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Erneuertes Kraftwerk liefert um zwei Drittel mehr Strom

ERNEUERTES KRAFTWERK ROTGÜLDEN LIEFERT UM ZWEI DRITTEL MEHR STROM

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Bei günstigen Witterungsbedingungen für den Betrieb eines Wasserkraftwerks fand am 16. September die offizielle Einweihung des neuen Kraftwerks Rotgülden im Salzburger Lungau statt. Zahlreiche Ehrengäste waren in das hintere Murtal gekommen, um dem Festakt für das rundumerneuerte Kraftwerk beizuwohnen. Der Betreiberin Salzburg AG war es gemeinsam mit den beauftragten Unternehmen gelungen, das Traditionskraftwerk aus den 1950er Jahren innerhalb von anderthalb Jahren Bauzeit auf den Letztstand der Wasserkrafttechnik zu bringen. Darüber hinaus konnte durch die Verlegung des Krafthauses bachabwärts der Jahresertrag um beachtliche 66 Prozent gesteigert werden. Damit lassen sich 1.300 zusätzliche Salzburger Haushalte mit Strom versorgen.

Der Nieselregen hatte keinerlei Einfluss auf die gute Stimmung im Festzelt in Hintermuhr, wo die Salzburg AG Mitte September die Wiederinbetriebnahme des Lungauer Traditionskraftwerks Rotgülden gemeinsam mit der Bevölkerung der 500-Einwohner-Gemeinde Muhr und zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft sowie den beteiligten Unternehmen feierte. Der Tenor der Festansprachen war allerdings durchaus ernst. Sowohl der scheidende Generaldirektor der Salzburg AG Dr. Leonhard Schitter, als auch der Landesrat für Energie Dr. Josef Schwaiger betonten die Bedeutung der erneuerbaren Energien für die Energieunabhängigkeit angesichts der aktuellen geopolitischen Situation im Allgemeinen und von Revitalisierungsprojekten wie dem Kraftwerk Rotgülden im Speziellen. Schitter: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist das Gebot der Stunde. Je regionaler wir unsere Energie erzeugen können, desto unabhängiger sind wir. Das Erweiterungsprojekt hier in Rotgülden ist ein Meilenstein. Es zeigt, wie man aus dem Alten das Neue fortsetzen und weiterentwickeln kann.“ Ganz ähnlich äußerte sich Josef Schwaiger in seiner Festrede. Er bezeichnet die Wasserkraft als die „Schlagader unserer Energieerzeugung“ und sagte: „Jede schwierige Zeit birgt auch eine Chance, sich noch besser aufzustellen. Wenn wir nicht das Beste aus dem machen, was wir haben, geben wir ein Stück Zukunft unserer Kinder aus der Hand.“

Das Lungauer Kraftwerk Rotgülden der Salzburg AG wurde einer Rundum-Erneuerung unterzogen. Die neue Anlage liefert nun um zwei Drittel mehr Ökostrom.

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ENDE FÜR SCHWALL-SUNK-PROBLEM Für den Lungau, den südlichsten Bezirk des Landes Salzburg, stellte die lokale Wasserkraft schon immer das Rückgrat seiner Elektrizitätsversorgung dar. Untrennbar verbunden ist diese Geschichte mit den Kraftwerken der Salzburg AG, die hier seit vielen Jahrzehnten Strom erzeugt. Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Kraftwerk Murfall errichtet, von dem aus die flächendeckende Stromversorgung im Lungau ihren Ausgang nahm. Mitte der 1950er Jahre folgte das Kraftwerk Rotgülden, das ursprünglich sein Wasser aus dem Stausee Rotgülden bezogen hatte. Der steigende Strombedarf in den 1960er Jahren machte eine Erweiterung des Kraftwerks erforderlich. Nun konnte das Kraftwerk auch Wasser aus dem Plölitzenspeicher beziehen. Als zwischen 2006 und 2008 das 1991 gebaute Kraftwerk Hintermuhr zu einem Pumpspeicher-Kraftwerk adaptiert wurde, das fortan den Stausee Rotgülden als oberes Speicherbecken nutzte, versiegte für das Kraftwerk Rotgülden die Wasserzufuhr aus dem gleichnamigen Stausee. Erhalten blieb nur die Wasserzufuhr aus dem Plölitzenspeicher, einem klassischen Tagesspeicher. Dadurch wurde eine der beiden installierten Turbinen im alten Kraftwerk überflüssig. Einer von mehreren Gründen, warum die Salzburg AG eine Erneuerung des Kraftwerks anstrebte. Ein anderer war das Thema Schwall-Sunk: Schließlich waren bedingt durch den bedarfsgeregelten Betrieb mit dem Tagesspeicher häufig ökologisch bedenkliche Durchflussschwankungen im Bachbett aufgetreten. Und noch ein weiterer Umstand verlangte Handlungsbedarf: Die alte Leittechnik entsprach nicht mehr dem Stand der Technik und musste an die modernen Anforderungen der Wasserkraft angepasst werden.

FALLHÖHENGEWINN VON 80 METER Zwischen 2017 und 2018 entwickelte die Salzburg AG das Konzept für eine komplette Erneuerung des Kraftwerks, woraus eine deutliche Kapazitätssteigerung resultieren sollte. „Im

Wesentlichen bestand das Konzept darin, den alten Kraftwerksstandort stillzulegen und das neue Maschinenhaus rund 2,3 Kilometer weiter flussab, kurz oberhalb des Öllschützenspeichers zu errichten. Damit konnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Zum einen wurde eine massive Leistungssteigerung durch einen Fallhöhenzugewinn von rund 80 m – und darüber hinaus noch die Beseitigung des Schwall-Sunk-Problems in der Ausleitungsstrecke erreicht“, umreißt der Projektleiter für die Elektrotechnik des neuen Kraftwerks Rotgülden, Simon Schernthanner, das Konzept.

ZÜGIGER BAUVERLAUF Kurz nach Ostern 2021 fiel der Startschuss für die Bauarbeiten, die vom Salzburger Bauunternehmen ETM Bau aus dem Pinzgauer Fusch umgesetzt wurden. Mit dem Baustart am neuen Krafthaus wurde in der Folge auch die neue 2,3 km lange Druckrohrleitung von unten nach oben verlegt. So konnte das alte Krafthaus das gesamte Frühjahr und den Sommer 2021 hindurch noch in Betrieb bleiben. Erst im Herbst, nachdem das ETM-Team die Rohrleitung fast bis zum alten Krafthaus verlegt hatte, wurde das alte Kraftwerk endgültig abgestellt. Nach dem Abbruch des alten Krafthauses folgte anschließend der Zusammenschluss von alter und neuer Leitung. Am bestehenden Horizontalstollen mit Schrägschacht und dem anschließenden, rund 100 m langem Stahlrohr wurde – abgesehen von einer Erneuerung des Korrosionsschutzes – nichts verändert. Wo das Stahlrohr endet, setzt die neue Rohrleitung aus GFK-Druckrohren DN1100 an, die vom österreichischen Rohrspezialisten Etertec geliefert wurden. Im Wesentlichen wurden die neuen Druckrohre von der Firma ETM entlang der Gemeindestraße ohne Hoch- und Tiefpunkt unterirdisch verlegt. Zeitgleich konnte das neue Maschinenhaus oberhalb des Öllschützenspeichers aufgezogen werden. „Die Arbeiten verliefen generell zügig und ohne nennenswerte Probleme“, resümiert Simon Schernthanner zufrieden. Am 6. Dezember letzten Jahres wurde die Druckprüfung mit einer Belastung von 40 Prozent über dem Betriebsdruck erfolgreich absolviert. Innerhalb eines Jahres konnten sämtliche Bauarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen werden.

Foto: Salzburg AG

Landesrat Josef Schwaiger, Salzburg AG CEO Leonhard Schitter, Salzburg AG Vorständin Brigitte Bach und Bürgermeister Muhr Hans-Jürgen Schiefer bei der Eröffnung des Kraftwerks Rotgülden im Lungau (v.l.)

ANLAGE MIT BESONDEREN QUALITÄTEN Im Rahmen der Planung und Projektumsetzung konnte die Salzburg AG mit ihrem erfahrenen Kraftwerksteam selbst sehr viel Knowhow und damit auch die eigenen Vorstellungen optimal einbringen, wie Schernthanner im Interview betont: „Unser Team hat bereits im Vorfeld einige Besonderheiten des Kraftwerks berücksichtigt. Wichtig war etwa die Berücksichtigung der Druckstoßproblematik, die bei einer Rohrleitung dieser Länge immer eine Rolle spielt. Um die erforderlichen Sicherheitsreserven zu schaffen, wurden kurze Düsenstellzeiten und ein schneller Strahlablenker bei der neuen 6-düsigen Peltonturbine gefordert und auch umgesetzt. Zu diesem Zweck wurden vom Kraftwerksteam der Salzburg AG auch entsprechende numerische Simulationen durchgeführt. Eine weitere Besonderheit der Anlage in Hintermuhr ist ihre Inselbetriebs- und Schwarzstartfähigkeit. Eigenschaften, die bereits das alte Kraftwerk auszeichneten und nun auch in der Neuauflage realisiert wurden. „Der Ort Hintermuhr wird über eine 30 kV-Stichleitung mit Strom versorgt. In der Vergangenheit hatten Unwetter immer wieder zu Unterbrechungen in der Freileitung geführt. Daher war die Inselbetriebsfähigkeit des Kraftwerks seit jeher unerlässlich“, so der Projektleiter E-Technik. Die Schwarzstartfähigkeit wird über einen Notstrom-Dieselgenerator gewährleistet.

EINHEBEN ALS MILLIMETERARBEIT Bereits im September letzten Jahres waren die Arbeiten am neuen Maschinenhaus soweit gediehen, dass die ersten Komponenten des neuen Maschinensatzes, konkret das Turbinengehäuse, eingebaut werden konnten. Über die dafür vorgesehene Dachaussparung wurde das 13,5 t schwere Bauteil mittels eines Mobilkrans behutsam eingehoben und millimetergenau an

Fotos: zek

Foto: ETM Rückbau der Altanlage: Die installierten Turbinen stammten aus den 1950er Jahren.

Ein neues Anschlussstück für die neue Druckrohrleitung wird installiert.

seinen Bestimmungsort gehievt. Das Gehäuse mit einem Durchmesser von 4,5 Metern ist eine geschweißte Stahlkonstruktion, geliefert vom renommierten Wasserkraftunternehmen Voith Hydro, die aus hoch robusten Stahlblechen mit einer Stärke von 0,75 cm gefertigt wurde. Das Turbinengehäuse mit den 6 Öffnungen für die Zuleitungsrohre wurde in der Folge zur Gänze einbetoniert. Es trägt die Last des darauf montierten 39 Tonnen schweren Generators, der Ende Januar dieses Jahres geliefert und auf die selbe Weise ins Krafthaus eingehoben wurde. Der Generator weist einen Wirkungsgrad von über 98 Prozent aus und stellt somit sicher, dass die Energie des Triebwassers möglichst verlustfrei in Elektrizität verwandelt wird. Nachdem der Generator erfolgreich installiert war, konnten die Düsen montiert werden, bevor die elektrotechnischen Montagearbeiten beginnen konnten. Die neue Peltonturbine von Voith Hydro ist bei einer Ausbauwassermenge von 3,07 m3/s auf eine Gesamtleistung von 4,7 MW ausgelegt. Mit ihren 6 Düsen ist sie perfekt auf das schwankende Wasserdargebot der Mur in diesem Bereich ausgelegt. Sie ersetzt den Altbestand, eine Francis- und eine Peltonturbine aus den 1950ern.

AUGENMERK AUF NEUER LEITTECHNIK Im Februar wurden in weiterer Folge die Schaltschränke angeliefert, damit konnte die elektrotechnische Montage richtig durchstarten. Der neuen Leittechnik kam besonders hoher Stellenwert zu. Sie wurde vom Branchenspezialisten Rittmeyer Österreich realisiert, in dessen Lieferumfang die Leittechnik-Schaltschränke, die Eigenbedarfs- und Hilfsbetriebsverteiler sowie die Gleich- und Wechselrichteranlage fielen. Hinzu kamen noch die Verkabelung, die Batterieanlagen und die Montagearbeiten. Bereits im Spätherbst 2021 hatte das Team von Rittmeyer die elektrische Ausrüstung für den bestehenden Speicher Plölitzen komplett erneuert und neue Pegelmessungen installiert. Trotz Einschränkungen im Arbeitsablauf bedingt durch Covid-Restriktionen verliefen auch die elektro- und leittechnischen Arbeiten zügig und professionell. Bereits Ende März konnte mit den ersten Trockentests in der neuen Anlage begonnen werden. Im Sommer folgte schließlich das Andrehen der neuen Maschine und die Produktion der ersten Kilowattstunden im neuen Kraftwerk.

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WASSERKRAFT IM EINKLANG MIT DER NATUR Rund 11,5 Millionen Euro hat die Salzburg AG in das Revitalisierungs- und Erweiterungsprojekt investiert. Am Ende konnte nicht nur ein energiewirtschaftlicher Fortschritt, sondern darüber hinaus auch ein ökologischer erzielt werden. Durch den Umbau und die damit verbundene Rückleitung des Wassers in den Öllschützenspeicher wird nun die Schwallbelastung in den Gewässerabschnitt zur Gänze vermieden. Die zur Hangsicherung eingebauten Stahl- und Betonbewehrungen sind längst begrünt, und dort wo das alte Krafthaus stand, wurde ein Biotop angelegt. Um die Einhaltung sämtlicher Umwelt- und Qualitätsstandards sicherzustellen, arbeitet die Salzburg AG eng mit ÖkologInnen, Gewässerschutz- sowie Landschafts- und Naturschutz-ExpertInnen aus der Region zusammen. Das vollständige erneuerte Kraftwerk auf 1.200 m Seehöhe liefert von nun an mehr als 10 GWh sauberen Strom im Regeljahr ans Netz. Das bedeutet einen Ertragszugewinn von rund zwei Dritteln. Heute versorgt die Anlage ca. 3.000 Haushalte mit Strom aus heimischen Ressourcen. Die Investition in bestehende Kraftwerksstandorte, um diese mit neuer Technik noch effizienter zu machen, ist Teil der Energiestrategie der Salzburg AG. Das neue Kraftwerk Rotgülden ist der beste Beleg dafür.

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• Kraftwerkstyp: Tagesspeicher-Kraftwerk • Einzugsgebiet: 16,40 km2 n Fallhöhe: 188 m • Maximale Ausbauwassermenge: 3,07 m3/s • Turbine: 6-düsige Pelton n Fabrikat: Voith Hydro • Engpassleistung: 4,7 MW • Generator: Synchrongenerator n Fabrikat: ELIN Voith • Druckrohrleitung: GFK Länge: 2.300 m Durchmesser: DN1100 • Rohrlieferant: Etertec/JSW Handelsvertretung • E-Technik & Steuerung & Automatisierung: Rittmeyer • Bauarbeiten Hoch- und Tiefbau: ETM Bau • Regelarbeitsvermögen: 10 GWh

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