Oliver Láng
KEINE VERGLEICHUNG – UND UNBEGREIFLICH HIMMLISCH »übrigens ist die ganze Sache mit der oper die Mühsamste von der Welt, denn ich bin mit dem meisten unzufrieden – und – Es ist beynahe kein Stück – woran nicht hier und da meiner jezigen unzufriedenheit nicht einige Zufriedenheit hätte anflicken müssen.« Ludwig van Beethoven über Fidelio, 1814
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Die historische Pointe ist nicht zu übersehen. Da schreibt ein republikanisch gesinnter Komponist eine Oper gegen Tyrannei und Willkür und verwendet ein Libretto, das auf einer französischen Vorlage, verfasst von einem politisch fragwürdigen Wendehals namens Jean-Nicolas Bouilly, basiert. Diese wiederum baut auf einer angeblich wahren Geschichte auf, in der eine mutige Frau ihren Gatten aus der Hand der Jakobiner befreit. Die habsburgische Zensur beäugt und verbietet, um dann wieder zu gestatten – und als die Oper in Wien endlich zur Uraufführung kommt, sind seit einer Woche Soldaten – französische, wohlgemerkt! – als Besatzer in der Stadt. Sie repräsentieren die militärische und eroberungswütige Folge dessen, was knapp 25 Jahre zuvor als große Revolution begonnen hatte: als Französische Revolution, die die Tyrannei abzuschaffen gedachte. Nun in Wien: Napoleon. OLI V ER LÁ NG