Patterns from east and west

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Ornamente aus Osten und Westen

Jing Zhang Intermediate Project (NT) Ă–kologie Design Prof. GĂźnter Horntrich



Danksagung

Ich möchte mich bei all denjenigen bedanken, die mir bei der Erstellung meiner arbeit geholfen haben. Ganz gleich wie, ohne Euch hätte ich das niemals geschafft. Besonders bedanken möchte ich mich aber bei meine Eltern, die mir die benötigten Bücher in China gesucht und nach Deutschland geschickt haben. Besonders möchte ich mich aber bei Professor Günter Horntrich bedanken, der mir aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen eine große Hilfe war. Auch bei Nikey Naixun Zhou möchte ich mich für die vielen Stunden Korrekturlesen bedanken.


Einleitung

Einleitung

Nie zuvor hat die Welt der Ornamente eine solch anerkannte Internationalität erlebt wie heute. Der Trend der verschiedenen Kontinente und Länder sind nicht zeitlich begrenzt. Sonnenschirme mit Spitzen Ornamenten treten häufig in Ost Asien auf; T-Shirts mit chinesischer Kaligraphie verkaufen sich ebenfalls sehr gut — die fremde Beschmückung dient dazu Harmonie in die Welt zu setzen. Neben den vielen Innovationen, die von fremden Kulturen inspiriert wurden, entstanden auch viele Missbräuche. Diese sorgen in den häufigsten Fällen nur für freundliches Gelächter, oder führen in den schlimmsten Fällen gar zu einem großen Verlust im Handel. Deswegen ist es sinnvoll, die Geschichte bzw. die Bedeutung der Ornamentik verschiedener Kulturen gleichzeitig zu betrachten, um Unklarheiten und Missverständnisse zu vermeiden. Darüber hinaus ist es von großem Interesse, wenn man immer Ornamente aus den unterschiedlichsten Epochen und Kulturen miteinander vergleicht. Dadurch ist es verständlicher, wieso beispielsweise der Flammenbüschel in 2008 bei den Olympischen Spielen durch das Glückswolken-Motiv beschmückt wurde, oder, wieso die Akanthus-Motive häufig bei europäischen Architekturen verwendet werden. In dieser Arbeit ist die Entwicklung von Ornamenten nach der Zeitachse beschrieben. Die östliche und westliche Ornamentik sind leicht miteinander vergleichbar, da die Motive beider Kulturen immer jeweils auf der linken und rechten Seite abgebildet werden.

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prähistorische Motive:6

Antike

griechische Motive:14

prähistorische Motive:7

Xia/Shang/Zhou Motive:15

Qin/Han Motive:21 rĂśmische Motive:20

Motiv des sogenannte nordische Stils:28

Mittelalter

Sui/Tang Motive:29

romanische Motive:34

Song Motive:35

gotische Motive:40

Yuan Motive:43

Neuzeit

Renaissance-Motive:48 Motive des Barock:56 Motive des Klassizismus:60

Ming/Qing Motive:49


Pr채historie


Pr채historie


prähistorische Motiv

Im Allgemeinen wird zuerst bei den prähistorischen Mustern auf die magisch-kultische Seite hingewiesen. Die archaischen Ornamente, die größtenteils auf Höhlenwänden, in Knochen, Elfen-

Abstraktion am Beispiel eines Stierkopfes

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prähistorische Motiv

bein und auf Tonwaren eingraviert sind, stellen eine Abstraktion des Alltages und der Natur dar, vor allem aber werden die Jagd- oder Baukulturen beschrieben.

Drachen-Kult: Das amphibische Tier Schlange galt als Vorlage für die Charakteristik des Drachens

Die symbolische Darstellung der Vögel spielte eine wichtige Rolle für die Baukultur. Denn immer wenn die Zeit gekommen war, an dem die Vogelscharen wanderten, war dies ein Hinweis für die Arbeiter zum Anbauen

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pr채historische Motiv

Die pr채gnanten Ornamente werden in einer zirkularen geometrischen und linearwechselhaften Art und Weise dargestellt. Ein dominierender Stil ist die Spirale, welches als zwei Grundtypen auftreten kann. N채mlich Archaische Ornamente: Spirale und Doppelspirale wurden zu Grundtypen der Ornamentik aller Epochen

Spiralband als Endlos-Ornament

Spiralranken: florale Ausschm체ckung der Spirale

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prähistorische Motiv

als einsträngige- und als Doppelspirale. Zweifache Varianten sind Spiralbänder und Spiralschnörkel. Darüber hinaus lassen sich zusätzlich Ornamente finden, die auf der Spirale aufbauen.

Spiralschnörkel als flächiges Muster

Spiralwolken: Symbol des Glückes

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pr채historische Motiv

Zu den archaischen Ornamenten z채hlen auch die sogenannten, ebenfalls mit der Spiralform verwandten, Zickzackmotive und die daraus entwickelten Bandmotive. Andere Motive basieren auf die Flechttechnik.

Kordel-Ornamentik als Flechtmotiv

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pr채historische Motiv

die Zickzackmotive und die daraus entwickelten Bandmotive

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Antike


Antike


griechische Motiv

Der prähistorische Kult nahm im Laufe der Menschheitsgeschichte immer mehr eine Göttergestalt an, die auch häufig als Ornamente dargestellt werden. Die Götter der griechischen Mythologie weisen eine deutliche Ähnlichkeit mit den Flachrelief in Mosaik, dekorative Tafel. Die Figur ist eine Personifizierung der Hoffnung, griechisch Elpis, lateinisch Spes, die beide Völker besonders verehrten.

Menschen auf, da sie beide ähnliche Gedanken oder Vorlieben assoziieren. Selbst die am bizarrsten erscheinenden Gestalten wirken lebendig und menschlich.

Die Medusenmaske: Medusa, nach der Mythologie eine der drei Gorgonen.

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Motiv der Xia/Shang/Zhou

Im Gegensatz dazu wurden die Götter während der Xia/Shang/ Zhou Dynastien als Raubtiere und Dämonen dargestelt. Durch Verehrung ist der Status der herrschenden Klasse befestigt - die Sklaven müssen das schwere Schicksal erleiden immer angestrengt zu arbeiten.

Ding war ein wichtiges Opfergefäß und darüber hinaus ein gesellschaftliches Statussymbol

Taotie: Der Mythologie zufolge war Taotie ein wuchtiges Raubtier mit großem Apetit

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griechische Motiv

Das wohl bedeutendste aus der Natur entnommene Motiv in der Geschichte der Ornamentik ist Das Akanthusblatt in unterschiedlichen Stiliesierungen

der Akanthus, das mit seinen spitzzackigen Blättern bereits in der Antike die unterschiedlichsten Stilisierungen erfuhr und in Form von Palmetten oft Giebeln und Stirnziegeln der antikischen Templen verschÜnerte.

Akanthus Pflanz

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Motiv der Xia/Shang/Zhou

Die Bronzeinschriften wurden als Ornamente auf die Opfergefäße geschnitzt, um geschichtliche Ereignisse festzuhalten. Man kann also behaupten, dass dies der Ursprung der Kalligraphie

Der König ist der Sonn des Himmels

sein sollte, da die kalligraphische

der Himmel

der Sonn

Kunst in den darauf folgenden zweitausend Jahren immer mehr als Ornamente als bloß von

Kalligraphie auf Maogong Ding

Zeichen abgebildet wurden.

Maogong Ding: aus der späten Westlichen Zhou Dynastie hat mit 497 Schriftzeichen gegenwärtig die längste bekannte Bronzeinschrift.

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griechische Motiv

Die geometrischen Verzierungen, vor allem die Mäandermotive, fanden häufig Anwendung. Gleichzeitig entwickelte sich die Die ionische Säulenordnung und ihre Ornamentik mit Kanneluren, Voluten, Mäandermotiv und Palmetten.

griechische Mathematik sehr zügig, was dazu führte, dass die Geometrie ein Kernelement bei der Architektur und der Kunst wurde.

Konstruktion der Volute nach R. Chitham

Kanneluren und Riefelung mit unterschiedlich konstruierten Kehlungen

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Motiv der Xia/Shang/Zhou

Die Zhou Dynastie war die Blütezeit der chinesischen Philosophie, welches die Beziehung zwischen dem Menschen und der Umwelt gegenüberstellte. Der Sinn der einzelnen Motive wurde sehr stark betont.

Jade hat eine sehr feste Bedeutung in der chinesischen Philosophie

Dieses Ornament stellt eine Mischung aus dem 回Motiv und dem Drachenmotiv dar. Das 回 Motiv, welches die Fortdauer unserer Welt symbolisiert, wird von zwei zusammen geflochtenen Drachen umhüllt

回 Mutiv auf Tonwaren

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römische Motiv

In der Spätantike waren viele Motive von verzierte Kompositionen dargestellt. Drei beliebte Fruchtgehänge

pflanzliche Motive waren: Fruchtgehänge, Girlanden und Festons. „Die Grotesken...sind phantastische, oft recht hässliche Gestalten, entstanden durch Kombination menschlicher, tierischer und pflanzlicher Organismen in willkürlicher und ungeniertester

Girlanden sind Blumengehänge, Festons sind Motive aus Blättern und Bändern

Anordnung.“

Halbfiguren mit Ranken-Ornamenten und negativem Akanthuskelch

Grotesken aus dem römischen Formenschatz

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Qin/Han Stile

Bei den Motiven spielt die Miene eine deutlich wichtigere Rolle als die Genauigkeit. Die Figuren sind

die vier Symbole der chinesischen Sternenkonstellationen

vollschlank, aber die Bewegungen

Weißer Tiger Blauer Drache Schwarze Schildkröte Roter Vogel

geschmeidig. Der menschliche Körper als Motiv trat häufig in der Qin/Han Dynastie auf. Die Gründe hierfür waren zum Einen die Tatsache, dass Verehrungen und Opferungen eine weniger wichtige Rolle erlangten als vorher. Zum Anderen, die Tatsache, dass die Philosophie eine zunehmend wichtigere Rolle in der Bevölkerung spielte. Portrait Ziegel

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römische Motiv

Der menschliche Körper kommt im römischen Ornamentkanon in vier Zu den Masken rechnet man die Darstellungen schöner, der Natur treubleibender oder sie idealisierender Antlitze, verzerrte, durch Zutaten verunstaltete, meist in Blattwerk auslaufende Gesichter

typischen Ausprägungen vor: Masken, Fratzen, Grotesken und Halbfiguren. Verwendung finden diese Motive als Trapezophoren Hermen, Koonsolen und Stützen (Karyatiden und Atlanten).

Stützen: Atlanten rechts und Karyatiden links

Grotesken aus dem römischen Formenschatz

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Qin/Han Stile

Tanz und Musik etablierten sich aus den Bestandteilen der Verehrung und haben sich eigenständig als Kunst weiterentwickelt. Lyrik, Musik und Tanz zeigen außerdem eine enge Gebundenheit, was auch bei den Ornamenten bei der Architektur ganz deutlich zum Vorschein tritt. Die tanzenden Figuren

Die mystische Figur Fuxi und Nüwa als Tänzer und Tänzerin

wirken auf Grund der flüssigen Darstellungsweise sehr lebhaft. Darüber hinaus werden die Mienen der Figuren stark betont.

Die Miene der Figuren wird der Genauigkeit vorgezogen

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rรถmische Motiv

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Wei/Jin/Südliche&Nordliche Stile

Auf Grund der ansteigenden Popularität des Buddhismus, wurden dementsprechende stiliristische Änderungen an Ornamentierungen wie z.B. mit Lotusblüten vorgenommen. Die die Entwicklung der Kalligraphie

Buddhistische Stiliesierte Lotus-Motiv

nahm außerdem einen schnellen Lauf. Ihre Funktion war es die kunstvolle Darstellung, die

Gandhara als Wandmalerei

Charaktereigenschaften, die Miene und das Gefühl hervorzuheben.

Kalligraphie von Meister Wang Xizhi

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Mittel Alter


Mittel Alter


Die nordische Stile

Die keltischen, angelsächsischen, normannischen, skandinavischen und altfränkischen Stilen hatten eine Gemeinsamkeit in ihren Motiven, das Verschlingungsmotiv. Anleitung zur Geometirisierung eines Verschlingungsmotivs nach keltischen Vorbildern

Sie geometrisiert die Korde- und Zopfmuster und führte diese künstlerisch zu Verflechtungen, Verschlingungen und Knotenmustern weiter. Bei den romanischen Ornamente kommt es im Vergleich zu den anderen nordischen Stilen darüber hinaus zu einer Übertragung von Flecht- und Knotenwerk in die Ordnungsraster von Kreis und Quadrat.

Flechtwerk im Ordnungsraster des Quadrats

Flechtwerk im Ordnungsraster des Kreises

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Sui/Tang Stile

In diese Epoche erlebte China eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Die westliche, besondere die persische Stile hatten großen Einfluss auf chinesichen Motiven.Außerdem sind viele Pflanzemotive, vor allem die Baoxianghua-Motive und die

Die Ornamente stellen eine wunderschöne Kombination verschiedener Stile dar

Pfingstrose-Motive, nach Mythologie des Taoismuses und des Buddhismuses stilisiert, und endlich statt die Tiermotive als Hauptmotive geworden.

Baoxianghua-Motive entstanden mithilfe Pflanzen der heimischen Vegetation, wie dem Lotus, der Pfingstrose, der Heckenkirche als Vorlage

Pfingstrosenmotive sind auf Grund ihre Bedeutung vom Blühen und Gedeihen sehr beliebt

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Die nordische Stile

Mit keltischen Flecktwerken und Bl채ttern- und Rankenwerken wurden die Buchstaben dekoriert. Von einer erfahrenen Hand gezeichnet, blieb es in den Bl채ttern eines Psalters erhalten als unwiderlegbarer Zeuge f체r ein zu jener Zeit bl체hendes Kunsthandwerk. mit Flecktwerk und Rankenwerk dekorierte Kapitel

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Sui/Tang Stile

Die Tiermotive treten meistens paarweise auf und werden zusätzlich mit Pflanzenmotiven beschmückt.Sie waren ein Symbol für den sehnlichen Wunsch nach dem Glück.

zwei Phönixe mit Baoxianghua

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Die nordische Stile

Die Monoprogrammen wurden nach keltisch-skandinavischem Stil sehr reich und fein verziert. Bis auf die keltischen Flechtbänder, die auf verschiedenste Weise miteinander verbunden sind, besitzen die Vögel und Vierbeiner einen byzantinischen Charakter, wobei die Spiralenfläche ganz dem Geschmack der Chinesen nachkommt.

Teil der ersten Seite des MatthäusEvangeliums aus dem so genannten Goldenen Buch der Stockholmer Bibliothek.

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Sui/Tang Stile

Durch die Seidenstraße kamen nicht nur die Handelswaren, sondern auch die Kultur des nahen Ostens, nach China. Viele Gefäße der Tang Dynastie waren mit Abbildungen westlicher Menschen-Gestalten versehen. Die farbenprächtigen und ebenso

Westliche Menschengestalten gehörten zu den typischen Motiven der Tang Dynastie

fein dekorierten Gefäße spiegelten das wirtschaftliche Wohlbefinden der damaligen Epoche wider.

Diese goldene Schüssel aus der Tang Zeit trägt Motive von seltenen Vögeln, anderen Tieren, Rankenwerken und Lotusmotiven mit sich.

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Der romanische Stil

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches war vor allem die Kirche Träger des Kulturschaffens in Europa geworden. Im Inneren der romanischen Kirchen wurden die Räumlichkeiten durch Arkaden, Säulen und Lisenen ausgestattet, während die horizontale Ebene größtenteils Säulen, Pfeiler und Bögen bedeckte man gewöhnlich mit Ornamenten oder mit Figurenschmuck.

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durch ornamentierte Friesen und Gesimsen konstruiert wurde.


Song Stile

Der Song Stil stellt eine Weiterentwicklung des Tang Stils dar und zeichnet sich, im Gegensatz zu seinem stilistischen Vorgänger, durch eine beachtliche Vernunft aus. Das aus der damaligen Epoche stammende Werk „Yingzao Fashi“ (Verfassung von architektonischen Methoden) dokumentierte ausführlich das

Illustration in dem Buch „Yingzao Fashi“ dokumentiert über die Ornamente auf den Balken

Wissen über die Architektur und Ornamente der verschiedenen Gebäuden.

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Der romanische Stil

Charakteristisch f체r die Ornamentik des Romanischen Stils des 12. Jahrhunderts ist der Rankendekor mit seinen frei und selbstst채ndig sich entwickelnden Bl채ttern, die nur noch ansatzweise Eigenschaften des Rankenwerk

antiken Akanthus aufweisen, von dem sie inspiriert wurden.

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Song Stile

Die KĂźnstler widmen sich neben der Kunst leidenschaftlich auch der Philosophie. Nach ihrer Meinung, Zentral ihrer Gestaltung ist im Gegensatz zu der Anschauung vorhier nicht mehr die GĂśtte oder

Motive bei Portanbauten

Mystische Wesen, sonder der Mensch. Dieswegen bediente sich die Zierde mehr bei Profanbauten als bei Verehrung oder Ritual.

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Der romanische Stil

Die Rankenwerke werden zunehmend von Tiere- und Menschengestalten sowie Drachen, Vögel und phantasievollen Fabelwesen durchzogen und finden hauptsächlich in der Kapitellplastik ihre schönsten Ausprägungen. Der Drachen zieht die Rankenwerk durch.

Die Menshenfiguren sind zwieshen die Rankenwerk dargestellt.

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Song Stile

Von äußerst großer Beliebtheit waren die Ziertier-Motive sowie Abbildungen von kleinen Hirschen und Vögeln, die gerne auch hin und wieder von Pflanzenmotiven umkreist wurden. Phantasievolle Menschengestaltungen, meistens

Tiermotive sind von Pflanzenmotive umgekreist.

in Form von fliegenden Feen, fanden ebenfalls freudige Beachtung.

Menschenmotive

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Der gotische Stil

Der gotische Stil entstand und entwickelte sich während jener Zeit an dem die Menschen sich zunehmend persönlichen Beistand Maßwerk, der sich am Vertikalismus der gotischen Kirche orientiert, representiert die zunehmende Frömmigkeit und das unfreiwillige Streben nach dem Glauben an Gott.

bei Gott und den Heiligen, auf Grund der damals eingetretenen Epidemien und einsetzenden Inquisitionen. Beim gotischen Ornament wird die reine Geometrie zur Basis der Ausschmückung. Hierzu rechnet man das sogenannte Maßwerk. Mit Zirkel, Winkelmesser und Lineal wurden Motive entwickelt, die sich an der Zahl der Kreisteilung orientierten. Darüber hinaus wurden viele

Die zahlenbezogenen Konstruktionen von gotischem Maßwerk, dargestellt am Beispiel des Schneußmotivs

Dreipaß

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Dreiblatt

Motivarten entwickelt.

Dreischneuß

Dreischenkel

Die Motivarten des Maßwerk


Song Stile

Die architektonische Struktur, die im Buch „Yingzao Fashi“ ausführlich beschrieben ist, fand in fast allen Architekturen der Spätzeit Anwendung. Die Fenster Ornamentik war dargestellt, um sich den Holzbauten

Das Tor-Master im Buch „Yingzao Fashi“

anzupassen.

Die Fenstermotive: Die Rahmen wurden aus Holz hergestellt. Statt Glas wird Papier in die Rahmen eingelegt

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Der gotische Stil

Neben dem Maßwerk existierte auch eine andere Art der Ornamentik, nämlich die sogenannte Rossetenornamentik. Der Name Rossete ist eine Anspielung auf Rosetten unterschiedlichster Silrichtungen

eine stilisierte Rose. Gotische Rosetten weisen die gleichen Teilungen auf wie das Maßwerk (es fehlen also 7er, 9er, 11er Teilungen). Die Rosetten zeigen unterschiedliches Blattwerk. Neben den klassischen Blätten werden auch die heimischen Vegetationen (Ahorn, Eiche und Weinlaub) in die

Rosetten am Fester mit unterschiedlichen Blätternarten

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Darstellung einbezogen.


Yuan Stile

Zur Zeit der Yuan Dynastie wurde China von den Mongolen befallen und besetzt. In dieser Zeit wurden die Künstler immer mehr Opfer von Unterdrückungen. Die Pflnazmotive, wie z.B. die „vier Gentlemen“ Motive, bestehend

vier Gentlemen, die vier Pflanzenarten standen für den edlen Charakter

aus Orchideen, Bambusse, Chrysanthemen und Pflaumen, wurden als Symbole des edlen Charakters verstanden. Diese dienten auch dazu den Stolz der unterdrückten Künstler zu schützen. Vase mit „vier Gentlemen“-Motiv

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Der gotische Stil

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Yuan Stile

Die nördlichen Motive wurden nun von der chinesischen Bevölkerung aufgenommen. Die Kunst verschiedener Kulturen verbanden sich.

Im Typischen mongolischen Rähmchen-motiv sind die Baoxianghua-Motive eingelegt.

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Neuzeit


Neuzeit


Renaissancemotive

In der Geschichte der Ornamentik gibt es immer wieder Strömungen (Klassik, Historismus, Postmoderne), die sich griechischen oder römischen Schmuckmotiven zuwenden. In der Renaissance dokumentiert sich diese Strömung erstmalig in sehr ausgeprägter Weise. Im Gegensatz zur theokratischen Weltanschauung des Mittelalters war nicht mehr Gott, sondern der Mensch den Zentrum der Gelaubenserhaltung. Die Antike Santa Maria Novella, Floreny, 1246-1470

Bau- und Dekorformen waren in einer neuen Weisse eingearbeitet, indem die auf die Ausgewogenheit der Proportionen und Harmonie aller Bauelemente abzielen könnten. Zwei grundsätzliche Gestaltungsprizipien in der RenaissanceOrnamentik: Im Gegensatz zur Gotik kommt es zu einer horizontalen Streckung der Motive, und die Ornamente sind möglichst symmertrisch aufgebaut.

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Ming/Qing Stile

Seit der Yuan Dynastie wurde die Wege für viele Religionen (Buddhismus, Taoismus, Buddhismus aus Tibet) freigesetzt. Darüber hinaus hat der Konfuzianismus eine immer großer Rolle bei der Regierung gespielt. Letztendlich aber wurde die Weltanschauung der Chinesen von allen Religionen beeinflusst. Ein literarisches Beispiel wäre der Roman „Die Reise nach Westen“ von Wu Cheng‘en, eines der vier klassischen Romane Chinas. Die Geschichte behandelt die Mythen aus den unterschiedlichen Weltreligionen und lässt sie miteinander harmonisieren.

Achteckiges Gebäude in der Verbotenen Stadt

Selbst bis heute spiegelt dieses literarische Werk den Umgang der Chinesen mit dem Glauben wieder. Anlässlich dieser geschichtlichen Hintergründe bestand die Hauptfunktion der Ornamentik das Empfinden des Glückes zu symbolisieren.

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Renaissancemotive

Neue und nicht aus der Architektur entstandenen Schmuckformen in der Renaissance waren vor allem das Rollwerk und das Beschlagwerk. Rollwerk mit römischen Schmuckelementen

Rollwerk ist ein umrahmendes Ornament mit plastischer Wirkung. Und es dient besonders bei Spruchbändern, Wappen und Kartuschen als dekorative Einfassung. Beschlagwerk wird realitätsgetreu nach Nägel und Nieten imitiert, um dem Vorbild eines Beschlages nahezukommen. Beschlagwerk wird als Schaftdekoration bei Säulen verwendet, auch Vignetten(kleine Schmuckzeichnungen auf Titelbildern z.B.) werden so gestaltet.

Renaissance-Beschlagwerk als Schaftdekoration

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Ming/Qing Stile

Die Motive erwecken durch die jeweilige Aussprache ein zusätzliches Glücksempfinden. Ein solche Beispiel lässt sich durch das Fledermaus-Motiv herleiten, denn das Wort „Fledermaus“ besitzt im Chinesischen die gleiche Aussprache wie das Wort „Segen“ . Das Fledermaus-Motiv wird meist auf dem Kopf gestellt oder wird mit fünf Fledermäusen

Der Fledermäuse mit Pfirsich zusammen bedeutet „ Segen und langes Leben“

gleichzeitig dargestellt. Im Chinesischen bedeutet dies „Den Segen zu bekommen“ oder „Das Glück kommt über uns“.

Das Fünf-Fledermäuse-Motiv auf einer Architektur im Sommerpalast in Beijing

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Renaissancemotive

Begleitet von Blatt- und Rankenformen werden die realen Formen der Tropäen, Gefäße, Urnen, Krüge, Vasen, Amphoren und Ampeln, sogar Füllhörner, Fackeln und Flammenbüschel zum Ornament.

Trophäen als Ornament

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Ming/Qing Stile

Das Elster-Motiv ist ebenfalls häufig bei Architekturen, auf Möbeln und Gefäßen als GlücksOrnamentik aufzufinden. Eine Darstellung der Elster auf einer Pflaumenblüte ergibt die berühmte Redewendung in der chinesischen Sprache („Xi que deng zhi“), was soviel bedeutet wie, „sich sehr über etwas freuen“.

Das Elster-Motiv wird oft mit dem Pflaumenblüten-Motiv in Verbindung gesetzt

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Renaissancemotive

W채hrend der Renaissance gewann die Maureske zunehmend an Bedeutung in der Pflanzenornamentik. In zweidimensionaler Art und Weise werden Bl채tter und Ranken in einer sich gegenseitig verschlingenden Form abgebildet. Im Gegensatz zur Maureske wirkt die Arabeske in ihrer Darstellung von Bl채ttern und Ranken neutraler und orientierte sich stark am Naturalismus.

Arabeske

Maureske

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Ming/Qing Stile

Die Aussprache von „Fisch“ gleicht im Chinesischen der Aussprache von „Wohlstand“. Deswegen treten Fisch-Motive, vor allem aber Motive von Goldfischen und Karpfen, häufig bei Architekturen, Schmuckstücken, Kleidungen etc auf. Der Karpfen tritt häufig mit Lotusblüten und einem Kind als Abbildung auf. Gemeinsam symbolisieren sie einen lang andauernden Wohlstand

Goldfische auf Architekturen sollen den Wohlstand aller Bewohner herbeiführen

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Motive des Barock/Rokoko

Das Wort „Barock“, das aus dem Portugesischen „barocco“ (unregelmäßige Perle) stammt, wurde in der Zeit des Klassizismus abwertend für die Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts mit der Bedeutung von „regelwidrig“ „übertreiben“ oder „schwülstig“ gebraucht. Im Vergleich zur Ornamentik der Renaissance konzentrierte sich die Barocke Kartusche als Knorpelwerk aus geführt

Ornamentik des Barock weniger auf die Statistik und Symmetrie in ihrer Gestaltung. Gerade Linien wurden so gut wie vermieden, stattdessen wurden Rundungen in Gang gesetzt. Das Rollwerk aus der Renaissance Ära wurde vom Knorpelwerk abgelöst, während das Beschlagwerk vom Ohrmuschelstil verdrängt wurde.

Ohrmuschel-Ornament als Buchtitel

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Ming/Qing Stile

In der Glücks-Ornamentik lassen sich auch Motive finden, die allein schon auf Grund ihrer Charaktereigenschaften, Glücksgefühle verbreiten. Hierzu zählen die chinesischen Pfingstrosen-Motive, die Kalebassen-Motive und die Kiefer-Kranich-Motive. Die chinesische Strauch-Pfingstrose

verschiedenne Pfingstrose-Motive

ist wegen ihrer vielen Blüten bereits seit der Tang Dynastie als ein Symbol des Reichtums interpretiert worden. In der Ming/Qing Dynastie wurden die PfingstrosenMotive weiter entwickelt.

Pfingstrose-Motive in Qing Dynastie

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Motive des Barock/Rokoko

Zwei besondere Arten der Ornamentik des Barock sind die Muschel (französisch: Rocaille) und Putto. Die Rocaille hat im Rokoko noch eine besondere Bedeutung.

Rocaillen-Motive werden mit Muschelrändern, Palmetten oder bizarre Auswüchse versehen.

Das Muschelmotiv als eigenständiges Ornament

Putto

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Ming/Qing Stile

In vielen chinesischen Mythologien wird eine Verbundenheit der Kalebasse mit den GĂśttern dargestellt. Auf Grund ihrer langen Ranken und vielen Kernen, wird die Kalebasse oft als ein Symbol der Fruchtbarkeit und des GlĂźcks

Kalebasse-Ornamentik

in der chinesischen Kultur verstanden. Eine ähnliche Bedeutung hat auch der Granatapfel.

Granatapfel-Ornamentik

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Ornamente des Klassizismus

„wo der vorhergehende Stil extrem ausgelebt wurde, verfällt der nachfolgende ins Gegenteil.“ Im Gegensatz zu den Formenüberschwüngen des Rokoko Stils zeichnet sich der Klassizistische Stil durch eine bemerbare Primitivität aus. In der klassizistischen Ornamentik werden der Vorgängerstil und dessen Formelemente (die Stile der Antike und insbesondere der Hellenistishe Stil) übernommen. Jedoch werden die Motivarten im Klassizismus stark eingeschränkt. Zugelassen werden nur: Mäander, Palmettenmotive, Akanthusranke, Laufender Hund, Rosetten als Kassettenschmuck, Festons und Laubränze.

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Ming/Qing Stile

Im Laufe der Zeit wurden viele mythologischen Symbole, getrennt von den Religionen, als Glücksmotive angewandt. Hierzu gehören die aus dem Buddhismus entstammende Swastika, die aus dem Taoismus hervorgegangenen Yin und Yang, die Glücksflechte, die

Yin-Yang Motiv

chinesischen Schriftzeichen etc.

Schrift-Motiv

Glückwolke-Motiv

Glückflechte-Motiv

Swastika-Motiv

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Ornamente des Klassizismus

Pantheon, dhemals Ste-Genevieve, Paris

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Ming/Qing Stile

Taihe Dian in Verbotenen Palast

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Fazit

Fazit

1. Die Motive spiegeln die lokale Planzen- und Tierwelt wider. Das Motiv der Akanthus, welches eine heimliche Pflanze des Mittelmeerraumes ist, war in der Antike in Europa weit verbreitet. Danach hat es immer mehr die Gestalt europäischer heimlicher Pflanzen angenommen. In Rokoko besaß die Muschel (Rocaille), die in ganz Europa leicht aufzufinden ist, eine besondere Bedeutung. Eine ähnliche Geschichte besitzen die Baoxianghua-Motive. Die BaoxianghuaMotive stammen aus Indien und fanden durch die weite Verbreitung des Buddhismus ihren Eintritt in die chinesische Ornamentewelt. In den folgenden Tausend Jahren hatten die Baoxianghua-Motive immer mehr chinesische Blumen in ihre Darstellung miteinbezogen. Letztendlich trennte sie sich komplett von der Religion, und wurde ein Symbol für Glück. 66


2. Der Glaube der Bevölkerung hat einen erheblichen Einfluss auf den Stil der Ornamentik. Der gotische Stil entstand in der Zeit, als man sich vor der Drohung von Epidemien und einsetzenden Inquisitionen zunehmenden Beistand zu Gott suchte. Vertikalismus stellt ein Symbol und eine Allegorie dafür dar, dass Gott einen seriösen und erhabenen Charakter aufweist. In der chinesischen Geschichte traten häufig viele Religionen und Glauben gleichzeitig auf. Eine Ausnahme stellt die Zeit der Xia/Shang/Zhou Dynastien dar, wo allein die Verehrung des Himmels die Geisteswelt definierte. Die riesigen Opfergefäße mit Raubtier-Motiven waren ein Symbol machtvoller Mystik. Im Gegensatz dazu war die Ornamentik von anderen Epochen lebensecht und vertraut. 67


Fazit

3. Die Philosophien der unterschiedlichen Kulturen f체hren zu verschiedenen Stilen. Die Naturwissenschaft ist in Europa schon seit der Antike von Philosophen stark hervor gehoben, w채hrend die chinesischen Philosophen mehr Aufmerksamkeit der Seelenbildung schenkten. Der europ채ische Stil sieht entsprechend vern체nftiger (geometrisch) aus und die Bedeutung der chinesischen Ornamentik ist wichtiger als deren Formen.

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Quelle

1. Küthe, Erich; Küthe, Susanne: Marketing mit Mustern. Köln:DuMont, 1998(Orig.Ausg.) 2. Beichang:ZHONGGUO YISHU SHI GANG. Peking:the Commercial Press, 2006. 3. Kubisch, Natascha; Seger, Pia Anna: Ornaments: Patterns for Interior Decoration/

Muster Fur Die Innendekoration Aus/Motifs Pour Decorer Son Interieur de. o.O.: H. F. Ullmann, 2008. 4. Guyue:ZHONGGUO CHUANTONG WENYANG TUJIAN. Peking:Dongfang Press, 2010(1). 5. Zheng, Jun:ZHONGGUO LIDAI BAOXIANGHUA WENSHI YISHU. Peking:People’s fine arts publishing house, 2008(1). 6. Racinet, A. Dupont-Auberville, M.; Batterham, David:The world of Ornament. Cologne:Taschen,2009. 7. Qian, Zhengsheng;Qian,Zhengkun:ZHONGHUA JIXIANG ZHUANGSHI TU’AN DAQUAN:JIXIANG QINNIAO/ZHIWU. Shanghai:Donghua University Press, 2006(1). 8. Jones,Owen:The Grammer of Ornament.London:Day and Son, 1856. 9. Jones,Owen:Examples of Chinese Ornament.London:Srangeways and Walden,1967

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