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Anhang 2: Glossar

Agenda 2030: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bildet mit ihren 17 Zielen einen globalen Referenzrahmen bezüglich der drei untrennbaren Dimensionen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Die Schweiz anerkennt die Agenda 2030 als wichtigen Orientierungsrahmen. Als solcher ist sie zwar kein bindender gesetzlicher Rahmen, aber ein Mittel zur politischen Zielsetzung und Meinungsbildung sowohl für die Innen- wie auch für die Aussenpolitik.

Aussenpolitik: Sie gestaltet die Beziehungen eines Staates zu anderen Staaten und internationalen Organisationen und wahrt die Interessen eines Staates im Ausland. Sie umfasst verschiedene Politikbereiche wie zum Beispiel Handels-, Umwelt-, Sicherheits-, Entwicklungs- und Kulturpolitik. In der Schweiz ist der Gesamtbundesrat für die Aussenpolitik zuständig. Das EDA hat den Auftrag, die Aussenpolitik zu koordinieren und die Kohärenz mit den anderen Departementen sicherzustellen.

Aussennetz: Zum Aussennetz der Schweiz gehören rund 170 Auslandsvertretungen (Botschaften, ständige Missionen bei der UNO / internationalen Organisationen, Generalkonsulate, Kooperationsbüros, weitere Vertretungen) und rund 200 Honorarvertretungen (Stand: Mai 2021). Das Aussennetz der Schweiz orientiert sich an den Grundsätzen Universalität, Kohärenz und Wirksamkeit.

«Blue Peace»: Blue Peace («blauer Frieden») ist eine Vision, in der Wasser überall auf der Welt als Basis für ein friedliches Neben- und Miteinander genutzt wird. «Blue Peace» ist auch eine diplomatische Initiative der Schweiz. «Blue Peace» basiert auf einer Reihe von Projekten und Programmen, welche auf verschiedenen Ebenen eine grenz-, sektor- und generationenübergreifende Zusammenarbeit im Bereich Wasser fördern, mit dem Ziel eine nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung zu unterstützen und somit zu Stabilität, Wohlstand, Sicherheit und Frieden beizutragen. Friedensförderung: Zur zivilen Friedensförderung gehören Beiträge zur Prävention, Entschärfung oder Lösung von Gewaltkonflikten, namentlich durch Vertrauensbildung, Vermittlung und die Förderung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte (vgl. Leitlinien Menschenrechte 2021–2024). Friedensbildende Aktivitäten nach Beendigung von gewaltsamen Auseinandersetzungen beinhalten unter anderem Vergangenheitsarbeit, Beiträge zur Förderung demokratischer Prozesse und Wahlen sowie zur Stärkung der Menschenrechte. Die Friedensförderung schafft bzw. stärkt die für eine nachhaltige Entwicklung notwendigen Rahmenbedingungen. Sie umfasst sowohl zivile als auch militärische Massnahmen.

Grenzüberschreitende Wasserbewirtschaftung: Weltweit teilen 153 von insgesamt 195 Ländern ihre Gewässer (Flüsse, Seen, Grundwasser, etc.) mit Nachbarstaaten. Grenzüberschreitende Wasserbewirtschaftung entwickelt ganzheitliche Strategien und Planungsinstrumente zur nachhaltigen zwischenstaatlichen Nutzung der Wasserressourcen im Spannungsfeld der verschiedenen Nutzungsansprüche aller Anrainerstaaten und des Schutzbedarfs der Gewässer.

Gute Regierungsführung: Gute Regierungsführung (oder auch gute Staatsführung respektive verantwortungsvolle Regierungsführung) bedeutet, dass öffentliche Aufgaben kompetent und im Dienst aller Bürgerinnen und Bürger wahrgenommen werden. Misswirtschaft, Korruption, Rechtsunsicherheit und die ungerechte Verteilung von Macht und Ressourcen sind wesentliche Ursachen von Armut, Ungleichheit und Konflikten. Zu ihrer Bekämpfung braucht es Anstrengungen hinsichtlich einer besseren Regierungsführung auf allen Ebenen.

Integrierte Wasserressourcenplanung und -bewirt-

schaftung («Integrated Water Resource Management IWRM»): IWRM ist ein Prozess, welchem die koordinierte und aufeinander abgestimmte Entwicklung und Bewirtschaftung von Wasser, Land und verwandten Ressourcen zugrunde liegt. IWRM zielt ausdrücklich darauf ab, den wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand auf gerechte Weise zu maximieren, ohne dabei die Nachhaltigkeit lebenswichtiger Ökosysteme und der Umwelt zu gefährden.

Internationales Genf («Genève Internationale»): Genf ist das Herz des multilateralen Systems der Vereinten Nationen und europäischer Hauptsitz der UNO. 38 internationale Organisationen, Programme und Fonds sowie 177 Staaten und 750 NGOs (vgl. Nichtregierungsorganisationen/NROs) sind vertreten (Stand Mai 2021). Das internationale Genf bietet rund 45’000 Menschen Arbeit und steuert über 11 Prozent zum Brutto-Inlandprodukt (BIP) des Kantons bei (ca. 1 % des Schweizer BIP). Jährlich finden ca. 3300 internationale Konferenzen in Genf statt. Die Hauptthemen sind: 1) Frieden, Sicherheit, Abrüstung; 2) Humanitäre Hilfe und humanitäres Völkerrecht, Menschenrechte, Migration; 3) Arbeit, Wirtschaft, Handel, Wissenschaft, Telekommunikation; 4) Gesundheit; und 5) Umwelt und nachhaltige Entwicklung.

Internationale Zusammenarbeit (IZA): Die IZA der Schweiz umfasst sämtliche Instrumente der Humanitären Hilfe, der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit sowie der Förderung des Friedens und der menschlichen Sicherheit, die vom EDA, vom WBF (Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung) und von weiteren Departementen eingesetzt werden.

Kreislaufwirtschaft: Kreislaufwirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Kreislauf der verwendeten Materialien betrachtet: Von der Rohstoffgewinnung, über das Design, die Produktion und die Distribution eines Produkts bis zu seiner möglichst langen Nutzungsphase und zum Recycling. Die Kreislaufwirtschaft schliesst Material- und Produktekreisläufe, um Rohstoffe immer wieder von neuem zu verwenden. Dadurch werden im Vergleich zum linearen Wirtschaftssystem weniger Primärrohstoffe verbraucht. Zudem bleibt der Wert der Produkte länger erhalten, und es fällt weniger Abfall an.

Menschenrechte: Die Menschenrechte sind angeborene und unveräusserliche Rechte, die ohne Unterschied allen Menschen allein aufgrund ihres Menschseins zustehen. Sie sind zentral für den Schutz der menschlichen Würde, der physischen und psychischen Integrität und wichtige Grundlage für die Entwicklung eines jeden Einzelnen. Sie sind Garanten einer Gesellschaft, die auf der Verpflichtung zur Achtung der Rechte des Einzelnen gründet. Sie gelten sowohl in den internationalen Beziehungen als auch in der nationalen Politik. Die Menschenrechte sind universell, unteilbar und stehen untereinander in engem Zusammenhang. Jeder Staat ist verpflichtet, die Menschenrechte zu respektieren, zu schützen und umzusetzen.

Multilateralismus: Man spricht von Multilateralismus, wenn Fragen von öffentlichem Interesse zwischen mehr als zwei Staaten diskutiert und verhandelt werden. Internationale Organisationen und Gremien wie die UNO, die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und der Europarat sind Bühnen für solche Diskussionen. Der Multilateralismus erlaubt es der Schweiz, über Allianzen eine Hebelwirkung zu erzielen und die Möglichkeiten der Einflussnahme zu vervielfachen. Nachhaltigkeit: Auf der Basis der Verfassung sorgt die Schweiz für eine nachhaltige Entwicklung. Sie definiert diese gemäss Brundtland-Kommission aus dem Jahr 1987 als Entwicklung, welche «die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre nicht befriedigen können». Das Prinzip wurde im Jahr 2015 durch die Agenda 2030 mit 17 Zielen einer Nachhaltigen Entwicklung konkretisiert und aktualisiert (vgl. Agenda 2030).

Nachhaltigkeitsziel 6 (Sustainable Development Goal/SDG 6): Ziel 6 der Agenda 2030 für eine Nachhaltige Entwicklung umfasst neben dem Zugang zu Trinkwasser, zu Sanitärversorgung und Hygiene weitere Unterziele zum Schutz und der Wiederherstellung von wasserverbundenen Ökosystemen. Die Wasserqualität soll dabei verbessert und die Verschmutzung von Wasser durch menschliche Einflüsse verringert werden. Für eine Integrierte Wasserresourcenplanung und -bewirtschaftung auf allen Ebenen soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gefördert werden. SDG 6 hat viele direkte und indirekte Verknüpfungen zu weiteren Zielen und Themen wie namentlich Armut, Ernährung, Gesundheit und Wirtschaft.

Nichtregierungsorganisation (NRO): Jede gemeinnützige private Einrichtung, die auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene organisiert ist, um gemeinsame Ziele und Ideale zu verfolgen, ohne dass eine bedeutende staatlich kontrollierte Beteiligung oder Vertretung besteht. NROs sind Teil der Zivilgesellschaft (vgl. Zivilgesellschaft).

Rechtsstaatlichkeit: Sie bezeichnet das Primat des Rechts gegenüber der Macht des Stärkeren. Auf nationaler Ebene ist es das Grundanliegen des Rechtsstaates, auf allen Staatsebenen den Vorrang des Rechts und damit verbunden die Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu wahren. Auf aussenpolitischer Ebene ist Rechtsstaatlichkeit zentral für internationalen Frieden und Sicherheit, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, Entwicklung und den Schutz der Rechte und Freiheiten der Menschen. Sie wird primär durch eine Stärkung des Völkerrechts erreicht, das die politische Stabilität und Verlässlichkeit der internationalen Beziehungen sicherstellt.

Sozial ausgerichtete Unternehmen (Englisch «social entrepreneurship»): Ein soziales Unternehmen ist eine Organisation, deren Zweckbestimmung sich auf soziale und ökologische Ziele abstützt. Es kann sich um eine gewinnorientierte oder gemeinnützige Einrichtung oder eine Mischform handeln. Die Gewinne von Sozialunternehmen werden in der Regel reinvestiert, um den Nutzen für die Gesellschaft zu maximieren.

«Triple Nexus»-Ansatz: «Nexus» bedeutet «Verkettung» oder «Verknüpfung». Die steigende Komplexität, die länger anhaltende Dauer und die zunehmende Häufigkeit von humanitären Krisen, gewaltsamen Konflikten, extremen Naturereignissen und Epidemien machen eine integrierte Arbeitsweise der drei aussenpolitischen Instrumente – Humanitäre Hilfe, langfristige Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung − notwendig, um nachhaltigere Wirkungen in Krisenkontexten zu erzielen. Eine grosse Herausforderung besteht darin, zeitgleich wiederkehrende humanitäre Not zu lindern und längerfristige Entwicklungsziele zu erreichen. Der sogenannte «Triple Nexus», auch bekannt als «Humanitarian– Development– Peace» – Nexus, verbindet diese drei Instrumente und stimmt sie untereinander ab. Armut, gewaltsame Konflikte und die zugrundeliegenden multisektoralen Ursachen von Krisen werden damit ganzheitlich angegangen.

«WASH»-Ansatz (Water, Sanitation and Hygiene): Die Bezeichnung WASH für Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene verdeutlicht die Komplementarität der drei Aspekte bei den Anstrengungen zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit durch die Versorgung mit sauberem Trickwasser, die fachgerechte Entsorgung und Wiederaufbereitung von Abwasser sowie die Förderung der allgemeinen Hygiene. Das Hauptziel ist dabei, die Gefahren für Gesundheit und Umwelt zu reduzieren, die mit der Kontamination mit Fäkalien und den darin enthaltenen, krankmachenden Keimen und schädlichen Verbindungen einhergehen.Wasserdiplomatie: Wasserdiplomatie umfasst den Einsatz diplomatischer Instrumente bei bestehenden oder entstehenden Meinungsverschiedenheiten und Konflikten über gemeinsame Wasserressourcen mit dem Ziel, diese im Interesse der Zusammenarbeit, der regionalen Stabilität und des Friedens zu lösen oder zu entschärfen. Die Schweiz setzt ihr diplomatisches Engagement im Bereich Wasser als Instrument für Frieden, Sicherheit und Stabilität ein und engagiert sich für den Schutz von Wasser und Wasserinfrastrukturen in Konfliktgebieten.

Wassereffizienz und Wassereffektivität: Wassereffizienz bedeutet, mehr Wert aus der verfügbaren Ressource Wasser zu schöpfen. Gleichzeitig werden der Ressourcenverbrauch sowie die Verschmutzung und die Umweltauswirkungen der Wassernutzung für die Produktion von Waren und Dienstleistungen auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette und der Erbringung von Wasserdienstleistungen reduziert. Bei der Wassereffektivität hingegen steht im Fokus, ob eine bestimmte Nutzung von Wasser für einen bestimmten Zweck in einem bestimmten Kontext gesamtheitlich (also im Hinblick auf ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte auf lokaler und globaler Ebene) betrachtet als sinnvoll erscheint. Die Wassereffektivität zielt darauf ab, die in einem bestimmten geografischen Gebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbaren Wasserressourcen direkt und indirekt so zu nutzen, dass die beabsichtigte Ware oder Dienstleistung auf sozial gerechte, wirtschaftlich vorteilhafte und ökologisch nachhaltige Weise bereitgestellt wird. «Whole of Government»-Ansatz: Der «Whole of Government»-Ansatz (oder Gesamtregierungs-ansatz) bezweckt, die Kohärenz und die Wirksamkeit der Regierungsaktivitäten eines Staates zu erhöhen, indem die einzelnen Verwaltungseinheiten ihre Zusammenarbeit verstärken und besser aufeinander abstimmen. Verschiedene Departemente besitzen unterschiedliche Instrumente für die Umsetzung ihrer Aufgaben. In einem «Whole of Government»-Ansatz werden diese Instrumente gezielt zusammengeführt und koordiniert, um komplexe Aufgaben besser und wirksamer bewältigen zu können.

Zivilgesellschaft: Die Zivilgesellschaft umfasst denjenigen Teil der Gesellschaft, der sich relativ unabhängig von Staat und Privatsektor organisiert. Sie setzt sich aus Gruppen zusammen, die gemeinsame Interessen, Ziele oder Werte verfolgen. Dazu gehören Nichtregierungsorganisationen, gemeinnützige Vereine und Stiftungen, Bürgergruppen, religiöse Organisationen, politische Parteien, Berufsverbände, Gewerkschaften, soziale Bewegungen und Interessengruppen.

Impressum

Herausgeber: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA 3003 Bern www.eda.admin.ch

Publikationsdatum: 22.03.2022

Gestaltung: Team Audiovisuell, Kommunikation EDA

Titelbild: Indien, © Getty Images

Karten: Die Darstellung von Grenzen und die Verwendung von Namen und Bezeichnungen auf den Karten bedeutet nicht, dass die Schweiz diese offiziell befürwortet oder anerkennt.

Bestellungen: publikationen@eda.admin.ch

Fachkontakt: Globalprogramm Wasser (GPW), DEZA Tel.: +41 (0)58 465 04 06 E-Mail: water@eda.admin.ch

Diese Publikation ist auch auf Französisch, Italienisch und Englisch erhältlich und kann heruntergeladen werden unter www.eda.admin.ch/strategien.

Bern, 2022, © EDA

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