ErinnerunganeinenMassenmord
Mahnungfür heute: das „KaddishRequiem ‚Babyn Jar‘“des ukrainischen KomponistenJevhenStankovych, im Wiener Konzerthaus interpretiertvom Kyiv Symphony Orchestra. Es dirigiertOksana Lyniv.
Eswar allessehrgut undversöhnendgemeint, allerdings wurdedarausungeplantgleichsam dererste Debattenprogrammpunkt derFestwochen-Äravon Intendant Milo Rau.
DabeigingesumzweiinteressanteKonzerte.Siesolltensymbolisch–imSinneeiner Friedensbotschaft–zusammenkommen:Das KaddishRequiem„BabynJar“,dirigiertvonder Ukrainerin Oksana Lyniv, sollte in Gemeinschaft mitdem WarRequiem vonBenjamin Brittenaufgeführtwerden.
DadasSWR-OrchesterbeiBrittenabervon DirigentTeodorCurrentzishättegeleitetwerdensollen,gabesEinspruch.Lynivwolltemit Currentzis,der nach wievor zumKrieg RusslandsgegendieUkraineschweigt,nichtinZusammenhang gebracht werden
Vordem RequiemeineTodesfuge
Also wurdedas Britten-Konzertabgesagt, und„BabynJar“,umgesetztvomKyivSymphony Orchestra, bleibt ohne Gegenüberstellung derbeidenWerke allein mahnend im Mittelpunkt.Die Festwochen entsprachenLynivs Wunsch,aktuell nichtineinen inhaltlichen Kontextmit Currentzis gestellt zu werden
FürdieWienerAufführungdesKaddishRequiem,dieam2.JuniimWienerKonzerthaus stattfindet,wirdzusätzlicheinaktuelleszeitgenössisches Stückaus derUkraine komponiertund aufgeführt
Das „Kaddish Requiem‚Babyn Jar‘“, das Oksana Lynivdirigierenwird, erinnertandie Vernichtungvon über33.000Jüdinnen undJuden.
DasHauptwerk vonJevhenStankovych, beidem auch dasYoung Symphony OrchestraofUkraineundderNationalChoirofUkraineteilnehmen,weistaufeinehistorischeKatastrophehin, diesichauf demheutigenGebiet derukrainischenHauptstadtKiewim Jahr1941inderSchluchtBabynJarereignete Dortwurdenüber33.000JüdinnenundJuden vondeutschen Nationalsozialistenermordet. Es gilt alsdas größte Einzelmassaker des ZweitenWeltkriegsinEuropa. Dieses Verbrechenstrahltbisheuteaus,dieIdentitätunzähligerOpfer istbis heutenicht geklärt.
chesterwurde 2016 in derNationaloperin Kiew uraufgeführt.Das Werk wird,wie gesagt,imKonzerthaus nichtalleinaufgeführt werden:IhmwirdeineUraufführungvonEvgeni Orkinvorangestellt
gleichnamigenKonzert fürVioline,Sprecher undOrchester verarbeitet.
Dasvom ukrainischen KomponistenJevhenStankovychgeschriebene KaddishRequiem fürSprecher, Solisten, Chor undOr-
DieTodesfugevonPaulCelan,welchedieAtmosphäre in einemVernichtungslager schildert,wirdvon KomponistEvgeniOrkin im
Hierbeimutiert dasOrchester zu einerArt Funkgerätder 1940er-Jahre. DiemusikalischenEinwürfeund Zitate derbeidenSolistenverschmelzenzueiner Erzählung, dieleiderauchheute noch Aktalitätaufweist. Wiener Konzerthaus, Großer Saal,2.6., 20.00
Uraufführungals Wien-Debüt der FranzösinCaroline Guiela Nguyen.
Tränenfür diePrinzessin
Dramaumein sehr teures Kleid: „Lacrima“
CarolineGuielaNguyensEinstieginWienkommtgleichals großeUraufführungindie HalleE desMuseumsquartiers: mit einerProduktiondesThéâtreNationaldeStrasbourg, dasdie in Frankreichäußerst erfolgreiche 42-Jährige seit Herbst 2023 leitet.Die Festwochen treten alsKoproduzent von Lacrima auf.
Erzähltwirddie Geschichte der Herstellungeines hochnoblen britischenBrautkleids,vorallemausder Perspektivevon üblicherweiseeher wenigbeachtetenBeteiligten –darunter dieSchnittzeichnerin und eine Spitzenklöpplerinaus Frank-
reichsowie einindischer Handsticker.EsgehtumprekäreArbeitsbedingungenindiesemTop-SecretProjektder HauteCouture füreine Prinzessin, um Lebensträume und Gewalt im Alltag jener, diedas tolle Heiratskostümzustande bringen. Nguyen besitztein feines Gespür fürTheaterinszenierung. Dies hat sieetwa2017mit Saigon bewiesen, dasauch beim renommierten Festivald’Avignon zu sehenwar,oder 2022 an derBerlinerSchaubühne mitKindheitsarchive übervietnamesische Kinder,die in Deutschland adoptiertwurden. (ploe) MQ HalleE, 30.+ 31.5., 19.30
TIPPS
JaWa istdie Geschichteeines Sozialprojekts,das dieKünstlerJanekTurkowskiund IwonaNowacka 2021 initiiert haben. Volkstheater, Dunkelkammer,4.–9. 6.
The Making of Berlin Spuren der Radioübertragungvon Wagners „Götterdämmerung“ derBerliner Philharmoniker1945 ausden Bunkern desfallendenNaziregimes. Theater Akzent, 3.–5.6
Medeas Kinder Milo Raulässt sechs Kinderauf dieBlutspurhinweisen,die Erwachseneauf diesem Planeten hinterlassen Jugendstiltheater, 31.5.– 2. 6.
„Medeas Kinder“ineiner gnadenlosen Welt
Foto:MichielDevijver
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Derscharfe Karl
Vorlesungen fürWiens streitbarsten Kraus
Wenninzwölf Jahren sein 100.Todestaggefeiert wird,möglichst mitmehr Pfefferalsjetztsein150.Geburtstag, wird mansichwohldieserHommage an Karl Krausbei denFestwochen 2024 entsinnen.
Fünf „Vorlesungen“– schmissig als„Lectures“bezeichnet–hatClaus Philipp, einstKulturchefbeim STANDARD,konzipiert. Es lesen CorneliusObonya, FlorianScheuba (26. Mai),Petra Slottova, Samouil Stoyanov(2.Juni),späterunteranderenClemens J. Setz undTheaEhre.
Werwill, kann sich mitder Lektüre der Fackel von„Anfang Juni
1924“(Nr.649–656)vorbereiten,in derKrausnicht nurseinen Drucker Georg Jahoda zu dessen 60er feiert, sondern auch das25. Fackel-Jahr undseineneigenen 50.Geburtstag: mitkommentierter Publikationdiverser Gratulationen. Dermaximal unbeliebte respektive verehrte SprachfanatikerKraus hatnie eine Nachfolgegefunden. ZurEntschädigungwirdhierausDie Unüberwindlichen und Dieletzten TagederMenschheitgelesen,weiters u. a. Kraus’ 700. Vorlesung„remixed“ undseine Offenbachiaden vergegenwärtigt.(ploe) p www.festwochen.at