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Kolumne
Veränderungen
Trotz Einschränkungen jeden Moment geniessen
Christa Bigler Meiringen
Es ist ein verrücktes und spezielles Jahr, unser 2020, für jeden von uns. Ich wurde mitten im Lockdown zum ersten Mal Grossmutter, es ist ein wundervolles Gefühl, unbeschreiblich. Plötzlich ist alles wieder da, wie es war, als man das erste Mal Mutter wurde. Man hat so viel vergessen, dann schaut man in das süsse Ge Man liebt das kleine Geschöpf vom ersten Moment an. Ich durfte mein Enkelkind erst nach ein paar Tagen sehen, in die Arme nehmen und nur geschützt mit Maske. In diesem Jahr werden sich die Neugeborenen an Menschen mit Masken gewöhnen müssen. Ist denn das so schlimm? Es ist noch nicht lange her, da schauten wir die Asiaten alle ein wenig schräg an, wenn ganze Busladungen mit Masken in unseren Strassen promenierten. Nun sind wir selbst in der gleichen Situation. Aber es wird protestiert, demonstriert und Möglichkeiten gesucht, auf Masken zu ver-zichten. Ich arbeite selbst im Medizinalbereich. Ärzte, Pflegepersonal im Operationsbereich, sie alle tragen den ganzen Tag Masken, sie kennen nichts anderes. Ich bin froh, wenn ich in den Operationssaal geschoben werde, dass ich in «mas
sicht und erinnert sich an so vieles. kierte» Gesichter sehen darf. So weiss ich, dass meine Ärzte, um mich und sich zu schützen, sich die Hände desinfizieren und das nach jedem Patienten. Warum ist das so viele Diskussionen wert? Warum wird das in jedem Kanton anders, in manchen Berufsgruppen so kompliziert gehandhabt?
Wir planen ein Fest, ein grosses. Es ist eine Herausforderung! Nicht nur wegen der vielen Menschen, sondern auch wegen der vielen Auflagen dieses Jahr. Schaffen wir das? Können wir die Abstände wahren? Lange wusste man nicht, ob es überhaupt möglich ist, ein Geburtstagsfest, ein Abschiedsfest in diesem Jahr zu organisieren, alle paar Tage, Wochen wurden neue Weisungen herausgegeben. Was heute richtig ist, ist morgen falsch. Auch Ferienplanung ist im Jahr 2020 eher schwierig. Das erste Mal in meinem Leben haben wir drei Wochen Ferien geplant in Sri Lanka, ein Traum… Für uns ist es nur ein Aufschub ins nächste Jahr, für die Einwohner dieser schönen Insel ist es
«Alle denken darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.»
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existenzbedrohend. Die Touristen bleiben aus, das heisst, die Menschen da haben absolut kein Einkommen. Es ist nicht wie bei uns in der Schweiz, in Europa. In Asien, Afrika, in den meisten armen Ländern besteht kein soziales Netz. Wenn nichts verdient wird, ist auch kein Geld da. So etwas können wir uns gar nicht vorstellen.
Wir leben in einer schwierigen Zeit, aber doch haben wir es gut, wir sind verwöhnt. Wir fahren in die Berge, schwimmen in den schönen blauen Seen und Flüssen. Wir leben in einem kleinen Land mit der schönsten Kulisse, die man sich nur wünschen kann. Geniessen wir doch jeden Moment. Wir wollen nicht klagen, denn wir haben hier nichts zu klagen, sonst schauen wir nur ein wenig über die Landesgrenzen und dann sieht alles plötzlich ganz anders aus.