Gebäudehülle 11.2018 - Der keramische Schiefer Bellus

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FAKTEN Bauherrschaft und Ausführung Salzgeber + Co. Holzbau, Sils im Domleschg Architektur EMULSION Innenarchitektur Tanja Jörimann und Werner Woodtli, Sils im Domleschg Ziegellieferant ZZ Wancor AG (Bildungspartner Gebäudehülle Schweiz)

Auch farblich harmoniert die keramische Dach eindeckung sehr gut mit der Fassade und den Holz-Metallfenstern.

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DER KERAMISCHE SCHIEFER

Bellus heisst der leichteste und dünnste derzeit erhältliche Dachziegel, der mit seiner modernen Optik und seinen hohen Festigkeiten das Anwendungsgebiet der keramischen Gebäudehülle in mehrfacher Hinsicht erweitert. Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 ist die in Sils im Domleschg beheimatete Salzgeber + Co. Holzbau stetig gewachsen und beschäftigt heute 25 Personen. «Der Raum wurde langsam knapp, umso mehr als wir auf eine Holzschnitzelheizung umstellen wollten und Platz für das Schnitzellager brauchten», führte Firmeninhaber Heinz Salzgeber aus. Neben einer neuen Werkstatt musste vor allem ein neues Bürogebäude gebaut werden, um das Raumangebot wieder dem Bedarf anzupassen. Als Vertriebspart-

ner von Holz 100 – einer reinen Holzbauweise, die gänzlich auf Leim oder metallische Verbindungsmittel verzichtet – war es der Firma ein Anliegen, den Neubau in dieser Bauweise zu erstellen und auch sonst, wo immer möglich, nur naturnahe Materialien zu verwenden. Das für den Neubau vorgesehene Zeltdach sollte aus ästhetischen Gründen mit einem möglichst flachen Material eingedeckt werden. «Wir hatten erst an Faserzementplatten gedacht, doch als wir von dem neuen Ziegel Bellus hörten, sahen wir

Kratzfest

Frostbeständig

Für Neubau und Renovierung

UV-beständig und daher farbecht

Formstabil

Atmungsaktive Keramikschicht Abnehmbar und wiederverwendbar

Ultradünn

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Haltbares, langlebiges Material Flache, moderne Form

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Keramikschiefer-Dachziegel für moderne Dächer • Leichtgewichte – ideal für Renovierungsarbeiten | Da Bellus Keramikdachziegel so leicht sind, eignen sie sich ideal für Renovierungsprojekte. Beim Austausch alter Dachziegel oder Schiefereindeckungen ist es oft nicht erforderlich, die Dachstruktur zu verstärken. • Modern | Mit seinen schlanken Linien ist Bellus die perfekte Wahl sowohl für moderne Neubauten als auch für Renovierungen. Durch das dünnere hintere Ende und die modifizierte Breite des Kopfes fügen sich mit Bellus Keramikziegeln gedeckte Dächer nahtlos zusammen. Dank des ebenfalls erhältlichen keramischen Zubehörs ist sichergestellt, dass Abschlüsse und Details sauber ausgeführt werden können und alle architektonischen Aspekte voll zum Tragen kommen. • Dauerhaft schön | Bellus Keramikziegel behalten dank der Engobierung, die beim Brennen zu einer feinen, matten Schicht auf dem Ton führt, dauerhaft ihre Farbe. Das Endergebnis ist langlebiger und ästhetischer als bei einer herkömmlichen Beschichtung.

Bellus wurde mit dem renommierten Ökolabel «natureplus» ausgezeichnet. Dieses Label ist die internationale Anerkennung für gesunde und ökologische Baustoffe.

Die eingelegte Traufrinne sowie die Trauflüftung laufen um das ganze Dach herum.

in ihm die ideale Lösung für uns, weil es sich um ein Naturprodukt handelt», fährt Heinz Salzgeber fort. Bellus ist denn auch mit dem Ökolabel «natureplus» für gesunde und ökologische Baustoffe ausgezeichnet. Den Entscheid für das neue Produkt bereut der Holzbauer nicht, auch wenn die vielen Zuschnitte, die beim Zeltdach anfielen, und die bleibende Sichtbarkeit der Schnittkanten bei der Verarbeitung des harten Ziegels etwas herausfordernd waren. «Das Endprodukt passt wunderbar zu unserem Bau», freut sich der Bauherr, weil der pünktlich zum 25-jährigen Bestehen der Firma fertiggestellte Neubau damit

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auch auf seiner Dachhaut die Philosophie des Unternehmens ausstrahlt. Sehr dünn und doch sehr widerstandsfähig Bei Bellus handelt es sich um einen in seinem Herkunftsland Belgien bereits seit Jahren verwendeten, besonders dünnen Keramikschieferziegel. Für seine Tonmischung werden speziell ausgewählte und sehr feinkörnige Rohstoffe verwendet, die sich in belgischen Lagerstätten finden. Um die dünne Ziegelform überhaupt herstellen zu können, muss dem Ausgangsmaterial beim Extrudieren die Luft

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BELLUS…


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Bellus im Härtetest im schneereichen Winter 2017/18. Die maximale Schneehöhe betrug auf der Belalp über 3,5 Meter.

Zum Zubehör von Bellus gehört unter anderem ein speziell für die Schweiz entwickeltes Firstentlüftungsprofil.

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Ausführungsdetails für das Verlegen des neuen Keramikschiefers: Einteilung der Ziegel (oben), Anordnung der Ortgangziegel (Mitte) und mögliche Ausführung bei ins Dach eingelegten Ortrinnen (unten).

entzogen werden. Dies verleiht dem noch feuchten Material eine höhere Stabilität und führt zudem zu einem viel kompakteren Gefüge. Diese dichtere Packung wiederum erhöht die Druckfestigkeit, aber auch die Frostbeständigkeit des Materials. Letztere ist in Belgien besonders deshalb ein Kriterium, weil die Temperaturen dort im Winter oft um den Nullpunkt oszillieren und damit viele Frosttauzyklen anfallen. Bei uns in der Schweiz ist jedoch auch die hohe Druckfestigkeit von grossem Interesse. Denn konventionelle keramische Produkte können unter zu hohen Schneelasten brechen, weshalb die obere

Einsatzgrenze von Dachziegeln bei rund 1 900 Metern über Meer liegt. ZZ Wancor prüfte letzten Winter die Tauglichkeit von Bellus auf einer Bezugshöhe von rund 2 300 Metern über Meer an einem mit dem neuen Ziegel eingedeckten Objekt auf der Belalp im Kanton Wallis. Das Dach hat den sehr schneereichen Winter 2017/18 problemlos und ohne Frostschäden überstanden – und dies bei einer maximalen Schneehöhe von 358 Zentimetern gemäss den Messwerten des Schweizerischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung.

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Dank seiner beiden Nagellöcher lässt sich der Keramikziegel Bellus mit wenigen Hammerschlägen auf der Dachlattung sicher befestigen.

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Alternative zu Faserzementplatten und Naturschiefer Bellus erweitert das Anwendungsgebiet der keramischen Gebäudehülle aber nicht nur mit dem Einsatz in höheren, bisher Faserzement- oder Natursteinplatten vorbehaltenen Lagen, sondern auch in weiterer Hinsicht. Denn der dünnste und leichteste Tondachziegel der Schweiz eignet sich nicht nur für das Dach, sondern gerade auch für den Einsatz an Fassaden. Die einmalige schieferartige Keramik bietet sich damit auch hier für ein Anwendungsgebiet an, das bislang von Faserzementplatten und Naturschiefer abgedeckt war. Gegenüber den Faserzementplatten punktet Bellus mit seiner Langlebigkeit und mit einer deutlich moderneren Optik, die gerade auch im Fall von Sanierungen von Interesse sein kann. Vergleicht man ihn mit Naturschiefer, so sprechen die tieferen Kosten und die einfachere Verarbeitbarkeit einschliesslich vorhandener Zubehörteile auch hier für Bellus. Das neue Produkt wird

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zudem in mehreren Farbtönen angeboten, wobei die Ziegel stets komplett durchgefärbt und engobiert sind, um auch bei den Schnittkanten ein stimmiges Bild zu erhalten. An die Schweiz angepasstes Produkt Bei Bellus handelt es sich um ein hochwertiges technisches Produkt, das auch entsprechende Anforderungen an die Planung und die Ausführung stellt. Die Ausführungsdetails müssen unbedingt bereits in die Planung einfliessen, will man Improvisationen unter Zeitdruck vermeiden. Ein wesentlicher Unterschied zu den herkömmlichen Tondachziegeln liegt darin, dass der obere Bereich von Bellus tiefer im Dach liegt. Dies wiederum wirkt sich auf die Anschlüsse aus, die daher anders zu planen sind. Bellus ist aber umfassend an die hiesigen Verhältnisse adaptiert worden. Speziell entwickeltes Zubehör wie First-, Grat- und Ortgangziegel oder Endplatten für verschieden geneigte Firste erleichtern die Ausfüh-


rung. Und wie stets bei ZZ Wancor stehen auch Plandetails zur Verfügung. Wie die Salzgeber + Co. Holzbau beim Eindecken ihres Dachs bemerkte, ist die Bearbeitung des Bellus ein wenig anspruchsvoll, weil er sehr viel härter als übliche Ziegel ist. Schulungen für interessierte Anwender gehören daher mit zur Einführung des neuen Produkts. Bellus stellt mit seiner Optik und seinen Festigkeiten eine sehr attraktive Alternative zu den in der Schweiz oft verwendeten Faserzementplatten dar. Bei Sanierungen bestehender Dach- und Fassadeneindeckungen ergibt sich so eine interessante Möglichkeit, das Erscheinungsbild mit einem Naturprodukt aufzufrischen. Doch auch bei Neubauten überzeugt der langlebige keramische Schiefer als ideale Lösung, wie die Anwendung in Sils im Domleschg zeigt. Dass Bellus bei Bauherren generell auf äusserst reges Interesse stösst, hat sich zudem bereits auf ersten Messen in der Schweiz gezeigt.

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Dachdetails.

WWW.ZZWANCOR.CH

ZZ Wancor AG 8105 Regensdorf T 0848 840 020 Bildungspartner Gebäudehülle Schweiz

Detail des Dachs an der Gebäudeecke mit Blick in die eingelegte Traufrinne sowie auf die Trauflüftung.

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