horgenglarus biegt Buchen • Nils Holger Moormann versetzt Berge Zaubern im Eichenwald mit Chêne de l’est • bei Wittmann in der Wachau Kopenhagen, die Designhauptstadt des Nordens
Bett Basis Somnus IV Boxspring mit Betthaupt Eaton in Leder erh채ltlich bei Wohnidee Luzern
LIEBE WOHNIDEE-KUNDEN
N
un ist also passiert, was wir 17 Jahre lang hatten verhindern können: wir haben einen Werbeprospekt produziert! Und Sie halten ihn gerade in den Händen. Doch keine Angst, wir wollen Sie nicht langweilen; vielmehr möchten wir Ihnen mit dem neuen Wohnidee Luzern Magazin einen Einblick geben in unsere faszinierende Welt der Inneneinrichtung. Dafür sind wir ausgezogen und haben Orte und Menschen besucht, welche die Werke auf unseren 8 Stockwerken prägen. Viele Produktionsstätten unserer Partner stehen an starken Orten mit eigenen Farb-, Klang-, Form- und Geschmackswelten. Nach ein paar Tagen in diesen Umgebungen entwickelt man ein erstes Gespür dafür, was den Charakter dieser Landstriche prägt und wie sich die Leute an diesen Orten selber definieren. So konnten wir bei unseren Besuchen ein besseres Verständnis für die Möbel entwickeln, die man ansonsten nur in unserem Laden in Luzern zu sehen bekommt. Den Reportagen zu den einzelnen Herstellern haben wir Ausflugstipps angefügt, mit denen Sie einen Besuch in der Heimat Ihres Möbels planen können. Neben den eigentlichen Produkten ist unsere Arbeit auch stark vom Umgang mit den Leuten dahinter geprägt: stimmt das Verhältnis mit den Menschen, dann passen auch die Möbel und die Leistungen. Daher sind in den vergangenen 17 Jahren aus all den Kontakten mit Kunden, Designern, Planern, Produzenten, Agenten, Monteuren und vielen anderen Freundschaften entstanden, die weit über das Geschäftliche hinausgehen. All diesen Menschen gebührt der grosse und herzliche Dank dafür, dass wir heute eine feste Grösse im schweizerischen Inneneinrichtungshandel geworden sind. Ihnen den vorliegenden Einblick zu gewähren ohne langweilig zu werden, war kein einfaches Unterfangen. Doch dann hatten wir das grosse Glück, mit der Idee des Magazins an die Macher von Transhelvetica zu geraten, welche das wohl schönste und beste Schweizer Reisemagazin herausgeben. Beim gemeinsamen Umtrunk sind wir dann zum Schluss gekommen, dass wir Ihnen mit dem vorliegenden Wohnidee Magazin sowohl einen Einblick in unser Sortiment, als auch spannende Hintergrundinformationen zu dessen Entstehung bieten können. Der unkomplizierte Macher von Transhelvetica, der seine Partnerferien spontan gegen Partnerreportagen in halb Europa eingetauscht hat, ist jedenfalls voll auf den Geschmack gekommen und hat gelobt, nie mehr Billigramsch durch seine Wohnungstüre zu tragen. Gerne laden wir Sie nun ein auf eine Reise in unsere Welt der Inneneinrichtung und hoffen, Ihnen ein Stück unserer Begeisterung mitgeben zu können. Viel Spass und bis bald mal wieder in der Wohnidee oder in der weiten Welt. Herzlich Ihr André Küchler mit Team 1
HERSTELLER
Schweiz Adeco Atelier Alinea Baltensweiler Bico Ch. Fischbacher Création Baumann Chameleon Dietiker Embru Freemobil Formfarm Girsberger Geneva horgenglarus IGN Intertime INCH Lehni Iwan Zurfluh Manufakt Nanoo Punkt Radar Rmann Moobel Marghitola Pfalzberger Ruckstuhl Steve Lechot Seledue Secret of living Swissplus Tossa Wogg WB Engros Züco
BeNeLux B.I.C. Extremis von Besouw Libeco Deltalight
Deutschland Dänemark Cor Jørgensen Classicon Fredericia E15 Fritz Hansen Interlübke Kvadrat Jab Muuto KFF Skagerak Klöber Richard Lampert MHZ Michael Raasch Müller Werkstätten Moormann Piperconcept Sanktjohanser Serien.lighting Stendal Signet Tecta Thonet Tojo Zeitraum
Schweden Offecct
Finnland LND Woodnots
Fritz Hansen Muuto Jørgensen
Chêne de l’est Wittmann Holzpunkt
Moormann
Horgenglarus
Spanien Gandia Blasco Marset 2
Italien Alias AXO Bonaldo Crassevig Flexform Foscarini Diesel GlasItalia Living Divani Lapalma Lema Moroso MDF Italia Roda
Österreich Hubert Feldkircher Wittmann Xal
WOHNIDEE LUZERN Magazin N°1
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Das Haus des guten Geschmacks
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Berge versetzen Nils Holger Moormann
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Lieblingsstücke
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Unsere Stärken
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Kopenhagen – Hauptstadt mit Stil Erik Jørgensen, Muuto und Fritz Hansen
32 Buchen biegen horgenglarus
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Max Chocolatier
42 Streifzug durch die Unesco Kulturlandschaft Wachau Wittmann
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Sélection – aus unserem Sortiment
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Paxmontana
57 Stadtlicht, Neue Medien, Beratungstalon Impressum
Wohnidee Luzern AG Metzgerrainle 6 6004 Luzern +41 41 410 37 27 info@wohnidee.ch
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Portmann + Meier
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Hier stärken wir uns
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Die Magie der Druiden Chêne de l’est ⁄ Holzpunkt 3
TEXT JON BOLLMANN, BILD MATTEO GARIGLIO
Das Haus des guten Geschmacks
D
ie Geschichte der Wohnidee reicht zurück ins Jahr 1995, als André Küchler in Sarnen die erste Wohnidee hatte. Was wagemutig begann, entwickelte sich prächtig, und der junge Unternehmer knüpfte bald weit über den eigenen Kanton hinaus gute Kontakte. Beispielsweise zum Grandseigneur der Luzerner Designszene, zu Primo Marghitola. Dieser führte mitten in der Luzerner Altstadt einen Möbelladen, in dem er die besten Brands sowie eigene Kreationen vertrieb. Das denkmalgeschützte, 600-jährige MarghitolaHaus war aber bereits vor der Ankunft des Primo Marghitola ein Ort der Kunst und des guten Geschmacks, in dem sich Leute mit einem feinen Sinn für Kunst und Design zuhause fühlten. So findet sich im ersten Stock eine Wandmalerei aus dem 16. Jahrhundert, welche dem Umfeld des gotischen Künstlers Hans Holbein zugeschrieben wird. Der freigelegte Teil zeigt einen Reiter und eine entführte Frau, die sich heute gerne zusammen mit Möbelklassikern zeigen. Auch die weiteren Wände bergen Schätze in sich, wie etwa einen 300-jährigen, handgeschmiedeten Tresor, der wohl schon einiges erlebt hat. Sie sind herzlich eingeladen, dort Ihre geheimen (Einrichtungs-)Wünsche zu deponieren. Das Haus fasziniert aber nicht nur mit seinem Innenleben, sondern kann auch mit seiner Fassade auftrumpfen: das auffälligste Element sind die grossen Holzläden, welche früher mit Spiegeln belegt waren und das Licht durch die enge Gasse in die gute Stube gebracht haben. Daneben sind Rankenmuster, Portraits, Muscheln und Früchte auf der Fassade zu sehen, die vor rund 100 Jahren vom Gründer der Kunstgewerbeschule Luzern, Seraphin Weingartner, gemalt wurden. Etwas später, 1972, folgte auch Steivan Liun Könz, Sohn der SchellenursliAutorin Selina Chönz und begnadeter Sgraffitokünstler, dem Ruf aus Luzern und verlieh dem Haus mit seinen einzigartigen, vom Engadin inspirierten Sgraffiti einen weiteren Höhepunkt. Das Haus ist damit zu einem fixen Zwischenhalt für moderne Touristengruppen geworden. Als sich 2006 die Möglichkeit ergab, das Geschäft in diesem geschichtsträchtigen und stilliebenden Haus zu übernehmen, schob André Küchler alle sich aufdrängenden Bedenken aus dem Weg und stürzte sich ins Abenteuer Geschäftserweiterung nach Luzern. Das Risiko hat sich ausgezahlt und die Wohnidee Luzern ist heute eine feste Grösse im Inneneinrichtungshandel geworden. Einen Teil des Erfolges dürfte auf das Haus zurückzuführen sein, welches den eintretenden Besucher sofort in seinen Bann zieht. Wenn die Wohnidee-Equipe alle 6 Wochen während 3 Tagen die ganze Ausstellung neu bespielt, hält sich die Begeisterung für die Raumaufteilung über 8 Stockwerke zwar meist in Grenzen. Sobald aber die Arbeit erledigt ist, freuen sich alle gewaltig über die heimeligen Wohnecken, mit denen das Haus die Besucher überrascht. 4
Spätgotische Wandmalerei aus dem Umfeld Holbeins
Das ideenreiche Team der Wohnidee, verstärkt mit Erwin Wicki
Der 250-jährige Dachstuhl, zeitgemäss möbliert
Mit Spiegeln versetzt, brachten diese Holzläden Licht in die Stuben.
6
TEXT JON BOLLMANN
Nils Holger Moormann Ein Mann versetzt Berge
Im kuhglockenreichen Hohenaschau, unweit des bayrischen Meeres, wirbelt ein Mann mit seinen unkonventionellen Ideen viel Staub auf: Nils Holger Moormann. Seit Kurzem betreibt der gelernte Jurist neben seiner irrwitzigen Rennmรถbelproduktion auch einen Herberge gewordenen Showroom, in dem man humorvolle Genussferien verbringen kann. Bitte eintreten.
Nils Holger Moormann: Mรถbelproduzent mit Visionen, Rennfahrer mit Ambitionen
7
Gepflegt Speisen mitten in der «Nordwand»
E
in gutes Hotel definiert sich über seine Lage, seine Annehmlichkeiten und die Freundlichkeit der Gastgeber. Leider hat die berge von all dem nichts: sie liegt direkt an der Strasse, hat keine Rezeption und keinen Internetzugang – und ist trotzdem die inspirierendste Herberge, die wir je bewohnen durften. Nils Holger Moormann
Nils Holger Moormann ist eine unsinnige Ideenschleuder und übergiesst sein Umfeld konstant mit Designideen und gehobenem Unfug. Seine unglaubliche Vita erzählt er Ihnen gerne selber, den Link zu seinem Vortrag finden Sie am Ende des Artikels. Als kurze Vorschau darauf sei hier bereits erwähnt, dass er ursprünglich Jura studiert hatte und danach als Autodidakt ins Möbelgeschäft eingestiegen war. Sein traumwandlerisches Gespür für gutes Design hat ihn dabei innert kürzester Zeit in alle wichtigen Designgremien gebracht und ihm eine Narrenfreiheit verschafft, die er gerne und lustvoll nutzt. Da er gerne reist und liest, sind bibliophile Fahrzeuge ein konstantes Inspirationsthema: mehrere seiner Möbel hat er motorisiert (und Rennen damit veranstaltet), und gelegentlich baut er Fahrzeuge zu mobilen Leseecken um, mit denen er zu abenteuerlichen Literaturreisen aufbricht. Diese Konstruktionen gehorchen wie alle Produkte aus dem Hause 8
Sanft erwachen, wenn der Partner unten Kaffee kocht
Nils Holger Moormann den drei Prinzipien «Einfachheit», «Intelligenz» und «Innovation», und sprechen eine reduzierte Formensprache. Um die Formensprache seiner Kollektion zu wahren, werden die Entwürfe aller Designer in der Firmenzentrale auf Kurs gebracht. Diese befindet sich in Aschau im Chiemgau, wo er mitten im Zentrum eine zerfallende Reithalle gekauft und sie mit viel Liebe, Schweiss und Blut zum eigentlichen Energiemittelpunkt des Dörfleins umgebaut hat. Besucher sind herzlich willkommen und können in der alten Stallung Möbel füttern oder streicheln. Wer lange bleibt, der trifft vielleicht auf einen weissen Hasen oder einen Uhrmacher – im Reich von Nils Holger Moormann ist alles möglich. Genese
2006 brauchte Nils Holger Moormann dringend ein Lager für seine Möbelfirma. Als unweit von seinem Hauptsitz ein bayrisches Bauernhaus von 1671 zum Verkauf stand, schlug er zu und erwarb das baufällige Gemäuer, um darin die Rohstoffe für seine Möbel zu lagern. Leider übersah er beim Hauskauf grosszügig, dass die Fassade und die Raumstruktur unter Schutz standen, was seine weltmännischen Umbaupläne entscheidend einschränkte. Doch anstatt sich lange querulant über die fast ruinösen Ausgaben zu ärgern, entschied
MOORMANN
er sich für die Flucht nach vorne. Er prüfte alternative neue Verwendungsformen für das schöne Haus und entschloss sich daraufhin, mit dem verlebten Prachtbau ins Gastgewerbe einzusteigen und das Haus als Herberge zu betreiben. Als Erstes mussten die Bausünden weg, die sich über die Jahre angesammelt hatten: Unmengen an Linoleumböden, Gipswänden und bunten Bettüberwürfen wanderten in eine grosse Mülltonne. Dazu kamen morsche Balken, loser Stein und weiterer Schutt, bis endlich die alte Bausubstanz wieder zum Vorschein kam und die konstruktive Arbeit am «Grand Hotel Aussichtslos» (Arbeitstitel) beginnen konnte. Zusammen mit seiner Innenarchitektin entwickelte er ein Raumprogramm, in dem jedes Zimmer seinen eigenen Charakter erhielt, welcher von den historischen Gegebenheiten und den Bedürfnissen der zukünftigen Gäste bestimmt wurde. Heute strahlt das alte Gemäuer wieder in einem Glanz, der gestandenen Hotelbauern die Schamesröte ins Gesicht treiben muss: jedes Detail wurde mit unendlicher Liebe zur spartanischen Gemütlichkeit gestaltet, so dass sich der Gast vom ersten Schritt durch die Türe dankbar und glücklich fühlt. Für alles ist gesorgt und doch hat es nichts, was nicht unbedingt nötig ist. Ablenkung gibt es in der tv- und internetfreien Herberge nur in der Bibliothek, welche mit einem vollen Bücherregal
und Lesesesseln zum Verweilen einlädt. Die 13 Zimmer wiederum sind so ausgerüstet, dass man sie kaum mehr verlassen möchte oder muss. Eingerichtet wurden sie mit den schnörkellosen Möbeln aus dem Hause Moormann, die hier ihre subtile Stärke voll ausspielen können: bei Tage schmücken sie die schlichten Räume mit ihrer skulpturalen Eleganz und leisten während den Zimmerstunden unaufdringlich ihre Funktion. Nie war die Versuchung so gross, mit regionalen Produkten die Küche zu füllen und das Hotelzimmer nur noch bei Erdbeben oder Feuersbrunst zu verlassen. Die Ankunft
Bei der Buchung eines Aufenthaltes erhält der Gast einen Code, mit dem er aus dem grossen Kasten vor dem Haupteingang seinen Schlüssel bergen kann. Dann tritt er ein und findet sich in einem wunderschönen Gewölbe wieder, das die Atmosphäre eines mittelalterlichen Schlossgangs ausstrahlt und denjenigen Entdeckergeist weckt, mit dem man als Kind stundenlang durch alte Burgen jagen konnte. Um zu seinem Zimmer zu gelangen, liest man mit steigender Vorfreude die individuell beschilderten Namen aller 16 Zimmer, bis man das seine gefunden hat: Hohe Kammer, Basislager, Strassenfeger, Vorderstube oder Sommerloch heissen sie. Dann tritt man ein, entledigt sich seiner Schuhe und beginnt
9 Vor allem für Kinder ist die «Bergebude» mit ihren 4 Kojen ein Paradies
In der «Grossen Stube» gemeinsam kochen und tafeln
MOORMANN
mit der sorgfältigen Kartografierung des neuen Zuhauses. Jedes Detail stimmt und man ist ständig daran, den Partner zu rufen und sich gemeinsam über die schönen Einfälle und witzigen Einschübe zu freuen: Lichtschalter, Teller, Seifenhalter, Ersatzklopapier, Lichtquellen, Sitzgelegenheiten, Schlafstätten und Schrankplätze; nichts wurde dem Zufall überlassen. Und da eine normale Rezeption fehlt, darf man alles selber finden, ohne dass einem jemand gegen Trinkgeld erklärt, welche Türe zum Bad führt und welcher Schalter die Nachttischlampe erleuchtet. Die unsichtbaren Gastgeber sind mit ihrer Fürsorge allgegenwärtig und lassen den Gast doch angenehm alleine. Alles was man wissen muss, ist in der lustvoll und augenzwinkernd gestalteten Zimmerzeitung festgehalten, welche für sich ein Design-Kunstwerk ist und mit kompetenten Ausflugsvorschlägen in die grandiose Umgebung aufwartet. Der Aufenthalt
Wer in der berge angekommen ist, der will sie so schnell nicht mehr verlassen. Nur die verlockenden Berge können den Gast vom Müssigsein abhalten, denn bei Aschau erheben sich nach 800 km deutschem Flachland plötzlich die Voralpen in ihrer ganzen Pracht. Wenige Meter hinter der berge liegt die Talstation der Kampenwandbahn, die den schwindelfreien Wanderer auf 1500 m ü.M. hinaufträgt, von wo er mit einer phänomenalen Weitsicht verwöhnt wird. Aber auch das relativ flache Vorderland lädt zu zahlreichen, gut beschriebenen Ausflügen ein, welche je nach Routenwahl mit einem deftigen Imbiss auf der Alm oder einem fangfrischen Fischessen am Chiemsee belohnt werden. Die grandiose Umgebung mit dem bayrischen Meer, zahlreichen Hügeln und schroffen Bergflanken verführt sogar absolute Bewegungsmuffel zu schweisstreibender Aktivität und belohnt sie mit karmasteigernder Lebensfreude, welche auch von den freundlichen Einheimischen vorgelebt und ausgeteilt wird. Bei Bedarf kann man sich die dafür notwendige Ausrüstung in Aschau günstig und unkompliziert besorgen, so dass einer Fahrradtour, einem Sprung in den Chiemsee oder einer rasanten Abfahrt nichts im Wege steht. Wer seine Füsse schonen und lieber anderen beim Arbeiten zusehen will, der hat dazu zwei hervorragende Möglichkeiten: die Messerschmiede von Luca Distler & Florian Pichler sowie im Herzen von Aschau: der Hauptsitz von Nils Holger Moormann. Ähnlich wie die berge, war auch das Hauptquartier von Moormann ursprünglich in einem deplorablen Zustand. Der Wind pfiff durch die kalten Stallungen, der Staub rieselte aus tausend Spalten und die Denkmalpflege erschwerte den stilvollen Ausbau. Trotzdem vermöbelte Moormann über die Jahre ein Zimmer nach dem anderen und schmückte sie mit ansteckender Kreativität. Mitten in diesem begehbaren Lager der Ideen stehen die unaufgeregten Produkte von Moormann mit ihren augenzwinkernden Details und 10
machen die Philosophie hinter den Möbeln des Hauses evident. Zudem bietet sich in glücklichen Momenten die Chance, die Leute hinter den Möbeln persönlich kennen zu lernen. Wer hier nicht zum lebenslangen Fan dieser vielfach ausgezeichneten Werke wird, der ist ein herz- und hoffnungsloser Fall. Unbedingt ansehen: — Rennfilm bei 1:20: youtube.com/watch?v=r9StrlC0yCk — Vortrag von NHM: vimeo.com/7096427
AUSFLUGSTIPP berge
Der Herberge gewordene Showroom von Nils Holger Moormann mit grossem Suchtpotential. Es gibt für stilbewusste Geister keine anderen Unterkünfte im Chiemgau. — moormann-berge.de Showroom im Stall
Im Hauptquartier von Nils Holger Moormann können die ganzen Möbel in inspiriertester Umgebung besucht werden. Das müssen Sie mit eigenen Augen sehen. — moormann.de Almtraum
Die Alphütten im Umland haben fast rund ums Jahr geöffnet und bieten hausgemachte Küche in uriger Umgebung. Hier kann man sich vorzüglich vom Aufstieg erholen und mehr als genug Energie tanken, um auch für den Abstieg gewappnet zu sein. Sehr lohnenswert ist beispielsweise die Sameralm oder die Riesenhütte. — riesenhuette.de — aschau.de Behämmert
In Aschau muss etwas Besonderes in der Luft liegen, denn es blüht das detailverliebte, hochqualitative Handwerk. Etwa in der Damaszenerschmiede, in welcher der gelernte Schmied Luca Distler und der Zahntechniker Florian Pichler ihre gemeinsame Passion für das Messer pflegen. Seit 2002 arbeiten sie zusammen und ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Fertigkeiten, die sie sich über die Jahre auch gegenseitig beibrachten. Zum Start ihres Geschäftes experimentierten sie viel mit Materialien und Verarbeitungsmethoden, bis sie die richtige Mischung und die dazu passenden Abläufe für deren Verarbeitung gefunden hatten. Heute bestehen die Aschauer Messer aus 3 Stahlsorten, welche zusammen die charakteristische Ästhetik, Härte und Flexibilität ausmachen, für welche die Kunden von weither anreisen. Wer will, kann vor Ort zusehen, wie aus verschiedenen Metallstücken eine prächtig schillernde
MOORMANN
Hier entstehen die schönsten Klingen
Damaszener-Klinge wird. Dazu wird der geschichtete Stahl während Stunden zum Glühen gebracht, gehämmert und nach bestimmten Mustern gefaltet, bis die Klinge aus rund 63 000 Schichten besteht. Danach wird der Stahl geschliffen und ein Griff montiert, wofür im Messer Werk vom Olivenholz über Mammutzähne bis zum Schildkrötenpanzer so einige Materialien auf Lager sind, für die man eigentlich hinter Gitter müsste. Sie haben es von zertifizierten Händlern oder aus Nachlässen, wo hie und da Büro- und Badezimmeraccessoires mit exotischen Materialien auf den Markt gelangen. Die Herstellung eines einzelnen Messers dauert 10 bis 50 Stunden. Die Kosten dafür sind verhältnismässig bescheiden und belaufen sich auf Fr. 550.– bis Fr. 3 900.– für ein Kunstwerk, das sich in der Vitrine genauso gut macht wie auf der Jagd. Messer Werk, Kampenwandstrasse 96a Aschau im Chiemgau — messer-werk.de Filmriss
Luca Distlers Arbeit erfordert viel Gefühl und Detailliebe
Das mobile Kino von Aschau zeigt in unregelmässigen Abständen Filme an Orten, die thematisch zum jeweiligen Film passen. — filmriss-aschau.de Ludwig II
Aus königlichen Zeiten stammt die Schlossanlage des exzentrischen Königs Ludwig II, der seinen Prunkbau auf die Herreninsel mitten ins bayrische Meer stellte. Wem das zu protzig und testosteronlastig ist, der kann sich stattdessen auf der nahen Fraueninsel der reinen Idylle hingeben und sich in der Inselräucherei mit frisch geräuchertem Fisch stärken. — herrenchiemsee.de — fraueninsel.de
Die Klinge besteht aus rund 63 000 Schichten unterschiedlichen Stahls
WETTBEWERB
Jagdnicker aus Hohenaschau
Senden Sie uns ein Bild von einem Moormann. Die beste Einsendung belohnen wir mit einer kreativitätsfördernden Übernachtung für zwei Personen in der einzigartigen berge von Nils Holger Moormann. Einsendeschluss 31.3.2013. Einsenden an: Wohnidee Luzern AG, Metzgerrainle 6, 6004 Luzern info@wohnidee.ch 11
LIEBLINGSSTÜCKE
Sag mir, wie Du Dich vermöbelst, und ich sage Dir, wer Du bist.
E
s ist unser erklärtes Ziel, für jeden Raum und jeden Bewohner die richtige Einrichtung zu finden. Zur Umsetzung der Kundenvisionen empfehlen wir daher nicht einfach unsere jeweils aktuellen Lieblingsstücke, sondern stellen vielmehr diejenigen Produkte zusammen, die in der gegebenen Situation am Besten ins Gesamtkonzept passen. Über die Jahre sind viele Einrichtungsgegenstände am Metzgerrainle vorbeigekommen – aber nur wenige Stücke haben uns in diesen schnelllebigen Zeiten länger begleitet. Mit den Jahren hat Jede und Jeder in der Wohnidee ein paar besondere Stücke eng ins Herz geschlossen. Auf den nächsten Seiten verraten wir Ihnen, welche Stücke uns besonders ans Herz gewachsen sind, und welchen wir noch ein langes, schönes Leben wünschen.
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LIEBLINGSSTÜCKE
André Küchler Geschäftsführer & Inhaber
1
André mag Familie, Fasnacht, Transhelvetica, Kölsch, Luzern, HC Ambri-Piotta, Obwalden
1 Beleuchtet unser Heimatli MHY Pendant Norway says Fr. 195.–* 2 Not for highway use Bookinist Nils Holger Moormann Fr. 3064.–*
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3 Verspannter Mad Max Strammer Max Nils Holger Moormann Fr. 189.–* 4 Stundenlang bequem Haefeli Stuhl Max Ernst Haefeli Fr. 740.–* 5 Neu auch in LED Topoled S Baltensweiler Fr. 669.–* 6 Lehnt sich gerne an Lodelei Martin Pärn Fr. 780.–*
* Preisinformationen S. 57
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LIEBLINGSSTÜCKE
Andrea Mettler Planung, Beratung & Verkauf Andrea mag Toscana, VW Bus, Green Gate, Nordische Mode, Yoga
1 Coffetable auf Füssen Around Thomas Bentzen Fr. 653.–*
1
2 Picture perfect Drumbox Diesel by Foscarini Fr. 814.–* 3 Bodelismete Manga Rectangular Patricia Urquiola 170 cm x 240 cm Fr. 2350.–* 4 moorman.de/konfigurator FNP Axel Kufus MDF weiss B 174 cm x H 223 cm Fr. 2158.–*
2
5 Gesägter Kerzenständer Raw Candelabra Jens Fager Fr. 129.–*
3
6 Ausruhen pur Rest Anderssen & Voll ab Fr. 3413.–*
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6 14
* Preisinformationen S. 57
LIEBLINGSSTÜCKE
Carole von Ah Planung, Beratung & Verkauf Carole mag Skandinavisches Design, Tauchen, Espresso, Kochen&Backen, emmas.blogg.se
1 1 Ornament für den Boden Arabesco Sandra Figuerola 170 x 240 cm Fr. 608.–* 2 2 Nähte wie auf meiner Jeans Fork Diesel by Foscarini Fr. 1025.–* 3 Gewinner des Pritzkerpreises 2006 Paulistano Paulo Mendes da Rocha Fr. 1900.–* 4 Für die Hocker-Sammlung Péclard Hocker Michel Péclard Fr. 451.–* 5 Viel kopiert, nie erreicht Serie 7 3107 Arne Jacobsen Fr. 420.–*
3
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6 So easy wie Lego Stacked JDS architects Fr. 1190.–* 7 Danish swissness Delphi Hannes Wettstein B 360 cm ab Fr. 7900.–*
5
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* Preisinformationen S. 57
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LIEBLINGSSTÜCKE
Erika ImfeldKüchler Events, Motivation & Inhaberin Erika mag Neuseeland, Bücher, elfie-casty.ch, schöne Dinge 1 Lichtpoesie Luccellino, Ingo Maurer ab Fr. 461.–* 2 Soundsystem mit i-Tüpfchen Geneva M, Geneva Fr. 1250.–* 3 Meine Relaxinsel zu Hause Lifesteel, Antonio Citterio Leder: pelle2, B 240 cm Fr. 8856.–*
2
1
3
Priska Ettlin Administration & Verkauf Priska mag Schwingen, Kochbücher, Paul Green Schuhe, Zahlen, Entlebuch 4 Teleskop-Kronleuchter Zoom, Floyd Paxton Fr. 1013.–* 4
5 Holzimplantat Backenzahn, Philipp Mainzer Fr. 1237–* 6 Macht süchtig Poppy Floor, Ulrich Beckert 3-armig Fr. 827.–*
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* Preisinformationen S. 57
LIEBLINGSSTÜCKE
Stéphane Buschauer
1
Planung, Beratung & Verkauf Stéphane mag jaspermorrison.com, B1 Küchen, Bikes von Specialized, Barcelona, swiss-miss.com, indieshuffle.com, blog.tagesanzeiger.ch/sweethome,
1 Hell's bells Bell Sebastian Herkner ø 75cm Fr. 2461.–* 2 Liebesgrüsse von Dr. No Flow chair Jean-Marie Massaud ab Fr. 387.–* 2
3 Original seit 1958 Egg chair Fritz Hansen Leder ab Fr. 9767.–* 4 Kommt ohne Schnickschnack aus DP01 Jasper Morrison Fr. 259.–* 5 Sweet dreams Napoli Vintage 100% Leinen Fr. 99.–*
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6 Massiv, rustikal & sauschwer London Philipp Mainzer 90 cm x 230 cm Fr. 4576.–*
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* Preisinformationen S. 57
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UNSERE STÄRKEN
Wohnen
Büro
Innenarchitektur
Sehen und erleben Sie eine Vielfalt von Ideen individueller Wohnkultur. Ob kleines Accessoire, Einzelstück oder Gesamteinrichtung – unsere Freude am funktionalen, nachhaltigen Design schöner Möbel und Dinge inspiriert. In unserer Ausstellung zeigen wir eine sorgfältige Auswahl schlichter und zeitloser Produkte namhafter Marken wie Cor, Flexform oder Lema. Es sind die natürlichen Materialien, der Sinn fürs Feine und die Liebe zum Detail, die Sie an diesen Designkonzepten begeistern werden. Sicherlich finden Sie aber auch Designklassiker und Andersartiges, von witzig bis überraschend, fürs eigene Zuhause oder als tolles Geschenk.
Die optimale Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes und dem Ihrer Mitarbeitenden ist entscheidend für das Wohlbefinden und somit für den Erfolg Ihres Unternehmens. Wir erarbeiten individuelle Lösungen für Officekonzepte bezüglich Nachhaltigkeit, Funktion, Ergonomie, Qualität, Design und Preis. Besonders repräsentative Räume wie Eingangshallen, Kundenempfänge oder Sitzungszimmer richten wir so ein, dass Ihre Philosophie spürbar wird und Ihre Kunden rundum wahrnehmen, mit wem sie es zu tun haben. Ihr Firmenkonzept ist unser Gestaltungskonzept.
Wir nehmen uns Zeit, mit Ihnen Ihre Bedürfnisse und Ansprüche ans Wohnen zu klären – beim Besuch in unserem Designhaus oder vor Ort bei Ihnen zu Hause. Beratend möchten wir Ihnen helfen, Ihren persönlichen Stil zu finden, Neues zu kombinieren und Vorhandenes zu integrieren. Auch hier ist die Liebe zum Detail das A und O. Lassen Sie sich ein auf Diskussionen mit uns, sprechen Sie über Ihren Geschmack und erzählen Sie uns, welchen Platz Sie wofür möchten in Ihrem Zuhause. Wir machen uns mit Ihnen auf die beharrliche Suche nach dem Perfekten. Nur so kann die Nachhaltigkeit des Einrichtungskonzepts bestehen und Masslösungen entstehen. Die zuverlässige Lieferung und Montage verstehen sich von selbst.
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UNSERE STÄRKEN
Licht
Vorhänge
Referenzen
Licht als facettenreiches Gestaltungsmittel wirkt Wunder. Erst eine harmonische Beleuchtung Ihres Wohnraums setzt dessen Einrichtung ins rechte Licht und lässt Wohngenuss aufkommen. Bei uns finden Sie eine kleine, edle Auswahl moderner, funktionaler aber auch unkonventioneller Leuchten, welche dem Raum Charakter und Atmosphäre verleihen. Wir verstehen Leuchten nicht nur als Lichtspender, sondern als Raumelemente und empfehlen Ihnen das Passende für die gemütliche Leseecke auf dem weichen Ledersofa oder den einladenden Esstisch aus natürlichem Eichenholz – von Lieferanten wie Baltensweiler, serien.lighting oder Marset.
Fensterdekorationen inszenieren ein neues Raumgefühl. Zur stimmigen Auswahl und Kombination von Stoffen, Mustern und Farben gehört ebenso die Berücksichtigung funktioneller Vorzüge von Plissees, Geckos, Flächenvorhängen, Rollos oder Lamellen. Dabei achten wir auf eine optimale Sonnenschutzwirkung und einen angenehmen Lichteinfall. Wir garantieren erstklassige Qualität aller Materialien, hochwertige Verarbeitung, sowie eine handwerklich perfekte Anbringung aller Accessoires. Ob Naturfasern wie Seide, Leinen oder Baumwolle, ob waschbar oder knitterfrei – wir beraten Sie bei der Auswahl aus dem vielfältigen Sortiment unserer Lieferanten wie Création Baumann, JAB, MHZ oder Fischbacher.
In den Jahren unserer Inneneinrichtungstätigkeit sind viele Referenzobjekte entstanden. Zu unseren Kunden gehören natürlich ganz viele private Kunden, welche ein Beistelltischchen, einen Vorhang, ein Esszimmer oder auch eine ganze Inneneinrichtung gekauft haben. Immer öfter gehören auch kleinere Umbau- und Renovationsaufgaben dazu, welche wir mit eingespielten Partnern als Dienstleistung anbieten. Nebst unserer privaten Kundschaft betreuen wir natürlich auch Firmen, Hotels und Institutionen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Geht es um die Umsetzung der Corporate Identity im Kundenbereich, die Umsetzung von kreativen Arbeitsplätzen oder auch nur um eine kleine Kaffee-Ecke sind wir die richtige Adresse. Gerne sind wir bereit, Ihnen entsprechende Referenzobjekte auf Anfrage bekannt zu geben.
Hier erreichen Sie uns: Wohnidee Luzern AG, Metzgerrainle 6, 6004 Luzern, +41 41 410 37 27, info@wohnidee.ch
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TEXT JON BOLLMANN, BILD ALEX WYDLER
Kopenhagen Hauptstadt mit Stil
K
urz vor der Landung in Kopenhagen dreht der Flieger noch einmal kurz ab und gibt die Sicht frei auf eine unendliche Weite aus Wiesen, Wäldern und Meer, die sich bis zum Horizont ausbreitet. Dieser topografische Kontrast zur aufgetürmten Felswelt der Alpen könnte grösser kaum sein – und weckt doch eine Zuneigung, die gerade aus dieser Andersartigkeit schöpft. Gegensätze ziehen sich an! Wir sind nach Dänemark gereist, um den Ursprung der Ruhe und der Un-aufgeregtheit zu finden, die wir im nordischen Design spüren und schätzen. Woher haben die Skandinavier diese Formen, aus denen sie ihre fantastischen Produkte herauslösen? 20
Licht und Schatten
Der Kern der dänischen Mentalität ist eng verknüpft mit dem Klima und den Lichtverhältnissen. Zwar liegt Dänemark auf 55°N noch ein ganzes Stück vom Polarkreis entfernt, aber es reicht bereits für 1.5h längere Sommertage und 1h längere Winternächte als bei uns in der Schweiz. Im Sommer ist der Himmel von blendendem Blau, kein Berg verstellt den Blick aufs Meer und die Sonne kann bis zum letzten Strahl an Birken und Buchen scheinen. Dann strömen die geselligen Dänen hinaus ins Freie, essen und trinken gemeinsam durch den Abend, während sie viel diskutieren. Diese Gemütlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil des dänischen Zusammenlebens und spiegelt sich auch darin, dass man sich sehr schnell duzt. Sogar die Lehrer werden von ihren Schülern beim Vornamen genannt. Im Winter jedoch ist es lange dunkel und kalt, wodurch die eigenen vier Wände klar an Popularität gewinnen. Drinnen ist es dann warm und hell, man trifft sich in den familiären Gemeinschaftsräumen und geniesst die Stille. Dies ist die Zeit, um Bekanntschaften bei geselligen Abenden zu Freundschaften reifen zu lassen. Der Däne unterscheidet klar zwischen den verschiedenen Stufen sozialer Annäherung: bis die Sommerbekanntschaft zur Freundschaft wird, dauert es eine Weile. Dafür hält sie danach fürs Leben.
Rechts: Freiluftbad Kastrup
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Im begehbaren Lager von Fritz Hansen
Der Showroom von Erik Jørgensen am Hafen von Kopenhagen
Das Besprechungszimmer von Muuto mit eigenem Mobiliar
Lampen im Bolighus Kaufhaus
KOPENHAGEN
So ergibt sich ein Sozialverhalten, welches nicht wie am Äquator vom täglich gleichen Sonnenstand diktiert wird, sondern vom Wechsel der Tageslänge übers Jahr hinweg. Im Sommer ist es Zeit für ein ereignisreiches Sozialleben unter freiem Himmel, während im Winter der kleine Rahmen gepflegt wird. Sozialer Individualismus
Shopping und Restaurants mögen in Kopenhagen zuweilen teuer erscheinen. Doch wer in einem beliebigen Restaurant um sich schaut, der wird feststellen, dass sich die sozialen Schichten ganz unaufgeregt mischen. In Dänemark legt man viel Wert darauf, dass alle Menschen gleich sind und ungeachtet der Herkunft dieselben Rechte haben. Gleichzeitig herrscht dabei ein fundamentaler Glaube an die Rechte und die Individualität des Einzelnen, der sich im Einklang mit den anderen frei entfalten darf. Dementsprechend haben Dänen oft eine klare Meinung, die sie im festen Glauben an die demokratischen Systeme auch ohne Umschweife publik machen. Diese Fähigkeit, Individualismus mit einem Blick auf das Wohlbefinden der Gruppe zu kombinieren, ist eine Eigenart der Dänen, welche am einfachsten zu verstehen ist, wenn man direkt in deren Habitat einsteigt. Dänisches Design
Bei einer Reise nach Kopenhagen fällt auf, dass gutes Design nicht nur für die Elite bestimmt ist, sondern dass sich die ganze Gesellschaft damit identifiziert und gutes Design selbstverständlich in den Alltag integriert. Die Stadt ist stolz auf ihren Platz in der Designgeschichte, die sie grossen Gestalten wie Fritz Hansen, Arne Jacobsen und Vernier Panton, aber auch den jungen Nachwuchstalenten verdankt. Design steht auf jedem Laden drauf – und es ist kein Etikettenschwindel. So wie man sich in Saas-Fee darauf einigen konnte, dass alle Häuser ein Giebeldach und viel Holz an der Fassade haben müssen, so scheinen die Kopenhagener einen Eid auf Design geleistet zu haben. Nirgends sonst auf der Welt kann man beim ungezwungenen Kaffee so viele gutaussehende, perfekt gekleidete Menschen bestaunen wie hier. Vielleicht noch bei Wohnidee Luzern. Dabei fällt auf, dass die Dänen zwar sehr homogen wirken und zu 90% gross und blond und schlank sind, aber auch sehr unterschiedlich und selbstbewusst mit ihrem Aussehen spielen. Wo bleibt da die Linie? Erst nach ein paar Tagen unter Beobachtung lassen die Dänen genügend Einblicke in ihr Leben zu, um ein Gespür für das dänische Design entstehen zu lassen. Es ist die Objektwerdung dieses Lebens unter einem sanften, aber auch unerbittlich kalten nordischen Himmel. Im Skandinavischen Design spiegelt sich die einfache Topografie der Natur, die Liebe zu klaren Linien und Formen, die blendende Farbenwelt Skandinaviens, der soziale Individualismus und das Selbstverständnis, dass gutes Design immer ein Gewinn ist.
Diese Grundsätze erkennt man schon in frühen Klassikern wie den Stühlen und Sesseln von Arne Jacobsen, welche trotz ihres mittlerweile stolzen Alters keinerlei Abnützungserscheinungen zeigen. Und die Tradition wird weitergeschrieben von Firmen wie Muuto, welche zusammen mit der Crème de la Crème des skandinavischen Designs zu den neuen Stars unter dem Polarlicht herangereift sind. Einige ihrer Objekte haben denn dank der Berufung auf die Tradition bereits die Qualität von zukünftigen Designklassikern; in 30 Jahren werden wir es bestätigt erhalten. Besuch in Kopenhagen
Wenn Sie nach Kopenhagen reisen, dann müssen Sie unbedingt etwas Zeit mitbringen. Für die Entdeckung von Kopenhagen kann man kaum Tipps geben, ohne sofort auszuufern. Eigentlich ist die ganze Stadt ein einziges Museum für Designliebhaber, das keine bösen Ecken kennt und hinter jeder zweiten Ecke mit einem speziellen Laden, einem modernen Restaurant oder überraschender Architektur aufwartet. Um dies zu erfahren, empfehlen wir die Fortbewegung per Velo, dem
Skandinavischer Individualismus bedeutet, bei der Selbstverwirklichung das Wohlbefinden der anderen zu respektieren
Lieblingsverkehrsmittel der Kopenhagener. Auf dem gesamten Strassennetz der Stadt sind breite Velospuren ausgesondert, welche Schweizer Stadtplaner aus Scham und Eifersucht im Boden verschwinden lassen würden. Mieten auch Sie ein Fahrrad, werfen Sie sich trotzdem in Ihre besten Kleider und pedalen Sie mit offenen Augen durch die Stadt. Sie werden als neuer Mensch zurückkehren. Da Kopenhagen so flach ist wie Hamburg nach der Plünderung durch die Dänen, werden Sie als Auswärtiger allerdings nur 3-Gänger bekommen. Darum empfehlen wir für den Tag danach, wenn die Beine nach den ganzen Sehenswürdigkeiten in den Aussenbezirken etwas Ruhe verdient haben, einen Ausflug ins «Louisiana», dem Beyeler Museum Dänemarks. Einfach schöner und grösser. Wenn Sie die Strecke trotz den zuverlässigen Dänischen Staatsbahnen mit dem Auto bewältigen, dann können Sie auf dem Rückweg entlang der Küste in irgendeinem Fischerdorf mit Blick über den Öresund lokale Spezialitäten geniessen und das Auto in Charlottenlund an der von Arne Jacobsen gebauten Tankstelle stilsicher wieder volltanken.
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Hafenbecken mit der öffentlichen Stadtbibliotheke
Im alten «Nyhavn» reihen sich prächtige Boote und bunte Häuser aneinander
Unzählige Strassenkaffees laden zum Snacken und Kaffeetrinken ein
Der Designmöbelladen «The Apartment» bietet Einzelstücke aus der langen dänischen Möbelgeschichte
Im Hotel Ibsen kann man Abends stilvoll das Tagebuch nachführen
Die Lobby des Avenue Hotels ist abends Schauplatz gepflegter Diskussionen
Das innere der Sitzmöbel besteht aus Kissen und Polster
Handarbeit beim Polstern und verschliessen der Nähte
26 Ole Jørgensen präsentiert den Corona Stuhl
Die Möbel von Erik Jørgensen sind zirkustauglich
KOPENHAGEN
Erik Jørgensen
Corona Poul M. Volther, Leder Fr. 6297.–*
Eyes Foersom & Hiort-Lorenzen, Stoff Fr. 828.–*
Delphi Hannes Wettstein, Stoff 4tlg. ab Fr. 9544.–*
Die geheime Werkstatt von Erik Jørgensen liegt weit weg von Kopenhagen auf einer grünen Wiese, die nur erreicht, wer zuvor auf einer Brücke 13 km über das offene Meer gleitet. In einem kleinen Wäldchen zwischen Kuhweiden fertigen 65 Mitarbeiter auf Bestellung hin die Möbel von Erik Jørgensen in jeder gewünschten Sonderanfertigung, die sich der Endkunde einfallen lässt. Dabei ist viel Koordination nötig, denn das skandinavische Stierleder, das in Italien gegerbt und nach Kundenwunsch gefärbt wird, muss in der Fabrik just-in-time auf verschiedene Lagen von Schaumstoff, Faden, Holz, Metall, Reissverschlüsse und Knöpfe treffen, um möglichst rasch ein Sessel zu werden, der zu grosszügigen Gedanken einlädt. Bill Clinton und das dänische Königshaus geniessen derartiges Mobiliar. Und Bruce Wayne. Seit 2000 führen die Brüder Nils und Ole Jørgensen die Manufaktur in der 3. Generation. Es ist kein einfaches Geschäft, denn die Möbelfabrik hat wegen der umfassenden Produktion in Dänemark hohe Lohnkosten und kämpft wie viele Hersteller gegen das Klumpenrisiko des vorherrschenden guten Geschmacks. Einige wenige Produkte, etwa das von Hannes Wettstein entworfene Sofa «Delphi» sind für den Löwenanteil des Umsatzes verantwortlich – doch das kann sich ändern. Einen neuen Klassiker kann man nicht kreieren. Darum setzen die Brüder mit einem Nachwuchspreis auf junge Talente, die sie zu einem längeren Werksbesuch und dem Spiel mit den Formen einladen. Ausserdem wird unablässig an den Details gearbeitet, wie der Sitzkomfort verbessert und die Produktion effizienter gemacht werden können. Im Innern sind die schlichten Möbel daher sehr bunt und heterogen, denn die Nutzung des Objektes spiegelt sich auch in dessen Aufbau: Sitzflächen, Kanten, Armlehnen und Rückenlehnen stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Materialität. So kommen komplexe Architekturen von Materialien und unterschiedlichen Schaumstoffen zur Anwendung, welche sorgfältig zugeschnitten, verklebt und versiegelt werden müssen, bevor sie so verpackt werden, dass sie ihre Form über Jahre behalten.
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KOPENHAGEN
Muuto Muuto ist ein junges skandinavisches Unternehmen, das die goldene Ära des skandinavischen Designs wiederbeleben will. Dies zeigt sich bereits im Firmennamen, der aus dem finnischen «Muutos» abgeleitet ist und mit «neue Perspektiven», «Umbruch» oder «Ausblick» übersetzt werden kann. Muuto arbeitet ausschliesslich mit skandinavischen Designern und produziert vor Ort oder in Polen und Litauen, den Arbeitskammern Skandinaviens. Der innere Zusammenhang zwischen den einzelnen Objekten ergibt sich dabei aus der Tatsache, dass die Produkte alle auf dem nordischen Erbe aufbauen und dieses weiterentwickeln. So wurde etwa Thomas Benzen für den Rand seines «Around Table» von einem Tablett inspiriert, das er bei seiner Grossmutter in die Hände bekam. Für die Umsetzung setzte er auf altbewährtes Holz, dem er in der Formgebung und mit der Farbigkeit auf saubere Art neue Inputs verlieh. Die Kollektion, welche jährlich um ca. 20 Produkte wächst, wird von den Firmengründern Peter Bonnén und Kristian Byrge initiiert, indem sie bekannte Designer und talentierte Nachwuchshoffnungen mit der Kreation konkreter Objekte beauftragen. Diesen geben sie die nötigen Freiheiten, damit deren ureigene DesignPhilosophie durchdringen und sich zu aussergewöhnlichen Alltagsgegenständen entfalten kann. Die Lampen «E27» und «Unfold», sowie das Regal «Stacked» haben sich bereits zu charakterstarken Zugpferden der erst 2006 gegründeten Firma entwickelt.
E27 Mattias Ståhlbom Fr. 72.–*
Mini Stacked Julien de Smedt Fr. 444.–*
Unfold Werkdesign Fr. 167.–*
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Fritz Hansen
Ant Arne Jacobsen Fr. 387.–*
Egg Arne Jacobsen, Stoff Fr. 5405.–*
Nap Kasper Salto Fr. 424.–*
Das Jahr 1847 war wichtig für Dänemark: Die Brauerei Carlsberg startete ihre Produktion, die erste Eisenbahnlinie wurde eröffnet und Fritz Hansen erblickte das Licht der Welt. Nach Abschluss seiner Schreinerlehre zog Hansen nach Kopenhagen, eröffnete eine eigene Werkstatt und startete eine Erfolgsgeschichte, die weit über hundert Jahre andauern sollte. Als er 1902 verstirbt, übernimmt sein damals 25 jähriger Sohn Christian die Firma und bringt sie ins Industriezeitalter. Dabei lässt er sich von den aufkommenden Strömungen des Bauhaus und des Funktionalismus inspirieren, was zu Experimenten mit neuen Materialien und Formen führt. Als seine Söhne 1928 in die Firma einsteigen, hat sie sich mit Stühlen aus gebogenem Holz bereits einen Namen gemacht und entwickelt die Technologien weiter bis zur Perfektion. So kommt es in den 30er Jahren zur Kooperation mit dem Architekturprofessor Kaare Klingt und einem jungen Talent namens Arne Jacobsen, welche zusammen mit Fritz Hansen Möbel für die von ihnen entworfenen Bauten entwickeln. Die Zusammenarbeit gedeiht prächtig und erfährt einen Höhepunkt, als Arne Jacobsen 1952 für die Kantine der Pharmafirma Novo Nordisk einen stapelbaren Stuhl designt, der bis heute für Fritz Hansen steht wie das Tivoli für Kopenhagen: «the Ant». Ohne diesen Stuhl wäre Fritz Hansen heute nicht da, wo die Firma steht. Doch Arne Jacobsen ruht nicht und lässt der Ameise weitere Klassiker folgen, welche dem Designliebhaber die Tränen in die Augen steigen lassen: «The Egg», «The Swan» und weitere Stücke, die dem Haus internationalen Ruhm und Ehre verschaffen. Doch auch Fritz Hansen hat Lunte gerochen und arbeitet erfolgreich mit weiteren Designern zusammen, wie dem dänischen Enfant terrible Verner Panton oder dem Architekten/Dichter Piet Hein, welche der Republic of Fritz Hansen bis heute den Stempel aufdrücken. Nach dem Verkauf des Familienunternehmens 1979 an die Skandinavisk Holding bleibt die Firma ihren Wurzeln treu und arbeitet weiter mit vielversprechenden Designern an neuen Produkten. Daneben huldigt sie der skandinavischen Liebe zu einfachen Formen und legt alte Meisterwerke neu auf, wie aktuell die Lampe «Kaiseridell», welche von Silberschmied Christian Dell entworfen wurde, der in den 20er Jahren am Weimarer Bauhaus Industriedesign unterrichtete.
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Kopenhagen Tipps Tipps zu geben für Kopenhagen ist, als ob Sie bei Maison Goût einen einzigen Cupcake auswählen müssten: es geht nicht. Wir tun es trotzdem, übernehmen aber keine Verantwortung.
SCHLAFEN
SHOPPING
AUSFLUG
Avenue Hotel Das Haus wurde 1898 von Emil Blichfeldt, dem Vater des berühmten TivoliEingangstores, gebaut und hat 2011 den internationalen Hotel Award gewonnen als «Best Small Hotel Denmark». Es liegt einen Kilometer ausserhalb des historischen Zentrums und vermittelt das Gefühl, einheimisch zu sein. Wenn Sie länger als eine Woche hier bleiben, werden Sie fliessend Dänisch sprechen. — avenuehotel.dk
Wenn Sie in den kleinen Gassen Kopenhagens erst mal mit Shopping begonnen haben, dann werden Sie erst wieder aufhören, wenn Ihr Reisepartner dies befiehlt oder die Läden schliessen.
Louisiana Das Louisiana thront auf einem Hügel am Meer, wo es viel Licht und Ruhe für seine phänomenalen Ausstellungen einfängt. Der Besuch dieses grossartigen Museums für Moderne Kunst ist ein «must» für jeden Kunstliebhaber. — louisiana.dk
Ibsens Hotel Das Ibsens gehört zur Brøchner Hotelgruppe, welche eine Reihe von Hotels mutig & stilbewusst überholt hat. Hier fühlen sich Pop-Art Freunde willkommen; das angrenzende Kong Arthur spricht eher das ruhesuchende Publikum an. Beide Häuser teilen sich einen tollen Spa-Bereich, der die müden Füsse wieder aufprickelt. — ibsenshotel.dk
ESSEN Das Vorzeigeessen der Dänen ist Smørrebrød. Wie in der Muppet Show. Viele Restaurants behaupten von sich, die besten zu haben, doch wir glauben, dass nur Aamann dies mit Fug behaupten kann. — aamanns.dk Der zweite, heimliche Favorit sind Burgers. Und der beste bis weit über den Atlantik hinaus ist der vom Cocks and Cows mitten in der Altstadt. — cocksandcows.dk
Radio Das Radio liegt in der Nähe des Avenue Hotels und bietet tolle Esserlebnisse auf dem aktuellen Stand der Dinge. Genau so müssen moderne Restaurants aussehen und schmecken. — restaurantradio.dk Geist Wenn Sie hungrig am Nyhavn vor Anker liegen, dann müssen Sie zum Geist. Sitzen Sie an der Theke und schauen Sie zu, wie die gutaussehenden Köche Ihr Essen auf einem grossen Herd für Sie zubereiten. — restaurantgeist.dk
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Design-Pier Im Hafen von Kopenhagen haben Erik Jørgensen, Fritz Hansen, Kvadrat, Luceplan und andere ein riesiges Warenlager gemietet, das sie zu einem imposanten Showroom mit Sicht auf Ozeanriesen und Containerberge umfunktioniert haben. — Klubiensvej 22, Pakhus 48 Illums Bolighus In diesem Design-Warenhaus finden Sie genügend schöne Dinge für die nächsten paar Weihnachten Ihrer Grossfamilie. Ihre Kreditkartenlimite wird bestimmen, wann Sie wieder heraus kommen. — illumsbolighus.dk The Apartment Im hippen Christianshavn, unweit des Freistaates Christiania, haben zwei junge Frauen eine Wohnung zum angesagtesten Secondhandladen für skandinavische Vintage-Möbel umfunktioniert. — theapartment.dk
Nuggibaum Wenn ein Kind in Kopenhagen in ein Alter kommt, in dem der Nuggi nicht mehr angebracht ist, dann darf es mit den Eltern in den Frederiksberg Park, wo der Nuggi zu tausenden Artgenossen an einen Baum gehängt wird. Architektur Kopenhagen hat architektonische Meisterwerke vorzuweisen, welche die nächste Fahrt durchs Schweizer Mittelland zum Trauerspiel degradieren. Bewundern Sie die grosszügigen Boulevards, die waghalsigen Neubauten und zur Erfrischung das Hafenbad mitten in der Stadt («Havnebadet islands brygge») oder das Seebad des nahen Kastrup («Kastrup Søbad»). Reiseführer Wenn Sie auf dem aktuellsten Stand der Dinge sein möchten, empfehlen wir Ihnen Smartphone-Applikationen, die sie zuhause herunterladen und ohne Roamingkosten nutzen können. Mit Offline-Karte: — spottedbylocals.com — «Wallpaper city guide». Ohne Offline-Karte: — unlike.net/copenhagen
TEXT JON BOLLMANN, BILD ALEX WYDLER
Buchen biegen Von Vendlincourt 端ber Glarus in die ganze Welt
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Rechts: Das Biegen der Buchenlatten dauert nur 15 Sekunden
Bildlegende
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Die Buchen warten bei der Sägerei Corbat im Jura auf die Möbelwerdung. Mit dem Schnittholz werden die riesigen Trockenräume und die Büros geheizt.
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In den Öfen wird das Holz wie im Dampfkochtopf fürs Biegen nass und heiss gemacht.
Das kann nur horgenglarus. Die ganze Konkurrenz sägt anstatt zu biegen
HORGENGLARUS
D
ie Ajoie, diese selbstbewusste, kantige Ausstülpung der Schweiz, ist ein charakterstarker Fleck, der einzigartige Gewächse hervorbringt. Holz, welches auf ihrem kalkigen Boden stürmischen Winden und gleissendem Sonnenlicht trotzt, ist dank langsamem, regelmässigem Wachstum von besonderer Qualität. Aus diesem Holz werden Produkte gefertigt, die Halt geben: Eisenbahnschwellen etwa. Oder die Stühle im Parlament, welche Gewichtiges aushalten müssen. Während eines herrlichen Winterspaziergangs in dieser abgelegenen Ecke kommt die Frage auf, was diese stämmigen Jurabuchen wohl durchmachen müssen, bevor sie als Designstücke aus dem Zürcher Primetower auf die Stadt herunterstrahlen können. Die Sägerei Corbat in Vendlincourt ist die grösste Laubholzsägerei der Schweiz und hat im Dezember alle Hände voll zu tun. Für die beste Qualität müssen die Bäume während der Saftruhe im Winter gefällt werden, wenn die Blätter gefallen sind und der Baum seinen Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert. Daher hört man in der kalten Jahreszeit in der ganzen Ajoie sowie im benachbarten Frankreich die Motorsägen und das Rauschen der Baumriesen, die mit Getöse auf den gefrorenen Boden krachen. Diese werden dann mit grossen Geräten
Holzlatten werden ohne das leiseste Knacken innert Sekunden zu einem engen Ring gedreht: wer hätte gedacht, dass sich Holz so leicht verformen lässt? bearbeitet und auf den Rundholzplatz gebracht, wo der Experte einen Augenschein nimmt. Jeder Stamm ist individuell und geprägt durch seine Herkunft: Hanglagen führen zu Spannungen, dichter Wald zu raschem Aufwärtswachstum und Gewässernähe zu höherer Feuchtigkeit. Stücke mit Ästen und anderen Beeinträchtigungen werden zu Bahnschwellen zersägt, während regelmässige Stammbereiche an Schreinereien verkauft werden können. Um die Schädlinge unter der Rinde unschädlich zu machen, werden die Stämme entrindet. Die Schnitzel werden zu Strom und Hitze verbrannt, während die nackten Stämme auf einem massiven Förderband in die Sägerei gefahren werden. Dabei passieren sie einen Metalldetektor, der zum Schutz der Sägeblätter Fremdkörper erkennt. Viele Bäume enthalten eingewachsene Metallstücke, die von aussen nicht mehr ersichtlich sind. Bei Schweizer Bäumen sind das vor allem Stacheldraht, Nägel und Schrauben, während französische Gewächse zusätzlich noch Schrapnell, Bombensplitter und Projektile aus den letzten Kriegen enthalten. In der hauseigenen Schleiferei werden diese operativ entfernten Stücke als Mahnmale und Trophäen ausgestellt. Sind die tonnenschweren Stämme clean, so können sie in der Sägerei zu massiven Brettern zerschnitten und entsprechend ihrer Zeichnung weiter aufgeteilt werden: da der rote Kern nicht gleich auf Lacke und andere Stoffe reagiert wie der Rest des Holzes, wird er von vielen Schreinereien aus praktischen Gründen gemieden. 35
36 Die Möbelöproduktion von horgenglarus basiert auf bewährten Abläufen und handwerklicher Präzision
HORGENGLARUS
Nach dem Sägen kommen die Bretter zwei Tage lang in den Trocknungsraum, wo der Feuchtigkeitsgehalt des frischen Holzes bei 96° Celsius von 60 – 70% auf 20% reduziert wird um die Haltbarkeit zu verbessern. Danach können sie draussen gelagert werden und nehmen auch bei feuchter Witterung kaum mehr Feuchtigkeit auf. Balken biegen, nicht brechen Alle paar Wochen bestellt die Möbelfabrik horgenglarus im Jura eine Ladung Holz. Seit 90 Jahren kommen das Holz für die edlen Stühle mit wenigen Ausnahmen aus dem Jura. In Glarus treffen die Bretter auf eine Produktionsstätte von 1902. Ähnlicher Jahrgang wie ihr alter Baum. Innert Jahresfrist seit der Brettwerdung muss das Holz verarbeitet werden, denn danach schliessen sich die Poren und das erschwert die Arbeit. Der erste Arbeitsschritt erfolgt in der Schreinerei, wo die groben Bretter zu Rohlingen für die weitere Verarbeitung zurechtgeschnitten werden. Die Schnittmuster dazu hängen in der ganzen Fabrik und erinnern daran, dass in der 130-jährigen Geschichte der Firma schon viele Modelle gekommen und wieder gegangen sind. Erst 1999 wurde der Katalog des Hauses mit Hilfe von Hannes Wettstein aufgeräumt und radikal entrümpelt. Seither sind Kirchen-, Nachthafen-, Coiffeur-, Kino-, Bürodreh- und andere Spezialstühle nur noch zu Reparaturzwecken im Haus. Geblieben sind vor allem Stühle mit gebogenen Elementen. Vor dem Biegen muss das zurechtgeschnittene Holz für 2 Stunden in den Druckofen, wo der Feuchtigkeitsgehalt wieder angehoben wird. Dann können die heiss, feucht und biegbar gewordenen Einzelteile in massive Maschinen eingespannt werden, welche die Rohlinge mit sanfter Gewalt in Form bringen. Dabei verwandeln sich unscheinbare Brettchen zu eleganten Rückenlehnen, und lange Latten werden ohne Widerstand zu stilvollen Stuhlbeinen oder Sitzflächenkanten transformiert. Der Herr der Maschinen ist gelernter Schreiner und behandelt jedes Stück so, dass bei den 80 täglich produzierten Stühlen erstaunlicherweise kaum Ausschuss anfällt. Wer die Manufaktur besucht und zusieht, wie die Holzlatten ohne das leiseste Knacken innert Sekunden zu einem engen Ring gedreht werden, der wird diesen Arbeitsschritt nie mehr vergessen: wer hätte gedacht, dass sich Holz so leicht verformen lässt? Nach der Verbiegung wandern die Stücke ein letztes Mal in einen Ofen, um während einer Woche unwiderruflich zu trocknen. Danach sind sie stabil und bereit für die Assemblage, wobei sie in genau definierten Arbeitsschritten geschliffen, geschnitten, geleimt, gebeizt, gepolstert und geschraubt werden. Ein einfaches Modell benötigt dafür rund 2 Stunden tatsächliche Arbeit, wozu es während 3-4 Wochen durch die Fabrik geschleust wird. In der Spedition erhalten die Stühle eine individuelle Schlusskontrolle und eine Urkunde, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen. Stuhlspotting Einen Stuhl von horgenglarus erkennt man sofort. Insbesondere das Modell «Classic» von 1918 kann mit Fug als Herzstück der Schweizer Stuhllandschaft bezeichnet werden. Aber auch der Kronenhalle Stuhl sowie die Entwürfe von Max Bill, Max Haefeli, Werner Max Moser und weiteren grossen Gestaltern sind dank der konsequenten Ausrichtung der Kollektion rasch einzuordnen. Wer sich einen Überblick verschaffen will, kann dies auf lustvolle Art und Weise tun: seit Kurzem 37
HORGENGLARUS
betreibt Dieter Meier in Zürich eine Bar mit verschiedenen Modellen von horgenglarus, in der auch Schnittmuster aus der Fabrik gezeigt werden und die eigentlich ein Bar gewordener Showroom für horgenglarus ist. Wer die Formen einmal kennt, der wird die Stühle plötzlich überall antreffen. Die Parlamentarier unter den Lesern sitzen je nach Sitzungsdisziplin im Parlament darauf. Alle anderen profitieren davon, dass kaum eine Institution in der Schweiz, welche etwas auf sich hält, nicht auf der Referenzliste der Glarner zu finden ist: vom Hotel Krafft in Basel über die Karthause Ittingen, das Schloss Wartegg und das Märchenhotel Braunwald bis zum Hotel Castell in Zuoz. Im Zürcher Café Z am Park werden seit April 2009 regelmässig Künstler eingeladen, jeweils vier horgenglarus Classic 1-380 auf eigene Weise zu bearbeiten. Diese Stühle werden dann während vier bis fünf Monaten im Café genutzt und anschliessend an einer Auktion versteigert. Die modifizierten Stühle können bei einem Café ersessen oder auf der Internetseite bestaunt werden.
Icon Hannes Wettstein Fr. 525.–*
Haefeli 1-790A Max Ernst Haefeli Fr. 1120.–*
AUSFLUGSTIPP
Im Frühjahr hat sich in Vendlincourt ein Schwarm von hunderttausenden, wenn nicht Millionen Bergfinken niedergelassen. Diese kommen aus Nordeuropa und ernähren sich vorwiegend von Buchennüsschen, von denen es in diesem Winter in der Ajoie sehr viele gibt. Sofern kein Schnee fällt, werden die Finken bis im April bleiben und mit ihren Flugmanövern jeden Abend ein einzigartiges Schauspiel an den Himmel zaubern.
STÜHLE
Select 1-370 Werner Max Moser Fr. 640.–*
Auf horgenglarus sitzt es sich sehr angenehm. Testen Sie es bei einem Glas Elmer Citro und einem Röslein Tête de Moine: — krafftbasel.ch — kartause.ch — wartegg.ch — maerchenhotel.ch — hotelcastell.ch — zampark.ch — paxmontana.ch etc. Weitere Stuhlstandorte finden Sie auch auf der Internetseite von horgenglarus: horgenglarus.ch 38
Classic Werkdesign Fr. 516.–*
TEXT CLAUDIA WALDER, BILD MATTEO GARIGLIO
Max Chocolatier Aromen, die im Mund tanzen und auf der Zunge explodieren, so beschreibt Max-Chefin Hilda Chédel die Schokokreationen von Max Chocolatier. Die süssen Bissen halten das Versprechen, ob mit der zart-sauren Note von Himbeergelee oder einer raffinierten Kombination von Cranberrys und Chili. Hergestellt werden sie vor Ort, vom Ladenlokal nur eine Treppe entfernt. Vorbei an gemalten Kakaofrüchten, bunten Möbeln von der Wohnidee und einem von Sohn Max gezeichneten Bild – Max’ Liebe zur Schokolade verdankt der Betrieb nicht nur seine Existenz sondern auch seinen Namen –, steigt man in das nach Kakao duftende Reich der Chocolatiers. Mit geschickten Händen kratzen sie kleinste Unebenheiten von den gegossenen Schokoladefrüchten oder messen die Zutaten für die Füllung der im modern eingerichteten Ladenlokal angebotenen Pralinen ab. Da bleibt kaum Zeit, die Aussicht auf den Vierwaldstättersee oder den Pilatus zu geniessen. Auch als Besucher vergisst man schnell die eben bestaunte Kapellbrücke oder das noch sichtbare Konzertzentrum von Jean Nouvel angesichts des Angebots, das auch Gläser mit streichbarem Kakao oder einen Kuchen, der zu Ehren der geschäftseigenen Kuh «Pralinas Fladä» heisst, einschliesst. Bei so viel Auswahl gibt’s nur eins – wiederkommen. — maxchocolatier.com
Jede einzelne Praline wird von Hand verziert.
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Hocker «Zapallo» von Signet
Zum Reinbeissen
TEXT JON BOLLMANN
Wittmann Ein Streifzug durch die UNESCO Kulturlandschaft Wachau
Wer ein Möbel aus den traditionsreichen Möbelwerkstätten von Wittmann ersteht, ist eingeladen, die Herstellung des eigenen Produktes in der Manufaktur zu besuchen. Der Ausflug lohnt sich nicht nur wegen den faszinierenden Einblicken in die Möbelherstellung, sondern auch wegen den beeindruckenden önologischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten im Donautal. 42
Rechts: Ulrike Wittmann und Heinz Hofer-Wittmann führen das 1896 gegründete Familienunternehmen
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Die Donau bei Dürnstein, mitten im Weinbaugebiet Wachau
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ie idyllische Gegend der Wachau war schon immer eine bevorzugte Destination von Reisenden aus Nah und Fern: bereits die jagenden und sammelnden Neandertaler entdeckten vor etwa 70 000 Jahren die prächtigen Hügel an den Ufern der Donau und starteten die Urbarmachung Österreichs. Richtig interessant wurde es aber erst um das Jahr 0 herum, als die Römer kamen und das mitbrachten, was die Landschaft bis heute optisch und mental prägt: die Reben. Es war eine zivilisationsfördernde Eigenart der Römer, dass Sie ihre kulinarischen Vorlieben in die eroberten Gebiete mitnahmen und versuchten, diese vor Ort zu reproduzieren. Doch der Rebbau nördlich Italiens erwies sich schwieriger als erwartet; noch im 2. Jahrhundert berichtete der Statthalter Roms, dass die Qualität des pannonischen Weines sehr zu wünschen übrig liesse. Dies änderte sich erst, als der römische Kaiser Probus im 3. Jahrhundert auch Nicht-Römern erlaubte, Reben zu besitzen und Wein herzustellen – woraufhin die Weinproduktion rasch an Bedeutung gewann. Eine der ersten dokumentierten Rebflächen Österreichs liegt in Mautern an der Donau, das zur Zeit der Römer eine bedeutende Siedlung war. Mautern lag an einer wichtigen Handelsroute und direkt an der Nordgrenze zu den germanischen Völkern, welche nördlich der Donau ihr barbarisches Bier tranken. Doch die unbeirrbaren Römer setzten weiter auf die Rebe, pflegten sie mit 44
ihren österreichischen Freunden zur ersten Blüte und vinifizierten einen Wein, der dank seinem hohen Genusspotential auch der späteren Eroberung der Gegend durch biertrunkene Goten, Bajuwaren und Hunnen standhalten konnte. Als Karl der Grosse um das Jahr 800 herum Österreich aus der Hand der zentralasiatischen Reitervölker zurückeroberte und den kulturellen Niedergang Europas abwendete, war ihm der Wein ein wichtiges Anliegen. Daher schrieb er den Winzern vor, dass die Traube der höheren Reinlichkeit wegen nicht mit den Füssen zu entsaften und der Wein in Fässern statt in Schläuchen zu lagern sei. Die besten Säfte dieser neuen Produktionsart liess er aussortieren und kredenzte sie an seinem Hof als edlen «fränkischen» Wein – während er den minderen «Hunnenwein» nicht anfasste. In dieser Zeit erweiterten Klöster, Stifte und andere Abteien ihren Grundbesitz um Rebberge und erwarben Landstriche in der Wachau, wo im grossen Stil mit dem Anlegen von Terrassen begonnen wurde. Dieser Aufschwung kam gerade rechtzeitig, denn zwischen 1000 und 1300 erlebte Mitteleuropa eine Klimaerwärmung, während derer die Temperatur und der Durst zunahmen und die Anbaugrenzen gegenüber heute ca. 200m höher reichten. Dadurch erstreckten sich die Rebgärten über 10x mehr Landfläche als heute und die Weinproduktion sowie der Weinkonsum erfuhren einen gewaltigen Höhenflug.
WITTMANN
Nach der Warmzeit verlor der Weinbau allerdings für eine Weile wieder an Bedeutung und fristete ein relatives Nischendasein, bis Kaiser Joseph II im Jahr 1784 erlaubte, dass jedermann selber hergestellte Lebensmittel, Wein und Most zu allen Zeiten verkaufen und ausschenken dürfe. Damit legte er den Grundstein für die Heurigenkultur, welche seither als kulinarischer Dreh- und Angelpunkt der Wachau gepflegt und zelebriert wird. Little Italy in Austria
Wer heute die Wachau und die angrenzenden Weinbaugebiete mit ihren unzähligen Rebbergen für grünen Veltliner, Riesling und andere Weissweinspezialitäten besucht, der findet hier eine mitteleuropäische Alternative zu Italien: topografisch abgeschirmt gegen Norden und Westen, und auf nur 200 m ü.M. gelegen, geniesst man hier ein Klima, wie es sonst nur viel weiter südlich vorherrscht. Das wirkt sich positiv auf den Wein aus und hat auch einen Einfluss auf die Wachauer, die gemütlich veranlagt und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen sind. Darum haben sich in der Wachau und den umliegenden Gebieten neben den Winzern schon bald die Künstler niedergelassen. Sie schätzen die unaufgeregte Gemütlichkeit dieser milden Gegend und die wohltuende Bodenständigkeit, mit der hier der Alltag angegangen wird. Hier konnten sie sich von jeher die Freiräume he-
raus- (und den richtigen Traubensaft zu sich) nehmen, um ihre Kreativität zu beflügeln. Bei genauer Betrachtung datiert die Liebe zum künstlerischen Ausdruck sogar noch weiter zurück als die Liebe zur Rebe. Das älteste österreichische Kunstwerk, die Venus von Willendorf, stammt nämlich aus der Wachau. Und ihre Statur deutet darauf hin, dass in dieser fruchtbaren Gegend bereits in der Steinzeit problemlos gevöllert werden konnte. Die Venus ist jedenfalls vollschlank und könnte gut Pate gestanden haben für die Figuren des Niederösterreichischen Karikaturisten Manfred Deix, dessen bitterböse Werke in der Dauerausstellung im Karikaturmuseum eine willkommene Abwechslung zur lieblichen Landschaft bieten. Zuviel Schönheit macht blind! Und die Wachau ist in den letzten tausend Jahren mit einer derartigen Vielzahl von herausragenden Kunstwerken und Prachtbauten beschenkt worden, dass sich die auf ihre Kunstwerkdichte stolzen Italiener bei einer genauen Zählung warm anziehen müssten. Der Reigen an aussergewöhnlichen Bauten eröffnet das Stift Melk, welches flussaufwärts als Tor zur Wachau über der Donau thront und selbst hartgesottene Atheisten in Ehrfurcht verstummen lässt. Das Benediktinerkloster aus dem 18. Jahrhundert wurde zusammen mit der Wachau im Dezember 2008 von National Geographic zur «Best Historic Destination in the World» gekürt und alleine die eindrückliche Bibliothek mit ihren Geheimtüren und den abertausenden Büchern wäre ein
45 In der Bettenproduktion ist viel Handarbeit gefragt
Die Matrazen von Wittmann gehören weltweit zu den träumerischsten
WITTMANN
guter Grund, dem Orden für ein paar Jahre des Studiums beizutreten. Am anderen Ende der Wachau, dort wo die Donau ins Kremstal fliesst, finden sich demgegenüber herausragende Bauten aus jüngster Zeit, welche ihrerseits zu ausführlichen Besuchen einladen. Herauszustreichen ist dabei der riesige Schlosspark Grafenegg mit seiner mutigen Sammlung von humorvollen, zeitgenössischen Skulpturen sowie das beeindruckende Weinmuseum «Loisium», welches in einem hübschen Rebberg steht und einen ausserordentlich guten Überblick über die Weinproduktion gewährt. Museumstechnisch auf dem neusten Stand, bietet das «Loisium» auf einem Rundgang durch die uralten Weinkeller bestes Infotainment zur Vinifikation. Man kann aber auch einfach wegen der Architektur hingehen. Oder wegen der betörenden Auswahl an lokalen Weinen, die es im Museumsshop zu kaufen gibt.
Kubus Josef Hoffmann, Leder ab Fr. 6276.–*
Die Macht des Unternehmensgeistes
Wer zur Produktionsbesichtigung bei Wittmann in die Wachau aufbricht, dem sei als Unterkunft das Weingut Malat in Palt ans Herz gelegt. Gerald Malat produziert auf denjenigen Rebbergen, auf denen die Römer einst die önologische Eroberung der terra externa begannen. Dort verarbeitet er verschiedene Traubensorten mit unkonventionellen Ideen, starkem Willen und einem festen Glauben an Qualität zu herausragenden Produkten, was ihn zu einer der profiliertesten Winzerpersönlichkeiten Österreichs gemacht hat. Er war der erste österreichische Produzent von Winzersekt, hat als erster Cabernet Sauvignon in die Weissweinregion an der Donau gebracht und erntete für seine edlen Tropfen zahlreiche (inter-)nationale Preise. 2012 haben die Malats den Betrieb um ein kleines Hotel erweitert, welches mitten in Rebbergen liegt und mit Produkten aus dem Hause Wittmann eingerichtet wurde. Wittmann ist ein Familienunternehmen in der 4. Generation, das mitten im Weinbaugebiet hochwertige Möbel produziert. Die Manufaktur erreicht man über eine alte Kellerstrasse, die sich wie ein Sturzbach in die Landschaft gegraben hat und links und rechts von Kellertüren gesäumt wird, die direkt in den Boden führen. Die Franz Wittmann Möbelwerkstätten waren ursprünglich eine Sattlerei, welche Ledergeschirr für Arbeitspferde produzierte. Doch auch in Niederösterreich kamen die Traktoren – was der 20-jährige Franz Wittmann bei einem unfreiwilligen Amerikaaufenthalt als Kriegsgefangener frühzeitig hatte kommen sehen. Daher erlernte er nach seiner Rückkehr das Handwerk des Polsterers und startete die Einzelproduktion von Möbeln, was angesichts der tatsächlich eingetretenen Motorisierung der Landwirtschaft für die Firma bald überlebenswichtig wurde. Der Durchbruch kam nach dem Abzug der russischen Besatzungstruppen 1955 und bedeutete für die Firma ein Umsatteln auf ein neues Gebiet. Für das Möbeldesign arbeitete Franz Wittmann von Beginn weg mit Architekten zusammen, die für ihre 46
Leslie Lounge Soda Designer, Leder ab Fr. 1845.–*
Leslie Soda Designer, Leder ab Fr. 2072.–*
WITTMANN
AUSFLUGSTIPPS
Schloss Grafenegg
Der 32 Hektar grosse Landschaftspark bietet Historisches, Botanisches und ganz Modernes in einem beeindruckenden Ensemble. Seltene Pflanzen aus aller Welt, alte Baumsolitäre und zeitgenössische Kunstwerke. Der Schlosspark lädt zum Verweilen ein und bietet einen wundervollen Rahmen für Konzerte. — rafenegg.com Kunstmeile Krems
Die Kunsthalle und das Karikaturmuseum Krems überraschen mit fantastischen Werken der Klassischen Moderne bis hin zur Gegenwart. Die Vernetzung von Altem und Neuem lässt aufregende Blickwinkel entstehen und eröffnet neue Zugänge. — kunsthalle.at Grasl & Salomon
Das Restaurant Grasl & Salomon in der Kunsthalle bietet nach dem Kunstgenuss ein breites kulinarisches Angebot, das sich auf beste regionale Zutaten und Produkte für eine blumig frische Küche konzentriert. — graslundsalomon.at Stift Melk
Unübersehbar thront das Benediktinerkloster Melk am Eingang des weltberühmten Donautales der Wachau. Seit 2001 Weltkulturerbe, ist es heute Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt und das spirituelle Zentrum im Herzen Niederösterreichs. — stiftmelk.at Loisium Weinerlebniswelt
Entdecken Sie den Niederösterreichischen Wein mit allen fünf Sinnen: In dem bis zu 900 Jahre alten Kellerlabyrinth erfahren Sie alles rund um das Thema Wein. Die Ausstellung wurde von Steiner Sarnen gestaltet. — loisium-weinwelt.at Heurigenkalender
Die klassischen Heurigen sind eine Art Hofbeizlis, in denen auch ohne Wirtepatent während wenigen Wochen im Jahr die eigenen Produkte angeboten werden dürfen. Der Heurigenkalender informiert darüber, welche Heurigen wann «ausgesteckt», also geöffnet haben. Verpassen Sie auf keinen Fall den Schwatz mit dem Winzer und eine herzhafte Jause mit Geselchtem, Saumaise und Blunze. — wachauer-heurigenkalender.at
Bauten selber die passenden Möbel entwarfen und bei ihm einen geeigneten Produktionspartner fanden. Daraus entwickelte sich eine einzigartige Formensprache, die durch einen einprägsamen Mix von klaren Linien und Spielereien geprägt ist – was der Familie zum internationalen Durchbruch und zu fruchtbaren Kontakten in die Kunstszene verhalf. Ein wichtiger Partner war der Architekt Josef Hoffmann, der 1956 verstarb und dessen Möbelklassiker seither exklusiv von Wittmann produziert werden. Als Mitbegründer der «Wiener Sezession» und der «Wiener Werkstätte», der österreichischen Variante des Jugendstils, hatte er bereits um die Jahrhundertwende die Philosophie formuliert, deren Essenz sich auch Wittmann verschrieben hat: Pflege des Kunsthandwerkes, form follows function, Reduktion auf das Wesentliche, zurückhaltender aber gezielter Einsatz von dekorativen Elementen. Diese Tradition wird bis heute weitergepflegt und hat in jüngster Zeit zu erfolgreichen Kollaborationen mit herausragenden Designern und Architekten wie Jean Nouvel, Paolo Piva oder Hannes Wettstein geführt. Diese gestalten für Wittmann Objekte, die vom Holz- oder Metallgestell über die Polsterei bis zur Endmontage vollständig in-house gefertigt werden. Und diese Genese des eigenen Möbels von der Anlieferung der Rohre bis zur Endmontage des Bezuges kann der Kunde in der einzigartigen Erlebniswerkstatt mitverfolgen, während die MeisterInnen über die einzelnen Schritte und über den Aufbau des Möbels informieren. Diesen einzigartigen Service sollte sich kein Kunde entgehen lassen – zumal sich der Besuch der Manufaktur vortrefflich mit einer Reise durch die Rebberge kombinieren lässt. Die Ruhephase
Mit dieser vielversprechenden Aufstellung der Franz Wittmann Möbelwerkstätten hätten sich die aktuellen Geschäftsführer Ulrike Wittmann und Heinz HoferWittmann eigentlich getrost etwas zurücklehnen können – doch es fehlte ihnen offenbar ein geeigneter Platz dazu. Daher investierten sie noch einmal in die Entwicklung einer neuen Produktereihe, erstellten im beschaulichen Etsdorf eine neue Fabrikationshalle und erarbeiteten sich die Fertigkeit zur Herstellung der einschläferndsten Matratzen und Betten, die man sich für ein Schlafzimmer nur wünschen kann. Auch diese werden vor Ort mit viel Liebe und Schweiss in harter Handarbeit gefertigt und bestehen aus einer beeindruckenden Architektur aus Stahlfedern, Wolle, verschiedenen Kissen und feinsten Stoffen. Fertig montiert entstehen daraus Liegewiesen, in denen sich die ganze Perfektion der Designer mit der Gemütlichkeit des Winzerdorfes Etsdorf vermählt. Die Reporter dieses Artikels hätten die ganze Pracht der Wachau fast im Hotel Malat verschlafen. Und sich dabei hervorragend gefühlt.
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Es ist schwerer, einen guten Stuhl zu bauen als einen Wolkenkratzer. Ludwig Mies van der Rohe
Raw Lounge Jens Fager Fr. 1255.–*
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Für ein gutes Gespräch kommt es nicht darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet. Walter Matthau 49
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Die Vergangenheit sollte ein Sprungbrett sein, nicht ein Sofa. Harold Macmillan Feel Good Antonio Citterio, Stoff, wie abgebildet ab Fr. 12290.–*
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Das Lesen im Bett zeugt von völliger Hingabe an die Kunst: Man überlässt es dem Dichter, wann man einschläft.
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Sir Arthur Conan Doyle 53
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Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen. Konfuzius
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TEXT CLAUDIA WALDER, BILD FRANCESCA GIOVANELLI
Paxmontana Schlechte Aussichten gibt es im Paxmontana nicht. Aber man muss sich entscheiden zwischen dem Blick auf den Sarnersee und dem ins Melchtal. Schön sind beide, und geniessen kann man sie bei einer Übernachtung in einem frisch renovierten Zimmer oder bei einer Mahlzeit in der geschlossenen Veranda. Diese wurde 1906 im Zuge einer Erweiterung an das 1896 erbaute Hotel angefügt, das damals aber noch Kurhaus Nünalphorn hiess. 1966 bekam es den Namen Paxmontana und zwischen 2009 bis 2011 wurde das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude umfassend renoviert und für den Ganzjahresbetrieb hergerichtet. Die neue Möblierung stammt zu einem grossen Teil von Wohnidee. Die von Holzbalkonen geprägten Fassaden passen sich im Herbst den sich verfärbenden Bäumen an und mit den schön erhaltenen Stuckaturen, den bemalten Decken und der rekonstruierten weiss-grünen Tapete wird das Jugendstilhotel seiner Bezeichnung mehr als gerecht. Ob man nun der Aussicht oder der Ruhe wegen kommt, geniesst man so seinen Aufenthalt einen Steinwurf vom Wohnhaus und wenige Gehminuten von der Einsiedlerzelle des Niklaus von Flüe entfernt und muss sich nicht mit einer Holzbank als Bett und mit einem Stein als Kopfkissen begnügen. — paxmontana.ch
Standardzimmer mit Bett und Sessel von Wohnidee
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Barsessel «Thomas» von Flexform und Barhocker «Omega» von horgenglarus
Speisesaal mit Stühlen von horgenglarus
Stadtlicht
New Media Idea Internet
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Das Stadtlicht bringt Luzern zum Leuchten!
Wer uns liked, dem berichten wir regelmässig von neuen Produkten, Spezialangeboten, Wettbewerben und Neuigkeiten der Designwelt.
Alte und neue Bauten, Häuser, Kirchtürme und Brücken werfen ihre Schatten. Zum Erkunden und Wiederfinden. Entdecke die Highlights unserer schönen Stadt, wie den Wasserturm, Pilatus, Dampfschiff, KKL, Jesuitenkirche, Kappellbrücke. 3-teiliges Set zum Zusammenstecken, mit Metallkontur, Sockel und Papierschirm. Für gängige Teelichter geeignet. Durchmesser ca. 6.3 cm, Höhe ca. 13.3 cm. Design nach Idee von Peter Weber, Luzern.
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Impressum
Rat und Tat
Herausgeber Wohnidee Luzern AG, Metzgerrainle 6, 6004 Luzern
Wir unterstützen Sie gerne bei der individuellen Gestaltung ihres Wohnraumes. Kontaktieren Sie uns für ein persönliches Beratungsgespräch für Ihren Wohn- oder Geschäftsraum!
Projektleitung Jon Bollmann, Passaport AG André Küchler, Wohnidee Luzern AG Konzept/Gestaltung/Redaktion Passaport AG, Wasserwerkstrasse 93, 8037 Zürich passaport.ch
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Ich wünsche eine Beratung zu Hause. Ich möchte im Geschäft vorbeikommen.
Korrektorat text-it GmbH, Claudia Walder, textit-gmbh.ch
Darum geht es (Mehrfachnennungen möglich): Wohnzimmer Schlafzimmer Esszimmer Büro Licht Vorhänge Garten/Terrasse Objektmöblierung
Bilder Alex Wydler, alexwydler.ch Matteo Gariglio, matteogariglio.com
Name/Vorname
Texte André Küchler, Stéphane Buschauer, Jon Bollmann, Claudia Walder
Grafik Fabian Leuenberger, fabianleuenberger.com Druck Landenberg-Druck AG, Pilatusstrasse 10, 6060 Sarnen Vielen Dank an alle, welche an dieser Ausgabe mitgearbeitet haben. Es hat meistens Spass gemacht und am Schluss grosse Freude bereitet. Disclaimer * Unsere Preise sind Katalogpreise in CHF inkl. MwSt. Ab einem Bestellwert von Fr. 2000.– ist eine Lieferung im Preis inbegriffen. Wir rechnen unsere Möbel zu den tagesaktuel-
Adresse Telefonnummer E-Mail Senden Sie uns Ihre Angaben, damit wir mit Ihnen einen Termin für ein kostenloses und unverbindliches Beratungsgespräch vereinbaren können.
len Kursen um, wenn der Hersteller auch in Fremdwährung verrechnet. Deshalb sind die angegebenen Preise nach bestem Wissen und Gewissen im Dezember 2012 festgelegt worden. Preis- und Modell-Änderungen sind ausdrücklich vorbehalten. Verlangen Sie von uns eine Netto-Offerte.
Wohnidee Luzern AG, Metzgerrainle 6, 6004 Luzern +41 41 410 37 27, info@wohnidee.ch 57
TEXT CLAUDIA WALDER, BILD MATTEO GARIGLIO
Portmann + Meier Da wird gefräst, lackiert, getüfftelt. Furnierblätter werden zusammengenäht, Schränke nach Mass gezimmert, Armaturen und Geräte geschickt hinter Holz versteckt. Wenn’s sein muss, bauen die Schreiner von Portmann + Meier auch schon mal eine ganze Küche in der Werkstatt auf, Geräte inklusive, damit am Schluss jedes Detail stimmt. Das ist Markus Meier wichtig. Er hat das Geschäft von seinem Vater und dessen Geschäftspartner übernommen und bekommt hin und wieder auch Besuch von Arnoldo Marghitola, dem ursprünglichen Gründer. Dessen Bruder Primo eröffnete den Möbelladen, der später zu Wohnidee Luzern wurde. Getrennt haben sich die beiden Geschäfte weiterentwickelt, jetzt aber arbeiten sie wieder zusammen. Aber nicht nur die Kunden von Wohnidee können sich an der Arbeit von Portmann + Meier erfreuen, denn diese kann man auch bestaunen, wenn man sich im Bourbaki die Hände wäscht oder an der mobilen Bar des Kunstmuseums Luzern einen Drink bestellt. Für letztere haben die rund 25 Mitarbeiter der Schreinerei sogar Campingspezialisten beigezogen, damit die mobile Bar nicht nur elegant aussieht, sondern auch voll funktionstüchtig ist – Wasseranschluss inklusive. Das Einzige, das man in Sachen Möbel bei Portmann + Meier wohl vergeblich sucht, sind Normgrössen. — portmann-meier.ch
Handwerkskunst auf höchstem Niveau
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In jeder Schublade steckt viel Arbeit
Hier entsteht eine Küche
Hier stärken wir uns
Das Individualhotel mit dem gewissen Etwas. Sehr zentrale Lage zwischen Altstadt und See. Das Restaurant mit seiner wunderbaren Terrasse und dem fantastischen Garten ist Treffpunkt vieler Künstler und Luzerner Prominenz. Besonders schön ist, dass wir 2012 den Garten neu möblieren durften. — rebstock-luzern.ch
Die sympathische Bar ist jederzeit gut besucht: am Morgen zum Kaffee und am Abend zum Apéro. In den wunderbaren alten Räumen im ersten Stock serviert das Storchen-Team am Mittag feine Suppen und leckere Salate. Am Abend lässt das Küchenteam der Kreativität (fast) freien Lauf. — storchenluzern.ch
Ein kleines, aussergewöhnliches Hotel am Rande der Altstadt. Dazu gehört ein schöner Naturgarten und ein ausgezeichnetes Restaurant. Eine hervorragende Adresse sowohl am Mittag wie auch am Abend. — hofgarten.ch
Cremefarbene Lederbänke, monumentale Blumenarrangements, marokkanischer Fussboden und weicher Jazz: in diesem glamourösen Café fühlt man sich wie im Pariser Marais. Ein Ort für verschlafenen Kaffee am Morgen, tagträumerisches Baguette bei Tag oder verführerischen Rotwein am Abend.
Im einmaligen Kellergewölbe mit geschwungenen Sandsteinbögen und rustikalem Mobiliar geniessen die wild durchmischten Gäste allen Alters ein ganz besonderes, an mittelalterliche Zeiten erinnerndes Ambiente. Je nach Jahreszeit wird Weizenbier und Weihnachtsbock gebraut. — rathausbrauerei.ch
La Terrazza im Herzen der Luzerner Altstadt ist der direkte Nachbar der Wohnidee Luzern. Das Restaurant bietet feine italienische Pizzen in gemütlichem Ambiente – und eine grosse, sonnige Terrazza über der Reuss mit einem einmaligen Panorama über Kapellbrücke, Wasserturm und Pilatus. — ristorante-laterrazza.ch 59
TEXT JON BOLLMANN, BILD ALEX WYDLER
Die Magie der Druiden
W
enn Miraculix seine Zaubertränke anrührt, dann dürfen darin die Misteln nicht fehlen. Erst die Misteln verleihen dem Trank und den Galliern unglaubliche Kräfte zur Verteidigung des letzten, von den Römern noch nicht eingenommenen Dorfes. Überliefert wurde dies von Plinius dem Älteren, einem römischen Feldherrn, der lange in Germanien gekämpft hatte und nach seiner Rückkehr ein 37-bändiges, naturwissenschaftliches Nachschlagewerk schrieb. Darin berichtete er, dass die Priester der Gallier, die Druiden, Misteln und die Bäume, auf denen sie wuchsen, als heilig verehrten, besonders wenn die Mistel auf einer Eiche wuchs. Gemäss seiner Berichterstattung wurden die Misteln in einer besonderen Zeremonie von einem weiss gekleideten Druiden mit einer goldenen Sichel geschnitten und in einen Trank gegeben, der unfruchtbare Tiere fruchtbar machen und Vergiftungen heilen sollte. Nebst der Mistel war aber auch die Eiche von grosser Bedeutung. Wer widerrechtlich einen Eichenhain fällte, der wurde mit dem Tode bestraft. Und ohne Eichenlaub vollzogen die Druiden gar keine kultischen Handlungen. So ist denn auch das Wort «Druide» vom keltischen «Duir» abgeleitet, was Eiche bedeutet. Heiliger Bimbam
Wer sich bei seinem Hausbau von der Magie der Druiden beschützen lassen will, dem sei auch heute noch ein 60
Eichenparkett empfohlen: zeitlos, robust, zauberhaft. Heute ist die ganze Eichenparkettproduktion von den Chinesen kontrolliert. Die ganze Eichenparkettproduktion? Nein, eine kleine Fabrik in Lothringen leistet Widerstand gegen die Übermacht der Chinesen und ist dank Tradition und der Fokussierung auf individuelle Lösungen praktisch unbesiegbar. Die Erfolgsgeschichte beginnt in den 1950er Jahren, in denen Joseph Bach die väterliche Schreinerei übernimmt und um eine Sägerei erweitert. Die Firma blüht auf und spezialisiert sich über die Jahre auf den Küchenbau aus Eiche, die im Umkreis von 150km um die Werkstatt in grossen Mengen und guter Qualität heranwächst. Als die Einbauküche kommt, wird das Werk um grosse Hobel und einen Trockenraum erweitert, so dass hinter den Kulissen die Fertigküchenproduzenten mit den nötigen Brettern und Tafeln beliefert werden können. Doch nach 10 Jahren geht die Nachfrage nach Eiche plötzlich zurück. Andere Materialien werden wichtiger; die Folie hält Einzug. Angesichts dieses Paradigmenwandels muss die Firma handeln: die Bachs reduzieren die Küchenarbeiten und verlagern ihre Aktivitäten in den Parkettbereich. Dank ihrem guten Kontakt zu den Produzenten und ihrer langen Tradition als Eichenverarbeiter sind sie dazu gut aufgestellt und bauen rasch eine breite Kompetenz auf für die Behandlung der Parkettdielen. Heute ist Chêne de l’est einer der wenigen europäischen Parkettproduzenten, der sich noch gegen die ÜberRechts: Parkett im Rohzustand: Eichenwald in Lothringen
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Um das Eichenlager vor Käfern zu schützen, wird es mit Wasser besprinkelt
Raymond Bach, der Geschäftsführer, auf Eichenpodest
Jedes einzelne Brett wird mit viel Handarbeit gemäss Kundenwunsch behandelt
Jede Holzdiele hat ihren eigenen Charakter
macht der Chinesen stemmt. Diese überbieten die lokalen Einkäufer und schiffen die Ladungen in denjenigen Containern, welche nach dem Ausladen chinesischer Exportware «leer» wieder nach Hause müssen, günstig ins chinesische Hinterland. Dort werden die Stämme zu derart vorteilhaften Konditionen weiterverarbeitet, dass das wieder zurückexportierte Endprodukt in Europa günstiger ist als das vor Ort verarbeitete Holz. Natürlich sind hier auch die französischen Sozialabgaben mitschuldig, welche die Kosten gewaltig in die Höhe treiben: während die Arbeitnehmer karg entlöhnt werden, fühlen sich die Arbeitgeber wegen Sozialabgaben von rund 50% des Bruttolohns, der 35 h Woche und einem Ferienanspruch von durchschnittlich 37 Tagen arg gerupft. Viele Firmen siedeln ins Ausland. Doch Chêne de l’est hält am Standort fest und verarbeitet jährlich 22 000 m³ Holz. Aus den besten 5000 m³ entstehen vorab 17 000 Eichenfässer für französischen Wein (ein Fass wird je nach Qualität von Fass und Wein 1– 6 Jahre genutzt). Das restliche Holz wird grösstenteils zu Parkett verarbeitet, das Chêne de l’est in einer unglaublichen Palette von Farben, Holzstrukturen und Öloberflächen anbietet. Ob glatt geschliffen, gealtert, sägeroh oder gehobelt, der Parkett wird produziert, sobald die Bestellung eingeht – was je nach Komplexität des gewünschten Parketts und Auslastung der Fabrik ein paar Wochen dauert.
Aus dem Wipfel unter die Füsse
Der Weg des individuellen Parkettwunsches ist ein langer. Er beginnt mit der Fällung der Eiche im Winterhalbjahr und umfasst eine abwechslungsreiche Lagerzeit auf dem Fabrikareal zwischen Trockenkammer und Freiluftstapel, während derer der Feuchtigkeitsgehalt von ursprünglichen 80% auf 8% reduziert wird. Der Umgang mit der Feuchtigkeit ist eine Wissenschaft für sich und ein wichtiges Qualitätsmerkmal für die fertigen Produkte, denn nur wenn die Feuchtigkeit des Holzes auf die Umgebung abgestimmt ist, kann verhindert werden, dass sich das Parkett innert Kürze total verzieht. Dies ist beispielsweise dann relevant, wenn die Dielen aus dem tiefgelegenen Lothringen in Schweizer Chalets geliefert werden, wo es gerade im Winter sehr trocken ist. Für eine gute Lebensdauer passt Chêne de l’est daher die Holzfeuchtigkeit dem zuküftigen Standort an, so dass das Holz nach dem Verlegen möglichst wenig arbeiten muss.
SARREGUEMINES
Sarreguemines (deutsch Saargemünd) ist eine Stadt mit 21 965 Einwohnern (Stand 1. Januar 2009) im Départe63
Auf dem Fabrikareal werden die Parkettlatten nach dem Sägen und Trocknen gelagert, bis sich der Feuchtigkeitsgehalt und die Form stabilisiert haben
ment Moselle in der französischen Region Lothringen. Die Stadt ist Sitz der Unterpräfektur (Arrondissement Sarreguemines) sowie Hauptort der Kantone Sarreguemines und Sarreguemines-Campagne. Die Stadt verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Angebot: Mundart-Festival
Seit einem Jahrzehnt wird jährlich das Mundart-Festival «Mir redde platt» ausgerichtet. Es dient der Erhaltung der regionalen (deutsch-)lothringischen Mundart, die ihre Wurzeln im Rheinfränkischen hat. Das Festival erstreckt sich über mehrere Wochen und verbindet in einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm die Bereiche Kunst, Kultur und Wissenschaft.
risch wertvollen Keramikwänden ausgestattet ist. Neben einer ständigen Ausstellung keramischer Objekte finden regelmässig Wechselausstellungen statt. Saint Paul Festival
Ende Juni eines jeden Jahres findet über einen Zeitraum von einigen Tagen in der gesamten Innenstadt das Saint Paul Festival statt. Kernpunkt des Festivals ist ein traditioneller Markt, auf dem regionale Produkte jedweder Art angeboten werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das «Strassentheater-Festival», das Bestandteil des Saint Paul Festivals ist und mittlerweile zu einem der beliebtesten Festivals seiner Art in Ostfrankreich gehört. Vélo SaarMoselle
Antik-Keramikmesse
Im März eines jeden Jahres findet eine Antik-Keramikmesse statt. Sie wird veranstaltet im Hinblick auf die lange Keramiktradition der Stadt, die im 20. Jahrhundert zu den führenden Keramikherstellern Europas gehörte. Angeboten werden kunsthandwerkliche Objekte wie Steingut, Porzellan, Feinsteinzeug, Emaille, Terrakotten und Majoliken.
An einem August-Wochenende findet die Vélo SaarMoselle statt, eine Veranstaltung, die Radwandern mit Kulturerlebnissen und Kulinarik verbindet. An zahlreichen Orten einer Tages-Rundstrecke, die auch über die Grenze ins benachbarte Saarland führt, werden kulturelle Veranstaltungen wie auch kulinarische Spezialitäten der Region angeboten. Mediathek
Keramik-Museum
Neben dem Rathaus befindet sich ein Keramik-Museum, dessen ursprünglicher Wintergarten mit künstle64
Seit einigen Jahren verfügt die Stadt über eine Mediathek, in der auch kulturelle Veranstaltungen wie das oben erwähnte Festival «Mir redde platt» stattfinden.
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