EIN NEUES ZENTRUM BAUT SIC H AUF Die U mwandlung der Altst adtbrac he zur soziok ulturellen Drehsc heibe der S t adt
DIPLOMARBEIT
z u r E r la n g u n g d e s aka d e m is c h e n G ra d e s e in e r D ip lo m -I n g e n ie u r in
S tu d ie n r ic h tu n g : A rc h it e k tu r
A n n i ka S tr as s ma i r
Te c h n is c h e U n ive rs it ä t G ra z E r z h e r z o g -J o h a n n -U n ive rs it ä t Fa k u lt ä t f ü r A rc h it e k tu r
O.U n i v.- P ro f. D i pl .- In g . Dr.t e c h n . A rc h it e k t J e a n M a r ie C o r n e ille M e u w is s e n I n s titu t f ü r S t ä d t e b a u 0 3 / 2 014
Die Umwandlung der Altstadtbrache zur soziokulturellen Drehscheibe der Stadt
01. Die Einleitung 11
02. Der Hintergrund 17 1. Die Stadt 18 1.1. Was ist Stadt? 18 1.2. Der Neoliberalismus und die Stadt 19
1.3. Der Platz in der europäischen Geschichte historisch betrachtet
20
1.4. Plätze in aktuellen politischen Kämpfen 22
2. Die Rückeroberung der Stadt 23 2.1. Das Recht auf Stadt 23
2.2. Der aktuelle Ruf auf das Recht auf Stadt
24
2.3. Park Fiction 26 2.4. Die Gemeinschaft 27
3. Die Leere als Chance für Neues 3.1. Die Gstetten, die Brache, die Leere
29 29
3.2. Der Pfauengarten, die ewige Gstetten 30
3.3. Der Ort als städtebauliche und soziale Drehscheibe
32
3.4. Zwei Schritte zurück 36
03. Der Ort 41 Die Stadt / Graz 43 Der Ort und seine Stadt 45 Geschichtliche Entwicklung 53 Standortanalyse 58
04. Das Projekt 73 Konzept 73 Entwurfskonzept 91 Bereich I - Abschluss 94 Bereich II - Verbindung 98 Bereich III - Übergang 100 Gemeinsame Ziele finden 102
05. Eine Ausformulierung 103 Pläne 106 Aktivitätsspektrum 110 Bereich I 112 Bereich II 116 Bereich III 120 Aktivitätscollagen 122
06. Ein Anhang 131 Verwaltungsstruktur 132 Aktuelle Bewegungen in Graz 134 Zukunftsmusik 136
07. Der Abspann 139 Warum und Schlussfolgerung 140 World Charter for the Richt to the City 142 Literaturverzeichnis/Bildnachweis 146
„Space is the potential for the new.“ Herman Hertzberger 2000
12
Nahe der Grazer Stadtkrone gelegen, am
vatinvestoren geplantes Wohnprojekt mit
Fuße des Schlossberges in einem Verbund
Mischnutzung zu fungieren.
aus denkmalgeschützter Altstadtstruktur
Wenn man nun die Innenstadt, genau-
und naturgeschütztem Grünraum liegt der
er den ersten Bezirk der Stadt, betrach-
sogenannte Pfauengarten, ein bis heute
tet, erkennt man schnell, dass es sich bei
erhaltenes Fragment der in der Renais-
diesem Ort um die letzte Brache dieser
sance erweiterten Wehranlage der Stadt
Größenordnung bzw. unversiegelte und
Graz. Vormals lag der Pfauengarten noch
„wilde“ Freifläche in einer ansonsten dicht
als Freifläche in der damaligen Paulusvor-
bebauten, fein getrimmten und vor allem
stadt. Der angrenzende Karmeliterplatz
denkmalgeschützten und im Falle des
wurde im Zuge der Stadterweiterung als
Stadtparks naturgeschützten Struktur han-
deren Zentrum angedacht.
delt. Eine freie Fläche dieser Ausdehnung
Wenn man sich den Verlauf der Geschich-
inmitten einer dicht bebauten Innenstadt
te dieses Ortes seit der Auflösung der
ist in unserem manischen Erhaltungszeital-
Wehranlage ansieht, wurde dieser zur
ter, wo jeder noch so kleine Brocken von
Zwischennutzung vorwiegend als Park-
scheinbarer Bedeutung konserviert wer-
platz verwendet. Ein gescheitertes Bau-
den will, eine wahre Rarität. Eine Fülle an
projekt und ein langwieriger Wettbewerb
Möglichkeiten und Funktionen, die diesen
für die aktuelle Bebauungsplanung haben
Ort zu neuem Leben erwecken könnten,
die Medienberichte der letzten Jahrzehnte
sind vorstellbar, jedoch scheint genau die-
geprägt. Nachdem die Stadt das Grund-
se Fülle zu einem gewissen Phlegma des
stück verkauft hatte, wurde als erstes zu-
Orts zu führen, einer Art Schockstarre,
kunftsweisendes Zeichen, eine Tiefgarage
denn wo anfangen, wenn vieles möglich
errichtet, die seit ihrer Fertigstellung dar-
wäre.
auf wartet, als Fundament für ein von Pri-
Der erste Teil der Arbeit soll das ideologi-
sche Rückgrat des Projektes aufbauen und
und die meiner Ansicht nach verlorenen
dieses in Anbetracht des aktuellen Recht-
Chancen den Ort betreffend zu machen.
auf-Stadt-Diskurses verorten. Warum ist
In einem ersten Schritt geht es somit da-
es nötig, sich in die Innenstadt zurückzu-
rum, den Ort hinsichtlich seiner Stärken
bewegen, wenn die suburbanen Vororte
und Schwächen zu untersuchen und her-
und Randbezirke großzügige Brachen
auszufinden, warum er sich so lange Zeit
zur Verfügung stellen, die besetzt werden
im Hintergrund halten konnte. Darauf
können? Jede Ausdehnung hat ein Ende,
aufbauend soll eine Strategie entwickelt
denn irgendwann stößt man auf seine
werden, wie man diesen Ort wieder in
Nachbarn. Dieses Phänomen ist in den
das Bewusstsein der Stadtbewohner_in-
letzten Jahren anhand der immer dichter
nen zurückbringen kann, denn überra-
werdenden „Urban-Sprawls“ zu beobach-
schenderweise ist er trotz seiner zentralen
ten, also der sich vermengenden suburba-
Lage keineswegs für alle ein Begriff, vor
nen Räume, die das rurale Dazwischen
allem seitdem er kein Gratis-Parklatz mehr
verdrängt und eine undefinierte Masse an
inmitten der Stadt ist, was sich im Laufe di-
Vororten zurücklassen.
verser Gespräche das Projekt betreffend herausgestellt hat. Es geht also einerseits
Der Pfauengarten, im Weiteren „der Ort“
darum, die Stadtbewohner_innen und in
genannt, soll als Experimentierfeld für
weiterer Folge natürlich auch die Stadtbe-
diese Überlegungen herangezogen wer-
sucher_innen an den Ort rückzuverorten,
den. Auch wenn er sich aktuell schon am
zu „re-embedden“ (vgl. Giddens 1995). An-
Anfang eines Transformationsprozesses
dererseits geht es auch um eine Rückver-
befindet, finde ich es dennoch wichtig,
ortung des Ortes selbst in das Gefüge der
sich abseits der neoliberalen Projektent-
Stadt. Ein Ort ohne Identität wird schnell
wicklung Gedanken über die Wertigkeit
übersehen oder gar ausgeblendet.
13
Ein weiterer Aspekt des Projektes ist es,
anzuziehen und in den öffentlichen Raum
dem bestehenden Stadtzentrum rund um
zu locken, jedoch nur, wenn sie das dafür
den Hauptplatz und der Altstadt, welches
nötige Kapital aufbringen können. Hier
hauptsächlich
konsumorientierte
stellt sich nun die Frage, wie man die Be-
Unterhaltungspolitik geprägt ist, ein neu-
wohner_innen der Stadt dazu motivieren
es Zentrum entgegenzustellen, als einen
kann, sich die Straßen und Plätze wieder
neuen Knotenpunkt, der auch Platz für
anzueignen, um gemeinsam ein differen-
ansonsten
ziertes und spannendes Stadtleben fern-
durch
verdrängte
Gruppierungen
der Stadt bieten soll. Gerade der Bereich
ab von Konsumzwängen zu erleben.
rund um den Hauptplatz und der angren-
14
zenden Altstadt ist für einen Großteil
Diese Fragestellung führt zur Überlegung,
des Jahres durch einen dichten Teppich
welche Akteur_innen den Ort aktivieren
an Gastronomiebereichen, Märkten und
werden. Es soll ein lebhafter Ort entste-
Großveranstaltungen besetzt, welche we-
hen, der nicht an seiner eigenen Routine
nig Platz für freies Handeln lassen.
erstickt und verödet. Die Stadt Graz selbst
Auch wenn durch die allseits verbreiteten
ist es seit Jahrzehnten gewohnt, dass zum
digitalen Kommunikationsmittel die Stadt
Beispiel jährlich eine große Zahl an neuen
als
Kommunikationsraum
Studierenden ankommt. Diese bleiben für
nicht mehr hauptverantwortlich für den
ein paar Jahre, vielleicht mit Unterbrechun-
Austausch der Stadtbewohner_innen un-
gen, vielleicht auch ohne, manche bleiben
tereinander ist, wird es immer reale Orte
für immer, und andere gehen nach einer
brauchen, um sich zu treffen und auszu-
gewissen Zeit wieder ihrer Wege. Diese
tauschen. Vormalige Treffpunkte der Stadt
Dynamik, die immer wieder frischen Wind
wurden über die Jahre zu funkelnden Kon-
mit sich bringt, soll auf den Ort umgelegt
sumzonen umfunktioniert, um Menschen
im Sinne von immer neuen Akteur_innen,
verdichteter
Nutzer_innen, Besucher_innen ein pulsie-
wurf ist eine städtebauliche Ausformulie-
rendes Zentrum erschaffen und vor allem
rung, ein Bebauungsplan, entlang dessen
erhalten. Eine Mischnutzung aus mögli-
Leitideen sich die ersten Initialzündungen
chen fixen Einrichtungen, regelmäßig sich
entwickeln sollen. Jedes Projekt, jede In-
wiederholenden Aktionen und offenen
tervention und jede Aktion am Ort soll als
Bereichen für alle Stadtbewohner_innen
Anstoß für eine dynamische Weiterent-
soll geschaffen werden. Die Diversität der
wicklung gelesen werden.
über das Jahr verteilten Festivals, die als
Jede_r, der/die den Platz besucht, be-
temporäre Veranstaltungen meist nicht
arbeitet, besetzt, bespielt, belustigt, be-
ortsgebunden in der Stadt verankert sind,
pflanzt oder beanstandet, soll Spuren
sollen genauso eingebunden werden wie
hinterlassen, die sich am Ort manifestie-
die Bespielung durch eine Vielzahl an
ren, jedoch auch immer wieder Neuem
kleineren Gruppen. Man denke hier an
weichen können, sollen und vor allem
eine Aufführungsstätte für die freie Thea-
werden.
terszene, Platz für Lesungen, Workshops und dergleichen. Die unterschiedlichen Nutzer_innen sollen den Ort vor Routine schützen und ihn mit immer neuen Impulsen versorgen, sodass er sich kontinuierlich weiterentwickeln kann. Das Element der Entwicklung soll als Leitfaden für die Gestaltung des Ortes dienen. Es gibt nicht das eine Ende des Projektes, sondern viele Möglichkeiten weiterzudenken. Der am Ende dieses Buches gezeigte Ent-
15
„The very heart of democracy is not consensus but conflict“ Chantal Mouffé 2007
1. Die Stadt
1.1. Was ist Stadt?
Missstände aufzulehnen. Der Begriff der Stadt ist laut Definition eine:
Das 21. Jahrhundert ist durch eine rapide Zunahme der Verstädterung gekennzeich-
„größere, dicht geschlossene Siedlung,
net. Heute lebt bereits die Hälfte der Welt-
die mit bestimmten Rechten ausgestattet ist
bevölkerung in Städten. Im Bereich der ur-
und den verwaltungsmäßigen, wirtschaft-
banen Theorie wird der Begriff „planetary
lichen und kulturellen Mittelpunkt eines
urbanization“ (Merrifield 2013) immer häu-
Gebietes darstellt; große Ansammlung von
figer herangezogen um diesen Anstieg
Häusern [und öffentlichen Gebäuden], in
der globalen Verstädterung darzustellen.
der viele Menschen in einer Verwaltungs-
Die Stadt als übergeordneter Begriff hat
einheit leben.“
1
mittlerweile viele Gesichter, denn eine asiatische Megacity ist nicht mehr mit einer
Dieser auf die gebaute und rechtliche
europäischen Stadt mittlerer Größe zu
städtische Struktur fokussierten Definiti-
vergleichen.
on möchte ich eine dynamische, auf die
Eine Gemeinsamkeit, die jedoch alle urba-
Abläufe in einer Stadt ausgerichtete Dar-
nen Flächen der Welt teilen, ist ihre Ima-
stellung nach Eilfried Huth in einer Ab-
gination als Sehnsuchtsort. Auf diese ver-
handlung über die Stadt Graz entgegen
dichteten Ansiedlungen werden Wünsche
setzten. Er sieht die Stadt als
und Träume projiziert, die im Gegensatz zum Ruralen stehen und Orte der Zuflucht
„Bild einer kollektiven Persönlichkeit - sozu-
sind. Die Stadt zeichnet sich als ein Zent-
sagen als Software - verbunden, die durch
rum für kulturelle und soziale Fortschritte
den Energiedurchfluß der Menschen als
aus. Es ist der Ort, um politische Ausein-
Einzelelemente und den gebündelten In-
andersetzungen zu führen und sich gegen
teressenslagen in einer Hardware - eben
1
18
www.duden.de/.../Stadt (17.03.2013)
der gebauten städtebaulichen Substanz lebendig existiert.“
2
Menschen nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich macht. Es geht bei dem Begriff der Stadt also um
Ob man nun den Begriff der Stadt über
den gemeinsam genutzten Raum, der von
ihre bauliche Substanz definiert oder über
einer hohen Diversität geprägt ist und eine
die in ihr lebenden Menschen, ein wichti-
höhere Siedlungsdichte aufweist als sein
ger Punkt, der den urbanen von seinem
rurales Gegenüber.
Gegenüber, dem ruralen Raum, abhebt, sind Spannungsverhältnisse zwischen Du-
1.2. Der Neoliberalismus und die Stadt
alitäten, die in der städtischen Dichte aufkommen und sich darin manifestieren.
Nach den wirtschaftlichen Krisen in den 1960 und 1970 Jahren und den daraus
„Urbanität beinhaltet ein Spannungsver-
resultierenden
hältnis: zwischen physischer Nähe und so-
der Arbeitslosenzahlen begann sich die
zialer Distanz, zwischen Dichte und Fremd-
Welt seit den 1980er Jahren einer neu-
heit, zwischen historischer Bedeutung und
en Wirtschaftsform zuzuwenden, die das
aktueller
produktive
finanzielle Kapital dem Sozialen klar vo-
Spannung konzentriert sich an bestimmten
ranstellte. Privatisierungswellen setzten
Nutzung.
Solche
Orten zu bestimmten Zeiten […]“
3
dramatischen
Anstiegen
ein, der Sozialabbau als Mittel zur Sanierung von Staatsbudgets wurde voran-
Diese Spannungsverhältnisse und die dar-
getrieben und der Glaube, dass man sich
aus resultierende Dynamik ist es auch, auf
alleine besser durchschlagen kann als in
die Richard Sennett Bezug nimmt, wenn er
der Gemeinschaft, wurde durch eine In-
die Stadt als eine Siedlungsform darstellt,
tensivierung von Wettbewerbsstrukturen
die Platz für Begegnung einander fremder
verfestigt. Der Profit einiger weniger steht
2
Huth 2005, S 169 ff.
3
Siebel 2004, S. 50. 19
über dem Wohlergehen der Gesellschaft.
bedurfte erstens einer Umwallung, damit
Diese Machenschaften werden unter dem
der innere Bereich gegenüber dem Äu-
Überbegriff Neoliberalismus zusammen-
ßeren geschützt werden konnte. Zweitens
gefasst. Der Ausverkauf von Stadtflächen
brauchte es Stadtplätze, auf denen sich
an finanzstarke Investoren lässt sich als
die bunt zusammengemischte Stadtbevöl-
Teil dieses Systems einordnen, und genau
kerung treffen und ihre Politik verhandeln
dagegen setzen sich immer mehr Men-
konnte. Zu guter Letzt nannte er noch
schen zu Wehr.
den Kult, also gemeinsame Riten, die den Rhythmus des Jahres vorgaben und so das
1.3. Der Platz in der europäischen Stadt
Gemeinschaftsleben strukturierten.
historisch betrachtet
Es ist also der Stadtplatz, die Agora in der Polis, die Freifläche inmitten des bebauten
In der Stadt sind es vor allem die Plätze,
Raumes, welche das Gesicht der Stadt
also die Freiflächen zwischen dem bebau-
selbst zu einem Großteil mitbestimmt. Es
ten Raum, um die ein harter Kampf aus-
war und ist bis heute der Ort, an dem man
gebrochen ist. Es ist ein Machtkampf um
den aktuellen Zustand des Zusammen-
die Fragen, wer was wann wie viel und
lebens ablesen kann; hier zeigt sich das
wozu auf diesen Flächen tun kann und vor
wahre Gesicht der Stadt, ob im Positiven
allem darf.
oder im Negativen. Waren sie früher po-
Der Platz hat sich schon am Anfang der
litische Zentren, sind sie heute großteils
Geschichte der Stadt, also für unsere
von Tourist_innen bevölkert, die sich dem
Region ab der Antike, als wesentliches
Spektakel, das darauf inszeniert wird, hin-
Merkmal der Stadtstruktur definiert. Frei
geben können.
nach Cicero waren es drei wesentliche Merkmale, die eine Stadt ausmachten. Es
20
„Das Übrige, das Alltägliche, war unten
den Architekten Victor Gruen zurück, der
dem Platz zugewiesen. Dort ging es städ-
mit seinen frühen Entwürfen für Shopping
tisch zu und gutbürgerlich. Dort ging es
Malls in den USA bis heute geltende Maß-
um das tägliche Brot und den nächtlichen
stäbe setzte. Er dachte diese als kompak-
Kuß und das Gespräch rings um die Uhr.
te urbane Strukturen, die eine verbesserte
Alles was zu verhandeln war, dort wurde
Version der Innenstadtbereiche darstellen
es verhandelt: [...] Auf dem Platz geschah
sollten. Am Ende blieben jedoch konsum-
es, alles Menschenmögliche.“
4
getriebene Unterhaltungsmaschinen übrig, die suburbane Zonen bis heute stark
War der Platz einst ein wichtiger Faktor
definieren. Gruen war es jedoch auch,
der Stadt, um sich zu treffen und auszu-
der die stadtplanerische Entscheidung,
tauschen, hat er sich in der heutigen Zeit
die Kärntner Straße in Wien zur Fußgän-
zu einem Transitort verändert, der kurz-
gerzone zu machen, beeinflusste. Das
weilige Unterhaltung bietet und zu einer
Bestreben, die Stadt für Fußgänger_innen
Marionette der Stadtvermarktung verkom-
besser erlebbar zu machen und die Autos
men ist.
aus den Innenstädten zu verdrängen, ist
Ab den 1970er Jahren ist es vermehrt zur
durchaus positiv zu sehen. Diese verkehrs-
Kommerzialisierung der Städte gekom-
beruhigten, zentral gelegenen Zonen
men, richtiggehend zur „Inszenierung der
der Stadt werden oft mit dem Prädikat
Städte zu Marketingzwecken.“ 5
Einkaufsstraße versehen und so zu einer Art Freiluft-Einkaufszentrum degradiert,
„Die[se] Transformation der Stadt zum Ort
die wenig Platz für konsumfreie Funktio-
der Inszenierung von Lifestyle, Distinktion
nen der Stadt lassen. Die Zentren laufen
wird auch als Gruen-Effekt
Gefahr, zu Disneyland-Folien zu verkom-
und Event“
6
bezeichnet. Diese Bezeichnung geht auf 4
Coubier 1985, S. 12.
5
Schäfers 2006 , S.158.
men 6
(vgl. Huth 2005),
zu Scheinbildern, die
Baldauf 2008, S.35.
21
„The right to the city is far more than the individual liberty to access urban resources: it is a right to change ourselves by changing the city. “ David Harvey 2008
hauptsächlich für touristische Zwecke ge-
ten. 2013 war unter anderem von den in
neriert werden und die ganz den Regeln
Istanbul gestarteten Protesten, die sich um
des Neoliberalismus folgen.
den zentral gelegenen Gezi Park drehten, ein neoliberales Bauprojekt zu Fall brach-
1.4. Die Plätze der aktuellen politischen
ten und in einer Welle von Gewalt gipfel-
Kämpfe
ten, sowie den Ausschreitungen in Rio de Janeiro, die sich unter anderem gegen
22
In der näheren Vergangenheit hat der
die zunehmende Verdrängung der sozi-
Stadtraum als Ort des Protestes wieder
al schwachen Bevölkerung richteten, ge-
neuen Aufschwung erhalten. Im Positiven
prägt. In Athen wird der Protest der letzten
wie im Negativen haben sich die Welt-
Jahre mit dem Syntagma-Platz verbunden.
nachrichten der letzten Monate gefüllt
Aktuell lassen sich unzählige weitere Bei-
mit Berichten über Besetzungen von Or-
spiele finden, die aufzeigen, wie öffent-
ten, wie der Occupy-Wallstreet Bewegung
licher Raum angeeignet wird, um Forde-
Ende 2011, welche den Zuccotti Park in
rungen zur Änderung bestehender Werte
New York ins Zentrum der Kritik an der
und politischer Situationen durchzuset-
anhaltenden
Der
zen. Wieso sich jedoch so lange im Ver-
Arabische Frühling spielte sich zu einem
borgenen halten, bis der Platz nur noch
Gutteil auf den Straßen und Plätzen der
als Katalysator von lange angestauten
aufbegehrenden nordafrikanischen Län-
Unzufriedenheiten dient und nicht schon
der ab. Ebenfalls 2011 wurde in Spanien
vorher zugreifen und sich wieder in der
der Puerta del Sol-Platz in Madrid zum
Öffentlichkeit zeigen?
Sinnbild des Aufbegehrens der Jugend,
Ungenutzte Flächen werden zwar immer
der sogenannten Indignados, die sich
seltener, aber es gibt sie im Stadtgefüge
gegen die vorherrschende Politik auflehn-
noch vereinzelt zu finden.
Finanzkrise
rückte.
2. Die Rückeroberung der Stadt
2.1. Das Recht auf Stadt
räumliche Aneignung von Flächen oder als ein juristisches Aneignen sieht, son-
Viele urbane, soziale Bewegungen der
dern vielmehr als ein Recht, nicht aus der
letzten Jahre die sich auf die Rückerobe-
Gesellschaft gedrängt zu werden, wenn
rungen von Stadträumen konzentrieren,
man deren Kriterien nicht erfüllt. Es geht
agieren frei nach Henri Lefebvre un-
um das Recht, anders sein, also von der
ter dem Schlachtruf „DAS RECHT AUF
vorgegebenen Norm abweichen zu kön-
STADT“ für alle, und nicht nur für diejeni-
nen und trotzdem einen Platz in dem
gen, die es sich finanziell leisten können.
großen Gefüge einer Stadt zu haben. Le-
Lefebvre hat die Forderung nach einem
febvre bezieht sich hierbei unter anderem
Recht auf Stadt erstmals 1968 aufge-
auch auf Gruppen mit Migrationshinter-
bracht. Seine Definition nach Recht auf
grund, mit unterschiedlichen Religionsbe-
Stadt war die eines Aufschreis und nach
kenntnissen, sowie auf die Gruppe der
Forderungen jener die aus dem Stadtle-
Jugendlichen, die bis heute in den Zent-
ben ausgeschlossen wurden, „a cry and a
ren der Städte meist keinen Platz haben.
demand“ . Für ihn war das Recht auf Stadt
Diesen Gruppen ist bis heute gemein, dass
7
sie meist peripherisiert, also aus dem akti„the right to information, [...], the right of
ven Stadtleben ausgegrenzt werden. Eine
users to make known their ideas on the
Definition zum Recht auf Stadt von Peter
space and time of their activities in urban
Marcuse baut diesen Schrei und die For-
areas; it would also cover the right to the
derung von Lefebvre noch weiter aus zu
use of the center“
8
einem
Ein wesentlicher Punkt hierbei ist, dass
„exigent demand by those deprived of
er das Recht auf Stadt nicht nur als eine
basic material and existing legal rights,
7
Lefebvre 1967, S. 158.
8
Lefebvre 1991, S. 34. 23
and an aspiration for the future by those
Raum produziert war. Raum war demnach
discontented with life as they see it around
nicht ein Kontext, der für eine Gesellschaft
them, perceived as limiting their own po-
geschaffen worden war, sondern eine
tentials for growth and creativity“.
9
Struktur, die die Gesellschaft selbst herstellt.“
10
In der europäischen Stadt sind es immer noch die Zentren, die als Kern des Stadt-
2.2. Der aktuelle Ruf nach einem Recht
gefüges funktionieren, die das kulturelle
auf Stadt
Leben beherbergen und in denen Entscheidungen getroffen werden.
In den letzten Jahren haben sich in Städten
Der Fokus auf das Zentrum der Stadt und
rund um die Welt unterschiedlichste Initia-
die damit einhergehende Wertsteigerung
tiven formiert, die unter der gemeinsamen
der rar werdenden Flächen hat in den
Forderung auf ein „Recht auf Stadt“ unter
letzten Jahrzehnten zu einem regelrech-
anderem gegen den neoliberalen Trend
ten Ausverkauf dieser kapitalstarken und
des Ausverkaufs der Städte auftreten.
dadurch als lukrativ eingestuften Orte geführt und dabei sozial schwache Gruppen
„Bei dem „Recht auf Stadt“ geht es dar-
kontinuierlich verdrängt. Diese Verdrän-
um, dass alle Menschen, die in einer Stadt
gung
Auschliessungsmechanismen
leben, das Recht haben sollen zu entschei-
sind es, welche meiner Ansicht nach die
den, wie das städtische Leben gestaltet
Menschen immer lauter nach ihrem Recht
werden soll.“
und
11
auf Stadt aufschreien lassen, denn Dieses Recht muss man sich nicht erst vor
9
einem Gericht erkämpfen, ganz im Ge-
al produziert wie das Soziale durch den
genteil, es ist ein Grundrecht aller in einer
Marcuse 2009, S. 190.
10
24
„Raum war für ihn [Lefebvre] ebenso sozi-
Baldauf 2008, S. 19.
11
www.rechtaufstadt.net (31.03.2013)
„Seien wir weiter realistisch und fordern das Unmögliche. Wir bleiben unkalkulierbar – und unplanbar!“ www.rechtaufstadt.net
Stadt lebender Menschen, vollkommen
„Je unlebendiger eine Stadt ist, umso mehr
davon abgesehen, welche Hintergründe
ziehen sich die Menschen in ihre privaten
diese mitbringen. Man braucht eigentlich
Räume zurück. [...] Sich das Recht auf
nur zuzugreifen, sich die Stadtflächen neu
Stadt zu nehmen heißt also auch, rauszu-
zu erobern. Es ist eine Bewegung, die
gehen, die Vereinzelung aufbrechen und
sich aus den unterschiedlichsten sozialen
in Kontakt zu treten. [...] Diese Stadt der
Gruppen zusammensetzt. Was diesen he-
Zukunft wäre sicher keine konfliktfreie, je-
terogenen Zusammenschluss verbindet, ist
doch eine wesentlich gerechtere und kom-
der gemeinsame Kampf gegen eine Stadt-
munikativere.“
12
planung, die sozial schwache Gruppen einfach übergeht und rein auf ökonomi-
In den USA nennt sich die Plattform „Right
sche Interessen ausgerichtet ist.
to the City“, die unter anderem dafür
Im Jahr 2009 hat sich in Hamburg eine
kämpft, dass leerstehende Objekte in der
Gruppe von Menschen organisiert, die
Stadt zu Sozialwohnungen für Obdachlo-
sich dem Ausverkauf ihrer Stadt entgegen-
se umgebaut werden und nicht als reine
gestellt haben und in Form von Workshops
Spekulationsobjekte dahin vegetieren.
und Vorträgen auf die Missstände in der
In Wien beleuchtete Ende 2012 das Inter-
Stadtentwicklung hingewiesen haben. Es
nationale Festival für urbane Erkundun-
ging ihnen zum einen um eine neue An-
gen des Vereins dérive unter dem Motto
eignung der vorhandenen Flächen für die
„Stadt selbst machen“ diese Bewegung
Stadtbewohner_innen und im Weiteren
der selbstmotivierten, partizipativen Stadt-
um eine klare Umverteilung der Ressour-
planungspolitik, die sich immer stärker
cen, denn der neoliberale Trend unserer
durchzusetzen scheint.
Zeit hat ein starkes Gefälle in der Vermö-
Aber diese Forderung nach Mitbestim-
gensverteilung mit sich gebracht.
mung ist kein neues Phänomen. Ein Bei-
12
www.parkfiction.org (31.03.2013) 25
„Desire will leave the house and take to the streets“ Park Fiction
spiel, dass schon Mitte der 1990er Jah-
Ein erster darauffolgender Schritt war die
re dieser Bewegung voranging und sich
Aufstellung eines Baucontainers vor Ort.
durch das starke Engagement der Stadt-
Dieser diente als Sammelstelle für Ideen
bewohner_innen in die Realität umsetzen
und Wünsche der Anwohner_innen aller
ließ, ist das sogenannte „Park Fiction“-
Altersgruppen die dort gesammelt wur-
Projekt in Hamburg. Es ist heute ebenfalls
den. Im Rahmen des Projektes entstand un-
in die Hamburger „Recht auf Stadt“-Bewe-
ter anderem ein Film mit dem Titel „PARK
gung eingegliedert.
FICTION - DIE WÜNSCHE WERDEN DIE WOHNUNGEN VERLASSEN“, der den
2.3. Park Fiction
Entwicklungsprozess dokumentiert. Es entstand also eine aktive, vielschichti-
Die Fläche, auf der sich der mittlerweile reali-
ge Plattform, die die Kommunikation unter
sierte Park befindet, sollte Anfang der 1990er
den Teilnehmenden anregte und für einen
Jahre mit Wohn- und Bürogebäuden zugebaut
regen Austausch unter diesen sorgte.
werden. Die Anwohner_innen forderten jedoch einen öffentlichen Park als Ausgleich für
„Es geht bei der kollektiven Wunschpro-
die dicht bebaute Struktur der umliegenden
duktion darum, neu zu bestimmen, was die
Stadtviertel wie Altona-Altstadt und St. Pauli.
Stadt ist, darum, ein anderes Netz über
Eine Nachbarschaftsinitiative fertigte erste
die Stadt zu legen, sich die Stadt anzueig-
Skizzen für das Projekt an und brachte es
nen, überhaupt sich vorzustellen, wie es
über die Medien an die Öffentlichkeit. Die
anders laufen könnte, und dann das Spiel
Stadt Hamburg beauftragte daraufhin Künst-
nach anderen Regeln zu spielen.“
13
ler_innen, im Rahmen der Organisation von Kunst im öffentlichen Raum ein Projekt zu ent-
Diese Ansammlung an Ideen und Wunsch-
wickeln.
vorstellungen, wurde in einem weiteren
13
26
de.wikipedia.org/wiki/Park_Fiction (31.03.2013)
Schritt von Künstler_innen und Architekt_
her ist es an der Zeit, sich neue Systeme
innen in einen Plan übertragen.
zu überlegen, wie Flächen von vielen un-
Nachdem das Projekt unter anderem bei
terschiedlichen Menschen genutzt werden
der Documenta 11 in Kassel 2002 aus-
können, ohne schon bekannte Machtsys-
gestellt wurde, konnte der Antonipark
teme aufzubauen. Der Begriff des Com-
schliesslich im Sommer 2005 realisiert
mons, frei übersetzt des Gemeinsamen,
werden.
wird mittlerweile in vielen Bereichen ver-
Dass der Park bis heute ein lebendiger
wendet, so zum Beispiel im Bereich der
und politisch agiler Platz geblieben ist
Urheberrechte, wo der Begriff des Creati-
zeigte eine Aktion im Sommer 2013. Der
ve Commons eingeführt wurde, um Ideen
Park wurde aus der Solidaritätsbekun-
kostenlos zu teilen und gegebenenfalls
dung der Proteste in Istanbul heraus in
von Dritten weiterentwickeln zu lassen.
Gezi Park Fiction umbenannt.
Auch im Kontext der Stadtforschung wird der Begriff des Commons angewandt,
2.4. Die Gemeinschaft
um etwa neue Bilder zur Nutzung von Stadtflächen zu kreieren. Von dieser pro-
Es braucht aber nicht nur die Flächen in ei-
duktiven Kombination, also aus frei zur
ner Stadt, um diese zu aktivieren, es geht
Verfügung stehender Flächen und darauf
vielmehr um ein neues Bewusstsein der
agierender Menschen, spricht Stavros
Stadtbewohner_innen und der Gemein-
Stavrides, ein griechischer Architekt und
schaft, als welche sie auftreten und sich
Stadtforscher, wenn er meint:
in dieser Stadt bewegen, wie man auch an dem vorangegangenen Beispiel sehen
„You have to be able to produce places
kann. Diese Stadtgemeinschaft besteht
where different kinds of lives can coexist
aus vielen unterschiedlichen Gruppen, da-
in terms of mutual respect. Therefore any
27
such space cannot simply belong to a cer-
Daraus ergibt sich laut Stavrides auch,
tain community that defines the rules; there
dass es auf längere Sicht mehr Sinn macht,
has to be an ongoing, open process of ru-
Gemeinschaftsflächen zu stärken und den
lemaking.“
14
Begriff des Commons nicht auf einzelne Personen, die durch diese Gemeinsamkei-
Eine neue Betrachtung von Stadtflächen,
ten zur Gruppen werden, zu projizieren,
also eine neue Interpretation ihres „Wer-
da sich dadurch ungleiche Machtstruktu-
tes“ muss auch mit einer neuen Form der
ren aufbauen können.
Verwaltung dieser gedacht werden. Weiters können Flächen nicht mehr rein nach
„Conceptualizing commons on the basis
ihrem physischen Vorhandensein verstan-
of the public, however, does not focus on
den werden, wenn man diese unter dem
similarities or commonalities but on the
Gesichtspunkt des Gemeinsamen auch auf
very differences between people that can
eine soziale Ebene herunter bricht.
possibly meet on a purposefully instituted common ground.“
16
„First of all, it is important to conceive space
28
and the city as not primarily quantities—which
Diese Überlegungen führen mich dahin,
is the dominant perception—the quantified
dass man den Fokus nicht primär auf die
space of profit-making, where space always
noch verbleibenden freien Flächen in ei-
has a value and can easily be divided and
ner Stadt richten kann, ohne die Bedürf-
sold. So, starting to think about space as rela-
nisse der Bewohner_innen mitzudenken.
ted to the commons means to conceptualize it
Beispiele wie Park Fiction zeigen, dass die
as a form of relations rather than as an entity,
Ideen, die von der Bottom-up-Bewegung,
as a condition of comparisons instead of an
also der Bewegung von unten nach oben,
established arrangement of positions.“ 15
in das Projekt eingeflossen sind, genau
14
Stavrides 2010
15
ebd.
16
ebd.
3. Die Leere als Chance für Neues
die Bindung der Menschen zum Ort ge-
3.1. Die Gstetten, die Brache, die Leere
schaffen haben, die diesen immer noch mit Leben erfüllt. Es ist dieser partizipative
Der weiße Fleck als Leere, als Freiflä-
Grundgedanke, das Zu-Wort-kommen-Las-
che in einer dicht bebauten Umgebung
sen derer, die den Platz in weiterer Folge
ist nicht per se als negativ zu verstehen.
erleben, der aufgenommen werden soll.
Der verwahrloste Schotterplatz, die wild-
Weiters wird es nicht ausbleiben, sich neu-
wachsende Vegetation, kurz die Brache
es Vokabular einfallen zu lassen, wenn
oder auch Gstetten inmitten einer ansons-
man nicht immer wieder im gleichen Trott
ten durchgeplanten Stadt nehmen einen
der Stadtplanung landen will.
besonderen Stellenwert ein, da sie sich
Dieser Fokus auf den sozialen Part der
klar von ihrer durchgestylten Umgebung
Ortsentwicklung birgt wieder die schon
abheben. Die Brache, um bei diesem Be-
anfangs erwähnten Spannungsfelder in
griff zu bleiben, also die unbebaute und
sich, die einen Gutteil zur Dynamisierung
noch ungeplante Leere, kann als beleben-
beitragen sollen und somit der Idee eines
der Konterpunkt des gepflegt Gestalteten
aktiven und lebendigen Ortes näher kom-
verstanden werden. Das Auge kann sich
men.
in der Unordnung der Leere verlieren oder sich darüber mokieren, auf alle Fälle durchbricht sie die Routine des Blickes. Die Leere bildet einen Zwischenbereich, der schwer zu fassen ist. Diese Faszination für einen Ort, der dadurch existiert, dass noch nichts Gebautes darauf steht, ist es, die ihn erst recht lebendig werden lässt. Der Möglichkeitsraum, der in dieser
29
Leere aufgespannt wird, ist es, der die
öffentlichen Raum, unter anderem im Be-
Brache zu einem belebenden Faktor der
reich des Naschmarktes, die Bevölkerung
statisch bebauten Struktur macht.
dazu ermutigen die Stadt als Spielplatz zu verstehen und diese aktiv zu benutzen.
„we are talking about an understanding of emtiness that is like the emptiness of a bare
„Für die Aktion wie den Supersommer muss
table that has not yet been set but which
keine neue Stadt geplant werden. Die vor-
can be set. [..] [The Void = die Leere] is[…]
handene Stadt samt ihren Leerräumen
the transformation of active existence into
reicht, um Provisorisches inszenieren und
active nonexistence and, most importantly
Veränderungen provozieren zu können. Im
[…] it lives and exists, not of its own accord,
Gegenteil, es benötigt den Restraum, die
but feeds off all the life and existence that
Brache oder das Relikt einer Fehlplanung
surrounds it, digesting it and pulverizing it,
um zumindest temporär Stadt verändern
making it disappear into itself.“
17
zu können.“
18
Es hat schon früh Bewegungen gegeben,
3.2. Der Pfauengarten, die ewige
die sich den Stadtraum und die darin zu
Gstetten
findenden Flächen und deren Potential be-
30
wusst machten.
Der Pfauengarten, die Brache, welche für
So wurde zum Beispiel im Jahr 1976 im
diese Arbeit als Experimentierfeld für eine
Rahmen der Wiener Festwochen das Pro-
neu gedachte Stadtstruktur dient, ist kein
jekt „Supersommer“ ausgerufen. Dieses in
Ort in der Stadt, der einer Aufwertung
Wien an der Schnittstelle von Architektur,
auf Grund seiner Lage bedarf, denn noch
Stadtplanung und Kunst angelegte Pro-
zentraler und präsenter kann man sich
jekt wollte mit Hilfe von Ausstellungen im
kaum betten. Umgeben vom Touristenma-
17
Kabakov 2010, S.683 ff.
18
Pollak 2012, S.8.
“Die Stadt, so das Credo des Supersommers, gehört weder den Planenden noch der Politik, sondern den Stadtbenutzenden.” Sabine Pollak 2012
gnet der denkmalgeschützten Altstadt, be-
an diesem Projekt geführt habe, hat sich
findet sich der Ort selbst noch in der ers-
jedoch für mich herauskristallisiert, dass
ten Schutzzone und somit von städtischen
vielen Bewohner_innen der Name Pfau-
Attraktionen wie der Burg, dem Stadtpark
engarten und die Fläche selbst kaum ein
und diversen weiteren historischen Bauten
Begriff sind. Und wenn, dann sind diese
umgeben. Während der Bauarbeiten zur
meist mit der Erinnerung an den früheren
Tiefgarage, die den Ort im Moment defi-
Gratis-Parkplatz verbunden. Wie kann es
niert, ist man auf Überreste der Wehranla-
nun sein, dass ein solch zentral gelege-
gen gestoßen, die freigelegt wurden und
ner Ort seit Jahrzehnten im Stillen dahin
auch weiterhin zu sehen sind, teils vom be-
schlummert und scheinbar erfolgreich aus
gehbaren Dach der Garage aus und teils
der Öffentlichkeit ausgeblendet wird?
im Inneren dieser zur Behübschung der
Was hat dieser Ort, von seiner kapital-
Parkflächen. Gerade in diesem Teil der
starken Lage abgesehen noch zu bieten?
Stadt ist das Bemühen um ein schönes Äu-
Können die Stadtbewohner_innen wieder
ßeres für die zahlreichen Besucher_innen
mit diesem Ort verankert werden, der für
sehr deutlich zu erkennen. Es entsteht der
so lange Zeit als dunkelweißer Fleck am
Eindruck, dass sich die Stadtverwaltung
Stadtplan vorhanden war?
nicht gerne vor Augen hält, dass in diesen
Die freie, unbebaute und neutrale Gestalt
Bereichen tatsächlich Menschen leben,
soll als Chance für Neues gesehen wer-
die ihren Lebensmittelpunkt im Umfeld die-
den. Denn auch wenn die Brache als für
ser historischen Bauten haben.
sich selbst stehende Leere genug Daseins-
Wir haben es also mit einem höchst at-
berechtigung hat, will ich doch das Expe-
traktiven Ort im Sinne seiner Lage und
riment wagen und diesen Ort mit neuem
seiner Bedeutung zu tun. In diversen
Leben auffüllen, ohne diesen zu überla-
Gesprächen, die ich im Laufe der Arbeit
den. Dem Ort soll ein neues Gesicht gege-
31
ben werden, ohne gleich die strukturellen
nen vermietet. Neben dem Hauptplatz
Grenzen für die Ewigkeit abzustecken. Es
gibt es natürlich auch noch weitere Plät-
soll sich eine neue Fläche entwickeln kön-
ze in der Stadt. Um den Pfauengarten
nen, die auch weiterhin zum Teil als Frei-
selbst befindet sich im direkten Anschluss
raum im Gegensatz zum umbauten Raum
der Karmeliterplatz und nur eine Straße
steht. Die verlängerte Sichtachse vom Kar-
weiter der Freiheitsplatz. Beide im letzten
meliterplatz über die Brache bis hinüber
Jahrzehnt zwar großteils vom Verkehr und
in die Baumkronen des Stadtparks bietet
Parkflächen befreit und als Ort für Men-
einen wohltuenden Kontrast zur mittelal-
schen geplant, sind sie heute tot gestaltete
terlichen, kleinen und bisweilen dunklen
Flächen, die sich kaum für einen längeren
Gassenstruktur.
Aufenthalt eignen, außer an den Randbe-
Wie schon ausgeführt, hat der befestigte
reichen, die von der ansässigen Gastro-
Platz als Versammlungsstätte in der euro-
nomie genutzt werden. Einen Ort für die
päischen Stadt schon immer einen hohen
Stadtbewohner_innen als Treffpunkt und
Stellenwert gehabt, hierbei ist im Falle von
Platz des Austauschs stellen diese konsu-
Graz als ein Beispiel der Hauptplatz zu
morientierten Flächen somit nicht dar.
nennen, der unweigerlich diese Funktion erfüllt. Diese Plätze dienten für Versamm-
3.3. Der Ort als städtebauliche und sozi-
lungen und ganz allgemein als Treffpunkt
ale Drehscheibe
in der Stadt. Heute ist der Grazer Haupt-
32
platz jedoch schon von vornherein zur
Der Pfauengarten, im Weiteren als der
Hälfte mit Marktständen besetzt, und die
Ort bezeichnet, um ihn von seiner bishe-
noch verbleibende Freifläche vor dem Rat-
rigen Konnotation zu befreien, soll sei-
haus wird über weite Teile des Jahres an
ne Randposition verlieren, einen neuen
meist konsumgetriebene Veranstalter_in-
Mittelpunkt in der Stadt definieren und
dadurch als Drehscheibe sowohl im städ-
der Stadt. Dies bringt eine Flut an Ver-
tebaulichen Gefüge wie auch im sozialen
ordnungen, Geboten, Verboten und Ver-
Leben fungieren.
haltensregeln mit sich, die es einem fast
Wenn man sich zuerst auf die städtebau-
unmöglich machen, diese Flächen frei zu
liche Komponente konzentriert, geht es
nutzen und temporär zu besetzten. Der
nicht darum, durch die Einführung einer
neue Ort soll im Brennpunkt der Konser-
neuen Bewegungsachse den Ort zu ei-
vierung einen Platz schaffen, der immer
nem reinen Transitort verkommen zu las-
wieder temporär mit Funktionen aufge-
sen, der Wege abkürzt und dadurch das
laden werden kann, diese jedoch auch
Vorankommen beschleunigt. Der Ort soll
wieder vergisst und somit Raum für Neu-
durch eine erhöhte Frequenz lebhafter
es lässt bzw. immer wieder von neuem
werden und genau aus diesem Grund eine
schafft. Eine zeitliche sowie programma-
Qualität zum Verweilen herausbilden.
tische Mehrfachnutzung soll einen span-
Es soll ein Impuls an dem Ort gesetzt
nenden Ort erzeugen, der nicht nur auf
werden, der diesen aus dem Dornrös-
einer oberflächlichen Eventkultur basiert.
chenschlaf weckt und ihn in einen vom
Er bietet eine Möglichkeit, an einem sonst
Konsumzwang befreiten Begegnungsort
durch Erhaltungswahn sehr statischen Ort
verwandelt. Eine Stadt ist mehr als die
eine frische Bewegung in die Struktur zu
Summe ihrer Bebauungen. Die Flächen
bringen und somit zu einem Experimen-
dazwischen tragen einen Großteil zur Le-
tierfeld zu werden. Diese Bewegung,
bensqualität bei.
unter anderem in Form von heterogenen
Die Grünflächen des Stadtparks stehen
Nutzer_innen und Besucher_innen, führt
zum Großteil unter Naturschutz und sind
auch schon zum Grundgedanken der so-
somit, neben den denkmalgeschützen
zialen Drehscheibe.
baulichen Strukturen, die heiligen Kühe
In der Grazer Innenstadt hat sich eine
33
34
rege Verbotskultur entwickelt, hier seien
geln im Sinne des Denkmalschutzes, des
nur das Verbot des Alkoholkonsums am
Naturschutzes, des schönen Scheins für
Hauptplatz und weiteren Teilen der In-
die Tourismusbranche, des gastronomi-
nenstadt, das Gebot, in der Straßenbahn
schen Geschäftssinns oder der lukrativen
nicht zu telefonieren oder auch das zu
Vermarktung auferlegt. Es braucht einen
Recht wieder aufgehobene, aber eben
Ort, an dem man sich aneinander reiben
doch kurzzeitig wirksame Bettelverbot in
kann, dies jedoch nicht sanktioniert wird,
der Innenstadt, genannt. Um den schönen
sondern als Anregung für eine kontinuier-
Schein zu wahren, wird alles was stört an
liche Entwicklungen gesehen werden soll.
den Rand bzw. besser gleich noch aus der
Als einen ersten Anreiz kann man das
Stadt gedrängt. Dass sich dadurch Prob-
überaus agile Festivalleben der Stadt an
lemfelder nur verlagern, ist kein Geheim-
diesem Ort bündeln, somit unterschied-
nis. Man denke hierbei zum Beispiel an
lichstes Zielpublikum an den Ort bringen
die Grazer Punks, die, nachdem sie sich
und im besten Fall neues Publikum errei-
auf Grund von diversen Verboten nicht
chen.
mehr rund um den Brunnen am Haupt-
Wenn man sich den Ort als ein großes Fes-
platz aufhalten durften, in den Stadtpark
tivalzentrum der Stadt vorstellt, das vom
wanderten, dort den Pavillon besetzen
Beginn des Jahres mit der Diagonale, der
und an diesem Ort für helle Aufregung
aktuellen Kunst in Graz, über das Spring
sorgten, da sie nicht in das Bild des fein
Festival, die Styriarte, La Strada, dem stei-
gestalteten Parks passten und mit Hilfe ei-
rischen herbst Festival und bis hin zum Ele-
nes Baustellengitters, welches den Bereich
vate Festival denkt, dann sind das nur die
des Pavillons abschloss, vertrieben wer-
Größeren, die sich wochenweise einnisten
den sollten.
könnten. Natürlich handelt es sich hierbei
Es braucht also einen Ort, der keine Re-
auch um Festivals, die Eintrittsgelder verlan-
gen und so exkludierend wirken können.
Es soll sich ein Aktivismus im Sinne Karl
Aber was, wenn diese Festivals an diesem
Poppers, also „Die Neigung zur Aktivität und
Ort für alle Interessierten frei zugänglich
die Abneigung gegen jede Haltung des passi-
wären, es also Veranstaltungen bei freiem
ven Hinnehmens“
Eintritt zu sehen gäbe und sich die Ver-
sich mit den unterschiedlichen Gegeben-
mittlung der Programme hier verdichtete?
heiten anlegt, sie annimmt und im besten
Weiters kann der Ort für die freie Szene
Fall für kurze Zeit aufnimmt und mitspielt.
19
am Ort etablieren, der
als Probe- und Aufführungsort dienen, es können Lesungen gehalten, Workshops
„Die Stadt muss diese zwei Erfahrungen er-
absolviert oder vielleicht einfach nur Fes-
lauben: daß sie zur Gemeinschaft zwingen-
te gefeiert werden, denn jede in der Stadt
de und zugleich individuelle Freiheit spen-
lebende ethnische oder soziale Gruppe
dende und garantierende Umwelt ist.“
20
hat ihre eigene Kultur mit im Gepäck. Es ist nicht die Absicht dieser Arbeit, einen Ort
Es geht im weitesten Sinne um eine ur-
zu kreieren, der immer für alle alles bietet,
bane Reanimation und dies nicht, wie so
ganz im Gegenteil werden der Ort und das
oft, mit Hilfe von segregierenden Gen-
laufende Programm sein Publikum immer
trifizierungsprozessen, welche auf der
auch selektieren, jedoch auf keinen Fall se-
westlichen, der Innenstadt gegenüberlie-
gregieren. Es soll ein Ort sein, zu dem man
genden, sozial benachteiligten Murseite
immer wieder zurückkehrt, ohne genau
schon deutlich spürbar sind, sondern um
wissen zu müssen, was gerade geschieht,
eine Rückeroberung des Herzens der
aber man kann sich sicher sein, dass es im-
Stadt selbst, das heute als Potemkinsches
mer etwas zu entdecken gibt, und wenn es
Dorf ein behübschtes, aber teilweise in-
zwischendurch auf das Wesentliche redu-
haltsloses Dasein fristet. Warum wird so-
ziert die Leere des Ortes ist.
viel Wert darauf gelegt, eine inhaltsleere,
19
Popper 1974, S.7.
20
Mitscherlich 1965, S.120. 35
jedoch behübschte Hülle als Kern der
als Pseudoimitation vom Leben im Grü-
Stadt zu errichten, bzw. diese zu einer rei-
nen. Dieses Projekt holt sich auf alle Fäl-
nen Unterhaltungsstruktur, einem Themen-
le den Ort noch einmal zurück und teilt
park ähnlich, zu verwandeln?
diesen großzügig mit allen Stadtbewohner_innen und Akteur_innen, denen nicht
Eine Stadt lebt und fällt mit ihren Bewoh-
nur das finanzielle Kapital der Fläche am
ner_innen. Das Anliegen dieses Projektes
Herzen liegt, sondern vor allem dessen
ist es, den Adrenalinspiegel des Kerns
soziales Kapital.
dahingehend zu erhöhen, dass man diesen Teil der Stadt als agilen Part versteht
3.4. Zwei Schritte zurück und einen nach
und nicht als eine Aneinanderreihung
vorne
von Lokalitäten, umgeben von einer Kulisse aus alter Baustruktur. Alle Menschen,
Was sind nun die Ziele, die mit diesem
die sich in der Stadt aufhalten, sollen Zu-
Projekt angestrebt werden? In welchem
gang zu dieser Fläche haben, diese soll
Kontext ist diese Arbeit zu den gegenwär-
sich als übergeordneter Treffpunkt sehen
tigen Bewegungen in der Aneignung von
und nicht als Teil einer „Maschinerie, die
Stadtflächen zu sehen?
die Teilhabe an der Stadt über Geld und Her-
Die gesellschaftlichen Umbrüche der letz-
kunft regelt.“
21
ten Jahre werden in einem Atemzug mit den Orten in Verbindung gebracht, auf
Der Spieß wird umgedreht. Der Stadt-
denen sie gestartet bzw. auf denen die
erweiterung den Rücken zukehrend soll
Konflikte ausgetragen wurden, wie eben
hier ein Ort besetzt werden, der in der
dem Tahrir-Platz in Kairo, dem Zuccotti-
jetzigen Planung als Standort für luxuriö-
Park in New York, dem Puerta del Sol
ses Wohnen am Stadtpark verkauft wird,
Platz in Madrid, dem Gezi-Park und Tak-
21
36
Twickel 2010, S. 05.
sim-Platz im Herzen Istanbuls und noch
sondern als eine neue Gewichtung, wer
unzähligen mehr.
oder was Zugang zu den „wertvollen“
Es sind die freien Plätze einer Stadt, die
Flächen der Stadt hat.
den nötigen Raum für die Menschen und
Ins Herz der Stadt also, das oberflächlich
ihre Anliegen schaffen. Die Straße ist das
betrachtet keinen Makel hat, dort hinein
Element der Bewegung, wenn man jedoch
sticht das Projekt und rüttelt auf, um sich
länger verweilen will, um seine Forderun-
den Auswirkungen des stillschweigenden
gen durchbringen zu können, braucht man
Zusehens bewusst zu werden.
die Fläche des Platzes als Versammlungsort. Im antiken Rom war es das Forum
Das Projekt soll in dem Bewusstsein ent-
und im antiken Griechenland die Agora.
wickelt werden, nicht in die Hände von
Heute ist es der Hauptplatz, der jedoch
kapitalstarken Kräften zu arbeiten, denn
mittlerweile meist in den Zentren der neoli-
„neoliberalism has been especially successful
beralen Interessen der Stadt liegt. Es wird
in hijacking and integrating oppositional and
Zeit eine neue Form von Platz zu schaf-
rebellious claims and repertoires into its re-
fen, auf dem man sich wieder versammeln
gime.“
22
oder einfach ansammeln kann. Das angestrebte Ziel des Projektes ist
Diese Verantwortung, dass positiv ge-
die Aneignung und Rückeroberung einer
dachte Projekte erst recht wieder denje-
Fläche, die in einem Teil der Stadt liegt,
nigen in die Hände spielen können, die
dessen Hauptmerkmal die Segregation
städtischen Raum nicht anhand seines
ist, denn wer kein Geld hat, wird sich hier
sozialen Kapitals messen, sondern Profit
nicht aufhalten bzw. sogar vertrieben wer-
daraus schlagen wollen, diese Verantwor-
den. Diese Rückeroberung ist daher nicht
tung also ist ein integraler Bestandteil je-
als rein physische Umverteilung zu sehen,
des Planungsprozesses, den man sich stär-
22
Mayer 2010, S.41. 37
38
ker denn je zuvor vor Augen halten sollte,
zieht, indem sie unliebsame Einrichtun-
um statt Gutem nicht nur Gut gemeintes
gen gleich von vornherein wegdenkt und
zu erzielen.
durch inhaltsleere Gestaltungselemente
Wenn man zum Beispiel die derzeitigen
ersetzt.
Bebauungspläne für das Pfauengarten
Hier also, wo der Schein Überhand zu
Projekt betrachtet, fällt im Bereich des
nehmen gedenkt, hier setzt das Projekt
Übergangs zum Stadtpark ins Auge, dass
an. Das Recht auf Stadt für alle beinhaltet
der Kinderspielplatz durch eine Erweite-
auch eine Umverteilung der Stadtflächen
rung des schon jetzt nur zitierenden und
und eine damit einhergehende Aufhebung
nicht original vorhandenen Wassergra-
von Segregationsmechanismen, die sich
bens ersetzt wurde. Diese Reminiszenz
über Jahrzehnte in den Köpfen festgesetzt
des Abwehrgrabens als romantisches
haben.
Gestaltungsobjekt der Parkanlage soll
Das Recht auf Stadt also in dem Sinne,
also eine wichtige soziale Einrichtung der
dass man sich frei in dieser bewegen kann,
Stadtbewohner_innen ersetzen, denn wo-
ohne sich darüber Gedanken machen zu
hin soll man ausweichen, wenn kein Platz
müssen, ob man dieser auch gerecht wird,
zur Verfügung steht? In einer Zeit, in der
sei es durch äußere Merkmale oder des
man die Augen nicht mehr vor den Auswir-
sozialen Standes wegen. Das Projekt soll
kungen der neoliberalen Immobilienbla-
die innerstädtischen Grenzen sprengen
sen verschließen kann, sollte gerade eine
und Platz schaffen für einen Ort, der mehr
Fläche, die für die Stadtbewohner_innen
ist als ein Quartiersort. Dieser Ort soll ein
von großer Bedeutung sein kann, nicht ei-
stadtübergreifender Treffpunkt sein, der
ner Luxusimmobilie weichen müssen, die
Platz für freies Denken und Handeln lässt.
durch ihre Anforderungen ihre Umgebung
Die Frage, die dieser Arbeit also zugrun-
stark beeinflusst und in Mitleidenschaft
de liegt, ist, wie man die Energie, die
durch die Spannungsverhältnisse, die Di-
heart‘s desire. But, if the city is the world
versität und die Gemeinschaften entsteht
which man created, it is the world in which
nutzen kann, um einen lebendigen Raum
he is henceforth condemned to live. Thus,
zu schaffen?
indirectly, and without any clear sense of
Es geht darum, den Ort als Drehscheibe
the nature of his task, in making the city
zu etablieren, der Gemeinschaftsfläche
man has remade himself.“
23
bietet, Segregation nicht zulässt und der Peripherisierung
entgegenwirkt,
indem
man sich das Herz der Stadt zurückerobert. Es sollen neue Impulse gesetzt werden, um das Recht auf Stadt als eine Aufforderung zu verstehen, sich die Aufmerksamkeit zurückzuerobern um nicht im Schatten des Kapitalismus zu verwelken. Wie solch ein Ort entstehen und aussehen kann, soll im Folgenden behandelt werden. Darüber nachzudenken lohnt sich auf alle Fälle, vor allem, wenn es nach dem Stadtsoziologen Robert Park geht: „ The city is man‘s most consistent and, on the whole, his most successful attempt to remake the world he lives in more after his 23
Park 1967, S.3. 39
“Graz hat sich zu einer Universitätsstadt mit insgesamt über 45.000 Studierenden entwickelt. Sie wurde zur Menschenrechtsstadt erkoren und ist Trägerin des Europapreises. Die Altstadt von Graz und das Schloss Eggenberg gehören zum UNESCOWeltkulturerbe.[...] Seit März 2011 ist Graz als UNESCO City of Design Teil des Creative Cities Network.”
1
127,58 m2 - davon 40 % Grünfläche 353 m über dem Meeresspiegel 300.002 Einwohner_innen (Haupt - und Nebenwohnsitz) 2
153.943 Frauen / 146.059 Männer
245.461 Österreicher_innen /24.326 Rest EU /
30.215 Nicht-EU-Staaten 1
http://de.wikipedia.org/wiki/Graz
2
www.graz.at (25.02.2013)
DER PFAUENGARTEN aka DER ORT Der Pfauengarten aka der Ort
Der Ort befindet sich im 1. Bezirk, der Inneren Stadt, und ist Teil der UNESCO ZONE I, dem sogenannten Paulusviertel. Er erstreckt sich über eine Größe von ca. 10.000 m2 und ist laut Flächenwidmungsplan als Kerngebiet (KG) mit einer Dichte von 0,5 -2,5 deklariert. Quellen: geodaten1.graz.at (25.02.2013) - Flächenwidmungsplan / Altstadtschutzzonen
43
100 m
200 m
300 m
400 m
500 m
600 m
„Es gibt viele schöne Städte auf der Welt, für die GrazerInnen ist es Graz. Die zweitgrößte Stadt Österreichs besticht mit Charme und südlichem Flair - und stellt den
zu werden, was jedoch im Grunde nur
Menschen in den Mittelpunkt. Leben in
zu einer Verschiebung der Problemzonen
Graz bedeutet Leben mit hoher Qualität.
führt.
[…] Hohe Lebensqualität, vitale Wirtschaft,
Dies hat sich unter anderem in der Be-
Bildung und Kultur mache die steirische
setzung des sogenannten „Billa-Ecks“
Landeshauptstadt aus“
am Hauptplatz manifestiert. Die durch das Alkoholverbot vertriebenen Perso-
Dies ist die Eigensicht der Stadt Graz, ge-
nengruppen haben an dieser Ecke des
funden als Einführung des Informationsbe-
Hauptplatzes eine Fläche für sich gefun-
reichs zum Thema Leben in Graz auf der
den, die außerhalb der Verbotszone liegt
offiziellen Homepage der Stadt.
und von wo sie nicht vertrieben werden
Es gibt aber auch die anderen Seiten die-
können, da es sich immer noch um den
ser scheinbar perfekten Stadt. In den letz-
öffentlichen Raum handelt. Dieser Ort
ten Jahren ist ein regelrechtes Gebots und
liegt unmittelbar neben dem Rathaus an
Verbotsgewitter über der Stadt nieder ge-
einer Ecke, die nicht dafür geeignet ist,
gangen, welches vor allem die Innenstadt-
dass sich mehrere Menschen dort über
bereiche betrifft. So wird man in der Stra-
längere Zeiträume aufhalten, wodurch
ßenbahn angehalten, kein Essen zu sich
die scheinbar ungewünschten Personen
zu nehmen oder zu telefonieren. Alkohol-
stärker wahrnehmbar sind als zuvor. So-
verbote auf offener Straße wurden über
lange sich diese Personen regelkonform
Teile des Univiertels, den Hauptplatz, die
verhalten, kann die Stadt nicht eingreifen.
Innenstadt und die Mondscheingasse ver-
Dies ist ein schönes Beispiel, wie die durch
hängt.
die Stadt verordneten Verbote, welche zu
Die Alkoholverbote scheinen zur Segrega-
einer klaren Segregation führen sollen,
tion ungewünschter Gruppen eingesetzt
hintergangen werden können.
1
www.graz.at - Leben in Graz 45
Für die Grünflächen der Stadt gibt es eine
allgemeinen Bettelverbotes in der Grazer
Grünflächenverordnung, die mit diversen
Innenstadt hingewiesen. „Ein Bettelverbot
Verboten bezüglich der Benutzung der
ohne Ausnahme ist unsachlich und widerspricht
Parkanlagen der Stadt aufwartet. Ein
der Menschenrechtskonvention.“
Beispiel daraus ist der §2/3: „In öffentli-
Kommentar des Verfassungsgerichtshofes,
chen Grünanlagen ist insbesondere verboten:
als dieser den Beschluss nach kurzer Zeit
c) zweckwidriges Benützen von Anlagen und
wieder zu Fall brachte.
3
So der
Welche Aktionen unter
Seit 2011 ist die Stadt UNESCO City of
diese zweckwidrigen Benutzungen fallen,
Design, ein großer Teil der Innenstadt
liegen im Auge des Betrachters. Auch für
steht auf der Liste des UNESCO Welt-
Straßenmusiker_innen gibt es eine eigene
kulturerbes, 2003 war Graz die Kultur-
Verordnung mit ganz klaren Regeln.
hauptstadt Europas, Graz war „Seni-
Einrichtungen“
2
orenfreundliche Gemeinde 2008“, im
46
Diese Verbotskultur ist natürlich nicht das
gleichen Jahr erhielt die Stadt einen Preis
angestrebte Aushängeschild der Stadt. Für
für nachhaltige Verkehrslösungen und so
ihr Image, welches sich vor allem auf die
weiter und so fort.
Tourismuszahlen auswirken soll, schmückt
Das Grazer Citymanagement, welches
sich die Stadt gerne mit Titeln und Aus-
die Vermarktung der Stadt über hat, kon-
zeichnungen. So ist Graz seit 2001 selbst-
zentriert sich hauptsächlich auf die konsu-
betitelte „Stadt der Menschenrechte“.
morientierten Seiten der Stadt. So bewirbt
Dies soll sich dahingehend auswirken,
es die Stadt mit ausgiebigen Weihnachts-
dass alle Beschlüsse des Gemeinderates
und Ostermärkten, sportlichen Großver-
unter Berücksichtigung des Themas Men-
anstaltungen und mit innenstadtfüllenden
schenrechte vonstattengehen. Hier sei, als
Festen, die oftmals nicht viel mehr als
kleiner Vermerk, auf den Beschluss des
übers Jahr verteilte Faschingsfeste zu sein
2
www.graz.at - Grünanlagenverordnung
3
derstandard.at-Verfassungsrichter kippen steirisches Bettelverbot
scheinen. Dieses ist eine Seite der Stadt,
Frage: Wie wollen wir in unserer Stadt
die nach außen getragen werden will.
leben und wie kann das Zusammenleben
Auf der anderen Seite ist Graz durch sei-
bestmöglich funktionieren?“
4
ne über 40.000 Studierenden auch eine Stadt, die ob ihrer jährlich erfrischten
Aus diesem Blickwinkel und der Frage-
Energie viel kritisches Potential in sich
stellung heraus, wie wir in unserer Stadt
trägt.
leben wollen oder sollen, geht es im
Eine der Bewegungen, die sich aus die-
Folgenden darum herauszufinden, war-
sem kritischen Umfeld heraus entwickelt
um sich genau die von mir ausgewählte
hat, ist der sogenannte „Lendwirbel“.
Freifläche für ein Projekt anbietet, das
Dieser versteht sich als ein sozio-kulturel-
Grenzen überschreiten und damit weit
les Stadtteilprojekt, das keine Angst da-
über den Tellerrand hinaus will. Zuerst
vor zu haben scheint, über den eigenen
möchte ich einen kurzen Überblick ge-
Tellerrand hinauszusehen. Der folgende
ben, wie sich dieser Ort zu der heute
Auszug aus dem MANIFEST, das sich
bestehenden Brache entwickeln konnte.
über die Jahre entwickelt hat, beschreibt
Eine geschichtliche Aufarbeitung, in der
die Herangehensweise und die daraus
Renaissance beginnend, als der Ort, so
entstehenden Fragen des Projektes:
wie er auch heute noch vorhanden ist, erstmals als verbindende Kurtine zwi-
4
„Der Lendwirbel besteht aus einem sich
schen zwei Abwehrbasteien auftauchte,
ständig verändernden sozialen Netzwerk
soll Aufschluss über den unbebauten Zu-
von Menschen mit dem gemeinsamen An-
stand geben. Eine Grafik veranschaulicht
liegen, den städtischen Raum zu nutzen
anhand einer Auswahl von Zeitungsmel-
und dadurch Teil einer öffentlichen Aus-
dungen der letzten Jahrzehnte, wie der
einandersetzung zu sein. Es geht um die
Ort, zumeist in den lokalen Printmedien,
lendwirbel.at - INFO - Manifest
47
in der öffentlichen Wahrnehmung rezi-
leihen und diesen dadurch stark prägen,
piert wurde.
sind zum einen durch seine erhöhte Lage
Die
darauffolgende
Standortanalyse
günstige Sonneneinstrahlung, welche den
geht auf die nachbarschaftliche Umge-
Ort zu einem luftigen und hellen Raum
bung ein, probiert zu definieren, um was
macht, und zum anderen der markante
für eine Leerfläche es sich eigentlich han-
Geländesprung, welcher noch heute von
delt, beschäftigt sich mit der Verkehrssitu-
seiner Vergangenheit als Bauwerk der
ation von Fußgänger_innen, über Radfah-
Abwehr zeugt. Am Ende findet sich noch
rer_innen und PKWs hin zum öffentlichen
eine Auseinandersetzung mit den am Ort
Verkehr. Zwei Aspekte, die dem Platz
vorhandenen Elementen.
seinen ganz besonderen Charakter verQuellen: www.graz.at, www.lendwirbel.at
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51
21. Jahrhundert
16. Jahrhundert
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
52
Von der Wehranlage zum Klostergarten zur Brache non grata
Der Renaissance-Ausbau der mittelalter-
ihren noch heute bestehenden Verlauf mit
lichen Wehranlage
einem Knick. Die zum Teil aus Italien stammenden Baumeister brachten die Technik
Im 16.Jahrhundert rühmte sich Graz, ne-
des Ziegelbaus mit, und so wurde neben
ben Wien ein wichtiger Standort der Tür-
Stein auch dieser für diese Zeit relativ
kenabwehr zu sein. Aus diesem Grund
neue Baustoff zum Bau der Kurtine ver-
wurde die mittelalterliche Befestigungsan-
wendet.
lage ab 1545, insofern Geld vorhanden
In weiterer Folge wurde im Jahr 1628 mit
war, sukzessive ausgebessert und erwei-
der Erbauung der Karmeliterkirche und
tert.
dem dazugehörigen Kloster begonnen.
Im Jahr 1578 wurde der Karmeliterplatz
Die Wartung der Wehranlagen im Be-
unter Erzherzog Karl II. angelegt und soll-
reich der Karmeliterbastei wurde rasch
te als Teil der geplanten Stadterweiterung
vernachlässigt, und schon Ende des 17.
zum Mittelpunkt der Paulusvorstadt wer-
Jahrhunderts wurden erste Bauschäden
den. Die Paulusvorstadt wurde in weiterer
und Mängel dokumentiert.
Folge in den Jahren 1580 bis 1630 in den Stadtverbund eingebunden.
Die Umwandlung zum Garten
Die Karmeliterbastei (vor dem Bau des Karmeliterklosters als Neue Bastei be-
1748 löste Kaiser Josef II. schlussendlich
zeichnet) wurde angelegt und als Verbin-
Graz als Festung auf. Ab diesem Zeit-
dung zur schon bestehenden Burgbastei
punkt wurden die bestehenden Basteien
eine Kurtine errichtet. Im Zuge eines wei-
und Kurtinen als Gärten verwendet, so
teren Umbaus der Burgbastei ab 1670
auch der Bereich des heutigen Pfauen-
wurde ein Teil der bis dahin gerade ver-
gartens, der als Teil des Klostergartens
laufenden Kurtine neu errichtet und erhielt
der Karmeliter Verwendung fand. Ende
53
des 18. Jahrhunderts wurde das Kloster
Der heute gebräuchliche Name „Pfau-
schließlich exekriert und ab 1792 zu ei-
engarten“ hat sich im Laufe der 1970er
nem Garnisonsspital umgebaut. Der Pfau-
Jahre eingebürgert, da sich in dieser Zeit
engarten gehörte zum Spitalsgelände und
noch Pfaue, die heute im Schlossgarten
wurde weiterhin als Garten geführt. Der
des Schloss Eggenberg sind, dort aufge-
Stadtpark, welcher östlich an die Kurtine
halten haben.
anschließt, wurde ab 1872 im Bereich des bis dahin vor der Mauer liegenden Glacis
Ein von Alexander Silveri erschaffenes Eh-
angelegt.
ren- und Mahnmal der Gefallenen beider Weltkriege wurde 1961 am Eingang zum
Der Anfang vom Heute
Pfauengarten aufgestellt, musste jedoch dem Tiefgaragenbau ab 2002 weichen
1918 wurde das Militärspital geschlossen,
und wurde in weiterer Folge 2005 vor der
1919 zog das Landesgendarmeriekom-
Paulustorbastei neu aufgestellt, wo es bis
mando ein, bis schließlich im Jahr 1981
heute zu sehen ist.
mit dem Umbau zum bis heute dort ansäs-
1988 fand der Wettbewerb für das ge-
sigen Landesarchivs begonnen wurde.
plante Trigon Museum statt. Das vom Büro
Seit der Auflösung des Karmeliterklosters
Tschapeller und Schöffauer eingereichte
wurde der Pfauengarten als Parkplatz für
Projekt erhielt den ersten Preis. Das Pro-
die diversen Zwischennutzer_innen des
jekt wurde in einem Artikel von Christian
vormaligen Klosterareals verwendet.
Kühn folgendermaßen beschrieben:
Ab 1966 wurde der Pfauengarten schließ-
54
lich als Parkplatz für die Landesregierung
„Seine Qualitäten liegen in der präzisen
genutzt und die Fläche als Standort für
städtebaulichen Einfügung, in der poeti-
einen Museumsbau angedacht.
schen Interpretation des Ortes, in der au-
ßergewöhnlichen skulpturalen und räumlichen Durchbildung.”
1
Künstlerhaus und dem Forum Stadtpark zu einer schlüssigen urbanen Struktur ergänzen. Ein einziges Argument spricht gegen
Trotz intensiver und vor allem jahrelanger
diesen Standort: daß nämlich hier bereits
Planungsarbeit wurde das Projekt des Tri-
eine Kunsthalle geplant war.”
2
gon Museums1994 nach langen Querelen endgültig gestoppt. In weiterer Folge wur-
Das Areal des Pfauengartens wurde im
de 1997 das Projekt einer Kunsthalle im
Jahr 2000 an die Steiermärkische Spar-
Schlossberg vorgestellt. Eine dafür in Auf-
kasse verkauft.
trag gegebene Standortanalyse ergab für
Von 2002 bis 2004 wurde von einem Pri-
den Pfauengarten folgendes Ergebnis:
vatinvestor eine dreigeschossige Tiefgarage errichtet, die im Juli 2004 in Betrieb
„Klaus Gartler hat im Auftrag der Stadt
genommen wurde und zu diesem Zeit-
Graz eine Standortuntersuchung durch-
punkt die größte ihrer Art in der Innen-
geführt, und sein Schloßbergfenster ist
stadt war. Mit der Baubewilligung für die
nur eine der in dieser Studie genannten
Tiefgarage wurde auch eine Zusage zur
Möglichkeiten. Als gleichwertig bezeich-
Bebauung der darüber liegenden Fläche
net Gartler den Pfauengarten, ein langge-
durch ein Hotel gegeben. Die Stadt hat
strecktes Grundstück, das auf dem Niveau
sich einzig einen öffentlichen Durchgang
der alten Befestigungsmauern direkt an
durch das Areal als Verbindung zwischen
den Stadtpark angrenzt. Eine Kunsthalle
dem Karmeliterplatz und dem Stadtpark
an dieser Stelle käme an der Verbindung
gesichert.
zwischen dem Stadtpark und dem dicht
Ende 2007 erfolgte die Ausschreibung
bebauten alten Stadtkern zu liegen und
des zweistufigen baukünstlerischen Wett-
würde sich mit dem Schauspielhaus, dem
bewerbs des Bauvorhabens PAVOREAL.
1
Kühn, http://www.nextroom.at (abgerufen am 22.02.2012)
2
ebd. 55
Das Ziel des Wettbewerbs war es eine Mi-
daraufhin von der PG Liegenschaftsver-
schung aus Wohnen, Arbeiten und Han-
waltung GmbH zu Wohn-, B체ro- und Gast-
del mit integriertem Innenstadthotel zu
rofl채chen umgeplant. Der Verkauf der
realisieren. Das Gewinnerprojekt stammt
ersten Wohnfl채chen fand Anfang 2013
von Pichler & Traupmann Architekten ZT
statt, bis 2016 soll der gesamte Entwurf
GmbH.
realisiert werden.
2010 wurde von dem angedachten 5-Ster-
Seit Ende 2012 stehen zwei Bautafeln des
ne-Hotel Abstand genommen, da sich kein
PAVOREAL Projekts am Areal des Pfauen-
Hotelbetreiber fand. Das Projekt wurde
gartens und seit Ende 2013 wird gebaut.
Quellen: Herg. 2003, Band 1. , Herg. Brunner 2003, Band 4., korso.at (25.01.2013), PAVOREAL - Wettbewerbsausschreibung 2007
56
Schlagzeilen und Projekte
57
Um den Ort herum vorhandene Infrastruktur
Die Nachbarschaft Viertel, Umgebung,
„Gesamtkonzept Alte Stadtmauer: Neuer
Stadtteil, Nahbereich, Wohnumgebung
Fußweg vom Pfauengarten in den Stadtpark und Attraktivierung des Bereiches.
Im Osten begrenzt der Grazer Stadtpark
Spielplatz - Parkpflegestützpunkt: Erwei-
den Pfauengarten. Entlang der erhaltenen
terung des Kinderspielplatzes, Neuorga-
Mauerreste am Rande des Parks reihen
nisation des Parkpflegestützpunktes, Ziel:
sich ein Parkpflegestützpunkt, ein großer
Attraktivierung Verkehrserziehungsgarten:
Kinderspielplatz und ein Verkehrserzie-
Zugunsten des Naturschutzes Neugestal-
hungspark aneinander. Dieser Spielplatz
tung bzw. Absiedelung- nur bei Auffindung
ist der einzige im ganzen Stadtparkraum.
eines gleichwertigen Ersatzstandortes.“
1
Im „Masterplan Stadtpark“ aus dem Jahr 2010 wurden diese Bereiche ebenfalls
Dringt man weiter in den Stadtpark ein ge-
thematisiert und folgende Punkte dafür
langt man unmittelbar zum Forum Stadt-
entwickelt:
park, das schon seit den 1960er Jahren
1
58
Masterplan Stadtpark 2010 (13.03.2013)
„[...] a successful city neighborhood is a place that sufficiently keeps abreast of its problems so it is not destroyed by them.“ Jane Jacobs 1964
eine aktive Rolle in der Grazer Kunstszene
Karmeliterplatz über und in weiterer Folge
einnimmt und bis heute Veranstaltungen in
den Schlossberg hinauf. Am Karmeliter-
den Bereichen Literatur, Bildende Kunst,
platz befinden sich gastronomische Betrie-
Architektur, Musik, Performance und The-
be, eine Parteizentrale, der Karmeliterhof
ater anbietet. Nur ein paar Schritte weiter
sowie ein Brunnen am westlichen Ende,
befindet sich das Parkhaus, welches un-
der im Sommer durchaus von Kindern und
tertags als Café mit großzügigem Freibe-
Hunden zur Abkühlung verwendet wird.
reich betrieben wird und auch am Abend
Der Platz selbst ist weitestgehend versie-
ein beliebter Treffpunkt ist.
gelt und leer. Entlang der nördlichen Fas-
Im Süden des Ortes bildet ein ca. 12 m
sadenreihe befindet sich eine kleine Allee,
tiefer Graben den Abschluss bzw. Über-
die als Verbindungsweg, jedoch auch zum
gang zur angrenzenden Bebauung. Hier
Verweilen einlädt. Im Jahresverlauf wird
kann man die Ausgrabungsfunde der
der Karmeliterplatz unter anderem als
Wehrmauer sowie der Burgbastei begut-
Eislaufplatz, für diverse Sportveranstaltun-
achten. Auf der Burgbastei finden sich die
gen und sonstige größere Events genutzt.
heute noch bestehenden baulichen Be-
Im Norden mündet der Ort schlussendlich
stände der Burg. Diese beherbergt heute
in die Sauraugasse. Diese ist einerseits die
die Landesregierung. Daran anschließend
Zufahrt zur Tiefgarage und führt in wei-
befindet sich das Schauspielhaus, welches
terer Folge direkt zum Forum Stadtpark.
ein reges und vielschichtiges Theaterpro-
Hier bildet eine drei geschossige Bebau-
gramm zu bieten hat.
ung den Abschluss. In diesem Gebäude-
Im Westen wird gegen Norden hin der
komplex ist die Bundespolizeidirektion
Ort vom ehemaligen Karmeliterkloster,
untergebracht.
welches heute Sitz des Stadtarchivs ist, begrenzt. Im Südwesten geht der Ort in den
59
Freifl채chen
Baupl채tze
Innenstadtbrachen
60
Was ist der Ort eigentlich? Der Ort kann in seinem aktuellen Zustand unterschiedlich rezipiert bzw. klassifiziert werden und findet so Pendents zu anderen Freiflächen in der Innenstadt. Der Ort ist einerseits die größte der in der dicht bebauten Innenstadt vorhandenen Freiflächen, jedoch kein öffentlicher Ort, da die Stadt die Fläche an private Investoren verkauft hat. Der Ort ist auch nicht als klassischer Platz zu verstehen, da er grundsätzlich seit Jahren als Bauplatz geplant ist und daher unbebaut geblieben ist. Die jahrelange Wartezeit hat ihn schlussendlich zu einer Innenstadtbrache gemacht, die trotz diverser Pläne und Vorhaben einfach vor sich hin vegetieren konnte. Am meisten Übereinstimmungen hat der Ort mit der ebenfalls privaten Fläche, auf der das ehemalige KommodHaus abgerissen wurde und nun die schon seit über 10 Jahren auf die geplante Bebauung wartet. Der Größenunterschied macht aber auch hier keinen direkten Vergleich möglich.
61
Individual-- & Öffentlicher Verkehr
Fußgänger_innen
62
Der Verkehr Der Ort ist stark durch die Einfahrt zur Tiefgarage im Süden geprägt, da sich diese als einziges gebautes Element über das Niveau des Ortes erhebt. Der Privatverkehr kann von der Hartiggasse kommend ein- und ausfahren. Eine zweite Möglichkeit der Zufahrt zur Tiefgarage gibt es im Norden über die Sauraugasse. Entlang der Fassade des Landesarchives im Westen verläuft ein Schotterweg, der für Fußgänger_innen und Radfahrer_innen freigegeben ist und vom Karmeliterplatz zur Sauraugasse und von dort weiter in den Stadtpark führt. Weiters gibt es eine von der Hartiggasse kommende und über den nördlichen Rand des Karmeliterplatzes führende Buslinie der Grazer Verkehrsbetriebe. Die fehlende direkte Verbindung zwischen dem Karmeliterplatz und dem Stadtpark wurde von der Stadt selbst immer wieder thematisiert und ins Auge gefasst. Beim Verkauf der Fläche hat sich die Stadt das
Vorhandene Bewegungsachsen
Wegerecht für solch eine Verbindung vorbehalten.
63
Querschnitte
64
Längsschnitt
Die Höhenunterschiede Der
Höhenunterschied
zwischen
dem
folgen, wo sie sich öffnet und dadurch ei-
Stadtpark und dem Ort beträgt ca. 3 Me-
nen Durchgang bietet.
ter und fällt in Richtung Parkinneres noch
Die Überwindung dieses Höhenunter-
weiter ab. Die Mauer selbst ist entlang des
schiedes würde bewirken, dass damit eine
Ortes nochmals bis zu 2 Meter hoch. Man
vollkommen neue Rezeption dieses bisher
hat daher eine Höhe von 5 Metern, ge-
an den Rand gedrängten Teil des Parks
messen von der Oberkante der Kurtine bis
einhergeht. Der Bereich unter der Mauer
zur Ebene des Stadtparks zu überwinden.
liegt im Moment im Abseits des Parks, ge-
In diesem Bereich der Mauerreste kann
fühlt im Schatten. Genau die unterschied-
man den ursprünglichen Sinn dieser Wehr-
lichen Höhen machen diesen Bereich des
anlage gut nachvollziehen, da sich diese
Parks jedoch spannend. Man kann sich
vom Stadtpark aus betrachtet als Bollwerk
hier nicht nur in der Horizontalen bewe-
vor einem aufbaut und nicht überwindbar
gen, sondern es ist auch eine vertikale
zu sein scheint.
Bewegung möglich. Die Bewegung erfolgt
In diesem Bereich des Parks befindet sich
unten im Stadtpark ebenso wie in den
eine Treppe, die entlang der Burgbastei
darüber gelegenen Bereichen des Burg-
zum ebenfalls höher gelegenen Burggar-
gartens von wo aus man durchaus auch
ten hinaufführt und von wo man weiter in
einen guten Überblick über das Gesche-
den Burghof gelangen kann. Auch in die-
hen im Park hat. Dieser Bereich ist schon
ser Ebene besteht keine Verbindung zum
jetzt ein Ort der Begegnung, der bisher
Ort. Die einzige im Moment bestehende
von der Wehrmauer davon abgehalten
Verbindungsmöglichkeit
dem
wurde, sich in den Innenstadtbereich aus-
Stadtpark und dem Ort selbst ist über die
zustrecken und im weiteren Verlauf eine
Sauraugasse. Das verlangt jedoch, dem
direkte Verbindung zum höchsten Punkt
Verlauf der Mauer bis zu ihrem Ende zu
der Stadt, dem Schlossberg, herzustellen.
zwischen
65
In der Länge betrachtet findet man im
Lichtverhältnisse
Norden einen Niveausprung im Bereich der Tiefgarageneinfahrt. Die Sauraugasse
Durch die Tatsache, dass nur im Norden
fällt in diesem Bereich in Richtung Park ab.
und Nord-Westen eine Bebauung von
Zur Burg hin ergibt sich durch die offen
zwei bis drei Geschossen direkt an den
gelassenen Ausgrabungen ein Niveauun-
Ort anschließt und durch die erhöhte Lage
terschied von ca. 12 Metern. Dieser Gra-
ist der Ort eine reichlich lichtdurchflutete
ben zwischen den Resten der Burgbastei
Fläche. Die großzügige Ausdehnung und
und der Tiefgarage ermöglicht eine natür-
die Öffnung gegen Westen zum Karme-
liche Luftzufuhr in diesem Bereich. Der Bo-
literplatz hin begünstigt die Sonnenein-
den des Grabens ist nicht erreichbar und
strahlung noch zusätzlich.
vegetiert als ein Unort vor sich hin.
Bei Nacht ist der Ort kaum beleuchtet. Das Hauptaugenmerk der Beleuchtung
Markante Sichtachse
liegt auf der Einfahrt zur Tiefgarage am südlichen Ende, ansonsten scheint der
Vom Stadtpark in Richtung Norden ist
Ort in der Nacht zu verschwinden, sich
der Blick frei bis hinauf zum Schlossberg,
zurückzuziehen. Wenn man den Ort bei
demgegenüber reicht die Sichtachse vom
Nacht nicht ohnehin übersieht, da er
Karmeliterplatz in die Baumkronen des
in der Dunkelheit verschwindet, lädt er
Stadtparks und weiter darüber hinweg.
schon gar nicht dazu ein, ihn in dieser Zeit
Richtung Süden hin erkennt man hinter
zu überqueren, bzw. sich länger als nötig
der Burg die Spitze des Doms, sowie die
dort aufzuhalten.
Dachlandschaft der Stadtkrone.
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Vorgefundene Elemente Die Mauer zum Stadtpark hin ist eines der
verschwinden zum Teil im Gestrüpp bzw.
zentralen Elemente vor Ort. Von Weitem
lassen von Weitem nur die Geländer da-
sieht man die Baumkronen des Parks da-
rauf schließen, dass sich hier eine bauli-
hinter aufragen. Je näher man der Mauer
che Struktur befindet. Der einzig aktive
kommt, umso deutlicher wird deren tat-
Abgang ist jener, der sich beim Übergang
sächliche Höhe, die durch die Weitläufig-
zum Karmeliterplatz befindet.
keit des Ortes nicht gleich wahrnehmbar
Begibt man sich auf die Stadtparkseite der
ist. Die in der Mauer vorhandenen Öff-
Mauer, steht man vor diesem Bollwerk,
nungen ermöglichen Durchblicke auf den
das nur durch die vereinzelten Sichtschlit-
dahinterliegenden Park und lassen den
ze Durchblick gewährt.
schon vorhin herausgehobenen Höhen-
Wenn man sich von der Mauer etwas
unterschied zwischen dem Ort und dem
wegbewegt, stechen einem zwei markan-
Stadtpark erkennen.
te Punkte des Ortes ins Auge, die erst aus
Das südliche Ende der Mauer ist ganz
der Entfernung ihre ganze Wirkung ent-
geschlossen und geht in die Burgbastei
falten. Zum einen ist es der Blick auf den
über. In diesem Bereich finden sich offen
Uhrturm am Schlossberg, welcher sich als
gelassene Ausgrabungsbereiche, die den
Wahrzeichen der Stadt rühmt und dem-
Aufbau der Kurtine und der Burgbastei er-
entsprechend vermarktet wird.
kennen lassen.
Zum anderen sind es die beiden Lüftungs-
Die Einfahrt zur Tiefgarage definiert
rohre der Tiefgarage, die sich weit über
schlussendlich den südlichen Bereich des
den Giebel des Stadtarchivs erheben und
Ortes. Weitere Element am Ort sind die
als Reminiszenz an den entfernten Kirch-
Zugänge zur daruntergelegenen Tief-
turm gesehen werden können. Sie fügen
garage. Zwei der drei „freistehenden“
sich beinahe harmonisch in den Bestand
Abgänge sind kaum wahrnehmbar und
ein.
69
Die Tiefgarage Da die Tiefgarage das Fundament des
riöse Fläche für den Individualverkehr
Ortes darstellt, soll hier nochmals ge-
vorbereitet hat, wirkt beinahe irrsinnig,
nauer auf sie eingegangen werden.
und die Vorstellung, dass in diesem Be-
Mit dem Bau der Tiefgarage wurde die
reich der Stadt Parkplätze für bis zu
Zukunft des Ortes maßgeblich vordefi-
800 PKWs bereitstehen, wirkt wie ein
niert, denn sie war von Anfang an als
Affront, wenn man sich die schlechten
Basis für eine darüber entstehende Be-
Luftwerte der Stadt vor Augen führt.
bauung geplant. Mit ihren 800 Stellplät-
Es ist an der Zeit, Konzepte zu entwi-
zen, die auf ca. 26.500 m2 Fläche in 3
ckeln, wie man eine autofreie Innenstadt
Etagen aufgeteilt sind, zählt diese Tief-
organisieren kann, denn Parkgaragen
garage zu den größten in Graz.
verstecken den Verkehr zwar, aber man
Im Vergleich dazu sei hier nochmals er-
muss schließlich in die Garagen fahren
wähnt, das sich der Ort selbst über ca.
und sich wieder davon weg bewegen.
2
10.000 m2 erstreckt. Durch die direkten Erschließungen an
Die Statik der Tiefgarage wurde so konzi-
der Oberfläche des Ortes hinab in die
piert, dass sie im nördlichen Bereich bis zu
Tiefgarage sind diese ober- und unter-
viergeschossig und im südlichen Bereich
irdischen Flächen gut miteinander ver-
bis zu zweigeschossig überbaut werden
bunden. Wenn man bedenkt, dass in
kann.
diesem Bereich der Stadt keine freien
Der Bereich der Tiefgarage, der sich bis
Flächen mehr zu finden sind, ist eine
unter den Karmeliterplatz erstreckt kann
unterirdische Ausdehnung wie diese ei-
nicht überbaut werden.
gentlich zu schade, um nur Fahrzeuge darin unterzubringen. Die Tatsache, dass man solch eine luxu2
70
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0421.pdf
Statik Tiefgaragendecke
L채ngsschnitt 71
Collage - Zonierung des Ortes
„Collective Space is neither public nor private but much more and at the same time much less than public space.“ Herman Hertzberger 2000
Sobald man die Sporgasse vom Haupt-
dort dann in das Grün des Parks einzu-
platz kommend in Richtung Paulustor füh-
tauchen und sich dort niederzulassen. Der
rend erklommen hat, öffnen sich die engen
Ort selbst bietet keine Möglichkeit, sich
Gassenstrukturen und der Blick schweift
darauf niederzulassen, da es sich um eine
über die Baumkronen des Stadtparks hin-
kahle und weitestgehend schattenbefreite
weg in die Ferne. Höher gelegen als der
Schotterfläche handelt.
Hauptplatz trifft man auf einen lichtdurchfluteten Ort, der einen förmlich anzieht.
Was jedoch, wenn man sich über diese
Bei näherem Herangehen erkennt man,
Grenze des Ortes hinweg erheben wür-
dass einen die Lage über dem Stadtpark
de, sich loslöste und gleich einem Teppich
auf Augenhöhe mit den Baumkronen sein
das Gelände anhöbe und dieses über die
lässt. Es ist ein Ort, der, umgeben von ei-
Mauer hinweg in Richtung Park zöge?
ner heterogenen Nachbarschaft aus Gas-
Es würde sich eine direkte Verbindung
tronomie, Gewerbe und diversen anderen
in den Park ergeben, der zwei bis dahin
öffentlichen Funktionen, im Stillen vor sich
getrennte Orte miteinander verschmelzen
hin zu warten scheint.
lässt. Folgte man diesem gedachten Weg
Die Nähe zum Grün des Stadtparks lässt
über die Mauer hinweg hinab ins Grün
eine Verbindung vermuten, die man je-
des Stadtparks und drehte sich an diesem
doch vergeblich suchen wird. Es gibt kein
Punkt wieder um, würde sich die Mauer
direktes Weiterkommen vom Ort in den
nunmehr vor einem emporheben und kei-
Park hinein, da es weder eine Möglich-
ne Blickbeziehungen zum Ort selbst zulas-
keit durch die Mauer hindurch, darüber
sen.
hinweg oder darunter hindurch gibt. Man
Am höchsten Punkt dieser gedachten
hat die Möglichkeit, der Mauer bis zu ih-
Überwindung der Wehrmauer jedoch,
rem Ende im Norden zu folgen und von
am Übergang vom befestigten Stadtraum
75
„Time as an Instrument for the Creation of Value.“ Iris Schutten 2011
in die angelegte Grünfläche, von dort
ligen Überwindung der Wehrmauer und
kann der Blick über das ganze Areal strei-
der damit einhergehenden räumlichen
chen. Vom Schlossberg bis weit in den
Ausdehnung eingehen. Die neue Achse,
Park hinein. Von der südlich gelegenen
die sich als Verbindung aufbaut, wird da-
Burg bis hin zur im Norden zerlaufenden
raufhin genauer betrachtet. Weiters wird
Freifläche, die in den Gebäuden der Po-
dieser dynamisierende Effekt der neuen
lizei endet. Dieses nördliche Ende des
Bewegungsachse aufgegriffen, um das
Ortes braucht einen Abschluss, der durch
daraus entstehende Konzept des Ortes,
das definierte Ende der Freifläche einen
als neuer Mittelpunkt der Stadt bzw. als
Bereich bis hin zur neuen, dynamischen
agile Drehscheibe zu fungieren, zu be-
Achse aufspannen kann. Eine Fläche, die
leuchten. Die Größe der Fläche sowie de-
sich je nach Bedarf anderen Bereichen an-
ren Ausrichtung führt zur Unterteilung in
schließen oder auch einfach für sich selbst
drei Bereiche, die jeder für sich genauer
existieren kann. Aus dieser Überlegung
untersucht werden. Auch die darunterge-
heraus ergibt sich eine grobe Unterteilung
legene Tiefgarage wird in das Konzept
des Ortes in drei Bereiche, die jeder für
mit eingeflochten.
sich eine Funktion aufnehmen, ineinander
Schließlich geht es noch darum, welche
übergehen, sich immer wieder ausdehnen
Zielgruppen diesen Ort beleben sollen,
oder zurückziehen können. Der Ort soll
denn all die oben beschriebenen Funktio-
sich durch diese Flexibilität als lebhafter
nen sind nichtig, wenn sich keine Akteur_
und agiler Teil der Stadt neu positionie-
innen am Ort einfinden, um diesen zum
ren. Diese Überlegungen sind die Basis
Leben zu erwecken.
der Entwicklung dieses Projektes. Im Folgenden werde ich zuerst auf die positiven Konsequenzen der längst überfäl-
76
Moodboard
77
Die räumliche Ausdehnung und das damit
einhergehende
Überwinden
von
Grenzen Wie schon früher erwähnt, handelt es sich
liegenden Ort zu. Ein vergessener Raum
bei dem Ort um einen verbliebenen Rest
mitten in der Stadt, der durch gezielte In-
der Wehranlage. Es war also eine Fläche,
terventionen wieder ins Auge der Öffent-
die dafür errichtet wurde, das Eindringen
lichkeit gerückt werden soll und dadurch
von unerwünschten Subjekten in die Stadt
eine neue Berechtigung im Gefüge der
zu verhindern. Die Einführung einer neuen
Stadt erhält.
Bewegungsachse von West nach Ost soll
Der Ort soll zu einem Übergangsbe-
diese seit Langem überflüssig gewordene
reich werden, der sich mühelos an die
Barrikade für immer überwinden.
vorhandenen Bereiche anschließen lässt, durchaus dazwischen liegt, jedoch auch
„[…] Übergangsbereiche, Grenzen und
als Pufferzone dient. Es sollen Grenzen
Nähe; Nutzungsmischungen und Anlage-
ausgetestet, überwunden und zurückge-
rung von Nutzungen; zeitlich gestaffelte
lassen werden, sowohl baulich durch das
Mehrfachnutzungen, öffentliche Räume als
Überwinden der Mauer als auch durch
Verbindungen […]; Vernetzungen für Fuß-
die soziale Komponente des neuen Treff-
gänger und Radfahrer; Sichtbeziehungen;
punktes. Es geht darum, eine neue Nähe
und nicht zuletzt Licht als Wegzeichen und
zum Ort selbst und zu den anderen Nut-
Akzentsetzung.“
1
zer_innen aufzubauen. Diese Platznutzer_innen, Besucher_innen und Akteur_
Diese Punkte nennt Thomas Sieverts in
innen kreieren mit ihrer Anwesenheit die
einer Abhandlung über Suburbia Gebie-
Funktionen und Aktionen des Ortes und
te als zielführend zu einer erneuten An-
sollen zu einer vielschichtigen Nutzung
bindung von Vorortgebieten an die Stadt
führen. Die Fläche soll ihre Funktion als
selbst. Diese aufgezählten Punkte treffen
Verbindungselement mit Hilfe von zahl-
genauso auf diesen inmitten der Stadt
reichen Sichtbeziehungen und vor allem
1
78
Sieverts 2004, S. 88.
„there is no there there“ Gertrude Stein
durch die neu entstehenden Wegenetze darstellen. Als ein erster deutlicher Eingriff wird die Oberfläche des Ortes im Süden, dort, wo es nötig ist, angehoben, um sich über die blockierenden Elemente hinwegzuheben. Die Einfahrt zur Tiefgarage wird von dieser Fläche ebenso überstülpt und deren Zufahrtssituation neu gesetzt, wie auch die Abwehrmauer zum Park hin. Das Anheben der Fläche und das damit einhergehende Eindecken der Tiefgaragenelemente soll diese jedoch nicht unter den sprichwörtlichen Teppich kehren, sonder der Ort soll zu einem fliegenden Teppich werden, der bis dahin gültige Grenzen überwinden kann.
79
SÜ
D
Die neue Achse als Verbindung und Überwindung alter Gepflogenheiten Ein wesentlicher Aspekt des Projektes ist
genheit zu verlassen und sich die Flächen
die Einführung einer neuen Bewegungs-
rundherum zu eigen zu machen.
achse, die nicht nur den Ort selbst berei-
Dieser Weg führt von einer Welt des Kon-
chern, sondern im Brennpunkt der Konser-
sums und der starren Materialität in eine
vierung das Stadtgefüge anregen soll.
grüne, frische Oase und überschreitet da-
Dieser Weg schlängelt sich vom Stadtpark
bei einen Zwischenraum, der als Puffer
langsam ansteigend empor, bis er die
dieser beiden Realitäten gelten kann bzw.
Wehrmauer überwindet und sich über den
ein ganz eigenes Universum aufspannt
Ort hinweg in Richtung Karmeliterplatz
und somit mehr als nur Transitort ist. Die
fortsetzt. Hierbei ist es nun wichtig, dass
sanfte Bewegung des Weges über den Ort
dieser Weg keine geradlinige Verbindung
entstammt vielmehr den Wegen, die sich
ist, da es nicht um eine Erhöhung des Tem-
zwischen den Grünflächen der Parkland-
pos vor Ort gehen soll. Es ist vielmehr ein
schaften dahinschlängeln, als den gerad-
sich stetiges Emporheben über die Gren-
linigen Wegen, die ein effizientes Voran-
ze der Mauer hinweg, und wenn man am
kommen ermöglichen. Das Vorankommen
höchsten Punkt angekommen ist, kann man
wird durch diese Verbindung erleichtert,
hier durchaus verweilen und sich der Um-
jedoch soll das Tempo reduziert und somit
gebung bewusst werden. Man kann von
ein Bewusstsein für die Querung des Ortes
hier in die Tiefe der Ausgrabungen sehen,
erzielt werden.
gleichzeitig ist man jedoch auch auf Augenhöhe mit den Bäumen des Parks. Von diesem Punkt kann man die Nähe des Burggartens erkennen und das Geschehen der Fläche am Ort begutachten. Der Weg soll dazu einladen, diesen bei Gele-
81
Die neue Mitte als Drehscheibe Der Ort soll nicht bis ins Letzte durch-
len Projekte gefördert werden, die im Ge-
geplant werden und somit das gleiche
gensatz zu Großveranstaltungen und der
Schicksal teilen wie die Plätze rund um
stark zelebrierten Eventkultur, welche sich
ihn. Die Unregelmäßigkeiten, an denen
hauptsächlich auf wirtschaftliche Faktoren
man sich reibt und die von neuem erwa-
konzentriert, Spuren hinterlassen, und
chen, wenn man von der Monotonie des
zwar nicht in Form von Bergen an Müll,
ewig schönen Scheins schon abgestumpft
sondern als Input für die Stadtbewohner_
ist, diese Unregelmäßigkeiten sollen den
innen selbst.
Ort attraktiv machen. Die stetige Bewegung ist es, der hier ein
„Schließlich auf der symbolischen und ma-
Podium geboten wird. Eine Umgebung,
teriellen Ebene werden öffentliche Räume
die niemals ruht und sich immer wieder
mehr und mehr mit >exklusiven< Materi-
aufs Neue definiert, verträgt kein Korsett
alien und elitären Zeichen ausgestattet,
aus statischen Materialien. Der Prozess
[...] Materialien wie Marmor, Granit und
der Entwicklung selbst, die Kontinuität, mit
verspiegeltes Glas [...] wirken dabei als
der sich der Ort entwickelt, ohne zu wis-
>>social filter<< (Carr et al. 1992). Ihr
sen, in welche Richtung es genau gehen wird, das ist der Reiz des Ortes. Die Drehscheibe, die Impulse aufnimmt und sie im weiteren Verlauf wieder weitergibt. Es ist ein Platz zum Verteilen des eigenen impliziten Wissens bzw. der Vielfalt des Wissens des Konglomerats der Stadtbewohner_innen an sich. Bezogen auf die Nutzung des Ortes sol-
82
Pulsierendes Zentrum
sozialer Doppelcharakter lässt sie zu-
das sich im besten Fall gegen die soziale
gleich abstoßend und anziehend sein, je
Segregation stellt. Ein fixer Ort, an dem
nachdem welchem sozialen Milieu sich der
sich jedoch eine Vielzahl unterschiedli-
einzelne Städter selbst zuordnet (Werheim
cher und vor allem temporärer Räume
2002).“
2
aufspannen lässt. Der Ort soll sich, im Gegenteil zum Haupt-
Dieser Ort soll als Fläche für alle verstan-
platz, mit den Stadtbewohner_innen aus-
den werden und nicht Segregation bereits
einandersetzen und wird dadurch auch
mit einplanen. Eine Mehrfachnutzung soll
immer wieder an konfliktäre Positionen
entstehen, die für unterschiedlichste Netz-
stoßen, denn ein solches Vorhaben kann
werke der Stadt Platz bietet, um sich zu
nicht ohne Reibung von statten gehen. Es
treffen, sich neu zu verbinden und sich
wäre jedoch auf alle Fälle eine Chance,
bei Bedarf auszubreiten. Interventionen,
aus den Konflikten zu lernen und im Pro-
die aufgefangen, weitergesponnen oder
zess des Verstehens an ihrer Lösung oder
einfach durch neue abgelöst werden also.
eben auch Unlösbarkeit zu arbeiten.
Ein Experimentierfeld mitten in der Stadt, 2
Siebel 2004, S. 30.
83
„The thing that turns space into place is the infill given it by its occupants/users.“ Herman Hertzberger 2000
Die Zielgruppen als Dynamisierung des Ortes
84
Ein erster Anhaltspunkt für die Generie-
dadurch zuweilen auch ein spezialisiertes
rung von Besucher_innen war von Beginn
bzw. fachspezifisches Publikum anzieht.
an, die Anziehungskraft der unterschied-
Es handelt sich hier nicht nur um Stadtbe-
lichsten Festivals der Stadt zu nutzen.
wohner_innen selbst, sondern auch um
Die Programme umfassen unter anderem
Besucher_innen, die eigens dafür in die
die Themenbereiche Film (DIAGONALE,
Stadt kommen. Einige der Festivals haben
Crossroads), zeitgenössische Kunst (stei-
keine fixe Basis in der Stadt, lassen sich
rischer herbst), Design, Musik und Kultur
nomadengleich Jahr für Jahr für kurze
(assembley, spring festival, ELEVATE festi-
Zeit nieder und sind dann wieder weg. Es
val, 4 Elements), Straßentheater (La Stra-
werden immer wieder Orte kurzfristig be-
da) sowie klassische Musik (Styriarte),
setzt, um dann ihrem ursprünglichen Nut-
um hier nur einige Bereiche, in einer sehr
zen zurück gegeben zu werden.
subjektiv motivierten Auswahl, zu nennen.
Der Ort kann als eine übergeordnete Fes-
Weiters gibt es Festivals, die sich mit der
tivalzentrale der Stadt fungieren, als tem-
Stadt selbst auseinandersetzten (Lendwir-
poräre Anlaufstelle und als ihr Aushän-
bel) und auch diverse Gegenfestivals, die
geschild. Jedes Festival hat sein eigenes
immer wieder auftauchen, um, aus deren
Publikum und würde dieses an den Ort
Sicht, auf negative Aspekte der vorhan-
bringen, ihn dadurch einem breiten Pub-
den Festivals aufmerksam zu machen.
likum bekannt machen. Ein positiver As-
Egal welche Einstellung man gegenüber
pekt von Festivals ist, dass sie nach Ablauf
der einzelnen Festivals hegt, sie alle ha-
ihres Programms wieder abziehen und
ben eines gemeinsam: Sie bauen über
damit den Ort wieder freigeben, ihn also
einen bestimmten abgesteckten Zeitraum
an die Stadt und ihre Bewohner_innen zu-
eine Parallelwelt auf, in der man sich auf
rück geben.
gewisse Themenfelder konzentriert und
Hier kommt nun eine Bewegung ins Spiel,
die gerade in den festivalfreien Zeiten
und somit etwa Forderungen durchsetzen,
zu tragen kommen bzw. auch parallel
oder sich Räume aneignen, die am besten
dazu laufen kann: Bottom-up-basierende
Wege sind im kapitalistischen Schlund der
Nutzungen, also jene, die eine sich von
Stadtverwaltung zu verschwinden.
unten nach oben wirkende Ausrichtung
Ein weiterer Begriff, der sich in den letz-
des Programms anstreben. Der Begriff
ten Jahren im Bereich von temporären
des Bottom-up stammt ursprünglich aus
Projekten angesiedelt hat, ist die soge-
der Informationstechnik, hat sich jedoch
nannte Pop-up-Kultur. Dieser ebenfalls aus
auch in der Nomenklatur der Stadtverwal-
der Informatik stammende Begriff wird im
tung und Stadtgestaltung eingebürgert.
übertragenen Sinne für temporäre, meist
Es handelt sich um Projekte, bei denen
Mikro-Events verwendet, die sich für eine
Stadtbewohner_innen selbst aktiv werden
kurze Zeit einen Raum, einen Ort oder
Festivals der Stadt
85
Ähnliches aneignen. Es wird gekocht,
senen aufzulehnen. Sobald sie sich länger
gearbeitet, gemeinsam gefeiert, sich aus-
an einem Ort aufhalten, kommt es schnell
getauscht, Erfahrungen geteilt und gesam-
zu Reibungen. So etwa, wenn im Stadt-
melt. Und so schnell sie aufgetaucht sind,
park Gelage stattfinden und sich älteres
so rasch verschwinden sie auch wieder
Publikum über den Lärm, ja eigentlich
von der Bildfläche, nicht jedoch ohne Spu-
über diesen unglaublichen Tatendrang,
ren hinterlassen zu haben, gleich einem
mokiert. Die Plätze, die für Jugendliche
Lippenstiftabdruck.
anziehend scheinen, sind meist Orte, die zum Teil versteckt und uneinsichtig sind,
86
Eine weitere Zielgruppe, die verstärkt an
jedoch immer noch von der Öffentlichkeit
diesem Ort angesprochen werden soll, ist
wahrgenommen und eingesehen werden
die der Jugendlichen. Es ist eine Gruppe
können, denn man und frau will ja schließ-
unserer Gesellschaft, der kaum Platz zu-
lich gesehen werden. Die Gesellschaft
gebilligt wird. Für die Kleinen gibt es, wie
sollte sich dieser Gruppe viel mehr an-
auch in der Nähe des Ortes, Spielplätze,
nehmen und über deren Potential bewusst
und wenn man älter wird, trifft man sich
werden, denn sie steht am Sprungbrett
gerne in den diversen Gastgärten der
zur Welt. Jugendliche werden ob ihrer
Stadt, die in Graz sehr zahlreich vorhan-
noch deutlichen Verbindung zur Kindheit
den sind. Wohin sollen nun die Jugendli-
oft nicht ernst genug genommen, dabei
chen, keine Kinder mehr und noch keine
sind es meist sehr kritische und stark re-
Erwachsenen, wo ist ihr Platz in der Stadt?
flektierende Persönlichkeiten, mit denen
Meist geht es darum, einen Treffpunkt zu
man es zu tun hat. Diese Zwischenwelt
haben, um gemeinsam das „schwere Leid
der Jugendlichen soll verstärkt in das Ge-
der Welt“ zu ertragen und sich gegen die
schehen des Ortes eingebunden werden,
aus Regeln bestehende Welt der Erwach-
der selbst ein Zwischenbereich ist und so-
mit zu allem und nichts eine Verbindung
nem ständigen Wandel begriffen, daher
aufbaut.
braucht es mehr Orte, die alles und nichts sein können und wollen. Ein Ort an dem
Diese drei Bereiche nun, die Welt der
sich Jugendliche zurückziehen, Kinder
Festivals und der damit einhergehende
spielen, Menschen miteinander reden
Wechsel der Besucher_innen, die von Ei-
oder einfach nur sein können.
geninitiative
der
Stadtbewohner_innen
angetriebenen Projekte sowie die verstärkte Einbindung von Jugendlichen, bewegen sich in einem Rahmen von Ambivalenz, jedoch diese „
[…] Ambivalenz birgt nicht nur Gefahr. Sie
enthält wie jeder auf Symbiose gerichteter Gegensatz gleichzeitig die Möglichkeit einer sich beständig erneuernden, lebendigen Entwicklungskraft.“
3
Ein gewisser Antagonismus kann im Zusammenleben nie schaden, denn es werden und müssen nie alle einer Meinung sein. Genau diese Kräfte sind es doch, die den Organismus Stadt am Leben erhalten. Die Stadt ist seit jeher ein Laboratorium für Wünsche und Hoffnungen und in ei3
Helbrecht 2004, S. 432.
87
100% = 270.295 Einwohner mit Hauptwohnsitzt
Demografie Graz 4
88
http://www1.graz.at/Statistik/Bev%C3%B6lkerung/aktuelles_quartal.pdf (10.01.2014)
4
Hypothetische Aufenthaltszeiten
Die Stadtbewohner_innen Der Ort soll den unterschiedlichen Rhyth-
wegen sich in sich auch nochmals inkon-
men der Stadtbewohner_innen den gan-
gruent, was zusätzliche Dynamiken mit
zen Tag zur Verfügung stehen. Wenn man
sich bringen kann.
sich die Altersverteilung der Stadt ansieht
Der Ort wird im Verlauf eines Tages durch
und diese in Gruppen über den Tag ver-
verschiedene Spitzen an Besucher_innen
teilt, dann gibt es Zeiten, in denen es eine
gekennzeichnet sein, da es unter anderem
große Überschneidung an Anwesenheiten
im Kinder- und Jugendschutzgesetz zeitli-
geben kann. In den frühen und späten
che Grenzen gibt.
Stunden jedoch lichtet sich die Anzahl de-
In der Zeit von 22:00-06:00 Uhr ist in der
rer, die die Fläche schon oder noch nüt-
Stadt Nachtruhe vorgeschrieben. In den
zen können bzw. dürfen.
Sommermonaten wird diese leicht nach
Die unterschiedlichen Altersgruppen be-
hinten verschoben.
89
90
Die Zonierung des Ortes Um die unterschiedlichen Qualitäten des
tronomie und Event orientierten Karmeli-
Ortes besser bearbeiten zu können, wird
terplatz mit dem Erholungs- und Grünraum
die Fläche in drei grobe Bereiche unter-
des Stadtparks. Im Weiteren verbindet er
teilt, die jeweils mit dem sie umgebenden
den bebauten Bereich im Norden mit der
Bestand betrachtet werden.
grünen Freifläche im Süden und bietet durch die Abgänge zur Tiefgarage die
BEREICH I
Verbindungen zu diesen Flächen im Un-
Im Norden ist der Ort zweiseitig durch
tergrund. Dieser Bereich verknüpft alle an
die Gebäude des Stadtarchivs und der
ihn anschließenden Orte und wird zum
Polizei eingefasst. Der Mauerbestand
Knotenpunkt dieser heterogenen Stadt-
bildet den Abschluss zum Stadtpark hin.
landschaft.
Eine raumdefinierende Struktur soll diesen Bereich nach außen abschließen, den
BEREICH III
Ort dadurch noch stärker definieren und
Der dritte, südlich gelegene Bereich defi-
zum Platz hin öffnen bzw. die Möglich-
niert sich als wilde Freifläche. Dem Stadt-
keit bieten, mit diesem zu verschmelzen.
park als angelegte Grünfläche wird eine
Diese Struktur soll einerseits einen starken
informelle Natur entgegengestellt.
räumlichen Akzent setzen, jedoch flexibel
Dieser Bereich wird einem Teppich gleich
bleiben, um auf Veränderungen am Ort
angehoben, um sich über die Mauer em-
reagieren zu können.
porzuheben und dadurch deren abwehrende Geste zu überwinden. Dadurch
BEREICH II
wird die bestehende Einfahrt zur Tiefgara-
Der zweite Bereich ist sowohl Zwischen-
ge verschlungen und so neu definiert.
stück als auch Verbindungselement. Er verbindet den versiegelten und auf Gas-
91
Weiterentwicklung als Basis und Leitidee des Entwurfs Die kontinuierliche Weiterentwicklung ist
1) Es soll ein räumlicher Abschluss ge-
ein immanenter Bestandteil des Projektes.
schaffen werden, als Abgrenzung und zur
Es gibt kein konkretes Ende. Es werden
Unterbringung von witterungsgeschützten
Entwicklungsziele definiert, in deren Rich-
Bereichen.
tung sich das Projekt bewegen soll. Diese müssen jedoch regelmäßig evaluiert und
2) Neue Bewegungsachsen werden ein-
neu bewertet werden, um nicht in starren
geführt
Konstrukten zu landen, die der Weiterentwicklung im Wege stehen.
3) Die Verbindung soll einen neuen Über-
Für den Anfang dieses Projektes werden
gang, sowie eine neue Aufenthaltsfläche
folgende drei Entwicklungsziele definiert:
bieten
Räumlicher Abschluss
Entwicklungsziele
92
Neue Bewegungsachsen
Übergang vs. Aufenthalt
Diese Zonierung und der Aufbau des
Die drei Entwicklungsziele zusammenge-
Grundstückes erinnern durchaus auch an
fasst ergeben ein Entwicklungsschema,
eine Bühnensituation. So kann man den
das durch die weiteren Erläuterungen des
ersten Bereich als Backstagebereich se-
Projektes als Leitfaden gesehen werden
hen, der zweite Bereich ist die Bühne und
kann.
der dritte Bereich der Zuschauer_innen-
Es beinhaltet die wichtigsten Punkte, lässt
raum. Ein Ort für das täglich stattfindende
jedoch auch Raum, um weiterdenken zu
Großstadttheater, verfeinert mit gezielten
können.
Zugaben, bietet diese Fläche nicht nur Unterhaltung, sondern den nötigen Platz, um gehört und gesehen werden zu können.
Entwicklungsschema
93
Der räumliche Abschluss Der Ort soll, wie schon öfter erläutert, von
Einsicht der Nachbarn auf das Areal zu
der Bewegung und den sich dadurch kon-
minimieren. Dieser Bereich soll als Infor-
tinuierlich verändernden Zusammenhän-
mations- und Austauschpunkt fungieren.
gen leben. Im nördlichen Bereich, wo sich
Als Grundelemente werden ISO-genormte
die bestehende Bebauung dicht an den
Container eingesetzt. Am Anfang bilden
Platz heran drängt, soll sich eine bauliche
diese einen Raster, auf den die Container
Struktur entwickeln, die je nach Bedarf
dann aufgereiht, gestapelt und aneinan-
und Mitteln erweitert werden kann.
dergekoppelt werden können. Im Laufe
Ihre primäre Aufgabe ist es, den Platz an
der Zeit sollen sich dadurch drei Volumi-
diesem Ende deutlich zu den Nachbarge-
na ergeben, die als Fixbebauung geplant
bäuden hin abzugrenzen und somit die
werden. Darin kann alles stattfinden, was nicht im Außenraum sein kann oder will. Diese Bebauung orientiert sich ebenfalls an den genormten Containermaßen, damit diese als Module weiter eingesetzt werden können. Der Einsatz der genormten Container erlaubt somit, die vorhandene Struktur immer wieder zu verändern und bei Bedarf die nicht mehr benötigten wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Die Verwendung dieser Module soll dazu ermutigen, den Bereich je nach Bedarf zu verändern.
K IC
94
BL
Entwicklungsschema Bereich I
95
Der Schwellenbereich als Knotenpunkt Der zweite Bereich bildet das Dazwi-
diese Mittelpunktfunktion zur neuen städ-
schen, die Verbindung, den Übergang,
tischen Drehscheibe. Dieser Bereich soll
die Abgrenzung, die Schwelle und den
als Treffpunkt verstanden werden und
Knotenpunkt. Diese Fläche verknüpft die
somit auch zu einer sozialen Drehscheibe
heterogene Umgebung in der Horizon-
werden. Dieser Treffpunkt soll als Vernet-
talen, also den bebauten Raum und den
zungspunkt gesehen werden, der Platz für
Grünraum, sowie in der Vertikalen die
regen Austausch bieten kann.
Oberfläche selbst bis hinab in die Tiefga-
Diese Begegnungs- und Bewegungszone
rage.
ist nicht fix abgesteckt. Dieser Teil des
Dieser Bereich ist als Mittelpunkt der Be-
Ortes ist mehr als ein Schwellbereich zu
wegung zu sehen. Der Ort wird durch
sehen, der sich je nach Betrachtung ausdehnt, aufbaut oder aufgelassen wird. Die unterschiedlichen Bewegungsrichtungen sollen so viele Stadtbewohner_innen wie möglich ansprechen und an diesen Punkt der Stadt bringen. Diese Bewegungsachsen sollen den Ort von seinem Hinterhofcharakter befreien und ihn in ei-
BLICK
Entwicklungsschema Bereich II
98
nen agilen Stadtraum transformieren.
Neue Bewegungsachsen am Ort
99
Das Wilde, die neue Verbindungsachse und der Höhenunterschied Der dritte Bereich umfasst die Fläche, die
Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage liegt
über die Mauer empor wachsen soll. Ein
unter der neuen Fläche, ist jedoch zur
Element dieser Grenzüberschreitung bil-
Burgbastei hin weiter offen, um keinen
det die Verbindungsachse in Form eines
dunklen Schlund zu erzeugen. Die Tat-
Weges, der sich in der Verlängerung des
sache, dass diese Einfahrt einen Zugang
Karmeliterplatzes über die Mauer hinweg
zu großzügigen Flächen im Untergrund
in den Stadtpark schlingen soll. Das Ge-
bietet, soll später nochmals beleuchtet
lände wird einem Teppich gleich an dieser
werden.
Ecke angehoben.
Die neue Ebene macht Platz für die „wilde“ Bepflanzung der Stadt als Gegensatz zur kultivierten und gezähmten Natur des Stadtparks. Es soll ein Platz inmitten der Stadt entstehen, auf dem sich „informelle Bepflanzung“ ausbreiten kann. Über den Graben zwischen der Tiefgarage und der Burgbastei wird eine Überbrückung angedacht, um in weiterer Folge eine Verbindung mit dem noch höher gelegenen Burggarten über den Burghof anzudenken.
BLI
CK
Entwicklungsschema Bereich III
100
Neue Verbindungen
101
Partizipation und Mitbestimmung
den Park, Bewegungsflächen und Ruheflächen? Braucht es noch mehr oder viel
Es geht darum, einen Weg zu finden,
weniger? Eine Evaluierung der Stadtbe-
möglichst viele Menschen in den Aufbau
wohner_innen soll die Interessenslagen
des Ortes miteinzubeziehen und sie somit
den Ort betreffend hervorbringen.
emotional an den Ort zu binden, damit
Es geht darum, unterschiedlichste Realitä-
dieser nicht erst bei seiner Fertigstellung
ten zu bündeln und dafür Platz zu schaf-
mit Leben erfüllt werden muss, sondern
fen. Laut dem griechischen Architekten
schon in der Zeit der Entwicklung zu ge-
und Stadtforscher Stavros Stavrides muss
deihen beginnt.
die Verwaltung des Ortes einen kontinuierlichen Wechsel an Akteur_innen in der
Die ersten Schritte für solch einen Zugang
Verwaltung bieten, um die unterschiedli-
sind, unterschiedlichste Gruppierungen an
chen Interessen vertreten zu können:
den Ort zu bringen und diese interagieren zu lassen. Jede dieser Interaktionen kann/
„You have to be able to produce places
soll ein Zeichen am Ort hinterlassen. Die-
where different kinds of lives can coexist
se erste Phase soll die Interessen der un-
in terms of mutual respect. Therefore any
terschiedlichen
bündeln
such space cannot simply belong to a cer-
und die Ziele, auf die hingearbeitet wer-
tain community that defines the rules; there
den soll, definieren.
has to be an ongoing, open process of ru-
Aktivist_innen
lemaking.“
1
Was braucht es an dem Ort überhaupt? Braucht es Schatten, Witterungsschutz
Wenn man die Aufmerksamkeit auf den
für Regen oder Schnee, Grünflächen,
Ort gelenkt hat, geht es in einem weiteren
versiegelte Bereiche, einen Übergang in
Schritt darum, die Ideen und Wünsche der
1
102
Stavrides 2010
Stadtbewohner_innen zu sammeln und für
der keine bauliche Maßnahme darstellt,
alle anderen vorzustellen. Dies soll einen
sondern vielmehr die vorhin erwähnte
regen Austausch ermöglichen. In diesem
Partizipation der Stadtbewohner_innen
Prozess können erste Linien herausgefil-
beinhaltet. Das ganze Projekt kann nur
tert werden, die im Weiteren näher betra-
funktionieren, wenn die Fläche von Men-
chet werden können.
schen in Beschlag genommen wird. Ein solches Szenario ist nicht auf Papier
Der neue Weg
zu planen, sondern muss vor Ort entwickelt, ausprobiert, evaluiert und weiter
Ein Element, das viele unterschiedliche
entwickelt werden. Diese Aufgabe sollen
Menschen ansprechen soll, ist die neue
alle übernehmen können, die sich dafür
Verbindungsachse. Diese ist als städtebau-
interessieren.
liche Achse längst überfällig. Diese unter-
Und sollte der Platz an der Oberfläche
schwellige Form des Bekanntmachens mit
des Ortes einmal zu eng werden, dann
einem neuen Ort soll das Bewusstsein für
gibt es genügend Verbindungen zur da-
die Qualitäten schärfen, um im Weiteren
runter liegenden Tiefgarage, der besetzt
Interesse an der Mitsprache über die Nut-
werden könnte.
zung der Fläche zu zeigen. Somit ist laut meiner Überlegung die Erstellung des Weges der erste Schritt, der gesetzt werden muss. Damit einhergehend wird somit der Bereich III als erster Bauabschnitt definiert. Darauf folgend soll sich der Bereich I entwickeln. Somit bleibt noch der Bereich II übrig,
103
Als Vorbereitung müssen einige Objekte am Ort entfernt und andere überbaut werden um die Fläche als Ganzes in Beschlag nehmen zu können. Der Übergang vom Karmeliterplatz zum Ort wird von den dort angelegten Blumenbeeten befreit, da diese den Bewegungsfluss stören und die Sichtachsen negativ beeinflussen. Die nördliche Einfahrt wird verschlossen, der Ort zieht sich also über diesen Einfahrtsbereich hinweg. Die Einfahrt zur Tiefgarage, sowie die derzeitige großzügige Deckenöffnung werden von einer neuen Fläche überzogen um diese Bereiche zurückzugewinnen.
106
Abbruch Überdeckung
107
108
GRILLGELAGE Stadtgarten URBAN BREAKFAST
EN
ION
ENT TERV
IN
Beihilfe
Nachmittags Kinderbetreuung
INTE
RVE N
TION
EN
R O W B端c
110
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Mithilfe
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Nachhilfe
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S S E
R G
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Arbeitsgruppe: Fight CCTV Arbeitsgruppe: Mieten
NEN
Arbeitsgruppe: Recht auf Stadt
VENTIO INTER
Rad we stat rkt
nsb
oxe n
Mรถbel selber machen Aktionsplan
CARE AND SHARE
111
BLICK
Raumprogramm
Ansicht / M1:500
Ah, da ist auch ein Abgang...
Ich will spielen gehen!
Ich werde meine Arbeit in der Tiefgarage zeigen...
Von hier oben sieht man 체ber den ganzen Park...
Hallo Nachbarn, ich bin das Forum Stadtpark und freu mich 체ber Gesellschaft
...und hier kommt man auch zu der Ausstellungsfl채che...
114
Sauraugasse
Und morgen bin ich sicher wieder hier...
Ich liebe diese neue Form der Stadt...
فر
يل
o m vid i je im da ! t
e
عت
ىلع
,
Dr ag
X gen O B erun ...
E , DI rinn sen E is
ile W
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Ich bin euer Treffpunkt!
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kum
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E rsel E M ou US ect y nn
ine PI C ke M K nn itm N en en IC sc K he n
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H RC DU T CH EL DI W LL DIE
BA N
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to
RI G
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っ
buk a
UR
ler
知
Merhaba! Nasılsın? Hey, hallo! Wie geht’s?
Iyiyim! Dobra dan! Kako si?
Ja sam dobro!
Where are they?
Es fantástico pero demasiado idealista.
Je suis ici en tant qu’homme qui veut communiquer.
AHOJ!
118
Jak se máš?
Hartiggasse
Ich nehm den neuen Weg direkt in den Park...
Ich komme mit...
Ich möchte auch da runter!
Ich sing’ euch was...
MOVE ON!
Ich verbinde euch!
... und jetzt lernen wir radfahren!
I love this place!
Ich bin schon im Park
un, deux, trois. grand plies...
Hier gibts Karten und Informationen zum Festival...
Wenn ich groĂ&#x; bin, dann mĂśchte ich...
122
...und jetzt alle zusammen...
Juhu... Das war ein super Kasperltheater
Mal schauen wer da hinten so emsig am Arbeiten ist...
WOHOOO!
123
SO VIEL PLATZ!
124
125
YES!
Na da ist was los...
WOW
126
BOAH
HHH HA HA HA Hehehe...
Ich bin ein Stern!
127
S S E R
R O
N I K
W
128
G O R P
129
Die Herausforderung der Verwaltung
Ein Ort der als unabhängiges Kulturzent-
eines offenen Ortes
rum funktioniert, ist zum Beispiel das Wiener WUK das schon seit über 25 Jahren
132
Wie kann sich ein Ort selbst verwalten?
besteht und aus einer Hausbesetzung her-
Was kann man einer Stadt dafür abver-
vorgegangen ist. Das WUK „versteht sich
langen und was muss vonseiten der Stadt-
als offener Kulturraum und bietet Platz zum
bewohner_innen kommen? Wie kann und
Verweilen, Diskutieren und Erproben.“
soll man einen offenen Ort, der allen zur
WUK setzt auf Basisdemokratie und eine
Verfügung stehen soll verwalten?
starke Beteiligung als Grundstock für die
Auf diese Fragen lässt sich im Rahmen
Verwaltung und Organisation des Ortes.
dieser Arbeit keine eindeutige Antwort
Der Verein und rund 150 autonom orga-
geben, da es zwar unzählige Beispiele für
nisierte Gruppen und Einzelpersonen, die
solche Projekte gibt, jedes jedoch für sich
in den sieben Bereichen „Bildende Kunst,
selbst steht und sehr ortsspezifisch zu be-
Gesellschaftspolitische Initiativen, Interkulturelle
werten ist. Ein nicht unwesentlicher Faktor
Initiativen, Kinder und Jugend, Musik, tanzthe-
ist die geografische Verortung, da jedes
aterperformance, Werkstätten“
Klima andere Voraussetzungen für die
verwalten gemeinsam rund 15.000m2 der
Nutzung von Orten darstellt.
ehemaligen Lokomotivfabrik. In Form ei-
Es braucht ein neues Vokabular, um von
nes monatlich stattfindenden Plenums, bei
einer klassischen Verwaltung von öffentli-
dem jeweils Vertreter_innen aller im Haus
chem Raum wegzukommen und die Ver-
aktiver Gruppen anwesend sind, wird un-
antwortung
Stadtbewohner_innen
ter anderem über die Organisation und
stärker mit einzubinden. Denn wenn man
Verwaltung der Räumlichkeiten, gemein-
sich Raum aneignet, ist man auch zu ei-
same Programmpunkte, sowie über Neu-
nem Teil dafür verantwortlich.
zugänge gesprochen. Die nächste organi-
der
1
www.wuk.at (04.03.2013)
2
ebd.
2
1
Das
arbeiten,
satorische Stufe ist das Forum. Dieses „[..]
Die Stadt kann als Partner betrachtet
ist das Koordinations-, Diskussions- und Bera-
und in die Organisation miteingebunden
tungsgremium für die sieben Bereiche und den
werden. Sie kann Aufgaben wie die Rei-
Hier werden unter ande-
nigung der Fläche übernehmen, um eine
rem auch Hausübergreifende Anliegen
Grundreinigung zu gewährleisten. Die Ak-
besprochen. An diesem ausgewählten
teur_innen des Ortes sollen aber nicht aus
Beispiel also sieht man, dass es gelingen
der Verantwortung gezogen werden und
kann solche offenen Orte auch über län-
sich auch selbst um die Pflege des Ortes
gere Zeiträume zu erhalten.
kümmern.
Meiner Ansicht nach muss zuerst eine Leit-
Alle weiteren Gruppen müssen also die
linie für den Ort definiert werden, die das
Aufgabe der Verwaltung untereinander
Rückgrat jeder Entscheidung bildet und
aufteilen, um gemeinsam Entscheidungen
auf deren Basis die Zusammenarbeit der
fällen zu können. Dazu müssen sich Grup-
unterschiedlichen Gruppen fußt. Dieser
pen bilden, sei es nach Interesse, sei es
Gemeinschaftsgedanke kann folgender-
nach Alter oder an noch mehr Parameter
maßen lauten: Der Ort ist eine Fläche, die
gekoppelt, um ein breites Spektrum an
von allen Menschen der Stadt angeeignet
Stadtbewohner_innen zu erfassen.
und mit Programm gefüllt werden kann,
Für die genaue Struktur ist hier wie gesagt
solange der Inhalt sich an gegebene Kon-
nicht ausreichend Platz, da es vor allem
ventionen hält. Die Meinungsfreiheit steht
darum geht zu experimentieren, auszu-
an erster Stelle, jedoch ist diese an die
probieren, Erfolge zu verbuchen und aus
Würde aller Menschen gekoppelt. Die
Fehlern zu lernen, denn nach Henri Lefeb-
Menschenrechte und deren Einhaltung
vre ist die Stadt ein Ort der verdichteten
sind das oberste Prinzip jeder Entschei-
Unterschiedlichkeit und deren Potential
dung.
gilt es zu erproben.
WUK Vorstand.“
3
3
www.wuk.at (04.03.2013)
133
Occupy Stadtpark
das sich seit den 1960er Jahren für einen verbreiterten Kulturbegriff stark macht, zu
Die Wichtigkeit des Kampfes um den öf-
einem Kaffeehaus für Senioren umzuwan-
fentlichen Raum und das Recht auf Stadt
deln.
zeigt unter anderem eine Bewegung, die
Aus dieser Situation heraus, die das Fass
sich im Sommer 2013 in Graz formiert
für viele zum Überlaufen brachte, wurde
hat, nachdem das etablierte Parkhaus in-
die Gruppe Occupy Stadtpark gegrün-
mitten des Stadtparks, welches untertags
det, die sich für das vielschichtige Leben
als Café und am Abend als Bar geführt
im Park einsetzt und sich gegen das Bau-
wird, vonseiten der Grazer Behörden un-
projekt auflehnt. Zuerst vor allem als In-
ter Beschuss kam. Nach über 20 Jahren
formations- und Austauschplattform in der
wurde auf Basis eines neu eingeführten
digitalen Welt vertreten, kam diese zuneh-
Veranstaltungsgesetzes, welches an sich
mend auch mit Aktionen im und um den
für einiges an Aufregung sorgte, die Laut-
Stadtpark zum Vorschein.
stärke der Musik im Parkhaus und im Gastgartenbereich angezeigt.
ELEVATE - Open Everything?
Die Nähe zum Bauplatz der Luxusimmo-
134
bilie am Pfauengarten legte den Schluss
Auch im Rahmen des ELEVATE Festivals
nahe, dass dies nur ein erster Schritt der
2013, dem Festival für Musik, Kunst und
Stadtverwaltung war, das Leben im Stadt-
politischen Diskurs, das in den letzten Jah-
park zu verändern, um diesen Schritt für
ren für das Theorieprogramm in die Räum-
Schritt ruhiger und dadurch zu einer schö-
lichkeiten des Forum Stadtparks geladen
nen Kulisse zu machen. Auch kursierten
hat, beschäftigte sich mit der Frage nach
immer öfter Gerüchte über Pläne, das
dem öffentlichen Raum. Das Festival stellte
Forum Stadtpark, das Mehrspartenhaus,
sich die Frage, ob Graz eine offene Stadt
sei. Es wurde versucht herauszufinden, ob
Stadt sind, so verschieden sind auch die
die Stadt durch die ständig wachsende
aktiven Menschen und Initiativen/Grup-
Anzahl an Überwachungskameras und
pen. Doch -- trotz und wegen aller Unter-
Verboten sicherer für die Stadtbewohner_
schiede:
innen wird oder ob dahinter nicht eher
Wir wollen zusammenkommen, uns ken-
das Interesse von Unternehmen steht, zu
nenlernen und austauschen.
dem auch das Unternehmen Stadt Graz
Wir wollen schauen, wo wir stehen und
gezählt werden kann, die um das Wohl ih-
was gemeinsam möglich ist.
rer Kund_innen und Tourist_innen besorgt
Wir wollen handeln.“
1
sind. Was sich aus diesem Treffen heraus ent„Wessen Stadt? Unsere Stadt“
wickeln wird muss sich noch zeigen, aber
Dies sind nur zwei Beispiele die in Graz
das Vorhandensein von einer Vielzahl an
mobilmachen. Da es noch mehr Gruppen
Stadtbewohner_innen, die sich um ihren
gibt, die das Thema behandeln, gab es
Lebensraum - die Stadt - bemühen und da-
Anfang 2014 ein „Recht auf Stadt“-Treffen
für kämpfen wollen.
was es auf alle Fälle deutlich machte, ist
bzw. eine Convention, bei der sich diese vernetzen sollten, um gemeinsam für ihre Ziele zu kämpfen. In der Einladung zu diesem Vernetzungstreffen wurden die Ziele dieses Unterfangens folgendermaßen formuliert: „So verschieden, wie die Interessen an der 1
Einladungsmail “Recht auf Stadt”-Convention (17.12.2013)
Quellen: helsinki.at/projekte/vonunten, www.occupystadtpark.at, elevate.at 135
Ein Plädoyer für eine autofreie Stadt
136
Geht man davon aus, dass der neue Ort
Fläche jeder Ebene könnte als eine Einheit
von agilem, paritzipativem Stadtleben er-
gesehen oder aufgesplittet werden, da es
füllt ist und sich über die Jahre zu einer
durch die zahlreichen Eingänge an der
Fläche entwickelt hat, die Menschen aus
Oberfläche möglich wäre, diese getrennt
allen Teilen der Stadt anzieht und somit zu
voneinander zu erreichen.
einer Drehscheibe wurde, und geht man
Es könnten Veranstaltungen aller Art - von
weiter davon aus, dass das Bemühen um
Konzerten, Theater und Kino bis hin zu
eine von motorisiertem Individualverkehr
Sportveranstaltungen - angedacht wer-
befreite Innenstadt auf breite Akzeptanz
den. Das erste Grazer Tiefgaragenkrite-
traf und dadurch die Tiefgarage in die-
rium könnte sich über alle drei Ebenen
sem Bereich der Stadt obsolet wurde und
ziehen. Es könnten sich neue Sportarten
diese als Leerstand verblieb, so steht man
für die Stadt finden lassen, die eine solche
einer sich über drei Geschosse in die Tiefe
Fläche nutzen könnten, wie zum Beispiel
erstreckenden Fläche gegenüber. Diese
eine erste Rollerderby-Bahn.
Geschossflächen, die Stellplätze für über
Teilbereiche könnten als Lagerflächen
800 Fahrzeuge geboten haben und sich
verwendet werden. Dem Stützenraster fol-
über die gesamte Fläche des Ortes bis
gend könnte man die Gesamtflächen par-
in den Karmeliterplatz erstrecken, bieten
zellieren und durch flexible Abtrennungen
ausreichend Platz, um sich noch weiter
immer wieder neu aufteilen, diese also je
ausdehnen zu können und neuen Raum zu
nach Bedarf ausdehnen oder verkleinern.
erobern.
Somit ist eine Vielzahl an Raumvarianten
Vom ersten Untergeschoss aus könnte man
in der horizontalen denkbar. In der Verti-
mit Hilfe von Durchbrüchen durch die Kur-
kalen könnte man Durchbrüche andenken.
tine direkt in den Stadtpark gelangen und
Die Flächen könnten auch für ausgedehn-
somit neue Zugänglichkeiten schaffen. Die
te Ausstellungen dienen und Platz für freie
Galerien bieten. Man könnte gemeinsam
ge war ein fataler Schritt für die Planung
feiern, wenn die Witterung dies im Au-
dieses Stadtteils und ein Eingeständnis an
ßenbereich nicht möglich macht. Das und
den Profit, der vor ein gesundes und akti-
noch viel mehr ist denkbar, wofür bisher
ves Stadtleben gestellt wurde.
kein Platz war in der Stadt.
Wenn man diese Flächen jedoch als eine
Der Entschluss der Stadt, diese Tiefgara-
Vervielfachung des öffentlichen Raumes
ge inmitten der Stadt zu errichten, war
sieht, ähnlich den von Parkplätzen befrei-
durchaus auf Widerstand gestoßen, die-
ten Flächen des Karmeliterplatzes oder
ser konnte jedoch nicht verhindern, dass
des Freiheitsplatzes, um in der näheren
sie errichtet wurde. Es erscheint schier
Umgebung zu bleiben, keimt ein Funken
unglaublich, dass im Jahr 2004 eine Pla-
Hoffnung für die Zukunft in Richtung einer
nungsentscheidung getroffen wurde, die
gesunden und aktiven Stadt auf. Für Da-
das Verkehrsaufkommen in diesem Be-
vid Harvey bedeutet das Recht auf Stadt
reich der Stadt erhöhen sollte, wo doch in
schließlich auch das Recht sich zu verän-
den Bereichen rundherum die Ausweitung
dern, indem man die Stadt um sich herum
von autofreien Flächen forciert wurde.
verändert. Es ist an der Zeit, dieses Recht
Diese Entscheidung zum Bau der Tiefgara-
zu verwirklichen.
137
138
139
140
Ich möchte an dieser Stelle meine Motiva-
Linie in der Stadt, die nur in kleinen Be-
tion zur Beschäftigung mit dem Pfauengar-
reichen aufzuweichen scheint. Die zahlrei-
ten noch einmal hervorstreichen.
chen Leerstände und Brachen sind in den
In den Jahren 2009 und 2010 habe ich
Bezirken Lend und Gries schon auf den
im Rahmen von Vorbereitungsarbeiten ei-
ersten Blick zu erkennen. All diese freien
ner Ausstellung für den öffentlichen Raum
Flächen bildeten unterschiedlichste Mög-
über 20 Künstler_innen durch die Stadt
lichkeiten, diese zu nutzen, zu benutzen
begleitet, um mit ihnen Orte für ihre Ar-
oder einfach zu belassen. In dieser Pha-
beiten zu finden. In beiden Jahren fiel der
se, als sich der Fokus der lokalen Stadt-
Fokus des Öfteren auf den Pfauengarten,
forschung stark auf die innenstadtabge-
und so habe ich mich in diesen Jahren
wandte Murseite konzentrierte, sprang
immer wieder mit diesem Ort und seiner
meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder
Geschichte beschäftigt. In dieser Zeit be-
auf den Pfauengarten, denn es tat sich die
schäftigte ich mich auch mit Stadtaneig-
Frage auf, warum dieser in der aktuellen
nungen und der Verteilung von Flächen,
Debatte keinen Platz findet? Warum kann
dem Unterschied von privatem und öffent-
sich eine so große Fläche einfach in der
lichem Raum und den Gentrifizierungspro-
Stadtstruktur verstecken und sich aus der
zessen in der Stadt.
Diskussion über die Stadt und deren Ver-
Der Lendwirbel, um nochmals auf dieses
teilung und der Verdrängung entziehen?
Stadtteilfest zu kommen, der sich unter
Nur weil sich die Stadt vor 10 Jahren
anderem mit der Verdrängung im Bezirk
dazu entschlossen hat, diese Fläche zu
Lend beschäftigt, hat große Aufmerksam-
verkaufen, muss das nicht einfach hinge-
keit auf sich gezogen. Die Mur teilt die
nommen werden. Der Schritt zur Privati-
Stadt Graz nicht nur geografisch, auch
sierung und Bebauung einer Freifläche
demografisch ist dieser Fluss eine klare
mit teuren Immobilien, um einer Handvoll
kapitalstarker Personen einen Hauch von
klar gerichtet, es scheint nur eine Richtung
Luxus vorzutäuschen, anstatt diese Fläche
der Bewegung geben zu können. Diese
zum Freiraum für Stadtbewohner_innen
Annahme soll mit dieser Arbeit beleuch-
zu machen, ist ein weiterer destruktiver
tet werden. Ist es wirklich nicht möglich,
Schritt der neoliberalen Stadtentwicklung.
sich eine solche Fläche zurückzuerobern,
Die Aussicht auf den Stadtpark, der einen
wenn man also die Grenzen eines Bezir-
Teil des öffentlichen Raums darstellt, wird
kes hinter sich gelassen und diesen einem
zu einem Luxusgut und dementsprechend
sozial stärkeren Teil der Gesellschaft
preislich veranschlagt. Es geht nicht mehr
überlassen hat?
um die positiven Auswirkungen, die das
Das System einer Stadt und deren Auftei-
Grün auf die Stadt und deren Bewohner_
lung oder Verteilung ist kein naturgegebe-
innen hat, es geht darum, diesen Blick ins
nes. Es ist von Menschenhand eingeführt
Grüne so gewinnbringend wie möglich zu
und definiert und kann genau aus diesem
verkaufen.
Grund auch wieder aufgebrochen und
Die
Aneignung
der
Innenstadtflächen
neu gedacht werden.
durch finanzstarke Parteien lässt keinen
Die Kontinuität und klare Struktur bieten
Platz für die in prekären Verhältnissen
nicht nur eine Sicherheit, sie hat auch die
lebenden Stadtbewohner_innen, die da-
Gabe, den Blick träge werden zu lassen.
durch verdrängt werden. Es wird als Er-
Wenn etwas schon IMMER so war, muss
folg gewertet, wenn sich geduldete Rand-
es ja genau aus dieser Motivation heraus
gruppen wie zum Beispiel Künstler_innen
seine Richtigkeit haben, möchte man glau-
neuen Raum an der Peripherie erobern,
ben. Dem ist jedoch nicht so, denn was be-
was jedoch zumeist der Not und nicht der
deutet vor allem in Zeiten der Krise dieses
Tugend geschuldet ist.
„Immer“ überhaupt noch.
Diese Dynamik ist sehr eindimensional und
141
Part I General Provisions ARTICLE I. THE RIGHT TO THE CITY
the resources offered by the city. In other words, the city must assume the realizati-
1. All persons have the Right to the City
on of projects and investments to the be-
free of discrimination based on gender,
nefit of the urban community as a whole,
age, health status, income, nationality,
within criteria of distributive equity, econo-
ethnicity, migratory condition, or political,
mic complementarity, respect for culture,
religious or sexual orientation [...]
and ecological sustainability, to guarantee the well-being of all its inhabitants, in
3. The city is a culturally rich and diversi-
harmony with nature, for the present and
fied collective space that pertains to all of
for future generations.
its inhabitants.
2.2. The public and private spaces and goods of the city and its citizens should be
[...]
used prioritizing social, cultural, and environmental interests. All the citizens have
ARTICLE II. PRINCIPLES AND STRATEGIC
the right to participate in the ownership
FOUNDATIONS OF THE RIGHT TO THE CITY
of the urban territory within democratic parameters, with social justice and within
[...]
sustainable environmental conditions. The formulation and implementation of public
2. SOCIAL FUNCTION OF THE CITY AND OF
policies should promote socially just and
URBAN PROPERTY:
environmentally balanced uses of urban space and soil, in conditions of security
142
2.1. As its primary purpose, the city
and gender equity.
should exercise a social function, guaran-
2.3 Cities should promulgate adequa-
teeing for all its inhabitants full usufruct of
te legislation and establish mechanisms
and sanctions designed to guarantee full
living in precarious conditions and risk si-
advantage of urban soil and public and
tuations.
private properties which are deserted, unused, underused, or unoccupied, for ful-
[...]
fillment of the social function of property. 2.4 In the formulation and implementati-
ARTICLE IX. RIGHT TO ASSOCIATE, GATHER,
on of urban policies, the collective social
MANIFEST, AND TO DEMOCRATIC USE OF
and cultural interest should prevail above
URBAN PUBLIC SPACE
individual property rights and speculative interests.
All persons have the right to associate,
2.5. Cities should inhibit real estate spe-
meet, and manifest themselves. Cities
culation through adoption of urban norms
should provide and guarantee public
for just distribution of the burdens and
spaces for this effect.
benefits generated by the urbanization process, and the adaptation of economic,
[...]
tributary, financial, and public expenditure policy instruments to the objectives of equitable and sustainable urban development. The extraordinary income (appreciation) generated by public investment currently captured by real estate and private sector businesses should be redirected in favor of social programs that guarantee the right to housing and a dignified life for the sectors QUELLE: HABITAT INTERNATIONAL COALITION, http://www.hic-net.org (04.12.2013)
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Ausgewählter Pressespiegel (Schlagwort Pfauengarten) 2012 12 06
Kleine Zeitung: Teures Pflaster am Park
2012 03 09
Kleine Zeitung: 2013 wird hier gebaut
2012 02 22
meine WOCHE: Kein neuer Fußweg vom Pfauengarten in den Park bei der alten Stadtmauer
2011 04 18
Kleine Zeitung: Was wird aus dem Pfauengarten?
2010 12 01
meine WOCHE: Der Pfauengarten soll zum Karlsplatz werden
2010 03 03
Kleine Zeitung: Der Pfauengarten erwacht
20xx
Grazer Stadtblatt: Pfauengarten wird verbaut, Vertane Chance für die Natur in der Stadt
2009 10 16
Wiener Zeitung: Graz nagt jetzt an seiner Altstadt
2008 05 17
Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs: UnGEBAUTES GRAZ
2007 09 28
gat: Wettberb für das Bauvorhaben PAVOREAL - Pfauengarten Graz
2007 05 23
Kleine Zeitung: Macht einen Abgang! Karmeliterplatz-Stadtparkverbindung
2006
GAT: Karmeliterplatz
2004
Firma Mandlbauer: Projekte - TG Karmeliterplatz Graz
2004
Wirtschaftsblatt: Neue Tiefgarage sagt Apcoa Preiskampf an
2004
Steirische wirtschaft /Sonderthema Pfauengarten Graz: Neue Tiefgarage am Karmeliterplatz
2004 09
Korso Graz: Tiefgarage Pfauengarten bleibt Zankapfel
2003
Archäologieland steiermark: Grabungsbericht 2002/2003
2002
KORSO: Tiefgarage Pfauengarten: AnrainerInnen machen mobil
2002
KORSO:„Die Stadt ihren BewohnerInnen zurückgeben“
2002
KORSO: Kulturhauptstadt Graz: Wegen Vernachlässigung geschlossen?
2002
KORSO: Tiefgarage mit Ausblick auf die (Vor)GeschichteMitten
1997 03 22
nextroom.at / Spectrum: Am Ende der wilden Jahren
1994
Architekt Fritz Schöffauer: Trigon Museum Graz
Quellen: www.kleinezeitung.at, www.meinbezirk.at (meine WOCHE), www.kpoe-graz.at, www.wienerzeitung.at, www.zvarchitekten.at, www.gat.st, www.mandelbauer.at, wirtschaftsblatt.at, www2.skstmk.at, korso.at, arch-stmk.at, nextroom.at, www.schoeffauer.com
148
GRAFIKEN Alle Grafiken die in dieser Arbeit abgedruckt sind wurden von mir angefertigt. S. 57 Zeitleiste & Projekte Quellen: www.kleinezeitung.at, www.meinbezirk.at (meine WOCHE), www.kpoe-graz.at, www.wienerzeitung.at, www.zvarchitekten.at, www.gat.st, www.mandelbauer.at, wirtschaftsblatt.at, www2.skstmk.at, korso.at, arch-stmk.at, nextroom.at, www.schoeffauer.com S. 85 Festivals im Jahresverlauf Quellen: assembly-festival.at, crossroads-festival.org, www.diagonale.at, elevate.at, www.la-strada.at, lendwirbel.at, www. springfestival.at, www.steirischerherbst.at, styriarte.com S. 88 Demografie Graz Quellen: http://www1.graz.at/Statistik/Bev%C3%B6lkerung/aktuelles_quartal.pdf
Bildnachweis Alle in dieser Arbeit abgedruckten Fotografien wurden zwischen 2011 bis 2014 von mir selbst aufgenommen. Ausnahmen bestätigen die Regel: S.133 “Recht auf Stadt” Quelle: subsubsub.at (Einladung “Recht auf Stadt” - Treffen/Convention, Jänner 2014)
149
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VORSICHT
DRAUSSEN
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