Zurich International School bietet Familienersatz für globale Nomaden

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Samstag, 9. Juni 2012 | az | www.aargauerzeitung.ch

Baden-Wettingen

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Ein Familienersatz für globale Nomaden Baden 175 Kinder aus über 40 Nationen besuchen die Zurich International School in Baden VON SANDRA ARDIZZONE

gross geschrieben. Wenn man ins Schulhaus reinkommt, sollte man sich willkommen fühlen.»

Im Herzen Badens steht eine Schule, die kaum einer kennt. Direkt neben der Bezirksschule Burghalde ragt ein Neubau auf dem Lindenplatz An der englischsprachigen Schule graues Gebäude in den Himmel. Nur ein weisses Banner deutet darauf hin, sticht besonders eines ins Auge: das dass diese Räume nicht zur Bezirks- Gemeinschaftsgefühl. Die Schule schule gehören: In königsblauen Let- möchte auch gerne von der Badener tern steht «ZIS – Zurich International Bevölkerung als einladend wahrgenommen werden. Han bedauert das School» auf der Plane an der Fassade. Hier gehen sogenannte globale Vorurteil, dass die Schüler alles KinNomaden ein und aus; Kinder von El- der reicher Eltern sind: «Die meisten der Kinder, die tern, die meist unsere Schule für internationabesuchen, würle Unternehmen den in ihrem arbeiten und selHeimatland auf ten länger als ein die öffentliche paar Jahre in der Schule gehen.» Schweiz leben. Weil die Schüler Seit 2008 ist die aus allen KontiZIS in Baden anJi Han, Rektorin der ZIS nenten komsässig. Auf men, wird der Wunsch des KanUnterricht an tons und der der Zurich International School (ZIS) Stadt Baden ist die Schule erstmals auf Englisch geführt. auch ausserhalb des Kantons Zürich präsent. In diesen vier Jahren stieg die Schüleranzahl von rund 30 auf «Wir sind wie eine Familie» Tritt man durch die Glastür in das heute 175 Kinder. Nächstes Jahr wird Schulhaus, fallen die farbigen Poster auf dem Lindenplatz das neue Gebäuan den Wänden auf. Auf ihnen sind de eröffnet, in dem bis zu 300 SchüFotos von fröhlichen, lachenden Kin- ler Platz finden sollen. dern zu sehen. Über den Postern Thomas Lütolf, Leiter Standortprangen die Wörter «Tolerance, Crea- marketing Baden ist froh, eine intertivity, Integrity». Hin und wieder hört nationale Schule in Baden zu haben. man Wortfetzen aus den Klassenzim- «Die ZIS ist überhaupt nicht kontaktmern dringen – alles auf Englisch. Es scheu. Im Gegenteil: Die Schule will herrscht eine warme, familiäre At- sich in der Stadt Baden integrieren. mosphäre, die der Schulleiterin sehr Das ist sehr sympathisch.» Zudem wichtig ist: «Für die Kinder sind wir stärke die Anwesenheit der Schule eine Ersatz-Familie.»Ji Han ist Rekto- den Wirtschaftsstandort Baden. rin des ZIS Campus in Baden. Die Die Schüler der ZIS Baden sind sympathische Amerikanerin kennt zwischen 2 und 14 Jahre alt, die alle der 175 Schüler mit Namen und Oberstufe besuchen sie an der ZIS in erzählt begeistert vom Alltag an der Adliswil. Die kleinsten Kinder spieZIS: «Bei uns wird Gemeinschaft len, lesen oder basteln, während die

Zurich International School Die Zurich International School ist auf fünf Standorte im Kanton Zürich und in Baden verteilt. Derzeit besuchen rund 1500 Schüler aus 50 Nationen die ZIS. Die Schule ist eine Non-Profit-Organisation, die bis im Sommer noch von einem Deutschschweizer geleitet wird. Jede der fünf Standorte hat zudem einen für ihn zuständigen Rektor. Das Schulsystem basiert auf einem internationalen Curriculum, das den Schülern bei einem Umzug in ein anderes Land einen nahtlosen Übergang ermöglicht. 2013 eröffnet auf dem Lindenplatz das neue Gebäude, in das sich die ZIS einmieten wird. Die Aula und Cafeteria sollen auch Dritten zugänglich sein. (SAN)

«Für die Kinder sind wir eine ErsatzFamilie.»

älteren mit ihrem persönlichen Tablet-Laptop arbeiten. Um das Gemeinschaftsgefühl weiter zu stärken, werden auch die Eltern stark in den Schulalltag eingebunden. «Wir können unseren Job nicht gut machen, wenn wir sie nicht als Partner haben», sagt Ji Han. Deshalb helfen Eltern bei Schulaktivitäten und bieten Kurse für andere Eltern an, beispielsweise in Schweizer Kultur; so etwa im Räbeliechtlischnitzen. «Wenn man diese Tradition nicht kennt, ist es sehr schwierig, so ein Liechtli zu schnitzen», sagt Han lachend. «Alle helfen einander, so gut es geht.» Wie in einer Familie, eben.

Vanessa Wenninger hilft einem Mädchen beim Schreiben.

Auf www.aargauerzeitung.ch finden Sie weitere Fotos. SAN

Umfrage Weshalb unterrichten Sie hier, warum schicken sie Ihre Kinder an die ZIS und weshalb geht ihr hier gerne zur Schule? Vanessa Wenninger

Sam Ross

Sandra Bucher

Adlina

Catherine

31, Zürich

30, Gebenstorf

42, Unterengstringen

10, Wettingen

12, Baden

«Ich unterrichte sehr gerne an der ZIS. Hier habe ich die Möglichkeit, eng mit den Eltern und Schülern zusammenzuarbeiten. Ich bin mit ganzem Herzen Lehrerin, und diese Stelle war bisher einfach ein riesiger Glücksfall. In die Schweiz bin ich wegen der Liebe gekommen.»

«Es ist mir wichtig, eine Verbindung zur Region zu haben. Weil ich permanent in der Schweiz wohne, versuche ich auch, mich zu integrieren. Diese Schule ist anders als Schweizer Schulen und viele Leute sind erstaunt über unserer Art zu lehren. Offen zu sein, ist deshalb wichtig.»

«Wir waren mit der Schweizer Primarschule unzufrieden und wollten der Globalisierung Tribut zollen. Deshalb schicken wir als Schweizer Ehepaar unsere beiden Kinder an die ZIS – und sie lieben es. Die ZIS hat modernere, zukunftsorientierte Lerntechniken, die der heutigen Zeit entsprechen.»

«Die Schule macht mir Spass. Wir lernen viele interessante Dinge und haben eigene Computer. Ich mag vor allem den Kunst- und Musikunterricht. Seit 3 Jahren bin ich in der Schweiz, in 4 Jahren fahren ich und meine Familie zurück nach Malaysia. Ich werde diese Schule vermissen.»

«Unsere Schule ist klein und hat sehr wenige Schüler und Lehrer. Deshalb lernen wir sehr viel. Ich nehme gerne an den Rahmenaktivitäten teil und spiele verschiedene Sportarten. In einem Jahr werde ich zurück nach Hause, nach Dänemark fahren. Zuvor war ich in Dubai.»

Niederlage gegen Zürcher wegen veralteter Festung Stein mergerkrieg war ein Religionskrieg», sagt Eschelmüller. Die reformierten Truppen aus Zürich und Bern wollten sich in Baden gegen die katholischen Gegner vereinigen. Die Festung Stein war bereits veraltet. Deshalb fiel es den reformierten Truppen nicht schwer, die Stadt zu erobern.

Baden Trotz schlechter Witterung nahmen am Donnerstagabend über 35 Personen am szenischen Stadtrundgang teil. VON JEROME JACKY

«Wie das Gewitter heute über Baden gezogen ist, brach 1712 der zweite Villmergerkrieg über die Stadt ein», sagte Anouk Eschelmüller, Stadtführerin und Geschichtsstudentin, bei ihrer Begrüssung zum szenischen Stadtrundgang «Vom Krieg zum Frieden». An vier Posten erhielten die Teilnehmer spannende Informationen zu den Villmergerkriegen sowie dem damaligen Stadtleben. Zu Beginn wurden die Zuhörer kurz in die Thematik eingeführt. «Der zweite Vill-

Die Teilnehmer um Anouk Eschelmüller beim Landvogteischloss

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Geschichte und Gegenwart Ausgangsort des Stadtrundganges bildete die Kantonsschule Baden, die auf dem Wettinger Feld gebaut wurde. Das 1712 noch unbebaute Stück Land diente als Zürcher Truppenstandort. Beim Landvogteischloss sowie beim Ratshaus erhielten die Teilnehmer spannende Informationen über das Badener Leben der damaligen Zeit. Eschelmüller berichtete vom unbeliebten Landvogt der gemeinen Herrschaft, über das prosperierende Stadt-

leben sowie über die Rattagungen der alten Orte der Eidgenossenschaft im Rathaus. Eindrücklich waren die Ausführungen über den Bau der reformierten Kirche. Die Badener konnten davon nicht wirklich profitieren. Gebaut wurde das Gotteshaus mit Steinen der Festung Stein, die ebenso zur Ruine wurde. Am Bau beteiligen durften sich aber nur reformierte Handwerker. Aufgeheitert wurde der Rundgang mit szenischen Einlagen zweier «schräger Vögel». Die Schauspieler Kaspar Lüscher und Valérie Cuénod kommentierten als Rabe respektive Taube die Ausführungen der angehenden Historikerin. Ziel der kurzen Szenen sei es, die geschichtlichen Fakten lustig darzustellen und durch Verbindungen zu heute greifbar zu machen.


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