Gesamtbericht Grundschulen 2014, Berlinael Schulprojekt

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Berlinale Generation Schulprojekt 2014 [Wecken Sie das Interesse Ihrer Leser mit einem passenden Zitat aus dem Dokument, oder verwenden Sie diesen Platz, um eine Kernaussage zu betonen. Um das Textfeld an einer beliebigen Stelle auf der Seite zu platzieren, ziehen Sie es einfach.]

Gesamtbericht der Grundschulen


Berlinale Grundschul-Projekt 2014 Jahrgangsübergreifende Lerngruppe JÜL 5 der Fichtelgebirge Grundschule Kreuzberg Teilnahmebericht Projekt zum Film Emil & Ida i Lönneberga Regie: Per Åhlin, Alicja Jaworsky Björk, Lasse Persson Produktion: Lars Blomgren, Malini Ahberg, Clas Cederholm Schweden 2013 Generation Kplus Klassenlehrer: Enno Ebbert Lebenskunde: Ingrid Koschmieder

Schulisches Umfeld und jahrgangsübergreifendes Lernen an der Fichtelgebirge GS Die Fichtelgebirge-Grundschule liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im alten Kreuzberg SO 36 an der Grenze zum Bezirk Treptow-Köpenick. Der Wrangelkiez zwischen Schlesischem Tor, Görlitzer Park, Landwehrkanal und Spree wird ist seit einigen Jahren ein Quartiersmanagementgebiet. Das Bildungsnetzwerk „Wrangelkiez macht Schule“ hat die Schule mit initiiert. Im Schuljahr 2013/14 besuchen 406 Schülerinnen und Schüler unsere Grundschule von der 1. Bis zur 6. Klassenstufe. Viele Familien

haben

einen Migrationshintergrund.

Darunter

hat

die

größte

Gruppe

einen

türkischstämmigen Hintergrund. Mittlerweile stammen viele Kinder aus binationalen Familien mit vielfältigen Hintergründen. Es gibt neun jahrgangsübergreifende Lerngruppen der Klassenstufe 1 bis 3, drei 4. Klassen, zwei 5. Klassen, zwei 6. Klassen und eine Willkommensklasse für neu zuziehende Kinder ohne Deutschkenntnisse. Die Sozialstruktur im Einzugsbereich wandelt sich stark. In den Gewerbehöfen siedeln sich oft kleine Firmen aus dem kreativen, kulturellen Bereich an. In die zunehmend sanierten Altbauten ziehen jüngere Familien, wodurch oft ärmere Einwohner und Familien mit Migrationshintergrund verdrängt werden. Dennoch sind weiterhin weit über die Hälfte der Familien auf Lohnersatzleistungen angewiesen. Als werteorientierte Fächer werden an der Schule Lebenskunde des Humanistischen Verbandes, Islamkunde und evangelischer Religionsunterricht angeboten. Die Lerngruppe JÜL 55 In der jahrgangsübergreifenden Lerngruppe JÜL 5 sind 25 Kinder, darunter 12 Mädchen und 13 Jungen.


Im 3. Jahrgang sind 4 Kinder (2M,2J), in der 2. Jahrgangsstufe 10 Kinder (5M,5J) und in der 1. Jahrgangsstufe 11 Kinder (5M,6J). Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt bei 55%. Einige Familien haben einen türkischstämmigen Hintergrund, andere sind binational mit deutschem und russischem, japanischem, spanischem, britischem oder argentinischem Hintergrund.

3. Didaktisch-methodische Überlegungen Zur Auswahl des Films „Michel & Ida“

Zur Auswahl für diese Lerngruppe standen in der Generation K Plus zwei Angebote. Die Lerngruppe hat sowohl „Michel und Ida“ gesehen, als auch danach die Kurzfilmrolle K1 mit insgesamt 5 Filmen. Von der ausführlichen Auswertung und thematischen Bearbeitung des Kinderbuch Klassikers von Astrid Lindgren haben wir uns besonders viel versprochen. Die Filmhandlung kontrastiert deutlich zu den sozialen Erfahrungswelten der Kinder und lädt zugleich zu Identifikationen ein.

Filmbeschreibung „Michel & Ida aus Lönneberga“

Der 2013 fertiggestellte schwedische Animationsfilm „Michel & Ida aus Lönneberga“ lehnt sich stark an die literarische Vorlage des von Astrid Lindgren geschriebenen Kinderroman „Michel und Klein-Ida aus Lönneberga“ an, inhaltlich wie in der grafischen Gestaltung1. Im schwedischen Original heißt der Michel Emil. Zu hören ist die Erzählstimme Astrid Lindgrens.

Emil ist ein aufgeweckter Junge, der vieles wissen und ausprobieren will. Er ist außerdem sehr hilfsbereit. Aus dieser Entdeckungsfreude ergeben sich manchmal Situationen, die zumeist unbeabsichtigt und überraschenden enden. Der Leidtragende ist dabei oft Michels Vater. Was bei den Zuschauern für Heiterkeit sorgt, bewirkt beim Vater eher Verdruss. Mit einem markerschütternden Schrei lässt er Michel vorsorglich im Tischlerschuppen Schutz suchen, soweit ihn seine Mutter Alma nicht bereits vorsorglich dorthin geleitet hat. Seine jüngere Schwester Ida bewundert ihn und möchte nichts lieber als auch „Unfug“ machen können. Knecht Alfred hält immer zu Emil und lehrt ihn viele praktische Dinge, während Magd Lina kein gutes Haar an Emil lassen will. Familie Svensson lebt auf einem kleinen Dorf in Südschweden, Anfang des 20. Jahrhunderts. 1

Kampf gegen die Stubenfliegen Michel am Bettelstab; wie der Schafbock Blaren die Krösa-Maya bedroht und von Michel in den Attalantik gelockt wird; Ida und ihr Frischei-Test; aus anderen Veröffentlichungen wurden u.a. „Michel und die Rattenfalle“ und „Michel und die Suppenschüssel“ hinzugenommen.


Die Geschichten um Michel/Emil wurden von Astrid Lindgren ab 1963 veröffentlich und Anfang der 70er Jahre verfilmt. In Westdeutschland erschienen sie als erfolgreiche Fernsehserie mit insgesamt 13 Episoden, die inzwischen großenteils auf DVDs erhältlich sind.

Mögliche Einzelaspekte reichen vom Zusammenleben in der Familie, Stadt – Land (Natur – Technik), Kinder- und Erwachsenenperspektive, Jungen- und Mädchenrolle, Vater- und Mutterfigur, bis hin zu Reflektionen über Erziehung und Selbstbestimmung. Da den Schülerinnen und Schülern die ältere Realverfilmung geläufig ist, bietet sich auch ein Vergleich von Animations- und Spielfilmsequenzen an, um die Darstellungsformen zu vergleichen.

Das Projekt sollte im Rahmen des Deutsch-, Sach- und Kunstunterrichts über 3 bis 4 Wochen durchgeführt werden. Da es auch noch andere Unterrichtsinhalte zu bearbeiten gab, konnten sicher nicht alle Aspekte beleuchtet werden. Einigen Sequenzen beanspruchten keine ganze Unterrichtsstunde, sondern wurden in die Tagesplanung integriert als Gesprächsphase nach der Frühstückspause. Anlass war in der Regel die Präsentation einzelner Filmbewertungsbogen durch einzelne Kinder oder Kindergruppen. 4. Projektverlauf 4.1 Filmpremiere Der Besuch im Kino war ein aufregendes Erlebnis. Eine Premiere im festlichen Rahmen der Berlinale war für die Erstklässler ein neues Erlebnis, während die Zweit- und Drittklässler bereits an Erfahrungen aus den Vorjahren anknüpfen konnten. Nach dem Besuch der Vorstellung wurden bereits erste Eindrücke aus dem Film ausgetauscht und die vermeintlichen „Streiche“ und unbeabsichtigten Unfälle beleuchtet. Einige Aussagen wurden mit Diktiergerät und Camcorder dokumentiert. In der Schule wurden dann die wichtigsten Episoden aus dem Film zusammengetragen und die Kinder haben in einem Filmbeobachtungsbogen ihre persönliche Filmkritik festgehalten.

Vorlage: http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/berlinale-bogen.html


Hilfestellung gab es für die Erstklässler durch Angaben zum Film aus dem Berlinale-Programmheft auf dem interaktiven whiteboard. An den Tischgruppen gab es Hilfestellung durch Zweit- und Drittklässler. Da die Heterogenität der Leistungsfähigkeit groß ist, bietet sich die Gruppenarbeit in jahrgangsgemischten Gruppen an. Wie hat euch der Trickfilm „Michel und Ida“ heute gefallen? Was fandest du am besten (lustigsten, traurigsten)? Hat euch etwas gar nicht gefallen? Welche Figur hat euch am besten gefallen? Beispiel:

4.2 Was bedeutet ‚Blödsinn machen’ in dem Film? Habt ihr auch schon mal Blödsinn gemacht? Wie ist das passiert? War das lustig, spannend oder traurig oder - ? Ist „Blödsinn“ („Unfug“) immer schlecht?  vorspielen, malen, schreiben Beispiel:


4.3 Würdet ihr gerne mit den Katthult-Kindern tauschen und in Lönneberga leben? Was ist bei uns in der Stadt anders als vor 100 Jahren in einem kleinen Dorf? Worauf würdet ihr verzichten, worauf lieber nicht? Was hatten Michel und Ida, was ihr nicht habt?

4.4 Vergleich - Animation oder Spielfilm? Spielfilmsequenz Michel aus Lönneberga zeigen. Leitfragen : Wie hat euch der Spielfilm gefallen? Was war anders als in dem Trickfilm? Habt ihr Unterschiede bei Michel oder Ida, bei Vater Anton oder Mutter Alma oder bei Lina oder Alfred bemerkt? Welche Figur ist eure Lieblingsfigur? (Warum?) Welche Figur mögt ihr gar nicht? (Warum?)


4.5 Über Erziehung Ausgehend von einer Filmsequenz Gruppengespräch (Indirekte Definition von Erziehung) – Leitfragen: Findet ihr es richtig, wie Michel und seine Schwester von ihren Eltern erzogen werden? Sind sie zu streng oder zu großzügig? Oder machen sie es genau richtig? Warum gibt es Erziehung? Ist das wichtig? Finden Kinder gut, dass sie erzogen werden?

4.6 Unterschiede in der Behandlung von Ida und Michel Mädchen und Jungen Warum will Ida auch so gern Blödsinn machen? Warum ist das schwer für sie? Gibt es Unterschiede in der Bahandlung/ Erziehung von Michel und Ida?

4.7 Verbindung zum Kunstunterricht „Einen eigenen kleinen Film herstellen“ Gruppenarbeit- Welchen Streich möchtet ihr darstellen? Was wird benötigt? Rollen, Kameraoperator, Regie, Ausstattung, Requisite, Kulissen herstellen … Proben durchführen? Drehort auswählen? Kamera bedienen?

-

Storyboard zeichnen


-

Geschichte schreiben (3. Kl.)


-

Geschichte schreiben (1. Kl.)

-

Drehplan erstellen, Kulissen zeichnen

-

Proben und Aufnahmen

Fotos: Enno Ebbert

(Gruppe A

und B)


5. Abschließende Betrachtung Sich mit dem Medium Film auseinanderzusetzen, hat alle Kinder motiviert. Die Filmfiguren Michel und Ida waren den Schülerinnen und Schülern aus der alten Verfilmung bekannt. Die Atmosphäre der Berlinale Vorstellung gefiel den Kindern gut. Die Möglichkeit zu Fragen an die Regisseurin und die Produzentin wurden genutzt. Die Arbeit am Filmthema wurde in der Schule auf unterschiedliche Art genutzt. Während einige sehr motiviert waren, sich auch mit erzählenden Texten zu beschäftigen, waren andere deutlich überfordert. Stärkeren Anklang fanden die Gespräche zu einigen Aspekten des Films, der Vergleich mit dem Realfilm und insbesondere die praktische Arbeit bei der Umsetzung eigener Filmideen. Aber auch hier gab es Kinder, die sich sehr zurückhielten und sich am szenischen Spiel oder gar an der Übernahme einer kleinen Rolle nicht beteiligen wollten. Diese Kinder konnten dann aber durch andere Arbeiten, wie das Zeichnen der Kulissen, Kameraassistenz o.ä. in den Gruppen einbezogen werden. Die meisten Kinder blieben aber auch über einen längeren Zeitraum engagiert bei der Umsetzung der eigenen Vorhaben in den Kleingruppen. Insgesamt gab es positive Rückmeldungen von der Klasse zur Beteiligung am Berlinale Projekt. Der Vater eines Erstklässlers hat sich von der Filmbegeisterung des Sohnes anstecken lassen. Die Beiden haben die Preisverleihung der Generation K Plus besucht und und haben den Film „Emil & Ida i Lönneberga“ in einer anschließenden Sondervorführung noch einmal angesehen. Auch die Kurzfilme1 haben wir gemeinsam in Gruppen nachbesprochen. Die ausführlichere Darstellung muss hier leider entfallen.

Enno Ebbert

Ingrid Koschmieder

Klassenlehrer JÜL5 der Fichtelgebirge-Grundschule

Lebenskunde - Humanistischer Verband


BERICHT ZUM BERLINALE PROJEKT 2014

von Heidi Discher


ร ber den Film Emil & Ida i Lรถnneberga


1. Der Film 

Emil und Klein-Ida geschrieben von Astrid Lindgren lebt in Schweden auf einem Bauernhof, wo ihm immer wieder „Unfug“ passiert Als Strafe muss er in den Tischlerschuppen. Sein Zeitvertreib: Schnitzen von Holzmännchen


2. Lerngruppe:

Galilei-Grundschule: BerlinKreuzberg, Friedrichstraße am Mehringplatz, sozialer Brennpunkt, 90 % der Schüler nicht-deutscher Herkunft SAPH-Klasse, 24 Kindern, 13 Kinder - 1. Klasse , 11 Kinder - 2. Klasse, 5 Kinder „Verweiler“ Alle 24 Schüler Migrationshintergrund, 3 Kinder mit einem Förderschwerpunkt, etliche Schüler der 1. Klasse – eher Vorschüler


3. Didaktisch-methodische Überlegungen 

Emil und Ida aus Lönneberga für Kinder ab 5 Jahren in ansprechender Form Unfug und Bestrafungsformen, z.T. bereits Gespräche über Bestrafungen durch die Eltern, u.a. Haus-/Stubenarrest oder Schlagen. Andere Lebenswelt von Emil selbst erfahren lassen (Bauernhof)


4. Nacherzählung Protagonisten 

Gegenstände als Redeimpuls zum Nacherzählen: Fliegenfänger, Fliegenklatsche, Mausefalle … Personen der Geschichte werden mit Namen in einem Buch gesammelt.


5. Tischlerschuppen 

Anfertigen eines Bildes mit Emil und seinen Holzfiguren im Tischlerschuppen


6. Leseförderung 

Lesetexte mit Ausschnitten aus den Episoden des Originaltextes für die Zweitklässler Lesepatin liest Geschichten von Emil


7. Eigene Geschichten 

Im Stuhlkreis sollten die Kinder eigene „Unfug-Geschichten“ erzählen Anschließend wurden diese gemalt und aufgeschrieben Insgesamt eher schwierig


8. Holzmännchen Schnitzen 

Schnitzen eigener Figuren mit Kernseife und Messer


9. Welche Tiere gibt es auf dem Bauernhof? 

Klärung der Begriffe – Benennen wesentlicher Bauernhoftiere mittels Spielfiguren, Wortkarten und Arbeitsbögen


10. Besuch eines Kinderbauernhofes 

Füttern, Streicheln und Abbau von Ängsten


11. Kinderbauernhof 

Höhepunkt – Ponyreiten


12. Eigene Geschichten 

Schreiben von den Erlebnissen auf dem Kinderbauernhof ins „Goldene Heft“ (Geschichtenheft)


13. Bauernhof 

Basteln eines Bauernhofes

http://www.bauernhof.net/spiel_und_spass/falthof/falthof.htm


14. Betrachtung 

 

Besuch der Berlinale - spannend, insbesondere Zoopalast und „roter Teppich“ Spiellänge – etwas lang Schnitzen und der Besuch des Bauernhofes – sehr beeindruckend


15. Literatur 

Astrid Lindgren: Michel und Klein-Ida aus Lönneberga, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2003. Astrid Lindgren: Michels Unfug Nummer 325, Verlag Friedrich Oetinger , Hamburg 1986.


Bericht zum Berlinale Schulprojekt 2014 Fritz-Karsen-Schule

Ein Projekt zum Film: Emil und Ida aus Lรถnneberga Regie: Per Ahlin, Alicja Jaworski Bjork, Lasse Persson Schweden 2013 Generation Kplus

von Ewa Mroร


1. Über den Film Man denkt sich Unfug nicht aus, er passiert einfach. Und dass es Unfug war, weiß man erst hinterher. – Wenn Papa E-e-emil schreit? Genau. Emil treibt seine Eltern mit tollen Einfällen zur Verzweiflung. Dabei will der aufgeweckte Junge eigentlich nur Gutes tun. Emils Vater leidet aber unter den oft schmerzhaften Folgen der Streiche. Und so geht’s für den Jungen regelmäßig in den Holzschuppen. Diese Strafe findet er so schön, dass selbst Emils Schwester Ida gerne mal Unfug machen möchte. Die Neuverfilmung von Astrid Lindgrens beliebtem Klassiker schildert das Landleben von seiner heitersten Seite.

(aus 64. Internationale Filmfestspiel Berlin, Generation K-Plus, Programmheft, www.berlinale.de)


2. Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe Das vorliegende Projekt fand an der Fritz-Karsen-Schule statt. Die Fritz-KarsenSchule ist eine Gemeinschaftsschule. Die Schule befindet sich im südlichen Berliner Bezirk Neukölln. Sie liegt auf einem recht großzügigen Gelände im Ortsteil Britz, eingebettet in einen Grünzug, Fennpfuhl und Akazienwäldchen im Norden, Britzer Gutspark im Süden. Westlich der Schule liegt der alte Dorfkern von Britz mit Teich, Kirche und ehemaliger Dorfschule, die drei Stammgruppen des jahrgangsübergreifenden Lernens beherbergt. Weiterhin gehört zur Schule die ehemalige Kita in der Fulhamer Allee, die von 6 Stammgruppen der Jahrgangsstufe 1-3 genutzt wird. Im Osten grenzt das Schulgelände unmittelbar an die von Bruno Taut in den zwanziger Jahren gebaute Siedlung (u.a. Hufeisen-Siedlung). Das Projekt wurde in der Stammgruppe „Seesterne“ durchgeführt, sie ist eine der neun Jül 1-3 Klassen der Schule. Zu den „Seesternen“ gehören insgesamt 25 Kinder (14 Jungen/11 Mädchen), davon sind 3 Kinder in der Jahrgangsstufe 1 (interne Bezeichnung: Sonnen), 11 Kinder zur Jahrgangsstufe 2 (Monde) und 11 Kinder zur Jahrgangsstufe 3 (Sterne). Von den 25 Schülern hat ein Drittel einen Migrationshintergrund, bei dem die deutsche Sprache nicht dominant ist. Zudem gehört ein Kind mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zur Lerngruppe. Die Klassen haben von 8.00 bis 10.15 Uhr und von 11.00 bis 12.30 Uhr Lernzeit, anschließend eine zweistündige „Mittagsfreizeit“ mit integriertem Mittagessen und an drei Tagen noch weitere zwei Stunden Lernzeit. Der Unterricht folgt nicht stringent einer 45-minütigen Taktung, da keine üblichen 5-Minuten-Pausen eingeplant sind und der Unterricht nach Bedarf in unterschiedliche Zeitabschnitte gegliedert werden kann. Nur von 10.15 Uhr bis 11.00 Uhr ist eine gemeinsame Bewegungspause fest verankert. Jede Klasse hat eine Klassenlehrerin und eine/n „Stamm“-Erzieher/in, sowie stundenweise Unterstützung durch eine Sonderpädagogin und Integrationserzieherin. Die Pädagoginnen von drei Klassen bilden je ein Team. 3. Didaktisch-methodische Überlegungen Im Rahmen der Berlinale wurden zunächst die Kurzfilme 1 im Haus der Kulturen der Welt gesehen und am nächsten Tag der Film: Emil und Ida aus Lönneberga im ZooPalast. Im Anschluss an die Kurzfilme fand eine kurze Auswertung des ersten Berlinalebesuches statt. Die Kinder erstellten eine Statistik zu der Frage: Welcher Film hat mir am besten gefallen? Bei den „Seesternen“ hat der Film: Rotstift die meisten Stimmen erhalten. Dieses wurde in einem zweiten Schritt als Säulendiagramm in ihren Heften festgehalten. Eine vertiefendere Auseinandersetzung wurde zum Langfilm angestrebt.


Für die Nachbereitung des zweiten Berlinalebesuches wurde zunächst der Berlinale-Bogen ausgefüllt. Dieser Bogen gibt gute Anknüpfungspunkte um detaillierter zum Film zu arbeiten. Im Rahmen des Projektes wurde auf folgende Zielsetzung geachtet und somit sich für das Erstellen eines Lapbooks entschieden. Jedes Kind sollte sein Berlinaleprodukt in den Händen halten. Zielsetzung des Berlinaleprojektes zum Film „Emil und Ida aus Lönneberga“: • • • • •

Filmauseinandersetzung intensivieren individuelle Leseprozesse unterstützen persönliche Bezüge zum Film initiieren Lese- und Sachinteresse dokumentieren Präsentation

Lapbooks werden in nordamerikanischen Schulen sehr häufig im Rahmen der Beschäftigung mit einem Sachthema eingesetzt. Ein Lapbook ist eine kleine oder größere Mappe, die sich mehrfach aufklappen lässt und in die kleine Faltbüchlein, Taschen, Pop-ups, Umschläge mit Kärtchen usw. eingeklebt sind und so immer wieder neue Überraschungen bietet. Es ist eine hochmotivierende Präsentationsform für individuelle Lernergebnisse. Die Schüler tragen (meist durch konkrete Aufgabenstellungen gesteuert) wichtige Erkenntnisse, ermittelte Informationen zu verschiedenen Aspekten, persönliche Einschätzungen usw. schriftlich und zeichnerisch in unterschiedliche selbst gestaltete attraktive Präsentationsformen ein, die am Ende in einem gefalteten Karton befestigt werden. Es wurde sich für das Lapbook entschieden, da es unendlich viele Varianten von Lapbooks gibt, kein Ergebnis gleicht dem anderen. Bedingung für die Erarbeitung ist, dass die Schüler mehrere kleine Präsentationsformen kennen und ihnen vielfältige Materialien (farbiges Papier, Karton, Umschläge, Sachtexte, Atlanten usw.) und ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. 4. Projektstruktur 1. Berlinale Bogen- als Filmkritiker/in seine Meinung äußern 2. Eine wichtige Szene gemalt- Welche ist meine Lieblingsszene? 3. Schwedentasche- Woher kommt Emil? Woher kommt die Autorin? Woher kommen die Regisseure? 4. Tiere auf dem Bauernhof- Welche Tiere leben auf dem Bauernhof? 5. Hauptfiguren des Films- Emil und Ida als Pop-ups gezeichnet 6. Umschlag des Lapbooks gestalten- ein Berlinale Bär auf der Schwedenflagge 7. Präsentation


5. Arbeitsmaterialien, Schülerergebnisse Im Anschluss unseres Besuches im Zoo-Palast haben die Kinder im Nachmittagsunterricht den vom Bildungsserver Berlin Brandenburg zur Verfügung gestellten Berlinale-Bogen ausgefüllt. In diesem Zusammenhang konnten die Schüler ihre Eintrittskarte auf diesen aufkleben und als "Filmkritiker" das Entstehungsland, den/die Regisseur(in) und die Originalsprache des Films heraus finden, sie notierten die wichtigen Figuren des Films und entschieden sich, welche Figur sie selbst gern wären. Die Kinder konnten einen Satz zu dem Geschehen im Film formulieren und aufschreiben. Auf der Rückseite des Berlinale-Bogens bewerteten sie den Film. Die Kategorie „Schauspielerleistung“ wurde aus der Bewertung genommen. Im Anschluss malten die Kinder mit Ölmalkreide eine wichtige Szene, ihre „Lieblingsszene“ auf ein Extrablatt. Alle Lieblingsszenen wurden im Klassenraum aufgehangen und gewürdigt, so wurde der Film den Kindern noch einmal veranschaulicht und im Unterrichtsgespräch aufgegriffen.

Schülerinnen beim Ausfüllen des Berlinale-Bogens

„Meine Lieblingsszene“ des Films


In der nächsten Projektphase wurde nach einer gemeinsamen Einführung im Sitzkreis „eine Reise nach Schweden“ zu Emil und Ida nach Lönneberga angebahnt. Zwar gibt es den Ort Lönneberga in Schweden, aber die Erzählung der Geschichte von Astrid Lindgren ist an einem andern Ort beheimatet. Dennoch gibt es große Parallelen zu ihrer Kindheit, die das bäuerliche Leben des letzten Jahrhunderts widerspiegelt. Die Schüler stellten auf Karteikarten Informationen zum Entstehungs- und Herkunftsland des Films zusammen, zur Hilfe dienten Europakarten, Atlanten und ein Steckbrief zu Schweden. Im Zusammenhang zum Film wurde das Buch „ Immer dieser Michel“ von Astrid Lindgren/Björn Berg von 1973 vorgelesen. Somit wurde noch einmal der Text des Films den Kindern vergegenwärtigt.

Gestaltung der Schwedentasche „Welche Tiere leben auf dem Bauernhof?“ wurde im nächsten Projektabschnitt beantwortet. Mit Hilfe von Sachtexten zu den den Tieren, die ebenso im Film wie im Buch genannt werden, haben die Kinder zu drei Tieren jeweils ein SechseckInfoblatt gestaltet. Die Sachtexte wurden den Schülern differenziert nach Leistungsniveau angeboten sowie auch Holzfiguren zum Abzeichnen oder Zählen.


Als weitere Gestaltungsmöglichkeit zum Lapbook haben die Kinder die Hauptfiguren Emil und Ida gezeichnet und als Pop- up gestaltet.

Emil und Ida Pop-ups

Insgesamt wurden alle Lernangebote zum Lapbook in der Mitte des Klassenraums ausgebreitet. Die Schüler konnten selber entschieden, welches Angebot sie als nächstes bearbeiten um ihr Lapbook zu füllen.

Lernarrangement in der Klasse


Jedes Kind hat ein Lapbook mit seiner Lieblingsszene, den Hauptfiguren, Informationen zu Schweden und Bauernhoftieren sowie dem Berlinale-Bogen entsprechend seines Leistungsniveaus fertig gestellt.

3 von 25 Lapbooks


6. Abschließende Betrachtung zum Projekt Die Teilnahme am Berlinale-Projekt war ein tolles Erlebnis für alle Schüler. Für viele war es ein Kinobesuch der „anderen Art“. Sie konnten Regisseure sehen, ihnen Fragen stellen und im Anschluss Autogramme sammeln. Auch dass sie so unterschiedliche Filme im Kurzfilmprogramm 1 sehen konnten und sich als „Filmkritiker“ betätigten, sorgte für große Begeisterung. Das Großereignis Berlinale 2014 bot die Möglichkeit, sich Sachthemen (wie z.B. Tiere auf dem Bauernhof oder Schweden) in einem ganz anderen Zusammenhang zu nähern und diese im Unterricht aufzugreifen. Über die Methode Lapbook konnte das Interesse der Kinder hoch gehalten werden. Jedes Kind hatte die Möglichkeit individuell sein Lapbook mit Inhalt zu füllen, dadurch entstand eine hohe Eigenmotivation bei den Kindern. Sie konnten sich mit Hilfe des Materials in einem von ihnen gewählten Thema vertiefen und auch sich künstlerisch ausdrücken. Es sind 25 unterschiedliche Lapbooks zum Film entstanden, die die Kinder voller Stolz präsentierten und auch als schöne Erinnerung mit nach Hause nahmen.

7. Material/ Literatur • • • • • • •

http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/berlinale-bogen.html http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesen_lapbook.html http://www.zaubereinmaleins.de/kommentare/blanko-vorlagen-fuer-lapbookinnenteile....589/ http://vs-material.wegerer.at/sachkunde/su_haushoftiere.htm http://www.die-geobine.de/schweden.htm http://www.kindernetz.de/infonetz/politik/europa/schweden/-/id=43808/ni d=43808/did=48198/mpdid=48196/9x5i6i/ Michel aus Lönneberga, von Astrid Lindgren/ Björn Berg, Oetinger 1973


Berlinale Generation 2014

Bericht der Internationalen Schule Berlin zum niederländischen Film „Finn“

1. Vorbedingungen des Schulumfelds

Am Campus Steglitz befindet sich die Internationale Schule Berlin (ISB) – eine gebundene Ganztagsgrundschule mit weiterführender Integrierter Sekundarschule und gymnasialer Oberstufe. Die ISB bietet Kindern und Jugendlichen eine Schullaufbahn mit einem englischsprachigen Schwerpunkt. (…)

Die ISB Grundschule und die ISB Oberschule sind beide unter einem Dach untergebracht. Das Schulhaus verfügt über helle freundliche Klassenräume, moderne Fachräume für die Naturwissenschaften und den Computerunterricht sowie eine gut ausgestattete Werkstatt und eine Lehrküche, drei Turnhallen, zusätzliche Gymnastikräume, einen Sportplatz, einen Pausenhof für die Jüngeren, eine große Pausenfläche im Freien und eine Dachterrasse.

Von Montag bis Freitag werden alle Schüler ganztägig betreut. Der Schultag wird durch eine längere Mittagspause unterbrochen, und das frisch im Hause zubereitete Mittagessen nehmen die Schüler in einer der beiden Mensen ein. Schüler der Sekundarstufe genießen darüber hinaus die Vorteile eines Schülercafés auf dem Dach des Hauses. 1


Auf eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern legen wir besonderen Wert. Wir verstehen die schulische Ausbildung als eine gemeinsame Aufgabe von Schülern, Lehrkräften und Eltern. Dabei kommt translateraler Kommunikation eine tragende Rolle zu. Vor allem Elternabende und wöchentliche Sprechstunden dienen Eltern als Anlaufstellen, um sich mit Lehrkräften auszutauschen.

Das Bildungsprogramm der ISB Grundschule wird mit den Sekundarstufen I und II fortgesetzt. Bildungsziel ist es, die Schüler über den MSA hinaus bis zum vertieft bilingualen Abitur (D/E) zu begleiten.1

2. Vorbedingungen der Lerngruppe

In die drei 4. Klassen gehen insgesamt 76 Schüler und Schülerinnen. Die Kinder der Internationalen Schule Berlin kennen sich größtenteils seit der ersten Klasse bzw. seit dem Schulkindergarten. In den Pausen, bei dem gemeinsamen Mittagessen und in der Hausaufgabenzeit verbringen die Kinder viel Zeit zusammen. Die Jahrgangsmischung während des Projektes war demnach unproblematisch.

Insgesamt sind die Kinder Neuem gegenüber aufgeschlossen, haben ein großes Empathie Empfinden und können sich in andere Menschen hineinversetzen. Demnach war die Idee des Schauspiels relativ schnell gesichert.

1

vgl. http://www.internationale-schule-berlin.de/index.php/de/ueber-uns-isb/articles/ueber-uns-isb.html

2


3. Didaktisch und methodische Überlegungen

Die Auswahl des niederländischen Filmes „Finn“ hatte folgende Gründe:

Die Themen •

„Träume/Wünsche“

„Musik“

„Hobbies – Verbot und Erlaubnis“

Verhältnis zu Freunden/Familie/Bekannten Das Thema „Verlust eines geliebten Menschen“ konnte nicht mit in die Aufführung eingearbeitet werden, da es bereits Verluste ähnlicher Art in einer Klasse gegeben hat. Diese Thematik haben wir aus diesen Gründen sensibel als Klassengespräch zu Beginn in jeder Klasse aufgegriffen.

Die Schüler haben Wünsche und Träume, die sie nicht immer verwirklichen können und dürfen. In dem Projekt haben wir ihnen die Möglichkeit gegeben, ihre Wünsche zu äußern und zu verdeutlichen.

Es wurden Traumblumen und Wunschplakate angefertigt, sodass eine Präsentation möglich wurde (Assembly) und noch werden wird (Ausstellung im Schulgebäude). Ein Wunschbaum im Eingangsbereich der Schule soll auch andere Kinder dieser Schule anregen und ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Wünsche zu äußern.

Zu Beginn des Projektes haben wir hauptsächlich im Klassenverband gearbeitet. Hier konnten wir in vertrauter Umgebung über den Film, Wünsche, Träume, die Hauptdarsteller oder eventuelle Ängste sprechen. Die danach 3


durchgeführte Jahrgangsmischung hat dazu beigetragen, dass auch Schüler, die sich sonst nicht gut kennen, ein Verhältnis aufbauen können. Des Weiteren wird durch das Schauspiel das Selbstbewusstsein, gerade schüchterner Kinder geschult und die Gemeinschaft gefördert.

In unserer Aufführung war es uns wichtig, alle genannten Aspekte in eine Einheit zu bringen.

4. Stunden- und / oder Projektstruktur

Unser Projekt führten wir an drei aufeinander folgenden Tagen, für jeweils 6 Unterrichtsstunden mit allen drei Klassen durch.

Hierzu wurde ein Projektheft angelegt, welches die Kinder nach ihren Wünschen gestalten durften.

Abschluss des Projektes war eine gemeinsame Aufführung (Assembly) in der darauffolgenden Woche. Als Zuschauer waren die Eltern sowie die 3. und 5. Klassen eingeladen.

4


Vorstellung der Projekttage:

Montag

Dienstag

Mittwoch

Klassen unter

Klassenmischung

sich

Aufteilung der

Klassen unter sich

• •

Inhalt des Filmes

Berlinale: Schüler

Schüler für die

mithilfe von

sammeln

Aufführung:

Bildern

Informationen,

1. Schauspieler

wiederholen und

diese werden

2. Blumenkinder

besprechen

vorgetragen und

3. Demokinder

Charakterisierung

gemeinsam

4. Zitate und

von Finn

festgehalten

Sprüche

Problemanalyse

Plakat: Berlinale

5. Chor

durch

Klassenmischung

Rollenspiele

Stationen:

Präsentation und

1. Blumen

In den Gruppen proben und basteln,

Abschlussgesprä

gestalten:

Vorbereitung

ch

Wunschgarten/

Assembly

Plakate: Finn, Filminhalt, zwischenmenschliche Problematik

Wunschbaum 2. Musik und Ton im

Gemeinsame Probe

Film 3. Entstehung eines Filmes, Berufe beim Film, Kameraeinstellun gen Ergebnisse im Projektheft festgehalten

4. Arbeitsblätter, Materialien, Schülerergebnisse

Arbeitsblätter, Fotos, Projekthefte, Plakate, Videofilm: Aufführung

5


5. Abschließende Betrachtung zum Projekt

Der Besuch einer Premierenveranstaltung mit der anschließenden Möglichkeit dem Regisseur Fragen zu stellen, war bereits zu Beginn des Projektes ein einmaliges Erlebnis. Dies blieb den Kindern besonders eindrucksvoll in Erinnerung.

Sie haben sich mit dem Hauptdarsteller „Finn“ identifizieren können, konnten Verständnis für seine Probleme entwickeln und viele Aspekte entdecken, die wir als Lehrerinnen nie für möglich gehalten hätten. Die Emotionen, die die Kinder durch die Bilder und durch die Musik erfahren konnten, sind auch heute (4 Wochen nach Kinobesuch) sehr präsent. Der Chor in unserer Aufführung hat allen noch einmal gezeigt, dass durch Musik große Emotionen hervorgerufen werden können. Auch dies ist ein wichtiger Punkt in dem Film „Finn“, da er seine verstorbene Mutter, durch die Klänge der Geige wiedersehen kann.

Im Projekt haben sie einen Raum gefunden, ihre Wünsche zu verbalisieren. Gleichzeitig wurde ihnen ersichtlich, dass auch Eltern und Freunde andere Ansichten haben und nicht jeder Wunsch erfüllt werden kann bzw. jeder Traum in Erfüllung geht. Außerdem wurde den Schülern durch die Jahrgangsmischung noch einmal ersichtlich, dass sie auch in ihnen „fremden“ Gruppen, für sich einstehen müssen und ihre Wünsche äußeren dürfen.

Die Ergebnisse des Projektes, sowie die abschließende Aufführung zeigen ganz eindeutig, dass die Schüler sich auf den Film eingelassen und sich auch kritisch mit ihren eigenen Wünschen und Träumen auseinander gesetzt haben.

6


Charles-Dickens-Grundschule Europa-Schule Deutsch / Englisch Bericht zum Berlinale Schulprojekt 2014 Von Michelle Byrne, Judith Schoele und Martina Maass

1. Vorbedingungen des Schulumfeldes und der Lerngruppe Die Charles-Dickens-Grundschule in Berlin-Charlottenburg besteht aus zwei Schulzweigen: dem zweizügigen Europazweig (SESB deutsch-englisch, gebundene Ganztagsschule) und dem einzügigen deutschen Zweig (verlässliche Halbtagsschule). Insgesamt besuchen ca. 460 Schüler die Schule. Viele Lehrer (in der männlichen Form ist stets die weibliche inbegriffen) arbeiten in beiden Schulzweigen und auch sonst gibt es im Laufe des Schuljahres viele Veranstaltungen und Feste, die gemeinsam gestaltet werden. Ziele der Europaschule ist es, „Deutsch und Englisch sprechenden Kindern gemeinsam in den Klassen zu unterrichten. Die Kinder werden daher möglichst aus 50% deutschen und 50% englischen Muttersprachlern zusammengesetzt“ (vgl. www. charles-dickens-gs.de). Der englische Sprachunterricht für Mutter- und Partnersprachler wird ausschließlich von englischsprachlichen Lehrern erteilt. Die Klasse 4euB besteht aus 27 Schüler (14 Mädchen, 13 Jungen), 13 Kinder haben Deutsch, 14 Englisch als Muttersprache. Das Berlinale-Schulprojekt wurde im Deutsch-, Englisch- und Musikunterricht durchgeführt. Im Normalfall wird der Sprachunterricht nach den Sprachgruppen getrennt unterrichtet. Für bestimmte Projekte fassen wir jedoch gerne die Gruppen zusammen, wobei wir dann im Team unterrichten und jeweils in unserer Muttersprache sprechen. Dies verlangen wir auch von den Schülern. Die Schüler sind Gruppenarbeit gewohnt, wobei die Gruppenzusammensetzung nach verschiedenen Gesichtspunkten variiert wird. Jede Gruppe bestimmt dann, in welcher Sprache sie arbeiten möchte.

2. Synopsis des Films „The Contest“ (vgl. Pressemitteilung zum Film) “Karl Højby Hansen has lived the first 12 years of his life in a small conservative village in Denmark with his mother, grandmother and grandfather. Thus it comes with great shock when his mother tells Karl that they will be moving to the capital city, Copenhagen. Nothing can prepare him for his new surrounds, an ethnically mixed area, where 80% of the children at his new school are bilingual. Immediately Karl quickly starts to plan his escape back to his grandmother and grandfather. Sawsan, a young Islamic girl in Karl’s class, takes him under her caring wings and tries to integrate him into big city life with all its slang and hipness. When Sawsan’s


homemade songs are being chosen for the biggest song contest in the country, held near Karl’s village, she faces opposition from her family who don’t approve of her dream to sing. But Karl has other ideas, and with both of them heading in the same direction he hatched a plan that will involve the train-ride of their life! Two friends coming from different backgrounds leave home to pursue the dream of winning the biggest music contest in the country.”

3. Vorbereitung des Kinobesuches und erste Eindrücke Da wir den Film während der Pressevorführungen nicht gesehen hatten, verließen wir auf die äußerst positiven Erzählungen unserer Kollegin – die wir dann auf ganzer Linie teilten. Bereits im Kino herrschte eine begeisterte Stimmung, man hörte viel Lachen, Zwischenapplaus und natürlich einen Begeisterungssturm, als die Hauptdarstellerin und der Regisseur nach dem Film auf die Bühne kamen. Erstere sang live für das Kinopublikum den Song aus dem Film, ein Ohrwurm, den wir später im Unterricht aufgreifen wollten. Die Schüler nahmen zum 2ten Mal an einer Berlinalevorführung teil und genossen sichtlich diese Gelegenheit. Besonders gefreut hat alle, dass wir uns auch den diesjährigen Preisträgerfilm „Das Fort“ im Zoo-Palast angeschaut haben. Über beide Filme wurde in der Klasse ausführlich gesprochen, Fragen wurden geklärt und Eindrücke mitgeteilt. Außerdem hielten die Schüler ihre ersten Eindrücke, sowie die Eintrittskarten auf dem Berlinale- Bogen des Lisums fest. Über den wiedereröffneten Zoo-Palast hielten 2 Schülerinnen einen Kurzvortrag.

4. Didaktisch-methodische Überlegungen Die Schüler erhielten die Aufgabe, eine Werbung für den Film zu kreieren. (TV, Radio, Plaket) Weitgehend unabhängig von Freundschaften, die sonst oft eine Gruppenwahl beeinflusst, entschieden sich die Schüler für insgesamt 3 Plakatwerbungen (2 deutsch, 1 englisch), 2 Radiowerbungen (englisch) und zwei Filmwerbungen (1 englisch, 1 deutsch). Die Sprache wurde durch die Mehrheit der vertretenen Muttersprachler bestimmt. Die Arbeitsschritte zur Erarbeitung waren folgendermaßen: • Sammelt zusammen erste Ideen • Einigt euch auf einen „roten Faden“ eurer Werbung • Erstellt eine Materialliste • Erstellt ein Probeplakat, bzw. Radio- bzw. Filmskript • Verfasst alle benötigten Texte, bzw. alle Dialoge für Radio und Film • Bringt alle benötigten Requisiten und technischen Geräte für die Aufnahme mit • Gestaltung der Werbung (Endprodukt)


5. Reflexion Die Schüler gingen mit großer Motivation an die Arbeit. Einigen Gruppen fiel die Einigung auf ein gemeinsame Handlung, bzw. die künstlerische Gestaltung schwer. Später kam es immer wieder zu Verzögerungen, wenn einzelne Kinder nicht da waren. Unser Eingreifen in die Schülerarbeiten war v.a. dann nötig, um den Schülern deutlich zu machen, an welcher Stelle ihre Ideen für Außenstehende noch nicht verständlich waren. Wie so oft brauchten die Gruppen unterschiedlich lange für ihre Arbeiten. Die „freien“ Schüler konnten jedoch gut bei den Radio- und Filmszenen der anderen Gruppen mitwirken. Eine Filmgruppe konnte aus Zeitmangel ihre Szenen leider nicht zu Ende drehen. Insgesamt hat das Projekt allen großen Spaß gemacht. Vielen Dank für diese wunderbare Gelegenheit, sich intensiv mit einem Film auseinanderzusetzen.


Charles – Dickens – Grundschule Europe – School Deutsch / English Berlinale Project Report 2014 by Michelle Thiemert

1. Description of the School The Charles – Dickens – Grundschule situated in Berlin Charlottenburg has two parts: the European SESB German / English and the German side. Around 460 students attend this school. Many teachers teach on both sides of the school and during the year the two sides join together for assemblies, projects, sports and festival celebrations. The goal of the European school is for the students to acheive bilingualism in German and English. For more detailed information about our school please visit our website: vgl. ww. charles–dickens–gs.de

2. Description of the Class – 5 eu B As with every class in the Europe School the students are split into two groups - Mother Tongue and Partner Tongue for English and German. Each group receives 5 hours tuition in English and 5 hours


tuition in German. English is taught by qualified native English speaking teachers. In the fifth and sixth classes the students also learn French. Mathematics and Sport are in German. Art, Music, History, Geography and Science are taught in English. There are 21 students in 5 eu B. – 9 M.T. and 12 P.T. – 9 boys and 12 girls. For special projects, the groups are combined with the students responding in English with the English teacher, or German with the German teacher.

5 eu B


3. The Berlinale Film Project Method Duration – 5 weeks Week One: An Introduction

During the Berlinale Film Festival 2014, the class viewed 3 full feature films and 6 short films from Generation Kplus: 1. MGP Missionen 2. Meiner Seelen Wonne 3. Das Fort

4. Kurzfilme 3 Before each film the students were given a synopsis to read. After each viewing we discussed the film in terms of understanding the story. Film making elements – acting, camera, music and editing were also discussed. By Friday the 14th of February 2014, the students had decided that they would like to make a movie based on the themes from MGP Missionen and Das Fort – a new kid in the class, conflict and acceptance.


Weeks Two and Three    

Writing the story Writing a synopsis of the story Writing a storyboard Auditions

Synopsis

ZOE There is a macho, show off bully in the class played by Patrick. He Is a leader with a group of followers and a rival played by David. Both boys show off to attract Lara`s attention. Lara is the leader of the cool girl clique with a group of followers. There are other groups or individuals in the class, who don`t follow the leaders and do their own thing. Entering this social mix is a quiet, shy and introverted new girl played by Zoe. She passionately loves horses and is a „Streber.“ Zoe is not accepted and is subjected to meaness from the IN GIRL`S GROUP and is mainly ignored by the boys. However all this changes, when the students have to be involved in horse riding lessons, to build an understanding and a relationship with horses, for a new Literature Study on the book „ WAR HORSE.“


Zoe is placed in a small group with Patrick, Lara and David to work with a horse. Patrick is scared, David is confident and Lara is not at all confident. Zoe patiently helps Patrick and Lara. David also helps, which enables the rivalry to break down. The interaction with the horse and overcoming fear, brings out gentleness, acceptance and openess. Zoe is accepted into the class. David and Patrick stop competing and Patrick and Lara learn that they don`t need to seek attention in such a negative show off way. The whole class becomes more intergrated.

Week Four  Filming 15 scenes  Monday:  Location: The Classroom and the Playground.

   

Schaimaa an assistant from Imago Studio came to school at 8.00 am and taught us how to use the camera equipment. Each student had a turn at shooting the credit scene Take One. This was to experiment and gain confidence. In the afternoon we shot the soccer scene. This scene was broken down to show: Patrick being a bully with David. Patrick showing off to Lara and her friends. Lara and her friends laughing at Patrick. Patrick being mean to a boy from the first class.

Afterwards we replayed the film and analysed it.We learnt:


 To take different perspectives of what we were specifically filming and that was also crucial for the editing process.  To not look in the camera, unless we wanted the actor to do that. We used Method acting – natural dialogue.  To hold the camera steady.  To save all footage.  To give clear instructions – „action/cut“  To remember switching from standby to record. Tuesday Location: The Classroom, a Street and the Riding School. We were on our own now with the camera! This day was a Fasching celebration, so we decided to film this element to. Also our first day at the Horse Riding School with Mareike our instructor. Filming:       

Fasching Walking to the Riding school. David being told off by the teacher. David and Patrick fighting. Good Morning to Mareike Different horses close up Patrick, Lara and David working with Cheyenne a horse.


David coaxing Lara – her reponse. David coaxing Patrick – his response. Any student who wanted to use the camera was free to do so. In the afternoon – Analysis of film footage shot that day.

Wednesday Location: The Riding School.       

Filming Mareike`s instruction. David, Patrick and Lara with the horse. David leading the horse with Lara and Patrick following. David helping Lara to groom the horse. Close up of the horses. In the paddock.

Students filming and experimenting. Analysis of the film footage shot that day.

Thursday Location: The Classroom, the Girl`s Toilet, the School Foyer, the Picnic Table, the Class Foyer and the Swings.  The school clock  Zoe, her mother and dog coming to school and saying goodbye.  Introduction of Zoe to the class.


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Zoe sitting down next to Lara. Lucy writing a mean note. Lucy passing the note to Lara – responses. Maths lesson The fight. Zoe and Theresa playing horses Lara`s group mobbing Zoe and Theresa. Lucy and Elsa placing the horse in the toilet. Zoe and Theresa`s reaction.

Students filming and experimenting. Analysis of film footage shot that day.

Friday: Location: The Horse Riding School and a Street.            

Filming Zoe and Mark changing groups. Zoe helping Patrick to touch the horse. Patrick mounting the horse. Patrick riding the horse. Zoe and Lara on the fence. Patrick and David on the fence. Lara and David on the fence. Patrick, David and Lara saying goodbye to their horse. Cheyenne rolling on the ground. Close up of horses. Saying thanks and goodbye to Mareike.


 Walking back to school.  Filming each student close up in front of the clock for credits. Students filming and experimenting. Analysis of the film footage shot that day.

Week Five: Editing at Imago Studio 4 students: Theresa, Elsa, Sean and Liam. Adults assisting: Mahir, Kristine, Philipp and the class teacher – Michelle Thiemert. We edited over two days. This was with breaks excluded, 11 hours worth of work. There was 5 hours of film footage, which we reduced to 16 minutes, 51 seconds and 2 milliseconds. For each segment of each scene there were up to 7 takes. Our task was to choose the best take, decide when to start it and when to cut it. Some parts were cut and remixed. The slow motion at the end of the film was a special affect, that took some time to perfect. Then we added the script. We had to decide on the size, the font, the colour, whether it was to be separate, or


placed under the film on the screen and how many seconds to show each script segment. Next we added the credits – showing each student close up and then adding the rolling written credits. Lastly came the music and evening out the sound. We went through 19 tracks of the sound music from „The Piano“ by Jane Campion, chose 5 different tracks and decided where to insert them.

Reflection: We had a budget of 0€, so we are very grateful to Mathilda`s mother (Mathilda is a student in our class ) for lending us her equipment and assistants for free. Also to the parents who paid for the horse riding experience. The students had heaps of fun with this project and deepened their appreciation and understanding of films and how to make them.They learnt how to let go of ideas they were attached to – the first idea was to build our theme ideas around a fish, but they could see that horses would be better for the audience to relate to and who could be scared of a goldfish? Working as a team and patience were important factors. The class became closer as a result of this experience – they were quite close to begin with! Some of this film was based on their actual reality - competition, attraction between boys and girls, learning how to accept differences. They are now passionate about films, are thoughtful critics and can`t wait to make a new movie.


Berlinale Schuleprojekt 2014 Projektbericht der Aziz Nesin Schule Vorbedingungen des Schulumfelds und der Lerngruppe Die Aziz Nesin Grundschule – deutsch-türkische Europaschule (benannt nach einem türkischen säkularen Schriftsteller, der vehement für die Menschenrechte eintrat, eine Stiftung für Kinder mit Schule und Wohngemeinschaft gründete) gibt es aufgrund einer deutschtürkischen Elterninitiative seit 1995. Die Schule ist dreizügig. In jeder Klasse begegnen Kinder einander in zwei Sprachen, um allmählich eine zweite Sprache zu verstehen, zu lesen und zu sprechen. Ihre Muttersprachen sind gleichberechtigte Partnersprachen. Die SchülerInnen haben in den LehrerInnen, die ihre Muttersprache sprechen RepräsentantInnen ihrer Kultur und Sprache, mit der sie sich identifizieren und auseinandersetzen können. Für die deutschstämmigen SchülerInnen sind die mit Autorität und Kompetenzen ausgestatteten LehrerInnen türkischer Muttersprache wichtige Ansprechpartner im kulturellen Dialog. Eltern mit türkischem Hintergrund finden in den türkisch-muttersprachlichen LehrerInnen AnsprechpartnerInnen, die ihre Sprache sprechen und das kulturelle Norm- und Wertgefüge kennen. Für sie bietet das bilinguale Modell eine Chance, sich stärker in die deutsche Schule einbringen zu können und die Zweisprachigkeit ihrer Kinder zu erhalten und weiter zu entwickeln. Auch deutschstämmige Eltern sehen in einer Schule, die Zweisprachigkeit und interkulturelle Kompetenz als zukunftsträchtige Qualifikation betrachtet, neue Lern-und Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Kinder. Die Aziz Nesin Grundschule ist wie alle Europaschulen eine gebundene Ganztagsschule. Die am Berlinalebesuch teilnehmende Klasse ist die 5a mit 10 Schülern und 13 SchülerInnen, zwei Kinder sind in diesem Jahr neu aus der Türkei dazu gekommen, eine Schülerin kommt aus Kasachstan, eine Schülerin hat einen ungarisch-türkischen Hintergund, eine Schülerin ist alevitische Kurdin, zwei sind alevitische Türken. Es gibt auch Kinder streng sunnitischen Glaubens. Sie besuchen Korankurse. Das Wohngebiet der Kinder ist überwiegend Keuzberg und Neukölln. In der letztendlich am Projekt arbeitenden Lebenskundegruppe sind 13 Kinder verblieben.

Vorbereitungen zum Berlinaleprojekt Nach der Berlinale Projekteinführung im November 13 freuten wir drei KollegInnen uns auf das besondere Kooperationsprojekt.


Als wir im Januar die Filmvorschläge erhielten, waren wir auf das besondere Flair der previews gespannt. Wir haben uns „Tante Hilda“ angesehen und fanden den Film spannend und denkbar, waren aber unsicher, ob die Problematik der Gentechnik für unsere Kinder verständlich sein würde. Wir suchten sofort in vielen Bibliotheken, Medienforen und bei „Greenpeace“ oder bei m „BUND“ (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschlands) nach geeignetem Material für die Nachbereitung. Es zeigte sich jedoch, dass es für die Grundschule wenig Geeignetes dazu finden ließ. Der zweite Film: „Come to my voice“ hat uns KollegInnen sehr berührt und gefallen, wir waren uns aber schnell einig, dass wir ihn nicht mit unseren Kindern besuchen würden, da wir keine versöhnliche Perspektive des Konflikts für türkische und kurdische Kinder ersichtlich fanden und wir eine Zuspitzung unter der kurdischstämmigen Minderheit und der türkischstämmigen Mehrheit befürchteten. Der Zeichentrickfilm „Loulou, das unglaubliche Geheimnis“ schien uns etwas verwirrend und zuviel die dauernde Kampfeslust zu bedienen So bat ich als vierte Alternative den japanischen Film „Meiner Seelen Wonne“ noch als preview ansehen zu können. Auch dieser Film war für mich Erwachsene fantastisch, aber mit Blick auf die Kinder dieser 5. Klasse undenkbar. Er war zu zwei Drittel gefühlt ohne Sprache, sehr sensibel mit der Kamera beobachtend, aber derart diametral den Sehgewohnheiten unserer Kinder entgegen, dass ich ( ich habe ihn allein gesehen) mich auch sofort dagegen entschied. So blieben noch die Kurzfilme, die jedoch relativ spät online einsehbar waren, was eine Vorbereitung etwas erschwerte. Die Entscheidung lautete somit: Wir besuchen 3 mal die Berlinale. • • •

Tante Hilda: Kurfilmserie 2 Kurzfilmserie 3

Inzwischen stand fest, dass unsere geplante Kooperation unter uns drei LehrerInnen nicht mehr stattfinden konnte, da eine Kollegin langfristig krank wurde und der Unterricht innerhalb der Schule umgestellt werden musste, dass dies Projekt nur noch im zweistündigen Lebenskundeunterricht angesiedelt werden konnte. Mein Kollege Herr Arslan hat mich jedoch mit zu den drei Kinotagen begleitet und mir auch sonst jeglich denkbare technische Unterstützung gegeben. Um die Kinder auf das Besondere des Filmfestes vorzubereiten, bekamen sie ein Berlinalebuch in DIN A 4 Form, das die Informationen aus dem Berlinale Programm enthielt, sowie Arbeitsbögen zu den einzelnen Filmtagen, einer individuellen Skizzenseite, sowie Platz für Autogramme. FOTO


Der Besuch der Berlinale Mit diesen Heften fuhren wir gut gelaunt zum ersten Film: „Tante Hilda“ Wir hatten noch ein wenig Zeit und wollten erst mal das rote Teppichfeeling erleben und zogen zum Berlinale Palast am Marlene Dietrich Platz. Der Zugang blieb uns aber leider verwehrt. FOTO Die ersten Kommentare danach waren. „Gut gefallen, aber nicht verstanden (sowohl akkustisch, die Einsprache war manchmal sehr leise, als auch inhaltlich (das Wort Gentechnik sowie andere abstrakte Begriffe zogen sich als Unverständnis durch den Film) Gut gefallen hat ihnen der relativ schnelle Bilder- und Szenenwechsel, die Farbenfrohheit und die klaren „gut“ und „böse“ Figuren. Allerdings hat sie sehr irritiert, dass die „gute“ Tante Hilda die Schwester von „Dolo“ war. FOTO Für einige Kinder war aber der Film nicht spannend genug und ich registrierte mit einigem Entsetzen, dass sie zwei Reihen vor mir sitzend mit ihren Handys spielten. Das wurde selbstverständlich danach unerfreuliches Thema. Beeindruckt waren sie von den 7 Jahren Arbeit für den Film und dem freundlichen Produzenten, der ihnen die ersten Autogramme mit kleinen Bildskizzen versehen gab. FOTO Produzent Jaques Remy Girerd gibt Autogramme Der zweite Filmtag mit der Kurzfilmserie 3 war mit Auflagen verbunden, keinerlei Getränke während des Films, auch vorher nicht viel trinken, sodass das häufige Laufen zur Toilette unterbleiben konnte, sowie absolutes Handyverbot (was uns eigentlich im Kino selbstverständlich erschien). Der Wunsch der Klasse war es, falls es diesmal besser klappen würde, anschließend eine halbe Stunde in die Arkaden gehen zu dürfen. So war die Ruhe während der Filme erheblich besser, bei einigen Kindern nicht aufgrund des besonderen Erlebnisses Film bei der Berlinale, sondern des erwartbaren Erlebnisses „shopping mall“. In ersten Gesprächen waren die Kinder am meisten von dem Film „Der Wächter des Dammes“, sowie von „Ferkel“ fasziniert. FOTO Alle RegisseurInnen waren anschließend auf der Bühne und standen Rede und Antwort. Auch Kinder unserer Gruppe haben das Besondere dieser Situation genossen und versucht, ans Mikrofon zu kommen. Die Kurzfilmserie 2 war zur ersten Enttäuschung der Kinder nicht neben irgendeiner Arkade, sondern im Haus der Kulturen der Welt.


Die Unruhe war hier nicht nur von unseren Kindern, sondern auch von uns umgebenden Gruppen deutlich größer als im Cinemax. Den meisten Zuspruch bekam der türkische Film „Ağrı und der Berg“, „Zwergriese“ und „Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage bis später“. Einige wenige Kinder stellten sich anschließend in die Schlange, um von den anwesenden RegisseurInnen, insbesondere von Hasan Serin ein Autogramm zu bekommen, während die meisten draußen spielten. FOTO Autogramme vom Regisseur des türkischen Films: „Ağrı und der Berg“ Hasan Serin

Auswertung der Filme In der Lebenskundestunde nach der Berlinale stand erstmal die Auswertung an, welcher Film hat warum am besten gefallen. Die Wahl fiel auf zwei Filme: • •

„Ağrı und der Berg”, weil er aus der Türkei kam und sie Fragen daran entwickelten, wieso ist der Alltag des Mädchens so hart und beschwerlich und wieso ist die Familie so arm? „Der Wächter des Dammes“, weil er ein bekanntes und drängendes Thema „Mobbing“, bzw. „Freundschaft“ beinhaltete.

Die Wahl für ein Projekt fiel schließlich auf den Film „Ağrı und der Berg“, da die sprachliche Nähe, das Wiedererkennen einiger Gewohnheiten der Türkei, das Stolz sein Können, dass ein türkischer Film in dieser Kinder Berlinale lief, m.E. mit die entscheidenden Kriterien waren. FOTO Auf der Rückfahrt mit dem Bus sahen einige Kinder den Regisseur Hasan Serin auf der Straße laufen. Er sah uns auch zufällig und alle winkten begeistert. Sie fragten, wieso denn ein Regisseur (meint wichtiger, prominenter Mensch) zu Fuß durch die Stadt laufe. Die Antwort, dass auch wichtige und berühmte Menschen mal einfach normal durch Berlin laufen wollten, haben sie dann auch verstanden. FOTO Erstaunen über den Regisseur Hasan Serin, der zu Fuß durch Berlins Straßen läuft Die Aussicht, sich nun einige Wochen, mit der Erarbeitung eines Projektes rund um den Film zu beschäftigen, d.h. auch über Inhalte, Bilder, Assoziationen mal zu sprechen, zu schreiben, fanden einige Kinder langweilig und es kamen einige Abmeldungen vom Lebenskundeunterricht. FOTO

Didaktisch-methodische Überlegungen:


Zunächst war ich verunsichert durch die nicht nur begeisterte Adaption des Berlinaleprogramms durch einige der Kinder, sowie der nicht vorhersehbaren Tatsache, dass ich nur alleine innerhalb von 5 Doppelstunden Lebenskunde (ein Tag fiel zugunsten eines Studientages aus) 3 Filmtage auswerten, eine Auswahlarbeit zu leisten, sowie inhaltlich zu einem Aspekt eines Films zu arbeiten und ein Produkt mit den Kindern zu erstellen, das sie gerne und stolz vorzeigen. So überlegte ich mir , dass vielleicht ein kleiner RAP leistbar sei und die verbliebenen Kinder (13 von zuvor 19 Lebenskundekindern) motivieren könnte. FOTO Assoziationen zum Film „Ağrı und der Berg” Nachdem klar war, dass wir zum Kurzfilm „Ağrı und der Berg“ etwas machen würden, der Schwerpunkt der Fragen und Feststellungen der Kinder rund um das Thema „Armut“ angesiedelt war, fand ich es besser, von Armut in einem türkischen Dorf wegzukommen, zur Armut allgemein und insbesondere Kinderarmut in Deutschland zu arbeiten, da ich es wichtig finde, den Blick auf Probleme und mögliche Antworten auch auf das naheliegende im Umfeld der Kinder zu sensibilisieren. Zudem erlebe ich in dem sehr reduzierten Zeitfenster von 2 Wochenstunden Unterricht mit Pausen rundherum eine sehr stark konsumorientierte und wenig Zusammenhalt zeigende Gruppe, in der bisweilen sehr verletzende Kommentare an andere Kinder gerichtet werden, die kein „i-phone“, oder „galaxy S5“, „tablet“ oder dergleichen besitzen. Ich plante eine Mischung aus spielerischen Übungen, zum Inhalt „Armut“ als auch zur Musikform des RAPs, inhaltlichen Inputs in Form von Auszügen aus Kinderwebseiten zum Thema Kinderarmut, einem Tagesspiegelartikels zum neu ausgewiesenen Sozialatlas zu Berlin und einem kleinen Film vom Spiegel – online, spielerischen Schreibmethoden einen Pool von Assoziationen und Sätzen erarbeiten zu lassen, die sich dann zu einem kleinen RAP bündeln könnten. Wir begannen in einer ersten schönen konzentrierten Stuhlkreisrunde mit dem „Arm-Reich Gummibärenspiel“, aber hier nicht mit Gummibären, sondern Bonbons (der Schweinegelatine wegen). Zu Beginn des Spieles werden Karten verdeckt verteilt, die erst bei „Achtung, fertig, los“ gelesen werden dürfen. Auf den Karten steht zu zwei Dritteln „arm“ und für ein Drittel „reich“. In der Mitte steht ein schöner Teller mit Bonbons, daneben ist ein Würfel wichtig. Jeder würfelt reihum, wenn ein/e „Reicher/“ eine Zahl würfelt, darf er/ sie so viel Bonbons nehmen und vor sich hinlegen, wie es die Zahl auf dem Würfel vorgibt. Bei den Armen sind die Zugangsbedingungen schwerer, sie müssen erstmal eine 6 würfeln, bevor sie dann noch einmal würfeln müssen und dann dieser Augenzahl entsprechend Bonbons nehmen dürfen. Wenn alle Bonbons verteilt sind,, fängt eine Diskussionsrunde an, es gibt Ärger, Frust, Rufe, wie ungerecht, usw. FOTO Daran lässt sich ein gutes Gespräch anknüpfen, wie Reichtum und Armut in der Welt verteilt sind, welche Chancen wer hat und warum.


Auch lässt sich gut besprechen, was man denn nun mit dem noch nicht gegessenen Bonbonreichtum anfängt. Irgendeine/ r kommt immer auf die Idee der „Umverteilens“. So wurde es auch gemacht. Dies Spiel bildete also den Einstieg zu den Fragen: „Was ist Armut? Gibt es die nur in manchen Dörfern in der Türkei wie in dem Film oder gibt es auch Kinderarmut in Berlin?“ Im zweiten Schritt gab es verschiedene kleine Artikel aus Kinderwebseiten wie „seitenstark“ „helles Köpfchen“, bzw. vom Tagesspiegel, die kindgerecht zu beantworten versuchten, was Ursachen von Armut sind, wie viel Kinder davon in Deutschland, bzw. Berlin betroffen sind und wie sich Kinderarmut zeigt. Es stellte sich heraus, dass die meisten Kinder mit Armut in Deutschland allenfalls offensichtlich Verwahrlosung verbinden, d.h. Kinder, die Löcher in der Kleidung haben, auf der Straße betteln. Im Film von Spiegeln online, der eindringlich die alltägliche Armut von nebenan zeigte, die nicht so spektakulär mit Hungern und löchriger Kleidung daher kommt, wurden Familien gezeigt, die in Kleiderkammern gebrauchte Kleidung oder Spielzeuge aussuchten, am Ende des Monats Essen von sozialen Tafeln abholten, und natürlich keine technischen Spielzeuge besaßen. FOTO Lesen des Tagesspiegelartikels zum Sozialatlas in Berlin Eine Geschichte, dass Küchenfrauen in einer Schulmensa einem Jungen, der kein Essen bezahlen konnte, immer noch eins umsonst gaben, sofern etwas übrig blieb, sich darüber aber auch zahlende SchülerInnen aufregten, wurde in gelungene Rollenspiele umgesetzt und veranschaulichten noch einmal das Gelesene und machten dies Gefühl von Erniedrigung und Scham nachvollziehbar. FOTO Rollenspiel FOTO So sammelten wir im nächsten Schritt alle Assoziationen auf einem „Schreibteppich“ auf der Erde, auf den jede/r die Begriffe schreiben sollte, die ihm/ ihr zu „Arm“ oder „nicht arm“ einfielen. Aus diesen Wörtern suchte sich jede/ einige aus, kleidete sie in Sätze, die dann zu dem vorliegenden RAP geformt wurden. FOTO Wörterteppich zu „Arm“ und „nicht arm“ FOTO In einer Stunde beschäftigten wir uns mit der Geschichte des RAP und machten einige Rhythmusübungen dazu, die animieren sollten, mit den Füßen den Takt, bzw. Groove zu halten und mit den Händen einen weiteren Rhythmus dazu zu steuern, bzw. mit


Sprachimprovisationen kleine Texte zu erfinden. Ebenso haben wir uns am sogenannten „Cupsong“ versucht, in dem mittels Klatschen und eines Plastikbechers ein Rhythmus erzeugt wird. FOTO Rhythmusübung mit dem „Cupsong“

Unser Produkt: Der Text des RAPs:

ErzählerInnen: Ağrı und der Berg hat uns berührt – o je Ağrı heißt der Schmerz und Armut tut weh, Zur Berlinale ha’m wir den türkischen Film geseh’n Er zeigt ein armes Mädchen, viel ist nicht gescheh’n. Wir fragten uns, warum ist denn jemand arm? Haben dazu gelesen, bis dieser RAP rauskam. Arme Kinder gibt es auch in Deutschland hier, was passiert denn, wenn man arm ist, fragten wir.

„Reiche“: Komm nicht zu uns, denn du bist arm Und deine Klamotten haben keinen Charme.

„Arme“: Na und, wir haben nicht so viel Geld, sind wir deshalb weniger Wert in dieser Welt?

ErzählerInnen: Ağrı und der Berg hat uns berührt – o je Ağrı heißt der Schmerz und Armut tut weh,

„Reiche“: Dass sie ‚nen tablet haben, die Armen uns erzählen, Mit Fragen nach Beweisen wir sie dann quälen.


„Arme“: Samsung galaxy S 4, das sind nicht wir Doch wir haben große Träume, die kennt nicht ihr.

ErzählerInnen: Ağrı und der Berg hat uns berührt – o je Ağrı heißt der Schmerz und Armut tut weh,

„Reiche“: Ihr Armen rapt diesen RAP doch zu Hause nur nach Das ist doch voll uncool und wie ‚ne Schmach.

„Arme“: Ihr stellt unsren RAP auf facebook und fühlt euch als Held Dies wird dann geliked und es weiß die ganze Welt.

ErzählerInnen: Ağrı und der Berg hat uns berührt – o je Ağrı heißt der Schmerz und Armut tut weh,

„Reiche“: Ihr Armen esst doch ungesund Und werdet darum auch sehr rund.

„Arme“: Bio ist für uns eben zu teuer, darum gehen wir zu Lebensmittel Meier.

ErzählerInnen: Ağrı und der Berg hat uns berührt – o je Ağrı heißt der Schmerz und Armut tut weh,

ErzählerInnen/ Reiche/ Arme: Das Arm-Reich Bonbonspiel fragt, was ist gerecht, beinahe kamen wir in ein Gefecht. Wir einigten uns, dass jeder hat das gleiche Recht, und alles zu teilen und keinem ging es schlecht.


Der RAP als Videoaufnhme: Wir von der Lebenskundegruppe haben in vielen Zusatzstunden mit viel Stress, Zoff und Ansporn, sich nicht mit dem Wenigsten zufrieden zu geben, versucht, den RAP auch musikalisch und visuell aufzubereiten, was uns von unserem Zeitvolumen eigentlich utopisch erschien. Dies ist uns jetzt aber auch gelungen und die Kinder möchten es gerne beachtet wissen (ich als Lehrerin natürlich auch).

Abschließende Betrachtung zum Projekt/ der Unterrichtseinheit Ich war schon immer neugierig auf diese Art von Projekt, auch, wenn ich nicht besonders Film erfahren bin, bin jedoch schon immer auf der Suche nach wertvollen Filmimpulsen für Kinder im Lebenskundeunterricht, ich habe auch schon oft mit Filmen aus zurückliegenden Berlinalejahren sehr gute Erfahrungen gemacht: als Irritation, Neugier weckend und sich auf das Wagnis einlassen zu müssen, mal andere Filme zu gucken als wie gewohnt in Sat 1. Ich hatte auf eine mögliche Kooperation mit meinen KollegInnen gesetzt, was ja aus vorher angegebenen Gründen nicht stattfinden konnte, so dass ich mit meinem beschränkten Rahmen dieses Wagnis meist alleine einging. Ich fand es prima, mit den Pressemenschen im Kino die Filme vorab sehen zu können. Nach den vorab schon geschilderten Problemen mit der Gruppe, der nicht praktizierbaren Kooperation frage ich mich etwas schnöde, was wäre der Unterschied, wenn wir ohne dies Projekt einfach zur Berlinale gehen würden und ich dann mit den Kids dazu arbeite? Hätten wir, bzw. insbesondere ich als Lehrerin weniger Stress, Termindruck, weniger Befürchtung, ich bring nichts Anspruchsvolles zustande? Ich weiß es nicht so richtig und sage für dies Jahr, es hat „soeben noch geklappt“: mit viel Stress, vielleicht nichts oder etwas inhaltlich „Niveauloses“, zu liefern und sehr viel Freizeitarbeit zu opfern. Doch hat es für etwas in meinen Augen recht Gelungenem auf den letzten Drücker geklappt. Ich erlebte die Filmauswahl als extrem anspruchsvoll, was die Filmsozialisation der Kinder anbetrifft, den Abstraktionsgrad und die Langsamkeit, so dass ich ja in die mir einige der angebotenen Filme mit „meiner“ Lerngruppe nicht gehen wollte. Ich weiß, es ist ein Dilemma, dass anspruchsvolles Kino auch für Kinder nicht gängige Sehgewohnheiten bedienen soll, aber was tun, wenn sie sich trotz aller Bemühungen verweigern oder meine Motivationssysteme scheitern? Ich würde gerne über diese Erfahrungen und die der anderen teilnehmenden KollegInnen einen Austausch haben. Mein Kollege Herr Arslan und ich freuen uns jedoch, unser kleines Produkt am nächsten Mittwoch vorzuführen. Doch kam mir heute der Gedanke, dass ich es für die Kinder als einen größeren Anreiz sehen würde, nicht nur etwas für irgendein Internetforum zu produzieren, was wahrscheinlich


nur LehrerInnen kurz vor einem nächsten Berlinale-Projekt ansehen, sondern ihre Ergebnisse in einer gemeinsamen Veranstaltung mit den teilnehmenden Gruppen aus dem entsprechenden Alterskreis life zu präsentieren. Erschöpft, zufrieden und fragend für heute Maria Kammertöns Lebenskundelehrerin an der Aziz Nesin Grundschule


Generation 2014 Projektbericht der Liebmann – Schule Mitwirkende: Klasse 5a mit Hardis Regelin, Ulla Ringe, Greta Duvendack

Vorbedingungen des Schulumfeldes Die Liebmann - Schule ist eine Grundschule (Verlässliche Halbtagsgrundschule) mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Um die Besonderheiten der Schule darzustellen, zitiere ich im Folgenden aus dem Schulprogramm der Liebmann – Schule vom 19. Februar 2013: „Das Einzugsgebiet der Liebmann – Schule besteht aus dem Ortsteil Kreuzberg und dem Bezirk Schöneberg – Tempelhof. Die Liebmann – Schule... umfasst derzeit 12 Klassen der Jahrgangsstufen 1 – 6... Seit dem Schuljahr 2007 / 08 unterrichten wir jahrgangsübergreifend in den Klassenstufen 1 – 3 (JüL 1 – 3) in derzeit sechs JüL – Klassen, die Klassenstufen 4 – 6 sind derzeit zweizügig“ ( = 6 Klassen). „Die Klassenfrequenz ... beträgt durchschnittlich 10 – 12 Kinder.“ Derzeit besuchen 159 Kinder die Liebmann – Schule, davon sind 24 Schüler in der Klassenstufe 5. In der Klasse 5a, die am Berlinale Generation 2014 Projekt im Rahmen des Lebenskunde- und Religionsunterrichts teilgenommen hat, lernen derzeit 8 Schüler und 4 Schülerinnen. Von diesen 12 Schülern sind alle Kinder, ndH, d.h. ihre Muttersprache ist nicht Deutsch.

Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf „Sprache“ Schüler und Schülerinnen mit dem Förderbedarf „Sprache“ haben am häufigsten eine multifaktoriell bedingte Sprachentwicklungsverzögerung oder –störung. Solche Kinder „...sind häufig mehrdimensional und multifaktoriell auffällig. Sie weisen oft auch Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung und der Motorik sowie im Persönlichkeitsbereich auf, was häufig zu Verhaltens- und Lernproblemen führt.“ (Zit. Schulprogramm)


Zu den Folgeproblemen der Sprachentwicklungsverzögerungen und –störungen unserer Schüler gehören: - geringe Dialog- und Kommunikationsfähigkeit - geringe Organisation von Erzählstrukturen - Wortfindungsschwierigkeiten - Extreme Probleme (im Schriftspracherwerb und) beim Leseverständnis und den daraus entstehenden Folgeproblemen - geringes Sprachbewusstsein - fehlendes Umweltwissen - geringer und „unvernetzter“ Wortschatz.

Folgen mangelnder Sprachkompetenz Die fehlende Sprachkompetenz bei den meisten unserer Schüler hat unmittelbare Auswirkungen auf ihre sozio - psychische Entwicklung. Im Bereich der Emotionalität sind folgende problematische Verhaltensweisen zu beobachten wie - Ängstlichkeit und Rückzugsverhalten, - Aggressivität, - Hyperaktivität - fluktuierende Aufmerksamkeit und Konzentrationsschwächen, - wenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, - Versagensängste, - geringe Frustrationstoleranz. (Zit. Schulprogramm) Trotzdem, oder gerade deswegen, sind wir der Meinung, dass wir auch diesen Schülern das Erlebnis der Berlinale vermitteln können und versuchen müssen, mit ihnen gemeinsam das Erlebte und das Gesehene zu besprechen, zu artikulieren und so aufzubereiten, dass anderen vermittelbar wird, was das Erlebte und das Gesehene den Schülern bedeutet. Aus diesem Grund haben wir uns für die Teilnahme am Berlinale Generation Projekt entschieden.


In dieser Phase ist uns klar: Der Erfolg wird unter anderem davon abhängen, inwieweit es uns gelingt, den Fokus unserer Arbeit von erwarteten bzw. wahrgenommenen "Defiziten" auf bekannte / zu entdeckende Ressourcen der Kinder zu lenken. Gerade das Medium Film kann uns mit Bildern und Symbolen, Farben und Formen, Mimik, Gestik, Klang und Bewegung auf ganz vielfältige Weise ansprechen. Deshalb soll es neben dem sprachlich-kognitiven Zugang, der Klärung von Verständnisfragen und der Diskussion eine Auswahl unterschiedlicher Zugänge geben, die den Stärken und Interessen der Schüler möglichst entsprechen.

Auswahl des Filmes Für das Berlinale-Projekt der Klasse 5a entschieden wir uns für den 1. vorgeschlagenen Film: "Tante Hilda!", ein Animationsfilm über die Gefahren von Genmanipulation und einer kämpferische Tante Hilda, die in einem riesigen Gewächshaus lebt und letztendlich die Welt mit ihrer "Flowerpower" retten kann.


Obwohl uns das Thema "Genmanipulation" sehr schwierig erschien, waren wir von der Machart des Films angetan und hielten ihn deshalb für geeignet mit "unseren" Kindern zu bearbeiten: Es ist ein Zeichentrickfilm, der sich durch besonders liebevoll gezeichnete Bilder, schöne Farben und auch bei Actionszenen ruhige Erzählweise auszeichnet. Er nähert sich einem drängend aktuellen und komplexen Thema mit Humor und nimmt Stellung, ohne mit erhobenem Zeigefinger abzuschrecken. Die Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig: auch die "Guten" haben ihre kleinen Schwächen, und auch die "Bösen" mal einen Lacher auf ihrer Seite. "Tante Hilda" ist für Grundschüler in der 5. Klasse sehr gut geeignet, aber auch für ältere Schüler und Erwachsene ein Genuss. Er würde sich auch im Schulalltag wunderbar einsetzen lassen, um eine ganze Reihe von Unterrichtsthemen einzuführen, zu ergänzen oder zu veranschaulichen – angefangen von Pflanzen / Landwirtschaft im allgemeinen über Genmanipulation, Geschwisterkonflikte, Grenzen der Technik bis hin zum Philosophieren / Theologisieren über die starken Symbole des Filmes (Gewächshaus als "Paradies", die entfesselte "Monsterpflanze", "Swoboda" usw.)

Im Vorfeld war nur wenig Zeit um die Kinder auf das Thema vorzubereiten, deshalb gab es lediglich 1 Lebenskunde- bzw. Religionsstunde, in der über Pflanzen, Wachstum, Klone und Gene im Allgemeinen gesprochen wurde.

Da der Film sehr vielschichtig ist und viele verschiedene Themen anspricht, erschien uns eine kurze Zusammenfassung der Handlung sinnvoll. Damit sollte eine Überforderung der Kinder verhindert werden und die damit verbundene Gefahr sich während des Films nicht mehr konzentrieren zu können, die Geduld zu verlieren und, im schlimmsten Fall, die Berlinale als negatives Ereignis zu speichern. Uns war und ist sehr wichtig, den Kindern die Teilhabe und das Interesse an gesellschaftlichen Ereignissen zu ermöglichen.


Berlinale-Besuch am 10.02.2014 "Tante Hilda" wurde im Cinemaxx am Potsdamer Platz vorgeführt. Berlinale Palast, rote Teppiche und Berlinale-Bären waren für die Kinder weitgehend neu und beeindruckend und machten den Berlinale-Besuch zu etwas Besonderem.

Obwohl Produzent und Regisseur des Films schon vor der Vorführung zum Publikumsgespräch kamen und die anwesenden Kindergruppen mit in die Menge geworfener Tante-Hilda-Buttons und lautem Auftreten sehr unruhig machten, blieben "unsere" Kinder vor und während der Vorstellung konzentriert. " Zwei Jungen russischer Herkunft waren sehr begeistert vom russisch sprechenden Mika, dem Wissenschaftler und Freund von Tante Hilda. Sie fühlten sich gewertschätzt und waren stolz, russisch verstehen zu können.


Nachbereitung des Films im Klassenunterricht


Im gemeinsamen Klassenunterricht haben die Kinder auf Plakaten ihre Eindrücke vom Film festgehalten. Außerdem haben sie im Klassenraum ein kleines "Paradies" mit vielen bunten Blumen eingerichtet. Im Sachkundeunterricht wurde noch einmal auf die Bedeutung der Bienen nicht nur als Honiglieferanten, sondern auch als Bestäuber der Pflanzen eingegangen.

Am 4. März unternahm die Klasse mit ihrer Klassenlehrerin Frau Regelin einen Ausflug in den Botanischen Garten in Dahlem, Bertlin.


Nachbereitung des Films im gemeinsamen Religions- und Lebenskundeunterricht Für die Filmnachbereitung im Unterricht sollte auch Freude und Spaß an der Sache im Vordergrund stehen. Die Beschäftigung mit Genmanipulation erschien uns sehr schwierig und theoretisch, deshalb entschlossen wir uns für praktische Arbeit und die Herstellung von Gewächshäusern bzw. das Anziehen von Pflanzen In der ersten Nachbereitungsstunde wurde der Film gemeinsam reflektiert, erzählt, gefragt und erklärt. Tante Hildas riesiges Gewächshaus wurde Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen. Die Kinder sollten zu Hause Kerne und Samen sammeln, um diese einzupflanzen. Für den Unterricht wurden Saatgut, Erde, Anzuchtschalen, Blumentöpfe, Weidenzweige besorgt:


In der 2. Stunde konnten jeweils 2 Kinder ihre Apfel- Mango-, Avocado-, Apfelsinenkerne einpflanzen oder bekamen Kresse-, Blumen- und Kräutersamen. Im Anschluss wurden alle Töpfe und "Gewächshäuser" auf der Fensterbank aufgestellt. Außerdem wurde ein Anzucht-Experimente mit einer Ananas, ein Anschauungsbeispiel mit einer Wüstenpflanze (Rose von Jericho) gemacht und Weidenzweige zur Veranschaulichung von Wurzelwachstum aufgestellt. Für manche Kinder war es ein ganz neues Erlebnis, unmittelbar mit Erde zu arbeiten. Einige hatten anfänglich leichte Berührungsängste, aber nach kurzer Zeit haben sich alle gerne auf das "Gärtnern" eingelassen. Bis zur nächsten Lebenskunde/Religionsstunde kamen die Kinder täglich um das Wachstum ihrer Pflanzen zu kontrollieren und um sie zu gießen.


In der 3.Stunde wurden die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe säte noch mehr Pflanzen und Kräuter, die andere Gruppe bereitete für alle Kinder einen Obstsalat aus frischen Früchten. Nach getaner Pflanzarbeit haben sich alle gemeinsam hingesetzt und den Salat genossen.

Bei einigen Pflanzgefäßen, die in der vewrgangenen Woche bepflanzt wurden konnten schon die ersten kleinen grünen Triebe bewundert werden!


In der 4.Stunde wurden "Traumgärten" getuscht und das Gedeihen und Wachsen der eigenen Pflanzen weiterhin kontrolliert und beobachtet.

Es sieht schon aus wie ein richtiger kleiner Garten! Gerade die Pflanzen, die in den kleinen "Gewächshäusern" auf den hellen Fensterbrettern anfangen konnten, sind gut gediehen und drängen schon danach, umgetopft zu werden... Dadurch, dass einige Stunden aus verschiedenen Gründen, die wir nicht beeinflussen konnten ausfallen mussten, haben wir die letzten gemeinsamen Stunden am 27. (eine Stunde) und 28. März (Abschluss, ca. 3 Stunden) angesetzt .


Gentechnik als aktuelles Thema (Donnerstag, 27.03) vom Film ausgehend sollten die SuS versuchen, die genmanipulierte Pflanze "Attilem" zu beschreiben – wie wirkt sie?


Anschließend gab es eine Diskussion um Einsatz von Gentechnik in Landwirtschaft am Beispiel vom Genmais "Pioneer" ...

Auswirkungen für uns hier und heute: – Wo kommen gentechnich veränderte Lebensmittel jetzt schon in die Läden? – Welche gesundheitlichen Auswirkungen werden befürchtet? – Wie kann man solche Lebensmittel am besten vermeiden? -> Vorbereitung auf gemeinsames Einkaufen im Bioladen und Pizzabacken am Freitag (Rezept)

Freitag, 28.03.14: – Einkaufen im Bioladen (die Schule hat durch die Beteiligung am einem Projekt der Sarah Wiener Stiftung die Möglichkeit, dort günstig einzukaufen) – gemeinsames Pizzabacken in der Lehrküche der Schule


Schlussbemerkung Die Teilnahme am Berlinale-Projekt war sowohl für die Kinder, als auch für die beteiligten Lehrerinnen eine lohnenswerte Erfahrung. Die Kinder haben Zugang zu einem gesellschaftlichen Ereignis gefunden und haben sich als "Auserwählte" empfunden, die einerseits konsumieren dürfen (Film), aber auch ihren Teil beisteuern können (Projekt). Das Aussäen von Pflanzen war für die meisten Kinder ein neues Erlebnis, was ihnen Freude und Erfolg brachte. Sie sind stolz auf ihren kleinen, gemeinsamen Garten und jetzt auch vorbereitet genug um sich mit Genmanipulation und Gesundheit zu beschäftigen.


Bericht zum Berlinale Projekt 2014 Ein Projekt zu dem Film

Generation Kplus von Anne Hochegger und Gisela Grabowski sowie der Klasse 6a

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1a. Die Schule Die Galilei-Grundschule liegt am Beginn der weltberühmten Friedrichstraße in BerlinKreuzberg zwischen dem Mehringplatz und dem ehemaligen „Checkpoint Charlie“, also dem noch nicht gentrifizierten Teil. In unserer Schule leben und lernen zur Zeit 370 Kinder im Alter zwischen 5 und 13 Jahren in 17 Lerngruppen. Die ersten und zweiten Klassen werden altersgemischt unterrichtet.

1b. Vorbedingungen der Lerngruppe Die Klasse 6a besuchen zur Zeit 11 Schüler und 8 Schülerinnen, 5 Kinder haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Von den 19 zur Klasse gehörenden SchülerInnen sind 18 nicht deutscher Herkunftssprache. 10 Schüler leben in arabisch (z.T. kurdisch) geprägten Elternhäusern, davon 2 Mädchen. Drei dieser Familien leben nach streng religiösen Vorschriften, diese Kinder durften z.B. nicht mit zur Klassenfahrt. Die beiden Mädchen leben allein unter vielen Brüdern und werden gut „behütet“. 6 SchülerInnen haben einen türkischen (z.T. kurdischen), 1 Schülerin einen bulgarisch-türkischen und 1 Schüler einen bosnischen Hintergrund. 7 Kinder leben in Patchworkfamilien, d.h. entweder mit einem Elternteil (1) oder neuen Elternteilen. 18 von 19 Familien sind von der Zuzahlung zu den Lernmitteln befreit, d.h. beziehen Hilfen zum Lebensunterhalt. Die meisten Kinder haben ein Fernsehgerät in ihrem Zimmer, das bis spät in der Nacht und mit nicht altersentsprechenden Programmen in Betrieb ist, zumal wenn ältere Geschwister mit im Zimmer wohnen. 7 SchülerInnen haben Gewalterfahrungen innerhalb der Familien gemacht. Über alle diese Fälle gibt es eine Akte beim Jugendamt, in zwei Fällen gab es bereits eine außerfamiliäre Unterbringung. Bei 6 von 19 SchülerInnen kann man davon ausgehen, dass die Eltern ihrer Fürsorge- und Erziehungspflicht im positiven Sinn nachkommen. Bei allen anderen gibt es immer wieder Gesprächsbedarf, 4 Eltern entziehen sich dabei hartnäckig und verweigern mehr oder weniger offen die Zusammenarbeit mit der Schule! Trotz oder gerade wegen dieser vielfältigen Probleme kommen die Kinder i.d.R. gerne zur Schule. Hier treffen sie ihre Freunde und bekommen vielfältigste Anregungen. Die Erwachsenen üben keine körperliche Gewalt aus und sind der Klientel entsprechend in der Mehrheit pädagogisch in der Lage und bemüht, deren Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Arbeit an unserer Schule ist im wesentlichen durch einen hohen sozialpädagogischen und erzieherischen Aspekt geprägt. Reine Wissensvermittlung ist auf diesem Hintergrund schwierig. Immer wichtiger dagegen ist das Lernen in projekt- und handlungsorientierten Zusammenhängen. In den letzten 3 Jahren konnten 13 SchülerInnen am NightingaleProgramm, einer studentischen Patenschftsinitiative zur Stadterkundung teilnehmen.

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2. Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Wir konnten aus zwei uns vorgeschlagenen Filmen auswählen: €• Die geheime Mission (MPG Missionen) €‚ Naturkunde (Ciencias Naturales) Wir entschieden uns für den ersten Film, obwohl wir den Preview-Termin nicht wahrnehmen konnten. Der beschriebene Inhalt und die Aussicht auf eine actionreiche Story gaben den Ausschlag. Auch hatten wir den Film „Nenn mich einfach Axel“ im Kopf, der den Schülern sehr gut gefallen hatte. Hier spielte außerdem ein Mädchen die Hauptrolle und es ging um einen Song-Contest. Alle SchülerInnen kennen „Deutschland sucht den Superstar“, „ - das Supertalent“ oder „The „Voice-Kids“. Die Mädchen kennen „Let´s dance“ oder tanzen es als Wii-Spiel.

Der Film: Die geheime Mission

(64. Internationale Filmfestspiel Berlin, Generation K-Plus, Programmheft)

Karl möchte auf keinen Fall nach Kopenhagen ziehen. Er liebt die Dünen, den Strand und das Meer in der abgelegenen Gegend, in der er mit seiner Mutter lebt. Und er betet zu Gott, dass er hier bleiben kann. Aber er hat keine Wahl. Die Mutter muss wegen ihrer Arbeit in die Großstadt umziehen, und Karl geht mit. Die fremde Stadt ist laut, schrill und voller Verkehr, Menschen aus allen Kulturen bevölkern die Straßen und Geschäfte. In der Schule ist Karl mit seinem ländlichen Dialekt ein Außenseiter, und die anderen Jungs fangen an, ihn zu mobben. Gott sei Dank nimmt ihn Sawsan, ein Mädchen aus einer türkischen Familie, unter ihre Fittiche. Von ihr lernt Karl, wie man ordentlich dänisch spricht und was die coolen Sprüche sind. Das hilft. Aber auch Sawsan hat ihre Probleme. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als mit einem eigenen Song in einer Casting-Show im Fernsehen dabei zu sein. Doch ihr Vater sagt Nein, denn für ihn gehört seine Tochter nicht auf die Bühne. Da lässt Karl sich etwas einfallen. Bald sucht ganz Dänemark nicht nur einen Superstar, sondern auch zwei Kinder, die spurlos verschwunden sind. Eine liebevolle Geschichte in bester Tradition dänischer Kinderfilme.

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3. Stunden- und Projektstruktur Der Film lief gleich am ersten Tag nach den Winterferien. Da wir den Januar wegen der Übergangsgespräche und –gutachten vorwiegend mit Arbeit verbracht hatten, begannen wir den Tag mit einem entspannten Frühstück und legten nach den guten Erfahrungen im letzten Jahr wieder unsere Filmhefte an.

Den SchülerInnen war bekannt, dass es nach dem Film die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen, sich Notizen zu machen und evtl. ein Autogramm zu bekommen.

Im folgenden bearbeiteten wir den Filmfragebogen und einen weiteren Fragebogen, der sich besonders auf die tabubrechenden Personen im Film konzentrierte. Die SchülerInnen sollten weitere Fragen notieren, die wir in der Gruppe versuchten zu beantworten.

Gleichzeitig übten wir anhand der Kriterien für eine Inhaltsangabe Stichpunkte zum Film zu notieren und diese in eine Reihenfolge zu bringen. Vom 24. – 28. Februar hatten wir die Möglichkeit, selber eine Woche in und mit Unterstützung der Kreuzberger Musikalischen Aktion aktiv zu werden. Wir gründeten eine Band, in der zwei Mädchen sangen, eine Batzudogruppe, in der 4 Mädchen und ein Junge japanische Kampfkunst trainierten sowie eine Filmgruppe, die unter Anleitung eine Story entwickelte und diese filmisch umsetzte. 4


(Letzteres Ergebnis liegt als DVD vor, die Präsentation mit den Eltern und Freunden als Publikum wurde ebenfalls gefilmt, ist aber noch nicht abschließend bearbeitet, ebenso die Dokumentation der Woche!)

4. Arbeitsblätter, Materialien, Schülerergebnisse etc. €ƒ Das Berlinaleheft mit einer Kopie des Filmplakats sowie einigen Infos zu den außer den SchauspielerInnen am Film beteiligten Personen (s.o.) €„ Da nach dem Kino keine Zeit mehr für eine Gesprächsrunde war, bekamen die Kinder einen kleinen Filmfragebogen zur Selbstreflexion.

€… Filmfragebogen

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Zusätzlicher Fragebogen: Diese Umfrage hat recht interessante Ergebnisse gebracht: Alle Mädchen fanden es gut, dass der Onkel und die Oma Sawsan geholfen haben (6 muslimische, 1 evangelisches Mädchen). Von den 5 Jungen fanden das 2 nicht gut, moralisch verwerflich und strafbar, 2 fanden das eigentlich o.k., aber eigentlich auch wieder nicht und nur einer fand es richtig! Bei der Frage nach dem Cousin gab es ein ähnliches Bild: die Mädchen fanden, dass er Sawsan bewacht und beschützt, bezeichneten dieses aber gemein oder zu streng. Die Jungs nannten ausdrücklich „Er bewacht Sawsan“ und fanden das auch mehrheitlich in Ordnung.

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Gesprächsergebisse: Die Schüler waren begeistert von dem Film, mochten allerdings mehrheitlich das Sprachgewirr nicht. (Ein Schüler, der die Vorführung verpasst hatte, hat es noch während der Berlinale geschafft, sich den Film zu Hause runterzuladen und auf Deutsch zu sehen, wie auch immer!). Die Verfolgungsszene und alles, was mit dem Cousin zu tun hatte, war sehr beliebt. Wir Lehrerinnen waren begeistert, wie sehr viele SchülerInnen sich witzige Details wie die Szene, als der Vater der Polizei ein Babyfoto von Sawsan in die Hand drückte, gemerkt haben! Sehr schön auch, dass einige Schüler einen Bezug zu dem gerade gelesenen Buch „Ben liebt Anna“ herstellten (Umzug, Freundschaft, Mädchen – Junge).

Die Freundschaft der Filmkinder wurde eher am Rand erwähnt, die eigentliche Botschaft des Films erkannt, jedoch verdrängt. Das zeigte sich während des Films (einige Kinder drehten sich weg) und in den Gesprächen bei den Nachbearbeitungsphasen. Vereinzelt wurde kritisiert, dass es ein Happy-End gab!

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Inhaltsangabe:

5. Abschließende Betrachtung Das Projekt hat allen Beteiligten wieder soviel Spaß gemacht, dass es mittlerweile in eine Trickfilmproduktion geraten ist! Die SchülerInnen haben in 4 Gruppen zu verschiedenen Genres eine Geschichte ausgedacht, ein Storyboard gezeichnet und geschrieben, die Szenen fotografiert und mit Magic Movie sowie Windows MovieMaker verarbeitet. Die Filme sind gerade fertig geworden. Wir wollen sie begutachten, eine kurze Inhaltsangabe und Kritik schreiben und sowohl auf der Schulhomepage als auch auf Youtube veröffentlichen. Es ist wieder gelungen, die Schüler emotional zu erreichen. Die Mädchen hatten eine diebische Freude, denn in der Realität erfahren sie eben doch auch so was wie den „Cousin“! Und die Jungen fanden natürlich Sawsan cool und hätten gerne an Karls Stelle agiert. Vielen Dank!

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