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Eine Reise zu Wasserbauwerken und

Ströme

Eine Reise zu

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Wasserbauwerken und Wasserstraßen

Wo ein Wille ist, ist auch ein Wasserweg. Oder ein passendes Wasserbauwerk. Tatsache ist: Das Wasser sucht sich immer den einfachsten Weg. Für den Menschen gilt dies nicht unbedingt, manchmal sogar im Gegenteil. Oft passt er sich dem Wasser an und macht es sich zunutze, in anderen Fällen nimmt er aber auch den Kampf gegen das nasse Element auf. Diese wechselhafte Beziehung zum Wasser hat sowohl den Menschen als auch die Landschaft geprägt. Begleiten Sie uns auf eine Reise und erleben Sie die Geschichten, die hinter Wasserstraßen und Wasserbauwerken stecken. Eine Reise zu malerisch-imposanten Orten und interessanten Menschen. Eine Reise zu den Wahrzeichen von Waterland van Friesland.

1 / UNESCO-WELTERBE: WOUDA-PUMPWERK Durch die Adern der Waterland-Region fließt Wasser. Im Kampf gegen einen zu hohen oder auch zu niedrigen Wasserstand ist das 1920 errichtete Ir. D.F. Wouda-Pumpwerk immer noch das pulsierende Herz, an dem alle Stränge zusammenlaufen. Das Wouda-Pumpwerk steht seit 1998 auf der Liste des UNESCOWeltkulturerbes. Das ehrwürdige Bauwerk erfüllt immer noch seinen Zweck und wird nach wie vor mit Dampf betrieben. Die vier gewaltigen Dampfmaschinen in der riesigen Maschinenhalle sind so leistungsstark, dass sie innerhalb von zwei Tagen das ganze Snitser Mar leerpumpen könnten. Auch der nahegelegene Teroelster Kolk trägt als Auffanggewässer mit dazu bei, dass die Wasserstände im Waterland im Gleichgewicht bleiben. Das Wouda-Pumpwerk hat ein spezielles Besucherzentrum, in dem Interessierte aller Altersstufen eine Menge über Wasserwirtschaft lernen und ihr Bewusstsein für den Umgang mit Wasser schärfen können. Das Wouda-Pumpwerk wurde mehrmals als bestes Ausflugsziel in Friesland nominiert.

2 / FRIESISCHE SEEN TSJÛKEMAR Die friesischen Seen sind heute ein wahres Freizeiteldorado. Das war nicht immer so. Über das Entstehen der Seen streiten die Experten. War es Menschenwerk? Hat die Natur ein wenig nachgeholfen? Auch gibt es spannende Sagen und Legenden, wie z. B. die Sage von Tsjûke und Marchje. Die beiden Schwestern gelten als Namensgeberinnen für den größten der friesischen Seen: das Tsjûkemar. Und wer ganz still ist, hört vielleicht sogar noch, wie die beiden Frauen sich beim Namen rufen. 3 / AALFISCHEREI SLEATTEMER MAR Auch Sie können sich auf den Spuren des Aals durch Waterland van Friesland bewegen. Wie? Einfach mit dem Strom schwimmen. Dank der nachhaltigen Pflege des Aalbestandes kehren die guten alten Zeiten des Aalfangs langsam aber sicher zurück. Der längliche Fisch kann auf eine ruhmreiche Geschichte zurückblicken. Einst, zu den besten Zeiten der Aalfischerei fuhren an die 16 Schiffe ganze sechs Mal pro Jahr nach London, um dort lebenden Aal an den Mann zu bringen. 2009 wurde dieser Tradition neues Leben eingehaucht: mit der Rekonstruktion des Aalfrachters Korneliske Ykes II. Wenn Sie möchten, dürfen Sie mitfahren. Oder vertrauen Sie sich Freerk Visserman an, einem der letzten friesischen Berufsfischer, der mit seiner Elektroschaluppe auf Fang geht. Visserman liefert direkt an Restaurants in Heeg und Umgebung. Denn Kenner wissen: Der leckerste Aal kommt aus friesischen Gewässern. Probieren Sie und überzeugen Sie sich selbst...

4 / AQUÄDUKT WOUDSEND Wir schreiben das Jahr 1400: Über Land von A nach B? Unmöglich! Ohne den Wasserweg lief damals gar nichts. Das Waterland war damals viel zu ‚sumpfig‘, und eine Fortbewegung über Land war so gut wie unmöglich. Durch diesen Umstand entstand ein weit verzweigtes Netz von Wasserstraßen, das man heute immer noch nutzen kann, wenn auch eher zu Erholungszwecken. Aber heute kann man sogar mit dem Auto unter diesen Wasserstraßen hindurch tauchen. In den vergangenen 20 Jahren entstanden nämlich fünf beeindruckende Aquädukte. So kommen Autos und Boote einander nicht in die Quere und der Verkehr kann ungehindert fließen. Dabei entsteht ein bemerkenswertes Bild: Boote und Segel, die scheinbar über Land an einem vorbei gleiten. Das schönste Exemplar ist wahrscheinlich das Ie-Akwadukt bei Woudsend, das den Fluss Ie durchkreuzt.

5 / SKÛTSJESILEN SNITSER MAR Im Juli und August lebt auf den friesischen Seen die Tradition des ‚Skûtsjesilen‘ wieder auf.Bei diesen legendären Segelregatten ist halb Friesland auf den Beinen. Nicht nur das Wetteifern zwischen diesen traditionellen Frachtschiffen ist ein Erlebnis. Oft ist das ganze Dorf bzw. die ganze Stadt in Partylaune, wenn die Regatta dort stattfindet. Lassen Sie sich treiben von dieser Erfahrung eines sportlichen Wettkampfs, bei dem jede Mannschaft so gut es geht versucht, mit Wasser und Wind zusammen zu arbeiten.

6 / SÄGEWERK DE RAT So wie das Wasser von oben nach unten fließt, so hat auch Luft ihre Flusseigenschaften und erzeugt dadurch Energie. Die Energie des Luftstroms wird von den Flügeln der Windmühle De Rat in IJlst eingefangen, die damit ein komplettes Sägewerk antreibt. So werden aus dicken Baumstämmen Bretter. Schon seit 300 Jahren wird in der Mühle De Rat das alte, von der UNESCO anerkannte Handwerk des Müllers ausgeübt. Ein Besuch in dieser Sägemühle ist wie eine Reise in die Vergangenheit – mit dem Geruch von frischem Holz in der Nase und dem Gestampfe des Sägerahmens und dem zischenden Geräusch der Windmühlenflügel im Ohr. Hier erlebt man Windenergie in Reinkultur.

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7 / DAS VERSUNKENE LAND VON ELAHUIZEN 1680 staute der Wind das Wasser so hoch auf, dass ein ganzes Dorf in den Fluten versank. Wenn man mit dem Boot zu der schwarz-gelben Boje im Fluezen (einem der friesischen Seen) fährt, befindet man sich ungefähr dort, wo früher die Kirche von Elahuizen stand. Fahren Sie nicht zu nahe heran, denn hier ist es ziemlich untief. Moment mal... schlug da nicht gerade sogar die Kirchturmuhr?

8 / DIE GAASTERLÄNDER KLIPPEN An der IJsselmeerküste in Gaasterland stoßen wir auf die einzigen Klippen, die es überhaupt in den Niederlanden gibt. Oudemirdum, Mirns und das Rode Klif bei Warns. Sie alle sind in der Eiszeit entstanden, als die Erde in Gaasterland durch Gletscher bis zu 13 Meter hoch aufgestaut wurde. Zugegeben: Die Gaasterländer Klippen können nicht mit den berühmten White Cliffs of Dover oder den irischen Cliffs of Moher mithalten, dennoch sind es echte Klippen. Immerhin: Hier kann man seelenruhig am Rande des ‚Abgrunds‘ balancieren und ein Selfie machen, ohne Angst haben zu müssen, dass es tödlich ausgeht. Und der Ausblick wird Sie nicht enttäuschen. Lassen Sie Ihren Blick bis zum Horizont über das IJsselmeer schweifen.

9 / BUCHT VON MOLKWAR Folgen Sie den Konturen der IJsselmeerküste über den ‚Noorderdijk‘ zwischen Hindeloopen und Stavoren und werfen Sie einen Blick auf die ‚Bocht von Molkwar‘: Ein Naturgebiet von It Fryske Gea, unweit des Dorfes Molkwerum. Ein wahres Paradies für Vögel und Vogelbeobachter. In diesem natürlichen Stillleben sorgen Wind und Vögel für Bewegung. Verwöhnen Sie Ihre Ohren mit Naturgeräuschen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber gerade das Geräusch von quakenden Enten und schnatternden Bartmeisen wirkt ungeheuer beruhigend. Allerdings kommt beim Vogelbeobachten manchmal ganz schön Spannung auf. Sehen Sie zum Beispiel die braune Kornweihe, die zierlich über dem Schilf schwebt, immer auf der Suche nach einem Leckerbissen, der einen kurzen Moment lang nicht aufpasst. Oder die Krickente, die Schellente, die Bartmeise und die große Heringsmöwe - alles Vertreter, denen man hier an dieser Vogelbeobachtungshütte mit Blick auf das IJsselmeer begegnen kann.

10 / WARFTDORF ALLINGAWIER Bevor es Seedeiche gab, war das Küstengebiet von Friesland und Groningen nur schwer erreichbar, geschweige denn begehbar. Manchmal war es geradezu gefährlich, sich überhaupt dem Wasser zu nähern. Denn das Gebiet wurde täglich überflutet. Dennoch fühlten sich Menschen seit jeher zur Küste hingezogen. Vielleicht weil es dort Nahrung im Überfluss gab. Die ‚Waterländer‘ schufen sich ihr eigenes Stückchen Sicherheit, indem sie Erde zu Siedlungshügeln aufhäuften. Das kleine Warftdorf Allingawier ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Das uralte Dorf entstand bereits im frühen Mittelalter. Wer erleben möchte, wie Menschen damals lebten, ist nirgendwo besser aufgehoben als in Allingawier, genauer gesagt im dortigen Aldfaers Erf. In diesem Museum herrscht die Ruhe und die Atmosphäre von anno dazumal. Einst wurde Allingawier als einer der schönsten Orte der Niederlande bezeichnet.

11 / TREIDELPFAD TJERKWERD Sind sie Ihnen schon einmal aufgefallen, die kleinen schmalen Wege neben den Wasserstraßen? Das sind unsere Treidelpfade, auch Leinpfad oder Reckweg genannt. Hier konnten Schiffe durch Ziehen fortbewegt werden. Diese Arbeit nannte man ‚Treideln‘. Zum Einsatz kamen dabei ein Pferd und ein Begleiter (der Treidler), aber oft genug auch Menschen. Die meisten Treidelpfade sind erhalten geblieben und sind heute frei zugänglich. Manchmal wurden sie asphaltiert und dienen inzwischen als (Rad-) Wanderweg. Schiffe ziehen braucht heute keiner mehr. Im Gegenteil: Heute kann man sich hier erholen und die frische Luft in aller Ruhe genießen. Ein herrlicher Treidelpfad zum Radfahren oder Spazierengehen liegt bei Tjerkwerd an der Warkumer Trekfeart.

12 / PINGJUMER GULDEN HALSBAND Ein 1000 Jahre alter Seedeich gibt sich die Ehre: ein Stück Deichgold, ideal zum Radfahren, Wandern oder Reiten. Wer Ruhe und Weite mag und trotzdem eine reichhaltige Kulturgeschichte zu schätzen weiß, ist in diesem nordwestlichen Teil der Wattenmeerküste gut aufgehoben. Wussten Sie schon, dass hier die Wurzeln der Mennoniten liegen? Und dass Pier Gerlofs Donia, besser bekannt als ‚Grutte Pier‘, in dieser Gegend geboren wurde? Wandeln Sie auf seinen Spuren und begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise.

13 / DER ABSCHLUSSDEICH Ist der monumentale Abschlussdeich nun der Anfang oder das Ende Ihrer Reise entlang der friesischen Wasserstraßen und Wasserbauwerke? Tatsache ist, dass an ihm so leicht kein Weg vorbeiführt. Denn den Abschlussdeich muss man einfach gesehen haben, auch wenn es nur einmal im Leben ist. Dieser 32 Kilometer lange Deich hat aus der Zuiderzee, einer Meeresbucht mit Salzwasser, einen Süßwassersee gemacht: das IJsselmeer. Der Deichbau war ein Husarenstück im wackeren Kampf gegen die Übermacht des Wassers. Im Zweiten Weltkrieg war der Abschlussdeich einer der wenigen Orte, der von den niederländischen Streitkräfte gegen die deutschen Besatzer verteidigt werden konnte. Inzwischen kämpfen wir gegen den Anstieg des Meeresspiegels: Ein weiteres Mal wird der Deich verstärkt und erneuert. Der Abschlussdeich: ein Erlebnis von 32 Kilometern Länge.

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