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Tages-Anzeiger – Donnerstag, 19. September 2013

Staatssiegel Pfarrer Sieber wird vom Zürcher Stadtrat für sein Lebenswerk geehrt – mit einer silbernen Medaille. 15

Zürich & Region

Die Expat-Kinder leben in der Schule Integrieren heisst für ausländische Managerkinder, in der internationalen Schule Fuss zu fassen. Die Bindung ist manchmal so stark, dass Ehemalige aus den USA zum Putzdienst anreisen. Von Ev Manz Adliswil – Der Pausengong klingelt. Die gläsernen Zimmertüren öffnen sich, heraus strömen Jugendliche Richtung Pausenkiosk, wo es Donuts und Bretzeln zu kaufen gibt. Nicht viel unterscheidet die Schüler vom Durchschnitt in Zürcher Sekundarschulen, wäre da nicht die Sprache: Man unterhält sich auf Englisch. In der Zurich International School (ZIS) in Adliswil gehen nur Kinder von Expats zur Schule, denjenigen Eltern also, von denen gefordert wird, dass sie sich stärker in die Schweizer Gesellschaft integrieren. Die ZIS ist die grösste Schule ihrer Art in der Deutschschweiz. Auf dem Weg zum Kiosk ist auch Sportlehrer Steve Burnham. Der gebürtige Engländer unterrichtet seit 22 Jahren an der Schule, seine drei Kinder haben die Schule durchlaufen. Burnham versteht Deutsch, spricht es aber nur gebrochen. «Wenn du immer unter Englischsprechenden bist, ist es schwierig, richtig Deutsch zu lernen.» Integriert sei er deswegen trotzdem, sagt er. Burnham

Ein Verbot, Facebook zu brauchen oder während der Stunde zu surfen, kennt die Schule nicht. «Kleine Amerikaner züchten» Eine, welche die Schweizer Gesellschaft ebenso gut kennt wie die amerikanische, ist Dale Braunschweig. Die Amerikanerin ist zuständig für Neueintritte und Zulassungen und seit 35 Jahren bei der ZIS. «Schule ist für uns nicht der Ort, wo die Kinder rechnen und schreiben lernen», sagt sie. «Unsere Kinder leben in der Schule. Das kostet die Eltern jährlich ab 20 000 Franken, wobei meist der Arbeitgeber in die Bresche springt. Das ist historisch bedingt: Tagesschulen existieren in den USA seit der Industrialisierung, als beide Elternteile ausser Haus zu arbeiten begannen. Die Kinder wurden in der Schule betreut. Unter den Eltern waren viele Immigranten, weshalb Integration einfach dazugehörte. Braunschweig sagt es so: «In der Schule wurden kleine Amerikaner herangezogen.» Wie stark sich die Schüler mit ihrer Schule identifizieren, zeigt die Putzaktion in den Sommerferien. Wenn Braunschweig dann durch die Gänge geht, grüsst sie jeden, den sie sieht. Die meisten mit Namen, denn wer mit Besen oder Lappen unterwegs ist, ging selber mal hier zur Schule. Viele der Ehemaligen kommen fürs Putzen immer wieder aus Finnland, Australien oder den USA an ihre Schweizer Schule zurück. Die Schule war über Jahre ihr Leben. Und wenn sie zurückkommen, treffen sie immer auch ihre alten Freunde.

Die Bildstrecke zum Thema auf www.expats.tagesanzeiger.ch hat an seinem alten Wohnort bei den Veteranen Fussball gespielt, in der neuen Wohngemeinde singt er im Chor. Dass die Schüler in der Schweizer Gesellschaft kaum Fuss fassen, macht Burnham ihnen nicht zum Vorwurf. «Für die Jugendlichen, die aus der ganzen Welt kommen, steht im Vordergrund, sich in die Schule zu integrieren», sagt er. Neben dem Unterricht geschieht dies in den Sportkursen, die nach der Schule angeboten werden. Zum Beispiel Steve Burnhams Rugby-Training. «Würden die Schüler in die Gemeindevereine gehen, hätten wir keine Teams mehr.»

Vernetztes Denken fördern

Tolerante Grundstimmung Die Atmosphäre in den Gängen des Adliswiler Campus während der Pause ist gelassen. Keiner rennt, keiner schreit. Es wird grossen Wert auf Toleranz gelegt. «Ich habe schon manchen Schüler gehabt, der auf einer öffentlichen Schule mit Sicherheit schikaniert worden wäre, hier aber bestens aufgenommen wurde», sagt Burnham. Für Mediensprecherin Urte Sabelus, deren beide älteren Kinder auch die ZIS besuchten, gibt es noch mehr Gründe für dieses Phänomen: «Weil Schüler aus verschiedenen Gemeinden in eine Klasse kommen, ist die Gemeinschaft für alle neu. Niemand trifft auf bestehende Fronten.» Zudem, so Sabelus, spiele eine Rolle, dass die meisten Kinder in der Schule aus gut gebildeten Familien stammen und eine gewisse Werthaltung mitbringen. Pünktlich auf den Gong sind die Schüler in einem Schulzimmer verschwunden oder haben sich im Gang in einer Lernkoje mit dem Laptop zum Arbeiten eingerichtet. Als der Lehrer mit der Kaffeetasse in der Hand bei den Gruppen nachfragt, ob alles in Ordnung sei, hat man nicht das Gefühl, sie fühlten sich kontrolliert, sondern dass sie seine Anwesenheit für einen Austausch zur Sache schätzten.

Die Fahnen in der Mensa zeigen: Hier geht es international zu und her. Foto: Sophie Stieger

Einzugsgebiet 80 Prozent kommen aus Zürich und vom linken Ufer 50 Jahre ist es her, seit sich acht amerikanische Familien vom linken Seeufer zusammentaten, um die richtige Schule für ihre Kinder zu finden. Die Eltern arbeiteten beim IBMForschungslabor in Rüschlikon und bei Dow Chemical in Horgen, und sie wollten, dass ihre Kinder auch im Teenageralter in Englisch unterrichtet werden. In Zürich existierte nämlich nur die International Community School mit einem Primarschullehrgang. So gründeten die Eltern ihre eigene Schule, die American International School of Zurich (AISZ) und fanden in der Kilchberger Spinnergutvilla die passende Lokalität. In den Folgejahren erweiterte die Schule ihr Angebot auf

alle Schulstufen. 1979 zog die International Primary School nach Kilchberg, die 2001 mit der AISZ zur heutigen Zurich International School fusionierte. Mit der Globalisierung zogen immer mehr ausländische Arbeitskräfte nach Zürich, und internationale Unternehmen verlegten ihren Sitz an die Limmat. Je ein Neubau in Wädenswil und in Adliswil kamen dazu. Heute kommen 80 Prozent aller ZISSchüler vom linken Seeufer oder aus dem Süden von Zürich. Der neuste Bau steht in Baden. Er wurde auf dieses Schuljahr in Betrieb genommen. Stadt und Kanton hatten die ZIS an den Standort geholt, um sich wirtschaftlich besser zu positionieren. (em)

Mediensprecherin Sabelus kennt mittlerweile auch das Schweizer Schulsystem. Ihr jüngster Sohn besucht die öffentliche Schule in Rüschlikon, wo er aufgewachsen ist. An der Volksschule vermisst Sabelus die fächerübergreifenden Themenblöcke, wie sie an der ZIS im 6-Wochen-Rhythmus bis zur 5. Klasse unterrichtet werden. «Wenn die Schüler zum Thema Wald rechnen, lesen, zeichnen und Experimente machen, lernen sie, viel vernetzter zu denken.» Hinzu komme, dass die Klassengrössen auf 18 Schüler beschränkt seien. Das Volksschulgesetz sieht seit 2012 vor, dass nur Kinder an internationalen Schulen zugelassen sind, die vorübergehend in der Schweiz leben oder die im Ausland begonnene Schule abschliessen möchten. Trotz dieser Einschränkung sind alle internationalen Schulen am Ausbauen und führen Wartelisten. Die Bildungsdirektion sieht die Schulen nicht als Konkurrenz. Amtschef Martin Wendelspiess sagt: «Wir haben ein ungestörtes Verhältnis zueinander.» Für Wendelspiess haben beide Schulsysteme etwas, was sie vom anderen lernen könnten. In den Schweizer Schulen haben die Lehrpersonen aus seiner Sicht einen engen Bezug von der Theorie zur Praxis, individualisierender Unterricht habe einen hohen Stellenwert. An ausländischen, vor allem an angelsächsischen Schulen beeindruckt ihn der ausgeprägte «Schulgeist».

Claudia Nielsen sucht wieder Chefbeamten Zürich – Einmal mehr ist ein Platz in der Führungsetage des Gesundheits- und Umweltdepartements (GUD) von Stadträtin Claudia Nielsen zu besetzen. Die SP-Politikerin ist auf der Suche nach einer engagierten und schnell denkenden Persönlichkeit, welche für die Kommunikation im grössten Departement der Stadt Zürich die Verantwortung trägt. Das Pensum umfasst 80 bis 100 Prozent, Antritt ab sofort oder nach Vereinbarung. Die freie Stelle ist diesmal nicht mit einem Abgang verbunden, sie geht auf die Neuorganisation des Führungsstabes zurück, die Nielsen im letzten Frühjahr nach zahlreichen personellen Wechseln angeordnet hatte. Seither arbeitet die Stadträtin im Stab vor allem mit zwei Vertrauenspersonen eng zusammen, mit Sonja Mani und Thomas Ziltener. Ziltener, früher Stabschef im GUD, wurde diesen Juni zum Departementssekretär berufen und leitet den neu geschaffenen Bereich Umwelt, Infrastruktur und Gesundheit, während Departementssekretärin Sonja Mani bereits seit Mitte 2012 für die Finanzen, das Personal, die Kommunikation sowie die IT verantwortlich zeichnet. Darüber hinaus blieb Sonja Mani weiterhin Kommunikationschefin. Nach der zusätzlichen Übernahme des Bereichs Alter im Juni war laut Mani klar, dass die Leitung der Kommunikation einer anderen Person übertragen werden müsse. Die neue Stelle bedeute keine personelle Aufstockung, da nach der Umstrukturierung ein Kaderposten nicht mehr besetzt worden sei und man diese Aufgaben zwischen ihr und Ziltener aufgeteilt habe. Stadträtin Nielsen steht seit 2010 dem Gesundheits- und Umweltdepartement vor. Sie geriet immer wieder wegen des enormen Personalverschleisses auf Kaderstufe in die Kritik. (sit)

Carlos: Streit unter den Jugendanwälten Zürich – Der unter dem Namen Carlos bekannt gewordene junge Gewaltverbrecher muss im Gefängnis Limmattal bleiben. Carlos hatte sich gegen die Einweisung ins Gefängnis mit einer Beschwerde gewehrt. Das Obergericht hat diese nun abgewiesen. Eine vorläufige Platzierung im Gefängnis sei verhältnismässig. Es handle sich nicht um den Vollzug einer Freiheitsstrafe, sondern um eine «provisorische und zeitlich beschränkte Lösung» im Rahmen des Massnahmenvollzugs. Wie der TA aus verlässlichen Quellen weiss, ist seit kurzem Patrik Killer, leitender Jugendanwalt der Jugendanwaltschaft See/Oberland, für Carlos zuständig. Sein Vorgänger Felix Bieri übernahm den Fall erst am 6. September von Hansueli Gürber. Grund für den Wechsel soll die bereits hohe Arbeitslast von Bieri sein. Offenbar gab es auch Streit über die Kosten und die künftige Fallführung. Für eine Stellungnahme war die Justizdirektion gestern Abend nicht mehr erreichbar. Carlos ist durch einen «Rundschau»-Beitrag bekannt geworden, weil seine Betreuung 29 000 Franken monatlich kostete. (sch/bg)

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