Peter Wirz
Über den Autor Am Anfang stand das Feuer. Ein bewegtes Leben, der Wille, nicht stehenzubleiben. Nach zehn Jahren als aktiver Ruderer war seine Wettkampfkarriere eigentlich abgeschlossen, als Peter Wirz 1981 seine sportliche Neugeburt erlebte. Aus dem Stand nahm er am Murtenlauf, dem Hallwilerseelauf und im selben Herbst auch an seinem ersten Marathon teil. Die klassische Ausdauersportkarriere nahm ihren unvermeidlichen Lauf: Vom Jogger zum Läufer, vom Marathonläufer zum 100-km-Finisher, vom Triathlonpionier zum Gigathleten! Der Triathlon steckte damals noch in den Kinderschuhen. Erst langsam drangen aus Hawaii erste Schauergeschichten nach Europa durch. Der ideale Zeitpunkt, sich in eine neue Herausforderung zu stürzen. Zuerst als Aktiver, dann als Suchender, wie man die Strapazen eines Ironman visualisieren könnte. Peter Wirz gründete mit Freunden den Triathlon-Verband und lancierte als Veranstalter 1987 den einzigartigen Trans Swiss Triathlon. Auf der steten Suche, innere Leidenschaft und sportliche Herausforderung zu verbinden, wurde der Inhaber der gleichnamigen Zürcher Werbeagentur zum Wegbereiter moderner Ausdauerabenteuer. Aus dem Trans Swiss entwickelte er den Gigathlon, den unbestrittenen Höhepunkt multisportiver Schweizer Aktivitäten. Die Mischung aus Pioniergeist, Hartnäckigkeit, Kreativität und Weitblick führte ihn kontinuierlich zu seiner Rolle als Beobachter und Förderer. Mit seinen Büchern will er alle Generationen auf die sportliche Reise schicken und sie motivieren, ihre persönlichen Grenzen auszuloten. Die Bücherserie umfasst heute Trans Swiss Triathlon, Gigathlon, Engadin-Skimarathon, Jungfrau-Marathon, Swissalpine Davos und wird bald mit dem Lucerne Marathon fortgesetzt werden. Und längst ist Peter Wirz wieder nicht mehr nur als Autor am Start, sondern unterwegs in seiner «dritten Sportlerkarriere» – als reiner Genussläufer. Andreas Gonseth, Chefredaktor «FIT for LIFE»
Andrea Tuffli
Frisch verschneit und grandios wie selten präsentierten sich der Piz Kesch und der Portchabella-Gletscher zum 25. Jubiläum des Swissalpine nicht nur allen Läuferinnen und Läufern, sondern auch einem begeisterten Autoren- und Fototeam. Aus Hunderten von Fotos und den Erlebnissen einer spannenden, ereignisreichen Woche entstand eine einzigartige sportlichtouristische Buchkomposition: Die Kategorien Die Geschichte Highseven Der Prolog Erlebnis pur Die Strecken
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pur
«Immer auf der Suche nach einem besseren Weg», so kann man Andrea Tuffli, den ehemaligen Orientierungsläufer, treffend charakterisieren. Besser heisst bei ihm aber nicht schneller, bequemer, kürzer, sondern länger, abenteuerlicher, härter. Dabei verschont er weder sich, sein OK, seine Helfer noch die Läuferinnen und Läufer. Neu, erlebnisreich, spannend, anspruchsvoll muss eine Idee sein, um beim Swissalpine den Durchbruch zu schaffen. Andrea Tuffli ist sich nie nicht zu schade, «Zöpfe» abzuschneiden, bevor sie alt sind. So ist der Swissalpine in den vergangenen 25 Jahren ein oszilierendes Lauferlebnis geblieben, das sich nicht an bestehende Konventionen hält und die eigene «Kundschaft» immer wieder mit unkonventionellen Einfällen überrascht. Weitsichtig und selbstsicher schuf Andrea Tuffli dank stetigem Suchen und Hinterfragen über die Jahre hinweg ein eigenes Erlebnis-Wertsystem. Bei vielen der unzähligen Modifikationen rieben sich zuerst jeweils nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Medienvertreter und Sponsoren oft verwundert die Augen. Aber ebenso fasziniert wie treu folgten ihm «seine Jünger» auch bei scheinbar noch so verrückten Ideen begeistert und in Scharen. Oft hat er uns schon gezeigt, dass die gleiche Strecke in der Gegenrichtung zu laufen, ganz neue Perspektiven eröffnen kann. In diesem Sinne verstehe ich sein Votum «Wenn es überhaupt möglich ist, die Teilnehmerzahl noch zu erhöhen, dann wollen wir dies mit den bestehenden Angeboten tun, nicht mit neuen Wettbewerben» nicht als Kreativitätspause. Lange hat er den K78 nun schon im Gegenuhrzeigersinn von Davos nach Davos geführt. Die Bilder in diesem Buch zeigen oft auch die andere Blickrichtung. Ich warte gespannt darauf, wann beim Swissalpine wieder eine neue Zeitrechnung beginnt und im Zweijahresrhythmus auch im Uhrzeigersinn gelaufen wird. Peter Wirz
erlebnis pur War der Swissalpine einst nicht mehr als die «verrückte Idee» eines Visionärs und einer kleinen Fangemeinde, so gilt er heute weltweit als Kult. Kilometer für Kilometer tauchen neue Bilder am Horizont auf, nur kurz branden jeweils Musik in dörflicher Kulisse oder Applaus bei den zahlreichen Streckenhighlights auf. Dazwischen jede Menge Raum und Zeit, um sich mit seinen Gedanken in der weiten, scheinbar grenzenlosen Bergwelt zu verlieren. Die extremen Höhen und Tiefen in der Streckentopografie widerspiegeln sich in der physischen und in der psychischen Befindlichkeit jedes Einzelnen.
Eine «schnelle Zeit» ist hier nicht das allein selig machende Ziel, sondern das lang andauernde, scheinbar nie endende Naturerlebnis pur. Klug ist, wer bei langen Distanzen in der dünnen Höhenluft wie der Steinbock sorgsam mit seinen Kräften umgeht. Ähnliche Charakteristiken zeichnen ja den Steinbock wie den Swissalpine-Läufer aus. Beide sind ausdauernde Lebewesen und fühlen sich in den Bergen so richtig im Element. Sowohl der Swissalpine-Läufer wie der Steinbock legen gerne lange Strecken zurück. Beide sind überaus agil und bewegen sich auch in unwegsamem Gelände sicher. Sucht sich
der Steinbock seinen Weg selbst, so folgt der Läufer aber besser einer exakt vermessenen Fährte. Dem Steinbock werden die Teilnehmenden am Swissalpine jedoch kaum je begegnen, zu viel Betrieb ist an diesem Tag in den Tälern, Wäldern, Alpen und Bergen rund um Davos. Trotzdem passt dieses, seit Kurzem auch markenrechtlich geschützte Tier natürlich perfekt zum Swissalpine. Um den Swissalpine mit all seinen vielen Facetten, Kategorien, Strecken, Bergen und Tälern durchführen zu können, muss jemand auch nach 25 Jahren immer noch sehr viel «Bock auf Steine» haben und darf nicht zum bequemen Herdentier degenerieren. Ständig müssen nämlich auch heute noch Steine aus dem Weg geräumt oder ins Rollen gebracht werden. Nichts ist in Stein gemeisselt, unverhofft können sich schroffe Abgründe öffnen oder scheinbar unüberwindbare Felswände auftürmen. Und viele steinige Stufen warten jedes Jahr erneut darauf, erklommen zu werden, um genügend «Kies» aufzutreiben für die alljährliche Präparierung der gesamthaft über 100 Kilometer langen Streckenabschnitte K11, K21, K31, C42, K42, K78 und die Weiterentwicklung des Swissalpine auf höchster Ebene. Und wenn einmal alles in allzu ruhigen Bahnen verlaufen sollte, dann wird Andrea Tuffli höchstpersönlich dafür besorgt sein, dass «kein Stein auf dem anderen bleibt» und die Läufer wieder zu neuen unbekannten Abenteuern aufbrechen können.
inhalt Wie bringt man 25 Jahre, 6000 Läufer, 111 Streckenkilometer, sieben Kategorien, fünf Starts, drei Zieleinläufe und unzählige Geschichten in einem einzigen Buch unter? Eigentlich ein genauso «verrücktes» Projekt wie der Swissalpine selbst. Die Strecken überschneiden sich ebenso wie die Zeiten. Die Kategorien durchmischen und teilen sich. Alles befi ndet sich ständig und während Stunden im Fluss.
Wie der Läufer von der Strecke, so wird der Leser von diesem Buch gefordert. Die Texte suchen sich den Weg durch die Flut der Bilder. Die Sieger vermischen sich mit den Volksläufern. Kategorien tauchen auf und ab. Historisches vermischt sich mit Zukünftigem. Gegenwart entpuppt sich als Vergangenheit. Kultur und Sport reichen sich die Hände. Alt und Jung leben den gleichen Traum. Läufer werden zu Zuschauern. Organisatoren und Helfer verschmelzen zur Familie. Berge und Täler tauchen auf und verschwinden.
Wer den Swissalpine schon einmal gelaufen ist, wird sich im Buch schnell zurecht fi nden und sich in den Geschichten anderer selber wiedererkennen. Zuallererst sind es aber die Bilder dieser fantastischen Bergwelt, welche die ganze Faszination des Swissalpine erschliessen und Jahr für Jahr im Sommer Tausende nach Davos pilgern lässt.
Die Kategorien
004 – 019
Highseven
032 – 049
K21
006 – 007
Sertigtal
034 – 035
Davos – Bergün
068 –085
K11
008 – 009
Kirchner Museum
036 – 037
Bergün – Keschhütte
086 – 103
W21
010 – 011
Val Müstair, Nationalpark
038 – 039
Keschhütte – Davos
104 – 141
K31
012 – 013
Berninabahn
040 – 041
Die Besten aller Zeiten
142 – 143
C42
014 – 015
Jubiläumsparty
042 – 043
Filisur – Tiefencastel
144 – 157
K78
016 – 017
Zwergenmarathon
044 – 045
Klosters – Davos
158 – 183
K42
018 – 019
Promenadenfest
046 – 047
Der Zauberberg
048 – 049
Alpine Flora
184 – 187
050 – 067
Die Buchmacher
188 – 189
Die Strecken
190 – 193
Die Geschichte
Erlebnis pur
068 – 185
020 – 031 Der Prolog
Vision und Kult
020 – 023
Erfolgskurve
024 – 025
Heli Bernina
052 – 053
1986 – 2009
026 – 031
Logistik
054 – 055
Aufbau
056 – 057
Expo
058 – 059
Check-in
060 – 061
Senioren-Seminar
062 – 063
Mini-Wettkämpfe
064 – 065
Medienkonferenz
066 – 067
K21 W21 K11 K3 DAVOS, 1538 m 端. M.
LARET, 1522 m 端. M.
KLOSTERS, 1050 m 端. M.
31K31 C42 C42 K78 K42
004 | 005
DAVOS, 1538 m ü. M.
DÜRRBODEN, 2007 m ü. M.
SCALETTAPASS, 2606 m ü. M.
KESCHHÜTTE, 2632 m ü. M.
TIEFENCASTEL, 890 m ü. M.
BERGÜN, 1356 m ü. M.
FILISUR, 1032 m ü. M.
K21 schwebend
006 | 007
K11 bl端hend
008 | 009
W21 stรถckelnd
010 | 011
K31 rollend
012 | 013
C42 fliessend
014 | 015
K78 kletternd
016 | 017
K42 tanzend
018 | 019
vision kult
Andrea Tuffli ist ein Visionär. Wenn man sein Vorwort zur Premiere 1986 liest, so könnte es ebenso gut heute geschrieben worden sein. Er hat es schon damals verstanden, die Essenz herauszudestillieren, die den Swissal pine in 25 Jahren zu einem Kult heran wachsen liess.
«Eine Idee zu kreieren ist eines. Diese in die Tat umzusetzen, ist etwas anderes. Für den Swissalpine bedeutete dies 18 arbeitsreiche Monate. Es war eine intensive Auseinandersetzung mit einem neuen Projekt. Das ursprünglich als völlig «verrückt» bezeichnete Vorhaben entwickelte sich im Verlauf der Zeit für alle Beteiligten zur echten Herausforderung. Über 1000 Läuferinnen und Läufer stellen sich dieser erstmaligen Ausdauerprüfung. Sie sind unsere Pioniere, ob Spitzen- oder Volksläufer: alle sind herzlich willkommen, an diesem einzigartigen sportlichen Erlebnis mit einer guten Portion Abenteuer teilzuhaben. Hier zählt primär nicht die Zeit, sondern das Bestehen. Jeder ist allein für sich, verbunden mit der Natur, inmitten einer einzigartigen intakten Landschaft. Mit einer Distanz von 67 km, einer Höhendifferenz von 2300 m sowie einer Höhenlage von 1000 bis 2740 m ü. M. weist
dieser Lauf ein Anforderungsprofi l auf, welches seinesgleichen sucht. Vorerst ist es die mondäne Promenade von Davos, welche die Teilnehmer beeindrucken wird. Dann folgt ein Szenenwechsel zu den typischen Davoser Walser-Siedlungen von Frauenkirch, Spina und Monstein. Hier werden auch die ersten 300 Höhenmeter überwunden. Hinunter geht’s nun durch die wildromantische Zügenschlucht. Die Überquerung des bekannten Wiesener Bahnviaduktes könnte dem einen oder andern etwas mulmig vorkommen. Über den Naturlehrpfad wird nun Filisur erreicht, das Ziel des Landwasserlaufes. Die ersten 28 km sind überstanden. Filisur und Bergün sind schmucke und im Engadinertil gut erhaltene Dörfer von nationaler Bedeutung. Hier sind die Romanen zu Hause. Der Läufer sollte sich trotz der Anstrengungen diese Eindrücke nicht entgehen lassen. Von Bergün weg folgt der beschwerlichte Teil über das Val Tuors – vorbei an typischen Maiensässen – nach Chants und weiter zur Schlüsselstelle auf 2740 m ü. M., dem Sertigpass. Von Chants weg sind gut 900 Höhenmeter zu überwinden! Das Bild auf dem Sertigpass wird geprägt durch die beiden idyllischen Ravaisch-Seen sowie das hochalpine Panorama mit dem Piz Kesch, dem höchsten Berg Mittelbündens. Der Abstieg ist steil
und erfordert entsprechende Vorsicht. Der Schlussteil führt über das malerische Sertig-Dörfl i mit dem bekannten Kirchlein und Clavadel zurück nach Davos, ans Ziel des Swissalpine sowie des Sertiglaufes. Die Durchführung einer solchen Veranstaltung verlangt ein hohes Mass an Arbeit, Freude, Einsatz- und Kooperationsbereitschaft. Dies zu fi nden, ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Es ist daher besonders eindrücklich, wie die mittragenden Gemeinden Davos, Wiesen, Filisur und Bergün diese Aufgabe übernommen haben. Ihnen mit den 300 Funktionären gebührt unser aufrichtiger Dank. Diese regionale Zusammenarbeit ist der wichtigste Stützpfeiler des Swissalpine. Speziell danken wir auch für die namhaften Patronats-, Sponsoren- und Gönnerbeiträge. Ohne diese fi nanzielle Unterstützung ist die Abwicklung dieses Laufes nicht möglich. Wir danken den Medienvertretern für die Berichterstattung, den Gästen und Zuschauern für ihr Erscheinen. Wir freuen uns auf einen sportlichen Höhepunkt und heissen alle herzlich willkommen.»
Dass sich «der unruhige Geist» auch nach 25 Jahren Swissalpine immer noch hellwach und selbstkritisch auf dem Weg zu neuen Höhen befindet, zeigt das kritische Interview von Reto Furter in der «Südostschweiz» in der Woche vor dem Jubiläumslauf.
Andrea Tuffli, Sie organisieren zum 25. Mal den Swissalpine, am kom menden Samstag rennen sich wieder Hunderte von Athleten die Zunge aus dem Hals. Andrea Tuffl i: Sogar Tausende! Wir hatten noch nie so viele Voranmeldungen, wir rechnen daher mit rund 5000 Teilnehmern. Das ist beachtlich. Und allein für den längsten Lauf, jenen über 78 Kilometer und 2260 Höhemeter, haben sich bis jetzt etwa 1600 Personen angemeldet – das ist gewaltig. 78 Kilometer laufen und rennen, 2260 Höhenmeter. Das ist allein auf dem Papier schon ziemlich eindrücklich. Das ist es natürlich. Und die Strecke führt über Stock und Stein, teils über gute Strassen, teils aber auch über Bergwege. Der schwierige, hochalpine Teil von Chants zur Keschhütte, dann über den Panoramatrail und via Scalettapass zum Dürrboden hat allein etwa die Länge eines Halbmarathons. Das sind gut 21 Kilometer, auf denen man wirklich aufpassen muss, wohin man tritt. Auf diesem alpinen Weg ist höchste Konzentration nötig.
Dort beginnt der Wahnsinn? Ja, natürlich. Bei uns nehmen Ausdauerathleten teil mit einer sehr guten Vorbereitung – und sie laufen natürlich nicht nur den Swissalpine. 1986 haben wir diesen Lauf das erste Mal organisiert. Damals war es tatsächlich ein absoluter Wahn, so etwas konnte man sich nicht vorstellen. Heute gibt es den Gigathlon, wo man innerhalb von zwei Tagen sogar wesentlich grössere Distanzen zurücklegt. Der Mensch hat heute wohl mehr Freizeit zur Verfügung, er kann mehr trainieren, treibt mehr Sport und sucht sich entsprechend Erlebnisse aus, die ihm auch emotional etwas bringen. Möglicherweise stehen Sie vor einem Teilnehmerrekord. Liegt das allein daran, dass wir mehr Freizeit haben? Oder brauchen wir immer mehr Extreme? Das Angebot für die Laufszene ist heute sehr gross, an jedem Wochenende fi nden irgendwelche Anlässe statt. Unser Swissalpine gehört offensichtlich zu jenen Läufen, die ausgesprochen erlebnisorientiert sind. Die etwas über 78 Kilometer spüren die Athleten gar nicht, weil die Abwechslung zu gross ist. Es ist ein Unterschied, ob sie 78 Kilometer in einer Stadt laufen oder in den Bergen. In der Stadt wird so etwas schnell langweilig, erst recht, wenn Sie einen Rundkurs laufen müssen. Bei uns haben sie eine Abfolge von völlig unterschiedlichen Szenen. Man startet im städtischen Davos und läuft durchs Hochgebirge. Das ist speziell und spannend.
Höchste Konzentration, wahnsinnige Strapazen – und dafür müssen Läufer dann fast 180 Franken Teilnahmege bühr bezahlen Sie haben Recht, das ist erstaunlich. Wir müssten eigentlich die Teilnehmer bezahlen, damit sie überhaupt zu uns kommen …
Wer rennt denn da bei Ihnen mit, was sind das für Leute? Hauptsächlich natürlich Schweizer, wir haben aber Teilnehmer aus über 50 Nationen. Das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren.
Das tun Sie wohl nicht. Weshalb kommen sie dann trotzdem? Das hängt sicher damit zusammen, dass wir ein einzigartiges Erlebnis bieten. Das beginnt mit dem Entscheid jedes Einzelnen, sich überhaupt anzumelden.
Das ist hoch. Sehr, ja. Das ist bei den langen Distanzen so. Der typische Läufer ist verheiratet, hat Familie, ist gut situiert, oftmals Akademiker. Auffallend viele Teilnehmer arbeiten im Management – unseren Lauf bezeichnen sie als ihr Jahresziel. Damit zwingen sie sich natürlich zum Sport.
Wie wahnsinnig muss man sein, um 78 Kilometer zu laufen? Etwas wahnsinnig muss man vielleicht schon sein, im positiven Sinn natürlich. Vor 25 Jahren hiess es, wir würden einen Lauf der Spinner organisieren – heute gibt es wesentlich längere Läufe. Wenn man nur den Lauf selbst betrachtet ist das auch nicht sehr gesund, körperlich. Das Erlebnis fi ndet auf der psychischen Ebene statt. Wir bieten, wie es auch im Slogan heisst, mehr als nur ein Rennen. Gesund ist der Lauf nicht, das sagen Sie selbst. Nein, natürlich nicht. Man kommt an seine Grenzen. Allerdings geht es bei uns ja nicht um die gelaufene Zeit, sondern es geht darum, überhaupt ins Ziel zu kommen. Was, wenn jemand so erschöpft ist, dass es gefährlich wird? Wir hatten glücklicherweise in all den letzten Jahren keine schwerwiegenden Zwischenfälle. Das Szenario ist nicht sehr weit her geholt, seit 2008 ein Teilnehmer eines solchen Berglaufes an der deutschen Zugspitze gestorben ist. Natürlich nicht, nein. Die meisten Todesfälle bei Läufen ereigneten sich in Kombination mit einem Infekt, den die Teilnehmer zuvor schon mit sich trugen. Wir erwähnen deshalb in der Anmeldung ausdrücklich, dass man auf den Start verzichten soll, wenn eine grippale Erkältung vorliegt. Können Sie sich mit einem solchen Hinweis so leicht aus der Verantwor tung stehlen? Bei Läufen steht jeder einzelne Teilnehmer in der Pfl icht. Wir können präventiv auf Gefahren hinweisen, auf Krankheiten, aber das sind nur Empfehlungen. Der Teilnehmer ist selbst verantwortlich für das, was er tut. Das wissen die Teilnehmer natürlich auch. Der Veranstalter hat aber selbstverständlich die Pfl icht, alles Mögliche und Verhältnismässige zu tun, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Wir müssen innert nützlicher frist Hilfe leisten können – dafür 020 | 021
haben wir ein sehr ausgeklügeltes Konzept entwickelt. Das beginnt bei den Streckenposten, beim Einbezug der Rettungsdienste per Helikopter und geht bis zum direkten Draht zum Spital Davos. Auf der Keschhütte betreiben wir ein voll ausgerüstetes Feldspital, um Verletzt stabilisieren zu können.
mer sind das riesig grosse Enttäuschungen. Aber wir können das Zeitfenster nicht beliebig weit öffnen. Unser Vorteil ist aber, dass wir noch andere Läufe anbieten, andere Kategorien. Man muss bei uns nicht zwingend 78 Kilometer laufen.
Selbstverantwortung der Teilnehmer, sagen Sie. Was, wenn jemand zehn Sekunden nach Meldeschluss am Etappenpunkt vorbeiläuft? Halten Sie ihn zurück? Bei zehn Sekunden nicht, da gibt es natürlich eine Toleranz. Aber unsere Streckenposten sind knallhart, müssen es sein. Es gab Jahre, wo wir einige Läufer aus dem Rennen nehmen mussten, denn zwischen Keschhütte und Scalettapass müssen wir schon durchgreifen.
Am Swissalpine kann man in insge samt acht Kategorien starten und zwischen einem halben Kilometer und fast 80 Kilometern laufen. Das ist ein weites Feld. Das muss man differenzieren. Es gibt einen Lauf für Kinder, der findet am Freitagabend statt. Zusätzlich gibt es ein Nordic Walking. Die kleinste Laufdistanz ist elf Kilometer, ein Viertelmarathon. Einsteiger beginnen mit dieser Distanz, wagen sich später vielleicht an den Halbmarathon, an den Marathon und, als Abschluss quasi, an die 78 Kilometer.
Das führt zu bösem Blut. Das sind dann sehr grosse Enttäuschungen, das ist nicht mehr schön. Das ist unangenehm für jene, die Teilnehmer aus dem Rennen nehmen müssen. Für die Teilneh-
Je mehr Kategorien ein Anlass hat, desto weniger Profil hat er norma lerweise. Da ist eine Verwässerung sichtbar bei Ihrem Anlass. Da gebe ich Ihnen Recht, jedenfalls ein
wenig. Auch wir beurteilen unser Angebot periodisch neu, wir überlegen uns, ob sich die Angebote ergänzen. Im Zentrum des Swissalpine steht der K78, das ist der Schlüsselwettbewerb. Was wir jetzt anbieten, ist sicherlich die obere Grenze. Wir wollen keine zusätzlichen Kategorien schaffen, im Gegenteil. Je nach Entwicklung der Teilnehmerzahlen ist es durchaus denkbar, dass der eine oder andere Lauf zukünftig wegfallen wird. Die 78 Kilometer als Schlüsselwett bewerb – und mit den anderen Läufen verdienen Sie Geld und decken die Kosten, die im defizitären Hauptwett bewerb anfallen? Ein Drittel aller Teilnehmer bestreitet den grossen Lauf und zahlt dafür, die anderen laufen andere Strecken und verursachen andere Kosten, die dann verrechnet werden. Eine Quersubventionierung gibt es bei uns nicht. Vor 25 Jahren haben Sie den Swiss alpine gegründet. Wie kommt man auf eine solche Idee?
Ich war Orientierungsläufer und war angewiesen auf andere, die Wettkämpfe organisiert haben. Das habe ich sehr geschätzt und wollte dann etwas zurückgeben. Das war meine Motivation. Meine Welt ist zudem die Bergwelt, ich scheine eine gewisse Neigung dazu zu haben, solche Wettbewerbe im alpinen Raum zu organisieren. Das liegt mir, das ist meine Leidenschaft. Und wohin führen Sie den Swissalpine in Zukunft? Wenn es überhaupt möglich ist, die Teilnehmerzahl noch zu erhöhen, dann wollen wir dies mit den bestehenden Angeboten tun, nicht mit neuen Wettbewerben. Einen ersten Schritt in diese Richtung haben wir mit der Schaffung eines zweiten Zeitfensters für den K78 gemacht. Man kann jetzt maximal 14 Stunden unterwegs sein, bisher waren es 12. Damit öffnen Sie den Lauf für Schwächere oder besser gesagt: für weniger Gute. Nicht für Schwächere, nein, sondern für
Langsamere. Viele ältere Läufer nehmen teil, die sind topfit, aber natürlich gegenüber früheren Jahren langsamer. Diese Teilnehmer können jetzt wieder mitlaufen. Aber klar ist: Man muss sich auch sehr gut vorbereiten, wenn man den Lauf in 14 Stunden absolvieren will. Potenzial haben wir natürlich auch auf der Marathondistanz, wo jedes Jahr etwa 1200 Teilnehmer laufen. Der Marathon hat eine mystische Anziehungskraft.
gibt schon längere Läufe, das ist klar. Beispielsweise den französischen Ultra-Trail du Mont-Blanc mit einer Streckenlänge von 166 Kilometern. Da müssen wir aber nicht auch mittun. Der Erfolg gibt uns ja Recht.
Der Trend geht in Richtung schneller, extremer, weiter. Sie bieten 78 Kilometer an, doch wann gibt es den 100-Kilometer-Lauf durch die Bündner Bergwelt? Das ist für uns kein Thema mehr. Wir haben uns das einmal überlegt, aber wir sind zum Schluss gekommen, dass der 78-Kilometer-Lauf unsere Königsdisziplin ist. Man läuft eine Runde, die Teilnehmer kennen die Strecke und können ihre Leistung vergleichen. Jetzt eine noch längere Strecke anzubieten, wäre ein ganz falscher Ansatz. Das wäre für uns selbst nämlich nur eine interne Konkurrenz. Es 022 | 023
3276 Teilnehmer, 1998
2941 Teilnehmer, 1997
3152 Teilnehmer, 1996
3501 Teilnehmer, 1995
2368 Teilnehmer, 1994
2492 Teilnehmer, 1993
2574 Teilnehmer, 1992
2467 Teilnehmer, 1991
2364 Teilnehmer, 1990
2108 Teilnehmer, 1989
1594 Teilnehmer, 1988
1182 Teilnehmer, 1987
1207 Teilnehmer, 1986
5913 Teilnehmer, 2010 4732 Teilnehmer, 2009
5062 Teilnehmer, 2008
5056 Teilnehmer, 2007
4508 Teilnehmer, 2006
5571 Teilnehmer, 2005
4529 Teilnehmer, 2004
4624 Teilnehmer, 2003
4079 Teilnehmer, 2002
3945 Teilnehmer, 2001
3556 Teilnehmer, 2000
3137 Teilnehmer, 1999
K78 K42 C42 K31 K21 W21 K11 Mini
Team Couple
erfolgskurve Bereits bei der Premiere fanden sich über Tausend am Start der drei zur Wahl stehenden Wettbewerbe Swiss Alpine Marathon, Landwasserlauf und Sertiglauf ein. Mit diesem Grundangebot verdoppelte sich innert neun Jahren die Teilnehmerzahl und verdreifachte sich dank der
zum 10-Jahr-Jubiläum eingeführten Kinderläufe und Teamkategorie sogar. Der darauf folgende Knick wurde 1999 mit der neuen, längeren Strecke und einem vollständig neuen Veranstaltungskonzept «ausgebügelt». So ging es im neuen Jahrtausend bis zum 20-Jährigen konti-
nuierlich aufwärts, um dann nach dem Jubel auf höchstem Niveau erneut einen schweren Muskelkater einzufangen. Die Trennung von den polysportiven Teams und Couples führte den Swissalpine zum 25-Jahr-Jubiläum wieder an die Basis und zurück auf die Erfolgskurve.
024 | 025
Der Auftakt wurde zunächst als eine Spinnerei der Initianten um Andrea Tuffl i, Christian Boner, Beat Villiger, Hitch Ambühl und Co. abgetan. Es sollte sich aber schon in wenigen Jahren als ein Erfolgsmodell entwickeln, das selbst die zunächst äusserst zurückhaltende Tourismusbranche überzeugen sollte. Wie sicherlich in vielen vergleichbaren Fällen gelten auch hier die alten Binsenwahr-
Es wurden die elektrisierenden Duelle Charly Doll gegen Jörg Hägler, die geprägt waren von taktischen Spielchen und von Verfolgungsjagden, die dramatischer kaum hätten verlaufen können. Später gesellte sich noch Peter Camenzind hinzu, der gleich drei Siege zwischen 1990 und 1992 folgen lassen sollte. Auch wenn sie bei einem Auftritt nicht «ihren Tag» hatten, sie kehrten immer wieder nach Davos zurück – wie Johannes Knupfer 1989 oder Charly Doll 1991.
heiten – nämlich die, dass «aller Anfang schwer ist» und letztlich alle «Väter des Erfolges» seien. Und der erste Sieger war der Einheimische Johannes Knupfer, der den jungen Jörg Hägler und den Routinier Peter Camenzind in die Schranken wies. Als erste Siegerin durfte sich die international bekannte Deutsche Susanne Bitzer in die Ehrenliste eintragen.
Das schwierigste europäische Bergrennen fi ndet trotz aller Strapazen immer wieder neue Freunde. Denn wer einmal den 28 Kilometer langen Landwasserlauf von Davos über Monstein, die malerische Zügenschlucht und das Wiesener Viadukt nach Filisur als Schnupperlauf bestritt, der wird sich irgendwann nach entsprechender Vorbereitung an das grosse Abenteuer über Asphalt, Waldwege, Pfade und Geröll wagen.
Die Nummer 1 trug ein Südafrikaner, den in Europa niemand kannte: Barend (Ben) Janssen van Vuuren. Und dies obwohl der neuseeländische Schafhirt Russel Hurring als Vorjahreszweiter und dreifacher Sieger des ebenso über 67 Kilometer führenden Kepler Challenge im Süden seines Heimatlandes vielleicht als Erster Anspruch auf dieses Privileg gehabt hätte. Doch Andrea Tuffl i hatte seinem südafrikanischen Freund Jan Buitendag vertraut, der ihm seinen Landsmann ans Herz legte. Der Modellathlet «Big Ben»
lief bereits mit 15 Jahren im Wettkampf 56 Kilometer, als 17-Jähriger war er schon Comerades-Finisher mit der Jugendrekordzeit von 7:11 Stunden. Als Rugbyspieler brach er sich Finger und Schultergelenk, als Amateur-Duathlon-Weltmeister kehrte Ben Janssen erstmals aus Europa in seine südafrikanische Heimat zurück. Ein weiteres Mal als Swissalpine-Sieger – und dies nach mehreren Stürzen, da er trotz Regen nicht auf seine leichten Rennschlappen verzichten wollte.
Das von Bernhard Birou, einem Schweizer Ingenieur aus Winterthur, initiierte Gastspiel von Cirildo, Benjamin und Victoriano wurde zum grössten Medienspektakel, das der Swissalpine je hatte. Die drei Indios vom Stamm der Tarahumara aus der Sierra Madre im Norden Mexikos traten in der farbenfrohen, landesüblichen Bekleidung an – und vor allem mit ihren selbst gefertigten Sandalen aus alten Autoreifen und Lederschnüren. Demonstrationen des uralten Laufspiels Carreras de Bola, die fremdländische Kultur samt der ungewohnten Schweizer Küche und die zermürbenden Übersetzungen vom Spanischen ins Englische oder Deutsche und wieder zurück waren letztlich
wohl zu viel für die drei Laufgesellen, die es gewohnt waren, bis zu 800 Wochenkilometer im Laufschritt zurückzulegen. Da mag der über 67 Kilometer führende Trail wie ein Sprint vorkommen. So endete der Auftritt der beiden schlussendlich gestarteten Indios, Cirildo Chacarito (39-jährig, 6:46, Rang 53) und Victoriano Churo (56-jährig, 7:20, Rang 142), relativ unspektakulär. Aber beide waren am Ziel noch so frisch, dass sie problemlos eine zweite Swissalpine-Runde geschafft hätten. Was jedoch blieb, ist die Demonstration der bettelarmen Indios für mehr Bescheidenheit und Dankbarkeit in unserer leistungsorientierten Gesellschaft.
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Der Swissalpine feiert sein Zehnjähriges mit insgesamt 3000 Teilnehmenden. Als Dreingabe der Sertiglauf – eine Herausforderung über 29,6 Kilometer von Bergün über den Sertigpass nach Davos – und die Alpinestaffel mit den Wechselzonen in Bergün und auf dem Sertigpass. Erstmals wird am Freitag auch ein Marathon Gottesdienst durchgeführt. Unter dem Motto SwissalpinePower können die Läufer hier spirituelle Impulse auftanken. Die Laufpremiere sicherten sich Prominente wie Peter Gschwend und Michael McDermott beziehungsweise Jacqueline Keller, Gaby Aebersold und Louise Fairfax. Auf der Königsdisziplin duellierten sich allerdings die «Giganten» früherer Jahre wie die aktuellen Leistungsträger der Szene. Und diese setzten
sich denn auch ohne Vorgeplänkel durch. Allen voran Jörg Hägler, der trotz seiner Jugend mit zwei Siegen und drei zweiten Rängen die Erfahrung mit in die Waagschale warf und in einem ökonomischen Rennverhalten das Spitzenfeld von hinten aufrollte. Er kam zu einem überzeugenden Triumph. Der Swissalpine hat sich 1996 dem UmweltAudit unterworfen und setzt damit ein Zeichen in unserer Wegwerfgesellschaft, indem er den Anlass unter Umweltgesichtspunkten überprüfen lässt. In einer 1995 durchgeführten Befragung befürworteten 93 Prozent der Läufer die Berücksichtigung des Umweltschutzes als wichtig oder sehr wichtig. Damit ist der Swissalpine eine der ersten Sportveranstaltungen, die diesen Schritt machte.
Auch wenn der Sertigpass 1997 zum letzten Mal im Programm des Swissalpine auftaucht und aufgrund der Runderneuerung und der damit verbundenen Streckenverlegung in Richtung Piz Kesch (nur) noch als Ersatzstrecke weiter existiert, als Kulminationspunkt für X-treme Running hat sich der Name des 2740 Meter hohen Passes für immer ins Gedächtnis der weltweiten Läufergemeinde eingemeisselt. «Es bleibt kein Stein auf dem anderen», kündigte Chefdramaturg Andrea Tuffl i für die 13. Aufl age an. Es gehörte schon ein gewaltiger Schuss Optimismus dazu, denn Langstreckler sind in der Regel eher konservativ veranlagt. K78 heisst die neue Herausforderung. Der Abstieg vom Sertigpass machte bislang nicht wenigen Läufern
nach der Zweidritteldistanz arg zu schaffen. Deshalb entschieden sich die SwissalpineMacher für eine radikale Kurskorrektur. Die ganzjährig bewirtete Keschhütte soll künftig «Höhepunkt» des Spektakels werden. Ein Panoramatrail führt zum Scalettapass und von dort hinab nach Dürrboden ins zauberhafte Dischmatal und weiter in die Landschaft Davos. Die Premiere auf der neuen Strecke wurde schlichtweg verhagelt. Während sich Peter Gschwend und Birgit Lennartz in Davos schon auf die angenehmen Dinge des Tages vorbereiteten, spielten sich auf der Keschhütte angesichts des Gewitterregens und der aufkommenden Kälte eher dramatische Szenen ab. Für die «Schlusslichter» wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen abgebrochen.
Auch vor dem Swissalpine ist in Davos für die Läuferschaft schon viel los: Sportpsychologie-Seminar, Swissalpine-News, ein Gospelkonzert mit Shelomith und die Uraufführung des Films «Haile Gebrselassie» stossen auf grosses Interesse. Peter Gschwend und Birgit Lennartz feiern nach den 78 Kilometern ihre Triumphe Nummer 2 beziehungsweise 7. Eine blitzsaubere Leistung ist Grigory Murzin zu bescheinigen. Doch nicht wenige haben die Typen vermisst, die bisher die Swissalpine-Geschichte schrieben. Hägler, Doll, Camenzind und Geschwend liessen grüssen … Der K42 entwickelt sich prächtig. Beina-
Der Sertig gehörte zwölf Jahre lang zum Inbegriff von Martyrium, von Kraftausdauer und heldenhaftem Einsatz. Der Piz Kesch wird nun zum 3417-Meter- und 70-Zentimeter-Mythos, das versprechen Tuffl i und Co. für das neue Jahrtausend. Nun hält Höhenklinikchef Beat Villiger seine Sprechstunde am Scalettapass, nachdem er seine Praxis jahrelang auf dem legendären Sertigpass offengehalten hat. Villigers «Checkpoint» ist schon für manchen Entrückten zur lebenserhaltenden Massnahme geworden. Birgit Lennartz ist der Swissalpine auf den Leib geschneidert, die Siegburger Ultraläuferin läuft zum 10. Mal als Siegerin ins Sportzentrum von Davos ein. Mit Peter Gschwend feiert übrigens ein weiterer Held früherer Tgae ein überraschendes Comeback. Der Sympathieträger holt sich den
he 1000 Bergläufer wollen sich das Massenspektakel von Bergün über Chants, die Keschhütte und den Scalettapass nach Davos nicht entgehen lassen. Bergün jedenfalls platzt nahezu aus allen Nähten, und der Panoramatrail ist wegen Überlastung für die K42-Läufer gesperrt. Nach turbulenten Szenen im Vorjahr geht es für sie nun über die Alp Funtauna in Richtung Scalettapass. Neu ist die Fünfer-Stafette mit Bike, In lines und drei Läufern – Team nennt sich der Mannschaftswettbewerb nun in Anlehnung an die bereits im Gigathlon gebräuchliche Bezeichnung.
K42, der inzwischen als der höchstgelegene Marathon der Welt gelten darf. Eindrucksvolles Revival des «Märchens aus 1001 Nacht» gelang dem marokkanischen Wüstenläufer und Marathon-des-Sables-Sieger Lahcen Ahansal mit einem grandiosen Sieg auf der Langdistanz vor Grigory Murzin und Mohamad Ahansal, dem Bruder des Siegers. 4089 Teilnehmer sind das neue Mass der Dinge in Davos. Ansonsten (fast) nichts Neues, denn Murzin, der schweigsame Russe, setzt sich souverän gegen den Deutschen Thomas Miksch und den enttäuschten Vorjahressieger Lahcen Ahansal durch. Wäre da nicht die Französin Karine Herry gewesen, welche die verletzt abwesende Birgit Lennartz «beerben» konnte.
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Es hätte ein Freudentag für die Organisatoren werden können, schliesslich gab es eine Teilnahmesteigerung quer durch alle Kategorien mit einer Gesamtbeteiligung von 4514 Anmeldungen. wäre da nicht der «Fall Monica Casiraghi». In Führung liegend fehlgeleitet, das jedenfalls steht fest. Damit war letztlich der Weg fei für die Deutsche Maria Bak, die als Erste in Davos einlaufen konnte, aber wenige Stunden später durch einen Schiedsspruch hinter die Italienerin auf Platz zwei zurückversetzt wurde. Nach einigem Hin und Her sowie massiven Protesten gab Andrea Tuffl i schlussendlich den Sieg beider Rivalinnen bekannt und für beide das gleiche Preisgeld. Verständlicherweise zum Verdruss von Maria Bak. Klar hingegen der Sieg des 100-Kilometer-Weltmeisters
Rüfengänge im Wettkampfgebiet am Vorabend des Rennens sorgen für Aufregung bei den Organisatoren. Dank der grossartigen Arbeit zahlreicher Helfer kann der Anlass auf der Originalstrecke durchgeführt werden. Elisabeth «Lizzy» Hawker prägt die 21. Austragung; lediglich vier Männer sind schneller als die Britin. Mit 6:30:12 läuft sie bei ihrem ersten Start eine absolute Fabelzeit. Bei den Männer bewerkstelligt Giorgio Cacaterra den zweiten Triumph für Italien. Der C42 beginnt neu in Tiefencastel und gilt als erster Kultur-Marathon der Schweiz. Mit Urs Christen überquert ein in Davos bestens bekanner Läufer die Ziellinie als erster. Weil er unterwegs aber die Wettkampfstrecke verlässt, muss er nachträglich disqualifi ziert werden. Den Sieg «erbt» Mister Swissalpine Peter Gschwend, der sich einen Sport
Mario Fattore vor dem dreimaligen Sieger Grigory Murzin. Der K30, den Veteranen unter den Swissalpine-Läufern noch als Landwasserlauf geläufi g, hat zum Jubiläum ausgedient. Die klassische Einsteigervariante von Davos über Monstein, der Zügenschlucht, das Wiesner Viadukt nach Filisur fi el der ungebrochenen Schöpfungskraft Andrea Tuffl is zum Opfer. Wie überhaupt das Laufprogramm einmal mehr umgekrempelt wurde. Denn Davos wird zum absoluten Mekka, wo künftig alle Zieleinläufe stattfi nden. Im Klartext heisst dies, dass sich die bisherigen «Nebendistanzen» von Filisur beziehungsweise Bergün getreu dem Motto «alle Wege führen nach Davos» umorientieren müssen.
daraus macht, einmal auf jeder Distanz zu triumphieren… Der Halbmarathon (K21) und der WALK starten 2007 erstmals in Klosters auf der weltberühmten Sunnibergbrücke und enden in Davos. Dank dem attraktiven Startort erfahren die beiden Wettbewerbe einen explosionsartigen Zuwachs von 40 % beziehungsweise 60 %. Die Grossleinwand im Zielgelände mit der Live-Übertragung via Satellit von der Keschhütte kommt für die Supporter und Zuschauer einem Quantensprung gleich. Jonas Buud überrascht die gesamte Konkurrenz und darf sich als erster Schwede in die Siegerliste eintragen. Lizzy Hawker läuft wiederum ein einsames Rennen an der Frauenspitze und distanziert ihre Konkurrentinnen um mehr als eine halbe Stunde.
Einmal mehr wird dem Swissalpine ein neues Erscheinungsbild verpasst. Der Anlass entwickelt sich wieder zu einer reinen Laufveranstaltung. Der polysportive TeamWettbewerb wird ausgelagert und führt neu unter der Bezeichnung «Alpinathlon» eine Woche vor dem Swissalpine von St. Moritz über den Albulapass auf die Schatzalp nach Davos. Auch das Rahmenprogramm erhält einen klangvollen Titel: Highseven. Der Begriff
steht für hoch in den Alpen für sieben Tage und bildet die sportliche-kulturelle Brücke zwischen den beiden «Tuffl i»-Events». Davos verliert seinen Status als alleiniger Zielort. Damit sie einfacher zu laufen sind, führen der K31 (ex K28) und der C42 wieder in die umgekehrte Richtung. Erstmals fi guriert der K11 (Laret – Davos) im Wettbewerbsprogramm. Er richtet sich an Laufeinsteiger und Jugendliche.
Mit der Einführung von zusätzlichen Seniorenkategorien beim C42 schenken die Verantwortlichen – inzwischen ja selber in die Jahre gekommen und deshalb für deren Anliegen sensibilisiert – den älteren Läuferinnen und Läufern ein besonderes Augenmerk. Gegen den bei allen Langdistanzläufen akuten «Altersknick» soll ein wirksames Gegenmittel gefunden werden. Wem, ist es eher zuzutrauen, auch hier eine wirksame Mixtur zu fi nden, als dem geistigen Vater des Swissalpine – Andrea Tuffl i. Der Beschluss, zum 25-Jahr-Jubiläum beim K78 den Zielschluss um zwei Stunden zu verlängern und somit vielen «alten Kunden» ein Swissalpine-Revival zu ermöglichen, zielt in die richtige Richtung. Vom
Kid bis zum Oldie, ob Runner, Jogger oder Walker – auf gut Deutsch jedermann und -frau – soll sich am Swissalpine laufenderweise verwirklichen können und im Ziel als Sieger fühlen. Übrigens: Die Sieger des Swissalpine 2009 kommen beide aus Schweden. Jonas Buud schafft den klassischen Hattrick und bei den Frauen gibt seine Landsfrau Lena Gavelin der gesamten weiblichen Konkurrenz das Nachsehen. Die 4732 Gemeldeten reisten aus 50 Nationen nach Davos. Ein Rekord, der sowohl bei den Veranstaltern wie den Touristikern für gute Stimmung sorgte. Eine Steilvorlage ins Jubiläumsjahr «25 Jahre Swissalpine».
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