Das ist Flandern

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Das ist Flandern! VISITFLANDERS


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IMPRESSUM HERAUSGEBER

Toerisme Vlaanderen Peter De Wilde Grasmarkt 61 – 1000 Brüssel

INHALT

Tourismuswerbung Flandern-Brüssel, Wien

COPYRIGHT TItelbild: Antwerpen Rubenshuis collectiebeleid, Westtoer, www.milo-profi.com

DRUCKEREI

Druck.at

GRAFIKDESIGN

Ulrich Enge, doktor-u.com AT 2014, Ausgabe 10/2014 AT Für Fehler oder ungewollte Auslassungen, die wir trotz mehrmaliger Kontrolle bei der Erstellung dieser Broschüre übersehen haben, übernimmt Toerisme Vlaanderen keine Haftung.


EDITORIAL

Hartelijk welkom! Herzlich willkommen! Flandern mag – geografisch gesehen – klein sein. Was aber seine Kulturschätze, seine Lebensqualität und sein kreatives Potential betrifft, gehört es zu den ganz Großen. Die sehenswertesten Städte der Region – Brügge, Antwerpen, Gent, Mechelen und Leuven sowie die Hauptstadt Brüssel – liegen nahe beieinander und city hopping ist hier die einfachste Sache der Welt: So kann man z.B. am Vormittag den Comic-Rundgang in Brüssel machen und am Nachmittag in Antwerpener Designerläden stöbern oder sich in Brügge mit dem Boot durch die Kanäle schippern lassen. Bei den vielen Besonderheiten der Region gehen die Ideen nicht aus. Mit diesem Magazin wollen wir in erster Linie Lust auf Flandern machen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Hierfür gibt es mittlerweile eine Menge empfehlenswerter ­Literatur (siehe Seite 34). Viel Aktuelles gibt es auch auf ­unserer Website www.flandern.at nachzulesen.

Mit den ausgewählten Highlights ist uns aber, so hoffen wir, ein kleiner Überblick über die Vielfalt gelungen, die Flandern bietet. Ob Sie sich nun gerne in einer pulsierenden Großstadt tummeln oder lieber durch eine kleine mittelalterliche Stadt flanieren, ob Sie sich für das dichte Museums- und Kulturprogramm erwärmen oder Ihren Gaumen verwöhnen möchten – Flandern kann all das! Und zu all dem möchten wir Sie herzlich einladen. Auf bald also! Tot binnenkort! IHR TEAM DER TOURISMUSWERBUNG FLANDERN-BRÜSSEL, WIEN

LONDON (0,6h)

AMSTERDAM (0,5h) BRÜGGE

BERLIN (1h)

ANTWERPEN GENT

MECHELEN

BRÜSSEL LEUVEN

PARIS (0,5h)


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INHALT

Spannendes entdecken Antwerpen: Internationaler Treffpunkt für Fashionistas>>>>>>>>>> S. 8/9 Architektur & Design: Eine Reise durch die Jahrhunderte>>>>>>>> S. 10/11 Brüssel: Im Revier von Tim und Struppi >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>S. 12/13 Museen: Von den Bildenden Künsten bis hin zum Design >>>>>>>S. 14/15 Märkte: Ein Fest für alle Sinne >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 16

Sich verwöhnen lassen Unterkünfte: Design- oder Romantikhotels, originelle B&B>>>>>> S. 17 Gastronomie: Schlemmen wie “Gott in Flandern“!>>>>>>>>>>>>S. 18-21 Luxus: Wovon man nie genug haben kann>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 22/23


Š The Flemish Primitives (2011)

Atelier Van Eyck


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INHALT

Die Seele baumeln lassen Brügge: Romantik pur vor mittelalterlicher Kulisse>>>>>>>>> S. 24/25 Radeln: Bereit, sich mit Eddy Merckx zu messen?>>>>>>>>>>>>>>> S. 27 Grüne Regionen & Küste: Frischluft und Meeresbrise>>>>>>>>>>> S. 26/27

Freudvolles Erleben Gent: Die Stadt, die nie schläft>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 28/29 Festivals: Feste feiern, wie sie fallen>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 30/31 Leuven: Die längste Theke der Welt>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 32 Mechelen: Zu Besuch bei Margarethe von Österreich>>>>>>>>>>>>>> S. 32 Bier: Auf den Spuren von über 1000 Biersorten>>>>>>>>>>>>>>>> S. 32/33


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SPANNENDES ENTDECKEN

VERWÖHNT VOM GOLDENEN ZEITALTER Die Geschichte Antwerpens ist zunächst die Geschichte eines bedeutenden Hafens. Bis zum 16. Jahrhundert wuchs die Handelsstadt am Ufer der Schelde vor allem durch den Tuchhandel zum wirtschaftlichen Zentrum Europas heran. Sie galt als eine der schönsten Städte, war reich und die Heimat großer Maler, Gelehrter und Architekten, die allesamt das Kulturleben der Stadt prägten. Vieles in Antwerpen geht auf diese “goldene Zeit“ zurück: prunkvolle Stadtpaläste, Kirchen und Patrizierhäuser, die heute von moderner Architektur umspielt werden. Auch der berühmteste Bürger der Stadt wurde in dieser Zeit geboren.

Der Name Rubens ist ungefähr so eng mit Antwerpen verbunden wie der Name Mozart mit Wien. Der Barockmaler Peter Paul Rubens (1577-1640) verbrachte fast sein ganzes Leben hier, seine Auftraggeber waren Adelige, reiche Kaufleute und nicht zuletzt die Kirche. Er war schon zu Lebzeiten berühmt und der Malstil, mit seiner typischen Bewegtheit und Farbigkeit, fasziniert uns bis heute. Im Rubenshaus, dem ehemaligen Wohnsitz und Atelier des Künstlers, kann man Gemälde bewundern aber auch einiges über Leben und Alltag zur Zeit Rubens’ erfahren. Eine repräsentative Schau seiner Arbeiten wird dagegen im Museum für Schöne Künste Antwerpen gezeigt – ein “must-see“ für alle Freunde der flämischen Barockmalerei.

SPEZIALTIPP © KBC Bank NV, Erwin Donvil

>>>> THE ROCKOXHUIS

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© Sofie Coreynen

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Antwerpen

ALTE MEISTER IM MODE-MEKKA

Keizerstraat 10 2000 Antwerpen

“BRILLANTE“ VIERTEL, BUNTE STRASSEN Ein wenig verborgen liegt Antwerpens “kostbarste“ Gegend: das DiamantenViertel. Hier wandern ca. 60 % aller Rohdiamanten weltweit über den Ladentisch. Nur wer genau hinsieht, bemerkt die vielen Kameras und das allgegenwärtige Sicherheitspersonal. Überhaupt geht es in Antwerpen vielfältig zu. Jedes “Kwartier“ (Viertel) überrascht mit einem neuen Lokalkolorit, vom belebten historischen Zentrum um den Grote Markt über das studentische Stadswaag bis hin zum Eilandje mit seinen alten Docks und Lagerhäusern, in denen heute Kulturinitiativen blühen, interessante Restaurants ihre Gäste verwöhnen oder coole Clubs ordentlich einheizen. Ebenfalls sehr “trendy“ ist das Zuid, rund um das Museum für Schöne Künste: Galerien, Designershops, angesagte Restaurants und Clubs sind Magneten für das “kreative“ Publikum. In Antwerpen liegt entspannte Provinzialität neben großstädtischem Trendsettertum, trifft Kulturerbe auf blühendes Kulturleben.


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Rubens trifft auf cutting-edge Modedesign, lauschige Gässchen auf den zweitgrößten Hafen Europas, alt auf neu. Antwerpen bietet Kontrast und Vielfalt und ist gerade deshalb so aufregend. FASHIONABLE CITY Extravagant und flippig präsentieren sich Antwerpens Modeschöpfer. Seit Jahren schon zieht die lokale Design- und Modeszene Kreative aus aller Welt an, was den Antwerpener Alltag von Jahr zu Jahr bunter und internationaler macht. Der Modeboom geht auf die so genannten “Antwerp Six“ zurück, eine Gruppe von Modeschöpfern – unter ihnen Van Noten, Demeulemeester und Van Beirendonck –, die mit ihren ausgefallenen Entwürfen in den späten 1980er Jahren Furore machten. Das Antwerpen der Mode befindet sich vor allem im Stadtteil Sint-Andries um die Nationalestraat, wo sich nicht nur Flagship-Stores großer Designer mit ihren faszinierenden Interieurs angesiedelt haben, sondern auch das Modemuseum (MoMu), das auch Nicht-Spezialisten einen Einblick in die Materie gibt. „Fashion-Addicts“ können hier die Antwerp Fashion Map erwerben oder sich gleich die tolle „Fashion In Antwerp App“ herunterladen. Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Antwerp Fashion Academy, ein Hot-Spot der talentiertesten Modestudenten. Das Design der Antwerpener ist berühmt für seine Individualität, sein handwerkliches Können, aber auch für den spielerischen Kontrast von historischen und neuen Stilen. Ein Kontrast, der schließlich auch Antwerpen insgesamt charakterisiert.

SHOPPINGTIPPS >>>> BELGISCHE LABELS Walter® Schutterhofstraat 9 www.waltervanbeirendonck.com Modepaleis Nationalestraat 16 www.driesvannoten.be

Louis Lombardenstraat 2

>>>> INTERNATIONALE LABELS Verso Lange Gasthuisstraat 9-11 www.verso.be >>>> SCHUHE Coccodrillo Schuttershofstraat 9 >>>> VINTAGE Sussies Oude Koornmarkt 69

WEBTIPP >>>> TOURISMUSAMT ANTWERPEN www.antwerpen.be >>>> FLANDERS FASHION INSTITUTE www.ffi.be


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SPANNENDES ENTDECKEN

© www.atomium.be

Diese Frage stellt sich in Flandern nicht. Architekturdenkmäler, wie sie dem Besucher in Brüssel, Antwerpen, Gent oder Brügge an jeder Straßenecke begegnen, weisen zwar auf eine reiche Vergangenheit hin, richtig gut sind die Flamen aber auch im Verquicken von alt und neu.

Das Atomium ist der “Eiffelturm Brüssels“ und bietet aus 102 Meter Höhe den weitesten Blick über die Stadt. Die Form der 1958 anlässlich der Weltausstellung gebauten Architekturvision entspricht übrigens einem 165-milliardenfach vergrößerten Eisenmolekül. Zur Zeit seiner Erbauung war es Symbol des Fortschritts und Ikone des Atomzeitalters. Drei 36 Meter hohe imposante Stahlträger halten die Konstruktion aus 9 Kugeln und 20 Verbindungsröhren in Position. Eigentlich dazu bestimmt, nach der Weltausstellung wieder abgerissen zu werden, hat dieser Bau bis heute als Brüsseler Wahrzeichen überlebt und erstrahlt seit Frühling 2007 wieder in neuem Glanz.

© Antwerpen Toerisme en Congres

Kulturerbe oder moderne Architektur?

AUS ALT MACH NEU Trotz seines großartigen architektonischen Erbes legt Flandern alles andere als eine rückwärtsgewandte Denkmalschützermentalität an den Tag. Überall schmiegen sich lichtdurchflutete moderne Anbauten an historische Bausubstanz, ragt ein moderner Aufzug aus Stahl und Glas neben steinernem Gemäuer empor. Kaum irgendwo scheint die Symbiose aus alt und neu so selbstverständlich wie hier. Wer aufmerksam durch Brüssel, Antwerpen oder Gent spaziert, dem wird bald das Talent der Flamen auffallen, alten Gebäuden neues Leben einzuhauchen. In Brüssel wurde ein von Victor Horta gebauter Art Déco Tempel unversehens zum Kunst- und Kulturzentrum BOZAR. Eine ähnliche Bestimmung fand das außergewöhnliche Flagey-Gebäude, eines der ersten Rundfunkhäuser Europas aus den 1930er Jahren. Das Pakhuis in Gent war einst ein Lagerhaus und wurde zu einem beeindruckenden Restaurant umfunktioniert. Gerade Gastronomie und Hotellerie bedienen sich in Flandern gern dieser Kontraste und bieten damit ein einzigartiges Ambiente. Auch die zeitgenössische Architekturszene Flanderns schläft nicht und wartet mit bekannten Namen und exzentrischen Positionen auf: Bob van Reeth oder Marie-José van Hee sind nur zwei prominente Beispiele.


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DIE WIEGE DES “NEUEN STILS“ GUT KONSERVIERT Während der Herrschaft der Burgunder im 14. und 15. Jahrhundert erlebten die flämischen Städte eine enorme wirtschaftliche Blüte, die sich zu allererst in der Architektur niedergeschlagen hat. Reichtum will repräsentiert werden – daher entstanden zu dieser Zeit die für Flandern so typischen Belfriede, wie sie in Gent und Brügge zu sehen sind. Diese hoch emporragenden Türme, Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins, prägen gemeinsam mit den Kirchen und gotischen Rathäusern die Silhouette flämischer Städte. Aufwändig verzierte Zunft- und Herrenhäuser aus dieser Zeit zeugen vom Reichtum der Zünfte und Kaufleute. Das Juwel flämischen Architekturerbes ist aber unbestritten Brügge mit seiner historischen Innenstadt, die von den Kriegen nahezu verschont blieb – mittelalterliche Bauten, verschlungene Kanäle, enge Gässchen mit Kopfsteinpflaster. Die Liste der historischen “must-sees“ Flanderns ist so lang, dass Architekturliebhaber besser schon einmal ein paar Tage mehr einplanen sollten. Es ist auch kein Zufall, dass viele dieser historischen Stätten mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe zählen.

JUGENDSTILTIPPS >>>> HORTAMUSEUM www.hortamuseum.be >>>> LE CIRIO Traditionsreiches Bistro im Jugendstil Rue de la Bourse 18 - 1000 Brüssel >>>> HOTEL METROPOLE Hier ging Jacques Brel ein und aus. www.metropolehotel.com

SPEZIALTIPP >>>> COMME CHEZ SOI Haute-Cuisine Restaurant www.commechezsoi.com

WEBTIPP >>>> JUGENDSTILINFO BRÜSSEL www.brusselsartnouveau.be

Die Architektur des 19. Jahrhunderts stand ganz im Bann des historischen Zitats. Erst die Jugendstilarchitektur trennte sich vom historischen Denken. Ihre Wiege liegt in Brüssel. Victor Horta (1861-1947) gelang dort mit dem Hôtel Tassel um 1893 nicht nur der berufliche Durchbruch, sondern auch eines der ersten Jugendstilgebäude, dessen Inneres die Zeitgenossen aufschreckte: Die unverkleideten Eisenträger im Innenraum und der überreiche Dekor waren für die damalige Zeit unerhört. Stilbildend ist auch Hortas eigenes Haus, heute das Hortamuseum, das er wie ein Gesamtkunstwerk anlegte: Alles, von der Fassade über die Möbel bis hin zu den Türschnallen, hat der Architekt selbst entworfen. Gemeinsam mit berühmten Mitstreitern wie Paul Hankar und Henri van de Velde sowie weiteren Gleichgesinnten entstanden in den 1890er Jahren in den neuen Brüsseler Vorstädten wie Saint-Gilles/ Sint Gillis und Ixelles/Elsene eine Vielzahl an Häusern im Art Nouveau Stil. Auch Antwerpen, die Heimatstadt von Henri van de Velde, ist mit über 300 Gebäuden eine der Jugendstilstädte Europas.


Brüssel WELT TRIFFT STADT

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12 Die ganze Welt kommt nach Brüssel! Würde man mit verbundenen Augen in der U-Bahn fahren und nicht wissen, wo man sich befindet – man ­könnte sich abwechselnd in New York, Sao P ­ aolo, Kinshasa, Istanbul, Moskau, Amsterdam, Paris oder Rom wähnen. Sitzt man dann aber in der k ­ leinen holzvertäfelten Kneipe und schlürft ein vom Kellner warm empfohlenes Kirschbier, dann ist ganz klar: man befindet sich in Brüssel.

FREIRÄUME MIT GESCHICHTE

HIGHLIGHTS AUS DER OBERSTADT

Das erste Ziel jedes Brüssel-Besuchers ist der imposante Grand’ Place/Grote Markt. 96 Meter ragt der Turm des gotischen Rathauses aus dem 15. Jahrhundert empor und die prächtigen barocken Fassaden der Zunfthäuser ringsum haben noch jeden in bares Staunen versetzt.

Richtig auf ihre Kosten kommen Schokoladefans jedoch am Grand Sablon/Grote Zavel am Weg zur Oberstadt. Hier sind die Schokoladenkünstler Marcolini und Wittamer ansässig. Weitere Anziehungspunkte des geschäftigen Platzes sind Trend-Restaurants und Cafés sowie ein feiner Antiquitätenmarkt am Wochenende.

Der Place St Géry/St. Goriksplein befindet sich auf der anderen Seite der großen Nord-Südachse. Hier, im ehemaligen Sumpfgebiet, liegt der Ursprung Brüssels, der auf das 6. Jahrhundert zurückgeht. Feucht, aber vor allem fröhlich ist es hier heute noch, denn um diesen Platz reihen sich unzählige Kneipen und Clubs. Hier trifft sich das Partyvolk, mischen sich Brüsseler unter EU-Beamte und Mitarbeiter internationaler Konzerne, um sich gemeinsam die Nacht um die Ohren zu schlagen. Ein Stück weiter liegt der ehemalige Fischmarkt auf dem Place Ste Catherine/St. Katelijneplein. Noch im 19. Jahrhundert gelangten die Schiffe bis hierher in die Stadt. Fisch und Meeresfrüchte sind die Spezialitäten der hier ansässigen Restaurants – eine letzte Verbindung zur früheren Bestimmung des Platzes. Meeresfrüchte gibt es hier auch beim Chocolatier Blondeel am Quai aux Briques/ Baksteenkaai – allerdings sind die aus feinster Schokolade.

Am Place Royal/Koningsplein ist man zunächst vielleicht ein wenig verwirrt: vom König keine Spur. Karl von Lothringen ließ den Gebäudekomplex, der auch die Museen für Schöne Künste einschließt, Mitte des 18. Jahrhunderts nach dem Vorbild Wiens neu erbauen. Der Königspalast liegt um die Ecke – aha! Den Place St Boniface/St. Bonifaasplein muss man auch erst einmal finden. Er ist klein und liegt inmitten von Matonge, dem Viertel der vorwiegend afrikanischen Community. Er ist ein Geheimtipp für Brüssel-Besucher und absolut ‚in’ bei Kreativen und jungen Leuten. Man trifft sich hier im Ultime Atome, im Belgo Belge oder in einem der anderen Szenelokale.


SPANNENDES ENTDECKEN

TIPPS >>>> COMIC-MUSEUM

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Auf drei Stockwerken des Jugendstilgebäudes findet man alles zu Comics, ihren Helden und Zeichnern, ebenso einen Museumsshop, eine Bibliothek und ein nettes Café. www.stripmuseum.be

>>>> COMIC-RUNDGANG

Der Rundgang entlang der 31 Comicfassaden ist eine besondere Art Brüssel kennenzulernen.

>>>> COMIC-LÄDEN

KULTUR DER SPRECHBLASE Am Comic wird man in Brüssel schwer vorbeikommen. Insbesondere Tim und Struppi, dem rasenden und reisenden Reporter mit seinem kleinen Hund, wird man hier begegnen. Der berühmte Zeichner Hergé hat ihn bereits 1929 geschaffen.

Brüsseler Comic-Kultur zum Kaufen findet man bei La Bande de six Nez (179, Chaussée de Wavre/Waversesteenweg) oder Brüsel (100, Boulevard Anspach/Anspachlaan) oder auch Tim & Struppi (13, Rue de la Colline/ Heuvelstraat)

WEBTIPP >>>> TOURISMUSAMT BRÜSSEL

Warum gerade die Belgier – auch Erwachsene übrigens – so vernarrt in die Bildergeschichten sind, ist schwer zu sagen. Der Comic gilt als Instrument zur Überbrückung der Zweisprachigkeit im Land und ein bisschen entspricht er wohl auch dem Wesen der Brüsseler. Die haben sich nämlich immer schon gerne mit Karikaturen einen Spaß gemacht und selbst beißende Kritik humorvoll in Bilder verpackt. Manneken Pis: Die kleine pinkelnde Brunnenfigur des Bildhauers Jérôme Duquesnoy aus dem Jahr 1619 ist das bedeutendste Wahrzeichen Brüssels. Der nur 61 cm große Knabe war schon um 1770 so beliebt, dass er eine steinerne Nische bekam. Da viele Staatsgäste ihre Nationaltracht in Miniatur für Manneken Pis mitbringen, hat der kleine Mann mittlerweile eine beachtliche Garderobe. Übrigens: Manneken Pis hat eine Schwester Jeanneke Pis sitzt am Ende der Impasse de la Fidelité/Getrouwheidsgang.

www.visitbrussels.be

SPEZIALTIPP >>>> BLUMENTEPPICH

Alle zwei Jahre verwandelt sich der grote Markt /Grande Place Mitte August in ein riesiges Blütenmeer.

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Die Belgier haben schon früh Geschmack an den bunten Strips aus Bildern und Sprechblasen gefunden und verschlangen schon die ersten aus den USA importierten Titel. Als unter der deutschen Besatzung während des Ersten Weltkriegs aber der Import von Comics verboten wurde, sprang die junge Generation belgischer Comic-Künstler ein und schuf seither so berühmte Figuren wie Tim und Struppi, Spirou, Gaston, die Schlümpfe oder Lucky Luke. Bis heute ist Belgien das europäische Zentrum des Comics, hier auch als “neunte Kunst“ bezeichnet, und verkauft 22 Millionen Hefte jährlich in über 30 Ländern.


14 © Layla Aerts

Museale Vielfalt entdecken KLEIN-ITALIEN MITTEN IN ANTWERPEN – RUBENSHAUS

Flandern besitzt aufgrund seines reichen Kulturerbes eine Museumsdichte, die bemerkenswert ist. Nicht nur die Liebhaber von flämischer Malerei & Co kommen da auf ihre Kosten, sondern es locken auch eine Vielzahl spezieller Themenmuseen wie das Horta-, Comic-, Mode-, Manneken Pis-Museum und viele, viele mehr…

VON DEN ALTEN MEISTERN BIS ZUM SURREALISMUS – DIE VLAAMSE KUNSTCOLLECTIE In den großen Museen sind sie weltweit vertreten: Die Meister der frühen flämischen Schule, die barocken Malerfürsten Rubens und van Dyck, aber auch Vertreter der Moderne wie Ensor und Magritte. Nirgendwo anders können Kunstliebhaber eine so umfassende Sammlung dieser Werke sehen wie in Flandern selbst, der Heimat dieser Künstler. Drei Museen haben sich im Verbund zum Ziel gesetzt, die herausragende Geschichte der bildenden Künste der südlichen Niederlande vom 15. bis 20. Jahrhundert zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren: Das Königliche Museum für Schöne Künste Antwerpen mit seiner beeindruckenden Barocksammlung, das Groeningemuseum Brügge mit einem Querschnitt aus 600 Jahren belgischer Kunstgeschichte und das Museum für Schöne Künste Gent mit Schwerpunkten in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Gemeinsam bilden die drei Häuser die Kunstsammlung Flandern, die Vlaamse Kunstcollectie. Versuchen Sie es einmal mit einem städteübergreifenden Museumsbesuch! www.vlaamsekunstcollectie.be

Rubens ist in Antwerpen allgegenwärtig. Die Werke des großen Barockmalers sind über Museen und Kirchen in der ganzen Stadt verstreut. Eine besondere Begegnung mit Rubens wird man aber im Rubenshaus am Wapper in der Altstadt machen, seinem ehemaligen Atelier und Wohnhaus, in dem der Künstler und Diplomat von 1615 bis zu seinem Tod 1640 lebte und arbeitete. Das Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert wurde im Stil der flämischen Renaissance gebaut. Das Atelierhaus hat Rubens selbst entworfen und damit – in der Bevölkerung damals heftig diskutiert – den italienischen Palazzo in Antwerpen eingeführt. Am Portikus mit seinen drei Torbögen hat der eigentlich katholische Maler griechische Gottheiten verewigt, die für ihn allerdings symbolische Bedeutung hatten. Die Ausstellung von etwa zehn seiner Werke, ein Garten mit Pavillon – ebenfalls im italienischen Stil – Kunstkabinett, Esszimmer sowie ein kleiner Tempelbau für Skulpturen geben Aufschluss über das Leben und Wirken Rubens’ und nicht zuletzt über seine Zeit. www.rubenshuis.be


SPANNENDES ENTDECKEN

© Charly Herscovici, with his kind permission c/o SABAM-ADAGP, 2008

NEU SEIT 2009 – MAGRITTE MUSEUM René Magritte (1898-1967) ist einer der unbestrittenen Magier der Malerei und nicht nur einer der wichtigsten belgischen Maler, sondern zugleich einer der bedeutendsten weltweit. Gemeinsam mit den Schriftstellern Paul Nougé und Louis Scutenaire bildete er ab Mitte der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den Kern der legendären Brüsseler Surrealisten-Gruppe, die rasch für Aufsehen und Skandale sorgte. Von 1930 bis 1954 entstand in der Küche einer bescheidenen Brüsseler Erdgeschoßwohnung der Großteil seiner Werke. Seit Juni 2009 wird dem Künstler nun ein großes Museum mitten in Brüssel gewidmet. Im frisch sanierten klassizistischen Altenloh-Palais am Koningsplein/Place Royale entstand das neue zentrale Domizil für die weltweit größte Magrittesammlung. Rund 200 Werke werden dort gezeigt, darunter so berühmte Meilensteine wie Die Herrschaft des Lichts (L’Empire des Lumières) und Der heimliche Spieler (Le Joueur Secret). www.musee-magritte-museum.be

KULTURELLES HIGHLIGHT – MAS – ARCHITEKTONISCHES JUWEL AM STROM

Im MAS sind die Sammlungen des ehemaligen Völkerkunde-, Ethnografieund Schifffahrtsmuseums ausgestellt. Das Museum beleuchtet die Wechselwirkung zwischen Antwerpen und den vielen Kulturen, die die Stadt über den Hafen erreichten. www.mas.be

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Die Architekten des neuen Wahrzeichens von Antwerpen, des 60 Meter hohen MAS, ließen sich von den alten Backstein-Lagerhäusern inspirieren, die so typisch sind für die alte Hafenstadt. Das Gebäude besteht aus versetzt übereinander gestapelten Boxen, die von einer spiralförmigen, verglasten Galerie umgeben sind. Wer auf den langen Rolltreppen in der Galerie nach oben fährt, dem bietet sich hinter jeder Windung eine neue, überraschende Aussicht auf Stadt, Fluss und Hafen.


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SPANNENDES ENTDECKEN

ANTIQUITÄTEN >>>> BRÜSSEL

Place du Grand Sablon/Grote Zavel Sa 9-18 h, So 9-14 h

Markttreiben

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>>>> GENT

Sint Jacobsplein Sonntag Vormittag

>>>> TONGEREN

Veemarkt/Leopoldwal Größter Antiquitätenmarkt der Benelux-Staaten in der ältesten Stadt Belgiens; So 6-13h

TRÖDEL >>>> BRÜSSEL Place du Jeu de Balle/Vossenplein Ein Flohmarkt, auf dem es wirklich alles gibt. Größtes Angebot am Wochenende; täglich 7-14 h

Die Flamen lieben ihre Märkte. Dort ist etwas los, man hält einen Plausch und kauft dabei Frisches ein. Lebensmittel-, Blumen- und Flohmärkte gibt es in jeder Stadt, am Wochenende wird der Sonntagsmarktgang zelebriert.

Märkte spielen sich in Flandern meistens unter freiem Himmel ab. Sie sind dabei nicht nur Einkaufsmöglichkeit, sondern sozialer Treffpunkt, der die Straßen und Plätze belebt. Lebensmittel- und Gemischtwarenmärkte haben eine lange Tradition und werden an fixen Tagen abgehalten. Eine flämische Besonderheit stellt die große Zahl an Blumenmärkten dar, die das ganze Jahr über frische Blumen aus der Umgebung anbieten.

>>>> BRÜSSEL

LEBENSMITTEL >>>> ANTWERPEN

Südmarkt (Gelände des Südbahnhofs) Sonntag Vormittag

FISCH >>>> BRÜGGE

Fischmarkt Auf alten Steinverkaufstischen wird frischer Fisch angeboten; Dienstag bis Sonntag morgens

BLUMEN >>>> GENT

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Kouter Blumenmarkt mit jahrhundertealter Tradition; ebenfalls Tradition haben die frischen Austern hier; Sonntag Vormittag

© Antwerpen Toerisme & Congres

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In der warmen Jahreshälfte verwandeln sie Plätze in ein prachtvolles, duftendes Blumenmeer. Während andernorts am Sonntag die Stille einkehrt, macht sich der Flame auf zum Markt. Die Sonntagsmärkte sind eine Institution und ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung am Wochenende. Anschließend geht man mit Familie oder Freunden noch ins Café oder in eine Brasserie. Flandernbesucher werden sich an einem Sonntag sicher nicht langweilen!

Theaterplein Sa 8-16h exotischer Markt, So 8-13 h Vogelmarkt


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SICH VERWÖHNEN LASSEN

Das Gefühl, willkommen zu sein Herzlich, aufmerksam und sehr entspannt – so beschreiben Reisende ihren Eindruck von der Gastfreundschaft der Flamen. Vom großen Hotel bis hin zum familiär geführten Bed & Breakfast wird es einem hier auch wirklich nicht schwer gemacht, sich wohl zu fühlen.

Wer würde nicht gerne in einem der hübschen alten Patrizierhäuser verweilen, wie sie in den Zentren der flämischen Städte überall zu finden sind? Gerade in Antwerpen und Gent wurden in den vergangenen Jahren viele dieser Häuser zu Bed & Breakfasts oder kleinen Hotels umgewidmet. Meist als Familienbetrieb geführt, wurden sie liebevoll und individuell eingerichtet. In vielen der gemütlichen Etablissements gleicht kein Zimmer dem anderen – für Individualisten also genau das Richtige.

DIE OASEN

© Westtoer

INDIVIDUELL UND MIT LIEBE ZUM DETAIL

Für alle, die eher ein ruhiges, lauschiges oder romantisches Wochenende im Sinn haben, gibt es eine Menge Unterkünfte fernab des großen Trubels. Lassen Sie sich zum Beispiel in einem der Hotels im romantischen Brügge verwöhnen, deren besonderer Reiz oft die Kombination uralter Gemäuer mit dem Komfort moderner Hotellerie ist. Oder wenn Sie es wirklich ruhig und vor allem grün haben wollen: Auch jenseits seiner Städte ist Flandern reizvoll und bietet seinen Gästen eine Vielzahl einladender Quartiere.

VON STILVOLL BIS “STYLISH“ Vielfalt und Qualität hat Flandern auch bei den klassischen Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten. Da ist garantiert für jeden Geschmack und jedes Budget etwas dabei. Traditionalisten werden vielleicht ein exquisites, schon über Generationen geführtes 5-Sterne-Hotel wählen, wo einem Gast jeder Wunsch bereits von den Augen abgelesen wird. Freunde von “Style“ und “Fashion“ werden sich in einem der neuen Designhotels mehr als wohl fühlen: Auf Möbeln, die von berühmten Designern entworfen wurden, sitzt es sich besonders gut. Genießen Sie ein erlesenes Ambiente.

ROMANTIKHOTELS >>>> ANTWERPEN

De Witte Lelie**** www.dewittelelie.be

DESIGNHOTELS

DESIGN-B&B

>>>> BRÜSSEL

>>>> BRÜSSEL

be Manos***** www.bemanos.com

The Dominican**** www.thedominican.be

>>>> BRÜGGE

Bloom*** www.hotelbloom.be

Made in Louis*** www.madeinlouise.com

>>>> ANTWERPEN

De Tuilerien**** www.hoteltuilerieen.com

Julien*** www.hotel-julien.com

Orangerie**** www.hotelorangerie.be

Matelote*** www.hotel-matelote.be

>>>> GENT

Pandhotel**** www.pandhotel.com

>>>> BRÜGGE

Harmony**** www.hotel-harmony.be

The Brussels House www.thebrusselshouse.be

Asinello www.asinello.be

>>>> ANTWERPEN

Au Bon Lit www.aubonlit.be

>>>> GENT Alphabed www.alphabed.be


18 © Michael Dehaspe

SICH VERWÖHNEN LASSEN

Langsam hatte ich es wirklich satt. Ständig wurde mir völlig enthusiasmiert berichtet, wie gut man in Belgien isst – nur ich hatte in Belgien noch nie gut gegessen. Alle meine diesbezüglichen Annäherungen an das Land waren Reinfälle. In Brüssel schleppten sie mich mal in einen grindigen Keller nahe der Grand Place, der von allen Reiseführern als Fresstempel erster Güte gelobt wurde. Es war überhaupt nicht gut. Viel und fettig, das schon. Aber viel und fettig kann ich doch bald mal wo haben. Dafür muss ich nicht nach Belgien fahren.

SEHR VERDÄCHTIG Freund und Feind, Bekannte und Verwandte, Insider und Auskenner kehrten mit leuchtenden Augen aus Belgien zurück und schwärmten mir vom Essen vor. Mich beschlich langsam dieselbe unangenehme Nervosität, die wahrscheinlich verspürt, wem in der Eden-Bar zu vorgerückter Stunde der Satz entschlüpft: “Also ich weiß nicht, was an Sex so toll sein soll.“ Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Ich fuhr wieder mal nach Brüssel, schlenderte ziellos durch die Straßen, und im erstbesten Lokal, in das ich beim Schnürsenkelbinden versehentlich hineinkippte, aß ich vorzüglich. Sehr verdächtig.

DAUERND SCHMECKTE ES! Abends war ich eingeladen, angesagter Schuppen. Während ich auf meine Vorspeise wartete, starrte ich moderne Kunst und schicke Menschen an, eine Kombination, die mich mit tiefem Argwohn erfüllt. Das Essen war exzellent. Ich war verstört. Jetzt wollte ich es wissen. Im Schatten der Kathedrale betrat ich ein traditionelles Muschellokal, orderte mutig und sah misstrauisch eine mittlere Wagenladung Meeresgetier in einem monströsen Topf nahen, flankiert von einer Kinderbadewanne Pommes frites. Eine zutiefst befriedigende Angelegenheit.

© Bas Bogaerts

Essen! Mittlerweile hatte mich die Euphorie eines durch Marienerscheinung bekehrten Heiden erfasst. Ich war in Belgien, und dauernd schmeckte es mir! Arg. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mir am Abend bevorstand. Listige Verführer mit dem unbedingten Willen zur Pulverisierung letzter lächerlicher Vorurteile meinerseits hatten einen Tisch im Restaurant Hecker bestellt.

WENN DER GAUMEN VIBRIERT Es sollte ein Life-changing-cuisine-Erlebnis werden. Kasper Kurdahl, einst Schüler u.a. von Alain Ducasse und Ferran Adrià, heute Besitzer der Hecker Dinner Wine Bar in Antwerpen, landete mit einem ganz einfachen Konzept einen ganz großen Erfolg: erstklassige Weine, hervorragendes Essen, für die gebotene Qualität nachgerade sensationelle Preise. Die Wände des Lokals sind in Rot und Olivgrün gehalten, großformatige Bilder hängen daran, bei meinem Besuch waren es überdimensional vergrößerte Barcodes von Obstverpackungen. Die Kunst ist auch käuflich zu erwerben, wie man einem Hinweis in der Karte entnehmen kann (“they could be on your wall soon“). Nicht zu übersehen auch ein überirdisch fescher Kellner mit sicher sehr teurer blonder Frisur, eine Art Erzengel Gabriel für Metrosexuelle (der junge Rutger Hauer mit einem Schuss Heath Ledger, wenn Sie sich darunter etwas vorstellen können). Die Erscheinung heißt Gunter und hat alles gut im Griff. Das Erweckungserlebnis begann recht harmlos mit einem Erdäpfelsüppchen im Espressotässchen. Fein, aber nichts, was einen winselnd vor Lust vom Sessel sinken lässt. Dabei schleicht sich Kurdahl mit dem Kartoffelschluck nur raffiniert an. Als Nächstes kommen drei perfekte Jakobsmuscheln auf Orangensojasauce mit einem Löffel MinzEstragon-Eis. Mag man so was? Aber ja!


© The Flemish Primitives (2011)

Endlich ist mir klar, warum die Leute so viel Aufhebens darum machen. Text: Christina Dany / Reisejournalistin

Kurdahl und sein Team kochen ungemein kreativ, verblüffend fantasievoll, aber nicht krampfhaft originell. Alles wirkt überraschend, aber nicht gesucht. Hier hat sich jemand über das Zusammenspiel von Aromen und Konsistenzen viele Gedanken gemacht, dabei kommt dann zum Beispiel so etwas heraus: hauchdünnes, knuspriges Knäckebrot, bestrichen mit einer Sauerrahm-Kren-Creme, die zarten Scheiben vom kurz angebratenen Thunfischfilet Halt gibt. Dazu ein winziges Wasabibatzerl, und der Gaumen beginnt zu vibrieren. Man wird von Gang zu Gang vergnügter, eine ganz eigene Art von guter Laune stellt sich ein. Es kommt ein mariniertes Huhn mit Artischocken, Shiitakepilzen und grünem Spargel. Funktioniert perfekt. Je spannender es wird, desto höher die Konzentration, irgendwann könnten sie im Hintergrund ein Schwein abstechen, und man würde immer noch ungerührt genießerisch mit halbgeschlossenen Augen an einem Messerspitzchen Sauce herumschmatzen.

DER HÖHEPUNKT Es kommt das Dessert: Schokoladeschaum in einem Stielglas, ganz unten eine dünne Schicht Olivenöl, obendrauf ein Hauch Cayennepfeffer sowie ein kleines Häufchen fleur de sel (Meersalz). Der Erzengel Gabriel schwebt herbei und gibt eine Gebrauchsanweisung: auf keinen Fall umrühren! Sondern den Löffel einfach in das Glas versenken, wieder hervorziehen und ablecken. Erst gewisse Skepsis am Tisch. Dann folgsames Löffelversenken, Löffelhervorziehen, Löffelablecken. Verblüffung auf den Gesichtern, die im Zeitlupentempo einem glücklichen Grinsen weicht. Daraufhin geht’s ein Weilchen stumm und eifrig weiter, bis man urplötzlich genug hat und die restliche Sauerei im Glas zurücklässt, viel ist es aber nicht. Das Ganze ähnelte bis zu einem gewissen Grad einem Orgasmus. Ich wusste nicht, dass Essen so sein kann.


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SICH VERWÖHNEN LASSEN

ESSKULTUR VON RUSTIKAL BIS ELEGANT Dass die Flamen dem Schlemmen nicht abgeneigt sind, belegen schon die Darstellungen von Speisen auf den Stillleben der flämischen Malerei. Auch heute hält diese Küche, eine Symbiose aus flämischer Deftigkeit und französischem Raffinement, Köstliches bereit. Wenn es ums Essen geht, bezeichnen sich die Flamen gerne als boergondisch, womit sie zumindest in dem Punkt ihre Zugehörigkeit zur romanischen Kultur bekennen. Obwohl flämische Küchenchefs die raffiniertesten Delikatessen zaubern, sind die typischen Klassiker relativ schlicht: Zum Beispiel Waterzooi, ein delikater Eintopf mit Fisch oder Huhn und einem gehörigen Schuss Sahne, Vlaamse carbonaden, das ist in Bier geschmortes Rind – ja, hier kocht man auch mit Bier – oder die Mosselen, der beliebte Topf gekochter Muscheln, der hier immer mit Pommes Frites gegessen wird.

© Michael Dehaspe

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Zeit für Genuss

“EATING OUT“

IMMER EINE SÜNDE WERT

Die Flamen essen wochentags einfach. Man begnügt sich mit warmen Snacks in einem der zahlreichen eetcafés, oder einer Portion frietjes – und niemand sollte behaupten, dass gut gemachte belgische “Pommes“ nicht eine Köstlichkeit für sich sind! Mit der Schlichtheit ist es aber spätestens am Abend und allerspätestens am Wochenende vorbei, denn da lässt man es sich in einem Restaurant so richtig gut gehen. Samstags gönnt man sich drei oder vier Gänge und pflegt eine Gastrokultur, die ihresgleichen sucht. Selbst auf dem Land gibt es zahlreiche Gourmettempel, in denen Sterne-Chefs mit regionalen Produkten Haute Cuisine zelebrieren. Hier ist nicht nur mit Geschmacksexplosionen zu rechnen, sondern auch mit einer kunst- und liebevollen Präsentation der Speisen, denn das Auge isst bekanntlich mit. Beim Auswärtsessen schauen die Flamen übrigens nicht aufs Geld: Was gut ist darf auch kosten. Der Restaurantbesuch mit den Lieben hat letztlich soziale Funktion, man sitzt, plaudert und genießt.

Der Blick auf die Speisekarte zeigt: Fisch und Fleisch halten sich die Waage, Gemüse ist auf dem Vormarsch. Vor allem Fischliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, denn viele Arten wie Scholle, Seezunge und Garnelen kommen aus den eigenen Küstengewässern, sind also superfrisch. Probieren Sie einmal Fisch oder Muscheln in Bier oder mit Käse gratiniert – sehr flämisch und sehr lecker! Überhaupt wird in der Küche gerne mit Bier gearbeitet, noch lieber aber wird es getrunken: Über 1000 Sorten gibt es von dem Nationalgetränk, von säuerlich bis herb, würzig bis süß, hell- und dunkelbraun, schwarz oder rot. Da kann man eigentlich nur eines tun: testen. Für die Krönung des Mahls oder einfach nur für zwischendurch lockt natürlich Süßes: Ob “Schokoladiges“ in Pralinenform, als Mousse oder zarter Moelleux, ob Brüsseler Waffeln oder smoutebollen (eine krapfenähnliche Köstlichkeit) – zum Sündigen werden Sie hier definitiv genügend Gelegenheit haben.


Ein Klassiker zum Nachkochen Wussten Sie, dass Belgien, gemessen an ­seiner Einwohnerzahl, europaweit die meisten Restaurantsterne vorzuweisen hat? Aber auch abseits der Gourmettempel ist es hier schwierig, schlecht zu essen…

GENTER HÜHNER-WATERZOOI Zutaten für 4 Personen: 5 Karotten, 3 Zwiebeln, 4 Stangen Sellerie, 3 Stangen ­Porree, 1 Bund Petersilie, 3 Lorbeerblätter, 5 Zweige T ­ hymian, Pfeffer, Salz, 3 Liter Wasser, 5 Hühnerbrühwürfel, 1

© Michael Dehaspe

Huhn (1,5 Kg), Butter, 1/4 Liter Schlagobers, 1 Eidotter, 4 Kartoffeln (gekocht). Zubereitung Für die Brühe: 2 Karotten, 2 Zwiebeln, 2 Stangen Sellerie, 1 Stange Porree + Grün einer 2. Stange Porree, Stiele der Petersilie + 1/4 Bund Petersilie waschen, schneiden und mit Lorbeerblättern, Thymian, Pfeffer und Salz 5 Minuten in etwas Butter schmoren lassen. 3 Hühnerbrühwürfel und Wasser hinzufügen, gut mischen, Huhn hinzufügen,

RESTAURANTTIPPS

aufkochen und 40 Minuten köcheln lassen. (Brühe evtl. am Vortag zubereiten)

>>>> ANTWERPEN Hippodroom www.hippodroom.be LUX www.luxantwerp.com

SPEZIALTIPP

>>>> BRÜSSEL

>>>> IN DE WULF Kobe Desramaults ist einer der „jungen Wilden“ Flanderns. Gelernt hat er unter anderem bei Sergio Hermann und Carlos Abellan in Barcelona. Der Spitzenkoch Kobe Desramaults hat sich dazu entschlossen seinen Gourmettempel in der Stadt aufzugeben und zurück aufs Land zu ziehen, in seinen Geburtsort Dranouter. Dort werkt er als Koch, Bauer und Gärtner. Geschmacksexplosion garantiert! indewulf.be

Brühe abseihen; Hühnerfleisch von den Knochen entfernen; das restliche Gemüse fein schneiden und 5 Minuten in etwas

Belga Queen www.belgaqueen.be

Butter oder Olivenöl schmoren lassen;

Brasserie Bozar www.bozarbrasserie.be

hinzufügen und 5 Minuten köcheln lassen.

Bij den Boer www.bijdenboer.com

Sahne mischen und hinzufügen, gut

>>>> GENT Pakhuis www.pakhuis.be

Volta www.volta-gent.be

2 Liter Brühe und 2 Hühnerbrühwürfel Hühnerfleisch hinzufügen, Eidotter mit mischen. Gekochte Kartoffel und restliche Petersilie hinzufügen und servieren. GUTEN APPETIT! SMAKELIJK!

>>>> BRÜGGE Cafedraal www.cafedraal.be Lieven www.etenbijlieven.be >>>> LEUVEN Zarza www.zarza.be >>>> MECHELEN

Grand Café Lamot www.grandcafelamot.be

© D. Rys

© Michael Dehaspe

Für die Waterzooi:


© Sofie Coreynen

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Wo die Champagnerkorken knallen

…A GIRLS BEST FRIEND Da Antwerpen mit vier Diamantenbörsen das Welthandelszentrum für die edlen Steine ist, lockt es Liebhaber (und Liebende) aus allen Teilen der Erde hierher. Denn hier werden die Edelsteine nicht nur gehandelt, geschätzt und zu Brillanten geschliffen, sondern auch in hochwertige Schmuckstücke gefasst. Ein Diamant “cut in Antwerp“ steht dabei für allerhöchste Güte und ist neben einem der schönsten Geschenke nicht zuletzt eine Wertanlage ersten Rangs. Atemberaubenden Diamantschmuck findet man im Antwerpener Diamantenviertel und auf den Brüsseler Luxusmeilen.

© Diamantenmuseum Antwerpen

AUF DER LUXUSMEILE Was für New York die Fifth Avenue und für Paris die Champs Elysées, das sind für Brüssel Avenue Louise/Louizalaan, Avenue Toison d’Or/Guldenvlieslaan und Boulevard de Waterloo/ Waterloolaan. Die von Stadtherrenhäusern gesäumten ehemaligen Bürgerpromenaden sind heute Luxusmeilen und Prachtstraßen, auf denen sich die großen Modehäuser mit ihren kunstvollen Schaufensterinszenierungen drängen. Das Angebot ist weltgewandt-international. Auf der Avenue Louise/Louizalaan gibt es aber auch die belgischen High-End-Marken Olivier Strelli (Nr. 72), Chine (Nr. 82) und Mer Du Nord (Nr. 89), während sich der traditionelle Accessoirefürst Delvaux auf dem Boulevard de Waterloo/Waterloolaan (Nr. 27) präsentiert. Allein das Schauen ist hier für Menschen mit erlesenem Geschmack ein Vergnügen.

Die Lebensfreude der Flamen macht natürlich auch vor dem puren Luxus nicht halt. Wer es sich so richtig gut gehen lassen will und einen Blick für’s Exklusive hat, ist hier goldrichtig.


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© Ilse Dekeulenaer

SHOPPINGTIPPS

WUSSTEN SIE, DASS…

>>>> TASCHEN UND ACCESSOIRES

…die Praline tatsächlich eine belgische Erfindung ist? Der geniale Erfinder war Jean Neuhaus, der 1857 aus der Schweiz nach Brüssel kam und sich dort in den St. Hubertusgalerien niederließ. Er schuf die ersten gefüllten Schokoladehäppchen und nannte sie “praliné“. Wenig später erfand seine Frau auch den “ballotin“, die typische Verpackung, in der die Köstlichkeit bis heute noch fast überall in Flandern verkauft wird.

Delvaux Antwerpen: Komedieplaats 17 Brüssel: Galerie de la Reines Brügge: Breidelstraat 2 www.delvaux.com

Louis Vuitton Antwerpen: Komedieplaats 14-16 Brüssel: Boulevard de Waterloo/ Waterloolaan 59/60

>>>> HAUTE COUTURE

Couturier Natan Antwerpen: Huidevettersstraat 44 Brüssel:Rue de Namur 78 www.natan.be

>>>> INTERIEUR Flamant Antwerpen: Koetshuis vh Paleis,Meir 50 Brüssel: Nieuwstraat 111 und Grote Zavel 36 www.flamant.com >>>> SCHOKOLADE LEONIDAS Brüssel: Rue au Beurre 34 (bei Grand Place/Grote Markt) www.leonidas.com

HOTELTIPPS >>>> KEMPINSKI HOTEL DUKE´S PALACE***** Neu in Brügge – im romantischen Zentrum gelegen. www.kempinski-bruges.com >>>> CONRAD INTERNATIONAL***** Brüssel – Traditionshotel im noblen Louisaviertel. www.conradhotels.com >>>> AMIGO***** Brüssel – Luxusadresse mit Blick auf den Rathausturm. www.roccofortehotels.com/de/ hotels-and-resorts/hotel-amigo

“DEFILÉ“ DER PRALINEN

KUNST FÜR DEN GAUMEN

Soeben ist die neue Kollektion eingetroffen. Aber nicht bei einem der zahlreichen belgischen Modedesigner, nein: wir sprechen von Pierre Marcolini, einem der schicksten und besten Chocolatiers von Brüssel, dessen Shop an der Ecke des Grand Sablon/Grote Zavel an einen Nobeljuwelier denken lässt. Die jeweils neuen Kreationen von Marcolini kommen in einer Sommer- und Winterkollektion und jedes Mal ist es wieder eine Augenweide samt Geschmacksexplosion auf Schokoladebasis. Die Pralinen sind so kunstvoll präsentiert, dass man sie zuerst gar nicht essen mag – man tut es dann aber doch, denn Frische ist bekanntlich bei dieser Köstlichkeit das Um und Auf. Natürlich gibt es viele weitere erstklassige Adressen wie Wittamer, ebenfalls am Grand Sablon/Grote Zavel, Godiva und Galler auf dem Grand Place/Grote Markt sowie Leonidas mit seinen 26 Fililalen alleine in Brüssel. Die große Vielfalt legt es nahe, einfach einmal durchzuprobieren. In Belgien hat jeder seinen Lieblingspralineur. Finden Sie Ihren!

Wenn man in Flandern zwei oder drei gute Restaurants ausprobiert hat, wird einen die Tatsache nicht mehr wundern, dass die Anzahl der Restaurantsterne, gemessen an der Einwohnerzahl, die größte in Europa ist. Die Kochkunst wird hier von großen Chefs ebenso intensiv zelebriert, wie sie von den Gästen genossen wird. Ob Pierre Wynants und Lionel Rigolet im Comme Chez Soi in Brüssel, Christophe Van den Berghe im Jardin Tropical in Knokke oder Peter Goossens, der für seinen Hof van Cleve in Kruishoutem gleich drei Sterne und die Nr. 8 in der San Pellegrino World List erkocht hat – nach dem Nonplusultra der Kulinarik braucht man in Flandern nicht lange zu suchen. Wussten Sie übrigens, dass die Belgier die Europameister im Champagnertrinken sind? 0,95 Flaschen des feinperlig-prickelnden Nobelgetränks kommen auf jeden Belgier pro Jahr. Das schlägt sich natürlich auch auf das lokale Champagnerangebot nieder, das jeder Kenner zu schätzen weiß. Man gönnt sich ja sonst nichts.


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Brügge

ROMANTISCH, MYSTISCH, BEZAUBERND

ZEITREISE INS MITTELALTER

KUNST- UND KULTURSTADT

Stoffe aus Italien und dem Orient, Pelze aus Russland, Wein aus Spanien, Gewürze aus aller Welt – Brügge entwickelte sich vom 12. bis zum 15. Jahrhundert zu einer der reichsten Handelsstädte der damaligen Welt. Hier waren Bank- und Handelshäuser aus 17 Nationen ansässig und auch die Börse hat ihren Ursprung in der Stadt. Spaziert man heute an den dichten Reihen typischer Brügger Giebelhäuser vorbei, dann taucht man unmittelbar in dieses Goldene Zeitalter ein. Kaum irgendwo ist ein so intaktes mittelalterliches Stadtbild erhalten geblieben. Das fand übrigens auch die UNESCO, die im Jahr 2000 gleich die ganze Altstadt Brügges zum Weltkulturerbe erklärt hat.

Da Brügge eines der Zentren der altniederländischen Maler war, findet man im berühmten Groeningemuseum eine ganze Reihe Meisterwerke von Jan van Eyck, Hugo van der Goes und Hans Memling vor. Auch in den vielen sehenswerten Kirchen Brügges gibt es bedeutende Kunstwerke, etwa die “Madonna mit dem Kinde“ von Michelangelo in der wunderschönen Onze-Lieve-Vrouwekerk (Liebfrauenkirche). Typisch Flämisches gibt es im Spitzenmuseum oder Kantcentrum, wo man bei der Herstellung von Klöppelspitzen zuschauen kann, eine Technik – oder vielmehr Kunst – die nur noch wenige beherrschen.

ZU FUSS DURCH DIE GESCHICHTE

Eine Oase der besonderen Art ist der Beginenhof. In diesem architektonischen Ensemble aus unterschiedlichen Häusern und einer Kirche lebten einst die Beginen. Durch eine Mauer von der Außenwelt abgeschirmt, wohnten und arbeiteten die frommen Frauen relativ unabhängig, was den Unmut der katholischen Kirche weckte. Heute wird der Komplex von Benediktinernonnen bewohnt. Man kann im weitläufigen Hof nicht nur die Ruhe genießen, sondern auch in einem kleinen Museum mehr über das Leben in diesen Frauengemeinschaften erfahren.

Einen Stadtspaziergang beginnt man am besten auf dem Markt, wo sich der 83 Meter hohe Belfried aus dem 13. Jahrhundert erhebt. Wer es auf sich nimmt, seine 366 Stufen hinaufzusteigen, wird mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Weiter geht es zum Rathaus aus dem 14. Jahrhundert, dem Stadhuis, und durch die Blinde Ezelstraat zum Fischmarkt, wo man bis heute wochentags – sofern man früh genug aufsteht – Fisch kaufen kann. Am Rozenhoedkaai angekommen bietet sich die schönste Sicht auf die Kanäle von Brügge. Eine Bootsrundfahrt gehört zu den “musts“ und eröffnet neue Blickwinkel. Ansonsten ist Brügge ein Ort der Fußgänger und damit der Gemütlichkeit: Die nahezu autofreie Innenstadt lädt ein, die Seele baumeln zu lassen.

BEGINENGEFLÜSTER


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DIE SEELE BAUMELN LASSEN

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Tagträumen, im Boot durch romantische Kanäle schaukeln, vorbei an Backsteinhäuschen und gotischen Palästen, die Augen schließen und für ein paar Augenblicke Burgfräulein sein – oder reicher Kaufmann. Brügge weckt die Fantasie. Hier lässt man den Alltag hinter sich.

AUS DEM DORNRÖSCHENSCHLAF ERWACHT Dass Brügge noch heute als mittelalterliches Juwel erlebt werden kann, ist nicht nur Zufall. Im späten 15. Jahrhundert versandete der Zwin, der damalige Zugang der Stadt zum Meer. Mit dem Abgeschnittensein von den großen Handelsrouten begann der Niedergang der Stadt und sie fiel in einen tiefen Dornröschenschlaf. Von der Industrialisierung, die den Rest der Welt erneuerte, blieb Brügge ebenso verschont wie von den beiden Weltkriegen. Erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurde die Altstadt aufwändig saniert und vor dem Verfall gerettet.

SPEZIALTIPPS

TIPPS

>>>> BRÜGGE PER BOOT ODER

>>>> THE CHOCOLATE LINE

KUTSCHE

>>>> BRÜGGE VON OBEN

GELEBTE GESCHICHTE Heute ist die Stadt wieder quicklebendig und die Bewohner lieben es alte Traditionen aufzugreifen. So schlüpfen sie zum Beispiel zu Christi Himmelfahrt für die Heilig-Blut-Prozession zu Tausenden in historische Gewänder. Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt, ein Anlass, um ein modernes Konzertgebäude am Rande der historischen Stadt zu errichten. Auch wenn die Vergangenheit wichtig ist, so will man doch nicht in ihr verharren, sondern versucht Altes und Neues gut zu verbinden.

Romantiker schöpfen hier aus dem Vollen: Eine Bootsfahrt durch die schmalen Kanäle und/oder eine Pferdekutschenfahrt vor mittelalterlicher Kulisse muss einfach sein.Mehrere Einstiegstellen in der Stadt.

Der Brügger Belfried ragt mit seinen 83 Metern über die Dächer der Stadt hinaus. Wer seine 366 Stufen erklimmt, wird mit einem Ausblick über die Stadt bis hin zur Nordseeküste belohnt.

>>>> HISTORIUM BRÜGGE

Das Historium katapultiert Sie zurück in das goldene Zeitalter Brügges. Spezialeffekte, Film und Dekor erwecken das Jahr 1435 wieder zum Leben, und eine spannende Liebesgeschichte führt Sie direkt ins mittelalterliche Brügge. www.historium.be

Kleine – sündhaft gute – Stärkung gefällig? Die Pralinen vom renommierten Chocolatier Dominique Persoone sind zum Dahinschmelzen! www.thechocolateline.be

>>>> POMMES-MUSEUM

Das Friet-Museum von Brügge klärt über den kulinarischen Kult des Landes auf. www.frietmuseum.be

>>>> BRAUEREI DE HALVE

MAAN

In der einzigen, noch aktiven, traditionellen Bierbrauerei der Stadt kann man Biere verkosten und die Brauerei besichtigen. www.halvemaan.be

WEBTIPP >>>> TOURISMUSAMT BRÜGGE

www.brugge.be


26 Raus in die Natur © Westtoer

Wem Backsteine und Stadtleben irgendwann zuviel werden, der fährt raus ins Grüne oder an die Küste – das gibt wieder Kraft für die nächste Sightseeing-Tour. EINE LANDPARTIE

Rund um Brüssel – wo sich der berühmte flämische Maler Breughel einst seine Inspiration holte – erstreckt sich ein weitläufiger “grüner Gürtel“. Ein Ausflug nach Tervuren mit einem Spaziergang durch die riesige Parkanlage lassen einen den Trubel der Stadt vergessen.

OASEN DER RUHE Die flämischen Abteien strahlen nicht nur entspannte Ruhe aus, sondern sie können durchaus auch überraschen. Die Abtei Tongerlo im Antwerpener Kempenland zum Beispiel beeindruckt mit ihrem Landwirtschaftsbetrieb und besitzt eine Replik des weltberühmten “letzten Abendmahls“ von Da Vinci-Schüler Andrea Solario. Kunstkenner finden, die Kopie sei sogar noch besser als das Original! Wer den kulinarischen Genuss schätzt, sollte in der Abtei Postel die Käse- und Brotspezialitäten sowie selbst gebrautes Bier kosten.

DEN LEBENSADERN ENTLANG Am stilvollsten entdeckt man das grüne Flandern aber mit dem Hausboot über seine Flüsse und Kanäle, jene Lebensadern, die einst für den Reichtum der Region verantwortlich waren. Ausgehend von Nieuwpoort an der Nordsee können Freizeit-Kapitäne eine bis zu 350 Kilometer lange Bootstour durch West- und Ostflandern starten, die auch durch die historischen Städte Brügge und Gent führt.

TIPPS >>>> SINT-MARTENS-LATEM

KÜNSTLERKOLONIE AN DER LEIE

>>>> NATIONALER BOTANISCHER GARTEN

In den Sommermonaten gibt es auch organisierte Bootsfahrten auf Flanderns Wasserstraßen. So kann man sich z.B. von Leuven nach Mechelen schippern lassen oder auch mit dem Raddampfer von Brügge nach Damme gelangen.

Anfang des 19. Jahrhunderts haben sich einige Impressionisten hier niedergelassen. Reizvoll ist die Anfahrt mit dem Boot von Gent aus. Es gibt hier gute Restaurants und einen exklusiven Golfplatz.

Etwas nördlich von Brüssel liegt einer der größten botanischen Gärten Europas. Auf 92 ha kann man 18.000 Pflanzenarten bestaunen www.botanicgarden.be

>>>> ZONIENWALD

Der 4000 ha große Buchenwald südlich von Brüssel lädt zu weitläufigen Spaziergängen ein. www.zonienwald.be

© Misjel Decleer

In Flandern gibt es unzählige Burgen und Schlösser und viele davon sind wunderbare Ausflugsziele im Grünen. Besuchen Sie z.B. das geschichtsträchtige Schloss Alden-Biesen in der Provinz Limburg mit ihren prachtvollen Gartenanlagen. Oder schauen Sie im Weinschloss Genoels-Elderen vorbei und krönen den Tag mit einer Weinprobe.


Unterwegs auf Lust zwei Rädern auf Meer Flandern ist ein Radwanderparadies und das nicht nur wegen der schönen Landschaft. Es liegt vor allem an seinem Radwegenetz, welches das ganze Land engmaschig überzieht. Die vielen Knotenpunkte und Kreuzungen verschiedener Routen ermöglichen spontane Richtungswechsel und Routenänderungen – da macht Radwandern erst richtig Spaß. Da jede Wegstrecke durchnummeriert, beschildert und mit Kilometerangaben versehen ist, fällt das mühsame Suchen auf der Karte weg – entspanntes “Radeln nach Zahlen“ sozusagen – und das in ganz Flandern. In Ostflandern gibt es auch touristische Radwanderwege auf den Fährten der traditionellen Flandernrundfahrt und des berühmten Radfahrers Eddy Merckx. So lässt sich das mehr oder minder sportliche Radeln auf erprobten Touren mit dem Erleben von Landschaft, Kultur und flämischer Lebensart verbinden. Und zwischendurch kann man in einem der Supporter-Cafés des frühen Radsports – sie entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts – absteigen. TIPPS >>>> RADWANDERSTRECKEN LIMBURG

www.toerismelimburg.be

WEBTIPP >>>> RADFAHRINFO

www.flandern.at

An die 70 Kilometer lang ist Flanderns Nordseeküste und in den Sommermonaten ist hier Strandurlaub angesagt. Die 14 Badeorte sind durch die Küstenstraßenbahn bestens miteinander verbunden, die in kurzen Intervallen die Strecke zwischen Knokke-Heist im Norden und De Panne im Süden bedient. Der Küstenradweg ist eine reizvolle Alternative und für Sportliche ein Vergnügen. Radverleihe gibt es hier an jeder Ecke. Genießen Sie beim Radeln die frische Seebrise und das Gefühl unendlicher Weite! Das schicke Knokke-Heist lockt mit einem dichten Kunst- und Kulturprogramm, vielen Kunstgalerien und exquisiten Shopping-Möglichkeiten. Hier sollte man Essen gehen, denn Knokke nennt sich nicht umsonst den “Gastro-Pol“ der flämischen Küste. Ostende wiederum punktet mit frischen Austern direkt vom Meer und einem umfassenden Programm für Familien und Kinder. Im Sommer sollte man unbedingt zum jährlichen Sandskulpturen-Festival nach Blankenberge fahren (www.zandsculptuur.be). Etwas ruhiger ist es in den Küstenorten De Haan, Oostduinkerke, Wenduine oder De Panne. Ausgedehnte Sandstrände versprechen Ruhe und Erholung. TIPPS >>>> TOUR MIT DER KÜSTENSTRASSENBAHN

Kaufen Sie sich eine Tageskarte und klappern Sie die einzelnen Orte entlang der Küste ab. Oder sind Sie schon einmal mit der Straßenbahn über den Strand gefahren?!

WEBTIPP >>>> KÜSTENINFO (INKLUSIVE

KÜSTENSTRASSENBAHN)

www.dekust.be

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DIE SEELE BAUMELN LASSEN


EIN TAG IN

© www.milo-profi.be

28 Gent

10:00 UHR

12:30 UHR

Wow! Paul und ich sind eben aus der Straßenbahn gestiegen – und sind sprachlos: Vor uns bauen sich die Türme von der Sint-Niklaaskirche, dem Belfried und der Sint-Baafskathedrale auf. Monumental, schön und auch ein bisschen monströs, diese mittelalterlichen Riesen! Wir entscheiden uns gleich für das größte Kunstwerk der Stadt, den Genter Altar, und tauchen in die kühle Stille der Kathedrale ein. Unglaublich, diese leuchtenden Farben einer Tafelmalerei aus dem 15. Jahrhundert – jetzt verstehe ich auch, warum man hier von einem Weltwunder der Kunst spricht.

Im angrenzenden ruhigen Patershol-Viertel entdecken wir in den engen mittelalterlichen Gässchen einige nette Restaurants. Eigentlich knurrt mir eh schon der Magen. Und weil wir A) Touristen sind und B) uns heute etwas gönnen möchten, entscheiden wir uns für eine Luxusversion der traditionellen Genter Waterzooi, und zwar mit Langusten, im Restaurant De Blauwe Zalm. Ein Genuss!

Kaum sind wir aber draußen, ist uns sofort wieder nach weltlichen Genüssen zumute und wir holen uns eine Waffel bei “Chez Max“. Das knusprige, warme Gebäck ist ein Gedicht – logisch – wir haben es ja auch direkt von der Erfinderfamilie bezogen.

Jetzt ist schon ordentlich was los in der Stadt. Die Leute gehen einkaufen und die Gastgärten füllen sich. Wo kommen all die Menschen her? Paul will unbedingt zum Gravensteen, einer Burg aus dem 12. Jahrhundert. Mir soll’s recht sein. Aber nur, wenn wir uns zuerst ein bisschen ans Ufer der Leie setzen. Eine Pfadfindergruppe hat sich ebenfalls hier eingerichtet und dort – isn’t it romantic! – kommt gerade eine Hochzeitsgesellschaft daher, mit der schönen Braut voran. Kurz danach stehen wir vor der Burg. Wie machen es die Flamen nur, dass ihre Gebäude so gut erhalten sind? Die Sammlung der Folterinstrumente ist beeindruckend – Daumenschrauben, Streckwerkzeuge…Paul? Das war ihm wohl doch zu viel…

© Phile Deprez

11:30 UHR

SPEZIALTIPPS >>>> TOURIST INFO NEU!

Der grundlegend renovierte ehemalige Fischmarkt beherbert den neuen Info-Point für BesucherInnen der Stadt - und spielt alle Stückerl der modernen Kommunikationstechnologie. www.visitgent.be

>>>> NEUERÖFFNUNG: STAM (GENTER

STADTMUSEUM)

Das kürzlich renovierte Bijloke Kloster aus dem 14. Jahrhundert dient seit Herbst 2010 als Genter Stadtmuseum. Sehenswert! www.stamgent.be (E)


FREUDVOLLES ERLEBEN

TIPPS >>>> MUSEUMS-PASS

Lust auf zeitgenössische Kunst, Jugendstil oder flämische Meister? Mit dem Museums-Pass erhält man Zugang zu den wichtigsten Museen in Gent und genießt freie Fahrt in allen Bussen und Straßenbahnen – 3 Tage lang.

>>>> GRAFFITI-GÄSSCHEN

© www.milo-profi.be

14:30 UHR Das Mittagsschläfchen ist heute gestrichen – dann also Bewegung. Eine gute viertel Stunde später jage ich Paul vor mir hinauf auf den Belfried. Oben hängt mir die Zunge heraus – hätte es da nicht auch einen Lift gegeben? Irgendwann kann ich wieder normal atmen und Paul zeigt mir aus der Vogelperspektive die Route vom Vormittag. Schön – aber jetzt nehmen wir den Lift – gell?!

Nur der echte Gent-Kenner weiß, wo das “Werregarenstraatje“ zu finden ist. Und wieder heißt es: Kamera zücken!

>>>> MULTIKULTURELLES FLAIR

Die Vielfalt in der Bevölkerung Gents kann man bei einem Spaziergang von Oudburg zur Sleepstraat kennen lernen – ein bunter Kulturmix!

WEBTIPP >>>> TOURISMUSAMT GENT

www.visitgent.be

Mit noch etwas zittrigen Beinen genehmigen wir uns ein Bier im t’galgenhuisje, dem winzigsten Gasthaus Gents – gar nicht so leicht, sich zwischen 40 Biersorten zu entscheiden! Während ich noch gemütlich an meinem Glas nippe, schaut Paul kurz in die angrenzende alte Fleischhalle und bringt etwas von dem typischen Ganda-Schinken und einige Gläser Genter Senf für zu Hause mit. Super Idee!

15:30 UHR Wir gehen noch mal ans Leie-Ufer zum Alten Hafen und beschließen, eine Bootsfahrt zu machen. Von hier aus sieht man viele bezaubernde Winkel Gents, die einem sonst verborgen bleiben. Sanft schaukelnd gondeln wir entspannt an einem schönen Gemäuer nach dem anderen vorbei und hören eigentlich gar nicht so richtig, was der Fremdenführer vorne sagt… Anschließend gehen wir zum Frijdagmarkt, um bis Geschäftsschluss in den netten Designläden der Gegend zu stöbern.

19:00 UHR

Später nehmen uns ein paar Genter mit in den Hotsy Totsy-Club, ein Lokal im Stil der 20er Jahre. Auf dem Weg zum Bahnhof stolpern wir noch über das Jazz Cafe Dambert. So ein Glücksfall! Umspielt von Jazzklängen und leicht benebelt vom – wie heißt dieses Bier gleich wieder? – beschließen wir, dass wir das nächste Mal auf jeden Fall länger in dieser Stadt bleiben müssen.

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Da wir uns nicht einigen können, wo wir zu Abend essen, pilgern wir erst einmal in die Austern-Bar des Belga Queen und nehmen einen Aperitif und frische Meeresfrüchte. Nicht billig hier, aber das tolle Ambiente ist es wert. Dann wird weiter gezogen und im Pakhuis, einem Lokal im ehemaligen Lagerhaus, wieder mal ausgezeichnet gegessen.


30 Wo Kunst zum Fest wird Brüsseler Jazz Marathon, Filmfestival Gent, Antwerpener Sommer, Jazz Middelheim – der Reigen an jährlichen Festen und Festivals bricht in Flandern kaum ab, es sind so viele, dass man sie gar nicht mehr aufzählen kann. Für die Besucher bieten sie ein einmaliges Erlebnis kreativen Schaffens und lebendiger Kultur aus dem In- und Ausland.

GENTER FESTE

© Sven De Preter

Dieses Volksfest von beachtlichem Ausmaß wird jeden Sommer in Gent gefeiert. Zehn Tage lang tönt unterschiedlichste Musik von den zahlreichen Freiluftbühnen, die über die ganze Stadt verteilt sind. Unzählige Theateraufführungen bereichern das muntere Treiben, darunter viel Straßen- und Puppentheater von Weltniveau. Gastronomie, Ausstellungen und ein großes Feuerwerk runden das riesige Fest der Genter, zu dem man auch gerne aus anderen Ländern anreist, ab. www.gentsefeesten.be

COULEUR CAFÉ Ganz andere Töne werden jedes Jahr im Juni in Brüssel angeschlagen. Was vor 20 Jahren als Konzertevent von afrikanischen und afro-kubanischen Künstlern begann, ist heute ein großes Festival, bei dem sich das Beste aus Rhythm & Blues, Hip Hop, Afro, Reggae, Dub, Salsa, Rock und vielen anderen Musikstilen für drei Tage am Thurn und Taxis-Gelände versammelt. Couleur Café bietet neben Musik aus aller Welt – das Festival spiegelt die kulturelle und ethnische Vielfalt Brüssels wider – auch ein interessantes kulinarisches Angebot, was das Ganze zu einem Fest für alle Sinne macht. www.couleurcafe.be

FESTIVAL VON FLANDERN Reist man zwischen Mai und Oktober nach Flandern, dann kann man das größte Festival der Region eigentlich gar nicht verpassen. Für Freunde der klassischen Musik bietet es über 550 Konzerte an 80 Orten landesweit, von der Stadt bis zur kleinen Kommune, vom Opernhaus über den Belfried bis zur Dorfkirche. Ganz Flandern wird in das musikalische Großevent eingebunden, das von Monat zu Monat seine Stützpunkte wechselt: flämische und neue Musik in Antwerpen und alte Musik in Brügge im August sowie junge Orchester im September in Brüssel. Bekannt ist dieses Festival nicht nur für die erstklassigen Musiker und Ensembles, sondern auch für seine einzigartigen Veranstaltungsorte und Genres, vom Recital in der Kathedrale bis zur “Living Room Music”. www.festival.be


© Westtoer

FREUDVOLLES ERLEBEN

Insbesondere Jazzfans sind in Flandern am richtigen Ort, da gleich mehrere Festivals locken. Zum Beispiel das Skoda Jazzfestival, welches von Oktober bis Dezember gleich in mehreren Städten heimische und internationale Jazzgrößen präsentiert. Überschaubarer aber ebenso qualitätvoll ist das Jazz Middelheim, das alle zwei Jahre im August im Den Brandt-Park stattfindet. Mit einer hochkarätigen jazzorientierten Mischung, zu der sich auch hier und da einmal Popund Weltmusik gesellen dürfen, wartet das Jazz Festival Gent im Juli auf und der Brüsseler Jazz-Marathon ist ein jährlicher Fixpunkt im Frühjahr. www.skodajazz.be | www.jazzmiddelheim.be | www.gentjazz.com | www.brusselsjazzmarathon.be

KLAPSTUK TANZFESTIVAL Extrem dynamisch haben sich in Flandern in den vergangenen Jahren der zeitgenössische Tanz und eine unkonventionelle Theaterszene entwickelt, in der alles erlaubt ist. Besonders der Tanz ist, geprägt durch Choreografen wie Teresa De Keersmaeker, Wim Vandekeybus und Alain Platel, zur Visitenkarte der kreativen Szene Belgiens geworden. Der wichtigste Tanzevent ist jeden Herbst das Klapstuk Tanzfestival im Leuvener Kulturzentrum “Het Stuk“, bei dem die ganz Großen dabei sind. www.stuk.be

WEITERE FESTIVALTIPPS >>>> ANTWERPENER SOMMER

Sommerfestival mit Freiluftmusik und Theateraufführungen www.zva.be

>>>> SFINKS

Eines der größten Weltmusikfestivals Belgiens für Jung und Alt, für Familien mit Kindern sowie Liebhaber abenteuerlicher Musik - Ende Juli/Anfang August www.sfinks.be

>>>> INTERNATIONALES FILMFESTIVAL GENT

Der Ort für Cineasten und Filmliebhaber in Flandern, jährlich im Oktober www.filmfestival.be

>>>> ROCK WERCHTER

4 Tage internationaler Rock in der Nähe von Leuven www.rockwerchter.be

>>>> TOMORROW LAND

www.tomorrowland.com

© Kevin Verkruijssen

JAZZ IN FLANDERN


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FREUDVOLLES ERLEBEN

Leuven und Mechelen AUF DEN FÄHRTEN DES BELGISCHEN BIERS DIE LÄNGSTE THEKE DER WELT Zwei Dinge werden dem Besucher des Oude Markt (alter Markt) in Leuven sofort ins Auge springen: die bunte Menschenmenge aus aller Welt, meist Studenten, und die riesige Anzahl an Bierlokalen. Leuven ist für beides berühmt. Die bereits 1425 gegründete Universität hat Weltrang und prägt das gesamte Stadtleben. Die vielen Lokale, die sich dicht um den alten Markt drängen – man nennt ihn auch scherzhaft “die längste Theke der Welt“ – bilden den typisch Leuvener Mix aus Universitätsstadt und Bierkultur. Fester Bestandteil der Getränkekarten ist natürlich das weltweit bekannte Stella Artois Pils, von einer lokalen Brauerei hergestellt, deren Geschichte bis ins Jahr 1366 zurückreicht. Jetzt gehört sie zum größten Bierkonzern der Welt, ansässig in Leuven. Die handwerkliche Brautradition lebt hier aber dennoch weiter. Unbedingt besuchen sollte man die Hausbrauerei Domus, deren traditionell hergestelltes Bier durch eine “Pipeline“ direkt von der Brauerei zur Zapfanlage fließt.

IN FLANDERN WIRD BIER NICHT BLOSS GETRUNKEN, SONDERN ZELEBRIERT Selbst in noch so kleinen “Cafés“ (so nennt man hier für uns etwas missverständlich die Kneipe) kann man in Flandern aus 20 Biersorten wählen. Als Novize in Sachen belgischer Biervielfalt lässt man sich am besten vom Wirt beraten: Hätten Sie es lieber hell, dunkel, süß, säuerlich, malzig oder eher bitter? Die Frage, ob Bier aus der Flasche oder vom Fass kommt hat hier, anders als bei uns, kaum Bedeutung. Wichtiger ist die Verwendung des richtigen Glases, das speziell für jedes Bier von der Brauerei mitgeliefert wird. Darin liegt im Übrigen weniger eine Werbemaßnahme, als die Einsicht, dass jedes Bier in einer bestimmten Glasform am besten schmeckt – vom bauchigen Kelch bis zur dünnen Flöte gibt es alle Formen. Biergenuss ist in Flandern einfach eine kultivierte Angelegenheit.

EIN EIGENES UNIVERSUM Die rauhe Menge an belgischen Spezialbieren führt vor Augen, welche Bedeutung das Gebräu hierzulande hat – nicht zuletzt wird ja auch damit gekocht. Die Bierspezialitäten reichen von den dunklen, schweren Trappistenbieren, die zum Teil gelagert werden wie ein guter Rotwein, über Lambic-Bier, einer Spezialität, die mit einer Spezies wilder Hefebakterien, die nur im Senne-Tal vorkommt, vergoren wird, bis hin zu Fruchtbieren wie das Kriek mit Sauerkirschen. Hochprozentige Pilssorten wie Duvel (Teufel) und De Verboden Vrucht (die verbotene Frucht) tragen ihre Namen nicht zufällig, denn ihr Alkoholgehalt liegt weit über dem Durchschnitt und ist sicher schon manchem zum Verhängnis geworden. Auch Saisonbiere gibt es, so braut Domus sein dunkles, süßbitteres Weihnachtsbier Nen Engel (ein Engel) nur im Winter. Die Vielfalt macht deutlich, dass das belgische Bier eine eigene Entdeckungsreise wert ist.

DAS LIEBLINGSBIER DES KAISERS

© www.milo-profi.be

Bieriges gibt es auch in Mechelen, dort wird nämlich ein besonders geschichtsträchtiges Bier gebraut. Das Mechelschen Bruinen (Mechelner Braunes) aus der Brauerei Het Anker war schon das Lieblingsbier von Kaiser Karl V., der ab 1500 in dieser schönen Renaissancestadt am Hof der Landvogtin Margarethe von Österreich aufwuchs. Er mochte das Gebräu – heute Carolus genannt – so gern, dass er es sogar fässerweise mit auf seinen spanischen Sitz nahm. Die Brauerei feiert ihren Geburtstag bis heute mit einer weiteren Bierspezialität im Namen von Kaiser Karl: dem Cuvée van de Keizer (Cuvée des Kaisers).


© www.milo-profi.be

Mit knapp 1000 Biersorten sind die Belgier schon allein in Sachen Vielfalt Weltmeister. Hier wird Bier gelagert wie ein guter Rotwein, mit Obst versetzt oder mittels wild umherschwebender Hefebakterien erzeugt. Und jedes Gebräu hat sein ganz spezielles Glas.

TIPPS LEUVEN

>>>> GLOCKENSPIELKONZERTE

>>>> MUSEUM M

Mechelen ist die Stadt des Glockenspiels und Heimat der ersten Glockenspielschule der Welt. Vorführungen auf dem St. Romboutturm mehrmals wöchtentlich. Glockenspiel Sa + Mo 11.30 h, So 15 h; Glockenspielkonzerte Juni bis September: jeden Mo 20.30 h

>>>> KÖNIGLICHE TEPPICHMANUFAKTUR

© Layla Aerts

TIPPS MECHELEN

WEBTIPP >>>> TOURISMUSAMT MECHELEN

www.mechelen.be

>>>> BRAUEREIFÜHRUNG BEI STELLA

ARTOIS

Hier erfahren Sie, wie Bier im großen Stil hergestellt wird und auch sonst alles über das Gebräu. www.breweryvisits.com

>>>> PIKNIK MUSIK

Diskjockeys und Imbissbuden in den Parks von Leuven www.piknikmusik.be

>>>> GROSSER BEGINENHOF

Die im 13. Jahrhundert gegründete “Stadt in der Stadt“ ist eine der größten ehemaligen Beginengemeinden Belgiens und beherbergt heute Studenten.

WEBTIPP © www.milo-profi.be

In der ehemaligen Abtei von Tongerlo werden weltberühmte Wandteppiche restauriert – die hauseigene Sammlung kann besichtigt werden. www.dewit.be

© Toerisme Mechelen

DE WIT

Ein Top-Museum im Herzen der Stadt Leuven zeigt lokale Kunst von der Gotik bis in die Gegenwart. www.mleuven.be

>>>> TOURISMUSAMT LEUVEN

www.leuven.be


PRAKTISCHE INFORMATIONEN

Wo?

Flandern ist eine der drei Regionen Belgiens und liegt im nördlichen Teil des Landes. Es umschließt die Region Brüssel und grenzt im Süden an Frankreich und die Region Wallonien. Das gemäßigte Meeresklima, mit milden Temperaturen auch im Winter, macht Flandern zur Ganzjahresdestination.

Wie viel?

Von den 11 Mio. Belgiern sind ca. 6 Mio. Flamen. Davon wohnen in… Antwerpen 455.000 Gent 235.000 Brügge 115.000 Leuven 90.000 Mechelen 77.000 Die Hauptstadt Brüssel ist mit 1 Mio. Einwohner die größte Stadt des Landes.

Was?

In Flandern spricht man Niederländisch. Die Flamen sprechen aber auch gut Englisch und Deutsch. Brüssel ist die zweisprachige Hauptstadt. Neben Niederländisch wird hier vor allem Französisch gesprochen.

AUSFÜHRLICHE INFOS UNTER: www.flandern.at

Wie?

Viele Wege und Verkehrsmittel führen nach Flandern bzw. Brüssel: Flugzeug, Zug, Bus oder Auto. Mehrmals täglich gibt es direkte Flugverbindungen zwischen Wien und Brüssel. Vergleichen Sie die Angebote von AUA, www.aua.com und Brussels Airlines, www.brusselsairlines.at. München-Brüssel wird ebenfalls von Brussels Airlines sowie von Lufthansa geflogen. Die Zugverbindungen führen nach Frankfurt und Köln und gehen von dort mit ICE bwz. Thalys weiter nach Brüssel und in die flämischen Städte. www.oebb.at www.thalys.com Eurolines bietet eine Linienbusverbindung zwischen Wien/Linz und Lüttich/Brüssel an, www.eurolines.at. Wer mit dem PKW nach Flandern fährt, benützt das gut ausgebaute, mautfreie Autobahnnetz. Der Routenplaner zeigt den kürzesten Weg an. www.at.map24.com

Wohin?

Vom Flughafen Brüssel fahren Busse ins Europaviertel und nach Antwerpen. Mit dem Zug gelangt man direkt ins Zentrum Brüssels, nach Leuven, Mechelen, Gent, Brügge und Antwerpen. Fahrplaninfos finden Sie auf www.oebb.at oder www.belgianrail.be. Brüssel und die flämischen Städte sind durch das belgische Zugnetz bestens verbunden und machen Reisen zum Kinderspiel. Fahrplaninfos findet man auf www.b-rail.be und www.oebb.at.

GROSSE HILFEN FÜR KLEINE REISEN

Finden Sie hier eine kleine, unvollständige Auswahl aktueller im Handel erhältlicher Reiseführer: » FLANDERN Flandern, Kunstreiseführer, Verlag Dumont Flandern – Antwerpen Brügge Gent, Verlag Marco Polo Brüssel – Antwerpen Gent & Brügge, Verlag Dorling Kindersley Top 10 Brüssel & Flandern, Verlag Dorling Kindersley » BELGIEN Belgien, Verlag Baedeker Belgien, Verlag Polyglott Belgium & Luxembourg (E), Verlag Lonely Planet » BRÜSSEL Brüssel, Verlag Michael Müller Brüssel, Verlag Marco Polo Brüssel, Verlag Grenzecho

SPEZIALTIPP

Gebrauchsanweisung für Brüssel und Flandern Siggi Weidemann beschreibt nicht nur die Schönheit der Region und der Städte, sondern setzt sich auch mit den Eigenheiten und Vorlieben der Bewohner auseinander. Eine vergnügliche Lektüre für jeden Flandern-Reisenden (Verlag Piper).


www.raiffeisen-reisen.at www.flandern.at

FLANDERN GENT, BRÜGGE & ANTWERPEN Sie alle haben eine eigene, mitreißende Historie zu erzählen und doch ist ihnen eines gemein: Ein im höchsten Maße bestaunenswertes und fotogenes Äußeres! Längst sind sie kein Geheimtipp mehr. Gent, Brügge & Antwerpen zählen heute zu den attraktivsten und meistbesuchten Reisezielen Europas. Bereits einzelne Bauwerke wüssten mit ihrem Aussehen, ihrer Architektur und Geschichte zu überzeugen. Und doch ist es die Gesamtheit dieser, die einem lebenden-, einem interaktiven Museum entsprechen und so den Besuchern ein Staunen entlocken. Dazu kommen so schillernde Themen wie Diamanten oder Pralinen, welche dem Besucher die großartige Vielfalt dieser Region vor Augen führen.

WIR MACHEN URLAUB ... PERFEKT! 19 MAL IN ! WIEN UND NÖ


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www.flandern.at TOURISMUSWERBUNG FLANDERN-BRÜSSEL Mariahilfer Straße 121 B, 1060 Wien T: 0043 1 596 06 60 F: 0043 1 596 06 95 office@flandern.at

VISITFLANDERS


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