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Firmengr端nder Carl Warrlich
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Empfangsbescheinigung
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Ausbildungsbest채tigung
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100 Jahre Carl Warrlich Die Firma Warrlich blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück, die gekennzeichnet ist von Entscheidungen, Verantwortlichkeiten und Zwängen. Nach der Jahrhundertwende kommt im kaiserlichen Deutschland einiges in Bewegung. So wurde am Sonntag, den 10. 04. 1904 in Berlin der „Bund der Handwerker Deutschlands“ gegründet und am 29. 04. 1904 schließt der Industrielle Carl Duisburg die Chemischen Werke Bayer, Agfa und BASF zu einer Interessengemeinschaft, des späteren IG Farben-Konzerns, zusammen. Auch der Handwerksmeister Carl Warrlich unternimmt etwas und gründet am 20. Februar 1904 sein eigenes Unternehmen und firmiert: Carl Warrlich – Baugeschäft – Holzhandlung – Dampfsäge- und Hobelwerk – Bau- und Möbeltischlerei Treffurt, Falkener Chaussee 6.
Zweigeschossiges Wohnhaus im Rohbau - 1909
Er errichtet auf einem Grundstück von respektabler Größe am Rande der Stadt ein zweigeschossiges Fachwerk-Wohnhaus, ein Sägewerk mit Vertikal- und Horizontalgatter. Eine große Freifläche diente als Lagerplatz
für unbearbeitetes Rundholz, aber auch zur Lagerung des produzierten Schnittholzes. Die Antriebskraft für das Sägewerk und den gesamten Maschinenpark der Tischlerei kam von einer zentral postierten Dampfmaschine.
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Über komplizierte Transmissionen, in der Regel fast unsichtbar als Unterfluraggregate, wurde die Antriebskraft auch auf entfernte Maschinen der Tischlerei übertragen.
Hof und Kesselhaus
Der 1. Weltkrieg 1914-1918 sowie die spätere Weltwirtschaftskrise und Inflation brachten dem Unternehmen nicht nur Sonnenschein. Man musste sich einem harten Konkurrenzkampf stellen, denn es gab in
Treffurt noch 1 Sägewerk mit Zimmerei und 3 Tischlereien und in Falken und Großburschla je 1 Sägewerk und Tischlerei.
Carl Warrlich mit Belegschaft – zwanziger Jahre
Mit der Vielfalt der Produkte und der Flexibilität der Belegschaft überlebte der Betrieb die schwere Zeit und gab immerhin 15 Handwerkern Lohn und Brot.
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Die Produktpalette reichte von Schnittholz, roh oder gehobelt, über die Errichtung von Fachwerkbauten und Dachstühlen bis zur Anfertigung von Treppen, Türen und Toren.
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Die Einberufungen zum Wehrdienst lassen die Belegschaft auf ein Minimum schrumpfen. Eine Hand voll Männer, deren Alter das Wort „KV“ nicht zulässt, halten den Betrieb provisorisch aufrecht mit kleineren Reparaturarbeiten und zeitweiligem Lauf des Sägewerkes. Auch Heinz Warrlich bleibt vom Wehrdienst nicht verschont. Die Witwe des Firmengründers übernahm in dieser Zeit die Geschäfte. 1945 – die Nachkriegsära beginnt
25 Jahre - Firma Carl Warrlich
Kurz nach Ausbruch des 2. Weltkrieges stirbt plötzlich und unerwartet der Firmengründer im Dezember 1939. Heinz Warrlich, jüngster Sohn, gelernter Industriekaufmann, übernimmt im Alter von 20 Jahren die Geschäftsleitung. Unterstützend, besonderes in technischen Dingen, stand ihm sein Bruder Otto zur Seite.
Nach und nach kehrten frühere Belegschaftsmitglieder aus Kriegsgefangenschaft zurück und suchten Arbeit. Die gab es, aber Material und Geld waren knapp. Zunächst wurde im Betrieb in die Zukunft investiert. Die 50 Jahre alten Dampfmaschinen mitsamt dem Gewirr von Rädern, Wellen und Treibriemen wurden demontiert und durch moderne Elektromotoren ersetzt.
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Dadurch geriet das Unternehmen zeitweilig in finanzielle Turbulenzen. Verantwortlich dafür waren der finanzielle Aufwand für die Umrüstung und der damit verbundene Betriebsstillstand. Die Konsolidierung brauchte Zeit und Geduld. Sie trat langsam ein. Erste größere Aufträge kamen aus dem fast restlos zerstörten Eichsfelddorf Struth. Nach dem Krieg mussten Wohnhäuser errichtet oder repariert werden, aber auch Stallungen und Scheunen. Die Besatzer hatten auch einiges zu bestellen. So verfügte der jeweilige „Kommandant“ kurzfristige Lieferungen, u. a. Holzhäuser und Baracken entlang der Zonengrenze, wobei die Bezahlung zunächst von untergeordneter Bedeutung war. Allzu forsches Auftreten gegen solche Amtsträger konnten nur in der Katastrophe enden. Also galt es: Die Befehle auszuführen und
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auf ein gutes Ende zu hoffen. Die Auslastung des Sägewerkes verbesserte sich schrittweise. Die Anfuhrprobleme mit Pferdefuhrwerken und altersschwachen, mit Holzgas betriebenen Lastkraftwagen hatten ein Ende mit der Inbetriebnahme des Anschlussgleises durch die Deutsche Reichsbahn.
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ter und nicht nur für die Firma Carl Warrlich.
sich systematisch der Übergang von der rein handwerklichen Tätigkeit zur industriellen Fertigung.
Auf Beschluss von Partei und Regierung, wie es seinerzeit so schön hieß, wurde im Juni entlang der Staatsgrenze zur Bundesrepublik Deutschland die sogenannte „5 km – Sperrzone“
Waggons mit Langholz wurden mit einer Rangierlok bis in Höhe des Betriebsgeländes gezogen und dort entladen. Der hochgelegene Bahndamm diente als Entladerampe. Auf dem Lagerplatz wurden Feldbahngleise verlegt. Die Baumstämme wurden dann auf Loren verladen und mittels Seilwinde zum Gatter gezogen. Mit der endgültigen Stilllegung der Bahnstrecke Treffurt – Mühlhausen im Frühjahr 1952 nahm diese für den Betrieb segensreiche Errungenschaft ein leider vorzeitiges Ende. Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechterten sich in diesem Jahr 1952 wei-
eingerichtet. Das hieß, Besucher, Kunden und Lieferanten konnten nur noch mit von der Volkspolizei ausgestellten Sondergenehmigungen (Passierscheine) einreisen. Hier wohnhafte Personen erhielten einen Sonderstempel im Personalausweis, der das Wohnrecht in der Sperrzone dokumentierte. Dieses Wohnrecht wurde mehreren Familien auch in Treffurt entzogen. Aber Resignieren war nie die Parole des relativ jungen Unternehmers Heinz Warrlich. In den nun folgenden 50er Jahren vollzog
Mitarbeiter in den 50er Jahren
Neben dem weiter betriebenen Sägewerk und dem Holzhandel erwiesen sich nützliche Verbindungen zu Straßenunterhaltungsbetrieben und Autobahnmeistereien als segensreiche Möglichkeiten zur Erweiterung der Produktionspalette.
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Fertigung von Schneezäunen Zunächst beschränkte sich die zusätzliche Produktion auf Schneezäune und Straßenschilder, die später um Baracken, Holzhäuser und erste fahrbare Baustellenunterkünfte erweitert wurde. Dazu wurde auf breiter Basis die Treffurter Handwerkerschaft mit einbezogen. Unterkunftshütten für den Forst und Straßenbau
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Die Fahrgestelle der zunächst einachsigen Wohnwagen kamen vom örtlichen Stellmacher, Eisenbereifungen vom Schmied. Maler, Elektriker und Klempner waren ebenfalls integriert.
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In diese erfreulich gute Geschäftsentwicklung fiel 1954 ein Jubiläum. Das Unternehmen feierte mit seinen inzwischen 25 Belegschaftsmitgliedern sein 50jähriges Bestehen.
Ein weiterer markanter Punkt wurde 1956 gesetzt. Auf der Suche nach einer produktiven Verwendung der reichlich anfallenden Sägespäne aus dem eigenen Sägewerk entstand die Fertigung von Kohlenanzündern.
Erster Bauwagen
Kohlenanzünderproduktion
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Nach umfänglichen Baumaßnahmen wurde aus der einstigen „Waschküchenversuchsproduktion“ eine Fließbandproduktion. Das eigene Aufkommen von Sägespänen reichte schon lange nicht mehr aus und so mussten überörtliche Quellen im gesamten Territorium der Landkreise Eisenach und Mühlhausen ausgeschöpft werden. Dennoch konnte
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der Bedarf an Kohlenanzünder in der braunkohlebeheizten DDR nicht gedeckt werden. Der Staat hatte sich zum Ziel gesetzt, alle Produktionsmittel in die „Hände des Volkes“ zu übergeben. Er übersah die erfolgreiche Entwicklung privatwirtschaftlich geführter Betriebe nicht und versuchte deshalb
Der Beginn war recht einfach. Sägespäne und verflüssigtes Paraffin, sogenanntes Erdölmischgatsch, wurde in einer ausrangierten Brotteigmischmaschine vermischt und anschließend in einer Handhebelpresse zu Tafeln verpresst und nach dem Erkalten in Papiertüten verpackt. Diese Tüten trugen später den stolzen Namen „Komet “.
Anlieferung von Paraffin
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schrittweise mehr Einfluss auf diese Betriebe zu gewinnen. So auch auf die Firma Carl Warrlich.
Mit der Aufnahme der staatlichen Beteiligung ergaben sich neue Möglichkeiten zur Erweiterung der Produktionsstätten.
Zum 1. Januar 1959 wurde dem Unternehmen eine „staatliche Beteiligung“ verordnet. Die neue Firmierung lautete „Carl Warrlich KG“.
Vor allem die Wohnwagenfertigung fand unter sehr erschwerten Bedingungen statt.
Als Kommandist fungierte das volkseigene Baustoffkombinat Mühlhausen mit einem Einlageanteil von 40%.
Zuvor wurde 1962 auch zur Erweiterung der Kohlenanzünder-Produktion ein neues Gebäude mit einer ca. 500 Quadratmeter großen Fläche sowie ein zentrales Kesselhaus errichtet.
Komplementär und persönlich haftender Gesellschafter wurde der bisherige Unternehmensleiter Heinz Warrlich.
Eine WC-Anlage und Duschräume schlossen sich an. Einweihung neuer Gebäude
Der Kauf des Grundstücks „Unter dem Weiher“ und der anschließende Neubau einer Montagehalle im Jahr 1963/1964 mit einer Produktionsfläche von 1.000 Quadratmetern brachten nahezu ideale Voraussetzungen für eine moderne Montagelinie. Heinz Warrlich
Die Aufschotterung des Abstellplatzes hinter der Montagehalle und der anschließende Neubau einer Lagerhalle 1971 mit einer Fläche von 900 Quadratmetern rundeten seinerzeit ein gelungenes Gesamtkonzept ab. Die wohl rasanteste Entwicklung nahm das Unternehmen zwischen 1965 und 1970.
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Ohne Aufsehen zu erregen führte man 1965 die 5-Tage-Woche ein. Während in der DDR generell bis Samstagmittag geschafft wurde, schlossen sich in der Carl Warrlich KG am Freitagnachmittag die Tore. Lediglich ein leitender Angestellter versah im Wechsel mit anderen am Samstagvormittag Notdienst. Diese kühne Entscheidung des Komplementärs kam in der Belegschaft gut an!
Bauwagen für den Export
Auszeichnung zum 1. Mai
Ein- und zweiachsige Bauwagen unterschiedlicher Länge waren die Exponate. Und es stellte sich Erfolg ein.
In diesem Jahr 1965 trat das Unternehmen auch erstmals als Aussteller zur Leipziger Herbstmesse auf.
Noch im gleichen Jahr wurden Exporte in die Bundesrepublik Deutschland eingefädelt und sie sollten zu einem Dauerbrenner bis zum Ende der DDR werden.
Messebeschickungen waren von nun an Pflicht, neben der ständigen Präsenz in Leipzig, z. B. 1967 - Internationale Baumaschinenmesse München - Norddeutscher Baumarkt in Neumünster - Messe Bukarest Rumänien
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1968 - Messe Moskau im Sokolnikipark 1969 - Internationale Messe Brno / CSSR
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Als Höhepunkt der auslaufenden 60er Jahre war im Oktober 1969 die Inbetriebnahme einer neuen Produktions- und Verpackungslinie für Kohlenanzünder.
Der bis dato Jahrzehnte lang produzierte Kohlenanzünder auf Sägespanbasis „Komet 600“ gehörte der Vergangenheit an und wurde ersetzt durch den rein chemischen Anzünder „FLAMMAT“. Diese automatische Anlage wurde in Eigenleistung errichtet und war zu dieser Zeit erstund einmalig in der DDR. Aus diesem Anlass und noch weiteren wurde (wegen der Einreisebeschränkungen in das Sperrgebiet) ein großes und gelungenes Fest im Kulturhaus Buchenau, außerhalb des Sperrgebietes, gefeiert.
Nach der Messe in Brno wurde das tschechische Außenhandelsunternehmen „Motokov“ Prag zum größten Auftraggeber im nächsten Jahrzehnt. Diese Wende zu einem stark exportintensiven Unternehmen hatte auch notwendige Veränderungen in der Verwaltung zur Folge. Und so konnten in diesen Jahren qualifizierte Kaufleute und Techniker für diese interessanten Tätigkeiten gewonnen werden.
Verpackung „FLAMMAT“ zu DDR-Zeiten
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10 Jahre staatliche Beteiligung - Einweihung der neuen Kohlenanzünderanlage 50er Geburtstag Heinz Warrlich
Das 65-jährige Firmenjubiläum sowie der 50. Geburtstag des Komplementärs waren Anlass genug, um mit vielen Gästen aus Nah und Fern zünftig zu feiern. Zur Sicherung der ständig steigenden Produktion der Kohlenanzünder „FLAMMAT“ (bis auf jährlich 23 Tt) mussten neue Möglichkeiten zur Bevorratung der flüssigen Rohstoffe geschaffen werden.
Auszeichnung der Abteilung Kohlenanzünder
Ein Erdtanklager mit zunächst 40.000 Litern erschien als überaus reichlich dimensioniert, musste allerdings Jahre später auf 90.000 Liter erweitert werden. Tanklager
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Um den bald aufgenommenen 2-SchichtBetrieb zu sichern, wurden 2 Kleinbusse angeschafft und der sogenannte Arbeiterberufsverkehr in eigener Regie übernommen.
Die Exporte sowohl in die CSSR, aber auch in die Bundesrepublik Deutschland hatten jeweils die Millionengrenze in Valuta überschritten.
Die pünktliche und kostenlose Beförderung der auswärtigen Belegschaft aus Falken und Schnellmannshausen waren damit garantiert.
Da geschah es! Ausgerechnet die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands, eine der Blockparteien der DDR, machte sich zum Helfer der Staatspartei SED und unterstützte auf ihrem 11. Parteitag im Februar 1972 die Bestrebungen der Regierung für die Umwandlung der privaten und halbstaatlichen Betriebe sowie der industriell produzierenden Genossenschaften zu volkseigenen Betrieben.
Aber auch der sonstige Fuhrpark bekam eine mitunter im beängstigenden Tempo verlaufende Erweiterung. Neben mechanischen Hubwagen, Dieselgabelstaplern, Pkw´s und Lkw´s mit Anhängern waren alle Voraussetzungen für eine im Wesentlichen unabhängige Betriebsführung gegeben. Lediglich der Transport der Fertigerzeugnisse Somit wurde am 30. März 1972 die wurde mit dem ortansässigen volkseigenen „Carl Warrlich KG“ Treffurt Kraftverkehrsbetrieb durchgeführt. Alles lief nach Plan. Die Fertigung bei den Kohlenanzündern hatte jährliche Steigerungsraten. Auch bei Bauwagen wurde rationalisiert und die Stückzahlen stiegen jährlich.
liquidiert und am 1. April 1972 als Rechtsnachfolger ein volkseigener Betrieb gegründet. Die Vielzahl der umzuwandelnden Betriebe führte bei den Verantwortlichen des Rates
des Kreises Eisenach nun zu Engpässen bei der Namensfindung. Und so wurde nach gutem sozialistischen Vorbild (z. B. LPG „Rote Rübe“ oder VEB „Herrensocke“) der nicht gerade authentische Name VEB Feueranzünder und Wohnwagen kreiert. Erst nach Intervention des bisherigen und auch neuen Leiters des volkseigenen Betriebes, Heinz Warrlich, wurde sein Vorschlag zur Namensgebung „VEB Flammat-Werk“ Treffurt akzeptiert und so in das Register der volkseigenen Wirtschaft eingetragen.
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Zunächst änderte sich nicht viel in der täglichen Arbeit. Direktor des nun volkseigenen Betriebes wurde der Komplementär der vorherigen Kommanditgesellschaft, Heinz Warrlich. Alle anderen Leitungsstrukturen bestanden auch unverändert fort. Allerdings wurde fortan mehr Papier beschrieben. Erstes Gesetz war nun der Plan! Dabei stand an aller erster Stelle die „industrielle Warenproduktion“. Um die vorgegebenen jährlichen Steigerungsraten, bei gleichbleibenden Arbeitskräften in der Produktion und fast unveränderter Technik zu erreichen, mussten Anstrengungen unternommen werden. Der Betrieb glänzte vor allem bei den Plankennziffern „NSW-Export“ und Fertigerzeugnisse für die Bevölkerung (NSW = nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet).
Gründungsanweisung
Während einachsige Baustellenanhänger und Unterkünfte in Containerform im Wesentlichen in die BRD und nach Belgien
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exportiert wurden, gingen auch ganze Güterzüge und Baustellenanhänger 2-achsig, Aufbaulänge 8,00 m in die CSSR.
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Dagegen blieb die Kohlenanzünderproduktion restlos in der DDR. Wegen der ständigen Unterversorgung mit Anzündern im Inland wurde der auch mögliche Export kategorisch „von ganz oben“ untersagt. Zur weiteren Verbesserung der „Arbeitsund Lebensbedingungen der Werktätigen“, so die seinerzeitige offizielle Lesart, wurde 1973 die Pausenversorgung eingeführt. Speisen und Getränke in den allgemeinen Pausen und warme Verpflegung zu Mittag aus der Werkküche der Zigarrenfabrik wurden angeboten. Das erfolgte zunächst in einem kleinen Anbau an die Schlosserei. Im Jahr 1975 wurde das ehemalige Sägewerk abgerissen und ein neues 2-geschossiges Lager- und Sozialgebäude (Eigenleistungen) errichtet.
Anbau Schlosserei
Im Untergeschoss entstand ein großer Lagerraum für Fertigerzeugnisse (Kohlenanzünder) und im Obergeschoss wurde ein Speisesaal mit Küche sowie ein Sanitärtrakt mit Wasch- und Duschräumen und WC etabliert. Zu den noch aus KG-Zeiten existierenden Ferienobjekten „Fleesensee“ und Talsperre Pöhl und Doksy/CSSR kamen nun noch ein massiver Bungalow in Ruhla und eine mobile Einrichtung an der Ostsee in Boltenhagen dazu.
Neue Formen – Container und Bauwagen
Eine letzte nennenswerte Investition war
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die Beteiligung am zentralen Heizhaus und die Inbetriebnahme der Fernheiztrasse im Jahr 1979. Damit gehörten das Schaufeln von Kohlen und Asche fahren der Vergangenheit an. Das Jahr 1980 brachte durch größere Umwälzungen in der Volkswirtschaft der DDR auch für den VEB FLAMMAT - Werk Treffurt gravierende Einschnitte. Der bisherige Lieferant für die Fahrgestelle in Erfurt bekam ein verändertes Produktionssortiment verordnet und beendet damit eine über 20 Jahre währende Kooperation. Für unseren Betrieb wurden fieberhaft Ersatzlösungen gesucht, die darin gipfelten, dass Stahlpritschenzulieferungen für den Multicar in Walterhausen, aber auch Pritschenaufbauten für den PKW Wartburg ernsthaft zur Diskussion standen. Erfahrungen, die Heinz Warrlich bei Dienstreisen in die Bundesrepublik machte, führten letztlich zur Produktionsaufnahme von Containern für die keine Fahrgestelle notwendig
waren. Auf einem einfachen Stahlrahmen mit Kufen, der Aufbau wie bei den Wohnwagen in Leichtbauweise war hier ein neues Erzeugnis entstanden, welches der heimischen Bauwirtschaft allerdings erst einmal schmackhaft gemacht werden musste. Aber der Durchbruch wurde schnell erzielt. Neben Unterkünften für die Bauwirtschaft
wurden in Zusammenarbeit mit der HOKreisdirektion Eisenach und später mit der HO-Generaldirektion Berlin Verkaufs- und Lagercontainer entwickelt, aus denen ganze Ladenstraßen, z. B. zum Deutschen Turnund Sportfest in Leipzig und zu großen Jugendtreffen in Berlin, zusammengestellt werden konnten.
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Dazu gesellten sich später auch noch Kühlcontainer. Ein insgesamt gelungenes Konzept. Zu dieser Zeit erst- und einmalig in der DDR. Das Jahr 1982 brachte erneut eine Veränderung im Betrieb. Dieses Mal in der obersten Leitungsetage.
Carl Warrlich
An der Produktionspalette änderte sich nichts. Kohlenanzünder wurden immer mehr produziert. Sie reichten trotzdem nicht aus. Man war längst zum größten Produzenten in der DDR geworden und es fehlte auch nicht an Auszeichnungen und Orden!
Der seit 1939 tätige Chef Heinz Warrlich schied auf eigenen Wunsch nach 43 Jahren im Februar 1982 aus dem Betrieb aus. Nachfolger wurde der seit einigen Jahren im Betrieb tätige Helmut Hirte. Auf Grund von Strukturänderungen, verfügt vom damaligen „übergeordneten Organ“, dem Kombinat Chemisch-technische Erzeugnisse Gotha, verlor der VEB FLAMMAT - Werk Treffurt seine juristische Selbstständigkeit am 31. März 1985. Ab 1. April 1985 lautete die neue Firmenbezeichnung VEB Plastverarbeitung triebsteil Treffurt.
Ruhla,
Be-
38 Millionen Mark der DDR ihren Höhepunkt und die Belegschaft, ohne die zuvor genannten Zusatzkräfte mit 104 Arbeitern und Angestellten ihren höchsten Stand. Nach den dramatischen Ereignissen im November 1989 wurden noch im folgenden Monat Dezember neue Weichenstellungen gelegt. Der Betriebsteil Treffurt des Stammbetriebes Ruhla beantragte die Rücknahme der Entscheidung vom 1. April 1985 und forderte die Lösung von Ruhla und zum 1. Januar 1990 die juristische Selbstständigkeit.
Auszeichnung „Banner der Arbeit“
Nachdem ab dem Jahr 1988 der 3-Schichtbetrieb angeordnet wurde, und dazu Arbeitskräfte zusätzlich aus der Landwirtschaft und dem Stammbetrieb Ruhla delegiert wurden, erreichte die Produktion bei Kohlenanzündern mit fast 23 Millionen Verpackungseinheiten und die betriebliche Gesamtproduktion mit einem Wert von rund
Zunächst gab es ab dem 1. Januar 1990 wieder den VEB FLAMMAT - Werk Treffurt bis zu seiner Liquidierung zum 30. 06. 1990. In der 299. Ausgabe der Tageszeitung „DER MORGEN“ am 20. Dezember 1989, dem Sprachrohr der LDPD, erscheint die folgende Erklärung:
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Die im Jahr 1972 Enteigneten sind von der Tragweite solcher Veröffentlichungen erschüttert und berührt. Heinz Warrlich ist im Januar 1990 einer der ersten Antragsteller zur Reprivatisierung seines 1972 enteigneten Betriebes. Seinem Antrag wird als einem der Ersten von der neu geschaffenen Institution „Treuhand“ stattgegeben. Es schließen sich Gespräche, Verhandlungen und viel Unsicherheit bei Betroffenen und Behörden bei der Umsetzung der Rückübertragung an. Die Sache „Reprivatisierung“ ist eine Einmaligkeit der Geschichte. Es gibt für viele Dinge keine juristisch klaren Aussagen. Die Gesetze der alten Bundesländer versucht man durch Erstreckungsgesetze auf die neuen Bundesländer zu transferieren. „Ein Lehrbuch Deutsche Einheit gibt es nicht“, sagte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.
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Viele Dinge mussten getan werden, um die Firma wieder zu übernehmen. Heinz Warrlich beschließt aus Altersgründen seine Firma an seine beiden Kinder Margarethe Häßler und Karl-Heinz Warrlich zu übergeben. Rastlos ist er im Einsatz und steht mit Rat und Tat zur Verfügung. Der Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion am 01. 07. 1990 ist auch der Start in einen neue Ära mit der
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Es zahlte sich aus, dass Heinz Warrlich im März 1990 sein Haus verpfändete und dafür neue Verpackungsmaschinen bestellen und anzahlen konnte.
Das für die Mitarbeiter der Carl Warrlich GmbH neue Wirtschaftssystem erforderte die Kraft der Geschäftsleitung und aller Mitarbeiter.
Dazu kam die Gestaltung einer neuen Verpackung mit einer Faltschachtel für den traditionsreichen Namen „FLAMMAT“.
Die Produkte veränderten sich und das Vordringlichste war das Schaffen neuer Vertriebssysteme. Die gleichen Anstrengungen waren auch nötig, mit neuen Materialien und neuer Technik zu arbeiten. Der Maschinenpark musste erneuert und erweitert werden.
Carl Warrlich GmbH. Die Firma wird als Familienbetrieb weitergeführt. Neuer Betrieb, neues Geld, neuer Markt alles war eine Herausforderung. Die neuen geschäftsführenden Gesellschafter Häßler und Warrlich erhalten in der Geschäftsleitung die Unterstützung von Olaf Gertler und starten mit einer verkleinerten Mannschaft und viel Engagement in ein neues Wirtschaftssystem. Fragezeichen gab es genug.
Die astronomische Rechnung der Packungsgestaltung, als erste Rechnung der neuen Firma, machte sich bezahlt.
Abteilung Kohlenanzünder
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schiedliche Produktionsbereiche entstanden waren. Beide Bereiche erforderten auch unterschiedliche Vertriebsstrukturen. Der Aufbau eines eigenen Produktions- und Handelsprogramms in der Bauwagen- und Containerherstellung umfasste die Bereiche:
Abteilung Fahrzeugbau
Bauwagen und Container
Die Problematik der Firma bestand darin, dass durch die historisch gewachsene Entwicklung der Firma zwei komplett unter-
Flughafentower
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1. Herstellung von Bauwagen von 3,0 – 8,0 m 2. Herstellung von Containern fßr Sanitär-, Wohn-, Schlaf- und Aufenthaltszwecke sowie Containerkomplexen 3. Produktion von Sondercontainern 4. Verkauf von Materialcontainern
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Der Aufbau eines Mietparks für Container und Bauwagen erwies sich als eine gute Entscheidung.
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Dem Aufbau einer Anlage zur Herstellung von Holzanzündern auf Paraffinbasis im Jahr 1993 folgte im Jahr 1995 die Inbetriebnahme einer Misch- und Abfüllanlage für Lampenöle und Grillanzünder.
Die Firma betreut heute Kunden in 18 Ländern der Erde. Die Produktion des klassischen Kohlenanzünders wurde erweitert um Artikel für den Grill- und Kaminbereich sowie Pflegeprodukte für Ofen, Grill und Kamin. Was bedeutet uns das Jahr 2004? Es ist ein Jahr der Erinnerung an den Firmengründer Carl Warrlich. Die 100 Jahre sind geprägt von Wandlungen in der Geschichte und im Unternehmen.
Miete - Berufschule in Containern
Die Produktion des Kohlenanzünders „FLAMMAT“ war zum Start der Firma abgesichert und funktionierte. Neue Vertriebssysteme mussten gesucht werden. Der Kohlenanzünder „FLAMMAT“ wurde produziert und vertrieben, aber es wurde festgestellt, dass für die weitere Entwicklung der Firma eine Ausweitung des Sortiments und eine Erweiterung der Kundenstruktur erforderlich war.
Abfüllanlage
Die Produktionskapazitäten wurden durch stetige Investitionen erhöht und benötigten neue Absatzmärkte. Die Erweiterung des Sortiments und eine gute Akquisition machten sich bezahlt. Heute umfasst der Exportanteil 60%.
Die familiäre Tradition wird gewahrt und die 3. und 4. Generation sind in der Firma tätig und arbeiten zusammen mit vielen motivierten Mitarbeitern. Die Carl Warrlich GmbH – der innovative Familienbetrieb ist auch nach 100 Jahren stets Ihr verlässlicher Partner für die Zukunft.
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Eva und Heinz Warrlich
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Mitarbeiter Carl Warrlich GmbH, 2004
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Wir bedanken uns bei Herrn Olaf Gertler f端r die Unterst端tzung bei der Erstellung dieser Brosch端re.
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Carl Warrlich GmbH Falkener Landstraße 9 | D - 99830 Treffurt tel | 00 49 (0) 3 69 23 / 5 29-0 fax | 00 49 (0) 3 69 23 / 5 29-13 www.warrlich.de | carl@warrlich.de