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Keine teuren Bio-Produkte! Karl Matthäus Schmidt

Foto: AdobeStock©fotomek

Keine teuren Bio-Produkte!

Studie zeigt klaren Trend zu grünen Geldanlagen.

Immer mehr Menschen wollen verantwortungsvoller und ressourcenschonender leben. Die Wege dorthin sind vielfältig: mehr regionale

Lebensmittel kaufen, weniger fliegen,

Plastikmüll vermeiden, weniger Konsum insgesamt – aber auch nachhaltig

Geld anlegen. Das wird einer aktuellen Studie1 zufolge für viele Menschen immer wichtiger. So gaben 39 Prozent der Befragten an, zukünftig mehr nachhaltige Geldanlagen nutzen zu wollen.

Karl Matthäus Schmidt

Vorstandsvorsitzender Quirin Privatbank AG

Bislang sind nachhaltige Geld anlagen jedoch oft als teuer, riskant oder wenig(er) ertragreich verschrien. Lange Zeit war das auch zutreffend – und hat sich in den Köpfen der Anleger festgesetzt. So ist laut Studie jeder vierte Befragte bereit, zugunsten von Nachhaltigkeit auf bis zu 30 Prozent an Rendite zu verzichten. Ebenso viele halten nachhaltige Anlagen für zu riskant. Das dritte grundlegende Missverständnis: Viele Anleger glauben, sie müssten die Nachhaltigkeit im Depot mit höheren Kosten erkaufen. Denn oft werden nachhaltige Geldanlagen mit Bio-Produkten im Supermarkt verglichen. Deren Herstellung ist teuer. Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wird aber anders „erzeugt“ und kostet – im Gegensatz zum Bio-Lebensmittel – nicht mehr als herkömmliche Investments.

„Den nachhaltigen Wandel zu unterstützen, heißt auch, die Unternehmen und Branchen mit einzubeziehen, die bisher wenig in diese Richtung unternommen haben.“

Damit trifft keiner dieser Vorbehalte zu, nicht mehr jedenfalls. Zumindest dann nicht, wenn Anleger ein paar grundlegende Zusammenhänge beachten und neue Möglichkeiten der nachhaltigen Geldanlage nutzen. Diese verbinden Nachhaltigkeitskriterien mit Kriterien einer wissenschaftlichen Kapitalanlage, die prognosefrei investiert und auf eine breite, weltweite Streuung setzt. Damit bieten sie das Beste aus beiden Welten: Anlegen mit gutem Gewissen, aber ohne Greenwashing, dafür auf einem soliden, renditeoptimierten Fundament. Übrigens haben nachhaltige Indizes zuletzt eine deutlich bessere Performance abgeliefert als ihre nicht nachhaltigen Pendants. Wenn dies mehr Anleger wüssten, würden vermutlich noch viel mehr Menschen nachhaltig investieren, was für Umwelt und Gesellschaft ein enormer Gewinn wäre.

Und auch auf politischer Ebene dürfen wir nicht müde werden, den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben. Dabei ist es wichtig, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht als Gegensätze zu verstehen. Ein wirklich bleibender Erfolg kann sich nur einstellen, wenn beides Hand in Hand geht. Den nachhaltigen Wandel zu unterstützen, heißt vor allem auch, diejenigen Unternehmen und Branchen mit einzubeziehen, die bisher noch vergleichsweise wenig in diese Richtung unternommen haben. Hier ist das Verbesserungspotenzial besonders groß und damit auch die potenzielle Nachhaltigkeitswirkung auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.

Bei den meisten bisherigen nachhaltigen Geldanlagen passiert genau das nicht, es wird nur auf Unternehmen gesetzt, die heute schon lupenrein nachhaltig unterwegs sind. Damit wird aber nur der Status quo zementiert, jedoch kein Wandel unterstützt. Und genau diesen Wandel brauchen wir dringend, um die Lebensgrundlagen von morgen zu erhalten und die sozialen Ungleichgewichte weltweit zu reduzieren. l

1 Studie „Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland“, puls Marktforschung GmbH im Auftrag der Quirin

Privatbank AG, Erhebung im Juni 2020

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