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Das Abendmahl

Jetzt beginnt der Gottesdienst. Die Pfarrerin leitet die Feier. Der Kinder- und Jugendchor singt. Die vielen jungen Stimmen klingen hell und klar.

Die Pfarrerin erzählt, wie Jesus sich ein letztes Mal mit den Jüngern zum Essen trifft. Da kann man nicht anders, als zuzuhören.

Als die Pfarrerin am grossen Abendmahltisch steht, flüstert Luca Mira ins Ohr: «Die schwarze Marmortischplatte haben die Berner den Lausannern aus der Kathedrale gestohlen.» «Psst, psst, Luca! Still jetzt, nicht schwatzen!», mahnt der Grossvater.

«Das hast du uns ja selber erzählt», wehrt sich Luca. «Schau, wie die Pfarrerin das Brot bricht», sagt der Grossvater. «Jede und jeder von uns bekommt ein Stücklein davon zu essen. Damit wir uns erinnern: Gott schenkt uns, was wir zum Leben brauchen.»

Das Hostienmühlefenster

«Das mit der Tischplatte ist einfach mega», findet Luca. Und auch der Traubensaft hat ihm gut geschmeckt. «Was dieses Essen und Trinken aber mit Gott zu tun haben soll, habe ich nicht ganz begriffen», sagt er. «Fragen wir einmal die Frau Pfarrerin», schlägt der Grossvater vor.

Die Pfarrerin führt Mira und Luca nach vorne in den Chor: «Seht ihr das grosse Fenster da, das erste links?» Luca und Mira staunen. Riesengross ist das Fenster, und die Farben leuchten. «Das ist das Hostienmühlefenster. Die Farben leuchten nicht aus sich selber», erklärt die Pfarrerin. «Erst das Licht von aussen bringt sie zum Leuchten. Am frühen Morgen solltet ihr das sehen! Wenn die Sonne aufgeht, erwacht eine ganz besondere Stimmung hier drinnen.»

Die Bilder im Fenster sind klein und weit weg, und so kann man die Figuren kaum erkennen. Zum Glück hat der Grossvater sein Handy dabei. «Setzt euch vis-à-vis vom Fenster hin», sagt die Pfarrerin zu Luca und Mira. «So könnt ihr die Bilder heranzoomen.»

Gott und das Volk

Auf dem vergrösserten Bild oben im Hostienmühlefenster ist ein Mann zu sehen, der die Weltkugel, eine Kugel mit einem Kreuz, in seiner linken Hand hält. Mira und Luca fragen sich, wer der Mann sein könnte. «Ich denke, es kann nur Gott sein, der die Welt in seiner Hand hält», meint Mira. «Und unten siehst du, wie Brot herabregnet. Das ist das Himmelsbrot.»

«Komisch, dieser Mann mit der Kugel und dem Kreuz», findet Luca. «Wir sind heute offener, wir denken, Gott hat etwas von einem Mann und von einer Frau. Aber eigentlich ist er ganz anders, als wir uns dies vorstellen», gibt die Pfarrerin zu bedenken. Mira will es genau wissen: «Und was bedeutet das Kreuz auf der Kugel?»

«Es erinnert an Jesus und seine Liebe zu uns Menschen», antwortet die Pfarrerin.

«Ich finde, es sieht cool aus, wie Gott hier grüsst», sagt Luca und zeigt auf die beiden hochgehaltenen Finger der rechten Hand. «Ja, es ist ein Gruss, und zwar ein ganz besonderer», meint die Pfarrerin. «Die Art, wie Gott hier seine Finger hält, ist ein Segenszeichen. Gott wünscht uns Menschen ein durch und durch gutes Leben. Er zeigt sich grosszügig und beschenkt uns reich – und wir sind frei, wie wir darauf reagieren wollen.»

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