If you can dream it, you can do it!
Swisspower Gigathlon Expo.02
Die Gigathlon-Geschichte geht weiter
Die im Verein Swisspower Gigathlon bewährte Partnerschaft wird weitergeführt, indem Swiss Olympic den Projektleiter Dany Gehrig per 1. Januar 2003 als Mitarbeiter für den Aufbau eines Bereichs «sportliche Events und internationale Grossveranstaltungen in der Schweiz» verpflichtet hat.
Als ich am Trans Swiss Triathlon 1995 auf der Tremola überlegte, was wohl die Steigerung von «Quer durch die Schweiz» sein könnte, ahnte ich nicht, dass ich mit der Antwort auf diese Frage für Jahre vor der grössten sportlichen Herausforderung meines Lebens stehen sollte: «The great Challenge around Switzerland» In 7 Tagen schwimmend, rollend und laufend rund um die Schweiz», aus dieser utopischen Idee wurde dank einer visionären Partnerschaft mit Swisspower und Swiss Olympic sowie einem grossartigen Organisations-Team eine einzigartige Erfolgsgeschichte, mit der vom 7. – 14. Juli 2002 mehrere tausend Gigathleten und Helfer sowie die ganze Schweiz sportisiert wurden.
Er wird die Planung von regionalen und nationalen Folgeveranstaltungen angehen und wir können davon ausgehen, dass ab 2004 weitere Gigathlon Weekend Veranstaltungen stattfinden werden und 2007 wieder eine schweizweite Gigathlon Woche organisiert wird.
Das Geheimnis eines erfüllten Lebens besteht darin, für sich ein Thema herauszufinden. Ein Geheimnis oder eine Sache, die grösser scheint als man selber. Ich fand für mich mit dem Swisspower Gigathlon ein solches Thema. Mein ultrasportiver Traum ging an der Expo.02 in Erfüllung und zeigt, dass sich viel mehr Dinge realisieren und verändern lassen, als man gemeinhin glaubt. Ich danke allen, die an dieser Schweizer Sportgeschichte «mitgeschrieben» haben.
www.swissolympic.ch
www.swisspower.ch
www.peterwirz.ch
In Yverdon-les-Bains gingen wir mit einem Traumstart auf unsere ultrasportive Reise rund um die Schweiz und erlebten bis nach Biel Etappe für Etappe, wie ein utopischer Traum Wirklichkeit werden kann, wenn alle – Projektteam, Veranstaltungspartner und Sponsoren, Ressortleiter, Crew und Staff, Singles, Teams und Supporter – daran glauben und sich jenseits von konventionellen Grenzen vorbehaltlos dafür engagieren. In Erinnerung bleibt eine unerschöpfliche Wolke voller Energie und die Gewissheit, dass sich mit einer visionären Idee auch in Zukunft die ganze Schweiz für eine Woche oder auch länger sportisieren lässt.
Peter Wirz
Verein Swisspower Gigathlon
Swisspower Gigathlon Expo.02 The great Challenge around Switzerland
Verein Swisspower Gigathlon – swisspower@gigathlon.ch – www.gigathlon.ch
Der Swisspower Gigathlon Expo.02 war einer der bedeutendsten Event-Beiträge des Schweizer Sports im Rahmen der Expo.02. Er wurde vom Verein Swisspower Gigathlon veranstaltet, dem folgende Firmen und Organisationen angehören: Sport Suisse 2002, die Gemeinschaft der Swiss Olympic Association und des BASPO Bundesamt für Sport Swisspower, das Energiedienstleistungsunternehmen der Schweizer Stadtwerke Werbeagentur Peter Wirz AG, die Veranstalterin des Trans Swiss Triathlon und des ewz.gigathlon
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Der Swisspower Gigathlon Expo.02 hat die Schweiz sportisiert!
Dream and Reality Mit dem Swisspower Gigathlon Expo.02 wurde für viele Sportlerinnen und Sportler, aber auch für Organisatoren, Partner und Verantwortliche verschiedenster Bereiche ein Traum Wirklichkeit. So unterschiedlich die Träume auch waren, konnte dieses gigantische Sporterlebnis die hochgesteckten und vielschichtigen Erwartungen trotzdem grösstenteils erfüllen. Nicht nur haben fast 10 000 Sportlerinnen und Sportler im Sinne der angestrebten «Sportisierung der Schweiz» die Herausforderung angenommen, sondern auch die fantastische Anzahl der Finisher hat die kühnsten Erwartungen übertroffen. Die im Verein Swisspower Gigathlon begründete Partnerschaft der Trägerorganisationen Swisspower AG, Swiss Olympic Association und Werbeagentur Peter Wirz AG hat mit der Realisation dieses Projektes einen markanten sportlichen Beitrag ganz im Sinne der Landesausstellung Expo.02 – eine weite Sicht auf die Schweiz – die Entführung aus dem Alltag – einen tiefen Blick ins eigene Innere – geboten. Dieses Buch beschreibt wie es überhaupt zum Projekt kam und hält in eindrücklichen Bildern die 7 Tagesetappen der Reise rund um die Schweiz fest. Wir sind überzeugt, damit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den vielen Helfern, den Partnern und Sponsoren, ohne die ein solches Projekt nicht realisiert werden könnte, eine Erinnerung von bleibendem Wert geschaffen zu haben und vielen zu ermöglichen, den Traum als erlebte, als mitgestaltete Wirklichkeit immer wieder zu verinnerlichen. Nebst dem Respekt vor den sportlichen Leistungen, insbesondere auch der Singles, bleiben uns als Veranstalter die Teambildung, der Teamgeist, die Kameradschaft und Begeisterungsfähigkeit unserer Gigathlonfamilie als bleibende Erinnerung. Gigathleten sind letztlich eben keine Träumer sondern echte Macher. In diesem Sinne und als nachhaltige «Sportisierung der Schweizer Bevölkerung» werden wir die Gigathlongeschichte weiterschreiben und wünschen allen Lesern dieses Buches viel Spass und Freude an gesundem sportlichem Wettbewerb.
Verein Swisspower Gigathlon Swiss Olympic Association
Swisspower AG
Werbeagentur Peter Wirz AG
Hans Babst
Bruno Hürlimann
Peter Wirz 2
Inhalt Nur wer als Teilnehmer oder Supporter, im Projektteam, als Staff- oder Crew-Mitglied, als Sponsor oder Veranstaltungspartner am Swisspower Gigathlon Expo.02 mit dabei war, wird diese Schweizer Sportgeschichte in ihrer ganzen Vielschichtigkeit verstehen können. Die Auswahl aus den hunderten von Pressetexten und Teilnehmerberichten, den tausenden von Bildern und Erinnerungen folgte dem Konzept, möglichst die ganze Gigathlonfamilie in Bild oder Wort im Buch festzuhalten. Schlussendlich musste das Redaktionsteam vor der stetig wachsenden Flut der Erinnerungen und Emotionen kapitulieren und subjektiv eine Selektion treffen. Aber wer mitgemacht hat, erkennt die unlösbare Aufgabe, den Swisspower Gigathlon Expo.02 in seiner ganzen Komplexität zwischen zwei Buchdeckeln zu erfassen. In den Bildern und Texten anderer spiegeln sich aber auch die eigenen Erlebnisse und sie vermögen in uns allen immer wieder die Erinnerung an eine einzigartige Traumreise rund um die Schweiz zu wecken.
In 35 Etappen vom Trans Swiss Triathlon zum Swisspower Gigathlon Expo.02 . . . 4 - 17 Der Prolog im Schweizer Blätterwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 - 35 1. Etappe, Yverdon – Lausanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 - 55 2. Etappe, Lausanne – Interlaken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 - 75 3. Etappe, Interlaken – Locarno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 - 95 4. Etappe, Locarno – Samedan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 - 115 5. Etappe, Samedan – Frauenfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 - 135 6. Etappe, Frauenfeld – Luzern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 - 155 7. Etappe, Luzern – Biel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 - 175 Die Singles-Story . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 - 183 Die Finisherlisten der 7-Days Teams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 - 203 Epilog – da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich . . . . . . . . . . . . . 204 - 206 Schlussbetrachtung – oder ein Traum ist in Erfüllung gegangen. . . . . . . . . . . . . . . . 207 3
Aufzuhören ist das Schwerste, auch wenn das Loslassen den einzig wahren Geschmack der Freiheit hat.
In 35 Etappen vom Trans Swiss Triathlon ...
...
Am 1. Juli 1995 endete mein Traum vom Trans Swiss Triathlon und machte Platz für einen neuen. Mit eigener Muskelkraft schwimmend, rollend und laufend «quer durch die Schweiz» war organisiert, etabliert und für mich ausgereizt. Man kommt im Leben immer nur weiter, wenn man etwas zu Ende führt – auch wenn es sich zum Klassiker entwickelt hat – und mit etwas Neuem beginnt. Man muss als grosser Beender und Neuanfänger operieren, als enthusiastischer Verkünder utopischer Projekte und Träume. Man muss immer unterwegs sein, nirgendwo zur Ruhe kommen, immer fremd sein und überall unkundig: ein neugieriger Dilettant. Von Aussen gesehen hat es wohl ausgesehen, wie wenn ich meinen Weg nie wirklich verlassen hätte, meiner Vision immer treu geblieben wäre. Und «rund um die Schweiz» einfach die logische Steigerung meines sportlichen Weges gewesen wäre. In Wahrheit hat sich die Situation, habe ich mich dauernd verändert. Trotzdem ist natürlich alles, was mir einfällt «Peter Wirz». Bis zur Erfüllung meines neuen Traumes sollte es allerdings ein langer, steiler Weg werden, der mich nicht nur rund um die Schweiz, sondern auch durch die Höhen und Tiefen meiner Psyche führen sollte. Ich brauchte 7 lange Jahre mit der Möglichkeit, zu probieren, Fehler zu machen, an den Aufgaben zu wachsen, Freunde und Partner zu finden, einen eigenen «Markt» zu schaffen und war schlussendlich froh, mit «The great Challenge around Switzerland» erst an der Expo.02 und nicht schon .01 währen 7 Tagen im vollen Rampenlicht zu stehen.
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Dann wird das Ende zum Anfang und das Leben hat das letzte Wort. Peter Wirz
... zum Swisspower Gigathlon Expo.02 Die Rahmenbedingungen für die Expo wurden 1995 formuliert und 1996 vom Parlament in Auftrag gegeben. Es ist aber glücklicher Zufall, dass ich gerade 1995 auf die Idee zur ultrasportiven Schweiz-Umrundung gekommen bin, 1996 von ewz für die Konzeption eines neuen polysportiven Events angefragt wurde, 1997 den Trans Swiss Triathlon perfektionieren und 1999 als letztes grosses Triathlon-Abenteuer des Jahrtausends zelebrieren konnte, um dann nach dem ewz.gigathlon 2000 wirklich stark und frei genug zu sein für die ganz grosse Herausforderung rund um die Schweiz. Meine Ideen passten unverhofft in ein grösseres Ganzes, sportliche Energie harmonierte plötzlich mit elektrischer, der Weg des Stroms entpuppte sich als Mountainbike-Trail, Inlineskate-Piste, Schwimm-, Velo- und Laufstrecke. Marktliberalisierung und Wettbewerb führten zu neuen Allianzen und zu neuen Denkansätzen. Alte Schemen durften verlassen werden, Innovationen auf allen Ebenen waren willkommen und gefordert wie noch nie. Die Expo.02 war dabei nie der Ursprung und der Antrieb für den Gigathlon, aber allemal eine gute Legitimation, etwas «Utopisches» zu unternehmen, um die Schweiz zu ■ sportisieren, ohne damit je in Erklärungsnotstand zu kommen.
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Mein Vorgehen ist immer gleich: um zu gewinnen, riskiere ich, alles zu verlieren – so bin ich veranlagt. 1. Juli 1995 – der Anfang vom Ende Nach zwei Test Transswiss zu dritt wollte ich beim 5. Trans Swiss Triathlon «mein» Veranstaltungs-Feeling für einmal nicht nur als Race-Director, sondern auch als Triathlet im grossen Feld miterleben. Auf der Tremola reiften zweierlei Erkenntnisse und eine neue Idee: 1. Es wäre wohl physisch, aber nicht psychisch möglich gewesen und deshalb stieg ich auf dem Gotthard vom Velo. 2. Der Trans Swiss Triathlon war ein Bestseller, aber er sollte nicht als unendliche Geschichte, sondern 1999 als das letzte grosse Triathlon-Abenteuer des Jahrtausends enden.
24. Dezember 1995 – mit abenteuerlichen Schritten ins nächste Jahrtausend Im Herbst diskutierte ich mit meinem Bruder Martin und unserem Freund Peter Rust, was nach dem Trans Swiss Triathlon folgen könnte. In einer Weihnachts-Umfrage informierte und befragte ich meine ultrasportive Kundschaft über unsere Zukunftsvisionen. Über 90% wünschten, dass ich den Trans Swiss Triathlon 1997, 1999 und auch in Zukunft organisieren sollte. 50% fanden die Steigerung von quer durch die Schweiz, den Swiss 7-Days Triathlon rund um die Schweiz, eine gute Zielsetzung für den Start in ein neues Jahrtausend. 50% Gewinn-Chance! Das Ende des Trans Swiss Triathlon war eine beschlossene Sache für mich.
23. Oktober 1996 – vom Weg des Stroms zum Sport Powerman-Chef Urs Linsi, damals noch bei der CS, heute bei der FIFA, telefoniert mir anfangs Oktober: Urs Linsi: Du Peter, ich habe hier in meinem Büro einen Herrn, der einen Sport-Veranstalter sucht, um nächstes Jahr für einen Betrieb der Stadt Zürich etwas Ähnliches wie den Trans Swiss Triathlon zu organisieren – hast Du Interesse? Peter Wirz: Urs, Du weisst doch, dass soeben die Ausschreibungen für den Trans Swiss Triathlon 1997 verschickt wurden und ich 1999 damit aufhören will. Urs Linsi: Ja schon, aber hinter dieser Geschichte steht die Stadt Zürich, Du solltest sie Dir wirklich einmal anhören. Mach doch gleich selbst mit Erwin Wehrli einen Termin ab. Peter Wirz: Die Stadt Zürich, die hat doch kein Geld für eine Sportveranstaltung. Urs Linsi: Hör ihn dir doch selbst an. Erwin Wehrli: Herr Wirz, Urs Linsi hat mir von Ihrer Veranstaltung erzählt, ich bin vom EWZ und würde Sie gerne treffen, um Ihnen unser Anliegen persönlich vorzustellen. Am 23. Oktober 1996 besuchte mich Erwin Wehrli in meiner Werbeagentur, sprach von Strom-Marktliberalisierung, Weg des Stroms vom Herstellungs- bis zum Verbrauchsort sicht- und spürbar machen, sportlichen Kundenkontakten, positiver Positionierung der Elektrizitätswirtschaft in der Bevölkerung... und davon, dass es sich beim EWZ um einen potenten Auftraggeber mit klaren Zielsetzungen handeln würde. Ich war immer noch skeptisch, liess mich aber davon überzeugen, mich vom verantwortlichen Geschäftsleitungsmitglied in die Pläne des EWZ einweihen zu lassen.
11. November 1996 – Energie soll positiv besetzt werden Wann ich als Zürcher das EWZ wahrnehme, wollte Bruno Hürlimann, Chef Markt und Kunden, als Erstes nach der Begrüssung von mir wissen. Ich wusste keine Antwort, was auch eine war. Er half mir nach: - Wenn die Strassen aufgerissen werden... - Wenn die Rechnung kommt... - Wenn der Strom ausfällt... Diese Wahrnehmung sollte gründlich geändert werden, weil auch die monopolisierte Elektrizitätswirtschaft in Zukunft marktwirtschaftlich funktionieren würde und sich bis in 10 - 15 Jahren nur noch die besten und bekanntesten der über 1000 Schweizer Elektrizitätswerke behaupten könnten. Er wolle vom Bergell nach Zürich mit einer Stafette auf sportliche Weise sicht- und spürbar machen, woher die Stadt ihre Energie beziehe. Ein städtischer Betrieb könne aber nicht allein eine Sportveranstaltung durchführen, dafür brauche er einen Partner wie mich.
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5. - 7. September 1997 1. April 1997 – kein Ämter-Marathon, sondern ein Energy Run Meine Werbeagentur war voll ausgelastet, der Transswiss forderte mich, Weihnachten stand vor der Tür und in der Neujahrs-Woche sollte ich dem EWZ bereits ein Konzept für den sportlichen Weg des Stromes präsentieren. Zum Glück wusste ich dank unseren TST-OK-Touren, wo das Bergell war und dass von dort aus ohne See kein Remake des Trans Swiss Triathlon gestartet werden konnte. Ich durfte mich also von meiner Fantasie leiten und von der Kartentopografie inspirieren lassen. Zur Präsentation im beeindruckenden EWZ-Betriebsgebäude in Zürich-Oerlikon lud ich als «Advocatus diabolis» Jörg Stäuble, den ehemaligen tri-Verbandspräsidenten ein. Der EWZ-Direktor war von meinen Visionen zum Glück so angetan, dass er Jörgs (berechtigte) Zweifel in den Wind schlug und von mir neben einigen Änderungsvorschlägen bis Mitte Februar ein Budget verlangte. Damit ich, wie in meinem Konzept gefordert, im Frühling mit der Werbung und der konkreten Planung starten konnte, musste der damalige EWZ-Direktor Gianni Operto am 1. April 1997 den politischen Segen einholen. Der für die Industriellen Betriebe der Stadt Zürich zuständige Stadtrat Thomas Wagner hielt «EWZ Energy Race & EWZ Energy Stafette» nicht für einen April-Scherz und gab grünes Licht.
6. Juni 1997 – von der Geburt des Bike-Schleik-Trails und anderen Hindernissen Am eigenen Leib spüren, was man anderen zumuten will. Wie gewohnt ging ich nach diesem bewährten Rezept vor. Ich wollte ausgetretene Pfade meiden und landete bei meiner ersten Streckenbegehung am 6. Juni nicht nur wie üblich im Schnee, sondern musste feststellen, dass der Septimer-Pass auf der Südseite auf längeren Abschnitten schlicht auch ohne Schnee nicht befahrbar war – der Bike-Schleik-Trail sollte noch Geschichte schreiben. Für die Rennvelo-Strecke fand ich zwar zwischen Savognin und Niederurnen keinen richtigen Pass, aber viele kleinere mit happigen Steigungen, gegen deren zermürbenden Auswirkungen immer wieder wunderschöne Panorama-Ausblicke halfen. Meine Annäherung an die Inlineskate-Strecke fand erst im August, nach dem Trans Swiss Triathlon vom 21. Juni 1997 statt, mit dem Auto. Mein erster InlineskateVersuch endete nämlich gleich auf dem Operations-Tisch und im Gips. Der erste geeignete See, der vom Bergell nach Zürich am Weg lag, war nur noch einen Marathon vom Ziel aber bereits 200 km vom Start entfernt: Er sollte bis zur Premiere die grosse Unbekannte in der Gleichung der Singles bleiben und sich auch bei den Stafetten-Teams als Knacknuss herausstellen.
5. - 7. September 1997 – das OK des Transswiss testet und wird rekrutiert Traditionsgemäss veranstalteten wir mit dem OK nach Abschluss des TST anstelle von Sitzungen jeweils Velo-TorTouren. 1997 wurde diese zur Test-Tour von EWZ Energy Race & Stafette und zur OK-Rekrutierungs-Veranstaltung «ausgenützt». Die sportliche Geschäftsleitung des EWZ war ebenso mit von der Partie wie Trans Swiss Triathlon Man und Lady Thomy Rupp und Brigitte Röllin sowie Andi Gonseth, der unsere Eindrücke «Fit for Life» gleich zum Ausschreibungs-Beginn veröffentlichen wollte. Das Fazit eines spannenden Wochenendes mit Wetter jeder Art: Die Strecke und das OK standen, die ersten Geschichten waren erlebt und die Fotos für die Ausschreibung und die Presse waren authentisch. Aber was für eine Art von Veranstaltung wollten wir eigentlich unseren potentiellen Teilnehmern schmackhaft machen? EWZ Energy Race & Stafette war kein Marathon, kein Triathlon, kein Pentathlon, nicht nur für Singles, sondern auch für Teams, es war alles zusammen und noch ein bisschen mehr – die ebenso einleuchtende wie unerklärliche Erklärung wurde zu dem neuen Markenzeichen im Ausdauersport: Der ultimative Gigathlon®.
2. Oktober 1997 – das grosse Kopfschütteln bei den Journalisten Frisch ab Presse wurde die Ausschreibung im feudalen EWZ-Sitzungszimmer präsentiert. Die Medien staunten ebenso sehr über das neue Sport-Projekt wie über den neuen Titelsponsoren. Ein städtischer Betrieb initiiert und unterstützt einen ultrasportiven Breitensportanlass – ein absolutes Novum, ja fast schon eine Sensation. Monika Schneider vom Zürcher Tages-Anzeiger schüttelte nur ungläubig den Kopf, als ich ihr auf die Frage, was ich denn meinen würde, wenn kein Single das Ziel der neuen Herausforderung erreichen würde. Dann wäre ich nicht unglücklich, denn dann hätten wir (endlich) die Grenze des Machbaren erreicht, aber dieses «Ziel» würden wir sicher nicht bei EWZ Energy Race & Stafette erreichen, sondern lieber erst beim Swiss 7-Days Triathlon... 7
Meinen Prinzipien die Treue halten, nämlich der Grosszügigkeit und Eigenständigkeit und vor allem der Freiheit, sei ihr Preis auch noch so hoch. 10. Januar 1998 – noch ein halbes Jahr, aber nur die Hälfte OK Das Ausschreibungs-Ergebnis bei den Singles entsprach 6 Wochen vor Meldeschluss genau meinen Prognosen, bei den Teams herrschte jedoch beim «starken Geschlecht» noch starker Handlungsbedarf. Noch hatten es die startwilligen Männer nicht geschafft, die zwei im Team geforderten Frauen für die Teilnahme schwach zu machen. Mit Gigathlon-Magazinen, Medienarbeit und einer Team-Börse mussten wir von unserer Seite noch viel Überzeugungsarbeit leisten, bevor auch die Frauen an ihre Stärke und Wichtigkeit in unserem Projekt glaubten und sich schlussendlich über 700 Frauen den Teams anschlossen.
20. Mai 1998 – «If you can dream it, you can do it.» Ich treffe mich mit Betty Legler, um mit ihr die EWZ Energy Night, das Gigathlon ZielEvent im Tram-Depot Zürich-Oerlikon zu konzipieren. Wir einigten uns sehr schnell auf ein musikalisches Frauenpower-Konzept und ich hatte dadurch noch genügend Zeit, um mit ihr über meinen Traum von einem eigenen Gigathlon-Song zu schwärmen. Meine Ideen transformierten sich bei Betty fast spürbar in Musik und Worte. Nur einen Monat später wurde ich zur Song-Premiere in ihr Loft auf dem Gelände unseres gemeinsamen Sponsors ABB eingeladen. Meine Frau, mein Sohn und ich erlebten sehr intensiv, was Sport – und der Gigathlon im Besonderen – bei Menschen für Emotionen auslösen kann, als uns Betty Legler «If you can dream it, you can do it!» am Flügel vorspielte.
10. Juli 1998 – die Verdoppelung der Bergeller Bevölkerung Als ich ein Jahr vorher im Hotel Helvetia dem Gemeinderat von Vicosoprano und den Betriebsleiter der Bergeller Kraftwerke erklärte, dass ich am 10. Juli 1998 auf der grossen Wiese vor dem Dorf ein Gigathlon-Camp für 2000 Gigathleten aufbauen und die Bergeller Bevölkerung für eine Nacht verdoppeln werde, hielten sie mich für einen verrückten Unterländer – heute sind es meine Freunde und das Bergell ist auf der Landkarte nicht mehr irgendwo hinter dem Maloja, sondern ein wunderschönes Tal, in dem für den Sport Berge versetzt werden.
11. Juli 1998 – die Weltpremiere in der Hauptausgabe der Tagesschau Tief unten in der Felsenkaverne des Kraftwerkes von Castasegna starteten um 06.00 Uhr nicht nur die 3 Turbinen mit vollem Schub, sondern auch die 600 Biker Richtung Septimer-Pass und zur Gigathlon-Weltpremiere. Über viele Monate hatte ich mit den Sportredaktionen von Radio und Fernsehen DRS eine fruchtbare Partnerschaft aufgebaut, die Reporter-Teams waren schon vom Freitag an im Einsatz, um den Gigathlon-Tross mit Kamera und Mikrophon vom Bergell bis nach Zürich zu begleiten. Aber am Samstag um 12.00 Uhr wurde oberhalb von Tiefencastel per Telefon mein ganz persönliches «WerberHigh» eingeläutet: «Ja, Wirz, grüezi?» «Hier ist die Tagesschau des Schweizer Fernsehens, können Sie mir bitte erklären, was genau Sie hier veranstalten? Wir möchten heute abend gerne in unserer Hauptausgabe darüber berichten. Wohin sollen wir unser Kamerateam und die Reporter schicken?» Ich war gleichzeitig völlig perplex und im 7. Himmel. Da arbeitet man während Monaten mit und an den Medien-Vertretern und dann weiss ausgerechnet beim Schweizer Fernsehen die Linke nicht was die Rechte schon tut. Mir war das natürlich egal, und ich erklärte auch dem Tagesschau-Redaktor gerne nochmals von Adam und Eva an alles über den ultimativen Gigathlon. Ab 20.00 Uhr wusste es dann die ganze Schweiz.
23. Juli 1998 – nur zwei Mal, das erste und letzte Mal, oder alle zwei Jahre? Nicht alles war perfekt gelaufen, wir orteten noch Steigerungspotential, aber Bruno Hürlimann und ich waren gleicher Meinung, spannender und schöner wird es nie mehr werden, nur noch besser und aufwändiger. Dafür brauchte es eigentlich keine zweite Austragung, sondern viel mehr. Denn bei diesem Mittagessen hörte ich zum ersten Mal von der IGSS, der Interessengemeinschaft Schweizer Stadtwerke, der späteren Swisspower. Wir deklarierten den Beginn des neuen Jahrtausends zum Anfang der nächsten Gigathlon-Kapitel und beschlossen gleichzeitig eine Namensänderung – aus EWZ Energy Race & Stafette wurde ewz.gigathlon.
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10. / 11. Juli 1998
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Mit der Neugierde beginnen statt mit der Langeweile, mit der Aktion starten, anstatt mit der Vorbereitung. 28. August - 4. September 1998 – The great Challenge around Switzerland Am 7. Oktober 1998 trafen wir uns alle bei mir in der Werbeagentur – die 3 Singles und die beiden 3er-Teams – mit der Absicht das Projekt Swiss 7-Days Triathlon von unserer Traktanden-Liste zu streichen und nur ein Road-Book darüber zu publizieren. Das Fazit unserer Test-Tour war zu eindeutig ausgefallen: - Als Single würde es wohl immer der ultimative Traum bleiben... - Als Team war es die ultrasportive Traumreise rund um die Schweiz... - Als Veranstalter würde es ein Albtraum werden... Aber wir hatten die Rechnung ohne Matthias Aebischer gemacht. Er nahm zwar als Single bereits nach dem ersten der sieben Tage sein «Time out», war aber der felsenfesten Überzeugung, dass es als Single zu schaffen wäre, wenn man sich physisch, psychisch und wirtschaftlich richtig vorbereitet, dass mehr als nur zwei 3er-Teams für diese Traumreise rund um die Schweiz begeistert werden könnten und dass sich mit einem überarbeiteten Konzept und dem Support der Expo.01 auch eine Trägerschaft für ein solches Abenteuer organisieren liesse. Ich hatte grosse Bedenken, dass uns die Expo-Leute wirklich unterstützen würden. «Mach Dir keine Sorgen, die haben genügend Geld, auch für uns.» ich war schon fast überredet. Am 3. Dezember investierten Matthias Aebischer, Andi Gonseth und ich nochmals einen Abend, um aufgrund unserer Test-Woche und unserer Erfahrungen die Milestones expo-like und sponsor-konform auf die SchweizerKarte zu setzen.
24. Dezember 1998 – Weihnachten oder mit der Expo.01 hat man das Geschenk Unser Konzept war also reif für die Präsentation – nur hatten wir keine Ahnung, wem wir es präsentieren könnten. Bei der Expo.01 gab es ganz unsportlich nur eine kulturelle Konzeption und die künstlerische Direktion war nach Pipilotti Rists medienwirksamem weihnächtlichen Rücktritt gerade auf unbestimmte Zeit verwaist.
20. Januar 1999 – die Gründung des tri macht sich für mich doch noch bezahlt Doris Rechsteiner vom Schweizerischen Triathlon Verband offeriert mir per Telefon ein Inserat für den Trans Swiss Triathlon 1999 im Go tri. Ich musste meine Nachfolgerin auf der tri-Geschäftsstelle leider enttäuschen, denn die 1111 Startplätze für das letzte grosse Triathlon-Abenteuer des Jahrtausends waren bereits alle gebucht. Doris: Was machst du denn nachher ohne den Transswiss? PW: Wahrscheinlich einfach einmal Pause bis zum ewz.gigathlon 2000. Doris: Ein Peter Wirz hat doch bestimmt schon etwas anderes auf Lager. PW: Ja schon, aber mit meinem Expo-Projekt Swiss 7-Days Triathlon komme ich nicht an die richtigen Leute. Doris: Morgen wird für die Schweizer Sportverbände in Zürich ein Workshop veranstaltet, um Sportideen für die Expo.01 zu finden, du könntest für mich hingehen. PW: Geht leider nicht, mein Sohn hat seine Matura-Feier, das ist mir wichtiger. Wer leitet denn dieses Tagung? Doris: Sport Suisse 2001, eine gemeinsame Expo-Projektgruppe des SOV und des BASPO, sie wird übrigens von Jörg Stäuble, unserem ehemaligen Präsidenten geleitet. PW: Jörg, mein TST-Postenchef am Vierwaldstättersee? Super, den treffe ich ja sowieso bald.
29. März 1999 – der erste Schach-Zug im HB Zürich in der Brasserie Federal Die ganze Schweiz als ultrasportives Schachbrett stand schon lange bereit, aber jetzt sah ich vor meinem inneren Auge ganz klar die ersten Figuren, die darauf eine prominente Rolle spielen konnten. Die Standorte der in der IGSS organisierten Schweizer Stadtwerke waren wie eine Perlenkette, entlang unserer Wunschstrecke rund um die Schweiz, aufgereiht. Bruno Hürlimann vermittelte mir den Kontakt zu Max Gutzwiller, dem Präsidenten der IGSS. Nach vielen vergeblichen Versuchen bei den St. Galler Stadtwerken hatte ich schlussendlich nicht mehr seine Sekretärin, sondern den Direktor selbst am Telefon und konnte mit ihm in der Brasserie Federal im HB Zürich einen Termin vereinbaren. Beim Umsteigen zwischen zwei Zügen erhielt ich 20 Minuten, um meine Vision zu präsentieren: Die Verbindung der grossen Schweizer Städte mittels sportlicher Energie als das ExpoEvent der IGSS, aus der Swisspower entstand. Am Bistrotisch wollte ich nicht mehr und nicht weniger als einen Blanko-Kredit von 1 Mio. erwirken. Per Handschlag verabschiedete ich mich mit einer Anschub-Finanzierung in der Tasche – vorausgesetzt, ich konnte auch den zweiten Schachzug erfolgreich ausführen. 10
28. August 4. September 1998 12. April 1999 – ein Traumpartner mit Mitgift Den zweiten Schachzug leitete mir Jörg Stäuble ein, in dem er mir einen PräsentationsTermin beim Kern-Team von Sport Suisse 2001 verschaffte. Das Wetter verhiess nichts Gutes, die Sportschule Magglingen war in Nebel gehüllt, es schneite und die Aussicht hinunter ins zukünftige Expo-Land blieb den ganzen Tag trüb und undurchsichtig. Aber ich glaubte an meine Weitsicht und präsentierte zum zweiten Mal innert zwei Wochen den Swiss 7-Days Triathlon – The great Challenge around Switzerland. Das Projekt war bestechend, überzeugte aber nicht zuletzt dank der in Aussicht gestellten stattlichen Mitgift.
29. April 1999 – die Evolution vom Swiss 7-Days Triathlon zum Swiss Citypower Gigathlon Keine Idee eines Einzelnen ist so gut, dass sie im Team nicht noch besser werden könnte. Unter diesem Motto wurde ein 6-köpfiges, kreatives Team gebildet. Matthias Aebischer, Bruno Hürlimann, Arno Krattinger, Brigitte Röllin, Marie-Luce Romanens und ich lösten die uns gestellte Denksport-Aufgabe: Triathlon + 2 = Gigathlon, das utopische 7-Days Triathlon-Projekt wurde einer visionären Eingebung folgend mit der ewz-Gigathlon-Idee fusioniert. Nicht mit drei, sondern fünf Sportarten rund um die Schweiz und mit Singles und Teams, Männer und Frauen, Jungen und Alten an der Expo.01 die ganze Schweiz sportisieren. Die Aufgabe war gelöst, der geistige Höhenflug gelandet, das Projekteam aufgelöst. Die Arbeit konnte unter dem Namen Swiss Citypower Gigathlon beginnen.
26. Juni 1999 – das letzte grosse Triathlon-Abenteuer des Jahrtausends In der Euphorie über die neue ultrasportive Traumreise wurde die 7. und letzte Austragung des Trans Swiss Triathlon mit 1111 Teilnehmenden aber nicht vernachlässigt, sondern als der perfekte Schluss als Werbeplattform ins sportliche Gesamtkunstwerk integriert. Die Vergabe der Olympischen Spiele Sion 2006, die wir in einer Tages-Anzeiger-Spezialausgabe mit der ersten Swiss Citypower Gigathlon-Anzeige mitfeiern wollten, wurde leider nie gedruckt, dafür bescherte uns die Absage beinahe gratis eine ganzseitige Anzeige in der Samstags-Ausgabe vom 26. Juni 1999 und einen Time-Out Gigathlon-Bericht von Sandra Stefan im Schweizer Fernsehen vom Montag, 28. Juni. Aber auch ich hatte für meinen Traum erst Absichtserklärungen und noch keine Verträge in der Tasche. Und ob die Expo.01, 02 oder 0-gar-nicht stattfinden würde, war unsicherer denn je.
30. Juli 1999 – eine Etage höher, aber keinen Schritt weiter Die Vertrags-Verhandlungen mit Paul Engelmann und Jörg Stäuble vom Schweizerischen Olympischen Verband über die Zusammenarbeit mit mir und meiner Werbeagentur fanden ebenfalls im HB Zürich statt – im «Au Premier» wurden wir uns jedoch nicht innert 20 Minuten und schon gar nicht bei der ersten Sitzung einig, was und zu welchem Tarif wer machen sollte. Erst unter der pragmatischen Führung von Cornelia Brandes, der Geschäftsführerin der IGSS, sollten wir unsere Standpunkte nach vielen Sitzungen langsam annähern und in der Geschäftsform des Vereins Swiss Citypower Gigathlon im partnerschaftlichen Dreiecks-Kurs auf unseren zukünftigen Erfolg zusteuern.
30. August 1999 – Sein oder Schein, das ist hier die Frage Auf der Landiwiese in Zürich präsentierte Martin Heller, der neue künstlerische Direktor der Expo.01, den Medien sein Ausstellungs- und Event-Konzept. Mit zwei Zeilen war auch der Sport mit dem Swiss Citypower Gigathlon in den Medien-Dokumentationen erwähnt. Bei herrlichem Wetter wurde auf Schön-Wetter-Optimismus gemacht und ausgeglichene Budgets und Sponsoren-Absichtserklärungen präsentiert – stand doch in Bern die alles entscheidende Parlaments-Session bevor.
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Klassische Herausforderungen permanent neu erfinden und die ganze Energie in deren Verbesserung investieren – dank dieser «konservativen» Strategie ziehen Aktivitäten Jahr für Jahr weitere Kreise. 17. September 1999 – notfalls auch als Expo-Event ohne Expo Die Strommarkt-Liberalisierung schritt voran, die IGSS wuchs zur Swiss City Power AG heran, beim SOV waren die ersten Anstellungsgespräche mit Doris Rechsteiner als Gigathlon-Projektleiterin schon weit fortgeschritten, der Werbeagentur Peter Wirz riss langsam der Geduldsfaden. Die drei Verhandlungs-Partner hatten zwar auch immer noch keine gemeinsame Vertragsbasis gefunden, beschlossen aber an ihrer Sitzung im ewz-Betriebsgebäude: Der Swiss Citypower Gigathlon wird durchgeführt: - wenn Expo.01, dann 01... - wenn keine Expo dann 01... - wenn Expo.02, dann 02... - wenn Expo.03, dann 01... Ende September verschob das Parlament die Expo.01 auf 02 und die Expo-Leitung die genaue Budgetierung auf die Schlussabrechnung 03... Doris Rechsteiner, unsere designierte Projektleiterin musste sich leider nach einem neuen Job umschauen und blieb glücklicherweise beim tri, ihrem alten. Da uns die Anschub-Finanzierung nicht automatisch mit Faktor 02 multipliziert wurde, mussten wir uns nach der Decke strecken.
1. Oktober 1999 – ein grossartiges Event, aber zu klein für den ersten Sponsor Die Ausschreibung für den ewz.gigathlon 2000 war druckfertig, aber wir hatten noch Platz für einen weiteren Veranstaltungspartner. An einer Randstunde (Freitag Abend um 16.00 Uhr) fand Hansruedi Kuster von der SAP Schweiz seinem ewz-Kundenberater Rosario De Francisci zuliebe Zeit, um sich eine «Abgrund»-Sportart wie den Gigathlon präsentieren zu lassen. Sein Kommentar nach meiner Präsentation: «Diese Veranstaltung ist zu klein für unser weltweit tätiges Grossunternehmen. Mit diesem Engagement würde ich mir an unserem Hauptsitz in Deutschland die Chance für eine wirklich grosse Kiste verspielen.» So schnell wie damals habe ich wohl noch nie aus dem Hemdsärmel eine Alternative auf den Tisch gezaubert: Das 10 mal grössere Konzept Swiss Citypower Gigathlon Expo.02 schien ihm dann gross genug.
31. Januar 2000 – ein Schluss und ein Anfang – mein erstes Buch Auf 200 Seiten, mit vielen Bildern und Geschichten, Fakten und Finisherlisten habe ich meinen Trans Swiss Triathlon zwischen zwei Buchdeckeln für immer ad acta gelegt (siehe www.transswiss.ch). Am «Platz für Neues» machten sich aber bereits zwei Gigathlon breit, um einmal ein weiteres Buch zu füllen.
29. Februar 2000 – ein Tag, den es nur alle 1000 Jahre gibt Viele Sitzungen waren geführt und viel Papier gefüllt worden, bis am Tag, den es nur alle 4 Jahre gibt, alle 100 Jahre jedoch nicht, aber alle 1000 Jahre trotzdem, die Gründung des Vereins Swiss Citypower Gigathlon im Haus des Sports in Bern über die Bühne gehen konnte und Bruno Hürlimann und ich unseren Partner vom SOV kennen lernten: Hans Babst, ein gigathletisch und expo-mässig noch unverbrauchter, frischer Geist mit viel Erfahrung in der Sportpolitik, sollte sich als grosser Vorteil herausstellen und er sich als starker Vereinspräsident profilieren.
19. April 2000 – Sponsoren-Verhandlungen mein neuer Ausdauersport Bei allen meinen Sponsoren-Kontakten war die Frage nach der Medien- und insbesondere der TV-Präsenz natürlich zentral. Grosse Sponsoren-Beiträge waren nur mit hohen Kontaktzahlen zu legitimieren. Nicht lokale Sportartikel sollten geschrieben werden, sondern Schweizer Sportgeschichte. Die Emotionen, die ich mit dem Swiss Citypower Gigathlon Expo.02 wecken wollte, die Sportisierung der Schweiz, wie sie mir vorschwebte, konnte ich nur mit einer Institution erwirken: SRG SSR idée suisse mit Schweizer Fernsehen und Radio DRS. Der Verhandlungs-Marathon startete am 19. April freundlich und endete am 16. April freundschaftlich – dazwischen lagen nicht «minus 3 Tage», sondern 24 Monate mit unzähligen Meetings, eMails, Telefonen und schlussendlich der lang ersehnten Auszeichnung: Swisspower Gigathlon, offizieller Sport-Beitrag des SF DRS zur Expo.02.
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14. / 15. Juli 2000 21. Juni 2000 – Start zum Gigathlon-Sommer-Training Seit 1989, als Dany Gehrig bei mir zuerst als Maturand im Runners’Laufsport & Triathlon und dann als Student in meiner Werbeagentur jobte, wurde er auch immer in meine Sport-Veranstaltungen involviert. Ich lernte ihn als genialen Strategen und Organisatoren kennen, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Er wäre mein Wunschkandidat für die Projektleitung gewesen, aber der Swiss Citypower Gigathlon kam (vorerst) ein Jahr zu früh: Dany nahm im Sommer 1999 eine Lehrtätigkeit an der Academia Engiadina an und stand anfangs 2000 nicht zur Verfügung. Zwei seiner Studenten wollten jedoch ihre Diplomarbeit über das Marketing-Konzept des Swiss Citypower Gigathlon verfassen und Dany fragte mich an, ob ich diese beiden Arbeiten als externe Fachperson begleiten würde. Am 21. Juni preschte ich deshalb mit überhöhter Geschwindigkeit ins Engadin, weil wie immer etwas spät unterwegs, um gerade noch rechtzeitig um 5 vor 5 für das Kolloquium in Samedan einzutreffen. Da ich mich als (Ersatz-)Mountainbiker für den inzwischen aus dem ewz ausgetretenen Direktor Gianni Operto fürs ewz.gigathlon 2000-Team gemeldet hatte, wollte ich wenigstens einmal vor dem Gigathlon eine längere Trainingsfahrt über den Septimer absolvieren und offerierte Dany ein Nachtessen und eine Passfahrt mit dem Rennvelo von Bivio über den Julier nach Samedan, wenn er mich mit meinem Auto über den Maloja nach Casaccia hinunter fahren würde. Beim Nachtessen wurden wir uns einig, dass es sich für ihn lohnen würde, wenn er bei der Academia Engiadina kürzer treten würde und sich beim Schweizerischen Olympischen Verband für zwei Jahre als Projektleiter einer längeren (Traum-)Reise rund um die Schweiz bewerben würde. Am nächsten Morgen stieg ich nach meinem GigathlonSommer-Training in Bivio vom Mountainbike, setzte mich ins Auto und fuhr mit der Gewissheit Richtung Zürich, dass Hans Babst bald eine Bewerbung für die GigathlonProjektleitung erhalten würde.
14. / 15. Juli 2000 – das Ziel im «Wädlitempel» Beim ewz.gigathlon-Ziel führte der Weg nicht nur mit 5 Sportarten, über 244 km und 4000 Höhenmeter zum persönlichen Triumph, sondern auch direkt ins Zentrum der Schweizer Sport- und Show-Geschichte. Das Ziel des ewz.gigathlon 2000 befand sich nämlich bei der zweiten Austragung im Hallenstadion, dem berühmten «Wädlitempel». Hier begann bereits am Nachmittag der ewz.powerday. Schweizer Rock- und Pop-Interpreten veranstalteten als Swiss All Stars Band bis zum Eintreffen der ersten Gigathletinnen und Gigathleten einen Mega-Gig: Betty Legler, Dänu Siegrist, Elisabeth White, Hanery Amman, Kisha, Polo Hofer, Sina, Yvonne Moore und Toni Vescoli tönten an, dass der Gigathlon dem Schweizer Sport in Zukunft einen ganz besonderen Sound verpassen würde.
1. August 2000 – das 700-Days Team of Five Das Projektteam, das Papier zum Leben, Worte zu Menschen und Ideen in Köpfe bringen sollte, hielt sich in seiner Zusammenstellung exakt ans Gigathlon-Konzept: Zwei Frauen, drei Männer und ein Supporter. Unter der Leitung unseres Team-Captains trafen wir uns fortan während zweier Jahre monatlich abwechslungsweise in Bern beim SOV oder in Zürich bei der Werbeagentur Peter Wirz AG: - Dany Gehrig, Projektleiter - Peter Wirz, Marketing & Race-Director - Bruno Hubschmid, Streckenchef - Caroline Doka, Mediensprecherin - Gabi Schibler, Geschäftsstelle - Mark Wirz, Vertreter Swisspower Unter der initiativen Akquisition und gewissenhaften Instruktion des «Team of Five» wuchs in den folgenden 24 Monaten kontinuierlich das «Powerteam» der 30 Ressortleiter, die 35 Etappenort-OK’s und die 600-köpfige Crew heran. Die am 1. Oktober aktivierte Domain gigathlon.ch sorgte mit Website und eMail-Accounts für den 24-stündigen Informations-Fluss und Daten-Transfer innerhalb und ausserhalb unserer Organisation.
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Unerlebte Geschichten schreiben – das Unbekannte erlebbar machen. Neue Wege konsequent und bis zum Ende gehen. Den wunderbaren Beweis erbringen, dass sich Träume verwirklichen lassen. 8. - 15. Juli 2001 – der Rekognoszierungs-, Repräsentierungs- und Orientierungs-Gigathlon 1:1 wollten wir erleben, ob wir den Swiss Citypower Gigathlon Expo.02 in der geplanten Form und zum kalkulierten Tarif als «Sportliche Traumreise rund um die Schweiz» den Tausenden von Interessenten offerieren konnten. Das Projektteam hatte in den vergangenen Monaten nicht nur geplant, geprüft, gesucht, gerechnet, gezweifelt, gegrübelt, gezittert und gehofft, sondern auch mehr un- als regelmässig in den fünf Gigathlon-Disziplinen trainiert. Als «7-Days Team of Five» und «Powerteam» trafen wir uns am Sonntagabend im Hotel Art-et-Plage in Yverdon-les-Bains bei der Expo.02 Baustelle zum ersten von acht rund um die Schweiz organisierten Medien-Behörden-Sponsoren-Apéros. Am Montag um 06.00 Uhr packte dann alle das Gigathlon-Fieber und wir starteten im Neuenburgersee «The great Challenge around Switzerland». Eine Woche später, auf der Baustelle der Arteplage Biel, wussten wir, das war noch nicht das Ziel unserer Reise. Wir waren um die Erkenntnis reicher, dass in den vor uns liegenden 12 Monaten immer noch ein weiter Weg zu schwimmen, zu rollen und zu laufen war.
24. September 2001 – Gigathlon, das Label für Swissness und Olympic Power In zwei Jahren Arbeit hatten wir uns langsam an die langen Namen unserer Veranstaltung und unserer Vereinspartner gewöhnt. Alle unsere Publikationen waren gelayoutet und druckbereit, die Website mit Anmeldeplattform und Teambörse startbereit, als zwei (gute) Nachrichten aus Bern und Zürich uns drittens unverhofft nochmals viel Arbeit für wenig verbleibende Zeit bescherten: 1. aus dem SOV Schweizerischer Olympischer Verband wird «Swiss Olympic» 2. aus der Swiss City Power wird «Swisspower» 3. aus dem «Swiss Citypower Gigathlon Expo.02» wird der «Swisspower Gigathlon Expo.02»
28. Februar 2002 – der Point of no Return In meinem Konzept vom 23. Juni 1999 habe ich Grenzsteine gesetzt, um das abenteuerliche Unternehmen jederzeit hinterfragen oder sogar stoppen zu können, wenn sich die Reise über die nächste Grenze hinaus als zu riskant darstellen würde. Zwei Jahre nach Vereinsgründung waren wir an unserem letzten Grenzstein angekommen. Nach dieser Grenzüberschreitung gab es kein Zurück mehr. Wir waren bereit, den zahlreich zur PK nach Bern ins Haus des Sports gereisten Medienvertretern die versprochene medienwirksame, ultrasportive Traumreise für ihre Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehstationen zu liefern – ab jetzt konnten sie nur noch hören, sehen, schreiben, fotografieren, filmen und über die gigantischen Leserzahlen und Einschaltquoten staunen.
16. April 2002 – Sponsor sei Dank Dutzende von Kontakten, hunderte von Stunden, tausende von Kilometern investierte ich in die Suche nach Gigathlon-Sponsoren und -Partnern. Zwischen monatelangen Verhandlungen, die schlussendlich zu einer Absage führten und Telefongesprächen, auf die unmittelbare Zusagen erfolgten, war alles möglich. Firmen wurden für den Gigathlon gegründet, andere stellten nach dem Gigathlon ihre Tätigkeit wieder ein. Wir erhielten Beratung, Produkteentwicklung, Bargeld, Verpflegung, Bekleidung, Infrastruktur, Manpower aber auch Absagen, Absagen, Absagen. Im Herbst 2001 war meine Energie aufgebraucht und nur die moralische Unterstützung meiner Vereinskollegen Hans Babst und Bruno Hürlimann konnte mich dazu motivieren, diesen Job doch noch bis zum glücklichen Ende durchzustehen: dem Partner-Meeting im TPC Studio Leutschenbach. Mit Stolz präsentierten Mario Denzler und Sergio Gerosa das Konzept für die täglichen GigathlonReportagen am SF DRS den 5,8 Mio. Franken Unterstützung repräsentierenden 33 im Foyer versammelten Partnern und Sponsoren.
24. Mai 2002 – die Wolke beginnt zu schweben Die Expo.02 war für uns der Kristallisations-Punkt, die Legitimation unseres utopischen Traumes. Die Wolke in Yverdon-les-Bains steht für mich als bleibendes Symbol für den Gigathlon. Wie die Wassertröpfchen eine ständig ihre Form und Farbe wechselnde Wolke bildeten, so bildeten Gigathleten, Supporter, Projektteam, Crew, Staff und Medien eine multikulturelle, sportliche Gemeinschaft, die einzig und allein durch eine gemeinsame Idee zusammengehalten wurde. Unser Kick-Off-Meeting in Yverdon-les-Bains symbolisierte das Ende unserer Vorbereitungsarbeiten und die vor uns liegende (St)arteplage ■ war für uns der sichtbare Beweis: If you can dream it, you can do it! 14
8. - 15. Juli 2001
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Als Streckenchef hatte ich nie Probleme, für mich waren das alles immer nur offene Fragen. Bruno Hubschmid
Vom Kopf aufs Papier – von der Theorie in die Praxis Der Radsport ist Teil seines Lebens. Faire Wettkampfbedingungen und das Wohl der Athletinnen und Athleten sind seine wichtigsten Anliegen und aus der Ruhe bringen lässt sich dieser Mann nicht. Bruno Hubschmid verrichtete einen hektischen Job, die Hände aber verwarf er nie und im «Stollen» zu arbeiten wäre ihm ein Graus. Die Wahl einer Route ist für ihn folglich mehr als eine Addition von Kilometern und Höhenmetern unter Berücksichtigung möglicher Sperrungen. Der ehemalige Radamateur wollte den Gigathletinnen und Gigathleten auch landschaftlich etwas bieten und sie damit etwas für die körperlichen Strapazen entschädigen, die er ihnen mit der Streckenwahl zumutete. Wer schon einmal einen Volkslauf, eine Seeüberquerung, ein Velorennen, einen Mountainbike-Wettkampf oder eine Inlineskate-Veranstaltung organisiert hat, weiss wie aufwändig die Streckenfindung, die Bewilligungsverfahren, die Streckensicherung und die Streckenmarkierung sind. Wer schon einen Triathlon auf der olympischen Distanz durchgeführt hat, kann sich vorstellen, wie schwierig sich die gleiche Arbeit für einen Langdistanz Triathlon darstellen würde. Nur Veranstalter von Ironmen, 24-Stundenrennen, 100-km-Läufen oder Bikemasters wissen, wie lang ein «Feld» von 1000 und mehr Teilnehmenden sich nach Kilometern und Stunden in die Länge ziehen kann. Wer all das mit 5 und mit 7 multipliziert, der sieht sich konfrontiert mit einer Distanz von 1477 Kilometer und ein paar tausend Höhenmeter. Auf einer ständigen Berg- und Talfahrt zwischen der Euphorie vor den grossartigen Landschaften und der schieren Verzweiflung vor dem «gut schweizerischen Föderalismus» mit 4 Sprachen, einer unbekannten Anzahl an Dialekten und Mentalitäten, mit 16 Kantonen mit verschiedenen Gesetzen und Verordnungen sowie 400 zu durchfahrenden oder zu durchlaufenden Orten. Und täglich wartet 1 Gewässer mit unbekannten, witterungsabhängigen Temperaturen und Strömungen, für die es jedesmal ein komplettes Sicherheits- und Rettungskonzept braucht. Nur wer die Rennstrecke für die Tour de Suisse kreiert, rekognosziert, organisiert und zusammen mit den kantonalen, regionalen und lokalen Behörden sowie Polizei-Corps realisiert und kontrolliert, kann sich vorstellen wie gross und vielfältig die Schweiz ist und wie weit der Weg für eine Bewilligung unter Umständen von Dorf zu Dorf sein kann. Die Strecke vom Kopf des Race Managers aufs Papier zu bringen, ist das Eine. Sie vom Papier auf geeignete Strassen und Wege, vom Land ins Wasser und vom Tal auf den Berg und sicher wieder hinunter zu führen das Andere. Dazu braucht es einen Mann, der keine Probleme kennt, sondern nur offene Fragen, für die es die richtigen Antworten zu finden gilt. Dass es gerade Bruno Hubschmid, Technischer Leiter der Tour de Suisse, reizte, sich als Streckenchef beim Swisspower Gigathlon zu engagieren, ist genauso naheliegend wie unverständlich – nur er konnte sich nämlich vorstellen, auf was er sich hier einlässt. Hunderte von Wegweisern wiesen den Gigathleten den Weg vom Startort Yverdon an 55 Verpflegungsposten vorbei in die 34 Etappenorte und zurück in die Arteplage Biel. Jeder Wegweiser wies am richtigen Ort, zum richtigen Zeitpunkt und in die richtige Richtung – eine gigathletische Meisterleistung für den schönsten und sportlichsten Umweg, den man für einen Besuch der Expo.02 machen konnte. Dass die definitive Strecke weder der erstpublizierten, noch der von den beiden Test-Teams rekognoszierten und ausprobierten Strecke entspricht, zeigt, dass diese Strecke nicht in einem Labor gezüchtet, sondern unter normalen Sport-, Gesellschafts-, Gesetzes- und Lebensbedingungen heranwachsen musste, um ihre gigathletische Reifeprüfung bestehen ■ zu können. (pw) 16
September 1998 September 1999 Dezember 2000 September 2001 Juli 2002 (definitiv)
DAVOS – Freitag, 12. Juli 2002, 04.00 Uhr
Ziel
Start
Die letzte, kleinste und gleichzeitig einzige Änderung während der Gigathlon-Woche erfolgte aufgrund der niedrigen Wassertemperatur (unter 15°) im Davosersee mitten in der Nacht, während das ganze Gigathlon Camp schlief: Streckenverkürzung von 2000 auf 500 Meter. 17
Der Prolog im Schweizer Blätterwald
eitung Z r e l s Ba
Männer und Frauen, wird Volksfestcharakter haben an den insgesamt 36 Etappen- oder Teiletappenorten, wird aber auch die Medien interessieren, und die «Extremen» unter den Ausdauernden, die die ganzen 1500 Kilometer alleine zurücklegen, werden zumindest für einige Tage grosses Interesse wecken (SF DRS wird täglich berichten.) In sieben Tagen in fünf Sportarten durch alle vier Sprachregionen der Schweiz, gegen den Uhrzeigersinn von der Arteplage von Yverdon zur Arteplage von Biel, über Pässe und Ebenen, durch Stadt und Land, durch Flüsse und Seen, mit nichts anderem als «human power»; ein paar Schritte, Züge, Radumdrehungen weg aus dem Alltag, reizvoll, verlockend und viel versprechend. Der Gigathlon muss ja nicht grad den tiefen Blick öffnen hinab ins eigene «Ich», kann aber durchaus den Blick etwas weiten auf die Schweiz, zumindest auf deren Landschaften, und passt damit gar nicht schlecht ins Rahmenprogramm der Expo.02. Die Veranstalter rechnen damit, dass insgesamt 50 000 Menschen die Landschaft Schweiz zum Sportplatz machen werden. Einige wenige auf der Suche nach sportlichem Ruhm, einige wenige aus einer Sucht (die die Ausschüttung des Hormons Endorphin wohl auslösen kann), aber die meisten angetrieben vom Wunsch, gemeinsam etwas noch nie Dagewesenes zu erleben, angetrieben vom Bedürfnis, sich zu bewegen, und vielleicht auch begleitet vom kindlichen Wunsch, die Kräfte zu messen. Oder aufs Einfachste reduziert: angetrieben von der Lust, Sport zu treiben. ■
Eine Schweizerreise in fünf Sportarten Basler Zeitung, Freitag, 11. Januar 2002 von Freddy Widmer
Der Beitrag des Schweizer Sports zur Expo.02: In der zweiten Juliwoche 2002 findet einer der grössten Sportanlässe statt, der in der Schweiz je organisiert wurde: der Swisspower Gigathlon. Gegen 50 000 Sportlerinnen und Sportler machen die Schweiz zur Arena für fünf Ausdauersportarten, begeben sich auf eine 1500 km lange sportliche Reise vom Expo-Ort Yverdon gegen den Uhrzeigersinn zum Expo-Ort Biel. Was bringt einen Menschen dazu, über den Atlantik zu rudern? Oder Grönland zu durchqueren, auf Ski, im Winter und natürlich nicht auf dem einfachsten Weg? Den Amazonas hinabzuschwimmen? Durch die Wüste Gobi zu laufen? Ohne einmal richtig zu schlafen von Los Angeles nach New York zu radeln? Was bringt Menschen dazu, derart Extremes zu leisten, das nicht den geringsten Nutzen hat (es sei denn einen finanziellen für den, der diese seine Leistung verkaufen kann)? Sind Männer und Frauen, die sich solches nicht nur zutrauen, sondern es auch tun, es sich antun gar, sind solche Menschen «nicht ganz dicht»? Verrückte Grenzgänger, asketische Autisten, Masochisten, die nicht nur die Nähe ihrer Grenzen, sondern auch auf Unverständnis stossen müssen? Oder sind sie, etwas vereinfacht, eine extreme Elite des Ausdauersports und etwa vergleichbar mit jenen, die an einem Tag über vier Alpenpässe radeln oder von Basel nach Genf wandern, die Haute Route auf Ski machen, einen Marathon oder einen Triathlon hinter sich bringen? «Gleiches» tun die Vertreter und Vertreterinnen der beiden Kategorien gewiss nicht. Aber tun sie Ähnliches, unterschieden vor allem durch das Mass der jeweiligen persönlichen Kompetenz und unterschieden vielleicht auch durch das Mass des Risikos?
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«Eine physische Grenzerfahrung» SonntagsZeitung, 7. Juli 2002 von Christian Brüngger
Projektleiter Dany Gehrig zu den logistischen Herausforderungen des siebentägigen Gigathlon
Weg aus alten Formen Fragen, die sich spätestens stellen, seit der Sport, nicht nur der Hochleistungs-, sondern auch der Breitensport, begonnen hat, sich zu wandeln. Dieser Wandel ist in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts offensichtlich geworden, insbesondere in Städten und Agglomerationen: Traditionsreiche Vereine haben angefangen zu serbeln, haben ganze Mannschaften aus den Meisterschaftsbetrieben zurücknehmen müssen, haben sich im schlimmsten Fall gar aufgelöst. Die Vermutung, die Schweiz sei damit ein unsportliches Land geworden, stimmt aber nicht. Der Sport ist nur hinausgetreten aus den Turnhallen und den bisherigen Strukturen, ist auch ausgetreten aus einigen traditionellen Disziplinen hinüber in neu aufgekommene Sparten. «Erfindungen» wie das Mountainbike oder die Inline-Skates haben neue Schichten für den Sport erschlossen, haben etwa stark den Paar- oder den Familiensport begünstigt; die Lust an der Ausdauerleistung, stark gewachsen in Fitnesszentren und durch ein neues Gesundheitsbewusstsein, ist mehr und mehr aus den Mauern hinaus buchstäblich an die Öffentlichkeit gelangt, sehr gut sichtbar etwa auch an der Popularität der zahlreichen Stadtläufe. Mehr und mehr schliesslich ist auch «normal» geworden, dass die Frau Ausdauersport treibt. Persönlichkeiten wie Natascha Badmann und Brigitte McMahon-Huber haben dieser «Bewegung» zusätzlich Schwung gegeben; die beiden Frauen, keine Selbstverständlichkeit im Schweizer Sport, geniessen nicht nur Respekt für ihre sportlichen Leistungen, sondern (als Sportlerinnen) auch gesellschaftliche Akzeptanz. Dabei hat die olympische Paradesportart, die Leichtathletik, vor erst 30 Jahren den Frauen erstmals die Laufdistanz von 1500 m (in Worten: eintausendfünfhundert!) zugemutet – und noch keine längere. Den olympischen Frauen-Marathon gibts erst seit 1984; heute liegt die Weltbestleistung der Frauen in der längsten Ausdauerdisziplin nur etwa zehn Prozent über der Weltbestleistung der Männer; in den Sprüngen und Würfen etwa sind die Unterschiede deutlich grösser. Breitensportler «wie du und ich», also Velofahrer am Gempen, Läufer auf der Finnenbahn, Schwimmer im Joggeli, Skater zwischen Pratteln und Liestal, dürfen sich schon längst nicht mehr wundern, wenn sie von Velofahrerinnen, Läuferinnen, Schwimmerinnen und Skaterinnen überholt und überrundet werden.
Die Dimensionen sind riesige, wenn morgen Montag die Ausdauerspezialisten am Swisspower Gigathlon die Schweiz im Wasser, zu Fuss, auf den Inlines, dem Mountainbike und dem Rennvelo durchqueren. Denn knapp 10 000 Teilnehmer, Singles oder in einer Gruppe, plus deren Helfer müssen an der siebentägigen Rundfahrt durch die Schweiz betreut werden – eine grosse logistische Herausforderung für die Organisatoren. Die Zahlen sind darum eindrücklich: Gut 10 Tonnen an Frühstück werden verteilt, 11 Tonnen machen die Lunchsäcke aus, über 27 Tonnen das Abendessen. Die Teilnehmer übernachten in Zelten und auf 30 000 m2 grossen Plätzen, auf denen Stromleistungen von 250 Kilowatt, was rund 100 Kleinwohnungen entspricht, aufgebaut sind. Dazu werden 22 Waschtröge und 70 chemische Toiletten aufgestellt sein, um den elementarsten Bedürfnissen gerecht zu werden. Eine Crew von 452 Personen und 4000 lokale Helfer an den Etappenorten kümmern sich um einen möglichst reibungslosen Ablauf. 1660 Gigathlon-Fahrzeuge werden täglich auf dem Strassennetz zirkulieren, was einer Kolonne von mehreren Kilometern entspricht. Das Budget beträgt 10 Millionen Franken, die Gesamtdistanz, welche die Athleten zurückzulegen haben, 1477 km. Dany Gehrig, die sportliche Frage des Gigathlon wird sein, ob die Strecke von einem Singleathlet zu bewältigen ist. Was war für Sie als Projektleiter im Vorfeld in logistischer Hinsicht die grosse Herausforderung? Im Voraus war es keine grosse logistische Übung, dafür jetzt sur place. Wir müssen vor allem mit den Fahrzeugen zurechtkommen. Zudem haben wir viele Helferteams, und jedes verschiebt anders. Hinzu kommt, dass das Material anders verschiebt als die Helfer, die dieses aufstellen. Diese komplizierten Abläufe im Griff zu haben, wird die Herausforderung sein. Denn wir können die Infrastruktur nicht einmal aufbauen und dann für sieben Tage stehen lassen. Ähnliche Schweizer Anlässe in dieser Grössenordnung gibt es wenige. Auf welche Erfahrungswerte haben Sie zurückgreifen können? Was Mehrtagesevents betrifft, auf die Tour de Suisse. Allerdings ist diese einfacher aufgebaut, wir haben viel mehr Teilnehmer. Das vergrössert die Infrastruktur, zudem müssen wir wegen der fünf Disziplinen mehrere Wechselzonen bereitstellen. Zwar besitzen wir
Weg aus dem Alltag In diese inhaltliche und gesellschaftlich leicht veränderte Schweizer Sportlandschaft passt ganz gut, was in der zweiten Juliwoche stattfindet: Ausdauersport in der Schweizer Landschaft. Der «Swisspower Gigathlon Expo.02» bringt herkömmliche und neuere Sportarten zusammen, bringt Spitzen- und Breitensportler zusammen, ist eine Veranstaltung für 18
Erfahrungen dank des ewz.igathlon, eines Eintagesanlasses. Ein solches Event wie den jetzigen Gigathlon haben wir jedoch noch nie durchgeführt und damit auch keinen Vergleich. Aber genau das wird die Kunst sein: ein Riesenanlass mit vielen Teilnehmern, komplizierter logistischer Verschiebung, und wir haben die Abläufe noch nie üben können.
Und wie viele der Finisher werden nach den 1477 Kilometern mit 21 000 Höhenmetern noch gesund sein? Ich bin überzeugt, dass sie das Ziel in einer anständigen Verfassung erreichen werden. Denn wer an einem solchen Giga-Anlass ins Ziel kommen will, darf nicht in zu hoher Intensität ständig am Limit laufen.
Birgt das nicht ein hohes Risiko in sich? Die Athleten werden auf der Strecke eine physische Grenzerfahrung erleben, wir von der Organisation auch. Denn die Frage lautet: Ist es überhaupt möglich, eine solche Organisation für eine Woche auf die Beine zu stellen, dass jeder der über 4000 Helfer weiss, was er zu tun hat?
Wie definieren Sie denn den Begriff Gesundheit? Gesundheit ist für mich die optimale Balance zwischen Schaden setzen und reparieren. Dies ist folgendermassen zu verstehen: Mit Sporttreiben setzt man Trainingsreize und damit Schaden. Dazwischen muss man dem Körper aber genügend Erholung schenken. Diese Kombination ist gesünder, als wenn man nie einen Schaden setzt, sich also nicht bewegt.
Was werden die heiklen Punkte während der Durchführung sein? Die Verschiebung des Materials. Wenn es zum Beispiel am Gotthard Stau geben sollte und wir drei bis vier Stunden zu warten haben, müssen wir uns beeilen, dass wir das Ziel noch aufbauen können. Für die Tage, an denen es knapp werden könnte, haben wir Massnahmen getroffen. Aber wenn wir in einen längeren Stau kommen, wird es ein Problem.
Diskussionen über Sinn oder Unsinn von Ultraprüfungen sind endlos. Wie beurteilen Sie als Mediziner solche Wettkämpfe? Gehören Sie zu den Gegnern oder Befürwortern? Um die zweite Antwort vorwegzunehmen: weder noch. Das Wichtigste ist einfach, dass man einen sauberen Aufbau mit langfristiger Optik macht; dieser kann sich über mehrere Jahre erstrecken. In dieser Zeit eignet man sich viel Know-how an, und wenn sich herausstellt, dass man für einen Ultrawettkampf physiologisch gesehen gebaut ist, kann man aus medizinischer Sicht sagen, dass mans probieren darf. Trotzdem darf man weder in der Vorbereitung noch im Wettkampf etwas erzwingen.
Ihr rechnet mit Problemen? Auf jeden Fall. Bei so vielen Leuten wird der Ablauf nicht reibungslos funktionieren. Inwieweit lässt sich ein solcher Anlass noch kontrollieren? Stichwort Verkehr – Sicherheit auf der Strecke? Alles können wir im Führungsteam nicht unter Kontrolle haben. Aber ich habe Vertrauen, dass jeder Helfer weiss, wie er handeln muss. Reibungsflächen wird es in dieser Woche hinter der Kulisse sicher geben. Das ist ganz normal bei einem Unternehmen dieser Grösse.
Als Mediziner werden Sie die Singles am Swisspower Gigathlon Expo.02 mit Argusaugen beobachten. Was ist Ihnen der grösste Dorn im Auge? Zwei Dinge bereiten mit Sorgen: Zum einen sind es Fremdeinwirkungen aus dem Umfeld; das heisst zum Beispiel Wetterumstürze oder dass ein Automobilist in einen InlineSkater oder einen Rennvelofahrer fährt. Zum anderen sind es die Schwimmstrecken; sie sind ein kritischer Punkt, weil sich tragische Unfälle ereignen können. Im Wasser bewegen wir uns in einem Element, gegen das wir chancenlos sind. Bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang beispielsweise besteht die Gefahr, dass uns jemand aus den Augen schwimmt. Damit wir alle Schwimmer möglichst beisammen haben, haben wir diese Disziplin meist als erste angesetzt – nicht zuletzt auch deshalb, weil das Wasser am frühen Morgen ruhiger ist.
Fühlt man sich angesichts dieser Dimensionen nicht überfordert? Nein. Ich habe immer gedacht, dass ich in dieser letzten Woche nervös werde. Aber bis jetzt geht es gut. Ich schlafe ruhig, nicht zuletzt, weil ich auf ein kompetentes Team zählen kann. Für Sie wird bald eine intensive Zeit zu Ende gehen. Ein erstes Fazit? Meine wichtigste Erfahrung ist bestimmt: Unmögliches möglich machen. Man muss an eine Idee glauben, dann geht vieles. Allerdings ist meine Arbeit nach dem Gigathlon am 14. Juli nicht beendet. Bis August, September räumen wir auf und rechnen ab. Erst da■ nach kann ich mich erholen.
and Vaterl teiner s n e t h Liec
Die Temperaturen könnten aber gleichwohl sehr kalt sein. Das natürlich schon. Weil wir keine Risiken eingehen und die Sicherheit im Vordergrund steht, ist es gut möglich, dass anstelle des Schwimmens ein zusätzlicher Laufabschnitt absolviert werden muss. Schliesslich wollen wir nicht, das der Anlass von einem gewaltigen Dämpfer überschattet wird.
«Zwei Dinge bereiten mir Sorgen»
Und vor dem Missbrauch von leistungssteigernden sowie schmerzlindernden Mitteln haben Sie keine Bedenken? Dieser kommt immer vor, und wir werden ihn auch nicht verhindern können. Das Einzige, was wir machen können, ist eine gute Beratung im Vorfeld. Deshalb werden wir die Athletinnen und Athleten am Sonntagabend in Yverdon in mehreren Sprachen ein letztes Mal über die Risiken informieren.
Liechtensteiner Vaterland, Freitag, 5. Juli 2002 von Anita Weishaupt
Der am Montag in Yverdon beginnende Swisspower Gigathlon Expo.02 stellt nicht nur hohe Anforderungen an die Teilnehmer, sondern auch an die Ärzte. Hauptverantwortlicher für die medizinische Versorgung an der siebentägigen polysportiven Prüfung durch die Schweiz ist der Zürcher Sportarzt Walter O. Frey, Leiter Movemed an der Klinik Hirslanden.
Werden sporadisch Dopingkontrollen vorgenommen? Das ist gut möglich, denn der Swisspower Gigathlon Expo.02 steht unter dem Patronat von Swiss Olympic. Und sie haben das Recht, unangemeldet Dopingkontrollen durchzuführen.
Walter O. Frey, wie viele Single-Athleten werden am Sonntag in einer Woche das Ziel in Biel erreichen? Beim eintägigen Gigathlon vor zwei Jahren beendeten 50 Prozent der Einzelstarter den Wettkampf. Nimmt man diese Zahl als Massstab, so gäbe es am Ende einen Finisher. Ich denke aber, dass zwischen 30 und 40 Athleten das Ziel erreichen werden.
Welche Ratschläge erteilen Sie denn den Singles, damit diese ohne die Einnahme von gesundheitsgefährdenden Mitteln über die Runde kommen? Das Hauptkriterium ist, dass sie sich optimal vorbereitet haben – und zwar in Bezug auf Training, Taktik und Ausrüstung. Zudem gibt es drei Risikofaktoren, denen sie grosse Beachtung schenken müssen: dem Flüssigkeitsverlust, dem Energienachschub und der Überbelastung von lokalen Stellen am Körper. Falls einer dieser Punkte eines Tages nicht mehr im Lot sein sollte, ist es besser, das Rennen aufzugeben. Wer mit dem Kopf durch die Wand geht, könnte gesundheitliche Schäden riskieren.
Werden sich unter ihnen auch Frauen befinden? Für Frauen ist der Anlass um ein Vielfaches anforderungsreicher. Aus diesem Grund würde es mich freuen, wenn es auch nur eine einzige schaffen würde.
Wie kann denn der Körper nach einer derartigen Tortur, wie sie der Swisspower Gigathlon Expo.02 ist, am schnellsten und vor allem am besten wieder aufgebaut werden? Indem man während zehn Tagen bis zwei Wochen auf intensive Belastungen verzichtet 19
Der Prolog im Schweizer Blätterwald
und der Regeneration, speziell der Wasser- sowie Energieaufnahme, grosse Aufmerksamkeit schenkt. Mit der Regeneration beginnt nämlich bereits die nächste Wettkampfvorbereitung.
Beeindruckende Zahlen. Doch was bedeuten diese Anstrengungen? Wie viel Nahrung entspricht das? Oder wie lange würde eine Glühbirne brennen mit der Energie eines Sportlers? Versuchen wir ein paar Gedankenspiele durchzurechnen. Auf der einen Seite stehen die Singles. 157 Sportler und 6 Sportlerinnen haben sich als Einzelsportler – eben single – für den Swisspower Gigathlon Expo.02 angemeldet. Wie viele werden es schaffen? Auf der anderen Seite stehen die Teams of Five, die zu fünft die Strecke absolvieren. Meist ambitionierte Sportlerinnen und Sportler, die sich gezielt auf dieses Abenteuer vorbereiten, sind dort unterwegs. Als drittes Beispiel begleiten wir in Gedanken die Mannschaften der Kategorie Powerteams (6 bis 35 Leute pro Team). Dort sind viele Hobbysportler engagiert, das soziale Erlebnis steht im Vordergrund.
Aber kann der Körper eine siebentägige und bis zu 126 Stunden dauernde Belastung überhaupt verkraften? Der Swisspower Gigathlon Expo.02 ist für die Einzelkämpfer in erster Linie eine Grenzerfahrung. Auf Grund der Erkenntnisse am Race-Across-America bin ich aber überzeugt, dass er machbar ist. Denn jenes Velorennen dauert zehn Tage, und das Verhältnis von Belastung sowie Pause beträgt 10:1. Da sind wir mit unseren fünf bis sechs Stunden Schlaf ja noch grosszügig (lacht).
Machen wir zunächst einen kleinen Exkurs in den Energiehaushalt des Menschen. Unser Körper braucht ständig Energie: zum Aufrechterhalten der Körpertemperatur, für die Hirnaktivität, den Herzkreislauf, die Verdauung usw. Der so genannte Grundumsatz (Energieverbrauch beim «Nichtstun») beträgt rund 1 Kilokalorie (kcal) oder 4,2 Kilojoules (kJ) pro Kilogramm Körpergewicht und Stunde. Ein 70 kg schwerer Mann hat demnach einen Grundumsatz von 24 x 70, also rund 1680 kcal (rund 7000 kJ) pro Tag. Für Frauen ist der Grundumsatz rund 10 Prozent niedriger. Eine 50 kg schwere Frau hat einen Grundumsatz von rund 1080 kcal (rund 4000 kJ) pro Tag.
Am Grossanlass beteiligen sich aber nicht nur Singles, den Hauptteil bilden die Teams. Werden sich genügend Ärzte um die total 9799 Gemeldeten kümmern? Diese Zahl relativiert sich, denn pro Strecke sind jeweils «nur» ungefähr 1000 Sportler beisammen. Das Hauptproblem der medizinischen Logistik ist, dass sich das Teilnehmerfeld stark in die Länge zieht, weshalb wir gezwungen sind, eine Ärzte-Crew auf Motorrädern und mehrere Ambulanzen einzusetzen. Zusätzlich gibt es an jedem Etappenort lokale Ärzte. Selbstverständlich sind alle Notfalldienste und Spitäler entlang der Route vorinformiert, und sie wissen genau, wann wir vorbeikommen.
Bis über 1000 Kilokalorien/pro Stunde Zum Grundumsatz hinzu kommt der Leistungsumsatz: jene Energie, die wir benötigen, wenn wir «etwas leisten». Für die Alltagsbelastungen bei bewegungsarmem Lebensstil beträgt der Leistungsumsatz etwa 500 bis 1000 kcal pro Tag. Beim Fensterputzen zum Beispiel benötigt man 200 bis 300 kcal pro Stunde. Für eine Stunde Sport im Fitnessbereich beträgt der Energiebedarf rund 500 bis 700 kcal. Ein Spitzenläufer, der einen Marathon in 130 Minuten zurücklegt, setzt pro Stunde aber gegen 1400 kcal um. Und bei der Tour de France «verbrennen» die Athleten durchschnittlich rund 6500 kcal pro Tag. Bei einer Bergetappe können es sogar auch einmal über 9000 kcal sein. Wie viel Energie ein Sportler oder eine Sportlerin letztlich umsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: • Je länger man sich sportlich betätigt, desto mehr Energie benötigt man. • Je schneller man unterwegs ist, desto grösser ist der Energieverbrauch pro Minute oder Stunde (Bsp. Laufen: bei 9 km/h rund 650 kcal/h, bei 18 km/h rund 1300 kcal/h). Da der 9-km/h-Läufer für eine bestimmte Strecke aber doppelt so lange unterwegs ist wie die 18 km/h-Läuferin, benötigt er insgesamt gleich viel Energie. • Je mehr Muskeln für eine Aktivität eingesetzt werden müssen, desto höher ist der Energieaufwand. Beim Laufen verbrennt man bei «gleicher» Intensität mehr Kalorien als beispielsweise sitzend auf dem Velo. • Je schwerer ein Sportler, desto grösser der Energieverbrauch (doppelter Verbrauch bei doppeltem Gewicht). • Je besser trainiert, desto kleiner der Energieverbrauch. Dies hängt sowohl mit einer besseren Technik als auch mit einer ökonomischeren Herz- und Atemarbeit zusammen (besserer «Wirkungsgrad»). • Frauen haben zwar einen geringeren Grundumsatz als Männer, bei gleicher Geschwindigkeit benötigen sie jedoch eher mehr Energie, da ihr Muskelanteil im Vergleich zum Körpergewicht kleiner ist.
Und was passiert, wenn ein gröberer Unfall passiert und keine Kapazität mehr vorhanden ist? Dann haben wir eine Reserve. Und zwar steht eine Sanität im Einsatz, die doppelt bestückt ist. Aber nur eine Hälfte ist im Einsatz, während die andere an diesem Tag Ruhe und Verschiebung auf dem Programm hat. Dies ermöglicht uns, die Kapazität aus dem Stand heraus zu verdoppeln. Die medizinische Versorgung muss Ihren Aussagen zufolge mit hohen Kosten verbunden sein. Mit wie vielen Franken ist ungefähr zu rechnen? Es ist schwierig, die gesamten Auslagen zu beziffern. Denn zu unseren Aufwendungen kommen noch jene der lokalen Organisatoren. Überdies hat die Sanität ein eigenes Budget; in dieses fliesst viel Goodwill ein. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass am Swisspower Gigathlon Expo.02 gerade im medizinischen Bereich enorm viel Frondienst geleistet wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Leute den Swisspower Gigthlon Expo.02 einen ■ guten Anlass finden und ihn auf ihre Art unterstützen möchten.
LIFE FIT for
Von Kilokalorien und Kilowattstunden FIT for LIFE, Nr. 5/2002 von Brigitte Wolf
Swisspower Gigathlon Expo.02. Alles an diesem Anlass nimmt gigantische Ausmasse an, auch der Energieverbrauch der Sportlerinnen und Sportler. Wie viele Kalorien werden verbrennt bei dieser sportlichen Anstrengung? Wie soll man sich ernähren? Gedankenspiele rund um den Gigathlon.
Kehren wir zurück zum Gigathlon. Bei den nachfolgenden Berechnungen handelt es sich um Schätzungen. Als Grundlage dienten der offizielle Zeitplan der Organisatoren sowie Angaben zum Energieverbrauch für verschiedene sportliche Aktivitäten. Weiter gehen wir bei den Berechnungen von einem Mann (oder einer Frau) von rund 70 Kilogramm Körpergewicht aus.
Allein oder im Team in 7 Tagen rund um die Schweiz. Total 1477 Kilometer in fünf Disziplinen. Für den Einzelsportler bedeutet dies neben einer ungeheuren Anstrengung, die eine top körperliche Verfassung verlangt, auch höchste Anforderungen an die Psyche und nicht zuletzt an die Planung. Der Swisspower Gigathlon führt in sieben Tagen durch die Schweiz. Jede Tagesetappe besteht aus 5 Disziplinen in den Sportarten Schwimmen, Laufen, Inline-Skating/Rollstuhl, Mountainbike, Radfahren. Pro Tag werden total zwischen 174 und 237 Kilometer zurückgelegt. Für die ganze Woche ergeben sich folgende Totaldistanzen: • Schwimmen: 25 km • Mountainbike: 303 km • Inline-Skating: 173 km • Rennvelo: 795 km • Laufen: 181 km Total km: 1477 km
70 000 Kilokalorien pro Gigathlon Betrachten wir zuerst die beiden Kategorien Teams of Five und Powerteams etwas genauer. Die Sportler und Sportlerinnen von den Teams of Five werden pro Stunde zwar weniger Energie verbrennen als der erwähnte 130-Minuten-Marathonläufer oder ein Profi-Radrennfahrer, doch wenn die besten Läufer in den Flachetappen mit einer Geschwindigkeit von über 17 km/h unterwegs sind – so wie es der Zeitplan vorsieht – verbrauchen sie dennoch zwischen 1200 und 1300 kcal pro Stunde. Oder anders gerechnet: Die gesamte Laufstrecke beträgt 181 Kilometer; inklusive Höhenmeter ergibt das rund 4,5 Marathons oder 14 000 kcal (3000 kcal pro Marathon). Legt man die Strecke in 11,5 Stunden zurück (Zeitplan), ergibt das etwas mehr als 1200 kcal pro Stunde. 20
Pro Tag 3 kg Spaghetti für einen Single Betrachten wir schlussendlich auch noch die Energieaufnahme, denn bei einem Energieverbrauch von 10 000 kcal oder mehr pro Tag, wie er für die Etappen 2, 3, 4 und 7 zu erwarten ist, wird die Ernährung zur ganz grossen Herausforderung – und auch zum unberechenbaren Element. Gemäss Lehrbüchern liegt die oberste Grenze, die das Verdauungssystem über längere Zeiträume noch verkraften kann, bei 5000 bis 6000 kcal pro Tag. Es wird einem Single also kaum gelingen, während und zwischen den Etappen die verbrauchte Energie in Form von Nahrung und Flüssigem wieder zu sich zu nehmen. Um sich vorstellen zu können, was er oder sie eigentlich jeden Tag essen müsste, nachfolgend ein paar Beispiele. Eine «Tagesportion» von 10 000 kcal sind enthalten in: • 10,6 kg Bananen (88 Bananen) oder • 4,4 kg Brot (9 «Pfünderli») oder • 3 kg Spaghetti (6 Packungen à 500 g) oder • 3 kg Energiebarren (45 Barren) oder • 1,9 kg Schokolade (19 Tafeln) oder • 1,5 kg Haselnüsse oder • 24 Liter Sportgetränk mit 100 g Maltodextrin oder Zucker pro Liter
Da die Wettkämpfer in den anderen vier Sportarten eher weniger Energie benötigen als beim Laufen, nehmen wir für die folgenden Berechnungen einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 1000 bis 1200 kcal pro Stunde an. Gemäss Zeitplan wird erwartet, dass das Siegerteam insgesamt rund 60 Stunden unterwegs sein wird. Der Gesamtenergieverbrauch von Teams of Five dürfte sich demnach bei 60 000 bis 72 000 kcal bewegen. Pro Tag wird das Team durchschnittlich 8500 bis 9500 kcal «verbrennen», welche die Sportlerinnen und Sportler in Form von Nahrung und Flüssigem auch wieder zu sich nehmen müssen. Dabei unterscheidet sich der Energiebedarf von Disziplin zu Disziplin und von Etappe zu Etappe beträchtlich. So wird der Schwimmer in der 5. Etappe nur gerade eine halbe Stunde im Wasser sein, während der Radfahrer in der 4. Etappe rund 41/2 Stunden im Sattel sitzt. Nehmen wir nun die Kategorie Powerteams genauer unter die Lupe. Wenn die Läufer und Läuferinnen in den Flachetappen mit 9 km/h unterwegs sind (Zeitplan für die langsamsten Teams), verbrauchen sie rund 650 kcal pro Stunde. Wenn wir weiter mit einem durchschnittlichen Energiebedarf von 550 bis 650 kcal/h auch für die anderen Sportarten rechnen und bedenken, dass die Leute der Powerteams insgesamt rund 118 Stunden unterwegs sind, erhalten wir einen Gesamtenergieverbrauch von rund 65 000 bis 77 000 kcal. Das sind etwas mehr als bei den Teams of Five, doch die Sportler sind ja auch weniger gut trainiert und viel länger unterwegs (der Grundumsatz während den zusätzlichen 57 Stunden beträgt rund 4000 kcal). Fazit: Auch wenn die sportliche Leistung der Teams of Five höher eingeschätzt wird als diejenige der Powerteams, die physikalische Leistung ist die gleiche.
Ein Single müsste beispielsweise schon zum Frühstück 500 g Brot (1130 kcal) essen und 1 Liter trinken (410 kcal), während des Wettkampfes (12 Stunden) jede Stunde abwechselnd einen Energiebarren (6 x 220 kcal) und eine Banane (6 x 110 kcal) zu sich nehmen und stündlich 6 Deziliter trinken (12 x 250 kcal), zum Nachtessen 300 g Spaghetti (1000 kcal) verzehren und 2 Liter trinken (820 kcal), und als «Bettmümpfeli» 2 Tafeln Schokolade (1250 kcal) und 100 g Haselnüsse (650 kcal) verdrücken... Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass das Verdauungssystem (und der Appetit) bei diesen Mengen nicht lange mitmachen. Allgemein lässt sich aber sagen, dass Nahrungsmittel mit einer grossen Energiedichte von Vorteil sind. 100 g Haselnüsse essen sich leichter als 300 g Spaghetti (Trockengewicht). Allerdings enthalten energiereiche Nahrungsmittel auch viel Fett (anstelle der für den Sportler so wichtigen Kohlenhydrate). Da auf Ultradistanzen praktisch nur in der Fettverbrennung gearbeitet wird, dürfte dies jedoch (zumindest für Singles) kein Nachteil sein. Trotzdem: Auch mit einer «Fettdiät» sind nicht alle verbrauchten Kalorien wettzumachen. Nebst unzähligen «langsamen» Trainingskilometern, um die Fettverbrennung zu trainieren, und eventuell einem kleinen Fettpolster zu Beginn des Rennens (1 kg Körperfett ergeben bei der Verbrennung rund 7700 kcal Energie) dürften letztlich der Durchhaltewillen und die mentale Stärke der ■ Singles für ein erfolgreiches Gelingen des Gigathlon massgebend sein.
Bleiben noch Herr und Frau Single. Im Unterschied zu den Teams wird ihre Geschwindigkeit in den einzelnen Sportarten aufgrund der zunehmenden Ermüdung von Etappe zu Etappe niedriger werden. In der ersten Etappe wird ein Single gemäss Zeitplan nur rund 25 Prozent länger benötigen als das Spitzenteam, in der letzten Etappe hingegen fast 45 Prozent. Proportional dazu wird auch der stündliche Energiebedarf im Verlauf des Rennens sinken. Geht man vom Energieverbrauch der Teams of Five aus, wird ein Single in der ersten Etappe 800 bis 950 kcal pro Stunde verbrennen, in der letzten Etappe noch 700 bis 800 kcal pro Stunde. Insgesamt werden aber auch die Singles auf ihrer «Schweizer Reise» zwischen 60 000 und 75 000 kcal verbrennen. In den einzelnen Tagesetappen dürften die Singles (gleich wie alle anderen Singles und die Teams) etwa folgende Kalorienmengen verbrennen (kleinere Zahl: 1100 kcal/h x Anzahl Std. für schnellstes «Team of Five» gemäss Zeitplan; grössere Zahl: 600 kcal/h x Anzahl Std. für langsamstes «Powerteam»; alle Zahlen gerundet): 7’000 - 8’000 kcal 1. Etappe Yverdon-Lausanne: 2. Etappe Lausanne-Interlaken: ca. 11’000 kcal 3. Etappe Interlaken-Locarno: 10’000 - 11’000 kcal 4. Etappe Locarno-Samedan: ca. 11’000 kcal 9’500 - 11’500 kcal 5. Etappe Samedan-Frauenfeld: 6. Etappe Frauenfeld-Luzern: 8’000 - 9’500 kcal 7. Etappe Luzern-Biel: 10’000 - 11’500 kcal
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Ein Jahr lang fern sehen Ein Single benötigt also schlussendlich nicht mehr und nicht weniger Energie als die beiden Teams. Sein Problem ist einzig, dass er diese Energiemenge alleine aufbringen muss. Doch was bedeutet das eigentlich – ein Energieverbrauch von 70 000 kcal oder rund 290 000 kJ entsprechen der Energie von 80 Kilowattstunden kWh (1 Joule = 1 Wattsekunde). Damit kann man eine 60-Watt-Glühbirne 1333 Stunden oder 55 Tage zum Leuchten bringen. Ein Fernsehgerät mit einer durchschnittlichen Betriebsdauer hat damit genügend Strom für etwas mehr als ein Jahr. Und dies alleine durch einen Single. Nicht schlecht. Etwas ernüchternd ist dagegen lediglich die Feststellung, dass eine Windturbine, wie sie zurzeit beispielsweise oberhalb Andermatt erbaut wird (800 Kilowatt Leistung), bei günstigen Windverhältnissen in 6 Minuten dieselbe Energiemenge produziert, wie sie ein Single beim Gigathlon in sieben Tagen verbraucht. Ein Kernkraftwerk (1100 Megawatt Leistung) müsste gerade mal eine Viertelsekunde lang arbeiten, um dieselbe Energiemenge zu produzieren. Daniel Schneider, Product Manager bei Swisspower, bringt es auf den Punkt: «Viel Schweiss für wenig Energie!» Doch immerhin: Mit einem Auto (1000 kg) könnte es ein Single durchaus aufnehmen. Bei einem Benzinverbrauch von 7 Litern pro 100 km benötigt es für die Gigathlon-Strecke rund 1 Million kcal. Genau wie ein Single: der braucht für jedes (Körper) Gewicht rund 1000 kcal.
1000 Franken für einen Tag Aargauer Zeitung, Freitag, 5. Juli 2002 von Mac Huber
Swisspower Gigathlon Expo.02: Mitmachen hat seinen Preis Manch ein Hobby-Sportler hätte sich gern an einer Etappe des Swisspower Gigathlon beteiligt. Bis er sah oder hörte, wie der Leidensspass aufs Portemonnaie drückt. Wer eine Tagesetappe absolviert, zahlte – solo oder im Team – 1000 Franken Startgeld. Die ganze Woche kostet ein 5er-Team 5000 Franken Startgeld. Wollen sich, fragten kritische Stimmen, die Organisatoren auf Kosten der Hobby-Sportler bereichern? Eine Frage, die Peter Wirz der Macher des Gigathlon, nicht gerne hört. «Bereichern? Im Gegenteil», entgegnet er bestimmt, «wir sind stolz darauf, so viele Sponsoren gefunden zu haben, dass wir von den Teilnehmern nicht mehr verlangen mussten.» Überdies sei im Startgeld nicht die ganze aufwändige Organisation abgegolten – «bei weitem nicht». Da beispielsweise die Teilnehmer einer Tagesetappe aus organisatorischen und teamgedanklichen Gründen bereits am Vortag anreisen, werden auch sie mit einem Zelt ausgerüstet, «das sie behalten dürfen». Hinzu komme die Tagesverpflegung sowie ein MassageService im Ziel. Und neben dem üblichen Service (Gratis-Parkplätze, Transporte, Badkappe, Helm-Cover) erhalte jede(r) Teilnehmer(in) ein Polo-Shirt und als Erinnerungspreis eine Swatch access im Wert von 75 Franken. «Wir bringen die Leistung, die wir kosten», sagt Wirz, «das können all jene bezeugen, die beim ewz.gigathlon vor vier oder zwei Jahren schon dabei waren.» ■ 21
Das Swisspower Gigathlon Projektteam
von Dany Gehrig, Gigathlon Projektleiter Die Gesamtorganisation des Swisspower Gigathlon Expo.02 basierte auf einer erfahrenen Steuerungsgruppe, einem visionären Projekt-Team und kompetenten Ressortleitern. Allesamt Enthusiasten, die viel Freizeit opferten und wenig Geld forderten – vom 7. - 14. Juli 2002 aber «Erlebnis-Millionäre» wurden. Während einer Woche in der Führungs-Equipe des «sportlichsten Grossunternehmens» der Schweiz an vorderster Front zu schwimmen, zu rollen und zu laufen, war eine einmalige Challenge. Funktionieren konnte ein solches «Unternehmen» nur dank einem gemeinsamen, sportlichen Traum und dem Ur-Vertrauen, dass jede und jeder für dessen Verwirklichung sein Bestes gab und jeder sich vorbehaltlos, gut vorbereitet und voll motiviert in den Dienst dieses ultrasportiven Ausdauer-Abenteuers stellte. Um ein Projekt dieser Grössenordnung führen zu können braucht es ein starkes Powerteam. Musste doch in den zwei Jahren eine «Unternehmung» mit 300 Etappenort-OKMitgliedern, 450 Crew-Leuten (Helfer, die die ganze Woche dabei waren) und über 4000 lokal Helfenden (Staff) aufgebaut werden. Ein solches Wachstum in dieser kurzen Zeit mögen wahrscheinlich nicht sehr viele Unternehmens-Chroniken aufzuweisen. Hinzu kam noch, dass ein ganzes «Filialnetz» von über 30 Etappenorten gesponnen wurde. Die RessortleiterInnen hielten dabei die Fäden des gesamtschweizerischen Spinnennetzes zusammen, in dem sie einheitliche Richtlinien durchsetzten, aber trotzdem flexibel auf die lokalen Gegebenheiten eingingen. Die Ressortleiter sind für mich die wirklichen Sieger in der Kategorie «Powerteams». Mag ich eine kleine Hirnzelle im Körper des «Swisspower Gigathlon» gewesen sein, so war die Geschäftsstelle im Haus des Sports in Bern zweifelsohne das Herz und die Seele des Projekts zugleich. Bei Gabi Schibler, Sarah Koch und Wolfgang Ulrich liefen nicht nur alle Blutbahnen zusammen, auch waren sie immer auf Draht zu den Etappenort-OK und den Ressortleitern und spürten den Puls der Teilnehmer, die zahlreiche Fragen zu dem nicht ganz einfachen Konzept des Swisspower Gigathlon hatten. Im letzten halben Jahr kamen täglich im Schnitt 40 eMails und unzählige Telefonate rein. So wollten die männlichen Athleten schon ein halbes Jahr vor dem Start ihren Bartwuchs unter Kontrolle haben und fragten besorgt nach den Steckdosen im Athleten-Camp für den Elektro-Rasierer. Die weiblichen Teilnehmerinnen schien dagegen das Handy vor unlösbare Probleme zu stellen. Wo werde ich nur meinen Akku aufladen können? Das Team der Ressortleiter zu finden war im Rückblick erstaunlich einfach. Es scheint doch noch viele Menschen zu geben, die an Träume glauben. Die Ressortleiter zweifelten nie an der Idee und Umsetzung des Swisspower Gigathlon und haben die Begeisterung und das Feuer auch in die Schweiz hinausgetragen. Herzlichen Dank an alle, die die Herausforderung angenommen haben und den Zeilen in der NZZ über den Swisspower Gigathlon voll zustimmen können: «Vergessen Sie alles, was Sie über Teamarbeit gelesen und in Trocken-Seminaren geübt haben, beim Gigathlon ist es noch viel härter.» ■ 22
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