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Maria Theresia und die Post (Teil II

Maria Theresia und die Post

Teil II: 270 Jahre Ortspoststempel in Österreich

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„Im Verlaufe der Regierungszeit der großen Kaiserin wurde der Grundstein zur modernen Ausgestaltung des österreichischen Postwesens gelegt.“ Dies schrieb Eduard Effenberger 1916 in seinem grundlegenden Werk „Die österreichische Post und ihre Reformen unter Kaiserin Maria Theresia“.

Tatsächlich bewirkte sie schon als junge Kaiserin wesentliche Fortschritte in der gesamten österreichischen Verwaltung. Maria Theresia setzte das Werk ihres Vaters, Kaiser Karl VI., fort. Sein Ziel war es, den Handel und die frühe Industrialisierung zu fördern. Er erkannte, wie wichtig dafür ein dichtes und funktionierendes Nachrichtenwesen in Form der Post war. So verstaatlichte er 1722 die Post, die bis dahin in der Hand der Familie Paar lag. Dennoch spielten die Paar eine zentrale Rolle in der Postverwaltung. Es war dann Maria Theresia, die 1743 die Post unter die Verwaltung der Hofkammer stellte und die Paar damit aus dem aktiven Postdienst entfernte. Dass die Paar weiterhin alle Titel führen durften, hatte keine Relevanz mehr.

Um die Post schneller und sicherer befördern zu können, führte Maria Theresia Postkutschen, sogenannte „Diligencen“, ein. Im entsprechenden Erlass heißt es, dass „zum Behufe des Commercii Diligencen oder wöchentlich abgehende und abkommende Postwägen einzuführen“ seien. Damit wurde die Fahrpost errichtet, welche Wertbriefe und Pakete beförderte. Neben dem Tempo waren die Kosten der Briefbeförderung ein Problem. Um wirklich den Handel und die Wirtschaft zu fördern, mussten diese gesenkt werden. Noch im selben Jahr reformierte Maria Theresia das Gebührenwesen. Doch erwies sich die Gebührenordnung von 1750 als wenig zielführend für die Inlandspost, sodass es schon ein Jahr später zu einer neuen Briefpostordnung kam.

Diese Postreform von 1751 ist für uns Postgeschichtler und Philatelisten besonders interessant. Erstens erwies sie sich als so hartnäckig, dass sie bis 1789 Bestand hatte und damit die längst dienende Postordnung Österreichs ist. Vor allem aber führte die Reform von 1751 zur Einführung von Poststempeln. Heuer feiern wir also das 270JahrJubiläum der Ortspoststempel in Österreich. Da die Reform mit 1. November 1751 in Kraft trat, ist dieser Tag sozusagen der Geburtstag österreichischer Poststempel!

Wie kam es dazu? Nun, für uns heute ist die Regulierung von 1751 etwas verwirrend. Denn die Taxierung hing davon ab, welchen Rang das Aufgabe und das Abgabepostamt hatten. Für Briefe von einem Hauptpostamt zu einem anderen oder darüber hinaus wurden 4 Kr. verrechnet. Ebenfalls 4 Kreuzer kostete es, wenn der Brief von einem Hauptpostamt zu einem zwischengelagerten Postamt lief. Und wenn der Brief von einem Nebenpostamt zum nächsten lief, ohne ein Hauptpostamt zu berühren, dann kostete dies 3 Kr. Je nach Gewicht wurde die Gebühr vervielfacht.

Der Kastenstempel „V.Wienn“ gilt als ältester Poststempel Österreichs. Hier auf einem Brief nach Ungarn aus 1752.

Eger hat sozusagen „Ex aequo“ mit Wien den Ortspoststempel in Österreich eingeführt. Der „V. Eger“ auf einem Brief aus 1751.

Die Postkutschen wurden 1750 von Maria Theresia eingeführt und beschleunigten den Waren-, Personen- und Brieftransport.

Noch 1767 setzte der Postmeister im böhmischen Czerhovitz den Stempel brav rückseitig auf.

Friesach war weltweit (!) das erste Postamt, das nicht nur Tag und Monat sondern auch die Jahreszahl im Stempel anzeigte.

Die volle Gebühr zahlte übrigens nicht der Empfänger oder der Absender, sondern jeweils beide! Es handelt sich um ein sogenanntes HalbfrancoSystem. Daher ist es auch verständlich, dass man wissen musste, woher der Brief kam, um ihn korrekt zu taxieren. Aus diesem Grund erließ Maria Theresia ein Dekret, wonach das Abgabspostamt auf dem Brief zu vermerken war. Dies sollte auf der Rückseite geschehen – aber die meisten Postämter vermerkten auf der Vorderseite, woher der Brief kam.

Das erinnert an die Einführung der Briefmarken knapp 100 Jahre später. Diese sollten ja auch in der Mitte kleben – aber das kümmerte nur wenige. Große Postämter mit besonders hohem Postaufkommen taten sich die Arbeit der handschriftlichen Vermerke nicht an, sondern waren erfinderisch: Sie ließen sich Stempel schneiden. Die ersten Postämter, die dies machten, waren Wien und Eger, die bereits 1751 stempelten. Bald schon folgten weitere, vor allem in der ungarischen Reichshälfte und in Böhmen finden wir schon in den 1750erJahren Poststempel.

Die meisten frühen Stempel sind sogenannte „adelige Stempel“, da sie vor dem Ortsnamen ein „v.“ tragen. Ganz selten wurde ein französisches „de“ vorangestellt und in Triest gibt es aus 1754 sogar ein holländisches „van“. Erst einige Jahrzehnte später wurde dem Stempel ein Datum hinzugefügt. Für den Beginn sollte der Ortsname genügen. Der weltweit erste Poststempel mit Jahreszahl stammt aus dem Jahr 1787 und wurde in der Kärntner Stadt Friesach verwendet.

Die Phantasie der Postmeister und ihrer Stempelschneider wurde im Laufe der Zeit immer belebter. So entstanden die herrlichen Stempel, die uns Sammler heute so erfreuen. Dazu kamen unterschiedliche Stempelfarben und es kam zu Zusatzstempeln wie Reco und Francostempel oder Recostempel mit Ortsangabe, die oft besonders aufwendig gestaltet wurden.

Obwohl es in einigen Orten schon früher Stempel gab, erließ die Oberste Hofpostverwaltung erst 1817 ein Dekret, das die Stempelung von Briefen vorschrieb. Bis zur offiziellen Einführung von Datumstempel dauerte es sogar noch bis zur Postordnung von 1839. Diese Verordnung ist für den Stempelsammler deshalb von Interesse, weil hier die Verwendung der Stempelfarbe genau geregelt wurde. Zur besseren Umsetzung der Vorschriften stellten einzelne Oberpostverwaltungen Stempel zur Verfügung. So kommt es, dass in manchen Kronländern bestimmte Stempeltypen besonders häufig vorkommen. Erst Ende der 1840er Jahre führte die Post die ärarischen Einkreisstempel ein.

Die sogenannte Vorphilatelie, also die Epoche vor Einführung der Briefmarken (in Österreich 1.6.1850) würde ohne diese Stempel wohl viel an ihrem Reiz verlieren. Die Vielfalt und Schönheit vor allem der österreichischen VorphilatelieStempel hat schon früh Sammler begeistert. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Wien die Heimatstadt des ersten internationalen Vereines von VorphilaSammlern (SAVO) ist. Dies alles hatte seinen Anfang 1751 mit der reformfreudigen Kaiserin, der wir dafür wohl zu Dank verpflichtet sind.

Gerald Heschl

Literaturhinweise:

l Eduard Effenberger: Die österreichische Post und ihre

Reformen unter Kaiserin Maria Theresia, Wien 1916 l Anton Kumpf-Mikuli: Neue Briefe über alte, Wien 1933 l Christine Kainz: Österreichs Post, Wien 1995

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