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2.12
md-Korresponent Jamy Yang berichtet aus Shanghai md correspondent Jamy Yang reports from Shanghai
LETTER FROM SHANGHAI
Ausbildung, Praxis, Förderung Educate, Practice and Promote Eine funktionierende Designindustrie stützt sich auf drei Säulen. Der taiwanesische Designexperte Apex Lin Pang-Soong im Gespräch mit md. A functioning design industry is based on three pillars. The Taiwanese design expert Apex Lin Pang-Soong interviewed by md.
Taiwanesisches Design ist eng mit einem Namen verknüpft: Apex Lin Pang-Soong. Der frühere stellvertretende Präsident der Taiwan Normal University und Berater des Taiwan Creative Design Center hat als erster Taiwanese über CIS (Corporate Identity System) gelesen und war einer der Juroren für das Logo der Olympischen Spiele Beijing 2008. Ich habe Lin anlässlich der Jurierung des Taiwan International Student Creative Competition (TISDC) kennen gelernt, dem weltweit größten Designwettbewerb für Studenten und folgte seiner Einladung zum IDA (International Design Alliance) Congress 2011.
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Apex Lin Pang-Soong, Professor am Visual Design Department, seit 2009 Beratung beim Project Soar des Taiwan Creative Design Center; 2008 Mitglied der internationalen Jury für das Logo der Olympiade in Beijing; 2007 Gewinner des National Arts Award der Taiwan National Culture and Art Foundation; seit 2005 Projektgastgeber des vom Taiwan Education Department geförderten internationalen Kunstund Designwettbewerbs für Studenten TISDC. Apex Lin Pang-Soong Professor of the Visual Design Department, consultant since 2009 to the Soar project of the Taiwan Creative Design Center; in 2008, member of the international jury for the Beijing Olympics emblem; in 2007, winner of the National Arts Award of the Taiwan National Culture and Art Foundation; since 2005, project host of the international art and design competition for students TISDC promoted by the Taiwan Education Department.
md 2/2012
Yang: Was will der IDA Congress erreichen, wie beeinflusst er chinesisches Design? Lin: Die Fachtagung läuft parallel zum Studentenwettbewerb TISDC und fördert wie dieser eine kreative Kulturindustrie im Sinne der seit 2003 vom Taiwan Education Department verfolgten Designpolitik. Was ist daran außergewöhnlich? Erstens ist der IDA Congress ein strategischer Zusammenschluss aus dem International Council of Societies of Industrial Design (ICSID), dem International Council of Graphic Design Association (ICOGRADA) und der International Federation of Interior Architects/Designers (IFI). Diese Konstellation formierte sich 2011 weltweit zum ersten Mal und ist daher von besonderer historischer Bedeutung für die Designwelt. Der Kongress öffnete den Blick auf das kommende Zeitalter, das durch multidisziplinäres Design und die Integration von Ressourcen geprägt sein wird. Dazu kommt, dass sich Taipei als Tagungsort durchsetzen konnte. Man ging davon aus, dass die geballte Design-Power von Taipeh und sogar ganz Taiwans von der globalen Design-Community anerkannt würde: Interessante Design-Hotspots gab es zur gleichen Zeit mit der Taipei Design Expo und der Präsentati-
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on des internationalen Studentenwettbewerbs und seinen Highlights aus Produktdesign, Visual Design, Interior Design, Architektur, Handwerk und Mode. 2011 wurde kurzerhand zum “Jahr des Designs” erklärt und Monat um Monat durch einschlägige Events rund um die Insel begleitet. Yang: In China gibt es immer mehr große Designforen, die zum Teil von der Regierung unterstützt werden. Wie denken Sie über die Zusammenarbeit zwischen Regierungsstellen und Designinstitutionen? Lin: Seit 1990 pendele ich ständig zwischen dem chinesischen Festland, Hongkong, Macao und Taiwan und habe ein tiefes Verständnis für die unterschiedlichen Rhythmen und Tempi entwickelt. Das aufstrebende Festlandchina steht vor den Herausforderungen des industriellen Aufbaus und eines tiefgreifenden wirtschaftlichen Wandels. Hier wird Design ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Die Städte auf dem Festland sehnen sich zwar nach Design und Innovationen, aber Hongkong und Taiwan haben in der Designausbildung und der industriellen Entwicklung bereits ein höheren Niveau erreicht, verfügen über besser ausgebildete Arbeitskräfte, mehr Erfahrung und über eine besser aufeinander eingespielte Industrie. Die Fachkräfte aus Hongkong und Taiwan sollten daher dazu beitragen, den Festlandsmarkt Chinas zu konsolidieren, der entscheidenden Einfluss darauf hat, ob sich chinesisches Design international durchsetzen kann. Im Augenblick bin ich Ausschussmitglied und stellvertretender Gastgeber des Cultural Cooperation Committee im Rahmen des Taiwan Economic Cooperation Promotion Committee. Diese halbstaatliche Institution soll die im Entstehen begriffene Kooperation für Kultur und kreatives Design in Taiwan aufbauen. Yang: Sie sind bekannt geworden, weil Sie als erster das CIS (Corporate Identity System) von Japan auf
China übertragen haben. Was halten Sie vom modernen chinesischen Designsystem? Lin: Bereits 1985, als taiwanesische Unternehmen privatisiert wurden, konnte ich ein Buch über CIS herausgeben, in dem CIS für ein brandneues Image eingeführt wurde, um die Herausforderungen des Markts frontal anzugehen. Ich habe einerseits das Buch lanciert und andererseits die Corporate Identity für öffentliche und private Unternehmen aus den Bereichen Telekommunikation, Post, Finanzen und Baudienstleistungen gestaltet. 1990 bin ich zum ersten Mal aufs Festland gereist, und deshalb weiß ich, dass das Buch auch dort erhältlich war. Danach begann ich für chinesische Unternehmen zu arbeiten, zum Beispiel die Dingxin International Group, die hinter der größten chinesischen Lebensmittelgruppe Master Kong steht, und für Sinolube von Sinopec. Ich denke, dass in China das moderne Designsystem auf der Basis des westlichen Designverständnisses mit dessen Funktionsweise und Logik entwickelt wird – eine Übernahme, die für ein neues, in Entwicklung befindliches Wirtschaftssystem einfach nötig war. Vor zwei Jahren jedoch habe ich angefangen, traditionelle chinesische Bücher zu lesen, und ich habe festgestellt, dass dort jede Menge einzigartige Einsichten enthalten waren, die von den alten Eliten in Akademien definiert worden waren. Sie mussten erst von engagierten Menschen als Designphilosophie und Ressource für das moderne China neu entdeckt werden. Yang: Sie sind auf vielen Feldern tätig: als Designer, Lehrender und Designförderer. Wie gelingt es Ihnen, diese verschiedenen Rollen auszufüllen? Lin: Wonach beurteilen Sie, ob in einem Land, einer Region oder einer Stadt die Designindustrie perfekt ist? Ich meine, wir sollten die Frage unter drei Aspekten angehen: der Designausbildung, Designpraxis und
Fotos: Apex Lin Pang-Soong
'My Taiwan'. Exhibition, Transportation University, Xhinzhu.
'Colourful world and beautiful Taiwan'. Poster, 2005.
'Green & Life'. Poster, 1994.
Designförderung. Alle drei sind nötig, um ein dreidimensionales Designindustriemodell aufzubauen. Ich bin jetzt seit über 30 Jahren, also seit meinem Universitätsabschluss, in der Lehre tätig und habe meine eigene Beratungsfirma 1989 gegründet. Ich habe immer geglaubt, dass die Ausbildung eng mit der Praxis verknüpft sein sollte, so dass ich die Ausbildung weiterentwickeln konnte, während ich mit den Studenten an konkreten Projekten arbeitete. 1991 habe ich mit Studenten die Taiwan Image Poster Design Association ins Leben gerufen. Das ist eine kulturelle Designbewegung und bis heute die international bedeutsamste und aktivste Kraft unter den taiwanesischen Designverbänden. 2001 wurde ich auf Empfehlung Ausschussmitglied des ICOGRADA und begann, an globalen Designveranstaltungen teilzunehmen – eine einmalige Chance für mich dazuzulernen. Mein Fazit: Der Designer sollte soziale Themen aufmerksam verfolgen, gut denken können, danach streben, seine Anliegen vorzutragen – und er sollte gerne mit anderen teilen. In dieser Geisteshaltung, und nur in dieser, kann es uns gelingen, Ausbildung, Praxis und Förderung im Design zu bewältigen.
paces. Aspiring mainland China is faced with the challenges of industrial consolidation and far-reaching economic transformation. Design will be a crucial success factor here. Although the cities on the mainland yearn for design and innovations, Hong Kong and Taiwan have already reached a higher level in design education and industrial development, are stronger in human resources, have more experience and their industry is better orientated to cooperation. Therefore, specialists from Hong Kong and Taiwan should contribute towards consolidating China's mainland market, which will have a crucial influence on whether Chinese design can assert itself on the international stage. At present I am a committee member and deputy host of the Cultural Cooperation Committee within the scope of the Taiwan Economic Cooperation Promotion Committee. This semi-governmental institution is supposed to build up the growing cooperation platform for culture and creative design in Taiwan.
modern design system based on the western concept of design with its modus operandi and logic is evolving in China, the adoption of which was necessary for a new and upcoming economic system. Two years ago, though, I started reading traditional Chinese books and I discovered that they contained all sorts of unique insights that had been defined by the ancient elites in academies. They only needed to be rediscovered by committed persons as a design philosophy and a resource for modern China.
Taiwanese design is closely linked to one name: Apex Lin PangSoong. The former deputy president of Taiwan Normal University and consultant for the Taiwan Creative Design Center was the first Taiwanese to lecture on CIS (Corporate Identity System) and was one of the judges for the 2008 Beijing Olympics emblem. I got to know Lin while judging at the Taiwan International Student Creative Competition (TISDC), the world's largest design competition for students, and received his invitation to the 2011 IDA (International Design Alliance) Congress.
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Yang: What does the IDA Congress want to achieve and how does it influence Chinese design? Lin: The congress takes place in parallel with the TISDC student competition and, just like it, promotes a creative culture industry in the sense of the design policy pursued by the Taiwan Education Department since 2003. What is so unusual about that? Firstly, the IDA Congress is a strategic merger of the International Council of Societies of Industrial Design (ICSID), the International Council of Graphic Design Association (ICOGRADA) and the International Federation of Interior Architects/Designers (IFI). This constellation formed for the first time worldwide in 2011 and is therefore of particular historical importance for the world of design. The congress opened our eyes to the coming age, which will be characterised by multidisciplinary design and integration of resources. What's more, Taipei was able to assert itself as the conference location. It was taken for granted that the cumulative design power of Taipei and even of Taiwan as a whole would be recognised by the global design community. There were interesting design hot spots at the same time with the Taipei Design Expo and the presentation of the international student competition and its highlights from product design, visual design, interior design, architecture, the crafts and fashion. 2011 was declared as the Year of Design and was accompanied by relevant events each month around the island. Yang: There are growing numbers of large design forums in China, some of which are supported by the government. What do you think about the cooperation between government agencies and design institutions? Lin: I've been constantly toing and froing between mainland China, Hong Kong, Macau and Taiwan since 1990 and I have a deep understanding of the different rhythms and
Yang: You became famous as the first person to transpose the CIS (Corporate Identity System) from Japan to China. What do you think of the modern Chinese design system? Lin: As early as 1985, when Taiwanese companies were going private, I was fortunate to edit a book about CIS that introduced CIS for a brand new image to face the challenges of the market. On the one hand I launched the book and, on the other hand, I designed the corporate identities for public and private companies in the fields of telecommunications, postal services, finance and construction. I travelled to the mainland for the first time in 1990 and so I know that the book was also available there. I then began working for Chinese companies such as the Dingxin International Group, which is behind the largest Chinese food group, Master Kong, and for Sinolube by Sinopec. I think that the
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Yang: You work in many fields, as a designer, a lecturer and a promoter of design. How do you succeed in filling these different roles? Lin: How do you judge whether the design industry is the perfect one in a country, a region or a city? I believe we should judge from three different aspects, namely design education, practice and promotion. All three are needed to build up a three-dimensional design industry model. I have been teaching for over 30 years now, ever since I graduated from university, and I started up my own consulting firm in 1989. I've always believed that education should be linked closely to practice, so I've been able to evolve education while working with students on specific projects. In 1991 I launched the Taiwan Image Poster Design Association together with students. It's a cultural design movement and the internationally most important force among the Taiwanese design associations up to now. In 2001, I was recommended for membership of the ICOGRADA committee and began taking part in global design events. That was a unique opportunity for me to learn something new. My conclusion is that a designer should attentively pursue social issues, should be good at thinking, should endeavour to present his ideas and should share with others. Only with such a mindset can we succeed in mastering education, practice and promotion in design.
md 2/2012