杨明洁对话陈幼坚

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md-Korrespondent Jamy Yang berichtet aus Shanghai

LETTER FROM SHANGHAI

md correspondent Jamy Yang reports from Shanghai

Design muß Spaß machen Design should be Fun Grafikdesigner Alan Chan im Gespräch mit md Graphic designer Alan Chan talks to md

Alan Chan geht auf die 60 zu und absolviert an die 120 Flüge im Jahr. Seine Begeisterung für die Kunst beeindruckt mich sehr. Der Designer ist seit Jahren erfolgreich etabliert und konzentriert seine kreative Energie auf Grafikdesign und das Gestalten von Räumen. Chan findet, dass Design Spaß machen muss.

Alan Chan Designer, Markenberater und Künstler. 40 Jahre in Werbung und Design brachten Chan und seiner Firma über 600 lokale und internationale Auszeichnungen. Einzelausstellungen u.a. im GGG – Ginza Graphic Gallery, Tokyo (2002); Hong Kong Heritage Museum (2003). Biennale in Shanghai (2002 und 2006), 2009 Auszeichnung anlässlich der Hong Kong Contemporary Art Biennial. Chan ist der erste Designer mit einer Einzelausstellung im Shanghai Museum of Art (2007). Alan Chan Designer, brand consultant and artist. 40 years in advertising and design have brought Chan and his company more than 600 local and international awards. His one-man exhibitions included the GGG (Ginza Graphic Gallery) in Tokyo (2002), the Hong Kong Heritage Museum (2003) and the Shanghai Biennale (2002 and 2006). In 2009 he received an award during the Hong Kong Contemporary Art Biennial. Chan is the first designer to be given a one-man exhibition at the Shanghai Museum of Art (2007). Picture by Alan Chan, Photo © Chen Man

Yang: Warum verwenden chinesische Designer traditionelle chinesische Elemente? Alan: Chinesisches Design hat traditionell viel mit der Fähigkeit zu tun, sich in andere hineinversetzen zu können. Die Chinesen hatten schon immer eine Vorliebe für schöne Dinge. Aber das eigene Design geriet unter erheblichen Druck durch den Westen. Ich sehe keinen Grund, auf unsere Kultur herabzuschauen. Das wird auch in meinen Arbeiten deutlich. Wo immer ich die Möglichkeit habe, chinesische Kultur zum Ausdruck zu bringen, werde ich mein Bestes geben – egal, ob es um unseren einheimischen Markt oder das Ausland geht. Ich brauche mir da weder etwas beweisen, noch werde ich mich bei ausländischen Kunden anbiedern. Konkret: Es gibt zwei Möglichkeiten, chinesische Kultur im Design einzusetzen: im dekorativen visuellen Design und bei der Adaptierung eines bestimmten Lifestyles, wie er beispielsweise für Shanghai typisch ist. Das eine ist so zusagen das Gestalten im großen und das andere im kleinen Maßstab. Ich bin ich in der Lage, ein neues Produkt kunden- und marktspezifisch zu entwickeln. Ein Designer muss den Lebensstil der jeweiligen Zielgruppe detailliert beobachten und recherchieren. Yang: Sie sagen, dass das Shanghai von heute dem New York der 1960er Jahre ähnelt. Es heißt, weil es in China ein großes Design-Entwicklungsdefizit gegenüber dem Westen gibt, hat sich bei uns noch keine Wertekanon, etabliert, anhand dessen der

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Verbraucher gutes Design beurteilen kann. Teilen Sie diese Einschätzung? Alan: Tatsächlich hatten unsere Vorfahren während der Tang-Dynastie großen Respekt vor der traditionellen Kultur. Aber leider gehen wir heute mit einem großen Teil unseres großartigen kulturellen Erbes und den damit verbundenen Tugenden nicht sehr sorgsam um. Zweifellos hinkt China hinter den westlichen Ländern und sogar hinter Hongkong und Taiwan her. Es wird nicht gelingen, dies innerhalb eines kurzen Zeitraums nachhaltig zu verbessern. Vor kurzem hatte ich Kunden vom Festland. Aber meine Gefühle hinsichtlich dieser Kooperationen sind gemischt. Einerseits freue ich mich, dass mir ein relativ großes Budget für innovatives Lösungen zur Verfügung steht. Andererseits respektieren meine Geschäftspartner aber unsere Zusammenarbeit nicht wirklich, weil wir in unterschiedlichen Kulturen leben und sie für die internationalen Gepflogenheiten des Geschäftslebens nur begrenzt Verständnis aufbringen, was sich wiederum negativ auf die fristgerechte Fertigstellung des Entwurfs auswirkt. Yang: Designer werden von der Stadt, in der sie leben, beeinflusst. Wie ist das bei Ihnen? Alan: Ich war mehrfach in Japan und habe festgestellt, dass die Japaner großen Respekt vor ihrer Kultur haben. Außerdem sind sie immer stark auf das fokussiert, was sie gerade tun. Ich halte diese Tugenden auch für die Chinesen hilfreich. Aber nochmal: Ich sehe keinen Grund, unsere eigene Kultur gering zu schätzen. Yang: Ich habe schon oft erlebt, dass Designer von der Praxis in die Lehre wechseln. Warum haben Sie diesen Verlockungen nicht nachgegeben? Alan: Ich hatte persönliche Gründe. Als Einzelperson und als Firma bin ich zu sehr in andere Dinge involviert, habe viele Vorträge gehalten. Ich

habe einfach keine Zeit für die Lehre und meine Erfahrungen mit dem Nachwuchs zu teilen. Ein Lehrer sollte ja nicht nur Vorlesungen halten, sondern auch Verantwortung für die Studenten übernehmen, und dazu fühle ich mich nicht bereit. Das Wichtigste für mich ist die Freude am Gestalten. Das zählt mehr als eine Menge Geld zu verdienen. Yang: Welche Projekte zählen Sie zu Ihren repräsentativsten? Alan: Ich habe auf dem chinesischen Festland am Bund (Uferpromenade in Shanghai, Anm. d. Red.) das erste Mega-Projekt verwirklicht und dazu viel positives Feedback bekommen. Als Grafikdesigner ist mir mit der Kooperation mit Coca Cola ein Meilenstein gelungen. Und dann ist da noch das Tee-Service, das ich im Rahmen des Projekts Tea Matter für Alessi entwickelt habe. Im Bereich Interiordesign habe ich neulich das 'China Rouge', einen Privatclub in Macao, gestaltet. Hier gibt es viele hinreißende Dekorationselemente, die eng mit der klassischen chinesischen Literatur verknüpft sind: Der Traum der Roten Kammer, Die Geschichte der Drei Reiche, Die Reise nach Westen und Jin Ping Mei. Die Inneneinrichtung ist eine Stilmischung der 1930er und 1940er in Frankreich und dem alten Shanghai. Außerdem haben wir viele traditionelle chinesische Materialien verwendet, z.B. Jade- und Kupferreliefs, die eine luxuriöse und vieldeutige Atmosphäre schaffen. Einige Künstler habe ich mit der Aufgabe betraut, Objekte zu entwickeln, die die schwer fassbare weibliche Psyche thematisieren. Mit diesen künstlerischen Arbeiten erhält der Club kulturelles Niveau. Hier sind alle meine Erfahrungen aus Kunst und Design eingeflossen: vom Grafik-, Möbelund Interiordesign bis zum Produktdesign. Dann bereite ich im Augenblick mit dem jungen Fotografen Chen Man eine limitierte Portfolio-Ausgabe vor:


Interior des 'China Rouge', Privatclub in Macao. Interior of the ‘China Rouge’ private club in Macao.

Coca Cola in China, grafisches Erscheinungsbild. Foto-Ausstellung 'iEye', Galerie Anteprima, Mailand, 2012.

Coca-Cola in China; graphic image.

'iEye' photo exhibition at Galerie Anteprima, Milan, 2012.

'Chen Man x Alan Chan x Photography x Design'. Die Publikation enthält 31 meiner Arbeiten, eine Kombination aus traditionellen und modernen Techniken, eine lebendige Interpretation der Fotografie. Ein anderes Projekt: 'The Magic of Chinese Calligraphy Clock'. Die Stundenzeiger einer Uhr wandern an zwölf chinesischen Wörtern entlang, die im Uhrzeigersinn angeordnet sind. So erhält die Kalligrafie neben dem Dekor auch eine Funktion. Yang: Welches sind Ihre letzten Projekte und was ist für die Zukunft geplant? Alan: Zuletzt eine Fotoausstellung in Mailand: 'iEye', meine iPhoneSchnappschüsse von China, arrangiert in 30 grafischen Layouts . Zu meinen Plänen gehört der Bau eines Design-Museums in Hongkong. Das Grundstückhabe ich bereits gekauft, aber es wohl noch einige Jahre dauern, bis die Investitionen gesichert und die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Es soll mein Privatmuseum werden und eine öffentliche Plattform für die Ausbildung von Designern. Alan Chan is approaching 60, but still takes to the air up to 120 times a year. I find his enthusiasm for art very impressive. He has been successfully established as a designer for a number of years, and concentrates his creative energy on graphic and room design. In Chan’s view, design should be fun.

Yang: Why do Chinese designers use traditional Chinese elements? Alan: Chinese design traditionally has a lot to do with the ability to put oneself in another person’s place. The Chinese have always loved beautiful things, but their own design was then exposed to considerable pressure from the West. I can see no reason for looking down on our culture, and my work makes that clear. Wherever I see an opportunity

for expressive Chinese culture, I do my very best, whether the work is for our own national market or for some other country. I don’t have to prove anything, nor do I have to curry favour with foreign clients. To be more specific: there are two ways of incorporating Chinese culture into design: in decorative visuals and in the adaptation of a relevant lifestyle, for instance what’s typical in Shanghai. The one can be seen as large-scale design, the other as being on a smaller scale. I’m capable of developing a new product for a specific client and market. A designer has to study and research the lifestyle of his target group in detail. Yang: You see Shanghai today as resembling New York in the 1960s. People seem to think that because China has a considerable design deficit in relation to the West, we have been unable as yet to establish a canon of values that the consumer can use to identify good design. Is this your view of the situation too? Alan: It’s a fact that our ancestors in the Tang dynasty had great respect for traditional culture. Unfortunately, although we have a splendid cultural heritage, we’re not very good at looking after most of it and the virtues associated with it. There’s no doubt that China is lagging behind Western nations and even behind Hong Kong and Taiwan. It won’t be possible within a short time to make a sustainable improvement to this situation. I had clients from the mainland recently, but I have mixed feelings about this kind of cooperation. On the one hand I’m glad to have a relatively generous budget at my disposal for innovative solutions. On the other hand, my business partners don’t view our cooperation with any real respect, because we live in different cultures and they have only a limited understanding of international business practices. This in turn has a negative effect on completing the draft design within the specified time limit.

Yang: Designers are influenced by the town or city in which they live. Does this apply to you? Alan: I have visited Japan several times and discovered that the Japanese have considerable respect for our culture. They are always sharply focused on what they happen to be doing. These are virtues that could benefit the Chinese too. But let me say once again: I can see no reason for underestimating our culture. Yang: I have often noticed that designers switch over from practical work to teaching. Why haven’t you succumbed to this temptation? Alan: For personal reasons. As an individual and as a company, I’m too closely involved in other things. I’ve given a large number of lectures, but I simply don’t have time for teaching or for passing my experience on to younger people. A teacher’s work involves not only lecturing but also accepting responsibility for the students, and I don’t think I’m ready for that. For me, the most important thing is the pleasure I take in the designer’s work. This is more important than earning a lot of money. Yang: Which do you consider to be your most prestigious projects? Alan: I was responsible for the first mega-project on the Chinese continent, on the ‘Bund’ (editor’s note: the riverside promenade in Shanghai), and the feedback was extremely favourable. As a graphic designer, cooperation with Coca-Cola was a milestone. Then there is the tea service that I developed as part of Alessi’s ‘Tea Matter’ project. In the interior design area I recently worked on the ‘China Rouge’, a private club in Macao. I used many fascinating decorative elements that are closely linked with classic Chinese literature were used there: The Dream of the Red Chamber, the Romance of the Three Kingdoms, the Journey to the West and Jin Ping Mei (the Plum in the Golden Vase). The interior

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furnishing style is a blend of France in the 1930s and 1940s, and old Shanghai. We also used many traditional Chinese materials, for instance jade and copper reliefs. To create a luxurious atmosphere that can be interpreted in several ways. I commissioned several architects to develop objects with the not easily defined female psyche as their subject-matter. The work of these artists gives the club its cultural status. All my experience in the art and design areas went into this project: from graphic, furniture and interior design to product design. At the moment I am preparing a limited portfolio edition with the young photographer Chen Man. It will be entitled ‘Chen Man x Alan Chan x Photography x Design'. This publication will contain 31 examples of my work, a combination of traditional and modern techniques and a vigorous interpretation in terms of the photography. Another project is: 'The Magic of Chinese Calligraphy Clock'. The hour hand of the clock passes over twelve Chinese words arranged clockwise. This gives the calligraphy a genuine function in addition to its decorative one. Yang: What are your most recent projects and what are you planning for the future? Alan: I have just had a photo exhibition in Milan entitled 'iEye'. It used the iPhone snapshots I took in China, arranged in 30 graphic layouts. I’m also planning a Design Museum in Hong Kong. I have already bought the land, but I will need a few more years to secure the necessary investment and complete the preparations. It will be my private museum and also a public designer training platform.

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