Marathon – Die 30 schönsten Strecken weltweit (Leseprobe)

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Alle Go Vista-Reiseführer plus App verfügen über 96 Seiten, erstklassige Farbfotos, einen separaten, ausfaltbaren Stadtplan – und über eine Reise-App. Dieser digitale Reiseführer enthält alle Inhalte des Buches und mehr: Geführte Stadttouren, Online- und Offlinekarten, Umkreisanzeige, Augmented Reality, Wetterangabe und weitere tolle Funktionen.

Das Marathonjahr auf einen Blick – dieses Buch stellt die weltweit bedeutendsten Strecken vor: 30 Pflichttermine von Januar bis Dezember für alle, die das Laufen lieben, vom Klassiker zwischen den Wolkenkratzern von New York über den Lauf im geschichtsträchtigen Jerusalem bis hin zum Polar Night Marathon auf dem 70. Breitengrad. Die aufwendig illustrierte Ausgabe bietet Anregungen, Informationen, eindrucksvolle Bilder sowie Karten der Streckenverläufe mit technischen Daten und auch wertvolle praktische Ratschläge wie inkl. BerlinErnährungs- oder Bekleidungstipps fehlen nicht. Im Buch enthalten: die Reise-App zu Berlin, der Stadt, in der regelmäßig einer der größten und renommiertesten Marathons der Welt stattfindet. Die App ist ein idealer Begleiter mit persönlich recherchierten Autorentipps zu den Highlights, zu Unterkünften, Essen und Trinken, Kultur, Nightlife und Vorschlägen für Touren.

© iStockphoto/Count_kert

Auswahl aktueller Titel

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MARATHON ENRICO AIELLO

DIE 30 SCHÖNSTEN STRECKEN

WELTWEIT

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Wie erhalte ich die Reise-App Berlin? Download 1. Einfach im Apple Store oder bei Google Play »govista« eingeben und die App laden. Am schnellsten geht dies in WLANUmgebung. 2. Nach dem Öffnen der App geben Sie den folgenden Code ein:

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die 30 schรถnsten strecken weltweit

MARATHON

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die 30 schรถnsten strecken weltweit

MARATHON von Enrico Aiello mit einem Vorwort von GIUSEPPE CRUCIANI Illustrationen von Federica Brotto

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inhalt Ich laufe, also bin ich ................................................................................................. 10 Giuseppe Cruciani Ăœber dieses Buch . . ........................................................................................................ 12 enrico Aiello

januar Polar-Night-Halbmarathon . . ............................................................................................. 16

Marathon zwischen Geschichte und Legende ............................ 22

februar Tokyo-Marathon . . ............................................................................................................. 24 Zwei-Perlen-Halbmarathon . . ............................................................................................ 30

Kleidung: Mach es richtig! ................................................................... 36

März Jerusalem-Marathon........................................................................................................ 38 Lago-Maggiore-Halbmarathon .. ....................................................................................... 44 Lissabon-Halbmarathon .. ................................................................................................ 50

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Die wichtigste Ausrüstung des Läufers: Laufschuhe. . ..................................................................... 56

april Two-Oceans-Marathon . . ................................................................................................... 58 Nizza-Halbmarathon .. ...................................................................................................... 64 Paris-Marathon. . ............................................................................................................... 70 London-Marathon............................................................................................................. 76 Boston-Marathon . . ............................................................................................................ 82 Big-Sur-Marathon............................................................................................................. 88

Das training ...................................................................................................94

mai Italy Coast to Coast.......................................................................................................... 96 San Francisco Bay to Breakers...................................................................................... 102 Edinburgh-Halbmarathon. . ............................................................................................. 108

Ernährung und Flüssigkeit ................................................................. 114

juni Cortina–Dobbiaco.. ......................................................................................................... 116 10 Kilometer von Sankt Petersburg............................................................................... 122

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Endorphine ..................................................................................................... 128

juli Reschenseelauf ............................................................................................................. 130

Häufige Verletzungen (und wie man sie vermeidet) ..............................................................136

august Hood to Coast ................................................................................................................ 138 Helsinki-City-Marathon .. ................................................................................................ 144 City to Surf . . ................................................................................................................... 150 Québec-City-Marathon .. ................................................................................................. 156

TechniSCHER SCHnICKSCHNACK .............................................................162

september RunIceland..................................................................................................................... 164 Berlin-Marathon..............................................................................................................170 Budapest-Halbmarathon.................................................................................................176

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Laufen in den Bergen ...............................................................................182

oktober Chicago-Marathon.......................................................................................................... 184 Marseille–Cassis. . .......................................................................................................... 190

Macht Laufen schlank? ........................................................................196

november New-York-City-Marathon................................................................................................. 198

Fünf Tipps für Dein erolgreiches Marathondebüt ............................................................204

dezember Honolulu-Marathon.. ....................................................................................................... 206 San Silvestre Vallecana . . .................................................................................................212

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iCh laUFE, alSO Bin iCh

10 \ \ V o r W o r T

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uch ich habe versucht aufzuhören. am anfang erschien es mir wie eine befreiung. schluss mit dem aufstehen um 6 uhr morgens, schluss mit den sonntagen, an denen man sich an Kilometern zerrieb und zerstört zurückkehrte – mit kochenden beinen und breiigem hirn. alles war zur Qual geworden. Ich traf diese entscheidung bei Kilometer 30 während des reggio-emilia-Marathons im dezember 2012. eine herrliche strecke, felder und hügel frisch gepudert unter jungfräulichem schnee, und ganz plötzlich wurde die strecke vor mir zu einem albtraum. Ich konnte einfach nicht mehr – und jeder, der Marathon läuft, weiß, was das bedeutet. Ich war ausgebrannt und forderte meinen läuferfreund auf, in seinem Tempo richtung Ziel zu laufen. er lief weiter – und ich war nur noch ein stück schmerzender Marmor. die letzten zwölf Kilometer bin ich gegangen, trabte vor mich her, habe versucht, wieder aufzuholen, und immer wieder musste ich stehen bleiben. Jeden Zentimeter dieser straße habe ich verflucht. Ich wurde immer deprimierter. Was mache ich hier? Was tue ich mir da an? es ist immer schwierig gewesen, dies normalen Menschen zu erklären. sie halten dich für verrückt, wenn du samstags abends früh nach hause gehst, weil du am nächsten Tag 30 Kilometer abreißen willst, querfeldein und allein. du fühlst dich dazu verpflichtet, auch wenn dich niemand dafür bezahlt. Tatsächlich existiert an einem gewissen Punkt nichts anderes mehr: weder familie oder Partner noch

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Ps: den new-York-Marathon habe ich immer gehasst. Jetlag, unendlich lange reisen, aufstehen mitten in der nacht, zu viel lärm am straßenrand, abscheuliche und anonyme hochhäuser. Wer will das vergleichen mit dem Zieleinlauf auf der Piazza santa croce in florenz? oder mit dem Gefühl, wenn man durch eine von Menschen flankierte Gasse zur fontana di Trevi saust? Glaubt mir, das ist nicht vergleichbar.

GIUSEPPE CRUCIANI

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1 1 \ \ M a r a T h o n – d I e 3 0 s c h Ö n s T e n s T r e c K e n W e lT W e I T

freunde. als ich eines Tages einen Mopedunfall hatte, dachte ich nicht etwa an die schmerzen oder daran, dass ich mein leben hätte verlieren können. Mich störte nur, dass ich für einige Monate nicht trainieren konnte. Völlig verrückt, denkt ihr. doch es zählen nur die Zeiten und dein Ziel: du willst sie schaffen, die 42 Kilometer. seien wir ehrlich: laufen ist reiner egoismus. ein verrückter, wunderbarer egoismus. du startest mit den besten – in welcher anderen sportart gibt es das schon? du spürst das adrenalin in dir. du fühlst dich lebendig und die ganze stadt gehört dir. du läufst und stehst nackt vor deinen schwächen, deinen Grenzen. du findest versteckte Kraftreserven und bist glücklich wie ein Kind. da gibt es nichts rationales. Ich habe versucht, ohne laufen zu leben. ein Jahr. dann habe ich wieder angefangen und mir wurde klar: Ich laufe, also bin ich.

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ÜBER DiESES BUCh

12 \ \ Ü b e r d I e s e s b u c h

D

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reißig strecken. dreißig städte, Geschichten, Koffer, breitengrade, dreißig eindrücke, doch tatsächlich immer das gleiche Gefühl: Man befindet sich auf der startlinie eines rennens und man will es laufen. es stimmt: der wahre läufer verachtet nicht ein paar Kilometer im öffentlichen Park – meist vollbringt er hier seine besten leistungen –, doch es lässt sich nicht leugnen: unbekannte straßen anderer städte zu bezwingen oder in atemberaubend schöner natur zu versinken, übt für uns läufer eine unwiderstehliche faszination aus. laufen ist eine perfekte Methode, die Welt kennenzulernen. Ich zum beispiel habe von meinen 24 Marathons viele gemeinsam mit meinen freunden geplant und vorbereitet, und wir sind sie zusammen gelaufen. Ich glaube, dass es nur wenige erfahrungen gibt, die uns emotional einander so nahebringen wie das monatelange, gemeinsame und von demselben Ziel getragene Training, dann zusammen ins flugzeug zu steigen, die rituale der reise gemeinsam zu erleben (es sind immer dieselben: das abholen des racePakets, das abendessen voller Kohlehydrate, der abendliche spaziergang wie bei soldaten auf freigang, das hotelzimmer, in dem man scherzt, um die anspannung zu lösen, in dem man müde wird und den schlaf findet), um sich schließlich inmitten von tausend anderen auf der startlinie wiederzufinden, auf den startschuss zu warten, nach dem jeder nun seinem eigenem Ziel entgegenläuft. es ist ein kleiner Wirbelsturm unvergänglicher eindrücke, die wir eifersüchtig bewachen und die sich aus erinnerungen, fotografien, Medaillen, anekdoten, Kameradschaftssinn und den stempeln im reisepass zusammensetzen. sie alle vereinen sich zu einem einzigen, komplexen Gefühl: der sozialen seite des rennens, seiner vereinenden dimension.

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und dies ist der sinn, der Geist dieses buches: eine einladung, sich immer und überall selbst zu entdecken, während man ferne orte durchläuft. Vielleicht fragt sich der ein oder andere, ob ich tatsächlich alle dreißig strecken gelaufen bin. die antwort lautet: nein, nicht alle, aber einige schon. Manche von ihnen aus beruflichen Gründen als sportjournalist, andere aus reinem Vergnügen. aber ich bin stolz, dass es noch viele rennen gibt, die ich meiner sammlung hinzufügen könnte, weil das bedeutet, dass ich noch Pläne schmieden kann, träumen, leben ... und dass die Welt noch voller orte ist, die darauf warten, mich, uns, laufen zu sehen. euch dagegen wünsche ich, gleichgültig was oder wo euer nächstes Ziel ist, auf jeder reise, bei jedem lauf, die Gelegenheit euch umzusehen – und dabei den blick auch nach innen zu wenden.

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es gibt auch eine andere seite. sie ist intimer, aber ebenso intensiv und wird durch die erfahrung des einzelwettkampfs zum leben erweckt: der einsame start, Gedanken und Gefühle zwischen hoffnung und Zweifel in einer gewollten und gesuchten Isolation – schlicht: die einsamkeit des Marathonläufers. Wenn ich die augen schließe, sehe ich die bereitgelegte Kleidung für den nächsten Tag auf dem bett neben mir. es ist der Vorabend eines rennens, die startnummer ist bereits angebracht, salben liegen in einer reihe. dann das ritual des anziehens, in der hoffnung nichts zu vergessen, und schließlich das rennen, bei dem dir immer und nur der innere dialog mit dir selbst Gesellschaft leistet.

Viel spaß beim laufen!

Enrico Aiello

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DIE GROSSE

16 \ \ J a n u a r

KÄLTE

„Wagemutige aller Welt, vereinigt Euch!“, könnte man sagen. 21 Kilometer durch die Polarnacht und das Eis unwirtlicher Landschaften zu laufen, klingt tatsächlich nach einer Unternehmung von Verrückten. Und doch ist der Polar-NightHalbmarathon, auch wenn er in Tromsø, am 70. Breitengrad, stattfindet, ein durchaus machbares Rennen. Sicher, es ist anspruchsvoll und erfordert Einiges an Vorkehrungen – vor allem in Bezug auf Kleidung, Schuhe, Sicherheit –, aber es ist weniger extrem, als es zu sein scheint. In der wachsenden Kategorie der Rennen, die man „sammeln“ muss und nicht verpassen sollte (einer mittlerweile weit verbreiteten Art von Sporttourismus), darf dieser Lauf nicht fehlen. Es ist faszinierend, durch die Polarnacht zu laufen, durch jenes Naturphänomen, das die Gegend um den Polarkreis von November bis Januar in ein fast ewiges Dunkel hüllt. Wenn Ihr euch nun fragt, ob es ein Äquivalent dazu gibt, ein Rennen, welches das Tageslicht feiert, eben die Mitternachtssonne, so heißt die Antwort: ja! Es ist der Midnight-Sun-Marathon, der am 21. Juni ebenfalls in Tromsø stattfindet – ebenso fremdartig und faszinierend. Aber das ist eine andere Geschichte.

Gegenüber: Luftbild von Tromsø mit der Brücke, die die Stadt mit dem Festland verbindet. Seiten 20/21: Das unglaubliche Naturschauspiel des Nordlichts (aurora borealis), fotografiert in der Ortschaft Grøtfjord.

SChWiERiGKEitSGRaD:

2014 Glenn Thomas Martinsen (Norwegen)

01:10:12

2009 Margaretha Baumann (Norwegen)

ORt:

01:26:05

norwegen naME:

polar-nightHalbmarathon

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DiStanZ:

21.097 km

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S

tart- und Ziellinie des Polar-Night-Halbmarathons liegen auf der Storgata, der Hauptstraße von Tromsø. Der Startschuss fällt um 15 Uhr nachmittags. Die Strecke, die für Hinund Rückweg den gleichen Weg vorsieht, führt an der Küste entlang in Richtung Flughafen und wieder zurück. Neben dem Halbmarathon gibt es noch einen 5- und einen 10-Kilometer-Wettbewerb. Da es dunkel ist, achten die Läufer weniger auf das Panorama, als vielmehr darauf, nicht von der Straße abzukommen. Zum Glück ist die Strecke, sofern Wetter und Wind

1

Flughafen Tromsø-Langnes

2

Tromsø Domkirche

3

Nordnorsk Kunstmuseum

dies zulassen, von Fackeln erleuchtet, die die Straße säumen. Ihr Licht scheint durch die reflektierenden Jacken (obligatorisch) noch heller. Nicht zu unterschätzen sind die Temperaturen und die Glätte der Straße. Die entsprechend notwendigen Gegenmaßnahmen beziehen sich auf Kleidung und Schuhe: von isothermischer Kleidung über Gesichtsschutz bis hin zu Schneehandschuhen. Und natürlich trägt man Laufschuhe mit Spikes und Gummizügen oder Klettverschlüssen. Die mitreißende Zielfeier lässt allerdings die Müdigkeit und Kälte schnell vergessen.

2 Nordnorsk Kunstmuseum

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3

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Flughafen

Tromsø-Langnes

1

2 3

Tromsø Domkirche

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22

MARATHON

ZWiSChEn GESChiChtE UnD lEGEnDE

22 \\ M a r aThon Z W Is c h e n Ge s c hIc hTe u n d leGe n de

Der Marathon, die Königsdisziplin der athletik, hat ihre Mythen, ihre Helden und ihre ikonen – in der antike wie in der Moderne. Für diejenigen, die die letzten hundert Jahre (oder auch etwas mehr) verpasst haben, im Folgenden ein kurzer Überblick.

PhiliPPiDES ODER PhEiDiPPiDES? Die Version, nach welcher der Botenläufer Philippides tot zusammengebrochen sei, nachdem er von Marathon nach Athen gelaufen war, um die Nachricht vom Sieg über die Perser zu überbringen, scheint eher Legende als Geschichte. Wahrscheinlicher ist, dass der Läufer – auch unter dem Namen Pheidippides bekannt – 240 Kilometer von Athen bis Sparta (und zurück!) zurückgelegt hat, um militärische Unterstützung durch Sparta zu erbitten und die Antwort an seinen Feldherrn Miltiades zu übermitteln.

P h il ip p id e s

490 v. C.

DRaMa BEiM ZiElEinlaUF London 1908. Nur wenige hundert Meter vor dem Ziel

o d e r P h e id ip p id

es?

ereignet sich einer der dramatischsten Augenblicke in

42,195

der Geschichte des Sports: Der Italiener Dorando Pietri

Während derselben Olympischen Spiele wurde

bricht auf den letzten Metern des Rennens immer

die offizielle Marathondistanz auf 42,195 km

wieder zusammen, bis ihm schließlich Ärzte und

(26 Meilen und 385 Yards) verlängert. Warum?

Kampfrichter als Sieger über die Ziellinie helfen, doch

Um es der Herzogin von York, der künftigen

er wird disqualifiziert. Unter den Zuschauern (und

Königin Großbritanniens, zu ermöglichen, den

nicht wie oft kolportiert auf der Strecke) befindet sich

Start von Windsor Castle zu sehen, der Som-

der damalige Journalist Arthur Conan Doyle.

merresidenz der königlichen Familie.

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BaRFUSS iM DUnKEln Zum Symbol der Olympischen Spiele 1960 in Rom

Die Olympischen Spiele von 1952 in Hel-

wird zweifellos Abebe Bikila, ein bis dahin unbekann-

sinki sind die des Läufers Emil Zatopek.

ter äthiopischer Athlet. Er startet beim Marathon,

Der schüchterne und höfliche Tscheche

einer Disziplin, die bis dahin immer von westlichen

hat einen linkischen, aber höchst effek-

Läufern dominiert worden war. Als er die Ziellinie unter

tiven Laufstil. Ihm gelingt das Außer-

dem Konstanstinsbogen als Erster durchläuft, wird

gewöhnliche: drei Goldmedaillen über

er nicht gewusst haben, dass er für die folgenden

die Distanzen 5.000 m, 10.000 m und

Jahre der Vorläufer einer ganzen Generation afrika-

den Marathon.

nischer Sieger sein wird, die sich von ihm inspiriert fühlten. Unvergesslich ist dieses Rennen wegen des spektakulären Hintergrunds eines nächtlichen, durch

GOtt DES MaRathOnS Olympische Spiele 2004 in Athen. Nach

Fackeln beleuchteten Roms und Bikilas unerwarteter Entscheidung, barfuß zu laufen, um den Geist der römischen Via Appia Antica besser spüren zu können.

einem taktisch und konditionell meisterhaften Lauf gewinnt Stefano Baldini Gold. Ganz Italien hält den Atem an, bangt, lei-

DiE aFRiKaniSChE hERRSChaFt

det und feiert mit seinem Helden. Sei es

In den letzten fünfzehn Jahren stehen Algerien und

die faszinierende schwarze Piste des Pana-

Marokko, aber vor allem Kenia und Äthiopien für den

thinaiko-Stadions, seien es seine ausge-

Marathon. Mit Haile Gebrselassie (er hielt viele Jahre den

streckten Arme, die fast schon das Ziel er-

Weltrekord), Paul Tergat, Martin Lel, Kenenisa Bekele

reichen – dies sind die Bilder, die für im-

und vielen anderen flutete eine Welle von afrikanischen

mer unauslöschlich in der kollektiven Erin-

Läufern die Startlinien bei Marathons in der ganzen

nerung ihren Platz finden.

Welt. Den aktuellen Weltrekord (2:02:57) hält der Kenianer Kenyan Dennis Kimetto seit seinem einzigartigen Lauf beim Berlin-Marathon am 28. September 2014.

DiE GRÖSStE VOn allEn Sie hält den Marathon-Weltrekord der Frauen, erlaufen am 13. April 2003 mit einer

2 3 \ \ M a r a T h o n – d I e 3 0 s c h Ö n s T e n s T r e c K e n W e lT W e I T

DiE tSChEChiSChE lOKOMOtiVE

W e lt re k o rd 2003

Zeit von 2:15:25. Sie ist dreifache Marathonsiegerin, gewinnt den London-Marathon, den New-York-City-Marathon und Gold bei der Weltmeisterschaft 2005 in Helsinki. Und dennoch hat die 1973 in England geborene Paula Radcliffe in ihrer langen Karriere niemals olympisches Gold erlangt.

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IM LAUFSCHRITT DurCH

24 \ \ fe bru a r

tradition und Moderne Wenn ihr euch, wie ich, durch Fremdartiges angezogen fühlt, wenn lost in Translation einer eurer Lieblingsfilme ist, wenn euch die befremdliche Atmosphäre Shibuyas magnetisch anzieht, dann ist der Tokyo-Marathon euer Rennen. Seit 2013 Teil der World Marathon Majors, der sechs größten und bekanntesten Marathons der Welt, starten dort nach nur wenigen Jahren nun über 36.000 Teilnehmer. Und es gibt einen Grund für diese große Beliebtheit. Zugegebenermaßen stehen wir aus dem Westen orientierungslos, aber fasziniert vor dieser der unsrigen so fernen Kultur, die trotz ihres modernen Gesichts den alten Traditionen noch so verhaftet ist. Das Rennen ist ausgesprochen gut organisiert – eben japanisch – und erlaubt es jedem, in diese Atmosphäre einzutauchen. An der Startlinie wartend, erinnert man sich an die Definition des Marathonläufers, wie der italienische Schriftsteller Mauro Covachic sie formuliert hat: „ein Samurai ohne Schwerter“. Das seid ihr, das sind wir: Samurai mit Laufschuhen.

Gegenüber: Der Augenblick des Starts im Jahr 2014. Auf der Strecke feuern mehr als 1.700.000 Zuschauer die Läufer an. Seiten 28/29: Kurz vor dem Start gegenüber des Tokyo Metropolitan Government Building. Laut offiziellen Angaben der Organisatoren stellen die Frauen 20 Prozent aller Starter.

SChWiERiGKEitSGRaD:

2014 Dickson Chumba (Kenia)

2:05:42

2014 Tirfi Tsegaye (Äthiopien)

2:22:23

ORt:

Japan naME:

TokyoMarathon

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DiStanZ:

42.195 km

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D

ie Strecke des Tokyo-Marathons verläuft überwiegend flach, die ersten fünf Kilometer sogar leicht abschüssig. Nur gegen Ende gibt es kurze Abschnitte bergauf. Das Rennen beginnt kurz nach 9 Uhr morgens gegenüber des Tokyo Metropolitan Government Building, dem repräsentativsten Gebäude des Finanzdistrikts und endet mitten im Messegelände am Tokyo Big Sight. Zwei Millionen Menschen säumen die Straßen und feuern euch an. Höhepunkte der Strecke sind der Kaiserpalast bei Kilometer 10, der Hibiya Park, der 333 m hohe Tokyo Tower, von dem man eine herrliche Aussicht über die Stadt genießt, das Stadtviertel Ginza mit seiner atemberaubenden Architektur, Nihombashi und kurz vor Kilometer 30 Asakusa und das Kaminari-mon Tor zum ältesten buddhistischen Tempel Tokyos. Die Durchschnittstemperatur um diese Jahreszeit liegt mit etwa 7 ° Celsius leicht unter der Idealtemperatur. Zeitlimit: 7 Stunden.

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1

Metropolitan Government Building

2

Kaiserpalast

3

Tokyo Tower

4

Asakusa Kaminari-mon Tor

5

Tokyo Skytree

6

Ginza Yon-Chome-Kreuzung

7

Big Sight

Kaiserpalast

1

3 Tokyo Tower

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Asakusa Kaminari-mon Tor

4

5

2

6

3

7

Big Sight

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HALB-

MaraTHon

30 \\ februar

mit pesto

Nehmt zwei typisch italienische Orte, vielleicht etwas altmodisch, aber für immer verbunden durch ihr unvergleichliches Flair. Stellt euch einen Weg vor, der beide Orte verbindet, und auf dem ihr ein atemberaubendes Panorama genießen könnt. Und solltet ihr auf den ersten Blick irgendein Detail übersehen haben: Ihr lauft die Strecke ja ein zweites Mal! Das alles ist dieser Halbmarathon, der für viele Läufer den Saisonbeginn nach einem langen Winter darstellt. Zwischen Santa Margherita Ligure und Portofino zu laufen, ist eine spezielle Art, die Schönheit und die Düfte des Golfs von Tigullio aufzunehmen, eine 21 Kilometer lange Behandlung für Augen und Seele. Wenn ihr dann noch einen sonnigen Tag erwischt – die Wahrscheinlichkeit liegt hoch – wird dieser Marathon ein fixes Datum in eurem Laufkalender sein. Und sei es nur für die Trenette al pesto, die euch nach dem Lauf erwarten – ein weiterer guter Grund, um dort zu sein.

Gegenüber: Allein der spektakuläre Blick auf den Golf von Tigullio ist Grund genug, an diesem Halbmarathon teilzunehmen. Seiten 34/35: Momentaufnahme des Halbmarathons. Zweimal muss die Strecke zwischen Santa Margherita und Portofino zurückgelegt werden.

SChWiERiGKEitSGRaD:

2010 Taoufik El Barhoumi (Italien)

1:03:53

2012 Valeria Straneo (Italien)

1:11:20

ORt:

Italien naME:

Zwei-perlenHalbmarathon

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DiStanZ:

21.097 km

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S. MARHERITA LIGURE

1

S. Margherita

Portofino

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1

Santa Margherita Ligure

2

Piazzetta di Portofino

3

Portofino

Piazzetta

di Portofino

Z

weimal von Santa Margherita nach Portofino und zurück. Zwei Runden mit Start um 9 Uhr morgens auf der Piazza Martiri della Libertà in Santa Margherita Ligure und dem Ziel in Portofino entlang der Küstenstraße zwischen beiden Orten. Die Formel zweimal hin und zurück – also viermal dieselbe Strecke – könnte den Eindruck erwecken, das Rennen sei langweilig. Doch das ist falsch. Mit der herrlichen Aussicht auf den Golf von Tigullio am Meer entlangzulaufen – spektakulär ist vor allem der Blick auf die Bucht von Paraggi –, machen aus jeder Fünf-Kilometer-Strecke eine wahre Freude. Hinzu kommt, dass euch, während ihr noch auf der ersten Runde seid, die Spitze entgegenkommt, was bei einem Rennen nicht oft geschieht. Die Strecke wird von zahlreichen Kurven und leichten Steigungen bestimmt. Somit ist dieser Halbmarathon nicht dazu geeignet, die persönliche Bestzeit zu erreichen. Etwas schwieriger sind die schmalen und verwinkelten Gassen in Portofino, in denen es mitunter schon sehr voll und eng werden kann und man genau darauf achten muss, wo man die Füße hinsetzt, sowie der steile, aber kurze Anstieg am Ortsausgang.

2 3 PORTOFINO

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