REGION 5
ZÜRICHSEE-ZEITUNG BEZIRK HORGEN SAMSTAG, 5. JANUAR 2013
Wo das iPad selbstverständlich ist WÄDENSWIL. Die Zurich International School (ZIS) kann sich über mangelnden Zulauf nicht beklagen. Die Kinder der globalen Nomaden, der sogenannten Expats, finden an der Unterstufe der ZIS eine Schule, die ihnen Heimat und zeitgemässe Bildung vermittelt. GABY SCHNEIDER
Am grünen Schulhaus der Zurich International School (ZIS) in der Hinteren Rüti in Wädenswil fahren viele vorbei. Hier ist die Unterstufe zu Hause, wo Kinder im Alter von sechs bis elf aus aller Welt auf Englisch unterrichtet werden und der Gast sehr freundlich begrüsst wird. «Hello», tönt es da und dort. Einige Klassentüren stehen offen. Die Türen sind rot, blau, grün und gelb, was die Buntheit der internationalen «Primarschule» neben vielen Zeichnungen und Kunstobjekten noch verstärkt. Ein Blick in eine zweite Klasse: Es sieht nach Gruppenarbeit aus. Zwei achtjährige Mädchen lösen ihre Aufgaben liegend via iPad – eine konzentrierte und gleichzeitig relaxte Atmosphäre. Wie Schulleiterin Viki Stiebert mitteilt, hat jedes der 460 Kinder von der Schule gratis ein iPad zur Verfügung gestellt bekommen. Völlig selbstverständlich gehen sie damit um. In der modernen Schule gibt es keine grünen Wandtafeln, sondern ein elektronisches Smartboard.
Selbständige Schüler Zwei Klassenzimmer weiter: Zwei Knaben üben in einer stillen Ecke ein Referat: Der eine filmt den anderen mit dem iPad, dann schauen sie sich das an und feilen an der Performance. Wachsen hier künftige Manager heran? Deren Väter könnten welche sein. Die Turnhalle gewährt einen weiten Blick ins Grüne, sodass man vergisst, dass das Schulhaus
eigentlich in einem Gewerbegebiet angesiedelt ist. In einer Art Aula probt ein 30-köpfiges Schüler-Blasorchester. Im Musikzimmer übt die Lehrerin mit mehreren Schülern ein Lied ein, das wirkt sehr konzentriert und dem europäischen Kulturerbe verpflichtet. Es ist Mittagszeit. Zwei Menüs stehen täglich in der Schulkantine zur Auswahl, eines davon ist vegetarisch. In der Selbstbedienung holt sich ein Knabe eine Pizza. Auffällig ist, wie selbst die Kleinsten sehr selbständig ihre Wege gehen. Schulleiterin Viki Stiebert erklärt, welche Herausforderungen an einer internationalen Schule zu bewältigen sind. Bei den Erstklässlern habe jedes Kind ein anderes Wissensniveau. «Wir haben Kinder, die kommen aus Schweden, die können überhaupt noch nicht lesen, wir haben Kinder aus
Schottland, die können schon schreiben und lesen. Im individuellen Unterricht werde das aufgefangen.
Für jedes Kind eigener Lernweg Unterrichtet wird auf Englisch. Zudem lernt hier jedes Kind Deutsch auf seinem jeweiligen Niveau, ausser es kann überhaupt kein Englisch. Dann wird es durch zusätzliche Englischstunden möglichst rasch auf ein Niveau gebracht, dass es dem Unterricht folgen kann. «Wir motivieren die Eltern, dass die Kinder in ausserschulischen Aktivitäten ihr Deutsch anwenden sollen», ergänzt die Schulleiterin. Die Natur kommt nicht zu kurz: Im Schulprogramm steht auch Waldpädagogik und Kindergarten im Wald. Stolz ist man auf das Öko-Projekt Urban Farming, wo Fisch und Gemüse mit minimalstem Energieaufwand in einem Container gezüchtet wurden. «Der Ertrag wurde gleich in der Schule verwertet», erinnert sich Viki Stiebert. Geboten wird Unterstützung für Kinder, die Lernschwierigkeiten haben, oder für Kinder, die besonders begabt sind. «So
Die Zurich International School Die Zurich International School (ZIS) ist eine Tagesschule für Kinder zwischen 2 und 18 Jahren. Unterrichtssprache ist Englisch. Bis zur 10. Klasse erhalten alle Kinder Deutschunterricht und können auch Französisch oder Spanisch lernen. Die ZIS ist auf fünf Standorte verteilt: Die Vorschule (3 bis 5 Jahre) mit knapp 100 Kindern ist in Kilchberg. Der Kindergarten und die Primarstufe (5 bis 11 Jahre) in
Wädenswil beherbergt 490 Kinder. Die Mittelstufe (11 bis 14 Jahre) ist in Kilchberg und wird von über 280 Schülern besucht. Die Oberstufe (14 bis 18 Jahre) befindet sich in Adliswil (440 Schüler). Neu gibt es in Wädenswil eine Spielgruppe für 2- bis 3-Jährige, in der nur Englisch gesprochen wird. Die Schule ist selbstragend: Die Jahresgebühren machen etwa 30 000 Franken aus. Stipendien gibt es keine. (gs)
können wir für jedes Kind einen eigenen Lernweg anbieten.» Elternmitarbeit wird grossgeschrieben. Zum Samichlaus backen die Mütter Grittibänze. Jede Klasse hat zwei sogenannte Klassenmütter. «Die Kinder werden an Schweizer Bräuche herangeführt», sagt Stiebert: Samichlaus, Fasnacht und Räbeliechtli, das werde durch das Deutschlehrer-Team organisiert und in der ganzen Schule gefeiert. Rund 15 Prozent der Kinder hätten einen Schweizer Pass, drei Viertel davon eine zweite Nationalität. Mit dem Wissen, das in der ZISUnterstufe vermittelt werde, könne ein Kind ohne Probleme an eine Schweizer Schule wechseln, sagt Stiebert. Auch nach dem offiziellen Tagesschulprogramm bis 15.30 Uhr werden viele Aktivitäten bis 17.30 Uhr angeboten. Insgesamt 90 Prozent der ZIS-Primarschüler nehmen daran teil. Neben der Hausaufgabenbetreuung gibt es Sport, zum Beispiel Fussball oder Karate, Kochen, Kunst- und Werkunterricht, aber auch weiteren Sprachunterricht wie Schwedisch, Holländisch oder Hebräisch.
ZUR PERSON Viki Stiebert ist Jahrgang 1965, verheiratet und hat zwei Töchter. Sie ist in Neuseeland geboren und aufgewachsen, hat dort auch studiert. Berufliche Stationen waren Deutschland, Schottland und Österreich. Seit sechs Jahren leitet sie die ZIS in Wädenswil. Warum sie, nachdem sie einige Jahre an einer internationalen Schule in Wien unterrichtet hat, hierher gewechselt hat? «Die Zurich International School hat international einen sehr guten Ruf.» (gs)
WEISS DER GUGGER
VON SUSANNE HOFMANN
Der Fuchs und die Fähe
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er Fuchs, ein Wort, bei dem viele Assoziationen spielen. Mit dem Fuchs verbinden wir Gefahr, Verlust, aber auch Schläue, Hinterlist und Gewitztheit. Und mit Fähe? So wird die Füchsin in Jägerkreisen genannt. Mit Fähe könnten wir Sorge um den Nachwuchs, Jungenaufzucht im geschützten Bau, Futter suche für die nimmersatten Jungen und deshalb Mäusefangen verbinden. Füchse sind jedoch, entgegen der landläufigen Meinung, überhaupt keine Einzelgänger, sondern leben in Familienverbänden zusammen. Bei der Familie Fuchs beteiligen sich beide Partner an der Jungenaufzucht. Es kommt sogar vor, dass der Fuchs die Fütterung übernimmt, wenn die Fähe verunfallen sollte.
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er bei offenem Fenster schläft, kann im Winter die Füchse nachts hören. Wenn sie sich zur Ranzzeit zur Paarung treffen wollen, rufen sie sich mit ihrem heiseren Gebell. Ihre Lautäusserungen ähneln einem
Illustration: Toni Masafret
kurzen trockenen Husten. Wer sie als Fuchsrufe erkannt hat, wird sie nicht mehr mit menschlichen Lauten verwechseln. Zu anderen Zeiten sind höchstens die Jungfüchse beim Herumtollen und Spielen mit Jaulen, Bellen und Knurren zu hören. Wer einen Garten oder einen ebenerdigen Sitzplatz hat, traf bestimmt schon Spuren an, die auf die Anwesenheit von Füchsen schliessen liessen: verschleppte Schuhe, die eigentlich vor der Haustür stehen bleiben sollten, oder Kotwürstchen, die gut sichtbar im Freien abgesetzt wurden. Die Hinterlassenschaften des Fuchses riechen viel intensiver als Katzendreck. Sie werden gerne auf erhöhten Strukturen platziert, auf Gartenplatten, Steinen oder Holzstümpfen. Von solch prominenten Plätzen aus verteilt sich ihr Geruch viel besser, so grenzen sie ihr Revier ab. Auch ihre gezielt gesetzten Harnduftmarken verspritzen sie aus demselben Grund.
F
Moderne und relaxte Unterrichtsatmosphäre: Schulleiterin Viki Stiebert und Schülerin Millie Dowling. Bild: Michael Trost
UMFRAGE
Was gefällt Ihnen an der Schule? Stefanie George 38, Horgen
Auch ich bin erst seit zwei Jahren an der ZIS, denn ich lebte vorher in Stuttgart. Ich arbeite gern an internationalen Schulen, weil ich die internationale Atmosphäre mag. Hier unterrichte ich Deutsch als Fremdsprache. (gs)
Lilly Switzer 8, Wädenswil
Ich gehe in die dritte Klasse. Ich bin seit zwei Jahren an der Schule. Die Lehrer mag ich, weil sie sehr freundlich sind. Ich habe einen kanadischen Pass, lebte vorher in Singapur und habe hier schon gute Freunde gefunden. (gs)
Keryn Dowling 36, Thalwil
Ich bin CurriculumKoordinator, das heisst, ich mache die Lehrpläne für die Schule. Meine Arbeit gefällt mir, weil ich Kinder gern habe, und mir sagt die Art und Weise zu, wie hier an dieser Schule unterrichtet wird. (gs)
Katie Sasso 8, Wädenswil
An der Schule ge fallen mir besonders die vielen Aktivitäten. Ich besuche sehr gern den Töpferunterricht. Im Jazz Dance proben wir gerade für die «Nussknacker»-Aufführung. Ich bin da eine Schneeflocke. (gs)
üchse erobern sich Lebensräume auch in Siedlungen und Städten, wo sie genügend Nahrung und Unterschlüpfe für sich und ihren Nachwuchs finden. Füchse sind Nahrungsopportunisten und vertilgen alles, was sie sich jagen oder ergraben können: Mäuse, Mäusejunge in ihren Grasnestern, Regenwürmer, Früchte, Hasen, Kaninchen, Vögel und ihre Eier. Sie lieben es auch, Komposthaufen nach Leckerbissen zu durchwühlen. Ihre Fresstouren gleichen oft Kontrollgängen, auf denen sie die immer gleichen Routen ablaufen. Wehe, sollte einmal die Tür zum Hasenstall vergessen gehen oder der Hühnerstall versehentlich offen bleiben. Wie gesagt, Füchse sind Opportunisten oder auf gut Deutsch: Gelegenheits-Ergreifer.