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STATT BERLIN LIEBER LORRAINE

SABINE TIMOTEO «Bern und die Lorraine sind ein gutes Nest»

Seit knapp drei Jahrzehnten ist die frühere Balletttänzerin Sabine Timoteo erfolgreich als Schauspielerin unterwegs. Ihre Basis ist stets das Nordquartier geblieben. Jean-Claude Galli

Am 28. Dezember ist Sabine Timoteo in der SRF-Co-Produktion «Riesending – Jede Stunde zählt» um das Rettungsdrama von 2014 in der gleichnamigen Höhle in Berchtesgaden zu sehen (SRF 1, ab 20.05 Uhr). Die 47-Jährige ist eine der wenigen Schweizerinnen, die international derart vielbeschäftigt sind. Rund 80 Projekte in fünf Sprachen sind bisher zusammengekommen. Nebst Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch spricht sie auch fliessend Spanisch. Erstaunlich ist, dass sie im Gegensatz zu anderen einheimischen Grössen nicht in Berlin oder L.A. wohnt. «Ich will die Energie anders nutzen, als ständig Projekten hinterherzurennen», sagt Timoteo gegenüber dem Anzeiger für das Nordquartier. «Ich bin sehr früh

Mutter geworden und mein allererstes Anliegen war es, dass es meinen Kindern gut geht. Dafür wollte ich sie nicht um die ganze Welt herumschleppen. Bern und die Lorraine sind ein gutes Nest. Ein guter Ort für Kinder, um aufzuwachsen. «Ich will die Energie D w ie ie Lorra ein ine ist Dorf, anders nutzen, als ständig alle kennen einProjekten hinterherander. Die Kinzurennen.» de lei r n kön zur nen Sch alule oder in die Badi. Sie müssen keine Angst haben und ich auch nicht. Das ist mittlerweile ein Luxus auf dieser Welt, so aufwachsen zu dürfen. Und diesen Luxus wollte ich meinen Kindern schenken. Wir hatten nie viel Geld, doch es gibt auch andere Werte», so Timoteo. Mit dem Hund der Aare entlang zu spazieren oder im Garten zu arbeiten beispielsweise. Mittlerweile sind die Kinder erwachsen und Timoteo ist

Voller Emotionen: Sabine Timoteo im Höhlendrama «Riesending – jede Stunde zählt». Grossmutter geworden. Der Lebensmittelpunkt der Familie ist aber immer Bern. «Ich habe genug zu tun und kann so wirken, wie ich es mir gewünscht habe. Wenn mich eine Regisseurin oder ein Regisseur wollen und brauchen, holen sie mich auch.»

Ein bewegter Lebenslauf Ihre künstlerische Bandbreite reicht vom Autorenfilm bis zu kommerziellen Arbeiten wie der eingangs erwähnten TV-Produktion. Und ihr Lebenslauf ist ähnlich vielfältig. Sie wird 1975 in Bern geboren, wächst in den USA und im Welschland auf und kommt früh zum Ballett. Mit 17 Jahren gewinnt sie den Prix de Lausanne. Später wendet sie sich vom Tanzen ab und beginnt 1997 im Restaurant Harmonie eine Kochlehre. Zur Schauspielerei findet sie Mitte der 1990er-Jahre eher zufällig. Doch gleich für ihre erste Spielfilm-Hauptrolle in «L’Amour» erhält sie 2001 den Schweizer Filmpreis als beste Darstellerin. Zuletzt brilliert sie im Zürcher «Tatort» «Risiken mit Nebenwirkungen», in der finalen Staffel der SRF-Hitserie «Wilder» oder im preisgekrönten Film «Das Mädchen und die Spinne».

Die Magie der Vorstellungskraft In «Riesending» verkörpert sie die Ärztin Raffaela Pardeller, die mit einem kleinen Retter-Team in das verwinkeltes Höhlensystem steigt. «Ich bin eine Schauspielerin, die gerne agiert und nicht nur spricht. Deshalb kam mir diese Geschichte mit Klettern und Herumrobben im Dreck gelegen. Und ich lernte auch sehr viel dabei, so den Umgang mit Seilen und Karabinern.» Mit Direktbeteiligten in diesem wahren Drama suchte sie im Vorfeld bewusst keinen Kontakt. «Das hätte mich eher belastet als beflügelt. Ich hätte dann nur etwas nachäffen können. Und das wäre nicht der Sinn der Sache gewesen. Ich arbeite lieber mit meiner Vorstellungskraft und lasse damit Bilder entstehen.» Bilder, die sich einprägen und das Publikum immer wieder in Bann ziehen. Von der Lorraine in die Welt hinaus.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Sabine _ Timoteo

EIN «RIESENDING»

Am Mittwoch, 28. Dezember 2022, zeigt SRF 1 als Zweiteiler die bewegende Geschichte «Riesending – Jede Stunde zählt», die auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein Höhlenforscher verunglückt in der längsten und am schwersten zugänglichen Höhle Deutschlands, zwölf Kilometer tief im Berg. Hunderte von Kletterern versuchen, ihn in einem spektakulären Einsatz zu retten. Eine logistische Meisterleistung, die mehrere Wochen in Anspruch nimmt und 728 Rettungskräfte vereint – im Kampf gegen die Zeit und das Wetter. Der Oscar-prämierte Regisseur Jochen Alexander Freydank hat das Drehbuch zu diesem Event-Zweiteiler nach einer Geschichte von Johannes Betz geschrieben und in Szene gesetzt.

Zum Inhalt Nur wenige Menschen kennen sich in der gewaltigen Riesending-Höhle in Bayern wirklich aus. Jetzt liegt dort in über 1000 Metern Tiefe, zwölf Kilometer vom Schachteingang entfernt, der schwerverletzte Höhlenforscher Josef Häberle. Zwei Freunde versuchen, ihn am Leben zu halten, ein Dritter ist auf dem Weg, Hilfe zu holen. Eigentlich eine ausweglose Situation. Denn weltweit gibt es nur wenige Spezialistinnen und Spezialisten, die so tief in eine Höhle vordringen und eine Rettungsaktion organisieren können. Dazu gehören einige Schweizer Cracks –Res Wolfensberger (Beat Marti), Roger Furrer (Roland Bonjour) und die Ärztin Raffaela Pardeller (Sabine Timoteo).

Viel Skepsis Doch ihnen begegnet man mit viel Skepsis: Bertram Erhard (Maximilian Brückner), der Einsatzleiter der Bergwacht, will die Auswärtigen erst gar nicht in die Höhle lassen. Zu gross ist das Risiko für seine Bergretter, die selbst nicht über genug Erfahrung in solchen Tiefen verfügen. Zudem würde der Verletzte die Bergung wohl gar nicht überleben. Erst durch viel diplomatisches Geschick verschmelzen Bergwacht und Höhlenforschende zu einem Team und setzen die Bergung in Gang. Eine logistische Meisterleistung, eine Rettungsaktion, die mehrere Wochen in Anspruch nimmt – im Kampf gegen die Zeit und das Wetter.

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