Ein Toolkit für urbanen Selbstbau

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do-it-yourself!

do-it-together!

Michael FĂźrst Nikolas Kichler Paul Adrian Schulz (HG.)



Ein Toolkit für urbanen Selbstbau 1. Auflage, Wien August 2017 Dieses Buch entstand im Rahmen eines durch den Klima und Energiefonds geförderten Forschungsprojekts. Konsortium des Forschungsprojekts TU Wien, Continuing Education Center, Institut für Architektur und Raumplanung, Initiative for Convivial Practices ff Institut für höhere Studien (IHS) ff ASBN - austrian strawbale network ff RWT Plus - Woschitz Group ff TB Käferhaus GmbH Herausgeber und Co-AutorInnen ff ff ff ff

Nikolas Kichler Michael Fürst Paul Adrian Schulz vivihouse.cc

Lizenz ff Die Inhalte dieses Werks sind weitgehend lizenziert unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 Lizenz. Auf Ausnahmen wird v.a. in den Bildunterschriften und im Abbildungsverzeichnis gesondert hingewiesen. Weitere Informationen unter: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ deed.de

ff Alle Angaben sind ohne Gewähr - Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

Dieses Tookit enthält Textbeiträge von:

Lektorat

ff ff ff ff ff ff ff ff ff ff ff ff ff

ff Marek Bozuk ff Ina Hahn

Leopold Zyka David Marek Team Wien Eva Stützel Rita Szerencsés einszueins Architektur David Steinwender Herbert Gruber Constance Weiser Karin Stieldorf und Solar Decathlon Team Austria Duncan Baker-Brown Bauteiler, Tina Wintersteiger Wieland Moser

Layout und Gestaltung ff Franz Rohm ff Kathrin Meyer ff und die Herausgeber Schriftart ff Source Sans Pro (Sil Open Font License) Druck und Herstellung ff Druck & Medienwerk GmbH I


Inhalt

Inhalt Vorwort

II

Danksagung

VI

Einführung

3

1.1 Vision 1.2 Bedarf

5 6

1.1 und Bs

1.2

DIY-Kultur

15

.

2.1 DIY - eine Definitionsfrage 2.2 Orte des DIY 2.3 DIY Wissen 2.4 DIY - Gebäude 2.5 Einfamilienhausbaukultur in Österreich 2.6 Benötigte Fähigkeiten 2.7 Risiken und Haftung 2.8 Rechtskonstruktionen 2.9 Organisation im Planungs- und Bauprozess 2.10Resümee: DIY Kultur

15 17 27 31 43 46 46 48 51 54

Mehrgeschoßig

61

2.1

2.2

2.3

2.4

2.5

2.6

2.7

2.8

2.9

2.10

3.1 Etappenweises Bauen 3.2 Vorfabrikation 3.3 Das Rückgrat 3.4 Haus im Haus 3.5 Das Raumregal 3.6 Planungswissen für Mehrgeschoßigkeit 3.7 Resümee: DIY auf mehrgeschoßigen Baustellen 3.1

3.2

3.3

3.4

3.5

3.6

3.7

II

62 64 76 78 81 98 100 62


Inhalt

Ökologisch 103 4.1 Wahl der richtigen Energieträger 104 4.2 gebräuchliche Öko-Kennzahlen (Wohnbau) 105 4.3 Lebensdauer 106 4.4 Ökologische Baustoffe 108 4.5 Speichermassen 112 4.6 Thermische Bauteilaktivierung 112 4.7 Gebäudelüftung 113 4.8 Resümee: ökologisches Bauen in der Stadt 114 4.1

4.2

4.3

4.4

4.5

4.6

4.7

Vier DIY-Häuser 119 5.1 Gegenüberstellung der Gebäudetypen 119 5.2 Typ 1 125 5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble 163 5.1 Typ 3 - punkthausförmiges Raumregal 177 5.4 Typ 4 - NawaRoSan 225 5.5 Analyse einzelner Arbeitsschritte 233 5.6 Auswertung der Ökokennzahlen 241 5.7 Erkenntnisse zur D.I.Y Tauglichkeit 244 5.1

5.3

5.3

5.4

5.5

5.6

5.7

Praxiswissen 249 6.1 Logistik 249 6.2 Instandhaltung der Außenfassade 251 6.3 Praxiswissen: Strohballen CUT-Wand 252 6.1

6.2

6.3

Anhang 297 Abbildungsverzeichnis

298

III


Vorwort

Vorwort “Cities have the capability of providing something for everybody, only because, and only when, they are created by everybody.” Jane Jacobs Wie können Menschen ihren urbanen Raum selbstständig und mit ökologischen Materialien reproduzieren und gestalten? Dieser Frage sind wir im Rahmen des Forschungsprojekts “Make your City Smart” - gefördert vom Klima- und Energiefonds - nachgegangen. Das vorliegende Toolkit zeigt die dabei erlangten Erkenntnisse und gibt einen Einblick, wie durch Partizipation und Selbstorganisation unsere gebaute Umwelt im Selbstbau gestaltet werden kann. Die Absicht ist die LeserInnen zu inspirieren als auch zum praktischen Selbstbau und zur Weiterentwicklung baulicher Lösungen einzuladen und

IV

Erkenntnisse aus der Praxis, dem opensource Gedanken folgend, rückzumelden. Das Toolkit stellt vier unterschiedliche städtische Bauweisen vor und stellt deren Selbstbautauglichkeit dar. Zur Erforschung der eingangs gestellten Frage haben wir, Paul Adrian Schulz, Michael Fürst und Nikolas Kichler, uns zusammengefunden. Dabei war es uns wichtig, ökologisches Bauen mit den partizipativen Tendenzen der ‘kollektive Stadt’-Bewegung zusammenzudenken. Zu den sozialen Innovationen zählen wir vor allem Commons bzw. commoning sowie das “Do it yourself”-Prinzip (DIY). Gemeinschaftliches Bauen ermöglichen uns, dabei Methoden des Miteinanders einzuüben, daher spielen Elinor Ostroms Design Principles der Inklusion und der eige-

nen Regelgebung eine große Rolle. Das Open Source Prinzip haben wir gewählt, um Inklusion und die Weiterentwicklung des Toolkits zu fördern sowie Technologie prinzipiell transparenter und zugänglicher zu machen. Daher erscheint dieses Toolkit unter der Creative Commons Lizenz CC-BY-SA, die eine stetige Weiterentwicklung und Ergänzung des Toolkits ermöglicht. Unsere Forschung begann mit einer umfassenden Recherche, bei der wir untersucht haben, welche Arten des Selbstbaus bereits praktiziert werden und welche Rahmenbedingungen für die Mehrgeschoßigkeit und das ökologische Bauen zu beachten sind. In Anlehnung an diese Erkenntnisse haben wir bestehende Herangehensweisen weiterentwickelt, um den ein- bis zweigeschoßigen DIY-Ansätzen in die Mehrgeschoßigkeit zu verhelfen. Daraus sind vier verschiedene


Vorwort

Wir laden euch ein mitzumachen...

Wir laden euch ein mitzumachen...

...bei der Smart Citizens Building Tour 2018 den DIY-Prototypen vivihouse aus DIY-Modulen in Holzskelettbauweise an vier Standorten in Österreich aufbauen und gemeinsam mit anderen lokalen MakerInnen die Handhabbarkeit des Bausatzes zu überprüfen - Startschuss für die Open Building Society.

... bei der Errichtung einer Online-Plattform für Open Source DIY-Architektur - einem weiteren Vorhaben der Open Building Society. Die Plattform soll als Technologie-Hub den Informationsaustausch von MakerInnen ermöglichen und zum Empowerment künftiger ProsumentInnen beitragen.

Prototypen samt DIY-Herangehensweisen entstanden, die sich mit den Themen „Ökologie”, „Langlebigkeit” und Handhabbarkeit” im mehrgeschoßigen Selbstbau auseinandersetzen. Zur Strukturierung unserer Ergebnisse haben wir uns an der Pattern Language von Christopher Alexander orientiert. Diese zielt darauf ab, jede_n LeserIn zu befähigen, auf Grundlage eines nachvollziehbaren Strukturgerüsts, die einzelnen Punkte selbst logisch erweitern zu können. Der Vorstellung einer Vision zur städtischen Gebäudeproduktion folgt die Darstellung von Schwierigkeiten der aktuellen Wohnraumproduktion und des daraus abgeleiteten Bedarfs für innovative Ansätze. (Kapitel 1) Der Analyse des bestehenden Selbstbauwissens (Kapitel 2) folgen Überlegungen zu dessen

Übertragung in die Mehrgeschoßigkeit, eine Beschreibung des bautechnischen Mehraufwands gegenüber eingeschoßigen Gebäuden (Kapitel 3) und Überlegungen zur Energieversorgung von Gebäuden bzw dessen Auswirkungen auf die anzuwendende Gebäudetechnik (Kapitel 4).

Umnutzbarkeit, Baubarkeit, Energieverbrauch und Ökobilanz abgebildet. (Kapitel 5) Am Beispiel des Einbaus von Strohballen in Außenwände wurde eine Bauanleitung für Laien in einem Detailgrad ausgearbeitet, den wir uns für alle Arbeitsschritte (in Folgeprojekten) vorstellen können (Kapitel 6).

Kapitel 2, 3 und 4 des Toolkits versuchen einen Überblick über Parameter zu geben, die auf Entscheidungsprozesse beim Planen von städtischen Gebäuden Einfluss nehmen. Beginnend beim Maßstab des Städtebaus bis zur Vermittlung von einfachen Handgriff beim Einbau von Baustoffen auf der Baustelle. Anschließend wird die Selbstbautauglichkeit anhand vier unterschiedlicher Varianten und Logiken der Gebäudeherstellung überprüft und quantifiziert dargestellt. Die Gebäude in ihrer Entwurfslogik,

V


Danksagung

Danksagung Die Entstehung dieses Buches ist einem einmaligen bereichernden Prozess zu verdanken, den wir drei in den vergangenen dreieinhalb Jahren seit unserem Zusammentreffen auf der vienna.transitionBASE erfahren durften. Unser gemeinsames Interesse ließ uns dabei auf eine Fülle von liebevollen, hilfsbereiten und interessanten Menschen stoßen, die hier gar nicht alle vollständig genannt werden können - auch sie seien auf diesem Wege mit in unseren Dank eingeschlossen. Wir bedanken uns herzlich beim Klima- und Energiefonds, der das Forschungsprojekt im Rahmen des Programms der 6. Smart Cities Demo Sondierung finanziell ermöglicht hat. Besonderer Dank gilt vor allem auch Karin Stieldorf, die es uns mit ihrem Interesse, ihrer Offen-

VI

heit für Neues und ihrer kontinuierlichen Unterstützung überhaupt erst ermöglichte, dieses Forschungsprojekt an der TU Wien anzusiedeln. Danken möchten wir außerdem unserem gesamten Konsortium für die intensive, inspirierende, kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeit, die wesentlich zum Gelingen des Toolkits beigetragen hat. Insbesondere danken wir Wieland Moser und Anton Oster für die vielen Gespräche zu ökologischen und bautechnischen Fragen; Beate Littig, Astrid Segert und Mathis Lucka vom IHS; unseren FreundInnen Herbert Gruber, Gerhard Scherbaum und Marlene Wagner, mit denen wir die Leidenschaft für Strohballenbau und Selbstbau teilen. Dank gilt auch unseren FreundInnen und dem Team der vienna. transitionBASE, David Marek, Constance Weiser, Gabriela Janu und Dorothea Ziegler; Izabela Glowinska

für ihren klaren gesellschaftskritischen Blick; Ina Hahn und Marek Bozuk für das engagierte Lektorat; Kathrin Meyer und Franz Rohm für ihre Hilfe bei der Finalisierung von Buch und Layout; Bob Martens von der TU Wien; Jochen Käferhaus; Franz Nahrada und David Steinwender vom Transition Netzwerk; Georg Pleger; Leopold Zyka; Tina Wintersteiger; Robert Jockwer von der ETH Zürich, Fred Frohofer; Jesko Fezer für seine Gedanken zu Open Building; Ernst Gruber; Harry Knight von Wikihouse; Wolfgang Winter; Leo Obkircher; Peter Widerin; Valentina Maini; Silke Helfrich - und nicht zuletzt unseren Familien. Nikolas Kichler, Michael Fürst und Paul Adrian Schulz Wien, im August 2017


1



1


1


Einführung

3


WASSER

SOLAR

BIO

WIND

Verein ür Menschen mit darrieus rotor

foodsharing & open kitchen workshop SOLAR experimentelles Gärtnern

Permakultur Friedhof

Reuse Recycling Repair

Kräuterallmende

WASSER

So-Di: Experimentierfeld Mi-Sa: Flohmarkt BIO

Lesekreis Q2

Energiemanagement workshops Fablab & Haustechnik freies darrieus rotor Netz

shared mobility

freies Netz

Bienen- & Wildvogelgarten

SOLAR

Fahrradverleih Reparatursalon

darrieus rotor

H9

Hackerspace

G2 E1

S0 # (8)

I0

Y5 T6

R5

44

Z1

U7

Q2 ZUG Ö1

... &

Ä2

G1

P1

J2 *4* V5 A1P

Freiwillige Feuerwehr

F5 V0

W2

D0 B8

M-7

Blumenwiese

S_6

B4 W1 -H2

L7

Workshop - Unit Y1

nicht aneigenbar

+1

C2

BauphysikMathematikStatiknachhilfe

Wohnsyndikat (hist. Bsp.)

VV

p1: shared mobility Obstbaumzone W2

Permakulturethik workshop solidarische

Fablab &

Ruhezone

Superscape workshop

outd oor workshop Wäschesalon

free space

Repaircafe

Spielfeld - Unit Blockrandbebauung

Lager & Leila (Leihladen)

Kleidertauschstelle nächst Flickstelle

workshop Gesundheit & Nothilfe

☐ 1.1. Ideen zu einer kooperierenden urbanen Gesellschaft CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber Seite 1|9

4


1.1 und Bs Vision

1.1 Vision

1.1 und Bs

“The future is not some place we are going, but one we are creating. The paths are not to be found, but made. And the activity of making them changes both the maker and the destination” John Schaar Wir schreiben das Jahr 2030. Wir stellen uns eine urbane Gesellschaft vor, in der sich die Beziehungen zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen neu formiert haben: es sind ProsumentInnen entstanden, die versuchen, aus eigenem Antrieb ihre Bedürfnisse für ein gutes Leben zu entdecken und gleichzeitig zu realisieren. Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und das Herausbrechen aus Isolationen führten zu einer Neudefinition des Verständnisses von Gesellschaft. Kooperation und Inklusion sind zu zentralen Leitmotiven avanciert, wodurch nicht nur Ressourcen besser genutzt werden, sondern auch soziale Interaktion als originäre Qualität genauso wie als Herausforderung wiederentdeckt wurde. Extrinsische Motivation entsteht nicht mehr durch Existenzdruck, sondern aus dem Wunsch heraus, ebenfalls beitragen zu wollen und zu können, d.h. auch Andere zu unterstützen und ihnen zu helfen. Der Faktor Reputation

gewinnt an Bedeutung und ist auch ein Grund, weshalb weniger Regeln und Gesetze notwendig sind, um für Verbindlichkeit und Sicherheit zu sorgen.2 Im Laufe der Jahre haben sich auf dem Planeten unzählige Fablabs gemäß den Prinzipien einer Open Source Circular Ecology3 global vernetzt. Diese Online-Communities hosten Plattformen zur kollaborativen Entwicklung von Care & Repair-Architektur. Weltweit entwickelt sich aufeinander bezogenes und abgestimmtes Know How, welches überall verfügbar ist und von lokalen BewohnerInnen (re-)produziert und genutzt wird. Neue, durch verteilte Aktivitäten gewonnene Erkenntnisse werden wieder an alle zurückgegeben. Physische Ressourcen werden so weit wie möglich auf lokaler Ebene gewonnen und in ebenso lokalen Produktions- und Bauprozessen verarbeitet. Wissen zirkuliert global, Ressourcen bleiben in den lokalen Wirtschaftskreisläufen. Gebäude verstehen sich hierbei als ein Zwischenlager fein sortierter wiederverwendbarer Baustoffe.4

zung, Abfallvermeidung, Lebensdauer und die damit verbundenen Ursache-Wirkungsketten entfaltet. Dadurch kam es zu einer iterativen, technologischen sowie ökosozialen Weiterentwicklung. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass kreative, bedeutsame, lebendige, lebensfreundliche und resiliente Städte dann entstehen können, wenn ff sich der unmittelbare Lebensraum aus gemeinschaftlicher Aktivität heraus bildet ff sich Menschen auf eine subjektiv erfüllende und verantwortungsvolle Art und Weise einbringen ff alle Betroffenen den transparenten Diskurs der “zukunftstauglichen Kunst des Zusammenlebens”5 auf Augenhöhe mitgestalten. Der Weg zu dieser Vision ist zwar noch weit - kann aber aus heutiger Sicht nach und nach für alle Interessierten geebnet werden. Lösungen für die nachfolgend beschriebenen Parameter können dabei helfen.

Unter den ErdbewohnerInnen hat sich durch das weltweite Co-Managing und Monitoring von Ressourcenkreisläufen auf unterschiedlichen Ebenen ein ausgeprägtes Bewusstsein für nachhaltige Nut5


1.2 Bedarf

1.2 Bedarf

1.2

Inklusion Leistbarkeit Städtewachstum, steigende Grundstückspreise, zunehmende Qualitätsnormen und Ressourcenkosten führten in den letzten Jahren zu immer höheren Gesamtkosten. Durch den Kostendruck Förderkriterien erfüllen zu müssen sinkt die Ausführungsqualität bzw. wird der Einsatz ökologischer Baustoffe weitgehend ausgeschlossen. Im Rahmen von Baugruppenprojekten kommen sie manchmal dennoch zum Einsatz, da die künftigen NutzerInnen schon in der Planungsphase Einfluss auf Materialwahl nehmen können, doch werden in solchen Projekten die finanziellen Grenzen des sozialen Wohnbaus häufig überschritten. Zu Beginn des Jahres 2017 wollte eine Baugruppe ein Strohballenhaus in Wiener Innenstadtnähe realisieren. Dort konnten wir die Vorplanungsphase aus Sicht des Bauträgers und Architekten beobachten. Die erhöhten Kosten bildeten sich schon in der Frühphase der Kostenschätzung wegen vieler Planungsunbekannten beim Einsatz der angestrebten Öko-Materialien ab. Um einem breiteren Anteil der 6

Bevölkerung Zugang zu gesunden Lebensumgebungen beim Wohnen zu ermöglichen, suchten wir nach Möglichkeiten, finanzielle Hindernisse zu verringern. Im Rahmen unserer Forschungsarbeit hat sich gezeigt, dass bis zu 30% der Kostenstellen durch Selbstbau-Tätigkeiten (Muskelhypothek) ersetzt werden könnten, wobei die Möglichkeiten der digitalen Produktion sowie die Selbstwartbarkeit noch unberücksichtigt bleiben. Mitgestaltbarkeit Zunehmend steigt das Bewusstsein für komplexe planungsrelevante Fragen und der Anspruch in Gemeinschaft an Entscheidungsprozessen teilzunehmen6 - nicht nur auf Gebäudeebene, sondern auch im Quartiersmaßstab oder darüber hinaus. Dies zeigt, dass die Stadtentwicklung sich mit dem Schaffen lokaler Sinnzusammenhänge mittels Wunschproduktion, Abstimmungsvorgängen und Verantwortungsübernahme auseinandersetzen muss. Je früher Potentiale aus selbstorganisierten Gruppenprozessen für einen breiten Teil der Gesellschaft anwendbar werden, desto eher kann die Idee eines Care & Repair Urbanismus Realität werden und die ländliche “HäuslbauerIn” ihren Platz im mehrgeschoßigen Hochbau finden.Neue Produktionsweisen

Wissensaneignung ist durch das Überangebot in digitalen Informationsformaten einfach geworden. Die Verifizierung allerdings schwieriger. In den offenen Fabrikationslaboren - ein wesentlicher Orten der DIY-Kultur - können Selbstbauende ihr theoretisches und praktisches Wissen überprüfen, teilen und vertiefen, und vorhandene digital-gestützte Werkzeuge benutzen. Diese ermöglichen, mit wenig Personalaufwand, relativ komplexe Objekte in kurzer Zeit umzusetzen. Diese Maker-Kultur des schnellen Lernens und gegenseitigen Unterstützens deuten hier einen Weg an, der sich ebenfalls in die Baukultur integrieren ließe. Neue Produktionsweisen Wissensaneignung ist durch das Überangebot in digitalen Informationsformaten einfach geworden. Die Verifizierung allerdings schwieriger. In den offenen Fabrikationslaboren - wesentliche Orte der DIY-Kultur - können Selbstbauende ihr theoretisches und praktisches Wissen überprüfen, teilen und vertiefen, sowie vorhandene digital-basierte Werkzeuge benutzen. Diese ermöglichen, mit wenig Personalaufwand, relativ komplexe Objekte in kurzer Zeit umzusetzen. Diese Maker-Kultur des schnellen Lernens und gegenseitigen Unterstützens stellt ein Verfahren dar, dass die Baukultur erweitert. #


1.2 Bedarf

☐ 1.2. Grünflächenverlust durch tägliche Neuversiegelung in Österreich © Umweltbundesamt (2017)

Umweltbewusst Nutzung nachwachsender Rohstoffe Nach wie vor wird für das mehrgeschoßige Bauen in der Stadt vorwiegend Beton eingesetzt. Beton setzt sich aus den endlichen begrenzt vorhandenen Komponenten Schotter und Zement zusammen. Die Zementproduktion wird für ca. 6% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich gemacht. Aus bautechnischer Sicht ist dies nicht unbedingt notwendig. Bis zu 6-geschoßige Gebäude können schon nach heutigen Bestimmungen problemlos in Holzbauweise errichtet werden.

Nachwachsende Rohstoffe sind organische Rohstoffe, die aus land- und forstwirtschaftlicher Produktion stammen. Aufgrund ihrer Eigenschaft während der Lebensdauer so viel CO2 zu binden, wie sie durch Verbrennung oder Kompostierung wieder freisetzen würden (pro Kubikmeter Holz wird eine Tonne CO2 gebunden), werden sie als CO2-neutral betrachtet. Ihr Einsatz ist dann sinnvoll, wenn nicht mehr entwendet wird, als nachwachsen kann und Biodiversität gefördert wird. In den letzten Jahren öffneten sich die Bauverordnungen gegenüber des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe. Unter anderem haben

zahlreiche Brandschutztests die sukzessive Integration von Holz, Stroh, Flachs und Lehm in innerstädtischen Gebäuden möglich gemacht. Über die Verwendung ökologischer Baustoffe hinaus, fällt auch der Gebäudebetrieb in den Fokus der Analyse. Der Energiekonsum von Gebäuden muss für die Klimaziele 2050 (von energieverbrauchend) auf energieneutral reduziert werden. Verdichtetes Bauen Viele spannende Ökologie- oder Selbstbauprojekte wurden im ländlichen Bereich bereits umgesetzt. Allerdings erscheint uns das vereinzelte Bauen in ländlichen

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1.2 Bedarf

Regionen nicht zukunftstauglich, weil dadurch die Zersiedelung vorangetrieben wird. Diese verursacht Bodenversiegelung, hohen Mobilitätsaufwand und hohe Infrastruktur- und Wartungskosten. Daher lautet die oberste Maxime der Schweizer Raumentwicklung: “Verdichtetes Bauen”9 - auch in ländlichen Gemeinden. In Österreich werden täglich 150000m² (15ha) Ackerland versiegelt und damit die entsprechenden EU-Vorgaben von 2,5 Hektar am stärksten in der gesamten EU überschritten. 10 Der Verdichtung in ländlichen Regionen sollte eine Entspannung der maximalen Bebauungsdichte in der Stadt gegenübergestellt werden. Dem Problem der Urban Heat Islands, die Überhitzung städtischer Betonflächen, könnte mit einer Wiederbegrünung des Stadtraums entgegengewirkt werden. Langlebigkeit Die Langlebigkeit von Gebäuden kann auf unterschiedliche Art und Weise sichergestellt werden. Gäbe es keine soziale, technische und kulturelle Entwicklung in einer Gesellschaft, reichte es eventuell aus, sich zur Erhaltung des Gebäudebestands nur mit dem Zustand der verbauten Stoffe auseinanderzusetzen (Instandhaltung). Aufgrund rascher gesellschaftlicher 8

Umwälzungen und resultierendem Bedarf an veränderten Nutzungsverhältnissen von Stadtquartieren, entscheiden jedoch eher räumliche Potentiale des Gebäudebestands oder deren Mangel über Erhalt oder Abriss. Möglichst offene Grundrisse, die eine Adaptierbarkeit an unterschiedlichste Arten der Raumbefüllung zulassen, tragen heutzutage mehr zur Langlebigkeit bei, als Gebäude in hoher Ausführungsqualität bei monofunktionalem Charakter. Daher lassen sich, Gebäude als einen temporären Zustand feinsortierter, zwischengelagerter und wiederverwendbarer Materialien zu verstehen. Alle Formen des urban minings werden damit in Zukunft weniger energieaufwendig. Um zu verdeutlichen, dass der einfache Ein- und Ausbau von Baustoffen und deren Ortswechsel für eine Nutzung an anderen Strukturen gedacht ist, könnte man auch gleich von „urban reshuffling“ sprechen.

Handlungsprinzipien der Nachhaltigkeit Die drei Handlungsprinzipien der Nachhaltigkeit - Effizienz, Konsistenz und Suffizienz - beschreiben Strategien anhand(mittels?) derer die Sinnhaftigkeit sozio-technischer Entwicklungen überprüft werden kann. Im Bereich Effizienz sind dies gängige Entwicklungen, zumeist

mit der Fragestellung: wie kann ich mit weniger Ressourcen Input den gleichen Service Output beibehalten? Im Bereich Konsistenz versucht man Energiekreisläufe entweder zu schließen (cradle-to cradle(?)), oder Services so zu verwandeln, dass ihr Verbrauch keine Umweltschädigungen mit sich zieht. (z.B. Windenergie) Das Suffizienzprinzip wendet sich hingegen ab von objektspezifischen hin zu subjektiven, an das menschliche Verhalten ausgerichteten Strategien. Die Leitfrage lautet dabei: Was ist die angemessene Lösung für ein Problem? Durch den subjektiven Ansatz dient das Suffizienzprinzip als Werkzeug für die Entwicklung von Leitbildern mit zeitlich größerem Maßstab. Mit ihr kann auch die Frage nach der Art und Weise des Zusammenarbeitens, Produzierens und Gestaltens gestellt werden.

Ein Beispiel für Leitprinzipien der Transformation von Siedlungsräumen auf verschiedenen maßstäblichen Planungsebenen. Nachhaltiges Handeln beginnt im Kontext des Siedlungsraums mit: Weniger: ff Zersiedelung und Flächenverbrauch ff flächenintensive Einfamilien-


1.2 Bedarf

☐ 1.3. Koheränzprinzip der Salutogenese CC-BY-SA 4.0 Florian Krause

ff ff ff ff

häuser [Konsum von Waren mit großem Fußabdruck, wenn es mögliche Alternativen gibt] individualistische (Mini-)Apartments Stadtflucht und Kurztrips Beton und Eintönigkeit Werbung und Konsum

Mehr: ff vielfältige Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ff Möglichkeiten für Begegnung und Gemeinschaft ff Ruhe und saubere Luft

ff ästhetische Architektur mit menschlichem Maß ff Natur in der Stadt ff spüren, dass Menschen gerne in der Stadt sind”11 ff vielfältig nutzbare Gebäudestrukturen, statt Monofunktionalität Weitere Leitbilder für die Nachhaltigkeitsbewertung nach dem Suffizienzprinzip sind das Konzept der Salutogenese und der Konvivialität. Die Salutogenese untersucht Faktoren und dynamische Wechsel-

beziehungen zur Erhaltung menschlicher Gesundheit. Welche Eigenschaften und Ressourcen besitzen Menschen, die deren Gesundheit fördern? In diesem Zusammenhang fallen Begriffe wie Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, Hardiness und Resilienz. Das Kohärenzgefühl ist ein zentraler Aspekt: es beinhaltet Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit bei der Selbstmeisterung des Lebens. (siehe Abbildung) „Der Sozialphilosoph Ivan Illich hat 9


1.2 Bedarf

in den 1970er Jahren [...] das Leitbild der Konvivialität, des »gemeinschaftlich Miteinander-Lebens«, entworfen: »Konvivial, oder lebensgerecht, ist jene Gesellschaft, in der der Mensch das Werkzeug durch politische Prozesse kontrolliert«, schrieb er in seinem Buch »Selbstbegrenzung«. Konvivialität, so Illich, bedeutet Autonomie im Angewiesensein auf seinen Nächsten. […] Auch ein Werkzeug selbst kann als »konvivial« bezeichnet werden, denn in ein technisches Gerät sind soziale Prozesse eingeschrieben – genauso, wie es wiederum selbst soziale Prozesse auslöst. Ein Gerät oder eine Infrastruktur sprechen zu uns. Sie legen bestimmte Umgangsweisen nahe. Solange an der Konstruktion einer neuen technischen Struktur gearbeitet wird, ist sie offen. Danach wird sie zur »Black Box«, bleibt unsichtbar im Inneren eines Geräts versteckt. Über konviviale Technik nachzudenken, heißt, sehen zu lernen, Dinge sichtbar zu machen, sie in Frage zu stellen.”12 Die Abbildung stellt ein Arrangement dieser unterschiedlichen Leitbilder dar, zur Nachhaltigkeitsbewertung von gebauter Umwelt aus der Perspektive der darin lebenden Subjekte.

☐ 1.4. mögliche Ebenen der Nachhaltigkeitsbewertung gebauter Umwelten (nach Prinzipien der Salutogenese und Konvivialität) aus der Perspektive, der darin lebenden Subjekte CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

10


1.2 Bedarf

Ziel

Mit Hilfe des Mediums Toolkit möchten wir das Kulturwissen aus dem ländlichen Selbstbau in eine urbanisierte Baupraxis überführen und dabei die Handlungsspielräume aktiver StadtbewohnerInnen zu erweitern. Das Toolkit vermittelt die erhöhte Komplexität im mehrgeschoßigen Bauen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden Erfahrungsberichte künftiger und praktisch durchgeführter Projekte online frei zur Diskussion und Verfügung stellt. Dabei wollen wir den gängigen rechtlichen, normativen und technischen Ansprüchen des Bauens gerecht werden und die Lösungen aus Profi- und Selbstbauwelt synergetisch zusammenführen. Relevante Leitfragen dafür sind: ff Wie müssen Gebäude konzipiert sein, um weitgehend inklusives Mitwirken am mehrgeschoßigen Bau zu ermöglichen, sodass ökologisch sinnvolle Gebäude entstehen? ff Welche logistischen und technischen Lösungen unterstützen dabei den Prozess, halten Kosten und Aufwand in vertretbarem Rahmen und sorgen für eine möglichst lange Lebensdauer der Bauteile?

1  Death and Life of Great American Cities (1961), S.238 2   Superscape 2014” - Beitrag von Nikolas Kichler und David Steinwender 3  https://oscedays.org 25.8.2017)

(Zugriff

am

4  Siehe auch: Cradle-to-Cradle und Permakultur-Prinzipien 5  Britta Acksel, Johannes Euler, Leslie Gauditz, Silke Helfrich, Brigitte Kratzwald, Stefan Meretz, Flavio Stein, Stefan Tuschen: Commoning, Zur Kon-struktion einer konvivialen Gesellschaft, http://www.diekonvivialisten.de/ debatte.htm#helfrich 6   Nikos A. Salingaros und Frederico Mena-Quintero: Peer-to-Peer Stadtplanung. In: Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): COMMONS - für eine Politik jenseits von Markt und Staat, 1.Auflage, transcript Verlag, Bielefeld 2012, S.514. 7  Strategieplan Donaustadt, S.112 8  2012, Zur „Kritik an Baugruppen“, Ernst Gruber, erschienen in dérive, Zeitschrift für Stadtforschung, Ausgabe 47 9  laut Maria Lezzi, Direktorin des Schweizerischen Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) 10  ÖGNI SB15, Flächeninanspruchnah-

me

11  Schneiderwind & Zahrnt Damit gutes Leben einfacher wird. Perspektiven einer Suffizienzpolitik, München: Oekom. 2013. S87 12  http://www.oya-online.de/article/ read/1171.html

11



2



13


2


DIY-Kultur

.

2.1 DIY - eine Definitionsfrage

2.1

“The future is not some place we are going, but one we are creating. The paths are not to be found, but made. And the activity of making them changes both the maker and the destination” John Schaar Um mehr über Do-It-Yourself (DIY) Kulturen zu erfahren, untersuchten wir verschiedene Gemeinschaften, die einerseits selbst Dinge herstellen, oder sich andererseits mit der dahinterliegenden Organisation und den Herstellungsprozessen beschäftigen. Wir wollten herausfinden, was es schon gibt, wer warum wo welche Dinge produziert und was noch entwickelt werden muss, um auf dieser Basis Lösungen für den mehrgeschoßigen Selbstbau zu entwickeln. Bei der Untersuchung dieses Themas fällt schnell auf, dass es nicht nur eine Definition von DIY gibt und eine eigene Festlegung notwendig ist. Um die Sache etwas einfacher zu halten, haben wir uns zunächst entschieden, nicht zwischen den Begriffen “DIY - Do it Yourself”, “DIT - Do it Together” und “BIT - Build it Together” zu unterscheiden.

Drei Merkmale finden wir besonders erwähnenswert – dementsprechend verstehen wir unter DIY im Besonderen:

bilden.

ff bewusst die eigenen und kollektiven Lebensvisionen, auch abseits gesellschaftlicher Routinen und Normen, zu erforschen und zu verwirklichen ff der eigenen intrinsischen Motivation, Bedürfnissen und Neugier Raum zu geben ff sich möglichst viele Wissensressourcen und Fähigkeiten anzueignen, um die angepeilte Aufgabe durchführen zu können

ff Notwendige Kompetenzen und neues Wissen werden von den betroffenen Personen sehr schnell angeeignet - auch ohne mehrjährige formale Ausbildungen als Grundlage. ff Die Tätigkeiten sind oft von einer subjektiven Stimmigkeit bzw. von einem gefühlsmäßigen Bezug zur Sache geprägt. Selbstgeschaffenes wird mit verstärktem Augenmerk auf Vorsorge, Erhaltung und Schadensvermeidung genutzt1. ff DIY-Tätigkeiten sind befreit von Verwertungsdruck, Langeweile, Pflichterfüllung, Überproduktion, Verwertungsstrategien oder PR-Maßnahmen und werden daher häufig von ausgeglichener und lebendiger Stimmung, Neugier und Freude begleitet.

Diese drei Merkmale zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht die Fähigkeiten von Personen entscheidend sind, ob eine Tätigkeit als DIY bezeichnet werden kann oder nicht, sondern die selbstbestimmte Verwirklichung der eigenen oder kollektiven Bedürfnisse bei gleichzeitiger Übernahme von Verantwortung das wesentliche Kriterium für DIY

Folgende Begleiterscheinungen von DIY-Prozessen fallen besonders auf:

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2.1 DIY - eine Definitionsfrage

☐ 2.1. Arch_Tech_Lab an der ETH Zürich (Schweiz) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.2. Holzstruktur von Roboterhand gebaut (ETH) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.4. Fablab, Barcelona (Spanien) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.6. Wasserstrahlschneider im Maker Space, München (Deutschland) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

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☐ 2.3. Open-DIY-CNC-Fräse im Spielraum, Innsbruck (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.5. Architekturmodelle im Fablab, Barcelona CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.7. Werkzeugregale im Maker Space, München CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.8. 3D-Drucker im Maker Space, München (Deutschland) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber


2.2 Orte des DIY

2.2 Orte des DIY

Fablabs

Links

Um eine empirische Einschätzung von DIY-Orten zu gewinnen, haben wir im Februar 2017 zunächst Maker Spaces besucht. Wir hatten hier recht schnell den Eindruck, potentielle künftige AnwenderInnen für mehrgeschoßiges Selbstbauen zu finden. Im Rahmen unserer Recherche haben wir des Weiteren auch Experimentierfelder größerer Gemeinschaften und gemeinsamer Bauprojekte sowie Transition Towns angesehen. Zudem haben wir ProjektinitiatorInnen gebeten, sich im Toolkit kurz selbst vorzustellen.

Fablabs oder offene Werkstätten, sollten nach von Neil Gershenfeld vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Orte sein, an denen nahezu alles selbst hergestellt werden kann. Häufig wird in Fablabs mit digitalen Produktionsweisen wie zum Beispiel 3D-Druck oder CNC-Fräsen gearbeitet. Weltweit gibt es heute insgesamt mehr als 1200 sich bekennender Open Laboratories (Biohacklabs, Fablabs, Hackerspaces, Medialabs). Die Tendenz ist stark steigend, seit 2002 Neil Gershenfeld erstmals davon sprach.

Produktionsstätten für die Zukunft

Fablabs stellen eine zentrale Chance für Selbstbauende dar. In denjenigen, die wir besucht haben, liesen sich Strukturen und Prinzipien des Empowerments beobachten. Die meisten Werkzeuge können durch Einschulungsworkshops innerhalb weniger Stunden erlernt werden. Trennungen zwischen Fachrichtungen schien es nicht zu geben. Ferner erwähnenswert ist, dass es ein großes Spektrum von Fablabs gibt: von Open Source-Labs über von der Gemeinschaft getragenen Werkstätten bis hin zur kommerziellen StartUp-Schmiede.

ff Arch_Tec_Lab ETH Zürich http://www.ita.arch.ethz.ch/ ff Can Masdeu http://www.canmasdeu.net/ ff FabLab Barcelona http://fablabbcn.org/ ff Happylab Wien http://www.happylab.at/ ff Maker Faire Wien www.makerfairevienna.com/ ff Maker Mile http://makermile.cc/ ff Makerspace München https://www.maker-space.de/ ff Metalab https://metalab.at/ ff OTELO http://www.otelo.or.at/ ff Spielraum Innsbruck http://spielraumfueralle.at ff Sudo-Room at Omni Commons https://sudoroom.org/ ff Valldaura http://valldaura.net/

2.2

“If you talk to the heads of companies or the heads of governments today, they are pretty depressed at all the world’s problems, problems with jobs and the environment and the economy. But if you talk to kids in fablabs, there is this wonderful new world coming, where instead of being dependent on big organisations, people can produce what they consume. It empowers individuals to be sustainable, self-sufficient - and work and play and learning, all merge.”2

Weitere Ressourcen ff http://p2pfoundation.net/ Maker_Movement ff http://www.techshop.ws/ images/0071821139%20 Maker%20Movement%20 Manifesto%20Sample%20 Chapter.pdf

Neil Gershenfeld

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2.2 Orte des DIY

☐ 2.9. Open Land Lab, Burgenland (Österreich) CC-BY-SA Leopold Zyka

☐ 2.10. Calafou Versammlung 2012 , Valbona (Spanien) CC-BY-SA David Gómez

☐ 2.11. Sudo Room at Omni Commons, Oakland (Kalifornien) CC-BY-SA Ken Osborn (Misterkenphotography)

☐ 2.12. Totalism Hackbase, Season 5, Episode A, Lanzarote (Spanien) ☐ 2.13. Totalism Hackbase, Season 4, Act B, Lanzarote (Spanien) CC-BY-NC-SA 4.0 totalism.org CC-BY-NC-SA 4.0 totalism.org

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2.2 Orte des DIY

Hackerbases3 Hackerbases sind vergleichbar mit Fablabs, allerdings mit dem großen Unterschied, dass jene Personen, die an langfristigen Projekten arbeiten an diesem Ort auch zusammen leben können. Entstanden ist diese Form des gemeinsamen Wohnens und Arbeitens, nachdem HackerInnen (ProgrammiererInnen, MakerInnen etc.) keine Befriedigung darin sahen, isoliert voneinander zu arbeiten, und somit Gefahren wie Burn-out oder Depression ausgesetzt zu sein. Eine solche Hackerbase hat daher zusätzlich auch die notwendige Infrastruktur, die vergleichbar mit Wohngemeinschaften oder Jugendherbergen ist. Üblicherweise wird auf der Homepage bekannt gegeben, an welchen Projekten gearbeitet wird, um Gleichgesinnte anzuziehen. Zumeist sind diese Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen und die laufenden Kosten sehr gering. Es gibt auch hier unterschiedliche Größenordnungen und Organisationsformen. Manche der Bewohner tauschen ihre Schlafplätze untereinander aus, während andere für die breite Öffentlichkeit geöffnet werden. Nachfolgend stellen wir kurz vier solcher Hackerbases vor:

OpenLandLAB, Burgenland

Calafou

Text: Leopold Zyka, Initiator

Die GründerInnen konnten einen Industriekomplex mit 28,000m² Fläche im Umland von Barcelona erwerben. Dort werden 27 Appartements errichtet, um die zusammenarbeitenden Menschen zu beherbergen. Momentan wird der Komplex in DIY -Praxis renoviert.

Das OpenLandLAB wurde 2014 als lokaler Hub, Makerspace, Möglichkeitsraum für Kreativität und Open Innovation im südburgenländischen Dorf Kirchfidisch gegründet und ist seit 2016 als Fablab registriert. Der Gründer Leopold Zyka versucht fernab der überhitzten Metropolen auf einem 3700m2 Grundstück Prototypen für die Zukunft zu entwickeln. Aktuelle Projekte sind ua. ein innovativer Trimaran hund die Weiterentwicklung des Farmbots:. ff http://www.pegasus-trimaran. com/ ff https://farmbot.io/ In Entwicklung ist das Konzept „hektars4hacker” wo es darum geht die Open Hardware Bewegung auf eine neue Ebene zu heben. Ziel ist in einem Netzwerk globaler Kooperation das weltweit größte Open Architecture Projekt umzusetzen. Siehe „Future Valley”. ff https://www.fablabs.io/labs/ OpenLandLAB ff contact[at]openlandlab.org

ff https://calafou.org/ Infinity beschreibt sich als “environment for (un)learning, (self)exploration and creative community living”. Diese Hackerbase befindet sich in Dharamshala in Indien. ff https://wiki.hackerspaces.org/ Infinity Totalism hackbase beschreibt sich als eine “tactical post-capitalism platform, researching and building hackbases” auf den kanarischen Inseln. ff http://totalism.org/

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2.2 Orte des DIY

☐ 2.14. Holzskelettbau, Almere Oosterwold (Niederlande) © Ben te Raa

☐ 2.16. DIY Urbanism durch MVRDV, Almere (Niederlande) © MVRDV

☐ 2.15. ReGen Villages von EFFEKT Architects, Almere (Niederlande) © ReGen Villages, EFFEKT Architects

☐ 2.17. The Living Labs Concept, aus der Smart Cities-Perspektive © eu-smartcities.eu

☐ 2.18. Impressionen der vienna.transitionBASE, Seestadt Aspern, Wien (Österreich) CC-BY-SA vienna.transitionBASE/united creations

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2.2 Orte des DIY

Almere Oosterwolde, Niederlande9

Neue Experimentierfelder größerer Gemeinschaften4 5 Um in der Stadtproduktion experimentieren zu können, sind in den vergangenen Jahren “urbane Labore” oder “Living Labs” entstanden. Zumeist kann hier abseits gängiger sozialer und technischer Normen an neuen Formen des Zusammenlebens gearbeitet werden. Mit neuen Planungs-, Produktions- und Bauweisen, aber auch neuen Lebenspraxen und sozialen Innovationen wird hier experimentiert. Dabei ist es ein häufiges Ziel für größere Maßstabsebenen replizierbare Lösungen zu generieren. Bei vielen Projekten fällt auf, dass eine neue Form der Selbstständigkeit einhergeht mit verstärkter Bewusstheit im Umgang mit Ressourcen und Umwelt. Auf Wikipedia findet sich diesbezüglich Folgendes: “A living lab is a user-centred, open-innovation ecosystem6 often operating in a territorial context (e.g. city, agglomeration, region), integrating concurrent research and innovation processes7 within a public-private-people partnership.8”

Das Architekturbüro MVRDV hat sich 2011 gefragt, wie künftige BewohnerInnen die treibende Kraft in der Schaffung und Erhaltung ihrer Städte werden können. Aus diesem Grund wurde ein Konzept für die Almere Oosterwold (NL) erstellt, um 15.000 Wohnungen und 200.000 Quadratmeter Bürofläche auf 4.300 Hektar zu realisieren. Ein wesentliches Element dabei ist: Die BewohnerInnen bebauen und entwickeln das Grundstück selbst ganz ohne Flächenwidmungsplan oder Vorparzellierung des Grundstücks, lediglich auf Basis ihrer Bedürfnisse und Abstimmungen untereinander. Das Internet dient dabei als Tool, um Konsens zu finden, während die lokale öffentliche Hand als Vermittlerin fungiert. Seit Anfang 2016 sind über 100 InitiatorInnen Teil des Projekts und dabei, die gemeinsame Lebensumgebung organisch zu entwickeln. Ein speziell dafür geschaffener Rahmen vereinfacht die gesetzlichen Verfahren so weit wie möglich, dabei spielt das Krisen- und Erholungsgesetz (Crisis- en Herstel Wet – CHW) eine wesentliche Rolle. Dieses Gesetz trat im Jahr 2010 in Kraft, ursprünglich als Reaktion auf die Finanzkrise im Jahr 2008. Seither konnten dadurch experimentelle städtebauliche Impulse implementiert werden. Was durchaus auch

kritisch gesehen werden kann, wurden hierfür sowohl städtebauliche Prozesse als auch Umweltgenehmigungen vereinfacht. 10 ff http://maakoosterwold.nl vienna.transitionBASE, Wien Text: David Marek, Mitinitator Die vienna.transitionBASE thematisiert die Frage “Was brauchen wir wirklich für ein gutes Leben?” Zu diesem Zweck wird auf einer naturbelassenen Fläche von 7000 qm neben dem See der Seestadt Aspern die Entwicklung eines selbstorganisierten nachhaltigen Dorfes simuliert. Einzelne BürgerInnen und zivilgesellschaftliche Initiativen organisieren hier gemeinsam “bottom up” mit Wissenschaftlern, Unternehmern, Stadtentwicklung und Administration Projekte zu den Themen grünes Bauen, Bildung, Selbstorganisation, Gesundheit, Integration, Kunst und Kultur uvm. Eine der wichtigsten Einsichten der Beteiligten: “In vielen Bereichen gibt es bereits Lösungen für ein nachhaltiges Leben, aber ob und wie sie umgesetzt werden, hängt davon ab, wie wir als Menschen mit uns selbst und miteinander umgehen. Verantwortungsbewusstsein, Selbstermächtigung, Mitgefühl und Solidarität sind die großen Herausforderungen dieser Zeit. ff http://www.t-base.org/ 21


2.2 Orte des DIY

☐ 2.19. Hello Wood Building Workshop (Ungarn) © Gabor Somoskoi

☐ 2.20. Strohballen- und Lehmputzworkshop, Sieben Linden (Deutschland) ☐ 2.21. „PARK” temporäre Mitmachbühne im öffentlichen Raum, © Ökodorf Sieben Linden Wien (Österreich) © Zara Pfeifer

☐ 2.22. Ökodorf Sieben Linden (Deutschland) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

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2.2 Orte des DIY

Gemeinsam Bauen

Hello Wood, Budapest Text: Rita Szerencsés, Mitinitiatorin Hello Wood is an independent educational platform for design and architecture as well as a design studio based in Budapest. It started out as an art camp in 2010 for students and has grown into an international summer school involving more than 20 universities and 30 countries. In 2015 „Project Village” was launched, a three year long experiment in search of a new village model in South West Hungary. Project Village establishes its own settlement and examines the relationship between communities and their built environment through taking part in the politics and process of building. We look at the craft of building as a means to organise work and construct community. Participants bring their preconceived, visionary or revolutionary ideas and collectively challenge them against time, material, environmental constraints and our common goals. Project Village is a collective fantasy of a place designed, built and ultimately inhabited by its creators. A place of pleasure, learning, and debate. Hello Wood will continue building its rural campus in 2018. ff www.hellowood.eu

PARK, Wien Text: Team Wien PARK ist eine temporäre Rauminstallation aus Holz und ein öffentliches Experiment: Drei Wochen lang wird hier im September 2017 gemeinsam ausgetestet, wie der prognostizierte Wandel in der Arbeitswelt (Automatisierung, Digitalisierung) für neue Formen des Zusammenarbeitens („Neue Kreative Arbeit”) genutzt werden kann. Neben einem freien Rahmenprogramm bietet PARK auch die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung des Angebots: Stadtbewohner_innen sind dazu eingeladen, einzelne Module (Tisch, Bühne, Werkstätten, Freiraum) dieses öffentlichen Raums zu reservieren, individuell themenbezogen zu programmieren und gemeinschaftlich zu nutzen. Initiiert wird das Projekt von Team Wien, einem interdisziplinären Zusammenschluss junger Wiener Architekt_innen und Gestalter_innen. ff www.parkmachtplatz.at ff https://www.facebook.com/ teamwienteam/

“Neue Arten des Bauens werden durch Zufall, durch unerwartete Symbiosen, durch Kooperationen der BewohnerInnen erreicht.”11 Andreas Weber Ökodorf Siebenlinden Text: Eva Stützel, Sieben Linden Seit 2004 wurden alle Wohnhäuser, die im Ökodorf Sieben Linden errichtet wurden, als Strohballenhäuser gebaut. Inzwischen haben wir hier 9 größere (150 – 500 m²) und vier kleinere Strohballenhäuser (16 – 50 m²). Anfangs waren es Baustellen, bei denen einige Anleitende aktiv waren, und viele Helfende (meist Gäste, die Siebenlinden und den Strohbau kennenlernen wollten) mitgearbeitet haben. Im Laufe der Jahre wurde immer deutlicher,, dass es wenig Sinn macht, mit wechselnden Bauhelfern zu arbeiten, die sehr unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen. Handwerklich geschickte Leute, die über mehrere Wochen hinweg dabei sind, können sich einarbeiten und eine echte Hilfe sein, aber wechselnde Helfer brauchen so viel Energie der Anleitenden, dass wir über die Jahre davon wieder abgewichen sind. ff https://siebenlinden.org/ 23


2.2 Orte des DIY

☐ 2.23. Wohnhaus der Baugruppe Wohnprojekt Wien (Österreich) © einszueins architektur

☐ 2.24. Leben in Gemeinschaft in Fehring (Österreich) © Gregor Buchhaus

☐ 2.26. DIY Energie in der Transition Town Fujino (Japan) © fujinodenryoku https://fujinodenryoku.jimdo.com/ (15.10.2017) https://www.facebook.com/fujinodenryoku/ (09.01.2018)

☐ 2.25. Cover des Transition Handbuchs von Rob Hopkins CC BY transition network

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2.2 Orte des DIY

Baugruppe: Wohnprojekt Wien Text: Eins zu Eins Das Wohnprojekt Wien vereint verschiedene Generationen, Kulturen und Berufe in einem Wohnheim mit 40 Wohneinheiten, Gewerbeflächen und zahlreichen Gemeinschaftsräumen. Im Zentrum des Baugruppenprojekts steht eine selbstverwaltete Gemeinschaft, die Idee, Nachhaltigkeit in der Stadt weiter zu denken und ein Modellvorhaben für eine neue Art gemeinschaftlichen Lebens. Zentral für Baugruppenprojekte ist der Ansatz der umfassenden Nachhaltigkeit, die neben baulichen Aspekten insbesondere soziale Aspekte wie den Aufbau von Nachbarschaft und Gemeinschaft sowie ökonomische Aspekte wie Leistbarkeit durch Suffizienz umfasst. Grundlage für eine nachhaltige, integrative Architektur ist der partizipative Planungsansatz, ein intensiver Dialog und die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten. Dabei kommt der intensiven Auseinandersetzung mit Projektabläufen, Prozessdesign, kollaborativen Partizipationsformen und Kommunikation eine zentrale Rolle zu. Einszueins architektur hat in den letzten Jahren eine umfassende Planungskompetenz für Planungsbeteiligungsverfahren entwickelt, die laufend durch innovative Formate und Methoden erweitert und verbessert wird.

Transition Towns ff http://www.einszueins.at ff http://www.wohnprojekt-wien. at/ Ökodörf Fehring Text: www.lebeningemeinschaft. jimdo.com Wie nutzt man einen Gebäudekomplex, der ursprünglich der Unterkunft von bis zu 200 Soldaten diente? Für ein generationenübergreifendes Wohn-, Arbeits- und Lebensprojekt für voraussichtlich 100-150 Menschen. Nach etwa zwei Jahren Gesprächen, Verhandlungen und der schrittweisen Annäherung an die Gemeinde Fehring stimmte der Gemeinderat am 26.04.2017 dem Einzug des Vereins in die Kaserne zu. Am 28.04.2017 haben wir in Fehring den Vertrag unterzeichnet. Somit ist der Verein Leben in Gemeinschaft nun stolzer Pächter der Kaserne und der dazugehörigen Grundstücken. Mit 1. Mai bezogen die ersten rund 20 Pionier*innen die Kaserne um sie schrittweise den Bedürfnissen der Bewohner*innen anzupassen. ff www.lebeningemeinschaft. jimdo.com

Text: David Steinwender „Einfach jetzt machen” lautet das Motto der Transition Town Bewegung, die lokale Lösungen für die Zukunft entwickelt. Dabei machen sie bottom-up Initiativen Gedanken, wie Lebensmittel & Energie lokal erzeugt werden, wie Regionalwirtschaft gestärkt, wie selbstbestimmte Technologien eingesetzt, wie neue generationenübergreifende Wohnkonzepte im urbanen wie ländlichen Raum geschaffen und Stoffkreisläufe nachhaltig geschlossen werden können. Bei Transition Initiativen geht es um positive Visionen, das gemeinsame Machen auf Augenhöhe und das gegenseitige Lernen nach dem Open Source Prinzip. Damit sollen drängende Probleme offen und kreativ gelöst werden. In Österreich gibt es seit einigen Jahren erste Bemühungen in Innsbruck, Graz, Vöcklabruck, Wien und Gleisdorf. Die Transition. Base Vienna sticht dabei im DIY-Bau heraus, Friesach im Wandel durch die Wahrung alter und bewährter Kulturtechniken. Transition Initiativen schaffen damit die Commons der Zukunft. ff david.steinwender[at]transition.at ff http://friesach-im-wandel.at/

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2.2 Orte des DIY

“Recycling [technical] details is basic because creating a good detail takes time. [...] Parts are kept in a computer driven database to be instantly available for transformation to new uses. [...] Feeding a parts library into a computer is a time consuming affair - prize to be paid for future efficiency [...] More and more, the building is a composition of systems made available in an open market. ”12 ☐ 2.27. Eine Auswahl an DIY Plattformen CC-BY wikifab © instructables CC-BY-ND WikiHouse © Open Desk CC-BY-SA Open Source Ecology

☐ 2.28. Varianten von Creative Commons Lizenzen CC-BY-SA Jennie Rose Halperin

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John Habraken, 1996


2.3 DIY Wissen

2.3 DIY Wissen

Offene Lizenzen

Wie wir festgestellt haben, sind DIY-aktive Menschen schnelle Lerner. In diesem Kontext haben wir untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, Informationen und Praxiswissen zu beziehen. Dabei fallen vor allem zwei Beschaffungskanäle ins Gewicht: das Internet und besonders im Baukontext das Aufsuchen von HandsOn-Workshops.

Um Ergebnisse miteinander teilen zu können, wurden eigens Lizenzen entwickelt, die den Zugriff auf Wissen und die Möglichkeit auf Weiterentwicklung sicherstellen. Dadurch kann die Kultur des Teilens, des aufeinander Aufbauens und gemeinsamen Produzierens sowie des Feedbacks fortbestehen. Gleichzeitig verhindern sie, dass Entwicklungen an vielen Stellen parallel gemacht werden müssen oder gar blockiert werden. Das ist der Grund, weshalb viele dieser Projekte auf diesen Plattformen offene Arten der Lizenzierung wählen.

2.3

Wissensplattformen “Das Internet gewinnt als Informationsmedium auch in der Gruppe der Häuslbauer und Sanierer immer mehr an Bedeutung. Insbesondere die zukünftigen Häuslbauer nutzen bereits zu 50 Prozent die Möglichkeiten des WWWs, wobei gerade im Hausbau weiterhin die Meinung jener Personen ganz besonders wichtig bleibt, die bereits selber beim Haus /bei einer Sanierung Hand angelegt haben.”14 Ähnlich wie bei Open Source Software sind auch im Hardware-, Design- oder Architekturbereich Plattformen entstanden, die Bauanleitungen aus Text, Grafik und Video online stellen und hosten. Auf der linken Seite haben wir einige dieser Plattformen angeführt.

UrheberInnen von Werken können Bedingungen formulieren, unter denen Anderen Nutzungsrechte eingeräumt werden. Hierfür kann ein eigener Lizenztext formuliert werden, oder auf bestehende Lizenzstandards zurückgegriffen werden. Ein verbeiteter Standard sind die Creative Commons Lizenzen, wo die UrheberIn die Möglichkeit hat, unterschiedliche vorformulierte Bausteine zu kombinieren. Ein Vorteil dieser Lizenz ist, dass sie in vielen Sprachen verfügbar ist, für Laien verstehbar formuliert ist, und dass diese ständig weiterentwickelt wird. Siehe Grafik links.

Hands-On Workshops Baustellen-Parties Als 1896 in Nebraska die ersten lasttragenden Strohballenhäuser gebaut wurden, glaubte wohl niemand daran, dass sich diese Bautechnologie ausbreiten und sich über 100 Jahre danach auch in Europa größter Beliebtheit unter Selbstbau-Fans erfreuen würde. Solche Selbstbaustellen zeichnen sich durch eine neutrale Genderverteilung und freundlich gelaunte HelferInnen aus. U.a. können solche Bauworkshops Partycharakter haben. Denn die Arbeitsschritte der gewählten Bauweisen sind meistens äußerst fehlertolerant. Der manuelle Einbau von Strohballen und die Lehmputzarbeiten können nach kurzer Einführung von jedem/r rasch erlernt werden. Das langsame, beinahe genüssliche Bauen wird von der hohen Anzahl an DIY Interessierten kompensiert, sodass der Baufortschritt trotzdem nicht allzu sehr ins Stocken gerät.

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2.3 DIY Wissen

☐ 2.29. Bau einer Außenwand mit Herbert Gruber, ASBN CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.30. Lehmputzworkshop mit Herbert Gruber, ASBN CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.31. Isolierung eines Container-Wohnmoduls mit Green Skills © Constance Weiser

☐ 2.32. Bau einer Treppe mit Greenskills CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

☐ 2.33. Küche bei Open Marx in Bau © Claudia Freya

☐ 2.34. Küche bei Open Marx fertig © Theresa Amesberger

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2.3 DIY Wissen

ASBN und Strohnatur Text: Herbert Gruber Natürlich Bauen und gesund Leben liegen im Trend. Und viele Menschen suchen eine Arbeit, die sie befriedigt und Sinn macht, ein Trend weg vom reinen Geldverdienen. Und schließlich macht das Arbeiten in einem motivierten Team einfach mehr Spaß, Anstrengungen am Bau lassen sich leichter verkraften und Fragen im Team leichter lösen. Das sind die drei wesentlichen Motivationen, die Menschen dazu treiben, einen Workshop zu besuchen, selbst Hand anzulegen und dabei für die Zukunft zu lernen – für das eigene Haus, eigene Fertigkeiten oder um Baukosten zu sparen. Das ASBN bietet dazu seit Jahren Workshops auch auf Baustellen an, das Interesse daran steigt stetig: ff www.baubiologie.at ff www.strohnatur.at

Greenskills Text: Constance Weiser Der greenskills Lehrgang richtet sich an all jene, die ihr Wissen im Bereich der Nachhaltigkeit ausbauen wollen, um ihre Projekte besser umsetzen zu können.

greenskills ist ein interdisziplinärer und erfahrungsorientierter Lehrgang für nachhaltiges Bauen und Leben, der im Rahmen der United Creations Akademie seit 2011 in Wien auf der vienna.transitionBASE stattfindet. In einer Verschränkung von Theorie und handwerklicher Praxis vermitteln über 30 ExpertInnen aus den unterschiedlichsten Bereichen ihre Erfahrungen und Herangehensweisen. Der Lehrgang geht über 9 Module und wird durch Exkursionen zu beispielhaften Projekten ergänzt.

Design Build (Peter Fattinger) Text: http://www.design-build.at/ „Von der ersten Entwurfsskizze über die Entwicklung von Modellen und Detailplänen bis hin zur eigenhändigen Ausführung aller Bauarbeiten werden sämtliche Phasen eines kleinen, aber realen Bauprojekts mit allen damit verbundenen Verantwortungen und Konsequenzen in Teamarbeit selbst durchlaufen. learning by doing

Das neue berufsbegleitende Format erlaubt, die zwei Themenbereiche „Bauen“ und „Leben“ auch unabhängig voneinander zu besuchen. Im Bereich „nachhaltiges Bauen“ liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung ökologischer Bauformen und Materialien, Bauphysik und dem Einsatz erneuerbarer Energien in der Haustechnik. Und beim zweiten Teil zum „nachhaltigen Leben“ reichen die Themen von Selbstversorgung, Permakultur und Tiefenökologie über alternative Wirtschaftsformen bis hin zu nachhaltiger Projektentwicklung, Methoden des Miteinanders und Gemeinschaftsbildung ff http://greenskills.at/ ff www.facebook.com/greenskills/

Durch dieses kollektive Agieren können Projekte in einer sehr kurzen, intensiven Zeitspanne umgesetzt werden. So entsteht im eigenverantwortlichen und ergebnisorientierten Arbeiten am realen Projekt ein sehr direkter Lerneffekt, eine persönliche Erfahrung, die den beteiligten Studierenden langfristig in Erinnerung bleibt. Der praktische, eigenhändige Umgang mit verschiedensten Baumaterialien, deren spezifische Anwendung und Verarbeitung sowie das Durchlaufen der entsprechenden Produktionsabläufe, spielen bei diesen Projekten eine weitere Schlüsselrolle.” ff www.design-build.at

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2.3 DIY Wissen

Wikihouse design principles13 Share global, manufacture local. “It is easier to ship recipes than cakes and biscuits” - John Maynard Keynes. ‘Be lazy like a fox.’ Don’t keep reinventing the wheel. Take something that works, copy, adapt, give credit and share. (Thanks Linus Torvalds and Eric S Raymond) Open materials Design for cheap, abundant, standardised, sustainable and, if possible, ‘circular’ materials. Start somewhere You can’t solve everyone’s problems in one go. Design something useful for where you are, then share so others can adapt to their economy, climate and context. Release small, iterate and ‘fork’. Higher performance, lower thresholds Design to lower thresholds of time, cost, skill, energy and resources in manufacture, assembly and use. Elvis Costello says he wrote all his songs to be played on the cheapest transistor radio. Open standards Share and make shareable. Where possible, work to existing standards. Safe & well Maximise the safety, security, health and wellbeing (physical and mental) of users at all stages of a product’s life. Include everyone Look for ways in which age, gender or disability might be barriers, and try to design them out. Design products, processes and documents that are accessible and intuitive. Modular Design hardware and software that is interoperable, product-agnostic and flexible, so elements can be independently altered, substituted, mended or improved. Design-out mistakes Make it hard to get wrong, or not matter if you do. (The Japanese call this ‚Poka-Yoke‘) Design for the next Normal Try to design products that lower cultural barriers and make deeply sustainable, sociable design ‘normal’ rather than ‘alternative’ or ‘fashionable’. Find solutions that anyone can recognise as appealing and usable. As beautiful as Apple, as open as Linux. Superpower citizens Afford as much capability and choice to citizens as practically possible. Democracy is a design diagram. Infrastructure neutrality - All companies can participate in the WikiHouse ecosystem, but no one company ever gets a permanent monopoly or lock-in. 30


2.4 DIY - Gebäude

2.4 DIY - Gebäude

2.4

An dieser Stelle möchten wir sechs selbstgebaute Gebäude vorstellen und dabei Einblicke in die Bauprozesse und Erfahrungen präsentieren.

Das Wikihouse Das Wikihouse-Projekt vereint viele DIY–Qualitäten, weswegen es sich als ideales Einstiegsbeispiel eignet: ff Die Gebäudeteile, die weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, können in Fablabs reproduziert werden. ff Die Pläne werden mit offenen Lizenzen zur Verfügung gestellt. Alle Daten für die CNC-Fräse und Bauanleitungen können downgeloaded und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Das ist der Grund weshalb das Gebäude weltweit schon vielerorts von lokalen AkteurInnen produziert und angepasst wurde. ff Innerhalb eines Tages kann die kleinste Wikihouse-Konstruktion von Menschen ohne formale Ausbildungsanforderungen aufgebaut werden. ff Die Verbindungsart kommt ohne Kleber aus. Metallteile braucht es zumeist nur als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. ff Mit der kostenlos verfügbaren Software „Sketchup” können die Pläne verändert und weiterentwickelt werden.

☐ 2.35. Rahmenkonstruktion eines Wikihouses CC-BY SpaceCraftSystems

Ein Nachteil des Fräsen ist, dass es - obwohl digital gesteuert - lange dauert, bis alle Teile ausgefräst sind. In den letzten Jahren wurde mit der Version 4.2 die Zweigeschoßigkeit erreicht. Die dafür eingesetzte „WREN”-Bauart sollte statisch laut Wikihouse-MitgliederInnen bis hin zur Dreigeschoßigkeit funktionieren. Die linke Seite zeigt die Prinzipien, auf dessen Basis das Gebäude entwickelt wurde. Das Konzept inkludiert allerdings bislang noch nicht alle Bauteile (wie z.B. Außenhaut). ff http://wikihouse.cc ff http://www.donovae.com/ IMG/pdf/v4.2releasenotesreadme.pdf ff https://github.com/00/ wikihouse-controls

☐ 2.36. WREN Technology CC-BY WikiHouseFoundation

☐ 2.37. 2.5-achsige Tischfräse CC WikiHouseDET

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2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.38. Haus von A bis Z, Herzogenburg (Österreich) © Gerhard Scherbaum, EGB - Stroh2gether

Haus von A bis Z – ein Strohballenhaus im Selbstbau Text: Paul Adrian Schulz Ein ökologisches Haus von A bis Z, von Anfang bis Ende, also vom Fundament bis zum Dach in einer Gruppe gemeinschaftlich selbst zu bauen - ohne die Hilfe professioneller Handwerker – das war die Idee, welche es zu erproben galt. Sowie dabei vor allem viel über nachhaltiges Bauen, über Holz-, Strohballen- und Lehmbau, über Bauphysik 32

aber auch über Gruppenbau- und Gemeinschaftsprozesse zu lernen. Von Mai bis Oktober 2013 wurde das 60 Quadratmeter große eingeschoßige Gemeinschaftshaus des Vereins „Garten der Generationen“ im niederösterreichischen Herzogenburg vom Selbstbauverein „EGB - Einfach gemeinsam bauen - Stroh2gether“ zusammen mit den interessierten LaiInnen gebaut. In ca. 3000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden (inklusive Planungs- und Organisationsleistungen) konnte das Haus von den Anleitern und

durchschnittlich 5 bis 10 LaiInnen sowie ca. 140 interessierten Baustellengästen, die im Laufe des Bauprozesses mit bauten und teilweise auch nur kurz hineinschnupperten, gemeistert werden. Es dient dem Garten der Generationen als Treffpunkt und Versammlungsort. Zum Einsatz kamen größtenteils Nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Strohballen, Lehm und wiederverwendete Bauteile wie Recyclingfenster und -türen. Zu den einzelnen Themen und


2.4 DIY - Gebäude

Bauschritten gab es größere organisierte Wochenendworkshops zu folgenden Themen: Fundament betonieren, Bodenplatte bauen, tragende Holzkonstruktion errichten, mit Strohballen dämmen, mit Lehm verputzen, Dach abdichten, Fenster einbauen, um nur ein paar zu nennen - während die Arbeiten im Laufe der Woche in kleinerer Gruppe fertiggestellt wurden. Gerade beim Einbauen von Strohballen konnten die meisten gleichzeitig anpacken, und auch von der Kleinsten bis zum Ältesten alle mitmachen. Die größten Herausforderungen dabei waren sowohl die Lagerung vor dem Einbau, nachdem sie ein Bauer aus der nahen Umgebung geliefert hatte, als auch die am Tage des Einbaus oftmals drohenden Regenschauer oder Gewitter sowie der bauphysikalisch korrekte Einbau. Denn wer will, dass es weder im Winter im Gebäude kalt ist, noch dass Schäden durch Feuchteausfall entstehen, der muss genau auf die Verarbeitungsqualität achten, was aber gelang. Eine andere spannende,

aber besonders herausfordernde Sache war der Bau der großen Südfassade aus Recyclingfenstern. Jene wurde aus alten Fenstern eines anderen Wohnprojektes im Ort gebaut, wobei alle Rahmen entfernt und ausschließlich die Doppelglasscheiben verwendet, gesäubert und mit neuen modernen Dichtungsbändern gedämmt und in die selbstgebaute Fassadenkonstruktion eingesetzt wurden. Statt einer von einer Firma für 14.000 Euro angebotenen neuen Fensterfront beliefen sich die Kosten im rund zweiwöchigen Selbstbau auf nur rund 700 Euro. Zudem gab es in der Gruppe das Erfolgserlebnis, auch eine solch komplexe Sache, wie die Wind und Wetter standhalten müssende Fensterfront, gemeistert zu haben. Viele Menschen waren auch nötig, um die Innen- wie die Außenwände mit dem Lehm aus der eigenen Baugrube zu verputzen, was zeitintensiv war, da der Putz in mehreren Schichten aufgetragen wurde und dazwischen stets Trocknungszeiten nötig waren.

☐ 2.39. Strohballeneinbau im Dach mit 40 FahrradfahrerInnen © Paul Adrian Schulz, EGB - Stroh2gether

Und als nach einem langen Selbstbautag mit wenig Helfenden und großer Anstrengung am Abend eine FahrradfahrerInnengruppe von 40 Leuten auf ihrer Fahrt von Berlin nach Bukarest am Grundstück auftauchte, um dort zu zelten, war plötzlich noch einmal viel Energie da und alle halfen mit, in ganz kurzer Zeit 170 Strohballen für die komplette Dachdämmung hinaufzubringen, was belegt, welchen Einfluss eine große Menge an Helfenden haben kann. Ein beeindruckendes Erlebnis. Das Ziel, ein Haus auf diese Weise zu errichten, ist geglückt, da nahezu 96 Prozent im Selbstbau errichtet wurden. Und auch, wenn es nicht einfach war und man bereit sein musste, Anstrengungen auf sich zu nehmen sowie Probleme und Konflikte zu lösen, hat es insgesamt den meisten Freude bereitet. Zusätzlich konnten viele Menschen erreicht und das Selbstvertrauen zahlreicher Helfender in Sachen ökologisch selber bauen gestärkt werden.

☐ 2.40. Haus von A bis Z bei der Eröffnungsfeier © Gerhard Scherbaum, EGB - Stroh2gether

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2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.41. Rundhaus mit Diagonalschalung, Oberösterreich (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Rundhaus in OÖ Beispiel eines beinahe komplett im Workshop errichteten Rundhauses in Oberösterreich Text: Herbert Gruber, ASBN Aufgrund der Sommerferien und des reziproken Daches auf einem Rundhaus meldeten sich zu diesem ASBN-Sommerworkshop rund 24 TeilnehmerInnen (davon 10 Frauen) an. Die Vorkenntnisse waren unterschiedlich, einige waren Tischler, einige hatten bereits Erfahrungen mit Lehmputzen, andere waren Hobbyhandwerker, einige waren schon bei einem vorigen Workshop dabei gewesen, andere hatten noch keine Erfahrungen im Bau von Häusern oder im Umgang mit Werkzeugen. Glückliche Umstände erlaubten es uns, ein landwirtschaft34

liches Nebengebäude (das nicht zu Wohnzwecken, sondern als Seminarraum verwendet werden sollte) komplett mit Holzkonstruktion und unterlüfteter strohballengedämmter Bodenplatte in einem 14-tägigen Workshop aufzustellen, zu dämmen, abzudichten und zu verputzen. 7 TrainerInnen/HandwerkerInnen (1 Strohballenbauer, 1 Zimmerer, 1 Tischlerin, 1 Lehmputzer, 2 Kalkputzer) begleiteten die TeilnehmerInnen in allen Tätigkeiten (Holzkonstruktion, reziprokes Dach, Einfüllen und Abscheren der Strohballenwände und des Strohballendachs, Putze an Fassaden und Innenwänden), sodass selbst auf diesem kleinen Raum (ca. 84 m2 WNFl.) die Arbeiten ohne gegenseitige Behinderung möglich waren. Zur Vorbereitung wurde die 92 m2 Bodenplatte (ebenfalls eine 36 cm Holzständer-

konstruktion) von 4 Mitarbeitern und zuletzt 2 Helfern in 3 Tagen errichtet, verschalt (Rauschalung, OSB) und winddicht verklebt. Ein durchnummerierter Konstruktionsplan wurde mehrfach auf der Baustelle aufgehängt, sodass jeweils die richtigen Kanthölzer (ebenfalls nummeriert) leicht von allen gefunden werden konnten. Auf 3 Arbeitstischen wurde das Werkzeug zentral aufgelegt und sollte auch während der Bauphase immer wieder dorthin zurückgebracht werden. Laufen war auf der Baustelle verboten, in einer Sicherheitseinschulung wurden Gefahrenquellen (loses Stroh und Einfüllboards am Boden, Verätzungen der Schleimhäute durch Kalk, allgemeine Rutsch- und Absturzgefahr vor allem bei Unachtsamkeit) benannt, niemand sollte erstmalig Arbeiten durchführen oder Werkzeuge benutzen ohne Einschulung


2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.42. Strohballen einfüllen, Oberösterreich (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

oder Beisein eines Trainers. Bauseitig begann die Vorbereitung mit der Suche nach günstigen Verschnittfenstern (Bruckner), der Errichtung des Fundaments unter Mithilfe eines Baumeisters (verdichteter Schotter, Granitsteine und massive Baumstämme), der Materialbestellung (Lehm aus einer nahegelegenen Lehmgrube, Holz aus dem eigenen Wald, das von einem regionalen Sägewerk abgebunden und durchnummeriert wurde, Strohballen vom eigenen Feld, Sumpfkalk, Trass und Dolomitsand von der Fa. Dullinger, Flachswolle von Sand und Lehm, Quarzsand aus der Region). Ein großer 300 l Zwangsmischer wurde von einem Baumeister für die Lehm-Strohmischung angemietet, ein zusätzlicher Freifallmischer für den Kalkputz. Die Materialien wurden in einem Sammeltransport an nur einem Arbeitstag von einem

☐ 2.43. Gruppenfoto, Oberösterreich (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Transportunternehmen abgeholt, auf die Baustelle gebracht und dort auf Paletten so gelagert, dass deren Verwendung ohne weiteres Umschlichten während der Bauphase gewährleistet wurde. Rund 30 Tonnen Lehm, Kalk und Sand wurden nebeneinander und nahe der Eingangsrampe abgeladen, sodass das spätere Mischen und vor-Ort-bringen ohne große Wege bewerkstelligt werden konnte. Durch diese vorbereitende Logistik konnten die Arbeiten ohne Wartezeiten und langwierigem Suchen zügig durchgeführt werden, was auch zur allgemeinen hohen Motivation beitrug. Eine klare, übersichtliche Baustelle, bei der sich jede/r auskennt und dank der Pläne und täglich-morgendlichen Arbeitsbesprechungen weiß, was als Nächstes zu tun ist, Werkzeuge verantwortungsvoll teilt (es sind immer zu wenig) und bei Nichtgebrauch

retourniert und schließlich nach getaner Arbeit mit einem wohlschmeckenden Essen (immer vegetarisch, aber immer auf Wunsch auch Fleisch oder Vegan), ausreichend Wasser, Säften, Früchten, Kaffee und Tee und abends (in Maßen) Bier und Wein belohnt wird, schafft ein Arbeitsklima, in dem sich Menschen selbst zu Höchstleistungen anspornen und eher gebremst als motiviert werden müssen. Natürlich müssen auch die TrainerInnen ständig Augen und Ohren offen halten und Bedürfnisse am besten schon vorab erkennen, alle Fragen ruhig beantworten (auch wenn sie 10mal hintereinander gestellt werden) und bei Meinungsverschiedenheiten rechtzeitig deeskalieren. Auch der Geschlechterkampf kommt auf Baustellen immer wieder auf, wenn nicht schon bei scheinbar harmlosen Witzen rechtzeitig eingegriffen wird. Ja, gerade auf Baustellen und bei Handwerkern haben Frauen oft 35


2.4 DIY - Gebäude

einen schweren Stand. Dabei ist es oft nur die Angst oder Unsicherheit und nicht die fehlende Kraft oder Fertigkeit und genau diese gilt es abzubauen und nicht durch Scherze über das „schwache Geschlecht“ zu verstärken. Erstaunlicherweise gelang und gelingt es auch bei gemischten Workshops– wenn diese Thematik rechtzeitig angesprochen und Diskriminierungen aller Art schon im Keim erstickt werden – meist schon am zweiten oder dritten Tag, aus den anfänglich Fremden ein eingeschworenes Team zu machen, das sich durch gegenseitige Achtung und Respekt auszeichnet. Und am Ende sind damit alle glücklicher. Das Errichten der Konstruktion ging erstaunlich schnell voran, am 4. Tag konnte bereits mit dem Dach und dem Einfüllen der Ballen begonnen werden. Druck gab es nur, als die ersten schon verputzen wollten, während andere Teams noch bei der Oberflächenbearbeitung der Strohballenwände waren. Hier sollte allen klar sein, dass die Putzvorbereitung der Strohballen (Abscheren und Nachstopfen) ziemlich die gleiche Zeit benötigt wie das Einfüllen. Ebenso benötigt oft die letzte Reihe der Strohballen (zwischen den Deckenbalken) dieselbe Zeit wie die gesamte Wand darunter. Die Montage des reziproken Dachs ist für jene, die ohne Höhenangst am Dach arbeiten können, 36

immer wieder ein Abenteuer, die Beplankungen des Dachs mit Rauschalung hingegen ziehen sich sehr in die Länge. Ja, es gibt auch monotone Arbeiten, die nur im oftmaligen Wechsel der Teams ohne Abflauen der Motivation durchgeführt werden können. Blickt man als Bauleiter oder Bauherr/frau rein auf Effizienz, würden die Arbeiten weniger oft gewechselt werden, da sie erst nach einer gewissen Zeit routiniert durchgeführt werden können. Hier gilt es, einen Kompromiss zu finden zwischen der höheren Effizienz durch Spezialisierung und Routine der HelferInnen und dem Abflauen der Motivation bei monotonen Arbeiten. Aus unserer Erfahrung bei Workshops ist ein täglicher Wechsel von Aufgaben ein guter Kompromiss. Und bei manchen monotonen oder kräfteraubenden Arbeiten (z.B. große Flächen beplanken, Putze mischen) empfiehlt es sich, bezahlte HelferInnen dafür zu engagieren. Ab dem 6. Tag konnte – nachdem die Fenster isoliert und abgedichtet und die Schilfstukkatur auf exaltierten Holzflächen angebracht war – mit dem Putzen (außen Kalk, innen Lehm) begonnen werden, einer Arbeit, die zugleich allen Spaß macht, aber auch am Längsten von allem dauert. Bei 2-Wochen-Workshops (10-11 Arbeitstagen) nehmen die Putzarbeiten immer die komplette zweite Woche ein, während alle anderen Arbeiten in der ersten

Woche durchgeführt werden. Am letzten Tag wurde erwartungsgemäß die Grobputzschicht vollendet, ein Mysterium, das wir bei den meisten Workshops erleben. Als könnten sich die TeilnehmerInnen die Arbeit so einteilen, dass das letzte Stück Verputz immer knapp vor der obligaten Feedbackrunde, quasi als Highlight – wir sind fertig, wir haben es geschafft! – aufgebracht wird. Bei diesem Workshop gab es am Ende sogar Tränen, weil nun alles vorüber ist, weil die Zeit einfach so schön war. Ein Erlebnis, das sich auch in mir immer wieder stärker einbrennt und in Erinnerung bleibt als der schönste Wellness-Urlaub. HG/ASBN Weitere Bilder und Pläne des Projekts gibt’s auf www.strohnatur.at/ strohballenhaus-oberoesterreich/


2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.44. LISI in der virtuellen Welt, Irvine (Kalifornien) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Lisi - „Living Inspired by Sustainable Innovation” Text: Karin Stieldorf und das Solar Decathlon Team Austria Das Ökohaus LISI erzeugt mehr Energie als es verbraucht und war Österreichs Beitrag beim weltweit bedeutendsten Wettbewerb für solares Bauen zwischen Universitäten, dem „Solar Decathlon 2013” in Irvine, Kalifornien.

☐ 2.45. LISI in Irvine (Kalifornien) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Solarenergie für den eigenen Bedarf und erzielt sogar Überschüsse, die für Elektroautos und Bikes verwendet werden können. LISI ist auf das Wohnen mit und in der Gemeinschaft ausgelegt und findet seinen Platz auf beschränktem Raum, im Bewusstsein der Verantwortung für die Nutzung unserer kostbaren Ressourcen.

Wohnbereich und angrenzende Patios. Die Hauptterrasse, ein privater Innenhof, dient sowohl als geschützte Außen-fläche, wie auch als Erweiterung des Wohnbereichs. Glaselemente in der Fassade, wie auch eine flexible Verschattung, können von den BewohnerInnen je nach Wetter und Jahreszeit angepasst genutzt werden. Konstruktion, gemeinsames Bauen

Architektur LISI ist die Abkürzung für „Living Inspired by Sustainable Innovation” und stellt ein Beispiel für ein Hofhaus aus wiederverwertbaren Materialien in Plusenergie-Standard dar. Es ist für ein bis zwei Personen konzipiert und kann optimal an unterschiedliche Klimazonen angepasst werden. Ein gut durchdachtes Energiekonzept und smarte architektonische Details garantieren den BewohnerInnen Sonnenschein im Winter und Schatten im Sommer. Dabei gewinnt das Ökohaus genug

LISI bietet multidisziplinäre Synergien auf höchstem Niveau nachhaltiger Architektur, die heterogenen Anforderungen gerecht werden. Übergänge von Innen, Halb-Innen, Halb-Außen und öffentlichen Außenräumen schaffen ein Gleichgewicht zwischen Innen und Außen und machen das Gebäude transparent und zugleich barrierefrei. LISI ist in drei Zonen unterteilt: Servicekern, flexibel nutzbarer

Die kompakte, leichte und umweltfreundliche Holzkonstruktion erlaubt variable Konfigurationen. Die vorgefertigte Leichtbauweise macht den Auf- und Abbau des Hauses in kurzer Zeit möglich. Dank speziell entwickelter Schraubverbindungen ist ausreichende Haltbarkeit gewährleistet und mehrfacher Aufbau sowie wiederholter Transport ebenfalls unproblematisch. Das modulare Konzept ist für die Beförderung in internationalen 37


2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.46. Lisi an der blauen Lagune, Wien (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Schiffscontainern und ausgelegt.

dimensioniert

LISI legt Wert auf einen bewussten Umgang mit unseren kostbaren Ressourcen. Deshalb werden alle Bestandteile des Baumes verwendet – vom Kernholz bis zur Rinde: für Wände, Decken, Fußböden und Möbel. LISI wurde mit StudentenInnen der TU Wien und der Kooperationspartner FH Salzburg und FH St. Pölten sowie der TU Graz und als 1:1 und 1:6,25-Modell (für Ausstellungen) errichtet. Die intensive gemeinsame Vorbereitung des Projektes und das gemeinsame Bauen waren für alle StudentInnen ein Highlight ihres Studiums. Energiekonzept Durch optimal aufeinander abgestimmte Technologien erreicht 38

☐ 2.47. Lisi in der Vorfertigungshalle CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

LISI “Plus-Energie” Standard. Das Gebäudekonzept basiert auf einfachen physikalischen Prinzipien. Neben dem exzellenten thermischen Standard der Gebäudehülle (Passivhaus-Standard) spielen auch klimatische Gegebenheiten und die Orientierung des Gebäudes am Bauplatz eine wesentliche Rolle.

Photovoltaik kombiniert mit effektivem Lastmanagement, um Energie für Heizung, Kühlung, Strom und Gebäudeautomation zu generieren. Eine Kombination

Spezielles Augenmerk wurde auf die Größe und Platzierung der Öffnungen gelegt. Mit geringfügigen Änderungen an der thermischen Hülle lässt sich LISI für unterschiedliche Klimaregionen anpassen – zusätzliche Wärmedämmung für kältere bzw. höher gelegene Klimazonen oder reflektierende Schichten für heiße Regionen. Zur Regulierung der Wasserdampfdiffusion müssen die Dampfbremsen adaptiert werden, um Schimmelbildung zu vermeiden und ein angenehmes Raumklima zu garantieren. Die Energieversorgung erfolgt über

Studien, Zertifizierung

aus exakt aufeinander abgestimmten, innovativen Systemen bildet LISIs Gebäudetechnik.

Studien haben ergeben, dass Gesundheit und Komfort als wichtigste Kriterien für die Qualität eines Gebäudes genannt werden. Das Gebäude wurde nach den ökologischen Anforderungen der amerikanischen, europäischen und asiatischen Standards für “state-ofthe-art” energieeffiziente Gebäude bewertet. Langfristige ökologische und ökonomische Auswirkungen des LISI-Hauses wurden anhand von LCA und LCCA Methoden evaluiert. LISI erhielt folgende Zertifikate,


2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.48. Montage des Endesa Pavilions, Barcelona (Spanien) © Adrià Goula

☐ 2.49. Endesa Pavilion am Pier, Barcelona (Spanien) CC-BY-SA Art Andersson

jeweils auf höchstem Niveau: ff ÖGNB GOLD der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ff DGNB GOLD - das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen der d e u t s c h e n Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (Balance des Zusammenspiels von Effizienz, Suffizienz und Konsistenz) ff LEED PLATIN der US-Gesellschaft „Leadership in Energy and Environmental Design“ ff klima:aktiv GOLD des Klimaund Energiefonds der Republik Österreich ff LISI ist ein Projekt der Technischen Universität Wien ff (Architektur, Elektrotechnik) Weitere Informationen ff http://www.solardecathlon.at

☐ 2.50. Endesa und die Mehrgeschoßigkeit © Institute for Advanced Architecture of Catalonia

Endesa Pavilion Dieses Gebäude wurde 2010 am “Institute for advanced architecture of catalonia” (IAAC) entwickelt und von Studierenden in den Räumen des Barcelona Fablabs produziert. Die Fassadenelemente dienen hierbei sowohl als Verschattungselemente als auch als Träger von Solarpaneelen. Ähnlich wie beim Wikihouse wurden auch hier die Plattenwerkstoffe mit CNC-Fräsen zu präzisen Puzzleteile geschnitten,

sodass diese innerhalb eine Monats vor Ort zusammengebaut werden konnten. Anhand des 3D-Modells lässt sich erkennen, dass auch hier die Mehrgeschoßigkeit angestrebt wurde. Die modularen Fassadenelemente finden wir genial. ff https://iaac.net/research-projects/solar-house/endesa-pavilion/ ff http://fablabbcn.org/ 39


2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.51. Brighton Waste House (Großbritannien) © University of Brighton

☐ 2.52. Brighton Waste House - Innenraum © BBM Sustainable Design

☐ 2.53. Brighton Waste House - Gruppenfoto © University of Brighton

☐ 2.54. Brighton Waste House - Wandaufbauten © BBM Sustainable Design

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2.4 DIY - Gebäude

The Brighton Waste House – The development of a ‘living laboratory’ investigating closed loop architectural design Text: Duncan Baker-Brown The Brighton Waste House is Europe's first permanent public building made from almost 90% waste & surplus material from household and construction sites. It was designed by the British architect Duncan Baker-Brown, who also teaches at the University of Brighton. It was constructed by over 360 architecture and construction students as part of their studies. Completed in 2014 it has attracted over 400 articles published around the world. The University of Brighton uses The Waste House as a design and research studio for students and local community groups alike. It is an on-going live research project inspiring a number of academic papers, new research projects, and BakerBrown's latest book 'The Re-Use Atlas: a designer’s guide towards a circular economy'. Finally, it is also an EPC ‘A’ rated low energy building. ff http://arts.brighton.ac.uk/ ease/wastehouse

☐ 2.55. Brighton Waste House - Materialien © BBM Sustainable Design

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2.4 DIY - Gebäude

☐ 2.57. Haus Riehl, 1907, Erstling von Ludwig Mies van der Rohe CC-BY-SA Folkerts Architekten ☐ 2.56. Traditionelles Wohnhaus mit Gasthaus in Blockbauweise CC-BY-SA Johann Jaritz

☐ 2.58. Fertigteilhaus, Linz (Österreich) CC-BY-SA Josef Haas - Bildarchiv der Kampa GmbH ☐ 2.59. Bauernhof, Steiermark (Österreich) CC-BY-SA Ewald Gabardi

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2.5 Einfamilienhausbaukultur in Österreich

2.5 Einfamilienhausbaukultur in Österreich 2.5

Leistbar am Land selbst zu bauen hat eine lange Tradition - die Beispiele reichen dabei von verhüttelten Regionen bis hin zu grünen Oasen. Daran sieht man, dass die Handwerkskunst in Österreich ist kulturell tief verankert und die praktischen Fähigkeiten dementsprechend weit in der Bevölkerung verbreitet sind. In Dörfern gibt es zumeist ausreichend praktisches Wissen, so dass die intakte Gemeinschaft immer darauf zurückgreifen kann und im Stande ist, ohne externes Zukaufen von Wissen zumindest ein- bis zweigeschoßige Gebäude in akzeptabler Ausführungsqualität zu realisieren. Der befreundete Maurer hilft da schon gerne an einem Wochenende beim Hochziehen der Außenwände. Das sind gute Voraussetzungen, damit LaiInnen geringe handwerkliche Vorkenntnisse auf Baustellen mitbringen können. Je nach Bandbreite an passiver und aktiver Kompetenz kann man Projekte mit unterschiedlich hohem Niveau erwarten. Vor allem in der Bevölkerung Ostösterreichs wird beim Bau des Einfamilienhauses die Erbringung von Eigenleistung als wesentlicher Garant für geringere Ausgaben gesehen. Manch stolze HäuslbauerInnen behaupten durch

das Selbst-Tun bis zu 50% der Bauwerkskosten eingespart zu haben. Die ‘Muskelhypothek’ der selbstbauenden EigenheimbesitzerInnen wird bei Banken tatsächlich mit ca. 10%-15% der Bausumme bewertet.

ff Dachziegel auflegen ff Außendämmung aufkleben ff OSB Holzplatte als Putzträger montieren ff Zwischenwände aufziegeln ff Zwischenwände im Trockenbau(Gipskarton) aufstellen

Typische DIY Leistungen im Einfamilienhausbau

Ergebnissituation

Thema Wir haben uns gefragt, welche Arbeiten sich für den Selbstbau eignen, auch in Hinblick um sie in den mehrgeschoßigen Selbstbau zu übertragen. Welche Baukosten liegen versteckt in Eigenbauleistungen? Wo liegen die Fehlerquellen und Risiken? Lösung Zu den typische Eigenleistungen des Einfamilienhausbauers gehören: ff Fußbodenheizung in Trittschalldämmung einlegen ff Fliesen legen ff Innenputz ff Ausmalen ff Ziegelmauerwerk selbst aufmauern, (lasttragend bei eingeschoßiger Bauweise). ff Dachschalungsbretter aufnageln ff Dachbahn aufnageln ff Lattung/Konterlattung montieren

Wir haben uns bei bauen.de informiert, welche Sparpotentiale für weniger geübte Heimwerker erwartet werden können: ff „Maler- und Tapezierarbeiten: Hier liegt das Sparpotenzial zwischen 60 und 80 Prozent. ff Laminatboden legen: Ein guter Laminatboden kostet etwa 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Handwerker verlangen inklusive Verlegen etwa 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter. ff Fliesen verlegen: Qualitätsfliesen kosten ab zehn bis 20 Euro pro Quadratmeter. Wird ein Handwerker beauftragt, sind noch mal rund 30 Euro Lohnanteil pro Quadratmeter fällig. ff Trockenbau: Das eigenhändige Verlegen, Spachteln und Schleifen von Rigips-Platten ist arbeitsintensiv, kann aber einiges an Geld sparen: etwa 60 bis 70 Prozent. ff Außenanlagen: Außenanlagen sind ein weites Feld, je nach Ausführung und Material kann man hier mit wenig Geld auskommen oder ein kleines Ver43


2.5 Einfamilienhausbaukultur in Österreich

mögen investieren. Die meisten Arbeiten können Heimwerker allerdings selbst erledigen. Für geübte Heimwerker ff Rohbauarbeiten: Die Rohbauarbeiten nehmen viel Zeit in Anspruch und sind demzufolge sehr lohnintensiv. Der Rohbau allein macht oft knapp die Hälfte der Baukosten aus, wovon wiederum ungefähr 40 Prozent Materialkosten sind. Wer also viel Zeit und Übung hat, kann hier zumindest mit anpacken und durch diese Eigenleistung viel Geld einsparen. ff Fenster, Türen und Treppen: Geübte Heimwerker können zwar auch hier sparen, doch der Lohnanteil dieser Gewerke ist eher gering: Er macht rund 10 bis 30 Prozent der Gesamtkosten aus. ff Putz: Wände zu verputzen ist arbeitsintensiv, dafür aber mit hohem Sparpotenzial verbunden. Etwa 70 bis 80 Prozent können eingespart werden. Für Heimwerker-Profis ff Sanitärinstallation: Wer die Heizungs- und Sanitärinstallation komplett selbst erledigen will, sollte vom Fach sein, ansonsten: Finger weg. Möglich ist aber unter Umständen die Mithilfe, das Einsparpotenzial ist dann allerdings eher gering. 44

ff Elektroinstallation: Auch bei der Elektroinstallation gilt: Das ist Sache für Profis. Mithelfen kann man unter Umständen aber schon.” (Quelle: bauen.de) Das errechnete Einsparungspotential von „fertigteilhaus.at” fällt wesentlich nüchterner aus, wird aber nur pauschal für Einfamilienhäuser vorgerechnet: ff Tapezieren: Ersparnis 125 bis 190 Stunden Arbeit, etwa 7.800 Euro ff Dachausbau, Schrägen dämmen: Ersparnis von 4.100 bis 5.300 Euro ff Einbau Fußbodenbeläge: Ersparnis bei 40 bis 90 Arbeitsstunden zwischen 1.700 und 3.900 Euro ff Einbau Zimmertüren: Ersparnis bei 20 Arbeitsstunden ungefähr 1.000 Euro Das Einsparungspotential durch die Anwendung von Eigenleistung “ist abhängig davon, welchen Haustyp man baut und wo gebaut wird. Beispielsweise spart man bei einem Reihenhaus-Bau in München (drei Etagen, Keller inklusive) mit 140 Quadratmetern Wohnfläche bei Gesamtbaukosten von 275.000 Euro maximal 25.000 Euro ein. Die notwendige Arbeitszeit dafür liegt bei 850 Stunden – etwa einem Jahr, wenn man ca. 22 Stunden wöchentlich auf der eigenen Baustelle schuftet. Nur sehr wenige Hausbauer

können diese Zeit und Kraft aufbringen. Realistisch ist, dass der Bauherr höchstens etwa zwei Drittel dessen schafft, was der Profi erarbeitet. Handwerklich geschickte Bauherren sparen ungefähr bis zu 10 Prozent der Baukosten ein, durchschnittlich 28.000 Euro.” (Quelle: fertigteilhaus. at) Typische Fehler beim Einfamilienhausbau beim Bauen in Eigenregie: Vorentscheidende Fehler: ff Baumschutzgesetz, Kontaminierung, Grundwasserspiegel? Die Lage, die Form des Grundstückes und die Bodenbeschaffenheit wirken sich auf den Hausbau aus – gestalterisch ebenso wie finanziell” ff http://kurier.at/wirtschaft/immobiz/hausbau-die-zehn-haeufigsten-fehler/812.372 Ausführungsfehler: ff „Viele Bauherren messen selbst und wundern sich dann, wenn die Fenster nicht passen.” (http://kurier.at/wirtschaft/ immobiz/hausbau-die-zehn-haeufigsten-fehler/812.372) ff Fehleinschätzung, was die Dauer der Arbeitsschritte und deren Vorbereitung betrifft. ff Mangelndes Wissen um Bauphysik -> Schimmelbildung,


2.5 Einfamilienhausbaukultur in Österreich

ff Falsches Verlegen von Abdichtungsfolien-> Feuchteeintritt ff Ineffiziente Haustechnik-> hohe Kosten im Betrieb. Allgemein: ff „Jedes neue Wohngebäude [im Einfamilienhausbau] enthält im Durchschnitt 21 Mängel in Höhe von insgesamt 9000 Euro, deren Folgekosten sich im Nachhinein auf bis zu 27.000 Euro summieren können.” ff http://www.welt.de/finanzen/ article817246/Pfusch-am-Baumacht-Haeuslebauer-arm.html Häufige Fehlerquellen „Platz 1: Mauerwerk oder Putz hat Risse Aktuelle Baustoffe wie Mörtel oder Putz sind hoch komplex und bedürfen einer Verarbeitung exakt nach Vorgabe. Oft wird hier geschlampt oder es werden Baustoffe kombiniert, die nicht zusammenpassen. Die Folge sind oft Risse in Putz und Mauerwerk.

schlägt.

Platz 7: Risse im Holz

Platz 3: Dampfsperre undicht

Risse in tragenden Holzteilen sehen nicht nur schlecht aus, sondern können auch ein Sicherheitsrisiko sein, da sie die Stabilität eines Bauteils beeinträchtigen. Ursache ist meist, dass Holz verbaut wurde, das nicht genug trocknen konnte: Durch den Schwund beim Trocknen entstehen die Risse.

Eine Dampfsperre soll die hinter ihr liegenden Bauteile vor Feuchtigkeit in der Luft schützen. Lecks können hier dramatische Folgen haben: Kühlt die Luft ab, gibt sie Feuchtigkeit, zum Beispiel an die Dämmung, ab. Platz 4: Bodeneinschubtreppe falsch montiert Beim Einbau der Bodeneinschubtreppe werden bisweilen die Anschlüsse an die Dampfbremse unsachgerecht ausgeführt. Dadurch kann Feuchtigkeit in die Bauteile gelangen. Folge: Schlechterer Wärmeschutz oder gar Schimmelbefall. Platz 5: Spitzboden nicht entlüftet Der Spitzboden sollte nach Ende der Bauarbeiten regelmäßig gelüftet werden, da er dann noch viel Feuchtigkeit enthält. Geschieht das nicht, drohen Tauwasserschäden und Schimmelbefall.

Platz 2: Fensterleibungen durchfeuchtet

Platz 6: Keller undicht

Ein häufiger Baumangel: Die Anschlussdetails zwischen Putz und Fenster werden nicht sorgfältig genug ausgeführt. Folge: Regen und Wind können eindringen, was sich früher oder später in Wasserschäden an der Fensterlaibung nieder-

Ein undichter Keller kann viele Ursachen haben: Planungs- oder Materialfehler oder einfach eine unsachgemäße Ausführung. Kostspielig ist es allemal, solche Baumängel zu beheben. Fünfstellige Summen sind eher die Regel.

Platz 8: Kelleraußentreppe Die Entwässerung der Kelleraußentreppe ist bisweilen nicht optimal gewährleistet: Dann kann Wasser nicht abfließen und es drohen langfristig Feuchtigkeits- und Frostschäden. Platz 9: Baumängel beim Estrich Ungewollte Risse im Estrich entstehen, wenn Dehnungsfugen zu angrenzenden Bauteilen nicht ausreichend dimensioniert oder an der falschen Stelle gesetzt wurden. Platz 10: Undichte Lüftungsanlagen Baumängel betreffen auch die Lüftungsanlage: Häufigster Mängel sind Undichtigkeiten. So kann Feuchtigkeit an Bauteile gelangen, zudem wird die Energieeffizienz gemindert.” (http://www.bauen.de/ratgeber/ ausbau-renovierung/sanierung/ artikel/artikel/die-zehn-haeufigsten-baumaengel.html) 45


2.6 Benötigte Fähigkeiten

2.6 Benötigte Fähigkeiten

2.6

bringen handwerkliche Fähigkeiten und Motivation mit und können nach 3 Tagen schwierigere Aufgaben erledigen.

es gibt für fast alles Workarounds und das Hirn ist mindestens so wichtig wie die Kraft.

Generell kann man sagen, dass Strohballenbauer einen eher kraftaufwändigen Beruf haben, und nach zwei Wochen auf der Baustelle wünscht sich jeder eine Pause. Es gibt zwar jede Menge Tricks, wie man Kraft sparen kann, aber es sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass Strohballen einfüllen und verputzen (in einem 100 m2 Haus verarbeiten wir hier leicht 10-20 Tonnen Material) eine leichte Arbeit ist. Kraft mitzubringen, schadet also auf keinen Fall. Aber sowie es im Sport jene gibt, die eine Herausforderung eher technisch und mit dem Hirn lösen und andere, die eher ihre Kraft einsetzen, würde ich niemanden von einer Strohbaustelle ausschließen. Diese Erfahrung soll jede/r für sich selbst machen. Es wird Fluktuation geben. Einige werden aufgeben, andere werden sich so motivieren, dass sie die Voraussetzungen auch für längere durchgehende Arbeiten (und nicht bloß 10-Tages-Workshops) erlernen. Und sich die nötigen Muskeln dazu anlegen. Schön ist, dass der Frauenanteil im Strohballenbau und bei Workshops bei rund 50% liegt. Also zusammen gefasst: generelle handwerkliche Fähigkeiten (wie schlage ich einen Nagel ein) helfen sehr (vor allem in der Geschwindigkeit), aber

2.7 Risiken und Haftung

Text: Herbert Gruber, ABSN Es gibt vielfältige – einfache wie komplizierte, ungefährliche wie gefährlichere oder kurze wie lange – Arbeiten bei jedem Baustellen-Workshop, sodass die Fähigkeiten, die ein Teilnehmer mitbringen muss, nicht vorab überprüft werden. Jede/r kann teilnehmen, jeder Mensch hat bestimmte Fähigkeiten, und die gilt es vom Trainer heraus zu finden. Im Strohballenbau heißt es: man/frau kann die generellen Techniken an einem Wochenendworkshop erlernen. Das stimmt auch. Umgekehrt stimmt auch, dass ein Strohballenbauer selbst nach 20 Jahren Praxis noch dazu lernen kann. Dabei geht es aber mehr um Tricks, Effizienz und Geschwindigkeit bzw. Krafteinsatz als darum, ob eine Arbeit überhaupt jemandem zuzutrauen ist. Im Rahmen des STEP-Lehrgangs (Straw Bale Training for European Professionals) haben wir ein Training entwickelt, das in Österreich 400 Stunden umfasst (davon rund 200 Praxisstunden), in Deutschland wird die „Fachkraft Strohballenbau“ in 160 Stunden angeboten. Es ist also unterschiedlich, wie lange es dauert, bis jemand ein „Profi“ ist. Und manche sind es auch nicht nach 2 Jahren Praxis. Andere wiederum 46

2.7

Text: Herbert Gruber, ABSN Handwerker haften generell für ihre Leistungen, der Rechtsanwalt Bernhard Knall fasst das so zusammen: „Gewährleistungsansprüche verjähren drei Jahre nach Übergabe, wenn keine anderslautende Vereinbarung getroffen wurde. Durch die weitgehende Angleichung des Schadendersatzrechts an das Gewährleistungsrecht kann der Auftraggeber über 30 Jahre Schadenersatz für Mängel fordern, sofern die Voraussetzungen für den Schadenersatzanspruch, insbesondere ein Verschulden des Auftragnehmers, vorliegen.“ Die Aufgaben eines Bauleiters sind hingegen nicht so klar geregelt, generell gilt: Zu den Aufgaben eines Bauleiters zählen unter anderem die zeitliche Koordination und Kontrolle der Termine und Leistungen sämtlicher Baubeteiligter sowie die eigenverantwortliche Organisation, Abwicklung und Überwachung aller Baustellenabläufe. Er erteilt auch die Anweisungen an die Baupoliere in der Ausführung. Dem Bauleiter,


2.7 Risiken und Haftung

der übrigens auch der Architekt sein kann, obliegt darüber hinaus die Abstimmung mit Subunternehmen sowie die Einweisung, Betreuung und Kontrolle des Baustellenpersonals. Er zeichnet verantwortlich für die Sicherung und Optimierung der Qualitätsstandards, hat die projektbezogene Leistungs- und Kostenkontrolle inne. Schließlich ist der Bauleiter für die Abrechnung der gesamten Bauleistung zuständig, er kümmert sich um die zeitgerechte Prüfung, Kontierung und/ oder Erstellung aller Eingangs- und Ausgangsrechnungen. Der Bauleiter ist Kontaktstelle zu Kunden, Auftraggebern und sämtlichen, den Bauprozess begleitenden Behörden. Haftet nun ein Bauleiter für die Mängel eines ausführenden Unternehmens? Ja, der Bauleiter haftet für einen Fehler eines Unternehmers, wenn er im Rahmen seiner Bauleitungstätigkeit die Möglichkeit gehabt hätte, durch Kontrollen und andere Maßnahmen dafür zu sorgen, dass der Mangel nicht eingetreten wäre. Wie sieht das aber nun im Selbstbau aus? Der Versuch einer Annäherung: In dem Moment, indem z.B. ein Handwerker eine Arbeit gemeinsam mit einem Selbstbauer durchführt, sind Gewährleistung und Schadenersatzansprüche Streitfälle, da der Handwerker behaupten kann, der Fehler sei durch den Selbstbauer verursacht worden. Ähnlich ist es

bei Trainern, die ein quasi Qualitätsmanagement oder auch eine Bauleitung durchführen und die Teilnehmer (Selbstbauer) und deren Arbeit kontrollieren. Wird ein Fehler übersehen, ist auch das quasi ein Streitfall, bei dem zu klären ist, ob der Trainer den Mangel hätte erkennen können oder nicht. Es wird also davon abhängen, welche Aufgaben der Trainer übernimmt. Wird er nur die Selbstbauer einschulen, anleiten und motivieren, werden seine Haftungen beschränkt sein. Wird er quasi Bauleiter sein und muss er die Endkontrolle machen, wird er dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden können (dafür wird er dann aber wahrscheinlich auch mehr Honorar verlangen oder sich wiederum selbst absichern). Generell stellt sich die Haftungsund Gewährleistungsfrage im Selbstbau selten, da zumindest im Bewusstsein der Selbstbauer sie selbst für ihren Fehler verantwortlich sind und diesen ausbessern oder korrigieren werden. Im Selbstbau geht es ja um eine dem modernen Konsumentenschutz (der uns nicht nur vor Schäden schützt sondern auch in vielen Fällen entmündigt – denn selbst wenn wir wollen, können wir ohne entsprechende Ausbildung oder Gewerbescheine keine Haftung übernehmen) widersprechende Einstellung. In vielen Fällen, wenn es nicht um statische oder strukturelle Lösungen in einem

Gebäude geht (diese werden von Selbstbauern ja gar nicht durchgeführt), sind Fehler gerade im ökologischen Bau leicht korrigierbar. Seien dies Risse in einem Putz oder andere Undichtigkeiten oder Spannungsrisse rund um Fenster und Türen oder Setzungen in einer nicht lasttragenden Wand, diese Fehler lassen sich im Strohballenbau leicht korrigieren. Zudem treten sie sofort auf und meist nicht erst nach Jahren. Es ist auch schwer, solche Mängel zu übersehen. Aber es wird zu überlegen sein, ob hier nicht eigene Regeln für den Selbstbau definiert werden müssen, weil die bestehenden Regeln und Gesetze klar von einer Trennung von Auftragnehmern und Auftraggebern ausgehen. Vermischen sich diese beiden, ist die gesetzliche Grundlage nicht mehr eindeutig. Bei StrohNatur und den aus Workshops entstandenen Häusern fragen wir üblicherweise gar nicht erst nach der Schuld, wir beheben den Fehler oder helfen dabei, den Fehler zu beheben, das ist einfacher und meist kostengünstiger als ein Streit. Aber wir können uns auch darauf verlassen, dass Selbstbauer selbst auf die Qualität ihrer Arbeit schauen, weil es ja um ihr Haus geht. Ähnlich wird das auch im Selbstbau bei Mehrfamilienhäusern sein, zumindest wenn jene, die daran mithelfen, dann auch in diesem Haus wohnen wollen. 47


2.8 Rechtskonstruktionen

2.8 Rechtskonstruktionen 2.8

Unfallversicherung „Rund 400 Unfälle [in Deutschland] treffen laut Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft jährlich nicht gewerbsmäßige Helfer, darunter sind etliche Todesfälle. Alle Helfer müssen also per Bauhelferversicherung abgesichert werden. Im Schadensfall übernimmt die die Behandlungskosten und zahlt ab einer Erwerbsminderung von 20 Prozent eine lebenslange Rente. Der Bauherr muss der BG Bau sein Vorhaben melden. Bauherr und Ehepartner sind nicht mitversichert. Pro Helfer und Stunde kostet der Unfallschutz je nach Region 1,30 bis 1,72 Euro. „Eine Ausnahme ohne Versicherungspflicht gibt es nur bei kurzfristigen Gefälligkeitsleistungen zwischen Verwandten”, so die BG Bau.” (Quelle: welt.de) Die beiden nachfolgenden Beispiele ließen sich von der Rechtsstruktur her koppeln, und verdienen daher einer besonderen Aufmerksamkeit.

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Legal und bezahlt bauen als Laie, mit dem Bauteiler Text: Bauteiler Als Kollektiv aus Gestalter*innen arbeitet Bauteiler interdisziplinär und vereint künstlerische, architektonische und bautechnische Zugänge. Im Sinne einer künstlerischen Tätigkeit und einer ausgeprägten „Hands-On”-Mentalität treibt die Gründer*innen Tina Wintersteiger und Peter Kneidinger die Motivation an sich möglichst umfassend – von der Konzeptionierung über die Ausführung und darüber hinaus an Bauvorhaben zu beteiligen. Aus dieser Praxis heraus ergibt sich das Potential auch vermittelnd und anleitend tätig zu sein und somit Laien den oftmals gewünschten Zugang zu Teilen der Bauausführung in Form eines angeleiteten Selbstbaus zu schaffen. Mit der Gesellschaftsform einer Kommanditgesellschaft mit Komplimentärgesellschaft und der Gewerbeberechtigung zur Bauträgerin bietet die Bauteiler GmbH&CoKG die organisatorische und kommerzielle Abwicklung von Bauvorha-

ben an und eröffnet so einen relativ geschützten Rahmen die Durchführung von Bauhilfstätigkeiten und gewerberechtlich nicht reglementierte Tätigkeiten (wie z.B. Strohballenbau) im Selbstbau - unter ihrer Anleitung zu erproben Der Mehrwert ist ästhetischer, geistiger, sozialer und ökologischer Natur. Das finanzielle Einsparungspotential für Selbstbauer*innen bleibt genau zu beziffern! In Zusammenhang mit dem hohen Anspruch von Bauteiler an ökologisch nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen, sei die enge Kooperation mit HarvestMAP - Plattform zur Vermittlung und Weiterverwendung von Baumaterial und -teilen erwähnt. ff www.bauteiler.at ff www.harvestmap.at


2.8 Rechtskonstruktionen

Eigenleistungen zweckwidmen, mit dem Mietshäuser Syndikat14 Thema

☐ 2.60. Kulturvermittlungsprojekt „Künstlerische Raumeingriffe“ in Auftrag von Kulturkontakt Austria für Jugend am Werk, Rasumofskygasse, Wien (Österreich) © bauteiler.at

In den 1980er Jahren bemerkten die GründerInnen des Mietshäuser Syndikats (MHS) das Scheitern vieler selbstorganisierter Wohnprojekte. Manche davon waren mit den Herausforderungen hinsichtlich Rechtsfragen, Finanzen und Gruppendynamik in der Startphase überfordert, während andere Wohnprojekte entgegen ihrer ursprünglichen Absichten (re-)kommerzialisiert bzw. am Markt verwertet wurden. Gleichzeitig fehlte die Vernetzung unter den Projekten sowie eine Struktur, die die Einzelprojekte dabei unterstützen hätte können, sich gegenseitig zu helfen. Lösung Vor diesem Hintergrund und um selbstorganisiertes, soziales Wohnen zu fördern, wurde das Mietshäuser Syndikat gegründet. Es bringt bereits etablierte mit neu initiierten Projekten in Verbindung und unterstützt so die neuen Wohnprojekte bei ihrer Entstehung. Ein herausragender Punkt dabei ist das durch das Mietshäuser Syndikat verringerte Risiko der Kommerzialisierung der neuen Wohnprojekte. Dies geschieht durch eine Rechtskonstruktion, die bewirkt, dass alle

☐ 2.61. Kulturvermittlungsprojekt „Künstlerische Raumeingriffe“ in Auftrag von Kulturkontakt Austria für Jugend am Werk, Rasumofskygasse, Wien (Österreich) © bauteiler.at

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2.8 Rechtskonstruktionen

Einzelpersonen MIETSHÄUSER SYNDIKAT GmbH

MIETSHÄUSER SYNDIKAT Verein

Hausvereine

Ge

se

lls

ch

aft eri n

Gesellschafter

einziger Gesellschafter

Hausvereine

HausbesitzGmbH’s

BewohnerInnen alle Immobilien der im Verband des Mietshäuser Syndikats zusammenhängenden Projekte gemeinsam besitzen. Dabei wird jedes eingebundene Projekt als ein autonomes Unternehmen betrachtet, das seine Liegenschaft mit dem Rechtsstatus einer GmbH besitzt. Diese GmbH setzt sich aus zwei Partnern zusammen: dem Wohnprojekt-Verein selbst und der Mietshäuser Syndikat GmbH. Die Form von Gesellschaften mit beschränkter Haftung erlaubt es, diese beiden Eigentümer insofern miteinander zu verknüpfen, da Entscheidungen nicht einseitig getroffen werden können. 50

Gruppen

☐ 2.62. Grafik Mietshäuser Syndikat CC BY-NC-SA 3.0 Mietshäuser Syndikat

Der einzige Eigentümer der Mietshäuser Syndikats GmbH wiederum ist der Mietshäuser Syndikats Verein, dessen Mitglieder gleichzeitig die BewohnerInnen aller Wohnprojekte sind. Der Mietshäuser Syndikats-Verein vertritt alle BewohnerInnen aller eingebundenen Wohnprojekte und hat ein Vetorecht, wenn es um Reprivatisierung und kommerzielle Verwertung der Einzelprojekte geht. Alle anderen Entscheidungen in Bezug auf die BewohnerInnen, Darlehen, Mieten oder Renovierungen fällen die BewohnerInnen des jeweiligen Wohnprojekts selbst.

Ergebnisse Seit 1983 besteht das Netzwerk aus 111 zusammenhängenden Projekten mit insgesamt rund 3.000 BewohnerInnen. 22 Initiativen in ganz Deutschland befinden sich im Prozess, sich dem Netzwerk anzuschließen. Spin-offs wie „habiTat” in Linz, Österreich, wurden auch in anderen Ländern gegründet. ff https://www.syndikat.org/en/ ff https://habitat.servus.at/


2.9 Organisation im Planungs- und Bauprozess

2.9 Organisation im Planungsund Bauprozess 2.9

StrohNatur und die Baustellenworkshops des ASBN Text: Herbert Gruber Begonnen hat die Idee zu StrohNatur eigentlich während eines winterlichen Tadelakt-Workshops, den ich im sonnigen Kreta besucht habe. Es war zu verlockend: ein Workshop über diese faszinierende marokkanische Putztechnik im ersten Strohballenhaus auf Kreta bei Temperaturen um die 14° in den Winterferien. Mit den Putzern und Strohballenbauern Marta Rakowska und Manolis Ximeris (Minoeco) hatte ich hier zwei Partner für die Idee gefunden, Strohballenhäuser in Workshops zu errichten. Das Gebäude, in dem wir während des Workshops untergebracht waren, war ein Betonplattenbau, wie er typisch für 60% der Häuser in Griechenland und viele andere mediterrane Länder ist. Unisoliert, extrem kalt in der Nacht, aber ein riesiges Potential für den Einbau nichttragender Strohballenwände im Selbstbau zwischen die Beton-Geschoßplatten. Nicht nur um diese Häuser im Winter zu dämmen, sondern auch um sie vor som-

merlicher Überhitzung zu schützen und damit eine leistbare Maßnahme im Kampf gegen die „Fuel Poverty“ zu schaffen. Menschen aus mediterranen Ländern also Alternativen zu zeigen, wie sie sich gesunden und komfortablen Wohnraum um wenig Geld schaffen können; rund 6.000 Menschen sterben jährlich in diesen südlichen Ländern, weil sie sich das Heizen oder Kühlen nicht leisten können. Mit der Besitzerin des alten Plattenbaus, das uns als „Hotel“ diente, waren schnell Workshops vereinbart, ein Leuchtturmprojekt (Insulate Greece) wurde ins Leben gerufen. Im selben Jahr entstanden erste kleinere Strohballenhaus-Projekte in Österreich und Griechenland, die unter massiver Beteiligung (bis zu 34 Personen) von TeilnehmerInnen in rund 10 bis 14 Tagen in Workshops errichtet wurden. Die Leistungen von StrohNatur beschränkten sich dabei auf das Training zum Errichten nichttragender Holzkonstruktionen samt Windaussteifung, das Einfüllen der Strohballendämmung, das beidseitige Verputzen (Lehm und Sumpfkalk) sowie die Isolierung der Fenster (Hanf und Flachs). Später kamen mit weiteren Handwerks-Partnern Zimmereileistungen (Holzständerkonstruktionen nach detailliertem Konstruktionsplan) sowie Hausplanungen dazu, sodass heute üblicherweise nach Planung, Beratung und Fundament (Bau-

meister) die Zimmerei vor Ort eine Holzständerkonstruktion errichtet, der Dachdecker und Spengler den Rohbau regensicher macht und danach im Workshop Wände, Dach und Fenster mit nachwachsenden Rohstoffen isoliert und mit Lehm und Kalk verputzt werden. Mittlerweile werden derart bis zu 6 Einfamilienhäuser im Jahr in allen Teilen Europas errichtet, die deutsch-englischen Workshops (mittlerweile im STEP-Lehrgang auch für Professionisten) erfreuen sich reger Teilnahme und das Feedback zeigt beinahe regelmäßig, dass die 2 Wochen eine erstaunlich befriedigende, hoch motivierte und glückliche Zeit für die TeilnehmerInnen darstellt. Viele TeilnehmerInnen kommen ursprünglich aus überwiegend monetären Gründen (erhoffte Einsparungen durch Selbstbau bei ihrem eigenen Zukunftsprojekt), letztlich überwiegt und bleibt aber das Gefühl, Teil von etwas Erstaunlichem gewesen zu sein: dass es selbst für ungeübte HandwerkerInnen möglich ist, gemeinsam in relativ kurzer Zeit gemeinsam mit Handwerkern und/oder Trainern ein Gebäude zu errichten und diesen Erfolg miteinander teilen zu können. Ob es der Stolz darauf oder die Zufriedenheit mit dem Geschafften ist, ob sich durch die gemeinschaftlichen Kraftanstrengungen (spürbar) positive Energien manifestieren oder 51


2.9 Organisation im Planungs- und Bauprozess

ob es das angenehme und gesunde Wohnklima in solchen natürlichen Häusern ist: die Menschen, die sie bewohnen, sind ganz anders glücklich und gehen mit dem Stress während der Bauphase meist besser um als vergleichbare Häuslbauer. Und ich wage zu behaupten, dass die Nutzungsdauer derart gemeinschaftlich errichteter Wohnbauten (im europäischen Durchschnitt rund 25 Jahre) weitaus höher ist. Hier haben wir ja nichts Neues erfunden, die Nachbarschaftshilfe im Dorf bei der Errichtung von Wohnraum war früher ja vielerorts eine Selbstverständlichkeit. Bauen ist immer ein massiver Eingriff in die Natur, in Pflanzen- und Tier-Habitate und erzeugt jede Menge von Baurestmassen (meist Sondermüll), aber die negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt lassen sich durch natürliches Bauen mindestens um den Faktor 10 (GrAT/TU Wien) reduzieren und die Auswirkungen auf unsere Psyche durch gemeinschaftliches Bauen auf einem für alle erträglichen Maß halten. So gesehen ist die Idee von StrohNatur nicht nur doppelt nachhaltig im Sinne des Klimaschutzes, sondern schafft auch auf lange Zeit zufriedenere Hausbesitzer und -bewohnerInnen. Mit den Baugruppen, Community-Gebäuden und neuen gemeinschaftlichen Lebensformen lassen 52

sich diese Einfamilienhaus-Erfahrungen nun noch nachhaltiger im urbanen Raum umsetzen. HG/ASBN

Soziokratie, eine Organisationsform Dieses Organisationsmodell wird sowohl in der Baugruppe “Wohnprojekt Wien” als auch auf der vienna.transitionBASE angewendet. Es gilt als besonders effizient in unterschiedlichen Gruppengrößen. Ein Kredo der Soziokratie lautet: „Gib jenen Entscheidungskraft, die davon betroffen sind.“ Daher passt diese Art der Organisations- und Entscheidungsfindungsform auch sehr gut in den Selbstbaukontext. Thema (Problem / Bedarf) Ein Ziel der Soziokratie ist es, sich als Gruppe mit unterschiedlichen Erwartungen und Rahmenbedingungen zu organisieren und komplexe bzw. teilweise zuvor unbekannte Zielsetzungen effektiv zu bearbeiten. Eine Kombination aus vier Regeln macht die Soziokratie im Wesentlichen aus. Lösung: 4 Basisregeln15 1 - Die Kreisorganisation Die Soziokratie ist eine in Kreisen aufgebaute Struktur. Jeder Kreis besteht aus Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Sie

sind alle gleichwertig (“Peers”) und jeder Kreis trifft innerhalb des festgesetzten Rahmens autonom seine Entscheidungen. Zumeist beginnen Projekte mit einem Kreis. Weitere Kreise entstehen dann, wenn ein bestehender Kreis Funktionen erfüllen möchte, die außerhalb des eigenen Rahmens, der Reichweite, der Kapazität oder der Kompetenzen liegen. Im Zuge einer Zellteilung entsteht folglich ein Netz an miteinander verknüpften Kreisen. 2 - Doppelte Verknüpfung der Kreise Die Verknüpfung sieht so aus: wenn zwei Kreise miteinander verbunden sind, wählt jeder Kreis einen Delegierten, der auch im anderen Kreis teilnimmt. Dadurch wird sichergestellt, dass die beiden Kreise aufeinander abgestimmt handeln können. Es werden keine Entschlüsse getroffen, die dem anderen schaden. 3 - Der Konsent regiert die Beschlussfassung Konsent herrscht dann - im Gegensatz zum Konsens - wenn kein schwerwiegender und argumentierter Einwand vorliegt. Ob eine Lösung für gut oder für gleichgültig befunden wird, wird bei einem Konsent gleich gewertet, denn nur das Widerstandsargument in Kombination mit den gesammelten Argumenten und Vorschlägen bestim-


2.9 Organisation im Planungs- und Bauprozess

men den Entscheidungsprozess. Das Widerstandsargument wird bedingt durch die Möglichkeit, Einwand zu erheben. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: ff Schwerwiegender Einwand (nach eigener Einschätzung): nach der Präsentation der Argumente wird nochmals überprüft, ob der Kreis alle Informationen berücksichtigt hat. Daraufhin werden neue Beschlussvorschläge erarbeitet. Diese Runden gehen so lange, bis ein Beschluss im Konsent getroffen werden kann. ff Einfacher Einwand: die Entscheidung wird nicht blockiert, sondern mit dem Wissen um die vorhandenen Einwände und unter Berücksichtigung der entsprechenden Argumente getroffen. ff Schwerwiegende Einwände werden in der Soziokratie auch als Geschenk betrachtet. Einen schwerwiegenden Einwand auszudrücken, erfordert Courage, da die Person eine gewisse Hemmschwelle überschreiten muss, die sowohl die Dauer der Besprechung verlängert und ein gut begründetes Argument abverlangt. Dementsprechend führen schwerwiegenden Einwände oft zu sehr spannenden und relevanten Auseinandersetzungen.

☐ 2.63. Soziokratisches Organigramm des Wohnprojekt Wien (Österreich) © einszueins Architektur, Bayer und Zilker Baukünstler OG

4 - Offene Wahlen ff Menschen, die Funktionen und Aufgaben übernehmen sollen, werden in einem moderierten Prozess nach offenem Diskurs im Konsent gewählt. ff Weitere Regeln im Falle von Konflikten: ff Im Vorhinein definierte Konfliktlösungsmechanismen sind nach Elinor Ostrom unumgänglich. (Ostrom #6) ff Für den Fall, dass ein Konflikt

nicht gelöst werden kann, wird eine Person gewählt, welche die Problemstellung genauer darstellt, die Argumente mediiert, Auswahlmöglichkeiten skizziert und eine Wahl nach dem Mehrheitsprinzip abhält. (Prinzip aus der „play the city“- Methode16) ff „Respect Rule“: Im Falle von unlösbaren Konflikten, haben später getroffene Entscheidungen alle früheren zu respektieren. (Prinzip aus der „play the city“- Methode16) 53


2.10 Resümee: DIY Kultur

2.10 Resümee: DIY Kultur 2.10

„[Konvivialität ist die] individuelle Freiheit, verwirklicht in wechselseitiger persönlicher Abhängigkeit“17 Ivan Illich

„Call for different decision making levels in the design, construction and modification of the building, and precise clearly the responsibilities and rights of every one. The intervention of the different decision making levels must be organized hierarchically from the collective to the individual (ex: building inhabitants – floor inhabitants - flat inhabitants- room inhabitants), and from the formal: authority, organism, town planner, architect, etc. to the informal: the users”18 Stephen Kendall, 2004 In den vorigen Abschnitten haben wir unterschiedlichste Orte angeführt, an den Menschen jenseits sowie innerhalb der Marktlogik ihrem Bedürfnis, Dinge zu kreieren und in die Welt zu setzen, nachgehen. Dabei nutzen sie unterschiedliche Methoden um ihre Tätigkeiten zu dokumentieren, sich auszutauschen und um ihr Wissen anzueignen. Für diese Tätigkeiten und das 54

Zusammenleben entwickeln Sie eigene Rechts- und Versicherungskunstruktionen und organisieren sich auf eine Weise, wodurch sogar größere Stadträume verändert werden können. Dadurch verweben sich die sozialen AkteurInnen untereinander und tatsächlich gelebte Nachbarschaften entstehen. Das Beteiligt-Sein am Bauprozess, das Gemeinschafts- und Erfolgserlebnis, das wachsende Wissen um das Gebäude und die größere Bindung zum “eigenen” Haus sowie zur Baugemeinschaft, wirken sich in weiterer Folge auch für die spätere Instandhaltung und die (denkbare Selbst-)Verwaltung des Gebäudes in welcher Form auch immer - positiv aus. Zunehmende Selbstbauerfahrungen ermöglichen zudem die tatsächliche Anwendung flexibler und ressourcenschonender Raumnutzungskonzepte, da die BewohnerInnen die Bereitschaft und das Know-How haben, stets die Raumkonfiguration an die Bedürfnisse und die tatsächlichen Notwendigkeiten anzupassen. DIY (Do it youself) vs. DIT (Do it together) Eine Formel des DIY beschreibt das „Do“ des Do-It-Yourself, das Tun bzw. Machen, als eine Triade: Selbstmachen – Mitmachen – Zusammenma-

chen: ff Selbstmachen im Sinne der eigenen kreativen Gestaltung (DIY) ff Mitmachen nach vorgegebenen Mustern (z.B. Anleitung, Rezept) ff Zusammenmachen im Sinne eines gemeinschaftlichen Projekts (DIT) Im DIY Bereich baut jede und jeder Selbstbauende seinen eigenen Wohnbereich während der Bauphase ganz individuell nach ihrem/ seinem Bedarfs aus, ohne es zum Beispiel gestalterisch (wohl aber technisch) mit den anderen abzustimmen. Hingegen erlaubt ein DIT-Prozesses das Entstehen einer echten Selbstbaugemeinschaft, vergleichbar mit einer “Baugruppe”, bei der in der Planungsphase alle beteiligt sind und jede und jeder ihre/seine Vorstellungen und Wünsche vor Bauprozess einbringen kann. In beiden Szenarien gibt es Momente und Prozesse der Individualität, diese werden aber jeweils zu unterschiedlichen Zeiten eingebracht bzw. treten auf und werden anders umgesetzt. Das dem DIY-Bereich entsprechende hohe Maß an Individualität bedingt ein Szenario mit kleinerem aber individuellem Selbstbauanteil, bei dem zwar mehr von ProfessionalistInnen vorgegeben wird, dafür aber weniger Risiko getragen werden muss. Von Individualität im DIT-Bereich


2.10 Resümee: DIY Kultur

kann man sprechen, wenn diese im Gruppenprozess durch gegenseitige Abstimmungen aufgeht, wodruch zusätzlich noch die wertvolle Erfahrung des Etwas-Mit-Anderen-Gemeinsam-Entwerfens gemacht werden kann. Im weiteren Sinne könnten DIT-Herangehensweisen die schwierige Herausforderung eines stark erweiterten Selbstbauanteils meistern, da auch die Bereiche außerhalb des rein Privaten realisiert werden können. Die im Vorfeld getroffenen Abstimmungen der Bedürfnisse, verhelfen zu Klarheit und Wohnzufriedenheit und reduzieren Konflikte sowohl im Bauprozess als auch in der nachfolgenden Nutzung. Dadurch kann DIT einem Gemeinschaftswillen zum individuellen Ausdruck verhelfen, was mittels DIY kaum möglich ist.

schen können sie ausüben und nutzen. Zweitens: Je spezieller die handwerklichen und technischen Anforderungen, desto umfangreicher muss Wissen darüber mitgebracht, angeeignet oder hinzugeholt werden. Vor allem jene Personen, die erforderliches Spezialwissen besitzen, können sich um anspruchsvollere Tätigkeiten leitend kümmern.

DIY Fähigkeiten (Skill-level)

Mehrgeschoßiges Bauen erfordert zusätzliche Kenntnisse - vor allem hinsichtlich Schallschutz, Brandschutz und Baulogistik. Ohne professionelle Unterstützung ist dies gegenwärtig weder verantwortungsvoll noch sicher und im Grunde überhaupt nicht umsetzbar. Sind solche Personen in der Selbstbaugruppe nicht vorhanden, empfiehlt es sich welche möglichst früh einzubinden.

Das Ausmaß, was mittels DIY oder DIT möglich ist, hängt letztlich auch immer von den tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten der DIY Praktizierenden ab. Dementsprechend können mehr oder weniger fähige, abhängig von ihren Erfahrungen bzw. Qualifizierungen, auch in entsprechend unterschiedlichen Bereichen mehr oder weniger Verantwortung übernehmen. Generell gelten jedoch zwei Dinge - erstens: Je einfacher die Tätigkeit oder Bauweise, desto mehr Men-

Eine Sicherheitsoption, die prinzipiell bei Aufkommen von Problemen immer besteht, ist die Alternative, das verbleibende Gebäude letztlich ganz oder teilweise von professionellen Firmen durchführen zu lassen. Verschränkung von DIT mit professionellen Gewerken

Die rechtlichen Auflagen für mehrgeschoßige Gebäude sind exponentiell strenger als für 1- bis 2-geschoßige Gebäude. Das bedeu-

tet in erster Linie, dass im Fall des mehrgeschoßigen Bauens viele Arbeitsschritte verpflichtend von Experten zur Sicherung der Gewährleistung bezüglich der ordentlichen Ausführung abzunehmen sind (das betrifft vor allem die Gebäudeteile des Tragwerks und alle Anschlüsse gebäudetechnischer Anlagen;) Dabei gäbe es aber zu beachten, dass nicht jede Firma DIY-kompatibel ist. Ein Vorteil ist allerdings, dass die Übernahme von Gewährleistung durch professionelle MitstreiterInnen hinsichtlich statischer Konstruktion, haustechnischer Anlagen oder der Gebäudehülle einen wesentlichen Sicherheitsfaktor mit sich bringt. Wenn mehrere Gewerke an einem Bauelement beteiligt sind und eine Gewährleistung erwünscht ist, empfiehlt es sich, die daran beteiligten DIY-Tätigkeiten von Professionalisten abnehmen zu lassen. Schlussendlich betrachtet erfordert die Herausforderung DIY-Ansatz, -Prinzipien und –Ambitionen im Rahmen des mehrgeschoßigen Gebäudebaus einzusetzen und umsetzen zu wollen, graduelle Kompromisse zwischen DIY und professionellen Bauverfahren. Menschliche Herausforderungen der DIY Inklusion und deren Bewältigungsstrategien Im Zuge weiterführender Überlegungen hinsichtlich der realen 55


2.10 Resümee: DIY Kultur

Umsetzung von DIY und Mehrgeschoßigkeit, insbesondere in Hinblick auf die relativ großen Teamund Baugruppen-Cluster, die diese Zusammenführung erfordert, stößt man auch auf den Faktor Mensch. Typische Fehlerquellen wenn Profis und Laien aufeinandertreffen, oder letztere gar selbst bauen, ist (A) einerseits der Umstand, dass Laien dazu neigen aufgezeigte Fehler immer wieder erneut zu begehen und sich dadurch den Kostenvorteil durch spätere Nachbesserungen von Schäden zunichtemachen. (B) Andererseits wird häufig zu viel Zeit für die Fertigstellung von Arbeitsschritten benötigt, da Laien länger brauchen und tendenziell langsamer arbeiten. (C) Desweiteren sollten Sicherheitsmaßnahmen bedacht werden, die DIY-ArbeiterInnen auf den Baustellen nicht nur gesundheitlich absichern, sondern vor allem rechtlich / finanziell versichern. A Grundsätzlich kann dem Umstand von sich unnötig wiederholenden Fehlern und Lernerfahrungen nur durch entsprechende Quellen an Information und Know-How Vermittlung begegnet werden. Dokumentation und Erfahrungsberichte in offenen Foren sind hierfür essentiell. Sogenannte Anleiterworkshops bieten sich ebenfalls an, da 56

dort routinierte Erfahrung auf breite Partizipation trifft und schnell wie unkompliziert Wissen geteilt und weitergegeben werden kann. Durch Anwendung in Praxissituationen (wie in Baugruppenprojekte) kann dieses Wissen sowie dessen Vermittlungsmethoden ständig weiter entwickelt werden. Die Verschränkung von „pädagogisch sinnvoll” und „technisch korrekt” kann durch die Einrichtung zukünftiger Forschungsprojekte vorangetrieben werden. Besonderen Bedacht beim Aufbau der Workshops ist auf ordnungsgemäße Ausführungsqualität zu legen und darauf zu achten, dass die Arbeit im Anschluss von einer Fachkraft sorgenfrei abgenommen werden kann. In der Ausführung liegt wie auch im professionellen Bereich (38,5%19) die höchste Fehlerquote bzw. -wahrscheinlichkeit. Probleme können zudem durch bewusst gewählte fehlertolerante Bauweisen und sichere und übersichtliche Arbeitsumgebungen vermieden werden. Durch die Anwesenheit eines „Vorzeigemeisters“ - im besten Fall die Person, die auch den einführenden Schulungsworkshop gehalten hat - sollte es möglich sein, die Fehlerquote der Baustellenrookies gering zu halten. Zusätzlich trägt die Tatsache, dass die SelbstbauarbeiterInnen ihre eigene zukünftige Wohn-

stätte errichten, zu einem erhöhten Bewusstsein um präzise Ausführung bei und wirkt als Motivator. Um unterschiedliche Schwierigkeitsgrade der Bautätigkeiten mit Eigenleistungsanteil einfach überblicken zu können, haben wir die Selbstbauampel eingeführt. Eine genauere Beschreibung befindet sich in Kapitel 5.1. B Was die zögerliche und mitunter unkoordinierte Umsetzung einzelner Arbeitsschritte und deren übermäßigen Zeitverbrauch betrifft, so kann prinzipiell ebenfalls auf die Anleiter-, Fach- und Selbstbauworkshops verwiesen werden. Mit einem höheren Maß an Know-How geht meistens auch ein breiteres Wissen um effizientere Organisation von Arbeitsschritten einher. Hinzu kommt die, bereits erwähnte, erhöhte Motivation durch u.a. Partizipation, Gemeinschaft und Selbstentfaltung, die dem Zeitverschleiß entgegenwirkt. C Neben der Organisation der Bauworkshops benötigen mehrgeschoßige DIY-Projekte eine rechtliche Einbettung der Eigenleistung der verrichtenden Personen, um diese gegen Unfälle zu versichern und um möglichst Gewährleistun-


2.10 Resümee: DIY Kultur

gen zu erhalten. Man kann drei verschiedene Varianten, wie die Kombination von professionellen Gewerken und DIY organisierbar ist, sodass sie auf Baustellen kooperieren können, unterscheiden: ff die Selbstbauversicherung, ff die Anstellung bei einem Bauträger („Hilfstätigkeiten”) ff die Anstellung bei einer Baufirma. Diese Formen bieten unterschiedlichen Versicherungsschutz und Mitbestimmungsmöglichkeiten für die TeilnehmerInnen. Für alle drei gilt, dass es noch wenig Erfahrungsberichte aus der Praxis gibt und es insofern wünschenswert wäre, Projekte mit Fokus auf der Erforschung dieses Themenbereichs zu fördern. Abschließend lässt sich konstatieren, dass die Kombination von DIY und Mehrgeschoßigkeit unter gewissen Einschränkungen seitens des DIY-Bereichs möglich ist, dafür aber der mehrgeschoßige Gebäudebau durch die Einflechtung von DIY-Herangehensweisen auf vielfältige Weise profitieren kann. Für Bauvorhaben unter diesen Gesichtspunkten kann man generell die Frage stellen „Wie viel Eigenleistungsanteil in den einzelnen Arbeitspositionen im mehrgeschoßigen Wohnbau liegt?“ Weitere Überlegungen in wirtschaftlicher

Hinsicht führen zu der Frage, ob es ökonomisch sinnvoll ist, Baugruppen verstärkt mit Eigenleistung in Bauabläufe einzubinden? Immerhin könnte jedes neue partizipative Bauprojekt einen Multiplikationseffekt auf die in der Gesellschaft aktiv und passiv vorhandenen Kompetenzen haben – und damit in einer Langzeitperspektive die gesamte Kapazität der Vorteile von DIY-basiertem Bauen sowohl für den globalen Wissenspool, den Nachbarschaften als auch die Baugemeinschaften selbst abrufen können.

Endnoten 1  Siehe auch IKEA-Effekt: https://de.wikipedia.org/wiki/IKEA-Effekt (Zugriff am 25.8.2017) bzw. vgl. Soziologe Prof. Jens Dangschat meint: »Was ich selber mache, mache ich doch nicht kaputt«. 2  https://www.youtube.com/watch?v=a2JyXTfieQQ&feature=youtu.be&t=34 3  Wurde für Sharing Cities formuliert und frei übersetzt. 4  https://en.wikipedia.org/wiki/Living_

lab

5  http://www.openlivinglabs.eu/ 6  Chesbrough, H.W. (2003). Open Inno-

vation: The new imperative for creating and profiting from technology. Boston: Harvard Business School Press.

7  Bilgram, V.; Brem, A.; Voigt, K.-I. (2008). User-Centric Innovations in New Product Development; Systematic Identification of Lead User Harnessing Interactive and Collaborative Online-Tools, in: International Journal of Innovation Management, Vol. 12, No. 3, pp. 419-458. 8  Pallot M. (2009). Engaging Users

into Research and Innovation: The Living Lab Approach as a User Centred Open Innovation Ecosystem. Webergence Blog. http://www.cwe-projects.eu/pub/bscw. cgi/1760838?id=715404_1760838

9  Nikolas Kichler verfasste diesen Artikel im Rahmen des „Sharing Cities Book Projects” von shareable.com. Dieser Text wurde für dieses Toolkit gekürzt und frei ins Deutsche übersetzt. 10  Land-based housing in private municipalities in the municipalities of Almere, Castricum and The Hague (designated in Article 6e Decision Implementation Chw ) need not meet the requirements of new construction of the 2012 Building Decree for a number of building regulations but must meet the requirements of existing Construction (minimum requirements). 11  Andreas Weber: Wirtschaft der Verschwendung, die Biologie der Allmende. In: Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): COMMONS - für eine Politik jenseits von Markt und Staat, 1.Auflage, transcript Verlag, Bielefeld 2012, S.35f. 12  http://www.habraken.com/html/ downloads/tools_of_the_trade_final.pdf 13  https://docs.google.com/docu ment/d/1zoCTWKbz9UAMW5vwX-E4EhufqbsCNmCiabKzlhbJte0/edit 14  Nikolas Kichler verfasste auch diesen Artikel im Rahmen des „Sharing Cities Book Projects” von shareable.com. Dieser Text wurde für dieses Toolkit gekürzt und frei ins Deutsche übersetzt. 15  Siehe auch: https://www.soziokratie. at/ueber-soziokratie/grundlagen/ 16  Siehe auch: http://www.playthecity.

nl/

17  h t t p : / / v z f b e . o r g / w p - c o n t e n t / uploads/2014/02/Ideen-Skizze_degrowth-BTT_PS.pdf 18  Toward an Adaptable Architecture Guidelines to integrate Adaptability in the Building - https://www.irbnet.de/daten/iconda/ CIB18882.pdf 19  österreichischen Bauschadensbericht, Balak et al. 2005 (Planungsfehler 28%, Nutzung 11%, Material 9%, Rest: nicht zuordenbar)

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Mehrgeschoßig In der Stadt betreffen Bauvorhaben gleich mehrere Parteien. Die städtische Gebäudehöhe hat zudem Auswirkungen auf die Konstruktion sowie auf Brand- und Schallschutzmaßnahmen. Die gängige Praxis, für unbekannte künftige BewohnerInnen zu bauen, lässt Mitbestimmung oder Selbstbau nicht gerade naheliegend erscheinen. „Im Grunde

könnte die Distanz zwischen jenen, die entscheiden, jenen die bauen, und jenen die das Gebäude schließlich nutzen, bislang kaum größer sein.”1 Sowohl Baugruppen als auch Strukturen wie das Mietshäuser Syndikat sind Phänomene, die zeigen, wie sich Menschen organisieren, 1 La panadería architects, ́Casa más o menos. La vivienda como proceso ́ (Paper presented en Capital y Territorio), 2009. p.2. via

um gemeinschaftliche Wohnprojekte ins Leben zu rufen. Hier geht es darum, vor allem in diesem Kontext Möglichkeiten und Handlungsspielräume vorzustellen, die es z.B. den zukünftigen Mitgliedern von Baugruppen besser erlauben sich an Entwicklungsprozessen zu beteiligen.

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3.1 Etappenweises Bauen

☐ 3.1. Vernakuläres mehrgeschoßiges Bauen, Medellin (Kolumbien) © Philipp Stromer | grip-architekten.com

3.1 Etappenweises Bauen 3.1

Selbstbau in Kolumbien / Vernakuläres Bauen Ein Verfahren, bei welchem LaiInnen effektiv in professionelle Bauprozesse eingebunden werden, ist im geschoßweisen Bauen gegenwärtig eine eher rare Variante. In Kolumbien, in den Außenbezirken Medellins, konnten wir eine solche finden: Eine Bautypologie 2-3-geschoßiger Reihenhäuser in Ziegelmauerwerk mit Stahlbetondecken, selten auch in 2-5-geschoßiger Stahlbetonrahmenbauweise mit Ziegelausfachung. Betondecken mit maximaler Spannweite von ca. 4m. Die Eigenbauaufgabenstellung dabei war die Errichtung des Ziegelmauerwerks außen und der Innenwände, die

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Installation von Elektro- und Wasserleitungen, die Installation von Elektroboilern, Verputzarbeiten außen (selten) und innen sowie das Verfliesen. Die Stahlbetondecke wurde mit Hilfe eines Experten realisiert. „Sobald genügend Geld angespart ist, wird oft ein sogenannter ‘Maestro de Obra’ [dt.: Baumeister] engagiert, oder mit Hilfe von

Nachbarn und Freunden das neue Haus errichtet. Maestros de Obra sind die informellen Baumeister der ‘Barrios’, haben also offiziell keine Bauberechtigung. Sie sind spezialisiert auf die Errichtung von Einfamilienhäusern und meistens die einzig leistbare Alternative für die BewohnerInnen informeller Siedlungen. Diese Baumeister arbeiten

☐ 3.2. Infrastrukturmaßnahme zur Aufwertung des informell besiedelten Stadtquartiers © Philipp Stromer | grip-architekten.com


3.1 Etappenweises Bauen

ihrer Erfahrung nach, und kaum mit Plänen. Die Bauwerke werden auch nicht bewilligt, oder einer offiziellen Stelle vorgelegt. Man arrangiert sich mit den Nachbarn wegen der geplanten Baumaßnahme, und legt durch diese informellen Abmachungen den Rahmen des Möglichen fest.”1 Gebaut wird in Etappen:

Das erste Geschoß wird zunächst mit Wellblech gedeckt. Ist ausreichend Geld vorhanden, baut man gemeinsam eine Stahlbetondecke, die meist etwas auskragt, um in den höheren Geschoßen mehr Wohnfläche zu erhalten. Für einen einzelnen Haushalt würde sie einen hohen Kostenaufwand darstellen, und

wird so erst in der Mehrgeschoßigkeit durch die Beteiligung mehrerer Parteien leistbar. Spätere Geschoße werden nach dem gleichen Prinzip gebaut und Treppen außen vor das Gebäude gestellt. Oft wohnen mehrere Generationen derselben Familie übereinander.

1 Stromer Philipp, Upgrading informeller Siedlungen am Beispiel des “PUI

Nororiental”, Medellín, 2009. Diplomarbeit TU Wien.

☐ 3.3. Selbstbau eines dreigeschoßigen Wohnhauses © Philipp Stromer

☐ 3.4. Vernakuläres mehrgeschoßiges Bauen, Medellin (Kolumbien) © Philipp Stromer | grip-architekten.com

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3.2 Vorfabrikation

3.2 Vorfabrikation

3.2

Kontext Nachdem auf mehrgeschoßigen Baustellen zusätzliche Gefahren wie

das Abstürzen, herabfallende Bauteile oder pendelnde Lasten lauern, lässt sich stattdessen in einer sicheren Halle vorfabrizieren, welche bessere Bedingungen für Menschen ohne Baustellenerfahrung bietet. In

☐ 3.5. vorgefertigte Kielsteg-Platten der Firma Kulmer-Bau CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

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der Bauwirtschaft erfolgt dies vor allem im Holzbau und meistens dann, wenn kontrollierte Bedingungen gewünscht oder erforderlich sind. Zu den Vorteilen der Vorfabrikation zählen: ff Wetterunabhängigkeit (trockene Baustoffe sind bei Holzbau wichtig) ff Unfallprävention ff Kostenreduktion durch Verkürzung der Baustellendauer am Grundstück – im Normalfall wird ab gewissen Mengen auch die Produktion günstiger ff Qualitätssicherung, Betreuung des Personals und Abnahme von Bauelementen durch Fachkräfte ist einfach und gut möglich ff Infrastruktur wie Besprechungsräume und Küche sind


3.2 Vorfabrikation

☐ 3.6. Möglichkeiten im Holzbau © proHolz Austria, Zuschnitt 50 (6/13)

zumeist vorhanden ff Geringere Lärmemissionen an der Baustelle ff Geschwindigkeitsvorteile und höhere Präzision durch die Nutzung CNC-gesteuerter

Maschinen und der seriellen Fertigung, die mit den in Fablabs üblichen Produktionsweisen kompatibel sind ff Sicherheit durch genaue Vorplanung und generelle Reduk-

☐ 3.7. Vorfertigung von Wandelementen ehemalige Hummelkaserne, Graz (Österreich) © Kulmer Holz-Leimbau GesmbH

tion von Überraschungen und Improvisationsnotwendigkeiten auf der Baustelle

☐ 3.8. Vorfertigung in der Halle CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

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3.2 Vorfabrikation

Thema Vorfabrikation bedeutet in erster Linie eine ausführliche Vorplanung. Danach erfolgt die Umsetzung und Produktion der einzelnen Bauteile in externen Produktionsstätten. Die fertigen Bauteile werden zur Bau-

☐ 3.10. Abbundmaschine CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

stelle transportiert und dort, je nach Grad der Vorfertigung, aneinander oder an lokal gebaute Strukturen montiert. Ein wesentliches Thema ist hierbei die Verbindungsart dieser Elemente. Um mit den großen Bauelementen hantieren zu

können, gehören im Holzbau eine Produktionshalle mit Deckenkran, CNC-Fräse und Wendetischen zur Standardausrüstung. Als Wendetisch lässt sich z.B. der im Rahmen des Sozialen Wohnbaus “Hummelkaserne” eingesetzte verwenden.

Lösungen und Ergebnisse Bauweisen, die auf Vorfabrikation beruhen, lassen sich grob in drei Kategorien gliedern: Zusammenbau von Einzelteilen (Skelettbauweise), Vorfertigung tragender Flächenelemente, Vorfertigung von Raumzellen. In der Praxis kommen häufig Mischformen zum Einsatz, wie nachfolgend dargestellt:

☐ 3.9. Deckenkran mit Saugnäpfen CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

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3.2 Vorfabrikation

Skelettbau: Kampa K8 Die neue Firmenzentrale des Kampa Bauinnovationszentrums in Aalen-Waldhausen (D) ist ein achtgeschoßiger Holzbau, der 2014 in Zusammenarbeit mit Florian Nagler Architekten errichtet wurde. Als Konstruktion wurde hier eine Skelettbauweise gewählt, wodurch die meisten Lasten durch Stützen getragen werden. Durch Wandund Deckenscheiben sowie durch Erschließungstürme erhalten diese ihre Steifigkeit. Ab ca. drei Geschoßen ist es nicht mehr möglich, Holz quer zur Faser zu belasten. Um diese Querpressung zu vermeiden, stehen die Stützen hier aufeinander und nie auf den Querbalken, die stattdessen seitlich eingehängt werden.

☐ 3.12. Florian Nagler: Kampa K8, Skelettbau, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

Laut den Herstellern der im Werk vorgefertigten Bauelemente verkürzt sich der Bau- und Entwurfsprozess durch diese Produktionsweise um bis zu 50%. Neben der

Zeitersparnis liegen die Vorteile der Skelettbauweise vor allem in der effizienten Transportierbarkeit. Ein Nachteil ist der erhöhte Montageaufwand an der Baustelle aufgrund der vielen Einzelteile. Die Baukosten betrugen rund 6 Mio. Euro - das entspricht ca. 2000€ pro m².

☐ 3.11. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

☐ 3.13. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

☐ 3.14. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

☐ 3.15. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

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3.2 Vorfabrikation

☐ 3.16. Shigeru Ban: Bürogebäude, Skelettbau, Zürich (Schweiz) CC-BY-SA Lorenz Lachauer

Skelettbau: Shigeru Ban 2011 begann der Bau eines siebengeschoßigen Holzskelettbaus in Zürich. Das Konzept des Architekten Shigeru Ban war es, hierbei weder Schrauben, Nägel, Stahlverbinder oder Leim zu verwenden, um die Bauelemente miteinander zu verbinden. Stattdessen wurden die ein68

zelnen vorgefertigten Holzelemente durch Buchenbolzen miteinander verbunden. Aufgrund seiner Neuartigkeit waren keine Standards der Zürcher Brandschutzbehörde auf den Bau anwendbar, weshalb die Baubewilligung erst erteilt wurde, nachdem die Sicherheit durch Brandversuche getestet und bestätigt worden war.

Insgesamt hat dieses Gebäude einen Vorfertigungsgrad von 80%. Dies betrifft neben dem Holzbau selbst auch Glasfassaden, Treppen, innere Glastrennwände und Deckenelemente. Die Teile wurden im Werk geplant, konstruiert und auf CNC-Anlagen millimetergenau gefräst. Die über 1400 Holzbau-Elemente sind in diesem Fall größten-


3.2 Vorfabrikation

teils Einzelstücke (anders als bei Kampa K8, wo Module zum Einsatz kamen). 2000 m3 Brettschichtholz aus österreichischen Fichten wurden hier verbaut. Die Reihenfolge der Montage ist essentiell: Erst durch das Aufsetzen der Dachmodule wurden die Außenstützen in ihre finale Position gebracht und ihre statische Belas-

tung dadurch reduziert. Danach erst wurde mit der Montage der Fassade begonnen. Um mit dem Querdruck, der auf den Knotenpunkten lastet, zurechtzukommen, wurden in das Brettschichtholz der Zangen 40 mm starke Ovalplatten aus Buchensperrholz eingeleimt.

☐ 3.18. Shigeru Ban: Bürogebäude, Holzverbindungen, Zürich (Schweiz) © Shigeru Ban Architects Europe

☐ 3.19. Shigeru Ban: Bürogebäude, Innenraum, Zürich (Schweiz) © Didier Boy de la Tour

☐ 3.20. Shigeru Ban: Bürogebäude, Detail, Zürich (Schweiz) © Shigeru Ban Architects Europe

☐ 3.17. Shigeru Ban: Bürogebäude, Skizze , Zürich (Schweiz) © Shigeru Ban Architects Europe

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3.2 Vorfabrikation

Skelett- und Flächenmodule: Illwerke Montafon Das Illwerke Zentrum Montafon (IZM) ist das neue Verwaltungsgebäude des Vorarlberger Stromerzeugers und ist aus technischer Sicht ein Nachfolgeprojekt des Life Cycle Towers in Dornbirn. Das Unter- und Erdgeschoß samt dem Stiegenhaus wurden in Beton ausgeführt, die vier Obergeschoße als Hybrid-Holzkonstruktion, die in sechs Wochen vor Ort aufgebaut wurde.

☐ 3.21. Hermann Kaufmann: Illwerke, Skelett- und Flächenmodule, Montafon (Österreich) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Die Stützenpaare aus Leimschichtholz werden durch die Brüstung gehalten und bilden gemeinsam ein Wandmodul. Rohre an den Enden der Stützen lassen sich leicht in das Rippendeckenmodul einführen. Die vorgefertigten Deckenelemente in Holz-Beton-Hybridbauweise lösen den Brand- und Schallschutz sowie das Problem der Querpressung durch Beton, wirken zudem

☐ 3.24. Hermann Kaufmann: Illwerke, Isometrie, Montafon (Österreich) © Hermann Kaufmann ZT GmbH

wärmespeichernd und ermöglichen höhere Spannweiten. Auch hier mussten für den Brandschutz eigens Testreihen durchgeführt werden.

☐ 3.22. Hermann Kaufmann: Illwerke, Vorfabrikation (Österreich) © Hermann Kaufmann ZT GmbH

70

☐ 3.23. Hermann Kaufmann: Illwerke, Vorfabrikation (Österreich) © Hermann Kaufmann ZT GmbH

Die Fenster, bestehend aus einer Festverglasung und einem Lüftungsflügel, werden auf die Brüstung und die Stützen montiert.


3.2 Vorfabrikation

Massivholz-Flächenmodule: Wood Cube Das fünfgeschoßige Holzgebäude wurde im Rahmen der Internationalen Bauaustellung 2013 in Hamburg präsentiert. Das besondere hierbei ist, dass die massiven Holzaußenwände sowohl die Statik als auch die komplette Wärmedämmung übernehmen und zudem weder Leim noch Nägel enthalten, weshalb diese Elemente vollständig biologisch recyclebar sind. Gestalterisch wurden die Holzelemente

☐ 3.25. Wood Cube, Hamburg (Deutschland) CC-BY-SA Gunnar Ries

☐ 3.26. roedig+schop Architekten; rozynskisturm Architekten: Wood Cube, Montage, Hamburg (Deutschland) © Ing. Erwin Thoma Holz GmbH

rend geschlichtet - auf dem LKW transportiert. Aufgrund der geringen Zahl an Elementen erfolgt die Montage wesentlich schneller als bei den vorhergehenden Skelettbauweisen. Ein weiterer Vorteil dieser Holzmassivelemente ist, dass sie sowohl als Decken- als auch als Wandelemente eingesetzt werden können und Auskragungen unkompliziert bewältigen.

Die kompakte Form dieses Entwurfs trägt dazu bei, Verbrauchswerte zu erreichen, die nahezu mit denen eines Passivhauses (18 kWh/m²a Wärmebedarf) vergleichbar sind. Der hohe Holzbedarf durch die massiven Wände ist zwar ressourcenaufwändig, erreicht aber in der Lebenszyklusbetrachtung wesentlich bessere Werte als viele herkömmlich errichtete Passivhäuser.

☐ 3.27. Holzmassivelement CC-BY-SA Jansunsan

☐ 3.28. Holzmassivelement CC-BY-SA Jansunsan

nach innen und außen unbehandelt präsentiert. Auch hier waren im Vorfeld Brandversuche notwendig, um auf Kapselungen (Verschalung von Holzoberflächen aus Brandschutzgründen) verzichten zu können. Die Flächenelemente werden mit Holzdübeln in der Vorfabrikation hergestellt. Zur Baustelle werden diese Flächenelemente - platzspa-

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3.2 Vorfabrikation

Raumzellen: Europäische Schule Frankfurt Im Jahr 2015 musste in Frankfurt-Niederrad innerhalb von drei Monaten Raum für 550 SchülerInnen geschaffen werden. Den Ausschlag für die Raumzellenbauweise gab die kurze für sie notwedige Bauzeit. Jedes Klassenzimmer besteht aus drei solcher Raumzellen-Module. Zusammen mit den Sanitärräumen und Treppenhäusern brauchte es insgesamt 98 Module und dementsprechend 98 LKW-Fahrten. Der gewählte Transportweg mittels LKW gab die maximale Modulbreite von drei Metern vor. Bis zu dieser Breite konnten die 9m langen Raummodule wirtschaftlich transportiert werden. Diese Art der Vorfabrikation erfordert entsprechend große Produktionshallen und einen ebenso höheren Transportaufwand, da ein großer Teil des Platzes auf dem LKW durch den innerhalb der Raumzellenmodule liegenden Luftraum verbraucht wird. Dafür kann der

☐ 3.30. NKBAK: Europäische Schule, Frankfurt am Main (Deutschland) © RADON photography / Norman Radon

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☐ 3.29. NKBAK: Europäische Schule, Montage, Frankfurt am Main (Deutschland) © RADON photography / Norman Radon

Montageaufwand auf der Baustelle, wie erwähnt, sehr gering gehalten werden. Ebenso ist eine gute technische wie logistische Vorausplanung maßgeblich. Alle Module wurden mit eingebauter Sanitärausstattung, Heizkörpern, Elektroverkabelung, Türen, Decken und Fenstern angeliefert. Die LKWs kamen in der definierten Reihenfolge an der Bau-

stelle an, wo die Module auf einer Beton-Bodenplatte gestapelt wurden. Stellt man diese Bauweise dem DIY-Ansatz gegenüber, erscheint sie zunächst sehr praktisch, da Menschen ohne Bauerfahrung den konkreten Innenraum bereits in der Halle begutachten und dem-


3.2 Vorfabrikation

☐ 3.31. Transportvergleich modularer Systeme auf einem LKW (v.l.n.r.): Stab-, Flächen und Raumzellenmodule CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

entsprechend fundiertere Entscheidungen treffen können. Andererseits bedarf diese Bauweise eines äußerst straffen logistischen Plans, dessen zeitliche Verzögerungen nicht nur die Kosten enorm in die Höhe treiben, sondern für DIY-Prozesse schlicht ungeeignet sein können. Auch aus ökologischer Sicht ist der hohe LKW-Einsatz nicht optimal, weil bei Raumzellen stets sehr viel Hohlraumvolumen mittransportiert werden muss.

☐ 3.32. NKBAK: Europäische Schule, Vorfabrikation, Frankfurt am Main (Deutschland) © RADON photography / Norman Radon

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3.2 Vorfabrikation

☐ 3.33. Explosionszeichnung © Lukas Lang Building Technologies GmbH

☐ 3.34. Werkzeugkasten © Lukas Lang Building Technologies GmbH

☐ 3.35. Montage © Lukas Lang Building Technologies GmbH

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☐ 3.36. Transport © Lukas Lang Building Technologies GmbH


3.2 Vorfabrikation

☐ 3.37. Lukas Lang: Temporäres Parlament, Wien (Österreich) © Lukas Lang Building Technologies GmbH

Modulare Skelettbauweise: Temporäres Parlament Wien Wie alles begann? Mit der Vision des Unternehmers Hans-Christoph Prutscher werterhaltende Gebäude als flexibles, industriell gefertigtes Baukastensystem zu entwickeln, gepaart mit dem Feingefühl des holzaffinen Architekten Lukas Lang. Heute baut Lukas Lang Building Technologies nicht nur tagtäglich

schlüsselfertige Holzhäuser, sondern hebt das Bauen in eine neue, industrielle Dimension. Voll automatisiert wird das architektonische Erscheinungsbild geplant, die statischen Grundlagen berechnet und bis zur letzten Schraube jedes Bauvorhaben im Detail kalkuliert. Die einzelnen Bauelemente werden wie in der Autoindustrie in einem

rationellen Prozess mit höchster Qualitätsprüfung industriell in großen Stückzahlen gefertigt und just in time auf die Baustelle geliefert. Darüberhinaus werden aus Immobilien Mobilien, denn mit Lukas Lang heißt Bauen jederzeit geänderten Bedürfnissen rasch, leise und flexibel durch An-, Um- oder Abbau begegnen zu können.

75


3.3 Das Rückgrat

3.3 Das Rückgrat

3.3

Unter dem „Rückgrat“ verstehen wir Typologien, bei denen zu Beginn nur ein bestimmter Prozentsatz des gesamten Hauses errichtet wird, nämlich der Teil, der die absoluten Grundbedürfnisse zur Benützung befriedigt, und das auf einer geringeren Quadratmeterfläche als im Endausbaustadium geplant, wie im Beispiel Quinta Monroy von Elemental oder in der Wohnüberbauung Steinacker von Gautschi Storrer Architekten, bei welcher der rot umrandete Nasszellenkern das Rückgrat darstellt und die blau umrandeten Räume die nachträglich zu bauenden und veränderlichen Teile. Das Rückgrat (rot)

umfasst vor allem die Erschließung samt Stiegen, Küchen und Nasszellen und einer minimalen Fläche für die Hauptnutzung. Später - z.B. wenn der Bedarf da ist oder die finanziellen Möglichkeiten gegeben sind - können die NutzerInnen die fehlenden Flächen und Bauteile bis zum Endausbaustadium im Selbstbau fertigstellen. Auch bei einer Umnutzung lässt sich dann alles, was an das Rückgrat „andockt“, einfacher umgestalten und anpassen, wobei das Rückgrat selbst nahezu unverändert bleibt. Elemental, Quinta Monroy, Iquique (Chile) 2004 “Bei der chilenischen Projektreihe

„Elemental“ ist die Minimalwohnung nicht nur eine Antwort auf räumliche, sondern vor allem auf ökonomische Grenzen. Der von drei Architekten initiierte Elemental „Doing Tank“ schafft Wohnungseigentum für die Ärmsten unter der Prämisse, dass das öffentliche Förderbudget von 7200 US-Dollar pro Wohnung zumindest für Baugrund, Infrastruktur und Rohbau reichen soll, der Rest wird dem Eigenbau [Hervorhebung durch die Hg.] überantwortet. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden trotz fallweise hoher Grundstückspreise jene innerstädtischen Gebiete erworben, in denen die zukünftigen Besitzerinnen und Besitzer vorher in Favela-artigen Quartieren gelebt haben. Das sozi-

☐ 3.38. Elemental: Incremental Housing, Quinta Monroy, Antofagasta (Chile) 2004 © Elemental

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Shigeru Ban: Bürogebäude, Skelettbau, Zürich (Schweiz) CC-BY-SA Lorenz Lachauer

3.3 Das Rückgrat

ale Umfeld und die Wertsicherheit der Immobilie sollen beständig sein. Die Typologie besteht aus zwei übereinander gelagerten Wohnungen mit jeweils ca. 30m², die mit geringem Aufwand auf 72m² erweiterbar sind. In der Siedlung Quinta Monroy wurden die dicht belegten Einheiten innerhalb von wenigen Wochen ausgebaut. Die Gliederung in überschaubare, um Höfe angeordnete Hausgruppen ermöglicht die Selbstverwaltung und spart dem Staat Folgekosten.“ Angelika Fitz (http://www.wohnmodelle.at/ index.php?id=43,0,0,1,0,0) Die ersten 36m² wurden also (inkl. Grunderwerbskosten) um 7500 US-Dollar errichtet. Die weiteren 36m² - im Eigenbau errichtet - kosteten im Durchschnitt 1000$. Das erstaunliche dabei ist, dass das gesamte 72m² große Appartement einen Marktwert von 20000$ erzielt. Bei durchschnittlichen Haushaltseinkommen zwischen 300 und 1300$1 bedeutet dies einen starken Anreiz für den Selbstbau, trotz des damit verbundenen Aufwands. Dem ‘Sozialkapital’ Eigenleistung wird ein entsprechend finanzieller Wert entgegengestellt die Eigenleistung eben ‘in-Wert-gesetzt’2. Das Ziel, auf diese Weise den Wert der Immobilien gegenüber den davor existierenden informellen, aus Recy1 aus ‘Elemental: Incremental Housing and Participatory Design Manual’, A.Aravena, A.Iacobelli. S179ff 2 vgl. ‘Politik der Inwertsetzung’ C.Krotschek et al.

☐ 3.39. Beispiel für einen Rückgrat-Grundriss: Gautschi Storrer Architekten: Wettbewerbsbeitrag Wohnüberbauung Steinacker, Zürich Witikon (Schweiz), in: „Die Grundrissfibel: 50 Wettbewerbe im gemeinnützigen Wohnungsbau 1999 - 2012”, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich (Herausgeber)

clingmaterialien gebauten Hütten zu erhalten, wurde erreicht. Aufgabenstellung Eigenbau

ff Verputzarbeiten Innen Außen ff ElektroInstallation ff Malerarbeiten

und

ff Bau eines Dachstuhls, Dämmung, Abdichtung und Dachdeckung (Auflagepunkte bildeten die Feuermauern der bestehenden Nachbarhäuser) ff Errichtung einer zweigeschoßigen Außenwandfassade an zwei Wandseiten aus Ziegelmauerwerk ff Einbau mindestens einer maximal zweier Geschoßdecken mit Holzträmen ff Einbau von Fenstern.

Aufgrund des milden Klimas mit Temperaturen, die ganzjährig zwischen 16°C und 22°C liegen, konnte sowohl Heiz- als auch Kühltechnik vernachlässigt werden und die Häuser kommen ohne zusätzliche Klimageräte für die Gebäudetechnik aus. Als einziges klimabezogenes Kriterium wurde die Gewährleistung von ausreichend hoher Raumluftqualität herangezogen, welches über Querlüftungssysteme erfülltwurde. 77


3.3 Das Rückgrat

Bauschäden Zu Bauschäden kam es am häufigsten in der Dachabdichtung, obwohl viele Arbeiten an lokale HandwerkerInnen vergeben wurden. Sie wurde nicht ausreichend genau ausgeführt. Die üblichen Schwierigkeiten der Geometrie von Flachdächern, wie stehendes Wasser, kamen hier allerdings nicht zu tragen, da in der Region der Niederschlag pro Jahr lediglich 1mm beträgt. Hingegen bleibt die UV-Strahlung als erhöhte Anforderung an die Außenhaut des Gebäudes ein zentrales Thema.

3.4 Haus im Haus

3.4

„Haus im Haus” nennen wir Typologien, bei denen als Supportstruktur zuerst eine komplette sich selbst

☐ 3.40. Talli Architects: Tila Housing Block, Helsinki (Finnland) © Stefan Bremer

tragende Gebäudehülle errichtet wird, jedoch mit wenigen oder gänzlich ohne Geschoßdecken. Somit ist für den Selbstbau ein vor Wind und Wetter geschützter mehrgeschoßiger Raum gegeben, der über Geschoße hinweg mit verschiedensten Infill-Einheiten ausgebaut werden kann.

Tila Helsinki Z.B. wie im Projekt Tila in Helsinki von Talli Architects aus dem Jahr 2009. Das Gebäude ist in Schottenbauweise mit je zweigeschoßigen Einheiten aufgebaut. Jene können im Ausbau mit kleineren Räumen sowie mit diversen Zwischenebenen befüllt werden, die den Grundriss komplett oder teilweise überspannen - sozusagen als DIYLofts. Das Haus-im-Haus-Prinzip bezieht sich in diesem Fall somit auf eine Nutzungseinheit, nicht aufs gesamte Gebäude. Cubity

☐ 3.41. Talli Architects: Tila Housing Block, Helsinki (Finnland) © Stefan Bremer

78

Oder aber wie im Projekt Cubity der TU Darmstadt mit im Raumvolumen verstreut platzierten ein oder mehrgeschoßigen Kuben, quasi als Indoor-Türme, die auch beim


3.4 Haus im Haus

☐ 3.42. Solar Decathlon 2014: Cubity, Grundriss, TU Darmstadt (Deutschland) © Technische Universität Darmstadt Solar Decathlon

☐ 3.43. Solar Decathlon 2014: Cubity, TU Darmstadt (Deutschland) ©Thomas Ott, www.o2t.de

nächsten Ab- und Wiederaufbau am neuen Standort neu sortiert werden könnten und so flexible Grundrisslösungen ermöglichen. Das Hausim-Haus-Prinzip bezieht sich bei diesem Projekt demzufolge aufs gesamte Gebäude. Die Vorteile des Haus-im-Haus-Prinzips sind, dass die Selbstbaukonstruktionen im Ausbau in statischer und bauphysikalischer Hinsicht auch von Laien noch beherrschbar sind, da die Hauptstatik und die thermischen Anforderungen bereits von der Gebäudehülle erfüllt werden. Außerdem bietet sich z.B. bei Cubity die Möglichkeit, heiztechnisch zwischen privaten Ausbaueinheiten und Gemeinschaftsbereichen mit unterschiedlichen Behaglichkeitsgraden zu wählen. ☐ 3.44. Solar Decathlon 2014: Cubity, TU Darmstadt (Deutschland) ©Thomas Ott, www.o2t.de

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3.4 Haus im Haus

Ergebnissituation ff Das Haus-im-Haus-Prinzip schafft somit die Voraussetzung für eine durchgehend urbane Belebung und Nutzungsdurchmischung. ff Folglich bedeutet das die Verringerung des Leerstands sowie die Erhöhung des Ausnutzungsgrad der städtebaulichen Gesamtmasse. ff Umwidmungsmöglichkeiten setzen ein intelligentes Gebäudedesign voraus, damit kein Abriss erwogen werden muss.

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3.5 Das Raumregal

☐ 3.45. Le Corbusier: Plan Obus, erste Raumregalskizze, 1930 © http://mingaonline.uach.cl

Historisch gesehen sind Gründerzeitgebäude relativ robust gebaut und ihre Grundrisse so gestaltet, dass sie sich gut für die unterschiedlichsten Nutzungen eignen.

3.5 Das Raumregal

3.5

“If the project is seen as a top to bottom job in the hands of a single party, the articulation of levels is easily ignored; the distinction becomes blurred and the product monolithic.”1 N. John Habraken 1 http://www.habraken.com/html/ downloads/tools_of_the_trade_final.pdf

Wie jedoch kann im 21. Jhd. räumliche Flexibilität und Langlebigkeit in der Mehrgeschoßigkeit erreicht werden? Wie können Gebäude der Zukunft so konzipiert werden, dass sie trotz sich stetig ändernder Wünsche und Ansprüche nachhaltig funktionieren und immer wieder angepasst werden können? Ein wichtiger Beitrag aus den 1960er2 Jahren ist der “Raumroh2 Neben J. Habraken sind auch John Turner, Walter Segal, Ottokar Uhl, Erik Friberger, Lucien Kroll, Giancarlo De Carlo, Christopher Alexander, Hermann Herzberger, Ralph Eskirne zu nennen.

ling”3 oder das “Raumregal”; im Englischen spricht man von “support structures” oder einfach vom “support”4. Darunter versteht man eine “leere” Grundstruktur eines mehrgeschoßigen Gebäudes, das auf Aneignung wartet, indem es im sukzessiv anschließenden Ausbau fertiggestellt wird - im Englischen spricht man vom sogenannten „infill”. Im Rahmen des Forschungsprojekts haben wir vor allem untersucht, welche Konzepte heute bzw. im 21. Jahrhundert angewendet werden, aber auch einen kurzen Blick auf die Projekte des 20. Jhds. geworfen. 3 Raumrohling, Diplomarbeit, DI Martin Zisterer / IBA Wien, Rudolf Scheuvens 4 Residential Open Building, Stephan Kendall, John Habraken und andere

81


3.5 Das Raumregal

“We may speak of a dialogue between levels. To enter in a dialogue one must say something. Here we find an opportunity for architectural articulation not apparent in a case of top to bottom design control.”1 N. John Habraken ☐ 3.47. The Principle of Environmental Levels, in: Residential Open Building, Stephen Kendall und Jonathan Teicher, © International Council for Building Research Studies and Documentation

und den Infill; Support steht hierbei für all jenes, das für eine lange Lebensdauer bestimmt ist, während der Infill das leicht Veränderliche und Anpassbare meint.

1 http://www.habraken.com/html/ downloads/tools_of_the_trade_final.pdf

Das Raumregal beinhaltet in den

Gebäudebauteil

Wenn wir von einem Raumregal sprechen, bedeutet das, dass wir unsere gebaute Umgebung in unterschiedliche Ebenen gliedern. John Habraken gliedert Gebäude in zwei wesentliche Ebenen: in den Support

Zonen von außen nach innen

Intervall der Veränderung

Verhältnis AnleiterIn zu Laien

☐ 3.46. Zonengrafik Raumregal CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

82

meisten Fällen ein stabiles Fundament, die Statik, den Brandschutz, den barrierefreien Zugang, die Versorgung der Geschoße und ein dichtes Dach. Unter den Infill fallen hingegen Fußböden, Wohnungstrennwände, Küchen und die Nasszellen. Je nach Gebäudekonzept kann die Fassade zum Infill oder zum Support gehören. Übertragen in den Selbstbau ist der Infill definitiv der inklusivere Bereich für unerfahrene Bauinteressierte. An John Habrakens Konzept angelehnt, ließe sich der Infill in weitere Ebenen gliedern: Gemeinschaftsflächen des Hauses, gemeinsame Wohnzimmer und private Rückzugsräume. Anhand solcher Gliederungen können Zuständigkeiten und Zonen in der Selbstbaugruppe vereinbart werden. So wie der Städtebau dem Support


3.5 Das Raumregal

☐ 3.48. Praeger Richter Architekten: Neues Urbanes Wohnen, Ausbauhaus Neukölln, Support (Stahlbeton) / Infill (Trockenbau) Grafik, Berlin (Deutschland) © Praeger Richter Architekten

☐ 3.49. AA School of Architecture: reconstruction of Le Corbusier‘s Maison Dom-ino, Biennale 2014 (Italien) CC-BY Jean-Pierre Dalbéra

einen Rahmen gibt, ist es die Rolle des Supports, dem Infill Möglichkeiten zu bieten. Je besser die höhere Ebene der unteren taugliche Bedingungen anbieten kann, desto höher ist die Lebensdauer der Struktur. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese “neutral” sein sollten, wie John Habraken hinzufügt:

ist der Ausbau- bzw. Selbstbau-Anteil kleiner als in einem Szenario, in dem den Selbstbauenden ein völlig leeres Geschoß zum Ausbau bzw. Infill anvertraut wird. Hier müssen sie erst einmal die Wohnungstrennwände selbst errichten. Gehört die Fassade zum Support, ist auch hier der Selbstbau-Anteil kleiner, als in einem Szenario ohne Außenwände, bei dem die Selbstbauenden zu Beginn der Ausbauphase noch halb im Freien arbeiten.

“For a form to have meaningful capacity at all, it should not be neutral. A well articulated higher level form suggests possible uses. It is an inspiration in the way the landscape - a water’s edge, a boulder, or a tree - may enhance the capacity of a building site. Different parts of the site acquire different qualities.“2

2 http://www.habraken.com/html/ downloads/tools_of_the_trade_final.pdf

In Einem scheinen sich die meisten Raumregale einig zu sein: eine Skelettbauweise hat den geringsten Einfluss auf den Grundriss und kann Nutzungsoffenheit und Aneignungsoffenheit bieten. Le Corbusiers Domino House lieferte sozusagen den Urtyp für ein Raumregal, ohne jedoch die Vielschichtigkeit der Ebenen, auf denen Intervention möglich ist, vorwegzunehmen, wie sie später John Habraken definierte. Generell sind diverse Szenarien denkbar ein Raumregal-Projekt und den Prozess seiner Umsetzung zu gestalten. Sollen die künftigen NutzerInnen mit einem kleinen, mittleren oder großen Anteil eingebunden werden? Wo liegt die Selbstbaugrenze zwischen Support und Infill oder wo soll sie gesetzt werden? Ist z.B. ein Raumregal das Ziel, bei dem bereits Wohnungstrennwände im Support eingebaut wurden, dann

Da der Support auf eine lange Lebensdauer ausgelegt ist, erlaubt dies auch hochwertige Investitionen, wie z.B. eine Thermische Bauteilaktivierung zur Beheizung des Gebäudes (siehe Thermische Bauteilaktiverung, Kapitel 4) oder einen umlaufenden Balkon pro Etage, um den Selbstbauenden beim Ausbau größtmögliche Sicherheit auf der Baustelle zu bieten (siehe Ritter83


Fürs Raumregal geeignete Grundrisse (Maßstab 1:500)

☐ 3.50. R50, Berlin © ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH

☐ 3.51. © BeL Sozietät für Architektur BDA Raumregal-Grundriss ☐ 3.52. H Arquitects Data AE: Centre de Recerca ICTA-ICP © www.harquitectes.com

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☐ 3.53. Nils Rostek: Berlin Award 2016, Heimat in der Fremde © Nils Rostek

☐ 3.54. Herrmanns Architekten: Koblenzer Modell © Herrmanns Architekten


3.5 Das Raumregal

☐ 3.55. Raumregal-Grundriss © BeL Sozietät für Architektur BDA

☐ 3.57. Marcin Bialek und Pawel Krauska: Berlin Award 2016, Heimat in der Fremde © Pawel Krauska, Marcin Bialek

☐ 3.56. Marco Polo-Tower © Behnisch Architekten

☐ 3.58. CC BY Daniel Theiler

☐ 3.59. © kellner schleich wunderling architekten + stadtplaner gmbh

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3.5 Das Raumregal

☐ 3.60. Filip Dujardin: untitled from series Fictions, 2009 © Filip DUJARDIN

straße 50 oder Grundbau und Siedler auf der übernächsten Doppelseite). Das Entscheidende am Raumregal oder einem ganzen Raumregal-Quartier ist, dass seine künftige Nutzung noch nicht endgültig festgelegt werden muss. In weiterer Folge kann es an jede künftige “Stadtgemeinschaft” von Selbstbauenden und sich selbst Organisierenden aufs Neue übergeben und an alle unvorhersehbaren Nutzungsanforderungen angepasst werden. Jede Stadtgemeinschaft kann dann zu ihrer Zeit entscheiden, wie sie die Raumregale nutzt und ausbaut. Durch diese große immer neu bespielbare Fläche, aber auch durch die Möglichkeit, Fassaden und andere Gestaltungselemente dem Zeitgeschmack anzupassen, 86

wird eine extrem hohe Resilienz1 erzeugt. Denn die Raumregale werden durch ihre Nutzungsoffenheit tendenziell nicht abgerissen werden müssen (da nur einzelne Elemente des Infills erneuert bzw. getauscht werden müssen) und können somit viele Jahrhunderte Verwendung finden. (siehe dazu auch den Artikel im Architektur- und Bauforum: „DIY - Architektur der nächsten Generation?” http://www.db-bauzeitung. de/db-themen/db-archiv/setzkasten-im-praxistest/) Weitere Themenfelder des Raumregals machen die nachfolgenden Beispiele sichtbar: 1 siehe auch im Kapitel “Kontext: Resilienz und Ökologie”; ein wichtiger Begriff, der ungefähr bedeutet, die Fähigkeit zu haben, auf künftige Veränderungen und Störungen so reagieren zu können, dass dabei aus ihnen keine Nachteile entstehen, sondern im Gegenteil sogar neue Energien aus ihnen gezogen werden können

☐ 3.61. Filip Dujardin: untitled from series Fictions, 2010 © Filip DUJARDIN


3.5 Das Raumregal

☐ 3.62. MVRDV: Niederländischer Pavillon auf der EXPO 2000, Archetyp eines Raumregals, Hannover (Deutschland) C0 Axel Hindemith

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3.5 Das Raumregal

☐ 3.63. Stiegenhauskernstudie, Grundriss CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Spielvarianten im Grundriss Für einen Geschoßgrundriss eines Raumregals kann je nach Entwurf und Grundriss vorteilhaft sein (für unterschiedliche Grundrissvarianten siehe Gebäude zum Nachbauen, Kapitel 5): ff eine gute Differenzierung zwischen Support und Infill in all ihren Berührungspunkten ff eine gute Zonierung zwischen freien Flächen und permanent definierten Bereichen ff große, frei bespielbare und im Infill mit Zwischenwänden aus88

☐ 3.64. Stiegenhauskernstudie, Grundriss „Rondo”, Graber Pulver Architekten, in „typologie+”, © Birkhäuser Verlag, 2009

baubare Flächen ff mindestens ein gut überlegt platzierter Stiegenhaus- und Liftkern ff von dem aus die freien Flächen gut erreichbar sind ff der für die Statik des gesamten Gebäudes massiv ausgeführt ist ff aus Brandschutzgründen feuerfest geschlossen werden können muss ff mit dem vertikale Schächte mit Leitungen für die Haustechnik kombiniert sind ff an den somit auch Nasszellen und Küchen andocken können ff der barrierefreien Zugang zu

allen Geschoßen ermöglicht ff barrierefreie Gänge und Balkone (Mindestbreite 1,20m, wenn es in Abständen Rollstuhl-Wendestellen mit einem Radius von 1,50m gibt; sonst Mindestbreite 1,50m) ff im Gebäudeinneren angeordnete Nasszellen und Küchen, die höhere Gebäudetiefen ermöglichen, da das wertvolle Tageslicht vor allem in den Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmern an den Fassaden gebraucht wird, was letztlich beim Neubau eines ganzen Stadtteils auch dessen Block-


3.5 Das Raumregal

☐ 3.65. Stiegenhauskernstudie a, b und c, Grundriss (Ritterstraße 50) © ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH

und Straßenbreiten, also auch die Stadtinfrastruktur beeinflusst ff eine kluge Analyse des Grundstücks mit Rücksicht auf bzw. Einbeziehung von NachbarInnen, aber auch den Himmelsrichtungen und demzufolge eine entsprechende Wahl des Raumregaltyps und einer rücksichtsvollen Anpassung des Entwurfs an seine Umgebung

Strategien der Schachtzugänglichkeit im Stiegenhaus Stiegenhauskernstudie, Grundriss (ICP): Stiegenhauskern (innen) wahlweise mit Leitungsschacht-, Liftschacht- oder Türpositionen mit einfacher Zugänglichkeit vom Stiegenhaus zur permanenten Wartung/Instandhaltung durch Selbstbauende (siehe Abbildung auf der linken Seite ganz links). Stiegenhauskernstudie, Grundriss (am Beispiel Rondo): der Stiegenhauskern (innen) wahlweise mit Lei-

tungsschacht- oder Türpositionen mit einfacher Zugänglichkeit vom Stiegenhaus zur permanenten Wartung/Instandhaltung durch Selbstbauende (siehe rechte Abbildung auf der linken Seite). Stiegenhauskernstudie, Grundriss (am Beispiel Ritterstraße 50): der im Support offene Stiegenhauskern (a) muss aus Brandschutzgründen geschlossen werden, was im Infill in unterschiedlichen Varianten möglich ist, nämlich in einer konventionellen (b) und in einer originellen eher untypischen (c) Beispielvariante (siehe Abbildung oben). 89


3.5 Das Raumregal

☐ 3.66. BeL Sozietät für Architektur: Grundbau und Siedler, Umlauf vor den Infill-Einheiten, Hamburg (Deutschland) CC-BY-SA 3.0 NordNordWest

Die Betondecken laufen von innen nach außen durch ohne thermische Trennung, weshalb die DIY-Einheiten nicht nur an der Fassade sondern auch auf Fußboden und unter der Decke eine eigene Dämmebene benötigen. Das hat zwar den Vorteil der zeitlichen Flexibilität, d.h., dass jede(r) kommen, bauen und einziehen kann, wann er/sie will, auch wenn über und unter ihm/ihr noch ein leeres Geschoß liegt, hat allerdings nach Fertigstellung den Nachteil der überdimensionierten Dämmung im Haus, was aus materieller und finanzieller Perspektive

und wegen der verlorenen Raumhöhe kritisiert werden kann. Jedoch ergibt es sich u.a. aus dem Konzept, den Ausbau zum Großteil mit Ytongsteinen vorzunehmen. ff Einfach und günstig realisierbare Support-Struktur ff Umlauf wenn Fassade = Infill ff geschoßweises zeitversetztes Bauen ff Möglichkeit von Änderungen ohne die Gebäudenutzung zu stören ff Raumregal ohne durchgehende geschlossene Gebäudehülle

Grundbau und Siedler Bei Grundbau und Siedler des Kölner Architekturbüros BeL handelt es sich um ein fünfgeschoßiges Betonraumregal auf der IBA Hamburg, der dortigen Internationalen Bauausstellung, aus dem Jahr 2013. BeL hat das Konzept Raumregal dort pioniermäßig durchgeführt. Aus Beton sind der Stiegenhauskern, die Decken und die vertikalen Schächte, aus Stahl die Rundstützen an den Gebäudeecken. Das kellerlose Grundgerüst bietet Selbstbauenden die Möglichkeit, pro Etage ein bis vier Wohnungen einzubauen, wobei das Erdgeschoß für Werkstätten und PKW-Stellplätze vorgesehen ist. Zusätzlich stattet BeL das Raumregal mit einem umlaufenden Balkon zur Baustellensicherheit aus. 90

☐ 3.67. BeL Sozietät für Architektur: Grundbau und Siedler, Hamburg (Deutschland) © BeL Sozietät für Architektur BDA


3.5 Das Raumregal

Ritterstraße 50 Ein weiteres Raumregal ist die Ritterstraße 50 in Berlin Kreuzberg vom Team bestehend aus ifau und Jesko Fezer, Heide & von Beckerath. Der Achtgeschoßer wurde zwar nicht für den Selbstbau konzipiert, eignet sich aber dennoch dafür, da die raumhohen Fenster-, Türen-, und Fassadenflächen, die hier von Fachfirmen eingebaut wurden, relativ einfach auch im Selbstbau gefüllt werden könnten. Diese durchaus plausible Variante für eine spätere

☐ 3.68. Ritterstraße 50, umlaufender Balkon CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 3.69. Ritterstraße 50, umlaufender Balkon © Andrew Alberts

☐ 3.70. ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH: Ritterstraße 50, Innenansicht des Raumregals mit raumhohen Fassadenelementen und umlaufendem Balkon, Berlin (Deutschland) © Andrew Alberts

Sanierung bzw. Wartung des Gebäudes verleiht dem Entwurf in Sachen Nachhaltigkeit Pluspunkte. Auch hier gibt es einen umlaufen Balkon, der Selbstbausicherheit bietet, und der als vorgehängte Stahlkonstruktion eine thermische Trennung vom Betonraumregal gewährleistet. Der Stiegenhauskern ist teils in Stahlbeton teils in Ziegelmauerwerk ausgeführt, was seine Veränderung ermöglicht und bei einer Umgestaltung des Geschoßgrundrisses von Vorteil ist (siehe Stiegenhauskern-Analyse auf den vorherigen Seiten). Keine großartigen architektonische Spielerein - laut Jesko Fezer noch in den 1990er Jahren in Berlin weitverbreitet - waren das Ziel, sondern im Gegenteil, ein der sozialen Lebenswirklichkeit in Berlin angemessenes und für viele erschwingliches Gebäude in dezen-

ter architektonischer Schlichtheit und Qualität - was unserer Meinung nach gelungen ist und uns überzeugt hat. Die Schächte sind zentral in der Kernachse des Gebäudes angeordnet und so auch die Nasszellen, was die äußere Gruppierung der Wohneinheiten um diese zentrale Achse erfordert. Das limitiert durch die geringe Trakttiefe des Punkthauses (ca. 15m innen) die Anzahl der Wohneinheiten pro Etage, da eine separate Erschließung von Einheiten und deren Zugang zur Nasszellenzone nicht gleichzeitig oder nur bei einer Erschließung über den Balkon möglich wäre. ff Prototypisches Raumregal: Stahlbeton-Support und Leichtbau-Fassaden-Infill ff Geschlossene Gebäudehülle ff Selbstbau-tauglich 91


3.5 Das Raumregal

Ökohaus Berlin Wie Grundbau und Siedler auf der IBA Hamburg 2013 - so thematisierte das Ökohaus Berlin bereits auf der IBA Berlin 1987 das Raumregal. Der Architekt Frei Otto hatte das Konzept der sogenannten Tische entwickelt (sozusagen ein Urtyp des Raumregals), bei dem die zwei unteren Ebenen eines Betonraumregals je doppelgeschoßig und lediglich die oberste Ebene eingeschoßig ausgeführt wurden, was bedeutet, dass man sich quasi seine Einfamilienhäuser in die unteren beiden Ebenen stellen konnte. Umgesetzt wurde das Konzept dann im Berliner Stadtteil Tiergarten zur Bauausstellung nicht durch Otto selbst, sondern durch eine Reihe anderer Architekten, die die einzelnen Bau-

☐ 3.72. Frei Otto: Ökohaus Berlin, Gartenansicht (Deutschland) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

familien betreuten und im Selbstbau begleiteten. Günther Ludewig vom Berliner Architekturbüro Solidar Architekten ist einer von ihnen und erläutert den im höchsten

☐ 3.71. Frei Otto: Ökohaus Berlin, Modell der „Tische” © Frei Otto

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Grad individualistisch ausgeführten Gebäudekomplex, bei dem jede Baufamilie ihre eigenen Stilvorstellungen umsetzen konnte. Wichtig waren dabei auch viel Grün und teilweise gemeinschaftlich genutzte und bewachsene Balkone und Terrassen sowie damals innovative Doppelfenster, die zur ökologischen Dämmung nachts mittels kleiner Kügelchen befüllt werden, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Aufgrund der zentrumsnahen, begehrten und teuren Lage wechselte die Bewohnerschaft jedoch leider recht schnell, sodass der ursprüngliche Charakter des ökologischen gemeinsamen Lebens verschwunden und nur noch äußerlich vorhanden ist.


3.5 Das Raumregal

ICTA ICP Das Research Center ICTA ICP ist ein Raumregal im Großraum Barcelona aus dem Jahr 2014 von H Arquitectes + Dataae, das einen ökologischen Ansatz mit maximaler Flexibilität verbindet. Auffallend ist die transluzente Fassade aus Karbonfaserplatten, die sich öffnen und schließen lassen, wodurch sich während der Jahreszeiten auf das jeweilige Klima reagieren lässt. Denn auch im Innern ist das Gebäude in drei verschiedene „Klimazonen” gegliedert: ff die offenen Balkonbereiche ff die Innenhöfe und Gemeinschaftsbereiche ff die privaten geschlossenen Büroboxen

Das ICTA ICP ist ein in Ortbeton ausgeführtes Betonraumregal, dessen Ebenen mit einer bauteilaktivierten Heizung ausgestattet sind, die allerdings nur unter den Büroboxen auf definierten Rechtecken eingebaut wurde. Diese Boxen sind auf den Ebenen so verteilt, dass sich in den Zwischenräumen und zu den Innenhöfen hin Gemeinschaftsbereiche ergeben, welche unbeheizt in der mittleren Klimazone liegen - was im katalanischen Klima möglich ist. Das oberste Dachgeschoß ist mit einem mit Solarzellen bestückten Sattel-Sheddach geschlossen, unter dem Pflanzen angebaut werden. Auch wenn es nicht möglich scheint, das beeindruckende Raumregal eins-zu-eins auch in nördlicheren Gefilden umzusetzen, ist die Idee, nicht alles gleichermaßen

zu beheizen, sondern explizit auszuwählen, was in welchem Maße beheizt werden soll, aus ökologischen wie ökonomischen Gründen sehr überzeugend. Die Büros und Forschungsräume in den Boxen

liegen entweder hinter der Außenfassade oder an den überdachten Innenhöfen, wodurch eine ausreichende Belichtung gewährleistet wird. Die beiden Kellergeschoße dienen als Pufferspeicher zur Regelung der unterschiedlichen inneren Klimazonen. ☐ 3.73. H Arquitectes + Dataae: Research Center ICTA/ICP, Barcelona (Spanien) (alle drei Fotos) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers, Grundriss siehe Seite 82

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3.5 Das Raumregal

“Hybridhaus” von Querkraft Bei diesem Entwurf drehten Querkraft Architekten aus Wien die horizontale freie Bespielbarkeit eines Geschoßes im Raumregal in die Vertikale. Dieses Beispiel zeigt, dass räumliche Flexibilität auch anders gedacht und umgesetzt werden kann. In die aneinander gereihten gebäudehohen Schotten, die jeweils eine Partei darstellen, sind dabei mehrere Ebenen eingeschoben, die in unterschiedlichem Ausmaß mit Wohnen und/oder Arbeiten bespielt werden können. Daher der Name Hybridhaus. Weitere Zwischenwände sind dabei - mit Ausnahme der Nasszellen - nicht vorgesehen.

☐ 3.74. Querkraft Architekten: Hybridhaus, Wien (Österreich) © querkraft architekten

„Wohnen morgen” von Ottokar Uhl

☐ 3.75. Ottokar Uhl und Joseph P. Weber: Wohnen morgen, Hollabrunn (Österreich) CC-BY Michael Kauffmann

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Dieses Projekt im niederösterreichischen Hollabrunn aus den späten 60er Jahren reiht sich in die Raumregal-Projekte der Zeit ein. Uhl, österreichischer Vertreter dieser Schule, entwickelte hierbei ein leeres Betonraumregal in Form einer Reihenhaustypologie, die im Selbstbau ausgebaut werden konnte. Vom zuerst gebauten Kernhaus aus kann in späterer Folge auf der Reihenhausparzelle sowohl zum Garten als auch zum Innenhof hin weiter- bzw. angebaut werden, und das Haus quasi mit seiner Nutzung mitwachsen bzw. -schrumpfen.


3.5 Das Raumregal

Wohnregal Admiralstraße

☐ 3.76. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Wohnregal Admiralstraße, Fassade aus vorgefertigten Elementen, Berlin (Deutschland) CC-BY-SA Bodo Kubrak

☐ 3.77. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: offener Grundriss © Kjell Nylund

☐ 3.78. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Raumregal vor dem Ausbau © Kjell Nylund

Das Wohnregal in der Berliner Admiralstraße, von den Architekten Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken zusammen mit den späteren Bewohnern geplant, war eines der Pionier-Raumregale der 80er Jahre und wurde wie das Ökohaus Berlin ebenfalls auf der IBA Berlin 1987 gezeigt. Das Betonraumregal wurde der Baugruppe zum Selbstausbau in Holz übergeben. Zur Planung und Umsetzung wurde die Selbstbaugenossenschaft Berlin e.G. gegründet.

☐ 3.79. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Raumregal nach dem Ausbau © Kjell Nylund

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3.5 Das Raumregal

☐ 3.80. Maison Edouard François: Flower Tower, Grundriss, Paris (Frankreich) © Edouard François

☐ 3.81. Maison Edouard François: Flower Tower, Schnitt, Paris (Frankreich) © Edouard François

FLOWER TOWER von Maison Edouard François 2004 The Flower Tower was completed in 2004. Christian de Portzamparc, architect in charge of the urban regeneration zone of Hauts Malesherbes, had given us a carte blanche. The tower is the vertical continuation of an adjacent park. Its giant flower pots, hanging from the balconies, were inspired by Parisian window planters that can be in themselves botanical treasures. These façade elements were one of

the first applications of Ductal (by Lafarge). The social housing is freed of all bearing walls. The inhabitants enjoy the rustling of bamboo and a light filtered by the foliage. The elevator is on the façade and, glazed on both sides, it allows light to penetrate into the common areas. On the ground floor, it opens to the outside, transforming the exterior into a hall. The Flower Tower embodies the expression of desire for nature in the city. ☐ 3.82. Maison Edouard François: Tower, Balkon, Paris (Frankreich) © Edouard François

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Flower


3.5 Das Raumregal

☐ 3.83. Maison Edouard François: Flower Tower, Paris (Frankreich) © Edouard François

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3.6 Planungswissen für Mehrgeschoßigkeit

3.6 Planungswissen für Mehrgeschoßigkeit

3.6

Brandschutzanforderungen Der Einsatz ökologischer Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen wirft auch immer wieder die Frage des Brandschutzes auf. Doch seit vielen Jahren werden z.B. Holz für die tragende Konstruktion oder die Fassade, Strohballen, Flachsoder Schafwolle als Dämmung eingesetzt und deshalb auch immer wieder Brandschutztests unterzogen. So auch die Strohballenwand, die diese bravourös bestanden hat. Außerdem wurde z.B. in Deutschland für Baustroh bereits die bauaufsichtliche Zulassung erteilt. Zur Vorlage bei der Baubehörde gibt es ein Brandschutzzertifikat für Strohballen, das man in die Kommunikation mit der zuständigen Behörde am besten schon zu Beginn der Planungsphase einbringen sollte. In Österreich gibt es diverse OIB-Vorgaben, die den Brandschutz betreffende Dinge regeln sollen - in puncto Mehrgeschoßigkeit kommt man dabei um die sogenannte „Tabelle 01b” nicht herum, die zeigt, welchen Unterschied es macht, ob man nun mit 3 oder mehr (bis 7) Geschoßen baut. Auch auf die Fluchtwege muss man bei der Planung eines mehr98

geschoßigen Gebäudes unbedingt achten. Natürlich muss es in jedem mehrgeschoßigen Haus mindestens ein Brandschutzstiegenhaus geben, damit die Bewohner im Notfall bei einem Feuer sicher flüchten können. Aber auch innerhalb jedes Geschoßes muss man sicher bis zu diesem Stiegenhaus gelangen können, und der Weg über einen Gang dorthin darf z.B. eine bestimmte Länge nicht überschreiten.

Schallschutz Notwendigkeit des Schallschutzes Übermäßig laute Schallquellen aus Außenräumen und oberhalb, unterhalb oder seitlich der angrenzenden Wohnräume beeinträchtigen die Behaglichkeit und steigern das Stresslevel. Studien aus der Architekturpsychologie koppeln das Empfinden von Privatsphäre u.a. an das Vorhandensein von Räumen, in denen der Aufenthalt ohne die Wahrnehmung von akustischen Fremdeinwirkungen möglich ist.1 Luftschall- und Trittschallschutzanforderungen an Wand- und Deckenelemente von Gebäuden haben sich über viele Jahre mit Hilfe von Evaluierung der Nutzerzufriedenheit in Gebäuden zu denjenigen Werten entwickelt, mit denen PlanerInnen heute umgehen müssen.2 Öster1 Antje Flade, Wohnen, psychologisch betrachtet.2008 2 Hon.Prof.Judith Lang, Schall-

reich gilt im Bereich des Schallschutzes als Land mit den höchsten Anforderungen EU-weit. 3 Begriff Der Begriff Schallschutz im Bauen umfasst drei verschiedene Parameter. Das bewertete Schalldämmmaß (Rw) stellt den gemessenen Luftschallwiderstand eines Bauteils dar. Er steigt mit der Masse des Baumaterials an. Der Normtrittschallpegel (Ln,w) bezeichnet den Geräuschpegel, der in einem zu schützenden Raum noch zu hören ist. Die messtechnische Bestimmung erfolgt mit einem Norm-Hammerwerk nach Baufertigstellung. Eine saubere schalltechnische Entkoppelung von Bauteilen in Planung und Ausführung stellt niedrige Werte sicher. Die Standard-Schallpegeldifferenz (Dnt,w) bildet die Differenz aus dem mittleren Schalldruckpegel L1 im Senderaum und dem mittleren Schalldruckpegel L2 im Empfangsraum. Dieser Wert bildet die Schallreduktion in Folge des Einflusses aller an die Räume angrenzenden Konstruktionen ab. Schallschutz zwischen unterschiedlichen Nutzungseinheiten Für Gebäude aus Stahlbeton stellen die Schallschutzauflagen nur schutz im Wohnungsbau, 2006, ifip TU Wien. 3 Die Normwerte findet man aktuell in der OIB5, ÖN B8115-4 und ÖNORM EN 12354-1


3.6 Planungswissen für Mehrgeschoßigkeit

geringe Probleme dar. Schon die Entkoppelung des Estrichs von der Rohbetondecke erfüllt die meisten akustischen Anforderungen. Das ist beim Holzbau wegen seines fehlenden Materialgewichts (bzw. seiner geringeren Materialdichte) weitaus schwieriger. Als besonders sensible Bauteile gelten die Geschoßdecken und Trennwände zwischen verschiedenen Nutzungseinheiten. Technische Lösungen zum Ausgleich des Gewichts- bzw. Dichtenachteils sind entweder eine Beschwerung oder eine Entkoppelung von Bauteilen. “Durch die Beschwerung wird die Anregbarkeit (Admittanz) reduziert und damit eine geringere Schallabstrahlung erreicht. Eine Entkoppelung reduziert die Übertragung der Bauteilschwingung innerhalb der Konstruktion.”4 4 Cheret, Schwaner, Seidel. Urbaner Holzbau Chancen und Potenziale für die Stadt.2013.S149

Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes in Geschoßdecken ff Gewichtserhöhung durch das Einbringen mineralischer Materialien (Bevorzugung von Trockenschüttung oder Waschbetonplatten gegenüber Naßestrich zwecks Rückbaufreundlichkeit) ff Schall-Entkoppelung des darunterliegenden Raumes durch die Montage von Schwingbügeln und zusätzlicher Hinterdämmung der abgehängten Decke ff Schall-Entkoppelung des darüber liegenden Raumes - der Fußboden wird von der Rohdecke durch Einbringung einer Trittschalldämmebene (Holzweichfaserplatte o.ä.) oder durch weiche Auflage eines Doppelbodens getrennt ff Gewichtserhöhung und Beruhigung der Schwingung des entkoppelten Fußbodens durch Aufbringung einer zusätzlichen Estrichschicht zwischen Trittschalldämmung und Fußboden (siehe Abb. www.dataholz.com)

ff Gewichtserhöhung und Beruhigung der Schwingung der Unterdecke oder abgehängten Decke durch die Verwendung schwerer Deckplatten für die Untersicht. Schallschutz in Trennwänden ff Massive Trennwände - für Wohnungstrennwände in Ziegelbauweise ff Leichtbauwände Schallschutz in Außenwänden Angepasst an den Außenlärmpegel müssen Außenwände ein bestimmtes Schalldämmmaß (Rw) erreichen. Ein Bauteil aus 36cm Strohballen und 3cm Putzlage innen und außen kommt etwa auf ein Rw von 49dB. Damit erfüllt es die Anforderungen an Außenwände, wenn der Außenlärmpegel 78dB tagsüber und 68dB nachts nicht überschreitet.5 Das entspricht in etwa den Lärmpegeln an städtischen Hauptverkehrsachsen. Fenster und Balkontüren müssen in geschlossenem Zustand min5 für Österreich abrufbar unter www.learminfo.at

☐ 3.84. Beispiel für einen Deckenaufbau in Holzmassivbauweise © www.dataholz.com

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3.7 Resümee: DIY auf mehrgeschoßigen Baustellen

destens den durchschnittlichen Wert für das Schalldämmmaß der gesamten Außenbauteile erfüllen. In geöffnetem Zustand darf dieser um 5dB abnehmen.

3.7 Resümee: DIY auf mehrgeschoßigen Baustellen 3.7

Bei der Untersuchung verschiedener Bauweisen auf ihre Tauglichkeit für den urbanen Selbstbau erwiesen sich einige als mehr und andere als weniger brauchbar. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich für Selbstbau in der Mehrgeschoßigkeit vor allem Typologien in Skelettbauweise eignen. Also jene Gebäude, deren tragende Konstruktion nicht aus Wandscheiben sondern aus einem Stabsystem besteht, dessen Zwischenräume nachträglich mit Wänden gefüllt oder offen gelassen werden können. Weil dadurch Grundrisse stets veränderbar sind, bieten sie eine hohe Nutzungsflexibilität und ein breites Anwendungsfeld für den Aus- und Umbau im Selbstbau. Das größte Potential sehen wir in der Verschränkung von Vorfabrikation und Raumregal, denn beide bieten einen Rahmen, der Selbstbauende entlastet und ihnen 100

zusätzlich höhere Sicherheit bietet. In der Vorfabrikation können die Selbstbauenden in einer Halle vor Wind und Wetter geschützt große Bauteile und Module herstellen, deren Bearbeitung sich dort zusätzlich einfacher und praktischer bewerkstelligen lässt als auf einer Baustelle im Freien, da die Elemente in verschiedenen Arbeitsschritten auch gedreht werden können, etc. Fürs Raumregal wiederum gilt: Als Skelettbau bietet es hohe Grundrissvariabilität und kann ideal mit in der Vorfertigung produzierten und per LKW aufs Grundstück transportierten Wand- bzw. Fassadenmodulen befüllt werden (siehe Kapitel 5, Typ 1). Ist es hingegen als Skelettbau mit umlaufendem Balkon ausgeführt, kombiniert es hohe Grundrissvariabilität mit hoher Baustellensicherheit und ermöglicht so einen höheren Selbstbauanteil auf der Baustelle mit geringerer oder sogar ohne Vorfertigung (siehe Kapitel 5, Typ 3). Das etappenweise Bauen aus den Vorstädten Südamerikas eignet sich hingegen wenig für eine verallgemeinerbare Selbstbaupraxis und ist daher nicht zu empfehlen. Bei ihr werden keine selbstbautauglichen Methoden angewendet, sondern reine Professionistenleistungen von Laien gestemmt, was in einer künftigen Selbstbaupraxis unverantwort-

lich - da gefährlich - und in hohem Maße ineffizient wäre. Das Haus-im-Haus-Prinzip bietet auch ohne Vorfertigung und ohne umlaufenden Balkon relativ hohe Baustellensicherheit, da die Gebäudehülle bereits existiert, und sich der Ausbau durch die Selbstbauenden somit nur auf das Gebäudeinnere beschränkt. Dennoch ist es nur bedingt zu empfehlen. Umfasst das Prinzip nämlich das gesamte Gebäudevolumen, ist der Selbstbaurahmen zu anspruchsvoll, bezieht es sich hingegen innerhalb einer Schottenbauweise nur auf die einzelnen Wohneinheiten, dann geht das auf Kosten der Grundrissflexibilität. Raumzellen sind zwar für den Selbstbau in der Vorfertigung gut geeignet, ihre geringe architektonische Flexibilität und der überaus unwirtschaftliche Transport sprechen jedoch nicht für ein zu empfehlendes Selbstbauprinzip. Aus den genannten Gründen haben wir uns bei der Entwicklung einer verallgemeinerbaren Selbstbaupraxis und der „Vier DIY-Häuser zum Nachbauen” (siehe Kapitel 5) in diesem Toolkit speziell auf die Skelettbauweise konzentriert.


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102


Ökologisch Ökologisch sinnvolle Gebäude zu entwerfen hängt mit einer Vielzahl von Parametern zusammen. Die Qualität der Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf die Baustoffe und den Energieverbrauch während des Gebäudebetriebs. Ausschlaggebend dafür sind Parameter wie die Energieeffizienz , die Energieträger, Treibhausemissionen in Herstellung und Nutzung sowie Rohstoffverbrauch und das allgemeine Ausmaß der Umweltverschmutzung. In vielen Selbstbauprojekten kleineren Maßstabs haben wir die Erfahrung gemacht, dass das Interesse der Selbstbauenden eher der Wahl der richtigen Baustoffe gilt, als dem energieeffizienten Betrieb des Gebäudes. Doch sollte dem Energieverbrauch beim Betrieb ebensoviel Aufmerksamkeit geschenkt werden, verhält er sich gegenüber dem Energieeinsatz für Materialherstellung, -einbau, Demontage und Gebäudeinstandhaltung im Verhält-

nis 1:1 bis 3:1 (über 50 Jahre gerechnet). In Zukunft wird der Preis für Energie und Wärme weiter steigen. Energiesparende Planung zahlt sich also immer mehr aus. Die Erfüllung der Klimaziele erfordert außerdem eine beachtliche CO2-Senkung, sowohl bei der Baustoffherstellung als auch bei der Betriebsenergie von Gebäuden. Energieverbrauch: Energie verbraucht ein Gebäude nicht nur in Form von Strom als solchem, sondern konkret durch die Gebäudetechnik in Form von Heizung, Kühlung, Belüftung und Wasseraufbereitung. Für die Strom- und Wärmegewinnung werden mehr oder weniger ökologisch belastende Produktionsweisen benützt: fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas sind die belastendsten, wohingegen der Einsatz von Biomasse (z.B. Holz) oder Sonnenenergie für Heizsysteme (thermische Einstrahlung) und

vor allem die Nutzung von erneuerbaren Energien (Wind, Sonne und Wasser) zur Stromgewinnung die ökologisch besseren Alternativen darstellen. Strategien zur Senkung der Emissionen im Gebäudebetrieb: ff Einsatz von regenerativen Energieträgern ff Optimierung der Gebäudehülle ff Optimierung der der Gebäudetechnik sowie der klimatechnischen Anlagen ff Nutzung der Baumassen als Wärme- und Kältespeicher ff Maßhalten beim Verbrauch Baustoffe: Bei den Baumaterialen unterscheidet man zwischen begrenzt und unbegrenzt vorhandenen, also zwischen Materialen, die man abbauen und fördern muss, und jenen pflanzlichen Ursprungs, die somit nachwachsen können und daher im Grunde unbegrenzt vorhanden sind. Erstere sind 103


4.1 Wahl der richtigen Energieträger

Baumaterialien wie Stein, Lehm, Kalk, Sand und Beton sowie alle Arten von Metallen und Erzen, letztere umfassen Holz, Stroh, Flachs und Hanf oder Myzelien sowie alle weiteren aus Pflanzen herstellbaren Stoffe. Die Frage des Brandschutzes oder der Belastbarkeit sind dabei selbstverständlich zwei nicht zu übersehende Faktoren, jedoch weisen moderne Verarbeitungsweisen nachwachsender Baustoffe überraschend hohe Brandschutzklassen wie bauphysikalische Eigenschaften auf. Strategien zur Senkung der Emissionen bei Baustoffherstellung und - einbau: ff Wahl von Materialien mit geringem Energieeinsatz in der Herstellung ff Erreichen langer Lebensdauern (sachgemäßer Einbau von Baustoffen, Umnutzbarkeit von Gebäuden) ff Ressourcenkreisläufe schließen (= zyklische Rohstoffnutzung, z.B durch modulare, wiederverwendbare Bauteile)

ff Einbau von Baustoffen

schadstofffreien

4.1 Wahl der richtigen Energieträger 4.1

Um die Erdatmosphäre vor weiterer Überhitzung zu schützen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen minimiert werden. Doch welche Alternativen bleiben in der Energiebereitstellung? Welche Energiequellen sind im städtischen Kontext einerseits vorhanden und andererseits umweltschonend? Kohle, Öl und Gas: Das Verbrennen von nicht erneuerbaren, fossilen Brennstoffen ist zwar noch immer erlaubt, aber verursacht CO2 Emissionen und Feinstaubbelastungen in hohem Ausmaß. Auf politischer Ebene werden immer wieder Verbote angedacht.

☐ 4.1. Bruttoinlandsverbrauch in Wien nach Energieträgern © STATISTIK AUSTRIA

104

In dezentralen Systemen: Photovoltaik-Solarpanele werden immer güstiger und sind auf Dächern und Hausfassaden montierbar. Der Energieertrag reicht zur Deckung der benötigten Antriebsenergie für die haustechnischen Anlagen, jedoch nicht zur Deckung des jährlichen Haushaltsbedarfs an Strom. Natürlich kann man sie zur Deckung von Teilen des Betriebsstroms einsetzen, oder zur Mithilfe bei der aktiven Gebäudekühlung im Sommer, jedoch bräuchte es hierfür immer auch noch Fremdenergie. (bezogen auf: 6-geschoßiges Stahlbetongebäude in Niedrigenergiebauweise.) In kleinen Gebäudevolumen, wie z.B. Einfamilienhäuser könnten unter zu Hilfenahme von Batteriespeichern zukünftig auch Teile des Heizens und Kühlens von PV Anlagen übernommen werden. Thermische Sonnenkollektoren sind kostengünstig und auf Dächern montierbar. Auch für sie gilt, dass sie einen Teil des Warmwassers und sogar der Heizenergie, aber nur in ganz seltenen Fällen unter optmalsten Bedingungen den gesamten jährlichen Wärmebedarf eines mehrgeschoßigen Stadthauses decken können. Bei heute üblichen Wohnungsneubauten schaffen die thermischen Kollektoren in 6geschoßiger Stahlbetonbauweise ca. eine Abdeckung von 20-30% der jährlich benötigten Wärmemenge.


4.2 gebräuchliche Öko-Kennzahlen (Wohnbau)

Biomasse: Österreich hat derzeit einen jährlichen Neuzuwachs an Forstwäldern von 4000ha. Es wäre sinnvoll, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Monokulturen handelt. Mit Holz zu heizen ist annähernd CO2 neutral, doch entsteht dabei Feinstaub. Aus diesem Grund ist es eher für ländlichen, als für städtischen Einsatz geeignet. in zentralen Systemen: Die einfachste Art der Wärmegewinnung ist die solare Einstrahlung durch transparente Bauteile hindurch. Sie kostet nichts. Viele Städte sind dazu übergegangen Gebäude an zentrale Warmwassernetze, sogenannte Fernwärme- und Nahwärmenetze, anzuschließen. Die Gebäude sind dementsprechend mit wasserführender Heiz- (und Kühl-)technik ausgestattet. Kostengünstige klimatechnische Anlagen in den angeschlossenen Gebäuden zeichnen diese Strategie aus. Die Energieträger für die Wärmebereitung sind von Region zu Region unterschiedlich und bestehen in effizienten Müllverbrennungsanlagen, Biomasse, Bio- und Erdgasanlagen, Blockheizkraftwerken, Wärmepumpenanlagen und Abwärme aus der Kraftwärmekopplung. Wenngleich auch etwas CO2 emitiert wird, so geschieht dies in weit geringeren Mengen, als beim Verbrennen von

reiner Kohle, Öl oder Gas. Hohe Wärmeverteilverluste reduzieren den Vorteil etwas. Dem wird mit der Installation riesiger zentraler Speicherkessel, und der Einbindung dezentraler Wärmeerzeugungssysteme entgegengewirkt. Ökostrom: anstelle des durchschnittlichen Strommixes, kann jeder Bürger Stromanbieter wählen, die vermehrt auf Wind-, Solar- und Wasserkraft sowie Biomasse setzen. Dafür werden Großanlagen im Umland der Städte herangezogen. Bei gleichem Verbrauch senkt man mit dieser Maßnahme seinen eigenen ökologischen Fußabdruck. Könnte man Strom in Zukunft im Überfluss herstellen, stünde einer reinen strombasierten Gebäudeheiz-, Kühl-, Lüftungs- und Warmwasseraufbereitungstechnik nichts im Wege. Die Energiebereitstellung durch regenerative Energien ist aber flächenintensiv und kann derzeit nur von reicheren Staaten geleistet werden. Nebenbei versucht der Sektor Verkehr und Mobilität (derzeit zu 30% am weltweiten Gesamtenergieverbrauch beteiligt) von Verbrennungsmotoren mit fossilen Energieträgern auf elektrischen Antrieb umzustellen. Er wird zum Konkurrenten für den Sektor Gebäudebetrieb. Ein zusätzliches Manko sind die geringen solaren Gewinne in den Wintermonaten .

4.2 gebräuchliche Öko-Kennzahlen (Wohnbau)

4.2

Energieausweis Um den Energiebedarf eines Gebäudes, genauer der Norm Nutzung1 eines Gebäudes, abzubilden kann man den in Österreich verpflichtend zu erstellenden Gebäude Energieausweis heranziehen. Derzeit enthält dieser vier Werte: Heizwärmebedarf (HWB) Dieser informiert über die zu erwartende Energiemenge, die einem Raum zugefügt werden muss, damit die Inenraumtemperatur ganzjährig bei 22°C gehalten werden kann. Der maximal zulässige Wert nach OIB6 für den Heizwärmebedarf wird über die Gebäudegeometrie ermittelt.2 Je kompakter (Gebäudeschlankheit (lc) ist das Verhältnis aus Volumen zu Oberfläche) das Gebäude, desto kleiner der zulässige Maximalwert.3 Um diese Werte garantiert zu erreichen benötigt man: ff gut gedämmte Außenwände, ff ausreichend Speichermassen, ff optimiert ausgerichtete Fensterflächen, ff moderne Wärmeisolierverglasungen. Und zur Erreichung des Passivhaus105


4.3 Lebensdauer

standards zusätzlich: ff luftdruckdichte Gebäudehüllen, ff Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Endenergiebedarf (EEB) Der Endenergiebedarf gibt Auskunft über den zu erwartenden Energieverbrauch durch den Normnutzer (aus zentraler und dezentraler Energiebereitstellung) Er umfasst den Energiebedarf von Aktivitäten wie Heizen, Betrieb gebäudetechnischer Anlagen (HTEB), Nutzung von Warmwasser (WW), Betriebsstrom (HHSB, Normwerte für Licht und Haushaltsgeräte) und im Falle der Büronutzung den Kühlbedarf. Diesen Wert kann man mit den Kosten für den Energieträger multiplizieren und erhält so Auskunft über die jährlich zu erwarteten Energiekosten für den Gebäudebetrieb. Primärenergiebedarf (PEB) Der Endnergiebedarf ist die vom Haushalt konsumierte Energiemenge, die der jeweilige Zähler bei der Übergabe aus dem Netz an den Haushalt misst. Für die Bereitstellung der Endenergie müssen Primärenergieträger (Strom4, Kohle, Gas, Wind, Holz, etc) in Strom und Wärme verwandelt und über Verteilnetze zu den Haushalten transportiert werden. Bei diesen Verbrennungsbzw Umwandlungsprozessen gibt es wirkungsvolle und weniger wir106

kungsvolle. Der Gesamtaufwand für die Energiebereitstellung ergibt den Primärenergiebedarf durch den Gebäudebetrieb.

kung5 eines Bauprodukts über dessen gesamten Lebensweg ab.

CO2 Ausstoß

Anstelle dessen ist in Österreich die Angabe des OI3- Index eine übliche Methode um die Umweltauswirkungen5 von Baumaterialien darzustellen. Der Index ist eine Mischbewertung aus einer verkürzten Ökobilanz und dem PEB für nichterneuerbare und erneuerbaren Ressourcen.

Der CO2-Ausstoß hängt von chemischen Reaktionen beim Konversionsprozess des Energieträgers in Wärme (Verbrennung, Vergasung, etc) ab. Für Wind-, Solar- und Wasserkraft, sowie Atomenergie ist der CO2 Ausstoß erwartungsgemäß geringer als für Kohle, Öl und Gas.

Graue Energie Zur Bewertung der verwendeten Baustoffe gibt man auch ihren Primärenergiebedarf an, die sogenannte ‚graue Energie‘. Die Bewertung betrachtet nicht nur die benötigte Energiemenge für Herstellung, Transport, Lagerung und Verkauf, sondern auch für die Entsorgung eines Produktes. Die höchsten Werte erreichen Stahl, Aluminium, Zement, Dämm- und Kunststoffe aus der Mineralölproduktion. Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Bewertung der Entsorgungsstrategien von Bauprodukten bzw. komplexen Vorprozessketten in der Herstellung gibt es noch keine gesetzlichen Anforderungen an die graue Energie von Gebäuden. Ebensowenig wie für die Gesamt-Ökobilanz von Baustoffen. Die Ökobilanz bildet die Umweltwir-

Freiwillige Zertifikate:

Umfangreiche ganzheitliche Gebäudebewertungszertifikate, die die Nachhaltigkeit von Gebäuden durch unterschiedliche Gewichtung verschiedenster Kriterien darstellen wurden in den letzten Jahren von den Interessensgruppen ‚Klimaaktiv‘, ‚ÖGNB‘ und ‚ÖGNI‘ entwickelt. Sie verwenden Parameter wie Ökobilanz, Lebenszyklus, Flächenverbrauch, Flächeneffizienz, Qualität der außenraumbezogenen Räume, Qualität der umliegenden Infrastruktur, u.v.m

4.3 Lebensdauer

4.3

Gute Planung Verzögert die Notwendigkeit von Bauarbeiten für Sanierung, Umbau und Instandhaltung. Das wirkt sich positiv auf die gesamte Ökobilanz eines Gebäudes aus. Die Langlebigkeit von Gebäudestrukturen kann auf mehreren


4.3 Lebensdauer

Ebenen erfüllt werden: Grundrisse von Gebäuden, die möglichst viel Spielraum zur Umnutzung bieten, reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines Gebäudeabrisses, weil jegliche Nachnutzung leicht in den Bestand eingefügt werden kann. Über die Lebensdauer wird an dieser Stelle schon sehr früh auf Entwurfsebene entschieden. Die Wahl der geeigneten Baustoffe: unterschiedlichen klimatischen Bedingungen entsprechen Differenzierungen in der Materialwahl. Dies gilt sowohl für die wetterzugewandten Bauteile, als auch für Schichtaufbauten in Wänden, die mit unterschiedlichen bauphysikalischen Randbedingungen zurechtkommen müssen. Ebenso ist für eine lange Lebensdauer eine möglichst hohe Widerstandsfähigkeit hilfreich, da unterschiedlich starke Materialbeanspruchungen mit den verschiedenen Nutzungen einhergehen. Die Qualität der Ausführungsplanung: die richtige Anordnung und Verbindung von Bauelementen in mehrschichtigen Wandaufbauten kann durch eine Detailplanung sichergestellt werden. Saubere, umsichtige Ausführungsplanung verhindert das Eindringen von Feuchte und Kälte an Stellen, wo Baumaterialien über lange Zeiträume hinweg in Mitleidenschaft

☐ 4.2. Thomas Isselhard, Frido Elbers, Dirk Scharmer: Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB), Holzständerbauweise mit Baustrohballendämmung, Grundriss Erdgeschoss, Verden (Deutschland) © Architekten für Nachhaltiges Bauen

☐ 4.3. Thomas Isselhard, Frido Elbers, Dirk Scharmer: Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB), Verden (Deutschland) © Architekten für Nachhaltiges Bauen

107


4.4 Ökologische Baustoffe

ziehen können. Die Qualität der Ausführung: Leckagen bzw undichte Stellen an Abdichtbahnen in Dächern und Wänden oder in Dichtbereichen um Wandöffnungen können die Lebensdauer von Dämmstoffen beträchtlich verkürzen. Die Instandhaltungstrategie: Um Voraussagen zu den Instandhaltungskosten und im weiteren der Lebenszykluskosten eines Bauwerks tätigen zu können, müssen für alle Bauteile Lebensdauern, bzw. Abnutzungsdauern bekannt sein. Je nach Zeitpunkt der Inspektion entstehen unterschiedliche hohe Kosten, für Wartung, Austausch oder Verbesserungsmaßnahme (Upgrade).6 Je nach Strategie, Faulheit oder Risikobereitschaft kann in größeren oder kleineren Intervallen gewartet werden. Je länger die Intervalle desto wahrscheinlicher ein technisches Gebrechen, was anstelle einfacher Wartungskosten zum teureren Gesamttausch der Position führen kann. Inspektionen in kurzen Abständen sind zu empfehlen um langfrisitg Kosten zu sparen.

4.4 Ökologische Baustoffe 4.4

„Ökologisches Bauen, internatio108

nal auch als Grünes Bauen (engl.: green building) bezeichnet, ist die umfassende Lehre der Wechselbeziehungen zwischen dem Menschen, seiner gebauten Umwelt und den Ökosystemen, mit dem Anspruch, künftigen Generationen eine lebenswerte und intakte Umwelt zu hinterlassen.” (Wikipedia)

tigt werden um umfassende Aussagen zur Wechselwirkung mit der Ökosphäre tätigen zu können. (Die Folgen von Überdüngung, Monokulturen und Pestizideinsatz werden bisher in Zertifikaten der Nachhaltigkeitsberwertung von Gebäuden nicht berücksichtigt) Auf jeden Fall fällt ihre Ökobilanz im Vergleich zu mineralischen Produkten wesentAls ökologische Baustoffe bezeich- lich besser aus, da das gespeicherte net man jene, die sowohl durch CO2 während des Wachstums dem Anbau, wie durch Abbau und im CO2 Einsatz in der Produktion Einsatz als Baumaterial verträglich gegengerechnet wird. Ein definiauf Mensch und Umwelt rückwir- tiver Vorteil gegenüber mineraliken. In den 60er Jahren wurde der schen Baustoffen besteht, darin, Ausdruck Baubiologie von Hubert dass sie nicht nur den Erhalt einer Palm geprägt, dessen Arbeiten auf intakten Ökosphäre sichern, sonschadstoffemitierende Bauweisen dern bei Anbau in Mischkultur die und deren Auswirkungen auf den Biodiverisität fördern können. Wird der Abbau nicht exzessiv betrieben Menschen hinweisen. stehen sie uns für unendliche Zeit zu Naturbaustoffe wie Lehm, Lehm- Verfügung.7 ziegel oder Natursteine sind zwar endlich, verfügen jedoch über nied- Grow it yourself rige Ökobilanzwerte, da sie wenig Energieeinsatz für ihre Gewinnung Setzt die Verwendung nachwachbenötigen. Zusätzlich besitzt Lehm sender Rohstoffe in der Bauwirteine Fülle von positiven Eigenschaf- schaft die Verfügbarkeit großer ten, die zu einem gesunden Innen- landwirtschaflticher Anbauflächen raumklima beitragen. voraus, so gilt dies nicht für die schnell nachwachsenden Rohstoffe: Baumaterialien aus nachwachsen- Myzelien. Die Erforschung von den Rohstoffen, wie Stroh, Holz, schnell wachsenden MikroorganisFlachs, Rohrkolben, Hanf,.. wirken- men bietet ungeahnte Einsatzmögwährend ihres Wachstums prinzipi- lichkeiten für die Baubranche: ell positiv auf die Atmosphäre ein, da sie CO2 durch Photosynthese “ Wood fungus are going to be one binden können, jedoch müsste auch of the major engines for manudie Qualität des Anbaus berücksichfacturing in the 21st century.”


4.4 Ökologische Baustoffe

ecovative design

☐ 4.4. Grow It Yourself, Blumenvasen © ecovativedesign.com

☐ 4.5. MycoBoard © ecovativedesign.com

GIY (Grow It Yourself) Program: ein mitteldichtes Gemisch aus Holzspänen und Myzeliumkleber, für Formenguss.

MycoBoard: Holzspanplatte, geklebt mit ‘Naturleim’, also aus Myzelium, zum Einsatz im Möbelbau und für nicht tragende und tragende Gebäudeelemente.

☐ 4.6. Myco Foam © ecovativedesign.com

MycoFoam: Brandschutzsicheres Akustik- und Dämmpanel aus Myzelium für Zwischenwände

☐ 4.7. Innenwandziegel © bioMason Inc.

bioMason Ziegel die von Mikroorganismen gebunden und ausgehärtet werden. ☐ 4.8. David Benjamin: Hy Fi, The Organic Mushroom-Brick Tower, New York (US) © Barkow Photo

Die Druckfestigkeit der Ziegel hält zwar dieser Gebäudehöhe stand, jedoch ohne große Auflasten von Geschoßdecken

109


4.4 Ökologische Baustoffe

offenheit v.a. bei außen liegenden Bauteilen (geringer Dampfdiffusionswiderstand µ = 0-20)

Dr. Drew Endy, Assoc. Prof. of Bioengineering, Stanford University, Co-founder, Biobricks Foundation. Die Forschung im Bereich Biotechnologien hat in den letzten Jahren in den USA zu rasanten Entwicklungen in der Baustoffindustrie geführt. Start-Ups entwickeln Dämmstoffe und Ziegel, die innerhalb von 3-7 Tagen aus Mikroorganismen heranwachsen. Gemein haben sie hohe Brandwiderstandsklassen, sehr gute Dämmeigenschaften (bis zu 0,037W/mK), Diffusionsoffenheit, Luftdichtheit, geringe Dichte (ca.40120kg/m³), einfache Formbarkeit und Bearbeitbarkeit, geringen Energieaufwand in der Produktion, geringe Herstellungskosten, langsame Ermüdung unter Belastung und erstaunlich hohe Druckfestigkeit, die laufend in Forschungsprojekten erhöht wird (derzeit 0,20N/ mm²). In dieser Entwicklung aus dem Baustoffsektor steckt unglaubliches Potential für die Umsetzung von kostengünstigen und ökolo-

☐ 4.9. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich) CC BY Herbert Gruber

110

Ökologische Baustoffe im Einsatz: Fallbeispiel Strohballenbau ☐ 4.10. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich) ©KLH LIGNATEC

gisch hochwertigen Gebäudestrukturen, sowohl für PlanerInnen und KonstrukteurInnen als auch für Mitglieder der DIY Bewegung. Ökologische Baustoffe und Innenraumklima: Natürlichkeit, Wohngesundheit, keine schädlichen Ausdünstungen (auch im Brandfall), feuchteausgleichende Eigenschaften, Diffusions-

Es sind nicht allzu viele Materialien, die wir im Strohballenbau einsetzen: ff Holz und Holzbauplatten (NAWARO, Konstruktion, Diagonalaussteifung, Verplankung; PEI: Schnittholz: 2,74 MJ/kg 1, GWP: -1,8 kg CO2-eq/kg ; PEI KVH: 4,2707 MJ/kg, diffussionsoffene Holzfaserplatten wie Agepan UDP/DWD/Egger DHF: PEI: 1,92 MJ/kg; OSB: 5,08 MJ/kg), ff Lehm und Sumpfkalk (aus-

☐ 4.11. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Holzmassivbauweise (in KLH) mit Strohballendämmung, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich) © ASP Architecture


4.4 Ökologische Baustoffe

ff

ff

ff

ff

ff

ff

reichend verfügbar, Masse, Oberflächen, Winddichtigkeit, Luftdichtigkeit, Regenschutz, Installationsebene), Strohballen (NAWARO, wegen des möglichst geringen Grünanteils und der regionalen Verfügbarkeit meist konventionell angebautes Weizenstroh, gereinigtes Bio-Stroh ist etwas teurer, Restmaterial bei der Korngewinnung, PEI: 0,80 MJ/kg), Schilf (NAWARO, unbehandeltes Naturmaterial, Bindung aus Metall, für Stuckatur-Putzträger oder als Schilfdämmmatte; PEI: 1,15 MJ/kg), Flachs und Hanf (NawaRo, meist unbehandelte Fasern, Restmaterial bei der Ölsaatgewinnung, Dämmung von Fenstern/Türen und kleinen Hohlräumen, Faserverstärkung von Putzen, Flachsgitter als Gewebe in Putzen zur Rissvermeidung; PEI Flachs: 31,5, Hanf: 14-28 MJ/kg), Schaumglas (Recyclingprodukt aus Altglas, Fundamentdämmung bzw. Beimengung zu Putzen, kapillarbrechende Schicht, PEI: 4,6-7,72 MJ/kg), Blähperlite (aus vulkanischem Gestein, unter Hitze aufgebläht, antibakteriell, Bodendämmung bzw. Beimengung zu Putzen, kapillarbrechende Schicht; PEI: 6,45 MJ/kg), Blähton (ausreichend verfügbar, kapillarbrechende Schicht, dämmt aber relativ schlecht/

nicht besser als Holz – 0,1000,160 W/mK, PEI: 0,77 MJ/kg) ff Holzwolledämmplatten, magnesitgebunden (NAWARO bzw. ausreichend verfügbares Bindemittel Magnesit, Installationsebene, Putzträger, PEI: 3,82-4,07 MJ/kg). Diese „Grundbaustoffe“ erfüllen alle gängigen Öko Kriterien, wenn es auch Schwankungen im Primärenergiegehalt gibt: Während Stroh und Schilf hier die geringste Energie zur Herstellung benötigen, brauchen Flachs, Hanf und Schafwolle relativ viel Energie durch die Aufschließung der Fasern bzw. das Waschen (allerdings muss hier der PEI in Abhängigkeit zu ihrem Leichtgewicht gesehen und relativiert werden) Dann gibt es einige notwendige ergänzende Baustoffe bzw. deren Alternativen: ff Beton, Estrich (noch ausreichend verfügbar, Zuschlagstoffe zum Teil fragwürdig, aber im Baustoff gebunden) ff Zement und Stahl gehören zu den energieintensiven Grundstoffen mit hohen produktionsbedingten Emissionen, hohes Treibhauspotential, PEI: 0,6907 MJ/kg 1, GWP: 0,132 kg CO2-eq/ kg). ff Alternativen: Naturstein (Fundament, Ziermauern, Gabione), Lehmziegel (Mauerwerk), Calzi-

umsulfatestrich (Fließestrich), Lehmstampfboden (Estrich), Trockenbauplatten (Wand- und Bodenplatten auch nassraumgeeignet, z.B. Fermacell Gipsfaserplatten mit Zellulosefasern). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Beton für Fundamente wahrscheinlich auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich ersetzt, sondern nur reduziert werden kann (Punktfundamente, Streifen- und Ringfundamente statt Betonplattenfundamente), bei Tragstrukturen kann Stahlbeton - reduziert eingesetzt -, seine vollen Stärken ausspielen und bei Wohnraumwänden ist Beton leicht und auch wirtschaftlich durch weit nachhaltigere und gesündere, feuchteausgleichende Baustoffe und Putze ersetzbar. ff Glas (Grundstoffe ausreichend verfügbar, hoher Primärenergiegehalt, 2-Scheiben-Isolierglas PEI: 53,7107 MJ/kg 1). Alternativen: keine wirklich besseren außer ev. Dünnglas. Der Primärenergieinhalt von z.B. Poykarbonatplatten ist laut einer Studie der HfT Stuttgart 8-mal so hoch wie der von Glas. HG/ASBN Anmerkung: der Primärenergieinhalt muss immer in der Relation zur Rohdichte betrachtet werden, da die Einheit MJ pro kg und nicht pro m3 angegeben wird, ein schwerer Baustoff wie Stein, Lehm, Beton,… hat damit einen wesentlich höheren 111


4.5 Speichermassen

PEI/m3 als ein leichter Baustoff. Quelle: baubook.info; Österreichische Energieagentur; die Umweltberatung Wien; Ökologische Kenndaten Baustoffe und Bauteile (TU München) (Text: Herbert Gruber, ASBN)

4.5 Speichermassen 4.5

Der Nachteil bei der Verwendung von rein nachwachsenden Rohstoffen liegt in den gering vorhandenen Speichermassen. Diese können nur in Form von Lehm, Kalk, Beton, und Metallen in Gebäude eingebracht werden. Relevant sind Speichermassen um Gebäude gegen schnelle Temperaturschwankungen im Außenraum (Nacht) widerstandsfähig zu machen. Das Nachstrahlen von gespeicherter Wärme aus schweren Bauteilen (bzw das Abziehen von erhitzter Raumluft im Sommer) verlangsamt Temperaturschwankungen in Innenräumen gegenüber dem raschen Tagesverlauf im Außenraum. Der Vorteil von Wänden und Decken mit großer spezifischen Wärmespeicherkapazität besteht auch darin, dass sie große Wärmeabgabeflächen mit sich bringen. Kombiniert man diese mit großflächigen Heizsystemen kann man weitere Energie einsparen, da die Vorlauftemperaturen zur 112

Speisung der Heizungsrohre geringer als bei Radiatoren ausfallen. Das bedeutet, dass ein beträchtlicher Teil der Exergie8 durch Flächenheizungen eingespart werden kann.

4.6 Thermische Bauteilaktivierung 4.6

Thermische Bauteilaktivierung 9 (TBA) ermöglicht zukunftsgerechtes Bauen. Ein sehr wirkungsvoller Ansatz zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden ist die intelligente Nutzung von tragenden Bauteilen aus Beton zur Einlagerung von thermischer Energie. In großflächige Bauteile aus Beton wie Geschoßdecken wird ein Rohrsystem zur Durchleitung eines Wärmeträgers eingelegt, mit dessen Hilfe man die Temperatur in den angrenzenden Räumen steuern kann. Die Zusammenführung der energetischen Vorteile von hochgradig gedämmten Gebäuden mit der Möglichkeit der thermischen Bewirtschaftung der tragenden Struktur von Bauwerken, eröffnet eine neue Dimension, vor allem auch für die weit gespannten Decken in Konzepten, die hohe Flexibilität in der Grundrissgestaltung zum Ziel haben, wie z.B. bei „Raumregalen“. Während des gesamten Jahres ist

☐ 4.12. Thermischen Bauteilaktivierung ©Z+B/Schwabl

der thermische Komfort im Inneren der Gebäude sichergestellt. Dies wirkt sich positiv auf die Wohnqualität und die Gesundheit der BewohnerInnen aus. Das Potential erneuerbarer Energien wird von einfachen, kostengünstigen haustechnischen Anlagen optimal genutzt, die Decke dient zugleich als Energiespeicher. Eine relevante Eigenschaft der TBA ist ihre Doppelfunktion – sie kann sowohl zum Heizen, als auch zum Kühlen verwendet werden. Die Möglichkeit zum Kühlen erweist sich bereits jetzt – auch bei Wohngebäuden – als wertvoller, vielfach auch notwendiger Beitrag für die Sicherstellung eines über das ganze Jahr gesicherten hohen thermischen Komforts. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird die Bedeutung dieser Thematik bereits in naher Zukunft stark ansteigen. Die ganzjährige Temperierung von Wohngebäuden mittels TBA kann damit als wichtiger Bestandteil von Planungsansätzen in Bezug auf zukunftsgerechtes Bauen eingeordnet werden.


4.7 Gebäudelüftung

Felix Friembichler, Simon Handler, Klaus Krec, Harald Kuster: „Energiespeicher Beton: Thermische Bauteilaktivierung, Planungsleitfaden“

mungen für Neubauten verbindlich Lüftungskonzepte vor, damit eine ausreichende Belüftung gesichert ist.

Forschungsbericht des bm:vit (Schriftenreihe 9/2016, Deutsch, 122 Seiten)

Lüften ist nicht nur notwendig um frische „Luft zum Atmen“ zu haben, sondern auch um die entstehende Feuchtigkeit im Wohnraum zu reduzieren. Durch Menschen die kochen, duschen und waschen, sowie Pflanzen wird viel Feuchtigkeit produziert, die gerade in den kalten Jahreszeiten auch die Bausubstanz schädigen kann. Lüften ist also auch zum Schutz der Gebäude erforderlich.

Der Planungsleitfaden informiert über die Möglichkeiten der Beheizung und Kühlung von Wohnbauten mittels thermischer Bauteilaktivierung (TBA). Dazu werden konkrete Anleitungen in Hinblick auf die Planung von Wohnhäusern mit thermisch aktivierten Betondecken gegeben und an Beispielen demonstriert.

Dezentrale versus zentrale Lüftungen im Modulbau.

Entscheidet man sich für eine energetisch sinnvolle Lüftung mit einer Wärmerückgewinnung um die Vorteile der dichten Gebäudehülle auch nutzbar zu machen, so stehen zwei grundsätzliche Systeme zur Auswahl. Dezentrale und zentrale Lüftungssysteme. (Text: Wieland Moser, Käferhaus TG)

Warum lüften wir eigentlich?

Dezentrale Lüftungssysteme

Lüften wird aufgrund unseres Willens Energie einzusparen immer wichtiger. Grund dafür sind die hohen Anforderungen an die Luftdichtheit, damit die Lüftungsverluste durch unkontrollierte Wärmeverlust, minimiert werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit nun kontrolliert lüften zu müssen. Dementsprechend schreiben die Nor-

Dezentrale Systeme werden meist direkt in den Außenwänden verbaut. Hierbei gibt es die unterschiedlichsten Systeme. Die Lüfter werden in der Außenwand, unter den Fenstern als schmale Lüfter, als Leibungslüfter oder in vergleichbaren Alternativen ausgeführt. Bei den dezentralen Systemen unterscheidet man zwischen zwei Gerätetypen, diejenigen

4.7 Gebäudelüftung 4.7

mit Zuluft und Abluftführung oder die sogenannten Pendellüfter mit Wärmespeicher. Allen dezentralen Systemen ist eigen, dass die Luftmenge pro Einheit relativ begrenzt ist. Die übliche tatsächliche Luftmenge mit Wärmerückgewinnung beträgt ca. 30m³/h. Einige Geräte verfügen über Intensiv-Lüfterstufen die aber dann ohne Wärmerückgewinnung arbeiten. Da die Leistung dezentraler Systeme sich meistens mit dem Luftbedarf im Wohnungsbau deckt, sind diese aus ökonomischer Sicht äußert geeignet. Berechnet man den üblichen Luftwechsel (das 0,4-fache des Raumvolumens pro Stunde), so ergibt ich eine erforderliche Luftmenge von 25m³/h bei einem 22m² Modul mit 2,9m Raumhöhe. Diese Luftmenge kann von fast allen Herstellern dezentraler Lüftungssysteme erreicht werden. Daher sind diese für die jeweiligen Wohnnutzungs-Module als energetisch sinnvolle, kostengünstige und wartungsfreundliche Lösungen sehr zu empfehlen. In den Nassräumen sind dezentrale bedarfsgesteuerte Abluftventilatoren vorzusehen. Bei Büronutzungen richtet sich die Berechnung des notwendigen Luftvolumenstromes nach der Personenanzahl im Raum. Auslegungskriterium sind 35m³/h gem. der Normung (ÖNORM 13779) und der Arbeitsstättenverordnung. Erfolgt 113


4.7 Resümee: ökologisches Bauen in der

eine maximale Belegung, so sind pro Modul 3 dezentrale Lüftungsgeräte notwendig, die nicht mehr in der Außenwand Platz finden. Auch entspräche die Luftverteilung dann nicht mehr den Anforderungen. Für Büronutzungen sind dezentrale Systeme folglich eher ungeeignet. (Text: Wieland Moser, Käferhaus TG) Zentrale Lüftungssysteme Zentrale Systeme bieten je nach Anforderung die notwendige Luftmenge und können für Wohnungs- als auch für Büronutzung eingesetzt werden. Sie bieten die Vorteile einer individuell positionierten Lufteinbringung, geringerer Geräuschemissionen und einer zentralen professionellen Wartung. Das Luftverteilsystem bringt jedoch mit sich, dass Platz vorgesehen werden muss und die Leitungen auch regelmäßig gereinigt und gewartet gehören. Erfahrungsgemäß erfolgt dies aber selten bis fast nie, womit diese Systeme leider auch einen hygienischen Nachteil haben. (Text: Wieland Moser, Käferhaus TG) Massivbau ohne Lüftungsanlagen Mit der Errichtung des Bürogebäudes 2226 in Lustenau hat Dietmar Eberle gezeigt, dass es unter Einhaltung bestimmter Entwurfsleitrahmen durchaus möglich ist, moderne, energiesparende Gebäude ohne den Einsatz von Lüftungsanlagen, 114

ja sogar ohne aktive Heiz- bzw Kühlsysteme zu errichten. Die Haustechnik in besagtem Bürogebäude besteht einzig aus der Bürobeleuchtung (Wärmeintrag), einem schlanken Elektroschacht, CO2 Sensoren und elektrisch ansteuerbarenLüftungsklappen in den Seitenflügeln der Fenster. Die Optimierte Gebäudegeometrie, hohe Innenräume, reduzierte Verglasungsanteile, Verschattungsmaßnahmen, eine Zuhilfenahme der thermischen Massen und eine niedrige Temperaturleitfähigkeit der Außenwände ermöglichen die minimalistische technische Gebäudeausstattung. Das Konzept ist, wie alle Haustechnikkonzepte standortabhängig, Schon die Verlagerung in innerstädtische Zonen könnte Überhitzungen oder zuwenig solare Gewinne im Winter bedeuten, wodurch das Gebäude zur Aufrechterhaltung der Temperaturnormwerte in Innenräumen (22°C - 26°C) mehr Energiezufuhr benötigen würde. Der Kostenanteil der Bauwerkskosten für Gebäudetechnik stieg in den vergangenen Jahren von 20% auf bis zu 40%, was auch von der Wiener Vereingung der genossenschaftlichen Bauträger in den vergangenen Jahren als Kostentreiber angeprangert wurde (Karl Wurm Obmann, GBV). Kurzzeitig wurde sogar auf politischer Ebene angedacht eine neue Art von sozialem Wohnbau einzuführen, der auf

gewisse Standards verzichtet, um Wohnungsneubau für den ökonomische schwächeren Anteil der Bevölkerung wieder leistbar zu gestalten. Es herrschte jedoch Uneinigkeit darüber welche Standards senkbar seien. Schließlich wollte man das Erreichen der Klimaziele nicht durch höheren Gebäudeenergieverbrauch in Gefahr bringen.

4.8 Resümee: ökologisches Bauen in der Stadt Wie aus den obigen Teilkapitel hervorgeht, ist Bauen mit ökologischen Baustoffen eher eine Frage des Wollens und der Kosten, als eine Frage des Standorts und der Gebäudetypologie. Es gibt kaum Situationen, in denen zumindest für die Wärmedämmung in Fassaden deren Einsatz nicht denkbar wäre. Die Optimierung der Haustechnik für einen energieschonenden Gebäudebetrieb ist jedoch sehr stark vom Standort abhängig. Unterschiedliche Standorte führen zum Entscheid für unterschiedliche Konzepte der Haustechnik. Damit sind nicht nur Klimazonen gemeint sondern auch Einflüsse aus der umgebenden Topographie und des Siedlungsraums, oder etwa schon


4.7 Resümee: ökologisches Bauen in der

vorhandene kommunale Infrastrukturen, die oft effizienter mitzunutzen sind, als individuelle Infrastrukturen für Insellösungen zu erstellen. Wir verstehen den Einbau und die Verwendung von Baustoffen in Gebäuden nur als Zwischenlagerung dieser, damit wir sie möglichst lange (und über die Lebensdauer des Gebäudes hinaus) verwenden können. Um diesen Vorteil für die Gesamtgesellschaft nutzbar zu machen, benötigen wir in Zukunft gut dokumentierte Gebäude, so dass einzelne Materialien von potentiellen Nachnutzern abrufbar sind. Damit können wir einen Beitrag zur sozialen Innovation „open source circular economy” leisten. Die Flexibilität im Umgang mit Baustoffen soll sich auch im Haustechnikkonzept wiederspiegeln. Dafür sind Gebäude so flexibel zu entwerfen, dass sich Veränderungen der Energiebereitstellung in 50 Jahren ohne viel Aufwand in ein Gebäude integrieren lassen. Hierfür sehen wir großflächige, wasserführende Heizund Kühlsysteme als geeigent, da Wasser in irgendeiner Art und Weise immer in-house erhitzt oder gekühlt werden kann, egal welche Energiequellen in Zukunft zu Verfügung stehen werden.

für die Berechnungen angenommen.

2  HWB BGF,WG,max,RK = 16 (1+3,0/lc) [kWh/m2 a]. Der Höchstwert ist mit 54,4 [kWh/ m2 a] begrenzt. 3  Für Österreich gibt es drei Gebäudestandards, Niedrigenergiehaus B, Niedrigstenergiehaus A und Passivhaus A+ nach ÖNORM H 5055 Energieausweis für Gebäude. 4  (Der Strommix unterschiedlicher Anbieter setzt sich aus unterschiedlichen Energiequellen zusammen. Diese Quellen können Kohle-, Öl-, Gas-, Atom- Solar- o.a. Windkraftwerke sein.) 5  Mit „Umweltwirkung” bezeichnet man eine Reihe von emittierenden Gasen, die Einfluß nehmen auf das Versauerungspotential, Überdüngungspotential, Treibhausgaspotential, Ozonschichtabbaupotential und bodennahes Ozonbildungspotential. 6  ÖNORM EN 13306 - Instandhaltung, ÖNORM B1801-4 Lebenszykluskosten 7  Der deutsche Fachverband für Strohballen e.v. errechnete in einer Studie, dass 2% der deutschen Strohanbauflächen reichten um jährlich alle Neubauten und Sanierungen mit dem Baustoff Strohballen zu dämmen. 8  Exergie: Energieanteil, um den - in dem Fall - Wasser über die Innenraumtemperatur zusätzlich erhitzt werden muss, damit die Wärmeabgabe in den Raum funktioniert. Radiatoren müssen z.B auf 60°C bis 90°C erhitzt werden, damit die relativ kleinen wärmeabgebenden Flächen die Bereitstellung bewerkstelligen und die Raumluft (durch den Konvektionseffekt) den Wärmertransport gewährleistet. Bei Flächenheizungen muss das wärmeführende Medium lediglich auf 35°C erhitzt werden, da der Wärmeeintrag über große Flächen geschieht. (Prinzip der Wärmestrahlung). 9  Als TBA werden Systeme zum Heizen und Kühlen von Räumen bzw. ganzen Gebäuden bezeichnet, deren Besonderheit darin besteht, dass die Heiz- bzw. Kühlregister im Zuge der Errichtung des Gebäudes in Bauteile einbetoniert werden. Aufgrund der üblicherweise sehr großen Registerflächen wird ein solches Heiz- und Kühlsystem in die Kategorie „Flächenheizung“ eingestuft.

Notes 1  Damit Gebäude zu einander vergleichbar sind, wird ein normiertes Nutzerverhalten 115



117



5.1 Vier DIY-Häuser

Vier DIY-Häuser 5.1 Gegenüberstellung der Gebäudetypen

5.1

Die folgenden Bauweisen gehen auf unterschiedliche städtebauliche Rahmenbedingungen ein. Ihre unterschiedlichen Maßstäbe bedingen unterschiedliche Maßnahmen für Tragwerkslösungen sowie Technik- und Ausbau-Arbeitsschritte. Demzufolge entstanden auch differenzierte Ergebnisse für die Bauwerkskosten und den Umfang der Eigenleistung. Die vier Bauweisen entstanden als Resultat der Zusammenführung von ökologischen Leuchtturmprojekten zur Mehrgeschoßigkeit, die wir als geeignet ansahen, Selbstbautechnologien der Eingeschoßigkeit in mehrgeschoßigen Arbeitsprozessen möglichst umfangreich zu integrieren. Sie wurden noch nicht gebaut oder getestet. In einem Folgeprojekt (Smart Cities Demo 8) wird in Wien ein Prototyp gebaut, um einen Teil der hier gezeigten

theoretischen Erkenntnisse in der Praxis umsetzen zu können. Die Anwendbarkeit von Selbstbau in der Mehrgeschoßigkeit soll dadurch genauer überprüft werden.

Rahmenbedingungen Typ4 - Wrapping ungedämmter Wohnhausanlagen: Diese Sanierungsstrategie ist sofort anwendbar für die thermische Fassadensanierung von ungedämmten Wohnbauten in Massivbauweise. In dicht verbauten Stadtgebieten muss auf die maximal erlaubte Überdämmung über die Grundstücksgrenze hinaus geachtet werden. Typ3 - Betonraumregal in Punktbauweise: Diese Neubaustrategie ist sofort anwendbar in Szenarien, in denen nach Punkthäusern im Neubau von städtischen Brachflächen der Bauklassen I-V (Wiener Bauordnung) verlangt wird. Höchstes Fluchtniveau 22m. Eine weitere Anwendung findet sich in der Sanierung von entkernten Stahlbetonbauten.

Typ2 - Holzmischbauweise für linienförmige Gebäudeensembles: Anwendungen zum Einsatz des Gebäudes finden sich in Neuparzellierungen von städtischen Brachflächen der Bauklasse I-V (maximal 6 Geschoße, höchstes Fluchtniveau 22m, ökonomische Gebäudelänge: ab 60m) sowie im Auffüllen von Lücken in Blockrandbebauungen. Typ1 - modulare Holzskelettbauweise in diversen Gebäudetypologien: Das Bausystem ist durch seine Tragwerkslösung bis zu 4-geschoßig errichtbar. Einsetzbar ist es somit in Stadtgebieten, die auf Flachverdichtung setzen (Bauklasse I-III, Wiener Bauordnung, Gebäudeklasse 3), sowie in kleinstädtischen und dörflichen Strukturen, in denen auf Verdichtung bis zu Bauklasse III-IV (NÖ Bauordnung) gesetzt wird.

Gemeinsame Charakteristika Darüber hinaus waren uns folgende 119


5.1

Gegenüberstellung der Gebäudetypen

Merkmale bei der Entwicklung der Bauformen wichtig: ff sie sollen leicht erlernbar sein, ff leicht adaptierbar, ff leicht zugänglich/niederschwellig, ff leicht wartbar/wartungsarm, ff leicht weiterentwickelbar, ff leicht veränderbar/erweiterbar, ff vielfältig einsetzbar, ff multifunktional, ff ressourcen-effizient, ff robust, ff mehrgeschoßig, ff und natürlich auch aus möglichst lokal verfügbaren, nachwachsenden und recyclebaren Rohstoffen bestehen.

Inklusivität Um Inklusivität zu erreichen, setzen wir auf technische Lösungen, die mit leicht erhältlichen Werkzeugen realisierbar sind, deren Benutzung wiederum leicht erlernbar ist. Je einfacher die Bauweise und je kleinteiliger die Bauteile, desto mehr Menschen können sie produzieren, warten und reparieren. Nachdem mehrgeschoßige Gebäude durchaus umfangreichere Vorhaben sind, sollten sichere, zeit- und kosteneffiziente Prozesse im Fokus stehen.

Ökologie Ökologische Kennwerte erreichen wir, indem wir mit lokal verfügbaren, 120

nachwachsenden Rohstoffen arbeiten (für Bau und Betrieb des Gebäudes) und auf deren Wiederverwendbarkeit achten. Robuste, modulare und zerlegbare Gebäudeteile können mehrmals an unterschiedlichen Orten auf- und abgebaut oder wieder in die Natur zurückgeführt werden. Je mehr Geschoße wir bauen, desto geringer ist die Bodenversiegelung, jedoch ist dieses Verhältnis keine lineare Kurve. Sie ebbt mit der Anzahl der Stockwerke ab (aus Gründen der Abstände für Belichtung aber auch Anteilsverhältnissen von Gebäudebrutto zu -nettoflächen: die ideale Geschoßanzahl dieser Kurve liegt daher bei 4 bis 6 Geschoßen). Je mehr wir auf haustechnische Installationen verzichten, desto seltener kommen Materialien mit hohem Primärenergiegehalt zum Einsatz. Insofern nehmen die Abhängigkeit von Technologien und deren Wartungskosten ab. Doch gilt es hier genau abzuwägen, denn nur ca. 25% der Ökobilanz eines Gebäudes (gerechnet über 50 Jahre) stecken in dessen Errichtung. Also ist eine wärmegedämmte, wärmespeichernde, auf solare Gewinne optimierte, kompakte und leicht zerlegbare Gebäudehülle wesentlich, um in den verbleibenden 75% (dem Betrieb, der Instandhaltung und dem Rückbau des Gebäudes) ebenfalls eine gute Bilanz aufweisen zu können.

Instandhaltung Der Entschluss nicht nur den Ausbau sondern auch die Fassadenhülle in den Fokus des Selbstbaus und der offenen Technologien zu stellen, hat zur Folge, dass zukünftige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten von BewohnerInnen selbst übernommen werden können/müssen. Es besteht die Chance, dass die Bausubstanz über die Jahre in besserem Zustand gehalten wird, da BewohnerInnen, die selbst an der Errichtung beteiligt waren, ein höheres Bewusstsein um die Pflege der Substanz entwickeln. Dementsprechend sind anfallende Arbeiten an der Gebäudehülle z.B. das Ausbessern von Kalkputz bzw. der Wasserglasanstrich oder die Auswechselung der Sichtholz-Außenschalung (mehr Informationen siehe Kapitel 6).

Vielseitigkeit Die baulichen Lösungen sollen sowohl für unterschiedliche Nutzungen (Büro, Wohnen, öffentliche Nutzung) als auch an unterschiedlichen Orten (Stadt, Land, Peripherie) im Rahmen unterschiedlicher Bauordnungen sowie in unterschiedlicher Geschoßzahl funktionieren und dabei gleichzeitig gestalterische Freiräume bieten. Die Gebäudeelemente wie Innenwände oder Fassaden sind leicht


5.1

adaptierbar und tendieren dazu von gewohnten/etablierten Vorstellungen abzuweichen.

Aufschlüsselung Bauwerkskosten und verrichtete Arbeit durch D.I.Y Eine kurze Übersicht zur Terminologie der Baukosten folgt an dieser Stelle, da die Begriffe häufig - nicht nur in Tageszeitungen - ungenau verwendet werden. Bei den hier vorliegenden Bewertungen der Kosten handelt es sich nur um die Bauwerkskosten - darin nicht enthalten sind: Kosten fürs Grundstück, Aufschließung, Einrichtung, Außenanlagen, Planungsleistungen, Nebenkosten und Reserven.

Gegenüberstellung der Gebäudetypen

Kategorie Kategorie Kategorie

Typ Typ Typ 111 Modulhaus Modulhaus Modulhaus

Typ Typ Typ222 Semi-Flex Semi-Flex Semi-Flex

Typ Typ Typ333 Raumregal Raumregal Raumregal

Typ Typ Typ444 Sanierung Sanierung Sanierung

Städtebauliche Städtebauliche Städtebauliche Situation Situation Situation

variable Typlogien variable variableTyplogien Typlogien

Riegel undStreifen Streifen Punktbauweise Punktbauweise Riegel Riegelund und Streifen Punktbauweise

Fassade von Fassade Fassadevon von Massivbauten Massivbauten Massivbauten

Konstruktion Konstruktion Konstruktion

Holzskelett mit Holzskelett Holzskelettmit mit Diagonalaussteifu Diagonalaussteifu Diagonalaussteifu ng mit mit ng ng mit BrettsperrholzBrettsperrholzBrettsperrholzStiegenhäuser Stiegenhäuser Stiegenhäuser

Holzskelett mit Holzskelett Holzskelettmit mit BetonBetonBetonStiegenhäuser Stiegenhäuser Stiegenhäuser

Stahlbetonskelett Stahlbetonskelett Stahlbetonskelett mitebensolchen ebensolchen mit mit ebensolchen Stiegenhaus Stiegenhaus Stiegenhaus

Bestandsgebäude Bestandsgebäude Bestandsgebäude

Geschoße Geschoße Geschoße

4, 4, 4, Rahmenbauweise Rahmenbauweise Rahmenbauweise

6, 6, 6, Brettsperrholz Brettsperrholz Brettsperrholz

6,6, 6, Betondecke Betondecke Betondecke

nn n

Fassade Fassade

Holz-Stroh-Modul, Holz-Stroh-Modul, Holz-Stroh-Modul, vorfabriziert,ca. ca. vorfabriziert, vorfabriziert, ca. 3,50m 3,50m xxx 3,00m 3,00m 3,50m 3,00m

Holz-StrohHolz-StrohHolz-StrohModule, Module, Module, vorfabriziert, vorfabriziert, vorfabriziert, 11,4m 11,4mxxx3,1 3,1 11,4m 3,1

DIY-Stroh-Wände DIY-Stroh-Wände DIY-Stroh-Wände (CuT)aus aus (CuT) (CuT) aus Einzelteilen, Einzelteilen,vor vor Einzelteilen, vor Ort Ortgefertigt gefertigt Ort gefertigt

Wrapping aus Wrapping Wrappingaus aus Einzelteilen,vor vorOrt Ort Einzelteilen, Einzelteilen, vor Ort gefertigt gefertigt gefertigt

Neubau Neubau Neubau

Neubau Neubau Neubau

Neubau Neubau Neubau

Altbau/Sanierung Altbau/Sanierung Altbau/Sanierung

Inhaltliche Inhaltliche Reihung Reihung Inhaltliche Reihung der Prioritäten je Typ der Prioritäten Prioritäten je je Typ Typ

Typ Typ111 Typ

Typ Typ222 Typ

Typ Typ333 Typ

Typ Typ444 Typ

Mitgestaltbarkeit Mitgestaltbarkeit /// DIY DIY Mitgestaltbarkeit DIY

11 1

55 5

44 4

55 5

Neue Produktionsweisen Neue Produktionsweisen Produktionsweisen

44 4

77 7

66 6

77 7

Nachwachsender Nachwachsender Rohstoffe Rohstoffe Nachwachsender Rohstoffe

22 2

11 1

77 7

22 2

Die weder zu den Bauwerkskosten noch zu den Baukosten zählenden Planungskosten beinhalten Arbeitsleistung in Planzeichnungen, Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung, Logistikplanung, Baustellenkoordination sowie die Kommunikation zwischen allen TeilnehmerInnen. So sind gewissermaßen z.B. auch die Entwicklung unserer Gebäudetypen (Entwurf, Detailplanung und Kostenschätzung) im vorliegenden Toolkit Teilleistungen der Planungskosten (siehe Tabelle 5.1. auf der folgenden Seite).

Langlebigkeit Langlebigkeit Langlebigkeit

33 3

22 2

11 1

11 1

Mehrgeschoßiges Mehrgeschoßiges Bauen Mehrgeschoßiges Bauen Bauen

77 7

44 4

22 2

66 6

Energieeffizienz Energieeffizienz Energieeffizienz

66 6

33 3

55 5

33 3

Leistbarkeit Leistbarkeit Leistbarkeit

55 5

66 6

33 3

44 4

Aus Sicht einer Baugruppe, welche die Mietkosten eines Gebäudes ermitteln möchte, kommen zu den

Raumhöhen Raumhöhen je je Typ Typ Raumhöhen je Typ

Typ Typ 111 Typ Modulhaus Modulhaus Modulhaus

Typ Typ222 Typ Semi-Flex Semi-Flex Semi-Flex

Typ Typ333 Typ Raumregal Raumregal Raumregal

Typ Typ444 Typ Sanierung Sanierung Sanierung

Keller

Kriechkeller

Garage möglich

2,74 m

x

Erdgeschoß

3,49 m

4,00

4,38 m

x

Obergeschoß 1

2,50 - 2,80 m

3,00

2,80 m

x

Obergeschoß 2

2,50 - 2,80 m

2,85

2,80 m

x

Obergeschoß 3

2,50 - 2,80 m

2,60

2,80 m

x

Obergeschoß 4

-

2,60

2,80 m

x

Obergeschoß 5

-

2,60

2,80 m

x

Obergeschoß 6

-

keines

keines

x

121


5.1

Gegenüberstellung der Gebäudetypen

☐ 5.1. Kostengruppierung, Auszug aus ÖNORM 1801-1 CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

Gesamtkosten (GEK) zusätzlich die Finanzierungskosten (z.B. Zinsrückzahlungen) und die zu erwartenden Instandhaltungskosten für das Gebäude hinzu (ÖNorm 1801-2). Die von uns entwickelten Gebäudetypen haben Modellcharakter, anhand dessen die Kosten der Bauwerkserrichtung bemessen wurden - unterteilt einerseits in die Leistungen der Professionisten und andererseits in die Selbstbauleistungen. Als baurechtliche Leitlinie dienten

advanced D.I.Y

easy D.I.Y

die OIB und die Wiener Bauordnung. Aus den Ergebnissen der Kostenschätzung haben wir möglichst viele Arbeitsschritte am Gebäude in selbstbautauglich und nicht-selbstbautauglich zerlegt. Die Grafik (siehe Abb. 5.2.) soll den Anteil in Form von Kostenanteilen darstellen. Die Vergütung pro geleisteter Arbeitsstunde für den Selbstbauenden wird dabei mit 30€/h bewertet.

profis only

Die Selbstbauampel In den Kostenauflistungen haben wir die einzelnen Positionen drei verschiedenen Bau-Arten zugeteilt. Jene, bei denen die Arbeitsstunden ausschließlich von Profis erledigt werden, und zwei weitere, bei denen sich Laien in Anleitungsworkshops auf Baustellen beteiligen: rot (professionals only): In diesen Arbeitsschritten stehen gänzlich Facharbeiter auf der Baustelle. Die Arbeiten sind entweder zu gefähr-

Material, Maschinenkosten u Miete

34,5%

50%

% Kosten des Arbeitsschritts

☐ 5.2. Beispiel für Selbstbau Kostenanteile an einer Außenwand CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

122


5.1

Gegenüberstellung der Gebäudetypen

☐ 5.3. Die Selbstbauampel CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber

lich oder erfordern Spezialkenntnisse, die nicht in Kurzworkshops vermittelt werden können. Wenn die Arbeitsleistung nur aus Abnahmen und Garantieübernahmen besteht, lässt sich diese Kategorie ebenfalls anwenden. gelb (advanced D.I.Y.): Ein teilweiser Einsatz von D.I.Y.-ArbeiterInnen ist in diesen Arbeitsschritten möglich - bei ständiger Anwesenheit eines/r Fachplaners/in, der/die beratend und helfend auf der Baustelle anwesend ist, um das korrekte Ausführen der Arbeiten zu gewährleisten. grün (easy D.I.Y.): Nach einem Einführungsworkshop mit einem Vorzeigemeister können größere Gruppen von D.I.Y.-Bauinteressierten selbstständig den Arbeitsschritt zu Ende führen. Der/die Vorzeigemeister/in muss nicht ständig anwesend sein. Die anfallenden Kosten für den Vor-

zeigemeister sind jeweils in den D.I.Y Anteilen der Position enthalten.

Anleitungsworkshops Essentiell bei der Kombination von professioneller Arbeit mit DIY-Arbeit ist das Funktionieren der Anleitungsworkshops. Wie müssen solche Workshops organisiert sein, welche wichtigen Informationen müssen in der Voraborganisation geklärt sein? ff Werkzeuge auf der Baustelle ff Benutzung des Werkzeugs ff Verhältnis Facharbeiter/in zu D.I.Y.-Bautrupp ff Umfang des Einführungsworkshops ff Detaillierte Beschreibung der D.I.Y.-Tätigkeiten ff Aufgaben des/der Vorzeigemeisters/in ff Wann und durch wen geschehen Abnahmen? ff Gefahren für die Arbeitenden,

Schutzmaßnahmen ff Risiken durch Fehler in der Ausführung ff Zu erwartende Dauer des Arbeitsschritts ff Welche Vorbereitungsarbeiten können übernommen werden? ff Benötigtes Fertigkeiten-Level des D.I.Y.-Bautrupps Sicherheitsoption: Sollte aus diversen Gründen die Basis für eine gute Selbstbautätigkeit nicht gegeben sein, bleibt immer noch die Alternative, auch den Ausbau ganz oder teilweise von professionellen Firmen durchführen zu lassen.

123



5.2 Typ 1

5.2 Typ 1

5.2

Ziel Resilienz und Nachhaltigkeit durch Auslegung auf höchste Flexibilität und Langlebigkeit; hohe Entfaltungs-, Reversibilitäts-, Nutzungs- und Gestaltungskapazität; hohe Baustellensicherheit im Bereich des Selbstausbaus

Geschoßzahl bis zu 4

Raster 295er und 340er

Bauweise Holzskelettbauweise und Rahmenbauweise

Heiz- und Kühlsystem Wassergeführt, aktivierte Wandflächen, dezentrale Lüftung

Fassaden Strohballengedämmte Außenwände, Innenseite wahlweise lehmverputzt oder holzsichtig

Raumhöhen Variabel; derzeit optimiert für 280cm

Eignung für Bauklassen Bauklasse III nach Wiener Bauordnung, Gebäudeklasse IV nach OIB

125


“Eventually it seems to me that we should be able to understand urbanization as a vibrant kind of fast and slow moving apparatus and in a way as a virus that reproduces itself at the same time� Lars Lerup


127


5.2 Typ 1

128


5.2 Typ 1

Einführung Kontext Ziel in der Entwicklung dieses Typs war das Erreichen 1. eines hohen DIY-Anteils: Diese Bauweise haben wir so konzipiert, dass ca. 2/3 des sonst üblichen Arbeitsaufwands in DIY ausgeführt werden kann. 2. einer hohen Anpassungsfähigkeit: Das modulare Grundgerüst soll im Städtebau, in der Fassaden- als auch Grundrissgestaltung, sowie bei Umbauten oder in der Weiterentwickelung zahlreiche Optionen bieten. Durch seine Wiederzerlegbarkeit und Transportierbarkeit ist nach Abbau auch eine Übersiedelung zu anderen Orten möglich. Das Dach soll zudem erschließbar und benutzbar sein. Dieses Gebäude ist für 4 Geschoße optimiert und ordnet sich somit zwischen urbanen und ruralen Anforderungen ein. Thema Daher haben wir ein modulares Konzept entwickelt, das seine Bestandteile als Rahmen versteht, mittels derer unterschiedlichste Selbstbauweisen verwirklicht werden können. Diese Selbstbaumodule sollen so einfach wie möglich zu bauen sein.

Dadurch erreichen wir nicht nur eine hohe Mitgestaltbarkeit durch die BewohnerInnen, sondern erzielen auch eine gestalterische Heterogenität, die das systematisierte Tragwerk in den Hintergrund treten lässt.

versiegelt. Aufgrund der Modularität empfiehlt sich eine dezentrale Lüftungsanlage, obwohl eine zentrale in den meisten Fällen auch realisierbar wäre. Während wir bei Typ 1 folgende Bauelemente

Zudem haben uns wir uns entschieden, die Selbstbaumodule für die sicheren Rahmenbedingungen der Vorfertigung (siehe Kapitel 3) zu konzipieren.

ff ff ff ff

Lösung

weitegehend im DIY-Bereich umsetzen wollen, konzentrieren sich die Fachkräfte vor allem auf

Die Grafik links zeigt das statische System, das beliebig konfiguriert werden kann. Eine Skelettbauweise wurde gewählt um die Eigenschaften eines Raumregals anzunehmen. Diese Stützen und Deckenelemente in Rahmenbauweise werden durch Stahlknotenpunkte zusammengehalten. Die Grafik zeigt auch, dass sowohl Treppenhauskerne (rechts) als auch Diagonalaussteifungen alleine (links) die Stabilität herzustellen vermögen.

Decken Fassaden Wohnungstrennwände Innenwände

ff die Fundamente und Stützen ff die Knotenpunkte und Aussteifungen ff die Schächte und Fluchtstiegenhäuser ff den Transport und die Montage In den nachfolgenden Punkten wollen wir uns vier Bauteile etwas genauer ansehen.

Den ökologischen Anforderungen werden wir durch den Holzbau und dem Einsatz von Stroh und Lehm gerecht. Die aussteifenden Stiegenhäuser sind aus Brettsperrholz vorgesehen. Als Fundament wurde zunächst mal ein Kriechkeller gewählt, der den Boden geringer 129


5.2 Typ 1

e ffen nso e (DHF) o i s t diffu rplat bare olzfase h e g H Be e n sser r be schafte ü f e n nlag eige seei Schall Mas nd ll- u cha mung S r ü f däm llen hba Wärme Stro n lt vo ante erm m s en u ichfa rahm Holzwe z l o H ten plat ls nd a ng u e u f i e usst rems zur ADampfb B S O ger tzträ u P ls ur a kkat u t s f l i Sch

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130


5.2 Typ 1

Das Deckenelement Um Deckenelemente einfach bauen zu können, haben wir uns für eine Leichtbauweise entschieden, deren einzelne Bestandteile ohne maschinelle Hilfe von Menschen getragen werden kann. Holzrahmenbauweise Konkret handelt es sich um eine Holzrahmenbauweise, die flächig an der Unterseite mit OSB beplankt wird. Dadurch wird sowohl eine horizontale Aussteifung als auch eine dampfsperrende Wirkung erzielt, sodass dieses Element auch über dem obersten Geschoß angewendet werden kann. Der Hohlraum wird zur Verbesserung des Schallschutzes und zur Wärmedämmung mit Strohballen gefüllt. Beschwerungen (z. B. Splitt, Lehm oder Recyclingbetonelemente) können darauf entkoppelt gelagert werden. Das verbessert das Schwingverhalten der Konstruktion und somit den Schallschutz. An der Unterseite wird ein Lehmputz als wärmespeichernde und feuchtigkeitsregulierende Masse angebracht. Im Rahmen der Vorfabrikation kann dies am liegenden Modul gemacht werden. Wird dieses Element als Zwischendecke verwendet, wird der Fußbodenaufbau nach der Montage am Grundstück verlegt. Der Fußboden-

aufbau setzt sich aus einer Schüttungsschicht, die Platz für das beliebige Verlegen von Leitungen (Strom, Wasser) bietet, einer Trittschalldämmung, einem Trockenestrich und einem Fußbodenbelag zusammen. Wird das Deckenelement über das oberste Geschoß platziert, kann darauf ein Kaltdachmodul montiert werden. Durch die Strohballen wird ein U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) von ca. 0,13 W/m²K erreicht. Optionen Sowohl die Art der Dämmung, der Beschwerung, der Schüttung und des Fußbodenbelags können frei gewählt werden, solange rechtliche Mindestanforderungen erfüllt werden. Auch die Position für Schächte kann frei gewählt werden, wenn die Leitungen zwischen der Holzrahmenkonstruktion durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Toolkits wurde eine Position gewählt, die viele Grundrissvarianten ermöglicht und durchspielen lässt, wie die nachfolgenden Grundrisse zeigen werden.

Anregungen zur Weiterentwicklung ff Wir halten die Ausgleichsschichten wie z.B. Schüttungen im Kontext der Modularität und Reversibilität für eine noch nicht optimale Lösung. ff Eine Integration beheizbarer Decken, die mit der Modularität vereinbar sind, wäre sehr anstrebenswert. In dieser Variante haben wir uns zunächst für Wandheizungen entschieden, die somit erst in der Ausbauphase montiert werden. ff Denkbar wäre auch eine Gewichtsverringerung für den Transport durch die Nutzung von Federschienen an der Unterseite. Falls ein Kriechkeller als Fundament gewählt wird, braucht es Sonderelemente für das Erdgeschoß, die noch entwickelt werden müssen. Die Herausforderung hier ist, dass keine Tauwasser verursachenden Kältebrücken durch Stahlelemente entstehen. Wird eine flächige Bodenplatte, wie bei Typ 2 oder 3 gewählt, entfällt diese Notwendigkeit.

Rechtliche Anforderungen in Österreich ff Brandschutz: REI 60 ff Trittschall [Ln,w]: max. 48db ff Schalldämmmaß [Rw]: min. 50 bei Wänden mit Öffnungen wie Türen und Fenstern, ansonsten 55db

131


5.2 Typ 1

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132

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5.2 Typ 1

Das Fassadenelement Optionen im Fassadenaufbau Auch hier wurde eine Rahmenlösung gewählt. Abgebildet haben wir ein Basismodul, das mit vielen Selbstbauweisen befüllt werden kann. Nachdem die statischen Lasten über Stützen abgeleitet werden, haben wir hier eine schlankere Konstruktion als bei den Deckenelementen. Die nicht tragende Rahmenkonstruktion setzt sich zusammen aus Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz oder TJI-Trägern, in deren Zwischenräume wiederum unterschiedliche Dämmstoffe eingefügt werden können. In unserem Fall haben wir die Dimensionen und den Raster an das Strohballenformat angepasst. Als Basisausstattung haben wir zur Innenseite einen Lehmputz und nach außen hin eine hinterlüftete Holzfassade definiert. Dadurch, dass wir mit Stroh und Lehm arbeiten, ersparen wir uns hier sowohl eine dampfbremsende Folie als auch einen Putzträger. Der Lehmputz dient wieder als wärmespeichernde und feuchtigkeitsregulierende Masse an der Innenseite.

ff Eine Installationsebene für elektrische Leitungen und Steckdosen kann durch das Anbringen einer Heraklitplatte, zwischen der Stroh und Lehmschicht, erfolgen. ff Eine Holzweichfaserplatte kann zusätzlich an das Stroh außen angrenzend angebracht werden, um die Wärmedämmfähigkeit weiter in Richtung Passivhausstandard zu erhöhen. ff Anstelle des diffusionsoffenen, winddichten und regensicheren Holzplattenwerkstoffs (DWD), kann auch mit einer Diagonalschalung gearbeitet werden, dessen Zwischenräume mit Lehm verputzt werden. ff Auch kann eine Holzverschalung unter der Lehmschicht an der Innenseite das Aufhängen von Bildern ermöglichen. Siehe hierzu auch den Wandaufbau bei Typ 2.

Rechtliche Anforderungen in Österreich ff Brandverhalten als Gesamtsystem: B - d1 ff Erforderliche Schalldämmung ist in Abhängigkeit des Außenlärmpegels, siehe Punkt 2.2.3 der OIB-Richtlinie 5 Anregungen zur Weiterentwicklung ff Praktisch wäre eine statische Lösung, die eine Entkopplung von Balkon und Fassade ermöglicht. Derzeit sind diese nur als Set montierbar. ff Überlegungen, wie Fassadenelemente nicht gleich groß sein müssten, aber dennoch montiert werden könnten, würden zu einer weiteren Flexibilisierung der Struktur beitragen.

U-Wert: ca. 0,13 W/m²K

133


5.2 Typ 1

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5.2 Typ 1

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135


5.2 Typ 1

Horizontales Zwischenelement Damit die Fassadenmodule nicht zu hoch werden und somit im Straßenverkehr ohne Sondertransportkosten transportiert werden können, bedarf es eines eigenen Zwischenstücks zwischen den Wandmodulen.

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136

Dieses reduziert die Höhe der Wandelemente und ermöglicht abgetreppte Gebäudeformen oder Auskragungen. In diesen Fällen wird dieser Raum durch andere Module gefüllt, wie z.B. durch Deckenelement oder Erker-Module. usi

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5.2 Typ 1

137


5.2 Typ 1

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5.2 Typ 1

Stütze und Knotenpunkt

Optionen

Wir haben eine modulare Bauweise gewählt, die auf Vorfertigung beruht. Die daraus resultierenden Prinzipien haben wir dann mit jenen des Raumregals verknüpft, weshalb diese Skelettbauweise die statischen Lasten übernimmt und gleichzeitig viele Grundrissvarianten ermöglicht.

Damit die Stützen in ihrer optimalen Lage bleiben, müssen diese ausgesteift werden. Über die Stahlknotenpunkte kann dies sowohl über eine Auskreuzung mit Stahlseilen, als auch über einer Diagonalstrebe aus Brettschichtholz oder durch das Einschieben von Massivholzscheiben erfolgen.

Bestehend aus Brettschichtholz, müssen die Stützen für den Stahlknotenpunkt vorgefräst werden. Wir hoffen, dass diese Art der Fräsarbeit zunehmend auch in Fablabs realisiert werden kann. Allerdings ist aufgrund dieser verantwortungsvollen und bauessentiellen Aufgabe Fachwissen und Erfahrung unbedingt erforderlich. Die Stütze befindet sich im montierten Zustand im Innenraum und ist nicht in die Fassade integriert. Das wurde so geplant, um Fehlerquellen und Undichtheiten an der Fassade zu vermeiden. Dadurch halten wir uns auch die Option offen, mit unterschiedlichen Querschnitten der Stütze zu arbeiten. Knotenpunkte aus Stahl waren notwendig, um bei vier Geschoßen eine Pressung der Holzelemente quer zur Faser zu vermeiden. Gleichzeitig kann dadurch eine relativ verschlussfreie Verbindungsmöglichkeit geboten werden. Zudem können die Stahlelemente von jedem Schlosser hergestellt werden.

kann, wann und wo eine Aussteifung notwendig ist. Dadurch sind die notwendigen statischen Maßnahmen immer bekannt.

Anregungen zur Weiterentwicklung ff Der Knotenpunkt ist eine komplexe Angelegenheit. In der Tiefe, in der wir ihn bislang konzipiert haben, braucht es durchaus einige Sonderelemente für besondere Situationen wie an Eckanschlüssen oder Balkonen. Eine weitere Modularisierung dieser Elemente würden wir sinnvoll finden. Eine wesentliche Herausforderung ist auch die Zugänglichkeit zu den Schraubverbindungen. ff Modularisierung der Stütze: um auf unterschiedliche Geschoßanzahlen reagieren zu können, könnten auch unterschiedlichste Stützquerschnitte angedacht werden, die alle mit demselben Knotenpunkt kompatibel bleiben. ff Fräsversuche der Stützen in Fablabs ff Interessant wäre auch die Entwicklung eines Regelsystems, wonach abgelesen werden 139


140


5.2 Typ 1

Die vorgestellten Module an ihrem Ort auf einem Blick 141


5.2 Typ 1

Wahl des Rasters und der flexible Grundriss Die Abbildung auf der linken Seite zeigt unseren ersten Versuch ähnliche Grundrisse unterschiedlichen Stützenrastern gegenüberzustellen, um ihre ermöglichende Flexibilität zu prüfen. Wir haben uns jedoch für ein Rastersystem entschieden, das einem 1:2 Verhältnis folgt, um die Deckenmodule auch um 90 Grad

gedreht miteinander kombinieren zu können. Einen Raster zu wählen ist eine wesentliche Entscheidung, die Konsequenzen auf viele weitere Faktoren hat, weshalb dieser gut überlegt sein will. Im Rahmen der Entwicklung des Typ 1 haben wir drei besonders hervorgehoben: 2,42m, 2,95m und 3,40m. Für die

Mobilität und Kompatibilität unterschiedlicher Bauteile ist es natürlich ausschlaggebend und hilfreich offene Standards für diese Bauweisen zu definieren. Nachfolgend unsere Herleitung der Rastermaße auf Basis von vier Kenngrößen.

Raster muss 1 1,5 2 werden, 2,5 welche 3 3,5 4 Zunächst überprüft Gebäudetiefen durch welches Raster entstehen. Die feinere Abstufungs2,42 6,06 8,48 10,90 13,32 15,74 18,16 20,58 möglichkeit entsteht dadurch, dass die Deckenmodule auch um 90 Grad rotiert werden können. Aktuelle Flächen2,95 7,12 10,07 13,02 15,97 18,92 21,87 24,82 widmungspläne können darüber geben, welche Gebäudetiefen verbreitet und möglich sind. 3,40 8,02 11,42 14,82 18,22 Auskunft 21,62 25,02 28,42 Raster 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Raster 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 2,42 6,06 8,48 10,90 13,32 15,74 18,16 20,58 2,42 6,06 10,07 8,48 13,02 10,90 15,97 13,32 18,92 15,74 21,87 18,16 24,82 20,58 2,95 7,12 Ra3,40 ster Trans25,02 port de28,42 r Decken 2,95 7,12 11,42 10,07 14,82 13,02 18,22 15,97 21,62 18,92 21,87 24,82 8,02 2,42 Transport Deckenelemente mit herkömmlichen LKWs 3,40 Liegender 8,02 11,42 14,82der18,22 21,62 25,02 28,42

2,95 Stehender Transport der Deckenelemente mit Mega-/ Jumbotrailer bzw. Semitieflader 3,40 Stehender Transport der Deckenelemente mittels eines Tiefladers RastRasterung er Transpornahe. t der DeDie ckeTabelle n Eine legt auch Wohnungsgrößen orientiert sich an den Zielvorstellungen von „Smart Ra2,42 ster Liegender Transport der Deckenelemente Transpormit t deherkömmlichen r Decken LKWs Wohnen”. Die erreichten Quadratmeter sind Vielfache halber Modulgrößen der jeweiligen Rasterformate. 2,42 Stehender Liegender Transport LKWsbzw. Semitieflader Transport der der Deckenelemente Deckenelemente mit mit herkömmlichen Mega-/ Jumbotrailer 2,95 Mega-/ Jumbotrailer 2,95 3,40 Stehender Transport der Deckenelemente mit mittels eines Tiefladers bzw. Semitieflader Raster Typ Bder Deckenelemente Typ C Typ D eines Typ E Typ A Transport 3,40 Stehender mittels Tiefladers [m] Raster 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 2,42 41,7 8,48 10,90 57,3 13,32 72,9 83,4 104,2 2,42 6,06 15,74 18,16 20,58 38,7 54,2 69,7 77,4 100,7 2,95 2,95 7,12 13,02 18,92 21,87 24,82 Raster B 15,97 Typ Typ D Typ E Typ A 10,07 Typ 3,40 41,1 51,4 72,0C 82,3 102,8 3,40 8,02 14,82 21,62 25,02 Raster B 18,22 Typ C Typ 28,42 D Typ E Typ A 11,42 Typ [m] 2,42 41,7 57,3 72,9 83,4 104,2 Die[m] Transportierbarkeit von vorgefertigten Modulen ist ein weiterer wesentlicher Aspekt. 2,42 41,7 57,3 72,9 83,4 104,2 38,7 54,2 69,7 77,4 100,7 2,95 38,7 54,2 69,7 2,95 41,1 51,4 72,0Transport77,4 82,3 102,8 Ra3,40 ster der Decken 100,7 3,40 41,1 Transport 51,4der Deckenelemente 72,0 82,3 102,8 LKWs 2,42 Liegender mit herkömmlichen 2,95 Stehender Transport der Deckenelemente mit Mega-/ Jumbotrailer bzw. Semitieflader 3,40 Stehender Transport der Deckenelemente mittels eines Tiefladers Raster Element Strohballen Strohballen BSH Seitliche [cm] Format Zahl Trägerbreite Abschlüsse Und schlussendlich auf8 ökonomische 242 Decke müssen 50 alle Konstruktionen 4 9 Weise den Rastern angepasst werden können. 242 Wand 50 4 6 12 Raster Typ B Typ C Typ D BSH Typ ESeitliche Typ A Raster Element Strohballen 295 Decke Strohballen 50 5 8 7 [m] Raster Element Strohballen Strohballen BSH Seitliche [cm] Format Zahl Trägerbreite Abschlüsse 295 Wand 50 5 6 11 [cm] Format Trägerbreite Abschlüsse 2,42 41,7 57,3 72,9Zahl 83,4 104,2 242 Decke 50 8 340 Decke 46 64 10 79 Decke 9 38,7 54,250 69,7 4 77,4 86 100,7 12 2,95 242 Wand 340 Wand 46 7 0.8 6.5 242 Wand 3,40 41,1 51,450 72,0 54 82,3 86 102,8 12 295 Decke 7 Decke 50 5 86 7 295 Wand 11 295 Wand 50 6 11 340 Decke 46 65 10 7 Decke 46 67 10 7 340 Wand 0.8 6.5 340 Wand 46 7 0.8 6.5

142 Raster [cm]

Element Strohballen Strohballen BSH Seitliche Format Zahl Trägerbreite Abschlüsse


5.2 Typ 1

1.85 2.41

2.41

1.85

143


5.2 Typ 1

Der Bauprozess: Von der Vorfabrikation bis zur Montage Diese Bilderserie, bestehend aus Referenzprojekten, soll den Bauprozess von Typ 1 etwas erläutern. Die Vorfabrikation der Stütze

☐ 5.20. Kaden Klingbeil Architekten: Stützen für die Esmarchstraße 3, Berlin (Deutschland) © Bernd Borchardt

Die Brettschichtholzstützen (l.o.) werden zunächst eingefräst, sodass die Knotenpunkte (r.o.) daran montiert werden können. Das Bild links unten zeigt eine etwas andere Verbindungsart, die schon an das Brettschichtholz befestigt wurde. Das Bild rechts unten zeigt, wie die Stützen an der Baustelle final montiert werden. Im Fall von Typ 1 wird die horizontale Verbindung (der Riegel) durch das Deckenelement ersetzt.

☐ 5.21. Knotenpunte für die Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada) © Acton Ostry Architects

144

☐ 5.22. Kaden Klingbeil Architekten: Knotenpunkt Isometrie © Kaden Klingbeil Architekten

☐ 5.23. Kaden Klingbeil Architekten: Knotenpunkt, Berlin (Deutschland) © Bernd Borchardt


Die Vorfabrikation des Wandelements

☐ 5.24. Rahmen für die Fassade, Weiterbildung Fachkraft Strohballenbau (FASBA) der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung e.V. in Verden © Dittmar Hecken

☐ 5.26. Wandheizung an der Innenseite, Weiterbildung Fachkraft Strohballenbau (FASBA) der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung e.V. in Verden © Dittmar Hecken

☐ 5.25. Einfüllen von Strohballen © shaktihaus

Links oben werden die Holzrahmen zusammengeschraubt. Dabei werden vor allem die Fensteröffnungen berücksichtigt. Rechts oben wurden diese Elemente mit Strohballen befüllt. Bevor die Innenseite verputzt wird, können auch Heizschläuche für eine Wandheizung angebracht werden. Für das Deckenelement folgt ein ähnlicher Prozess. Nachdem diese Elemente immer schwerer werden, ist ein Deckenkran, Wendetisch oder etwas Vergleichbares sehr anzuraten! 145


5.2 Typ 1

Der Transport

☐ 5.27. Transport der Holzbauelemente © HOLZBAU BINZ GmbH & Co.KG

Die Montage des statischen Systems

☐ 5.29. Shigeru Ban: Bürogebäude, Zürich (Schweiz) © Shigeru Ban Architects Europe ☐ 5.28. Kaden Klingbeil Architekten: Esmarchstraße 3, Berlin (Deutschland) © Bernd Borchardt

Die Raumregal-Grundstruktur wird auf das fertig gestellte Fundament aufgebaut. Die Stützen werden montiert und ausgesteift. Die aussteifenden Deckenelemente werden schließlich auf die Knotenpunkte gelegt und fixiert. ☐ 5.30. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland) © KAMPA GmbH

146


5.2 Typ 1

Die Montage der Fassade

☐ 5.31. Acton Ostry Architects: Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada) © naturallywood.com, photographer: KK Law

Die Wandelemente werden mit dem Kran an ihre Position gehievt und an die Knotenpunkte verschraubt. Die Fugendichtheit zwischen den Modulen wollen wir mit sogenannten Kompribändern erreichen (in der Explosionsgrafik der Wandelemente grün gekennzeichnet). Die um die Module umliegenden weichen Holzfaserplatten bieten eine Einbautoleranz. Der Bau der Schächte könnte sowohl im Innenausbau als auch durch Vorfabrikation entstehen. Danach ist das leere Raumregal bereit für die Gebäudetechnik und den Innenausbau. Auf die weiteren Schritte wollen wir gesondert nach der Vorstellung unserer Typen eingehen.

☐ 5.32. Acton Ostry Architects: Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada) © naturallywood.com, photographer: KK Law

☐ 5.33. MGA: Wood Innovation and Design Centre, British-Columbia (Kanada) © Ema Peter, Photo courtesy of MGA | MICHAEL GREEN ARCHITECTURE

147


5.2 Typ 1

Die Selbstbauampel von Typ 1 Anhand der Bauphasen Rohbau - Technik - Ausbau, lässt sich ablesen, wie inklusiv und voraussetzungsvoll diese Bauweise ist.

Rohbau

30% DIY

50% Material 50%

Allgemein Baugrube Fundament Stützen Decken Treppenhaus Rohbau zu Bauwerk-Technik

Technik Förderanlagen Wärme Klima und Lüften Sanitär Elektro + Automatisation

Ausbau

50% Material

35% DIY 50%

42% DIY 30% DIY

50% 50%

42% DIY

% Kosten der Position

50% Material 50% Material

% Kosten der Position % Kosten der Position

50% Material

35% DIY 30% DIY

% Kosten der Position

50%

50%

50%

% Kosten der Position

50% Material 50% Material

% Kosten der Position

% Kosten der Position

50% Material

35% DIY 50%

% Kosten der Position

50% Material

42% DIY 50%

% Kosten der Position

Allgemein Dachverkleidung Fassadenhülle Innenausbau Wohnen Innenausbau Büro

Grundriss- und Gebäudevariationen Im Folgenden wollen wir das Durchspielen unterschiedlicher Gebäudekonfigurationen anhand von 2 Rastern zeigen. Für beide Raster (295 und 340 cm) haben wir jeweils eine immer gleich bleibende Schachtposition definiert (siehe auch im violetten Diagramm). Für alle haben wir den Kosten- und Zeitaufwand ermittelt. Die blauen Diagramme zeigen die Wohnungsgrößen, während das grüne über den Raster und das rote über die Geschoßzahl Auskunft gibt. Die Wohnungen haben wir generell sehr eng geschnitten, nachdem wir davon ausgehen, dass viele Funktionen in die Gemeinschaftsflächen ausgelagert werden.

148


5.2 Typ 1

Levels

47

1

DIY

Raster

Levels

340

1

Raster

340

8.02

8.02

DIY Aufwand

Typ 1

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Gesamt (BGF)

184.311 €

137.579 € + 1.558 h

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

DIY

Raster 340 Variante A

€ + 1,558 h

DIY

8.02

8.02

DIY Aufwand

Typ 1

DIY

Raster 340 Variante B

149


Rohbau

18.22

Levels

340

4

28.42

Raster

150


5.2 Typ 1

Raster

340

Ausbau 87 66

18.22

42 64

28.42

47

87

Typ 1Typ 1 Bauwerkskosten Bauwerkskosten Regulär Regulär

DIY DIY

DIY AD uIfYwAau nfdwand

Typ 1

Raster 340 340 Raster

Raster 340

Variante A Variante A

Variante A

Gesamt (BGF)(BGF) 184.311 € Gesamt 184,311 € Typ 1Typ 1 Bauwerkskosten Bauwerkskosten Regulär Regulär

137.579 € + €1.558 h 137,579 + 1,558 h DIY DIY

Gesamt (BGF) DIY Aufwand DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340 340 Raster

Raster 340

Variante B B Variante

Variante B

Gesamt (BGF)(BGF) 3.216.755 € € + €34.742 h Gesamt 3,216,755 € 2.174.505 2,174,505 + 34,742 h Typ 1Typ 1 Bauwerkskosten Bauwerkskosten Regulär Regulär

DIY DIY

DIY Aufwand DIY Aufwand

Typ 1 Raster 340

Variante C Variante C

Variante C

Gesamt (BGF)(BGF) 3.012.559 € € + €31.149 h Gesamt 3,012,559 € 2.078.076 2,078,076 + 31,149 h DIY DIY

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Raster 340 340 Raster

Typ 1Typ 1 Bauwerkskosten Bauwerkskosten Regulär Regulär

Bauwerkskosten

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF) DIY Aufwand DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340 340 Raster

Raster 340

Variante D D Variante

Variante D

Bauwerkskosten

151


Rohbau Raster

14.82

340 Levels

42.02

4

152


Typ 1

Typ 1

Typ 1

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Regulär

Regulär

445,105 €

445.105 €

Regulär

Regulär

2,507,044 €

Regulär

2,210,534 €

2.210.534 €

Bauwerkskosten

Bauwerkskosten

Variante B

Variante B 295 Raster

153

Typ 1

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Regulär

Regulär

2.507.044 €

Bauwerkskosten

Bauwerkskosten

Variante A

Variante A 295 Raster

Raster 295 Typ 1

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Variante D

Bauwerkskosten

3,012,559 €

3.012.559 €

DIY

DIY

DIY

DIY

1,468,300 € + 24,741 h

1.468.300 € + 24.741 h

DIY

307,838 € + 4,576 h

307.838 € + 4.576 h

DIY

1,714,618 € + 26,414 h

1.714.618 € + 26.414 h

DIY

2,078,076 € + 31,149 h

2.078.076 € + 31.149 h

DIY

42.02

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

DIY Aufwand

Typ 1

Typ 1

Variante B

Raster 295

Typ 1

Variante A

Raster 295

Typ 1

Variante D

Raster 340

Typ 1

Variante C

Raster 340

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

Regulär

2,210,534 €

Regulär

445,105 €

Regulär

2,507,044 €

Regulär

3,012,559 €

Regulär

3,216,755 €

Regulär

184,311 €

Regulär

14.82

Raster 295 Typ 1

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Variante D 340 Raster

Raster 340 Typ 1

Typ 1

Variante C

Variante C 340 Raster

DIY

44

Regulär

Variante B

Bauwerkskosten

65

Regulär

Typ 1 Raster 340

Gesamt (BGF)

42

Bauwerkskosten

DIY Aufwand

DIY Aufwand

Variante A

Bauwerkskosten

41

Bauwerkskosten

2,174,505 € + 34,742 h

2.174.505 € + 34.742 h

DIY

Typ 1 Raster 340

65

3,216,755 €

3.216.755 €

DIY

137,579 € + 1,558 h

DIY Aufwand

DIY Aufwand

31

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Regulär

Regulär

DIY

137.579 € + 1.558 h

DIY

47

Typ 1

Variante B

Bauwerkskosten

184,311 €

184.311 €

Regulär

Regulär

43 65

Raster 340 Typ 1

Gesamt (BGF)

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Variante B 340 Raster

Raster 340 Typ 1

Typ 1

Variante A

Bauwerkskosten

Bauwerkskosten

Variante A 340 Raster

Raster 340 Typ 1

Ausbau

DI

DI

1,468,300 €

DI

307,838 €

DI

1,714,618 €

DI

2,078,076 €

DI

2,174,505 €

DI

137,579 €

5.2 Typ 1


Rohbau Raster

340 Levels

4

21.63

21.62

154


5.2 Typ 1

Ausbau 47 42 65

84 42 65

21.62

Typ 1 DIY

DIY Aufwand

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Gesamt (BGF)

184.311 €

137.579 € + 1.558 h

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Gesamt (BGF)

3.216.755 €

2.174.505 € + 34.742 h

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Gesamt (BGF)

3.012.559 €

2.078.076 € + 31.149 h

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Gesamt (BGF)

2.507.044 €

1.714.618 € + 26.414 h

Bauwerkskosten

Regulär

DIY

Raster 340 Variante A

Typ 1 DIY

DIY Aufwand

Raster 340

21.63

37,579 € + 1,558 h

Variante B

74,505 € + 34,742 h Typ 1 DIY

DIY Aufwand

Raster 340 Variante C

78,076 € + 31,149 h Typ 1 DIY

DIY Aufwand

Raster 340 Variante D

14,618 € + 26,414 h Typ 1 DIY

DIY Aufwand

Raster 295 Variante A

155


Rohbau Raster

Levels

295

2

14.50

7.12

156


DIY

Regulär

DIY Aufwand

5.2 Typ 1

Ausbau 184,311 € Regulär

137,579 € + 1,558 h

79

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

Regulär

DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340 Variante A

Regulär

3,012,559 € Regulär

2,507,044 € Regulär

445,105 € Regulär

2,210,534 € Regulär

4,355,909 €

2,174,505 € + 34,742 h Gesamt (BGF) Typ 1

Variante A

7.12

DIY Bauwerkskosten

184.311 € Regulär

137.579 € + 1.558 h DIY Aufwand DIY

Gesa DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340

Raster 340

Variante B

Variante B

2,078,076 € + 31,149 h Gesamt (BGF) Typ 1

DIY Bauwerkskosten

3.216.755 € Regulär

14.50

3,216,755 €

2.174.505 € + 34.742 h DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

Typ 1 Raster 340

Variante C

Variante C

1,714,618 € + 26,414 h Gesamt (BGF) DIY Bauwerkskosten

3.012.559 € Regulär

2.078.076 € + 31.149 h DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

Typ 1 Raster 340

Variante D

Variante D

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

2.507.044 € Regulär

1.714.618 € + 26.414 h DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

Typ 1 Raster 295

Variante A

Variante A

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

445.105 € Regulär

307.838 € + 4.576 h DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

Typ 1 Raster 295

Variante B

Variante B

Typ 1

Bauwerkskosten

2.210.534 €

1.468.300 € + 24.741 h

Regulär

DIY

Bauwe

Gesa

Raster 295

2,777,753 € + 52,605 h Gesamt (BGF)

Bauwe

Gesa

Raster 295

1,468,300 € + 24,741 h Gesamt (BGF)

Bauwe

Gesa

Raster 340

307,838 € + 4,576 h Gesamt (BGF)

Bauwe

Gesa

Raster 340

Typ 1

Bauwe

Raster 340

Bauwe

Gesa DIY Aufwand

1571 Typ

Raster 295

Raster 295

Variante C

Variante C

Bauwe


Rohbau Raster

295 Levels

4

27.76

13.02

158


r

5€

r

9€

r

4€

r

r

4€

r

9€

137,579 € + 1,558 h

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

Raster 340 Variante A

Ausbau

Regulär

DIY Aufwand DIY

DIY Aufwand

DIY Bauwerkskosten

184.311 €

58 74

Regulär

Typ 1 Variante A

137.579 € + 1.558 h DIY Aufwand DIY

Gesamt (BGF) 13.02

DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340

Raster 340

Variante B

Variante B

2,078,076 € + 31,149 h Gesamt (BGF) Typ 1

DIY Bauwerkskosten

3.216.755 € Regulär

DIY Aufwand DIY

Gesamt (BGF) DIY Aufwand

Typ 1 Raster 340

Variante C

Variante C

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

3.012.559 € Regulär

DIY Aufwand DIY

Gesamt (BGF) DIY Aufwand

Typ 1

Raster 340

Variante D

Variante D

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

2.507.044 € Regulär

DIY Aufwand DIY

Gesamt (BGF) DIY Aufwand

Typ 1 Raster 295

Variante A

Variante A

Typ 1

DIY Bauwerkskosten

445.105 € Regulär

Gesamt (BGF) DIY Aufwand

Typ 1 Raster 295

Variante B

Variante B

Typ 1

Bauwerkskosten

Bauwerkskosten

307.838 € + 4.576 h DIY Aufwand DIY

Raster 295

2,777,753 € + 52,605 h Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

1.714.618 € + 26.414 h

Raster 295

1,468,300 € + 24,741 h Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

2.078.076 € + 31.149 h

Raster 340

307,838 € + 4,576 h Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

2.174.505 € + 34.742 h

Raster 340

1,714,618 € + 26,414 h Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Raster 340

45 85

2,174,505 € + 34,742 h Gesamt (BGF) Typ 1

5.2 Typ 1

27.76

2.210.534 €

1.468.300 € + 24.741 h

Regulär

DIY

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF) DIY Aufwand

Typ 1

Raster 295

Raster 295

Variante C

Variante C

Bauwerkskosten

159 Gesamt (BGF)

4.355.909 €

2.777.753 € + 52.605 h

Gesamt (BGF)


15.97

Rohbau Raster

295 Levels

51.38

4

160


Typ 1

DIY Aufwand

Gesamt (BGF)

4.355.909 €

Regulär

Bauwerkskosten

Raster 295 DIYCAufwand Variante

51.38

2.777.753 € + 52.605 h

DIY

1.468.300 € + 24.741 h DIY Aufwand

89 72

56 67

41

52,605 h

24,741 h

4,576 h

2.210.534 €

Gesamt (BGF)

Raster 295 DIYBAufwand Variante

Variante C

Raster 295

Typ 1

Variante B

Raster 295

Gesamt (BGF)

Bauwerkskosten

Gesamt (BGF)

15.97

Ausbau 61 54

74

161

4,

2,


162


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

5.3

Ziel Resilienz und Nachhaltigkeit durch Auslegung auf höchste Flexibilität und Langlebigkeit; hohe Entfaltungs-, Reversibilitäts-, Nutzung und Gestaltungskapazität. Abwägung von Element - Vorfabrikation und On-Site-DIY Leistungen. Städtebaulicher Einsatz in Widmungskategorien „80% Wohnen” bis zu „50% nicht Wohnen”

Geschoßzahl bis zu 6

Raster 2,73 x 5,5 m und andere in der Nasszellen- und Erschließungszone, in der Wohn- und Nutzfläche frei gestaltbar

Bauweise Support-Struktur (Raumregal): Stahlbeton-Erschließungskern, Stützen aus BSH und Decken aus KLH Massivholz. Die Außenfassade wird in Elementen vorgefertigt. Infill-Struktur (Selbstausbau): Wohnungstrenn- und -innenwände, Deckenaufbauten, Fußböden.

Heiz- und Kühlsystem Wassergeführt, aktivierte Betondecken mit Basis-Bauteil-Deckenheizung, aktivierte DIY-Wandheizungen

Fassaden Strohballengedämmte Außenwände in CuT-Technik mit kalkverputzter Außenfassade, Innenseite wahlweise lehmverputzt oder holzsichtig

Raumhöhen OG3-6: 250cm-280cm, OG2: 285-300cm, OG1: 300cm, EG: 410cm

Eignung für Bauklassen Bauklasse IV + V gemäß Wiener Bauordnung, Gebäudeklasse IV nach OIB 163



165


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

☐ 5.34. Mögliche städtebauliche Anwendungen CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Typ 2 ist ein langgestreckter 6-geschoßiger Gebäuderiegel mit den Maßen 66,67m/17,20m/19,50m (l/b/h). In Achsabständen von 2,73m ist das Gebäude in seiner Langseite modular erweiterbar. Das Konzept für den Entwurf des Typs 2 richtet sich an die städtebaulichen Anforderungen der Stadt Wien, eine möglichst nutzungsdurchmischte Stadt (sowohl in der Blockrandbebauung, als auch in aufgelösten bebauten Stadtvierteln) erzielen zu wollen. Die Nutzungsdurchmischung spiegelt sich in der vertikalen Schichtung unterschiedlicher Nutzungen im Gebäudetyp 2 wieder. Mit dem

Ziel eine erhöhte Ausnutzbarkeit der Flächen auf langfristige Sicht zu gewährleisten, werden den unteren drei Geschoßen erhöhte Raumhöhen gewährt. Die Raumhöhe im Erdgeschoß beträgt 4m (Büro/Handel/soziale Infrastruktur), im 1.OG 3m und im 2.OG 2,85m. OG1 und OG2 können wahlweise Wohnmöglichkeiten, Büroräumlichkeiten, oder andere soziale Infrastruktur beherbergen (die Auslegung der Lüftungsanlagen für Schulungs- oder Vortragsräume wurde jedoch nicht überprüft). In den darüber liegenden Gescho-

ßen, die reine Wohngeschoße sind, beträgt die lichte Raumhöhe 2,6m. Das dadurch entstehende Flächenverhältnis von Wohnnutzfläche zu Nichtwohnnutzfläche beträgt 1:1 - 5:1 und orientiert sich am Verteilungsschlüssel der Stadt Wien von 4:1 (Wohnen zu allen anderen Nutzungen) .

Aufgabenstellung Ein schnell abzuwickelndes 6-geschoßiges nutzungsneutrales Gebäude in moderner Holzbauweise soll auf maximale Eigenbau-

☐ 5.35. Systemskizze: Stiegenhauskerne und Nutzungen CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

166


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

leistung untersucht werden. Diese kann in der Vorfertigung als auch auf der Baustelle stattfinden. Für die Vorfertigung gilt als Voraussetzung, dass die Arbeitsschritte für die Werkshalle so ausgelegt sind, sodass eine Gruppe von DIY Interessenten und fachlich kompetenten Anleitern genügend Raum und Zeit für eine Abwicklung von 72 Modulwänden haben. Die Logistik dafür wurde im Zuge dieses Forschungsprojekt nicht im Detail geplant. Auch Typ 2 ist als Konzeptentwurf zu verstehen, der keinem Entwurf anhand eines realen Bauplatzes entsprungen ist. Die einfache Gebäudegeometrie hat zur Folge,

dass die Ergebnisse für die Bauwerkskosten äußerst günstig ausfallen. Ist das Verhältnis von Hüllfläche zu Volumen ungünstiger, steigen die Bauwerkskosten pro Quadratmeter. Der vereinfachte Gebäudeentwurf dient als Hilfe zur Massenermittlung und Kostenschätzung vergleichbarer Bauweisen. Anhand der Simulation eines Bauablaufs eines modernen Massivholz 6-Geschoßers sollte das Potential für eine DIY Bautätigkeit ermittelt werden. Als besonderes Erschwernis kam die Überlagerung von Büro und Wohnnutzung hinzu. Teile der DIY Arbeitsschritte finden in der Vorfabrikation, andere auf der Baustelle statt (sie

beziehen sich auf Ausbau und Technik). Die Simulation bezieht sich auf den Standort Wien; das Gebäude steht in einer offenen Bauweise, d.h. es schließt mit keiner Seite an ein Nachbargebäude.

Tragwerk Zu übernehmende Lasten: Deckenlast, Schneelast und Verkehrslasten; Einwirkende Kräfte: Windkräfte, Erschütterungen im Gebäude, Horizontal und Schubkräfte von Erdbeben. Die Dimensionen der Holzbauele-

☐ 5.36. Systemskizze: Position Erschließung bei Wohnnutzung im Vergleich zu Büronutzung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

167


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

☐ 5.37. gelb: vorfabrizierte Außenwandmodule CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

mente entspringen der Ökonomie des modernen Holzbaus. Der Grundraster für die Kreuzlagenholzdecke entspricht dem gängigen Abrechnungsmaß 2,73cm (Transport aufrecht im Tieflader). Gegen die Gebäudemitte liegen zwei Deckenplatten auf einem Unterzug von 5,46m. In der Fassadenebene beträgt das Stützenraster jedoch ebenso 2,73m. Um die unterschied168

lichen Anforderungen an die Büround Wohnnutzung im Grundriss des Gebäudes umzusetzen, sieht der Entwurf einen offenen Grundriss mit hoher Umnutzungsflexibilität vor. Zwei Stahlbetonstiegenhauskerne bilden das Rückgrat für die Holzständerkonstruktion. Sie leiten die Horizontalkräfte (Wind, Erdbeben) aus den Geschoßdecken ab. Lediglich an zwei Positionen befin-

den sich Scheiben zur Queraussteifung gegen horizontale Krafteinwirkung. In Gebäudequerrichtung orientiert sich die Positionierung der Ständer an einem Standardbüromaß für 3-hüftige Büroriegel (5,5-5m,0-5,5m). Die Umnutzung zu Wohnraum kann auf allen Ebenen stattfinden. Die 5m tiefe Service Zone in der Mitte der Büroarbeitsräume kann im Falle der Umnut-


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

☐ 5.38. Varianten Wohnungsanordnung M 1:500 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

zung in einen 1,2-2m breiten Mittelgang für die Wohnungserschließung umgebaut werden. Die resultierenden Wohnungstiefen betragen nach Umbau 7,20m. Auf die Anbringung von Balkonen zur Erhöhung der Außenraumqualität hat man bewusst verzichtet. Einerseits weil sie für die Holzbauweise gewisse Anschlussschwierig-

☐ 5.39. Anschluss, Außenwandmodul an KLH Decke CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

169


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

☐ 5.40. Varianten Bürogeschoß M 1:500 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

keiten mit sich bringen, andererseits um das Gebäude möglichst einfach in seinen Kosten abbilden zu können sowie vergleichbar zu machen und vor allem, um den Anteil an Selbstbauleistungen übersichtlich darstellen zu können.

Haustechnik Die vertikalen Schächte für wassergeführte Medien (Heizen, Kühlen, Zu- und Abwasser) sind derart 170

angeordnet, dass sie an der Trennwand zwischen Wohnungen und Mittelgang, als auch in der Büromittelzone liegen, ohne dass sie dabei ihre Grundrissposition verändern. Ein Schacht deckt dabei ca. 40m² NNF ab. Dies hat u.a. den Vorteil in Büroräumen als auch Wohnungen allseitig und auf kurzem Weg die Zuleitung zu Wand und Deckenheizungen zu bewerkstelligen. In Wohngeschoßen befindet sich diese zumeist in den Wohnungstrennwänden, in Büroräumen in

Form von von der Decke hängenden Fertigelementmodulen in speziellen Lehm-Trockenbau-Elementplatten. Die Steigleitungen der Lüftungsanlagen liegen jedoch zentral am Stiegenhauskern und werden jeweils in den Bereichen der abgehängten Decken in den Gängen verteilt. In den Wohnungen überquert das Zuluftrohr die Nasszellen und endet als Quelllüftung an der den Aufenthaltsräumen zugewandten Innen-


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

HT

VL,R L WW,ZL,KW

VL ,RL W W,ZL,KW VL,R L WW ,ZL ,KW

VL,R L WW, ZL, KW

V L,RL WW,ZL,KW

VL,R L WW,ZL,KW

V L,RL WW,ZL,KW

VL ,RL WW,ZL,KW

☐ 5.44. Konzept: Lüftungsleitungen in Wohngeschoßen

IT

HT

VL, RL W W,ZL ,KW

VL, RL WW ,ZL ,KW

Wc VL ,RL W W,ZL,KW

Einzel treffen

Copy

Server

Wc

VL,RL WW,ZL,KW

VL ,RL W W,ZL,KW

e

VL,R L WW ,ZL ,KW

VL,R L WW,ZL,KW

VL, RL W W,ZL ,KW

☐ 5.41. Konzept: Lüftungsleitungen in Bürogeschoßen CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

wandoberfläche. Niedrigtemperaturheizungen in Form von Wandheizungen bieten sich im Wohnbau als behagliches und gesundes wärmeabgebendes System an. Die Wandheizungen können als fertiges System in Lehmbauplatten integriert, als auch als Rohrsystem, welches auf den Unterbau aufgebracht und dann

verputzt wird, hergestellt werden. Lehm als Feuchteregulator über alle Jahreszeiten hinweg kann auch mit einer Wandheizung umfassend eingesetzt werden. Lehm funktioniert gerade im Wohnbereich als guter feuchteausgleichender Speicher und kann den Auswirkungen der Austrocknung der Luft durch die Lüftungsanlagen ausgleichend entgegenwirken.

Im Falle einer Büronutzung können die Wandheizungen ebenfalls eingesetzt werden und gegebenenfalls um Heiz- bzw. Kühldecken ergänzt werden, um die höheren Ansprüche an eine eventuell notwendige Kühlung abzudecken. Die Wandheizungen selber können dann auch als Kühlflächen genutzt werden. Außenliegende Verschattung ver171


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

PREFAB PREFABMODUL MODUL31 31m2 m2 ohne ohneFenster Fenster mit mitFenster Fenster ohne ohneD.I.Y D.I.YLeistung Leistung Variante2c 2c11 Variante cmLehmputz Lehmputz 33cm 0,5cm cmSchilfstukkatur Schilfstukkatur 0,5 2,7cmRauhschalung Rauhschalung 2,7cm 36cm cmKonstruktion Konstruktion 36 mitStrohballen Strohballen mit Dichtprofile Dichtprofile cmKalkputz/Gewebe Kalkputz/Gewebe 22cm mWasserglasanstrich mWasserglasanstrich

€€192,81 192,81 €€348,31 348,31 €€238,02 238,02 pro pro

m2 m2 24 24 24 24 24 24 31 31 24 24 31 31

ev. ev.1.1.Lage LagePREFAB, PREFAB, Rest Restvor vorOrt Ort

PREFAB--Vorfertigung VorfertigungHalle Halle PREFAB

Lehm Lehm(innen) (innen)

Schilfstukkatur Schilfstukkatur

Rauschalung Rauschalung

Preis Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. 33,10 33,10 Material Arbeit Arbeit Material 8,76 34,00 8,76 34,00 210,24 816,00 210,24 816,00

Preis Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. 13,08 13,08 Material Arbeit Material Arbeit 1,90 15 1,90 15

Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. Preis 14,71 14,71 Material Arbeit Arbeit Material 4,00 15,00 4,00 15,00

45,60 45,60

Holzständerwand Holzständerwand Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. Preis 48,60 48,60 Material Arbeit Material Arbeit 36,00 12,60 36,00 12,60

Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. Preis 21,68 21,68 Material Arbeit Material Arbeit 10,00 18,00 10,00 18,00

HALLE HALLE pauschal pauschal 1,09 1,09 Helfer Helfer 11

Dichtprofil DichtprofilAlu AluRahmen Rahmen Preis Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. 5,1 5,1 Material Arbeit Material Arbeit 2,20 2,9 2,20 2,9

96,00 96,00

390,60 390,60

33,79 33,79 240,00 240,00

816,00 816,00

45,60 45,60

360,00 360,00

96,00 96,00

360,00 360,00

1116,00 1116,00

390,60 390,60

11Helfer Helfer==11Tag TagArbeit Arbeit(inkl. (inkl.1.1.Lage LageLehmputz) Lehmputz) 11

advanced D.I.Y

profis only

Material, Maschinenkosten u Miete

35% D.I.Y Anteil

50%

Preis Preis€/m2 €/m2Wandfl. Wandfl. 40,93 40,93 Arbeit Arbeit 48,42 48,42

Material Material 14,40 14,40

360,00 360,00 1116,00 1116,00

210,24 210,24

Kalkputz Kalkputz(außen) (außen)m mWasserglas Wasserglas

360,00 360,00

432,00 432,00 68,20 68,20

89,90 89,90

68,20 68,20

89,90 89,90

24 24 31 31

easy D.I.Y

Strohballen-Infill Strohballen-Infill

240,00 240,00

432,00 432,00

33,79 33,79 Miete: Miete: 1500/Monat 1500/Monat

212,88 212,88

1056,00 1056,00

212,88 212,88

1056,00 1056,00

☐ 5.42. Beispiel für die Kostenschätzung: Detailaufschlüsselung der Wandmodule, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

% Kosten der Position

☐ 5.43. Berechnung der DIY Leistung anhand eines Fertigelement Außenwandmoduls in Holzrahmenbauweise und Stroh-Lehm-Kalk Ausfachung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

172

FIX==Fix Fi FIX

A Ar FiF D DK


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

HolzFenster HolzFenster FIX FIX==Fixverglasung Fixverglasung

Art Art Fix Fix DK DK

DD==Dreh DK Dreh DK==Drehkipp Drehkipp Sicherheitsglas Sicherheitsglas VSG VSG außen außen außen außen

Breite Breite 144 144 91 91

VSG VSG==

Höhe Höhe 264 264 264 264

Anz. Anz. 22 22

Preis Preis€/Fenster €/Fenster 135,02 135,02 Material Arbeit Material Arbeit Pauschal 20,00 Pauschal 20,00 2030,05 152,06 2030,05 152,06 1907,51 96,10 1907,51 96,10

3937,56 3937,56

Fenster Fensterdichten dichten

KRANKRANMONTAGE MONTAGE

Kran Kran

VOR-ORT-MONTAGE VOR-ORT-MONTAGE

Montage Montage

Preis Preis€/lfm €/lfmRahmen Rahmen pauschal pauschal pauschal pauschal 40 40min/Modul min/Modul 20,48 20,48 3,21 2,41 11,22 3,21 2,41 11,22 Material Arbeit Arbeit Material Arbeit Miete/Arbeit Miete/Arbeit Miete/Arbeit Miete/Arbeit Arbeit 5,40 5,00 3,21 2,41 11,22 5,40 5,00 3,21 2,41 11,22 176,26 163,20 176,26 163,20 153,36 142,00 153,36 142,00

248,16 248,16

329,62 329,62

hindert, dass die tiefstehende Sonne an den Ost- und Westfassaden in das Gebäude eindringt und es zu einem Überhitzen im Sommer kommt. In den Wohngeschoßen wurden manuell bedienbare Außenjalousien eingesetzt, in den Bürogeschoßen elektrisch ansteuerbare.

D.I.Y Leistungen Für den Selbstbauanteil aussichtsreiche Anwendungsszenarien fanden sich beim Rohbau in: ff .) der Vorfertigung von Holzrahmenbauweisen für die Außenwandmodule (siehe Abb.): als Ort der Vorfabrikation dienen FabLabs, Maker Spaces bzw. Produktionshallen von Zimmereien für die Technik:

Transport Transport

Transport Transport

305,20 305,20

Kleinmaterial Kleinmaterial pauschal pauschal 6,50 6,50 Material Material 6,50 6,50

99,51 99,51

74,71 74,71

347,82 347,82

201,50 201,50

14,00 14,00

74,00 74,00

347,82 347,82

14,00 14,00

ff .) das Verlegen von Anbindeleitungen der Wasserzu- und ableitungen ff .) die Installation und der Anschluss für Sanitärgegenstände ff .) das Verlegen von Leerrohren und das Einziehen von 220V Leitungen innerhalb der Nutzungseinheiten ff .) das Verlegen und Einputzen der Wand- und Deckenheizungsschläuche

5977,03 5977,03 10797,57 10797,57 7378,47 7378,47 3419,10 3419,10 3113,90 3113,90

ohne 15 ohneFenster Fenster 15 mit 16 mitFenster Fenster 16 ohne ohneD.I.Y D.I.YLeistungen Leistungen max. max.Einsparung Einsparungbei beiSelbstbau Selbstbau DIY DIYLeistung Leistungohne ohneFenster Fenster

Tage Tage Tage Tage

áá240,00 240,00 áá240,00 240,00

und Kalkputz und die Montage von Holzwerkstoffen und Profilleisten können von DIY Interessierten übernommen werden. ff Fenster können selbst eingesetzt und abgedichtet werden. ff Die Laibungen können mit Abdichtbändern versiegelt und wahlweise verputzt oder beplankt werden. Auch die Montage von hinterlüfteten Fassaden ist DIY tauglich. für den Ausbau auf der Baustelle:

für den Ausbau in der Vorfabrikation: ff Das von professionellen Handwerkern vorgefertigte Holzrahmen-Außenwandelement wird von DIY Interessenten unter Anleitung ausgefacht. Die hier dargestellte Variante wird auf einem Wendetisch in einer Montagehalle errichtet. ff Der Einbau von Baustrohballen, das Verputzen mit Lehmputz

ff .) Aufstellen von Trennwänden, Innenwänden und Schachtverkleidungen ff .) Vergießen von Schüttungen und Verlegen des Trockenestrichs sowie der Trittschalldämmung ff .) Verfließarbeiten und Holzparkettverlegearbeiten

173


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

☐ 5.45. Regelgeschoß Wohnen M 1:250 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.46. Regelgeschoß Büronutzung M 1:250 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

174


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

0% DIY Anteil Stahlbeton Rohbau Brettschicht- und Brettsperrholz Rohbau 30% DIY Anteil Prefab Elementbauweise, 30% DIY Anteil >30% DIY Anteil Wohnungstrennwände >30% DIY Anteil Innenwände >30% DIY Anteil Deckenaufbau Aufenthaltsräume Deckenaufbau Sanitärräume Deckenaufbau Gang + Gemeinschaftsräume

0% DIY Anteil Stahlbeton Rohbau Brettschicht- und Brettsperrholz Rohbau 30% DIY Anteil Prefab Elementbauweise, 30% DIY Anteil >30% DIY Anteil Wohnungstrennwände >30% DIY Anteil Innenwände >30% DIY Anteil Deckenaufbau Aufenthaltsräume Deckenaufbau Sanitärräume Deckenaufbau Gang + Gemeinschaftsräume

175


5.3 Typ 2 - linienförmiges Gebäudeensemble

Kostenschätzung Typ2 DIY Anteil

Position ....

Bauwerkskosten incl. Leistungen durch D.I.Y [€/m²BGF] 50%

0%

30% D.I.Y Anteil

38% D.I.Y Anteil

Einsparung durch D.I.Y bei 30€/h

% Kosten der Position

Rohbau

....

50%

% Kosten der Position

50%

% Kosten der Position

416€/m² incl. (0,00h/m² D.I.Y)

0,0€/m²

Allgemein Baugrube Fundament Stützen Decken Vorfabrikation Außenwandmodul1 Rohbau zu Bauwerk 50%

% Kosten der Position

50%

% Kosten der Position

50%

% Kosten der Position

30% D.I.Y Anteil

38% D.I.Y Anteil

38%

Ausbau ....

538€/m² incl. (6,48h/m² D.I.Y )

Allgemein Dachverkleidung Fassadenhülle1 Innenausbau Wohnen Innenausbau Büro

50%

% Kosten der Position

50%

% Kosten der Position

1,0€/m² 19,4€/m² incl. (0,00h/m²) 170,6€/m² incl. (1,90h/m²) 141,1€/m² incl. (2,31h/m²) 205,6€/m² incl. (2,26h/m²)

194,4€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 57,1€/m² 69,4€/m² 67,9€/m²

30% D.I.Y Anteil

30%

38% D.I.Y Anteil

Technik .... 50%

316€/m² incl.(2,48/m² D.I.Y)

Allgemein Förderanlagen Wärme Klima und Lüften Sanitär Elektro + Automatisation spezielle Anlagen

23% Gesamt 1

176

94,2€/m²

% Kosten der Position

16,5€/m² incl. (0,00h/m²) 51,9€/m² incl. (0,36h/m²) 54,8€/m² incl. (0,06h/m²) 34,8€/m² incl. (0,43h/m²) 116,8€/m² incl. (2,20h/m²)

1289€/m²incl.(9,6h/m²) -

Angebot vgl: Handler Bau Zimmerei und ASBN

0,0€/m² 10,8€/m² 1,8€/m² 13,0€/m² 66,0€/m²

294€/m²


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

5.4

Ziel Resilienz und Nachhaltigkeit durch Auslegung auf höchste Flexibilität und Langlebigkeit; hohe Entfaltungs-, Reversibilitäts-, Nutzungs- und Gestaltungskapazität; Baustellensicherheit im Bereich des Selbstausbaus

Geschoßzahl bis zu 6

Raster 2,5 x 2,5m und andere in der Nasszellen- und Erschließungszone, in der Wohn- und Nutzfläche frei gestaltbar

Bauweise Support-Struktur (Raumregal): Stahlbeton-Erschließungskern, -Stützen und -Ebenen und umlaufender Balkon als “permanentes Baugerüst” Infill-Struktur (Selbstausbau): Fassaden, Wohnungstrenn- und -innenwände, Gemeinschaftsräume und FabLab

Heiz- und Kühlsystem Wassergeführt, aktivierte Betondecken als Grundheizung, aktivierte DIY-Wandheizungen als Bedarfsheizungen

Fassaden Strohballengedämmte Außenwände in CUT-Technik mit kalkverputzter Außenfassade, Innenseite wahlweise lehmverputzt oder holzsichtig

Raumhöhen 250cm, 280cm, 320cm (bei 44cm bzw. 28cm starker kernaktivierter Decke)

Eignung für Bauklassen IV und V gemäß Wiener Bauordnung, Gebäudeklasse IV nach OIB

177


Individuell gestaltete Fassadenvariante


179


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Als „leeres” Raumregal

☐ 5.47. Als „leeres” Raumregal vor dem Ausbau CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Typ 3 ist ein 6-geschoßiges punktförmiges Raumregal mit einer Länge von 35x28m und einer Traufenhöhe von 19,5m. Da es in Stahlbeton ausgeführt ist, handelt es sich um das permanenteste unserer Raumregale, bietet eine hohe Robustheit 180

für einen stetig wechselnden Ausbau und ist dadurch vor allem für dicht und dauerhaft besiedelte, zentrumsnahe oder urbane Zonen gedacht. Sofort fällt der umlaufende Balkon in jedem Geschoß auf, der Selbstbauenden größtmögliche

Baustellensicherheit beim Ausbau bietet. Es gibt keine Vorfertigung, es wird ausschließlich vor Ort gearbeitet, was eine gute DIY-Baustelleneinrichtung im Raumregal erfordert. Nicht nur den Innenausbau können die künftigen Bewohner selber vor-


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Alterenative Fassadenvariante

☐ 5.48. Alternative Fassadenvariante (eine von vielen möglichen) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

nehmen, auch die Fassade können sie gestalten und bauen. Dabei sind der Kreativität theoretisch keine Grenzen gesetzt. Lediglich die finanziellen und handwerklichen Fähigkeiten der Gruppe geben das Limit vor. Auf der linken Seite sieht man

das „leere” Raumregal vor Beginn des Ausbaus, wie es die Baugemeinschaft übernimmt, auf der rechten Seite eine einfachere Variante nach dem Ausbau und auf der vorigen Doppelseite sieht man eine höchst individuell gestaltete Fassa-

denvariante für Fortgeschrittene. Sie spiegelt die unterschiedlichen Grundrisse der einzelnen Geschoße wieder und zeigt etwas überzeichnet, wie Individualität im Raumregal ausgelebt werden könnte.

181


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Schnitt im Maßstab 1:250

☐ 5.49. Schnitt im Maßstab 1:250 in Längsrichtung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Im Schnitt sieht man den Keller, das im Vergleich zu den übrigen Geschoßen höhere (4,50m hohe) Erdgeschoß, in dem Handel, Organisationen oder auch ein FabLab untergebracht werden können, und die Obeschoße, die in der Kernzone 182

aus statischen Gründen 2,50m und in der fassadennäheren Zone 2,80m hoch sind. Auch hier sind die umlaufenden Balkone gut zu erkennen, an denen bei Bauarbeiten zur Sicherheit zusätzlich Fangnetze angebracht werden können. Das Stie-

genhaus befindet sich in der Mitte. Keller, Kernzone, Gebäudestützen, Schächte und Ringanker sind in Ortbeton ausgeführt, während die dünneren Deckenelemente, welche die fassadennähere Zone zwischen Kernzone und Ringanker


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundriss im Maßstab 1:250

☐ 5.50. Grundriss im Maßstab 1:250 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

überspannen, die umlaufenden Balkone sowie die Stiegenelemente vorproduziert und später eingesetzt werden. Das Dach kann je nach gestalterischen oder finanziellen

Anforderungen sowohl als Flachdach mit umlaufender Attika (wie im Schnitt und in der Kostenrechnung) als auch als optisch höheres Kaltdach (wie in den 3D-Grafiken auf

den vorherigen Seiten) ausgeführt werden. Auf der rechten Seite sieht man den Grundriss mit Stiegenhaus, Lift, Schächten, Gebäudestützen und umlaufendem Balkon. 183


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Die Support-Struktur eines Geschoßes Innere Erschließung

☐ 5.51. Support-Geschoß: Erschließungsvariante möglicher Wohnungen im späteren Ausbau CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.52. Support-Geschoß: mögliche Erschließungsgänge, Nasszellen, Küchen und Fassaden CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Um den Grundriss von Typ 3 zu verstehen, genügt es, ein Geschoß zu erklären, da die Support-Struktur jedes Geschoßes vor dem Ausbau identisch ist. Abbildung 4.36 zeigt, wie vom Stiegenhauskern aus künftige Wohnungen erschlossen werden können. Gänge, Nasszellen, Küchen und Fassaden In Abbildung 4.37 sehen wir, dass es mehrere Möglichkeiten der inneren Erschließung des Raumregals gibt: eine innere und eine äußere Gangzone, die als Gang gebaut werden kann aber nicht muss. Das bietet für die Grundrisse einen großen Variantenreichtum. Außerdem können die Gangzonen für Gänge in Wohnungen oder außerhalb von Wohnungen genutzt werden (siehe spätere Grundrissbeispiele).

d Konstruktive Zonen

b

☐ 5.53. Support-Geschoß: a) Geböudekern, b) Ringzone, c) Ringanker, d) umlaufender Balkon CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

184

Aufgrund der Statik ist, wie bereits erwähnt, die Decke in der Kernzone (a) (Stiegenhauskern + Küchen + innere Gangzone + Nasszellen) dicker. Der Ringanker (c) ist ein umlaufender Betonkranz, der dem Gebäude die äußere Stabilität gibt. Von ihm und den Gebäudestützen


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

☐ 5.54. Support-Geschoß: mögliche Erschließungsgänge, Nasszellen, Küchen und Fassaden CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

185


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Die Support-Struktur eines Geschoßes

Support-Struktur

Maße und Abstände werden Decken, Balkone und die DIY-Fassade getragen. In der Ringzone (b) (Wohnen, Schlafen, Arbeiten, Feiern etc.) sind die Räume höher, hier überspannen dünnere Fertigteilbetondecken den Bereich zwischen Kernzone und Ringanker. Der umlaufende Balkon (d) bildet den äußeren Ring des Punkthauses.

186

Auf der rechten Seite kann man gut erkennen, dass zur barrierefreien Erschließung gewisse Mindestbreiten von 1,50m der Gänge und des Balkons nötig sind: denn 1,50m Radius benötigt es, damit ein Rollstuhl umdrehen kann. Die Versorgungsschächte sind so platziert,

dass die Badezimmer und Küchen wahlweise in der inneren oder äußeren Gangzone und je nach Grundriss des Geschoßes und der Wünsche der Bewohner andocken können (siehe folgende Beispiele).


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

☐ 5.55. Support-Geschoß: Grundriss mit Maßen: Gangbreiten, Balkonbreite, Stiegenhaus, Lift, Schächte und Gebäudestützen CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

187


☐ 5.56. Detailschnitt durch die Fassade im Maßstab 1:20 mit umlaufenden Beton-Balkonen mit Isokorb-Aufhängung, Ringankern, Gebäudestützen (Rundsäulen) und Strohballenwand in CUT-Technik CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

188


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Details und Wandaufbauten

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2

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Damit ein solches Raumregal wie Typ 3 auch bautechnisch und bauphysikalisch gut funktioniert, müsst ihr dann auch die Gebäudehülle bauen. Aber keine Sorge, hier haben wir einige Vorüberlegungen einfließen lassen, die dafür sorgen, dass das hervorragend klappt. Damit durch den umlaufenden Balkon keine Wärmebrücken und Wärme-

7

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☐ 5.57. Axonometrie der Schichten verschiedener Wandaufbauten CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

6

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verluste auftreten, ist dieser auch durch einen umlaufenden Isokorb (ein Fertigteil-Dämmelement) im Support ausgestattet. Ihr müsst nur achtgeben, dass ihr die Gebäudehülle dicht und an der richtigen Stelle baut, so wie im Detailschnitt links zu sehen. Am besten und ökologischsten ist es unserer Meinung nach, die Hülle mit einer Strohbal-

lenwand zu schließen. Dazu seht ihr oben verschiedene dafür notwendige Schichten.

189


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

☐ 5.58. Balkon - barrierefreie Breite CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.59. Balkon - barrierefreier Zugang © ALUMAT Frey GmbH

☐ 5.61. Abstands- bzw. Barrierenregelung gegen vertikalen Brandüberschlag © Atelier Gassner KG

☐ 5.60. Balkon mit Isokorb-Elementen © Mit freundlicher Genehmigung der Heidelberger Betonelemente GmbH & Co. KG, D-Chemnitz-Mittelbach

☐ 5.62. Mehrgeschoßiges Wohnhaus in Wien, Taubstummengasse: Beispiel für eine sich als Raumregal eignende Gebäudestruktur mit raumhohen Fenster- und Fassadenelementen und mittels Isokörben angehängten Balkonen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

190


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Auf der linken Seite zeigen die Abbildungen, wie die barrierefreie Erschließung des Balkons gestaltet werden kann. Sowohl die bereits erwähnte Breite von 1,50m als auch im Fußboden versenkte Türrahmen sind dafür nötig. Darunter seht ihr auf der Abbildung ein Balkonelement aus Beton vor dem Einbau, an dem rechts der Isokorb angebracht ist, aus dem die Bewährungseisen zum Einbetonieren in der Bodenplatte des Raumregals herausragen. Auf der untersten Abbildung ist ein Wohnhaus zu sehen, dessen Konstruktion sich für ein Raumregal eignen würde, und bei dem gut erkennbar ist, wie Balkone - hier nicht durchlaufend - an die Bodenplatten angehängt sind. Zusätzlich reichen die Bodenplatten über die Fassaden hinaus, damit im Brandfall das Übergreifen des Feuers von einem Geschoß aufs nächste erschwert wird, wozu die Grafik darüber den in Österreich geltenden Norm-Rahmen erläutert. Entweder der Abstand zwischen den Fenstern zweier Geschoße ist ausreichend groß, um vor den Flammen anderer Geschoße zu schützen (linke Skizze) oder aber - bei raumhohen Fenstern und Türen wie in der untersten Abbildung - die nichtbrennbare Bodenplatte reicht über die Fassade hinaus (rechte Skizze).

☐ 5.63. Strohballenwand in CUT-Technik - Abscheren mit der Heckenschere CC-BY-SA Herbert Gruber, ASBN (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)

☐ 5.64. Strohballenwand in CUT-Technik - Doppelständerkonstruktion und Ballen für Fenster angeschrägt CC-BY-SA Herbert Gruber, ASBN (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)

Die Strohballenwände könnt ihr im Raumregal in der CUT-Technik einbauen. Das bedeutet, dass alles vor Ort gebaut wird. Fußschwellen, Steher, Strohballen, ihre Halteleisten sowie hinterlüftete Außenfassade und Innenputz. Die beiden Abbil-

dungen oben zeigen, wie bereits eingebaute Strohballen mittels Heckenschere für den Fenstereinbau angeschrägt werden können. Gut zu erkennen sind hier die zölligen Doppelsteher, um die Breite der Ballen von 36cm zu überspannen.

191


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

☐ 5.65. ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH: Ritterstraße 50, Innenansicht des Raumregals mit raumhohen Fassadenelementen und umlaufendem Balkon, Berlin (Deutschland) © Andrew Alberts

Die Haustechnik Schächte und Leitungen

Bauteilaktivierte Heizsysteme

Neben den Steigleitungen in den Schächten für die Badezimmer, die WCs und die Küchen, an die ihr mit den Leitungen auf eurer eigenen Etage im Selbstbau andockt, ist eine weitere ganz wesentliche Sache der Haustechnik im Raumregal bzw. in Typ 3 das Heizsystem.

Das Heizsystem ist hier in Support und Infill geteilt, denn Typ 3 verfügt sowohl über eine sogenannte Grundheizung als auch über eine Bedarfsheizung. Was das heißt? Bei beiden handelt es sich um wassergeführte Bauteilheizungen, bei denen Wasser in Röhren dicht unter dem Putz oder der Betonoberfläche

192

diese erwärmt und dadurch flächig warm abstrahlt (Strahlungswärme), was eine äußerst hohe Behaglichkeit für die BewohnerInnen erzeugt. Die Grundheizung wird dabei schon im Support in die Decken aller Etagen einbetoniert und hält sie bei allen Außentemperaturen konstant bei ca. 18°C Innentemperatur. Die Bedarfsheizung baut ihr euch


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

während des Ausbaus selbst in die Innenwände, die ihr errichtet, ein. Auch dabei ist eine Bauteilheizung, z.B. im Lehmputz, empfohlen, mit der ihr in euren eigenen Räumen eure Lieblingstemperatur sozusagen auf die 18°C Grundtemperatur „aufstockt”, seien es nun eher 20°, 22° oder 26°C. Ihr könnt dabei z.B. mit eurer Bauteilheizung an das Warmwassersystem der Grundheizung andocken, aber genauso gut auch jedes x-beliebige Heizsystem zum Aufstocken verwenden. Ihr zahlt auch die dafür aufgewendeten Energiekosten selber, während die Energiekosten der Grundheizung von allen Bewohnern im Haus anteilig oder durchschnittlich bezahlt werden. Da ihr durch die strohballengedämmten Außenwände einerseits eure Gebäudehülle in Niedrige-

nergiestandard ausgeführt habt und andererseits die Grundheizung das Gebäude bereits auf 18°C erwärmt, ist es kein großer Aufwand mehr, die restliche Wärme mit eurer Bedarfsheizung hinzuzufügen.

☐ 5.67. Infill-Bauteilheizung Montage © WEM Wandheizung GmbH

☐ 5.68. Bauteilheizung in einer Wand © www.lehm-kalk-steine.de

☐ 5.69. Infill-Bauteilheizung © Erwin Schwarzmüller, GESA, „Fit fürs Handwerk”

☐ 5.66. Support-Grundheizung: einbetoniert in vorgefertigtem Deckenelement © solar-sicherheit.de

☐ 5.70. Flexible Infill-Bauteilheizung © ArgillaTherm GmbH

193


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

3D-gedrucktes Modell im Maßstab 1:200

Nach Analyse und Überlagerung diverser Raumregalgrundrisse (siehe Raumregale in Kapitel 3), wollten wir einen Raumregal-Typen entwickeln, der eine möglichst hohe Variabilität an solch flexiblen Grundrissen zulässt. Ein zusätzliches Tool dabei war es, den Typen im Computer dreidimensional zu zeichnen und dann mit einem 3D-Drucker auszudrucken. Einerseits ließen sich damit die Grundrisse und das Raumregal perfekt testen. Andererseits entstand dabei der Gedanke, daraus ein Planungswerkzeug für die Selbstbauenden werden zu lassen. In Weiß ist der Support-Grundriss des Raumregals gedruckt. In Blau die meist barrierefreien Badezimmer samt WCs und in Rot die Küchen. Mit diesem benutzbaren 194

Architekturmodell sollen auch die Selbstbauenden - so wie wir bei der Entwicklung und Planung - ihre eigenen künftigen Grundrisse ausprobieren und entwickeln können. Man sieht gut an den Abbildungen, wie Badezimmer und Küchen an immer anderen Stellen platziert werden können, was völlig unterschiedliche Grundrisse ermöglicht und so eine extrem große Flexibilität bietet. Auch die DIY-Fassade ist symbolisch mit den gelben Elementen dargestellt. Ihre Unterschiedlichkeit soll die Möglichkeiten der individuellen Gestaltung symbolisieren, jedoch sind genau diese Formen nicht unbedingt am leichtesten zu realisieren. Die Fassaden sollten die Selbstbauenden schließlich sowieso selber entwerfen.


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

3D-Modell für die Selbstbauenden zum Ausprobieren und selber Entwerfen

☐ 5.71. 3d-Modell mit individuell gestalteter DIY-Fassade (gelb) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.72. 3d-Modell mit Gebäudekern CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.73. 3d-Modell mit Badezimmern (blau) und Küchen (rot) zum Hineinstecken und Ausprobieren des eigenen Lieblingsgrundrisses CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

195


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante 1

Im Folgenden werden fünf Beispielgrundrisse, die wir nach der Analyse entwickelt haben, vorgestellt. Die Grundrisse des Ausbaus sind auf Transparentpapier gedruckt, damit man klar ablesen kann, was Support und was Infill ist. Der erste Grundriss ist ein eher konventioneller und enthält acht Woh-

196

nungen für Pärchen oder Familien, wie sie auch am Wohnungsmarkt vorkommen. Die DIY-Fassade bildet die unterschiedlichen Einheiten ab. Man sieht im Grundriss, wie die Badezimmer effektiv an die Schächte andocken und doch vielfältige Zugänge zu den Wohnungen frei bleiben. Der Stiegenhauskern hat eine mittlere Größe.

☐ 5.74. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche


Grundrissvariante 1

197



5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

199


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante 2

Die zweite Grundrissvariante umfasst 12 Wohnungen. Davon 4 große und 8 Kleinstwohnungen, das heißt hier kann ein anderer Bewohnertypus aus anderem sozialen Hintergrund wohnen.

☐ 5.75. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche

200


201



5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

203


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante 3

Mit einer Großraum-WG über die gesamte Etage hat diese Variante das Potenzial für Lebensformen der Zukunft. Sie ist stark vom zu recht prämierten Wettbewerbsbeitrag des Architekten Daniel Theiler bei den „Berlin Awards” inspiriert und somit nicht von uns entworfen sondern nur „geremixt”, indem wir die vorhandenen Elemente auf den Raster

204

des Supports von Typ 3 mit seinen inneren und äußeren Gangzonen und Schächten angepasst haben. Das zeigt eine weitere Qualität von Typ 3: die spannendsten und flexibelsten Grundrisse unserer Zeit mit all ihren architektonischen Qualitäten aufnehmen und neu interpretieren zu können. Der Stiegenhauskern ist auf ein Minimum geschrumpft.

☐ 5.76. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche


205



5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

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5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante 4

Grundrissvariante 4 ist die erste unserer beiden Etagen für Wohngemeinschaften. Die 18 Einzelzimmer werden rhythmisch durch die vier Gemeinschaftsräume gruppiert. In den vier Ecken der inneren Gangzone befindet sich je eine Gemeinschaftsküche, die sich zu den Gemeinschaftsräumen hin orientiert. Die vier WGs sind hier ohne

208

Trennwände untereinander ausgeführt, so dass jede und jeder mal in der Community der einen wie der anderen WG mit kochen und feiern kann. Die Trennwände können aber jederzeit hinzugefügt werden.

☐ 5.77. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche


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5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

211


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante 5

Wie bei dem WG-Etagen-Grundriss von Grundrissvariante 4 so sind auch bei diesem hier die 18 Einzelzimmer durch vier Gemeinschaftsräume gegliedert. Diesmal liegen die Gemeinschaftsräume aber in den Gebäudeecken und bekommen somit Licht von zwei Seiten. Allerdings haben wir dieses Geschoß mit sechs WGs ausgeführt, um zu zeigen,

212

dass hier grundriss- und wohneinheitenmäßig alles nur erdenkliche machbar ist.

☐ 5.78. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche


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5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

215


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Grundrissvariante im Barockstil

Dieser Grundriss ist ein Spezialfall und eher mit Humor zu nehmen. Wir wollen damit nur zeigen, was alles an Unterschiedlichem in unser Raumregal hinein gebaut werden könnte und welchen Ideen und Wünschen es Raum gibt. Selbst echten Barock-Freaks! - vielleicht würde Falco hier auch gern mal eine Party feiern... Grundrissmäßig wäre

216

diese Variante jedenfalls durchaus möglich. Nur vom finanziellen und arbeitstechnischen Aufwand möchten wir hier warnen. Da steckt dann auch der Teufel im Detail, in den extrem dicken Wänden, in den Schlossfenstern etc. Aber nehmt ihn als Inspiration für eure eigenen Entwürfe und lasst euch nicht einschränken!

Support-Struktur Stiegenhauskernwand Wohnungstrennwand Innenwand Außenwand Nasszelle Küche


217



5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

219


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Eure eigene Grundrissvariante könnt ihr hier selber zeichen:

Hier könnt ihr selbst drauf los entwerfen! Ihr habt nun einige Grundrisse von Typ 3 kennengelernt. Aber das sind nur ganz wenige von unendlich vielen. Da gibt es keine Grenzen, alles was ihr euch überlegt, kann man auch durchplanen. Dazu braucht ihr dann nur noch einen guten Planer, der mit euch gemein-

220

sam den Weg des gemeinschaftlichen Bauens und vorher auch Planens geht. Wir sind gespannt auf eure Ideen!


221



5.4 Typ 3 - Punkthausfรถrmiges Raumregal

Support-Struktur

223


5.4 Typ 3 - Punkthausförmiges Raumregal

Kostenschätzung Typ3 D.I.Y Anteil

Position .... Bauwerkskosten inkl. Leistungen durch D.I.Y [€/m²BGF]

0%

Rohbau

....

532€/m² incl. (0,00h/m² D.I.Y)

Allgemein Baugrube Gründung Horizontale Konstruktion Vertikale Konstruktion Rohbau zu Bauwerk 50%

30% D.I.Y Anteil

39%

50%

38% D.I.Y Anteil

50% 50%

34% D.I.Y Anteil

50%

31,3€ inkl. (0,00h/m²) 22,4€ inkl. (0,00h/m²) 48,6€ inkl. (0,00h/m²) 283,6€ inkl. (0,00h/m²) 54,1€ inkl. (0,00h/m²) 3,1€ inkl.(0,00h/m²)

Einsparung durch D.I.Y 30€/h 0,0€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 0,0€/m²

% Kosten der Position

Ausbau ....

271€/m² incl. (3,82h/m² D.I.Y )

% Kosten der Position

Allgemein Dachverkleidung Fassadenhülle Innenausbau % Kosten der Position % Kosten der Position

% Kosten der Position

0,0€/m² inkl. (0,00h/m²) 36,5€/m² inkl. (0,00h/m²) 120,0€/m² inkl. (1,81h/m²) 136,0€/m² inkl. (1,76h/m²)

114,8€/m² 0,0€/m² 0,0€/m² 60,7€/m² 54,1€/m²

39% D.I.Y Anteil

50%

34%

% Kosten der Position

Technik ....

50%

293€/m² incl.(2,48/m² D.I.Y)

Förderanlagen Wärme Klima und Lüften Sanitär Elektro + Automatisation % Kosten der Position

16,5€/m² inkl. (0,00h/m²) 81,3€/m² inkl. (0,54h/m²) 54,8€/m² inkl. (0,05h/m²) 21,3€/m² inkl. (0,36h/m²) 119€/m² inkl. (1,80h/m²)

93,4€/m² 19,0€/m² 1,8€/m² 13,0€/m² 63,1€/m²

34% D.I.Y Anteil

50%

% Kosten der Position

39% D.I.Y Anteil

19% 224

50%

Gesamt % Kosten der Position

1095€/m²inkl.(6,93h/m²) - 208€/m²


5.5 Typ 4- NawaRoSan

5.5 Typ 4- NawaRoSan

5.5

Ziel Ökologisches Alternativmodell zur thermischen Sanierung von Wohnhausanlagen

Geschoßzahl -

Raster frei gestaltbar, an Fensteröffnungen und Strohballenmaße anzupassen

Bauweise Variante Vorfabrikation: Fertige Holzfassadenmodule werden an die bestehende Ziegel- oder Betonaußenmauer angelehnt Variante OnSite: Zimmerer montieren ein Holzrahmengerüst. anschließend finden ‚vertikale‘ Selbstbauworkshops auf einem Baugerüst statt.

Heiz- und Kühlsystem (im Bestand vorhanden)

Fassaden Srohballengedämmte Holzrahmen mit kalkverputzter Außenfassade, Innenseite: bestehendes Mauerwerk.

Raumhöhen anpassbar an Bestand

Eignung für Bauklassen IV und V gemäß Wiener Bauordnung, Gebäudeklasse IV nach OIB

225


5.5 Typ 4- NawaRoSan

Thermische Sanierung einer Wohnhausanlage mit nachwachsenden Rohstoffen

☐ 5.79. Perspektivbild, Sanierungsobjekt CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Typ4 behandelt eine Gegenüberstellung eines Sanierungsprojekts (Strategie „TheWoSan”) mit einer Alternative aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Ziel ist es die Vorteile aus dem low-tech Baumaterial Strohballen in Bezug auf seine bauphysikalischen Eigenschaften und seine einfache Verarbeitbarkeit auf der Baustelle darzustellen und zu demonstrieren, dass Selbstbau im mehrgeschoßigen sozialen Wohn226

bau möglich ist. Die Gegenüberstellung beinhaltet eine Beschreibung des Bauablaufs, Kosten und Heizwärmebedarf beider Sanierungen. Entstehende Mehrwerte durch den alternativen Ansatz werden beschrieben. Das bearbeitete Fallbeispiel „LeoSlezak-Gasse 16, 1180 Wien”, ein Wohnhaus aus den 1960ger Jahren unterzog sich 2008 einer thermi-

schen Wohnhaussanierung unter der Sanierungsverordnung LGBl Nr. 2/2009 idF 27/2009. Orientierung an der „Verordnung der Wiener Landesregierung über die Gewährung von Förderungen im Rahmen des II. Hauptstückes des Wiener Wohnbauförderungsund Wohnhaussanierungsgesetzes – WWFSG 1989 (Sanierungsverordnung 2008) „. Davon kamen §5 (The-


5.5 Typ 4- NawaRoSan

WoSan umfassend), § 8 (Abs.4Z2 Erhaltung mit TheWoSan, Darl. 10J) und §10 (Erhöhung Wohnkomfort, Einmalzuschuss) zur Anwendung. Das Gebäude umfasst 20 Wohneinheiten auf 5 Geschoßen, mit einer Bruttogeschoßfläche von 1325m² und einer Nettogeschoßfläche von 1029m².

Leistungsbeschreibung: ff Montage eines Wämedämmverbundsystems (14cm EPS031) inkl. Nebenarbeiten wie Baustelleneinrichtung, Gerüst, Baustellensicherung und Demontage, Erneuerung der Blitzschutzanlage. ff Dämmung der obersten Geschoßdecke (Dampfsperre,

EPS 14cm, Flankendämmung, schwimmender Estrich)

In der Alternativ-Variante nicht abgewandelte Leistungen: ff Dämmung der Kellderdecke (abgehängte Decke: 10cm Mineralwolle, Gipskarton, Nebenarbeiten); Montage neuer HolzAlu Fenster (U-Wert 0,8 W/m²K, R38-43db) inkl.Sohlbänke ff Montage einer Brandrauchentlüftung im Stiegenhaus ff Austausch der Verglasung der Pfosten-Riegel-Konstruktion im Stiegenhaus

Beschreibung der Berechnungen

☐ 5.80. Fassadenbild im Verlauf der Sanierung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

Kosten: Für die Summe der zulässigen Gesamtbaukosten sind gemäß §3 Abs.2Z1 der Sanierungsverordnung 2009 660€ x NGF einzuhalten. Daraus resultieren für das vorliegende Projekt maximal zulässige Gesamtbaukosten von 679.206€. Dies ist der Zielwert für alternative Variante; der Sanierung aus nachwachsenden Rohstoffen. Dieser Maximalbetrag gilt für die Summe an anfallenden Kosten für §5,§8 und §10. Für den Vergleich mit dem NawaRo Projekt ist lediglich der Aufwand für §5 „TheWoSan-umfassend” relevant. Dieser betrug nach Endabrechnung 318€/Nettoge227


5.5 Typ 4- NawaRoSan

☐ 5.81. Vergleich der Kostenschätzung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

schoßfläche. In Folge wurde nicht weiter unterschieden zwischen Erhaltung nach §14a Abs2 Z1 WGG und Abs2 Z5. Dies sollte bei einer Vertiefung der Diskussion noch stattfinden. (Der Abbruch der Attika wurde den Arbeiten im Zuge TheWoSan zugeordnet, alle anderen Arbeiten am Dach den Erhaltungskosten §8.) Zum einfacheren Variantenvergleich konzentrierte sich die Arbeit nur auf die reinen Herstellungskosten. (281€/m² NGF) Die Nebenkosten bestehen aus Verwaltung, Planung, Betreuung und betrugen im Fallbeispiel TheWoSan ca.11%. Von den Herstellungskosten sind wiederum nur die Baumeisterarbeiten (137€/m² NGF) interessant für den Vergleich mit der Sanierung aus nachwachsenden Rohstoffen, da alle anderen Leistungen außerhalb des möglichen Einsatzgebietes für NawaRos liegen. (Die Fenster wur228

☐ 5.82. Vergleich Endenergie- und Heizwärmebedarf der unterschiedlichen Sanierungsvarianten CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

den schon vorher durch Holzfenster ersetzt.) Einzig bei der Variante „Prefab” wurde ein Honorar für die Zimmermannsplanung hinzugefügt, da hier von zusätzlichen Kosten in einem Maß ausgegangen werden kann, das über die Planungskosten für eine Vollwärmeschutzfassade hinausgeht. Energie: Da in der vorliegenden Sanierungsvariante keine Änderung an den Haustechnikkomponenten vorgesehen ist, begnügt sich diese Arbeit mit dem Vergleich des Heizwärmebedarfs. Für den Erhalt der Wohnbauförderung musste 2009 ein HWB nach Sanierung von mindestens 45kWh/m²a erreicht werden. Das Gebäude verfügt über einen Fernwärmeanschluss, dessen Verteilleitungen im Haus größtenteils ungedämmt sind. Die Wärmeabgabe erfolgt über manuell regulierbare Einzelraumradiatoren. Dadurch fällt der erreichte HWB

von 28kWh/m²a bis zum HEB auf 166kWh/m²a. Die Frage, ob nicht der Fokus auf die Haustechnik mit weniger Aufwand als eine TheWoSan eine Verbesserung des letztendlich ausschlaggebenden Endenergiebedarfs, bzw CO2 Emissionen und Ressourcenverbrauch erwirken würde, ist relevant, aber nicht Teil der Aufgabenstellung. Lediglich eine quantitative Gegenüberstellung von Endenergiebedarf und HWB wird dargestellt (Abb.), damit der Impact der Veränderung des HWBs ersichtlich ist. Der Energieausweis wurde mit ArchiPhysik 13 durchgefürt. Das vereinfachte Berechnungsverfahren lt. ÖN B81106:2010 wurde für alle Bauteile und die Berechnung der Verschattung angewendet. Beide Sanierungsvarianten wurden in ArchiPhysik, unter zu Hilfenahme Berechnungsnormen von 2015 eingegeben, damit der Vergleich möglich ist.


5.5 Typ 4- NawaRoSan

☐ 5.83. Vorfabrizierte Strohaußenwandelement, unverputzt © shaktihaus

NaWaRo-Sanierung mit Eigenleistung Beschreibung der Bauteilunterschiede im Vergleich zum Referenzobjekt TheWoSan: Die Kellerdecke ist unverändert zum Referenzobjekt. Die Außenwände wurden mit 22cm Strohballendämmung und 3cm Kalkputz mit Silikatanstrich überdämmt. Die Holzrahmenbauweise, in die die Strohballen eingesetzt werden wurde mit 8/22cm alle 90cm angegeben. Man könnte den Dämmwert der Wand durch die Anwendung von Dämmständern oder Holzleiterständern weiter verbessern. Für die Außenfassade wurde eine zweite Variante entwickelt und in den Kostenschätzungen getrennt gerechnet. In der zweiten Variante wird der Kalkputz durch eine wasserimprägnierten DWD Platte ersetzt und zusätzlich eine hinterlüftete Fassade mit einer offenen horizontalen Lärchenholzschalung angebracht. Die

oberste Geschoßdecke wurde mit dem Standard Strohballenmaß von 36cm Schichtdicke belegt und mit 1cm Kalkputz als Brandschutzschicht bespritzt. (genaue Wandaufbauten siehe Anhang) Vorzeigemeister und Selbstbauworkshops: Aufgrund der Erfahrungen mit anleitenden Bauworkshops des österreichischen Strohballennetzwerks, die seit vielen Jahren Erfahrungen gesammelt haben, wie man Laien den Spaß am Selbstbauen vermitteln kann, wurde für die Leistung des Vorzeigemeisters in der Kostenschätzung 0€ angesetzt. Die Erfahrung zeigt , dass die Interessierten DIYler gerne bereit sind den Aufwand für den Anleiter zu übernehmen. Ein weiterer Vorteil, den die Erfahrung lehrt, wenn diese Dienstleistung selbst betrieben wird, ist, dass die Selbstbautätigkeit innerhalb einer Baustelle nicht nur auf die vor Ort lebenden

Bewohner angewiesen ist, sondern Selbstbauinteressierte aus der ganzen Region anzieht. Diese Art von Learning by Doing könnte natürlich auf andere Gewerke ausgeweitet werden. In wie weit sich dadurch Kosteneinsparungen ergeben, wäre im Einzelnen zu prüfen. Auf jeden Fall erhöhen sich passive und aktive Kompetenzen in der Bevölkerung wodurch die Befähigung selbstständige Entscheidungen in zukünfitgen Planungsprozessen zu treffen, steigt. „Variante OnSite”: Nach der Errichtung eines Baustellengerüsts, und der Absicherung dessen, erfolgt das zimmermannstechnische Anbringen des Holzskeletts an die Bestandsfassade. Daraufhin wird der Bauworkshop unter Anleitung abgehalten. Ein Anleiter führt die Laien in das Einbringen der Strohballen ein. Über einen Gerüstlift (1x0,5m) werden die Strohballen auf 229


5.5 Typ 4- NawaRoSan

die jeweilige Plattform gehoben. Es können alle Mieter gleichzeitig angelernt werden und vor ihrer jeweiligen Fassade gleichzeitig die Dämmung einbringen. 2 x 8 h pro Wohnung wurden in der Kostenaustellung dafür einberechnet. Nach Fertigstellung folgt der gleiche Prozess für das Aufbringen des Armierungsgewebes und auch für den Kalkputz. Auch hierbei könnte eine zeitliche Minimierung der Anleiterstunden versucht werden, indem alle Interessenten gleichzeitig an einem Vorzeigemodul eingeschult werden. Die gleiche Prozedur wiederholt sich für den Dachraum. Strohballen werden über den Lift direkt aufs Dach gehoben. Das Einbringen der Strohballen in horizontalen Ebenen erfolgt rascher als in vertikalen. Eine Sicherheitsschicht aus Kalkputz (1cm) kann ebenso von den angelernten Laien übernommen werden. Alle übrigen Arbeiten sind in der Kostenschätzung Professionalisten zugedacht. Für die Zukunft ist es vorstellbar weitere Teilleistungen in Eigenleistung zu übernehmen. (für die Auflistung der Positionen siehe Anhang) Variante „Prefab”: In dieser Variante wird der gesamte Holzskelettbau in Form von Fertigmodulen in einem FabLab oder in einer Zimmerei vorgefertigt. Die Zimmerei stellt die einzelnen Holzrahmen vorab her. Die Aufgabe der Laien ist unter Anleitung zuerst eine Schicht OSB 230

Platten auf die Rahmen zu montieren, sie anschließend umzudrehen und mit Strohdämmung auszufachen. Die Arbeiten in der Halle machen es für den Anleiter leichter die kontrollierten Abläufe zu überwachen. Der Nachteil besteht im Platzbedarf. Es wird selten möglich sein alle 20 Hausparteien gleichzeitig arbeiten zu lassen. Die verbleibenden Arbeitsschritte sind das Verschrauben einer Ebene DWD Mitteldichte Faserplatte, Herstellung der Hinterlüftungsebene (Konterlattung) und Verschrauben der Sichtfassade. (Lärchenholzleisten horizontal). Das Montieren der Fenster geschieht ebenso in der Werkshalle. In der Kostenschätzung übernehmen Professionalisten diesen Arbeitsschritt. Es ist jedoch denkbar auch hier vermehrt mit Laien zu arbeiten. (Hier ist besonders auf das Erreichen der benötigten Winddichtigkeitsklassen entlang der Fensterlaibung zu achten.) Nach Fertigstellung der Arbeitsschritte übernimmt die Zimmerei den Transport und die Montage vor Ort. Für die Einbringung der Strohballen in die Dachebene wird der Ablauf der Onsite Variante übernommen, mit dem Unterschied dass der Montagekran die Strohballen nach oben befördert. Alle weiteren Teilleistungen sind den Professionalisten zugeschrieben.

Ergebnisse/Schlussfolgerungen Energie: Der errechnete HWB bei einer Sanierung mit 22cm Strohballen beträgt 28,48kWh/m²a und ist damit beinahe identisch mit der TheWoSan Variante des Vergleichsobjekts. Simulierte man die Einbringung von vollen Strohkleinballen in der Außenwand (d=36cm) verbessert sich der HWB auf 25kWh/m²a. Der Kostenmehraufwand dafür ist gering, jedoch verhindern die gesetzlichen Rahmenbedingungen bei Baulinienübertritten durch thermische Verbesserungen eine Verbreiterung der Wandstärke. In beiden Varianten wurden am Dach 36cm Strohballen in die Modellberechnung eingesetzt. Kosten: Der Detailgrad der Kostenaufstellung des TheWoSan Projekts ist nicht ausreichend um genaue Positionen ablesen zu können. Das heißt der Kostenvergleich zwischen dem NaWaRo Projekt und dem Referenzobjekt ist ohne Vertiefung in die Kostenaufschlüsselung des TheWoSan Projekts nicht vollständig aussagekräftig. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, bestimmte Teilleistungen übersehen oder doppelt in der übernommenen Kostenschätzung angeführt zu haben. Zur Sicherheit wurden alle Leistungen, die nicht klar zuordenbar waren, in die Kostenschätzung des NaWaRo Sanierungsprojekts mit übernom-


5.5 Typ 4- NawaRoSan

men. Man kann jedoch davon ausgehen das der Teil der Leistungen, die unter „Baumeisterleistungen“ fällt, der für die Untersuchung einzig relevante Anteil der Kosten ist. Somit lassen sich gültige Aussagen treffen. Das Resultat des Kostenvergleichs zeigt, dass die NaWaRo Sanierungsvarianten etwas über die förderbare Kostengrenze hinausgehen, solange die Kosten für die Eigenleistungen vergütet werden. Das ist in der Praxis jedoch wie oben beschrieben nicht der Fall. Ausschlaggebend dafür ist das Funktionsprinzip der Workshops. Die Eigenleistungen der Bewohner oder anderer DIY-Interessenten bei der Mithilfe der Ausführung einfacher Arbeitschritte (Strohdämmung einfüllen, Holzplatten verschrauben und Verputzleistungen) können mit 0€ Kosten eingesetzt werden. (siehe oben Abschnitt „Vorzeigemeister und Selbstbauworkshops”). Die Abbilung zeigt das Ansteigen der Herstellungskosten, wenn die Eigenleistungen des Anleiters und die der freiwilligen Helfer miteingerechnet werden. Dabei Schnitt die Variante „Prefab” schlechter ab, da die manuellen Arbeitsschritte in der Vorfabrikation der Fertigholzrahmenelemente rascher und einfacher abzuwickeln sind, als in der Variante „OnSite”. Dies ist konträr zur gängigen Logik von „Einsparung von Arbeitszeit = Kostenvor-

teil“ zu lesen und spiegelt die Logik vom Bauen mit LowTech Materialien wieder. Es ist also durchaus empfehlenswert eine Sanierungsstrategie aus nachwachsenden Rohstoffen mit Eigenleistungsanteil und unter Anleitung von Fachkräften in das Förderprogramm für Wohnhaus Sanierungen der Stadt Wien aufzunehmen. Vorab müssten dazu Abstimmungsarbeiten mit der Stadt Wien zum Thema ‚Sicherheit auf der Baustelle‘ stattfinden. Außerdem ist abzuklären welchen Status die Teilnehmer an den Bauworkshops haben, und wie die Leistungsabnahme im Detail funktioniert. Mehrwert: Durch das Einbinden der Bewohner in den Sanierungsprozess und die dortige Einführung in die Relevanz mit nachwachsenden Rohstoffen zu bauen, können geringere Folgekosten in der Nutzung, z.B durch einen bewussteren Umgang beim Energiekonsum durch Heizen erwartet werden. (Suffizienzpfad) Ähnlich sind die Auswirkungen auf die zu erwarteten Kosten in der Instandhaltung. So könnte bei einer erneuten Sanierung der Außenwände oder Fenster in 30-50Jahren auf die vorhandenen Fähigkeiten (aktive Kompetenz) der Benutzer zurückgegriffen werden und diese abermals in die Planungs- und Bautätigkeiten eingebunden

werden. Erfahrungsberichte von Selbstbaustellen können im Vorfeld gesammelt werden und in künftige Sanierungsszenarien einfließen, so dass immer mehr Teilleistungen von Bewohnern übernommen werden können; und in Folge Bauskosten gesenkt werden. Generell ist die Toleranz beim Umgang mit Bauschäden oder Abnutzungserscheinungen bei Bewohnern dann höher, wenn sie selbst mitgebaut haben. Lebensdauer und Ende des Lebenszyklus und Einsparung CO2: Die Lebensdauer von Baustroh und anderen natürlichen Faserdämmstoffen ist dann nahezu unendlich, wenn eine Gleichgewichtsfeuchte unter 13% eingehalten werden kann. Dies sollte mit der Verwendung der angeführten Wandaufbauten möglich sein. Endet der Lebenszyklus dieses Baustoffs, kann er in der Landwirtschaft weiter verarbeitet, oder in anderen Gebäuden wieder eingebaut werden, da er nicht verklebt oder anders befestigt wurde. Er enstpricht also zu 100% der Cradle to Cradle Idee. Die Gegenüberstellung der Treibhausgasemissionen der verwendeten Baumaterialien beider Sanierungsvarianten ergibt starke Unterschiede. Der Verbau von EPS gegenüber Stroh, Holz sowie der Einsatz von Zementputzen gegen231


5.5 Typ 4- NawaRoSan

über Kalkputz zeigt hier starke Unterschiede in der CO2 Bilanz. Die errechnete CO2 Bilanz des Baustrohs beträgt -1,25kg CO2eq/kg, es ist also ein CO2 Speicher. Im Vergleich dazu hat EPS031 einen Wert von 4,17kg CO2eq/kg. Auf dieses Sanierungsprojekt aufgerechnet würde das Wegfallen von EPS Dämmung eine Treibhausgasreduktion von CO2eq 9593kg einbringen. Das entspricht den CO2eq Emission des Heizwärmebedarfs einer sanierten 60m² Wohnung nach 42 Heizsaisonen bzw des gesamten Wohnhauses nach 2,5 Heizperioden (Versorgungssystem: Fernwärme. Ökobilanz der Fernwärme Wien: 132g/kWh CO2eq.)

Ausblick: Der Dämmstoff Anteil der Kosten im Vergleich zu Gesamtbaukosten ist so gering, dass es nicht mehr verantwortbar ist ein Erdölprodukt einem nachwachsenden Rohstoff gegenüber zu bevorzugen. Das Potential der Kosteneinsparung durch wissensvermittelnde Bauworkshops, die Teil der Bauausführung sind, ist gegeben. In diesem Projekt lag der errechnete Anteil der Eigenleistungen an den Errichtungskosten für den Umfang der TheWoSan Arbeiten bei ca. 6% (Variante Prefab) bzw 10% (Variante OnSite). Doch genau diese Kosten machten Unterschied zum 232

Preisabstand gegenüber dem Wärmedämmverbundsystem. Die Auswirkungen auf die Instandhaltungskosten müssen in Zukunft erforscht werden. Der Prozess Bauanleitungsworkshop bringt multiple Mehrwerte mit sich, die weit über das Bauen hinausgehen. Er muss eingeübt und in einen rechts- und versicherungstechnisch einwandfreien Rahmen eingebettet werden. Policies sind hierfür gemeinsam mit der Stadt Wien zu erarbeiten. Das Thema Selbstbau liegt innerhalb der Smart City- und STEP25-Leitthemen „Partizipation, Inklusion und Empowerment”. Wien könnte der Vorreiterrolle auf dem Gebiet Gemeinnütziger Wohnbau abermals gerecht werden. Es bestünde eine einmalige Chance bis zur internationalen Bauaustellung in Wien 2022 Vorzeigeprojekte für eine neue Art von sozialen Wohnbau mit open source Charakter einem internationalen Publikum präsentieren zu können.


5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

☐ 5.84. Vorfabrikation von Elementen in der Fertigungsstraße einer Zimmerei, © Taglieber Holzbau GmbH, Georg-Schwab-Straße 3, 86732 Oettingen https://www.taglieber-holzbau.de/?id=146, (18.10.2017)

5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Vorfabrikation Arbeitsschritte: Herstellung eines fertigen Außenwandmoduls inkl. Fenstereinbau Verhältnis Fachkräfte/DIY:

5.6

DIY Tätigkeit: Kosten und Einsparungen durch DIY Leistungen:

233


5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Rohbauphase u Montage Holzbau Arbeitsschritte: Betonplattenfunadamente werden hergestellt, Stahlbetonstiegenhauskerne werden in Ortbeton errichtet, alle KLH Decken und vorgefertigen Außenwandelemente von einem Zimmereibetrieb mit Ladekran montiert. Die Dichtigkeit der Stöße wird durch montierte Profilleisten an den Elementen aus 234

der Vorfabrikation garantiert. Verhältnis Fachkräfte/DIY: Es wäre denkbar bei Betongießarbeiten Interessierte Selbstbauer in den Bauablauf der Baufirma einzubetten. D..I.Y Tätigkeit: Die Gewährleistung der ordnungsgemäßen Ausführung lasttragender Bauteile kann nur durch die Baufirmen erfolgen. Es obliegt der Baufirma ob sie Inter-

essierte Laien in einem Schnellkurs in ihr Bauteam integrieren und für deren Leistungen Gewähr übernehmen. Kosten und Einsparungen durch DIY Leistungen: für die Rohbauleistungen des Typ2s und Typ3s wird keine DIY Hilfsleistung in Anspruch genommen. Für Typ1 wurden 30% D.I.Y Leistung, hauptsächlich in der Vorfabriktion der Deckenelemente ermittelt.


5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Haustechnik 1 Arbeitsschritte: Installation der zentralen Gebäudetechnik (Lüftunganlage, Heizanlage, Speicher, Kühlanlage, Wärmetauscher, Wärmerückgewinnungsanlage, Pumpen,..) Verlegung der Verteil- und Steigleitungen für Strom, Internet, Lüftung, Zu- und Abwasser, Vor-, Rückund und Zirkulationsleitung des Heizsystems.

Anschluss der Verteilleitungen an die zentralen Gebäudetechnikanlagen. Ausführung der Brandschutzschotten im Schachtbereich. D..I.Y Tätigkeit: keine Kosten u Einsparung durch Eigenleistung: keine erforderliche Abnahmen:

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5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Aufgabe für den Anleiter: Kosten u Einsparung durch Eigenleistung:

Trockenbau 1 Arbeitsschritte: Einmessen und Aufstellen von Holzständern für raumbildende Wohnungstrennund Innenwände. D..I.Y Tätigkeit: Organisation der Baumaterialien und Ablauf des Anleiterworkshops, Zuschneiden, Nivellieren und Montieren der Holzständer.

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5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Aufgabe für den Anleiter: Kosten u Einsparung durch Eigenleistung:

Trockenbau 1 Arbeitsschritte: Einmessen und Aufstellen von Holzständern für raumbildende Wohnungstrennund Innenwände. D..I.Y Tätigkeit: Organisation der Baumaterialien und Ablauf des Anleiterworkshops, Zuschneiden, Nivellieren und Montieren der Holzständer.

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5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Haustechnik 3 Arbeitsschritte: Verlegung der Anbindeleitungen f체r Kalt-, Warmund Abwasser, und Vor-. R체ck und Zirkulationsleitung f체r die Wandheizung. D..I.Y T채tigkeit: Kosten u Einsparung durch Eigenleistung: 238


5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Akustikboard, Putzträger aus Schilfrohrmatten und Wandheizungsschläuchen. Verputzarbeiten Lehmputz grob, Lehmputz fein.

Trockenbau 2 Arbeitsschritte: Fertigstellung der Wohnungstrenn- u Innenwände.

Aufgabe für den Anleiter: Risiken:

Montage Türen D..I.Y Tätigkeit: von Innen nach Außen: Einbringung von Holzweichphaser Akustikplatte. Montage Rauhschalung, Aufbringung von PhoneStar

Kosten u Einsparung durch Eigenleistung: tung:

239


5.6 Analyse einzelner Arbeitsschritte zur Selbstbautauglichkeit

Aufgabe für den Anleiter: Risiken:

Deckenaufbau und Fußböden

Kosten u Einsparung durch Eigenleistung:

Arbeitsschritte: Werkzeug auf der Baustelle: Verhältnis Facharbeiter / Laien Umfang des Einführungsworkshops: D..I.Y Tätigkeit: 240

tung:


5.7 Auswertung der Ökokennzahlen

5.7 Auswertung der Ökokennzahlen 5.7

Folgende drei Varianten werden einander durch den Energieausweis und die OI3-Analyse gegenübergestellt: Typ1 Holzriegelbau mit Strohdämmung, Typ2 Holzmassivbau mit Holzfaserwolldämmung, Typ3 Stahlbetonbau mit Hochlochziegel. Sowohl die Kubatur als auch die Fensterflächen als auch die Haustechnik wurden als ident angenommen, um die Vergleichbarkeit zu erleichtern. (Daten aus Typ2).

Haustechnisches System Die Wärmebereitstellung erfolgt durch: Deckenflächenheizung, Lüftung mit Wärmerückgewinnung (η = 82,5%), Energiequelle Fernwärme. Ein Fernwärmesystem wurde aus dem Grund gewählt, weil es ein smartes urbanes System der Energiebereitstellung ist. Durch die Wärmeverteilung fallen zwar Verluste an, doch bei einer zentralen Produktion können viel effizientere Systeme eingesetzt werden und diese auch besser überwacht werden. Das Fernwärmenetz nutzt zu 2/3 Abwärme aus KWK-Prozessen und 1/3 der Energie wird aus erneuerbaren Energien (Abfall und Biomasse) hergestellt. Nur 5% der Energie werden durch Fernheiz-

kraftwerke bereitgestellt. Die Konversionsfaktoren für die Fernwärme Wien wurden aus der Techniknovelle 2012 der MA37 entnommen (Aktenzahl MA 37 – 53281/2012).

Energiekennzahlen Die berechneten Kennzahlen sind Mittelwerte für das gesamt Gebäude basierend auf Standardannahmen und dienen zur Vergleichbarkeit unterschiedlicher Gebäude. Betrachtet man separat die einzelnen Wohneinheiten, kann es entsprechend der Lage im Gebäude zu Abweichungen kommen. Vergleicht man die Kennzahlen mit dem tatsächlichen Energieverbrauch, kann es ebenfalls zu starken Abweichungen abhängig vom Nutzerverhalten kommen.

Software Für die Berechnungen wurde ECOTECH Trend der BuildDesk Österreich GmbH verwendet. Es wird darauf hingewiesen, dass die Baustoffbezeichnungen in den Berechnungsblättern in der Wortwahl geringfügig von jenen im Textteil des vorliegenden Berichts abweichen können. Die Abweichungen sind begründet in der Datenbankstruktur des verwendeten Softwarepakets und haben keinerlei inhaltlichen Einfluss auf die Berechnungsergebnisse.

OI3 Indikatoren Der OI3 Indikator wurde laut dem Leitfaden Version 3.0 berechnet. Die Referenzwerte wurden dem bauBook sowie dem ecoBook Baustoffkatalog entnommen.

LCC Analyse Die Life Cycle Costs Berechnungen wurden nach der Barwertmethode mit Hilfe des ÖGNI Tool zur LCC Ermittlung ausgeführt. Hierfür wurden folgende Annahmen getrof fen: Stromkosten 0,20€/kWh, Fernwärme 0,09€/kWh, Reinigungskosten der Wohnbereiche werden von Bewohnern übernommen (keine Kosten) und Reinigungskosten in den Allgemeinbereichen betragen 3300€/Monat. Endenergiewerte wurden dem Energieausweis entnommen, ausgenommen der Endenergie für Beleuchtung, die für Wohngebäude nicht berechnet wird. Hierfür wurde eine 15W/m² Beleuchtung mit 4h/Tag Nutzung angenommen. Für die Abwasserberechnung wurde angenommen, dass Böden 1x pro Woche und Fenster 2x pro Jahr gereinigt werden. Für das abgeleitete Wasser wurden die Ertragsbeiwerte der ÖNROM B2506-1: 2013 entnommen. Die erforderlichen Niederschlagswerte wurden gemäß dem Durchschnittswert der Jahre 2000 – 2016 berechnet (Werte laut Magistrat der Stadt Wien). Das Abwasser241


5.7 Auswertung der Ökokennzahlen

aufkommen durch Nutzer wurde an den laut EAW errechnet Warmwasserbedarf angepasst.

Ergebnisse Für den Vergleich der drei Varianten wurden die Berechnungen im Energieausweis sowie die OI3 Analyse herangezogen. Des Weiteren wurde eine LCC Analyse nur für Variante 1 ausgeführt, da noch keine genaueren Baukosten bekannt sind. Es stellte sich heraus, dass im Bereich des Energieverbrauches, die Baukörper gleichwertig sind, aber sich deutliche Unterschiede im Bereich der Ökologie ergaben. Der Stahlbeton Baukörper erweist sich ein vielfaches schlechter, als die beiden Holz-varianten. Die Holzriegelbauweise ist ökologisch

gesehen, die beste Variante. Bei der Detailbetrachtung der Primärenergie des Baukörpers stellte sicher heraus, dass die Holzriegelbauweise auch hier, wenn auch nur geringfügig besser ist, als die anderen beiden Konstruktionen. Erstaunlich ist, dass die Holzmassivbauweise zur Herstellung dieselbe Primärenergie erfordert, wie die Stahlbetonbauweise mit Ziegel. Basierend auf den Berechnungen wird empfohlen die Fensterqualität zu verbessern bzw. die Fläche zu reduzieren um die Mindestanforderungen an den Refe-renz-Heizwärmebedarf zur erfüllen. Für die Verbesserung der Ökologie aller Gebäudetypen wird empfohlen sich auf die Zwischendecken zu fokussieren, da diese durch die

m²-Anzahl eine signifikante Auswirkung auf die Gesamtbilanz haben.

Energiekennzahlen Die Energiekennzahlen der Gebäude liegen sehr nah beieinander. Die minimalen Unterschiede resultieren einerseits aus den ebenfalls minimal unterschiedlichen U-Werten der Konstruktionen Siehe Anhang A sowie der unterschiedlichen Ausnutzung der solaren und internen Gewinne auf Grund variierenden Speicherkapazität der unterschiedlichen Bauweisen. Die Unterschiede zwischen den Energiekennzahlen sind nicht signifikant und betreffend den Energiekennzahlen sind die drei Gebäudetypen gleichwertig. KOMMENTAR: Die Mindestanforderungen an den Referenz-Heizwärmebedarf aller drei Baukörper wurden knapp nicht erfüllt. Da dieser Aspekt für den Vergleich der Baukörper nicht von Bedeutung ist, wurde dieser nicht weiter verfolgt. Für eine tatsächlich Planung wäre es aber erforderlich die Gebäudehülle weiter zu verbessern. Das größte Potenzial bieten dabei die Fensterflächen, die für über 1/3 der Wärmeverluste verantwortlich sind und 37% der Außenfassade betragen.

☐ 5.85. Energiekennzahlen im Vergleich CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

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5.7 Auswertung der Ökokennzahlen

wie vor die ökologischste Variante, die Holzmassivbauweise und die Stahlbetonbauweise liegen gleich auf. Wenn man von einer Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgeht, stellt dies einen beträchtlichen Anteil an der gesamten verbrauchten Primärenergie dar.

☐ 5.86. OI3 Index im Vergleich CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.87. Vergleich Primeränergie der Konstruktion CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

☐ 5.88. Anteil verschiedener Bauteile am Primärenergiebedarf der Herstellung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

OI3 Indikator Der OI3 Indikator wurde laut dem Leitfaden Version 3.0 berechnet und berücksichtigt die folgenden drei Umweltkategorien: Primärenergiegehalt an nicht-erneuerbaren Ressourcen, Treibhauspotenzial, Versauerungspotenzial. Die drei Bereiche gehen jeweils zu einem Drittel in die Berechnung ein. Im Vergleich der Baukörper im Bereich der Ökologie sieht man deutliche Unterschiede. Während der Holzrie-

gelbau und der Holzmassivbau nah beieinander liegen (aber bereits einen beträchtlichen Unterschied von 50% aufweisen), hat der Stahlbetonbau laut dem OI3 Indikator einen vielfach stärkeren negativen Einfluss auf die Umwelt. So ist hier die Holzbauweise deutlich dem Beton vorzuziehen. Vergleicht man die Gebäude im Bereich des Primärenergie, sieht man, dass sie sehr nah beieinander liegen. Der Holzriegelbau ist nach

Betrachtet man die Primärenergie aufgeschlüsselt nach Konstruktionstypen, erkennt man, dass der Unterschied in der Primärenergie vor allem durch die Außenwand verursacht wird. Der besonders interessante Aspekt ist, dass den größten Einfluss die Zwischendecke hat, die flächenmäßig beinahe der Summe aller anderen Flächen entspricht. Zur Verbesserung der Primärenergie zur Herstellung des Gebäudes wird empfohlen die Konstruktion der Zwischendecken zu verbessern.

LCC Life Cycle Costs Bei der Berechnung der Life Cycle Costs fällt auf, dass die laufenden Kosten gegenüber den Herstellungskosten vergleichsweise gering sind. Dies lässt sich durch den geringen Energieverbrauch erklären. Zunächst wurden die Kosten für die Variante 1 Holzriegelbauweise berechnet. Die Baukosten wurden mit 1350€/m² + 108€/m² Mehrkosten für Baustellen unter 10.000 m² +250 €/m² für Maßnahmen im Bereich Ökologie und 243


5.8 Erkenntnisse zur D.I.Y Tauglichkeit

☐ 5.89. Kostenanteile Herstellung, Nutzung, Instandhaltung am Lebenszyklus über 50 Jahre CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers

soziale Nachhaltigkeit laut den Wohnfonds_Wien „Angemessene Gesamtbaukosten und Erschwernisse“ berechnet.

5.8 Erkenntnisse zur D.I.Y Tauglichkeit 5.8

Die Zusammenführung der Themen „Ökologie”, „Mehrgeschoßigkeit” und „Selbstbau” unter den normativen Gegebenheiten des städtischen Hochbaus - die Aufgabenstellung dieser Arbeit - kann mit zufriedenstellenden Ergebnissen aufwarten. Herrschten vorerst Bedenken hinsichtlich der technischen Machbarkeit und der Hindernisse, welche die unzähligen Baunormen darstellen, sehen wir zum jetzigen status quo viele Möglichkeiten den Selbstbau als Baupraxis in die Mehrgeschoßigkeit einzuführen. Auf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade der DIY Work244

shops konnten wir mit Hilfe der Einführung der Selbstbauampel aufmerksam machen. Dieses System der Beschilderung soll nach gewonnenen Praxiserfahrungen bei der Durchführung von Bauausführungen in seiner Aussagefähigkeit weiter ausgebaut werden.

Einsparung durch Eigenleistung Allgemeine Voraussagen bzw. Annahmen, dass der Anteil der Selbstbauleistungen in mehrgeschoßigen Gebäuden nicht mehr als 10% betragen kann, konnten eindeutig widerlegt werden. In allen 4 Varianten beträgt der Selbstbau-Anteil gemessen an den Bauwerkskosten mindesten 19%, ohne zu ausgefallene oder riskante Tätigkeiten als selbstbautauglich zu bewerten (siehe Anhang, Kostenschätzung Typ1-4). Grob dargestellt liegen in jedem m² Nettogeschoßfläche ca.250-300€ Einsparungspotential durch Eigenleistung. Je nach

Geschwindigkeit des Arbeitenden sind das 10-20h. Bezogen auf 40m² Wohnfläche pro Person betragen die durch Eigenleistung eingesparten Ausgaben 10.000€, oder je nach Arbeitsgeschwindigkeit 300-900 Arbeitsstunden (20-30% der Bauwerkskosten). Ein weiterer Anteil der Kosteneinsparung kommt verspätet zum tragen: nämlich bei der Rückzahlung der Darlehen. Aufgrund des gerineren Kreditvolumens kommen je nach % des Zinssatzes, über 25 Jahre gerechnet, zu den 10.000€ noch einmal Einsparungen von 4000-8000€ dazu.

DIY in Rohbau - Ausbau Technik: Im Rohbau wurde in 3 von 4 Beispielen auf DIY Arbeit verzichtet. Typ 1 zeigt, dass die Anwendung von DIY Arbeiten bei Holzskelettbauweisen nicht ausgeschlossen ist. Modulare Gebäudeteile mit standardisierten Knotenpunkten können in etwas umfangreicheren Einschulungsworkshops ohne Weiteres von DIY Interessierten in skalierten Maker Spaces umgesetzt werden. Für die Montage auf der Baustelle müssten erst spezielle Sicherheitsroutinen entwickelt werden, damit Eigenleistungen möglich werden. Auch die Einbindung in einfache Arbeiten auf der Baustelle, wie Ortbetongießarbeiten, ist denkbar. Die Inklusion der Montage von mas-


5.8 Erkenntnisse zur D.I.Y Tauglichkeit

siven Holzbautragwerken in den DIY Bereich ist kaum möglich.. Die großen und schweren Massivholzbauteile werden in den Werksstraßen vollautomatisiert abgebunden und auf den Transport gehoben. Für die Montage auf Baustellen empfehlen wir auch weiterhin sich auf Profis zu verlassen. Die verbleibende Arbeit wäre dann, die Detailpläne der Architekturplanung auf die Werkspläne anzupassen. Dazu benötigt es aber fundierte Kenntnis der Software und Hardware der Produktionsstätte. Für künftige Entwicklungen auf dem Gebiet Open-Source-Gebäude und Selbstbaubarkeit müssten die offenen Technologielabore, die heute Arbeiten im Tischlermaßstab zulassen, auf Gebäudemaßstab skaliert werden. Gleichzeitig müsste die nutzerfreundliche Bedienung aus den Fablabs ebenfalls auf den neuen Maßstab übertragen werden. Eine Alternative ist Zimmererbetriebe aufzusuchen, die Selbstbauenden gegenüber aufgeschlossen sind und diese in ihre Bautrupps integrieren. Wir haben in diese Richtung positive Erfahrungen gemacht.. Im Bereich der Gebäudetechnik liegt der Anteil an DIY Leistungen bei (20-30%). Die Verlegung von wohnungsinternen Anbindeleitungen für Lüftungsanlagen, Elektro-, Wandheizungs- und Wasserleitungen wurden für alle 4 Beispiele in der

Kostenschätzung mit 50% Selbstbauanteil bewertet. Anschlüsse an gebäudetechnische Maschinen, vertikale Stränge, Brandschutzklappen sowie Abnahmen wurden den Profis überlassen. Für die Leistungen des Ausbaus (Infill) liegt der Anteil an möglichen Eigenleistungen bei (30-40%). Dieser Bereich weist die meisten Arbeitsschritte auf, die mittels einfacher Anleitungsworkshops abwickelbar sind. Das Aufstellen von Zwischenwänden, Verlegen von Fußböden, Verputzarbeiten, Einbringung von Trockenschüttungen, usw. sind Beispiele, die für alle Gebäudetypen gleich behandelt wurden. Für die Fassaden wählten wir verschiedene Ansätze: für Typ 3 wird die Fassade auf der Baustelle errichtet, für Typ 1 und 2 in Hallen der Vorfabrikation. Für die Sanierung (Typ 4) wurden beide Varianten verglichen.

der liegende Einbau bei horizontal gelagerten Wandmodulen zu einem großen Zeitvorteil verhelfen. Um die Effizienz der Vorfabrikation ausnützen zu können, muss die Logistik so eingerichtet sein, dass die Hallenanmietung und Zwischenlagerung nicht allzu hohe Kosten verursacht. Vorgefertigte Module sollten also keine allzu langen Stehzeiten (und Flächenverbrauch zur Zwischenlagerung) benötigen. Eine rasche Abwicklung der manuellen Arbeitsschritte unter Zuhilfenahme vieler DIY Interessenten mittels gut eingespielter Workshops ist eine mögliche Lösungsvariante.

Auch in der Vorfabrikation integrieren wir DIY Arbeitsschritte, wobei hier genauer zu überprüfen ist, ob DIY mit der schnellen automatisierten Produktion mithalten kann. Für den Holzbau gilt dies eher nicht. Für Verputzarbeiten in vorgefertigten Wandmodulen z.B. gibt es jedoch (noch) keine automatisierten Abläufe, so dass dort der Einsatz von DIY Workshops sinnvoll erscheint. In der Halle kann 245


5.8 Erkenntnisse zur D.I.Y Tauglichkeit

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6.1 Praxiswissen

Praxiswissen 6.1 Logistik

6.1

Einsparungen durch intelligente Logistik-Planung „Gute Planung ist die halbe Miete“ heißt es, und gemeint ist damit nicht nur ein guter Architektenplan, sondern die Planung aller Arbeitsschritte bis zum fertigen Einbau. Gerade in Bezug auf die Organisation der Materialauswahl, -bestellung,- lieferung und -bereitstellung, die Investition in oder Miete von Maschinen und Arbeitsgerät, die Auswahl und Zusammenstellung der Arbeitsteams und schließlich die Motivation während der Bauphase stimmt diese Volksweisheit. Beginnen wir mit der Material- und Maschinenauswahl: Was kommt günstiger – der Lehm aus dem Bauaushub oder der Fertiglehm im BigBag? Diese scheinbar eindeutig zu

beantwortende Frage trifft bereits den Kern der Überlegungen, die bei der Materialauswahl und Beschaffung von Arbeitsgerät zu bedenken ist. Wie wird der Grubenlehm aufbereitet? Welche Maschinen oder Geräte braucht es dazu (Einsumpfen: hoher Platz- und Zeitbedarf, trocken sieben: Maschineneinsatz oder hoher Arbeitsaufwand, trocken zerkleinern/zerpulvern, z.B. mit dem Erdwolf: hohe Investitionskosten, aber hohe Effizienz; mischen: Zwangsmischer oder Spritzputzmaschine; befördern: Putze in der Schubkarre und Kübeln oder mit der Förderpumpe der Spritzputzmaschine bereitstellen). Ist das aufbereitete Material maschinengängig (z.B. für den Spritzputz geeignet)? Bei gleichen oder ähnlichen Kosten entscheiden wir uns bei StrohNatur meist für die nachhaltigere Variante bzw. jene, die mehr Arbeit statt

Maschineneinsatz erfordert (außer die Arbeit ist extrem kräfteraubend, die Arbeitszeit ist stark begrenzt oder es entstehen hohe Nebenkosten durch längere Arbeitszeiten). Warum: ganz einfach – weil Maschinen keine Steuern zahlen, weil sie nicht essen, keine Kinder oder Verwandten zu versorgen haben, weil sie, auch wenn sie nicht genutzt werden, in keinen Arbeitslosenstatistiken auftauchen (außer eventuell jene wenigen, die sie herstellen). Beim Lehmputz ist aber die Aufbereitung von Grubenlehm meist ein so hoher (Kräfte-)Aufwand, dass wir das nur bis zu 150 m2 zu verputzender Fläche machen, bei größeren Flächen kommt der Spritzputz durch seine hohe Effizienz (50-75 m2/Lage/Tag/Person statt 20-25 m2/Tag/Person) trotz etwas höherer Maschinenkosten (Investition zwischen € 7.500 und 10.000, Miete 249


6.1 Logistik

mit 80,00/Tag nur geringfügig teurer als ein Zwangsmischer) und höherer Arbeitskosten (mind. 1 Facharbeiter/Maschine, weil diese auch gepflegt und immer wieder repariert werden müssen). Die Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang betrifft vor allem die Primärenergie und die Transportwege (also CO2-Ausstoß): Diagonalschalung mit Lehmausfachung (weniger Materialkosten, mehr Arbeitseinsatz, meist lokale Verfügbarkeit, geringere Umweltbelastung durch fehlende Leime, geringerer Primärenergieeinsatz, hohe aussteifende Eigenschaften) oder OSB Top4 als innere aussteifende Platte (höherer Materialeinsatz, weniger Arbeitseinsatz durch schnellere Montage, höhere Umweltbelastung durch PU-Leime, längere Transportwege, schwerere Entsorgbarkeit, hohe aussteifende Eigenschaften) oder DWD (mittlere Materialkosten, geringerer Arbeitseinsatz, längere Transportwege, höhere Winddichtigkeit, höhere Primärenergie, geringere aussteifende Eigenschaften). Die Endkosten (Material und Montage) liegen in etwa gleich (bei OSB zu Rauschalung: € 25,70:26,00), eine äußere diffusionsoffene Platte ist hingegen deutlich günstiger (€ 17,90:26,00). In der Umweltbilanz schneidet die äußere Diagonallattung etwas besser ab, sie schafft in Summe mehr Arbeitsplätze und sie ist bauphysikalisch die bessere 250

Option, weil der Lehm hygroskopisch ist und die Feuchte aus der Tauwasserzone nach außen zieht (während Hohlräume zwischen einer äußeren Platte und dem Stroh zu Konvektion und damit höherem Tauwasseranfall führen können (was sich durch einen Mehraufwand – genaueres Arbeiten und Nachstopfen – beim Einbau der Ballen relativieren lässt). Hinzu kommt in der Logistikplanung, Arbeitsabläufe im Detail durchzudenken. Macht der Zimmerer eine hinterlüftete Holzfassade, ist es oft hinderlich, nach der Montage der Diagonal- oder Horizontallattung den Arbeitsprozess zu unterbrechen, damit ein anderes Team (Putzer) die Hohlräume dazwischen (ca. 4 cm) mit Lehm ausschmieren, zudem für eine winddichte Ebene auch eine zweite Putzschicht mit Putzträger (Schilfstukkatur) oder zumindest eine winddichte Membran (meist PE) nötig ist. Im Fall einer hinterlüfteten Holzfassade entscheiden wir uns meist für eine diffusionsoffene Platte (zudem diese DWD auch etwas günstiger ist als eine OSB Top4-Platte). Wird hingegen die Fassade (sowieso) verputzt (und damit winddicht gemacht), ist für uns die Diagonallattung meist die bessere Wahl. Sie sehen an diesem einfachen Beispiel, dass die reine Betrachtung der Endkosten/m2 oder der Nachhaltigkeit oft zu kurz greift. In der

Logistik prüfe ich die Verfügbarkeit (Transporte und Nachbestellung), die Arbeitsabläufe (behindert oder verzögert eine Arbeit den Abschluss einer anderen), die Bauphysik und Langlebigkeit eines Bauteils (Fehlervermeidung) und schließlich den volkswirtschaftlichen Nutzen (weniger Arbeitslosigkeit, weniger Transportwege). Pauschalentscheidungen sind hier fehl am Platz. Diese Entscheidungen müssen für unterschiedliche Bauteile in unterschiedlichen Anwendungen an unterschiedlichen Projekten auch unterschiedlich getroffen werden. Wofür bei kleineren Projekten meist die Zeit fehlt. Bei größeren Projekten lassen sich durch geringe Effizienzsteigerungen pro m2 oft große Summen einsparen, Arbeitsabläufe optimieren, Abfälle vermeiden oder die Zufriedenheit der Verarbeiter steigern (und das Konfliktpotential verringern), wodurch diese motivierter (und daher meist schneller) arbeiten. Sammeltransporte, regionale oder lokale Materialien (kürzere Transportwege, Selbstabholmöglichkeiten vor allem bei Nachbestellungen) und Arbeitskräfte (Anfahrtswege, Übernachtungen) helfen in der Logistikplanung, oft große Summen (an Nebenkosten) einzusparen. Durchnummerierte Konstruktionspläne, die mehrfach auf der Baustelle aufgehängt werden, sodass


6.2 Instandhaltung der Außenfassade

jeweils die richtigen Materialien oder Dimensionen (ebenfalls nummeriert) leicht von allen gefunden werden können, helfen, Arbeitsprozesse zu beschleunigen. Ebenso wie die Bereitstellung von Materialien ohne Umschlichten (nach Arbeitsprozessen, was zuerst gebraucht wird, liegt oben am Stapel oder näher am Einsatzort) und die zentrale Bereitstellung (und Retournierung) von Werkzeugen: auf Arbeitstischen wird das Werkzeug eines Teams zentral aufgelegt und sollte auch während der Bauphase immer wieder dorthin zurück gebracht werden. Und manche (günstigen) Arbeitsgeräte gibt es für alle Mitarbeiter natürlich einmal, sie sind die ständigen Begleiter aller Mitarbeiter und jede/r ist dafür selbstverantwortlich (Messer/Cutter, Maßstab, Bleistift, Stopfer, Hammer, …). Durch diese vorbereitende Logistik können Arbeiten ohne Wartezeiten und langwierigem Suchen zügig durchgeführt werden, was auch zur allgemeinen hohen Motivation beiträgt. Eine klare, übersichtliche Baustelle, bei der sich jede/r auskennt und dank der Pläne und täglich-morgendlichen Arbeitsbesprechungen weiß, was als Nächstes zu tun ist, schafft ein Arbeitsklima, in dem sich Menschen selbst zu Höchstleistungen anspornen. (Text: Herbert Gruber /ASBN)

6.2 Instandhaltung der Außenfassade 6.2

2 Arten von Außenhüllen kommen in den 4 Typen (Kapitel 5) zur Anwendung. Für beide exisitert bereits Erfahrung in der Ausführung in Form von D.I.Y Workshops. Kalkputz Kalkputze werden in 3 Lagen aufgebracht. Sie unterscheiden sich in hydraulische und Luftkalkputze. Der wesentliche Unterschied besteht in der Dauer der Aushärtung, der Endfestigekit und der Lebensdauer und der Umweltfreundlichkeit. Kallkputze die unter Luft aushärten (Sumpfkalk und Kalkhydrat), brauchen dafür etwas länger, die Festigkeit ist anfangs geringer, steigt dafür mit den Jahren stetig an (über 200 Jahre). „Sumpfkalkmörtel besitzt eine niedrige Druckfestigkeit welche den Vorteil bringt, Spannungen in der Putzschale durch Schwinden, oder durch hygrische und thermische Belastungen entstehen, durch sogenannte Relaxation gut abbauen zu können. Man spricht von einer spannungsarmen Verfestigung.”1 Die Wartezeit für das Auftragen der 2.Putzschicht beträgt, je nach Durchlüftung 3-6 Wochen. Für die Vorbereitung (Einsumpfung) auf der Baustelle müssen drei Monate gerechnet werden.

In den ersten 3-5 Jahren kann es je nach Untergrund zu Rissen kommen. Wird auf dessen Ausbesserung Wert gelegt, hält die Fassade ab diesem Zeitpunkt nahezu unbegrenzt. (Sie wird mit 50Jahre für die Lebenszyklusberechung angesetzt). Ist die Fassade direktem Regeneinfall ausgesetzt, muss sie ‚imprägniert‘ werden, denn Luftkalke nehmen bis zu 7l/m² Wasser auf. Dafür kommen Silikatanstriche, Wasserglas, Olivenölseife,.. zur Anwendung. Hydraulischer Kalk härtet durch Wasserabgabe aus, und wird danach nicht mehr fester. Er ist insgesamt weniger elastisch und hygroskopisch als Luftkalk. Seine Lebensdauer wird mit 20-50 Jahren angegeben. Holzfassade Die gängisten Holzarten für hinterlüftete Sichtholzfassaden sind Lärche, Weißtanne und Kiefer. Die Lebensdauern variiert mit der Art der Schalung, geometrieschen Querschnitten und Dicken der Hölzer und natürlich klimatischen Faktoren. Unbehandelte Lärchenschalungen können 40 Jahre problemlos überdauern. Die Weißtanne, ein weicheres Holz, bis zu 15 Jahren weniger.

1  kalk.at/wissenswertes.hmtl

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6.3 Praxiswissen: Strohballen CUT-Wand

6.3 Praxiswissen: Strohballen CUT-Wand 6.3

Texte und Bilder der folgenden 41 Tipps und Tricks zum Strohballenbau: Herbert Gruber, ASBN (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)

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Anhang

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Abbildungsverzeichnis ☐ 1.1. Ideen zu einer kooperierenden urbanen Gesellschaft, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber...................................................................... http://www.cityofworkshops.org/pdf/cow_image_rgb_largefont.jpg (16.10.2017)..........................................................................................................4 ☐ 1.2. Grünflächenverlust durch tägliche Neuversiegelung in Österreich, © Umweltbundesamt (2017), Datenquelle: Regionalinformation der Grundstüc ksdatenbank (Bundesamt für Eic h- und Vermessungswesen) Erstellung: Umweltbundesamt (2017)

http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/raumordnung/rp_flaecheninanspruchnahme/ (12.10.2017)...............................................7 ☐ 1.3. Koheränzprinzip der Salutogenese CC-BY-SA 4.0 Florian Krause .............................................................................................................................. https://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese#/media/File:Dreieck_der_Salutogenese.png (16.10.2017)..................................................................9 ☐ 1.4. mögliche Ebenen der Nachhaltigkeitsbewertung gebauter Umwelten (nach Prinzipien der Salutogenese und Konvivialität) aus der Perspektive, der darin lebenden Subjekte, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber....................................................................................................10 ☐ 2.1. Arch_Tech_Lab an der ETH Zürich (Schweiz), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber..................................................................................16 ☐ 2.4. Fablab, Barcelona (Spanien), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber................................................................................................................16 ☐ 2.6. Wasserstrahlschneider im Maker Space, München (Deutschland), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber............................................16 ☐ 2.7. Werkzeugregale im Maker Space, München, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber....................................................................................16 ☐ 2.2. Holzstruktur von Roboterhand gebaut (ETH), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.................................................................................16 ☐ 2.5. Architekturmodelle im Fablab, Barcelona CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.........................................................................................16 ☐ 2.8. 3D-Drucker im Maker Space, München (Deutschland), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.................................................................16 ☐ 2.3. Open-DIY-CNC-Fräse im Spielraum, Innsbruck (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber........................................................16 ☐ 2.9. Open Land Lab, Burgenland (Österreich), CC-BY-SA Leopold Zyka.........................................................................................................................18 ☐ 2.11. Sudo Room at Omni Commons, Oakland (Kalifornien), CC-BY-SA Ken Osborn (Misterkenphotography) .................................................... https://docs.google.com/document/d/1AXHdzE-6GLEsifQWitVO3NN8oXhApVihwpCX010hX3E/edit# (16.10.2017)............................................18 ☐ 2.12. Totalism Hackbase, Season 5, Episode A, Lanzarote (Spanien), CC-BY-NC-SA 4.0 totalism.org ........................................................................ https://totalism.org/season5-A (16.10.2017)..............................................................................................................................................................................18 ☐ 2.13. Totalism Hackbase, Season 4, Act B, Lanzarote (Spanien), CC-BY-NC-SA 4.0 totalism.org ................................................................................. https://totalism.org/season4-B (16.10.2017)..............................................................................................................................................................................18 ☐ 2.10. Calafou Versammlung 2012 , Valbona (Spanien), CC-BY-SA David Gómez ............................................................................................................. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HM_Calafou_Assemblea_1173.jpg (16.10.2017).......................................................................................18 ☐ 2.14. Holzskelettbau, Almere Oosterwold (Niederlande), © Ben te Raa............................................................................................................................. http://www.ikbouwmijnhuisinalmere.nl/stadsdelen-wijken/oosterwold/ (16.10.2017)................................................................................................20

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☐ 2.16. DIY Urbanism durch MVRDV, Almere (Niederlande), © MVRDV .................................................................................................................................. https://www.mvrdv.nl/media/scraped/30ef9a5f-9ef3-48e7-b980-9557d440c927.jpg (16.10.2017)............................................................................20 ☐ 2.18. Impressionen der vienna.transitionBASE, Seestadt Aspern, Wien (Österreich), CC-BY-SA vienna.transitionBASE/united creations...20 ☐ 2.15. ReGen Villages von EFFEKT Architects, Almere (Niederlande), © ReGen Villages, EFFEKT Architects ............................................................. http://www.effekt.dk/regenvillages/ (16.10.2017).....................................................................................................................................................................20 ☐ 2.17. The Living Labs Concept, aus der Smart Cities-Perspektive, © eu-smartcities.eu, Market Place of the European Innovation Partnership on Smart Cities and Communities‚Principles and enablers for citizen engagement: the experience from the European Innovation. Partnership on Smart Cities and Communities‘ Action Cluster: Citizen Focus, 2015.................................................................................... https://eu-smartcities.eu/sites/all/files/CitizenFocus%20FINAL%20DOC%20%282%29_0.pdf S.16 (16.10.2017) ................................................20 ☐ 2.19. Hello Wood Building Workshop (Ungarn), © Gabor Somoskoi..............................................................................................................................22 ☐ 2.20. Strohballen- und Lehmputzworkshop, Sieben Linden (Deutschland), © Ökodorf Sieben Linden...............................................................22 ☐ 2.22. Ökodorf Sieben Linden (Deutschland), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber............................................................................................22 ☐ 2.21. „PARK” temporäre Mitmachbühne im öffentlichen Raum, Wien (Österreich), © Zara Pfeifer.........................................................................22 ☐ 2.23. Wohnhaus der Baugruppe Wohnprojekt Wien (Österreich), © einszueins architektur........................................................................................ http://www.einszueins.at/r2014/wp-content/uploads/Wohnprojekt_wien_alle_rechte_01.jpg (16.10.2017)........................................................24 ☐ 2.25. Cover des Transition Handbuchs von Rob Hopkins, CC BY transition network..................................................................................................... https://1.bp.blogspot.com/-V8fDU6AKyV4/U-bvRQlVhcI/AAAAAAAABhE/hsTWKtGM0Xc/s1600/c2898.jpg (16.10.2017).....................................24 ☐ 2.24. Leben in Gemeinschaft in Fehring (Österreich), © Gregor Buchhaus........................................................................................................................ https://lebeningemeinschaft.jimdo.com/deutsch/der-ort/ (16.10.2017)...........................................................................................................................24 ☐ 2.26. DIY Energie in der Transition Town Fujino (Japan), © fujinodenryoku.................................................................................................................... https://fujinodenryoku.jimdo.com/ (15.10.2017)......................................................................................................................................................................... https://www.facebook.com/fujinodenryoku/ (09.01.2018)........................................................................................................................................................ https://i.unu.edu/media/ourworld.unu.edu-en/article/5191/Fujino-denki.jpg (15.10.2017).......................................................................................24 ☐ 2.27. Eine Auswahl an DIY Plattformen, CC-BY wikifab, © instructables, CC-BY-ND WikiHouse, © Open Desk, CC-BY-SA Open Source Ecology ................................................................................................................................................................................................................................................26 ☐ 2.28. Varianten von Creative Commons Lizenzen, C-BY-SA Jennie Rose Halperin.......................................................................................................... cc: http://mathys-potestio.com/wp-content/uploads/2016/09/chart.png (09.01.2018)...............................................................................................26 ☐ 2.29. Bau einer Außenwand mit Herbert Gruber, ASBN, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.......................................................................28 ☐ 2.31. Isolierung eines Container-Wohnmoduls mit Green Skills, © Constance Weiser..............................................................................................28 ☐ 2.33. Küche bei Open Marx in Bau, © Claudia Freya...........................................................................................................................................................28 ☐ 2.30. Lehmputzworkshop mit Herbert Gruber, ASBN, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber...........................................................................28

299


☐ 2.32. Bau einer Treppe mit Greenskills, C-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber........................................................................................................28 ☐ 2.34. Küche bei Open Marx fertig, © Theresa Amesberger.................................................................................................................................................28 ☐ 2.35. Rahmenkonstruktion eines Wikihouses, CC-BY SpaceCraftSystems.....................................................................................................................31 ☐ 2.36. WREN Technology, CC-BY WikiHouseFoundation......................................................................................................................................................31 ☐ 2.37. 2.5-achsige Tischfräse, CC WikiHouseDET....................................................................................................................................................................31 ☐ 2.38. Haus von A bis Z, Herzogenburg (Österreich), © Gerhard Scherbaum, EGB - Stroh2gether...........................................................................32 ☐ 2.39. Strohballeneinbau im Dach mit 40 FahrradfahrerInnen, © Paul Adrian Schulz, EGB - Stroh2gether...........................................................33 ☐ 2.40. Haus von A bis Z bei der Eröffnungsfeier, © Gerhard Scherbaum, EGB - Stroh2gether...................................................................................33 ☐ 2.41. Rundhaus mit Diagonalschalung, Oberösterreich (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber................................................34 ☐ 2.42. Strohballen einfüllen, Oberösterreich (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber......................................................................35 ☐ 2.43. Gruppenfoto, Oberösterreich (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.....................................................................................35 ☐ 2.44. LISI in der virtuellen Welt, Irvine (Kalifornien), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber...............................................................................37 ☐ 2.45. LISI in Irvine (Kalifornien), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber....................................................................................................................37 ☐ 2.46. Lisi an der blauen Lagune, Wien (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber................................................................................38 ☐ 2.47. Lisi in der Vorfertigungshalle, CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.................................................................................................................. https://www.egger.com/shop/de_IT/inspiration/lisi-haus (17.10.2017).............................................................................................................................38 ☐ 2.48. Montage des Endesa Pavilions, Barcelona (Spanien), © Adrià Goula, https://img.newatlas.com/endesa-pavilion-23. png?auto=format%2Ccompress&fit=max&h=670&q=60&w=1000&s=2e5444de44afa00b90aeb05f5786ac88 (16.10.2017).................................39 ☐ 2.50. Endesa und die Mehrgeschoßigkeit, © Institute for Advanced Architecture of Catalonia................................................................................... https://i.pinimg.com/736x/c8/2a/64/c82a64bed8d7739e52a5e7db018f7b--pavilion-ba-d.jpg (16.10.2017)..........................................................39 ☐ 2.49. Endesa Pavilion am Pier, Barcelona (Spanien), CC-BY-SA Art Andersson................................................................................................................. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Solar_House_Exhibit_-_panoramio.jpg (16.10.2017).................................................39 ☐ 2.51. Brighton Waste House (Großbritannien), © University of Brighton.......................................................................................................................40 ☐ 2.53. Brighton Waste House - Gruppenfoto, © University of Brighton............................................................................................................................40 ☐ 2.52. Brighton Waste House - Innenraum, © BBM Sustainable Design.............................................................................................................................. https://darkroom.ribaj.com/1200/855/99be0a6baff955393577b4718e545d24:b565843573902a4e562312fccc56502e (16.10.2017)...............40 ☐ 2.54. Brighton Waste House - Wandaufbauten, © BBM Sustainable Design.................................................................................................................40 ☐ 2.55. Brighton Waste House - Materialien, © BBM Sustainable Design..........................................................................................................................41

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☐ 2.56. Traditionelles Wohnhaus mit Gasthaus in Blockbauweise, CC-BY-SA Johann Jaritz........................................................................................... https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5a/Gnesau_Baukultur_Holzstrasse_20072007_01.jpg (16.10.2017).............................42 ☐ 2.58. Fertigteilhaus, Linz (Österreich), CC-BY-SA Josef Haas - Bildarchiv der Kampa GmbH........................................................................................ https://de.wikipedia.org/wiki/Kampa_(Unternehmen)#/media/File:KAMPA_Fertighaus_Linz.jpg (16.10.2017)....................................................42 ☐ 2.57. Haus Riehl, 1907, Erstling von Ludwig Mies van der Rohe, CC-BY-SA Folkerts Architekten, https://de.wikipedia.org/wiki/ Ludwig_Mies_van_der_Rohe#/media/File:Haus_Riehl_von_Ludwig_Mies,_2001_nach_Instandsetzung_von_Folkerts_Architekten.jpg (16.10.2017)..........................................................................................................................................................................................................................................42 ☐ 2.59. Bauernhof, Steiermark (Österreich), CC-BY-SA Ewald Gabardi.................................................................................................................................... https://commons.wikimedia.org/wiki/File:H%C3%A4uslbauer_5072_12-09-21.JPG (16.10.2017)............................................................................42 ☐ 2.60. Kulturvermittlungsprojekt „Künstlerische Raumeingriffe“ in Auftrag von Kulturkontakt Austria für Jugend am Werk, Rasumofskygasse, Wien (Österreich) © bauteiler.at.................................................................................................................................................................49 ☐ 2.61. Kulturvermittlungsprojekt „Künstlerische Raumeingriffe“ in Auftrag von Kulturkontakt Austria für Jugend am Werk, Rasumofskygasse, Wien (Österreich) © bauteiler.at.................................................................................................................................................................49 ☐ 2.62. Grafik Mietshäuser Syndikat, CC BY-NC-SA 3.0 Mietshäuser Syndikat....................................................................................................................... https://www.syndikat.org/wp-content/uploads/2017/02/broschuere_nr7.pdf (16.10.2017)......................................................................................50 ☐ 2.63. Soziokratisches Organigramm des Wohnprojekt Wien (Österreich), © einszueins Architektur, Bayer und Zilker Baukünstler OG......... https://oegfa.at/programm-1/architekturtage/architekturtage-2012/fokus-nordbahnhof-wohnprojekt-wien-wohnen-mit-uns-einszueinsarchitektur (16.10.2017)....................................................................................................................................................................................................................53 ☐ 3.1. Vernakuläres mehrgeschoßiges Bauen, Medellin (Kolumbien), © Philipp Stromer | grip-architekten.com.................................................62 ☐ 3.2. Infrastrukturmaßnahme zur Aufwertung des informell besiedelten Stadtquartiers, © Philipp Stromer | grip-architekten.com ...........62 ☐ 3.3. Selbstbau eines dreigeschoßigen Wohnhauses © Philipp Stromer........................................................................................................................63 ☐ 3.4. Vernakuläres mehrgeschoßiges Bauen, Medellin (Kolumbien), © Philipp Stromer | grip-architekten.com.................................................63 ☐ 3.5. vorgefertigte Kielsteg-Platten der Firma Kulmer-Bau, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers...................................................................64 ☐ 3.6. Möglichkeiten im Holzbau, © proHolz Austria, Zuschnitt 50 (6/13)............................................................................................................................. http://www.proholz.at/zuschnitt/50/die-logik-der-vorfertigung/ (16.10.2017)................................................................................................................65 ☐ 3.7. Vorfertigung von Wandelementen ehemalige Hummelkaserne, Graz (Österreich), © Kulmer Holz-Leimbau GesmbH, http://www. holzbauaustria.at/index.php?id=356&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6818&cHash=e88c869299bc0e87fd8f8dc0aabff7ed (16.10.2017)...........65 ☐ 3.8. Vorfertigung in der Halle, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.......................................................................................................................65 ☐ 3.9. Deckenkran mit Saugnäpfen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers...............................................................................................................66 ☐ 3.10. Abbundmaschine, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.................................................................................................................................66 ☐ 3.11. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ........................................................................67 301


☐ 3.12. Florian Nagler: Kampa K8, Skelettbau, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ........................................................................ https://materialblog.de/2015/10/leuchtturmprojekt-fuer-modernen-holzbau/#more-4211 (16.10.2017)...............................................................67 ☐ 3.13. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ........................................................................67 ☐ 3.14. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ........................................................................67 ☐ 3.15. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ........................................................................67 ☐ 3.16. Shigeru Ban: Bürogebäude, Skelettbau, Zürich (Schweiz), CC-BY-SA Lorenz Lachauer..................................................................................68 ☐ 3.17. Shigeru Ban: Bürogebäude, Skizze , Zürich (Schweiz), © Shigeru Ban Architects Europe ................................................................................. https://www.detail.de/fileadmin/_migrated/pics/Ban_Tamedia_Skizze_1_OK.jpg (16.10.2017)..............................................................................69 ☐ 3.18. Shigeru Ban: Bürogebäude, Holzverbindungen, Zürich (Schweiz), © Shigeru Ban Architects Europe.......................................................69 ☐ 3.19. Shigeru Ban: Bürogebäude, Innenraum, Zürich (Schweiz), © Didier Boy de la Tour.......................................................................................69 ☐ 3.20. Shigeru Ban: Bürogebäude, Detail, Zürich (Schweiz), © Shigeru Ban Architects Europe................................................................................... http://n.sinaimg.cn/translate/20160524/bZ2b-fxsmeif4902566.jpg (16.10.2017)............................................................................................................69 ☐ 3.22. Hermann Kaufmann: Illwerke, Vorfabrikation (Österreich), © Hermann Kaufmann ZT GmbH ........................................................................ http://www.bauenmitholz.de/files/smthumbnaildata/800x600/2/0/5/5/6/0/3135729.jpg (17.10.2017)..................................................................70 ☐ 3.23. Hermann Kaufmann: Illwerke, Vorfabrikation (Österreich), © Hermann Kaufmann ZT GmbH ........................................................................ http://www.bauenmitholz.de/files/smthumbnaildata/800x600/2/0/5/5/6/2/3135730.jpg (17.10.2017)..................................................................70 ☐ 3.21. Hermann Kaufmann: Illwerke, Skelett- und Flächenmodule, Montafon (Österreich), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers........70 ☐ 3.24. Hermann Kaufmann: Illwerke, Isometrie, Montafon (Österreich), © Hermann Kaufmann ZT GmbH ............................................................. http://www.dbz.de/imgs/102527983_0e4960db89.jpg (17.10.2017)...................................................................................................................................70 ☐ 3.25. Wood Cube, Hamburg (Deutschland) CC-BY-SA Gunnar Ries.................................................................................................................................71 ☐ 3.26. roedig+schop Architekten; rozynskisturm Architekten: Wood Cube, Montage, Hamburg (Deutschland) © Ing. Erwin Thoma Holz GmbH, http://www.proholz.at/fileadmin/proholz/media/Hamburg_woodcube_deckenverlegung.jpg (17.10.2017).........................................71 ☐ 3.27. Holzmassivelement, CC-BY-SA Jansunsan ...................................................................................................................................................................... https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Holz100_2.jpg (17.10.2017)..........................................................................................................................................71 ☐ 3.28. Holzmassivelement, CC-BY-SA Jansunsan ...................................................................................................................................................................... https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Thoma#/media/File:Holz100.jpg (17.10.2017).....................................................................................................71 ☐ 3.30. NKBAK: Europäische Schule, Frankfurt am Main (Deutschland), © RADON photography / Norman Radon ...........................................72 ☐ 3.29. NKBAK: Europäische Schule, Montage, Frankfurt am Main (Deutschland), © RADON photography / Norman Radon .........................72 ☐ 3.31. Transportvergleich modularer Systeme auf einem LKW (v.l.n.r.): Stab-, Flächen und Raumzellenmodule, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers..............................................................................................................................................................................................................................73

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☐ 3.32. NKBAK: Europäische Schule, Vorfabrikation, Frankfurt am Main (Deutschland), © RADON photography / Norman Radon ...............73 ☐ 3.34. Werkzeugkasten, © Lukas Lang Building Technologies GmbH..............................................................................................................................74 ☐ 3.35. Montage, © Lukas Lang Building Technologies GmbH.............................................................................................................................................74 ☐ 3.33. Explosionszeichnung, © Lukas Lang Building Technologies GmbH.....................................................................................................................74 ☐ 3.36. Transport, © Lukas Lang Building Technologies GmbH...........................................................................................................................................74 ☐ 3.37. Lukas Lang: Temporäres Parlament, Wien (Österreich), © Lukas Lang Building Technologies GmbH........................................................75 ☐ 3.38. Elemental: Incremental Housing, Quinta Monroy, Antofagasta (Chile) 2004, © Elemental................................................................................. https://arcspace.com/wp-content/uploads/CropUp/-/media/918127/Quinta_Monroy_Update_Image%2001.jpg (17.10.2017)....................76 ☐ 3.39. Beispiel für einen Rückgrat-Grundriss: Gautschi Storrer Architekten: Wettbewerbsbeitrag Wohnüberbauung Steinacker, Zürich Witikon (Schweiz), in: „Die Grundrissfibel: 50 Wettbewerbe im gemeinnützigen Wohnungsbau 1999 - 2012”, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich (Herausgeber)........................................................................................................................................................................................................................77 ☐ 3.41. Talli Architects: Tila Housing Block, Helsinki (Finnland), © Stefan Bremer ............................................................................................................ http://www.talli.fi/sites/default/files/styles/project_image/public/projects/2010/tila-41/asuntokuva2.jpg?itok=6ykokNWB (17.10.2017)...78 ☐ 3.40. Talli Architects: Tila Housing Block, Helsinki (Finnland), © Stefan Bremer ............................................................................................................. http://www.talli.fi/sites/default/files/styles/project_image/public/projects/2010/tila-41/1.jpg?itok=3E4K7cj2 (17.10.2017)............................78 ☐ 3.42. Solar Decathlon 2014: Cubity, Grundriss, TU Darmstadt (Deutschland), © Technische Universität Darmstadt Solar Decathlon............ https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/d7/53/ac/d753ac0a084a17ad874aa3d52bb80684.jpg (17.10.2017)......................................79 ☐ 3.44. Solar Decathlon 2014: Cubity, TU Darmstadt (Deutschland), ©Thomas Ott, www.o2t.de.................................................................................. http://www.techno.architektur.tu-darmstadt.de/techno/forsch_diss_techno/cubity_text.de.jsp (17.10.2017).....................................................79 ☐ 3.43. Solar Decathlon 2014: Cubity, TU Darmstadt (Deutschland), ©Thomas Ott, www.o2t.de.................................................................................. http://www.detail.de/artikel/studentenwohnen-auf-kleinem-fuss-projekt-cubity-der-tu-darmstadt-12263/ (17.10.2017).................................79 ☐ 3.45. Le Corbusier: Plan Obus, erste Raumregalskizze, 1930, © http://mingaonline.uach.cl ...................................................................................... http://mingaonline.uach.cl/scielo.php?pid=S0718-72622012000200003&script=sci_arttext (20.10.2017)...............................................................81 ☐ 3.46. Zonengrafik Raumregal, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................................................................................82 ☐ 3.47. The Principle of Environmental Levels, in: Residential Open Building, Stephen Kendall und Jonathan Teicher, © International Council for Building Research Studies and Documentation, London, 2000......................................................................................................................82 ☐ 3.48. Praeger Richter Architekten: Neues Urbanes Wohnen, Ausbauhaus Neukölln, Support (Stahlbeton) / Infill (Trockenbau) Grafik, Berlin (Deutschland) © Praeger Richter Architekten ................................................................................................................................................................... https://www.competitionline.com/upload/images/1/c/3/e/0/5/4/0/1c3e05406a9faf07978eab60cd35fb3c_1.jpg (17.10.2017)......................83 ☐ 3.49. AA School of Architecture: reconstruction of Le Corbusier‘s Maison Dom-ino, Biennale 2014 (Italien), CC-BY Jean-Pierre Dalbéra https://commons.wikimedia.org/wiki/File:La_maison_Dom-ino_de_Le_Corbusier_(Biennale_d%27architecture_2014,_Venise)_

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(14938729273).jpg (30.10.2017)......................................................................................................................................................................................................83 ☐ 3.50. R50, Berlin, © ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH............................................................................................................................84 ☐ 3.53. Nils Rostek: Berlin Award 2016, Heimat in der Fremde © Nils Rostek...................................................................................................................84 ☐ 3.51. © BeL Sozietät für Architektur BDA, Raumregal-Grundriss......................................................................................................................................84 ☐ 3.54. Herrmanns Architekten: Koblenzer Modell, © Herrmanns Architekten................................................................................................................84 ☐ 3.52. H Arquitects Data AE: Centre de Recerca ICTA-ICP © www.harquitectes.com....................................................................................................84 ☐ 3.55. Raumregal-Grundriss © BeL Sozietät für Architektur BDA.......................................................................................................................................85 ☐ 3.58. CC BY Daniel Theiler...........................................................................................................................................................................................................85 ☐ 3.56. Marco Polo-Tower, © Behnisch Architekten.................................................................................................................................................................85 ☐ 3.59. © kellner schleich wunderling architekten + stadtplaner gmbh............................................................................................................................85 ☐ 3.57. Marcin Bialek und Pawel Krauska: Berlin Award 2016, Heimat in der Fremde, © Pawel Krauska, Marcin Bialek .....................................85 ☐ 3.60. Filip Dujardin: untitled from series Fictions, 2009, © Filip DUJARDIN, http://payload503.cargocollective. com/1/22/726907/12374776/04-Filip-Dujardin---Untitled-from-series--Fictions--_1250.jpg (17.10.2017)...............................................................86 ☐ 3.61. Filip Dujardin: untitled from series Fictions, 2010, © Filip DUJARDIN, https://cdn.wallpaper.com/main/styles/wp_large/s3/legacy/ gallery/17052596/02_highlights_gallery_tl170811.jpg (17.10.2017)....................................................................................................................................86 ☐ 3.62. MVRDV: Niederländischer Pavillon auf der EXPO 2000, Archetyp eines Raumregals, Hannover (Deutschland), C0 Axel Hindemith ...... https://de.wikipedia.org/wiki/Expo_2000#/media/File:Expo_Pavillon_Holland.jpg (17.10.2017)..............................................................................87 ☐ 3.63. Stiegenhauskernstudie, Grundriss CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers...................................................................................................88 ☐ 3.64. Stiegenhauskernstudie, Grundriss „Rondo”, Graber Pulver Architekten, in „typologie+”, © Birkhäuser Verlag, 2009...............................88 ☐ 3.65. Stiegenhauskernstudie a, b und c, Grundriss (Ritterstraße 50), © ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH..............................89 ☐ 3.66. BeL Sozietät für Architektur: Grundbau und Siedler, Umlauf vor den Infill-Einheiten, Hamburg (Deutschland), CC-BY-SA 3.0 NordNordWest, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:IBA_Hamburg_Grundbau_und_Siedler.nnw.jpg (17.10.2017)...............................90 ☐ 3.67. BeL Sozietät für Architektur: Grundbau und Siedler, Hamburg (Deutschland), © BeL Sozietät für Architektur BDA.................................. https://contentpool.wirtschaftsverlag.at/files/uploads/images/2016/06/20/goetz-wrage.png? (17.10.2017)........................................................90 ☐ 3.68. Ritterstraße 50, umlaufender Balkon CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers...............................................................................................91 ☐ 3.69. Ritterstraße 50, umlaufender Balkon, © Andrew Alberts, http://images.adsttc.com/media/images/54cb/088d/e58e/ ce99/0100/0333/medium_jpg/R50_AA_DSC8017.jpg?1422592108 (17.10.2017)............................................................................................................91 ☐ 3.70. ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH: Ritterstraße 50, Innenansicht des Raumregals mit raumhohen Fassadenelementen und umlaufendem Balkon, Berlin (Deutschland), © Andrew Alberts..............................................................................................

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http://images.adsttc.com/media/images/54cb/07d2/e58e/ce5c/5e00/030c/large_jpg/R50_AA_DSC3027.jpg?1422591922 (17.10.2017)...91 ☐ 3.71. Frei Otto: Ökohaus Berlin, Modell der „Tische”, © Frei Otto.......................................................................................................................................... https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/ca/45/80/ca4580f3b76b03bef3461a152dd4b8ef--frei-otto-archi.jpg (17.10.2017)....................92 ☐ 3.72. Frei Otto: Ökohaus Berlin, Gartenansicht (Deutschland), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.............................................................. https://www.bauforum.at/architektur-bauforum/diy-architektur-der-naechsten-generation-127561 (17.10.2017)..............................................92 ☐ 3.73. H Arquitectes + Dataae: Research Center ICTA/ICP, Barcelona (Spanien), (alle drei Fotos) CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers, Grundriss siehe Seite 82...................................................................................................................................................................................................................93 ☐ 3.75. Ottokar Uhl und Joseph P. Weber: Wohnen morgen, Hollabrunn (Österreich), CC-BY Michael Kauffmann .................................................. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hollabrunn2.jpg (17.10.2017)......................................................................................................................................94 ☐ 3.74. Querkraft Architekten: Hybridhaus, Wien (Österreich), © querkraft architekten..................................................................................................... https://i.pinimg.com/564x/65/12/07/651207be367768c4cecc6aca436bf1ad.jpg (17.10.2017)...................................................................................94 ☐ 3.76. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Wohnregal Admiralstraße, Fassade aus vorgefertigten Elementen, Berlin (Deutschland), CC-BY-SA Bodo Kubrak............................................................................................................................................................................................ https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/Admiralstra%C3%9Fe_16_%28Berlin-Kreuzberg%29.JPG (17.10.2017)..................95 ☐ 3.77. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: offener Grundriss, © Kjell Nylund............................................................................ https://wieloryp.files.wordpress.com/2009/11/rzut.jpg (17.10.2017)..................................................................................................................................95 ☐ 3.78. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Raumregal vor dem Ausbau © Kjell Nylund......................................................... https://wieloryp.files.wordpress.com/2009/11/konstrukcja.jpg (17.10.2017)...................................................................................................................95 ☐ 3.79. Peter Stürzebecher, Kjell Nylund und Christof Puttfarken: Raumregal nach dem Ausbau © Kjell Nylund..................................................... ttp://images.cdn.baunetz.de/img/1/3/2/0/1/9/1/755e5f3f8010dc16.jpeg (17.10.2017)................................................................................................95 ☐ 3.80. Maison Edouard François: Flower Tower, Grundriss, Paris (Frankreich) © Edouard François........................................................................96 ☐ 3.81. Maison Edouard François: Flower Tower, Schnitt, Paris (Frankreich) © Edouard François.............................................................................96 ☐ 3.82. Maison Edouard François: Flower Tower, Balkon, Paris (Frankreich), © Edouard François............................................................................96 ☐ 3.83. Maison Edouard François: Flower Tower, Paris (Frankreich), © Edouard François............................................................................................97 ☐ 3.84. Beispiel für einen Deckenaufbau in Holzmassivbauweise, © www.dataholz.com, www.dataholz.at (13.08.2016)..................................99 ☐ 4.1. Bruttoinlandsverbrauch in Wien nach Energieträgern, © STATISTIK AUSTRIA................................................................................................. 104 ☐ 4.2. Thomas Isselhard, Frido Elbers, Dirk Scharmer: Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB), Holzständerbauweise mit Baustrohballendämmung, Grundriss Erdgeschoss, Verden (Deutschland) © Architekten für Nachhaltiges Bauen........................................... 107 ☐ 4.3. Thomas Isselhard, Frido Elbers, Dirk Scharmer: Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB), Verden (Deutschland) © Architekten für Nachhaltiges Bauen.......................................................................................................................................................................................... 107 ☐ 4.4. Grow It Yourself, Blumenvasen, © ecovativedesign.com, https://giy.ecovativedesign.com/ (17.10.2017)................................................. 109 305


☐ 4.7. Innenwandziegel, © bioMason Inc........................................................................................................................................................................................ http://biomason.com/technology/ (17.10.2017).................................................................................................................................................................... 109 ☐ 4.5. MycoBoard, © ecovativedesign.com............................................................................................................................................................................. 109 ☐ 4.8. David Benjamin: Hy Fi, The Organic Mushroom-Brick Tower, New York (US), © Barkow Photo................................................................... 109 ☐ 4.6. Myco Foa, © ecovativedesign.com........................................................................................................................................................................................ https://ecovativedesign.com/myco-foam (17.10.2017)........................................................................................................................................................ 109 ☐ 4.9. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich), CC BY Herbert Gruber.......................................................... 110 ☐ 4.10. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich), ©KLH LIGNATEC ....................................................................... https://i.ytimg.com/vi/CI8X1XFzVA0/maxresdefault.jpg (17.10.2017)............................................................................................................................... 110 ☐ 4.11. ASP Architecture: Résidence Jules Ferry, Holzmassivbauweise (in KLH) mit Strohballendämmung, Saint-Dié-des-Vosges (Frankreich), © ASP Architecture ....................................................................................................................................................................................................... https://www.construction21.org/france/data/sources/users/2548/r7-saint-die-klh.jpg (17.10.2017).................................................................... 110 ☐ 4.12. Thermischen Bauteilaktivierung, ©Z+B/Schwabl.................................................................................................................................................. 112 ☐ 5.1. Kostengruppierung, Auszug aus ÖNORM 1801-1 CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber.......................................................................... 122 ☐ 5.2. Beispiel für Selbstbau Kostenanteile an einer Außenwand CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber....................................................... 122 ☐ 5.3. Die Selbstbauampel CC-BY-SA Bildmaterial vom Herausgeber............................................................................................................................. 123 ☐ 5.5. Erker klein............................................................................................................................................................................................................................. 134 ☐ 5.6. Erker groß.............................................................................................................................................................................................................................. 134 ☐ 5.4. Balkon.................................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.9. Photovoltaik 3...................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.7. Photovoltaik 1...................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.8. Photovoltaik 2...................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.10. Liegefassade...................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.11. Schlaffassade..................................................................................................................................................................................................................... 134 ☐ 5.12. Kräuterpanorama............................................................................................................................................................................................................. 135 ☐ 5.13. Mikroklimarahmen........................................................................................................................................................................................................... 135 ☐ 5.14. Blumenkasten................................................................................................................................................................................................................... 135 ☐ 5.15. Nahrungsproduktion 1.................................................................................................................................................................................................... 135

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☐ 5.16. Nahrungsproduktion 2.................................................................................................................................................................................................... 135 ☐ 5.18. Schaufenster...................................................................................................................................................................................................................... 135 ☐ 5.19. Arkaden............................................................................................................................................................................................................................... 135 ☐ 5.17. Aquaponicbalkon............................................................................................................................................................................................................. 135 ☐ 5.20. Kaden Klingbeil Architekten: Stützen für die Esmarchstraße 3, Berlin (Deutschland), © Bernd Borchardt................................................... http://www.cka.berlin/wp-content/uploads/2014/12/cka_e3_bp_1.png (17.10.2017).............................................................................................. 144 ☐ 5.21. Knotenpunte für die Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada), © Acton Ostry Architects.................................................. . https://postmediavancouversun2.files.wordpress.com/2016/06/engineered-wood-products-manufactured-for-the-brock-commons.jpeg (17.10.2017)....................................................................................................................................................................................................................................... 144 ☐ 5.22. Kaden Klingbeil Architekten: Knotenpunkt Isometrie, © Kaden Klingbeil Architekten................................................................................ 144 ☐ 5.23. Kaden Klingbeil Architekten: Knotenpunkt, Berlin (Deutschland), © Bernd Borchardt............................................................................... 144 ☐ 5.24. Rahmen für die Fassade, Weiterbildung Fachkraft Strohballenbau (FASBA) der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung e.V. in Verden, © Dittmar Hecken.............................................................................................................................................................................................................. Quelle: http://www.biwena.de/wp-content/uploads/2016/07/061-Fachkraft-Strohballenbau-2016.jpg (17.10.2017)...................................... 145 ☐ 5.26. Wandheizung an der Innenseite, Weiterbildung Fachkraft Strohballenbau (FASBA) der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung e.V. in Verden, © Dittmar Hecken ............................................................................................................................................................................ http://www.biwena.de/wp-content/uploads/2016/11/247-Fachkraft-Strohballenbau-2016.jpg (17.10.2017)..................................................... 145 ☐ 5.25. Einfüllen von Strohballen, © shaktihaus ........................................................................................................................................................................ http://www.shaktihaus.de/vorfertigung%20strohballen.jpg (17.10.2017)...................................................................................................................... 145 ☐ 5.27. Transport der Holzbauelemente, © HOLZBAU BINZ GmbH & Co.KG..................................................................................................................... http://www.holzbau-binz.de/wp-content/uploads/2016/06/Binz-MHM-Massivholzmauer-ProduktSlide09.jpg (17.10.2017)........................ 146 ☐ 5.28. Kaden Klingbeil Architekten: Esmarchstraße 3, Berlin (Deutschland), © Bernd Borchardt................................................................................ http://informationsdienst-holz.de/fileadmin/_processed_/csm_e3_8_16804d3b80.jpg (17.10.2017).................................................................. 146 ☐ 5.29. Shigeru Ban: Bürogebäude, Zürich (Schweiz), © Shigeru Ban Architects Europe.......................................................................................... 146 ☐ 5.30. Florian Nagler: Kampa K8, Montage, Baden-Württemberg (Deutschland), © KAMPA GmbH ............................................................................ http://informationsdienst-holz.de/fileadmin/Referenz-Objekte_Bilder/Buero_Verwaltung/K8/K8_8.jpg (18.10.2017)................................... 146 ☐ 5.31. Acton Ostry Architects: Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada), © naturallywood.com, photographer: KK Law .... https://pbs.twimg.com/media/CphzshLUEAUz3NA.jpg:large (18.10.2017).................................................................................................................... 147 ☐ 5.32. Acton Ostry Architects: Brock Commons student residence , Vancouver (Kanada), © naturallywood.com, photographer: KK Law .... https://pbs.twimg.com/media/CphzsypUkAAzZLv.jpg:large (18.10.2017)...................................................................................................................... 147 ☐ 5.33. MGA: Wood Innovation and Design Centre, British-Columbia (Kanada), © Ema Peter, Photo courtesy of MGA | MICHAEL GREEN

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ARCHITECTURE............................................................................................................................................................................................................................... 147 ☐ 5.34. Mögliche städtebauliche Anwendungen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.................................................................................... 166 ☐ 5.35. Systemskizze: Stiegenhauskerne und Nutzungen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................... 166 ☐ 5.36. Systemskizze: Position Erschließung bei Wohnnutzung im Vergleich zu Büronutzung, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.167 ☐ 5.37. gelb: vorfabrizierte Außenwandmodule, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers..................................................................................... 168 ☐ 5.38. Varianten Wohnungsanordnung M 1:500, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................... 169 ☐ 5.39. Anschluss, Außenwandmodul an KLH Decke CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers............................................................................ 169 ☐ 5.40. Varianten Bürogeschoß M 1:500, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................... 170 ☐ 5.44. Konzept: Lüftungsleitungen in Wohngeschoßen..................................................................................................................................................... 171 ☐ 5.41. Konzept: Lüftungsleitungen in Bürogeschoßen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers....................................................................... 171 ☐ 5.42. Beispiel für die Kostenschätzung: Detailaufschlüsselung der Wandmodule, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................... 172 ☐ 5.43. Berechnung der DIY Leistung anhand eines Fertigelement Außenwandmoduls in Holzrahmenbauweise und Stroh-Lehm-Kalk Ausfachung, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers....................................................................................................................................................... 172 ☐ 5.45. Regelgeschoß Wohnen M 1:250, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.................................................................................................... 174 ☐ 5.46. Regelgeschoß Büronutzung M 1:250, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers........................................................................................... 174 ☐ 5.47. Als „leeres” Raumregal vor dem Ausbau, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.................................................................................... 180 ☐ 5.48. Alternative Fassadenvariante (eine von vielen möglichen), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................... 181 ☐ 5.49. Schnitt im Maßstab 1:250 in Längsrichtung, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers............................................................................... 182 ☐ 5.50. Grundriss im Maßstab 1:250 CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers........................................................................................................... 183 ☐ 5.51. Support-Geschoß: Erschließungsvariante möglicher Wohnungen im späteren Ausbau CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................................................................... 184 ☐ 5.52. Support-Geschoß: mögliche Erschließungsgänge, Nasszellen, Küchen und Fassaden, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.184 ☐ 5.53. Support-Geschoß: a) Geböudekern, b) Ringzone, c) Ringanker, d) umlaufender Balkon, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................................................................... 184 ☐ 5.54. Support-Geschoß: mögliche Erschließungsgänge, Nasszellen, Küchen und Fassaden .............................................................................. 185 ☐ 5.55. Support-Geschoß: Grundriss mit Maßen: Gangbreiten, Balkonbreite, Stiegenhaus, Lift, Schächte und Gebäudestützen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................................... 187 ☐ 5.56. Detailschnitt durch die Fassade im Maßstab 1:20 mit umlaufenden Beton-Balkonen mit Isokorb-Aufhängung, Ringankern,

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Gebäudestützen (Rundsäulen) und Strohballenwand in CUT-Technik, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers............................................ 188 ☐ 5.57. Axonometrie der Schichten verschiedener Wandaufbauten, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................ 189 ☐ 5.58. Balkon - barrierefreie Breite, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................... http://www.kraskovic.de/images/bf_unter/balkonmasse1.gif (18.10.2017).................................................................................................................. 190 ☐ 5.59. Balkon - barrierefreier Zugang, © ALUMAT Frey GmbH.......................................................................................................................................... 190 ☐ 5.60. Balkon mit Isokorb-Elementen, © Mit freundlicher Genehmigung der Heidelberger Betonelemente GmbH & Co. KG, D-ChemnitzMittelbach, http://consall.de/betonfertigteile.html (30.10.2017)...................................................................................................................................... 190 ☐ 5.61. Abstands- bzw. Barrierenregelung gegen vertikalen Brandüberschlag, © Atelier Gassner KG........................................................................... http://docplayer.org/25811-Bauen-mit-brettsperrholz-im-geschossbau-fokus-bauphysik.html (Abb. 10 auf S. 19, 17.10.2017).................... 190 ☐ 5.62. Mehrgeschoßiges Wohnhaus in Wien, Taubstummengasse: Beispiel für eine sich als Raumregal eignende Gebäudestruktur mit raumhohen Fenster- und Fassadenelementen und mittels Isokörben angehängten Balkonen, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................................................................... 190 ☐ 5.63. Strohballenwand in CUT-Technik - Abscheren mit der Heckenschere, CC-BY-SA Herbert Gruber, ASBN (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)............................................................................................................................................................................................................................... https://i2.wp.com/www.strohnatur.at/wp-content/uploads/2015/08/strawbalehouse-prinias-crete-06.jpg?fit=1380%2C703..................... 191 ☐ 5.64. Strohballenwand in CUT-Technik - Doppelständerkonstruktion und Ballen für Fenster angeschrägt, CC-BY-SA Herbert Gruber, ASBN (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)............................................................................................................................................................... https://i2.wp.com/www.strohnatur.at/wp-content/uploads/2015/08/strawbalehouse-prinias-crete-08.jpg?fit=1380%2C703..................... 191 ☐ 5.65. ifau und Jesko Fezer | HEIDE & VON BECKERATH: Ritterstraße 50, Innenansicht des Raumregals mit raumhohen Fassadenelementen und umlaufendem Balkon, Berlin (Deutschland) © Andrew Alberts.............................................................................................. http://images.adsttc.com/media/images/54cb/07d2/e58e/ce5c/5e00/030c/large_jpg/R50_AA_DSC3027.jpg?1422591922 (18.10.2017).192 ☐ 5.66. Support-Grundheizung: einbetoniert in vorgefertigtem Deckenelement, © solar-sicherheit.de.................................................................... http://solar-sicherheit.de/2011-baumesse4/deckenheizung-in-betondecke_print.jpg (28.11.2017)..................................................................... 193 ☐ 5.67. Infill-Bauteilheizung Montage, © WEM Wandheizung GmbH ..................................................................................................................................... http://wandverwarming.nl/fileadmin/_migrated/pics/VP_01.jpg (18.10.2017)............................................................................................................ 193 ☐ 5.68. Bauteilheizung in einer Wand, © www.lehm-kalk-steine.de....................................................................................................................................... http://www.lehm-kalk-steine.de/images/47.jpg (18.10.2017)............................................................................................................................................ 193 ☐ 5.69. Infill-Bauteilheizung, © Erwin Schwarzmüller, GESA, „Fit fürs Handwerk”.............................................................................................................. http://community.fachwerk.de/upload/orginal/I186_20061120212550.JPG (18.10.2017)......................................................................................... 193 ☐ 5.70. Flexible Infill-Bauteilheizung, © ArgillaTherm GmbH............................................................................................................................................. 193 ☐ 5.71. 3d-Modell mit individuell gestalteter DIY-Fassade (gelb), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers....................................................... 195 ☐ 5.73. 3d-Modell mit Badezimmern (blau) und Küchen (rot) zum Hineinstecken und Ausprobieren des eigenen Lieblingsgrundrisses, 309


CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................ 195 ☐ 5.72. 3d-Modell mit Gebäudekern, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.......................................................................................................... 195 ☐ 5.74. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................... 196 ☐ 5.75. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................... 200 ☐ 5.76. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................... 204 ☐ 5.77. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................... 208 ☐ 5.78. Quadratmeter von Wohnungen (blau) und Kern (grün), CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers......................................................... 212 ☐ 5.79. Perspektivbild, Sanierungsobjekt, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................ 226 ☐ 5.80. Fassadenbild im Verlauf der Sanierung, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers...................................................................................... 227 ☐ 5.81. Vergleich der Kostenschätzung, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers .................................................................................................... 228 ☐ 5.82. Vergleich Endenergie- und Heizwärmebedarf der unterschiedlichen Sanierungsvarianten, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................................................................................................................................................................... 228 ☐ 5.83. Vorfabrizierte Strohaußenwandelement, unverputzt, © shaktihaus.................................................................................................................. 229 ☐ 5.84. Vorfabrikation von Elementen in der Fertigungsstraße einer Zimmerei, © Taglieber Holzbau GmbH, Georg-Schwab-Straße 3, 86732 Oettingen, https://www.taglieber-holzbau.de/?id=146, (18.10.2017)................................................................................................................... 233 ☐ 5.85. Energiekennzahlen im Vergleich, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers.................................................................................................. 242 ☐ 5.86. OI3 Index im Vergleich, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers..................................................................................................................... 243 ☐ 5.87. Vergleich Primeränergie der Konstruktion, CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers................................................................................. 243 ☐ 5.88. Anteil verschiedener Bauteile am Primärenergiebedarf der Herstellung CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers........................... 243 ☐ 5.89. Kostenanteile Herstellung, Nutzung, Instandhaltung am Lebenszyklus über 50 Jahre CC-BY-SA Bildmaterial des Herausgebers. 244

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