Lovestory Oli und Irene Einleitung
Eines Tages, als sich Oli gerade ein Baslertübeli reinziehen wollte, traf er eine junge Frau in der Nähe eines Bürokomplexes. Er schaute Sie gespannt an und wollte plötzlich spontan wissen, was eigentlich Luxus ist, und so kam es, dass er sich halsüberkopf in die lockige Dame verliebte. Aber die hat sich von dem GP-vonBern-Hengst nicht so einfach reinlegen lassen! Kaum hatte er seinen Spanisch-Fliegen-Spray aus der Tasche geholt, sah sie ihm fest in das Weisse seiner Augen und sagte ruhig: “ich weiss genau, was auf dem Etikett deiner Unterhose steht: 30% Acryl 65% Wolle 5% Rest Nach diesem denkwürdigen Satz muss es furchtbar . . . heul . . . furchtbar geworden sein . . . Oli sah zitternd und verstört in seine Unterhose und als er merkte, dass sie Recht hatte, griff er vor Kummer zu einem Beitrittsformular der SP, und als sie bemerkte, dass er seine Unterhose umgedreht hatte, verstand sie alles und sagte mit sanfter Stimme: "Hallo – Ich heisse Irene!”
Wenn Du es nicht bist… Irene hat im Leben alles erreicht: einen spannenden Job als Talkshow-Moderatorin, ein Penthouse in Zollikofen und einen Geliebten, der nichts sehnlicher wünscht, als ihr endlich einen Tiffany-Diamantring an den Finger zu stecken. Doch tief in ihrer Seele birgt die junge Frau, die als 17-jährige ein grosser YB-Fan wurde, ein Geheimnis. Als die Presse anfängt in ihrer Vergangenheit zu stochern, kann sie ihrem Schicksal nicht mehr entkommen. Und auch nicht dem Mann, den sie seit Jahren in ihren Träumen sieht…” Kurz und bündig, Oli hab doch keine Zeit und jetzt kommst Du mit so ner Sch…..! Küss mich schnell, drück mich und zeig mir Deine strammen Waden, so hallt es noch lange durch sämtliche Büroräume weiter.
Sag mir wo die Waden sind … Das war nun leichter gesagt als getan. Oli, als aktiver, schon fast veteranischer Holligertschütteler hat nämlich gar keine Waden mehr. Denn als Platzhalter auf dem Rasen sind Plattfüsse viel effizienter als stramme Waden. Oli, clever wie er nun einmal ist, das hat er von seinem Papi mitbekommen, lenkte er Irene von ihrem diffusen Wunsch ab und fragte sie schüchtern: „Willst du meine Panini-Bildli sehen?“ Na, das war ein Angebot! Als Tschuttifan konnte Irene dieser geheimnisvollen Avance überhaupt nicht widerstehen und willigte verschmitzt ein. Oli konnte sein Glück beinahe nicht fassen. Er fuchtelte mit den Armen wild herum, bekam etwas Schaum vor dem Mund, rückte seine Lewis-Jeans in die richtige SiegerPosition und zuckte mit seinem magischen linken Zeh wie verrückt. Es schien, als wollte er dieser Frau etwas für ihn noch nie dagewesenes sagen. Konnte Irene von seinen Lippen lesen? Sie strahlte ihn mit ihrem breiten, glückvollen Lächeln und ihren treuen, braunen Rehaugen an und gab ihm die Zeit, die er brauchte. Oli erinnerte sich still an seine frühere Zeit, wie er sich all seinen Mut zusammentrommelte, als er für eine 1/4
Werbekampagne auserwählt wurde und schliesslich vor der Kamera des Fotografen posierte. Sein Herz raste. Sein Puls hämmerte wie eine Black&Decker-Maschine in ihrer besten Zeit. Er blickte Irene tief an, machte gekonnt einen seiner berüchtigten Byciclettas und fragte mit sanfter Stimme: “Darf ich von dir wissen, ob du gern mit dem Kamm durch deine Locken gleitest, wenn ich mir dabei meine Fussball-Schuhe aufbinde?” “Ah” – antworte Irene ruhig und dennoch äusserst interessiert – “das kommt drauf an. Wenn ich mich an dem Tag in meiner Haut wohl fühle und relaxet bin, dann auf jeden Fall! Aber wenn zum Beispiel nichts mehr im Kühlschrank ist, also dann nicht, gell, dann würde ich zu dir sagen: Olibär, ich kann nicht, wie willst du heute sonst dein sagenhaftes “cinque P” zubereiten. Siehst du denn nicht, dass der Kühlschrank leer ist. Ich hab jetzt andere Sachen im Kopf. Ich muss jetzt zuerst schleunigst ins Migros. Es gibt heute schliesslich fünffache Cumulus-Punkte. Mach du deinen Kram doch alleine, du Macho. Ja, das ist so meine klassische Reaktion!” Das war genau die Antwort, die bei Oli wie Milchreis runter ging, und dieser Mann liebte Milchreis wie Bill Clinton seine sitzende Amtszeit im Präsidentenb üro des Weissen Hauses. Oli umarmte Irene keck und flüsterte ihr in die Ohrmuschel: “Okay Honey, lass mich dir jetzt mein PaniniAlbum zeigen!”
Wie es im Leben nun einmal so geht… Chance verpasst! Nix wird es mit Plagieren mit den Bildli. Denn resolut stellte Irene klar, dass sie jetzt keine Zeit mehr hat für Paninis. Sowieso würden Briefmarken sie eh mehr interessieren, diese sind schliesslich Franken bringend. Schon ihre Mutter habe ihr klar gemacht, nur Einen zu heiraten der Briefmarken sammelt. Diese Typen sind ordentlich, sparsam, solid und haben dank den Märkli bereits viel auf der Kante. Der gesellschaftliche Status ist zwar nicht der beste, aber lieber ein Markengrübli als ein unseriöser Paninibildchensammler. Das hat sich Irene hinter die Ohren geschrieben und dies nun auch Oli vorgelesen. Nun sass er voll in der Klemme. Soll er sich nun als Märkeler outen? Ja, ein solcher ist er nämlich auch. Doch sein Instinkt liess ihn nicht im Stich, zum Glück! Er überlegt sofort, wie billig es wirken würde, wenn er sich als Markensammler einfach so bekennen würde und das erst noch ohne etwas auf der Kante zu haben! Darum fragte er Irene so desinteressiert wie möglich, was es denn sei, das sie so plötzlich in Eile versetze. Es sei das Tanztraining, flötete sie ihm ins Ohr. Ou, das auch noch, blitzte es ihm durch sein, bereits sehr strapaziertes Hirn. Tanzen ist nämlich nicht gerade Olis Lieblingshobby. Nichts desto trotz, brachte er seine blauen Augen zum Glühen und tat echt begeistert. Ja, einmal eine tolle Ballettaufführung mit grazilem Spitzentanz zu sehen, wünsche er sich schon seit langem. Falsch getippt, meint Irene lakonisch, Moderndance sei ihre Stärke. Tollkühne Sprünge und verführerische Schwünge gepaart mit rassigem Rhythmus und starker Ausstrahlung, das sei Moderndance. Uff, bei dieser Beschreibung kam aber unser Oli arg ins Schwitzen! Aber er hat sich nun einmal in den Kopf gesetzt, diese Irene muss die Seine werden. Für Oli war es nämlich, als ob einer von seinen Liebesromanen wahr würde. Seine Traumsituation, denkt Oli: eine Frau so hübsch wie ein Engel, die findet ihn, ja ihn, interessant! Also machte er einen weiteren tollkühnen Versuch. Mit äusserster Coolness meinte er zu Irene, nur allzu ge rne würde er bei der vorgesehenen Vorführung als Fotograf dabei sein. Denn Fotografieren, zwar immer noch mit einer konventionellen Kamera, sei seine Leidenschaft. Und übrigens Tanzen könne er momentan nur mässig, habe sich aber für einen Tanzkurs angemeld et, dabei fehle ihm leider noch eine versierte Partnerin. Dieses Schlitzohr, oder nicht?
Was sagst du dazu, wenn ich dich küsse? Irene ist von diesem Mann schwer beeindruckt. Sie kommt näher, bewegt sich um ihn, beugt den Kopf. Sie ist sehr interessiert. Sie kann die Feinfühligkeit und die Geborgenheit dieses Mannes spüren. Dieses 2/4
maskuline Wesen hat etwas Faszinierendes, fast Anziehendes. Kann schliesslich das Alter nicht etwas Verführerisches haben? Irene schätzte das Alter ihres Gegenübers nämlich auf 35 Jahre. In Wirklichkeit wechselt aber seine Alterszahl im nächsten Jahr in eine vier mit null. Das Verhalten von Irene ist eigentlich wirklich nicht sehr vernünftig. Sie kennt ihn nicht einmal. Sie möchte die Unterhaltung weiterführen, aber sie weiss plötzlich nicht wie. Sie ist jetzt ein bisschen verlegen. Zur gleichen Zeit schämt sie sich, sich in eine solche Lage gebracht zu haben und möchte fort, und zur gleichen Zeit hat sie grosse Lust, bei ihm zu bleiben. Sie weiss wirklich nicht, was sie sagen soll. Oli würde ihr gern helfen, aber er ist jetzt auch ein bisschen verlegen. Es ist nicht, dass er nur von Irene erschüttert ist, es ist auch seine Natur. Aber für Irene ist es eine andere Sache. Sie ist nicht gewöhnt so scheu zu sein. Irene schaut in seine Augen, ohne viel daran zu denken, was sie sagt. Seine Augen, die wie von einem jungen Mann sind, kontrastieren mit seinem schon etwas vorgerückten Alter. Einige, wenige Fältchen zeichnen sein feines Gesicht. Zur gleichen Zeit drücken seine Augenbrauen Teilnahme aus. Seine Augen, die wie die eines jungen, ängstlichen Hundes glänzen, lassen ihn sympathisch aussehen. Er spricht leise. Er hat alles von einem zur ückhaltenden Menschen. All das gibt ihm ein ziemlich bezauberndes Aussehen, dessen er sich nicht immer bewusst zu sein scheint. Irenes Verstand schaltet sich plötzlich aus. Sie geht jetzt noch einen Schritt näher, kommt schnell mit ihren Lippen an seinen Mund und küsst ihn innig. Dann macht sie sich ruckartig auf die Socken. Sie lächelt. Sie fühlt sich sehr glücklich. Eine Woche später denkt Oli immer noch an Irene, an diesen Kuss. Er bereut, sie weggehen gelassen zu haben. Er will sie unbedingt wieder sehen.
Kaputter Pneu, Missverständnis und Wiedersehen Irene ist zu Hause in ihrem Penthouse in Zollikofen und räkelt sich auf ihrer bequemen Liegewiese. Eine blonde, geschwungene Strähne streichelt ihre Schläfe, um an der weissen Haut ihres Halses entlang zu laufen und nach ihrem Schlüsselbein zu enden. Weil sie nicht weiss, was sie machen soll, schaut sie zum Fenster hinaus und sieht die Sonnenstrahlen funkeln. Sie muss sich immer wieder an Oli erinnern. Wie gerne möchte sie jetzt im goldenen Sonnenlicht in seinen Armen tanzen und küssen. Doch sie hat weder seinen Nachnamen noch irgendeine Telefonnummer von ihm. Sie beschliesst, einen Ausflug mit ihrem Lieblings-Opel zu machen. Kurze Zeit später entdeckt Irene aber, dass sie mit ihrem Auto nicht fahren kann. Der vordere Pneu hat ein Loch und die Gangschaltung klemmt komischerweise auch. Sie beschliesst also, den Wagen in die Garage anschleppen zu lassen. Ürsu, der Garagist und selbsternannte grösste FC Basel-Fan, ist sehr glücklich, Irene zu sehen. Er erklärt ihr spotan und sehr ausführlich und sehr liebenswürdig, wie so ein Auto funktioniert. Sie hört mit Interesse zu. Zur gleichen Zeit kurvte Oli auf seiner weissen Italo-Macho-Maschine um die Blöcke. Wie es das amorische Schicksal wollte, sah er, wie Irene in die Werkstatt verschwunden ist. Er kann sein Glück nicht fassen und beschliesst natürlich einstimmig, auf sie zu warten. Als Oli merkt, dass sie nicht sofort heraus kommt, lässt er seine Vespa salopp auf den Ständer fallen und bewegt sich Richtung Garage. Die Türe der Werkstatt ist einen Spalt geöffnet. Und da sieht er Irene, wie sie unbefangen und fröhlich mit Ürsu kommuniziert. Oli beobachtet die Beiden eine Zeit lang. Langsam schleichen sich schlechte Gedanken bei Oli ein. Die Eifersucht beginnt an sein verwirrtes Hirn zu pochen. Er will dies aber nicht zu lassen und redet sich ein: “Nur die Ruhe bewahren! Was mache ich? Wer ist dieser Kerl mit dem langen Schraubenzieher überhaupt? Lasse ich mich blindlings von meinen Gefühlen leiten oder soll ich den Verstand auch ins Spiel bringen? Also überlegen wir mal ganz logisch und koordiniert. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ist das wirklich ihr Bock, dann gehe ich nach Salgesch und ertränke meinen Kummer im Humangne Rouge oder ich stelle mich der Sache…”. Plö tzlich kommt ein starker Windstoss auf, reisst die Türe auf und nimmt ihm seine schwierige Entscheidung ab. Oh Schreck! Jetzt ist er ertappt und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit Irene und dem Garagisten, der ihm trotz seinem vagen Gefühl sehr symphatisch erscheint, zu reden. “Darf 3/4
ich reinkommen?”, fragt er. “Ja sicher!”, antwortet Irene sichtlich überrascht. Sie merkt aber sofort, dass Oli etwas bekümmert ist und fragt neckisch: “Wow – was machst du den hier? Kommst du mich etwa abholen?” – “Ja!” – entfuhr es Oli kurz und spontan. Sie verabschieden sich von Ürsu und gehen. Draussen fragt Irene Oli schelmisch: “Kamst du mich wirklich abholen?” Oli verneinte. Er erklärte ihr die glücklichen Zufälle der letzten Minuten, und wie sehr er sie vermisst hatte. Da er Irene so gerne mag, will er sie auf keinen Fall anlügen und gesteht ihr deshalb sogar, dass er eifersüchtig auf den Mechaniker in dem knackigen, ölverschmierten, blauen Übergewand ist. Irene muss innerlich schmunzeln. Sie spürt eine riesige, angenehme Wärme und eine erleichterte Befriedigung. Sie erklärt Oli mit liebevollen Worten, dass dies ein Missverständnis sei. Ürsu sei ihr langjähriger Garagist und ein wunderbarer Kumpel, nicht mehr! Und sie interessiere sich einfach für die Technik. Das ist alles! Oli strahlt wie ein Maikäfer im Mai über beide Ohren. Er lässt all seine Schmetterlinge auf einmal losfliegen und drückt Irene behutsam und doch fordernd an sich. Beide fallen in einen gemeinsamen, tiefen, langen Kuss. Als sie wieder erwachen, sitzen sie Arm in Arm im Kino.
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