ZAS MAGAZIN, 307. Ausgabe, November 2021

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Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com

Mensch, tauch ein in die virtuelle Welt „Handys wird es in wenigen Jahren nicht mehr geben“, so Samsung-Chef Dong-Jin Koh. Stattdessen könnten bald sogar die Gedanken der Menschen die Geräte steuern, die um sie herum einen digitalen Raum schaffen. Das ist „das Internet der Dinge“. Von Michael Zäh

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anchmal rutscht ein Satz raus, der mehr sagt als tausend Worte. Dieser kam von Dong-Jin Koh, dem Chef von „Samsung“: „Handys wird es in wenigen Jahren nicht mehr geben.“ Wumms, das saß. Denn natürlich sollte es nicht heißen, dass sich der Cyberspace bald von uns verabschieden werde, sondern es gab einen Ausblick darauf, wie der Mensch und der digitale Raum künftig miteinander verbunden sein werden. Nämlich: ohne Stecker. Ohne Ende. Die Vorbeitungen der Technik-Konzerne, von Samsung bis Apple, gehen in die Richtung einer digitalen Welt, in der es keine Eingabegeräte mehr braucht, um sich darin – buchstäblich – zu bewegen. Bisher war es eine „Trennlinie“, dass der Mensch dem digitalen Raum durch ein „Fenster“ begegnet ist: Der Blick auf den Bildschirm am Computer, der (ständige) Blick aufs Handy-Display oder sonstige Monitore. Bisher ist es so, dass da noch immerhin die Utopie ist, dass dort hinter den Bildschirmen die digitale Welt des Internets ist, aber wenn der Mensch mal diese „Fenster“ schließt, es noch immer

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Digitalisierung und Gesellschaft

die analoge Realität des Lebens gibt, quasi im „Diesseits“ der Geräte. Vulgo: Der Mensch geht im Wald spazieren, macht sich seine Gedanken und das ist real. Ein Stein ist ein Stein, ein Baum ist ein Baum. Da fiept nix. Das ist jenseits aller Geräte. Dann geht der Mensch später an seinen Computer und schaut, was sonst so alles in der Welt passiert ist, über das Internet. Das ist nur im Cyberspace möglich, wie auch die Kommunikation in all den „sozialen“ Netzwerken. Aber eben: Es scheint jederzeit klar zu sein, in welcher Welt der Mensch ist. Denn er schaut ja durch ein Fenster in den digitalen Raum und er kommuniziert über die Eingabeinstrumente, sei es die Tastatur, das Touchscreen auf dem Display oder womöglich auch Sprachbefehle. Kurzum: Der reale Mensch und die virtuelle Welt sind noch getrennt. Aber genau das soll sich ändern. Vom autonomen Autofahren über das Wohnen und Kochen bis hin zur Toilette soll alles um den Menschen herum so (bequem) sein, dass er nicht mal mehr ein Handy braucht, um das alles zu steuern, sondern selbst mitten im digitalen

Raum steht, der ihn umgibt und ihn versteht. Denn die Geräte und Gegenstände, vom Auto über den Backofen bis zur Waschmaschine, sollen mittels Künstlicher Intelligenz (KI) nicht nur immer besser ihren Job machen, sondern auch noch den Menschen erkennen, der sie gebraucht. Der Nutzen soll automatisch erfolgen. Sprich: Gesten in der Luft oder sogar nur Gedanken im Hinterkopf sollen die Geräte steuern. Wie praktisch. Und das ist auch der Gedanke dahinter: Wenn der Mensch sich inmitten der Geräte bewegt, die ihm nützlich sind, dann gibt es eigentlich nix mehr zu entscheiden. Es gibt keine Probleme mehr und es läuft quasi ohne Anstrengung wie von selbst. Der Backofen wärmt schon mal vor, wenn er erkannt hat, dass Teig gut gerührt (nicht geschüttelt) wurde. Das heißt „das Internet der Dinge.“ Die Techkonzerne wollen also, dass das Internet rüberspringt in die Welt des Menschen, oder umgekehrt gesagt: der Mensch sich mitten im Cyberspace bewegt. Blöd wäre halt nur, wenn dann ein technischer Fehler zum Absturz der Systeme führt. Dann wäre nix mehr da. ZAS MAGAZIN


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