288. Ausgabe, ET 09.05.2020

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Samstag, 9. Mai 2020

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Ausgabe 288 am 9. Mai 2020 Samstag, 9. Mai 2020

Krise und Krieg

Samstag, 9. Mai 2020

Was uns zufrieden macht

Über Begriffe Die Corona-Pandemie wird meist als „Krise“ bezeichnet, mitunter auch als „Krieg“ gegen das Virus. Über Begriffe und Begreifen. Seite 3

Die Zeit ist ungleich

Interview

Über Orgien

Was Lebenszufriedenheit ausmacht – nicht nur in Krisenzeiten – hat der Soziologie­ professor Martin Schröder erforscht. Seite 4

Die Zeit ist ungleich. Wenn sie drängt, dann muss Angela Merkel schon mal vor „Öffnungsdiskussionsorgien“ warnen. Seite 8

Der Mann, der die Maus war Bund und Länder haben einige Lockerungen beschlossen. Die Hauptbotschaft aber ist, dass jetzt die Ministerpräsidenten der Länder bestimmen, was wo geschieht. Winfried Kretschmann hat da eine spezielle Ampel-Idee. Von Michael Zäh

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in Mann denkt, er sei eine Maus. Er kann nicht mehr aus dem Haus, weil er immer in Panik verfällt, wenn er eine Katze sieht. Nach langer Behandlung entlässt ihn sein Psychiater als geheilt: „Sie wissen jetzt, dass sie keine Maus sind!“ „Ja Herr, Doktor, das weiß ich jetzt. Aber sagen Sie – weiß es die Katze auch?“ Dieser uralte Witz bekommt derzeit eine Neuerung. Wenn es nach dem Landesvater Winfried Kretschmann geht, soll es ja bald eine Art Corona-Ampel geben. Das hat er dann auch ausführlich erklärt: Rot ist das Ampelzeichen etwa bei Großveranstaltungen, gelb bei den Gastrobetrieben und grün beim Golfen im Freien. Aber sagen Sie mal, Herr Kretschmann – weiß es das Corona-Virus auch? Die Ampel ist ja rührend und vorsorglich gemeint. Aber jetzt mal ehrlich: Wenn es staatlich quasi mit offiziellem Grün gekennzeichnet ist, wo es angeblich keine Gefahr gibt, wer haftet dann dafür, wenn es genau dort doch zu einer Ansteckung kommt? Der Corona-Teufel kann im Detail stecken, sagen wir im Partner beim Golfen. Und umgekehrt wird es noch schlimmer. Wenn nämlich die Kretschmann-Ampel, die da vor dem Biergarten steht, plötzlich von Gelb auf Rot springt, weil so hat es der Landesvater ja erklärt, dass dies quasi der Sinn von Gelb ist, sowohl auf Grün wie auch auf Rot springen zu können – heißt das dann, dass Kretschmann eine Ampel-Koalition anstrebt? Nun gut, uns entgeht nicht das Fürsorgliche, das der Landesvater in Baden-Württemberg uns allen

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zukommen lassen will. Es soll eine Orietierung sein, für alle, die noch nicht kapiert haben, dass es bei Großveranstaltungen riskanter ist als zu Hause hinterm Herd. Die Kretschmann-Ampel lässt sich auch gut mit der Idee von Jens Spahn kombinieren, der einen Immunitätsausweis für die Bevölkerung einführen wollte. Und das geht so: Wer von Corona geheilt ist, hat auf seinem Handy den Ausweis seiner Immunität gespeichert, quasi Freibrief! Der darf dann halt mehr machen als jene bedauernswerten Mitbürger, die Corona noch nicht hatten. Die Kretschmann-Ampel ist natürlich digital top ausgestattet und erkennt den Immunen sogleich. Die Ampel springt auf Grün, wo andere nur rot sehen. Wir stellen uns die Weiterungen dieser Idee geradezu lässig vor: Die Profi-Fußballer aller Bundesligisten

legen sich gemeinsam mit nachweislich infizierten Fans gemeinsam ins Entmüdungsbecken. Bald darauf sind alle Kicker der Liga immun (oder tot) und man kann auf den ganzen Quatsch mit den Tests und der Hygiene verzichten und die Spiele durchführen. Das spart Zeit und Geld. Und na ja, weil die Fans ja auch nicht blöd sind, bestellen jetzt alle garantiert infizierte Schals im Internet (die Nachfrage macht das Angebot möglich), um alsbald mit dem Immunitätsausweis an den Stadiontoren zu stehen. Okay, Spahn hat seine Idee erstmal auf Eis gelegt und in der Schalte zwischen den Ministerpräsidenten und Kanzlerin Merkel wurde eine ganze Reihe von „Lockerungen“ beschlossen. Die Bundesliga kickt wieder (siehe Seite 16), alle Geschäfte dürfen öffnen, und auch das Gastro-Gewerbe im Laufe des

Mai. Die Hauptbotschaft war aber, dass es nun erstmal Schluss ist mit den wöchentlichen, mühsamen Schalt-Konferenzen zwischen Bund und Ländern. Sprich: Kretschmann und Co. machen es in ihrem Land jeweils so, wie sie meinen und müssen dafür auch die Verantwortung tragen. Also: Grüne Ampel für die regionalen Fürsten. Rot hingegen für Merkels bremsende Strategie. Natürlich wäre Merkel nicht sie selbst, wenn sie das nicht auch gut verkaufen könnte: „Wir haben die allererste Phase der Pandemie hinter uns“, sagte sie. Die Zahlen seien erfreulich, dank der Bürger, die sich an die Einschränkungen gehalten haben. Und ein bisschen sind wir wie der Mann, der mal eine Maus war. Gerne wollen wir wieder raus, wenn da nur nicht die Corona-Katze wäre.

Liebe Leserinnen und Leser, ab heute können wir Ihnen auch wieder die gedruckte ZaS anbieten, wie seit nun schon 13 Jahren zuvor. Wir haben die Zeit der „Corona-Pause“ aber auch genutzt, um Ihnen ein zusätzliches Angebot machen zu können. Wer Lust und Zeit hat, findet (und fand bereits in den letzten Wochen) auf unserer Homepage unter www.zas-freiburg.de JEDEN SAMSTAG unsere Online-Ausgabe der ZaS, also ein paar aktuelle Essays und News, was insgesamt ein ganz spezielles Corona-Tagebuch der ZaS ergibt. Diese Texte sind für Sie immer am Samstag nur einen Klick weit entfernt, und zwar ebenso frisch geschrieben und meinungsstark wie sonst auch immer, selbstverständlich ohne Bezahlschranke und so, also gratis. Sagen Sie das auch gerne weiter, denn wir freuen uns über jeden Besucher, der uns online liest. Natürlich gibt es weiterhin wie gewohnt auch die gedruckte ZaS, aber an all den Samstagen dazwischen jetzt eben unser neues Angebot, sozusagen am ZaS-Ball zu bleiben, wenn sie es mögen. Michael Zäh


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POLITIK

DEUTSCHLAND

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Ausgabe 288 am 9. M

Quasi tröpfchenweise

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Anhand der Mundschutzpflicht wird deutlich, dass die Politiker viel Vertrauen verlieren. Sie spielen sich auf wie autoritäre Eltern von dazumal, halten aber keine klare Linie ein. Das machen wir Kinderlein nicht lange mit. Von Michael Zäh

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etzt aber. Es gibt ja das gute alte „Wer nicht hören kann, muss fühlen.“ Das war so gemeint: Erst sage ich dem Kind, was es zu tun hat, und wenn es darauf nicht hört, dann gibt es Schläge. Sprich: autoritäres Erziehungsprinzip. Und natürlich sagen uns Eltern oder Großeltern von früher: „Hat doch wohl keinem geschadet!“ Winfried Kretschmann ist ja auch schon etwas älter, aber bisher wussten wir nicht, dass er deshalb Anhänger der autoritären Pädagogik von früher ist. Nun ja, außer dass die Grünen immer ein bisschen dazu neigen, das Volk erziehen zu wollen, siehe Veggi Day und so, und es zum grünen Aberglauben zu gehören scheint, dass Deutschland mit einer gewissen Schärfe erzogen werden müsse. Nur zum Besten aller natürlich. Nun hat Kretschmann also auch für Baden-Württemberg die Pflicht zum Tragen einer ordinären Mund-Nasen-Maske ab Montag, 27. April in bestimmten Situationen eingeführt. Okay, das machten dann ja alle Länder. Aber Kretschmann hat dafür als Begründung gesagt: Man habe festgestellt, dass sich zu wenige Menschen an die an die bislang geltende „dringende Empfehlung“ zum Tragen von Masken halten. Genausogut hätte er sagen können: Das dusselige Volk hat nicht gehört, und nun muss es halt den harten Stoff der staatlichen Verpflichtung fühlen. Ja, sind wir denn wieder in den Kinderstuben von dazumal gelandet? Das Thema der Masken ist auch ganz generell dazu geeignet, sehr viel Vertrauen in die handelnden Personen der Politik zu verlieren. Denn dieses Thema führt vor, dass den Bürgern die Wahrheit nur in Häppchen, quasi tröpfchenweise präsentiert wird. Zuerst hieß es, dass das Tragen der einfachen Masken nix bringt, sondern kontraproduktiv sein könnte, wahrscheinlich weil es einen riesigen Maskenmangel gab und die Regierung dies „heimlich“ höher bewertete als den sachlichen Nutzen, den Masken durchaus doch bringen könnten. Also: Die Bürger nicht völlig transparent informiert, sondern für Dummer-

chen verkauft. Damit die nicht lauter Masken wie Klopapier hamstern. So steuert man Bürger als seien sie unmündig, sprich: Ohne Mundschutz. Inzwischen ist klar, dass die einfachen Masken zwar keinesfalls vor einer Ansteckung schützen, aber umgekehrt die Infizierten (die das ja oft nicht wissen) ihre Mitmenschen vor einer Übertragung des Virus durch die Tröpfchenübertragung bewahren können. Sprich: Niesen, Husten, aber auch Sprechen verbreiten durch die Masken womöglich nicht so schnell die Tröpfchen in der Luft. Und das ist immerhin nicht nichts. Wie immer macht es am Ende die Summe: Wenn nahezu alle Leute ihre (meist selbstgenähten) Masken tragen, dann hat dies statistisch durchaus eine Relevanz, weil jede dadurch verhinderte Ansteckung natürlich wieder weitere Ansteckungen verhindert. Damit aus Tröpfchen kein Tröpfchensturm wird. Warum aber wurde das nicht von Anfang an klar kommuniziert? Gibt es vielleicht doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass das Corona-Virus nicht nur bei Husten und Schniefen in groben Tropfen, sondern auch beim ganz normalen Sprechen, sozusagen wie Feinstaub (ja, das war vor Corona auch mal ein Thema, sprich: Lungenschutz) das jeweilige Gegenüber befallen kann? Keiner der Politiker sagt dies klar. Dabei wäre doch jede Form der Aufklärung besser als die besserwisserische „Wer nicht hören kann“-Variante. Auffällig und somit auch sehr unglaubwürdig wird beim Thema Masken, dass heute nicht mehr gilt, was gestern Sachstand war. Angeblich soll ja die Maskenpficht laut Kretschmann so lange bestehen bleiben, bis ein Impfstoff gegen das Corona-Virus zur Verfügung steht. Okay, nur mal so gefragt: Heißt das, dass die Gastronomie nur mit Mundschutz öffnen kann, was ein bisschen hinderlich beim Essen und Trinken sein könnte? Vielleicht steht die Maske ja auch für eine politische Maskerade. Quasi das psychologische Prinzip in Sachen Erziehung: Wer nicht hören kann, muss in sich gehen.


ESSAY

Samstag, 9. Mai 2020

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Krise, Krieg, Katastrophe

am 9. Mai 2020

Samstag, 9. Mai 2020

Die Begriffe, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendet werden, offenbaren schon die Unsicherheit. Da ist eine Unschärfe, die davon abhalten soll, das wahre Ausmaß der Katastrophe ins Auge zu fassen. Von Michael Zäh

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as Wort „Krise“ impliziert, dass es vorbei gehen könnte. Man spürt dem Wort an, dass eine Dringlichkeit darin liegt, und dass es Unsicherheit darüber gibt, wie der richtige Weg aus der Krise denn aussehen soll. Denn im Grunde ist die „Krise“ erst im Rückblick als eine solche zu bezeichnen, wenn es nämlich einen Ausweg gab. Wenn es keinen gab, wurde die Krise nicht überwunden sondern endete in einer „Katastrophe“. Insofern ist es vielsagend, dass von der Corona-Pandemie als der „Corona-Krise“ gesprochen wird. Denn das Wort ist einerseits geeignet, Hoffnung zu machen, eben darauf, dass es vorbei gehen wird. Doch es offenbart sich darin auch jedwede Unsicherheit, weil „Corona-Krise“ sehr unbestimmt bleibt. Was meint der Begriff eigentlich? Meint er die gesundheitliche Krise der einzelnen Menschen, die von dem Virus krank wurden? Meint er die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Folgen, die nicht direkt durch das Corona-Virus entstehen, sondern durch die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden (müssen)? Meint er die Angst der Leute ? Oder meint er alles gleichermaßen? In seiner Unschärfe scheint der Begriff der „Corona-Krise“ alle zu vereinen. Quasi: Zusammenhalt zur Überwindung der Krise. Doch ein unscharfer Begriff bringt nunmal keine scharfen Einblicke. Da ist das Los desjenigen, der sich jahrzehntelang etwas aufgebaut hat (sei es eine Kneipe oder sonst was) und nun vielleicht alles verliert, weil der Staat ihm die Bude zuschließt. Und da ist derjenige, dessen Leben noch gerettet werden konnte, weil es noch ein Bett mit Beatmungsgerät für ihn gab, und zwar eben weil der Staat durch herbe Einschnitte in das Recht des Einzelnen dafür gesorgt hat, dass die Ausbreitung des Virus so verlangsamt wurde, dass das Gesundheitssystem in Deutschland (bisher) nicht zusammen brach. Dies alles und millionenfach noch weitere persönliche Umstände sind derzeit unter dem Begriff der „Corona-Krise“ miteinander verbunden. Wenn man denn „Krise“ als einen entscheidenden Wendepunkt versteht, der dann zum Besseren

führt, dann geht es eine Weile gut, weil na klar: die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn aber später unzählige wirtschaftliche, existenzielle oder psychische Krisen nicht mehr überwunden werden konnten, sondern zu lauter persönlichen Katastrophen führten, wird der Sammelbegriff „Corona-Krise“ millionenfach auseinander fallen. Zwischenzeitlich wurde ja auch gerne mal der Begriff „Krieg“ gebraucht, von Macron in Frankreich und Trump in den USA, in dem man sich gegen das Virus befinde. Was soll uns das sagen? Da man ein Virus nicht erschießen, nicht wegsprengen und auch nicht einschüchtern kann (von wegen psychologische Kriegsführung), bleibt eigentlich nur der dem Begriff „Krieg“ implizite Gedanke der „Mobilisierung“ übrig. Dies wiederum ist aber nur eine Steigerung der Unschärfe, die schon im Begriff „Krise“ steckt. Wenn im „Krieg“ gegen das Corona-Virus alle Kräfte (also Leute) mobilisiert werden sollen, dann soll das ebenfalls auf den Zusammenhalt abzielen. Da werden aber natürlich persönliche Unterschiede der jeweils Betroffenen weggewischt, in diesem Falle ist sogar der Begriff des „Opfers“ mit integriert, welche im Krieg ja Einzelne zu erbringen haben. Wenn Begriffe wie „Krise“ und „Krieg“ einen Zusammenhalt in der Gesellschaft herstellen sollen, dann sind es andere, negierende Begriffe, die noch deutlicher werden. So sagte etwa Markus Söder kürzlich, dass es sich beim Corona-Virus „NICHT um ein Gewitter“ handele. Damit nahm er folglich der „Krise“ das Optimistische, dass es bald vorbei sein könnte. Noch krasser war hier die Wortschöpfung von Österreichs Kurz, sowie Scholz und Spahn, die sagten, dass man sich an eine „neue Normalität“ gewöhnen müsse. Fast so, als sei dieser Begriff ansteckend. Sprich: Tschüss Freiheit. Das hört sich schwer nach Katastrophe an. Doch wie soll man auch zu einer Sache sagen, von der nur eines klar ist: Sie ist da! „Krise“ heißt, das es kritisch wird. Und das ist es auch, was wir alle sein sollten. Denn die Kritik schaut auch nach vorne. Nach der Krise ist vor der Krise.

SPRACHE

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GESELLSCHAFT

INTERVIEW

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Ausgabe 288 am 9 Samstag, 9. Mai 2020

Was uns zufrieden macht und was nicht Zufriedenheit – wir wünschen sie uns für unser Leben, wir suchen sie manchmal vergeblich. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich unbestechlich, was Lebenszufriedenheit bedeutet und was sie ausmacht. Ein Gespräch mit Dr. Martin Schröder, Professor für Soziologie an der Universität Marbach, über Zufriedenheit.

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ir bleiben wegen der CoronaPandemie zu Hause und gehen auf Distanz zueinander – welche Auswirkungen hat dies auf unsere Zufriedenheit? Der Soziologie-Professor Martin Schröder hat sich intensiv mit der Frage nach unserer Zufriedenheit auseinandergesetzt und für sein aktuelles Buch „Wann sind wir wirklich zufrieden?“ (erschienen noch vor Corona im Bertelsmann-Verlag) Langzeitstudien mit über 600.000 Befragungen ausgewertet. Barbara Breitsprecher führte mit dem Wissenschaftler ein Gespräch mit überraschenden Erkenntnissen. ZaS: Wie zufrieden können Menschen sein, mit all den Einschränkungen und Veränderungen, die ihr Leben derzeit erfährt? Martin Schröder: Natürlich sieht man seine Freunde zur Zeit weniger und man hat das Gefühl, auch weniger Kontrolle über sein Leben zu haben. Das ist aber nicht so dramatisch, wie erste Erhebungen zeigen. Wenn man seine Freunde gar nicht mehr sehen kann, geht die Zufriedenheit zwar immer mehr zurück, aber wenn das mal nur einen Monat lang so ist, dann ist das nicht so schlimm, auch was das Gefühl von Kontrollverlust angeht. ZaS: In Ihrem Buch schreiben Sie, bis zu fünf Freunde seien wichtig für die eigene Lebenszufriedenheit, aber alles darüber hinaus, also auch die vielleicht 100 Social-Media-Freunde spielen eigentlich nicht wirklich eine Rolle. Wie lange können wir es denn gut aushalten, unsere wichtigen Freunde nicht mehr zu sehen?

Schröder: Wenn wir einen totalen Lockdown hätten und könnten unsere Freunde ein Jahr lang nicht mehr sehen und man wäre zudem in seinen Entscheidungen komplett eingeschränkt, dann würde ich schon sagen, hätte das einen großen Effekt. Aber mal ein paar Wochen zu Hause zu bleiben, ist wahrscheinlich gar nicht so dramatisch. ZaS: Eine Ihrer erstaunlichen Ergebnisse betrifft die Gleichberechtigung. Denn trotz aller Bestrebungen danach, scheint es so zu sein, dass Männer, die das Gefühl haben, viel an Hausarbeiten leisten zu müssen, unzufriedener werden, während Frauen, die ein Mehr an Hausarbeiten erledigen, dabei nicht

unzufriedener werden. Schröder: Ja, das ist sehr merkwürdig. Das sind solche Ergebnisse, die mir fast unangenehm sind. Es zeigt sich, Männer, die länger arbeiten sind zufriedener, Frauen nicht. Wenn Männer die ganze Hausarbeit machen, sind die Frauen verrückterweise unzufriedener. Wenn sie jedoch selbst mehr Hausarbeiten erledigen müssen, sind sie nicht unzufriedener. Bei Paaren, bei denen der Mann weniger verdient als die Frau, sind beide unzufriedener. Das ist schon wirklich merkwürdig. ZaS: Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz zwischen diesen Ergebnissen und den Forderungen nach Gleichberechtigung? Schröder: Ich sage nicht, dass Männer und Frauen so sind! Nehmen wir an, ich hätte Ende des 19. Jahrhunderts eine ähnliche Untersuchung gemacht. Dann hätte man rein empirisch, nur anhand der Daten, herausgefunden, dass sich Frauen weniger für Politik interessieren als Männer. Weil sie beispielsweise weniger Zeitung lesen. Hätte man daraus aber die Forderung abgeleitet, dass Frauen deshalb nicht wählen dürfen sollen, dann wäre das völlig falsch gewesen. Und zwar nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen falsch, sondern weil es von der Gesellschaft abhängt, in der man lebt, ob man sich für Politik interessiert. Außerdem

zeigt sich der Effekt was die Hausarbeiten angeht nur in Partnerschaften. Bei alleinerziehenden Männern und Frauen ist das nicht so. ZaS: Warum ticken Paare so? Schröder: Ich vermute, dass wir in heterosexuellen Beziehungen für unseren Partner eine bestimmte geschlechtliche Rolle spielen. Und das interessante ist, dass eine dieser Rollen eben die ist, dass der Mann der Hauptverdiener und der Erfolgreichere im Beruf ist. Das kann man natürlich blöd finden, aber es ist möglicherweise eine Norm, die in unseren Köpfen ist. ZaS: Könnte es sein, dass die Corona-Krise diesen Effekt weiter verfestigt, da es oft die Frauen sind, die im Home-Office sitzen, gleichzeitig die Kinder betreuen und noch den Haushalt schmeißen? Schröder: Das könnte absolut sein. Nehmen wir an, ein Mann verdient in einer Partnerschaft ein ganz klein wenig mehr als die Frau. Nachdem die Frau neun Monate schwanger war, bekommt der Mann eine Gehaltserhöhung, sie aber nicht. Im Zweifelsfall wird das Paar, wenn sie rational kalkulieren, entscheiden, dass sie dann mehr zu Hause bei den Kindern bleiben und er mehr arbeiten wird. Damit verfestigt sich das aber immer mehr,. Der Mann sammelt so mehr Berufserfahrung und wird im Laufe der Jahre zunehmend mehr verdienen als die Frau. Das kann genau das sein, was jetzt auch in der Corona-Krise passiert. ZaS: Für weitere Überraschung sorgen auch Ihre Ergebnisse zum Zusammenhang von Freizeit und Zufriedenheit. Sie sagen, zwei bis drei Stunden Freizeit pro Tag, einschließlich dem Wochenende, sind eine gute Sache, alles darüber hinaus wirkt sich negativ aus.


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Schröder: Es gibt ein generelles Konzept bei den Wirtschaftswissenschaften und das heißt abnehmender Grenznutzen. Das heißt einfach, alle Sachen, die schön sind für uns, werden weniger schön, je mehr wir davon haben. Nehmen wir an, Sie sind Harzt IV-Empfänger, dann sind Ihnen 100 Euro zusätzlich pro Monat sehr viel wichtiger als jemandem, der schon 100.000 Euro hat. Und genau so scheint es auch bei Freizeit zu sein. Wenn Sie mal einen Tag lang zu Hause auf der Couch liegen, dann finden Sie es schön. Aber wenn Sie das zwei Wochen lang machen, dann haben Sie eher das Gefühl eine Depression zu haben. ZaS: Nun haben aber viele Menschen plötzlich deutlich mehr Zeit in dieser Corona-Krise. Sollte Sie das dann nicht unzufriedener machen? Schröder: Naja, das kommt auf das Freizeitinteresse an. Wenn man schon lange vorhatte, seinen Garten neu anzulegen oder mal Klettern zu gehen, dann ist davon auszugehen, dass diese zusätzliche Freizeit nicht unzufrieden macht. Aber wenn man nur ein begrenztes Interesse an Sachen, die man in der Freizeit machen kann, hat, dann bringt einem diese zusätzliche freie Zeit gerade nichts. ZaS: Freizeit macht also durch Beschäftigung zufrieden? Schröder: Genau. Das gilt für die Menschen, die viele Freizeitinteressen haben und dann umso zufriedener sind, je mehr Freizeit sie haben. Und erzwungene Freizeit ist aber noch einmal etwas anderes. Es gibt kaum etwas, was so schlimm für die eigene Lebenszufriedenheit ist, wie arbeitslos zu sein. ZaS: Spannend ist auch, wie Sie den Zeitpunkt des Berufseinstiegs für junge Menschen bezüglich der Zufriedenheit genau definieren. So sei es gar nicht gut, zu früh in den Beruf zu starten. Männer sollten erst zwischen 28 und 32 Jahren, Frauen zwischen 22 und 28 Jahren einen Vollzeitjob übernehmen. Steht diese Aussage nicht im klaren Widerspruch zur verkürzten Schulzeit und dem damit aufgebauten Druck? Schröder: Es ist auch hier so: Ich kann die Dinge aufzeigen und belegen, aber die Hintergründe nur vermuten und nicht beraten. Zum einen gilt, mit jedem Jahr zusätzlicher Bildung verdient man in der Regel später auch mehr und je besser ist später vielleicht der Job. Das macht zufriedener. Zudem ist die Zeit, in der man zur Schule geht, studiert oder in Ausbildung ist, für die allermeisten eine glückliche und zufriedene Lebensphase. Interessanterweise haben mir Wirtschaftsmanager bestätigt, dass es ihnen wichtiger ist, dass jemand mal ein Jahr in Uruguay war oder durch die Welt

gereist ist nach dem Abi, als jemand, der alles immer ganz schnell am Abreißen war. Diese Haltung, möglichst schnell fertig zu werden, um rasch in den Beruf rein zu kommen, scheint also eher so ein Mythos der Schulen zu sein. ZaS: Was natürlich jeden interessiert: In welchem Land sind die Menschen am zufriedensten? Da rangieren überraschenderweise Mexiko und Kolumbien an der Zufriedenheits-Spitze, Länder, die für Drogenkriminalität und eher für Armut stehen, und Deutschland dümpelt in der Mitte. Schröder: Mich hat das auch erstaunt. Es scheint, als ob es zwei „Arten von Glück“ gibt. Länder wie die Schweiz oder Norwegen machen alles „richtig“. Die Menschen dort vertrauen sich, es gibt eine soziale Absicherung und das Gesundheitssystem ist gut. Da überrascht es wenig, dass die Menschen dort sehr zufrieden sind. Und dann gibt es Länder, wo gar nicht alles so toll ist, und die Menschen trotzdem zufrieden sind. Einschränkend muss man aber sagen, es gibt auch Länder, wo die Menschen sehr arm sind und das Leben wirklich schlimm ist, Beispiel Burkina Faso oder Afghanistan. Der Unterschied zu Mexiko oder Kolumbien ist auch, so unbefriedigend diese Antwort auch ist, dass es dort wohl eine andere Mentalität gibt. Als Regel kann man aber festhalten: Armut ist keine Garantie dafür, unglücklich zu sein, aber Reichtum ist quasi eine Garantie, um zufrieden zu sein. Es gibt kein einziges Land, in

dem jede Person etwa 1200 bis 1500 Euro im Monat hat, und wo nicht auch gleichzeitig ein relativ großer Teil der Bevölkerung zufrieden ist. ZaS: Also spielt doch das Geld eine entscheidende Rolle. Sie hatten den Zufriedenheitsfaktor ja aber eigentlich mehr am Gefühl der eigenen Freiheit und eigenen Kontrolle festgemacht? Schröder: Genau, aber letztlich zeigt sich, es geht eigentlich gar nicht um die wirkliche Kontrolle, sondern um die gefühlte. Daher rührt der verrückte Zustand, dass Chinesen meinen, mehr Kontrolle über ihr Leben zu haben als beispielsweise Franzosen. Auf dieses Muster trifft man generell immer wieder in der Glücksforschung. Die Ansprüche steigen unfassbar schnell. Jemand in China sagt vielleicht, seine Eltern wurden umgebracht, weil sie die falsche Meinung vertraten, aber er kann zu Hause mit Freunden über Politik diskutieren. Das fühlt sich relativ frei an. In Deutschland dagegen bekommt man, wenn man nach einer Geburt zu Hause bleibt, nur zwei Drittel seines Gehalts, keine 100 Prozent. Das fühlt sich unfair und weniger frei an. ZaS: Wie wirkt sich bei uns der Vergleich mit der Elterngeneration aus? Schröder: Wenn jemand beispielsweise 1970 in Deutschland geboren wurde, dann konnten dessen Eltern ihr Einkommen noch ungefähr vervierfachen gegenüber der Großelterngeneration. Die Person selbst, die dann heute 50 Jahre alt wäre, hat das aber nicht geschafft. Ihr war es höchstens möglich, das Einkommen um 50 Prozent zu steigern. Reiche Länder werden eben langsamer reich als arme Länder. Wenn das Lebens­niveau nicht so drastisch steigt, kann man

eben den Eindruck gewinnen, uns geht es nicht mehr so schnell besser. ZaS: Sie verwenden jetzt in einem Atemzug die Worte Glück und Zufriedenheit. Sehen Sie da keinen Unterschied? Schröder: Da gibt es einen konzeptuellen Unterschied. Per se kann man sagen, wer mit seinem Leben glücklich ist, der ist auch fast immer mit seinem Leben zufrieden und umgekehrt. Es sind aber zwei unterschiedliche Sachen mit unterschiedlichen Folgen. Wir schauen unser Leben an und überlegen, wie wir es gerne hätten. Wenn der Unterschied nicht so groß ist, dann ist man zufrieden. Glück ist etwas viel emotionaleres. Man horcht sozusagen in sein Herz. Glück ist von vielen Faktoren abhängig und schwer messbar. Insofern ist Zufriedenheit eigentlich ein besserer Maßstab, weil es nicht ein so irrationales, schwankendes, kommendes und gehendes Konstrukt ist wie Glück. Ein zufriedenes Leben zu führen, ist ein Anspruch, den man wirklich haben und nach dem man suchen kann. Ob man aber den Anspruch haben sollte, immer ein glückliches Leben zu suchen, ist schon schwieriger. Interview: Barbara Breitsprecher

Q Martin Schröder, Wann sind wir wirklich zufrieden? Überraschende Erkenntnisse zu Arbeit, Liebe, Kindern, Geld, C. Bertelsmann Verlag München 2020, 20 Euro

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FREIBURG

STADT

Samstag, 9. Mai 2020

Samstag, 9. Ma

Einfinden auf P1

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Ausgabe 288 am 9. M

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Schulbesuch in Coronazeiten: Drei Beispiele, welcheSamstag, Maßnahmen 9. Mai 2020 Schulen und Kommunen ergriffen haben. Von Barbara Breitsprecher

Landmarkt mit Hofbäckerei täglich von 8 - 20 Uhr Bachstrasse 6 . D-79258 Hartheim-Feldkirch . www.bohrerhof.de

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nter unwirklichen Umständen wurden die Schulen vergangene Woche erstmals während der Corona-Pandemie für die höheren Klassen wieder geöffnet. Noch vor kurzer Zeit wären diese Lernbedingen unvorstellbar gewesen. Eintreffen der Schülerinnen und Schüler auf vorgegebenen, begrenzten Plätzen vor der Schule (P1, P2 etc), 1,50 Meter Abstand wahren, Mundschutz tragen. Mehrere Lehrkräfte überwachen das Ganze und leiten die Gruppe schließlich im Gänsemarsch in die Schule. Dort muss jeder erst einmal die Hände desinfizieren und dann auf genau vorgegebenen Wegen ein bestimmtes Klassenzimmer aufsuchen, dessen Türe nicht geschlossen wird, um Luftzirkulation sicherzustellen. So sieht ein Schulbesuch in Coronazeiten aus. Erst wenn alle Schülerinnen und Schüler der geteilten Kurse in großem Abstand voneinander sitzen, dürfen sie den Mundschutz abziehen. Die Lehrerinnen und Lehrer bleiben hinter einer Linie in einiger Entfernung zu ihren Schülern und Schülerinnen. In jeder Pause müssen alle raus, dann kommt das Reinigungspersonal und desinfiziert alle Tische

und Türklinken. Eine (Unterrichts-) Situation, die durchaus Beklemmung hervorrufen kann. Die Schulen in Freiburg wurden mit ausreichend Handseife, Einmalhandtücher und Handdesinfektionsmittel ausgestattet. Zusätzlich wurde vieles neu organisiert, zum Beispiel Einbahnstraßensysteme und geöffnete Klassenzimmertüren. Alles war eine gemeinschaftliche Arbeit des Amtes für Schule und Bildung, Schulleitungen und Gebäudemanagement Freiburg. Jeder hat einen Teil der Aufgaben übernommen. Die Stadtverwaltung Emmendingen hat an den Schulen die Papierhandtuchspender in allen Klassenzimmern überprüft beziehungsweise angeschafft, ebenso Seifenspender. Papierhandtuchspender wurden in den Toiletten installiert, falls dort nur ein Handfön vorhanden war. Flächendesinfektionsmittel wurden zusätzlich zu den üblichen Reinigungsmitteln bereitgestellt

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und ein besonderes Augenmerk wird vom Reinigungspersonal auf die Reinigung von Türklinken und Griffen, auch bei Treppen- und Handläufen, Lichtschaltern, Tischen, Telefonen, Kopierern, ebenso wie Computermäuse und Tastaturen sowie Toiletten gelegt. Dafür wurde das Reinigungspersonal durch die Stadtverwaltung speziell instruiert. Die individuelle Lösungen zur Wegeführung, zum Beispiel das Aufstellen von Raumteilern und Wegweisen, wurde von den Schulen selbst organisiert. In Waldkirch brachten die Sekretärinnen und Hausmeister im ganzen Schulgelände Plakate, Wegmarkierungen, Absperrungen, Sitzmarkierungen und Abstandmarkierungen an. Außerdem wurden Aus- und Eingänge sowie Pausenbereiche definiert und Pläne für jede Gruppe in allen Bereichen erstellt. Die Reinigungsintervalle wurden ebenfalls verkürzt. Die Stadtverwaltung stellte Plexiglasabtrennungen für das Sekretariat, zusätzliche Masken sowie einige wenige zusätzlich nötige Handtuchspender bereit. Für das Abitur werden außerdem in einer Sporthalle Tische und Stühle aufgestellt und ebenfalls entsprechende Markierungen angebracht.

TICKER

Füreinander. Miteinander. Mit der räumlichen Nähe ist es gerade schwierig. Wir sind trotzdem für Sie da. Wenn nicht vor Ort, dann online, per App, Email oder Telefon. Alle Informationen finden Sie hier: www.sparkasse-freiburg.de #gemeinsamdadurch Bleiben Sie gesund! Ihr Sparkassen-Team

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Gemeinsam da durch.

Hotline für Familien

Stadtbahnausbau bis 2030 geplant

Keine Beiträge für Kitas derzeit

Mit einer Hotline für Familien bietet die Stadtverwaltung Freiburg eine direkte und unkomplizierte Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche für alle Fragen des Alltags in der Corona-Krise. Unter Tel. 0761 / 201 - 8888 ist das Team der Beratungshotline immer montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr erreichbar. Alternativ können sich Ratsuchende per Mail an pb-leisnerstrasse@stadt.freiburg.de wenden. Das Angebot richtet sich auch an Fachkräfte und Personen, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern.

Bis 2030 soll die Stadtbahn in Freiburg weiter ausgebaut werden. Priorität hat zunächst die Stadtbahnverlängerung Littenweiler, die neuen Stadtbahnen Dietenbach und Messe sowie eine Machbarkeitsstudie Stadtbahn St. Georgen. Dafür will die Stadtverwaltung höhere Förderquoten von Bund und Land nutzen. Letztlich muss die Finanzierbarkeit dieser Projekte aber durch gesonderte Baubeschlüsse sichergestellt werden. Laut Umweltbürgermeister Martin Haag hat der Bund angekündigt, die Fördermittel in den nächsten Jahren zu versechsfachen und auch das Land wolle die Mittel erhöhen.

Die Stadt Freiburg setzt für den Monat Mai erneut wie im April die Elternbeiträge für städtische Kitas, Schulkindbetreuung, Horte und Kindertagespflege aus. Ausgenommen sind Beiträge für Kinder, die die Notbetreuung an Kitas oder in der Kindertagespflege nutzen: Für Kinder, die bis zu 50 Prozent der vereinbarten Betreuungszeit in Anspruch nehmen, zahlen Eltern die Hälfte des regulären Beitrags. Wurde die Notbetreuung für mehr als 50 Prozent der regulär vereinbarten Betreuungszeit genutzt, ist der volle Elternbeitrag zu leisten.


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LEBEN

TIPPS

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SeniorInnen

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für

Es geschah in Freiburg

Neue Menschen kennen lernen und Samstag, 9. Mai 2020 über interessante Themen sprechen, das ist in Coronazeiten schwierig geworden. Deshalb findet am Donnerstag den 14. Mai von 14 bis15.30 Uhr ein Online-Gesprächskreis für SeniorInnen satt. Die TeilnehmerInnen schlalten sich von zu Hause aus per Internet zu. Bei Bedarf gibt es die Möglichkeit, sich Schritt für Schritt am Telefon erklären zu lassen, wie das geht. Technische Voraussetzung: Internet und Computer oder Tablet. Thema des Treffens ist: „Was bedeutet Corona für Klimaschutz und Demokratie?“ Anmeldungen unter: freund@kommunikation-und-medien.de Das Angebot ist kostenlos. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: das Atelier-Angebot des JugendKunstParkour findet aufgrund der Coronakrise in diesem Jahr digital statt. Seit 13. April bis Mitte Juni warten wöchentlich neue Aufgaben, Anregungen und Aktionen auf kunsthungrige Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die zum Motto »Grenzenloswerden« zuhause künstlerisch kreativ werden möchten. Jeden Montag starten die Atelierleiterinnen und -leiter sowie die Orgagruppe hierzu verschiedene Aktionen auf Instagram und Facebook. Projekte in bildender Kunst und Fotografie, eine gemeinschaftliche Texturfotosammlung unter dem Hashtag »#Detailblick«, die anschließend zum Logo der Aktion zusammengefügt werden soll, sowie diverse Bilderrätsel und mehr gibt es hier. Ein Highlight versprechen die

Homeoffice bringt neue Herausforderungen mit sich: Oft sind die Paare samt Kindern zu Hause und teilen sich den Schreibtisch. Alleinerziehende müssen alles alleine meistern. Bei einem einstündigen Live-Webinar am 14. Mai um 19 Uhr bietet die Kontaktstelle Frau und Beruf bietet Tipps zu einem gesunden und wirksamen Umgang mit dem Homeoffice. Referentin ist die Politikwissenschaftlerin, Soziologin und systemische Moderatorin Dagmar Wirtz. Eine Anmeldung unter www.frauundberuf.freiburg.de ist erforderlich.

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Frisches Obst und feldfrisches Gemüse

Alles was es für ein leckeres Spargelessen braucht, gibt es in dem großzügig gestalteten Landmarkt Bohrerhof in Hartheim. Das Einkaufen von frischem Gemüse und Obst ist hier eine Freude – und natürlich werden die vorgeschriebenen Hygienestandards eingehalten und werden Handwasch- und desinefektionsmöglichkeiten geboten. neben dem frisch geernteten Gemüse bietet der Bohrerhof ein erweitertes, regionales Lebensmittelsortiment sowie eine hofeigene Bäckerei und Konditorei mit feinen Brotsorten und Kuchen. Die Brote werden vom hofeigenen Bäckermeister täglich frisch hergestellt, mit 24 Stunden Teigführung und ohne Verwendung

von Zusatzstoffen. Das Mehl stammt ausschließlich aus der Region. Geradezu berühmt ist der Bohrerhof für seinen feinen Spargel. Es gibt ihn nun wieder in allen Sortierungen und Preisklassen, wie immer frisch vom Feld und wahlweise auch bereits geschält. Damit bietet sich für alle Spargelliebhaber die Möglichkeit dieses besondere Frühlingsgemüse zu genießen, auch wenn das beliebte Spargelrestaurant derzeit voresrt noch wegen der Coronakrise geschlossen ist. ■ Bohrerhof Bachstraße 6, 79258 Hartheim, Tel.: 07633/92332110; www.bohrerhof.de

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■ Diebe, Mörder, Galegenstricke. Es geschah in Freiburg, Hrsg. Anne Grießer, Wellhöfer Verlag Mannheim 2020, 12,95 Euro

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Ausgewogen ernähren täglich mit einer heißen Mahlzeit Zu einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung gehört eine tägliche warme Mahlzeit. Das empfiehlt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eine abwechslungsreiche Ernährung kann dazu beitragen, die Gesundheit ein Leben lang zu fördern bzw. zu erhalten. Eine vollwertige Ernährung liefert lebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe in ausreichender Menge. Kein Lebensmittel allein enthält alle Nährstoffe, die der Körper benötigt, daher kommt es auf eine abwechslungsreiche Ernährung an. Die DGE empfiehlt, täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu essen. Das senkt das Risiko für Herz-Kreislauf- und andere Erkrankungen. Zudem sollten täglich rund 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich genommen werden. Am besten Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee. „Gerade um Krankheiten vorzubeugen, ist eine ausgewogene

Foto: © apetito

Tipps für Homeoffice

Assoziationsketten und Reaktionsnetzwerke zu den Themen Sound, Text und Aktionskunst zu werden. Darüber hinaus soll es auch eine kleine Trickfilmwerkstatt DIY in Zusammenarbeit mit Blackwood Films geben. Von den zuhause entstandenen Kunstwerken können pro Kunstwerk drei Fotos an jukupa.freiburg@gmail.com geschickt werden. Auf einem der Fotos sollte die Künstlerin oder der Künstler selbst mit ihrem oder seinem Kunstwerk zu sehen sein. Die Fotogalerie wird auf www.jugendkunstparkour-freiburg.de und zum geplanten Abschlussfestival des JugendKunstParkour am 17. und 18. Juli – analog oder digital – präsentiert. Die Teilnahme am JugendKunstParkour online ist komplett kostenfrei.

Vergangenes Jahr wurde der Freiburger Krimipreis zum Thema „Wahre Verbrechen aus 900 Jahren Freiburger Stadtgeschichte“ ausgeschrieben. Spannende Stories kamen dazu herein - kaum zu glauben, wie viele skurrile und ergreifende Kriminalfälle sich in 900 Jahren so ansammeln! Die drei Gewinner – Katja Segin aus Paderborn mit „Kinderhexe“, Sabine Frambach aus Mönchengladbach mit einem Bischofsmord und Curt Bilissi aus Frechen mit „Marias Rolle“ – sollten im Mai 2020 im Rahmen des Stadtjubiläums bei einer öffentlichen Preisverleihung im Polizeirevier Nord geehrt werden und ihre Siegergeschichten vorlesen. Doch das fällt nun wegen der Coronakrise aus. Unabhängig davon gibt es jedoch wieder eine Anthologie zum Wettbewerb, die vor kurzem im Wellhöfer-Verlag erschienen ist. Im Herbst soll es dann Stadtspaziergänge mit Lesungen zu den verschiedenen Tatorten mit der Herausgeberin Anne Grießer geben.

Eine warme Mahlzeit schmeckt und ist wichtig für das persönliche Wohlbefinden. Ernährung wichtig“, so Dr. Doris Becker, Leiterin der Ernährungswissenschaft und -beratung bei apetito. Ein heißes Mittagessen trägt zusätzlich zum persönlichen Wohlbefinden bei. Für alle, die sich den Aufwand des Kochens ersparen möchten, liefert die Landhausküche von apetito Mittagsgerichte heiß ins Haus. Die Speisenkarte bietet eine Auswahl

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Wenn die Zeit reif ist für „ein Stück Mut“ Öffnungsdiskussionsorgien. Nach den ersten zaghaften Lockerungen von Bund und Ländern knirschte es immer lauter. Denn plötzlich waren die Vergleiche da: Warum dürfen wir nicht, was andere dürfen? Angela Merkel wollte „Kritik und Widerspruch“. Nun überlässt die Kanzlerin weitgehend den Ländern die neuen Lockerungen. Von Michael Zäh

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er Faktor Zeit ist in vielerlei Hinsicht ungleich. Es kann um die Zeit gehen, die Geld sei, oder um die Zeit, die verschwendet wird. Es kann um Lebenszeit gehen. Und „mit der Zeit“ zeigt sich manches, das anfangs noch verborgen blieb. Manche meinen ja, dass die Zeit alle Wunden heile. Das könnte man auch zynisch verstehen. Andere sagen, dass sich der Mensch an alles gewöhnt, also wenn es nur lang genug so ist, wie es ist. Und es kann ja stimmen, dass es eine Zeit vor Corona sowie eine Zeit nach Corona gegeben haben wird. Im Hier und heute geht es aber um die Zeit mit Corona. Hier heilen die Wunden nicht, sondern werden Tag für Tag größer: In der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Kultur, im Sport, ja überhaupt in allem, was Menschen in dieser Corona-Zeit durchmachen. Der Schaden, der momentan für viele Menschen angerichtet wird, häuft sich ins Unermessliche. Und das wird mit der Zeit nicht besser werden, sondern immer schwerer zu ertragen.

Die Zeit drängt. Das tut sie ja immer, aber derzeit umso mehr. Denn die Menschen in Deutschland (auch in Europa und der Welt) werden sich nicht daran gewöhnen können, dass sie eingesperrt werden. Nicht auf unbestimmte Zeit. Und wenn alles von der Verbreitung des Corona-Virus abhängt, ist die Zeit eben unbestimmt. Die Menschen werden es mit jedem Tag, den es länger andauert, umso weniger akzeptieren können, dass sie sich nicht mit Verwandten, Freunden, auch in größeren Gruppen treffen dürfen. Denn zum Menschsein gehört es dazu, unter Menschen zu sein. Ja sogar, auch wenn dies heute wie ein aussätziger Satz klingt, gehört zum Menschsein dazu, dass sich Menschen umarmen, zusammen tanzen und schunkeln. Körperliche Kontakte, um es krass zu sagen, fördern ja nunmal den Fortbestand der Menschheit. Es mag sein, dass es derzeit nicht die Zeit ist, dies zu erwähnen. So hat Angela Merkel am 23. April in ihrer Regierungserklärung zwar erneut um größtmögliche Geduld gebeten, aber


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zurückkehren dürfen? Die neuen Lockerungen sehen nun vor, dass die Notbetreuung in den Kitas ausgebaut wird. Und stimmte es wirklich, dass die Gastronomie potenziell ansteckender ist als der Blumenladen, der (zum Glück!) wieder öffnen durfte? Da gab es doch kreative Bemühungen in Kneipen und Restaurants, um dann alle Leute hinter Plexiglas-Scheiben quasi in durchsichtige Separees zu schicken. (Man wäre ja neugierig, welche Orgien sich dahinter abhalten ließen, also ungefähr das, was man früher Unterhaltung nannte.) Die Zeit

hat Druck gemacht und deshalb haben nun einige Bundesländer erlaubt, dass auch die Gastronomie wieder öffnen kann. Es gibt noch viele Bereiche, die man sozusagen „umgedeutet“ hatte: Kontaktsperren für Jugendliche sind eigentlich eine Zumutung, aber wegen Corona sind es nun die Jugendlichen, die angeblich die Zumutung für die Gesellschaft darstellen, weil sie sich gerne treffen wollen. Vereinsamte Menschen sind derzeit völlig isoliert, viele sehr alte Menschen sterben in Pflegeheimen ohne den Beistand und

die Anwesenheit ihrer Nächsten. Ja und Millionen Menschen fürchten um ihren Job und ihre Existenzgrundlage. Das alles hat mit der Zeit viel Druck aufgebaut. Viele Fragen wurden drängender, weil sie nicht dadurch schon beantwortet sind, dass die Corona-Pandemie es bestimme. Kanzlerin Merkel fand noch am 23. April die Lockerungen in manchen Bundesländern „zu forsch“. Sie befürchtete, dass dadurch die bis dahin erzielten Erfolge im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus in Deutschland schnell zunichte gemacht werden könnten. Das kaufte man ihr auch ab. Doch ihr Credo, dass „Kritik und Widerspruch nicht nur erlaubt“ seien, „sondern eingefordert und angehört werden“ sollen, umfasst eben auch andere Fragen als jene der Verbreitung des Virus. Merkel weiß auch das. Nun gibt sie nach und übertrug am 6. Mai die Verantwortung weitgehend an die Länder und deren Minister. Merkel sagte: „Wir können uns ein Stück Mut leisten.“ Es war höchste Zeit, dass eine grundsätzliche Entscheidung kommt. Und diese Entscheidung betrifft die Zeit und was man daraus machen will. Denn es zeichneten sich zwei Varianten ab, im Kampf gegen Corona. Entweder jetzt, noch am Anfang der Pandemie länger strikte Regeln einhalten, um danach wieder voll öffnen zu können, oder in ständigen Wellen zwischen Lockerungen und Lockdowns zu leben, die sich nach der Corona-Verbreitung richten werden. Die Beschlüsse für „ein Stück Mut“ sind die zweite Variante, mit einem „Notfallmechanismus“, also der Zahl an Neuinfektionen, die dann wieder alle Beschränkungen aktiviert. Die Zeit war wohl reif für „ein Stück Mut“, weil aktuell der Verlauf der Pandemie es hergab. Nun tastet sich Deutschland voran, mit unterschiedlichen Lockerungs-Szenarien in den Ländern. Angela Merkel zieht sich aus der Debatte zurück, ohne Orgie.

Illustrationen: Viktor Lukanow

auch gesagt: „Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung.“ Und eine solche Situation sei „nur akzeptabel und erträglich, wenn die Gründe für die Einschränkungen transparent und nachvollziehbar sind, wenn Kritik und Widerspruch nicht nur erlaubt, sondern eingefordert und angehört werden, wechselseitig“. Okay, das war keine Botschaft an die Ministerpräsidenten des Landes, denen Kanzlerin Merkel tags zuvor ja noch „Öffnungsdiskussionsorgien“ vorgeworfen hat (wobei man gerne wüsste, ob für Merkel die Orgien schon dort beginnen, wo andere sich nur mal gerne die Speisekarte bringen lassen würden). Nein, Merkel meinte wohl das Volk, und zwar „im Großen und Ganzen.“ Tja, und tatsächlich knirschte es immer lauter, nachdem erste eher zaghafte Lockerungen von Bund und Ländern eingeführt wurden. Denn plötzlich waren Vergleiche da. Und die Frage: Warum dürfen wir nicht, was andere dürfen? Warum durften zunächst Gläubige wegen der Corona-Krise nicht in die Kirche, aber nebenan standen die Leute am Baumarkt an? Das war nunmal keine unberechtigte Frage, da man bei einem durchschnittlichen Gottesdienst in einer gottgewollt groß gebauten Kirche das Abstandsgebot leichter umsetzen kann als dies beim Friseur um die Ecke möglich ist. Heißt dies dann, dass Frisur systemrelevant ist, der Gottesglaube aber nicht? Nun ja, weil das mit der Zeit drängender wurde, gab es nun auch Lockerungen für Gläubige. Und wieso durfte der Laden mit bis zu 800 Quadratmeter wieder öffnen, aber der mit 801 Quadratmetern sollte dicht bleiben? Mit Beschluss vom 6. Mai haben Bund und Länder dies nun geändert: Alle Geschäfte dürfen wieder öffnen. War es wirklich gerechtfertigt, dass Kitas noch Monate geschlossen bleiben sollten, während ältere Kinder in die Schule


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ZAHNGESUNDHEIT

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„Wir sollten daraus auch lernen“ Zahnarztehepaar Andrea und Dr. Kambiz Dibah: In Zeiten von Corona stehen Ärzte, die direkt am Kopf ihrer Patienten arbeiten, weit vorne an der Front. Das soziale Konzept von „Robin Tooth“ gibt es seit 17 Jahren - das ist solidarisch!

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r. Kambiz Dibah kämpft in Zeiten von Corona weit vorne an der Front. Er sagt aber: „Es sind die Ärzte, die Covid19-Patienten behandeln, die wirklich voll im Risiko stehen. Da sollten wir uns als Zahnärzte nicht in die erste Reihe stellen.“ Weil er für ausreichend Desinfektionsmittel, Mundschutz und Handschuhe gesorgt hatte, hat Dr. Dibah sich mit seinen Mitarbeitern darüber verständigt, dass er seine Zahnarztpraxis, die er seit nun über 17 Jahren in der Habsburgerstraße betreibt, auch in diesen schwierigen Zeiten weiter geöffnet hat. „Als Arzt kannst du ja nicht als erster das sinkende Schiff verlassen“, so Dr. Dibah. Da er wie seine HNO-Kollegen oder auch Augenärzte als Zahnarzt nunmal direkt am Kopf seiner Patienten tätig ist, weiß er um das Risiko. Und weist auf andere Menschen hin, denen es ebenso geht.

Zahnimplantat in der Regel für unter 990 Euro „Wenn man jetzt die Kassiererin im Supermarkt, den Pfleger oder auch den Polizisten sieht, dann sollte man daraus auch lernen. Nur Lob allein reicht da nicht. Es geht darum, auch nach Corona mit den Menschen solidarisch zu sein, deren Bedeutung man jetzt so klar erkennt“, so Dr. Dibah. Und tatsächlich hat sich Dr. Dibah lange vor der Corona-Pandemie für genau diese Gruppe stark gemacht So sagte er bereits 2019 in der ZaS: „Wir müssen uns als Gesellschaft insgesamt und alle miteinander fragen, was wir wollen. Wenn zum Beispiel in Freiburg die Mieten so hoch sind, dass sich das viele Menschen gar nicht mehr leisten können, dann verändert sich doch auch das Bild insgesamt. Wenn da der Polizist, die Verkäuferin im Supermarkt, der Müllwerker oder die Zahnarzthelferin gar nicht

Moderne Praxis mit Fensterblick: In der Habsburgerstraße 103 ist das Zahnarzt-Ehepaar Dibah seit über 17 Jahren tätig

mehr in der Stadt leben können, in der sie doch arbeiten, was heißt das dann für uns alle?“ So ist Dr. Dibah gespannt, ob nach den doch tiefgreifenden Erfahrungen mit der Corona-Pandemie ein Umdenken stattfinden wird. Er selbst hat sich ja in seinem Bereich in den letzten 17 Jahren den Ruf als „Robin Tooth“ erworben, eben aufgrund seines sozialen Konzepts. Das Zahnarztehepaar Andrea und Kambiz Dibah hatte schon bei der Eröffnung ihrer Praxis das Ziel, die Basisleistungen im Rahmen dessen anbieten zu können, was die Kassen bezahlen. So verlangt man in der Dibah-Praxis beispielsweise für Zahnreinigung, Wurzelbehandlung und Kunststoff-Füllungen keinerlei Zuzahlung. Als dies gut gelang, kam vor zehn Jahren der nächste Schritt: Das Ehepaar Dibah hat für ihr soziales Konzept eine hauseigene Kalkulation aufgestellt. Und nach dieser Kalkulation gelingt es ihnen in der Regel, die Kosten für ein Implantat bei ca. 990 Euro anzusetzen (Einzelzahnversorgung auf ein Implantat okklusal verschraubt aus NEM (CoCrMo-Legierung) und vollständig Keramik verblendet. Hiervon wird dann jeweils noch der Zuschuss, abgezogen den die Kassen übernehmen, und der je nach Situation verschieden hoch ausfällt. „Momentan liegt der gesetzliche Festzuschuss in der Regel zwischen 336,50* Euro bis zu 973,06* Euro. Das bedeutet, dass der Eigenanteil für den Patienten

in der Regel zwischen ca. 25,94* Euro und ca. 662,50* Euro liegen kann“, erklärt Dr. Dibah. (Die Zahlenangaben richten sich nach aktuellen Punktwerten der Krankenkassen und weichen in der Regel nur geringfügig ab).

Wir müssen uns fragen was wir insgesamt wollen Schlanke Strukturen, geschickter Einkauf des hochwertigen Materials und ambitionierte Mitarbeiter sind die Basis seines Konzeptes. „Wir sind extrem straff organisiert, arbeiten effizient. Und klar, unser Konzept hat auch seinen Preis: Wir müssen eben ein paar Stunden länger arbeiten“, führt Dr. Dibah aus. Das kommt an. Neben der Firma “Camlog“ hat er auch die weltweit renommierte Firma “Straumann” (mit Hauptsitz in Freiburg) sowie „Nobel Biocare“ als Partner gewonnen, deren Implantate bester Güte er

verarbeitet. Der Ritterschlag für Robin Tooth! Und das Ehepaar Andrea und Kambiz Dibah macht auch klar: „Wenn ich ein Luxusambiente schaffen will, mit goldenen Türklinken und Marmorböden, dann kann mein Konzept nicht klappen. Am Ende des Tages zahlt jemand den Luxus – das sind die Patienten.“ Und jetzt, in den Zeiten des Virus, wo überall Knappheit herrscht, kommt Dr. Dibah die straffe Organisation zugute. *Ein Festpreis für einen Patienten kann nie pauschal angegeben werden, da die Kosten je nach Fall, Zuschuss und Behandlungsumfang individuell kalkuliert werden müssen.

n Zahnärzte Andrea Dibah und Kambiz Dibah, Telefon 0761-35594, mail@zahnarztpraxis-dibah.de www.robin-tooth.de

Eingespieltes Team seit Jahren: Zahnärzte Andrea Dibah (zweite von links) und Kambiz Dibah mit ihren Zahnarzthelferinnen


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auch die Trauerfachkräfte nur noch eingeschränkt für die Hinterbliebenen da sein. Was können Trauernde nun trotz der schwierigen Umstände für sich tun? Besonders wichtig ist es, weiterhin Kontakte aufrecht zu erhalten, sei es durch Telefongespräche, E-Mails, Messenger-Dienste oder sonstige Kanäle. Hilfreich sind unter anderem auch feste Routinen und die Sorge für das körperliche Wohlbefinden, zum Beispiel durch Bewegung an der frischen Luft. Heidi Müller, Hildegard Willmann, Ruthmarijke Smeding, Urs Münch und Birgit Wagner informieren im Portal www.gute-trauer.de regelmäßig darüber, wie Trauernde mit der aktuellen Situation umgehen können. Darüber hinaus geben sie Menschen aus dem sozialen Umfeld der Trauernden Ratschläge an die Hand, wie sie füreinander da sein können. ©Foto: Aeternitas e.V.

Der Tod stört unsere geschäftige Sorglosigkeit.

quenzen mit sich. So ist es Personen nicht gestattet, in größeren Gruppen zusammenzukommen. Das hat Auswirkungen darauf, wie Menschen derzeit den Verlust einer Bezugsperson erleben. Beispielsweise finden Beerdigungen, wenn überhaupt, nur noch in sehr kleinem Kreise statt. Auch (Kondolenz-) Besuche bei den Betroffenen sind kaum mehr möglich. Darüber hinaus können

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In Baden-Württemberg dürfen nicht mehr als fünf Personen sowie weitere direkte Verwandte, häusliche Gemeinschaften, Ehe- oder Lebenspartner teilnehmen. Zulässig sind dabei Erdund Urnenbestattungen sowie Totengebete unter freiem Himmel. Der oder die Geistliche bzw. Trauerredner oder Trauerrednerin ist auf den teilnehmenden

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versehen. Das hat den Vorteil, dass das Bad fugenlos ist und damit sehr reinigungsfreundlich wird. Dusche oder Wanne – was ist ratsam im kleinen Bad? Heute wird bei der Sanierung oft die Badewanne ausgebaut und dafür eine große Dusche installiert. Aber es gibt auch Alternativen, wie die Wanne mit eingebauter Duschzone oder die Wanne mit Tür – bei dieser Version kann man baden und eben nach Bedarf auch duschen.

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ie Heizung nicht voll aufdrehen, nicht zu lange duschen, das Licht ausschalten, wenn man aus dem Raum geht – so stellen sich viele Menschen Energiesparen zu Hause vor. Dabei gibt es auch Methoden, die weniger Aufmerksamkeit erfordern und trotzdem die Energiekosten senken. Welche das sind, verrät das städtische Umweltschutzamt am Montag, 11. sowie am Freitag, 15. Mai, wenn Hausbesitzerinnen und -besitzer in Freiburg zu einem Online-Fachseminar und individuellen Beratungen um die Themen Wärmedämmung und Photovoltaik eingeladen sind. Eine dieser Methoden, die viele Vorteile mit sich bringen, ist die Wärmedämmung an Dach und Fassade. Wer sich dafür entscheidet, senkt seine Heizkosten, erhöht den Wohnkomfort, schützt die Bausubstanz und – weil die Heizung weniger Primärenergie braucht – auch das Klima. Im Zuge einer Wärmedämmung am Dach entschließen sich viele Hausbesitzer/innen auch

zur Installation einer Photovoltaik (PV)-Anlage, die klimafreundlichen Strom direkt für den eigenen Haushalt liefert. Häufig beklagen sie bei der Inbetriebnahme aber die Komplexität von steuerlichen Aspekten und oft werden die damit verbundenen Vorteile gar nicht vollständig erkannt und genutzt. Auch während des Betriebs oder des Weiterbetriebs nach Auslaufen der EEG-Förderung herrscht oft Unklarheit über steuerliche Faktoren. Mit zwei kostenlosen digitalen Informations- und Beratungsterminen will die Stadt Freiburg dieser Unklarheit fundiertes Wissen über

Wärmedämmung und steuerliche Aspekten von PV entgegen stellen. Den Auftakt bildet das Online-Fachseminar am 11. Mai, um 17.30 Uhr. Nach der Vorstellung des neuen städtischen Förderprogramms „Klimafreundlich wohnen“ referiert ein Energieberater über Wärmedämmung und Dachsanierung. Anschließend informiert ein Steuerberater über steuerliche Kriterien bei der Installation und dem Betrieb einer PV-Anlage. Am 15. Mai, ab 13 Uhr, finden persönliche Beratungen mit unabhängigen Energieberater/innen online oder telefonisch statt. Dabei werden Fragen von Hausbesitzer/ innen zu ihrem geplanten Sanierungsvorhaben beantwortet.

■ Anmeldungen für das OnlineFachseminar und die Beratungen sind kostenlos und online auf www.earf.de, per Mail an veranstaltung@energieagenturfreiburg.de oder telefonisch unter 0761/79177-17 möglich.

Meisterprämie ab jetzt Nach erfolgreicher Meisterausbildung: Landesprämie kann bei der Handwerkskammer beantragt werden

S

eit Mai kann in Baden-Württemberg nun die vom Handwerk schon lange geforderte Meisterprämie beantragt werden. Alle Absolventinnen und Absolventen, die seit dem 1. Januar 2020 ihre Meisterprüfung erfolgreich abgelegt haben, erhalten vom Land eine Prämie in Höhe von 1.500 Euro. Mit der Prämie soll die Meisterausbildung im Handwerk gestärkt und zur dringend notwendigen Fachkräftesicherung beigetragen werden. Allein im Kammerbezirk Freiburg legen jedes Jahr rund 400 junge Menschen ihre Meisterprüfung ab. „Die Meisterinnen und Meister leisten wichtige und wertvolle Arbeit, insbesondere für die Ausbildung. Außerdem ist der Meister eine wichtige – wenn nicht die wichtigste – Voraussetzung zur Übernahme und Führung eines Betriebes“, erläutert Kammerpräsident Johannes Ullrich. „Die Anerkennung und Wertschätzung der Meisterausbildung im Handwerk ist mir ein Herzensanliegen. Der Meistertitel steht für Qualität und Fachkompetenz“, ergänzt Ullrich. Es sei außerdem eine Tatsache, dass Meisterbetriebe länger am Markt

©Foto: HWK FR, Felix Risch

Klimafreundlich wohnen

Wärmedämmung ©exclusive-design - stock.adobe.com

keine halben sachen

bestehen als Betriebe ohne Meister. Mit der Meisterprämie investiert das Land also in kluge Köpfe und die wirtschaftliche Kraft von morgen. Um mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, braucht es starke Signale für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Ein solches kann die Meisterprämie sein, zumal sie die Wertschätzung für die Leistung von Handwerksmeisterinnen und -meistern ausdrückt. Längst sind Karriere- und Verdienstperspektiven vergleichbar mit einigen akademischen Bildungswegen. Es geht also insbesondere um den hohen Stellenwert der beruflichen Bildung.

Für Meistervorbereitungskurs und Meisterprüfung werden Gebühren erhoben und fallen teilweise hohe Materialkosten für ein Meisterstück an. Meisterinnen und Meister, die ihre Prüfung im Kammerbezirk Freiburg abgelegt haben, können die Prämie ab sofort bei der Handwerkskammer Freiburg beantragen. Der Antrag steht auf der Internetseite der Kammer www.hwk-freiburg. de/meisterpraemie zum Download bereit. Weitere eine Million Euro will das Land für die Meistergründungsprämie bereitstellen. Dieser Prämie soll es voraussichtlich ab dem dritten Quartal 2020 geben.


BERUF & KARRIERE

Samstag, 9. Mai 2020

MARKT

15

stag, 9. Mai 2020

Freiwilligendienst

am 9. Mai 2020

Horizont erweitern

Samstag, 9. Mai 2020

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Jetzt bewerben für ein FSJ 2020/2021.

Bessere Bedingungen Höhere Mindestlöhne, mehr Urlaubstage in der Pflegebranche: Von Mai an steigen die Löhne für Pflegefach- und Pflegehilfskäfte

G

ute Nachrichten für alle, die in der Alten- und ambulanten Krankenpflege arbeiten: Das Bundeskabinett hat den Weg für höhere Mindestlöhne und mehr Urlaub freigemacht. Gut 1,2 Millionen Menschen arbeiten in der Altenpflege. Ob Hilfskraft oder Pflegefachkraft: Für alle gelten künftig höhere Mindestlöhne. Das regelt eine Verordnung des Bundearbeitsministeriums, mit der sich das Bundeskabinett befasst hat. Für Pflegehilfskräfte werden ab 1. Mai 2020 die Mindestlöhne in vier Schritten bis zum 1. April 2022 auf im Osten und im Westen einheitliche 12,55 Euro pro Stunde steigen. Bereits ab dem 1. September 2021 wird es keine regional unterschiedlichen Pflegemindestlöhne mehr geben.

Die Pflegekommission hat darüber hinaus zum ersten Mal einen Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte und für Pflegefachkräfte festgelegt: Für qualifizierte Hilfskräfte mit einer einjährigen Ausbildung wird ab 1. April 2021 ein Mindestlohn von 12,50 Euro (im Westen) beziehungsweise 12,20 Euro (im Osten) gelten. Ab 1. April 2022 sind es dann in Ost und West 13,20 Euro. Pflegefachkräfte mit dreijähriger Ausbildung werden ab dem 1. Juli 2021 bundesweit mindestens 15 Euro erhalten, ab dem 1. April 2022 soll der Mindestlohn 15,40 Euro betragen. Zusätzlich zum gesetzlichen Urlaubsanspruch wird es für alle Beschäftigte in der Pflege weitere bezahlte Urlaubstage geben: bei

Beschäftigten mit einer Fünf-Tage-Woche für das Jahr 2020 fünf Tage. Für die Jahre 2021 und 2022 wird der Anspruch auf jeweils sechs zusätzliche Tage steigen. Die Pflegekräfte tragen eine große Verantwortung für das Leben und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Das zeigt nicht zuletzt auch die aktuelle Corona-Pandemie. Um dieser Verantwortung und Leistung gerecht zu werden und die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern, hatte die Bundesregierung zunächst im Juli 2018 die Konzertierte Aktion Pflege ins Leben gerufen. Mit der Verordnung des Bundesarbeitsministeriums setzt die Bundesregierung nun Empfehlungen der Pflegekommission um. Diese hatte höhere Mindestlöhne und mehr Urlaubstage empfohlen.

Wo und wie kann man sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bewerben? Bis wann sollte man sich bewerben? Was man bei einer Bewerbung für ein FSJ 2020 wissen sollte und wie der Ablauf ist: Eine FSJ-Bewerbung ist grundsätzlich unkompliziert. Wenn man ein freiwilliges Jahr im Herbst 2020 starten will, kann man sich ab sofort für das Kursjahr 2020/2021 bewerben. Damit man Platz in einem gewünschten Einsatzbereich für ein soziales Jahr findet, lohnt es sich, wenn man sich frühzeitig für ein FSJ bewirbt. Empfohlen wird, sich ein halbes Jahr im Voraus um ein FSJ zu kümmern. Doch teilweise ist es auch möglich, kurzfristig

innerhalb von vier Wochen ein FSJ zu beginnen. Auch Quereinsteiger haben während des Jahres zwischen November und Juni die Möglichkeit, ein FSJ zu beginnen. Der Bewerbungsablauf für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ist ganz einfach und erfolgt in vier Schritten: 1. FSJ-Platz selbst finden und direkt bei einer sozialen Einrichtung bewerben oder Hilfe und Beratung bei der Stellensuche nutzen 2. Bewerbungsgespräch und Probearbeitstag 3. Entscheidung und Vereinbarung 4. Einführungsnachmittag zum Freiwilligendienst

Teil haben. Teil sein. Teil haben. Teil haben. Teil Teil sein. sein. Teil haben. Teil sein.

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SPORT

FUSSBALL

Samstag, 9. Mai 2020

Samstag, 9. Ma

Ausgabe 288 am 9. M Samstag, 9. Mai 2020

Fotos: Witters

Signale in der Krise: Werden die Bayern nun Leroy Sané holen, oder doch Timo Werner, oder beide und noch viel mehr?

Es ist ein schiefer Schulterschluss Fußball-Bundesliga. Die Geisterspiele der Liga dürfen quasi auf Bewährung stattfinden. Die Absurdität besteht allerdings darin, dass der Fußball normalerweise ein Gemeinschaftserlebnis ist, und zwar für Spieler wie Zuschauer. Von Michael Zäh

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ie Bundesliga darf wieder spielen. Bund und Länder gaben dafür grünes Licht. Zuvor hatte die DFL zusammen mit denn Vereinen ein Hygiene-Konzept vorgelegt, das sich gewaschen hat, sozusagen. Es sieht unter anderem eine Menge Tests für Spieler, Trainer, Betreuer und allen Leuten darum herum vor. Und prompt kam es in der ersten Testreihe bei 1724 Tests zu zehn positiven Fällen. Daraufhin wurde heftig diskutiert, ob dies nun bereits das Scheitern des vorgelegten Konzeptes war oder umgekehrt ein Beweis für dessen Tauglichkeit. Nun hat sich die Politik dafür entschieden, dass Ballspielen auf Bewährung wieder möglich ist. Die Bundesliga startet am 15. Mai mit den sogenannten Geisterspielen. Noch ist uns nicht jedes Detail klar, wie das dann bei den Geisterspielen aussehen soll. Zum Beispiel wäre da die Frage: Wer holt den Ball, wenn der mal ins Aus geschossen wurde? Wird es Balljungen/Ballmädchen geben, wie in normalen Zeiten, die wie gute Geister stets eine Menge Bälle im Auge und jeweils einen von ihnen in Händen tragen? Oder müssen die Bundesliga-Kicker dann (wie im Amateurfußball üblich) über die Bande springen, um dem weit ins Aus getrudelten Ball hinterher zu hechten? Ja okay, das ist eine Nebensächlichkeit. Aber sie symbolisiert

so die eigentliche Frage: Ist denn Bundesliga-Fußball ohne Publikum überhaupt noch etwas wert? Also jetzt mal abgesehen von dem Umstand, dass die Vereine das TV-Geld brauchen, um nicht pleite zu gehen. Sind „Geisterspiele“ nicht irgendwie pervers? Die Absurdität besteht darin, dass der Fußball normalerweise ein Gemeinschaftserlebnis ist, und zwar für Spieler wie Zuschauer. Dies ist der Sinn des Spiels. Als gesellschaftliches Ereignis wie auch sportlich, wo es ja auch nicht völlig egal ist, ob ein Team mehr oder weniger von den Zuschauern unterstützt wird, ob es sich um Heim- oder Auswärtsspiele handelt, ob über 80.000 Zuschauer wie in Dortmund Rabatz machen. Und jetzt sind die Stadien leer, jedes Spiel geistert vor sich hin, als

fände es im Weltraum statt, quasi Space-Odyssee mit DesinfektionsFeeling. Hygienisch, könnte man sagen. Nicht nur sauber, sondern rein, wie ehemals ein Waschmittel warb. Aber eben: Ist das der Sinn des Kicks? Natürlich nicht. Wie in fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen heißt es zur Antwort: Ist ja nur vorübergehend! Da sollen sogar die Fangruppen schon signalisiert haben, dass sie das Geister-Konzept nicht gefährden wollen und daher darauf verzichten werden, sich in Scharen rund um die Stadien zu versammeln. Die Fans wollen so ihre Vereine retten, die das TVGeld brauchen. Das ist spektakulär. Denn sonst verläuft die Frontlinie ja so, dass Fans gegen Kommerz im Fußball mobil machen und auch die Fernsehgelder anprangern, insofern

Ein Geist mit Humor: Die Fangruppen wollen zurückhaltend sein, sagen sie

es beispielsweise Montagsspiele zur besseren TV-Vermarktung gibt. Es ist ein schiefer Schulterschluss, wenn Fans jetzt schlucken, dass sie nicht ins Stadion dürfen, aber trotzdem gespielt wird. Und es ist auch seltsam, dass die Klubs das alles kritiklos mitmachen. Es könnte ja auch Stimmen geben, sagen wir: von Christian Streich, die sagen, dass es in der momentanen Krise besser wäre, die Saison einfach abzubrechen, anstatt sich selbst und den Fußball zum Corona-Laborversuch zu machen. Offensichtlich hört auch hier beim Geld der Spaß auf. Fußball zeigt sich jetzt als Ware, ja sogar als ein Kunstprodukt, das sich genau deshalbt in Abhängigkeit gebracht hat. Es ist zuviel Künstliches darin, zuviel Aufgeblähtes (Gehälter von Spielern, Ablösesummen etc.) und

die Herren über das Geschehen sind immer die Geldgeber. Also wird gekickt, nur für die Augen der Kameras, die dann das Gemeinschaftserlebnis „live“ in die Fernsehgeräte der Republik jagen, vor denen selbstverständlich immer nur eine Person, okay zwei dürfen es sein, sitzen werden. Ist doch logo. Der Laborversuch findet somit nicht nur in den Stadien statt, sondern in den Wohnzimmern von Leipzig, Bremen bis Bayern. Die vom SC Freiburg kicken nebenbei gesagt beim ersten Geisterauftritt in Leipzig. Danach kommt Bremen in das Schwarzwaldstadion, falls nicht gleich am ersten Geisterspieltag soviel schief geht, dass alles wieder abgebrochen wird. Interessant ist gar nicht so sehr die Diskussion darüber, ob nun dem Profifußball in Deutschland eine Sonderrolle eingeräumt wird. Eher wird es die Frage sein, ob die Liga und die Vereine aus der Corona-Zwangspause grundsätzliche Lehren ziehen können und werden. Wird nicht hier und da zu eng kalkuliert? Könnte man nicht bei den riesigen Summen, die von den Klubs umgesetzt werden, mehr in die eigene Substanz investieren? Nun ja, sagen wir so: Mitten in der Corona-Krise hörte man ja vom FC Bayern, dass man Spieler von internationalem Format an die Isar bringen will, Leroy Sané oder Timo Werner oder beide und noch mehr.


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