S U L P WIR
WIRPLUS Juli 2015
enschaft Juli 2015 s s o n e G k n a B azin der WIR Das Kundenmag
Filiale Z체rich ie d u e n t e it aniel Landolt le D r se u a h f f a h c 8 Der S enossenschaft: G k n a B IR W r e ammlung d Gesch채ftsjahr s e 4 Generalvers ll o sv h c ru sp n es und a erfolgreich ? s Arbeitsgesetz a d t m m o k r e h 28 Wo 1
144 SEITEN FASZINATION WIR 80 Jahre sind seit der Gründung der WIR Bank Genossenschaft vergangen. Das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» beleuchtet Aspekte einer spannenden Firmengeschichte, setzt dazu bereits beim Börsencrash von 1929 ein und zeigt die Zukunftschancen der Komplementärwährung WIR auf. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann zu einem Vorzugspreis, aber auch über die WIR Bank bezogen werden.
Das WIR-System der WIR Bank unterstützt die Schweizer Binnenwirtschaft und ist in seiner Grösse und Nachhaltigkeit weltweit einzigartig: Was 1934 als Netzwerk von 300 Firmen und Privaten begann, umfasst heute 50 000 KMUs, die 2013 unter sich einen Mehrumsatz von 1,43 Mrd. CHW generierten. In seinem Buch «Faszination WIR» zeigt Hervé Dubois auf, wie diese spannende Erfolgsgeschichte möglich war, welche Hürden dabei genommen werden mussten und was auch in Zukunft der okönomische Nutzen einer Komplementärwährung in einer von Wachstums- und Profitdenken geprägten Wirtschaftsordnung ist. Hervé Dubois wurde in La Chaux-de-Fonds geboren und wuchs in Zürich auf. Nach der Matur studierte er Wirtschaftswissenschaften und Publizistik an der Hochschule St. Gallen. Während 20 Jahren war Dubois in der Region Basel als Redaktor bei Tageszeitungen, bei der Schweizerischen Depeschenagentur und als Radiojournalist tätig. 1995 wechselte er zur WIR Bank Genossenschaft, wo er bis zu seiner Pensionierung 2014 als Kommunikationsleiter tätig war. Heute lebt Hervé Dubois im Wallis.
Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier. 144 Seiten, Hardcover, Leinenstruktur mit Prägung Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen (ISBN 978-303781-075-0) zum Preis von 34 CHF (Richtpreis). Das Buch kann – solange der Vorrat reicht – auch über die WIR Bank zum Vorzugspreis von 20 CHF oder 20 CHW bezogen werden, und zwar – über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch* – per Post mit dem unten stehenden Talon* – per E-Mail (s. Talon)* – in den Filialen und Agenturen der WIR Bank – an den folgenden Veranstaltungen der WIR Bank (s. S. 41): • WIR-Messe Zürich • Herbstgespräche im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen) • WIR-Business-Treffs * Portokosten werden nicht verrechnet
✂………………………………………………………….............................……........………….…………......................…………………….............................…….......
TALON Bitte senden Sie mir
….... Exemplar(e) des Buchs «Faszination WIR» zum Preis von 20 Franken/Exemplar an diese Adresse:
Firma: ……………………………………….............................……................................................ Vorname/Name:
……………………………………….............................……................................................
Strasse: ……………………………………….............................……................................................ PLZ/Ort:
……………………………………….............................……................................................
Unterschrift: ……………………………………….............................……................................................ Ich bezahle mit WIR. Bitte belasten Sie mein WIR-Konto Nr. …………………………......................... Ich bezahle mit CHF. Bitte belasten Sie mein
Kontokorrentkonto Nr. ………..................................… Sparkonto Nr. ……….............................…........ Ich bezahle mit CHF nach Erhalt einer Rechnung (Lieferung nach Zahlungseingang)
Talon einsenden an WIR Bank, Marketing, Auberg 1, 4002 Basel. Oder bestellen Sie das Buch über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch oder per E-Mail bei Nadja Maurer: nadja.maurer@wir.ch (bitte gewünschte Anzahl Bücher, Adresse und Zahlart mit Kontonummer angeben).
WIRPLUS Juli 2015
VON DEN LETZTEN DINGEN EDITORIAL
Viele Kundinnen und Kunden der WIR Bank Genossenschaft haben sich über ihren dritten Lebensabschnitt Gedanken gemacht und sorgen auch privat vor – sei es mit dem Kauf von Stammanteilen der WIR Bank oder durch das Speisen von Vorsorge- und Sparkonti. Bei den Firmenkunden kommt die Nachfolgeplanung hinzu. Wer einen Schritt weiter geht, regelt testamentarisch die Aufteilung des Nachlasses und in letzter Konsequenz auch die Art und Weise seiner eigenen Bestattung. Dies jedenfalls empfiehlt Ruedi Messer, der mit seinem modernen Bestattungshaus in Solothurn schweizweit ein Zeichen gesetzt hat. Er reagiert damit auch auf den Zeitgeist, der immer häufiger nach Alternativen zu rein kirchlichen Abschiedsformen ruft (S. 13). Die Kirchen hatten lange Zeit nicht nur das Monopol über das Bestattungswesen inne, sondern auch über die höchsten Bauten. Mit über 161 Metern verfügt das Ulmer Münster über den höchsten Kirchturm der Welt. Er dürfte nicht nur das Resultat des Wunsches sein, sich Gott anzunähern, sondern schlicht auch das Resultat eines Wetteiferns um den schönsten und imposantesten Turm. Wäre es nur darum gegangen, eine Glocke aufzuhängen oder eine Turmuhr zu installieren, hätte es auch ein bescheidenerer «Finger Gottes» getan. Auch heute sind es nicht nur praktische Gründe, die uns in die Höhe bauen lassen. Das höchste Gebäude im Land X, auf dem Kontinent Y oder gar auf der Welt verspricht Prestige der Stadt und Ruhm dem Architekten. In der Schweiz sah Montreux das erste Hochhaus (es blieb bei einem, geplant waren zehn), zuletzt waren es Basel und Zürich, die sich einem Pingpongspiel um das höchste Gebäude im Land hingaben.
Gegenwärtig liegt der Ball wieder bei Zürich, denn mit dem 180 Meter hohen Roche-Turm haben die Basler den Prime Tower mit seinen 126 Metern klar überflügelt. Spielverderber könnte Vals sein, wo der Investor Remo Stoffel mit einem 380-Meter-Bau einen neuen europäischen Massstab setzen möchte (S. 22). Das höchste Gebäude der Schweiz mag in Basel stehen, die grösste Filiale der WIR Bank bleibt mit – seit Juni – 13 Mitarbeitenden diejenige in Zürich, Gründungsort der WIR Bank Genossenschaft. Bereits seit 1. April steht die Filiale neu unter der Leitung des Schaffhausers Daniel Landolt, der Luzius Hartmann abgelöst hat (S. 8). Schneller, höher, weiter – auch die WIR Bank ist einem harten Wettbewerb ausgesetzt und verfolgt eine konsequente Wachstumsstrategie. An der Generalversammlung in Basel bestätigten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter den eingeschlagenen Weg mit der Wiederwahl aller Verwaltungsräte sowie der Genehmigung der Jahresrechnung und der Jahresberichte von Oliver Willimann und Germann Wiggli (S. 4). Per 1. Juli wurde die Geschäftsleitung durch Patrick Treier verstärkt. Er leitet den neu geschaffenen Bereich Kreditmanagement (S. 27). Mit dieser und weiteren Anpassungen der Aufbauorganisation hat die WIR Bank auch strukturell eine solide Basis für ein weiteres nachhaltiges Wachstum geschaffen. . DANIEL FLURY
1
WIRPLUS Juli 2015
INHALT
SEITE 13
SEITE 18
Auf den Wunsch nach alternativen Abschiedsformen reagierte Ruedi Messer in Solothurn mit dem Bau eines modernen Bestattungshauses.
Schloss Weinberg der Familie Kessler in St. Margrethen: Weinkellerei und ein Bijou unter den Ausflugszielen der Ostschweiz.
2
WIRPLUS Juli 2015
4 GENERALVERSAMMLUNG DER WIR BANK GENOSSENSCHAFT Erfolgreiches und anspruchsvolles Geschäftsjahr 8 DER SCHAFFHAUSER DANIEL LANDOLT LEITET NEU DIE FILIALE ZÜRICH 11 WIR-MESSE LUZERN
Schlusspunkt mit Francine Jordi und Köbi Kuhn
13 EIN BESTATTUNGSINSTITUT, DAS SICH ZEIGT
Messer Begleitung & Bestattung in Solothurn
18 EIN SCHLOSS MACHT SEINEM NAMEN ALLE EHRE 22 DIE RENAISSANCE DER TÜRME 27 PATRICK TREIER WIRD LEITER DES KREDITMANAGEMENTS 28 WOHER KOMMT DAS ARBEITSGESETZ? 31 ZEICHEN SETZEN AUCH IN ANSPRUCHSVOLLEN ZEITEN 34 AUF DER SUCHE NACH DEM BESONDEREN 36 KMUs – STIEFKINDER DER WIRTSCHAFTSPOLITIK?
SEITE 22 Dem Drang nach oben geben Behörden gerne nach, sind Hochhäuser doch ressourcenschonend. Anwohner sind oft weniger begeistert.
Dr. Richard Schwertfeger
39 DAS KANN DOCH KEIN ZUFALL SEIN!
Kolumne Willi Näf
40 CARTOON 41 AGENDA
3
WIRPLUS Juli 2015
ERFOLGREICHES UND ANSPRUCHSVOLLES GESCHÄFTSJAHR GENERALVERSAMMLUNG DER WIR BANK GENOSSENSCHAFT IN BASEL An der 82. Generalversammlung wurden alle Verwaltungsräte in ihrem Amt bestätigt, verschiedene Statutenänderungen genehmigt sowie Anträge behandelt. Die Jahresrechnung mit einem sehr guten Ergebnis von 13,5 Mio. CHF und die vom Verwaltungsrat beantragte Dividendenerhöhung auf 9.75 CHF pro Stammanteil wurden mit grossem Mehr angenommen. Besonders interessant waren die Ausführungen von VR-Präsident Oliver Willimann und CEO Germann Wiggli zum wirtschaftlichen Umfeld und zur Frage, wie die WIR Bank sowie die WIR-Verrechnung erfolgreich in die Zukunft geführt werden sollen.
VR-Präsident Oliver Willimann sowie alle seine VR-Kolleginnen und -Kollegen wurden jeweils mit grossem Mehr für zwei weitere Jahre in ihrem Amt bestätigt.
VR-Präsident Oliver Willimann erklärte zu Beginn seiner Ausführungen, dass auch die WIR Bank in ihrem Jubiläumsjahr von der starken Binnenwirtschaft in der Schweiz profitiert habe – tiefe Zinsen, rege Bautätigkeit und hohe Zuwanderung. Gegen Ende Jahr habe die Dynamik nachgelassen, u.a. wegen des antizyklischen Kapitalpuffers und der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Die Schweizer Baukonjunktur sei zwar immer noch gut gelaufen, habe sich aber in deutlich ruhigerem Fahrwasser bewegt.
Schock «Und dann kam der Schock», erklärte Oliver Willimann, «am 15. Januar gab die Schweizerische Nationalbank überraschend die 4
Aufhebung des Mindestkurses von 1.20 CHF pro Euro bekannt.» Der Franken habe sofort an Wert gewonnen, was dem Detailhandel, der Gastronomie und dem Tourismus grosse Probleme bereitet habe. Zu den Betroffenen gehörten natürlich auch die Firmen, die in den EU-Raum exportieren, sowie deren Zulieferer. «Ein Patentrezept gibt es leider keines», betonte Oliver Willimann. Doch die Schweizer Unternehmen hätten es immer wieder geschafft, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und mit Planungsunsicherheiten umzugehen. Unternehmerinnen und Unternehmer müssten sich auf ihre Stärken konzentrieren und damit ihre Marktanteile erhalten oder sogar neue Kunden gewinnen.
WIRPLUS Juli 2015
WIR-Netzwerk nutzen «Alle in diesem Saal wissen, wie man Erfolg hat», betonte Oliver Willimann. Es gelte, das WIR-Netzwerk aktiv zu nutzen – ein Netzwerk, das 45 000 KMUs und 15 000 Mitarbeitende mit WIRArbeitnehmerkonto umfasse. Dieses Netzwerk biete Chancen, gerade auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten. Auch die WIR Bank werde sich auf ihre Stärken konzentrieren. Damit sei natürlich das WIR-System gemeint: «Dieses macht uns weltweit einzigartig», meinte Oliver Willimann. 2014 seien diverse Projekte ins Leben gerufen worden, mit denen die Attraktivität des WIRNetzwerks gesteigert werden soll. «Das WIR-System ist und bleibt ein fundamentaler Pfeiler der WIR Bank und ihrer Unternehmensstrategie», betonte Oliver Willimann. WIR biete einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz –
erfolgreich sein.» 2014 seien fast alle Vertriebsziele erreicht und teilweise sogar übertroffen worden. Die Kundengelder wuchsen sehr stark, nämlich um 17,3% auf 2,59 Mrd. CHF. Auch bei der Verbreiterung der Kapitalgeberbasis und bei der Gewinnung von WIR-Teilnehmern mit garantierter WIR-Annahme wurden die Zielvorgaben deutlich übertroffen. «Letzteres hängt mit unserer Strategie zusammen», betonte Germann Wiggli, «wir wollen WIR-Kunden, die sichtbar sind und sich aktiv am WIR-System beteiligen.» Die WIR Bank setze ebenfalls auf Sichtbarkeit. Beraterinnen und Berater verfügten über weisse Fahrzeuge mit dem Logo der WIR Bank. Zur Präsenz der WIR Bank gehört auch, dass seit letztem Herbst digitale Kanäle für die Kommunikation genutzt werden.
Erneut höhere Dividende Gewinnverteilung und Statutenänderungen genehmigt Die Generalversammlung hat … • … der vom Verwaltungsrat vorgeschlagenen Verwendung des Bilanzgewinns von 13,6 Mio. CHF zugestimmt. Den freien Reserven wurden 13,5 Mio. CHF zugewiesen. Die Dividende aus der Reserve für Kapitaleinlagen beträgt 9.75 CHF (Vorjahr: 9.40 CHF) pro Stammanteil. Für die Ausschüttung der Dividende werden 9 108 450 CHF der Reserve für Kapitaleinlagen entnommen. Damit erfolgt die Ausschüttung ohne Verrechnungssteuerabzug und ist steuerfrei, sofern die Stammanteile in Privatbesitz sind.
Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, präsentiert ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2014 und will die Attraktivität des WIR-Systems erhöhen.
diesen Vorteil gelte es zu nutzen. Das Entwicklungspotenzial sei enorm: «Wir wollen wachsen und die Anzahl KMU-Kunden mittelfristig verdoppeln», erklärte Oliver Willimann, «unser Ziel ist klar: Wir wollen die Bank und das Businessnetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz werden.»
Erfolgreich und anspruchsvoll «2014 war für uns ein erfolgreiches, aber auch anspruchsvolles Geschäftsjahr», betonte Germann Wiggli, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, «wichtig war, dass wir selbst den Gang der Ereignisse bestimmt haben. Genau deshalb hatten wir in der Vergangenheit Erfolg und deshalb werden wir auch in Zukunft
• … alle vom Verwaltungsrat beantragten Statutenänderungen angenommen. Ein Artikel bestimmt neu, dass die Honorare des Gesamtverwaltungsrats der Generalversammlung vorgelegt werden. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben der beantragten Vergütung des Verwaltungsrats zugestimmt (s. Kasten «Transparente Vergütungsregelung»). • … dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung Decharge erteilt. • … die Deloitte AG, Basel, für ein weiteres Jahr als statutarische Revisionsstelle gewählt. • … alle Mitglieder des Verwaltungsrats in ihren Ämtern bestätigt. Der unveränderte Verwaltungsrat setzt sich wie folgt zusammen: Präsident Oliver Willimann, Büron, Vizepräsident Georg Anthamatten, Visp, Jürgen Betsch, Dietikon, Petra Müller, Wangen bei Olten, Marc Reimann, Küssnacht am Rigi, Kornel Tinguely, Pont-la-Ville und Karin Zahnd Cadoux, Erlach. 5
WIRPLUS Juli 2015
WACHSTUM IM WIR-NETZWERK Material Energie
Werkzeug
Abfall Forstwirtschaft
Zubehör Service
Ernte
Administration
Logistik
Konfektion
Veredelung
Werkzeug
Planung
Farben
Formen Beschläge
CNC-Masch.
Service
Lagerung
Administration
Entwicklung
Werkzeug Produktion
Garage
Reinigung
Design
Administration
Transport
Bürobedarf
Software
Infrastruktur
EDV Wartung
Dokumentation
Kommunikation
Bürobedarf
Maschinen
Planung
Kleinteil
Printer
Einkauf
Rohstoff
Modellbau
Industriechemie
Montage
Ausrüstung
Einkauf
Software Einkauf
Zubehör Administration
Lager
Verbrauch
Labor
Das WIR-Netzwerk soll wachsen.
Transparente Vergütungsregelung Die Offenlegung der Verwaltungsratsentschädigungen bzw. die Abstimmung über die vorgeschlagene Höhe basieren auf dem Antrag eines Genossenschafters. Dieser wurde, im Sinne der Transparenz und der Mitbestimmung, vom Verwaltungsrat unterstützt. Entschädigung für die Verwaltungsräte der WIR Bank
Präsident Vizepräsident
Pauschale Tagesentschädigung für Sitzungen inklusive Vorbereitungszeit Tagesentschädigung für Sitzungen ohne Vorbereitungszeit Variable Entschädigung je nach Geschäftsgang WIR-Anteil
Mitglied
75 000 30 000 25 000 2 500 2 500 2 500 1 500 1 500 1 500 0 – 140 0 – 140 0 – 140 Stammanteile Stammanteile Stammanteile 20% 20% 20%
Gesamthafte fixe Vergütung des Verwaltungsrats für das Jahr 2015 Pauschalentschädigung Tagesentschädigung Sozialleistungen Reserve für Unvorhergesehenes* Total maximal
297 500 250 500 70 000 32 000 650 000 (80% in CHF, 20% in WIR)
*Z.B. für zusätzliche Sitzungen bei neuen regulatorischen Vorschriften.
Die VR-Entschädigungen der WIR Bank sind ähnlich hoch wie jene anderer Bankinstitute mit einer vergleichbaren Grösse. Die Genossenschafterversammlung 2015 der WIR Bank hat die neuen Entschädigungsregelungen mit grossem Mehr angenommen.
6
WIRPLUS Juli 2015
Zum Wachstum der Kundengelder kommen weitere erfreuliche Zahlen: Das Gesamtkreditvolumen erhöhte sich um 8,2% auf 4,08 Mrd. CHF/CHW und die Bilanzsumme erreichte 4,65 Mrd. CHF/CHW (+11,3%). Auch betreffend Eigenkapital sei die Lage der WIR Bank ausgesprochen komfortabel, betonte Germann Wiggli. Bereits heute werden die Standards von Basel III bei Weitem übertroffen. Trotzdem befinde sich die WIR Bank in einem herausfordernden regulatorischen Umfeld.
FINMA zeigt Verständnis Germann Wiggli erwähnte im Weiteren das Treffen einer Delegation der WIR Bank bei der FINMA, der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht. Die WIR Bank konnte ihren Standpunkt darlegen, wonach die Eigenmittelbestimmungen die Grösse der Banken und ihre Geschäftsmodelle zu wenig berücksichtigen. Ob eine Bank Risikogeschäfte betreibe oder auch im Ausland tätig sei, werde zu wenig gewichtet. «Dieses regulatorische Umfeld wirkt wettbewerbsverzerrend und belastet die Bankenvielfalt», betont Germann Wiggli. Die vier FINMA-Vertreter hätten Verständnis für diese Anliegen gezeigt. Dies gebe Anlass zur Hoffnung auf künftig fairere Bedingungen.
Zahlungsmöglichkeiten. Voraussichtlich im Sommer werde die kombinierte Debitkarte V-Pay eingeführt. Die ehrgeizigen Ziele – mittelfristig eine Verdoppelung der KMU-Kunden – bedingten eine Anpassung der Organisationsstruktur, die Schaffung neuer Stellen, eine professionelle Führung, eine kreative Unternehmenskultur und ein funktionales Gebäudekonzept.
Schweizer Wirtschaft Zur allgemeinen Wirtschaftslage meinte Germann Wiggli, dass sich das Wachstum aufgrund des starken Frankens sicher verlangsamen werde. Der auf 2% erhöhte antizyklische Kapitalpuffer und die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative würden den Schweizer Immobilienmarkt zwar etwas dämpfen, doch wegen der extrem tiefen Zinsen werde die Nachfrage nach Wohneigentum hoch bleiben. Der Privatkonsum werde eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft bleiben. Insgesamt werde das Bruttoinlandprodukt in diesem Jahr um rund 1% zurückgehen. Die WIR Bank hingegen werde weiterhin wachsen. Im Kreditbereich könne wieder von einem überdurchschnittlichen Wachstum ausgegangen werden. Bei den Kundengeldern sehe es etwas schwieriger aus.
Gründung der Efiag Die FINMA wollte auch Details zur Gründung der Emissions- und Finanz AG (Efiag) wissen. Mit dieser Emissionszentrale erhalten auch kleine Banken die Möglichkeit, sich über den Kapitalmarkt finanzieren zu können. Banken, die zu klein sind, um selbst an den Kapitalmärkten Geld aufzunehmen, können von der Vergabe von Darlehen profitieren. Die FINMA beurteilt diese Initiative positiv.
WIR-System = USP Nicht zufrieden zeigte sich Germann Wiggli mit dem WIR-Umsatz. Dieser nimmt seit der Hochzinsphase der 90er-Jahre kontinuierlich leicht ab. Die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank beeinflusse den WIR-Umsatz stark. Im Jahr 2014 resultierte ein Rückgang um 0,5% auf 1,43 Mrd. CHW. Auch eine geringe Abnahme sei jedoch nicht akzeptabel, wenn man die Potenziale des WIR-Netzwerks und der Schweizer KMU-Landschaft betrachte. «Das WIR-System ist das, was uns einmalig macht», betonte Germann Wiggli, «dieser USP* hebt uns von der Konkurrenz ab. Deshalb wollen wir die Attraktivität des WIR-Systems erhöhen.» Dazu gehöre zum Beispiel auch die Erweiterung der digitalen
«Der Erfolg der WIR Bank und der WIR-Verrechnung hängt in erster Linie von unserer Einstellung und unserem Einsatz ab», erklärte Germann Wiggli. Es sei wichtig, dass alle – Genossenschafterinnen und Genossenschafter, die WIR Bank und ihre Mitarbeitenden, der Verwaltungsrat, die WIR-Gruppen und alle Kunden – als ein grosses Team funktionierten. «Wenn wir alle die Ziele der WIR Bank vor Augen haben, die Vision mittragen und untereinander solidarisch sind, dann kann uns nichts aufhalten», betonte Germann Wiggli. ROLAND SCHAUB * Unique selling proposition = einzigartiges Verkaufsargument
Geschäftsbericht der WIR Bank Detaillierte Angaben zum Geschäftsjahr 2014 finden Sie im Geschäftsbericht unter – www.wir.ch/geschaeftsberichte oder bestellen Sie die gedruckte Version unter – Tel. 061 277 93 06, nadja.maurer@wir.ch 7
WIRPLUS Juli 2015
DANIEL LANDOLT LÖST LUZIUS HARTMANN AB SCHLÜSSELÜBERGABE IN ZÜRICH Die Filiale Zürich der WIR Bank Genossenschaft steht seit 1. April 2015 unter der Leitung des Schaffhausers Daniel Landolt. Der Vertriebsspezialist übernimmt das Amt von Luzius Hartmann, der die grösste der sieben Filialen während über 17 Jahren geführt hat und nun als WIR-Delegierter der Geschäftsleitung Spezialaufgaben vor allem im Bereich Firmenkunden übernehmen wird.
Luzius Hartmann übergibt die Leitung der Filiale Zürich an Daniel Landolt.
8
WIRPLUS Juli 2015
Daniel Landolt mit seiner Stellvertreterin Priska Metje.
Das Privatkundenberaterteam (v.r.): Gabriela von Burg, Caroline Klukowski, Monika Niffeler, Barbara Meuli und Carmelo Palma.
Zuletzt war Daniel Landolt von 2012 bis Anfang 2015 Leiter Vertrieb und Mitglied der Bankleitung der Raiffeisenbank ZüriUnterland. Seine Sporen hat er aber bei der Schaffhauser Kantonalbank abverdient, wo er nach der Banklehre während zehn Jahren in den Bereichen Kredite und Personalentwicklung tätig war. Berufsbegleitend bildete sich Landolt an der HWV Zürich weiter. 1995 folgte eine Anstellung bei der Interessengemeinschaft der Kantonalbanken für Kaderausbildung IGK. Nach einem Management-Buy-out , an dem sich Landolt als Partner beteiligte, wurde daraus 2001 das Bankenberatungszentrum bbz st.gallen ag. 2002 machte er sich selbstständig und übernahm für verschiedene Raiffeisen-, Regional- und Kantonalbanken Mandate in den Bereichen Vertriebsentwicklung und Verkaufstraining. Landolt: «Genau dieses Know-how hat die WIR Bank gesucht, denn die WIR Bank hat ehrgeizige Ziele, so soll die Zahl der Firmenkunden mittelfristig nicht weniger als verdoppelt werden!» Zu den Hauptaufgaben Landolts wird deshalb gehören, sein Wissen und seine Erfahrungen als Vertriebsspezialist an die Beraterinnen und Berater weiterzugeben. Dabei kommt ihm zugute, dass ihm aus seiner Zeit als selbstständiger Unternehmer von 2002 bis 2011 die Kundensicht ebenfalls geläufig ist. Als Leiter der Region Ost ist Landolt wie schon sein Vorgänger Luzius Hartmann auch verantwortlich für die Filiale St. Gallen und die Agentur Chur. Dieser Aufgabe will Landolt ebenfalls ein besonderes Augenmerk widmen. Seine Stellvertreterin Priska Metje hält ihm dazu den Rücken frei, indem sie verschiedene Bereiche übernimmt, die in der Vergangenheit ins Ressort des Filialleiters fielen. Dazu zählen insbesondere die Betreuung von Grosskunden und die Leitung des sechsköpfigen Teams der Firmenkundenberater mit Rebecca Weck, Beat Eberle, Philippe Maloberti, Beat Neuenschwander, Martin Pauli und Sven Schudel. 9
WIRPLUS Juli 2015
Priska Metje leitet das Team der Firmenkundenberater mit (v.l.): Rebecca Weck, Sven Schudel, Martin Pauli, Beat Eberle (sitzend), Philippe Maloberti und Beat Neuenschwander.
Daniel Landolt ist Präsident der Rechnungsprüfungskommission der reformierten Kirche Weinland-Nord, Vorstandsmitglied der Wohnbaugenossenschaft «Bi de Lüüt» in Dachsen und Mitglied des Service Club Old Table 9 Schaffhausen. In seiner Freizeit hält er sich mit Joggen und Langlauf fit. Landolt ist verheiratet mit Corinne und hat zwei Töchter im Alter von 16 und 18 Jahren.
Netzwerk mit Entwicklungspotenzial Basierend auf dem WIR-System* hat die WIR Bank das grösste KMU-Netzwerk der Schweiz geschaffen. Das WIR-System unterscheidet die WIR Bank von anderen Finanzinstituten und gibt ihr einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Von der Förderung dieses Herzstücks der Unternehmens- und Wachstumsstrategie werden deshalb alle Anspruchsgruppen der WIR Bank, insbesondere auch die Privatkunden, profitieren. Und das WIR-System auszubauen, zu vereinfachen und zu verjüngen, ist genau das Ziel von Bestrebungen, die gegenwärtig auf allen Ebenen der Bank am 10
Laufen sind und höchste Priorität geniessen. Auch Daniel Landolts Vorgänger Luzius Hartmann ist bis zu seiner Pensionierung in zwei Jahren zu einem Teil in diesen Prozess eingebunden: «Zu meinen Aufgaben wird es gehören, bei Branchenvertretern, Berufsverbänden, Ausbildungsstätten und Kaderschulen vorstellig zu werden und die Vorteile des WIR-Systems aufzuzeigen», so Hartmann. Als WIR-Delegierter der Geschäftsleitung sucht er aber auch den Kontakt zu grösseren WIR-Kunden und zu den verschiedenen WIR-Gruppen, d.h. zu den regionalen Zusammenschlüssen von Teilnehmern am WIR-System. Innerhalb des WIRSystems kommt diesen 13 Gruppen eine grosse Bedeutung als Multiplikatoren zu. Hartmann: «Aus diesem Grund ist es wichtig, dort den Puls zu fühlen, Anliegen aufzunehmen und Lösungsansätze aufzuzeigen.» DANIEL FLURY * So funktioniert das WIR-System: www.wir.ch/video-de
WIRPLUS Juli 2015
SCHLUSSPUNKT MIT FRANCINE JORDI UND KÖBI KUHN 62. UND LETZTE WIR-MESSE LUZERN Nach 62 Jahren stellt die WIR-Messe Luzern ihren Betrieb ein. Die letzte Ausgabe wartete mit viel Prominenz auf: Francine Jordi und Köbi Kuhn sorgten am Eröffnungsabend für beste Unterhaltung.
Köbi Kuhn und Francine Jordi signieren Autogrammkarten für ihre Fans.
Francine Jordi in ihrem Element.
150 Aussteller in einem der modernsten Messegebäude der Schweiz, Francine Jordi und Köbi Kuhn als Promigäste am Eröffnungstag, eine aufwendige Sonder- und eine Modeschau: Die WIR-Messe Luzern scheute wie in den Jahren zuvor keine Mühe, um den Besuchern eine erlebnis- und abwechslungsreiche Messe zu bieten. Der Luzerner Grossstadtratspräsident Jörg Krähenbühl äusserte sich zuversichtlich, «dass die persönlichen Kontakte bei einem Kaufentscheid oft das Zünglein an der Waage spielen» – ein entscheidender Vorteil einer Messe gegenüber anonymen Transaktionen im Internet.
Trends an der WIR-Messe Luzern.
Schmerzhafter Entscheid Diesen Anstrengungen und Hoffnungen steht jedoch eine andere Tatsache gegenüber: Die Aussteller an der WIR-Messe Luzern begnügten sich in den letzten Jahren mit immer kleineren Ausstellungsflächen, die Standeinnahmen sanken, während die Bemühungen um eine attraktive Infrastruktur immer mehr Geldmittel verschlangen. «Dieses Jahr waren wir an dem Punkt angelangt, wo an eine weitere Durchführung wirtschaftlich erfolgreicher Messen nicht mehr zu denken war», fasst Messeleiter Werner Appetito zusammen. Der Entscheid, 11
WIRPLUS Juli 2015
So macht Rasenmähen Spass.
die Messe einzustellen, sei schmerzhaft, aber folgerichtig, denn auch die Besucherzahlen seien stetig gesunken.
Fokus auf WIR-Messe Zürich Nachdem 2013 die Erlebnismesse Zofingen und 2014 die WIRMesse Bern dieselben Konsequenzen gezogen haben, richtet sich der Fokus nun auf die WIR-Messe Zürich als einzige verbleibende WIR-Messe. Sie findet vom 19. bis 22. November 2015 statt – und wartet mit einigen Änderungen auf. Messeleiter Roland Hartmann: «Viele Publikums-, aber auch vereinzelte Fachmessen weisen stagnierende Aussteller- und Besucherzahlen auf. Die diesjährige muba Basel zum Beispiel verzeichnete einen Besucherrückgang von 160 000 auf 130 000. Wir versuchen Gegensteuer zu geben, indem wir die Messe nicht mehr von Freitag bis Montag, sondern von Donnerstag bis Sonntag stattfinden lassen.» Ausserdem verknappt die WIR-Messe Zürich das Flächenangebot von vier auf drei Hallen. So wird die Messe ausverkauft sein, und die Infrastrukturkosten halten sich in Grenzen. 12
Die letzten Einkäufe an einer WIR-Messe Luzern.
WIR-Netzwerk stärken Mit dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Germann Wiggli, ist auch die WIR Bank Genossenschaft im Verwaltungsrat der WIR-Messe Luzern vertreten. Im heutigen, schwierigen Umfeld für Publikumsmessen sei der Entscheid, diese WIR-Messe Luzern einzustellen, nachvollziehbar und richtig, so Wiggli. Das WIR-Netzwerk, ein fundamentaler Pfeiler der Unternehmensstrategie der WIR Bank, dürfe aber nicht geschwächt werden. Wiggli: «Die WIR Bank arbeitet gegenwärtig mit aller Kraft an Projekten, die den Netzwerkgedanken stärken sollen. Unser Ziel ist es, die Bank und das Netzwerk für die kleineren und mittleren Unternehmen in der Schweiz zu werden.» Gegenwärtig umfasst dieses Netzwerk 45 000 KMUs. «Die mittelfristige Verdoppelung dieses Kundenstamms ist das Ziel und die Basis für ein attraktives und effizientes Businessnetzwerk», so Wiggli. DANIEL FLURY
WIRPLUS Juli 2015
EIN BESTATTUNGSINSTITUT, DAS SICH ZEIGT MESSER BEGLEITUNG & BESTATTUNG IN SOLOTHURN
Sie arbeiten ruhig und diskret, und dass es sie gibt, verdrängen wir gern. Doch wenn wir sie brauchen, sind wir froh um jede Sorge, die sie uns abnehmen. Und so unerwartet, wie uns die Fernsehserie «Der Bestatter» diesen Beruf ins Bewusstsein gerufen hat, so selbstbewusst tritt die Firma Messer Begleitung & Bestattung seit Mitte Juni in Solothurn auf: Mit dem komplettesten und modernsten Bestattungshaus der Schweiz, direkt an der Hauptstrasse und am Eingangstor zur Kantonshauptstadt. Initiator ist Ruedi Messer, seit 43 Jahren Bestatter – aber auch Gründer von Messer Wohnen in Bellach.
Das Bestattungshaus steht an der Bielstrasse eingangs Solothurn.
13
WIRPLUS Juli 2015
Einziger Schmuck im Abschiedsraum: Sinnsprüche an den Wänden und Glasmalereien.
Wie unterscheidet sich Ihr Bestattungsunternehmen von anderen? Ein Bestattungsunternehmen in der Schweiz besteht in der Regel aus Büros, einem Raum für Särge und einem Leichenwagen. Mit unserem Bestattungshaus beschreiten wir neue Wege, indem wir in Ergänzung zu städtischen, öffentlichen Abschiedshallen ebenfalls einen eigenen Abschiedsraum und Aufbahrungsräume anbieten.
Der Standort ist sehr prominent gewählt – Zufall oder Absicht? Es ist sicher aussergewöhnlich, dass die Abschiedshalle, also grundsätzlich ein Ort der Stille, an einer der meistbefahrenen Strassen Solothurns und an einer belebten Kreuzung steht. Doch warum sollten wir uns verstecken? Der Tod und die Rituale, die dazu gehören, sind ein Teil des Lebens. Auch wenn der Bau wegen seiner modernen Architektur auffällt – unmittelbar daneben steht ein älteres Wohnhaus –, so wird er dennoch nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Und im Innern des Gebäudes sieht und hört man den Verkehr nicht.
Stehen Sie mit Ihrem Angebot in Konkurrenz zur Kirche? Nein, und deshalb pflegen wir ein kollegiales, offenes Verhältnis 14
zu den Pfarrern. Wir reagieren auf den Zeitgeist, geben beim Abschiednehmen mehr Freiraum und ergänzen damit das Angebot der Kirche. Rund ein Drittel der Solothurner ist heute konfessionslos. Darunter sind Atheisten oder Agnostiker, also Menschen, die die Frage nach der Existenz eines Gottes für nicht beantwortbar halten. Sie wünschen keine kirchliche Abschiedsfeier, sondern einen individuell gestaltbaren, familiären Abschied. Dabei können sich die Angehörigen mit Texten, Musik, Dekorationen, Kerzenritualen etc. einbringen.
Fehlen aus diesem Grund religiöse Symbole in der Abschiedshalle? Genau. Neben einigen Sinnsprüchen an den Wänden sind bunte Glasmalereien der einzige Schmuck. Die Halle soll allen zur Verfügung stehen, seien es Atheisten, Christen, Juden, Muslime, Hindu oder Angehörige irgendeiner anderen Religion. Wir gestalten den Raum rund um den Sarg oder die Urne nach den Wünschen der Angehörigen – oder diese selbst übernehmen diese Aufgabe. Dabei wird meist auf das Leben oder auf ein Hobby des Verstorbenen eingegangen. In unserem Lager führen wir viele Requisiten, von Schwemmholz, Schmetterlingen und Engelsfiguren – Schutzengel sind auch bei Nichtreligiösen beliebt – über Tennisbälle, mit
WIRPLUS Juli 2015
Ruedi Messer: «Nur die Angehörigen kennen den Zugangscode für die Aufbahrungsräume.»
denen ein Herz geformt oder der Name des Toten geschrieben werden kann, bis zu Muscheln und Sand, den wir ausstreuen können, wenn jemand z.B. seine Ferien immer am Meer verbracht hat. Klavier, Beamer, Leinwand, Lautsprecher und Laptop erlauben das Abspielen von Musik, Filmen oder Fotos, die die Angehörigen auf einem USB-Stick selber mitbringen. Wir können Trauerfeiern auch live übertragen, kürzlich waren auf diese Weise Angehörige in Sri Lanka hinzugeschaltet. Eine grosse Stütze unseres Bestatterteams ist ein Arbeitskollege, der Abschiedsfeiern begleitet und Trauerreden hält. Sein Einfühlungsvermögen zeichnet ihn aus, und er kann sehr gut auf die Wünsche der Hinterbliebenen eingehen. Seine Reden wurden auch schon mit Applaus bedacht – etwas, das in einer Kirche als eher unangebracht empfunden würde.
Gibt es auch den Wunsch nach einem möglichst formlosen Abschied? Auch dies stellen wir zunehmend fest. Es reicht von einfachen Verabschiedungen im Familienkreis bis hin zu anonymen Beisetzungen, wenn keine Angehörigen mehr da sind. Ein Verstorbener wird dann am Sterbeort abgeholt, ohne Aufbahrung kremiert und ohne Publikation, ohne Feier und ohne Redner beigesetzt.
Wer wünscht sich eine solche Bestattung? Es kann ein Wunsch der Familie oder des Verstorbenen sein, aber es gibt auch andere Gründe. So werden die Menschen immer älter und haben oft niemanden mehr, wenn sie sterben. Vereinsamung kommt häufig auch bei Leuten vor, die eigentlich noch voll im Leben stehen, aber kaum noch soziale Kontakte pflegen. Andere Gründe können Streit und Meinungsverschiedenheiten in der Familie oder die Kosten sein. Bei den Wünschen von Verstorbenen oder Angehörigen geht es meist darum, dass der Abschied intim in der Familie gelebt werden will. Mit Abstand am verbreitetsten bleibt aber die klassische Abdankung in der Kirche mit anschliessender Bestattung auf dem Friedhof. In der Schweiz sind das heute in 92% der Fälle Urnenbeisetzungen. Erdbestattungen werden immer seltener.
Ruedi Messer im Gespräch mit den Architekten Theo Schnider und Lili Reckermann.
Wie gross ist der Anteil von Bestattungen ausserhalb eines Friedhofs? Dieser ist gross, und die Tendenz ist steigend. Beliebt sind Wasserbeisetzungen. Wir führen dazu Urnen, die sich im Wasser auflösen. Die Asche von Kremierten kann aber auch in der Natur verstreut werden. Gegenwärtig finden etwa 15% der Verstorbenen ihre letzte Ruhe ausserhalb eines Friedhofs. Die Innenarchitektur des Bestattungshauses wurde von Sabine Messer entworfen. Sie ist diplomierte Innenarchitektin FH und hat schon andere Aufträge im Bereich Bestattungs- und Friedhofwesen ausgeführt. Das mittels einer Luft-Luft-Wärmepumpe beheizte Gebäude beinhaltet eine Garage für die Leichenwagen, die mit dem Sarglager verbunden ist. «Die Schweizer wünschen mehrheitlich einfache Särge, etwa aus Tanne oder aus furniertem Pappelholz. Eiche oder Nussbaum, furniert, bilden heute schon die Ausnahme», so Ruedi Messer. Grosse, schwere Särge würden von Deutschen und Franzosen gewünscht, glänzend polierte von Italienern, farbige von oder für junge Leute. Das Sarglager geht in einen Waschraum über, in dem die Verstorbenen für die Einsargung vorbereitet werden. Die Bestatter dürfen kleinere Eingriffe vornehmen und beispielsweise Katheter oder Herzschrittmacher entfernen. 15
WIRPLUS Juli 2015
Das Besprechungszimmer lässt sich vom Abschiedsraum abtrennen.
Im Aufbahrungsraum steht der Sarg auf einer kühlbaren Metallplatte.
Welche Eigenschaften weist der ideale Bestatter auf?
wünschen von Angehörigen braucht es Verhandlungsgeschick mit Behörden. Es müssen auch Auslandtransporte in Auftrag gegeben oder durchgeführt werden. Festhalten möchte ich an dieser Stelle, dass sich das Bestattungswesen innerhalb der Schweiz regional stark unterscheidet. In den östlichen Landesteilen wird vieles über und durch die Gemeinde erledigt, in der westlichen Schweiz ist es ausnahmslos der Bestatter, der alle Arbeiten ausführt.
Seit die Fernsehserie «Der Bestatter» läuft, erhalten wir vermehrt Blindbewerbungen. Wenn dort – durchaus ernsthaft – gefragt wird, ob auch an Sonntagen gestorben wird, dann ist das schon einmal keine gute Voraussetzung. Die Bereitschaft für Pikettdienst muss vorhanden sein. Am wichtigsten ist ein ausgeprägtes Organisationstalent und die Fähigkeit, körperliche und psychische Strapazen auszuhalten: Einen Toten aus seiner Wohnung zu tragen, kann Schwerarbeit bedeuten. Gleichzeitig sind die Angehörigen in einer Ausnahmesituation und bedürfen einer verlässlichen und vertrauensvollen Hand. Wir sind in der Regel ja – nach dem Arzt – der erste Ansprechpartner für die Hinterbliebenen. Bei Selbstmorden oder Unfallopfern müssen Wunden verarztet oder vor Ort die oftmals unangenehmen Arbeiten erledigt werden. Einfühlsamkeit ist wichtig, auch deshalb, weil man es mit Angehörigen aller sozialen Schichten zu tun hat. Bei Sonder-
Stossen Sie manchmal auch an Ihre Grenzen? Als Bestatter muss man die Fähigkeit haben, sich abgrenzen zu können und trotzdem einfühlsam zu bleiben. Die Toten machen mir nichts aus, unsere Herausforderung sind eher die Angehörigen, die mit ihren Emotionen kämpfen und Mühe haben, das Unausweichliche oder das nicht Umkehrbare zu akzeptieren.
63 Jahre Erfahrung
16
Ruedi Messer hat mit dem Bau des Bestattungshauses sein Lebenswerk gekrönt, gleichzeitig aber auch seine Vorsorge geregelt. Die früheren Standorte in Solothurn, Bellach und Grenchen wurden aufgegeben und im neuen Bestattungshaus zusammengefasst. Das Gebäude selbst bleibt im Privatbesitz von Ruedi Messer. «Ich vermiete es an die Firma und habe so im Ruhestand ein regelmässiges Einkommen.»
Messer Begleitung & Bestattung Bielstrasse 164 4500 Solothurn T 032 757 50 50 info@mementomori.ch www.mementomori.ch WIR-Annahmesatz: 50%
Mit den drei Söhnen Philipp, Moritz und Benjamin ist bereits die dritte Generation im Bestattungsgeschäft aktiv. Ruedi Messers Vater Otto Messer hatte 1952 in Bellach eine kleine Dorfschreinerei gegründet und auch Särge angefertigt. 1972 übernahm Ruedi Messer diese, spezialisierte sich auf Bestattungen und mietete in Bellach ein kleines Lokal, von wo aus er zusätzlich einen Möbelhandel startete. Als Teilnehmer am WIR-System hat Messer den Bau des Bestattungshauses zu einem Teil auch über die WIR Bank finanziert.
Messer Wohnen Tellstrasse 14 4512 Bellach T 032 617 41 91 info@messerwohnen.ch www.messerwohnen.ch WIR-Annahmesatz: 50%
WIRPLUS Juli 2015
Gibt es viele Leute, die ihre Bestattung im Voraus im Detail festlegen? Das ist verbreitet und sinnvoll. Viele Menschen planen ihre Finanzen für den Lebensabend, setzen einen Erbvertrag auf und schreiben ihr Testament – ich denke, eine Bestattungsvorsorge gehört auch in diese Planung. Man sichert sich so nicht nur die Umsetzung seines letzten Willens, sondern entlastet auch die Angehörigen und schafft klare Verhältnisse. Wenn jemand gestorben ist, muss in kurzer Zeit vieles entschieden werden. Wenn man sich zu Lebzeiten keine Gedanken über seinen Tod gemacht hat, bleiben auch die klärenden Gespräche mit Partner oder Kindern aus. Mit einer Bestattungsvorsorge beugt man Ratlosigkeit vor, aber auch Meinungsverschiedenheiten in der Familie über Details oder über Grundsätzliches wie Kremation oder Erdbestattung. Die Entlastung ist zudem finanzieller Natur, wenn die Bestattungskosten vorfinanziert sind. Es ist also nur von Vorteil, wenn man ein Gespräch mit dem Bestatter sucht, seine Anliegen formuliert, sich beraten lässt und – wenn man so weit ist – seine Wünsche schriftlich festhält. Die Bestattungsvorsorge wird dann den Angehörigen zur Kenntnis gebracht und beim Bestatter hinterlegt. So wird sichergestellt, dass die Wünsche und Anweisungen eingehalten werden. Niemals sollte die Bestattungsvorsorge mit dem Testament hinterlegt werden, da dieses erst später geöffnet wird. Herzstück des Bestattungshauses ist neben der Abschiedshalle das Visitare. So heissen die beiden Aufbahrungsräume, wovon einer zum Waschraum umfunktioniert werden kann. Der Sarg ruht während der Aufbahrung auf einer Metallplatte, die kühlbar ist. Ruedi Messer: «So kühlen wir nur den Sarg mit seinem Inhalt
Die Ausstellung von Särgen, Kerzen und Urnen.
und nicht den ganzen Raum.» Wie sein Name es ausdrücken soll, ist das Visitare rund um die Uhr besuchbar – jedoch nur durch die Angehörigen. Die Zugangsberechtigung wird über einen Code geregelt, den nur die Angehörigen erhalten. Je nach Weltanschauung bzw. Religion werden im Waschraum auch Dritte aktiv, allerdings immer in Anwesenheit eines Bestatters. So wird das Waschen oder Einkleiden bei Muslimen, Juden oder Mormonen von Angehörigen des entsprechenden Glaubens vorgenommen. Neben dem Büro und einem vom Abschiedsraum abtrennbaren Besprechungszimmer vervollständigt ein Ausstellungsraum mit Särgen, Kerzen und Urnen aus den unterschiedlichsten Materialien das Raumprogramm. Das Gebäude soll auch Begegnungsort sein, deshalb ist der Abschiedsraum für andere Veranstaltungen ebenfalls nutzbar. Selbst Besichtigungen sind auf telefonische Anmeldung hin möglich. «Schul- oder Religionsklassen, die das Thema Tod behandeln, haben hier die Möglichkeit der praktischen Anschauung», so Ruedi Messer. DANIEL FLURY
«Auseinandersetzung mit extremen Gegensätzen» Theo Schnider und Lili Reckermann von ssm architekten in Solothurn schätzen sich glücklich, dass sie und ihre Partner die seltene Gelegenheit erhielten, ein Bestattungshaus zu planen. Nicht nur das Raumprogramm sei bei einem solchen Bau einmalig und aussergewöhnlich – auch die Tatsache, dass sich ein Bestattungsinstitut zeige, sei speziell. Ausserdem habe man sich mit extremen Gegensätzen auseinandersetzen müssen. Schnider: «Was sich im Gebäude abspielt, verlangt Intimität, gleichzeitig steht es mitten im öffentlichen Raum; die Ruhe im Innern kontrastiert mit der Hektik draussen und der Neubau mit einem benachbarten Altbau.» Und obwohl es sich von der Idee her um eine säkulare Anlage handle, strahle sie etwas Sakrales aus, was vielleicht
vergessen lasse, dass ein Bestattungsunternehmen auch ein gewinnorientiertes Unternehmen sein müsse. Auf die Lebhaftigkeit und Dynamik des östlichen Eingangstors zur Stadt Solothurn und der Strassenkreuzung antworten die Architekten mit einer kraftvollen Betonfassade. «Sie wirkt aber nicht abweisend, denn durch eine spezielle Schalung erhielt sie ein florales Muster.» Die so gewonnene Transparenz greift auf der Westseite eine vorgehängte, durchbrochene Holzfassade auf, die den dort goldfarbig gestrichenen Beton durchschimmern lässt. «Auch dieses Gestaltungsmittel verleiht dem Bau etwas Spirituelles», so Schnider.
17
WIRPLUS Juli 2015
EIN SCHLOSS MACHT SEINEM NAMEN ALLE EHRE
«My home is my castle» – das dürfen alle behaupten, die sich in ihren vier Wänden gut aufgehoben fühlen und Wert auf Privatsphäre legen. In wenigen Fällen ergeben die Wände tatsächlich ein Schloss. So bei der Weinbaufamilie Kessler, in deren Besitz sich Schloss Weinberg und die dazugehörende Rebparzelle im sanktgallischen St. Margrethen befindet. Mit dem Kauf des Guts 1980 wurden die Weichen der Familie neu gestellt: vom Metallbau zum Weinbau.
18
WIRPLUS Juli 2015
Boris Kessler im klimatisierten Flaschenlager.
Boris und Andrea Kessler präsentieren die Weine der Schlosskellerei.
Es liegt nicht zuletzt an seiner Lage, dass das Schloss Weinberg über Jahrzehnte unbeachtet blieb und langsam verwahrloste. 150 Meter über dem Rhein und am Ende einer Strasse gelegen, gibt es hier keinen Durchgangsverkehr. Höchstens aufmerksame Wanderer auf dem Rheintaler Höhenweg, der westlich vom Schloss vorbeiführt, erspähen die stolzen Türme der nach dem Bodensee ausgerichteten Hauptfassade. Auch dem Weinkenner sagte eine Herkunftsbezeichnung wie «Schloss Weinberg» oder «St. Margrethen» vor 30 Jahren nichts mehr, denn was die Reblaus hier um 1900 an Rebstöcken übrig gelassen hatte, bodigte der Frost zu Beginn der 60er-Jahre vollständig. Nur eine prächtige Weintraube im Wappen von St. Margrethen erinnerte noch an die alte Weinbautradition.
eine Metallbauerlehre und die spätere Übernahme des Betriebs wären nur folgerichtig gewesen. Mit dem Verkauf des Familienbetriebs mussten alle Kräfte gebündelt und neu ausgerichtet werden. Bis 1983 dauerten die aufwendigen Renovations- und Erweiterungsarbeiten am Schloss. Boris schnupperte unterdessen in den Herbstferien bei einem Winzer und kam, wie von den Eltern erhofft, auf den Geschmack. Nach dem Schulabschluss startete Boris Kessler 1984 eine Lehre als Winzer und Weintechnologe.
Nicht allen blieb das Potenzial von Schloss Weinberg und den brachliegenden Rebhängen oberhalb des Grenzdorfes zu Österreich verborgen: Der Metallbauer und Kunstschlosser Rudolf Kessler und seine Frau Ursula hatten sich in die Liegenschaft, in die Ruhe und in die Fernsicht Richtung Bodensee verliebt. Als gesundheitliche Gründe Rudolf Kessler zwangen, seinen Metallbaubetrieb in St. Gallen-Wittenbach zu verkaufen, setzte das Ehepaar alles auf eine Karte. Boris Kessler: «Meine Eltern investierten 1980 alles, was sie hatten, in den Kauf und in die Renovierung von Schloss Weinberg. Ihr Ziel war es, dem Namen Weinberg wieder alle Ehre zu machen und in St. Margrethen den Weinbau neu einzuführen.»
Sohn Boris zieht mit Den Eltern ging es nicht nur darum, ihre privaten Träume zu verwirklichen. Vielmehr sollte eine neue Familientradition begründet werden. Denn der beim Schlosskauf noch schulpflichtige Boris war sozusagen in der väterlichen Werkstatt aufgewachsen,
Von 345 auf 40 000 Flaschen Die Lehrzeit nutzte Boris Kessler dazu, seine ersten eigenen Reben selbst zu veredeln und auf der Rebparzelle des Schlossguts zu pflanzen. Den ersten Ertrag warfen die Weinstöcke mit Abschluss der Ausbildung nach vier Jahren ab: 320 Flaschen Blauburgunder und 25 Flaschen Müller-Thurgau. So bescheiden der Ertrag quantitativ war, so zufriedenstellend war die Qualität. Zwei weitere Parzellen wurden von der Ortsgemeinde St. Margrethen hinzugepachtet, die damit wieder in den Rang eines Weinbauorts aufgestiegen war. «Heute beläuft sich die Jahresproduktion auf 40 000 Flaschen Weiss-, Rosé-, Rot- und Schaumweine», so Boris Kessler.
Ökologisch geführter Familienbetrieb Zum Erfolg beigetragen haben verschiedene Faktoren. Zum einen haben die Kesslers von Anfang an auf ökologischen Weinbau gesetzt. «Dies in einer Zeit, als die integrierte Produktion IP in den Weinbergen alles andere als selbstverständlich war: Ganze Rebberge wurden damals mit Unkrautvertilger abgespritzt!» Die Reben der Schlosskellerei, die in kniehoch stehende Gräser und Kräuter eingebettet waren und sind, seien dazumal als ungepflegt betrachtet worden. Heute allerdings kann Boris Kessler 19
WIRPLUS Juli 2015
Ökologischer Weinbau: Die terrassierten Rebberge sind auch Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten.
den meisten Winzern in der Schweiz einen «ökologischen Weitblick» attestieren. Das zweite Rezept zum Erfolg liegt in der Familie und im Verzicht auf voll automatische Produktionsprozesse begründet. Seit 1987 packen nicht nur Sohn und Eltern an – der Vater verstarb 1996 –, sondern auch Boris Kesslers Ehefrau Andrea Kessler und zwei Mitarbeiter. Dazu kommen die beiden Söhne Lars und Jan, die zwar eine kaufmännische Ausbildung absolviert haben, im elterlichen Betrieb aber überall einspringen können, wo Not am Mann ist. Denn vieles ist Handarbeit, der übersichtliche Maschinenpark wird von Kessler selbst unterhalten und erlaubt eine schonende Verarbeitung: «Bei der nicht voll automatisierten Abfüllung der Weine beispielsweise wird der Wein nicht in die Flaschen gejagt, somit bleibt die safteigene Kohlensäure bei den Weiss- und Roséweinen stets erhalten.»
Schlosskellerei Kessler Schloss Weinberg 9430 St. Margrethen T 071 888 42 51 F 071 888 42 34 Info@schloss-weinberg.ch www.schloss-weinberg.ch WIR-Annahmesatz: 30% AKTION Bei Bestellung bis 31. Juli 2015: 100% WIR auf den Preis des Degustationskartons oder des Probier-Sets Schaumweine (s. Kasten rechts).
20
Gute Lage für Müller-Thurgau Der entscheidendste Faktor ist natürlich die Güte der Rebe. Die heute 4,3 ha umfassende Rebfläche der Schlosskellerei Kessler ist zu einem Drittel mit Müller-Thurgau-Reben bestockt. Diese Rebsorte – auch Rivaner oder Riesling-Sylvaner genannt – ist in der Ostschweiz die verbreitetste weisse Traubensorte. Völlig zu Recht, findet Boris Kessler, habe doch der aus dem Thurgau stammende Botaniker Prof. Dr. Hermann Müller Ende des 19. Jahrhunderts mit dieser Rebe etwas Einmaliges und eigenständig Schweizerisches geschaffen. Gerade im Rheintal und insbesondere auf dem Weinberg herrschen die besten Voraussetzungen für wundervolle Aromen. Boris Kessler beschreibt sie so: «Ein zartfruchtiges Muskatbukett, blumige Noten und eine milde Fruchtigkeit, gepaart mit einer eleganten, vielschichtigen Fruchtnote.» Sollten die Trauben einmal zu viel Wasser eingelagert haben, können die Winzer im Rheintal auf den Föhn zählen. Die warme Luft lässt Fruchtwasser verdunsten, und der Zuckergehalt steigt. «Nicht umsonst wird der Föhn auch ’Traubenkocher’ genannt», erläutert Boris Kessler.
Lohnendes Ausflugsziel Den grössten Teil der Jahresproduktion liefert Boris Kessler direkt in die Keller seiner Privatkundschaft, zu denen auch WIR-Teilnehmer gehören. «Schon mein Vater hat als Metallbauer auf die Vorteile des WIR-Systems gesetzt. Ich setze meine WIR-Einnahmen in erster Linie beim Kauf landwirtschaftlicher Geräte und in den Ferien ein», so Boris Kessler. Auch regionale Restaurationsbetriebe und die Gemeinde St. Margrethen gehören zu den Abnehmern der verschiedenen Weine. Auf dem Schloss selbst bietet die Familie Kessler Apéros und Weinseminare an (s. Kasten). Dadurch soll der prächtige Bau als Ausflugsdestination noch bekannter gemacht werden. In der
WIRPLUS Juli 2015
Angebot 75-cl-Flaschen, Preise zwischen 17.20 und 18.80 CHF Müller-Thurgau (Blanc de blancs) Weissherbst (Blanc de noir) Œil de Perdrix (Rosé de Pinot) Blauburgunder (Pinot noir) Cuvée Wyberg Süsser Weinberg 50-cl-Flaschen, Preise zwischen 10.20 und 11.30 CHF Müller-Thurgau (Blanc de blancs) Weissherbst (Blanc de noir) Œil de Perdrix (Rosé de Pinot) Blauburgunder (Pinot noir) Barrique (Pinot noir), 16.50 CHF
Der Schlossgarten eignet sich für Hochzeitsfotos. Im Hintergrund das österreichische Lustenau.
Degustationskarton (75 cl) 12 Flaschen Schlosswein assortiert, 198 CHF Schaumweine (75 cl) Don Rudolfo, brut, 32.00 CHF Goldrausch, demi-sec, 27.00 CHF Perlros, süss, 24.20 CHF Probier-Set Schaumweine Je 1 Flasche Don Rudolfo, Goldrausch, Perlros, 79.90 CHF Spirituosen (75 cl) Edelbrand Santa Lucia, 37.00 CHF, klares Destillat aus Traubentrester (Pinot noir), 40 Vol.-% Olivenöl (50 cl) Sicilia, extra vergine, 19.20 CHF Weinflaschen mit individuellen Etiketten Nach Kundenwunsch gestaltete Weinetiketten für Kundengeschenke, Jubiläums-, Hochzeits-, Geburtstagsweine etc.
Im Schlossanbau befinden sich Apparate wie die Filterpresse (Bild), das Flaschenlager und der Maschinenpark.
Weinschenke im ehemaligen Ökonomiegebäude des Schlosses können angemeldete Wandergruppen, Hochzeitsgesellschaften – als Foto-Location bietet sich der Barockgarten mit Ziehbrunnen an –, Vereins- oder Betriebsausflügler bewirtet werden. Erreichbar ist Schloss Weinberg mit dem Auto oder zu Fuss, denn der über 100 km lange und in sechs Etappen unterteilte Rheintaler Höhenweg führt nahe am Schloss vorbei. Sogar passionierte Bahnfahrer kommen auf ihre Kosten: Mit der Bergbahn Rheineck-Walzenhausen ist die Schlosskellerei von der Endstation Walzenhausen (AR) in einem viertelstündigen Waldspaziergang erreichbar. DANIEL FLURY
Apéroprogramm 1 Glas Wein mit Grissini, Schlossgeschichte, Diaschau «Von der Rebe bis zum Wein» Dauer nach Absprache Kosten: 8 CHF pro Person Kleine Weinkunde Zweieinhalbstündiger Anlass, ab 10 Personen Besichtigung des Rebbergs und der Schlosskellerei Diaschau, Degustation, Imbiss, 1 Flasche Schlosswein zum Mitnehmen Kosten: 38 CHF pro Person Kleines Weinseminar Viereinhalbstündiger Anlass, ab 10 Personen Apéro, Besichtigung des Rebbergs und der Schlosskellerei Wissenswertes über den Weingenuss, mit Kursunterlagen Lehrreiches über die Schaumweinherstellung, mit Degustation Diaschau, Degustation, Imbiss, 1 Flasche Schlosswein zum Mitnehmen Kosten: 68 CHF pro Person
21
WIRPLUS Juli 2015
DIE RENAISSANCE DER TÜRME Der Bau hoher Gebäude wurde in der Schweiz erneut lanciert. Die Projekte stossen zwar noch auf wenig Gegenliebe bei der Bevölkerung, gefallen indes der öffentlichen Hand, die sich nicht mehr vor Bauwerken fürchtet, die in die Höhe gehen. Sind hohe Bauten eine Lösung für urbane Probleme oder nur eine Zeiterscheinung? Sie haben jedenfalls ihren Preis.
Im Spätwinter erfuhren die Leser aus den lokalen Medien, dass im Zentrum von Neuenburg ein 97 Meter hoher Turm mit Luxuswohnungen auf 18 Stockwerken im Gespräch sei. Eine geringe Höhe im Vergleich mit Chur oder Vals (1000 Einwohner), wo Konstruktionen von 400 und 381 Metern geplant waren. Die Meldung über Neuenburg machte am 1. April 2015 Schlagzeilen. Das Prinzip ist bekannt: An diesem Tag werden Streiche und Scherze ausgeheckt. Und die Medien geben absurde Informationen bekannt, welche die Leser täuschen und erzürnen sollen. Dass zwei Tageszeitungen – «L’Express» und die «Südostschweiz» – darauf setzten, die Fantasie ihrer Leser zu Wolkenkratzerprojekten anzuregen, bestätigt, dass das Thema im gan22
zen Land hohe emotionale Wellen schlägt. Denn solche Vorhaben – seien es Wohn- oder Geschäftsimmobilien – werden in der Schweiz wieder beliebter. Das Phänomen hat seinen Ursprung möglicherweise im Bau des Basler Messeturms von 2003 (105 Meter) und des Prime Tower in Zürich von 2011 (126 Meter). Und bekanntlich hat das höchste Gebäude der Schweiz in Basel – der Roche Tower – seine Höhe von 180 Metern schon erreicht. Die Pharmagruppe hat bereits den Bau weiterer Türme am gleichen Standort angekündigt, wobei eine der Immobilien mehr als 200 Meter Höhe erklimmen wird.
WIRPLUS Juli 2015
Der künftige Standort der Pharmagruppe Roche mit den beiden rund 200 bzw. 180 Meter hohen Bürogebäuden. Das 180 Meter hohe Gebäude (im grossen Bild ganz links) steht bereits.
Modeströmung Die Geschichte der höchsten Bauten des Landes zeigt, dass sich das Phänomen in den 1990er-Jahren deutlich abgeschwächt, in der Folge aber wieder an Zugkraft gewonnen hat. Anhand der ungewöhnlichen Entwicklung eines der ersten Wohnhochhäuser des Landes, des Tour d’Ivoire von Montreux (1969), lässt sich das Phänomen erklären. «Damals hatte die Bevölkerung das Projekt ’Manhattan in Montreux’, das zehn ähnliche Türme vorsah, in einer Abstimmung gutgeheissen», erinnert sich der aktuelle Stadtpräsident Laurent Wehrli. «Das rund 80 Meter hohe Gebäude war jedoch eine Enttäuschung. Die wirtschaftliche Lage liess letztlich nur den Bau eines ein-
zigen Turms zu. Mitte der 1970er-Jahre wurde das Projekt formell aufgegeben.» Die Einwohner von Montreux hatten für den realisierten Turm während Jahren keine guten Worte übrig. Diese Abneigung ging indes in den 1990er-Jahren stetig zurück, als der Turm stärker ins Zentrum rückte als die Stadt selbst. Der Stadtpräsident verweist auf ein kürzliches Zeichen des Wandels: «Zu Beginn des Jahres musste die Gemeinde im Stadtrat eine Zwischenwahl organisieren. Auf den Werbeplakaten wurden die zwei Kandidaten mit dem Tour d’Ivoire im Hintergrund abgelichtet.» Der zuvor verunglimpfte Turm mutierte zum Zeichen einer dynamischen Entwicklung. 23
WIRPLUS Juli 2015
Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich in Vernier (Genf) in Le Lignon ab. Das dort errichtete grosse Gebäude, ein Zeitgenosse des Tour d’Ivoire, wurde von den Genfern ebenfalls lange Zeit missbilligt. Die architektonischen Qualitäten mit der Grande Barre und den zwei Türmen – der höchste thront immerhin 78 Meter hoch – sind heute jedoch anerkannt. Da der Standort nunmehr als schützenswert klassifiziert ist, werden die laufenden Renovations- und Sanierungsarbeiten für die Wärmedämmung erschwert: Es ist verboten, das äussere Erscheinungsbild der Gebäude zu verändern!
Divergenzen in der Gemeinde Die Bevölkerung befürwortet diese Gebäude noch nicht durchweg, auch wenn sie nicht dieselben Höhen wie der Roche Tower erreichen. In Bussigny westlich von Lausanne hat die Bevölkerung an einer Abstimmung 2012 ein Turmprojekt abgelehnt. Im letzten Jahr hat Chavannes-près-Renens grünes Licht für ein 117-Meter-Hochhaus gegeben. Und 2014 hat Lausanne den Taoua-Turm (87 Meter) abgelehnt, nachdem die Diskussion darüber zu einer Zerreissprobe in der Stadtbevölkerung geführt hatte. Die Gegner führten die Lärmbelastung, den Schatten und die Beeinträchtigung der Landschaft ins Feld und befürchteten, dass die Sozialwohnungen soziale Probleme auslösen könnten. 24
WIRPLUS Juli 2015
Der in den 1960er-Jahren gebaute Tour d’Ivoire war bei den Einwohnern von Montreux lange unbeliebt. Heute ist er ein Symbol für Dynamik.
Die öffentliche Hand scheut sich nicht mehr davor, an Höhe zu gewinnen. Im Bild ein Projekt für das neue VernetsQuartier in Genf mit einem 80 Meter hohen Gebäude.
Diese Argumente wurden in den Reaktionen der Befürworter indirekt sichtbar. Die Behörden korrigierten die Projekte nach unten – metrisch gesprochen – und stellten höhere Steuereinnahmen durch qualitativ erstklassige Wohnungen in den Vordergrund. Auch der Gigant Roche präzisierte in einem Communiqué, dass die höchsten Gebäude, die inmitten seines Terrains erstellt werden, die Nachbarn nicht stören würden.
Das Terrain besetzen Laut den Behörden wird ein Turm besser akzeptiert, wenn er sich in einem vorgegebenen Terrain befindet. Dies ist der Fall im Kanton Genf, wo der Bau eines Turms von 80 Metern Höhe auf dem Areal der Kaserne Vernets vorgesehen ist. Die für das Projekt verantwortlichen Städteplaner unterstreichen, dass der Turm kein strukturgebendes Element des Projekts des neuen Viertels darstelle, zeigen sich jedoch nicht sonderlich erstaunt über das grosse Interesse der Bevölkerung (und der Medien) für dieses Gebäude. Ebenfalls im Kanton Genf sieht die Stadt Meyrin im Rahmen ihres Grossprojekts Ecoquartier mit 30 Gebäuden den Bau von zwei Türmen vor. Das Beispiel gibt die Gelegenheit, einen weiteren Aspekt dieser Bauweise zu erwähnen: ihren Preis. Die Anbieter von Woh-
nungen mit moderaten Mieten sind von den entsprechenden Mehrkosten für den Bau von hohen Gebäuden stärker belastet, mehr jedenfalls als die Anbieter von Wohnungen zum Verkauf oder von administrativen Gebäuden. Die Kooperative Les Ailes, die im Ecoquartier von Meyrin ein Minergie-A-Gebäude von 37 Metern Höhe erstellen wird, ist mit genau diesem Problem konfrontiert. Sie wird beim Kanton mit Sicherheit eine Aufhebung der Obergrenze der Mieten verlangen müssen – also eine spezielle Genehmigung, um die Mieten über dem gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwert festlegen zu können.
Mehrkosten Damit Mehrkosten entstehen, braucht es allerdings gar keine extrem hohen Gebäude: In den Kantonen Genf und Waadt beginnen die Sorgen schon bei 30 Metern, nämlich auf der Höhe der höchsten Leitersprosse der Feuerwehrleute. Santiago Miguel Hernandez, Architekt ETHL im Büro Aeby-Perneger, das mit dem Gebäude der Kooperative Les Ailes betraut ist, erwähnt die Implikationen: «Bei Wänden, Decken und Schächten, die brandabschnittsbildende Bauteile darstellen und in der Regel einen Feuerwiderstand von El 60 aufweisen – etwa 60 Minuten Rauch- und Feuerdichtigkeit – erhöht sich dieser auf El 90. 25
WIRPLUS Juli 2015
Mit dem Bau in die Höhe müssen strengere Brandschutzkriterien erfüllt werden. Die Architekten rechnen mit Mehrkosten von zwei Millionen für dieses 37 Meter hohe Gebäude, das in Meyrin gebaut werden soll.
Für die Schall- und Wärmedämmung sind nicht brennbare Materialien erforderlich. Wir sind deshalb gezwungen, Mineralwolle zu verwenden, die im Allgemeinen schwieriger und häufig heikler zu installieren ist. Ausserdem ist eine grössere Dicke notwendig, um die erwarteten Resultate zu erzielen, als bei besser isolierten Materialien, die feueranfälliger sind. Damit Heizung, Lüftung, Klima- und Sanitäranlagen technisch einwandfrei – und unter Einhaltung der Minergie-A-Normen – funktionieren, sind beträchtlich höhere Kosten einzukalkulieren.» Die Feuerwehr verlangt die Installation eines Lastenzugs, der tiefer ist als ein herkömmlicher Lift. Erforderlich ist zudem eine Treppe, um zum Dach zu gelangen, und nicht nur eine einfache Luke. Für dieses Projekt schätzen die Architekten die Mehrkosten auf zwei Millionen, bei Baukosten von 32 bis 40 Millionen für das gesamte Projekt. 26
Diese vielen Auflagen erklären, weshalb hohe Gebäude kein Wundermittel zur Behebung des Wohnungsproblems darstellen. Dies heisst aber wiederum nicht, dass man in hohen Gebäuden nicht behaglich wohnen könnte. Die Eigentümer der Appartements, die sich über dem 12. Stockwerk des Tour d’Ivoire befinden, haben keine Mühe, Käufer zu finden, obwohl der Markt nach unten tendiert. Was die Schwierigkeit angeht, in der Höhe zu leben, so wäre sie rein kulturell bedingt. Es dürfte einer neuen Generation von Schweizern nicht schwerfallen, sich in hohen Gebäuden wohlzufühlen. Aber wohl eher nicht in Vals. VINCENT BORCARD http://skyscraperpage.com/diagrams/?countryID=125
WIRPLUS Juli 2015
PATRICK TREIER WIRD LEITER DES KREDITMANAGEMENTS ERWEITERUNG DER GESCHÄFTSLEITUNG
Patrick Treier stösst von der Aargauischen Kantonalbank AKB zur WIR Bank. In Aarau war er zuletzt und seit 2005 Leiter des Kreditverarbeitungszentrums mit 40 Mitarbeitenden. Zuvor war er Teamleiter Kundenrisikomanagement (1996 bis 1998) und Leiter Kreditmanagement sowie Credit Officer für drei Regionen der AKB (1998 bis 2005). Bei der früheren Schweizerischen Bankgesellschaft hat Patrick Treier die Lehre absolviert und die ersten Berufserfahrungen im Kreditsekretariat (SBG Aarau), als Firmenkundenberater (SBG Lenzburg) und als Projekt- bzw. Teamleiter Restrukturierung/Sanierung (SBG Zürich) gesammelt. Treier ist eidg. dipl. Bankfachexperte und hat neben dem St. Galler Geschäftsführer- und CEO-Programm auch das Advanced Executive Program (Swiss Banking) abgeschlossen. Für Germann Wiggli, den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, sind nun die besten Voraussetzungen für eine laufende Weiterentwicklung des zentralen Bereichs Kreditmanagement gegeben. «Mit Patrick Treier haben wir ausserdem einen Experten gefunden, der seine langjährige Erfahrung in den Bereichen Führung, Informatik, Prozesse, Optimierung, Risikobewertung, Qualitätssicherung und Projektmanagement in die Geschäftsleitung einbringen kann», so Wiggli. Im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie optimiert die WIR Bank Genossenschaft ihre Aufbauorganisation. So wurde das Kreditmanagement aus dem Bereich Servicecenter ausgegliedert, und es wurde daraus ein eigenständiger Bereich geschaffen. Seit dem 1. Juli steht er unter der Leitung von Patrick Treier (51), der gleichzeitig Einsitz in die nunmehr fünfköpfige Geschäftsleitung nimmt.
Patrick Treier ist mit Susanna Treier-Nussbaum verheiratet und zählt neben dem Billardspiel das Reisen und die Natur zu seinen Hobbys. DANIEL FLURY
Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der WIR Bank auf einen Blick: www.wirbank.ch > Die WIR Bank > Organisation
27
WIRPLUS Juli 2015
WOHER KOMMT DAS ARBEITSGESETZ?
Das heutige Arbeitsgesetz mit all seinen Verordnungen geht auf das erste gesamtschweizerische Fabrikgesetz zur端ck, das 1877 erlassen wurde. Vorbild war das Glarner Fabrikgesetz aus dem Jahre 1872. Inwieweit sind die Arbeitnehmer in der heutigen Zeit noch auf den Schutz durch das Arbeitsgesetz angewiesen? 28
WIRPLUS Juli 2015
Im letzten Beitrag war die verfahrene Situation rund um die zwingende Pflicht zur Arbeitszeiterfassung Thema. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer sind mit der vom Staat vorgeschriebenen Pflicht zur detaillierten Arbeitszeiterfassung glücklich. Bei vielen Berufen lassen sich Arbeitszeit und Freizeit in der heutigen Arbeitswelt kaum mehr auseinanderhalten. Die Aussagekraft solcher Präsenzerfassungen ist daher unterschiedlich hoch. Die Zeit als Mass der Leistung des Arbeitnehmers für den Arbeitgeber ist unzeitgemäss und unbefriedigend. Nur, wenn es nicht die im Dienst des Arbeitgebers verbrachte Zeit ist, was soll dann als Mass für die Leistung des Arbeitnehmers dienen?
men waren. Für sie gab es weder Arbeitssicherheit noch Schutz der Gesundheit, sondern nur Ausbeutung durch lange Arbeitszeiten und tiefste Löhne.1 Gemäss einer Erhebung von UNICEF2 müssen in Bangladesch rund fünf Millionen Kinder unter misslichsten Arbeitsbedingungen durch Arbeit zum Unterhalt der Familie beitragen. Viele von ihnen können daher nie eine Schule besuchen und bleiben dadurch für immer in der Armutsfalle. Nachtarbeit und durch Überstunden übermüdete Arbeitnehmer sollen regelmässg zu Bränden in solchen Unternehmen führen. Offenbar gelingt es dem Staat nicht, seine Arbeitnehmer zu schützen. Der Westen rief daher nach privater Kontrolle durch die Abnehmer der Produkte.
Mehr Freiheit – weniger Bevormundung? Soll im Geist eines modernen partnerschaftlichen Arbeitsrechts auf die Vertrauensarbeitszeit, allein auf das Vertrauen in das Erzielen der vorgegebenen Ergebnisse abgestellt werden? Sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht mündig genug, um ohne Einmischung des Staats ihre Vertragsbestimmungen im individuellen Arbeitsvertrag oder zumindest über die Verbände in Gesamtarbeitsverträgen auszuhandeln? Ist die Zeit nicht reif für eine Abschaffung des Arbeitsgesetzes mit all seinen Verordnungen? Sind Vorschriften über Sicherheit, Höchstarbeitszeit, Ruhezeiten, Sonntagsarbeit und Sonderschutz für jugendliche Arbeitnehmer heute noch notwendig? Sind sie nicht wie die Regeln der Arbeitszeiterfassung unzeitgemässe Relikte aus vergangenen Zeiten? Der Abbau dieser Schutzvorschriften wird öffentlich diskutiert. Die ersatzlose Streichung des Nachtarbeitsverbots für Frauen im Jahr 1996 beweist, dass dieser Weg möglich ist. Der ursprüngliche Sonderschutz von Frauen war mit den Jahren zu deren Bevormundung geworden und widersprach dem Gleichstellungsgebot.
Die Schweiz ist kein Drittweltland Warum also nicht auch die ganzen Zeiterfassungsvorschriften streichen? Schliesslich leben wir im 21. Jahrhundert in einem fortschrittlichen und sozialen Staat und nicht in einem Drittweltland wie beispielsweise Bangladesch. Dort kamen vor rund zwei Jahren 1127 Menschen beim Einsturz einer Fabrik ums Leben. Doppelt so viele wurden verletzt. Am Tag der Katastrophe hatte die Polizei das Betreten des Gebäudes verboten, aber die Inhaber hatten auf der Weiterführung der Arbeiten bestanden. Die Arbeitnehmer starben, weil sie unter der Androhung des Arbeitsplatzverlustes trotz Lebensgefahr ihrer Arbeit nachgekom-
Schweiz vor 150 Jahren: Zustände wie im heutigen Bangladesch Demgegenüber steht in der Schweiz die gegenteilige Forderung im Raum. Wer aber Zurückbindung des kontrollierenden Staates zugunsten von Eigenverantwortung der Parteien fordert, verkennt dabei, dass uns genau diese Kontrolle aus den heute in Bangladesch herrschenden Verhältnissen herausgeführt hat. Denn noch vor 150 Jahren waren die Zustände in der Schweiz durchaus vergleichbar mit der heutigen Situation in Bangladesch. Es herrschte bittere Armut in grossen Teilen der Schweiz. Junge Männer mussten auswandern. Davon zeugen z.B. heute noch Städte wie New Glarus in den USA. In den neuen Fabriken und Spinnereien waren viele Arbeiten anspruchslos und konnten von Kindern und Frauen erledigt werden. Die individuelle Vertragsfreiheit war noch kaum eingeschränkt, es konnte grundsätzlich alles vereinbart werden. Daher waren Arbeitswochen mit sechs Arbeitstagen von bis zu 14 Stunden die Regel. Schutz oder Rechte hatten die Arbeitnehmer kaum. Ein Arbeitsunfall führte oft zur völligen Verarmung. Fabriken brannten nieder, weil auch in der Nacht unter misslichsten Umständen im Licht von Öllampen gearbeitet wurde. Vor der Industrialisierung hatte zumindest noch das Tageslicht die Arbeitszeit bestimmt. Frauen der Arbeiterschicht mussten in der Fabrik arbeiten und ihre Kinder oftmals sich selbst überlassen. Auch die Kinder arbeiteten vor und nach der Schule in den Fabriken, damit die Familie überleben konnte. In den Baumwollspinnereien arbeiteten bereits sechs- bis zehnjährige Kinder. Ein Drittel besuchte wegen der Fabrikarbeit schon gar nicht die Schule. 29
WIRPLUS Juli 2015
Glarus – Vorreiter im Arbeitnehmerschutz Wie die Arbeitnehmer in Bangladesch hatten die Betroffenen Angst um ihre Arbeitsplätze und wehrten sich wenig. So waren es denn auch vornehmlich Lehrer, Pfarrer und Ärzte, die damals gegen diese menschenunwürdigen Zustände ankämpften. In kleinen Schritten erreichten sie die staatliche Einführung minimalster Schutzvorschriften. Die Kantone waren dabei unterschiedlich schnell. Ein Vorreiter war der Kanton Glarus. 1846 verbot die Kantonsregierung von Glarus die Beschäftigung von Kindern unter 12 Jahren in mechanischen Spinnereien. Weitergehende Schutzvorschriften bis zum kantonalen Fabrikgesetz 1872 sind dank der direkten Demokratie in der Landsgemeinde früh möglich geworden, allerdings erst nach erbittert geführten Abstimmungskämpfen. Das erste gesamtschweizerische Fabrikgesetz wurde 1877 erlassen und ersetzte die kantonalen Fabrikgesetze. Dieses Fabrikgesetz des Bundes wurde nach dem Muster des 1872 vom Kanton Glarus erlassenen Fabrikgesetzes verabschiedet. Es hatte den Schutz der Gesundheit von Kindern, Frauen und schlecht ausgebildeten Arbeitnehmern zum Inhalt. Drei eidgenössische Inspektoren wachten über dessen Einhaltung.
Wo das Fabrikgesetz nicht galt, blieb es bei Ausbeutung Doch das Fabrikgesetz galt nur für die Fabrikindustrie. Für die ganze Urproduktion, Institute wie Spitäler oder Familienbetriebe (Heimarbeit) hatte es keine Geltung. Auch Mitglieder des höchsten Kaders, Künstler und Selbstständigerwerbende unterstanden seit jeher nicht dem Fabrikgesetz. Aus diesem Grund wurden Spinnerei, Weberei und Stickerei immer stärker zur Heimarbeit umstrukturiert, wo die Kinder nach wie vor uneingeschränkt ausgenutzt werden konnten. Aber auch in der Landwirtschaft blieben die Verdingkinder nach wie vor ungeschützte Arbeitskräfte. Gemäss einer Erhebung von 1904 in zwölf Schweizer Kantonen arbeiteten in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt rund 300 000 Kinder. Sowohl die Umgehung des Verbots der Kinderarbeit und des Arbeitnehmerschutzes durch Heimarbeit wie auch die Beibehaltung von Kinderarbeit in nicht vom Arbeitsgesetz erfassten Bereichen zeigen, dass ohne Vorschrift und Kontrolle keine Durchsetzung möglich ist. 1964 wurde das Fabrikgesetz durch das eidgenössische Arbeitsgesetz abgelöst, das aus zwei Hauptteilen besteht: Der eine enthält die Regelungen über die Arbeits- und Ruhezeiten, der andere 30
Teil diejenigen über den Gesundheitsschutz. Jugendliche sowie Schwangere oder Stillende sind besonders geschützt. Neu wurden nun neben den Industriebetrieben auch der Handel und das Gewerbe den Schutzvorschriften unterstellt. Das Gesetz selbst wurde zweimal revidiert und durch fünf Verordnungen ergänzt, die in Wegleitungen erläutert werden. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO wacht streng über die Einhaltung der teilweise als unzeitgemäss empfundenen Vorschriften.
Topkader an der Kasse So erhielten die Buchhandlungen im Oktober 2007 keine Bewilligung für den Verkauf des letzten Harry-Potter-Bandes eine Minute nach Mitternacht, weil für Nachtarbeit kein dringendes Bedürfnis bestehe. Die nicht dem Arbeitsgesetz unterstehende Post verteilte derweil um Mitternacht die bei Amazon bestellten Exemplare in die Briefkästen. Nur weil die Eigentümer und der Verwaltungsrat nicht dem Arbeitsgesetz unterstehen, konnte der Verkaufsevent bei diversen Buchhandlungen dann trotzdem durchgeführt werden. Das höchste Kader stand an der Kasse.3 Die starre Haltung des SECO ist nur schwer nachzuvollziehen und hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Schutzgedanken des Gesetzes zu tun. Doch mit Blick auf die steigenden Zahlen der psychisch Erkrankten und Arbeitnehmer mit Erschöpfungszuständen ist der Ruf nach Abschaffung der in den letzten zwei Jahrhunderten hart erkämpften Arbeitszeiterfassung und der unliebsamen Vorschriften des Arbeitsgesetzes dennoch kritisch zu prüfen. Die Methode der Zeiterfassung mag vielleicht überholt sein, aber der Grundgedanke, dem die Pflicht der detaillierten Erfassung von Arbeitszeit und Pausen zugrunde liegt, hat auch heute noch seine Berechtigung, wie das tragische Beispiel in Bangladesch zeigt. Und wie vor 150 Jahren sind es auch heute wieder Ärzte, die vor einer Ausbeutung der Arbeitnehmer ohne Zeiterfassung und damit ohne Kontrolle warnen. Wir sollten nicht zu leichtfertig auf die Errungenschaften unserer Vorfahren verzichten. PROF. URSULA GUGGENBÜHL
de.wikipedia.org/wiki/Gebäudeeinsturz_in_Sabhar UNICEF, Grundsatzpapier zur Kinderarbeit 2008, The State of World’s Children 2008 3 «NZZ», 06.09.2007 1 2
WIRPLUS Juli 2015
EIN ZEICHEN SETZEN – AUCH IN ANSPRUCHSVOLLEN ZEITEN
Unternehmen müssen sich auch in anspruchsvollen Zeiten behaupten und Rückgrat zeigen. Die Abkoppelung des Schweizer Frankens vom Euro hat viele Betriebe vor grosse Herausforderungen gestellt. Die Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeitende sind gestiegen. Wie kann man sich weiterhin im Markt behaupten? Welche Prozesse gilt es zu überdenken und anzupassen? Wie wird sich der Markt in nächster Zeit verhalten?
Die überraschende Abkoppelung des Schweizer Frankens hat viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen einem grossen Anpassungsdruck ausgesetzt. Die Automobilindustrie etwa hat ein klares Zeichen gesetzt. Mit Eurobonus – Preisvorteile von bis zu 20% – oder 0% Leasingzins wird der Kauf eines Personenwagens attraktiver. Für den Kunden stellen sich verschiedene Fragen: – Lohnt es sich immer noch, den Wagen aus dem Ausland zu importieren? – Ist der Preis das allein bestimmende Kriterium für den Kauf? – Spielt der Faktor Zeit nicht auch eine wesentliche Rolle? – Inwieweit weichen die Garantieleistungen beim Kauf im Inland von jenen beim Import ab? Alle Punkte sind zu vergleichen und zu prüfen. Viele Schweizer Konsumenten setzen auf Qualität, Seriosität und Vertrauenswürdigkeit. Das sind Schweizer Werte, die eine wichtige Basis darstellen. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Kunde bereit ist, für «Swissness» mehr zu bezahlen. Für viele Betriebe dürfte es sich lohnen, auch in schwierigen Zeiten diese Werte zu berücksichtigen. Ver-
gleiche mit der Konkurrenz sind in der aktuellen Situation noch wichtiger geworden. Wenn sich Unternehmen in einem ständigen Preiskampf gegenseitig unterbieten, muss man sich fragen, wohin das führt. Wer hohe Fixkosten hat, muss sich ständig fragen, inwieweit noch von Rentabilität die Rede sein kann. Je grösser der Rückhalt bei den Mitarbeitenden ist, desto eher kann man Absprachen treffen, die gewisse Opfer verlangen. Lohnkürzungen oder vorübergehend längere Arbeitszeiten sind kürzlich bei verschiedenen Firmen realisiert worden. Es ist wichtig, in dieser angespannten Zeit mit den eigenen Mitarbeitenden (weiterhin) transparent und verbindlich zu kommunizieren. Mitarbeitende sind dafür dankbar. Gerade in solchen Momenten kann eine Führungsperson den eigenen Wert unter Beweis stellen.
Auch bei negativen Nachrichten Glaubwürdigkeit zeigen Die Handelsfirma Ernst GmbH* ist unter starkem Konkurrenzdruck. Sie muss umgehend ihre Kosten reduzieren. Sie tut dies beim Personal. Es ist Freitagvormittag. Sechs Aussendienstmitarbeiter erhalten per SMS die Kündigung. Die wenigen Worte treffen Mitarbeitende wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Verantwortlichen waren mit der Situation offenbar überfordert. Anders lässt sich ein solches Vorgehen nicht erklären. Was geht in einem Mitarbeiter vor, wenn er die Kündigung auf dem Display seines Mobiltelefons lesen muss? 31
WIRPLUS Juli 2015
Die Interpretation und Reaktion des Mitarbeiters ist nicht mehr erkenn- oder kontrollierbar. Gefühle wie Enttäuschung, Ärger, Anspannung, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit, gefolgt von Zukunftsängsten, kommen auf. Dies hat man sich beim Versenden der Kündigungs-E-Mail zu wenig überlegt. Heute stehen viele Informationsinstrumente zur Verfügung. Eine Sparmassnahme via internes Mail an eine Abteilung zu leiten, kann sehr schnell erfolgen. Die Auswirkungen können sich jedoch für die Firma als unberechenbar erweisen. Geht eine solche Information an die Medien, kann sich das sehr negativ auf das Image der betroffenen Firma auswirken. Bei der persönlichen Übermittlung eines negativen Entscheids – z.B. eine Kündigung oder Sparmassnahme – gilt es, den idealen Zeitpunkt, die richtigen Worte und einen glaubwürdigen Stil zu finden. Gerade in solchen Momenten besteht eine Chance für die Firma bzw. den Vorgesetzten, gegenüber den Mitarbeitenden glaubwürdig zu bleiben. 32
Jeder Entscheidungsträger oder Vorgesetzte hat es in der Hand, sich genügend Zeit zu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter offen und ausreichend über wichtige Unternehmensentwicklungen informiert werden.
Positiv denken und kreativ bleiben In schwierigen, angespannten Zeiten können einzelne Mitarbeiter oder sogar grosse Teile der Belegschaft in eine gewisse Teilnahmslosigkeit und Unwilligkeit verfallen. Die Unternehmensleitung muss den richtigen Kurs einschlagen. Paula Roth* leitet ein Team von acht Mitarbeitenden. In den letzten Wochen hat man innerhalb des Teams wie auch in der ganzen Firma viel über die veränderte Situation seit der Abkoppelung des Frankens vom Euro gesprochen. Offen, ehrlich und realistisch hat man Chancen und Gefahren durchleuchtet. Paula Roth hat ihren Mitarbeitenden nochmals die Stärken der Firma in Erinnerung gerufen, um die Motivation zu erhalten. Sie kann sich klar hinter das von der Firmenleitung beschlossene
WIRPLUS Juli 2015
Vorgehen stellen. Bestimmte Anpassungen bei einzelnen Prozessen sind unumgänglich. Die betroffenen Mitarbeiter werden involviert und können die Neuerungen bis zu einem gewissen Grad mitgestalten. Paula Roth fördert ihre Mitarbeitenden und vertraut ihnen. So können auch in schwierigen Situationen neue, kreative Ideen entstehen. Auf diese Weise kann die gute Marktposition gehalten oder gar ausgebaut werden. Zur Unternehmensphilosophie gehört das Ziel, sich kontinuierlich zu verbessern. Dies wird nicht von allen Mitarbeitenden automatisch unterstützt. Es gilt, das richtige Umfeld zu schaffen und die dafür nötige Zeit zu investieren.
Fazit Gerade in schwierigen Zeiten ist die Unternehmensführung stark gefordert. Es gilt, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren, mutig vorwärtszuschauen und Durchhaltewillen zu zeigen. Kunden und Mitarbeiter verlangen keine Wunder, aber es gilt immer zu agieren und nicht stehen zu bleiben. Gemeinsam erreicht man anspruchsvolle Ziele besser. Dazu gehört auch, dass Mitarbeitende rechtzeitig in Prozessänderungen involviert werden – unterstützt durch eine glaubwürdige Kommunikation.
Je nach Situation braucht es gelegentlich ein direktes, klares Wort durch den Vorgesetzten, ein anderes Mal ist ein subtiles Vorgehen und viel Fingerspitzengefühl gefragt. Dies zeichnet eine gute Führungsperson aus – die richtigen Entscheide zu treffen sowie angemessen und situativ zu informieren.
ENRICO LOMBARDI INTRA DM AG TRAINING & MARKETING * Alle Namen erfunden
33
WIRPLUS Juli 2015
AUF DER SUCHE NACH DEM BESONDEREN Viele Zeitgenossen sind auf der Suche nach besonderen, möglichst seltenen, einzigartigen Objekten. Sammelstücke, die einen bedeutenden Wert verkörpern und eine vielversprechende Investition bedeuten. Sie treten an Stelle oder in Ergänzung zu traditionellen Anlagen und sind in Zeiten eines schwierigen Anlageumfeldes besonders gefragt.
Das Finanzumfeld hat sich in letzter Zeit stark verändert. Man denke nur an die stark gesunkenen Zinssätze. Auch die finanzielle Sicherheit ist teilweise in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Anleger sind zu Schaden gekommen. Die Eurokursanpassung und globale Massnahmen im Finanzmarkt haben in der jüngsten Vergangenheit wesentlich zur Verunsicherung des Konsumenten beigetragen. Dieser schaut sich – meist als Ergänzung – auch nach alternativen Investitionsmöglichkeiten um. Die Frage lautet, welche Alternativen es gibt und wie attraktiv diese sind.
Was ist heute gesucht? Das heutige Angebot wird von Produkten dominiert, die zwar meist ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen, jedoch eine kurze Lebensdauer wie auch eine rasche Wertver34
minderung haben. In allen Produktbereichen geht die Tendenz immer mehr in Richtung Kurzlebigkeit. Angebote mit langfristiger Werterhaltung gibt es immer seltener. Ein klassisches Beispiel für reelle Investitionsmöglichkeiten sind Immobilien, die schon immer als gute und sichere Kapitalanlage galten. Doch auch hier gilt es zu differenzieren. Ort, Lage und Bauweise sind entscheidende Faktoren zur Bewertung bzw. zur Beantwortung der Frage, ob eine Investition gerechtfertigt erscheint. Man sollte nicht einfach nach möglichst erschwinglichen Objekten suchen, sondern die langfristigen Aussichten berücksichtigen. Nebst den klassischen Immobilienanlagen sind auch alternative Möglichkeiten gefragt wie z.B. Anlagen in nachhaltige Holzwirtschaft (vor allem im Bereich des tropischen Regenwalds) oder in spezielle neue Technologien.
WIRPLUS Juli 2015
prestigeträchtigen Marke kann es je nach Modell grosse Unterschiede geben. Generell scheint die Zeit gegenwärtig gut zu sein für Modelle der 80er- und Youngtimer der 90er-Jahre, was das Wertsteigerungspotenzial betrifft.
Liebhaberstücke Viele von uns haben eine Schwäche für irgendetwas. Daraus kann sich ein Hobby bzw. eine Sammelleidenschaft entwickeln. Es kann dabei um Sammlungen gehen, die einen persönlichen Wert für den Inhaber, aber gleichzeitig auch lukrative Investitionen darstellen können. Dies hat dazu geführt, dass Preise für bestimmte Raritäten in letzter Zeit stark angestiegen sind – mit weiterhin guten Aussichten. Naheliegend sind Investitionen in Kunstwerke wie Gemälde oder Skulpturen. Auch teure und zugleich rare Uhren können eine lohnende Investition darstellen. Dabei kommt es natürlich einerseits auf die Marke an und andererseits innerhalb der Marke auf das Modell. Einen besonderen Boom gibt es gegenwärtig in einer anderen Branche: Heute sind klassische Autos mit Seltenheitscharakter mehr denn je sehr gesucht. Einerseits aus Leidenschaft von eingefleischten Sammlern, andererseits aber auch als alternative Investitionsobjekte mit grossem Wertsteigerungspotenzial. Nicht selten wird beides kombiniert. Dabei stellen sich folgende Fragen: – Welche Fahrzeuge eignen sich als Sammelobjekte? – Wie kommt man zu solchen Fahrzeugen? – Welche Eigenschaften müssen diese Fahrzeuge haben? – Reicht das Kapital für einen prestigeträchtigen Supersportwagen der vergangenen Jahrzehnte oder nur für einen klassischen Youngtimer mit Steigerungspotenzial? – Wo bringt man dieses Fahrzeug unter und wie unterhält man es? – Wie hoch sind die laufenden Kosten (Versicherungen, Unterhalt usw.)?
Die Wahl des Investitionsobjekts Idealerweise kauft man ein Fahrzeug dann, wenn es gerade anfängt, an Marktwert zu gewinnen. Die Frage, ob ein bestimmtes Fahrzeug als klassisches und historisches Modell in die Automobilgeschichte eingehen wird, können oft nur Experten beantworten – und eine absolute Sicherheit kann es natürlich nicht geben. Es gibt Autos, die bereits als Klassiker geboren werden. Dies hängt nicht nur von der Marke ab. Auch innerhalb einer sehr
Der Anschaffungspreis wird massgeblich vom Zustand des Kaufobjekts – Mechanik und Karosserie – beeinflusst. Dabei gibt es folgende Unterscheidungsmerkmale: 1. (fachmännisch) restauriert – mit bzw. ohne Originalteile 2. Originalzustand, unrestauriert, mechanisch und optisch neuwertig Besonders gesucht und entsprechend teuer ist der neuwertige Originalzustand. Solche Fahrzeuge haben meist langfristig ein besonders grosses Wertsteigerungspotenzial. Aber auch ein wirklich fachmännisch restauriertes Exemplar kann sehr teuer sein, gerade auch, weil der Verkäufer die hohen Instandstellungskosten wenigstens teilweise wieder hereinholen möchte. Doch selbst ein perfekt restauriertes Fahrzeug kann wertmässig nicht mit einem original erhaltenen Exemplar mit niedrigem Tachostand mithalten. Jeder Kaufentscheid ist sorgfältig abzuwägen. Nur in seltenen Fällen lohnt es sich, auf günstige Angebote einzusteigen. Die notwendigen Restaurationskosten können nachträglich ein Vielfaches ausmachen. Es lohnt sich häufig, sich zu gedulden und auf ein Topobjekt zu warten. Den Rat eines Experten einzuholen, ist sehr empfehlenswert.
Fazit Wertvolle Sammlerstücke – seien es Uhren oder Automobile – können sich auch für einen reinen Investor lohnen. Noch besser ist es natürlich, wenn man lohnende Investitionen mit seiner Sammelleidenschaft verbinden kann. Es gilt aber immer zu beachten, dass es niemals eine Garantie für eine Wertsteigerung geben kann. Dazu kommt, dass man auch die Kostenfrage nach der Anschaffung (Unterbringung, Unterhalt, Versicherung) in die Investitionsrechnung einbeziehen muss. MIRCO LOMBARDI WWW.LOMBARDIPARTNERS.COM
35
WIRPLUS Juli 2015
KMUs – STIEFKINDER DER WIRTSCHAFTSPOLITIK? Zwischen der wirtschaftlichen Bedeutung der KMUs in unserem Land und ihrer Stellung in der Wirtschaftspolitik klafft ein grosser Unterschied. Die KMUs erbringen mehr als ein Drittel der wirtschaftlichen Leistung der Schweiz, stellen 85% aller Unternehmungen und haben einen Anteil von 70% an den Lehrstellen in unserem Land, bei den handwerklichen Berufen ist der KMU-Anteil sogar noch hÜher. Aber in der Bundespolitik spielen sie keine grosse Rolle.
36
WIRPLUS Juli 2015
Ein Blick in den Geschäftsbericht des Bundesrats Auf 200 Seiten hat der Bundesrat dargelegt, wo im vergangenen Jahr die Schwerpunkte seiner Geschäftstätigkeit lagen. In einem zweiten Band, auf 60 Seiten, sind die Schwerpunkte der Departemente und der Bundeskanzlei festgehalten. Um es einfach zu sagen: Die KMUs kommen darin nicht vor. Für sie gilt, was der Bundesrat für die Gesamtwirtschaft postuliert: «Die schweizerische Wirtschaft ist durch bestmögliche Rahmenbedingungen gefestigt und wächst weiter.» Ob das mit den Rahmenbedingungen so stimmt, werden wir noch unter die Lupe nehmen. Gesamthaft entsteht der Eindruck, dass unter den behandelten Themenbereichen aussenpolitische, sozial- und umweltpolitische Themen immer mehr an Boden gewinnen, dies auf Kosten der Binnenwirtschaft. In den Hintergrund getreten ist übrigens auch die Landwirtschaftspolitik.
Grosse Liberalisierungsschritte fehlen Aufgeführt im Bericht ist lediglich die Vorlage für ein neues Rahmengesetz über die Ladenöffnungszeiten, das ja für die im Fachund Detailhandel verbliebenen KMUs eher zweischneidig ist. KMU-relevante Themen sind auch in der neuen Standortförderungsbotschaft vom 18. Februar 2015 enthalten, die vor dem Parlament liegt, in der laufenden Session aber nicht mehr verabschiedet wird.
Zaghafte Ansätze Die Standortförderungsbotschaft enthält den Entwurf eines Bundesbeschlusses über die Finanzierung der E-GovernmentAktivitäten für kleine und mittelgrosse Unternehmungen in den Jahren 2016–2019. Dafür will der Bundesrat 17,7 Millionen Franken lockermachen. Das bereits vorhandene Gründerportal StartBiz soll damit zu einem «One-Stop-Shop» ausgebaut werden. Dieser würde es ermöglichen, dass KMUs alle ihre Probleme mit Bundesbehörden an einer einzigen Stelle unterbreiten und behandeln lassen können. Das Problem bleibt allerdings, dass die grossen Probleme der KMUs im Umgang mit Behörden meist bei den Gemeinden, teils auch bei den Kantonen liegen. Einen grossen Fortschritt ermöglicht das neue Portal bei der Lohndatenübertragung. Die Löhne der Mitarbeitenden müssen dann nicht mehr an unzählige Behörden und Sozialversicherungen, sondern nur noch an eine Stelle gemeldet werden. Das ist immerhin ein Fortschritt.
Der zweite Ansatz der KMU-Politik liegt in der Unternehmungsfinanzierung. Der Bundesrat will im Rahmen seiner Kompetenzen darauf achten, dass die Risikofinanzierung der KMUs, die nach dem bundesrätlichen Bericht von 2012 einigermassen befriedigend funktioniert, auf keinen Fall verschlechtert wird. Diese Absichtserklärung ist auch für die WIR Bank von Bedeutung. Damit dies möglich bleibt, muss auch das gewerbliche Bürgschaftswesen weiter gestützt werden. Dieses entwickelt sich seit der Neuorganisierung im Jahr 2007 positiv, hat allerdings immer noch eine beschränkte Bedeutung, weil es nur an die 2000 Firmen mit 22 000 Arbeitskräften umfasst. Der Bundesrat widersetzt sich aber einer Aufstockung der Interventionsgrenze der Bürgschaftsgenossenschaften von 500 000 auf eine Million Franken. Das sei bei den gegebenen, relativ guten Finanzierungsmöglichkeiten für KMUs zurzeit nicht nötig. Es bleibt also bei der indirekten Bundessubvention, mit der der Bund einen grossen Teil der Verwaltungskosten der Bürgschaftsgenossenschaften trägt. Der Bundesrat muss aber zugeben, dass das gewerbliche Bürgschaftswesen bei uns in der Schweiz im Vergleich zu den meisten EU-Staaten noch schwach entwickelt ist. Für die im Gastwirtschaftsgewerbe tätigen WIR-Teilnehmer sind noch zwei weitere Bestandteile des Standortförderungspakets von Bedeutung, nämlich die Innovationsförderung im Tourismus und die Verlängerung des Zusatzdarlehens an die Gesellschaft für Hotelkredit bis 2019. Beim Hotelkredit ist durch die Annahme der Zweitwohnungsinitiative eine veränderte Situation entstanden, die eine Revision der Zulassungskriterien erfordert.
Ungelöste Probleme Den KMUs kommt für die Wirtschaft im ländlichen Raum und in den Berggebieten eine besondere Bedeutung zu. Die entsprechenden Ausführungen in der Bundesbotschaft sind aber sehr vage und nicht speziell auf die KMUs zugeschnitten. Im Rahmen der parlamentarischen Beratung werden die Gewerbevertreter und ihre Verbündeten dafür sorgen müssen, dass die KMUs eine eigene Sektoralpolitik erhalten und nicht einfach unter fremde Interessen gewurstet werden. Ähnliches gilt auch für die Agglomerationspolitik. Gerade in den Agglomerationen sind die KMUs vielseitig bedrängt, nicht zuletzt durch schikanöse Bau- und Planungsauflagen. Interessant ist, dass der Bundesrat auch seine Kohäsionspolitik – das heisst den schweizerischen Beitrag an das EU-Programm «Europa 2020» – vermehrt in den Dienst der KMU-Förderung stellen will. 37
WIRPLUS Juli 2015
Das bedeutet nichts anderes, als dass der Bundesrat verpflichtet ist, die Zusammenarbeit zwischen den in den mittel- und osteuropäischen Staaten mit Bundeshilfe entstehenden oder geförderten KMUs mit schweizerischen KMUs zu erleichtern. Darauf wird die parlamentarische Kontrolle über die Mittelverwendung besonders achten müssen. Das alles ändert leider nichts an der Tatsache, dass die weiterhin grassierende Regulierungsflut in unserem Land das Haupthindernis für eine gedeihliche Entwicklung unserer KMUs darstellt. Weniger wäre meist mehr. Kommentar
Eine neue KMU-Schikane bei der Arbeitszeiterfassung? Seit Februar weht bei den Vorschriften über die Arbeitszeiterfassung in den Betrieben ein neuer Wind. Bundesrat Johann Schneider-Ammann, an dessen Wirtschaftsfreundlichkeit keine Zweifel bestehen, der Schweizerische Arbeitgeberverband und der Schweizerische Gewerkschaftsbund präsentierten gemeinsam einen Vorschlag für eine Neuregelung der Arbeitszeiterfassung. Die entsprechende Änderung der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz wurde bis 15. Juni nicht etwa in eine Vernehmlassung, sondern nur in eine Anhörung geschickt, die nur einem beschränkten Kreis zugänglich ist. Die vorgeschlagenen neuen Artikel 73a und 73b der Verordnung schreiben die generelle Arbeitszeiterfassung durch die Betriebe vor. Davon kann nur abgewichen werden, wenn ein Gesamtarbeitsvertrag Ausnahmen vorsieht, oder wenn im Betrieb eine Personalkommission besteht, die eine Kontrollfunktion ausübt. Im Gesamtarbeitsvertrag müsste eine Anlaufstelle für Arbeitszeitstreitigkeiten vorgesehen werden, und der Verzicht auf die
Zeiterfassung würde nur für Arbeitnehmer geduldet, die mindestens 120 000 Franken im Jahr verdienen und über eine grosse Autonomie in ihrer Arbeitszeitgestaltung verfügen. Eine vereinfachte Zeiterfassung wäre nach dem neuen Text zwar möglich, müsste aber von einer Arbeitnehmervertretung genehmigt werden. Selbst im Falle einer vereinfachten Erfassung müsste der Arbeitgeber ein geeignetes Instrument zur Zeiterfassung – es muss nicht eine Stempeluhr sein – zur Verfügung stellen. Diese Vorschläge sind zweifellos für kleine KMUs wenig tauglich und schaffen nur neue Bürokratie mit entsprechenden Kosten. Nicht mehr möglich wäre unter der neuen Regelung auch die Freistellung der Kadermitarbeiter, beispielsweise der Geschäftsführer. Umgehungen durch Umwandlung von Arbeitsverträgen in Beteiligungen an den Firmen wären wohl die Folge. Wieder einmal haben wir es mit einem klaren Fall zu tun, wo eine Massnahme, die eigentlich dem Schutz der Mitarbeitenden dienen sollte, in eine Schikane umgewandelt wird. Man muss sich auch fragen, ob damit der Flexibilität der Unternehmungen und ihrer Mitarbeiter gedient ist. Schon heute gibt es Fälle, in denen Mitarbeiter zeitautonom arbeiten wollen, und zwar nicht nur im Gastwirtschaftsgewerbe. Dieser verbreitete Wunsch verträgt sich schlecht mit der geplanten Unterwerfung der Arbeitszeiterfassung unter die Verbandspolitik. Das Beispiel zeigt, dass neue Regulierungen KMU-feindlich sein können, ohne dass dies auf den ersten Blick ersichtlich ist. Alles, was aus der Gesetzesküche kommt, und das ist leider immer mehr Verordnungsrecht, zu dem Parlament und Volk nichts zu sagen haben, ist voll von Fussangeln. Sie in jedem Fall herauszufinden, ist eine Sisyphusarbeit.
DR. RICHARD SCHWERTFEGER
«Neuregelung der Arbeitszeiterfassung – ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte.» 38
WIRPLUS Juli 2015
DAS KANN DOCH KEIN ZUFALL SEIN!
Ich mag Verschwörungstheorien. Aber ich glaube nur jene, die wahr sind. Also die, für welche die Verschwörungstheoretiker keine Beweise haben. Diese werden ja von den Verschwörern versteckt. Womit die Theorie bewiesen wäre. Eigentlich sollten die Verschwörer die geforderten Beweise auf den Tisch legen: Geschätzte Theoretiker, ihr habt recht, wir halten Aliens und Elvis versteckt, haben die Mondlandung vorgespielt, die Flugzeuge abgeschossen, die Hochhäuser gesprengt, die Kondensstreifen vergiftet, Kennedy und Diana umgebracht, Aids und Vogelgrippe verbreitet, die Titanic versenkt und das Schweizer Fernsehen links unterwandert. Zwar würden dann spannende Theorien plötzlich degradiert zu langweiligen Tatsachen. Andererseits sind Tatsachen ja dazu da, angezweifelt zu werden. Man sollte einem Verschwörer ja nicht gleich glauben, bloss weil er mal die Wahrheit sagt. Schon fünf Minuten nach dem Geständnis hätten die Theoretiker neue Hinweise auf eine noch viel grössere Verschwörung entdeckt.
Jetzt werden Sie sagen, der Putin wars. Er will die USA im Mark erschüttern, indem er sie ihrer Legenden beraubt. Aber das ist auch wieder nur eine Theorie. Heimtückisch in die Welt gesetzt von der CIA. Um Putin eine Verschwörung anzuhängen. Doch wissen Sie, wer die CIA kontrolliert? Wer sich diskret und unauffällig gibt, aber tatsächlich die Welt regiert? Ich verrate es Ihnen: Es ist die WIR Bank. «Dass mir das noch nicht aufgefallen ist!», werden Sie nun rufen. Glasklar. Grosses Netzwerk, luxuriöse Konditionen, diskretes Hauptquartier ... Und wurde die WIR Bank nicht in der Krise 1934 gegründet, um KMU und Gewerbe unabhängiger zu machen? Und stecken wir nicht jetzt auch wieder in einer Krise? Eben! Fragen Sie Ihren WIR-Berater beim nächsten Treffen ruhig, ob er auch zur geheimen Weltregierung gehöre. Streitet ers ab, dann ist was dran.
Persönlich glaube ich am liebsten jene Verschwörungen, für die von Anfang an glasklare Vermutungen vorliegen. Vor allem am Feierabend. Wenn ich wieder mal im Internet herumzappe und dort lese, dass die Abstürze von Griechenland, Euro, Ölpreis, Germanwings Komplotte dunkler Mächte sind. Dass es Osama bin Laden gar nie gab und er ausserdem George Bushs uneheliche Stiefgrossmutter war. Und dass all diese von langer Hand in Schweigen gehüllten und zum Himmel stinkenden Ungereimtheiten in geheimen Akten nebulös vertuscht statt mittels eingeschenkten reinen Weins ans Tageslicht gebracht wurden. Übrigens halte ich mir jetzt auch eine eigene Verschwörungstheorie. Sie geht so: Am 14. April 2015 starb Percy Sledge («When a man loves a woman»). Sechzehn Tage später starb Ben E. King («Stand by me»). Vierzehn Tage später starb B. B. King («The thrill is gone»). Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass bei alten Männern so ein Tod nun mal passieren kann, ich bitte Sie: Wenn innert vier Wochen die drei grössten Legenden von R&B und Soul sterben, dann kann das doch kein Zufall sein.
WILLI NÄF WILLI NÄF IST FREIER AUTOR, TEXTER UND KABARETTIST UND LEBHAFT IM BASELBIET UND IM APPENZELLERLAND. WWW.WILLINÄF.CH
39
WIRPLUS Juli 2015
40
WIRPLUS Juli 2015
VERANSTALTUNGEN UND TERMINE
IMPRESSUM WIRPLUS Das Kundenmagazin der WIR Bank Juli 2015, 82. Jahrgang, Nr. 920
Herbstgespräche 2015 31. Oktober 2015 im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen)
Herausgeberin/Redaktion WIR Bank Genossenschaft Auberg 1 4002 Basel www.wirbank.ch
Generalversammlung 2016 der WIR Bank 18. Mai 2016 in Basel (für Genossenschafter/-innen) Informationen über diese und über weitere WIR-Anlässe erhalten Sie bei der WIR Bank, www.wirbank.ch, Tel. 0848 947 947.
Redaktionsteam Daniel Flury (Chefredaktor), Annette Lempen, Roland Schaub, info@wir.ch, Tel. 061 277 93 27 oder 061 277 92 76
WIR-MESSE ZÜRICH
Übersetzer Daniel Gasser, Yvorne CLS Communication
19.11.2015 – 22.11.2015 www.wmzag.ch
Gestaltung: fischerundryser, Basel Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen Erscheinungsweise Im Januar, April, Juli und September auf Deutsch, Französisch und Italienisch Auflage: 71130
RECHTLICHE HINWEISE
Adressänderungen: WIR Bank, Beratungszentrum Postfach, 4002 Basel, oder Fax: 0848 947 942
Keine Gewähr Alle Berichte, Kommentare, Hinweise, Berechnungen oder sonstige Angaben («Inhalte») des WIRPLUS dienen der Information und Meinungsbildung des Lesers. Die WIR Bank übernimmt keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte. Der Leser nimmt im Weiteren zur Kenntnis, dass Kommentare externer Autoren nicht unbedingt die Meinung der WIR Bank wiedergeben. Hinweise auf vergangene Entwicklungen oder Performances sind keine Garantie für zukünftige Entwicklungen.
Fotografen Foto Frutig: 1, 4–5 Daniel Flury: 2 (links), 15 swissphotoworld.ch, Paul P. Haller: 2 (rechts), 11–12, 18–21 Studio Curchod: 3, 24 fischerundryser.ch: 6, 36 Peter Bürgi: Cover, 8–10 Ben Zurbriggen: 13, 14, 16–17 Roche: 22–23 fhv: 25 Aeby Perneger & Associés: 26 zVg: 27, 39 shutterstock : 28, 31–35
Keine Handlungsanweisungen Alle Inhalte des WIRPLUS sind weder als Empfehlungen bzw. Handlungsanweisungen noch als Entscheidungshilfen für Anlageentscheide, Rechtsfragen, Steuerfragen oder dergleichen aufzufassen. Die Inhalte sind auch nicht als Aufforderung zum Kauf von Produkten oder zur Inanspruchnahme bestimmter Dienstleistungen der WIR Bank oder Dritter zu verstehen. Konditionen Die genannten Konditionen und Tarife beziehen sich auf den Stand bei Redaktionsschluss und können jederzeit und ohne Vorankündigung geändert werden.
https://www.facebook.com/wirbankgenossenschaft
Nachdruck Der Nachdruck von Beiträgen aus dem WIRPLUS ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Bank und unter Angabe der Quelle gestattet.
https://www.twitter.com/wirbank
Haftungsausschluss Jegliche Haftung der WIR Bank (Fahrlässigkeit eingeschlossen) für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung oder Nichtnutzung der im WIRPLUS enthaltenen Inhalte bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte ergeben können, ist ausgeschlossen.
https://plus.google.com/+wirbank
https://www.youtube.com/wirbankofficial
41
EN!
TUDIER S R E B Ü T H E G SPAREN
SPARKONTO BIS 1,0 % lich gut! Genossenschaft ww.wirbank.ch 0848 947 947, w