DE Ein Haute-Couture-Haus erhält von der britischen Prinzessin den Auftrag, ein Brautkleid zu entwerfen. Ohne das Endprodukt zu kennen, arbeiten über acht Monate hinweg die Schnittzeichnerin in Paris, die Spitzenklöpplerin in der Normandie und der Handsticker in Mumbai an unterschiedlichen Enden dieses geheimen Projekts. Anhand der Entstehung eines königlichen Hochzeitskleides erzählt die französische Regisseurin Caroline Guiela Nguyen, die zum ersten Mal in Wien eine Arbeit zeigt, eine Geschichte von struktureller und privater Gewalt. Während in der Wirklichkeit alle Beteiligten zum Stillschweigen verpflichtet sind, werden auf der Bühne ihre Schicksale erzählt. Guiela Nguyen gelingt ein berührendes Stück über die Gewalt, den Schmerz und die Tränen (ital. lacrimas), die hinter überwältigender Schönheit liegen.
EN An Haute Couture house receives the unusual commission by the British princess to design a wedding dress. During eight months, various people are working on different parts of this secret project without knowing of the final product: the pattern maker in Paris, the lacemaker in Normandy and the hand embroiderer in Mumbai. With her very first work shown in Vienna, French director Caroline Guiela Nguyen tells a story of structural and private violence at hand of the creation of a royal bridal gown. While all those involved are in reality obliged to silence, their fates are being narrated on stage. Guiela Nguyen skilfully presents a touching play about the violence, the pain and the tears (italian lacrimas) that are concealed behind overwhelming beauty.
The English version of the evening programme can be found here! festwochen.at/en/lacrima
30. / 31. Mai, 19.30 Uhr
Halle E im MuseumsQuartier Englisch, Französisch, Tamil deutsche und englische Übertitel
2 Std. 45 Min.
Hinweis
Empfohlen ab 16 Jahren
Das Stück thematisiert psychische Gewalt und Suizid.
Bei der deutschen Übertitelung wird aufgrund begrenzter Zeichenanzahl und hoher Lesegeschwindigkeit auf das Gendern verzichtet. Wir bitten um Verständnis.
Text, Regie Caroline Guiela Nguyen Übersetzung (Englisch,Tamil, Französische Gebärdensprache LSF) Carl Holland, Rajarajeswari Parisot, Nadia Bourgeois Mit Dan Artus, Dinah Bellity, Natasha Cashman, Charles Vinoth Irudhayaraj, Anaele Jan Kerguistel, Maud Le Grevellec, Liliane Lipau, Nanii, Rajarajeswari Parisot, Vasanth Selvam und im Video Nadia Bourgeois, Charles Schera, Fleur Sulmont sowie mit den Stimmen von Louise Marcia Blévins, Béatrice Dedieu, David Geselson, Kathy Packianathan, Jessica Savage-Hanford Künstlerische Mitarbeit Paola Secret Bühne Alice Duchange Kostüm und High-Fashion Pieces Benjamin Moreau Licht Mathilde Chamoux, Jérémie Papin Sounddesign Antoine Richard in Zusammenarbeit mit Thibaut Farineau Musik Jean-Baptiste Cognet, Teddy Gauliat-Pitois, Antoine Richard
Musikaufnahmen Quatuor Adastra – quatuor à cordes Video Jérémie Scheidler Motion Design Marina Masquelier Casting Lola Diane Inspizienz Dramaturgie Louison Ryser, Tristan Schinz (Studierende der Schauspielschule des Théâtre National de Strasbourg) Regiehospitanz Iris Baldoureaux-Fredon Assistenz Dramaturgie Hugo Soubise Hospitanz Ton Ella Bellone Künstlerische Beratung Juliette Alexandre, Noémie de Lapparent Bühnenbild, Kostüme, Stickarbeiten Werkstätten des Théâtre National de Strasbourg Übersetzung Übertitel Almut Kowalski (Deutsch), Rosy Fielding (Englisch) Übertitel Aurélien Foster
Produktion Théâtre National de Strasbourg Koproduktion Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, Festival TransAmériques (Canada), La Comédie – centre dramatique national de Reims, Points communs – Nouvelle scène nationale Cergy-Pontoise / Val d’Oise, Théâtres de la Ville de Luxembourg, Centro drámatico nacional (Madrid), Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa, Théâtre de Liège, Théâtre National de Bretagne, Festival d’Avignon, Les Hommes Approximatifs Mit Unterstützung von Odéon – Théâtre de l’Europe (Paris), Théâtre Ouvert – Centre National des Dramaturgies
Contemporaines (CNDC), Maison Jacques Copeau, Musée des Beaux-arts et de la Dentelle d’Alençon, Atelier-Conservatoire National du Point d’Alençon, Institut Français Neu Delhi, Alliance française de Mumbaï
durchgeführt vom Team Wiener Festwochen | Freie Republik Wien
Uraufführung Mai 2024, Wiener Festwochen | Freie Republik Wien
Caroline Guiela Nguyen
CAROLINE GUIELA NGUYEN IM GESPRÄCH
Du probst derzeit LACRIMA, das dein erstes Stück am Théâtre National de Strasbourg sein wird. Kannst du etwas zu deiner ursprünglichen Idee für dieses Werk sagen und wie sie sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat?
Ich dachte an das Hochzeitskleid von Lady Di! Ich hatte keine genaue Erinnerung daran, denn damals war ich gerade erst auf die Welt gekommen, aber meine Mutter hatte mir davon erzählt. Als ich recherchierte, entdeckte ich, was alles unternommen worden war, um das Geheimnis um die Herstellung dieses Kleides zu hüten. Meine ursprüngliche Idee bestand darin, über das Geheimnis zu sprechen. Parallel dazu entdeckte ich die Arbeit von Rieko Koga, einer Künstlerin, die Sätze von Hand auf Stoffe näht. Ich war beeindruckt von einem ihrer Werke, bei dem sie Folgendes auf Leinen gestickt hatte: „Ein Volksglaube in Japan, von dem ich vollkommen überzeugt bin, besagt, dass Stiche magische Kräfte haben. Die Kleider, die meine Mutter für mich nähte, als ich ein kleines Mädchen war, hüllten mich immer in ihre große Liebe. Und ihre Nähte auf deren Rücken schützten mich vor Angst und Furcht“. Und nach und nach entstand eine Idee, die fast märchenhaft anmutet: Was wäre, wenn es eine Geschichte gäbe, wo alle Figuren mit der Herstellung eines Kleides in Zusammenhang stünden? Ich ging sogar noch weiter und dachte: Wir sollten herausfinden, wie jede Person, die mit diesem Kleid in Berührung kam, in gewisser Weise in den Bann eines Fluchs geriet. Heute habe ich den Eindruck, dass mich alles in Richtung Schneiderei und später in Richtung Haute Couture, die wirklich eine Welt voller Geheimnisse ist, führte. Auf dieser Grundlage konnte ich meine Erzählung oder vielmehr meine Erzählstränge aufbauen, denn ich arbeite immer in einer Art Vielstimmigkeit, mit einer ganzen Anzahl an Geschichten, die ineinander verflochten sind und die jeweils andere Geschichte widerhallen lassen. Der Ort war vor-
gegeben: das Universum einer Schneiderei. Es ist die Geschichte einer Prinzessin, die ein wunderschönes Hochzeitskleid haben möchte, und der Zeitraum für die Umsetzung ist mit acht Monaten knapp bemessen.
Der Ort ist immer ein erster Ausgangspunkt in deiner Schreibtätigkeit. Wie veränderte sich die Idee des Ateliers im Laufe deiner Entdeckungen und Treffen?
Ich stellte mir zuerst ein Atelier aus dieser Welt der Haute Couture im Zentrum von Paris vor. Ich verbrachte viel Zeit mit Modellist:innen und Schnittzeichner:innen und anderen Personen, die verschiedene Berufe in dieser Welt der Haute Couture ausüben. Dann hatte ich die Idee mit dem Hochzeitsschleier, was mich auf die Spitze von Alençon brachte. Ich verbrachte einige Zeit vor Ort, sprach mit den Spitzenmacherinnen sowie mit Johanna Mauboussin, der Kuratorin und Direktorin des Museums der Schönen Künste und der Spitze. Auch hier war wieder Vertraulichkeit verpflichtend. Die Erzeugung der Spitze von Alençon unterlag einer Art Betriebsgeheimnis.
Dann kam ich nach Indien: Die Stickereien werden dort hergestellt. Ich besuchte also die Werkstätten in Mumbai und dieser Aufenthalt führte zu einem Paukenschlag in meiner Schreibtätigkeit: Bis dahin wollte ich mich vollkommen auf die Lebensgeschichten von Frauen konzentrieren. Die Stickereien werden jedoch von muslimischen Männern angefertigt, es handelt sich um ein Handwerk, das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird, und die indischen Sticker sind die besten der Welt. Sie sind im Besitz eines unvergleichlichen Know-hows und ihre Arbeit ist auf den schönsten Kreationen der HauteCouture-Modeschauen zu sehen. Ich dachte mir, dass ich dieses Thema unmöglich beiseitelassen konnte.
Daraus entstand die Idee eines Ateliers an einem
jeweils anderen Ort: ein Atelier in Paris, wo das Kleid hergestellt wird, eines in Alençon, wo die Spitze gefertigt wird und eines in Mumbai, wo die Stickereien entstehen. Mir gefiel die Idee dieser vielfältigen geografischen Orte, an denen vor dem Hintergrund einer zeitgenössischen Welt Themen wie Gewalt und Geheimhaltung verhandelt werden.
Das Geheimnis, von dem du sprichst, ist sogar Gegenstand von Vertraulichkeitsverträgen. Man kann sich fast nicht vorstellen, dass sehr viele Menschen arbeiten, ohne jemals genau zu wissen, woran.
Die Welt der Haute Couture ist faszinierend: Zu Beginn steht die Idee von Modeschöpfer:innen und rundherum gibt es einen sehr hohen Technisierungsgrad, zu dem man keinen Zugang hat. Auch in Mumbai findet man die Kultur der Geheimhaltung. Wenn man in die Ateliers will, muss man sein Telefon am Eingang abgeben. Man erfährt nicht, für welche Marken die Sticker gerade arbeiten. Fragen stellen ist verboten, das Fotografieren natürlich ebenso. Ich war kurz vor der Fashion Week dort und in den Ateliers herrschte Hochbetrieb. Veranstaltungen, die in Mailand, Paris oder New York stattfinden, werfen ihre Schatten in Mumbai voraus. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Sticker Tausende von Kilometern von diesen Modeschauen entfernt leben.
In LACRIMA geht es um dieses Know-how der Inder:innen, von dem Europa und die reichen Länder profitieren. Natürlich leben viele Personen in Indien von dieser Arbeit. Wie kann man also ein faires, ethisch gerechtes Verhältnis herstellen? Kann man die Arbeitsbedingungen verbessern, ohne dies auf postkoloniale Art und Weise zu tun, also ohne Maßnahmen durchzusetzen, die aus einem europäischen Planungsbüro stammen und ohne Diskussion und Einbindung der indischen Unternehmen und der Menschen, die dort arbeiten, umgesetzt werden? Über soziale Netzwerke verbreiten sich Nachrichten sehr schnell, es gibt also eine gewisse Angst, dass in den indischen Ateliers etwas
passieren könnte, das negative Auswirkungen auf das Image der großen Marken haben könnte. Dann gibt es seit neuestem dieses fast übertriebene Bestreben nach einer „totalen Transparenz“, das parallel zu der seit Jahrzehnten bestehenden Kultur der Geheimhaltung existiert.
Wir sprachen über das Berufsgeheimnis, aber du hast auch Erzählstränge entwickelt, in denen es um persönliche oder um Familiengeheimnisse geht.
Ich möchte hier nicht das Leben der Figur Therese verraten, aber ein Thema taucht immer wieder auf: Die Art und Weise, wie Frauen Geheimnisse hüteten und/oder Schweigen wahrten. Während sie selbst entweder zu Opfern oder Zeug:innen von familieninterner Gewalt wurden, trugen sie das Geheimnis und das Schweigen darüber nicht nur in sich, sondern sie vererbten diese dann auch weiter. Ich denke da an einen Dokumentarfilm, der mich sehr beeindruckte, Geschichte eines Geheimnisses von Mariana Otero. Es handelt sich um eine Familiengeschichte, mit zwei Eltern und zwei Töchtern, von denen eine die Regisseurin des Dokumentarfilms war. Die Mutter starb, als die Mädchen noch klein waren, und unglaublicherweise teilte ihnen niemand aus ihrer Familie dies mit, und zwar wirklich niemals. Es gibt eine Szene, in der die Regisseurin ihre Großmutter einige Jahre später besucht und ihr etwas sagt wie „In Wirklichkeit ist Mama tot“. Und ihre Großmutter antwortet: „Mach es wie ich, schlaf einfach“.
Du hast dich dafür entschieden, in Abschnitten zu arbeiten: Es gibt abwechselnd Zeiten, in denen geprobt wird und Zeiten, wo probenfrei ist. Inwiefern ist diese Arbeitsmethode für dich als Autorin wichtig?
So arbeite ich schon seit SAIGON. Zu Beginn jeder Arbeitsphase komme ich mit schriftlichen Texten, die ich auf der Bühne ausprobiere und dann überarbeite. So habe ich viel Zeit, die Schauspieler:innen kennenzulernen. In meinen Aufführungen gibt es immer mehrere Sprachen, mehrere Arten von Sprachgebrauch, und ich
möchte die Besonderheiten aller Darsteller:innen erfassen können: seien es die verschiedenen Arten, Französisch zu sprechen oder das von einem Inder gesprochene Englisch, das Londoner Englisch oder das Tamil … Ich möchte, dass meine Texte sich an dem Sprachduktus der Schauspieler:innen reiben können, das ist wichtig und geschieht über einen längeren Zeitraum. In LACRIMA wie auch in meinen anderen Stücken gibt es professionelle Schauspieler:innen und Amateur:innen. Daher können wir nicht nach einem „klassischen“ Probenablauf vorgehen, wo man sich zwei Monate vor der Premiere triff und kontinuierlich probt, um die Aufführung entstehen zu lassen. Personen, die noch nie gespielt haben, brauchen eine gewisse Eingewöhnungsphase, und sei es nur die Tatsache, dass sie von zu Hause weggehen und sich den ganzen Tag in einem Theater befinden. Es gibt einen organischen Rhythmus, den man sich erarbeiten muss, und die Abwechslung von Arbeits- und Ruhephasen ermöglicht dies. Auch die Arbeit muss reifen können zwischen zwei Arbeitsphasen. Außerdem ist es sowohl für diese Personen wie auch für mich wichtig, dass wir uns wirklich kennenlernen können, und das braucht Zeit. Die Schauspieler:innen sind zwischen 18 und 82 Jahre alt, es gibt also wirklich Menschen jeden Alters und auch der jeweilige Hintergrund ist ganz unterschiedlich. Wie kann man sich wirklich begegnen? Man kann eine Pflanze nicht kitzeln, damit sie schneller wächst. Wenn ich als Autorin Menschen in meine Texte einführe, dann ist diese Vorgangsweise ein Weg für mich. Für Menschen, die zum ersten Mal Theater spielen, ist es notwendig, die Dinge langfristig aufzubauen.
In LACRIMA spielen Schauspielerinnen und Schauspieler mehrere Rollen. Machst du das das erste Mal in deiner Arbeit?
Ja, bisher habe ich das noch nie getan. Ich bin so besessen von meinen Überzeugungen; die Tatsache, dass eine Person zwei Charaktere spielen kann, erschien mir unmöglich. Gleichzeitig war
mir bewusst, dass mich das in Bezug auf die Erfindung neuer Figuren einschränkte: Ich konnte nicht eine Figur schaffen, die nur in einer einzigen Szene spielt. Also entschied ich mich, in LACRIMA zum ersten Mal Darsteller:innen in mehreren Rollen auftreten zu lassen. Ich wollte diesen Aspekt meiner Arbeit in Frage stellen und brauchte diese Freiheit beim Schreiben. Sogar die Amateurschauspieler:innen spielen mehrere Rollen. Das verändert den Blickwinkel: Früher stellte sich das Publikum vielleicht vor, dass die Person auf der Bühne das verkörpert, was sie im Leben ist. Dabei war das nie der Fall: Jede Person spielt eine fiktive Figur mit einem Namen, einem Kostüm und einer Geschichte, die überhaupt nicht ihre eigene ist. Selbst wenn die Person ein:e Amateurdarsteller:in ist, muss sie dafür wirklich eine schauspielerische Leistung erbringen. Wenn eine Person mehrere Rollen spielt, tritt der Aspekt der Fiktion stärker in den Vordergrund.
Heute ist der 26. Februar, die Premiere von LACRIMA wird am 14. Mai stattfinden. Weißt du schon genau, wie du weiterschreiben wirst oder ist der Inhalt der Geschichte noch nicht ganz klar?
Wir haben fünf Teile, den letzten muss ich noch schreiben, aber ich weiß bereits ganz genau, was der letzte Erzählbogen ist. Was den gesamten Text betrifft, so muss ich jetzt die Reihenfolge der einzelnen Abschnitte festlegen und Kürzungen vornehmen, um die Erzählung zu straffen. Dieses Schneiden des Textes ist ein Arbeitsschritt, den ich liebe, denn er stellt die zweite Form des Schreibens dar. In diesem Stadium habe ich alle meine Erzählstränge beisammen und ich weiß, welche nicht in der Aufführung auftauchen werden. Ich wusste schon sehr bald, wie das Stück beginnen und wie es enden würde, und das ist ein ziemlich gutes Zeichen. Wir haben noch zwei Probenphasen, aber was das Schreiben angeht, bin ich wirklich in der Zielgeraden.
Du planst, eine Filmserie in der Tradition von LACRIMA zu machen. Wirst du die gleichen Figuren und die gleichen Entwicklungen beibehalten?
Ich weiß es noch nicht, aber im Grunde genommen ist die Verfilmung eine völlig neue Baustelle. Ich liebe diese Idee, dass es auf der einen Seite das Stück gibt und auf der anderen Seite eine Serie entsteht. Ich freue mich darauf, einen zweiten Raum zu haben, in dem ich das, was ich erzählen will, in einer anderen Form, mit anderen Figuren und anderen Erzählsträngen darstellen kann. Zum Beispiel werde ich in der Bühnenfassung nicht auf das Geheimnis des Hochzeitsschleiers eingehen. Es ist das monumentalste Werk, das jemals in Alençon geschaffen wurde, aber man weiß nicht, für wen es
bestimmt war. Der Schleier war jahrelang verschwunden und tauchte dann in den Kreisen von Kunsthändler:innen wieder auf. Wer hatte ihn in Auftrag gegeben? Wer hatte ihn getragen und zu welchem Anlass? Das sind Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Das ist eine geniale Spur, der es nachzugehen gilt, eventuell wird es in der Serie zu einem wichtigen Erzählstrang. Ebenso möchte ich die Familiengeschichte der von Nanii gespielten Figur weiter ausbauen. Im Stück ist sie nur kurz angedeutet. Einige Dinge, die sich im Stück im Hintergrund abzeichnen, könnten in der Serie in den Vordergrund rücken. Die Serie LACRIMA wird eine Fortsetzung oder eine Parallelerzählung zu dem Stück LACRIMA sein.
Caroline Guiela Nguyen ist Autorin, Film- und Theaterregisseurin. Nach einem Soziologiestudium und einer Ausbildung an der École de Théâtre de Strasbourg hat sie 2009 die Kompanie Les Hommes Approximatifs ins Leben gerufen. Bestehend aus professionellen Schauspieler:innen und Amateur:innen entwickelt die Gruppe nach intensiver Recherche Erzählungen mit einem Fokus auf Figuren, denen das Theater sonst wenig Aufmerksamkeit schenkt. Überzeugt von der Kraft der Fiktion sucht Guiela Nguyen Inspiration für ihre Texte an Orten, die die Probleme und Schwierigkeiten unserer Zeit fassen können, und steht in engem Kontakt mit jenen Menschen, die sie „Expert:innen unserer Wirklichkeiten“ nennt. Seit 2013 zeigt Guiela Nguyen ihre Stücke in ganz Frankreich, 2017 präsentierte sie ihr Stück SAIGON am Festival d’Avignon, das seither weltweit tourt. Vier Jahre später prämierte sie in Avignon FRATERNITÉ, Conte fantastique, arbeitete anschließend u. a. an der Schaubühne in Berlin und ist seit September 2023 Leiterin des Théâtre National de Strasbourg und seiner Theaterschule. Das TNS versteht sie als einen lebendigen und einladenden Ort, an dem konstant die Beziehung zwischen den künstlerischen Werken und den Bewohner:innen der Stadt in den Blick genommen und reflektiert wird.
IMPRESSUM Eigentümer, Herausgeber und Verleger Wiener Festwochen GesmbH, Lehárgasse 11/1/6, 1060 Wien T + 43 1 589 22 0 festwochen@festwochen.at | www.festwochen.at Geschäftsführung Milo Rau, Artemis Vakianis Künstlerische Leitung (für den Inhalt verantwortlich) Milo Rau (Intendant) Textnachweis Das Interview wurde von Fanny Mentré im Februar 2024 für das Théâtre National de Strasbourg geführt und für den Abdruck in Wien gekürzt. Übersetzung Isolde Schmitt Herstellung Print Alliance HAV Produktions GmbH (Bad Vöslau)
Hauptsponsoren Fördergeber
Mobilitätspartner
Medienpartner