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Editorial:
Geburtstagsgrüße aus der Geschäftsführung
Mit Peace-Zeichen und Siegerpose: die Teilnehmer der ersten GreenpeaceAktion, 1971.
No Bombs – Green Peace!
Die ersten Taten im Namen von Greenpeace 1971 tut sich ein Dutzend kanadischer Antikriegsaktivisten zusammen, um gegen Atomwaffen zu protestieren. Die US-Regierung plant einen Atombombentest bei der Aleuten-Insel Amchitka vor Alaska. Den wollen die kanadischen Aktivisten durch friedlichen Widerstand verhindern: Die Männer beschließen, nach Amchitka zu fahren und sich so lange im Sperrgebiet aufzuhalten, bis die USA ihre militärischen Pläne ändert. Als Aktionsschiff muss ein alter, klappriger Fischkutter namens „Phyllis Cormack“ herhalten. Am 15. September sticht eine zwölfköpfige Crew im Hafen von Vancouver in See. Da die Aktivisten sowohl für die Umwelt als auch für den Frieden eintreten, taufen sie ihre Expedition und später sich selbst „Grüner Frieden“ – „Greenpeace“. Als die „Phyllis Cormack“ nur zwei Wochen
nach Abreise von der Küstenwache gestoppt und beschlagnahmt wird, scheint die Aktion gescheitert. Schnellstmöglich treiben die Umweltschützer ein zweites Schiff auf – doch sie schaffen es nicht mehr nach Amchitka. Am 6. November 1971 wird die Atombombe gezündet. Trotz dieser Niederlage haben die Greenpeace-Pioniere eine Menge erreicht: Ihre mutige Aktion interessierte die Medien brennend und erreichte so hunderttausende Menschen. 1972 bricht die US-Atomenergiebehörde die Testserie bei den Aleuten ab. Auch noch in den folgenden Jahren macht sich Greenpeace gegen Atomwaffen stark – mit Aktionen und politischer Arbeit. 1975 kommen erstmals weitere Themen dazu, deren sich Greenpeace annimmt. Erstens der Schutz der Wale, die schon seit Jahr-
Inhalt: 2/3
No Bombs – Green Peace! Die ersten Taten von Greenpeace Editorial: Geburtstagsgrüße aus der Geschäftsführung
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Nordsee in Not: Start von Greenpeace Deutschland
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Dicke Luft: Chemiefabrik bekommt Gegenwind Ballonflug in „die Zone“: Greenpeace gegen Atomwaffentests Auckland 1985: Der Anschlag auf die „Rainbow Warrior“
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Schwimmendes Labor: „Beluga“ auf Schmutzflüssen Gegen versalzene Flüsse: Salz in die Wunde
10/11 Achtung, Ozonloch! Aufstand gegen FCKW Coole Erfindung: Der „Greenfreeze“ „Return to sender!“ Giftmüll-Skandal entdeckt 12/13 Ausnahme-Aktion: Die Besetzung der „Brent Spar“ 14/15 3-Liter-Auto: Der „SmILE“ Endlich grüner Strom: Greenpeace Energy Schiffsanstrich: „God Save the Queen from TBT“
hunderten auf grausame Weise gejagt und getötet werden. Und zweitens die Rettung von Robbenbabys, die in Nordkanada zu Tausenden für ihr weißes Fell erschlagen werden. Binnen weniger Jahre entwickelt sich Greenpeace zu einer internationalen Non-ProfitUmweltorganisation, gewinnt einen hohen Bekanntheitsgrad und viele Fans und Unterstützer. Es entstehen Greenpeace-Gruppen in den USA, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und Australien. Im holländischen Amsterdam richtet Greenpeace 1979 seine Zentrale ein. Auch in Deutschland hört man von den tatkräftigen Umweltschützern und will sich ihnen anschließen …
16/17 Jeder Baum zählt: Rettung der letzten Urwälder „Amazon Crime“ Vom Schlauchboot zum Verhandlungstisch „Waldkindergarten“ mal anders 18/19 „SOS Weltmeer“-Tour Mission: Meeresschutz 20/21 Große Liebe: Greenpeace kämpft für Wale Die letzte Reise eines Finnwals 1:1 Riesen der Meere im Ozeaneum 22/23 Sylter Außenriff: Erst Worte, dann Steine Energie-Kampagne: Gegen Atom- und Kohlekraft
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde, Förderer und Mitstreiter von Greenpeace! Anfang der 1980er Jahre waren Umweltschutz und Umweltbewusstsein in Deutschland kaum bekannte Begriffe. Wer sich für die Natur engagierte, wurde als Romantiker oder Hippie belächelt. Die Liste gängiger Umweltsünden war lang. Ein paar Beispiele: Flüsse dienten als Abwasserkanäle der Industrie, auf See wurden Dünnsäure verklappt, Atommüll entsorgt und Chemikalien verbrannt. Autos hatten weder „Kat“, noch bleifreien Sprit, und Vielfliegerei galt als schick. Strom erzeugte man nur aus fossilen Brennstoffen und in Atomkraftwerken. Für die meisten Menschen kam er einfach aus der Steckdose. FCKW zerstörten die Ozonschicht, Dioxin und andere Gifte aus Fabrikschloten bescherten uns sauren Regen. Und wer Eier von glücklichen Hühnern oder Früchte ohne Pestizide wollte, musste sich als Hobbyfarmer betätigen. Es herrschte offenbar die Meinung vor, unser Planet sei so etwas wie ein Discounter, in dem sich jeder bedienen könne, ohne auf den Preis zu achten. Viele Menschen dachten naiv, die Erde sei unverwüstlich, und ihre Ressourcen seien unerschöpflich. Heute weiß man es besser. Mittlerweile ist die Umweltbewegung groß und stark geworden – und in etwa so alt wie Greenpeace Deutschland: 30 Jahre. Mit 30 sind auch wir nicht mehr grün hinter den Ohren, aber im Herzen grüner denn je. Unsere Banner sind nach wie vor handgemalt, aber unsere Flyer nicht mehr schwarzweiß. Und wir sind so mutig, kämpferisch und kreativ wie zu Beginn. Mit vielen ungewöhnlichen Aktionen und mit hartnäckiger politischer Arbeit hat Greenpeace dazu beigetragen, dass Umwelt- und Klimaschutz heute in aller Munde sind und auf der Tagesordnung quasi
jedes Unternehmens stehen: vom Autobauer bis zur Modefirma, von der Versicherung bis zum Ferienressort. Unser Erfolg ließ uns wachsen: Mit Büros in mehr als 40 Ländern sind wir heute weltweit vertreten und bekannt. Wir werden von Politikern und Konzernen respektiert und zu Gesprächen eingeladen. Für Verbraucher sind wir in Umweltfragen von A bis Z der erste Ansprechpartner. Greenpeace hat Gewicht: Die Unterstützung unserer aktuell rund 3.000 Ehrenamtlichen und 560.000 Fördermitglieder in Deutschland schenkt uns Handlungsspielraum und hilft uns, den notwendigen Druck auf Verantwortliche auszuüben. Und – sie sichert unsere Unabhängigkeit. Greenpeace nimmt kein Geld von Industrie, Politik oder von Parteien. Ohne unsere zahlreichen Unterstützer hätten wir zum Beispiel keinen umfassenden Schutzvertrag für die Antarktis (1991), kein Versenkungsverbot für Ölplattformen in der Nordsee (1998) und keinen Einschlagstopp für 28 Millionen Hektar Wald in Kanada (2010) erreicht. Ohne sie würde man uns immer noch als Romantiker oder Hippies belächeln. Dank Ihrer Hilfe haben wir in 30 Jahren großartige Erfolge erreicht. Leider bleibt noch genug zu tun: Engagieren Sie sich mit uns gegen die Ausbeutung der Meere und für eine schonende Fischerei. Unterstützen Sie unsere Aktionen gegen Urwaldvernichtung und für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Stärken Sie unsere Kampagnen gegen gefährliche Atomkraft, gegen klimaschädliche Kohlekraft und für den Klimaschutz sowie den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Machen Sie mit bei unserer Arbeit gegen Gentechnik und Pestizide und für eine ökologische Landwirtschaft. Bitte helfen Sie uns weiterhin, unsere Erde grün, artenreich und lebenswert zu erhalten. Vielen Dank! Ihre Brigitte Behrens und Roland Hipp
24/25 Heiß-kalte Abenteuer: Zwei Frauen auf Expedition Iris Menn im Eis Corinna Hölzel im Urwald „Klimagipfel“: CO²penhagen 26/27 Gen-Pflanzen sind tabu: Gegen Gentechnik „Amflora“, mach dich vom Acker! Bittersüße Schokolade: „Give the Orang-Utan a break!“ Späte Einblicke: Die Gorleben-Akten 28
Impressum
Brigitte Behrens, Geschäftsführerin
Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer
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ure, felsä Schwe tanoxide t n n r Ti hererdü ist v all bei de Farbstoff sen äure Dünns a. als Abf r) und der ll sind Ei ion t . die u Weißmache t. Im Abfa Konzentra e m h r g e e e i n t h t i s o f e t h i ( n e in hochg , ung e stell zrückständ dem teils lei, Chrom nk. i r und E ten, außer e Arsen, B itan und Z l entha metalle wi Nickel, T r Schwe m, Kupfer, u Kadmi
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Nordsee in Not:
Dünns
Start von Greenpeace Deutschland
rd Bauer, Gerha li.): Heinrich Zindler, Gründer (v. hn, Harald fa rie G a ik Mon Wallmeyer, erd Leipold. scher und G Wolfgang Fi
Greenpeace Deutschland hat verschiedene Wurzeln: 1979 gründet sich in Bielefeld der „Verein zur Rettung und Erhaltung von Walen und Robben“ – er sieht sich als deutscher Ableger der Umweltorganisation. Doch auch der „Kölner Arbeitskreis Chemische Industrie“ und Gruppen in Kiel, Hamburg, Bremen und Münster identifizieren sich mit Greenpeace und pflegen Kontakte zum holländischen Greenpeace-Büro, das es bereits seit 1978 gibt. Alle Aktiven teilen zu dieser Zeit ein Ziel: Sie wollen das Meer schützen. 1980 formiert sich ein Team, das an einer Greenpeace-Kampagne gegen die damals noch legale Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee mitwirkt. Im Visier stehen die deutsche Bayer AG und der US-Chemiekonzern Kronos Titan, der Werke in Leverkusen und Nordenham betreibt. Beide Konzerne leiten giftige Dünnsäure in die Nordsee und verursachen PlanktonSterben und totkranke Fische. Flundern mit Flossenfäule und Kabeljau mit Geschwüren bieten einen ekeligen Anblick. Fischer müssen bis zu ein Drittel ihres Fangs wieder über Bord werfen. Die Umweltschützer handeln: Sie beset-
zen die Dünnsäure-Verladebrücken von Kronos Titan und Bayer, leinen Rettungsinseln am Verklappungsschiff „Kronos“ an, um es am Auslaufen zu hindern. Weitere Aktivisten kippen missgebildete Fische vor das Bayer-Werk in Brunsbüttel und das Hydrographische Institut in Hamburg, das die Verklappung genehmigte. Das Presseecho ist groß, die frechen, aber friedlichen Aktionen – typisch für Greenpeace – ernten Anerkennung. Motiviert beschließen die Aktivisten, sie wollen offiziell Greenpeacer werden! Im November 1980 gründen sie die deutsche Vertretung der Organisation, das neunte GreenpeaceBüro nach Kanada, Holland, den USA, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und Australien. Im Oktober 1981 wagt Greenpeace eine weitere Konfrontation mit Kronos Titan. In Amsterdam geht ein internationales Team mit einigen Journalisten an Bord des Aktionsschiffs „Sirius“. In einem Verklappungsgebiet nordwestlich der Insel Helgoland wollen sie den Chemiemüllfrachter „Kronos“ durch eine lebende Sperre aus Schwimmern und Aktivisten in Schlauchbooten zwingen, das Dumpen einzustellen. Über Funk streitet sich der GreenpeaceRechtsanwalt Lutz von Arnstedt mit dem „Kronos“-Kapitän. Auszüge des Gesprächs:
Greenp e „Sirius“, ace-Anwalt: Ja, „Kron wir forde rn Gebiet ein os zustellen Sie auf, das Dum “, hier ist die und uns pe Giftmü P roben au n in diesem sie mit d l szuhänd em Prop meinem l-Kapitän: (... igen. (...) ell die Sie v ) Nehme Steven w erklappe er des Schiffs u n e sich selb g. Ich ha S ie d ie nd mit d n. Boote vo er zufüg fte für ke K er Säure ronos: n en. ine Sach Lutz: (. , e, die Sie gebadet, Die Leute haben ..) Wenn bewusst in also sche Sie so we Sie Mens in itermach chenlebe m t’s ihnen Lutz: S en, sehen n gefähr nehmen, gar nicht einer Dünnsäure ie de S m zu schad nicht guth legen einen Zyn dass es e üssen Sie sich h n. Wenn Sie das in ie, dass en. ismus an eißen ka interher iner juris K a u d n f e n n . auch gefa T tischen W (. K a .. g ) r , o d Kronos e n n ich os: ll ertung u : Sie kom nterzoge en lassen, keit, wen Sie stören erheb men doc n wird. n wir un li Lutz: W c h m h e a in u s ständig f mein Sc e ir Lutz: J unterhalt Manövrierfähig hiff. haben wir wollen nicht au a, en. (...) f Ih hin, dass das ist richtig. (. wir nicht gestern schon ve r Schiff komme ..) Wir we das, was n, (...) da rsucht k versuche is w T e ir a n Sie da gesscha hier m la s Gewalt g egen Sie n, Sie zu entern, rzustellen, dass der schre u sein wird, in Ta achen, heute Abe rauf und dass anwende nd in der g ib Kronos e s e th n n wir keine den Pr . emen Helikopte : r da ist, u esse viele Leute , dass wir von einstelle Und wenn ich sto ha n. aufgezeic n ppe, mus hnet wor d auch die Gespr ben, dass ein s ich das Lutz: D den. (...) äche mit Pumpen Kronos as ist Ihr Ihnen sin : Problem, d Kronos gebiet ra Ich gehe jetzt sü ja. : (...) Als us, stelle dlich aus o muss ic verklapp d n d ie a e c m V h e V e. (...) Nordenh rklappun h weiterfa am. g ein und erklappungshren, sola Lutz: S Lutz: J fahre wie nge ich ie nehme a , der o n eventuell vor Ihnen kay, wir wollen zu töten. es in Kauf, Mens d a a n u n s s k e Gebrauch c eine Schw D tzen. (...) h Kronos , in der N ie Leute machen en zu gefährden immer m : Die Pum , ordsee zu vo ehr pen werd schwimm n ihrem Recht e n abgeste en. Sie g efährden llt.
Mit Ausblick auf das Abflussrohr hat sich Greenpeace-Aktivist per Rettungsinsel an Harald Zindler ein Verklappungssch iff von Kronos Titan gekettet.
Die Schwimmer klettern etwas benommen zurück an Bord der „Sirius“. Einer hat Dünnsäure geschluckt, ein anderer etwas davon ins Auge bekommen. Es brennt. Ein dritter steht noch unter Schock, da er gefährlich dicht an der Schiffsschraube der „Kronos“ vorbeischwimmen musste. Monika Griefahn, erste Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland und später SPDPolitikerin, schreibt in ihrem 1983 erschienenen Greenpeace-Buch: Ungefähr 40 Minuten hat die Aktion gedauert, doch sie ist ein großer Erfolg. Die ,Kronos‘ musste mit einem Drittel ihrer Ladung zurückfahren. Siegerstimmung will jedoch nicht so recht aufkommen, denn wir wis-
sen, wenn wir wegfahren, fährt die ,Kronos‘ gleich wieder hinaus. Was tun? Hierbleiben und auch noch das nächste und übernächste Mal behindern? Oder nach Hamburg fahren und weiterhin Druck auf die Behörden und die Firma machen? Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns, erst mal nach Hamburg zu fahren und abzuwarten, wie das DHI (Deutsches Hydrographisches Institut) seine nächste Verklappungsgenehmigung aussprechen wird. Wiederkommen können wir allemal. Greenpeace-Erfolg: Seit dem 1. Januar 1990
ist die Verklappung von Dünnsäure in der Nordsee verboten.
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1980 Gründung von Greenpeace Deutschland e.V.
1981 Greenpeace Deutschland wird als gemeinnützig anerkannt. Das Büro zieht von Bielefeld nach Hamburg in das „Haus der Seefahrt“. (Foto: Greenpeacer absolvieren ein Klettertraining im Treppenhaus.) Zu dieser Zeit unterstützen rund 1.500 Förderer Greenpeace mit Spenden. Die Arbeit wird noch ehrenamtlich bewältigt.
Aktion gegen Boehringer in Hamburg, 26 Stunden harren Greenpeace-Aktivisten auf dem Schlot der Chemiefabrik aus. Auf Neufundland besprühen Greenpeacer Jungrobben mit grüner Farbe, so dass ihr Fell für die Jäger wertlos ist.
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Dicke Luft:
Chemiefabrik bekommt Gegenwind Zu Wasser und zu Lande kämpft Greenpeace gegen chemische Umweltverschmutzung, so ab 1981 gegen die Chemiefabrik Boehringer in Hamburg-Billbrook. Boehringer stellt Unkraut- (HCH) und Insektenvernichter (2,4,5-T) her und entlässt giftige dioxinhaltige Emissionen. Krebserregende Rückstände aus der Produktion der Pestizide und Insektizide waren im Grundwasser und auf Wiesen und Äckern rund um das Werksgelände gefunden worden. Als Protest gegen die Dioxin-Schleuder
Boehringer besetzen zwei Greenpeace-Aktivisten im Juni 1981 26 Stunden lang einen Schlot der Fabrik. Getarnt als Firma „Friedemann Grün“ und mit falschen Papieren gelangten sie mit einem Lieferwagen auf das Werksgelände. Greenpeace-Erfolg: Nach jahrelangem Kampf reagieren Hamburgs Behörden und Politiker: Boehringer bekommt die Auflage, seinen Dioxin-Ausstoß drastisch zu verringern. Als dies nicht geschieht, wird die Fabrik geschlossen.
1982 Die Europäische Gemeinschaft (heute: EU) verbietet die Einfuhr von Jungrobbenfellen.
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Ballonflug in „die Zone“:
H e i l uf t ba l l on
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Greenpeace protestiert gegen Atomwaffentests Gegen die Atomwaffentests der vier Mächte USA, Großbritannien, Russland und Frankreich protestiert Greenpeace im August 1983 aus der Luft: Der Greenpeacer Gerd Leipold und der Pilot John Sprange starten mit dem
Die Internationale Walfangkommission (IWC) beschließt einen Walfangstopp ab 1986.
1983 Die London Dumping Convention beschließt, für zehn Jahre keinen Atommüll mehr im Meer zu versenken.
Heißluftballon „Trinity“ (Dreifaltigkeit) von einem Sportplatz in Berlin-Wilmersdorf, überfliegen die Mauer und landen in der DDR. Dort werden die beiden Männer nach fünfstündigem Verhör abgeschoben.
Links die Schornstein-Besteiger von Greenpeace, Harald Zindler und Peter Krichel, rechts die Mitarbeiter von Boehringer.
Start der AntarktisKampagne. Greenpeace fordert einen „Weltpark Antarktis“, um den Kontinent vor einem Ressourcen-Abbau zu schützen.
1984 Das Aktionsschiff „Sirius“ und 50 Fischkutter protestieren an der Pier der Dünnsäureverklappungs-Schiffe von Kronos Titan.
, ittskarte“ Die „Eintr der n ei ch rs ein Liefe ma denen Fir frei erfun “. n rü G n an „Friedem
Gesprengt und halb versenkt: die zerstörte „Rainbow Warrior“ im Hafen von Auckland.
Auckland 1985:
Der Anschlag auf die „Rainbow Warrior“ Ein Schock für Greenpeace: Um gegen französische Atomtests zu protestieren, sind Greenpeacer mit dem Aktionsschiff „Rainbow Warrior“ auf dem Weg zum Moruroa-Atoll im Südpazifik. In Auckland, Neuseeland, explodiert am 10. Juli 1985 eine Sprengladung an Bord und tötet einen portugiesischen Greenpeace-Fotografen, Fernando Pereiras. Zum Attentat bekennt sich später der französische Geheimdienst. Vor Gericht werden zwei verantwortliche
französische Agenten zu Gefängnisstrafen verurteilt, Frankreichs Geheimdienstchef Lacoste und Verteidigungsminister Hernu müssen zurücktreten, Frankreich muss Greenpeace und der Familie des Toten Schadenersatz zahlen. Vorerst schließt Greenpeace sein Büro in Frankreich. Nach dem Motto „Einen Regenbogen kann man nicht versenken“, erwirbt Greenpeace eine Nachfolgerin: Aus einem schottischen Fischtrawler wird die „Rainbow Warrior II“.
Im Hamburger Greenpeace-Büro arbeiten 14 Festangestellte. Der Verein hat mittlerweile 65.000 Förderer.
1985 Das deutsche Schiff „Beluga I“ startet seine Forschungstour über verschmutzte Flüsse.
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Weser: GreenDie „Beluga I“ auf der ern die giftigen peace-Taucher beförd ll (heute Abwässer der Firma Kno e. BASF) an die Oberfläch
Gerhard Wallme yer, Fundra ising-C hef, seit 30 Jahren bei Greenp eace.
Schwimmendes Labor:
„Beluga“ im Einsatz auf Schmutzflüssen
Die exakte M enge destilli ertes Salz wirkt ha rmlos. Heute arbeitet Gree npeace plak ativer, würde symbo lisch eine ga nze Wagenladung Salz auskippe n.
Gegen versalzene Flüsse:
Anfang der 80er Jahre sind Europa s Flüsse lich fundiertem Beweismaterial solle – darunter Rhein, Weser, Elbe, Don au und n die Umweltsünder öffentlich unter Dru Seine – zu Kloaken verkommen. Viele Fack gesetzt und zum Handeln bewegt wer briken haben sich an Flüssen ang den. esiedelt Dazu braucht Greenpeace ein Sch und benutzen diese als billige „Mü iff: Ein llabSpendenaufruf bringt 1,4 Millione fuhr“. Besonders schlimm sündige n Mark n neein. Es reicht für ein ausrangierte ben Chemiefabriken wie Bayer und s FeuerBASF löschboot Baujahr 1961, das Greenp die Papierhersteller, die Chlorbleiche eacer -Abund freiwillige Helfer in hundert wässer einleiten. Außerdem land en Aren im beitsstunden in ein Aktionsschi Wasser Gifte wie Arsen, Schwermet ff mit alle Chemielabor umwandeln. Nach dem wie Blei, Cadmium, Chrom und Que weickßen Flusswal taufen sie es „Beluga silber sowie Dünger, Unkraut- und “. ZwiInschen 1985 und 1987 ist die „Bel sektenvernichtungsmittel aus der uga“ mit LandAktivisten und Wissenschaftlern wirtschaft. unter anderem auf Elbe, Weser und Rhe Die Verschmutzung des Rheins ist in unkatasterwegs. trophal. Die Wasserwerke haben große Gerhard Wallmeyer: „Für unsere Probleme, aus dem Grundwasse Kontrolr des len beschafften wir uns zunächst Rheintals Trinkwasser zu machen die ge. Der heimen Listen mit den behördlich Elbe ergeht es kaum besser. Ger en Einhard leitgenehmigungen, da hatten wir Wallmeyer, Fundraising-Leiter gute und Gründungsmitglied von Greenpeace Kontakte. Um zu den Abwasserrohren zu , erinnert sich an den Zustand der Elbe gelangen, die sich in der Regel tief unte r Wasser befanden, mussten wir in Hamburg: „Das war kein Wasser Taucher mehr, einsetzen. Die Wasserproben hab sondern eine einzige Drecksbrüh en wir e. Die dann gleich an Bord der ,Beluga Elbe stank zum Himmel. Besonde ‘ unterrs heftig sucht – und fast immer illegale Men war der stechende Phenol-Geruch . Baden gen an Chemiekalien und sonstigen gefä in der Elbe war verboten, Angeln hrlichen ebenso.“ Stoffen gefunden. Quasi täglich Kläranlagen sind damals Man deckten gelware, wir einen Skandal auf.“ oder sie filtern nur grob. Zwar gibt es Einleitbegrenzungen seitens der Was serbeGre enp eac e-E rfol g: Dur ch hörden der einzelnen Länder, doc Kampagnen h diese und die „Beluga“-Einsätze trug Gre werden oft nicht eingehalten. Zud enpeace em sind wesentlich dazu bei, dass neue und die Angaben damals noch geheim bessee Verre Kläranlagen gebaut wurden und schlusssache. das Einleiten von Industrieabwässern Ein Fall für Greenpeace. Die Umwelt in Flüsschütse mittlerweile besser kontrolliert zer fordern das „Gläserne Abflussr wird. ohr“: Außerdem sind die Unterlagen der Was in die Flüsse gelangt, soll öffe Wasserntlich behörden heute für jeden einsehb werden. Greenpeace beschließt, nach ar – und überzwar nicht nur in Deutschland, son mäßigen Gifteinleitungen zu fahn dern in den, ganz Europa. Wasserproben zu nehmen und dies e chemisch zu untersuchen. Mit wissensc haft-
Salz in die Wunde Im September 1986 kippen Greenpeacer aus Ost- und Westdeutschland einen Zentner Salz vor das damalige DDR-Umweltministerium. Das Salz ist aus Werraund Weserwasser destilliert und stammt aus Kali-Bergwerken der DDR. Es hatte die Flüsse versalzen und Süßwasserfische aussterben lassen. Nach der Wende wurden die Salzeinleitungen drastisch reduziert. Aktuell beantragen die Werke wieder eine Erhöhung…
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1986 Das 1982 von der IWC beschlossene Moratorium gegen den kommerziellen Walfang tritt in Kraft. Im AKW Tschernobyl, Ukraine, kommt es zum Super-GAU. Seitdem protestiert Greenpeace vehement gegen die Nutzung der Atomenergie.
1987 Greenpeace eröffnet eine Station in der Antarktis zur Dokumentation von Umweltproblemen. Bäume pflanzen gegen das Waldsterben: Greenpeace gründet das Bergwaldprojekt.
Nach langjährigen Greenpeace-Protesten wird die Giftmüllverbrennung auf der Nordsee eingestellt.
1988 Start der Kampagne gegen illegale Giftmüllexporte aus Industrieländern nach Afrika, Südamerika und Osteuropa.
1989 Das GreenpeaceSchiff „Rainbow Warrior II“ wird in Hamburg eingeweiht.
: ungsvoll ber wirk unter Klein, a r o b miela Das Che er „Beluga I“. fd Deck au
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Achtung, Ozonloch!
1990
Aufstand gegen FCKW Noch vor dem Klimawandel beherrscht das „Ozonloch“ über der Antarktis die Umweltdiskussion: eine Ausdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre in 10 bis 50 Kilometern Höhe. Wo Ozon fehlt, erreicht
mehr zellschädigende UV-B-Strahlung die Erde. Den Menschen drohen Hautkrebs und Augenerkrankungen. Als „Ozonkiller“ identifizierte man schon im Jahr 1974 Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe
(FCKW). Diese chemischen Verbindungen dienen vor allem als Kältemittel, außerdem sind sie eingesetzt als Treibgas für Spraydosen, als Treibmittel für Schaumstoff und als Reinigungsmittel.
Nach der Wiedervereinigung eröffnet Greenpeace ein Büro im Ostteil Berlins.
1991
Coole Erfindung:
Der „Greenfreeze“ Anfang der 1990er Jahre protestiert Greenpeace gegen die Chlorchemie-Riesen wie Kali-Chemie und Hoechst. Parallel arbeitet die Organisation an einer praktischen Lösung. Greenpeace weiß, dass man so ein „Teufelszeug“ wie FCKW am besten bekämpft, indem man dessen Überflüssigkeit beweist: Mit der sächsischen Firma dkk Scharfenstein (später Foron) entwickelt Greenpeace 1992 einen Kühlschrank, der ohne ozonschädliches FCKW und klimaschädliches FKW auskommt. Der „Greenfreeze“ kühlt mit reinen Kohlenwasserstoffen, einem Propan-Butan-Mix. Anfangs leisten die Chemiefirmen und großen Weißware-Hersteller AEG, Bauknecht, Bosch, Elektrolux, Liebherr, Miele und Siemens erbitterten Widerstand. Sie warnen vor einer „Bombe in der Küche“, da Butan und Propan brennbar sind. Doch in einem Kühlschrank steckt nicht viel mehr Gas als in einem Feuerzeug – die plumpe Panikmache hat keinen Erfolg. In wenigen Jahren setzt sich der „Greenfreeze“ durch, alle genannten Firmen stellen auf die „grüne Kälte“ um. Fragen an Wolfgang Lohbeck, Dipl.-Ing. Architekt, seit 1983 bei Greenpeace, Klimaexperte und Beauftragter für Sonderthemen. Wie erfolgreich ist der „Greenfreeze“?
Im Frühjahr 1989 kassiert Hoechst eine verbale Ohrfeige von Greenpeace. Der Konzern soll endlich aus der FCKW-Produktion aussteigen. Das Banner hägen Kletterer schön exponiert an einen Hafenkran von Hoechst in Frankfurt.
„Return to sender!“
Giftmüll-Skandal entdeckt Im Frühjahr 1992 findet Greenpeace heraus, dass sich Giftmüll aus Deutschland auf illegalen, völlig unzureichend gesicherten Deponien im Ausland befindet, etwa in Rumänien und Albanien. Greenpeace bringt die gefährlichen Fässer teilweise zurück nach Deutschland oder organisiert einen Transport. Nach anfänglichem Zögern übernimmt der damalige Umweltminister Klaus Töpfer Verantwortung und lässt 425 Tonnen Chemieabfälle im Ausland abholen. Greenpeace-Erfolg: 1994 verbietet die Bas-
ler Konvention sämtliche Giftmüllexporte aus OECD- in Nicht-OECD-Länder. In einem Schuppen in Rumänien rosten Fässer mit Altpestiziden vor sich hin. Der Giftmüll stammt aus Deutschland. Greenpeacer in Schutzanzügen organisieren den Rücktransport.
Er ist ein Welthit. Seit 1993 wurden von diversen Herstellern rund um den Globus etwa 400 Millionen „Greenfreeze“-Geräte gebaut, aktuell sind es etwa 40 Millionen im Jahr. Nur in den USA sind Butan und Propan in Kühlschränken leider verboten. Vermutlich stecken Chemieriesen wie DuPont und Honeywell dahinter, die ihre FKW-Kühlmittel wie R134a weiter verkaufen wollen. Aber gerade tut sich Positives: Bosch und General Electric habaen erklärt, „Greenfreeze“Schränke auf den US-Markt bringen zu wollen. Hoffentlich bekommen sie dort rechtlich grünes Licht. Was steckt hinter dem Projekt „RefrigerantsNaturally!“, das Greenpeace 2003 mitinitiiert hat? Fünf Riesen, Coca-Cola, PepsiCo, Unilever, Carlsberg Group und McDonald’s, haben sich verpflichtet, am point-of-sale von Gastronomie und Handel aus der FKW-Kühlung auszusteigen, z.B. bei Getränkeautomaten und Eiscremebereitern. Keine kleine Sache, es handelt sich um Millionen Geräte weltweit. Wie gelangen FKW und FCKW eigentlich an die Luft? Bei allen Kälteanlagen – vom Kühlschrank bis zur Klimaanlage – sind Leckagen unvermeid-
lich. Spätestens aber auf der Mülldeponie gelangen die Gase dann vollständig in die Atmosphäre. Das Kältemittel in Auto-Klimaanlagen kann bei der Verschrottung oder zuvor bei einem Unfall komplett entweichen. Gibt es außer der „Greenfreeze“-Technik weitere grüne Alternativen? Ja, es gibt als natürliche Kältemittel z.B. Ammoniak und CO2. Ammoniak ist allerdings giftig und stinkt, für den Lebensmittelbereich ist es eher ungeeignet. CO2-Anlagen sind etwas teurer. Sie müssen höhere Drücke aushalten, da sind bessere Materialien und Verarbeitung gefragt. Dafür ist das System sparsam im Energie-Verbrauch. Aldi Süd und Lidl sind schon auf den Geschmack gekommen, sie statten alle neuen Märkte mit CO2-Kühlung aus. Aber CO² ist doch auch ein „Klimakiller“, warum ist es FKW vorzuziehen? Erstmal ist CO2 im Vergleich zu FKW viel harmloser, es hat nur ein Tausendstel des Treibhauspotentials von FKW, oder weniger. Außerdem wird das CO2 für die Kälteanlagen nicht extra chemisch produziert. Es ist als chemischer Abfall im Überfluss vorhanden und wird in verschwindend geringen Mengen eingesetzt.
Greenpeace präsentiert „Das Plagiat“, eine Kopie des Magazins „Der Spiegel“ – als weltweit erste Tiefdruck-Zeitschrift auf chlorfrei gebleichtem Papier. Heute ist dieses Papier Standard.
Der Antarktis-Vertrag von 1961 wird um weitere 50 Jahre verlängert und um eine wichtige Regel ergänzt: In der Antarktis dürfen keine Rohstoffe abgebaut werden.
1992 Aktionen in StinnesBaumärken gegen den Verkauf von Tropenholz. Stinnes reagiert und beendet sein Tropenholzgeschäft.
1993 1983 beschloss die „London Dumping Convention“, zehn Jahre dürfe kein Atommüll im Meer versenkt werden. Jetzt verbietet sie die Entsorgung gänzlich! Internationale Aktion gegen den Holzkonzern MacMillan Bloedel (seit 1999 Weyerhaeuser) wegen dessen Waldvernichtung am kanadischen „Clayoquot Sound“. Sieben GreenpeaceGeschäftsführer, darunter der deutsche Thilo Bode, versperren eine Brücke am Waldgebiet und werden verhaftet.
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1994
korb voller Menschen auf die „Brent Spar“. Mit einem Schlag sind an die 30 Polizisten und recht aggressive Sicherheitsleute von Shell an Bord. Wir wehren uns, ketten uns an Treppen, versperren den Eindringlingen den Weg, doch es nützt nichts. Nach einigen Stunden ist die „Brent Spar“ leer.
Ein Regenbogen für die Sieger
hboot.
Schlauc -Aktivisten im n Greenpeace see. erkanonen gege rd ss No r Wa t de s mi ft au Shell kämp „Brent Spar“ ragt die rostige Im Hintergrund
Ausnahme-Aktion:
Die Besetzung der „Brent Spar“ Der Biologe Dr. Christian Bussau leitet das Team für Sonderprojekte bei Greenpeace. 1995 war er als Öl-Experte unter den Besetzern der „Brent Spar“. Er erinnert die Aktion, als wäre es gestern gewesen.
Großstadtflair auf dem Meer 13. Mai 1995. Seit zwei Wochen besetzen wir – 15 Greenpeace-Aktivisten – eine verlassene Öltank- und Verladeplattform, die Shell im Atlantik versenken will: die „Brent Spar“. Der 14.500-Tonnen-Koloss aus rostigem Stahl ist 140 Meter hoch und ragt 30 Meter aus dem Wasser heraus. Er darf nicht in der Tiefsee verschwinden. Das Meer ist keine Müllkippe. Solange Menschen auf der Plattform sind, so unsere Taktik, wird Shell sie nicht versenken können. Von unserem Schiff „Moby Dick“ aus versorgen uns Schlauchboote mit Lebensmitteln. Auch Shell ist mit Schiffen da, man bewacht uns rund um die Uhr. Wir sind mitten im Meer, irgendwo zwischen den britischen Shetland-Inseln und Bergen in Norwegen, doch von einem Naturerlebnis kann nicht die Rede sein. Ölund Gasfirmen haben die See hier in ein Industriegebiet verwandelt. Zahlreiche Ölplattformen umgeben die „Brent Spar“. Es riecht nach Ruß und Öl, auf dem Wasser
Christian Bussau
treiben schwarze Klumpen. Nachts, wenn die Gasabfackelungsflammen die Wolken rötlich färben, sieht der Himmel aus wie in der Großstadt.
„Brent Spartanisch“ Unser Job ist kein Wellness-Urlaub und die „Brent Spar“ ein Null-Sterne-Hotel. Draußen sind es knapp über null Grad bei eisigem Wind, drinnen ist es kaum gemütlicher. Wir heizen nur einen kleinen Aufenthaltsraum, der immer proppevoll ist. Es gibt keine intakten Waschräume, kein Süßwasser zum Waschen, nur kleine Mengen zum Kochen und Trinken. Auch die Toiletten funktionieren nicht mehr, als Ersatzklo dienen Eimer. 20. Mai 1995. Seit vielen Tagen stecke ich nonstop in einem dicken Arbeitsanzug und Stiefeln, wasche mich nicht mehr, nicht mal meine Haare. Keiner achtet hier noch auf sein Äußeres, doch mein Kopf juckt so stark, dass ich fast durchdrehe. Also hole ich mir einen Küchen-Abwascheimer, bin-
20. Juni 1995. Seit einer Woche zieht Shell die Plattform zu ihrem Versenkungsort, wir begleiten den Schleppzug mit dem Greenpeace-Schiff „Altair“. Am frühen Abend, gerade sind wir südlich der Faröer-Inseln, stehe ich mit einigen Kollegen und unserem Kapitän auf der Brücke und schaue zur „Brent Spar“ rüber. Die Sonne scheint, doch wir haben hohe Wellen, unser Schiff schwankt stark. Auch ich bin hin- und hergerissen: einerseits froh, dass wieder Aktivisten auf der Plattform sind, die wir per Hubschrauber abgesetzt haben, denn so wird Shell Zeit verlieren, andererseits traurig, ich bezweifle, dass wir die Versenkung noch stoppen können. Plötzlich schreit jemand „Leise!“ und dreht das Radio auf. Ein englischer News-Sprecher verkündet:
jetzt plötzlich Schluss?! Ich gehe raus an Deck. Ein Kollege kommt hinterher, haut mir auf den Rücken und schreit mir „Ist das nicht toll?!!“ ins Ohr. „Idiot“, denke ich. Ich blicke aufs Wasser, lasse meine Augen ihren Weg finden, bis sie an der „Brent Spar“ hängen bleiben – und etwas Unglaubliches bemerken: einen Regenbogen! Dick und fett hängt er über der Plattform! Grüßt da der Meeresgott Poseidon mit unserem Greenpeace-Symbol? Auch der Kapitän steht an der Reling. Wir schauen uns nur an und denken dasselbe: „Wir haben gewonnen, die Meere haben gewonnen, es hat sich gelohnt!“ Obwohl ich keinen Kitsch mag: Der Regenbogen hat mich umgehauen, endlich kann auch ich mich richtig freuen.
Shell wird die „Brent Spar“ nicht versenken.
Christian Bussau
Es ist auf einmal totenstill, und wir starren uns alle an. Dann bricht Begeisterung und Jubel los. Einige schreien und hopsen herum, andere umarmen sich mit Tränen in den Augen. Die Brücke der „Altair“ ist ein „Tollhaus“! Ich mache nicht mit, fühle mich irgendwie leer. Nach diesem langen Kampf ist
Greenpeace-Erfolg: Nach 52 Tagen Ausei-
nandersetzung mit Shell gibt der Öl-Multi nach und entscheidet, die „Brent Spar“ umweltschonend an Land zu entsorgen. Im Juli 1998 beschließen die Umweltminister von 15 europäischen Staaten ein Versenkungsverbot für Öl- und Gasplattformen in Nordsee und Nordostatlantik.
de ihn an eine Schnur und hole Meerwasser damit hoch. Dann gehe ich mit Eimer, einem angeblich total tollen Spezial-Salzwassershampoo und Handtuch auf das Helikopter-Deck, denn hier bin ich allein. Na ja, fast: Die Shell-Leute haben mich im Blick. Es ist ein elendes Geschäft: Zuerst schäumt das Shampoo nicht, sondern verschmiert nur dickcremig meine Haare, dann lässt es sich nicht ausspülen. Langsam gefriert mein Kopf, und ich breche das Desaster ab. Ich gehe in die Küche und sage unserem Koch, dass ich den sauberen Eimer zurückbringe. Er bedankt sich, bittet mich dann aber, das Ding wieder mitzunehmen. Und steckt mir erst jetzt, dass ich einen Toiletteneimer erwischt hatte…
Die Räumung, alles aus? 23. Mai 1995. Seit zwei Tagen rückt uns Shell mit einer riesigen Arbeitsplattform „Stadive“ auf die Pelle. Jetzt wird‘s ernst. Einer der Kräne manövriert einen Draht-
Zur Räumung der „Brent Sp ar“ rückt Shell menden Arbe mit einer schw itsplattform an im. Ein Kran hie Polizisten un vt eine Gondel d Sicherheits voller kräfte auf die Stahlinsel.
Erfolg nach langer Kampagnenarbeit: Die Baseler Konvention verbietet Giftmüllexporte aus Industriestaaten nach Osteuropa und in die Dritte Welt. Die IWC richtet ein Schutzgebiet für Wale im Südpolarmeer ein. Leider halten sich die Fischer aus Japan nicht daran.
Greenpeace demonstriert erstmals gegen Castor-Atomtransporte. Mit dem Stadtforst Lübeck präsentiert Initiator Greenpeace das erste deutsche Waldgebiet, das nachhaltig bewirtschaftet wird.
1995 Zum Klimagipfel in Berlin besetzen Greenpeace-Aktivisten den Schlot des Braunkohlekraftwerks in Frimmersdorf und fordern den Einstieg Deutschlands in die Solarenergie.
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1996 www.greenpeace.de geht online.
1997 Endlich grüner Strom:
Greenpeace Energy
Auf der IAA in Frankfurt präsentiert Greenpeace die Neuwagen diverser Hersteller als Dinosaurier: „Zu schwer. Zu gefräßig. Von vorgestern.“
3-Liter-Auto:
Der „SmILE“ Nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch Lösungen präsentieren, lautet ein wichtiges Credo von Greenpeace. Also schimpfen die Umweltschützer während der Internationalen Automobilausstellung (IAA)1995 in Frankfurt nicht bloß über schwere klimaschädliche „Dinosaurier“-Autos, sondern präsentieren auch eine Alternative: Im Auftrag von Greenpeace bauten Schweizer Techniker einen Kleinwagen so um, dass er nur die Hälfte an Sprit verbraucht – bei gleicher Leistung. Aus einem Renault Twingo Easy wurde der „SmILE“ (= small, intelligent, light, efficient). Greenpeace zeigt der Autoindustrie und Öffentlichkeit, was technisch möglich ist. Der SmILE löst Erstaunen und Anerkennung aus. Das Sparmobil hat statt des Vierzylinder-Motors einen Zweizylinder-Viertakt-Ottomotor, ist 195 Kilo leichter und windschnittiger als das Serienmodell. Statt 6,7 Liter auf 100 Kilometern verbraucht es nur 3,3 Liter, statt 154 Gramm stößt es nur 76 Gramm CO2 aus. Bis heute setzen die Autobauer bei ihren Modellen nicht auf größtmögliche Sparsamkeit. Noch immer bauen BMW, Mercedes, Volkswagen & Co. zu große und schwere Spritfresser.
Dass es auch an ders geh peace m t, b it dem S parmobil eweist Green„SmILE“.
Schiffsanstrich:
„God Save the An einem eisigen Novembertag 1999: Als die „Queen Elizabeth II“ in einem Dock in Bremerhaven einen neuen Unterwasseranstrich bekommen soll, der das Dauergift TBT (Tributylzinn) enthält, versperren rund 70 Aktivisten dem Kreuzfahrtschiff den Weg. Timo Liebe war als Aktivist in einem Schlauchboot dabei: „Mit Spraydosen haben wir den Schiffsrumpf beschriftet: ,God Save the Queen from TBT‘. Und
Bis zum Frühjahr 1998 konnte sich niemand in Deutschland seinen Strom aussuchen. Alle Privathaushalte und Unternehmen waren an einen bestimmten Lieferanten gekettet, etwa die Hamburger an die HEW (Hamburgische Elektrizitätswerke, seit 2002 Vattenfall Europe AG). Dann endlich wurde der Strommarkt liberalisiert, und mit der über 60-jährigen Monopolstellung der Stromversorger war es vorbei. Noch immer beherrschen wenige Große den Markt – aktuell Vattenfall, Eon, EnBW und RWE, die hauptsächlich mit Atomkraft und Kohlekraft arbeiten. Dafür gründeten sich seit 1998 auch einige Ökostromanbieter, darunter Lichtblick, Naturstrom und Greenpeace Energy. Greenpeace Energy entstand genau genommen aus einer Not heraus. Nachdem Greenpeace seine Fördermitglieder bei der Aktion „Stromwechsel“ befragt hatte, ob sie gern Ökostrom beziehen würden, kamen gut 60.000 positive Rückmeldungen. Leider konnte Greenpeace dann aber keinen passenden Energieversorger auftreiben, der seinen strengen ökologischen Kriterien entsprach. Also nahm Greenpeace das Thema selbst in die Hand: Am 28. Oktober 1999 entsteht die Greenpeace Energy eG als Genossenschaft, im Januar 2000 startet das Geschäft mit den ersten 186 Kunden. Die Arbeitsumstände sind anfangs noch etwas chaotisch: Energy hatte sich auf den
Fluren von Greenpeace zur Untermiete einquartiert, dann bezogen die Kollegen ein Büro in Bahnhofsnähe, das aber schon im ersten Jahr zu klein wurde. Im Januar 2001 gründet die Genossenschaft ihre Tochter Planet energy GmbH, die saubere Kraftwerke bauen und betreiben soll. Denn Greenpeace Energy will nicht nur Ökostrom liefern, sondern auch erzeugen. Bis heute wurden neun Windparks und Fotovoltaik-Kraftwerke mit zusammen 34 Megawatt Leistung errichtet und dafür 72 Millionen Euro investiert. Noch immer genügt einzig der Ökostrom von Greenpeace Energy den strengen Greenpeace-Kriterien. Greenpeace-Erfolg: 2010 beliefert Green-
peace Energy 95.000 Kunden, die Genossenschaft zählt 18.000 Mitglieder und hat 60 feste Mitarbeiter.
Queen from TBT“ im Hafenbecken waren Greenpeacer mit allem unterwegs, was schwimmt, um das Schiff irgendwie aufzuhalten: in Schlauchbooten, Kanus, Kajaks, Bojen und sogar mit so albernen aufgeblasenen Badeinseln – mit Palme dran!“ Die Reederei Cunard findet die Aktion gar nicht lustig und nimmt sich den Aufruf zu Herzen: Noch am gleichen Tag vermeldet sie den Verzicht auf TBT-Anstriche bei ihrer gesamten
Flotte. Seit 2004 gehört auch die „Queen Mary 2“ dazu. Timo Liebe: „Da war der Jubel riesig! Dass die Reederei direkt auf unsere Forderung reagiert hat, fand ich außergewöhnlich!“
Greenpeace gründet die Initiative „Einkaufs Netz“ für gesunde Produkte ohne Gentechnik. Die „Arctic Sunrise“ fährt vier Wochen in die Arktis zur Dokumentation der Klimaerwärmung.
1998 Auftakt des genetiXprojects. Es bietet Jugendlichen ein Forum, gegen GenFood, darunter Nestlés „Butterfinger“, zu protestieren. Mit einem Kleinbus geht genetiX auf eine bundesweite Info- und Foto-Tour. Im Juli 1999 nimmt Nestlé auf Druck von Greenpeace und vorwiegend jungen Verbrauchern den „Butterfinger“ wieder vom deutschen Markt.
Aktion gegen Unilever unter dem Motto: „Wir sind keine Versuchskaninchen!“ Das Unternehmen produziert Lebensmittel, die genmanipuliertes Soja enthalten.
Greenpeace-Erfolg: Ende 2001 beschließen
1999
die Mitgliedsländer der Internationalen Schifffahrtsorganisation ein globales Verbot von TBT in Schiffsfarben.
Start einer Kampagne zur Rettung des Amazonas-Urwalds.
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Im finnischen Urwald wachsen hunderte Jahre alte Nadelbäume. Waldsc hu 2005 in tz-Camp Lappla nd zu kalt für Rom – antik.
Jeder Baum zählt:
Wälder sind nicht nur ökologisch, sondern auch für das Klima bedeutsam: Bäume speichern viel Kohlenstoff. Werden sie abgeholzt oder verbrannt, gelangt ein Großteil davon als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Wälder funktionieren auch als natürliche „Klimaanlage“. Wenn Bäume der Sonne ausgesetzt sind, lassen sie über ihre Blattporen Wasserdampf ab. Damit kühlen sie sich – und die Luft.
Seit 1991 engagiert sich Greenpeace für den Urwald, zunächst in West-Kanada, dann am südamerikanischen Amazonas, in Finnland und Russland, im afrikanischen Kongo sowie in Papua-Neuguinea und Indonesien.
Crime“
Der über vier Millionen Quadratkilometer große Regenwald in Südamerika wird einerseits zum Gewinn kostbarer Edelhölzer, andererseits für neue Äcker und Viehweiden gerodet – vor allem für Soja-Monokulturen und Rinderherden zur Fleisch- und Lederproduktion. Die Sojabohnen wiederum landen im Futtertrog von Hühnern, Schweinen & Co. in Europa. „Wir essen Amazonien auf“, betitelt Greenpeace die Misere. In nur 40 Jahren wurden knapp 20 Prozent des Waldes vernichtet, vielfach auf illegale Weise. 1993 startet Greenpeace seine internationale
der Wald- un
Frühling 20
05, Ostsee
Tropentörn statt Arktistour: Mit der „Arctic Sunrise“ ( arktischer Sonnenaufgang) unternimmt Greenpeace 2001 eine Expeditionsfahrt auf dem Amazonas.
„Amazon
Vo m Schla zum Verha uchbo ot ndlungs ti von Oliver Sal s ch ge, Leiter d Meereskam
pagne
Olive r Sa lge a ihm der Pap uf der O ierfr acht stsee, h er „A in ntar ter es“.
Per Schlauch Sommer 20 boot verfolge 09, Fischmar ich den finnischen Frac kt von Helsi hter „Antares nki V or de r Zentrale von “ auf dem W nach Lübeck. Stora Enso tr eg eine fi Er hat Papier ef nn fe ich ische Kollegi aus U störung gelade n. Wir sind m n. Ich habe Kam rwaldzer- Konzernch it dem ef vera Fotografen an eraleute und Bord. Aus dem sungen des Urw bredet, wollen über LöSc vor mir klette hlauchboot aldkonflikts re rn Aktivisten den. Ich denke auf die Lade- an die Schlauchboot-Einsä luke des Frac tz hters. Wir w e in Lübeck zurü ck . St att im gelben ollen das Schi aufhalten un Überlebensanz ff ich Stor d die Öffentl ug trete a Enso nun im Ja ichkeit auf d Urwaldvernich ckett gegenübe ie serem tung in Lapp G r. Unes präch folgen land hinweise Bereits seit 20 noch einige w n. 00 kämpft G ei H tere. er bs re t 2009, Peur den Schutz de enpeace für akaira-Urwal r finnischen W d in La älder. pp Kiefern und land Mit dem Ges Fichten, viele chäftsführer davon mehre von Stora En 100 Jahre alt fi nn is ch en re so, Fo , fallen für d rstbeamten, lo ie H kalen Sami-R deutscher Zei entschriften. Noc erstellung tierhaltern und meiner fi nnischen Kol h ein Ansatz- stapfe ich punkt für un legin s, etwas zu ve durch hohen rändern: Ich N euschnee durc lefoniere mit de n W ald. Eigentlic teh Managern de h war geplan utscher Verla und fordere t, bei diege sem Waldbesuch über sie auf, kein den Urwaldsch Papier mehr Urwaldzerstör utz zu aus sprechen. Doch – nich ung zu kaufen t mehr nötig! . Sie versichern Einige W mir, mit ihren oc hen zuvor ha Lieferanten zu tten kurzfris sprechen … Mit zahlreic anberaumte V tig hen Protesten erhandlungen erreichen wir Forstamt, 2005 einen zwischen dem Greenpeace, Einschlagstop den Rentierha p in einigen und der H Gebieten Lap ltern olzindustrie er plands – doc geben: 96.700 h noch keinen tar Urwald Schutzvertrag. Hekin Nordlapplan d sind ab sofo geschützt. Sie rt können nun ni cht mehr in Ze stoff und Papi ller verwandelt werden.
Amazonas-Arbeit mit vielfältigen Kampagnen und Einzelaktionen, drei Beispiele: Basis mitten im Amazonas: 1998 eröffnet Greenpeace ein Büro in Manaus und findet heraus, wo und von wem illegal Wald gerodet wird. Die brasilianische Regierung wird aufgefordert, dieses zu bekämpfen. Ran an die Schiffe: Aktivisten protestieren immer wieder gegen Schiffe, die illegales Mahagoni-Tropenholz geladen haben – zum Beispiel 2003 im Hamburger Hafen gegen die „MV Enif“ aus Santarém. „Scorpions“ als Urwaldbotschafter: Gemeinsam mit Greenpeace ruft die deutsche Band 2008 bei einem Konzert in Manaus zur Rettung des Amazonas auf.
Greenpeace-Erfolge – eine Auswahl:
2002 beschließt die brasilianische Umweltbehörde den Schutz von Mahagoni-Bäumen und stimmt Handelsbeschränkungen zu. 2004/2005 stellt Brasiliens Präsident Lula 8 Mio. Hektar des Amazonas unter Schutz, 2006 erweitert er um 6,5 Mio. Hektar. 2006 Soja-Moratorium: Soja-Exporteure beschließen, zwei Jahre kein Soja von neu angelegten Feldern im Regenwald zu handeln. Das Moratorium wurde schon zwei Mal verlängert. 2009 Rinder-Moratorium: Die vier größten Fleischkonzerne Brasiliens beschließen, keine Rinder mehr zu kaufen, die von neuen Weideflächen im Regenwald stammen.
garten“ r e d n i k d l a „W mal anders Die „Kids for Forests“ organisieren 1998 eine Banner-Malaktion zur Rettung des kanadischen „Great Bear“-Regenwalds. Heute nennen sie sich „Kids for Earth“. Greenteams sind mit kreativen Aktionen in der Schule, auf der Straße und mit politischer Arbeit aktiv. Auf dem Urwaldgipfel 2008 in Bonn demonstrieren 500 Kids für den Urwald- und Klimaschutz. Dem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel überreichen sie 115.000 Unterschriften für ihr Anliegen.
Eine Tigerdame der „Kids for Forests“ beim Urwaldgipfel (CBD) in Den Haag 2002.
2000 Greenpeace protestiert am Europäischen Patentamt, München, mit der Mahnung „Lebewesen und ihre Gene sind nicht patentierbar“. Zuvor deckte Greenpeace auf: Patente wurden auf Pflanzen, Tiere und sogar menschliche Embryonen erteilt.
Rettung der letzten Urwälder Ein Urwald ist ein ursprünglicher, natürlich gewachsener Wald, der vom Menschen wenig beeinflusst und nicht wirtschaftlich genutzt wird. In tropischen Regenwäldern wimmelt es vor Leben in sagenhafter Vielfalt. Doch auch in kühlen und gebirgigen Regionen gibt es noch artenreiche Urwälder. Die einstigen Urwälder Mitteleuropas sind bis auf winzige Reste verschwunden.
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2001 Mit der „Arctic Sunrise“ fährt Greenpeace ins Südpolarmeer und spürt die japanische Walfangflotte auf. Die Rettung vieler Tiere gelingt.
2002 Eine Kampagne gegen Krebs erregenden Dieselruß drängt deutsche Autobauer, Dieselrußfilter in ihre Wagen einzubauen.
2003 Greenpeace demonstriert gegen den IrakKrieg und appelliert an die Bundesregierung, im UN-Sicherheitsrat bei ihrem „Nein“ zu bleiben.
Mit „Mais-Fratzen“ protestiert Greenpeace vor dem Bundestag gegen die gefährliche Gentechnik und warnt vor unkontrollierter Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen.
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9 Pazifik/Mexiko
Viele Menschen, viele Probleme Nov./Dez. 2006: Das Meer vor Mexiko leidet unter Massentourismus und Überfischung, die auch den dort heimischen Kleinwal „Vaquita“ bedroht. Greenpeace engagiert sich gegen illegale Hotel-Bauvorhaben am Golf von Kalifornien. Außerdem setzt sich Greenpeace für ein Meeresschutzgebiet am Espíritu Santo Archipel ein – mit Erfolg!
10 Südpolarmeer/Antarktis
Klimawandel: Das Eis schmilzt Jan./Feb. 2007: In der Antarktis dokumentiert Greenpeace die gut sichtbaren Folgen der globalen Klimaerwärmung: Das Schelfeis schmilzt und lässt den Meeresspiegel steigen. Flache Küstengebiete und Inseln werden weltweit eines Tages versinken.
Nanu, was steht denn da? Im Golf von Kalifornien vor Mexiko werben Greenpeace-Taucher für den Meeressc hutz. Ein Seelöwe ist ganz auf ihrer Seite .
1 Südpolarmeer
Grausamer Walfang Dez. 2005/Jan. 2006: Im Südpolarmeer gehen japanische Walfänger angeblich zu „Forschungszwecken“ auf die Jagd. Eine Lüge. Greenpeace gelingt es, die Fangflotte zu stören und 82 Wale zu retten. Bilder des grausamen Geschehens werden weltweit gezeigt.
„SOS Weltmeer“-Tour
Mission: Meeresschutz Öl mit Müll, Abwässern und Sie werden leer gefischt, ert ütt - und Militärlärm ersch verdreckt, durch Industrie droht. Die Ozeane sind in und vom Klimawandel be t tto „SOS Weltmeer“ starte der Krise. Unter dem Mo a“ mit dem Schiff „Esperanz Greenpeace Ende 2005 ion rund um die Welt. eine 14-monatige Expedit
Die wichtigs ten Stationen:
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März/April 2006: Piratenfischer beuten Meere und Menschen aus. Darunter leidet z.B. die Küstenbevölkerung Westafrikas, die vom Meer als Nahrungsquelle abhängig ist. Greenpeace dokumentiert vor Guinea die Untaten von Piratenfischern, aber auch ihre unwürdigen Lebensbedingungen. Ein illegaler Fischfrachter wird bis zu den Kanarischen Inseln verfolgt und dort von den Behörden festgesetzt.
2
Letzter Ausweg: Schutzgebiete Mai/Juli 2006: Das Mittelmeer ist überfischt. Aqua-Kulturen, z.B. zur Thunfisch-Zucht, verschärfen das Problem, denn sie verbrauchen viel Futter aus Wildfisch. Greenpeace dokumentiert die Missstände und setzt sich für Schutzgebiete im Mittelmeer ein.
3 Atlantik/Azoren
5 Rotes Meer
Zerstörerische Tiefseefischerei
Zerbrechliche Schönheit der Riffe
Mai 2006: Bei den Azoren filmt und fotografiert Greenpeace in der Tiefsee wundersames Leben und Spuren der Zerstörung durch schwere Grundschleppnetze. Greenpeace kämpft für ein Verbot der Tiefseefischerei, bisher vergeblich.
Juli/Aug. 2006: Greenpeace-Taucher erkunden und dokumentieren die zerbrechliche Schönheit der Korallenriffe im Roten Meer. Unterstützung erhält Greenpeace von einer Vereinigung von Tauchzentren, die sich für den Riffschutz engagiert.
„Leben ist kein Abfall“: In Berlin, München und Köln präsentiert Greenpeace der Öffentlichkeit auf langen Tafeln Beifänge der Fischerei: rund 11.000 tote Tiere.
2005 1 10
6 Indischer Ozean/Indien 4 Mittelmeer
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8
2 Atlantik/Westafrika
Piratenfischer auf Beutezug
„Solar Generation“: Jugendliche Greenpeacer (JAGs) sind weltweit für saubere Energien aktiv. Für ein indisches SOS-Kinderdorf organisieren sie eine Solaranlage. In Deutschland werben JAGs auf politischen Veranstaltungen und Jugendfestivals für ihr Anliegen.
Der Kellerwald in Hessen wird zum „Nationalpark Kellerwald-Edersee“ erklärt – dank des Engagements von Greenpeace und anderer Umweltorganisationen.
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9
2004
Schildkröten in Not
Es wird weltweit zu viel Fisch gefangen.
Aug. 2006: Nicht nur die Meere, auch die Küstengebiete Indiens leiden: Z.B. bedroht dort der Bauboom seltene Schildkröten, und Mangrovenwälder weichen für Shrimpfarmen. Greenpeace übergibt der Regierung einen umfassenden Schutzplan.
7 Pazifik/Philippinen
8 Pazifik/Hawaii
Gold- und Silberrausch
Müllstrudel vor den Trauminseln
Aug./Sept. 2006: Greenpeace wird von einem Tankerunglück „begrüßt“ und hilft, den Ölteppich zu beseitigen. Die eigentliche Mission richtet sich gegen Gold- und Silberabbau vor den Philippinen, wobei giftige Chemikalien austreten. Bei einer Demo auf See führt die „Esperanza“ eine Flotte von 70 Booten an.
Okt. 2006: Ein Müllstrudel, so groß wie Mitteleuropa (!), hat sich im Nordpazifik nahe Hawaii gebildet. Besonders Plastikmüll ist bedrohlich für die Tierwelt. Meerestiere und Seevögel verfangen sich oft in Plastikteilen oder füllen sich damit den Magen. Greenpeace macht das Problem weltweit publik und fordert Maßnahmen dagegen.
Fisch-Dieb! Greenpeace markiert einen Piratenfischer.
Greenpeace veröffentlicht zwei Verbraucher-Ratgeber: „Essen ohne Pestizide“ sowie „Pestizide aus dem Supermarkt“. Getestet wurden Obst und Gemüse, viele Sorten wiesen Giftrückstände auf. Einige Handelsketten reagieren sofort mit Maßnahmen zur Pestizidreduktion.
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Letzte Reise eines Finnwals:
Protest gegen Walfang Große Liebe:
Greenpeace kämpft für Wale David gegen Goliath 1976: Greenpeacer im Schlauchboot vor dem Bug eines Walfängers.
Regine Frerichs
Bereits seit den 70er Jahren setzt sich Greenpeace für die bedrohten Wale ein, am Schreibtisch und auf See: 1975, bei einem Protest gegen russische Walfänger im Südpazifik, manövrieren GreenpeaceAktivisten erstmals ihre kleinen Schlauchboote zwischen Wal und Harpune. Ein Jahr später verfolgt die Crew der „Rainbow Warrior“ 20 Tage eine isländische Fangflotte und stört ihre blutige Arbeit. Der Kampf à la „David gegen Goliath“ macht Greenpeace weltberühmt. Greenpeace-Erfolg: Nachdem Greenpeace seit 1978 „Beobachterstatus“ bei der Internationalen Walfangkommission (IWC) innehat, wird 1982 ein Walfangmoratorium ausgesprochen, das 1986 in Kraft tritt. Zwei Schutzgebiete für Wale werden eingerichtet, im Indischen Ozean und Südpolarmeer. Drei Nationen ignorieren die Verbote: Island, Norwegen und Japan. Die japanischen Walfänger nutzen eine Ausnahmeregel der IWC und töten Wale angeb-
smag kum Publi grafiert. in e al ist fach foto innw t ote F d hunder t r e D ir nd w u t e n
lich zu „Forschungszwecken“. Tatsächlich wird jedes erbeutete Tier vom Fang- auf ein Fabrikschiff umgeladen, zerlegt und verkaufsfertig verpackt. Greenpeace gibt nicht auf. Die Umweltschützer schicken immer wieder Schiffe in die Jagdgebiete, zuletzt 2007, sammeln Unterschriften gegen den Walfang, schöpfen alle Möglichkeiten der politischen Einflussnahme aus. Dabei sterben Wale nicht nur durch Harpunen. Auch Lärm durch Industrie und Militär, Wasserverschmutzung, Überfischung sowie der Klimawandel, der das Meer aus der Balance bringt, bedrohen die Meeressäuger. Regine Frerichs ist Geologin, Paläontologin, Forschungstaucherin und seit 2003 Schlauchboot-Fahrerin und -Trainerin bei Greenpeace. Zwischen 2005 und 2008 fährt sie dreimal mit ins Südpolarmeer, wo japanische Walfänger auf die Jagd gehen. Ein Kapitel ihres Buchs „Im Fadenkreuz der Walfänger“ (2008):
Im Januar 2006 birgt Greenpeace einen vor Rostock gestrandeten 17 Meter langen Finnwal und transportiert ihn nach Berlin vor die japanische Botschaft, um gegen den Walfang Japans zu protestieren. Tausende Berliner pilgern zu dem toten Wal, machen Fotos, berühren das riesige Tier. Über Fernsehberichte und Zeitungsmeldungen erreicht die spontane Aktion Millionen Menschen. Nachdem der Finnwal seine Botschaft überbracht hat, wird er dem Deutschen Meeresmuseum Stralsund übergeben. Die Wissenschaftler und Präparatoren des Mu-
seums erhalten das Herzstück des Wals für ihre Besucher: Das 61 kg schwere Finnwalherz ist zum Vergleich neben einem Menschenherz im Ozeaneum präsentiert. Björn Jettka, Greenpeace-Pressesprecher, der die Aktion begleitete: „Das hatte schon einen Happening-Charakter – diesen Wal in Berlin vor der Botschaft umrundet von Menschen zu erleben, die ihn angefasst haben, die ihn fotografiert haben, die mit Handys ihre Nachrichten an Freunde und Verwandte geschickt haben – ,Wart Ihr schon beim Wal?!‘“
2006 Greenpeacer nehmen Proben gentechnisch veränderter Maispflanzen auf einem Feld in Nordrhein-Westfalen. Der Mais der Firma Monsanto enthält Gift, der nicht nur Schädlinge tötet.
2007 Mit der Studie „Plan B“ stellt Greenpeace ein Energie- und Klimaschutzkonzept für Deutschland bis 2020 vor. Der Einkaufsratgeber Fisch erscheint in erster Auflage von 50.000 Exemplaren. Er listet beliebte Fischarten auf und gibt an, welche überfischt sind und welche man bedenkenlos essen kann.
2008 Sechs Meeresriesen hängen wie ein überdimensionales Mobile von der Decke im Ozeaneum. 2010 kommen ein Riesenhai, Manta, Mondfisch und ein Riemenfisch zur Ausstellung dazu.
1:1 Riesen der Meere:
Ausstellung im Ozeaneum Die wenigsten Menschen bekommen je einen Wal zu Gesicht. Schließlich passen Wale in kein Aquarium, und selbst Whale-Watcher kommen den Meeresgiganten nicht richtig nahe. Seit Sommer 2008 kann man die Dimensionen der größten Tiere unserer Erde am eigenen Leib erfassen: Zusammen mit dem Deutschen Meeresmuseum Ozeaneum in Stralsund kreiert Greenpeace die Ausstellung „1:1 Riesen der Meere“. Modelle von Meeresriesen in Originalgröße hängen an Stahlseilen in einer
20 Meter hohen Halle: z.B. ein 26 Meter langer Blauwal, ein Buckelwal mit Kalb, ein Schwertwal und ein Pottwal im Kampf mit einem Riesenkalmar. Die Exponate werden mit Lichteffekten, Walgesängen, Musik und Erzählungen in Szene gesetzt. Mit diesem Projekt ergänzt Greenpeace auf künstlerische Weise sein Engagement für Wale, das bisher auf politischer Ebene und mit Aktionen auf See geführt wurde. Durch die Ausstellung gewinnt Greenpeace viele neue Unterstützer.
Aktionen gegen „Klimaschweine“. Vor Mercedes-Autohäusern protestiert Greenpeace mit dicken, klimaschädlichen Modellen – pink bemalt und mit Schweineohren und -nase.
In Johannesburg eröffnet Greenpeace das erste Büro der Umweltorganisation in Afrika.
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2008 Aktion in Tokio: Greenpeace-Geschäftsführer aus aller Welt, darunter die deutsche Brigitte Behrens, erklären ihre Solidarität für die zwei unschuldigen japanischen Aktivisten Junichi Sato und Toru Suzuki. Sie hatten illegalen Walfleisch-Handel aufgedeckt und eine Kiste Fleisch zum Beweis sichergestellt. Wegen angeblichen Diebstahls wurden sie verhaftet.
Dezember 2008, Hamburg: Mit einem brennenden CO²-Zeichen warnt Greenpeace vor dem Neubau eines klimaschädlichen Vattenfall-Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg.
Dezember 2008, Jaenschwalde: Dicht vor dem Schaufelrad eines Braunkohlebaggers protestieren Greenpeacer gegen neue Tagebaue in Brandenburg.
Sylter Außenriff:
Erst Worte, dann Steine Immer wieder hatte sich Greenpeace mit WRUSCHHHH!!! Es ist ein lautes und Fischern, Unternehmern und Politikern an durchdringendes Geräusch, wenn der einen Tisch gesetzt. Doch das jahrelange Bagger seinen stahlharten Griff um den Reden nützte nichts. Obgleich das Sylter Granitstein löst, der sogleich seinen Weg Außenriff in der Nordsee als „Natura- auf den Meeresgrund antritt. Bei circa 30 2000“-Meeresschutzgebiet ausgewiesen ist, Metern Wassertiefe dauert dieser Weg nawurde dort weiterhin gefischt, zum Teil mit türlich nicht lange, aber mir kommen diese zerstörerischen GrundschleppnetSekundenbruchteile ße zen, außerdem Sand und sehr viel länger vor: gro r te me ilo atk uadr Das rund 5.300 Q Kies abgebaut. Meine Gedanken vor en eil em Se 30 wa Gebiet beginnt et gt Notgedrungen beschließt scheinen für einen lie d ig-Holsteins un der Küste Schlesw Greenpeace, Worten Steine Moment stillzustem. ru Am Sylt und auf Höhe der Inseln folgen zu lassen: Die Umhen, und ich starre weltschützer beschaffen in das vom weißen sich 1000 tonnenschwere Granitsteine aus Schaum aufgewühlte Wasser neben der Deutschland, Schweden und Norwegen, „Noortland“, unserem gecharterten Archartern ein Arbeitsschiff und versenken beitsschiff. knapp ein Drittel der Steine in der Nordsee Die Gewissheit, dass dieser Stein nun das – bis die deutschen Behörden die Aktion Riff schützt, dass in Zukunft die zerstörestoppen. Angeblich würden die Felsbro- rischen Grundschleppnetze den Meeresbocken das Meer schädigen, so ihre Begrün- den hier nicht mehr umgraben und kaputt dung. Das Gegenteil stimmt. Die steiner- machen können, diese Gewissheit tut gut. nen Schutzschilde vor Fischernetzen und Vor allem die Nachhaltigkeit des Einsatzes Saugbaggern sind mittlerweile zu kleinen ist etwas ganz Besonderes für mich: Wer Unterwasser-Oasen geworden. sollte diesen mehrere Tonnen schweren Timo Liebe, Erster Steuermann der „Beluga Stein wieder aus der Nordsee heben? II“, schildert seine Eindrücke: Wahrscheinlich niemand, der Aufwand
wäre einfach zu groß. Und da der Stein bei einem ehemaligen Steinriff (Sylter Außenriff) liegt, wird er auch nicht rasch im Sand versinken – nein, er wird dort liegen bleiben, und er wird dazu beitragen, das Riff und dessen Bewohner zu schützen. Insgesamt haben wir 320 Steine versenkt – sie schützen bis heute einen circa 300 Quadratkilometer großen Bereich des Sylter Außenriffs. Taucher haben nach ungefähr einem Jahr einige der Steine untersucht und in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Gutachterbüro festgestellt, dass sie gut in ihrer neuen Umwelt angekommen sind – in doppelter Hinsicht: Denn die Granitbrocken sind mittlerweile bewachsen, zum Beispiel mit Anemonen, Schwämmen, Seenelken und Seepocken. Und rundherum lassen sich viele verschiedene Tiere blicken, neben Fischen zum Beispiel Krebse, Garnelen, Schnecken und Seesterne. Im Gegenzug sind keine Spuren von Grundschleppnetzen mehr zu sehen. Es hat sich gelohnt!
Eine Samtkrabbe fühlt sich auf einem der Greenpeace-Steine wohl. Ein Jahr nach ihrer Versenkung haben Taucher die Steine zur Dokumentation fotografiert. Alle sind bewachsen und bewohnt.
2009 Greenpeace-Protest gegen Gen-Mais vor dem bayerischen Landtag. Im April wird der Anbau des genmanipulierten Maises MON810 in Deutschland verboten.
Energie-Kampagne:
September 2009, Berlin: 50.000 Menschen kommen zur Anti-Atom-Demo, Greenpeace ist auch dabei.
Protestwelle gegen Atom- und Kohlekraft Greenpeace-Aktivisten auf der Kuppel des AKW Unterweser fordern die sofortige Stilllegung des über 30 Jahre alten Reaktors und sechs weiterer deutscher AKW. Sie sind weder gegen einen Flugzeugabsturz noch gegen einen Terroranschlag ausreichend geschützt.
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November 2008, Wolfenbüttel: Protest auf dem Förderturm des Salzbergwerks Asse. Greenpeace fordert die Rückholung von 126.000 Fässern Atommüll aus dem unsicheren Versuchsendlager Asse II.
Das Verhalten der Bundesregierung in der Bankenkrise kommentiert Greenpeace mit einem Banner an der Deutschen Bank in Frankfurt: „Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet.“
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Corinna Hölzel im Urwald
2009
Indonesiens Urwälder fallen der Palmöl- und Papierindustrie zum Opfer – aus kostbarem Wald werden Monokulturen. Viele Tiere, darunter die bedrohten Orang-Utans, verlieren ihre Heimat. Auch die lokale Bevölkerung wird rücksichtslos vertrieben. Die Entwaldung ist Gift fürs Klima. Denn der Wald wächst auf kohlenstoffhaltigen Torfböden. Werden sie für den Anbau von Ölpalmen oder Akazien trockengelegt, setzt dies Unmengen CO2 frei. Hauptverantwortlich im Land sind der Palmölproduzent Sinar Mas und der Papierkonzern April. Im November 2009 reist die Waldkampaignerin Corinna Hölzel nach Teluk Meranti auf Sumatra, wo Greenpeace ein „Urwaldschutzcamp“ errichtet hat. Auch sie nutzt das Medium Blog, um die Welt brühwarm – oder besser: schwülwarm an allem teilhaben zu lassen. | 8. November 2009 | Seit gestern lebe ich mit rund 60 Menschen aus bestimmt 15 Ländern in dem kleinen Hüttendorf. (...) Die Stimmung hier ist fantastisch: Alle kämpfen gemeinsam für den Erhalt der indonesischen Torfwälder! Und dafür nehmen sie Hitze, Mücken, permanente Polizeikontrollen und schwerste Arbeit in Kauf. Wie hart die Bedingungen hier sind, habe ich heute beim Weiterbau an unserem ersten Damm am eigenen Leib erfahren. (...)
Schöne Kulisse, ernste Lage: Forscher der Greenpeace-Arktistour sind mit Kajaks im Schmelzwasser eines Gletschers unterwegs. Sie untersuchen das Abschmelzen des Eises.
Heiß-kalte Abenteuer:
Corinna Hölzel
Mit dem Dammbau in Entwässerungskanälen will Greenpeace verhindern, dass das Wasser abfließt und der Torf austrocknet. | 10. November 2009 | Heute heißt es Sandsäcke schleppen. (...) Der Weg über Wurzeln von brandgerodeten Bäumen auf dem glitschigen Torfboden bei voller Sonne ist für Stadtmenschen wie mich schon ohne Last eine Herausforderung. (...) Aber die hohe Motivation all der Leute hier und die Gewissheit, wenigstens ein bisschen Torfboden zu retten, macht alle Strapazen wett und die Sandsäcke irgendwie auch leichter und sympathischer.
Die Greenpeacerin erlebt bewegende und schockierende Momente. Sie spricht mit verzweifelten Dorfbewohnern, die den Wald dringend brauchen – er gebe ihnen kostenlos Nahrung, Baumaterial und Medizin. Sie steht 40 Aktivisten bei, die sich an Bagger gekettet haben, um die Waldzerstörung aufzuhalten – bis die Polizei die Aktion abbricht. Und als die später kommt, um das Camp zu räumen, wird Hölzel festgenommen und verhört. Zurück in Deutschland kämpft sie weiter um den Urwald Indonesiens. Auch die Bewohner von Teluk Meranti geben nicht auf, wahrscheinlich niemals.
Unschöne Kulisse, ernste Lage: Der Urwald Indonesiens wird für Palmöl-Plantagen zerstört.
Zwei Frauen auf Expedition
Der Südafrikaner Kumi Naidoo wird neuer Chef von Greenpeace International in Amsterdam. Der Biologe, Menschenrechtler und Greenpeace-Mitarbeiter René Ngongo aus der Demokratischen Republik Kongo erhält für seinen langjährigen Einsatz für den Urwaldschutz und soziale Gerechtigkeit in seiner Heimat den Alternativen Nobelpreis. Greenpeace-Aktivisten übergeben mehr als 10.000 Protestbriefe gegen Gen-Milch an Weihenstephan (Müller Milch). Dafür installieren sie einen zweieinhalb Meter hohen Briefkasten vor der Zentrale der Molkerei.
Gleich zwei wichtige Klimaschutz-Expeditionen unternimmt Greenpeace 2009 – nach Grönland und Indonesien. Zwei deutsche Kampaignerinnen sind vor Ort dabei.
Iris Menn im Eis Mit einer Forschungsreise in die Arktis erfüllt sich die Meeresbiologin Iris Menn einen langjährigen Traum. Sie freut sich auf „unendliche Weite, irres Licht und schöne Eisformationen“ und hofft, einen Eisbären zu sehen. Ende August 2009 geht sie als Expeditionsleiterin an Bord der „Arctic Sunrise“, die seit Juni mit Wissenschaftlern unterwegs ist. Für sieben Wochen wird das Greenpeace-Schiff ihr Arbeitsplatz und Zuhause sein. Im Gepäck hat sie auch „Seelenfutter“ für ihr Team: „Rund 50 Tafeln Schokolade und zwei Flaschen Whiskey!“ Zu den Stationen der insgesamt viermonatigen Tour entlang Grönlands Küste zählen die Gletscher „Petermann“ (Westküste), „Kangerdlussuaq“ und „79.5° Nord“ (Ostküste). Die Forscher bestücken Gletscher mit GPS-Sendern, um ihre Bewegungen
aufzuzeichnen. Außerdem messen sie Temperatur, Salzgehalt und Strömung des Polarmeers in verschiedenen Wassertiefen. Sie wollen klären, ob warme subtropische Strömungen die Gletscher Grönlands erreichen und schneller schmelzen lassen. Zu den Aufgaben von Iris Menn gehört unter anderem die Presse-Betreuung. Acht TV-Teams kommen zu Besuch, sogar eines aus Indien. Per Weblog erfährt man noch persönlicher vom Abenteuer Arktis – Iris Menn bloggt in jeder freien Minute. Eines ihrer schönsten Erlebnisse: | 19. September 2009 |
und Beine weit ausgebreitet. Mal wälzt er sich auf dem Rücken. Ich kann mich nicht dagegen wehren, er weckt in mir ein „Kuscheltier-Gefühl“. Wirklich nahe kommen möchte ich ihm trotzdem nicht …
Die Expedition gelingt, die Forscher können ihre Theorie beweisen – sie finden subtropisches Wasser an der Front aller drei untersuchten Gletscher. Leider heißt dies: Die Prognosen des UN-Klimarats über die Schmelze des Eisschelfs von Grönland und den resultierenden Meeresspiegel-Anstieg werden von der Realität rasant überholt.
„Klimagipfel“:
Ich stehe in der Dusche mit Shampoo in den Haaren und höre über die Sprechanlage der „Arctic Sunrise“ die Ansage: Polar bear on the starboard side! Ich bin jetzt definitiv am falschen Platz! (...) Aber der Eisbär ist schläfrig, und ich schaffe es noch rechtzeitig nach oben. (…) Mal wandert er ein kleines Stück und schaut in unsere Richtung. Mal legt er sich hin, die Arme
CO²penhagen
Vor und während des UN-Klimagipfels im Dezember 2009 demonstrieren Greenpeacer aus aller Welt für den Klimaschutz. Sie fordern von den Industrieländern, Treibhausgase massiv zu reduzieren, aus fossilen Energien auszusteigen und jährIris Menn
lich 110 Milliarden für den Klima- und Urwaldschutz zu investieren. Doch ein neues, rechtlich verbindliches Abkommen für weltweiten Klimaschutz kommt nicht zustande! Kopenhagen wird zum Symbol für politisches Versagen.
Schockierende Ergebnisse eines Gewürze-Tests, den Greenpeace in Auftrag gab: Es kommt heraus, dass etwa in einer Prise Paprika oder Curry ein Giftcocktail von bis zu 20 verschiedenen, teilweise krebserregenden Chemikalien steckt. Greenpeace gründet die Kampagnen-Plattform „GreenAction“. In der Internet-Community sind nicht nur Greenpeacer aktiv, die Plattform ist für alle Umweltthemen offen.
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Bittersüße Schokolade:
„Give the Orang-Utan a break!“
Gen-Pflanzen sind tabu:
Greenpeace gegen Gentechnik Gentechnik birgt Gefahren für unsere Gesundheit und die Umwelt. Erstens: Fremde Gene in Lebensmitteln können neue Giftstoffe und Allergien verursachen. Zweitens: Der Anbau von Gen-Pflanzen gefährdet die biologische Vielfalt und führt zu einem erhöhten Pestizideinsatz. Und drittens: Für Landwirte wird die Produktion gentechnikfreier Lebensmittel immer schwieriger. Das veränderte Erbgut von Gen-Pflanzen kann sich unkontrolliert ausbreiten – ein Acker ist keine Isolierstation. Durch Pollenflug oder Insekten können die Samen herkömmlicher Pflanzen „verunreinigt“ werden. Aus diesen Gründen kämpft Greenpeace gegen Gen-Pflanzen und deren Verfütterung an Nutztiere der Milch-, Ei- und Fleischproduktion. Damit ist die Umweltorganisation auch Sprachrohr der Verbraucher. Laut
Umfragen – etwa über das Meinungsforschungsinstitut Emnid – lehnen die meisten Deutschen Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln ab. Mit den Einkaufsratgebern für gentechnikfreien Genuss „Essen ohne Gentechnik“ und „Milch für Kinder“ bietet Greenpeace einen Service für umweltbewusste Verbraucher. Der erste Ratgeber gibt Infos, ob Firmen mit oder ohne Gen-Pflanzen im Tierfutter produzieren – oder sich in der Umstellung befinden. Der zweite informiert nach gleichem Muster über Milchprodukte für Kinder. Konsumenten haben Macht, ihre Nachfrage bestimmt das Angebot. Viele Firmen haben auf Druck von Greenpeace und Verbrauchern ihre Produktion umgestellt und verwenden nur noch Erzeugnisse von Tieren, die gentechnikfrei gefüttert wurden.
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In Indonesien zerstören Palmöl-Konzerne wie Sinar Mas riesige Flächen Urwald für neue Ölpalmen-Plantagen. Ein Großabnehmer von Palmöl ist Nestlé, der den Rohstoff unter anderem für seinen „KitKat“-Riegel verwendet. Greenpeace startet eine internationale Kampagne gegen Nestlé. Als Symbol für den sterbenden Urwald setzt Greenpeace den vom Aussterben bedrohten Orang-Utan in seinen Medien ein. Provokante Videos nach dem Motto „Give the Orang-Utan a break“ lösen im Internet eine Welle der Empörung aus. Tausende User beschweren sich auf den Facebook-Seiten von Nestlé und fordern Pro-
dukte ohne Palmöl aus Urwaldzerstörung. Im April bauen Greenpeacer ein Banner und eine Twitterwall vor der deutschen NestléZentrale in Frankfurt auf. Viele Verbraucher nutzen die Chance, Nestlé ihren Protest direkt vor die Haustür zu schicken. Im Mai klären Greenpeace-Gruppen aus über 40 Städten in Supermärkten über die urwaldschädlichen „KitKat“-Riegel auf. Greenpeace-Erfolg: Am 17.5.2010 verkündet Nestlé, zukünftig keine Produkte aus Urwaldzerstörung mehr beziehen zu wollen und stellt hierzu einen Aktionsplan vor. Greenpeace wird die Umsetzung sehr genau verfolgen.
2010 Mit der „Beluga II“ startet Greenpeace eine Tour über Russlands Flüsse zum Test der Wasserqualität.
Auf Druck von Greenpeace und anderen NGOs vereinbaren kanadische Papierhersteller einen mehrjährigen Einschlagstopp auf 28 Millionen Hektar Wald in Kanada.
Protest-Aufkleber gegen Nestlé: Der Orang-Utan steht als Symbol für den Untergang des Urwalds.
2013 Die neue schwarzgrüne Koalition beschließt eine AKWLaufzeitverkürzung bis 2015.
2014 „Amflora“, mach dich vom Acker!
Mit einem BioKartoffelessen am Bran denburger Tor fordern Gr eenpeacer das Aus für Ge n-Pflanzen.
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Erst 2009 hatte Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) den Anbau der GenMaissorte MON810 in Deutschland verboten. Dafür akzeptiert sie jetzt eine andere Gen-Pflanze: die Stärke-Kartoffel „Amflora“, entwickelt von BASF. Ihre Stärke soll in technische Produkte wie Kleister fließen – kann aber auch ungewollt in Lebensmitteln landen. Das Risiko: „Amflora“ enthält Gene für eine Antibiotika-Resistenz. Möglicherweise überträgt sich diese Resistenz auf Bakterien und reduziert so die Wirkung von Antibiotika beim Menschen. Eine Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace im Januar 2010 ergibt: Von über 1000 Bürgerinnen und Bürgern stimmen 77 Prozent für ein Verbot der „Amflora“ in Deutschland. Doch Aigner unternimmt nichts gegen die gefährliche Knolle mit dem schönen Namen. Im März genehmigt die EU-Kommission den Anbau von „Amflora“ und deren Einsatz in Futtermitteln. Verunreinigungen in Lebensmitteln werden toleriert.
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Audi und BMW bringen serienmäßig 3-Liter-Autos auf den Markt.
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2022 Weltpremiere: Ein ganzes Meer wird unter Schutz gestellt, die Ostsee.
2028 Ade Bio-Siegel: Ökologische Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung ist Standard.
2034 Alle Urwälder der Erde werden zu Nationalparks erklärt.
2049 Deutschlands Strom und Heizenergie stammen zu 100 Prozent aus ökologischen Quellen.
Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisation, die mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der Lebensgrundlagen kämpft. Unser Ziel ist es, Umweltzerstörung zu verhindern, Verhaltensweisen zu ändern und Lösungen durchzusetzen. Greenpeace ist überparteilich, politisch und finanziell unabhängig und nimmt keine Gelder von Regierungen, Parteien oder der Industrie.
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