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SELBST EIN PRINZ SASS SCHON BEI IHM IM WARTEZ IMMER Physiotherapie-Professor Hannu Luomajoki unterrichtet Studierende, beriet Formel-1-Fahrer, forscht und engagiert sich für mehr Kompetenzen für Physiotherapeuten. Er will, dass weniger Gesunde zu Kranken werden. VO N K AT R I N O L L E R
Hannu Luomajoki will, dass Menschen mit Rücken- oder Knieschmerzen einfacher in die Physiotherapie gehen können – ohne den Umweg über den Arzt oder die Ärztin.
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ennisellbogen, Knieprobleme und Rückenschmerzen – Hannu Luomajoki beschäftigt sich seit 35 Jahren mit einigen der häufigsten Beschwerden, die den menschlichen Körper plagen. Alles, was mit Gelenken, Muskeln und Sehnen zu tun hat, gehört zum muskuloskelettalen Bereich, dem Fachgebiet des gebürtigen Finnen. Nach einem Master in Physiotherapie in Australien doktorierte und habilitierte Luomajoki in Finnland. Seit 14 Jahren arbeitet er in Winterthur als Professor – so lange, wie es auch die PhysiotherapieStudiengänge an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) gibt. Er forscht, unterrichtet und behandelt immer noch selber Patientinnen und
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Patienten im Thetriz, dem Therapie-, Trainings- und Beratungszentrum am ZHAWDepartement Gesundheit. Und mit über 150 Publikationen und fünf Büchern gehört er an der Hochschule zu den Forschenden mit den meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Viel machen ist nicht das Beste «An der Fachhochschule bin ich genau am richtigen Ort, da wir hier sowohl forschen als auch die künftigen Handwerker aus bilden», sagt Luomajoki und zeigt den grossen Doppelhörsaal mit Platz für 400 Studierende im Haus Adeline Favre, dem Campus des ZHAW-Departements Gesundheit. Danach setzt sich Hannu Luomajoki in eine der Sitzgruppen gleich ne-
ben dem Grossraumbüro, wo auch er seinen Arbeitsplatz hat, und erzählt von seinem grossen Anliegen: Er möchte, dass Menschen mit Rücken- oder Knieschmerzen einfacher zur Physiotherapeutin oder zum Physiotherapeuten gehen können – ohne den Umweg über die Ärzte. So könnten viele teure und aufwendige Massnahmen wie auch chirurgische Eingriffe verhindert werden, ist Luomajoki überzeugt. Statt zur Physiotherapie gingen heute die meisten Leute zum Arzt, weil sie denken, dieser könne am meisten unternehmen gegen die Schmerzen. Dabei sei möglichst viel zu machen gar nicht das Beste. «Denn je öfter und genauer ein Arzt hinschaut, desto mehr findet er – und so werden aus eigentlich Gesunden Kranke»,