Bilfinger Berger Magazin Bildung

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Bilfinger Berger Magazin 8 Nordirland Ein College bereichert die Region | 28 Dänemark Das schönste Studentenwohnheim Europas | 38 Deutschland Schüler managen ihre Mensa | 44 Elfenbeinküste Bildung ohne Bücher

Inspiration, Veränderun

g, Bereicherung


2 \\ IMPRESSUM

Bilfinger Berger Magazin www.magazin.bilfinger.com Herausgeber: Bilfinger Berger SE Carl-Reiß-Platz 1 – 5 68165 Mannheim Tel. 0621 459-0 Fax 0621 459-2366 www. bilfinger.com Verantwortlich: Michael Weber, Bilfinger Berger Chefredaktion: Dr. Daniela Simpson, Bilfinger Berger, Bernd Hauser, agentur.zs Kontakt: dsim@bilfinger.com Gestaltung und Layout: Steven Dohn, Theo Nonnen, Bohm und Nonnen, Büro für Gestaltung Bildredaktion: Helge Rösch, agentur.zs Titelbild: privat, akg-images Bildbearbeitung: Goldbeck Art Druck: ColorDruck Leimen Versandkoordination: Business Service Weber Das Bilfinger Berger Magazin erscheint zweimal jährlich auf Deutsch und Englisch. Alle Rechte sind vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Nachdruck und elektronische Verbreitung, auch auszugsweise, sind nur mit Genehmigung der Redaktion möglich. Das Bilfinger Berger Magazin wird auf FSCzertifiziertem Papier gedruckt.

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SCHULE SOLL MOTIVIEREN – DIE PRIVATWIRTSCHAFT KANN DAZU BEITRAGEN Nie musste das Bildungswesen mehr leisten als heute. Es soll nicht mehr nur Wissen vermitteln, sondern auch das individuelle Potenzial junger Menschen fördern und Raum bieten für innovative pädagogische Konzepte. In vielen Schulen scheitert die Umsetzung schon an den äußeren Gegebenheiten. Die Klassenzimmer sind zu klein, die Möbel abgenutzt, die Technik veraltet. Rund 73 Milliarden Euro werden Kommunen in den kommenden zehn Jahren in Schulen investieren müssen, hat das Deutsche Institut für Urbanistik errechnet. Dennoch: Die Budgets reichen nur für das Nötigste. So wundert es nicht, dass im Bildungsbereich öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) besonders gefragt sind, weil sie helfen, Schulprojekte nicht nur kostengünstiger, sondern auch erheblich schneller umzusetzen. Davon profitieren insbesondere Lehrer und Schüler, denn ein motivierendes Arbeitsumfeld inspiriert. Eine Studie der KPMG bestätigt, dass Schüler in ÖPP-Schulen besonders gut lernen und besonders wenig fehlen. Ihr

HERBERT BODNER Vorstandsvorsitzender der Bilfinger Berger SE


4 \\ INHALT

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28

Bilfinger Berger Magazin

KU LTU R AUSTAUSCH AN DER U N I

2 3 4 6

Impressum

LEBEN IM LUXUSWOH N H EIM

ken Schülern in der Klinik Unter-

Editorial

richt? Wo lernen die Kinder der

Inhalt

Rheinschiffer? Nicht immer ist der

Kaleidoskop

Schulalltag alltäglich: eine fotografische Reise quer durch Deutschland.

TITELTHEMA /// BI LDU NG 8

bildung für alle

22 geist und geld Die Mannheimer Universität ist eine Erfolgsgeschichte, die vom Mitein-

Das South Eastern Regional College

ander der Gegensätze handelt. Wirt-

(SERC) unweit von Belfast ist der

schafts- und Kulturwissenschaften

Dreh- und Angelpunkt für beruf-

entwickeln gemeinsam Studiengän-

liche Bildung und Unternehmens-

ge, die einzigartig in Deutschland

entwicklung in Nordirland. Insbe-

sind und den internationalen Ruf der

sondere junge Menschen ergreifen

Uni festigen. Bilfinger Berger fördert

hier die Chance, sich weiterzuqua-

die renommierte Alma Mater.

lifizieren, regionale Unternehmen lassen sich vom College beraten.

28 studenten im luxus

Bilfinger Berger betreibt den neuen

Der Auftrag an die Planer in Kopen-

Campus in der Stadt Lisburn und

hagen lautete, das „Studentenwohn-

sorgt für optimale Arbeitsbedin-

heim der Zukunft“ zu entwerfen.

gungen.

Heraus kam ein kreisrundes Haus, das die Kritiker begeistert. Die Archi-

16 schule hat viele gesichter

tektur im Tietgenkollegiet soll vor

Wie sieht das Klassenzimmer von

allem Gemeinschaft möglich

Zirkuskindern aus? Wer gibt kran-

machen.


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38

44

N EU ES U NTERRICHTSFACH: GLÜCK

SCH Ü LER M ANAGEN I H RE MENSA

BI LDU NG OH N E BÜCH ER

34 der glücksbringer

44 meister des worts

/// N EWS

Kann man lernen, glücklich zu sein?

Die Elfenbeinküste ist vom Bürger-

Ja, meint Ernst Fritz-Schubert. Der

krieg zerrissen. Wie ist Versöhnung

Direktor hat an seiner Schule in Hei-

möglich? Darauf gibt der Geschich-

Das Herzstück des längsten Bahn-

delberg ein neues Fach eingeführt.

tenerzähler Fortuné Antwort, der für

tunnels der Welt ist fertig.

Neben Mathematik und Englisch

das Friedensprojekt „Peace Counts“

fussball-em 2012 / Polen baut

wird dort jetzt auch Glück gelehrt.

durch das Land zieht und die Men-

seine Autobahnen aus.

schen in den Dörfern zu Tausenden

brennstoffaufbereitung /

herbeilockt. Seine Botschaften wer-

Bilfinger Berger übernimmt die

Ein alter deutscher Brauch: Erstkläss-

den verstanden – auch von den vie-

Rotring Engineering AG.

ler bekommen am ersten Schultag

len Analphabeten.

prüfstrecke für bmw / Das um-

36 wie süss!

welttechnische Versuchszentrum

neben dem Ranzen eine mit Süßigkeiten gefüllte Schultüte, die ihnen den Weg in den „Ernst des Lebens“ versüßen soll. Ein fotografisches Mosaik.

38 klasse küche, kinder!

48 durchbruch am gotthard /

50 strassen der welt: münzgasse, Tübingen In Deutschland ist der große Dichter

in München geht in Betrieb.

49 umfirmierung zur „se“ / Bilfinger

Goethe allgegenwärtig. Wo immer

Berger wird europäisch.

er einen Fuß hinsetzte, hängen Ge-

roland koch wird neuer chef /

Im oberfränkischen Münchberg be-

denktafeln. In Tübingen jedoch wird

Ehemaliger Ministerpräsident wird

treiben die Schüler eines Gymnasi-

das ehrfürchtige Gedenken frech

Nachfolger von Herbert Bodner.

ums ihre eigene Kantine. Für dieses

herausgefordert. In keiner Stadtfüh-

Betreiberprojekte / Verkauf von

Engagement wurden sie mehrfach

rung fehlt der Hinweis auf jene

Anteilen gibt Spielraum für neue

ausgezeichnet. Als Projektpartner

Tafel, die Studenten in den 1980er

Engagements.

des Landkreises saniert Bilfinger

Jahren aus dem Wohnheim am

ppp in kanada / In Toronto entsteht

Berger die Schule und übernimmt

Cottahaus hängten und die bis heute

eine Frauenklinik.

künftig das Gebäudemanagement.

Bestand hat.

nordsee-service / Rahmenverträge mit dem Energiekonzern Statoil.


6 \\ KALEIDOSKOP

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KINDHEIT OHNE LERNEN

WER BRAUCHT NOCH EIN LEXIKON?

Weltweit besuchen 69 Millionen Kinder im schul-

In den neun Jahren seit ihrer Erfindung ist die Online-Enzyklopädie

pflichtigen Alter keine Schule – meist weil Schul-

Wikipedia auf über 260 Sprachversionen angeschwollen. Die englisch-

häuser und Lehrer fehlen. Prozentanteil der Kinder,

sprachigen Artikel sind mit drei Millionen am zahlreichsten. Deutsche

die zur Schule gehen, in ausgewählten Ländern:

Einträge gibt es aktuell rund eine Million.

99,9 % 66,1 % 49,5 % 40,2 %

Deutschland Pakistan Niger Eritrea

Quelle: Vereinte Nationen

HÖHERE MATHEMATIK „Beweisführung für Fortgeschrittene: Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Daraus folgt: Je mehr Käse, desto weniger Käse!“

Zitat eines Professors in einer Mathematik-Vorlesung in Aachen

DER STUNDENPLAN IM WUNDERLAND “And how many hours a day did you do lessons?” said Alice, in a hurry

DIE BESTEN UNIS WELTWEIT

to change the subject. “Ten hours the first day,” said the Mock Turtle:

Die Zeitschrift „Times Higher Education“ erstellt

“nine the next, and so on.” “What a curious plan!” exclaimed Alice. “That’s

jedes Jahr ein Ranking der 200 besten Universitä-

the reason they’re called lessons,” the Gryphon remarked: “because they

ten der Welt. Hier die aktuellen Top Ten:

lessen from day to day.”

1.

aus „Alice in Wonderland“, Lewis Carroll

Harvard

2.

California Institute of Technology

3.

Massachusetts Institute of Technology

4.

Stanford University

5.

Princeton

6.

Cambridge

7.

Oxford

8.

Berkeley

9.

Imperial College London

10.

Yale

PROMINENTE FORSCHUNG Wissenschaftler, die neue Arten entdecken, sind in der Namensfindung manchmal höchst kreativ:

Die beste deutsche Hochschule im Ranking ist

Agra schwarzeneggeri: ein 2002 in Costa Rica entdeckter Laufkäfer

die Universität Göttingen auf Platz 43.

mit stark ausgebildeten Gliedmaßen.

Agathidium bushi, Agathidium cheneyi, Agathidium rumsfeldi: nach George W. Bush, Dick Cheney und Donald Rumsfeld benannte Schwammkugelkäfer.

LESEVERGNÜGEN

Campsicnemius charliechaplini: eine Langbeinfliege, die ihre Hinterbeine auf eine Weise bewegt, die den

Leider ist Schule in Wirklichkeit nicht immer so

Forscher an Charlie Chaplin denken ließ.

lustig wie in diesen Schulgeschichten-Klassikern:

Elvisaurus: ein Dinosaurier,

„Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner

dessen Kamm an die Haartolle des King of Rock’n’Roll erinnert.

„Memoiren eines mittelmäßigen Schülers“

Eristalis gatesi:

von Alexander Spoerl

eine nach Bill Gates

„Der kleine Nick“ von René Goscinny

„Caius, der Lausbub aus dem alten Rom“ von Henry Winterfeld

benannte Schwebfliege, deren Augen großen Brillengläsern ähneln.


Fotos: istockphoto.de/Luis Pedrosa, photocase.de/flobox, USDA/F. Christian Thompson, John Tenniel, visibleearth.nasa.gov

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WISSENSDURST „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist.“ Mark Twain

„Wir ertrinken in Informationen, aber uns dürstet nach Wissen.“ John Naisbitt, Zukunftsforscher

„Je mehr man schon weiß, je mehr hat man noch zu lernen. Mit dem Wissen nimmt das Nichtwissen in gleichem Grade zu oder vielmehr das Wissen des Nichtwissens.“ Friedrich von Schlegel

BEI DEN NORDLICHTERN

Bachelor of Bass

Master of Arctic

Ein Studium als Techno-DJ? Am Institut für elektro-

Polarnacht an 113 Tagen und eine jährliche Durchschnittstemperatur von

nische Musik in der Königlichen Musikakademie in

minus 4,5 Grad: Wer am University Centre in Svalbard, zu deutsch „Küh-

Åarhus, Dänemark, ist das möglich. Elektronische

le Küste“, in Longyearbyen auf Spitzbergen arktische Biologie oder Geo-

Musik ist für Wayne Siegel, den Leiter des Instituts,

logie studieren will, muss sich warm anziehen. Rund 350 Studenten jähr-

eine ebenso hohe Kunst wie das Musizieren mit Gei-

lich hält das nicht ab, sich zum Arktis-Experten ausbilden zu lassen. Ihr

ge, Flöte oder der eigenen Stimme: „Wir suchen nach

Labor liegt direkt vor der Haustür, weniger als 1100 Kilometer vom Nord-

Leuten, die schon Künstler sind und sich in ihrer Ori-

pol entfernt. Die Hälfte der Studenten kommt aus dem Ausland, die

ginalität noch weiterentwickeln wollen.“

Vorlesungssprache ist Englisch.

www.diem.dk

www.unis.no


8 \\ BERUFLICHE BILDUNG IN NORDIRLAND

EINST BILDETE DAS COLLEGE SCHWEISSER FÜR DIE WERFTEN AUS. HEUTE BEFASSEN SICH DIE STUDENTEN MIT DEN GEHEIMNISSEN DER ELEKTROTECHNIK.

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BILDUNG FÜR ALLE

/// Russell Spencer hofft, in Nordirland sein Glück zu finden. Vor einem Jahr ist er mit seiner Familie aus Simbabwe nach Belfast gezogen, weil sein Geburtsland eine beispiellose Talfahrt erlebte. Der 21-Jährige trägt ein blaues Poloshirt mit dem Schriftzug „Johnsons Coffee“. Für die Firma repariert er in Restaurants Kaffeemaschinen, in ganz Nordirland kommt er herum, gelegentlich sogar nach Dublin. Die

DAS SOUTH EASTERN REGIONAL COLLEGE (SERC) NICHT WEIT VON BELFAST IST DAS ZENTRUM FÜR BERUFLICHE BILDUNG UND UNTERNEHMENSENTWICKLUNG IN NORDIRLAND. BILFINGER BERGER BETREIBT ES IN ÖFFENTLICH-PRIVATER PARTNERSCHAFT.

Arbeit bringt Geld. „Aber ich will kein kleiner Monteur bleiben“, sagt er. Deshalb hat sich der Junge mit den Sommersprossen zu einem Elektrotechnikkurs im South Eastern Regional College (SERC) eingeschrieben. Jeden Donnerstag von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends befasst er sich in dem zwei Jahre währenden Kurs mit den Geheimnissen von Elektronen, Transistoren und elektrischen Widerständen. „Das ziehe ich durch, weil ich weiterkommen will“, sagt er. Bis ins Detail kann er die Sortiermaschine des schwäbischen Roboterbauers Festo erklären. Dabei schlüpft er zwischen einem Roboterarm, Förderbändern und einem Trichter voller Maiskörner hindurch. Seine Augen leuchten. „So eine Maschine kostet 200 000 Pfund. Und das SERC hat eine. Phänomenal!“

TRADITION SREICHES COLLEGE Das SERC ist Fortbildungszentrum, Berufsschule und Volkshochschule zugleich. Die Dozenten machen Kursteilnehmer mit unterschiedlichstem Hintergrund fit für den Arbeitsmarkt. Damit nicht genug: Die Dozenten M AT H I A S R I T TG E R OT T / T E X T / / / R A I N E R K W I OT E K / F OTO S

nehmen als Berater oder Produktentwickler Aufträge aus der freien Wirtschaft an. Und Kurse werden auf Unternehmen zugeschnit-


10 \\ BERUFLICHE BILDUNG IN NORDIRLAND

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ten. Das macht das College zum Dreh- und An- fast der Schiffbau, dort lief die Titanic vom Stagelpunkt für berufliche Bildung und Unter-

pel, der modernste Ozeandampfer seiner Zeit.

nehmensentwicklung in Nordirland.

Das College bildete Schiffsbauer und Schwei-

Rund 68 000 Beschäftigte haben sich in den

ßer für die anspruchsvollen Werften aus. Es er-

vergangenen zehn Jahren hier für ihren Job möglichte durch niedrige Studiengebühren aus- oder weitergebildet. „Diese Leute sind

selbst Armen höhere Bildung. Zudem bot es

wichtig für unsere Wirtschaft“, sagt Ken

Schulabgängern mit schlechten Zeugnissen

Webb, Direktor und Geschäftsführer des SERC,

Extrakurse in Lesen, Schreiben und Rechnen.

das 1200 Mitarbeiter zählt.

Mittlerweile werden Schiffe in Asien ge-

„Wir verfolgen heute noch die gleichen Zie- baut, und jahrzehntelang lähmte der blutige le wie 1914, als unsere Schule gegründet wur-

Konflikt zwischen Protestanten und Katholi-

de“, erklärt er. Damals boomte im nahen Bel- ken das Land. Ken Webb umreißt deshalb, wel-


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FRISÖR WERDEN: TROTZ SCHLECHTER BEZAHLUNG NOCH IMMER EIN TRAUMBERUF, VOR ALLEM FÜR MÄDCHEN. NAOMI CAMPBELL STEIGT DIE BILDUNGSLEITER HOCH: VOM REALSCHULABSCHLUSS ZUM HOCH SCHULSTUDIUM.

che neue und doch alte Rolle das SERC bei der

Klassenzimmern, Laboren und Techniksälen. der Kfz-Werkstatt, der Schreinerei oder der Res-

Wiederbelebung der regionalen Wirtschaft

Manche abends noch im Blaumann, den sie taurantküche.

spielt. „Wir verteilen nicht einfach Diplome,

tagsüber bei ihrer Arbeit tragen.

Andere Jugendliche streben zur Universität.

sondern wollen für Fachkräfte mit exzellent

Vormittags bevölkern junge Leute den Lis- Auf einer Art Bildungsleiter klettern sie von

ausgebildeten Fertigkeiten sorgen“, sagt Ken

burn Campus. Mehr als 5 000 Schulabgänger Kurs zu Kurs höher. Naomi Campbell, 20,

Webb. Schwerpunkte liegen auf Wissenschaft,

mit und ohne Abschluss verteilen sich auf Voll-

macht das so. Ihr Schulabschluss entsprach

Technik, Ingenieurwesen und Mathematik. Je- zeitkurse in 40 Fächern. Manche haben das etwa einer Mittleren Reife. Jetzt besucht sie der dritte Student besucht einen dieser Kurse. SERC bereits während ihrer Schulzeit kennen-

am SERC einen zweijährigen Kurs in Gesund-

gelernt, denn mit vielen Schulen bestehen heits- und Sozialwesen und hat damit die

AUFWÄRTS AUF DER BILDUNGSLEITER

Partnerschaften, und in den Ferien besuchen Zugangsberechtigung für ihr Traumstudium:

Im Verlauf eines Jahres sitzen insgesamt Schüler hier ergänzende Kurse. Später können Sozialarbeit. Sie sitzt im Rollstuhl und fährt so 15 000 Erwachsene wie Russell Spencer in den sie auch ihre Ausbildung hier absolvieren: in flink die Gänge entlang, dass man kaum hin-


12 \\ BERUFLICHE BILDUNG IN NORDIRLAND

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terherkommt. Später möchte sie in einem Jugendzentrum arbeiten. Im SERC wurde sie zur studentischen Behindertenbeauftragten gewählt.

AUS DER PRAXIS AN DIE UNI James Currie, 21, hat eine besonders innige Beziehung zum Campus. Er hat als Student am SERC beim Bau des Gebäudes mitgewirkt: Arbeitspläne geschrieben, den Materialfluss überwacht. Jetzt hat er sein Studium an der University of Ulster in Belfast begonnen. Er will Bausachverständiger werden. Durch seinen zweijährigen Kurs am SERC verkürzt sich seine Studienzeit um ein Jahr und die Studienkosten verringern sich um rund 10 000 Pfund.

MIT MEHR ALS 1000 FIRMEN VERNETZT Der Fokus des Colleges reicht über die Studenten hinaus zu den Unternehmen. Mit über 1000 Firmen wurde ein Netzwerk geflochten. Dickschiffe sind darunter wie Bombardier und Coca-Cola. Die Beschäftigten des Flugzeugbauers bildete das SERC im Umgang mit Titan und Carbon weiter. Für den Getränkehersteller schulte SERC Mitarbeiter darin, wie eine moderne Abfüllanlage zu bedienen ist. „Wir fragen: Welche Kurse braucht die Wirtschaft? Wir beharren nicht drauf, dass unsere Kurse 100-jährige Tradition haben“, sagt CampusDirektor Michael Malone, der die Lehrpläne entwickelt. Die Wirtschaft des Landes wird allerdings von kleinen Firmen getragen, von Dreimannbetrieben wie dem von Harry Connor, 39. Der gedrungene Automechaniker, unter dessen Hemdsärmeln Tätowierungen hervorlugen, zeigt stolz seine Erfindung: eine HERVORRAGENDE LERNBEDINGUNGEN: CHRISTY DADE, 31, BRINGT EINE AUTOMATISCHE SORTIERMASCHINE ZUM LAUFEN.

Teleskopstange, die man im Laster zwischen Lenkrad und Bremspedal klemmt, um die Bremslichter zu prüfen. „The Extra Foot“ heißt die Innovation. „Nichts großes, doch bei Ebay gehen die Dinger weg“, sagt Connor. Das Logo von „The Extra Foot“ hat Andrew Corbett, 42, der am College Produktdesign unterrichtet, entworfen. „Solche Aufträge halten mich fit. Sie helfen, nicht in der Theorie zu verstauben“, sagt er und blättert durch sein Skizzenbuch. Lediglich 120 Pfund Gebühr musste


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SCHREINERAUSBILDUNG FÜR SCHULABGÄNGER: DAS SPEKTRUM DER BE RUFLICHEN BILDUNG AM COLLEGE IST BREIT.

ANDREW CORBETT, 42, UNTER RICHTET PRODUKT DESIGN UND UNTERSTÜTZT UNTERNEHMEN BEI DER VERMARKTUNG IHRER IDEEN.


14 \\ BERUFLICHE BILDUNG IN NORDIRLAND

PLATZ FÜR AUSTAUSCH UND DISKUSSION: VIEL LICHT UND LUFT ERLEICHTERT DAS STUDIEREN.

B I LFI NGER B ERGER PROJ ECT I NVESTMENTS

PRIVATE PARTNER SANIEREN SCHULEN UND STRASSEN RUND UM BELFAST Bilfinger Berger Project Investments (BBPI) ist mit PPPProjekten seit Jahren in Nordirland erfolgreich, insbesondere im Raum Belfast. An vier der sechs Berufsbildungseinrichtungen des South Eastern Regional College (SERC) ist BBPI als privater Partner beteiligt: in Lisburn, Downpatrick, Newcastle und Ballynahinch, alle im Süden der nordirischen Hauptstadt. In Ballynahinch, dem letzten der frisch sanierten und erweiterten Gebäude, beginnt im Frühjahr 2011 der Unterricht. Rund 25 Jahre lang werden die Einrichtungen des SERC von Bilfinger Berger betrieben werden. In Planung befinden sich außerdem zwei weitere PPP-Schulen im Zentrum und im Osten Belfasts. Außerdem betreibt Bilfinger Berger seit 2009 einen 60 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn M1/Westlink, der Belfast zum Westen hin öffnet. Zuvor hatte das Unternehmen den Schnellstraßenabschnitt erweitert und modernisiert. Bilfinger Berger betreut den Highway über einen Zeitraum von 30 Jahren für ein festes Entgelt des Department for Regional Development. Maut müssen Autofahrer nicht bezahlen. (si)

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TAGSÜBER REPARIERT RUSSELL SPENCER KAFFEEMASCHINEN. IM SERC BILDET ER SICH ZUM ELEKTROTECHNIKER WEITER.

FÜNFUNDZWANZIG JAHRE LANG GARANTIERT BILFINGER BERGER DEN REIBUNGSLOSEN BETRIEB DES COLLEGE.

Erfinder Harry Connor für das Logo zahlen. „Ich für das Gebäude genauso wie für die gesamte habe noch mehr Erfindungen im Kopf“, sagt

Ausrüstung.“ Aus dem Café blickt er hinüber

dieser verschmitzt, „für CAD-Zeichnungen und zum Frisörsalon, wo Lehrlinge fleißig kämmen Logo komme ich dann wieder zum SERC.“

und föhnen. „Die sind natürlich auch immer up to date “, sagt er lächelnd – das immerhin

BILFINGER BERGER BETREIBT DAS COLLEGE

fällt nicht in seinen Arbeitsbereich. Russell Spencer, der junge Mann aus Sim-

Ian Cuthbertson genießt das bunte Treiben auf babwe, plant indes schon über seine Ausbildem Campus. „Dieses helle Gebäude. Mit dem dung beim SERC hinaus. „Ich interessiere Café und dem Frisörsalon am Eingang. Wie ei-

mich für Starkstromanlagen“, sagt er, „Arbeit

ne Mall“, freut er sich. Einmal im Monat ver- in einem Kernkraftwerk, das wär’s.“ Die gibt es lässt er sein Büro in Belfast und besucht den zwar in Großbritannien – nicht jedoch in Campus, um nach dem Rechten zu sehen. Nordirland. Womöglich ist Nordirland doch zu Cuthbertson repräsentiert Bilfinger Berger

klein für seine Träume.

Project Investments in Nordirland. Sein Unternehmen betreibt das College in Lisburn im Rahmen einer Public Private Partnership

AM COLLEGE ERHALTEN JUNGE MENSCHEN

(PPP). „Wir werden 25 Jahre lang dafür sorgen, DIE CHANCE IHRES LEBENS. dass das College immer up to date ist. Das gilt

www.magazin.bilfinger.com

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16 \\ KINDER AUF UNGEWÖHNLICHEN SCHULEN

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

MELISSA MN ICH, 9 Jahre alt, wohnt und lernt im Schifferkinderheim Mannheim-Almenhof

NICHT IMMER IST DER SCHULALLTAG ALLTÄGLICH: EINE FOTOGRAFISCHE REISE QUER DURCH DEUTSCHLAND. K AT H R I N H A R M S / F OTO S

„WIR WARTEN AUF DAS WOCHENENDE“ Meine Mutter und mein Vater fahren den Fluss entlang, sie sechs meiner insgesamt acht Geschwister. Wir machen von sind Rheinschiffer. Auf dem Schiff gibt es keine Schule, und zwei bis halb vier Hausaufgaben. Manchmal können wir deshalb sehe ich meine Eltern nur am Wochenende. Von danach in die Turnhalle. Wenn nicht, spielen wir etwas anMontag bis Freitag wohne ich im Schifferkinderheim in deres – und warten auf das Wochenende, wo wir mit dem Mannheim. Ich vermisse meine Eltern oft sehr, dann muss

Zug zu unseren Eltern fahren. Ich könnte mir schon vorstel-

ich weinen. Zum Glück bin ich im Heim zusammen mit len, wie andere Kinder an einem Ort zu leben.


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FLORIAN LUTZ, 8 Jahre alt, bekommt Unterricht in der Krankenhausschule der Asklepios Klinik Nord, Hamburg

„ICH BIN DER EINZIGE SCHÜLER“ In meiner Schule kann man nicht abschreiben oder

auch nur ein, zwei Stunden am Tag. Im Krankenhausunter-

Quatsch machen. Ich bin nämlich der einzige Schüler. Einen richt kann mich keiner ärgern. In meiner richtigen Schule Tag nach meiner Blinddarm-Operation hat mich schon ein

gibt es nämlich ein paar Jungs, die das schon manchmal

Lehrer am Krankenbett besucht. Und am nächsten Tag ha- tun. Weniger Hausaufgaben gibt es im Krankenhaus auch. ben wir mit dem Unterricht begonnen. Mir gefällt das. Vor

Trotzdem vermisse ich meine richtige Schule und meine

allem wiederholen wir, zum Beispiel in Mathe. Und das Freunde. Am meisten vermisse ich den Sportunterricht.


18 \\ KINDER AUF UNGEWÖHNLICHEN SCHULEN

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

KEVI N JÄGER*, 17 Jahre alt, lebt in einer Berliner Jugendstrafanstalt

„HIER WERDE ICH KAUM ABGELENKT“ Wenn ich zur Schule gehe, muss ich nur über den Hof. Ein

ganz erstaunt, was ich schon gelernt habe, vor allem in Phy-

Vollzugsbeamter begleitet mich. Von 8 bis 13 Uhr lerne ich, sik. Früher habe ich die Schule immer wieder abgebrochen. dann geht es zurück in die Zelle. Der Unterricht macht Aber hier, glaube ich, könnte ich sogar den RealschulabSpaß, er ist ganz anders als draußen, wo ich immer abge- schluss schaffen. Den brauche ich für meinen Traumjob. schaltet habe. Das passiert mir hier im Gefängnis kaum. Wenn ich entlassen werde, will ich Hotelfachmann werden. Die Klassen sind kleiner, da kapiere ich mehr. Ich bin selbst

*Name redaktionell geändert


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ISABELL M A ATZ, 7 Jahre alt, stammt aus einer Artistenfamilie und geht in die Zirkusschule

„WENN WIR DAS ZELT AUFBAUEN, FÄLLT DER UNTERRICHT AUS“ Unsere Lehrerin heißt Eva. Wenn sie zu uns auf den Zirkus- Stadt zur nächsten fahren oder das Zelt aufbauen, fällt der platz kommt, frühstücken wir erst einmal zusammen.

Unterricht aus. Eva richtet sich nach uns. Später möchte

Dann machen wir Schule. Mathe und so. Dann ist Pause, ich Artistin werden, so wie meine Cousine Leslie, die ist dann machen wir Deutsch, Englisch, und zum Schluss gibt schon 15. Neben der Schule und den Hausaufgaben traies Mittagessen zusammen mit Eva. Wir sind nur drei Schü- niert sie jeden Tag viele Stunden. ler. Schule ist aber nicht jeden Tag. Wenn wir von einer


20 \\ KINDER AUF UNGEWÖHNLICHEN SCHULEN

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ALEXAN DER BEISSWENGER, 7 Jahre, geht auf eine Zwergschule in Unterjoch im Allgäu

„MEINE SCHULE HAT NUR EIN ZIMMER“ Ich wohne auf einem Bauernhof. Auf dem Weg zur Schule

klässler draußen noch Pause haben, lärmen sie und hau-

sehe ich Kühe, Schafe, Pferde und sogar Damhirsche, die ein en beim Reinkommen die Ranzen auf den Boden. Aber Landwirt hält, das mag ich gerne. Wir haben nur eine Leh- manchmal helfen uns die Zweitklässler auch. Leider ist mit rerin und nur ein Zimmer. Ich gehe in die erste Klasse, und

der dritten Klasse Schluss. Dann muss ich mit dem Bus in

mit uns lernen die aus der zweiten. Das ist praktisch: Da se- einen anderen Ort fahren, da sind viele Klassen in einem hen wir uns alle. Klar ist es manchmal laut. Wenn die Zweit-

großen Haus.


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M ARVI N SCHWEITZER, 9 Jahre alt, Schaustellerkind auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart

„NACH DEN HAUSAUFGABEN FAHRE ICH AUTOSKOOTER“ Ich gehe immer dort in die Schule, wo meine Mutter ge- zunächst ein Außenseiter, immer muss ich neue Freunde rade arbeitet. Sie hat eine Ballwurfbude. Schon immer

finden. Das Reisen aber will ich nie aufgeben, man sieht

sind wir so herumgereist. Auf dem Rummelplatz sind wir immer Neues. Und außerdem kann ich nach dem Mittageine Gemeinschaft. Alle halten zusammen. Wir Kinder be-

essen und den Hausaufgaben jeden Tag Autoskooter fah-

kommen alles umsonst, ob Eis oder Zuckerwatte. In den ren, solange ich will. Schulen ist es dagegen nicht immer leicht. Oft bin ich dort


22 \\ UNIVERSITÄT MANNHEIM

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

GEIST UND GELD DIE RENOMMIERTE MANNHEIMER UNIVERSITÄT IST EINE ERFOLGSGESCHICHTE, DIE VOM MITEINANDER DER GEGENSÄTZE HANDELT. ST E FA N S C H E Y T T / T E X T / / / E R I C VA Z Z O L E R / F OTO S

ZUM WINTERSEMESTER TRAT MARKUS SCHMID DIE STIFTUNGSPROFESSUR „BUSINESS ADMINISTRATION AND CORPORATE GOVERNANCE“ AN, DIE VON BILFINGER BERGER MITFINANZIERT WIRD.


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UNTER SECHS ZUSAGEN VON DEUTSCHEN HOCHSCHULEN ENTSCHIED SICH SIXTINA WÜNSTEL FÜR JENE AUS MANNHEIM: JETZT BELEGT SIE DEN BEGEHRTEN STUDIENGANG „KULTUR UND WIRTSCHAFT“.


24 \\ UNIVERSITÄT MANNHEIM

STRENGE FUNKTIONALITÄT IM BAROCKEN SCHLOSS: VORLESUNG IM FACH BETRIEBSWIRTSCHAFT.

/// Man taucht ein ins Zeitungsarchiv, findet einen Artikel über „Das Wunder von Mannheim“, und dann steht man ein paar Tage später am Eingang der Universität, sieht den Lavendelstreifen, an den sich ein Streifen roter Rosen anschließt, dann die golden bemalten Spitzen des gusseisernen Zauns und dahinter den riesigen Platz, eingefasst von Europas zweitgrößtem Barockschloss nach Versailles. Auf dem Pflaster liegt eine Flasche Asti-Sekt, und am Denkmal von Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz und Auftraggeber der Anlage, steht eine leere Flasche Pfälzer Grauburgunder; zwei Tage zuvor haben hier 13 000 Besucher den Sommer und die Schloss-Universität gefeiert. Läuft man weiter zum Foyer im Ostflügel mit seinen Säulen, Glasflächen und großzügigen Treppenaufgängen, stößt man auf zwei Bildschirme an den hohen Wänden, darauf die Anzeige für aktuelle Vorlesungen, immer wieder unterbrochen von einer Buchempfehlung: „Geist und Geld“ aus der Reihe „Wirtschaft und Kultur im Gespräch“, herausgegeben von einer Mannheimer Geschichtsprofessorin. Die Universität ist eine Erfolgsgeschichte, die vom Miteinander viel beschworener Gegensätze handelt. Geist und Geld, Wirtschaft und Kultur – selbst die Wände erzählen davon: Der Rektoratsflur, der den Namen des Mannheimer Unternehmers und Mäzens Heinrich Vetter trägt, ist ein Raum für wechselnde Kunstausstellungen, im Senatssaal hängen

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malige Universitätsratsvorsitzende im Gra-

Werke von A. R. Penck. Sie sind Leihgaben des

er erinnert sich sichtlich gerne an seine eige-

Unternehmers Reinhold Würth. Die Biblio-

ne Studienzeit in Mannheim, wo er BWL stu- benkampf zwischen Wirtschafts- und Geistes-

thek im Dachstuhl ist nach dem SAP-Gründer dierte und später promovierte. Nach mehr als wissenschaften. Er brachte eine Reform auf und Großspender Hasso Plattner benannt, und

drei Jahrzehnten in der Industrie, zuletzt als

den Weg, die in einer ganz neuartigen, praxis-

auch sonst gibt es kaum einen Flur oder Hör-

Finanzvorstand der Bilfinger Berger AG, ist

orientierten Ausrichtung der Geisteswissen-

saal im Studenten-Schloss, der nicht nach ei-

Jürgen M. Schneider nun zurückgekehrt an schaften mündete, die intensiv mit den Wirt-

nem Sponsor benannt wäre. Die Mannheimer

seine Alma Mater. „Die Universität hat einen schafts- und Sozialwissenschaften verzahnt

Universität pflegt und schätzt die Nähe zur

riesigen Sprung nach vorne gemacht. Nicht

Wirtschaft, von der man großzügige finanziel-

nur optisch, sondern auch beim Studienpro-

le und ideelle Unterstützung eingeworben hat.

gramm, der internationalen Ausrichtung, ganz INTERDISZIPLINÄRER BLICK

wurden. Daran fanden alle Parteien Gefallen.

generell beim Anspruch, den sie sich selbst

In der Tat teilen Wirtschafts- und Geisteswis-

gesetzt hat“, urteilt Schneider. Dreißig Lehr-

senschaftler der Uni eine gemeinsame Vision,

Die Hochschule zählt zu den besten. So kann es stühle hat seine Fakultät und rund 250 wis-

die BWL-Dekan Jürgen Schneider auf den

SPITZENPLÄTZE IN SERIE sich die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre

senschaftliche Mitarbeiter, deren Interessen Punkt bringt: „In Mannheim ist die Fokussie-

leisten, ihre rund 700 Studienanfänger pro

er nun vertritt – insbesondere im Zusammen-

rung auf Wirtschaftswissenschaften zielfüh-

Jahr aus fast 4000 Bewerbern auszuwählen.

spiel mit Partneruniversitäten, die Konkurrenz

rend, aber die Verbindung zu den Nachbardis-

Seit Jahren belegt die Fakultät in nationalen und Netzwerkpartner zugleich sind.

ziplinen ist ein wichtiges Element, damit die-

Rankings den Spitzenplatz. Gemeinsam mit

Dass sich die Betriebswirte für diese Aufga- ser Fokus nicht in Spezialisierung erstarrt.“ Die

der angegliederten Mannheim Business School

be einen Manager holten, ist einzigartig in neu eingerichtete Professur für Wirtschafts-

gehört sie zu den führenden betriebswirt-

Deutschland und nur eines von vielen Beispie- ethik an der Philosophischen Fakultät ist so

schaftlichen Fachbereichen Europas. Aber auch len für das Mannheimer Selbstverständnis als die Geisteswissenschaften der Philosophischen

ein Beispiel für die Öffnung der Disziplinen.

Wirtschaftsuni. Dabei ist es erst wenige Jahre Der Lehrstuhlinhaber, der Philosoph Bernward

Fakultät verweisen auf beste Platzierungen, her, dass um das Profil der Universität heftig

Gesang, forscht über Rationierung im Gesund-

zum Beispiel beim jüngsten Ranking des Cen- gestritten wurde. Die vergleichsweise kleine

heitswesen, beschäftigt sich mit den Grenzen

trums für Hochschulentwicklung (CHE), dem

geisteswissenschaftliche Fakultät fürchtete des Wachstums, mit Alternativen zum kapi-

größten deutschen Hochschulvergleich.

angesichts der Übermacht der Wirtschaftswis-

talistischen Wirtschaftssystem und mit dem

senschaften um ihre Existenz und setzte Tod

ethischen Handeln von Unternehmen in Zei-

In einer der Uni-Villen, nur wenige Schritte

vom Schloss entfernt, sitzt Dr. Jürgen M. Schnei- und Teufel in Bewegung, um ihr Überleben zu ten des Klimawandels. Seine Vorlesungen sind der, ein schlanker, braungebrannter Mann von

sichern: Die brave Mannheimer Uni erlebte ih-

für klassische BWL-Studenten ebenso ver-

64 Jahren. Er ist der frischgebackene Dekan der

re erste Studentenrevolte, und die halbe Stadt

pflichtend wie sich in umgekehrter Richtung

Fakultät für Betriebswirtschaftslehre (BWL), und beteiligte sich. Schließlich vermittelte der da- die Geisteswissenschaftler die Grundlagen

„Kultur und Wirtschaft dürfen keine Gegensätze sein. Erst im Zusamme nwirken wird Innovation gefördert und Sinn geschaffen.“ Dr. Jürgen M. Schneider

EHEMALIGER FINANZVORSTAND VON BILFINGER BERGER UND NEUER DEKAN DER BETRIEBSWIRTSCHAFTS-FAKULTÄT: DR. JÜRGEN M. SCHNEIDER.


26 \\ UNIVERSITÄT MANNHEIM

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre er- verbindet. Die Studenten erwerben dabei eine und absolvierte ein Praktikum in einer Unterarbeiten müssen.

Doppelqualifikation, die ihnen beste Berufs- nehmensberatung. Über sich selbst sagt sie:

BACHELOR „KULTUR UND WIRTSCHAFT“

bis zum Job im Marketing oder im Verlags-

wollen.“ Kaum verwunderlich also, dass Sixti-

Das Paradebeispiel für die runderneuerte Alli-

wesen.

na Wünstel auf sechs Bewerbungen an deut-

aussichten eröffnet – vom Kulturmanagement „Ich gehöre zu denen, die es gerne gut machen

anz der Disziplinen ist der Bachelor-Studien-

Das Interesse am BaKuWi ist groß: Neun Be- schen Universitäten sechs Zusagen erhielt – werber kommen auf einen Studienplatz. Six-

und sich für Mannheim entschied. „Ich sehe

der ein geisteswissenschaftliches Kernfach tina Wünstel ist eine, die die Hürde geschafft

mich als Geisteswissenschaftlerin“, sagt die 21-

hat. Nach ihrem Abitur, mit einem Schnitt von

Jährige, „aber ich denke, dass mir mit dem Ba-

gang „Kultur und Wirtschaft“ (kurz BaKuWi), wie Anglistik, Germanistik oder Geschichte mit

dem Sachfach Betriebs- oder Volkswirtschaft 1,4, arbeitete sie mit Straßenkindern in Peru KuWi auch noch ein Türchen in der Wirtschaft

AM ANFANG WAR DAS WORT: MODERNE GEMÄLDE SCHMÜCKEN DIE BIBLIOTHEKSWÄNDE.

BU NTER VOGEL

DAS BRONNBACHER STIPENDIUM Es ist der bunte Vogel unter den Stipendien für junge Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler und passt genau in das Bild der Mannheimer Wirtschaftsuni. Das „Bronnbacher Stipendium“ bietet Studierenden die Chance, ein Jahr lang bei Veranstaltungen und Vorträgen mit Künstlern und Kulturengagierten in Dialog zu treten. Dadurch soll den Studenten der Blick für kreative Prozesse und Problemlösungen geöffnet und ihr Interesse an Kunst und Kultur gefördert werden. Die Studierenden erwarten Wochenend- und Abendveranstaltungen mit Vorträgen, Seminaren, Exkursionen und Projektarbeit. Vergeben wird das Stipendium vom Kulturkreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und gefördert unter anderem von Bilfinger Berger. www.bronnbacher-stipendium.de


// 27 RUND 11 000 JUNGE LEUTE STUDIEREN AN DER SCHLOSS-UNI IM ZENTRUM MANNHEIMS.

offen steht.“ Inzwischen ist sie im dritten Semester, Kernfach Romanistik/Hispanistik, jobbt nebenher an der Philosophischen Fakultät und engagiert sich nach wie vor in der Entwicklungshilfe. Stress? „Schöner Stress!“, antwortet sie. „In einem Schloss zu studieren, in Räumen mit Parkett und hohen Decken: Das versüßt das Studium.“ In so einem Hörsaal steht jetzt auch Prof. Dr. Markus Schmid, 35. Die Linke in der Hosentasche, in der Rechten einen Laserpointer, steht er vor seinen Studenten, die leise auf den Laptops klappern. Die riesigen Fensterflügel sind geöffnet, von draußen dringt Straßenlärm herein. Schmid hält seine Vorlesung über die Strategien von Hedgefonds und ihre spezifischen Risiken auf Englisch – für Betriebswirte in Mannheim mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Seit dem Wintersemester 2010 ist Schmid Stiftungsprofessor für „Business Administration and Corporate Governance“. Der Lehrstuhl wird fünf Jahre lang von vier Mannheimer Unternehmen, darunter Bilfinger Berger, gemeinsam finanziert. „Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise ist das Thema Corporate Governance, also die Frage einer guten Unternehmensführung, praktisch wie akademisch hochinteressant“, sagt Schmid, der zuvor an der Universität St. Gallen gelehrt hat. Der Schweizer ist so frei zuzugeben, dass er Mannheim zunächst in einem anderen Teil Deutschlands glaubte. Über den Ruf der Schloss-Universität freilich war er bestens im Bilde: „Ich hatte auch das Angebot einer priva-

B I LDU NGSPARTN ERSC HAFTEN

ten Uni, die sogar deutlich mehr bezahlt hät-

BILFINGER BERGER FÖRDERT VIELFÄLTIG

te“, sagt Schmid, „aber auf meinem Gebiet ist Mannheim die beste Adresse.“

Bilfinger Berger pflegt die Partnerschaft mit Bildungseinrichtungen. Das Unternehmen

Nach seiner Vorlesung tritt Schmid vors

finanziert Lehrstühle, besetzt Gastdozenturen und fördert besonders begabte Studen-

Schloss, es ist schon dunkel, Mannheim leuch-

ten in den Bereichen Ingenieurwesen, Maschinenbau, Service Engineering, Facility Ma-

tet. Er wohnt nur ein paar Schritte entfernt,

nagement und Wirtschaftswissenschaften. Unternehmensgründern greift Bilfinger Ber-

zwischen Bahnhof und Schloss. Das Licht wird

ger ebenfalls unter die Arme: Wer eine Geschäftsidee hat, die zum Unternehmen passt,

heute lange brennen bei Schmid, er muss noch

dem stellt Bilfinger Berger einen Mentor zur Seite. Kurse für Haupt- und Realschüler ver-

an der Vorlesung für den nächsten Tag arbei-

mitteln Einblicke in technische Berufe, Bewerbungstraining inklusive. Mit mehr als zwan-

ten. „Just in time production“, sagt der Wirt-

zig Grundschulen bestehen Bildungspartnerschaften, um das technische Interesse von

schaftsprofessor und macht sich auf den

Dritt- und Viertklässlern zu fördern. (si)

Weg.

//


28 \\ STUDENTENWOHNHEIM DER ZUKUNFT

ES DÜRFTE SCHWER SEIN, EIN SCHÖNERES STUDENTENWOHNHEIM ZU FINDEN. EIN BESUCH IM KREISRUNDEN TIETGENKOLLEGIET IN KOPENHAGEN. B E R N D H A U S E R / T E X T / / / L U N D G A A R D & T R A N B E R G / F OTO S

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011


// 29

DAS TIETGENKOLLEGIET BEI NACHT: DIE DÄNISCHEN WINTER SIND LANG, DIE TAGE KURZ. UMSO WICHTIGER, DASS SICH DIE STUDENTEN IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN WOHLFÜHLEN.


30 \\ STUDENTENWOHNHEIM DER ZUKUNFT

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

/// Im Innenhof blickt man auf ein Panoptikum studenti- So auch das Tietgenkollegiet, das von der wohlhabenden schen Lebens, überall wachsen Kuben mit Fensterfronten Stiftung einer großen Bank finanziert wurde. Nicht Geld aus der kreisrunden Fassade, meist ist auch spät noch ir-

spielte hier die entscheidende Rolle, sondern der Ehrgeiz,

gendwo Licht und eine Party. 360 junge Leute wohnen im ein internationales Referenzprojekt zu schaffen: „Das StuWohnheim Tietgenkollegiet, durch das Besuchergruppen dentenwohnheim der Zukunft.“ wandeln wie durch ein Designmuseum, angelockt von begeisterten Kritiken in der dänischen Presse. „Eines von Dä- KÜCHENTELLER ALS INSPIRATION nemarks schönsten Häusern“, titeln die Journalisten oder

Peter Thorsen, 51, Cowboystiefel, Rollkragenpullover, Leder-

einfach: „Luksus.“

jacke, ist Partner im Kopenhagener Architekturbüro Lund-

In Dänemark werden Studentenwohnheime häufig

gaard & Tranberg, das mit seinem runden Entwurf den

von gemeinnützigen Stiftungen gebaut und betrieben.

Wettbewerb um das Tietgenkollegiet gewann. Er erzählt,


// 31 WENN IN DER KÜCHE GEKOCHT WIRD, STÖRT DAS DIE STUDIERENDEN IN DEN ZIMMERN KAUM, DANK SCHALLSCHLUCKENDER BÖDEN, WÄNDE UND TÜREN.

HELLE RÄUME FÜR HELLE KÖPFE. „LUKSUS“, TITELTE EINE DÄNISCHE ZEITUNG BEGEISTERT ÜBER DIESE STUDIERZIMMER.

wie seine Arbeitsgruppe während des Wettbewerbs über pflanzte ihn auf den Plan!“, erinnert sich Thorsen. Alle waeinem Plan der Umgebungsbauten brütete: Das Wohn- ren sich einig gewesen, dass sie ein Haus schaffen wollten, heim sollte im Norden von Ørestad entstehen, einem nach das Kommunikation und Miteinander fördert. Und was dem New-Town-Prinzip entstehenden Stadtteil. Bei Weitem

symbolisierte Geselligkeit besser als ein Kreis?

nicht alle Gebäude dort sind architektonische Perlen. Das Grundstück des Tietgenkollegiets ist umgeben von lang ge-

NICHTS FÜR EIGENBRÖTLER

streckten Kästen für Verwaltung und Universität. Wie ein Im Inneren des Ringes planten die Architekten die Gemeinwegweisendes Haus in diese starre Struktur einpassen? schaftsräume, im äußeren Teil die 25 bis 33 Quadratmeter „Wir wussten nicht richtig weiter“, erzählt Thorsen. Das

großen Einzelzimmer. „Skandinavische Architektur ist im-

Team hatte Kuchen gegessen, die gestapelten Teller stan-

mer funktional“, sagt Thorsen. Dass in einem Studenten-

den auf dem Tisch. „Plötzlich nahm einer den Stapel und wohnheim Böden und Wände Schall schlucken, dass Planer


32 \\ STUDENTENWOHNHEIM DER ZUKUNFT

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

BRÜCKENBAU-SPEZIALISTEN MUSSTEN HELFEN, DIE HERVORSPRINGENDEN KÜCHEN-QUADER ZU REALISIEREN, DIE VON STAHLKABELN GEHALTEN WERDEN.

daran denken müssen, wo Studenten ihre nassen Gummi- Außen ist das Gebäude mit Tombak verkleidet, einer Messtiefel trocknen, ist eine Selbstverständlichkeit. Auch dass

singlegierung mit hohem Kupferanteil, die auch bei „Grå-

es keine Kochgelegenheiten in den Zimmern gibt, ist kal-

vejr“ gut aussieht, und das ist wichtig: „Grauwetter“ ist häu-

kuliert: „Wir haben das Haus nicht für Leute geplant, die fig in Kopenhagen. Einzige Kritik in der dänischen Öffentsich lediglich in ihren Zimmern vergraben wollen.“

lichkeit an dem Haus: der Preis. 107 Millionen Euro hat es ge-

Dafür steht auch das Erdgeschoss. Dort chatten die

kostet. Ist das nicht ein zu stolzer Betrag für ein Wohnheim?

Bewohner im Computerraum, machen Zirkeltraining im

Nein, meint Peter Thorsen, über viele Jahrzehnte der Nut-

Fitness-Raum, nähen und schneidern in Werkstätten,

zung würden sich die langlebigen Materialien ökonomisch

spielen auf dem Flügel im Musikzimmer, und samstags

rechnen. „Das Gebäude ist wie ein guter Wein“, sagt Thor-

gibt es im Festsaal Barbetrieb.

sen, „es bekommt mit der Zeit noch mehr Charakter.“

//


// 33

VON DEN ERSTEN SKIZZEN ZUM FUNKTIONIERENDEN HAUS: DAS HEIM IST IN FÜNF SEGMENTE UNTERTEILT, IN JEDEM SIND ZWÖLF WOHN GRUPPEN UNTERGEBRACHT.


34 \\ INTERVIEW

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

DER GLÜCKSBRINGER ERNST FRITZ-SCHUBERT, REKTOR DER WILLY-HELLPACH-SCHULE IN HEIDELBERG, HAT EIN NEUES SCHULFACH EINGEFÜHRT. ES HEISST „GLÜCK“. E VA W O L FA N G E L / I N T E RV I E W / / / K AT H R I N H A R M S / F OTO

Herr Fritz-Schubert, kann man im Schulfach

Haben Sie einen Tipp, wie man diesen Sinn in

Wie vermitteln Sie Ihren Schülern die Kompe-

Glück eine schlechte Note bekommen?

seinem Leben schaffen kann?

tenz zum Glück?

Theoretisch ja. Aber die Schüler machen mit so Man muss sich wirksam fühlen, gedanklich

Es geht darum, prägende Erlebnisse zu schaf-

viel Begeisterung mit, dass die Noten meistens oder körperlich oder beides. Außerdem gehört fen und Erfahrungen mit positiven Emotionen gut sind.

dazu die Fähigkeit, in eine Handlung ganz

Sind Schüler unglücklicher als früher? Oder

einzutauchen, in ihr aufzugehen. Drittens dür- einem Menschen zu begegnen. Wer aufrecht

wieso ist Unterricht in Glück nötig?

fen wir Krisen nicht als Katastrophen begrei- geht und lächelt, bekommt in der Regel ein

Das Gegenteil von Glück sind Angst und De-

fen, sondern müssen sie als Herausforderung

pression. Diese nehmen in der Gesellschaft

wahrnehmen. Das alles ist eigentlich gar nicht

zu, das zeigen viele Studien. Der Erwartungs- so schwer.

zu verknüpfen. Zum Beispiel die Erfahrung,

Lächeln zurück. Das setzt positive Emotionen frei. Solche auf der Bewegungs- und Theaterpädagogik

druck ist gewachsen.

Kann man Glück also lernen?

Was hat die Menschen früher glücklich

Man kann Einstellungen und Haltungen ler- aus. Schüler entdecken ihre Stärken also in

gemacht?

nen, wie man Situationen bewertet und damit

beruhende Dinge probieren wir im Unterricht praktischen Übungen und durch Rückmel-

Einfache Dinge. Beispielsweise sich im Heu zu umgeht. Ich kann beispielsweise abends den dung der Mitschüler. Solche Übungen steiwälzen, sich den schönsten Apfel zu pflücken Tag abschließen, indem ich über meine Miss- gern auch das Selbstbewusstsein. Es fühlt sich oder mit den Freunden Fußball zu spielen. erfolge grüble. Ich kann aber auch überlegen,

einfach besser an, aufrecht zu gehen, als den

Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, man

was gut gelaufen ist oder was ich noch besser

Kopf hängen zu lassen. Probieren Sie es aus,

muss sagen: Schein-Möglichkeiten. Man kann machen kann, also den Blick auf die Lösung

es ist ganz einfach. „Wie man geht, so geht es

via Facebook hunderte Freunde haben und richten.

einem.“

Kann jeder Mensch glücklich sein?

Kann man denn jedes Erlebnis positiv bewer-

Woraus besteht Glück denn ganz genau?

Natürlich haben es manche leichter, weil sie

ten, auch einen Misserfolg?

Drei Komponenten sind grundlegend: ein Ge-

mit einem sonnigeren Gemüt geboren sind.

Wenn man sich die Frage stellt, was das Gute

fühl von Freiheit, Sicherheit – auch existenziel-

Wer schlechtere Voraussetzungen hat, muss

daran ist und wie man es zukünftig besser ma-

le Sicherheit – und die Sinnfrage.

vielleicht etwas mehr an sich arbeiten.

chen kann – dann schon.

trotzdem einsam sein.


// 35 SCHULLEITER ERNST FRITZ-SCHUBERT: „DIE SCHÜLER SOLLEN LERNEN, WAS IHNEN GUTTUT.“

Was kann denn gut an einem Misserfolg sein?

verknüpfen. Ein Beispiel: Wenn es darum geht,

Wird im Glücksunterricht viel gelacht?

Er könnte die Motivation steigern, sich noch

Minderheiten zu verstehen, bildet man eine

Schon, die Erkenntnisse sind ja auch mit Freu-

mehr anzustrengen. Oder ein Anlass sein, das

Gruppe von Schülern, die alle im gleichen Tem-

de verbunden. Freude ist der tägliche Abglanz

Ziel zu korrigieren. Vielleicht ist es zu hoch ge-

po vorauslaufen. Ein einzelner Schüler be- des Glücks.

steckt. Oder eine Chance, nach anderen Stär-

kommt die Aufgabe langsam hinterherzulau- Und auch mal geweint?

ken zu suchen.

fen. Er wird das Alleinsein spüren: Diese Erfah-

Auch das kommt vor. Wir hätten die Freude

Wieso sind Gefühle in Ihrem Unterricht so

rung bleibt hängen, ohne viele Worte.

nicht, wenn wir nicht auch die Trauer hätten.

wichtig?

Die Schüler haben ein Jahr lang Glücksunter-

Wie haben Ihre Kollegen eigentlich reagiert,

Das gesprochene Wort hat nicht einmal zehn

richt. Genügt das für nachhaltiges Lebens-

als Sie vorschlugen, Glück als Schulfach ein-

Prozent Nachhaltigkeit. Lernen läuft am we-

glück?

zuführen?

nigsten über das Bewusstsein ab, sondern ins-

Die Schüler lernen, dass positive Gefühle bei

Die meisten haben es gutgeheißen. Obwohl

besondere über Emotionen und körperliche

der Zielfindung benötigt werden und wie sie die Deutschen generell ein skeptisches Ver-

Eindrücke. Deshalb fragen wir nach jeder diese schaffen können. Sie lernen, was ihnen

hältnis zum Glück haben.

Übung: Wie hast du gedacht, wie hast du dich guttut. Das ist nachhaltig.

Wieso?

gefühlt und wie ist es für deinen Alltag taug-

Ein Baustein Ihres Unterrichts heißt „Freude

Wir sind von der Religion her geprägt, das Glück zu „erwarten“. Manche warten auf die

lich? Das ist eine Form des impliziten Lernens.

an der Leistung“.

Wenn das gesprochene Wort allein so wenig

Ja, Leistung macht dann glücklich, wenn sie Ewigkeit. Dabei lohnt es sich, sein Schicksal in

Bedeutung hat, wieso nimmt es dann im

nicht auf fremder Erwartung basiert, sondern die Hand zu nehmen.

Schulunterricht so einen beherrschenden

ein selbst gewähltes Ziel erreicht. Lust an der

Raum ein?

Leistung bedeutet, seinen Erfolg zu messen

Das ist auch meine Kritik. Schule muss ver- und sich darüber zu freuen. Das Erreichen stärkt darauf achten, dass sie nicht zu kopflas- eines selbst gewählten Ziels macht viel mehr tig wird, sondern Bauch und Herz berücksich-

Freude, als das Erreichen eines vorgegebe-

tigt. Wir müssen die Lernziele mit Erfahrungen nen.

In seinem neuen Buch „Glück kann man lernen. Was Kinder stark fürs Leben macht“ bezieht Ernst Fritz-Schubert seine Erkenntnisse zum Glück auf die Kindererziehung. Er erklärt, wie Eltern gegensteuern können, wenn die Leistungsgesellschaft Kinder mutlos macht. Ullstein 2010, ISBN 978-3-550-08794-3, 19,95 Euro.


36 \\ SCHULTÜTEN IN DEUTSCHLAND

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

1900

1915

1930

1930

1932

1944

1956

1958

1958

1959

1967

1968

1972

1973

1974

1974

1974

1975

1976

1977


// 37

1979

1980

1982

1984

1984

WIE SÜSS! EIN ALTER BRAUCH IN DEUTSCHLAND: DIE ZUCKERTÜTE ZUM ERSTEN SCHULTAG. PA U L L A M P E / T E X T

So groß war die Tüte aus Papier, dass sie dem Jungen bis zum Gesicht ragte, und die Schleife daran behinderte seine Sicht. Stolpernd riss er die Spitze der Tüte ab, und der Schatz darin ergoss sich auf das Pflaster: Bis an die Knöchel stand der Junge „in Bonbons, Prali1986

1988

nen, Datteln, Osterhasen, Feigen, Apfelsinen, Törtchen,

1993

Waffeln und goldenen Maikäfern“. Der Junge hieß Erich Kästner, später sollte aus ihm ein berühmter Schriftsteller werden. An diesem Morgen im Dresden des Jahres 1906 war sein erster Schultag, und dazu gehört in Deutschland ein süßer Brauch. Um den Kindern den Weg hinein in den „Ernst des Lebens“ zu erleichtern, bekommen sie neben einem Ranzen auch einen Kegel aus Papier und Karton, gefüllt mit Geschenken, in manchen Gegenden „Schultüte“ genannt, in anderen „Zuckertüte“. Die Form hat sich in den vergangenen zweihundert Jahren nicht geändert, wohl aber Größe und Inhalt. Sü1994

1998

ßigkeiten und Obst wurde schon früh Praktisches bei-

1999

gegeben, Schürzen für die Mädchen zum Beispiel oder der Laptop der frühen Zeit, eine kleine Schiefertafel mit Schwamm und Griffel. Bei Arbeiterkindern wurde die Tüte zum Teil mit Zeitungspapier ausgestopft, weil das Geld nicht reichte, sie ganz zu befüllen. Heute finden die Kinder zwischen Gummibärchen, Geodreieck und Trinkflasche in ihrer Schultüte nicht selten auch ein Mobiltelefon oder Computerspiele. Immer gehört das Foto dazu, aufgenommen von Eltern, die an diesem großen Tag die gleichen gemischten Gefühle empfinden, die sich in den Gesichtern der 2000

2007

Kinder spiegeln: Freude, Stolz und manchmal auch ein wenig Angst.

2009


38 \\ SELBST VERWALTETE SCHULKANTINE

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

KLASSE KÜCHE, KINDER! IM OBERFRÄNKISCHEN MÜNCHBERG BETREIBEN DIE SCHÜLER EINES GYMNASIUMS IHRE EIGENE KANTINE. DAFÜR WURDEN SIE MEHRFACH AUSGEZEICHNET. ALS PROJEKTPARTNER DES LANDKREISES SANIERT BILFINGER BERGER DIE SCHULE UND ÜBERNIMMT IN ZUKUNFT DAS GEBÄUDE-MANAGEMENT. P H I L I P P M A U S S H A R DT / T E X T / / / H E I N Z H E I S S / F OTO S

/// „Wie sagt man?“, Carolin Strößner, 17 Jah- ergriffen. „Ich habe leider nicht vorbestellt“,

ein anständiges Kantinenessen können auch

re alt, 11. Klasse, hält den Teller mit der duften-

sagt ein Zwölftklässler, „und hätte trotzdem

andere Schul- oder Betriebsküchen herstellen.

den Hähnchenbrust fest und gibt ihn nicht aus

gerne ein Essen.“ Ihn trifft der strenge Blick

Was das Münchberger Modell so einzigartig

der Hand. „Wie sagt man?“, wiederholt sie, bis von Lehrer Elmar Hofmann, der aus der Küche

macht, ist das Engagement der Schüler. Es ist

der Junge, der vor ihr steht, begriffen hat und heraus die Szenerie im Auge behält. Natürlich

ihre eigene, selbst verwaltete Kantine. Sie ha-

ein „vielen Dank“ murmelt. Endlich gibt sie

bekommt der Hungrige sein Zigeunerschnit-

ben von der Planung der Küche vor fünf Jahren

ihm den Teller und er kann zu seinen Klassen-

zel, so flexibel ist man immer in der laut einem

bis zum heutigen Tag ein gewichtiges Wort

kameraden an den Tisch. Münchberg in Ober- Wettbewerb des Fernsehsenders Pro7 „besten

mitzureden. Viele Schüler kommen, wenn sie

franken, Mittagszeit. Mit dem Pausenläuten Kantine Deutschlands“.

am Vormittag eine Freistunde haben, um Zwie-

nach der fünften Stunde füllt sich die Schul-

beln zu schneiden, den Tisch zu decken oder

kantine des Gymnasiums. Wo gerade noch ABSPÜLEN IST EHRENSACHE

sonst wie behilflich zu sein. Auch wenn sich

leises Klappern von der Theke und das sanfte

Das Besondere, was inzwischen nicht nur die

manche zu Hause um den Abwasch drücken –

Gebläse des Dampfgarers eine entspannte

Pro7-Jury überzeugte, ist nicht in erster Linie

in der Schule ist Abspülen Ehrensache.

Atmosphäre erzeugten, hat nun quirliges Ge-

die Qualität des Essens. Die ist zwar gut, die

wusel und aufgeregtes Gequatsche den Raum

Zutaten oft auch biologisch produziert; aber im Sekretariat nachzufragen oder im Lehrer-

Wer Elmar Hofmann sucht, braucht nicht


// 39

MANCHMAL IST SCHULE EIN ZUCKERSCHLECKEN: DAS PUDDING-DESSERT KRÖNT EIN GUTES MENÜ.


40 \\ SELBST VERWALTETE SCHULKANTINE

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

Zahl der Schüler am Gymnasium Münchberg: 872 Durchschnittliche Zahl der täglichen Essen: 150 Küchenteam: 3 Halbtagskräfte, 2 Praktikanten, 25 Schüler Preise: zwischen 2 und 4 Euro Öffentlicher Zuschuss: 0 Euro

MAN I ER EN WER DEN GROSSGESC H R I EB EN

12 TISCHSITTEN 1. Vor dem Essen: Hände waschen! Nach dem Essen auch? 2. Sitzen ist angesagt, nicht Lümmeln! Keiner sollte sich breiter machen, als er ist. 3. Das Messer ist kein Hackbeil, die Gabel kein Spaten, der Löffel keine Baggerschaufel. 4. Essen hat etwas mit Rechtschreibung zu tun: Wie man isst, so ist man. Iss in Maßen, nicht in Massen. 5. Suppenteller solltet ihr auslöffeln, nicht austrinken. 6. Servietten sind nicht nur Zier, sie sollen auch genutzt werden. 7. Arbeitsgeräusche wie Schlürfen, Schmatzen und Rülpsen sind nicht „in“! 8. Spätestens ab 50 Gramm Mundinhalt werden Gespräche unappetitlich. 9. Wir brüllen nicht quer durch den Saal, wir sprechen leise. 10. Wer kleckern kann, kann auch aufräumen. 11. Wie wäre es mit „Bitte“ und „Danke“ statt „Her damit“ und „Geht scho“?

12. Im π KANT-Team arbeiten Mitschüler, nicht Knechte. Das π KANT-Team wünscht allen Gästen guten Appetit.


// 41

SCHLANGE BEI DER ESSENSAUSGABE: LEHRER HOFMANN UNTERSTÜTZT DAS KÜCHEN-TEAM.

ZU HAUSE MÖGEN SIE SICH BEIM ABSPÜLEN DRÜCKEN, ABER IN DER SCHULKANTINE REINIGEN DIE JUNGEN LEUTE BESTECK UND TELLER IM AKKORD.

zimmer. Hofmann, Lehrer für Deutsch und Philosophie, steht in jeder freien Stunde in der Schulküche. Mal rädelt er Karotten, mal spricht er mit Schülern, mal klärt er mit der Betriebsleiterin Gabi Ruckdeschel die Abläufe der nächsten Tage. Hofmann, Mitglied der Schulleitung, hat die Schulküche als Lernort fürs Leben ausgemacht und jahrelang für eine solche Einrichtung gekämpft.

TALENTE ENTWICKELN Es geht Hofmann und seinen Kollegen um weit mehr als hungrige Mäuler zu stopfen. Bei allen unterschiedlichen Auffassungen über Lernmethoden und Schulkonzepte – in einem sind sich Pädagogen einig: gelernt wird immer dort am intensivsten, wo Schüler eigenes Erleben mit dem Lernstoff verbinden. Nicht erst seit den verheerenden Pisa-Ergebnissen wird darum in Kultusministerien und Lehrerseminaren an Konzepten gefeilt, wie Wissensvermittlung in kreative Prozesse umgesetzt werden kann. Einfach ausgedrückt: Wer Spaß beim Lernen hat, will mehr davon. Oberflächlich betrachtet, entsteht am Gymnasium Münchberg jeden Tag nur ein Mittagessen. Für Elmar Hofmann aber ist es viel mehr: „Die Schüler lernen Verantwortung zu übernehmen, kreativ zu sein, sich auszudrücken, einen Betrieb zu organisieren, vom Bestellsystem im Internet bis zur Monatsabrechnung.“ An diesem Montag stehen drei Gerichte auf der Speisekarte: Hähnchenbrust an Zigeunersoße, Pangasius-Filet und ein Hamburger. Alles natürlich selbst zubereitet und zu einem für diese Qualität erstaunlich niedrigen Preis von zwei bis maximal vier Euro. Dazu Salat vom Büffet, so viel man möchte, und kostenlose


42 \\ SELBST VERWALTETE SCHULKANTINE

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

GUTES ESSEN STARTET MIT LIEBEVOLL HERGERICHTETEN TISCHGEDECKEN: EINE SCHÜLERIN FALTET SERVIETTEN.

PROJEKTLEITER MARTIN KÜPPERS FÜHRT DIE SANIERUNG SO LEISE WIE MÖGLICH DURCH, BESONDERS WENN IN DER SCHULE ZETTEL AUSHÄNGEN: „BITTE RUHE, PRÜFUNG!“

ÖPP IM B I LDU NGSB ER EIC H IST GEFRAGT WI E N I E

KOMMUNEN WOLLEN MODERNE SCHULEN Viele Kommunen stehen vor einer Herkulesaufgabe: Kaum eine Schule in Deutschland, bei der nicht akuter Sanierungsbedarf besteht. Dämmung, Heizung und sanitäre Anlagen sind oft vierzig Jahre alt und älter, ebenso die technische Ausstattung der Unterrichtsräume, die Gestaltung von Freiflächen und Mensen – falls sie überhaupt vorhanden sind. Im bayerischen Landkreis Hof werden gerade vier Schulen parallel in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) erweitert und generalsaniert, eine davon ist das Gymnasium Münchberg (siehe nebenstehenden Bericht). Nach nicht einmal drei Jahren werden die Bauarbeiten in den Schulen abgeschlossen sein – zwölf Jahre hätte sich das Projekt ohne ÖPP gezogen. Der Landkreis zahlt die Sanierungskosten über einen Zeitraum von 22 Jahren bei Bilfinger

Getränke. Öffentliche Zuschüsse für den Kan-

Berger ab, während das Unternehmen die Schulen betreibt. Das Ge-

tinenbetrieb erhält die Schule nicht.

samtpaket wird den Landkreis rund zehn Prozent billiger kommen

Schüler haben die Tische herbstlich deko-

als eine konventionelle Modernisierung, da bei öffentlich-privaten

riert, am Eingang erinnert ein Zettel mit den

Partnerschaften Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus opti-

wichtigsten „12 Tischsitten“ an mitteleuropäi-

miert werden.

sche Umgangsformen: „Das Messer ist kein

Auch in Halle an der Saale sind viele Schulen sanierungsbedürf-

Hackbeil, die Gabel kein Spaten, der Löffel kei-

tig. Seit 2008 setzt die Stadt zunehmend auf Partnerschaften mit

ne Baggerschaufel.“ Mehr als 150 Essen werden

Bilfinger Berger. Fünf Schulen modernisierte das Unternehmen

hier pro Tag über die Theke gereicht, meist

2008, vier Schulen 2009, und jetzt hat die Stadt noch eine Grund-

zur vollen Zufriedenheit der „Kundschaft“. Die

schule und einen Hort in Auftrag gegeben. In allen Fällen übernimmt

Schüler haben ihre Kantine „Pi-Kant“ genannt

Bilfinger Berger auch den Betrieb.

– auch Bildung geht eben durch den Magen.

ÖPP ist im Bildungsbereich nach wie vor auf dem Vormarsch.

Als kurz nach 13 Uhr der Hochbetrieb ein-

Rund 15 Prozent aller Schulbaumaßnahmen in Deutschland werden

setzt, ist alles bis ins Detail organisiert: Am

in öffentlich-privaten Partnerschaften durchgeführt. (si)

Ausgang hat sich Carolin postiert, ihre Aufgabe: der „böse Blick“. Verlässt jemand den Tisch,


// 43

ohne ihn abgewischt zu haben, trifft ihn Caro- Frau gefunden wurde, die mehr ist als eine insgesamt vier Schulen im Landkreis Hof, die lins strafendes Auge. Keiner, der da nicht um- gute Hauswirtschafterin. Ruckdeschel ist die von Bilfinger Berger derzeit saniert und spädreht und den Lappen nimmt. An der Indus- Seele der Kantine, bei ihr können sich die Schü- ter betrieben werden (ÖPP). Der Landkreis als triespülmaschine stehen jetzt drei Mädchen,

ler auch mal über die Lehrer auslassen oder Schulträger hätte die Baukosten von insge-

nachdem sie zuvor schnell selbst gegessen ha- von ihrem Liebeskummer erzählen.

samt rund 45 Millionen Euro kaum selbst auf-

Erst vor wenigen Wochen hat das Küchen-

bringen können. Erst die langfristigen Verträ-

Zwei Räume dahinter sitzen drei Zwölftkläss- Team seine renovierten Räume bezogen. Die

ge, die im Rahmen des ÖPP-Projekts mit Bilfin-

ler im Büro vor dem Computer und machen die Arbeiter, die den gesamten Schulkomplex

ger Berger geschlossen wurden, ermöglichten

ben, und reinigen im Akkord Teller und Besteck.

Abrechnung des Tages.

SANIERUNG IM LAUFENDEN BETRIEB

sanieren, sind nun in den nächsten Bauab-

überhaupt die Sanierung.

schnitt weitergezogen. Die Sanierung bei lau-

Die Mittagspause ist vorbei, die Edelstahl-

fendem Schulbetrieb verlangt von allen Betei-

flächen der Küche sind blitzblank poliert. Ga-

„Wenn man das Ganze als Unterrichtsfach ligten Organisationstalent. Sind Prüfungen

bi Ruckdeschel hat nur kurz Luft geholt, dann

anbieten würde, wäre es sofort tot“, ist sich angesetzt, werden leisere Arbeiten verrichtet

geht es weiter in ihrem Programm: Fünftkläss-

Lehrer Hofmann sicher. So aber funktioniert es, und die Anlieferung von Baumaterial so orga-

ler haben sich zu einem Kochkurs angemeldet.

weil es auf Freiwilligkeit basiert und weil mit nisiert, dass sich niemand gestört fühlt. Dabei

Fürs Leben lernen – in Münchberg ist das kei-

der Kantinenleiterin Gabi Ruckdeschel eine ist das Gymnasium Münchberg nur eine von

ne hohle Phrase.

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44 \\ GESCHICHTENERZÄHLER IN DER ELFENBEINKÜSTE

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

DIE ELFENBEINKÜSTE IST VOM BÜRGERKRIEG ZERRISSEN. WIE IST VERSÖHNUNG MÖGLICH? DARAUF GIBT DER GESCHICHTENERZÄHLER FORTUNÉ ANTWORT, DER FÜR DAS FRIEDENSPROJEKT „PEACE COUNTS“ ÜBERS LAND TINGELT. SEINE GESCHICHTEN WERDEN VERSTANDEN – AUCH VON DEN VIELEN ANALPHABETEN. A N D R E A S L E N Z / T E X T / / / M A C L I N E H I E N / F OTO S


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/// Der Mann auf der Bühne reißt die Augen auf und brüllt: ge Tradition: „Griots“ heißen die Barden, die seit Jahrhunderten „Bam! Bam! Bam!“ Er duckt sich weg, als ginge er vor Kugeln in die Annalen von Generation zu Generation tragen. Manchmal Deckung, und ahmt mit zitternder Stimme Rufe von Kindern hin-

reicht die mündliche Überlieferung der Stämme bis zurück zu

ter einer Mauer nach: „Komm zu uns, Madame Kambou, komm den alten Königen der Tuaregs in der Sahara. Aber solch traditiozu uns!“ Der Mann richtet sich auf, hält kurz inne, lässt seine nelle „griots“ gibt es heute nur noch wenige. Ihre Kunst lebt in Stimme in Basslage absinken und füllt sie mit Ergriffenheit:

modernen Formen weiter. Rapper, Erzähler und Spaßmacher im

„Doch Madame Kambou ging trotz der Kugeln hinaus auf die Fernsehen und auf Kindergeburtstagen – sie alle verstehen sich Straße und suchte für ihre Waisenkinder einen Sack Reis.“ Vor der Bühne kauern Kinder auf einem staubigen Platz und

als „maîtres du mot“, Meister des Worts. Denn Afrika ist ein Kontinent der Mündlichkeit. Schulkinder auf dem Land haben kaum

starren hinauf zu dem Geschichtenerzähler. Die Ältesten in ih- Hefte und Bücher. Sie lernen übers Hören und Nachsprechen. ren bunten Gewändern und bestickten Käppis sitzen wie festge- Nicht nur in Abidjan, der größten Metropole der Elfenbeinküsnagelt in einer Reihe auf Plastikstühlen, hinter ihnen steht eine te, sondern auch in den abgelegenen kleinen Städten quasseln Menge, so groß, dass der Lichtkegel der Scheinwerfer sie nicht

die Menschen an jeder Ecke in ihre Mobiltelefone; aber wehe,

ganz erfassen kann.

man erhofft sich Antwort auf eine E-Mail: Selbst bei Adressaten

„Sollten die Kinder etwa verhungern, frage ich Euch?“, braust mit ständigem Internet-Zugang ein Rufen in die Wüste. der Geschichtenerzähler nun so sehr auf, dass selbst die Ältesten zusammenzucken. „Sollten sie etwa verhungern?“, wiederholt er. ROADSHOW FÜR DEN FRIEDEN Die Kinder rufen: „Neeein!“ „56 Waisenkinder versorgt Madame Kambou“, spricht der Er-

„Wir machen uns diese mündliche Tradition zunutze“, erklärt Tilman Wörtz, 37, Journalist und Projektleiter der Initiative „Peace

zähler weiter – und etwas leiser. „56!“ Kunstpause. „Das sind Counts“, die weltweit Friedensprozesse in Konfliktregionen unmehr als fünf Fußballmannschaften!“ Die Kinder lachen. Die Äl-

terstützt. Zunächst trainierte Wörtz ein Dutzend ivorischer Jour-

testen auch. Nach der Geschichte über Madame Kambou folgt ei- nalisten, recherchierte und fotografierte mit ihnen Geschichten, ne über einen Schulrektor, der den Streit zwischen nomadischen die zeigen, dass Menschen überall im Land am Frieden arbeiten, Viehzüchtern und Bauern schlichtet, wenn die Kühe der Noma- egal welcher Volksgruppe oder Religion sie angehören. Die Reporden die Felder der Bauern zertrampelt haben. In jeder Geschich- tagen wurden von einheimischen Zeitungen veröffentlicht. Um te geht es um Menschen, die Beispiel geben, die Konflikte mit

auch die Menschen auf dem Land zu erreichen, entwickelte das

friedlichen Mitteln lösen. Die Helden in den Storys vermitteln

deutsch-ivorische Team um Tilman Wörtz die Idee der Roadshow

zwischen verfeindeten Gruppen, bilden ehemalige Kämpfer zu mit dem Geschichtenerzähler Fortuné. Handwerkern aus oder setzen sich für politische Gefangene ein. Es sind Engagierte aus der Zivilgesellschaft, die weder Macht noch Waffen haben – genau wie diejenigen, die gebannt dem Geschichtenerzähler lauschen. Doch gerade auf diesen Menschen liegt die Hoffnung für die Zukunft des Landes. Die Elfenbeinküste ist vier Jahre nach Ende

„Et les nouvelles?“ – „Und die Neuigkeiten?“ Es herrscht Informationspflicht für Reisende im ländlichen Afrika.

eines blutigen Bürgerkriegs weiter zerrissen. Die ersten Präsidentschaftswahlen bringen nun eine Chance auf einen Neuanfang – vorausgesetzt, sie münden nicht in eine neue Runde der Gewalt in diesem fünftärmsten Land der Welt, in dem nur die Hälfte der Bevölkerung lesen und schreiben kann. Ein Laster, ein Geländewagen und zwei Kleinbusse transportie-

KONTINENT DER MÜNDLICHKEIT

ren Erzähler, Moderator, Radiotechniker, Assistenten, Musiker und

Zeitungen sind ein Medium der Eliten in der Stadt. Auf dem Land

Tänzer samt Equipment. Der Konvoi startet im Norden, in Korho-

hat niemand einen Fernseher. Stellt sich ein Reisender vor, fragt go, bewegt sich von dort langsam nach Bouaké im Zentrum der das Familienoberhaupt zuerst: „Et les nouvelles?“ – „Und die Elfenbeinküste, dann nach Westen, 2 800 Kilometer insgesamt. Neuigkeiten?“ Es herrscht Informationspflicht für Reisende im

Die Auftritte werden im Radio übertragen, im landesweiten Sen-

ländlichen Afrika, und das Erzählen hat in Westafrika eine lan- der RTI auf Französisch und in lokalen Sendern in der einhei-


46 \\ GESCHICHTENERZÄHLER IN DER ELFENBEINKÜSTE

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

LAUTSPRECHERBOXEN BRÜLLEN MUSIK ÜBER DEN „PLATZ DER REPUBLIK“.

mischen Sprache. Zum ersten Mal kooperiert der Regierungssen- send Menschen im Halbkreis um die Bühne, hungrig nach neuder RTI auch mit den Radiostationen der Rebellen im Norden. Der Geschichtenerzähler von „Peace Counts“ ist in seiner

en Eindrücken, von denen sie in ihrer medienfreien Zone so wenige bekommen.

Hauptbeschäftigung Schauspieler der Seifenoper „Quoi de neuf?“

„Ihr wisst, dass ich gerne Witze mache“, eröffnet Fortuné sei-

(„Was gibt’s Neues?“), den in der Elfenbeinküste jeder kennt.

ne Auftritte und gibt zunächst den Scherz über den Bauern zum

Vor seinen Auftritten in den Dörfern ziehen Jungs mit Mega-

Besten, der beim Maniokernten sein bestes Stück abhackt. „Aber

fonen durch die Straße und werben um Zuhörer: „Heute Abend,

heute Abend möchte ich Euch von ernsten Dingen erzählen“,

Mesdames et Messieurs, präsentieren wir eine Sensation – aber

fährt er fort und die Aufmerksamkeit ist ihm sicher. „In den

verratet es niemandem weiter: Der berühmte Schauspieler For-

sogenannten Parlamenten – wisst ihr’s noch? – da wurde gegen

tuné kommt um sieben Uhr auf den Platz der Republik!“

politische Gegner gehetzt, da wurden Minderheiten ausgegrenzt, Menschen, die schon lange in der Elfenbeinküste leben,

IN DER SPRACHE DES VOLKES Um sieben ist dann freilich noch niemand auf dem Platz. Laut-

Senufo, Yacouba, Wê.“ Fortuné redet nicht wie ein Hochschulprofessor. Er verwendet

sprecherboxen müssen erst Musik in die Nachbarschaft brüllen. keine abstrakten Wendungen der akademischen EntwicklungsNach einer Stunde drängen sich schließlich tausend, zweitau- helfer, nie würde er von „Synergien zwischen Nomaden und Bau-


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TAUSEND, ZWEITAUSEND MENSCHEN DRÄNGEN SICH IM HALBKREIS UM DIE BÜHNE.

ern“ sprechen. Stattdessen spielt er den Menschen eine Kuh vor, dramatisiert, zu sehr moralisiert, statt Informationen zu vermitdie ihren Fladen auf ein Feld fallen lässt und es dadurch düngt: teln“, gibt Projektleiter Wörtz zu. Doch Fortuné lachte nur über „Nomaden und Bauern brauchen einander! Sollen doch die Bau- seinen Einwand. „Eine Geschichte ohne Moral? Jede Geschichte ern das Vieh der Nomaden auf die Felder lassen, die brach liegen!

braucht eine Moral. Zumindest in Afrika!“ Auch den Zeigefinger

Dann ist allen gedient. Dann brauchen sie einander nicht mehr

und das Brüllen wollte er nicht lassen. „Ihr Europäer seid zimper-

umzubringen. Stimmt doch, oder?“ – „Jaaaaa“, rufen die Kinder. lich! Für Afrikaner sind das keine aggressiven Gesten. Die Leute wollen diese Eindeutigkeit!“

JEDE GESCHICHTE BRAUCHT EINE MORAL Neben seiner Stimme ist Fortunés wichtigstes Instrument sein

Der Erfolg gab Fortuné Recht. Die Friedens-Shows wurden nicht nur in den Dörfern gefeiert, sondern landesweit im Radio

Zeigefinger. „Auch ihr könnt so sein wie Madame Kambou!“, übertragen und erreichten eine Breitenwirkung, die sämtliche herrscht er das Publikum an, „egal was jemand beruflich macht: Erwartungen übertraf. Jeder kann helfen! Auch Du! Du und Du!“ Sein Zeigefinger sticht auf Einzelne in der Menge ein.

2009 wurde „Peace Counts“ für seine unkonventionellen didakti-

Europäische Zuschauer mögen das als zu emphatisch emp- schen Ansätze mit dem Peter-Becker-Preis der Universität Marburg finden. „Ich hatte am Anfang Bedenken, dass Fortuné zu sehr

ausgezeichnet.


48 \\ NEWS

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011

DU RC H B RUC H AM GOTTHAR D

DIE SCHWEIZ FEIERT DEN DURCHBRUCH AM GOTTHARD

HERZSTÜCK DES LÄNGSTEN BAHNTUNNELS DER WELT Am 15. Oktober 2010 feiert Bilfinger Berger den Durchbruch am Gotthard-Basistunnel, dem mit 57 Kilometern längsten Bahntunnel der Welt. Gemeinsam mit Partnern aus der Schweiz und Italien arbeitet das Unternehmen seit 2002 am Herzstück der neuen Alpentransversale, an dessen südlichem Ende unter großer öffentlicher Resonanz der Durchschlag erfolgte. Der Gotthard-Basistunnel ist eines der ambitioniertesten Verkehrsprojekte Europas. Die Eröffnung für den Bahnbetrieb ist für 2017 vorgesehen.

FUSSBALL-EU ROPAMEISTERSC HAFT 2012

die Autobahn A 2 an. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 200 Millionen Euro, der Auftragswert für Bilfinger Berger beläuft sich

POLEN BAUT AUTOBAHNEN AUS

auf 135 Millionen Euro. Die Autobahn soll noch vor Beginn der Fuß-

Ein von Bilfinger Berger Ingenieurbau geführtes Konsortium hat

ball-Europameisterschaft im Juni 2012 in Betrieb gehen. Bilfinger

den Auftrag erhalten, einen 12,6 Kilometer langen Abschnitt des

Berger baut außerdem den neun Kilometer langen südlichen Teil

neuen Autobahnrings um Warschau zu bauen. Das Teilstück bin-

des Autobahnrings um Danzig sowie einen elf Kilometer langen

det den internationalen Flughafen der polnischen Hauptstadt an

Autobahnabschnitt bei Bialystok.

AN LAGEN ZU R BREN NSTOFFAU FBEREITU NG

KLIMAWINDKANAL FÜR RAIL TEC ARSENAL IN WIEN

ROTRING ENGINEERING ÜBERNOMMEN Bilfinger Berger Power Services übernimmt die Rotring Engineering AG, einen weltweit agierenden Spezialisten für die Brennstoffaufbereitung in der Kraftwerksindustrie. Das Leistungsspektrum von Rotring Engineering umfasst Planung, Lieferung und Montage kompletter Anlagen zur Aufbereitung flüssiger und gasförmiger Brennstoffe. Das Unternehmen erzielt eine Jahresleistung von rund 30 Millionen Euro und zeichnet sich durch hohe Ertragskraft aus. Im Geschäftsfeld Power Services hat Bilfinger Berger im

PRÜ FSTR EC KE FÜ R BMW

SCHNEESTURM SCHLÜSSELFERTIG BMW hat sein Energie- und umwelttechnisches Versuchszentrum (EVZ) in München in

vergangenen Geschäftsjahr eine Leistung

Betrieb genommen. In der größten derartigen Anlage der Welt lassen sich Bergfahrten,

von mehr als einer Milliarde Euro er-

hohe Geschwindigkeiten, Witterungseinflüsse und Klimazonen simulieren. Bilfinger Ber-

bracht. Die Aktivitäten bilden das mar-

ger Industrial Services erstellte die Prüfstrecke schlüsselfertig. Zuvor hatte das Unterneh-

genstärkste Segment des Konzerns.

men bereits den größten Klimawindkanal für Schienenfahrzeuge in Wien errichtet.


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B I LFI NGER B ERGER WI R D EU ROPÄISC H

ANTEI LE AN B ETR EI B ER PROJ EKTEN VER KAU FT

UMFIRMIERUNG ZUR „SE“

SPIELRAUM FÜR NEUE ENGAGEMENTS

Seit Oktober 2010 firmiert Bilfinger Ber-

Bilfinger Berger Project Investments beteiligt einen Partner an vier seiner insgesamt 29

ger als SE und damit nicht mehr als deut-

privatwirtschaftlichen Projekte. HSBC Infrastructure übernimmt jeweils die Hälfte der

sche, sondern als europäische Aktien-

von Bilfinger Berger gehaltenen Anteile an den Schnellstraßen Edmonton Ringroad und

gesellschaft (Societas Europaea – SE).

Kicking Horse Canyon in Kanada, am Projekt Kent Schools in England sowie indirekt 41,6

Die Umfirmierung trägt dem starken

Prozent am M80 Motorway in Schottland. Der Verkaufspreis beläuft sich auf 72 Millio-

Wachstum von Bilfinger Berger speziell

nen Euro und liegt über dem von Bilfinger Berger ausgewiesenen Barwert der vier Pro-

in Europa Rechnung und soll das euro-

jekte. Durch die Veräußerung gewinnt das Unternehmen finanziellen Spielraum für neue

päische Selbstverständnis des Konzerns

Engagements.

nach außen sichtbar machen. Der Aufsichtsrat der Bilfinger Berger SE besteht aus zwölf Mitgliedern, Vorsitzender ist Dr. h. c. Bernhard Walter.

AUS DER POLITI K I N DI E WI RTSC HAFT

ROLAND KOCH WIRD VORSTANDSVORSITZENDER Roland Koch, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen, wird Herbert Bodner als Vorstandsvorsitzender der Bilfinger Berger SE nachfolgen. Koch wird dem Vorstand ab 1. März 2011 angehören und zum 1. Juli 2011 den Vorsitz des Gremiums übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt wird Herbert Bodner nach vierzehn Jahren Vorstandstätigkeit, davon zwölf

SCHNELLSTRASSE ÜBER DEN KICKING HORSE CANYON, KANADA.

Jahre als Vorsitzender, in den Ruhestand treten. Er freue sich sehr auf seine zukünftige Arbeit, erklärte Roland Koch. „Bilfinger Berger ist eine erste Adresse der deutschen Wirtschaft und zugleich eines der spannendsten Unternehmen, das ich kenne.“

ROLAND KOCH WIRD NEUER CHEF.

PPP I N KANADA

NOR DSEE-SERVIC E

FRAUENKLINIK IN TORONTO

RAHMENVERTRÄGE MIT STATOIL

Das neue Women’s College Hospital in

Bilfinger Berger Industrial Services hat

Toronto wird von Bilfinger Berger Project

mit dem norwegischen Energiekonzern

Investments geplant, finanziert, gebaut

Statoil neue Rahmenverträge im Ge-

und betrieben. Das Projekt hat ein Inves-

samtvolumen von mehr als 250 Millionen

titionsvolumen von rund 340 Millionen

Euro geschlossen. Die Vereinbarungen

Euro, Bilfinger Berger bringt Eigenkapi-

umfassen Instandhaltungsarbeiten an

tal in Höhe von 27 Millionen Euro ein. Die

Offshore-Förderplattformen und Verar-

Konzessionsdauer beträgt 30 Jahre. Nach

beitungsschiffen in der Nordsee sowie

Fertigstellung der vom Gesundheits-

an Onshore-Standorten in Norwegen und

ministerium der Provinz Ontario getra-

Dänemark. Die Vertragslaufzeit beträgt

genen Tagesklinik können pro Jahr rund

vier Jahre mit Verlängerungsoptionen

400 000 Patientinnen behandelt werden.

für weitere vier Jahre.


50 \\ STRASSEN DER WELT

„HIER WOHNTE GOETHE“ Der große Dichter Goethe ist in Deutschland immer gegenwärtig. Es gibt Hunderte von Goethe-Gymnasien und Goethestraßen, und wo immer der Gelehrte seinen Fuß hinsetzte, hängen Gedenktafeln. So auch am Haus der Münzgasse 15 in Tübingen, wo eine steinerne Tafel wissen lässt: „Hier wohnte Goethe“, nämlich 14 Tage lang, als er auf dem Weg nach Italien einst Johann Friedrich Cotta besuchte, den großen Verleger der deutschen Klassik. Im Jahr 1986 inspirierten die Touristen, die zum Cottahaus pilgerten, die Studenten des benachbarten Wohnheims, ein nicht minder informatives Schild aus dem Fenster zu hängen: „Hier kotzte Goethe“. Dabei mag die Provokation einen Kern Wahrheit enthalten, denn Goethe soll lange Abende in den Wirtshäusern von Tübingen verbracht haben. Längst ist das Ulk-Schild bekannter als das Original, und für Stadtführer ist ein Hinweis darauf häufig Schlusspointe ihrer Führung. Inzwischen ist das alte Sperrholzschild jedoch arg ramponiert, deshalb soll nun ein neues angebracht werden, aus klassischem Gedenktafelmaterial: Das neue Schild wird aus Carrara-Marmor sein. BERN D HAUSER / TEXT /// H E I N Z H E I S S / F OTO

Bilfinger Berger Magazin // 01 2011


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