SpitzentanzinsechteLeben
Diesüdafrikanische Choreografin undAktivistinMamelaNyamzabringtihr brisantesGruppenstück „HatchedEnsemble“ zu denWienerFestwochenins Volkstheater
Gugulethu isteineTownshipvon Kapstadt,die in den1960ernvom damaligenApartheidregime besiedeltwurde, nachdemesbegonnenhatte,das lebendige undaufmüpfigeStadtviertelDistrictSix abzureißen.Als Mamela Nyamza1976inGugulethuzurWeltkam,wardieserUmsiedlungsprozessnochinvollemGange.
HeuteistNyamzaeineanerkannteChoreografin, Kuratorin, Aktivistin undPädagogin etwa in Deutschland,Frankreichund Australien.IhreTanzkenntnisseverteilen sich über einbeachtliches Spektrum: vonBallett über modernenTanz,Jazz, denjapanischen Butō bishinzuafrikanischenTanzstilen,Gumboot (den südafrikanischen Gummistiefeltanz) undPantomime.Außerdembeherrschtsie Bewegungs- undKörpertechniken wieRelease, Horton undFlyingLow Künstlerisches Edutainment Nyamza wurdeineinelaute,von Musik durchdrungeneAtmosphärehineingeboren, aufdie siereagierte,indemsie denPulsihrer UmgebunginTanzübersetzte.Gelernthatsie unteranderem in Südafrika,New York,Londonund beiImpulstanzinWien. Nach dem TodihrerMutter,verrietNyamzaderAutorin einesBuchsüberafrikanischen Tanz,konnte siesie in ihren„Träumenspüren, wiesie mir sagte, ichsolle meinen Tanz nutzen,umechte Geschichtenzuerzählen“
Ihre echteGeschichteist,dasssie afrikanisch,eineFrauundlesbischist.„AlsichDiskriminierung in derGesellschafterfahren habe“, sagt sie, „dachteich:,Ichbin eine Künstlerin, also werdeich dieStimmesein, diediese Themen anspricht.‘“
Leiseklicken Wäschekluppen an duftigen Tutus, wenn sich Mamela Nyamzas Tanzgruppe von rassistischen Zuschreibungenabwendet.
Heuteist über siezulesen,ihre„ultimative Vision“sei es,„denTanz zumGenre der Performance-Kunstzumachen,Körperpolitik zu allensozialenThemenzuvermitteln“ und, wieesheißt, „toedutain“, also durchUnterhaltungzuerziehen. Ihrniederschwelliger Tanz-undChoreografiestilverbindettraditionellen mitheutigemTanz.
BeidenWienerFestwochengastiertsiemit demStück HatchedEnsemble, dasaus einer
Geschlechterdiskurs, Antirassismus undDekolonisierung in derBar
Kunst fürneue Welten
Nora Chipaumires„Dambudzo“imMumok
mJahr2008filmtenAllaKovgan undDavid Hinton eine rasante Doku über dieTänzerinNora Chipaumire,die später auch vom TV-SenderArteausgestrahltwurde Nora zeigt,wiedie1965imdamaligenRhodesien undheutigenSimbabwegeboreneKünstlerinindie Landschaft ihrerKindheit zurückkehrtund durchErinnerungenan ihre Jugend reist.
Gedreht wurdeinSüdafrika,zu sehensindlokaleFiguren ausPerformanceund Tanz,von Schulkindern biszuGroßmüttern
AktuelllebtChipaumire,dieauch US-Staatsbürgerinist,inBrooklyn,
NewYork. In Simbabwe hatsie Jus studiert undinKalifornien Tanz DiewichtigstenkünstlerischenThemenzieht sieaus ihrerBeschäftigung mitGeschlechter-,Kolonialismus- undRassismus-Diskursen BeidenWienerFestwochenzeigt NoraChipaumireimMumokdieUraufführungderPerformance-Installation Dambudzo.Bei zwangloser Bar-AtmosphäremitMusikwirddas Publikum eingeladen, aktivan Ideenfür,wie es heißt, „neuemöglicheWelten“ mitzuarbeiten. Stichwort:Dekolonisierung.(ploe) Mumok,11.–14.6.,19.00;Installationbis 23.6., täglich10.00–18.00
ReihefrühererArbeiten derNullerjahre (Hatch, Kutheni, Shift und, zusammen mit ihremSohn, Hatched)hervorgegangenist HatchedEnsemble, 2023 im südafrikanischenMakhandauraufgeführt,gastiertjetzt im Volkstheater alsGruppenstückfür neun Tänzerinnen, diesichüberden Spitzenschuh hinaus in dieEchtheitvon Mamela Nyamzas
TIPPS
Exhaust/Ajax Kris Verdonck rechnetmit demVerbrennungsmotor ab.Auf zumHeldenplatz, wo dieser Maschine der Garaus gemacht wird!Eintritt frei,Start beim Haus derRepublik, 22.6., 20.30
The TalkingCar isteinewilde Autofahrt (mitVerbrenner-PS?) in Richtung Abgrund. AgnieszkaPolska zeigt, dass Menschen mitihren Maschinennicht umgehenkönnen MQ,Halle G, 16.–18.6 20.30
Zwei Sonnenscheinen bei „The Talking Car“.
spezialFestwochen isteineentgeltliche Einschaltung in Form einer Kooperation mitder WienerFestwochenGesmbH. Die redaktionelle Verantwortung liegtbeim Standard
gesellschaftlichen Themen bewegen. Mitdabei sind ein Live-Musiker,Given „Azah“ Mphago,und dieOpernsängerin LithoNqai. In HatchedEnsemble werden laut einerBeschreibung desStücks„(Geschlechter-)NormendekonstruiertsowiesexistischeundrassistischeZuschreibungenentlarvt“ Volkstheater, 9. 6.,19.00 +10. 6.,20.00
Kratztdie Fake-Werkstatt an einemverkommenen System?
DieAurader Fälschung
ŁukaszTwarkowskischauteinemMonsterins Maul
Kunstfälschung– istdas nur verbrecherischoderauchsubversiv biszuweilenkomisch?
Um daszuklären, kreist dieses monumentaleTheaterstücküberdem Werk des1903imheute lettischen Daugavpils geborenenund im Alter vonzehnJahrenindie USAemigrierten Marcus Rothkowitz,berühmtals Mark Rothko Bei Rohtko lässtder vielgelobte polnischeRegisseur Łukasz Twarkowski sein Publikum in dieGeheimnisseder Aura vonKunst eintauchen. Dabeispieltklarerweise Walter Benjamins Essayklassiker DasKunstwerk im Zeitalterseiner
technischenReproduzierbarkeit (1935) eine Rolle. Aber Twarkowski dringt mitden Schauspielerndes Dailes TheatreausRiganochweitervor:in dieteilweise toxischenKanäledes Kunstbusiness. Spekulation, Gier undkriminelle Energiespielen in diesem Wirtschaftszweig,der diebemühten ethischenAnsprüchedergegenwärtigenbildenden Kunstkonterkariert,ebensoeineRollewiedieLust, dieses Monster durch Fakesund Simulationen zu unterminieren. Hier wird diesem Monster ins Maul geschaut.(ploe) MQ,Halle E, 21.–23.6., 19.30