Vitamin G Nr. 11/2021: Dossierthema «Spiel»

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Gemeinsam am Patientenbett: Auf der interprofessionel­ len Ausbildungs­ station ZIPAS am Kantonsspital Winter­ thur lernen angehen­ de Gesundheits­ fachpersonen von-, mit- und über­ einander.

FÜR MEHR VERSTÄNDNIS   ZWISCHEN DEN GESUND­ HEITS­B ERUFEN Am Kantonsspital Winterthur managen Aus­ zubildende verschiedener Gesundheitsberufe gemeinsam zwei Patientenzimmer. Das Aus­ bildungsmodell ZIPAS sensibilisiert sie für die interprofessionelle Zusammenarbeit, die im Gesundheitswesen immer wichtiger wird. VO N E V E L I N E RU TZ

«E

s rasselt ein bisschen», sagt Medizinstudentin Sophie Strasser zur Patientin im Spitalbett. «Sie haben immer noch ein wenig Wasser auf der Lunge.» Nicht nur die angehende Ärztin, sondern auch ein Pflegestudent und eine zukünftige Physiotherapeutin hören die ältere Frau mit dem Stethoskop ab. Nach der Visite tauschen sie sich auf dem Gang aus. Sophie Strasser legt schliesslich fest, das Medikament gegen Lungenödeme höher zu dosieren. «Schauen wir mal, ob das eine weitere Verbesserung bringt», meint sie.

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«Wir sind ein motiviertes Team», sagt sie später, als sie im Stationsbüro einen Bericht verfasst. «Wir geben uns gegenseitig unser Wissen weiter.» Darauf zielt das Ausbildungsmodell Zürcher interprofessionelle klinische Ausbildungsstation ZIPAS (siehe Box) ab. «Die Teilnehmenden sollen ein besseres Verständnis und eine Offenheit für andere medizinische Berufsgruppen entwickeln», sagt Seraina Beerli, stellvertretende Leiterin Berufsbildung am Kantonsspital Winterthur (KSW). «Sie sollen von- und miteinander lernen.»

Ein Austausch auf Augenhöhe Am KSW sind Anfang November, als dieser Bericht entstand, sieben Auszubildende der Medizin, der Pflege und der Physiotherapie für zwei Zimmer auf der allgemeinmedizinischen Abteilung zuständig. Sie organisieren sich selbst und versorgen Patientinnen und Patienten eigenständig. Zur Seite stehen ihnen drei Supervisorinnen, so genannte Facilitatorinnen. «Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen und profitieren von­einander», sagt Lionel Fend, der an der ZHAW Pflege studiert. Er hat unter anderem an den Röntgenrapporten, die sonst der Ärzteschaft vorbehalten sind, spannende Einblicke erhalten. Im Gegenzug hat er mit den künftigen Ärztinnen geübt, einen Venenkatheter zu legen und Blut abzunehmen. «Die Pflegenden haben darin mehr Routine als wir», sagt Paula von der Lage, die in Zürich Medizin studiert. An diesem Morgen nun unterstützt sie ihre Kollegin von der Physiotherapie bei einem Geh­ training. Mit einer Patientin gehen sie den langen Korridor entlang und eine Treppe hoch. Auf dem Rückweg übernimmt es Paula von der Lage, die betagte Frau zu si-


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