TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgaben 3/4 2020

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AKTUELL Nachhaltigkeit

Im Sinne des von Ludwig Erhard geprägten Leitbildes der Sozialen Marktwirtschaft sind sowohl Unternehmen und Politik als auch jeder Einzelne in der Pflicht, sich mehr denn je für einen nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten einzusetzen. Banken spielen als „Scharnier“ zur Wirtschaft dabei eine Schlüsselrolle.

D

er Klimawandel nimmt ­zunehmend bedrohlichere Ausmaße an. So hat sich die Zahl der Naturkatastrophen zwischen 2000 und 2019 gegenüber den vorherigen 20 Jahren fast verdoppelt. Für die weltweit insgesamt mehr als 7.000 Katastrophen größeren Ausmaßes in diesem Zeitraum ist vor allem der Klimawandel verantwortlich. 4,2 Milliarden Menschen wurden in den letzten 20 Jahren Opfer von Überschwemmungen, Stürmen, Dürren, Waldbränden und weiteren Natur­ katastrophen.1 Im Sinne des von Ludwig Erhard geprägten Leitbildes der Sozialen Marktwirtschaft sind sowohl Unternehmen und Politik als auch jeder Einzelne in der Pflicht, sich mehr denn je für einen nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten einzusetzen. Die Politik hat dabei eine Vorreiterrolle eingenommen: Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, die Pariser Klimaziele oder der europäische „Green Deal“ – die Vielzahl der Initiativen verdeutlicht, welche Dringlichkeit die Regierungen dem Kampf gegen den Klimawandel welt-

Foto: ING-Bank - Fritz Philipp

Dr. Joachim von Schorlemer Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ING-DiBa AG

„Banken tragen eine zentrale Verantwortung, um die W ­ irtschaft umweltfreundlicher zu gestalten.“ 32

weit beimessen. Banken als „Scharnier“ zur Wirtschaft spielen dabei eine Schlüsselrolle. Immerhin beziffert die Europäische Kommission den zusätzlichen Kapitalbedarf allein für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens mit jährlich mehr als 180 Milliarden Euro. Dieses Finanzierungsvolumen ist nur mit der Unterstützung der Banken als Kapitalsammelstellen zu erreichen. Daher kommt ihnen die wichtige Aufgabe zu, den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft voranzutreiben und so zur erfolgreichen Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. Insbesondere mit dem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums setzt die Europäische Kommission dieses Vorhaben in die Tat um. Ziel des Plans ist der deutliche Ausbau von Kapitalzuflüssen in nachhaltige Investitionen. Mit der Taxonomie-Verordnung geht sie den ersten Schritt und schafft ein EU-weit gültiges und transparentes Klassifizierungssystem mit einheitlichen Begrifflichkeiten für entsprechende wirtschaftliche Aktivitäten. Zusätzlich verfolgt die Kommission mit dem European Green Deal den Plan, Europa bis zum Jahr 2050 zu einem klimaneutralen und ressourcenschonenden Kontinent zu machen, der keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freisetzt und bei dem das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung unabhängig ist. Zur Umsetzung des Deals sind umfangreiche Investitionen erforderlich, für die privates Kapital durch den Finanzsektor mobilisiert werden muss. Die Banken sind gefordert, die Wirtschaft bei dieser Transformation eng zu begleiten und zu unterstützen. Für die Institute bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Nachhal-

Banken für eine

tigkeit muss auf strategischer Ebene und als integraler Bestandteil des Geschäftsmodells verankert werden. Banken stehen damit vor Fragen wie: In welche Kunden und Segmente wollen wir zukünftig investieren? Welche Geschäftsmodelle sollten gemieden werden? Wie können etwaige Kreditrisiken beherrschbar bleiben, und welchen gesellschaftlichen Zielen dienen die abgeschlossenen Geschäfte? Damit rückt auch die aktive Umsetzung eigener Nachhaltigkeitsziele in den Fokus. Eine Bank kann gegenüber Kunden und der Öffentlichkeit nur glaubwürdig auftreten, wenn sie das Thema Nachhaltigkeit selbst imple-

TREND 3/4 2020


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