meist begeistert mit und sind es gewöhnt, dass ihre eigenen Ideen sehr stark mit in die Unterrichtsplanung eingehen.
III.
Auswahl des Films
Der Film ist gut für eine dritte Klasse geeignet. Einerseits ist er kindgerecht, da er relativ langsam erzählt und keine allzu gewalttätigen Szenen enthält. Andererseits ist er „cool“ genug, dass alle Kinder darauf einsteigen können ohne das Gesicht zu verlieren, weil ihnen ein Kinderfilm gefällt. Das Held_innenthema interessiert sie und sie können frei darüber sprechen. Eines der Hauptthemen, das Pelle, den Hauptdarsteller, umtreibt, nämlich die Suche nach Anerkennung in der Gruppe und bei den Freund_innen, die ihn so akzeptieren wie er ist, wird den Kindern durch den Film auf einer für sie leichter zugänglichen Weise nahe gebracht. Antboy eignet sich für hervorragend unsere Klasse, da er unter dem Deckmantel der coolen Heldenthematik die Möglichkeit bietet hemmungslos zu spielen, was sehr viele Kinder noch sehr gerne machen. Als Antboy kann man doch noch einmal auf dem Boden krabbeln oder wild herumflattern oder über einen Mitschüler herfallen ohne peinlich zu sein. Man kann zugeben, dass man gerne 12m groß und unbesiegbar wäre, obwohl man der Kleinste der Klasse ist, ohne das Gesicht zu verlieren. Auch die Thematik, dass Pelle sich als Außenseiter fühlt und gerne mehr beachtet würde, interessiert viele der Kinder. Aufgrund der Liebesgeschichte im Film entstand bei den Schüler_innen unter anderem auch die Frage, warum es die Kussszene, auf die dramaturgisch alles zulief, denn nicht gab. Mutige Schüler_innen haben diese Frage dann auch im Q&A dem anwesenden Filmteam gestellt.
Der Film war spannend, aber nicht zu gruselig. Dies ist für Zuschauer_innen dieser Altersgruppe sehr wichtig. Gerade wenn man mit Gruppen in einen Film geht, ist es oft schwierig, den unterschiedlichen Spannungsforderungen bzw. Toleranzen der Kinder gerecht zu werden.
IV.
Beschreibung des Projektes
Als Einstimmung durften die Schüler_innen den bereits erschienenen Vorgängerfilm( d.h. Antboy, Teil 1) des auf der Berlinale vorgestellten Films ansehen. Dies erfolgte ohne Beobachtungsaufträge in entspannter „Popcorn Atmosphäre“. Danach erhielten sie als Hausaufgabe folgende Arbeitsaufträge: ÜBERLEGE: 1. Was kann Antboy eigentlich genau? 2. Glaubst du, dass Pelle weiterhin Antboy sein möchte? Warum? 3. Wer wäre sein nächster Gegner, wenn du der_die Regisseur_in wärst? Leider fiel der Berlinale-Besuch auf den ersten Tag nach den Ferien, sodass nicht allzu viel Zeit blieb, diese Vorerwartungen auszuwerten. Nachdem diese zusammengetragen waren, sollten die Schüler_innen die Möglichkeit erhalten, sich auf die Berlinale einzustimmen. Daher bestand das Angebot, bereits am Vortag zu einer weiteren Filmvorführung der Berlinale zu gehen, was einige Schüler_innen gern annahmen. Die Schüler_innen genossen die feierliche Atmosphäre im Haus der Kulturen der Welt und sie posierten gerne am roten Teppich. Der Film gefiel allen gut. Sie beteiligten sich ohne Scheu am anschließenden Gespräch mit dem Regisseur, dem Team und den Hauptdarsteller_innen. Dies erachten wir als nicht selbstverständlich, denn es erfordert einen gewissen Mut, vor mehreren hundert Unbekannten eine Frage in ein Mikrophon zu stellen. Ein Höhepunkt neben der Filmvorführung war für die Kinder die anschließende Autogrammjagd, worin sich bereits ein erster kleiner Aspekt des Held_innenthemas widerspiegelte. Voll frischer Erinnerung an das Erlebte und an den Film gestalteten die Schüler_innen am folgenden Tag im Lebenskundeunterricht ein Plakat zum Film, worauf sie ihre Eindrücke und Lieblingsszenen in Zeichnungen und durch schriftliche Kommentare festhielten. Zusätzlich füllten sie einen offiziellen Berlinale Filmauswertungsbogen aus, um einerseits ihre eigenen Meinungen und Wünsche bzgl. eines möglichen Nachfolgefilmes an die Filmemacher_innen richten zu können und andererseits zu erfahren, dass sie mit ihren Meinungen gefragt sind und ernst genommen werden. Daher schloss sich in der Folgestunde die Erarbeitung eines Antboy-Filmheftes an, in welchem die Schüler_innen sich mit einzelnen konkreten Aspekten des Films auseinandersetzten und Fragen hierzu beantworteten. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Beschreibung einiger Figuren sowie darauf, herauszufinden, welche Figuren die Schüler_innen besonders mochten und dies auch zu begründen. Zum Abschluss tauschten die Schüler_innen ihre Filmhefte mit einem Partner/ einer Partnerin aus mit der Aufgabe, das jeweils andere Filmheft zu beurteilen und mitzuteilen, was ihnen daran besonders gefallen hat. Der Großteil der Schüler_innen war eifrig bei der Sache, die Filmhefte auszufüllen und das gemeinsame Plakat zu gestalten.
Im Deutschunterricht schrieben sie ohne weitere Vorbesprechung ihre Eindrücke in ihr Geschichtenheft. Der Schwerpunkt liegt hierbei darauf, dass jede_r wirklich das thematisiert, was ihn_sie interessiert und sich nicht irgendwelchen Tendenzen im Kreisgespräch unterwirft. Als die Geschichten dann vorgelesen wurden, kristallisierte sich ein großes Interesse an den Fähigkeiten Antboys heraus. Auch beschäftigte die Schüler_innen die Frage, ob Ameisen diese Fähigkeiten wirklich besitzen und ob sie ausschließlich Zucker essen, wie der Film den Kindern zu verstehen gibt. Im Film findet Wilhelm - Pelles/Antboys Freund - die Ameiseninformationen blitzschnell mit ein paar gekonnten Klicks im Internet. Also wollten auch wir das Netz nutzen, um diese Information zu überprüfen. Damit die Kinder nicht blindlings suchen, einigten wir uns auf drei Fragen: 1. Was essen Ameisen? 2. Wie viel können sie tragen? 3. Ist Ameisenurin gefährlich? Einige wenige Kinder gingen auf eigene Faust auf die Suche im kidsnet , da sie versierte Leser_innen sind und schon eigenständig und schnell entscheiden können, ob eine Seite die benötigten Infos enthalten könnte oder nicht. Die meisten nutzten die drei vorgeschlagenen Seiten (Kindertierlexikon, Blinde Kuh, Frag Finn). Ein paar wurden genau vor die Seite gesetzt, auf der die Antworten stehen, damit auch sie fündig werden. Fast alle konnten die Fragen beantworten und viele kamen schon darauf, dass teilweise etwas übertrieben wurde, um den Film spannender zu machen. Da die Schüler_innen bereits vertraut waren mit der Entwicklung von Standbildern und sie mit viel Begeisterung zu vorangegangenen Themen im Lebenskundeunterricht in Kleingruppen Standbilder eingeübt hatten, wurde auch dieses Mittel der Auseinandersetzung mit dem Film Teil des Gesamtprojektes. Alle Schüler_innen haben sich in Kleingruppen auf eine Lieblingsszene geeinigt und diese in einem Standbild vorgeführt. Dies gab den jeweils zuschauenden Schüler_innen die Möglichkeit, die Szene zu erraten und den Darsteller_innen ein kurzes Feedback zu ihrem Standbild zu geben. Als im Deutschunterricht bei der Einführung der wörtlichen Rede mit einem Comic gearbeitet wurde, fragten einige der Kinder, ob nicht Antboy in den Comics vorkommen könnte. Auf diese Weise war die Idee, einen Comic zu zeichnen, geboren. Um zu verhindern, dass die Kinder einfach den Film nachzeichnen, wurden sie dazu angeregt, andere Insekten zu ihren Held_innen zu machen. Sie erhielten zahlreiche Kinderbücher zum Thema Insekten und durften erst einmal nach Herzenslust blättern. Erst am Ende der ersten Stunde sollten sie sich für ein Insekt entscheiden, mit dem sie sich näher beschäftigen wollen. Zu diesem sollten sie angeleitet Informationen auf einem Arbeitsblatt zusammentragen und das Tier auch zeichnen. Dazu bildeten sich Zweier- und Dreiergruppen. Einige Kinder baten darum, auch Spinnen einzubeziehen, obwohl diese ja keine Insekten sind.
Aus diesem Grund durften die Schüler_innen einen Sachfilm zu Spinnen ansehen (Lehrfilm aus der Reihe Was ist was: Spinnen, 2003). Die Gruppe der Kinder, die Spinnenheld_innen erfinden wollten, wurde danach größer. Die Gruppe der Kinder, die Spinnen ekelhaft finden kleiner. Als nächsten Schritt füllten die Schüler_innen das Informationsblatt erneut aus, diesmal allerdings für ihren Insektenheld_innen. Durch Übertreibung und Weglassungen entstand aus einem Insekt der neue Comicheld bzw. die neue Comicheldin. Es folgte eine Einführung in das Thema Comiczeichnen im Kunstunterricht und eine Deutschstunde, in welcher sie ihre Geschichten in Stichworten formulierten und erzählten. Danach entstanden in mehreren Kunststunden die Comics. Die Kinder sprachen viel über Gefühle und wie sie in den Comicgesichtern dargestellt werden können. Natürlich mussten zahlreiche Szenen nachgestellt werden, um die richtigen Posen zu finden. Wir erarbeiteten, dass in Comics nicht immer die ganze Person zu sehen sein muss, sondern oft Ausschnitte viel wirkungsvoller sind. Einige der Held_innen wurden gleich in die Comics der Mitschüler_innen als Feinde miteingearbeitet und kamen so in mehreren Geschichten vor. Es herrschte ein reger Austausch während der Herstellung der Comics. Zwei Kinder arbeiteten alleine an ihren Comics. Die meisten arbeiteten zu dritt. Dies klappte erstaunlich gut. Die Gespräche drehten sich zum größten Teil um die Held_innen und die Geschichten. Es kommt aber auch schon zur Sprache, warum gerade der Held von einem bestimmten Kind bestimmte Eigenschaften hat, die genau zu dem Kind passen. Diese Themen sollten eigentlich in einem Gesprächskreis nach der Einheit behandelt werden, aber mittlerweile ist die Klasse so weit, dass sie der Lehrerin oft zuvorkommt. Auch im Lebenskundeunterricht setzten sich die Schüler_innen in den nachfolgenden Stunden mit dem Thema „Held_innen“ bzw. „Superheld_innen“ auseinander. Hierbei sollten die Schüler_innen zum einen angeregt werden, darüber nachzudenken, was Superheld_innen auszeichnet und was sie gern erreichen würden, wenn sie selbst Superheld_innen wären. Zum anderen sollte eine Brücke geschaffen werden zwischen fiktiven Superheld_innen und realen Held_innen des Alltags. Zunächst sammelten die Schüler_innen anhand zweier Bilder von Superheld_innen deren besondere Fähigkeiten und Eigenschaften. Sie ergänzten die Sammlung von Superheld_innen mit eigenen Beispielen. Auf die Frage, welche Gemeinsamkeiten bei diesen Held_innen zu erkennen seien, antworteten einige Schüler_innen, dass alle Superheld_innen sich für das Gute in der Welt einsetzen, „Verbrecher bekämpfen“, „Städte retten“ und „Menschen beschützen“. Ein paar wenige Schüler_innen waren auch sehr an den Gegner_innen der Superheld_innen interessiert und zeigten eine gewisse Faszination für den Einfallsreichtum, die Stärke und den Mut der Widersacher_innen. Auch hierfür haben wir an der Tafel Platz geschaffen, Figuren gesammelt und kurz besprochen. Im Laufe der Auseinandersetzung kristallisierte sich eine weitere, für die Kinder interessante, Rolle heraus, nämlich die des Sidekicks (also des Helfers/der Helferin), die dem Helden oder der Heldin zur Seite steht und diese unterstützt. Im Folgenden erhielten die Schüler_innen den Auftrag: Zeichne dich selbst als Superheld_in deiner Fantasie! Dieser Auftrag wurde begleitet durch 3 Fragen: 1. Was kannst du als Superheld_in? 2. Warum sind dir diese Kräfte und Eigenschaften so wichtig? 3. Wozu brauchst du sie?
Die meisten Schüler_innen legten ohne weitere Hilfe los und zeichneten sich in Form eines Superhelden bzw. einer Superheldin. Hilfreich hierfür war sicherlich auch die bereits begonnene Ideenentwicklung für ein Comic im Deutschunterricht, wobei sich herausstellte, dass die Schüler_innen ohne die Vorgabe ein Insekt als Superheld_in zu zeichnen an dieser Stelle tatsächlich auch völlige Fantasiewesen entwickelten oder zum Teil auch Superheld_innen zeichneten, in denen ihre persönliche Faszination für bestimmte Tiere oder Wesen zum Ausdruck kamen bzw. Platz fanden. Für die Schüler_innen war dies also eine Möglichkeit, eine_n Held_in zu entwickeln ganz nach ihrem Geschmack und sich somit frei und relativ selbstbestimmt dem Thema „Ich als Superheld_in“ zu nähern. Im Anschluss an die Zeichenarbeit erstellten wir eine Held_innenbildergalerie, die den Schüler_innen die Gelegenheit gab, ihre Superheld_in vorzustellen bzw. Fragen zu den Superheld_innen der anderen zu stellen. Hier wurde allerdings bemerkbar, dass vor allem diejenigen, die mit besonderer Sensibilität an das Held_innenthema herangetreten waren, sich nicht zu Wort meldeten. Unter anderem gab es eine Schülerin, deren Heldin sich zur Aufgabe gemacht hatte, „alte Leute zu retten“. Sie wollte ihre Heldin nicht vor der Gruppe vorstellen, möglicherweise, weil die meisten anderen Held_innen eher „coole“ Kräfte und Eigenschaften hatten und auf „coole“ Weise die Welt retten wollten. Hier hat sich gezeigt, dass die Interessen bzgl. der Eigenschaften der Held_innen stark variieren und es gleichzeitig eine gewisse Angst vor dem uncoolSein gibt. Daher war es gut, den Schüler_innen in der Einzelarbeitsphase die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Zugang zum Heldentum zu ermöglichen ohne mögliche Bewertungen durch Mitschüler_innen. Leider gab es zu diesem Zeitpunkt nicht die Möglichkeit, genau dies mit den Kindern zu thematisieren, z.B. mithilfe der Fragestellung: Müssen Held_innen cool sein, um Held_innen sein zu können? Hier ließe sich eine Diskussion darüber anschließen, wer denn die Superheld_innen in deren realen Leben sind und ob sich nicht auch im Falle von Pelle (der zu Antboy wird) als „normalem“ Jungen Spuren eines Helden erkennen lassen. Auch könnte diskutiert werden, ob die Superheld_innen ohne ihre Sidekicks ebenso erfolgreich wären oder ob diese Sidekicks, denen weniger Aufmerksamkeit u Ruhm zuteil wird nicht auch anteilig heldenhaft auftreten. In den nachfolgenden Lebenskundestunden verknüpften wir das Thema „Superheld_innen“ mit dem Thema „Held_innen des Alltags“ bzw. „echte Weltretter_innen“. Hierfür diskutierten die Schüler_innen eingangs die Frage: Gibt es auch echte Held_innen? Dabei wiesen die Schüler_innen auf eine Unterscheidung zwischen „Superheld_innen“ (existieren nicht) und „Held_innen“ (gibt es tatsächlich) hin. Superkräfte im Sinne übermenschlicher Fähigkeiten waren für die Schüler_innen mehrheitlich etwas fiktives, während das Handeln unter Einsatz des eigenen Lebens um jemandem zu helfen als etwas real heldenhaftes galt. Diskutiert haben die Schüler_innen dies am selbst eingebrachten Beispiel des Polizisten. Die folgende kurze Definition von Held_innen sollte die Schüler_innen bei der Entscheidung, ob eine Person ein_e Held_in sein könnte oder nicht helfen: „Held_innen haben herausragende Eigenschaften und bewunderswerte Fähigkeiten und sie handeln mutig im Namen des Guten.“ Anschließend schauten sich die Schüler_innen Fotos von Martin Luther King und Rosa Parks an. Im Raum stand die Frage, wer beide oder eine_n von beiden kennt und etwas über sie erzählen kann. Es gab eine Schülerin, die Martin Luther King der Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den Vereinigten Staaten zuordnen konnte. Dies erregte besonders die Aufmerksamkeit der anderen Schüler_innen und wir lasen gemeinsam einen Text über den Vorfall mit Rosa Parks im Bus und den
persönlichen Konsequenzen ihres Handelns. Wir klärten im Kreisgespräch auch, wer Martin Luther King war und was beide Menschen für die Menschheit geleistet hatten. Anschließend klärten wir, was King und Parks mit den Superheld_innen der Schüler_innen sowie denen aus Film und Fernsehen gemeinsam hatten. Die Schüler_innen arbeiteten heraus, dass beide sich für „etwas Gutes“ einsetzten und „ihr Leben dafür riskierten“ und stimmten letztendlich mehrheitlich zu, dass diese beiden Ikonen einer sozialen Bewegung als Held_innen bezeichnet werden können. Um das Bild und damit das Verständnis der Schüler_innen bzlg. möglicher realer Held_innen zu erweitern, erarbeiteten sie anschließend in Partnerarbeit anhand einer Kurzbiographie aus der Zeitschrift „Geolino Extra“ mit dem Titel „Wie wir die Welt retten“ die Ideen und Handlungen von 7 jungen „Weltretter_innen“. Ein kurzer Fragebogen unterstützte die Schüler_innen dabei, die wichtigsten Informationen aus dem Text zu filtern. Der Fragebogen enthielt folgende Fragen: 1. Was möchte NAME erreichen? Wofür setzt sie sich ein? (= „Ihr Weg“) 2. Was hat sie schon geschafft? (= „Ihr Erfolg“) 3. Welches Ziel möchte sie erreichen? (= „Ihr Ziel“) Vorgestellt wurden folgende Personen: -
Malala (setzt sich ein für Bildung für alle in Pakistan) Dylan (sammelt Geld, um die Krankheit seines Freundes erforschen zu lassen und sie besiegen zu können) Felix Finkbeiner (pflanzt unzählige Bäume gegen den Klimawandel) Chaeli (setzt sich für die Gleichberechtigung von behinderten Menschne in Südafrika ein) Yash (setzt sich dafür ein, dass alle Kinder, die eine Brille benötigen, auch eine Brille bekommen) Ryan (baut Brunnen für sauberes Wasser in afrikanischen Ländern) Jack (entwickelte einen Test zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs)
Die Schüler_innen wählen selbst eine Person aus, erarbeiten die Fragen und stellen die Person anschließend im Plenum vor. Hier war erkennbar, dass einzelne Schüler_innen bereits besonderes Interesse an den Leistungen einiger Weltretter_innen hatten und Zuhause z.B. ein eigenes Plakat erarbeitet hatten zu Malala, welches sie mit großer Begeisterung der Gruppe vorstellten. Die anderen Schüler_innen würdigten diese Arbeit durch aufmerksames Zuhören und interessiertes Nachfragen. Abschließend klärten wir auch im Zusammenhang mit den vorgestellten Weltretter_innen die Frage, ob diese Held_innen seien oder nicht, und wenn ja, wieso bzw. wieso nicht. Da wir hierzu bereits viel diskutiert hatten, stimmten die Schüler_innen zu, dass alle als Held_innen bezeichnet werden können und begründeten dies auch entsprechend, z.B. damit, dass sie Großes, Wichtiges, Besonderes und Gutes geleistet hatten und dies, wie im Falle von Malala, unter Einsatz ihres Lebens taten. Ausgehend von diesen besonderen Menschen lenkten wir unsere Aufmerksamkeit auf noch unscheinbarere „Held_innen des Alltags“ und erarbeiteten ein Arbeitsblatt, auf dem die Schüler_innen vier verschiedenen Gefahrensituationen je eine Person (die zur Auswahl gestellt wurde) zuordneten und dazu schreiben oder zeichnen sollten, was diejenigen in der Situation für andere tun können. Hiermit rundeten wir unsere Diskussion um die Frage: Wer ist ein_e Held_in ab?
Die Klasse 3c, Katrin Dreier und Angelika Stรถlzl
Berlinale Generation 2015 Bericht und Arbeitsergebnisse der Grundschule Wolkenstein Annette Barnscheidt mit der Lebenskundegruppe 3a Film: Antboy
März 2015
Ergebnisbericht zum Schulprojekt Berlinale 2015, 65. Internationale Filmfestspiele Sektion Generation der Lebenskundegruppe der Klasse 3a der Grundschule Wolkenstein zu
ANTBOY: Die Rache der Red Fury (Dk 2014)
Zur Schule Die Wolkenstein-Grundschule befindet sich in der Neumannstraße in Pankow und ist eine Schule mit offenem Ganztagsbetrieb und integrierter verlässlicher Halbtagsgrundschule. Die Klassenstufen laufen in der Regel dreizügig. Sie hat in diesem Schuljahr erstmalig mit zwei Gruppen, der hier vorgestellten 3a sowie der Parallelklasse 3c, an dem Berlinale Schulprojekt teilgenommen. Zur Gruppe Die beteiligte Lebenskundegruppe besteht aus 15 Schüler_innen einer dritten (altershomogenen) Klasse. Es handelt sich um eine „muntere Truppe“, die vielseitig interessiert und offen für neue Themen oder Projekte ist. Einige Jungen sind oft stark damit beschäftigt, durch „cool und lustig sein“ zu glänzen und gehen dabei durchaus in Konkurrenz, so dass das Thema „Helden und Held sein“ großen Widerhall fand. Zur Intention Den Kindern sollten durch die Teilnahme Gelegenheit gegeben werden, mit dem Alltagsmedium Film einmal auf besondere Weise in Kontakt zu kommen. Bisher hatten nur gemeinsame Kinobesuche mit entsprechender Nachbereitung stattgefunden. Im Unterschied dazu sollten sie nun ihr bisheriges Wissen über Filme und ihre Sehgewohnheiten erweitern, z.B. durch Erleben der Mehrsprachigkeit in diesem Kontext, der Emotionen der Darsteller_innen, durch Einblicke in die Entstehungsweise sowie insgesamt die „GlamourWelt“ des Films (roter Teppich, Autogrammstunde... ) etc. Zugleich sollten sie feststellen können, dass Schauspieler_innen auch „nur Menschen wie du und ich“ sind. Filme bilden gerade für Kinder häufig die Realität ab und liefern Vorlagen, wie bestimmte Phänomene zu verstehen, einzuordnen und zu bewerten sind. Hier bot das Projekt eine
gute Möglichkeit, ein kritisches Bewusstsein anzubahnen. Wie kommt es, dass ich so beeindruckt, traurig, wütend, verängstigt, glücklich, verliebt aus einem Film herausgehe? Auch ist es bei bestimmten Themen manchmal einfacher, sich zu Beginn gemeinsam auf ein Dritttes (Geschichte, Film, Bild) zu beziehen und dann die Beobachtungen ggf. auf die eigenen Erfahrungen und Befindlichkeiten zu übertragen. Zum Film „Antboy: Die Rache der Red Fury“ ist die Fortsetzung des erfolgreichen dänischen Films Antboy, der als in Dänemark sehr erfolgreiche Verfilmung der Kinderbuchserie von Kenneth Bøgh Andersen (inzwischen gibt es sechs Bände) die Ursprungs-Geschichte eines unscheinbaren Jungen erzählt, der sich nach einem Ameisen-Biss zum Superhelden entwickelte. Der Nachfolgefilm ist eine dänisch-deutsche Koproduktion (die Dreharbeiten des Sequels fanden zu großen Teilen in Hamburg statt). Wo das Verbrechen zuschlägt, wo Not am Mann ist, wo andere gequält und gedemütigt werden, da schreitet Antboy ein und sorgt für Gerechtigkeit. Er ist ein Superheld, aber auch ein ganz normaler Junge. Pelle hat Freunde, kann Spaß haben und traurig sein. Pelle ist in Ida verliebt, und als sie sich für einen neuen Mitschüler interessiert, leidet er wie jeder andere. Als Superheld ist Pelle allzeit bereit für den nächsten Einsatz. Für seine Ida bleibt da viel zu wenig Zeit. Und das Böse schläft nicht. Da gibt es Antboys mächtigen Erzfeind Floh, der auf Rache sinnt und noch aus dem Kerker gefährlich ist, und Mrs. Gæmelkrå. Es gibt die schrecklichen Terrorzwillinge, die unbezwingbar scheinen. Und es gibt die Liebe, die sich in Hass verwandeln kann. Zu allem Überfluss treibt ein neuer, unsichtbarer Gegner sein Unwesen.Wie schon bei „Antboy“ führte auch beim Sequel Ask Hasselbalch Regie, der sich beim atmosphärisch wie emotional stimmigen „Antboy: Die Rache der Red Fury“ erneut stark von Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie inspirieren ließ.
Zum Projektverlauf Ursprünglich war ein anderer Film vorgesehen, nämlich der australische Film „Paperpla nes“. Da die Vorführung leider noch in den Ferien lag, konnte es nur ein freiwilliges Angebot sein, das auch von zwei Schüler_innen und ihren Familien wahrgenommen wurde. Diese hatten sogar das Glück, mit den Hauptdarstellern abgelichtet zu werden:
Mit der gesamten Lebenskundegruppe ging es dann am ersten Schultag nach den Winterferien gemeinsam mit der 3c ins Haus der Kulturen der Welt. Die Schüler_innen waren in freudiger Erwartung und sehr beeindruckt von dem Gebäude, dem roten Teppich, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte und zu Fragen Anlass gab, dem Prozedere insgesamt und schließlich von dem prächtigen Kinosaal. Der Film wurde von fast allen Kindern sehr positiv aufgenommen: während der Vorführung saßen sie gebannt da und fieberten mit. Danach nutzten einige die Gelegenheit, ihre offen gebliebenen Fragen oder Kommentare an die Darsteller_innen und den Regisseur zu richten. Ganz wichtig war einigen Kindern die Frage, warum es denn nicht noch zu einem Kuss zwischen den Verliebten gekommen war und auch die Frage danach, warum die Hauptdarstellerin blondiert war, als typisches Attribut eines begehrenswerten weiblichen Wesens, kam auf. Sie konnte aus Zeitgründen aber leider nicht mehr gestellt werden. Die Jagd auf die Autogramme war für alle Schüler_innen ein weiterer wichtiger Teil der Unternehmung und bot Anlass zu moralischen Fragen, da der Schüler mit den meisten Unterschriften sich vorgedrängelt hatte und zunächst geringe Bereitschaft zeigte, seinen Erfolg mit den anderen zu teilen, sprich, die Ameisenmaske mit den Unterschriften zum Kopieren freizugeben. Das wurde auf der Rückfahrt neben anderen Eindrücken bereits intensiv diskutiert. Und natürlich kam gleich die Frage auf, wann wir denn so etwas Tolles wieder ein mal machen könnten. Besonders beeindruckt waren die Kinder davon, dass die Schauspieler_innen vor Ort waren und z.T. ganz anders als im Film, nämlich so „normal“ und „gar nicht so gut“ aussahen (siehe oben die Frage nach der Blondierung).
Zum Unterrichtsverlauf und zu den Arbeitsergebnissen Leider hatte wir für die Nachbereitung bis zum Zeitpunkt der Berichtabgabe insgesamt nur fünf Schulstunden zur Verfügung, und die aufgrund von Geburtstagsritualen z.T. auch nicht vollständig. Die anderen Stunden fielen wegen Exkursionen, Krankheit, schulorganisatorischen Gründen sowie Streik aus. Aufgrund der so entstandenen Pausen benötigten die Schüler_innen in jeder Stunde Zeit, sich dem Film bzw. Thema erneut anzunähern. Ihr Interesse daran blieb aber durchgängig groß. Die Stunden wurden wie folgt genutzt: • • • • • •
Ausfüllen des Berlinale - Fragebogens zum Film; Brainstorming zum Film und zu den darin enthaltenen Themen auf einem Plakat, auswertendes Gespräch dazu; „Was ist ein Held bzw. eine Heldin für mich? Wie sähe eine solche Figur aus?“ - Gestaltung eigener Heldenfiguren; Vorstellung der Bilder (wurde auf später verschoben, da die Kinder eine Umfrage zum Thema vorzogen); Sammeln von Fragen für eine Umfrage zum Thema „Helden“; Durchführung der Umfrage in Schule und benachbartem Supermarkt.
Weiterhin angedacht sind: •
Wahl und Erstellung einer angemessenen Präsentationsform der Heldenbilder (Buch, „Galerie“, Riesenplakat o.ä.);
• • •
Auswertung und Diskussion der Umfrageergebnisse, ggf. Präsentation der Ergebnisse im Supermarkt (Fotoplakat); „Helden des Alltags“/“Stille Helden“: Beispiele und Erarbeitung von Merkmalen, ggf. Situationen oder Heldenfiguren gestalten (in der Kiste, aus Knete …); Gegenüberstellung von diesen realen Helden bzw. Personen aus ihrem Lebensumfeld zu Film- oder Bücherhelden unter anderem anhand der auf dem Plakat festgehaltenen Helden-Eigenschaften.
Abschließende Betrachtung Der Film bot eine guten Ausgangspunkt zu anregenden Diskussionen zum Themenkomplex und ermöglichte die intensive und kritische Auseinandersetzung mit heldenhaften Eigenschaften, Attributen und Taten sowie in Ansätzen mit der Konstruktion von Heldenfiguren. In der Umfrage griffen die Kinder die auf dem Plakat gesammelten Stichpunkte in Form von Fragen wieder auf und waren ganz begeistert bei der Sache. Auch das Thema „erste Verliebtheit“ wurde von den Kindern deutlich wahrgenommen. In den Fragebögen zum Film wurde die Frage nach dem Küssen mehrfach gestellt, und die Rettungsszene (Antboy rettet seine „Angebetete“) wurde einige Male als Lieblingsszene erwähnt. Das Projekt hat den Kindern sehr viel Spaß gemacht, wobei der Höhepunkt eindeutig auf dem aktiven Erleben der Berlinale lag. Die Erfahrung, einen Film im Original zu schauen war für die Kinder sehr spannend! Sie hatten das Gefühl, an etwas Besonderem teilgenommen zu haben.
1.
Lebendig Lernen – Grundschule in Pankow Langhansstraße 74b 13086 Weißensee Berlin Klasse 3 (Igel) Klax – Grundschule Gisela Karm(Bezugslehrerin), Chris Richard (Bezugserzieher)
Ergebnisbericht zum Unterrichtsprojekt: „Antboy“ Regisseur: Ask Hasselbalch 65. Internationale Filmfestspiele 2015 Vorbedingungen im Schulumfeld und die Lerngruppe: Die Klassenlehrerin der Lerngruppe 3 (Igel), Gisela Karm, und der Horterzieher Chris Richard entschieden sich für dieses interessante Projekt, das nun zum ersten Mal an der KLAX-Grundschule stattfinden sollte. Weil in unserer Schule die Arbeit mit dem IPad langsam eingeführt wird, fanden wir dieses Projekt geeignet, um die neuen Medien mit den Kindern auszutesten. Die Lerngruppe besteht aus 6 Mädchen und 13 Jungen. Die Kinder kannten die Berlinale noch nicht. Die Klax Grundschule Lebendig Lernen in Pankow ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule. Die Schule existiert seit 2002 und beinhaltet einen Kindergarten, eine Grundschule, einen Hort und eine Integrierte Sekundarschule. Die Lebendig Lernen Grundschule hat eine kunstbetonte Ausrichtung und verfügt über ein sehr gut ausgestattetes Atelier. Das Arbeiten in der Grundschule ist durch offene Formen wie Kleingruppenarbeit oder Lerntheken geprägt. Somit soll das selbständige Lernen sowie das soziale Miteinander angeregt und ausgeprägt werden. Filminhalt: Der zwölfjährige Pelle (Oscar Dietz) ist eher schüchtern und introvertiert. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat er immer wieder Ärger mit den "Terror-Zwillingen", zwei rowdyhaften Altersgenossen. Als Pelle eines Tages wieder einmal auf der Flucht vor ihnen ist, wird er plötzlich von einer Ameise gebissen. Nun ist plötzlich enorm stark, kann Wände entlang
klettern und Säure versprühen – die "Terror-Zwillinge" haben keine Chance mehr. Pelle weiß kaum, wie ihm geschieht, sein bester Freund Wilhelm (Samuel Ting Graf) jedoch hat die Antwort parat: Ähnlich den Comic-Superhelden, die er immer liest, hat Pelle die Kräfte eines anderen Wesens übernommen, in diesem Fall die einer Ameise. Jetzt kann er seiner heimlichen Liebe Amanda (Amalie Kruse Jensen) ganz anders gegenüber treten! Allerdings wird sie vom Bösewicht "Floh" (Nicolas Bro) gekidnappt – Pelle muss sie aus ihrem gläsernen Gefängnis befreien…( Filmstart.de) Planungsphase des Projektes: Nach dem Besuch des Films am 11. Februar fand noch am selbigen Tag eine erste kurze Auswertungsrunde mit den Kindern statt. Folgende Fragen wurden gestellt: – – – –
Was ist ein Superheld? Könnte es Superhelden in einer Schule geben? Was können Superhelden in der Schule machen? Welche Ideen habt ihr zu einem Projekt zu diesem Film?
Der nächste Schritt war das Schreiben einer Nacherzählung, die in den Deutschunterricht integriert werden konnte. Schließlich formulierten sie eine Auswertung zum Film. Alle Kinder waren vom Film begeistert und arbeiteten somit motiviert am Projekt mit. Didaktisch methodische Überlegung: Der Film „Antboy“ war für die Igel-Klasse besonders geeignet, da nicht nur die Jungs, sondern auch die Mädchen gerne in einer Welt eines Superhelden „leben“. Sie kennen mehrere Superheldengeschichten und spielen diese gerne nach. Da die 3. Klasse aus nur sechs Mädchen besteht, und diese sich häufig beweisen müssen, bot sich der Film ebenfalls besonders gut an. Vor allem das Selbstwertgefühl der Mädchen der Klasse sollte durch den Film gestärkt werden. Zudem gibt es einen Schüler, der aufgrund seines Quereinstiegs ausgegrenzt wird. Der Film spricht auch diese Problematik an, die ich nach dem Kinobesuch erneut in der Klasse aufgreifen und aufarbeiten konnte. Das soziale Miteinander soll somit gestärkt werden. Die Arbeit am Projekt wurde in Gruppen durchgeführt. Die Kinder haben das Drehbuch selbst ausformuliert und die Rollen selbständig ausgewählt und einstudiert. Das Gemeinschaftsgefühl sollte im Fokus stehen. Das positive Erleben miteinander sollte über Differenzen innerhalb der Klasse hinweghelfen. Projektschritte: –
1. Die Geschichte (Dialoge) in Gruppenarbeiten überlegen und schreiben. (Konzept)
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2. Überlegungen anstellen, was für das Drehen von Bedeutung ist.
Welche Kostüme und Plätze werden benötigt? Welche Aufgaben müssen übernommen werden? Zu wem passt diese Aufgabe am besten? Wer verfügt über welche Kompetenzen? –
3. Das Drehbuch am Computer schreiben. Erste Erfahrungen mit dem Schreibprogramm.
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4. Das formulierte Drehbuch am Drehplatz üben.
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5. Den Film drehen.
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6. Schneiden und musikalische Unterlegung des Films.
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7. Auswertung der gemeinsamen Arbeit.
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8. Filmvorstellung in der Schule.
Resumée: Das Projekt verlief in einigen Sequenzen an verschiedenen Schultagen über einen Zeitraum von 2 Wochen. (Die Lehrerin war erkrankt.) Dafür stand den Gruppen jeweils ein IPad zur Verfügung, mit denen sie die Szenen drehten. Grundsätzlich wurde innerhalb der Gruppen demokratisch abgestimmt, welche Szenen in den Film aufgenommen bzw. welche noch einmal gedreht werden sollen. Wurden dann alle Szenen zur Zufriedenheit aller Kinder abgedreht, setzten sich das „Kamerakind“ und das „Regisseurkind“ zusammen und schnitten den Film mit Hilfe von IMovie zu einem fertigen Film. Abschließend können wir sagen, dass die Arbeit an dem Film „Antboy“ für die Lerngruppe sehr interessant und lehrreich war. Alle Kinder haben mit Begeisterung daran teilgenommen. Das Klassenklima hat sich durch die gemeinsame Gestaltung des Projekts verbessert.
Ergebnisbericht zum Unterrichtsprojekt: „Dhanak“ Regisseur: Nagesh Kukunoor Internationale Filmfestspiele 2015 der Lebendig Lernen – Grundschule In Pankow Langhans Straße 74b 13086 Weißensee Berlin Klasse 4 (genannt „Biber“) Farzad Jalili (Bezugslehrer), Sandra Zuanovic (Kunstlehrerin) __________________________________________________________________
1. Vorbedingungen im Schulumfeld und die Lerngruppe Der Klassenlehrer der Lerngruppe4 (Biber), Farzad Jalili und die Kunstlehrerin Sandra Zuanovic entschieden sich für dieses interessante Projekt, das nun zum ersten Mal an der Klax-Grundschule stattfinden sollte. Die Lehrkräfte wollten die SuS mit dem Medium Film, insbesondere mit einem anderen, als den Kindern bekannten kulturellen Background in dem besonderen Rahmen eines internationalen Festivals vertraut machen. Einige der SuS (Schülerinnen und Schüler) hatten schon früher die Berlinale besucht, andere kannten die Berlinale noch nicht. Die Lerngruppe besteht aus 7 Mädchen und 10 Jungen. Die Klax Grundschule Lebendig Lernen in Pankow ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule. Die Schule existiert seit 2002 und beinhaltet einen Kindergarten, eine Grundschule, einen Hort und eine Integrierte Sekundarschule. Die Lebendig Lernen Grundschule hat eine Kunst betonte Ausrichtung und verfügt über ein sehr gut ausgestattetes Atelier.
2. Besuch des Spielfilms „Dhanak“ und Planungsphase des Projektes Filminhalt Der Film „ Dhanak“ zeigt das Leben zweier Geschwister, Chotoo und Pari, die ihre Eltern durch einen Unfall verloren haben und bei Onkel und Tante aufwachsen. Der Onkel, der unter Geldknappheit leidet schaut untätig zu, wie seine Frau die Kinder schlecht versorgt und sehr schlecht behandelt. Pari, die Schwester von Chotoo vermutet, dass die schlechte Versorgung mit Nahrungsmitteln der Grund dafür gewesen sei, dass der junge Chotoo blind wurde. Pari hat sich zum Ziel gesetzt zum neunten Geburtstag ihres Bruders das Geld für seine Augenoperation zusammen zu bekommen. Sie schreibt jeden Tag einen Brief an den international bekannten Schauspieler Shah Rukh Khan und bittet ihn um eine Geldspende. Nachdem sie die Briefe, die der Onkel vom Postbeamten wieder zurückbekam in einer Truhein der Hütte entdeckt, macht sie sich in der Nacht mit dem blinden Bruder auf die Suche
nach Shah Rukh Khan. Es beginnt eine aufregende und zum Teil beängstigende Reise durch die Wüste. Der Film endet mit der lang ersehnten Operation und kommt zu einem Happyend.
Auswertung des Filmbesuchs Nach dem Besuch des Films am 11. Februar fand im Morgenkreis eine erste Auswertungsrunde mit den Kindern statt. Folgende Fragen wurden gestellt: – Welche Themen sind eurer Meinung nach zentral im Film? – Was sind eure spontane Eindrücke zu den Figuren? – Welche Ideen habt ihr zu einem Projekt zu diesem Film? Die Kinder entdeckten im Film für sich folgende Themen: - Hoffnung - In schwierigen Zeiten für einander da sein - Nicht so schnell die Hoffnung aufgeben. Da sich die meisten Kinder mit solchen Themen auch in ihrem Alltag konfrontiert sehen, bietet der Film auch einen besonderen Lebens- uns Alltagsbezug und somit eine Projektionsfläche für ihre eigenen Ängste und Gefühle.
3. Didaktisch methodische Überlegungen für ein Projekt Die fächerübergreifende Aufgabenstellung im Rahmen des Mathematik- und Kunstunterrichts sollte eine handlungsorientierte, kreative und weitgehend selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit den Filmszenen anregen, das Projektergebnis ein Gesamtprodukt sein, das das Berlinale-Erlebnis in Form eines Kurzfilmes mit eigenen Puppen wiedergibt. Die SuS entschieden sich für die Herstellung von Puppen, die den Protagonisten im Film entsprechen. Sie wollten gerne ihre Lieblingsszenen des Films in Form eines Puppentheaters nach spielen. Hierzu wurden im Kunstunterricht gemeinsam mit der Kunstlehrerin in Gruppenarbeit Figuren gebastelt und mit dem Klassenlehrer entsprechende Szenen und Dialoge ausgewählt. Die Kinder wählten sich die Darstellung der jeweiligen Figur aus, mit der sie sich am besten identifizieren konnten.
4. Projektschritte – Auswahl der Lieblingsszenen im Gruppengespräch. Die Kinder begründen, warum ihnen diese Szenen wichtig sind. – Herstellung der Puppen, des Bühnenprospektes und anderer Requisiten im Kunstunterricht aus Pappe und Gips. – Fixierung erinnerter Dialog in eigener Sprache und Erspielen in Form von Rollenspielen, zuerst ohne, dann mit den fertigen Puppen. – Bau einer Spielfläche (Bühne) mit Sand, als Entsprechung zur Wüste (im Film) – Aufnahme der Miniszenen mit dem Ipad – Filmschnitt gemeinsam mit den Kindern.
5. Resumée Die kreative Umsetzung des Filmerlebnisses hinterließ bei den Kindern nachhaltige Spuren. Die Kinder erinnerten sich sehr engagiert an ihre wichtigen szenischen Dialoge und konnten diese in ihrer eigenen Sprache in den Miniszenen wiedergeben. Das eigene Erinnern in die eigene Sprache umgesetzt, wurde somit auch gleichzeitig eine Form von Bewältigung eigener Urängste, die die Geschichte transportierte. Das Herstellen der Puppen bedeutete für die Kinder eine unmittelbare Auseinandersetzung mit der „geliebten“ Figur des Films und ihre ganz subjektive Gestaltung („So sehe ich die Figur!“). Die Kinder hatten sehr viel Spaß und es entstand dadurch ein nachhaltiger und positiver Bezug zur vorher nicht bekannten Berlinale. Gleichzeitig brachte der Film den Kindern die sehr eigene Lebenswelt und Lebensbewältigung dieser indischen Kinder nahe.
Klax Grundschule Berlinale Schulprojekt 2015 Ein Projekt zum Film
" Schneepiraten " Türkei 2015 von Faruk Hacihafizoglu Generation Kplus von Christin Kamilli
Über den Film Der Regisseur erzählt eine Freundschaftsgeschichte dreier Jungen mit all den Sorgen, Ängsten und Freuden des Lebens. Der türkische Film spielt in den Achtziger Jahren. Es herrscht eine schlimme Militärdiktatur. Es ist tiefster Winter und die drei Jungen aus ärmsten Verhältnissen kämpfen täglich ums Überleben. Dabei übernehmen sie die Verant wortung für ihre Familien und beschaffen Kohle zum Heizen. Mit einer gewissen Pfiffigkeit und ihrem festen Zusammenhalt gelingt es dem Trio die Stuben ihrer Familien warm zu bekommen. Sie ziehen täglich mit selbstgebauten Schlitten durch ihr Dorf, um die Kohle leichter transportieren zu können. Zum Alltagsgeschehen gehören für sie wie selbst verständlich die MilitärPatrouillen mit ihren Kontrollen sowie die Ausgangssperren. Zusammen fühlen sie sich dennoch sicher und den schlimmen Zuständen ihrer Jugendzeit überlegen.
Zur Lerngruppe Wir sind eine kleine familiäre Grundschule in Berlin Pankow. Schwerpunkte unsere Arbeit sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder zu erkennen und zu fördern. In vielen selbstständigen Lernphasen können die Kinder ihre Ziele auf individuellen spannenden Lernwegen mit Interesse und Freude erreichen. Die sechste Klasse setzt sich aus 4 Mädchen und 9 Jungen zusammen. Die Klasse hat sich in dieser Konstellation erst seit kurzer Zeit gefunden und ist in ihrem Sozialgefüge noch nicht gefestigt und daher sehr offen für das Thema Freundschaft. Leider waren zwei Kinder während des Drehs krank und konnten daher nicht mitspielen.
Didaktisch- methodische Bemerkung Das Thema " Freundschaft " entspricht unmittelbar der Lebenswirklichkeit vieler Kinder. Bereits in jungen Jahren haben sie positive wie auch negative Erfahrungen in Freundschaften außerhalb der Familie erlebt und durchlebt. Jedem Schüler/in ist es freigestellt offen über die bisherigen Erfahrungen zum Thema Freundschaf t in dem Projekt zu erzählen. Der Berlinale Film "Schneepiraten" schafft für die Kinder einen Blick von der Filmperspektive, hin zu individuellen Erfahrungen, Er wartungen, Möglichkeiten und Grenzen die an eine Freundschaft gestellt werden können. Durch unseren Film lernen die Kinder in Charaktere hineinzuschlüpfen, die ihnen bisher teilweise völlig fremd waren. So gelangen sie in ein verändertes Sozialgefüge, welches zum Nachdenken und Hinterfragen einlädt. Eine Form der Ausgrenzung, nicht der Allgemeinheit zu entsprechen, eine andere Meinung zu vertreten und dadurch Nachteile im Leben zu haben, ist in sozialen Gruppen verbreitet und täglich Thema, auch für viele Kinder. Schwerpunkte des Projektes sind die Beschreibungen von Personen, Beziehungen sowie die Verbalisierung von Er wartungen und Emotionen gegenüber dem Thema Freundschaf t. Kommunik ati ve Kompe tenzen, wie eine adressatengerechte Ausdrucksfähigkeit werden gefestigt (Quelle: www.bamf.de. )
Der Projekt verlauf Die Klasse wusste vorab über die Berlinale, dass die Filme sehr künstlerisch sind und aus vielen Ländern der Welt vorgestellt werden. Außerdem war ihnen bewusst, dass der Film in türkisch und kurdisch gesprochen wird und jemand in deutscher Sprache synchronisieren würde. Während des Films konnten sich die Kinder schnell daran gewöhnen. Anschließend waren alle positiv überrascht
und sehr begeistert, dass der Regisseur persönlich anwesend war und die Kinder so alle ihre Fragen stellen konnten. Im ersten Gesprächskreis haben wir über den Film diskutiert und uns überlegt, welches Thema wir aus dem Film näher besprechen wollen. Sofort waren sich alle einig, dass wir das Thema Freundschaft näher betrachten wollen. Für die Kinder war es sehr beeindruckend wie in so einer Zeit doch die Freundschaft alles Schlimme vergessen lässt und sie dennoch Freude am Leben haben konnten. Die Kinder wollten nun die Freundschaft dieser drei Jungen auf unsere heutige Zeit beziehen. Wie kann eine Freundschaft im Klassenverband entstehen? Welche Eigenschaften braucht ein guter Freund/-in ? Wie kann der Film in Szenen eingeteilt werden und worum geht es? Wer möchte welche Rolle spielen ( ggf. in der Klasse abstimmen) ? Wir haben zwei Wochen täglich 2 Unterrichtsstunden an unserem Projekt gearbeitet.
Brainstorming Als erstes haben wir über das Thema Freundschaft nachgedacht
Brainstorming
Das Übereinstimmungsspiel Wie gut kennen wir unsere Freunde überhaupt? Wir haben 25 Fragen an jedes Freundschaftspaar gestellt.
Erstellen eines Akrostichon
Die Freundschaftswaage
Was setzt eine Freundschaft voraus und was können wir selbst in eine Freundschaft einbringen? Eine Gleichgewichtung von Eigenschaften ist in einer Freundschaft wichtig. Ein Geben und Nehmen ist Grundlage für eine lange Freundschaft.
Unsere Vorbereitungen zum Film Freunde im Film und Freunde im Schulalltag
das Schauspielpaar Olaf und Laura
die drei Jungen im Film
Den Kinder fiel auf, dass die Freundschaft heute und auch die Freundschaft im Film viele Gemeinsamkeiten haben. Die drei Jungs sind füreinander da und gemeinsam stark gegen die anderen Kindergruppen in ihrem Dorf. Unser Schauspielpaar Olaf und Laura lernen sich im Klassenverband kennen. Laura kommt neu in die Klasse und wirkt auf die anderen Kinder et was sonderbar und stößt damit sofort auf Ablehnung und Desinteresse. Nur Olaf hält zu ihr und ist interessiert an ihrer Person. Laura hält diesen doch für sie schwierigen Einstieg in die neue Klasse nur aus, weil Olaf sie verteidigt und vor den anderen Kindern in Schutz nimmt. Lauras Familie ist materiell nicht so gut gestellt und auch hier sind Gemeinsamkeiten zum Film entstanden. Die drei Jungs gehören einer Minderheit an und müssen auf viele Annehmlichkeiten verzichten. Die Militärgesellschaft und die Regierungsangehörigen werden täglich mit Kohle versorgt, während die kurdische Bevölkerung und die Dorfbewohner ohne Hilfe über den harten Winter kommen müssen. So auch Laura, die kein Handy als Statussymbol besitzt und damit in ihrer neuen Klasse konfrontiert wird. Sie wird nicht als Mensch wahrgenommen und geriet somit in eine Außenseiterposition, die durch eine materielle Ungerechtigkeit entstanden ist. Olaf ist das einzige Kind, welches Interesse an ihr zeigt. Zusammen sind sie stark und Laura so wird Laura einen Platz im Klassenverband finden können.
Unsere Arbeit im Atelier
Die Regiearbeiten
Feedback Das Projekt war für die ganze Klasse sehr aufregend, amüsant aber auch anstrengend und hin und wieder diskutabel. Oftmals mussten die Szenen mehrfach gedreht werden, sodass eine gute Teamarbeit erforderlich war. Jede Rolle musste von allen anderen mitgetragen werden, war ein Versprecher in der Szene betraf das alle anderen auch. Jeder spornte somit die Anderen an und unterstütze den Ablauf des Drehs. Die Rollenverteilung war für die Kinder sehr spannend, die ruhigen Kinder kamen aus sich heraus, während die doch eher lebendigen Kinder sich zurücknahmen. So gaben die Kinder im Feedback den Kommentar, dass es teilweise schon komisch und ein anderes Gefühl war plötzlich in einer Rolle zu interagieren. Die mediale Nutzung des IPad's war für die Kinder kein Problem. Die Aufnahmen sowie das Schneiden des Films übernahmen die Kinder selbstständig und gern. Für die Kinder war das Projekt im Deutschunterricht ein voller Erfolg, denn einen Film zu drehen hat alle Kinder motiviert.
Berlinale Schulprojekt Abschlussbericht der Klasse 4ie der Comenius-Schule Ein himmlisches Kamel Helge Brennecke und Ulrike Walther 1. Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe
Die Comenius Schule liegt im Bezirk Wilmersdorf und besteht aus mehreren Bereichen. Einerseits ist es eine Integrationsgrundschule andererseits eine Sonderschule mit verschiedenen Schwerpunkten: Autismus, Förderschwerpunkt Lernen. Dazu kommen berufsqualifizierende Klassen. Zum pädagogischen Konzept der Schule gehört das 2 Pädagogen-Prinzip im Grundschulbereich, sodass im Regelfall zwei Kollegen mit der Klasse arbeiten – idealerweise Grundschullehrer + Sonderpädagoge. Stundenweise wird das Lehrerteam durch einen Einzelfallhelfer für die autistischen Kinder unterstützt. Die Klasse 4ie besteht aus 20 Kindern, davon 12 Jungen und 8 Mädchen an der Comenius-Schule. Wir sind eine Inklusionsklasse mit sechs I-Kindern: 2 Kinder Asperger-Autisten, 2 Kinder haben den Status emotional-soziale Entwicklung, 1 Kind hat den Förderschwerpunkt Sprache und ein weiteres Kind körperlich-motorische Entwicklung. Viele Kinder sind sehr leistungsstark und können sich gut schriftlich ausdrücken. Vor allem das Arbeiten in Werkstätten sind sie geübt. Besonders im künstlerischen Bereich können sich viele Kinder gut und kreativ ausdrücken. Für das Arbeiten bedeutet das Individualisieren nach dem Motto: same but different. Arbeiten in Projekten und Tagesplänen (später Wochenplänen) sind neben frontalen Einführungsphasen üblich. Einige Kinder sind sehr unerfahren im Schauen von Filmen. Besonders die autistischen Kinder haben Schwierigkeiten zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden. Wir Lehrer haben die Klasse mit Beginn der vierten Klasse übernommen und begleiten die Kinder bis zum Übergang in die Sekundarschule. 2. Didaktisch-methodische Überlegungen Wir haben den Film ausgewählt weil er den Kindern eine fremde Welt zeigt und trotzdem sehr realistisch bleibt. Der Film bietet viele Themenfelder zum Arbeiten mit Schülern an: Buddhismus, Kamele, das Erzählen zu einer Abenteuergeschichte. Den Einblick in eine fremde Welt. Zum Film: Der Film „Das himmlische Kamel“ von Jury Feting (Russiche Förderation 2015) erzählt in tollen Landschaftsbildern die Abenteuergeschichte des zwölfjährigen Bayir. Die Geschichte spielt bei den Kalmücken, am Nordrand des kaspischen Meeres. Die
Kalmücken sind das einzige buddhistische Volk Europas, was im Film aber eher eine untergeordnete Rolle spielt. Bayir ist Hirtenjunge und muss unbedingt die Kamelmutter wiederfinden. Sie ist davongelaufen, um ihr Fohlen zu suchen, dass von den Eltern an eine Filmgesellschaft verkauft werden musste, um das Familieneinkommen aufzubessern. Von der Kamelmutter hängt die Existenz der Familie ab. Seine Eltern sind fortgefahren und die Geschwister noch zu klein. Auf einem uralten Motorrad macht sich Bayir auf den Weg durch die weite Steppe. Es beginnt eine Reise voller Abenteuer, die zu einem glücklichen Ende führt. Bayir wird auf seiner Reise verhaftet, weil es für einen Drogenschmuggler gehalten wird, kann aber mit Hilfe eines Jungen fliehen. Dieser Junge nennt sich Fünfziger und hilft ihm beide Kamele wiederzufinden. Der Film ist für unsere Sehgewohnheiten eher langsam erzählt und nimmt sich Zeit kleinere Details zu betrachten. Dazu sind die Tieraufnahmen sehr liebevoll und sprechen Kinder an. Der Film wird empfohlen ab 7 Jahren. 3. Projektstruktur Aus den vielen Themen, die sich aus dem Film ergeben, haben wir für uns folgende drei Schwerpunkte gewählt: -
Sachkunde: Kamele – was sie alles können Kunst: Kamele künstlerisch betrachten Deutsch : Schattentheater mit Kamelen
Um die Kinder auf den Film einzustimmen haben wir zur Vorbereitung Elfchen zum Thema Wüste schreiben und gestalten lassen. Die Idee war, die Kinder auf die karge Steppenlandschaft einzustimmen, außerdem assoziieren die Kinder Kamele in der Regel mit Wüste. Wir haben die Form des Elfchens gewählt, weil es den Kindern bereits bekannt ist und somit gut assoziiert werden konnte. Einem Kind, das mit dieser Aufgabe überfordert war, hat ein Akrostichon geschrieben. Ein erstes Feedback nach dem Film ergab, dass alle Kinder den Film toll fanden. Besonders beeindruckt waren die Kinder von den Kamelaufnahmen und dem Tier als solchen.
Sachkunde Im Unterricht sollten sich die Kinder mit dem Tier Kamel / Dromedar /Trampeltier auseinandersetzen. Dazu wurden Gruppen gebildet, die unterschiedliche Umschläge mit Arbeitsaufträgen erhielten. So sollten anhand von Sachtexten aus den Umschlägen Fragen beantwortet werden, die jeweils auf den Umschlägen standen. Z. B. Welche Fähigkeiten haben Kamelaugen oder Wo speichert das Kamel Wasser usw. Die Gruppen haben ihre Lösungen auf kleine Kärtchen geschrieben. Im Unterrichtsverlauf wurden diese Lösungen der Gesamtgruppe vorgetragen und die Kärtchen dann auf ein Plakat geklebt, so dass ein Wissensposter entstand, welches im Schulflur präsentiert werden konnte.
Kunstprojekt In einer Doppelstunde Kunst haben die Kinder Tierfiguren von Picasso kennengelernt, die er aus einem Strich gezeichnet hat. Die Technik wurde mit den Kindern erarbeitet und besprochen. Die Kinder haben dies mit Bleistift nachgeahmt und ein Kamel aus „einem Strich“ versucht zu zeichnen. Dabei durfte abgesetzt und radiert werden. Wenn der Entwurf den Kindern gefiel, haben sie die Bleistift Linie mit Flüssigkleber nachgefahren und einen Wollfaden aufgeklebt. Den Wollfaden gab es in verschiedenen „Kamelfarben“: hellbraun, dunkelbraun… Als Zusatz durften sie weitere Einhandtiere erfinden, zeichnen und nachkleben.
Deutschprojekt Zuerst wurden in Gruppen Ideen zu einer Abenteuergeschichte gesammelt, dann entstand aus den Gruppenideen eine Mindmap. Daraus sollten Kinder eigene Abenteuergeschichten für das Schattentheater entwickeln. Das Problem beim Schreiben einer freien Abenteuergeschichte war bei einigen Kindern den passenden
Anfang zu finden. Durch das mehrfache Vorlesen und Überarbeiten der Geschichten haben aber alle Kinder diese Hürde gemeistert. Die Geschichten waren mal stärker, mal weniger stark an den Film angelehnt. Im Überarbeitungsprozess der Geschichten wurde auf Merkmale von Abenteuergeschichten eingegangen, die Erzählzeit thematisiert, so wie die wörtliche Rede. Durch die große Heterogenität der Klasse benötigen die Kinder verschiedene Hilfen um solche Aufgaben bewältigen zu können. So musste ein Kind die Geschichte uns Lehrern diktieren. Gegenseitig haben sich die Kinder gut unterstützt. In einem zweiten Schritt wurden aus Papier die Figuren hergestellt. Dazu musste den Kindern klar werden, dass es nur auf den Umriss ankommt und feine Details wie beispielsweise Gesichter beim Schattentheater nicht zur Geltung kommen. Diese Figuren wurden anschließend auf Pappe geklebt und an einem Holzspieß befestigt. Die Aufführungen waren nach einigen Startschwierigkeiten ein Highlight. Zu den Schwierigkeiten gehörte, dass oft mehrere Kindern die Figuren spielen mussten, aber zuerst nicht wussten wie. Hier war der jeweilige Autor als Regisseur gefragt. Insgesamt hat den Kindern das Berlinale Schulprojekt gut gefallen.
1 Comenius – Schule Wilmersdorf (Grund- und Förderschule) Film: Dhanak /Regenbogen Klasse 5ic / Inklusionsklasse(13 Jungen, 7 Mädchen) Lehrerinnen: S. Koch, M. Finke Um die Inklusionsklassen unserer Schule kurz vorzustellen, folgt ein Auszug aus dem Schulprogramm: In den Grundschulinklusionsklassen (i-Klassen) lernen 15 Grundschüler/innen sowie fünf Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (Autismus, Sehen, Hören, körperlichmotorische Entwicklung, Lernen, Sprache, emotional-soziale Entwicklung) gemeinsam. Ziel ist, alle Schüler/innen mit jeweils zwei Lehrkräften (Zwei-Pädagogen-System) pro Klasse gemeinsam zu unterrichten. Die Inklusionsklassen sind in der Regel zweizügig organisiert. Die Comenius-Schule ist eine der beiden Auftragsschulen für Kinder und Jugendliche, deren Beeinträchtigung den Autismus-Spektrum-Störungen zuzuordnen ist. Weitere Informationen sind auf der Homepage www.comenius-schule.de zu bekommen Klasse 5ic Die Schülerinnen und Schüler kennen sich seit durchschnittlich fünf Jahren, Regeln und Rituale sind daher in der Klasse gut etabliert. Das Klassenklima ist sehr ausgeglichen. Sie haben einen sehr freundlichen, hilfsbereiten und kameradschaftlichen Umgang miteinander. Die Inklusionskinder werden in der Klasse gut aufgenommen. Die Schüler mit dem Förderschwerpunkt emotionale-soziale Entwicklung werden bei Unterrichtsstörungen von manchen Klassenkameraden um ein lernförderliches Verhalten gebeten. Zwei autistische Jungen sind ebenfalls gut integriert. Da einer von ihnen extrem langsam in seiner Wahrnehmung und Reaktion ist, erhält er häufig Unterstützung der Tischnachbarn.
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Warum Filmbildung? Für die folgenden Ausführungen haben wir in erster Linie die beiden Materialien „Praxisleitfaden für Lehrkräfte“ sowie „Praxisleitfaden Inklusion und Film“ genutzt. Das Vorwort von Sarah Duve und Maren Wurster beantwortet die Frage wie folgt: „Als Leitmedium und neue Kunstform des 20. Jahrhunderts haben Kino und Film die Wahrnehmung der Welt geprägt und verändert.“ Die Kinder haben bereits früh Erfahrungen mit bewegten Bildern, sie nehmen Filme intuitiv wahr. Da die Fähigkeit zur Analyse, zum begründeten Qualitätsurteil und zur Kontexteinbindung erst geschult werden muss, ist hier die Aufgabe schulischer Filmbildung. Auch die Anforderungen der Rahmenlehrpläne in verschiedenen Schularten und –stufen „beschreiben Kompetenzen, die Schüler/innen befähigen sollen sich in ihrer von bewegten Bildern geprägten Umwelt zu orientieren.“ Umfassendes Medienwissen zählt zu den SchlüsselKompetenzen. Die Einbeziehung außerschulischer Lernorte ist dabei ausdrücklich erwünscht. Um ein Bewusstsein für die Filmkultur zu schaffen, reicht der Kinobesuch allein nicht aus, sondern die Vor- und Nachbereitung haben einen hohen Stellenwert. Im handlungsund/oder produktorientierten Unterricht mit möglichst unterschiedlichen Sinneserfahrungen könnte eine Annäherung an Ästhetik, Inhalt sowie gesellschaftliche und historische Bezüge gelingen. Dabei ist der Lernort Kino besonders geeignet, da er eine starke emotionale Erfahrung ermöglicht. Das Kino weckt Lust am Schauen; das Zusammenspiel von Bildern, Musik und Sprache bewirken Gefühle und innere Erfahrungen. Filmgeschichten berühren und die Charaktere regen zur Identifikation an. Diese Fakten treffen insbesondere auf den von uns gewählten Film „Dhanak“ zu. 2
3 Warum „Dhanak“? Der Film Dhanak hat durch seinen anrührenden Inhalt (ein blinder 8-jähriger Junge kann am Ende wieder sehen, was er der Tatkraft seiner liebenden 10-jährigen Schwester verdankt) sowie durch die Kraft seiner Bilder und Farben, durch Musik und Humor sofort bei der Peview unsere Herzen erobert. Mehrere Themen erschienen für unsere Klasse interessant, lehrreich und spannend: Die Geschwister-Liebe, die Reiseabenteuer, das unglaublich andere Leben in Indien (Feiern, Götter, Kleidung, Essen, Verkehrsmittel,...), die Freundlichkeit der meisten Menschen, blind sein und wieder sehen können, die Bollywood-Begeisterung, der ärmliche Alltag (der oft auch Spaß bringt), Missgeschicke und Umwege. Diese Liste könnte noch fortgesetzt werden. Wir meinen, dass die Beschäftigung – und sei es erst einmal „nur“ das Sprechen über die vielfältigen Eindrücke und Vermutungen - für die Kinder aus unserem Kulturkreis unbedingt notwendig ist. Das Erarbeiten von Hintergrundwissen ist sicherlich auch wichtig, doch dieser Film trifft zuerst die Emotionen – und das ist sehr gut so. Wir haben uns nicht getäuscht: Die Reaktion der meisten Kinder war ein „großes Staunen“, das viele Fragen mit sich brachte. „Dhanak“ in der Inklusionsklasse Die Bedeutung von Filmen für uns alle beschreibt Frau Duve im Editorial des „Praxisleitfadens Inklusion und Film“: „Wie kaum einem anderen Medium und kaum einer anderen Kunstform gelingt es dem Film, eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrer Bildung zu faszinieren – unabhängig auch von Beeinträchtigungen und Einschränkungen.“ „Unser“ Film könnte beitragen, folgende Ziele anzusteuern: -
grundlegende Stimulation der Sinne sowie die gezielte Erweiterung von Sinneseindrücken
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Erweiterung der Kommunikations- und Ausdrucksfähigkeiten
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Erweiterung der nichtsprachlichen Ausdrucksfähigkeiten
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Unterstützung der emotionalen Entwicklung sowie die Stärkung des Selbstwertgefühls durch Erfolgs- und Kompetenzerlebnisse
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reflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben
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Möglichkeit des Perspektivwechsels (vom Beobachteten zum Beobachter)
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Förderung von kooperativen und sozialen Fähigkeiten durch projekt- und ergebnisorientierte Lernformen. 3
4 Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Projektarbeit „Dhanak“ nur ein ganz kleines Mosaiksteinchen auf dem Wege zu den o.g. Zielen sein kann. Die Comenius-Schule hat ein Leitbild, aus dem wir zwei Zitate auswählen, mit denen ebenfalls das Berlinale-Projekt „Dhanak“ zu begründen ist: Die Comenius-Schule ist eine Inklusionssschule. „Denn weise hat der gesprochen, welcher gesagt hat, die Schulen seien Werkstätten der Menschlichkeit, insofern sie nämlich bewirken, dass der Mensch wirklich Mensch werde“. (Johann Amos Comenius) Wir erziehen jeden unserer Schülerinnen und Schüler dazu, Verantwortung für sich selbst, für das eigene Handeln und für die Gemeinschaft zu übernehmen. Projektrahmen: Wir planten für die Arbeit ca. 4 Wochen ein, es sollte in den Deutsch- und Erdkundestunden stattfinden. Letztlich werden es ca. 25 Stunden sein. Grundkonzept: Im Mittelpunkt steht die Erstellung eines „Berlinale-Heftes“, die es uns am ehesten ermöglicht, individualisiertes Lernen umzusetzen. Weitere methodisch-didaktische Überlegungen werden im Projekt-Verlauf notiert.
Unterrichtseinstieg vor dem Filmbesuch: KINO – Erfahrungen Fach: Deutsch – 1 Stunde 1. Nach dem Lehrer-Impuls „Berlin im Filmfieber“ äußern die Schüler spontan ihre Gedanken. Die Stichworte „Berlinale“ und „Kino/filme“ fallen. 2. Lehrerin bietet verschiedene Film-Musiken aus Kinderfilmen an und Schüler erraten sie. Der Filmausschnitt aus „Paulas Geheimnis“ aktiviert weiterhin das KinoVorwissen zu Spannung und Handlungssträngen. 3. Lehrerin informiert: „Wir wollen uns am Mittwoch einen Film anschauen…“, zeigt das Programmheft, die Tickets. 4. Lehrerin fragt: Habt ihr einen Kino-Lieblingsfilm? Titel und warum dieser? 5. schriftliche Aufgabe „Kino – Fragebogen “ Schüler/innen erstellen ein Arbeitsblatt: Kino - Fragebogen 1. Das gefällt mir / gefällt mir nicht am Kino: 4
5 2. Wie oft gehst du ins Kino? Mit wem? 3. Hast du einen Lieblingskinofilm? 4. Erkläre kurz, warum es dein Lieblingsfilm ist. Ein Schüler brachte eine weitere Frage ein: 5. Lieblingskino In der Auswertung zeigte sich, dass außer einer Schülerin alle gern ins Kino gehen, manche 1-mal pro Monat, andere 1-mal im Jahr. Fast immer gehen sie mit den Eltern oder Freunden. Die Schülerin, die das Kino nicht so mag, fürchtet die Dunkelheit und die Enge. Die Lieblingsfilme sind erwartungs- und altersgemäß: Harry Potter1/2, Percy Jackson, Star Wars (meist der Jungen) sowie Mississippi, Bibi Blocksberg, Ostwind (Mädchen). Auch ein Junge nannte Bibi Blocksberg. Als Lieblingskino wurde mehrfach das Kiez-Kino „Eva“ genannt, auch Zoo-Palast und Titania-Palast wurden 2-mal genannt. Altersgemäß wurden als Gründe für ihre Lieblingsfilme „Spannung, Abenteuer, Action“ angegeben.
Vorbereitung auf den Film „Dhanak / Regenbogen“ Da dieser Film eine extrem unterschiedliche Lebenswelt zu der unserer Schüler zeigt, sollte ein Vorwissen über das Land „Indien“ sowie eine kurze Hinführung zum Inhalt das weitere Verständnis sichern. Fächer: Erdkunde, Deutsch (je 1 Stunde) 1. Lehrerin informiert über das Stundenthema „Indien“ (aus aktuellem Anlass). InfoSammlung: Kontinent, Hauptstadt, Einwohnerzahl 2. Der Film „Indien-Maus“ aus der Reihe „die Sendung mit der Maus“ (ohne ComicSequenzen) zeigt den Besuch bei einer fünfköpfigen Familie in Neu Delhi. Es werden u.a. Informationen zu Wohnen, Essen, Religion, Schule, Einkaufen, Bus fahren in altersangemessener Form gegeben. Auch das Thema Armut wird gestreift. Da das Leben in der Stadt sich von dem der Protagonisten im Film „Regenbogen“ total unterscheidet, ist noch nichts vorweggenommen. Die Schüler/innen äußern sich anschließend lebhaft zu den vielfältigen Aspekten der Reportage; insbesondere die Fülle an Menschen als auch kulturelle Besonderheiten (mit Händen essen, die „schmutzige“ linke Hand) wurden thematisiert. Eine Schüleräußerung 5
6 fasst die Widersprüche der erfahrenen Eindrücke so zusammen: „Eigentlich möchte ich da leben, dann wieder nicht.“ (sinngemäß) 3. Zur Vorbereitung auf den Filminhalt entschieden wir uns für den Trailer der BerlinaleWebsite. Zuerst las eine Schülerin aus dem Generation-Programmheft vor, dann wurden zwei entscheidende Begriffe „Odyssee“ sowie „Road-Movie“ erklärt. Da der Trailer englische Untertitel hat, wurde übersetzt. Die magische Situation, die gezeigt wird, halten wir für eine äußerst passende Hinführung zum Filmgeschehen. 4. Dann wurde die Bedeutung von Bollywood sowie die Figur des Schauspielers Shah Rukh Khan kurz erklärt. Die lange Liste seiner Filme (aus Wikipedia) ist recht eindrucksvoll. Einige Kinder haben Erfahrungen mit Bollywood-Filmen oder Bollywood-Musik. Die Schüler wissen, dass wir in den nächsten Wochen zu dem Film vieles erarbeiten und lernen werden. Einige wollen Material mitbringen, z.B. zur Bevölkerungszahl Indiens, zu Bollywood-Filmen und Bollywood-Musik. Der Kinobesuch Am 11. Februar war es dann soweit: Wir fuhren zum Potsdamer Platz, erspürten die besondere Atmosphäre dort und konnten endlich „unseren“ Film im Cinemaxx genießen. Alles war perfekt organisiert dort, der Grundton der Mitarbeiter sehr freundlich, den Schülern zugewandt. Auch die Stimmung während der Vorführung war äußerst angemessen, was vermutlich der Wirkung des Films zuzuschreiben war. Nach einem berührenden Filmerlebnis hatten die Kinder noch die Gelegenheit, die Filmschaffenden zu befragen, was auf großes Interesse stieß.
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Für einige unserer Schüler ergab sich der Glücksfall, dass der indische Regisseur sich mit ihnen fotografieren ließ.
Verlauf des Projekts „Berlinale-Heft“ (ca. 20 U-Stunden)
28.Februar 2015
Stand der Dinge nach ca. 10 Stunden: 1. Die Gestaltung des Heft-Covers sowie der 1. Seite verlief mit viel Engagement und Spaß. Letztlich hatte jede/r ein Ergebnis: aus Flyern, Prospekten sowie Zusatz-Material der 7
8 Berlinale entstanden farbenfrohe Seiten, die gut zum Film passen. Weiterhin wurden die Eintrittskarte sowie eine Aufgabenliste auf den vorderen Seiten eingeklebt.
-Die Aufgabenliste: (siehe auch Anhang) Die Schüler bekamen Pflicht- und Wahlaufgaben (= mit Sternchen markiert). Für einige Aufgaben wurden Modelle bereitgestellt, da manche Schüler Startschwierigkeiten haben, wenn sie nur eine nebulöse Vorstellung vom Produkt haben. Grundsätzlich sollte „in freier Arbeit“ möglichst selbstständig geschrieben und gestaltet werden. Das individualisierte Lernen ist in heterogenen Klassen sinnvoll, da am selben Unterrichtsgegenstand mit verschiedenen Tempi, Unterstützungshilfen und methodischen Herangehensweisen gelernt werden kann. Die Aufgaben brauchten nicht in der vorgegebenen Reihenfolge bearbeitet zu werden. -Die Modelle: Zur Cover- und „erste-Seiten“-Gestaltung lag ein Lehrer-Modell vor; hierdurch steigerte sich die Motivation. Die Mischung aus Motiven „Berlinale allgemein“ sowie „unser Film Dhanak“ ergab vielfältige Collagen.
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10 -Die Informationsseiten: Mehrere Aufgaben erforderten eine Zusammenstellung von Informationen: z.B. über den Hinduismus oder über Kinder in Indien. Da Fakten ja bekanntlich auf verschiedene Weise dargestellt werden können, brachten wir 3 Beispiele ein: Tabelle, Liste und Schaubild. Diese wurden in einer Unterrichtsphase näher besprochen und ihre Besonderheiten erklärt. Beispiele aus Kinder-Magazinen (Dein Spiegel, Geolino) waren besonders beliebt. Da heißt es beispielsweise: „5-mal staunen über..“ oder „Was ich schon immer über …“ wissen wollte. Es wurden passende Analogien gefunden: „Warum ich gerne nach Indien reisen möchte“. Die Text-Anordnung in Gedankenblasen fand besonders viele Interessenten.
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11 Differenzierung: Da wir eine Inklusionsklasse mit einer großen Leistungsschere unterrichten, muss zur Differenzierung für einige sehr leichtes Material angeboten werden. Auch wenn durch das Spektrum der Aufgaben ja schon für Differenzierung gesorgt ist (Auswahl an Zusatzaufgaben, die manche Schüler ja gar nicht zu erledigen brauchen), ist Differenzierung auch innerhalb der Pflichtaufgaben nötig, um eine gewisse Selbstständigkeit und vor allem Erfolgserlebnisse zu sichern. Für drei besondere Schüler gab es Zuordnungsaufgaben, mit Bildern und kleinen Text-Teilen. Hierbei konnte ausgeschnitten und geklebt werden, es gibt keinen Schreibanteil, doch die Lesekompetenz wurde gefördert. Leider stieg ein Schüler trotzdem aus und ließ sich nicht durch leichte Aufgaben locken. -Medien: Unsere Klassenbücherei bietet ein Länder-Lexikon, ein Logo-Nachrichten-Lexikon sowie mehrere Exemplare des Logo-Länder-Almanachs. Weiterhin haben wir die Kinderzeitschriften „Dein Spiegel“, „Geolino“ sowie „National Geographic“ vorrätig. In einigen Ausgaben von „Dein Spiegel“ gibt es Beiträge zu Indien, auch zum komplexen Thema „Arbeitssklaven“oder „Hinduismus“. Das Wissensmagazin „Gallileo“ (Sat1) hat 3 Beiträge zu Indien in der Mediathek, die in angemessener Sprache informieren. (Themen: Schule, Drachenfest, Arbeitsplatz „Gullys für Europa“) Das total fremdartige Leben in Indien ist sicherlich durch Filmbeiträge am besten zu vermitteln. Bereits vor dem Kino-Besuch hatten wir uns ja durch die „Indien-Maus“ Grundinformationen verschafft. Natürlich dürfen auch der Atlas sowie mitgebrachte Prospekte aus Reisebüros nicht fehlen, in erster Linie um Erdkunde-Informationen zu veranschaulichen. Das Lesebuch „Zebra4“ gibt in anschaulicher Form Informationen zu Film-Berufen sowie Kameraeinstellungen, da die Wissensvermittlung zum Thema „Filmbildung“ auch von der Grundschule gefordert wird. In der entsprechenden Aufgabe sollten einerseits die Filmberufe vorgestellt werden und andererseits die grundlegenden Kameraeinstellungen erkannt, benannt und möglichst mit Beispielbildern gestaltet werden. Verschiedene Ergebnisse der Filmbildungsthemen:
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Kamera-Einstellungen
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B端cher-Ecke
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14 -Symbole (siehe Anhang) Zu der Aufgabe: Warum heißt der Film „Regenbogen“ ist unbedingt ein Lehrer-Input vonnöten. Die Kinder haben altersgemäß Schwierigkeiten zu abstrahieren und benennen von daher in ihren Antworten u.a.: „Weil am Ende ein Regenbogen zu sehen ist.“(von Chotu) oder: „Weil Pari etwas vom Regenbogen sagt.“ Oder auch: „Mir gefällt der Titel „Regenbogen“ nicht besonders, weil ja nur zweimal was davon vorkommt.“ Von daher ergibt sich das Stundenthema „Symbole“; der Regenbogen bietet ja auch ein wunderschönes, kindgemäßes Beispiel dafür.
-Galerie: So ungefähr zur Hälfte der Projektzeit entschieden wir, dass jetzt „im großen Stil“ in den Heften der Klassenkameraden geschaut werden darf. Weitere Ideen und Anregungen zu erhalten, besonders zur Gestaltung, erschien uns für einige Schüler nützlich. Die Schüler räumten ihre Plätze frei, damit die Heftseiten im Mittelpunkt stehen konnten. Alle waren einverstanden ihre Ergebnisse zu zeigen, entweder nur bestimmte oder alle Seiten. Beim Rundgang durch die Galerie gab es viele staunende und bewundernde Kommentare; insbesondere für künstlerische Ergebnisse. Erfreulich ist, dass dieses Lob auch an stille, „unauffällige“ Kinder gerichtet wurde. Anschließend ging es mit größerer Energie weiter. Ein autistischer Junge, der von sich aus wenig Antrieb zeigt, meinte: „Jetzt weiß ich, welche Szene meine Lieblingsszene ist.“ Dann arbeitete er das erste Mal ohne Erwachsenen-Beistand.
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-Stolperstellen: Unsere größte Stolperstelle ist der Zeitrahmen. Da die Schüler individuell arbeiten, ist ihnen auch weitgehend ihre „Arbeitsgeschwindigkeit“ selbst überlassen. So kommt es, dass einige Schüler bereits eine kreative Wahlaufgabe erledigen, während andere die Gestaltung der ersten Seiten sehr ernst nehmen und dabei die schriftlichen Aufgaben aus den Augen verlieren. Die meisten (Mädchen) haben sich um Prospektmaterial gekümmert und somit äußerst ansprechende Seitengestaltungen erreicht. Dieses scheint einigen (Jungen) weniger wichtig bzw. erreichbar. Dass die Qualitätsschere sehr weit auseinanderklafft, war zu erwarten. Zu unterschiedlich sind die Kompetenzen im Texte schreiben und überarbeiten oder in der Seitengestaltung. Eine Stolperstelle erschien nur am Anfang als eine solche: Zwei Jungen waren krank, als wir im Kino waren. Wie sollten sie das Berlinale-Projekt in den folgenden 4-5 Wochen sinnvoll erleben? Wir kamen auf den Film „Das Mädchen Wadjda“, einen Berlinale-Film vom letzten Jahr. Die Schüler erhielten die DVD des Films, den sie zu Hause anschauten. Im Projekt erarbeiteten sie selbstständig ihr Berlinale-Heft mit einer Aufgaben-Liste, die zu „ihrem“ Film passt. Zum Beispiel entspricht die Info-Seite zum Islam der „Dhanak“-Seite zum Hinduismus. Nicht in jeder Fragestellung konnte eine Parallele gefunden werden, da ja inhaltlich große Unterschiede bestehen. Die beiden Schüler, die selbstverantwortlich arbeiten können, hatten Freude und brachten gute Ergebnisse zustande.
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16 So können wir uns bald auf einen nächsten wichtigen Film freuen, den wir als Klasse in der Schule schauen werden. Dieser wird voraussichtlich eine ganz andere Wirkung erzielen, sowohl durch die eher traurigen Geschehnisse als auch durch seine eher ruhige „Machart“. Unsere beiden Experten können uns dann durch die Erarbeitung leiten. Und schon wieder wird es spannend! -Fazit Jede/r hat ihr/sein Bestes gegeben und ein wundervolles Erinnerungsstück geschaffen; ein Souvenir an einen ganz besonderen Film und an eine bereichernde Zeit des Staunens, Forschens und Lernens darüber, wie Filme unsere Köpfe und Herzen erreichen. Wilmersdorf im März 2015
Sybille Koch, Margaretha Finke
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Ergebnisbericht zum Berlinale Schulprojekt 2015 Reineke-Fuchs-Grundschule Schüler der Lernwerkstatt und der Klasse 5 C Blanka Hansel, Nicole Kagan und Nicola Dellin Bericht zum Filmprojekt: „ANTBOY: Die Rache der Red Fury“
am: 9.02.2015
Antboy ist zurück. Pelle ist klein, Pelle ist zierlich, und Pelle hat Superkräfte. Als Antboy wacht er über die Menschen der kleinen Stadt Middellund und beschützt sie. Wo das Verbrechen zuschlägt, wo Not am Mann ist, wo andere gequält und gedemütigt werden, da schreitet Antboy ein und sorgt für Gerechtigkeit. Er ist ein Superheld, aber auch ein ganz normaler Junge. Pelle hat Freunde, kann Spaß haben und traurig sein. Pelle ist in Ida verliebt, und als sie sich für einen neuen Mitschüler interessiert, leidet er wie jeder andere. Als Superheld ist Pelle allzeit bereit für den nächsten Einsatz. Für seine Ida bleibt da viel zu wenig Zeit. Und das Böse schläft nicht. Da gibt es Antboys mächtigen Erzfeind Floh, der auf Rache sinnt und noch aus dem Kerker gefährlich ist, und Mrs. Gæmelkrå. Es gibt die schrecklichen Terrorzwillinge, die unbezwingbar scheinen. Und es gibt die Liebe, die sich in Hass verwandeln kann. Zu allem Überfluss treibt ein neuer, unsichtbarer Gegner sein Unwesen. Reichlich Material für die bunte, humorvolle und spannende Fortsetzung von Antboy. Dänemark / Deutschland 2014, 84 Min REGIE : Ask Hasselbalch DARSTELLER : Oscar Dietz, Samuel Ting Graf,Amalie Kruse Jensen, Astrid Juncher-Benzon, Boris Aljinovic, Marcuz Jess Petersen, Johannes Jeffries Sørensen, Hector Brøgger Andersen, Cecilie Alstrup Tarp, Nicolas Bro
Gliederung: 1. Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe 2. Didaktisch-methodische Überlegungen 3. Projektstruktur 4. Abschließende Betrachtung zum Projekt 5. Arbeitsblätter, Materialien, Schülerergebnisse
1. Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe Die Reineke –Fuchs-Grundschule liegt in Reinickendorf und wird von vielen Kindern mit Migrationshintergrund besucht. Die Klasse 5 C besuchen 17 Schüler, von denen 14 Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache aufwachsen. Die Eltern der Schüler kommen aus Polen, Mazedonien, Ägypten, Libanon, Sri Lanka, Rumänien und der Türkei. Ein Mädchen der Klasse hat den Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ und ,, Körperliche und motorische Entwicklung“. Sie besucht für 8-10 Stunden in der Woche die „Lernwerkstatt“ der Schule, eine temporäre Lerngruppe für Schüler mit erhöhtem Förderbedarf. Hier werden 6 Schülerinnen und Schüler nach dem Rahmenlehrplan Geistige Entwicklung gefördert. Um die gute Zusammenarbeit zwischen der Klasse 5c und der Lernwerkstatt noch besser zu festigen und inklusive Fimbildung in der Praxis auszuprobieren, haben wir uns für das Berlinaleprojekt zusammen angemeldet. 2. Didaktisch-methodische Überlegungen Aufgrund der Tatsache, dass wir zusammen mit den Kindern der Klasse 5 C und den Kindern mit Förderschwerpunkt „Lernen“ oder „Geistige Entwicklung“ dieses Projekt geplant haben, mussten wir viele verschiedene Handlungsebenen für die Schüler berücksichtigen. Die Schüler sollten zum einen den Film inhaltlich erfassen und ihre Beobachtungen wiedergeben und zum anderen, die verschiedenen Aspekte, die der Film beinhaltet, auf unterschiedliche Weise bearbeiten. Hierbei sollten Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Präsentationen und Pantomimevorführungen als Methoden eingesetzt werden, da sie den Schülern auf unterschiedlichen Niveaustufen Möglichkeiten der Erarbeitung bieten. 3. Projektstruktur Wir planten 2 Projekttage für die Erarbeitung. 1. Tag: 1. Phase: Einschätzung der Schüler, wie sie den Film und den Berlinalebesuch fanden: An 3 Stationen in der Klasse waren Schilder mit Noten (1-2) (3-4) (5-6) und (Ja) (Nein) (Weiß nicht) angebracht. Die Schüler sollten sich nun spontan nach einer Fragestellung, die wir Lehrer gaben, den Schildern zuordnen. „Ich würde dem Film eine 1-2; eine 3-4 oder 5-6 geben!“ „Der Schauspieler Oskar Dietz hat den Antboy gut gespielt.“ „Ich würde mir gerne den 3. Teil ansehen.“ „Ich würde den Film anderen empfehlen.“ „Ich fand die Berlinale gut, weil die Schauspieler live dabei waren.“ „Ich wäre auch mal gerne ein Antboy oder ein Antgirl.“ Da die Aufgabenstellung für alle Schüler gut verständlich war hat sich eine Differenzierung erübrigt.
2. Phase: Nun bekamen die Schüler in Partnerarbeit einen AB, der den Inhalt des Films chronologisch wiedergibt. Jedoch sind die Textabschnitte in der falschen Reihenfolge. Die Schüler müssen nun den Bogen zerschneiden und in der richtigen Reihenfolge aufkleben. Die richtige Reihenfolge ergibt den Lösungssatz: Der Film Antboy ist spannend! Ein kleiner Preis wurde ausgesetzt für das erste Pärchen mit der richtigen Lösung. Nach ca. 20 Minuten hatte das erste Pärchen den Lösungssatz. Als Differenzierungsaufgabe hatten wir einen AB mit den Fotos des Films entworfen. Bei diesem musste als Lösungswort Antboy herauskommen.
3. Phase: Als nächstes hatten wir die Schüler nach Jungen und Mädchen getrennt. Zwei männliche Antigewalttrainer der Schule betreuten die Jungen. Wir Frauen, die Mädchen. Wir hatten einen AB entworfen, der das Thema Helden für die Jungen und Heldinnen für die Mädchen behandelt. Da alle Fragen in der Gruppe besprochen wurden, konnten sich auch die Schülerinnen und Schüler, die das Lesen noch nicht beherrschen, an diese Aufgabe beteiligen. Sie notierten je nach ihren Schreibfähigkeiten ihre Antworten (ev. mit Hilfestellung) auf ihr Blatt. Nach den Gesprächen und der Bearbeitung der AB in den beiden Gruppen, sollten die Schüler und Schülerinnen ihr eigenes Helden-Schattenbild erstellen. Hierzu legten sich die Schüler auf ein Packpapier auf den Boden und nahmen eine Helden-Pose ein. Ein Partnerschüler zeichnete nun den Umriss auf das Papier. Danach konnten die Schüler ihr Helden-Bild noch mit Heldenassessoires verschönern. Danach trafen sich beide Gruppen und berichteten über ihre Ergebnisse. Die Heldenbilder wurden ausgestellt.
2. Tag: 1. Phase: Gefühlsäußerungen pantomimisch darstellen: Ein Schüler/in bekam Karten mit Gefühlsäußerungen wie z.B. „blamiert“, „ängstlich“ usw. , die wir vorbereitet hatten. Dazu baten wir sie/ihn, den Satz zu beginnen mit: „Heute fühlt sich Antboy und Antgirl……..“ und dann eine Karte zu ziehen und vorzulesen. Die Darsteller mussten nun versuchen, dies durch Körpersprache darzustellen. Am Ende mussten die Zuschauer durch ihren Applaus den besten Pantomime-Darsteller Küren. Sehr zu unserer Freude „siegte“ hierbei unser Schüler mit geistigem Handycap, da er hervorragende pantomimische Fähigkeiten besitzt. Auch er freute sich sehr, einmal der Beste zu sein. 2. Phase: Die Schüler bekamen die Aufgabe, selber eine Filmsequenz zum Thema „Held/in“ zu entwerfen. Als Darstellungsform hatten wir uns für einen Papp-Fernseher entschieden, in dem die „Filme“ der Schüler gezeigt werden konnte. Die Schüler entwickelten Texte und malten dazu passende Bilder. Danach stellte jede Gruppe ihren „Film“ im „Fernseher“ vor.
3. Phase: Entstehung des Films, Bilder erzeugen Bewegung: Die Schüler sollten das Prinzip des Daumenkinos und des Thaumaptrops kennenlernen. Dazu zeigten wir ihnen einige Daumenkinos, die andere Schüler bereits hergestellt hatten. Danach stellten die Schüler selber Daumenkinos und/oder Thaumatrops her.
Alle Schülerinnen und Schüler hatten sich nach ihren Fähigkeiten und Interessen an den Projektarbeiten beteiligt. Als Differenzierung wurde ein Kurzfilm gedreht und/oder ein Plakat zum Film gestaltet.
4. Abschließende Betrachtung zum Projekt Der Besuch der Berlinale war für alle Schülerinnen und Schüler eine Premiere. Wir hatten zwar
schon Erfahrungen mit der Filmbildung während der Schulkinowochen sammeln können, der Besuch der Berlinale war aber trotzdem etwas Besonderes. Angefangen vom „roten Teppich“ im Eingangsbereich , über die bereit gelegten „Antboy-Masken“, und anderen Souvenirs, die Atmosphäre im Haus der Kulturen der Welt, der Film an sich, die Podiumsdiskussion und die Möglichkeit, am Ende des Films Autogramme von den jugendlichen Schauspielern zu bekommen – das alles hat tiefe Eindrücke hinterlassen. Wir hatten aus organisatorischen Gründen leider nur zwei Tage für dieses Projekt, dadurch konnten wir nicht alle Ideen umsetzen. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich auf die Fortsetzung von Antboy. Hoffentlich bei der Berlinale 2016.
5. Arbeitsblätter, Materialien, Schülerergebnisse
O T Y B
N A __________________________________________________________________________________
Helden __________________________________________________________________________________ 1.Gibt es Helden wirklich? 2.Woher kennt ihr Helden? 3.Wärst du auch gerne ein Held? 4.Wie muss ein Held denn sein? „Richtiger Held“ : -) „Schlaffi“ ;-)
Bitte stellt jetzt selber ein eigenes Schatten-Heldenbild her!
Berlinale Schulprojekt 2015 Projektbericht der Aziz Nesin Schule
Vorbedingungen des Schulumfelds und der Lerngruppe Die Aziz Nesin Grundschule – deutsch-türkische Europaschule (benannt nach einem türkischen säkularen Schriftsteller, der vehement für die Menschenrechte eintrat und eine Stiftung für Kinder mit Schule und Wohngemeinschaft gründete) gibt es aufgrund einer deutsch-türkischen Elterninitiative seit 1995. Die Schule ist dreizügig. In jeder Klasse begegnen Kinder einander in zwei Sprachen, um allmählich eine zweite Sprache zu verstehen, zu lesen und zu sprechen. Ihre Muttersprachen sind gleichberechtigte Partnersprachen. Die SchülerInnen haben in den LehrerInnen, die ihre Muttersprache sprechen, RepräsentantInnen ihrer Kultur und Sprache, mit der sie sich identifizieren und auseinandersetzen können. Für die deutschstämmigen SchülerInnen sind die mit Autorität und Kompetenzen ausgestatteten LehrerInnen türkischer Muttersprache wichtige AnsprechpartnerInnen im kulturellen Dialog. Eltern mit türkischem Hintergrund finden in den türkisch-muttersprachlichen LehrerInnen AnsprechpartnerInnen, die ihre Sprache sprechen und das kulturelle Norm- und Wertgefüge kennen. Für sie bietet das bilinguale Modell eine Chance, sich stärker in die deutsche Schule einbringen zu können und die Zweisprachigkeit ihrer Kinder zu erhalten und weiterzuentwickeln. Auch deutschstämmige Eltern sehen in einer Schule, die Zweisprachigkeit und interkulturelle Kompetenz als zukunftsträchtige Qualifikation betrachtet, neue Lern-und Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Kinder. Die Wohngebiete der Kinder sind überwiegend Kreuzberg und Neukölln. Die Aziz Nesin Grundschule ist wie alle Europaschulen eine gebundene Ganztagsschule.
Konkrete Rahmenbedingungen für das Projekt in diesem Jahr: Die am Berlinalebesuch teilnehmende Klasse ist die Lebenskundegruppe der 5a mit 7 Schülern und 9 Schülerinnen. Ich erlebe sie als eine neugierige und leistungsbereite Gruppe. Auch dieses Jahr bin ich als Fachlehrerin mit der Durchführung des Projektes allein, d.h. es standen uns nach dem Filmbesuch lediglich 5 Wochen mit theoretisch 2 Stunden, aber faktisch durch Ausfall aufgrund von Krankheit, Fasching, sowie Streik lediglich 8,5 Schulstunden zur Verfügung. Die Durchführung eines anspruchsvollen Projektes in zwei Einzelstunden, die jeweils in der 8. Stunde zwischen 14.10 h und 14.55 h in einem freiwilligen Unterrichtsfach wie Lebenskunde stattfinden, ist nicht ganz einfach. Es kommt zu Konzentrationsschwäche, mehr Lust auf Spiel und Entspannung als auf wochenlange Fokussierung auf einen vor einigen Wochen gesehenen Film. Einige Jungen müssen einmal in der Woche früher aus dem Unterricht, da sie fertig umgezogen in der 9. Stunde zur Fußball AG erscheinen müssen, ein Mädchen wird einmal pro Woche ca. 20 Minuten früher zum Klavierunterricht abgeholt. Entsprechend reduziert sind dieser Bericht und auch das Produkt.
Didaktisch methodische Vorüberlegungen Ich erzählte den Kindern von der Besonderheit dieses Filmfestivals, wie z.B.,dass wir das Privileg haben, ausgesuchte Filme garantiert sehen zu können und wahrscheinlich live Filmbeteiligte wie KinderschauspielerInnen, RegisseurInnen und ProduzentInnen erleben zu können. Wir sahen einen ehemaligen Berlinale Generationenfilm und ich zeigte ihnen Fragen, die an einen Kinderfilm denkbar sind und auf die sie eine Antwort suchen sollten. Aber aufgrund des Zeitmangels war es sehr gehetzt und es wurde nicht wirklich verinnerlicht, wie eine Filmrezeption sein könnte. Dennoch waren ihnen die Fragestellungen, wie man einen Film beobachten könnte, teilweise präsent. So machten mich die Kinder z.B. während des Filmbesuchs auf Begleitmusik aufmerksam und freuten sich offenbar dieses neuen Erkenntnisgewinns. Es war eine Beobachtung, die sie zuvor nie bewusst gemacht hatten. Ich habe ein Berlinalefilmbuch für jedes Kind gestaltet, in dem jede/ r seine/ ihre Eindrücke, Fragen und Beobachtungen zu bestimmten Fragestellungen notiert/ skizziert.
Der Besuch der Aufführung des Filmes: „Das himmlische Kamel“ war ein voller Erfolg und auch glücklicherweise eine Premiere und somit von Produzent, Regisseur, Drehbuchautorin und SchauspielerInnen begleitet. Das war ein sehr Gutes Erlebnis für unsere Kinder. Sie haben gebannt die Antworten der Filmbeteiligten, vor allem der zwei anwesenden Kinderschauspieler, verfolgt und sich alle in die lange Schlange gestellt, um Autogramme zu bekommen.
Ein Junge ging von sich aus zum auch Deutsch sprechenden Produzenten und befragte ihn nach der Umsetzung der im Film gesehenen Explosion.
Die Auswertung des Berlinale-Filmbuchs war wenig ertragreich.
Welche Aussagen oder Fragen kommen dir spontan zum Film? Was war das Thema, (waren die Themen) in diesem Film? Welche Szene hat dich besonders beeindruckt/ schockiert/ gefreut? Suche dir eine/ n Hauptdarsteller/ in aus und beschreibe, was du über ihn/ sie weißt: Gibt es Musik in dem Film? Wenn ja, löste sie bestimmte Gefühle in dir aus? Welchen Sinn oder Zweck könnte der Einsatz der Musik haben? Waren Regisseure/ innen oder Schauspieler/ innen anwesend? Was hast du über sie erfahren?
Wenn du diesem Film einen oder zwei neue Titel geben müsstest, wie würde er heißen? Erkläre, warum du ihn / sie passend findest! Unmittelbar nach dem Film gibt es keine Ruhe, Zeit und keinen Ort, sich konzentriert auf die Beantwortung der Fragen einzulassen. Im Nachhinein, auch mit Rücksprache mit der Klassenlehrerin, sind zudem die Fragestellungen für unsere zweisprachig aufwachsenden Kinder zum Teil unverständlich, zu abstrakt und zu ungeübt. Ich, als zweistündige Lebenskundelehrerin, bin manchmal zu weit weg von sprachlich didaktischem Know -How und überfordere vielleicht entsprechend.
Stunden-und Projektstruktur In der ersten Auswertung wurde klar, dass beide Filme („Antboy“, „Das himmlische Kamel“) den Kindern gefallen haben. Jedoch war die emotionale Begeisterung bei beiden Geschlechtern deutlich überwiegend beim „Himmlischen Kamel“ Daher wurde „das himmlische Kamel“ zum Projekt.
Möglich schienen Themen wie:
Verhältnis Mensch-Tier Wasser(-knappheit) – ein globales Thema Freundschaft Familie Glücklich sein
Wer sind und wo leben die Kalmücken? Der Regisseur vom „Himmlischen der Vorführung von der Moderatorin zitiert:
„Ich mache Filme, um herauszufinden, was wirklich wichtig ist im Leben!“ Regisseur Yuri Feting, hier mit Schauspieler Mikhail Gasanov
Diesen Satz nahm ich als Fokus, weil er mir lebenskundlich zentral, wie auch zeitlich begrenzt behandelbar schien, (natürlich nicht inhaltlich differenziert und viele Facetten beleuchtend ausreichend) Zudem konnte der Bereich, was im Leben wirklich zählt, unabhängig von der Filmrezeption bearbeitet werden. Ein Mädchen der Lebenskundegruppe war während der Berlinale krank und konnte somit auch in den weiteren Prozess problemlos eingebunden werden. So ist das Produkt eine spontane Momentaufnahme und erhebt keinen Anspruch auf längere reflektierte Überlegungen.
Projektidee: Ursprünglich war es meine Idee, ein Wandbild zu gestalten, in dem zentral ein Bild des „himmlischen Kamels“ wäre und darum herum Portraits von all den Kindern, deren Köpfe zu zwei Dritteln aufgeschnitten sind. Diese zwei Drittel des Gesichts sind entsprechend aufklappbar und offenbaren die zentralen Werte des jeweiligen Kindes. Aufgrund der mangelnden Zeit präsentieren wir eine reduzierte Version von 16 Kindern, die deren Traumvisionen im Verhältnis zur Reflektion ihnen wirklich wichtiger Werte zeigen.
Umsetzung: 1. Wir vergegenwärtigten uns den Eingangssatz des Regisseurs und hörten das Hörbuch des Märchens: Vom Fischer und seiner Frau“, gelesen von Rufus Beck. Die Kinder konnten parallel malen, was sie hören, bzw. assoziieren. Im Anschluss gab es eine Sammlung von Träumen, die die Kinder haben, analog der Fischersfrau. Ebenso gab es eine Fragerunde, warum sind manche Menschen nie zufrieden? Warum wünschen manche Menschen immer mehr als sie haben/ können? Sie malten Bilder zu ihren besonderen Träumen/ Wünschen. 2. Was sind dir besonders wichtige Werte? Welche Ereignisse waren im Film vom „Himmlischen Kamel“ wichtig? Wir gestalteten eine Wertebörse: Wenn jede/ r 1000 € hätte, wofür würde er/ sie das Geld ausgeben. Es gab folgende Werte: (in Klammern die Wertigkeit innerhalb der Klasse) von den Kindern spontan genannte:
Frieden (6.) Freundschaft (14.) Essen/ Trinken (4.) Gesundheit (5.) Geld/ Besitz (8.) Familie (1.) Freude/ Spaß (15.) Sport (2.) Liebe/ Herz (3.) Bildung (11.) Umweltschutz (7.)
von mir ergänzt (nach einer Geolino Umfrage unter Grundschulkindern von 2010)
Ehrlichkeit (16.) Respekt (9.) Toleranz (17.) Meinungs-/ Freiheit (10.) Mut (12.) Gerechtigkeit (18.) Zuverlässigkeit/ Treue (13.)
3. Reflektion des Gesamtergebnisses: Stimmst du damit überein oder hast du eigene Vorstellungen? Entscheide dich für 2 – 3 dir besonders wichtige Werte und gestalte sie in grafisch ästhetischer Schrift.
Das Produkt: Entstanden ist eine Art Riesenbuch, das in unserer Schule wohl eher auch als Wandbild gestaltet werden wird, welches Portraits der 16 Kinder, ihrer Träume, sowie ihrer existentiellen Werte zeigt: Seite eins mit den Superwünschen an sein/ ihr Leben (s. Erarbeitung nach dem Märchen: Vom Fischer und seiner Frau) Seite zwei mit eigenem Portrait, was aufklappbar ist und dahinter die wirklich wichtigen Werte verbirgt
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Abschließende Betrachtung zum Projekt: Dieser nie vorhersehbare und vorgegebene Prozess und das daraus sich entwickelnde Endergebnis ist spannend und herausfordernd, aber auch stressig bei wenig Zeit (Kreative Ideen brauchen Zeit, Ideen, die verworfen werden müssen, Lust am Pozesshaften)
Ich glaube, den 5. KlässlerInnen eine grobe Idee (von inhaltlichem Schwerpunkt und kreativ produktiver Umsetzung) visionär vorstellbar machen zu müssen Aber auch ich brauche Zeit, um auf etwas Zündendes sowie Machbares zu kommen. Aus meiner Sicht macht die Berlinale Generationen Sparte Lust auf Kino mit Filmen wie „Das himmlische Kamel“, die viel positive Gefühle zeigen, ohne kitschig zu werden und Probleme auszublenden, die auch von fremden Welten erzählen, die Hoffnung machen, das zu leben versuchen, was wirklich zählt. Ich habe zum zweiten Mal am Berlinale Projekt teilgenommen und habe die damit verbundene Spannung wieder sehr genossen, ebenso die Herausforderung, etwas Kreatives aus dem Filmmaterial zu machen. Maria Kammertöns 16. März 2015