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Essen und Trinken im Gurnigelbad
Die berühmte Gurnigelsuppe wurde in einem Lied eines unbekannten Dichters besungen.
Gurnigelsuppe
1. Strophe Von des Stockhorns Felsenkuppe Bis zum feinsten Maulwurfsknoll Lebe Hoch Gurnigelsuppe! Bitte, noch ein Teller voll!
2. Strophe Nach Frühtrunk von dem Stocke In der reinen Morgenluft Welche Wonne! Wenn die Glocke Zur Gurnigelsuppe ruft!
3. Strophe Emsig reiht sich jede Gruppe Um der Schüsseln volle Fluth; Gleich bringt die Gurnigelsuppe Auf die Wange neue Glut.
4. Strophe Und die Löffel klingen, klingen Bald sind alle Schüsseln leer Charles – lass er noch mehr bringen Mehr Gurnigelsuppe her. 5. Strophe Und die Alten und die Jungen Fühlen warmes Blut im Lauf, Und von Suppe ganz durchdrungen Thauen alle Herzen auf.
6. Strophe Fremd ist hier das falsche Glänzen Fern der Städte Ziererei; Mit des Frohsinns leichten Kränzen Ziehn die Stunden rasch vorbei.
7. Strophe Wie die helle Sternenschnuppe Fliegt der muntre Witz voran, das kann die Gurnigelsuppe! Thut nur selbst das Salz daran.
8. Strophe Und der Bote trägt die Kunde Die den Lieben Hoffnung gibt Freude sei! Denn jede Stunde Sieht genesen, die ihr liebt.
Diese in vielen Publikationen erwähnte «Gurnigelsuppe wurde zum Frühstück gereicht, nachdem die Gäste die ihnen vom Kurarzt oder dem heimischen Arzt vorgeschriebene Anzahl Becher Kurwasser getrunken hatten. Am Abend sollte man ebenfalls nur Gurnigelsuppe und etwas gekochtes Gemüse zu sich nehmen.
Es soll sich bei der viel gerühmten und besungenen Suppe um eine kräftige Brühe aus ausgekochten Rinder- und Kalbsknochen gehandelt haben, in der Gerste und/oder Hafer oder auch Dinkel (früher auch Spelz) und Zwiebeln weich gekocht wurden. Dann wurde Salz dazugegeben. In die fertige Suppe wurden stark in Butter geröstete Brotwürfel gestreut. Nachkochen!
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Am 29. Juli 1887 wurden Minestrone, Seezunge mit Crevetten und Champignons à la Normandie, Tafelspitz mit Meerrettich, geschmortes Lamm, Kohlrabi, gebratenes Huhn und Erdbeerkuchen serviert.
Wie der damalige Meisterküher Bendicht Berger des Gurnigel-Anwesens in seinem Bericht im Jahrbuch Guggisberg 1947/48 erzählte, waren an gewissen Tagen bis zu 700 Gäste zu verpflegen. Es müssen Unmengen an Fleisch, Geflügel und Fisch auf den Gurnigel transportiert worden sein.
Und wie aus dem Ereignis auf Seite 31 mit der kalten nächtlichen Dusche zu lesen sein wird, brachte Hotelier Johann Jakob Hauser in allen möglichen Räumen auch unangemeldete Gäste unter.
Laut dem Bericht von Bendicht Berger waren nicht nur 700 Gäste zu verpflegen, sondern es übernachteten sogar bis zu deren 700 im Gurnigelbad. Was muss da schon nur für ein Gedränge mit all den Kutschen und Pferden geherrscht haben?
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Der 90-jährige Bendicht Berger anlässlich eines Interviews 1947 mit dem Jubilar für das Jahrbuch Guggisberg 1947/48.
Das Menu zwölf Jahre später, am 7. August 1899:
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Abendmenü: Reiscremesuppe, gekochtes Rindfleisch, aufgeschnitten und kalt serviert, Kartoffeln nach Art des Küchenchefs, Kalbskopf mit Champignons, sautierte grüne Bohnen, gebratenes Auerhuhn, Apfelkuchen und Dessert. Die Desserts, hielt Pfarrer Rudolf Bachmann (siehe Seite 94) in seiner Schrift fest, seien in Form von verschiedenen Törtchen zu geniessen gewesen. Um den Magen nicht zu überladen, habe er diese meist weggelassen. Doch der Genuss des Weines sei der Kur durchaus zuträglich.