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Das ist mein Zukünftiger
by YAEZ
Das ist mein Zukünftiger
Durch die Digitalisierung entstehen ständig neue Berufe. Wir wollten wissen: Wie fühlt es sich an, Pionierarbeit zu leisten?
TEXTE: CARLA KIENZLE
Der VR Developer
Technik und Computer haben mich schon immer interessiert. Deshalb studierte ich Medieninformatik und arbeitete nebenher als Softwareentwickler. Als ich nach meinem Abschluss das Angebot erhielt, als VR Developer zu arbeiten, fiel mir die Entscheidung leicht. Ich habe Spaß daran, neue Technologien kennenzulernen und zu erkunden.
Als VR Developer ermögliche ich es den Benutzern unserer Programme, ihre Konferenzen virtuell abzuhalten. Die Nutzer können sich gegenseitig als Avatare sehen und miteinander reden, ähnlich wie bei Computerspielen. Und sie können in der VR Maschinen und andere Objekte realistisch von allen Seiten betrachten. Im Bereich der virtuellen Realität ist alles neu: Es gibt noch keine klaren Wege, wie etwas gemacht wird. Bei der Entwicklung neuer Funktionen kann ich deshalb kreativ sein und abstrakt denken.
Die Perspektiven in meinem Beruf sind super: Die Softwareentwicklung ist heute schon enorm wichtig. Alles wird immer mehr digitalisiert, und Computer und Software sind eigentlich in jeder Branche zu finden. Die VR ist ein wichtiger Arbeitsbereich, der in den nächsten Jahren noch wächst.
Tim, 27, entwickelt Softwareprogramme und Funktionalitäten für virtuelle Realitäten und Erlebnisse.
Mein Interesse für das Marketing entwickelte ich im Studium. Die Vorlesungen über das Onlinemarketing weckten mein Interesse, genauso wie mein erster Job: Im Bereich Marketing & Sales betreute ich die Website, das Marketing und den Vertrieb einer Firma. Mir persönlich war das aber zu viel Sales. Deshalb entschied ich mich für einen Beruf im Onlinemarketing. In meiner Position als Teamleiterin bin ich heute für PR und Reputationsmanagement zuständig. Mit meinem Team pflege ich den guten Ruf unserer Kunden, der in Zeiten des InterFiona, 23, ist für den guten Ruf von Unternehmen zuständig.
nets vor allem mit Bewertungen und positiven Beiträgen zusammenhängt. Egal, ob bei Google oder anderen Bewertungsportalen – wir managen die Bewertungen und versuchen, durch PR positive News über Unternehmen zu veröffentlichen. Insgesamt stärken wir die digitale Sichtbarkeit unserer Kunden. Dabei können wir kreativ und eigenverantwortlich arbeiten.
Reputationsmanager werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Der Ruf von Unternehmen wird immer wichtiger, und die Konkurrenz nimmt weiter zu, vor allem online. Wir finden heute schon Millionen Suchergebnisse in Google zu einem Schlagwort. Durch Reputationsmanagement können wir Unternehmen daraus hervorheben.
„Ich pflege den Ruf meiner Kunden.“
Der E-Sport-Manager
Seit meiner Kindheit spiele ich Computerspiele. Der E-Sport interessierte mich damals schon, zumindest als Zuschauer. Während meines Studiums arbeitete ich dann einen Sommer lang in einer E-Sport-Agentur und managte die Social-Media-Kanäle für die größte LAN-Party in der Schweiz. Als ich nach meinem Bachelor ein Jobangebot von der Agentur bekam, sagte ich sofort zu.
Jetzt bin ich Projektleiter und Manager für das erste professionelle „League of Legends“-Team der Schweiz. Für die fünf Spieler meines Teams bin ich Sprachrohr und Organisationstalent. Ich manage die Trainingspläne, Turniere und den Alltag der Spieler, damit sie sich auf ihre Leistung, auf den Sport und auf das Spielen konzentrieren können. Ich habe jetzt schon viel Verantwortung: Für den Erfolg eines E-SportTeams ist der Manager sehr wichtig. Mit
meinem Team reise ich viel und begleite die Spieler auf ihrem Weg zum Profi.
E-Sport hat enorm viel Potenzial. Der Bereich wächst, und es gibt immer mehr Gamer, die sich dafür begeistern – und immer mehr Zuschauer. Auch die Spielehersteller interessieren sich für die Spieler und Turniere. Sie wollen Spiele wie „League of Legends“ und „Call of Duty“ auf nationaler und internationaler Ebene fördern.
Luca, 25, organisiert das Leben seiner Spieler und begleitet sie ins Profi-GamerLeben.
„Ich bin Sprachrohr für die Spieler.“
„Wir brauchen keinen lückenlosen Lebenslauf mehr“
Social Dreamerin oder Fairstainability Expertin – noch nie gehört? Jannike Stöhr schon, sie testet Berufe mit Zukunft.
INTERVIEW: CARLA KIENZLE
Du bist selbst ernannte „Jobtesterin“ und probierst Zukunftsberufe aus. Wie bist du auf die Idee gekommen? Ich habe schon einmal Jobs getestet, um meinen Traumberuf zu finden. Heute bin ich Berufsberaterin und musste feststellen, dass es auf dem Arbeitsmarkt viele Veränderungen gibt. Daraufhin habe ich das Projekt gestartet: Ich möchte wissen, was kommt und welche neuen Jobs es geben wird.
Du warst Service Designerin, Data Scientist oder Reputationsmanagerin. Was macht denn einen Beruf zu einem Zukunftsberuf? Zukunftsberufe entstehen aus Trends und Gegentrends. Ein Trend ist zum Beispiel die Digitalisierung. Was aber nicht heißt, dass wir alle Programmierer werden müssen. Auch in der Zukunft wird es verschiedene Berufe geben, die sich total unterscheiden. Nur die Rahmenbedingungen sind gleich, weil in Zukunft eher selbst organisiert gearbeitet wird. Das heißt, die Verantwortung liegt bei den Mitarbeitern selbst.
Neben unseren Berufen ändert sich in der Zukunft auch unser Arbeitsalltag … Genau. Früher hat der Chef etwas zu seinem Mitarbeiter gesagt, der hat das wiederum weitergegeben, und ganz unten waren die Leute, die den Auftrag ausgearbeitet haben. In Zukunft wird es wichtig, eigene Entscheidungen treffen zu können, kreativ zu sein und sich selbst zu kennen. Die klassischen Karrierewege wird es so nicht mehr geben. Stattdessen werden wir den Beruf wechseln und uns neu erfinden können. Das finde ich schön.
Ein lückenloser Lebenslauf ist in Zukunft also nicht mehr so wichtig? So ist es. Ich habe auch sehr viel ausprobiert und gedacht, dass mir das meinen Lebenslauf kaputtmacht. Das Witzige ist, dass genau das Gegenteil passiert ist. Ich hab so viele Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt miteinander verknüpfen kann, und das hat den Unternehmen gefallen. In Zukunft wird viel mehr anerkannt werden, wenn wir uns umentscheiden und den Beruf oder Bereich wechseln. Wir brauchen keinen lückenlosen Lebenslauf mehr.
Was rätst du Jugendlichen, die einen Beruf suchen? Stellt Thesen auf. Überlegt, welche Berufe gut zu euch passen könnten, und probiert sie im Anschluss aus. Nur durch das Testen
bekommt ihr alle Informationen, um festzustellen, ob ein Beruf passt. Ihr müsst dabei nicht die perfekte Antwort finden. Ich glaube, es gibt heute mehr als einen passenden Beruf. Wenn ihr euch mit euch selbst auseinandersetzt und euch selbst gut kennt, dann findet ihr auch einen Job, in dem ihr zufrieden seid.
„Du musst nicht diesen einen perfekten Beruf finden.“
Noch mehr Antworten von Jannike Stöhr gibt’s unter yaez.de/zukunft/berufe-aus-der-zukunft/