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Kolumne
from BödeliInfo Juni 2019
by WEBER VERLAG
Was bringt die Zukunft für Menschen mit Beeinträchtigungen in unserer Hochleistungsgesellschaft?
Haben Sie sich über Ihre persönliche Zukunftsplanung in der letzten Zeit Gedanken gemacht?
Zehn von hundert Schweizer Erwachsenen im Erwerbsalter leben mit einer Behinderung. Die Herausforderungen an sie steigen, werden grösser. In der Gesellschaft werden Behinderungen zwar zunehmend als normal betrachtet, doch damit erreicht der Statusstress auch die Schwächsten.
Die UNO-Behindertenrechtskonvention spricht in ihrem Leitbild von «Inklusion». Unsere Gesellschaft soll sich öffnen, da jede und jeder Einzelne wertvoll ist und seine jeweiligen Fähigkeiten und Voraussetzungen einsetzen und leben können soll. Die Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention in der Schweiz verlangt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen die gleichen Rechte und Wahlmöglichkeiten zugesprochen werden, um wie andere Menschen in der Gemeinschaft leben zu können. Der Schritt zur Wahlfreiheit
Ernst Meier Hondrich
ist eine enorme Herausforderung, weil viele Menschen mit Beeinträchtigungen Selbstbestimmung und den Umgang damit erst erlernen müssen.
Alltag=Leben+Lernen+Arbeiten
Das selbständige Wohnen (Leben) fördert und erhält Selbstständigkeit und Selbstbestimmung von beeinträchtigten Menschen. Es orientiert sich am Normalisierungsprinzip und Willy Brandt an einem personenzentrierten Ansatz. Für viele Menschen ist es nur erschwert möglich, ganz selbstbestimmt zu leben. Für sie gilt es, herauszufinden, in welchem Ausmass ihre Wünsche wahrgenommen und ihre Entscheidungen umgesetzt werden können. Kinder mit Behinderung werden heute nicht mehr automatisch in Sonderschulen eingestuft, sondern können ihre Kompetenzen in integrativen Regelklassen weiterentwickeln. Die Berufsausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen befindet sich jedoch noch in den Kinderschuhen. Dabei spielt diese berufliche Qualifizierung, welche für eine selbstbestimmende und selbstverantwortliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von grosser Bedeutung ist, eine entscheidende Rolle, wenn eine Beschäftigung im
«Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.»
ersten Arbeitsmarkt erfolgen soll.
Leben mit Beeinträchtigung darf nicht gleichbedeutend mit Verzicht auf Lebensqualität sein.
Menschen mit Beeinträchtigungen sind auf einen Unterstützerkreis angewiesen. Gemeinsam mit den betreuten Menschen, ihren Familien und Freunden gilt es positive Veränderungsprozesse anzupacken und zu gestalten. Inklusion bedeutet Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben der Gemeinde oder des Quartiers als und Ziel zu haben. Selbstverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, steht dabei immer im Zentrum. Mit der Persönlichen Zukunftsplanung PZP bietet sich hier ein Instrument an, um mit Menschen über ihre persönliche Zukunft nachzudenken, Visionen für eine positive Zukunft zu entwickeln und umzusetzen. Sie beruht auf einer wertschätzenden Grundhaltung und bedeutet, dass wir Menschen mit Behinderungen in unseren Alltag einbeziehen. Der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt. Es geht um seine Ziele, seine Gaben und um neue Möglichkeiten – für uns alle geht es darum, eine wertschätzende Rolle gegenüber dem Leben mit Beeinträchtigungen einzunehmen.