4 minute read

Warum der Blick über den

WARUM DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND WICHTIG IST

IDEA-Leiter Matthias Pankau über Authentizität, Verantwortung und Meinungsbildung

Advertisement

Leitung hat viele Facetten. Wer eine Gemeinde mit ihrer meist ehrenamtlich geprägten Mitarbeiterstruktur leitet, hat in Teilen gleiche, zum Teil auch andere Herausforderungen als Führungskräfte in Organisationen und Werken mit Beschäftigten im Angestelltenverhältnis. In diesem hauseigenen IDEA-Interview gibt Matthias Pankau einen persönlichen Einblick in sein Verständnis von Führung. Der 45-Jährige steht seit vier Jahren an der Spitze der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

Sie sind Leiter eines christlichen Medienwerkes. Was ist Ihnen als Leiter wichtig?

Auch wenn der Begriff ein wenig abgedroschen klingt: Authentizität. Nur weil man Leiter ist, muss man sich nicht komplett anders verhalten. Die Kollegen haben ein Gespür dafür, was echt ist und was nicht. Ob man das, was man sagt, auch lebt. Ich möchte mich nicht verstellen. Ein zweiter Punkt, der mir wichtig ist: Immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Kollegen zu haben. Meine Tür steht daher immer offen. Und ein drittes: eine konstruktive Fehlerkultur. Denn auch Führungskräfte machen Fehler.

Welche Erfahrung geben Sie gerne an andere weiter?

Ich glaube, Erfahrungen muss jeder letztlich selbst machen. Aber was ich gerne teile, ist das Wissen, dass die Bibel auch Leitungspersonen Hilfestellungen gibt, etwa zum Thema Delegation. Moses Schwiegervater Jitro gibt ihm beispielsweise den Tipp: Suche dir redliche Leute, die dir helfen. Delegiere! Denn niemand kann alles alleine machen. Mich beeindrucken aber auch Erfahrungen von Unternehmern. Im Interview mit IDEA hat der Chef des Weltmarktführers für Schaltschränke, Friedhelm Loh, einmal gesagt, es sei eine Kernaufgabe der Christen, Verantwortung zu übernehmen. Als Christ Salz und Licht zu sein, heiße nichts anderes, »als die uns übertragenen Aufgaben in Verantwortung vor Gott und den Menschen wahrzunehmen«.

Welcher geistliche Aspekt kommt aus Ihrer Sicht manchmal zu kurz?

Wer leitet, trägt Verantwortung – egal, ob in einem Werk, einem Unternehmen oder einer Gemeinde. Hier gilt es aufmerksam zu sein, geistlich gesprochen: wachsam. Und das bedeutet, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Dazu fordert uns Jesus auf. Als Christ und Journalist beobachte ich, dass wir manchmal allzu sehr mit uns selbst und mit unserer Gemeinde beschäftigt sind. Das ist prinzipiell natürlich wichtig und gut. Aber wie es mit dem, was um uns herum passiert – in Gesellschaft und Politik? Gott hat uns mitten in diese Welt hineingestellt.

Das heißt, der Blick über den Tellerrand ist wichtig?

Unbedingt, er ist enorm wichtig. Es ist nie gut, sich abzuschotten. Der Blick über den Tellerrand hat ja viele Facetten. Für Pfarrer und ehrenamtlich in der Kirche Engagierte etwa ist es doch wahnsinnig interessant, Gemeinden kennenzulernen, in denen es geistliche Aufbrüche gibt. Woran liegt das? Was ist deren Geheimnis? Was können wir vielleicht davon lernen?

Zum anderen sind das die vielfältigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen – angefangen von der Ehe für alle bis hin zum Umgang mit Kindern, die sich im falschen Körper gefangen fühlen oder nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Beschlüsse der Politik können da mitunter weitreichende Folgen für die gesamte Gesellschaft haben. Und schließlich ist da der Blick in die weltweite Christenheit. Christen sind nach wie vor die am stärksten verfolgte religiöse Gruppe. Ein Punkt, der in der Presse sonst so gut wie nicht vorkommt. Hier können wir Christen in Deutschland uns stark machen, nicht nur im Gebet, sondern auch beispielsweise durch Petitionen, die IDEA immer wieder initiiert. Übrigens hilft der Blick auf die

DAS CHRISTLICHE WOCHENMAGAZIN

Wissen, was in der christlichen Welt passiert

WWW.IDEA.DE/WILLOW2200016 06441-915-0 // WWW.IDEA.DE

verfolgten Christen zudem, dankbar dafür zu machen, dass wir unseren Glauben hier frei leben können. Und das kann helfen, innergemeindliche Querelen und Streitereien in Relation zu setzen.

Wir leben in einem Medienzeitalter, aktuell gibt es ein Überangebot. Was hilft, den Überblick zu behalten?

Tägliche Zeitungs- und Nachrichtenlektüre. Vor allem sollte man nicht nur Kanälen folgen, in denen die eigene Sicht der Dinge bestätigt wird. Zu viele Zeitgenossen leben in ihren ganz eigenen Blasen, wollen gegensätzliche Meinungen gar nicht wahrnehmen. Das beobachte ich auch unter Christen. Ich halte das für eine unterschätzte Gefahr, denn wir werden schnell auf einem Auge blind. Wir bei IDEA versuchen in unserer Berichterstattung, die ganze Breite von Entwicklungen im christlichen Bereich abzubilden. Wir wollen zeigen, was ist – und den Lesern so die Möglichkeit geben, sich selbst ihre Meinung zu bilden. In ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen versuchen wir zudem, in Kommentaren Orientierung zu geben anhand der christlichen Botschaft. Wer IDEA liest, ist rundum informiert und hat den Überblick.

MATTHIAS PANKAU ist Pfarrer im Ehrenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Er ist verantwortlich für rund 50 Mitarbeiter und als Chefredakteur des auflagenstärksten christlichen Wochenmagazins IDEA auch für knapp 20.000 Abonnenten. Der gebürtige Sachse ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Jetzt 4 Wochen kostenlos testen!

This article is from: