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100 JAHRE GENFER AUTOSALON Eine Rückschau von 1923 – 2024

2024 fand der 91. Genfer Automobilsalon statt, über 100 Jahre reicht seine Geschichte zurück.

Text: Bruno von Rotz

Bilder: Automobil Revue Archiv, Max Pichler, Daniel Reinhard

Einen Genfer Automobilsalon gab es bereits im Jahr 1923, bis zum Zweiten Weltkrieg fand er 16 Male statt, nach dem Krieg dauerte es bis 1947, bis die Tradition mit der XVII. Internationalen Automobil-, Motor- und Fahrrad-Ausstellungen im Genfer Palais des Expositions wieder aufgegriffen wurde. Bundespräsident Philipp Etter erinnerte in seiner Salonansprache damals daran, welch herrliche Mission das Automobil zu erfüllen habe.

Richtig international wurde der Genfer Autosalon zunehmend ab den Fünfzigerjahren, als die grossen Autohersteller begannen, in der Schweiz Weltpremieren zu feiern. So wurde der Fiat Nuova 1100 in Genf vorgestellt, aber auch der BMW 502 V8, der Fiat 600, der Jaguar E-Type, der Mercedes-Benz 230 SL, der Citroën SM, der Lamborghini Countach oder der Porsche 928, um einige wenige Beispiele zu nennen.

Die Besucherzahlen stiegen von von knapp über 200’000 nach dem Krieg bis auf über 700’000 in den Nullerjahren, Tausende von Journalisten versuchten jeweils, bereits an den Pressetagen alle Neuheiten zu fotografieren und zu dokumentieren.

Die Veränderungen in der Welt hinterliessen immer wieder ihre Spuren am Autosalon, Wirtschaftskrisen oder Erdölmangel wirkten sich sofort auf die Autohersteller und ihre Produkte aus

Im neuen Jahrtausend drehten immer mehr Hersteller dem traditonellen Autosalon den Rücken und Covid gab den grossen internationalen Autosalons den Rest. Trotzdem fand 2024 in Genf wieder ein Autosalon statt, deutlich kleiner und mit vergleichsweise wenigen Anbietern, aber immerhin.

Marken kamen und gingen

Wer über die knapp über hundert Jahre Autosalon in Genf schaut, der kann viele Veränderungen in der Anbieterlandschaft mitverfolgen. Gab es noch in den Zwanzigerjahren durchaus auch international erfolgreiche Schweizer Automarken wie Martini zu bewundern, gehörten die Nachkriegssalons primär den importierten Autos. Die Briten konnten 1956 noch das grösste Markenportfolio – AC, Alvis, Armstrong-Siddeley, Arnolt-Bristol, Aston Martin, Austin, Austin-Healey, Bentley, Bristol, Daimler, Ford, Hillman, Humber, Jaguar, Lagonda, MG, Morgan (nicht vertreten in Genf), Morris, Riley, Rolls-Royce, Rover, Standard, Sunbeam, Triumph, Vauxhall und Wolseley –zeigen, spätestens in den Achtzigerjahren gab es nur noch gut eine Handvoll britische Marken zu sehen in Genf. Andere Nationen hatten übernommen und waren wichtiger geworden, voran die japanischen Autohersteller

Kommende und gehende Trends rund um das Automobil Am Genfer Autosalon liessen sich die Trends beobachten und mitverfolgen, ob es sich nun um die kurze Zeit der Kleinstautos, das Aufkommen des Kombi, die Entwicklung günstiger Sportwagen, die Tuning-Welle, Allrad für alle oder den Bugg y-Boom handelte. Auch die technologische Entwicklung konnte über die Jahrzehnte hautnah mitverfolgt werden, so etwa das Aufkommen der Elektronik ab den Sechzigerjahren, Sicherheitseinrichtungen wie ABS oder Airbags ab den Siebzigerjahren oder die Verbreitung des Turboladers ab den Achtzigerjahren. Und im neuen Jahrtausend begann dann natürlich das Elektromobil dem traditionellen Wagen mit Verbrennungsmotor den Rang abzulaufen.

Die grossen Zeiten der Spezialkarosserien und Carrossiers

In den Vierziger- und Fünfzigerjahren nahmen die Karosseriebauer eine wichtige Rolle ein. Sie zeigten ihre Kreationen auf den Fahrgestellen namhafter Autobauer und auch die Schweiz hatte in diesem Bereich einiges zu bieten. Jedes Jahr boten Graber, Langenthal, Worblaufen, Beutler oder Ghia Aigle interessante und elegante Automobilkreationen für die Vermögenden jener Zeit. Während die Schweizer Anbieter sich schon in den Sechzigerjahren aus dem Geschäft der Spezialkarosserien zurückziehen mussten, weil die selbsttragende Bauweise es ihnen schwer machte, individuelle Aufbauten zu gestalten, blieben die italienischem Carrozzieri und Designer wie Bertone,

Pininarina oder Italdesign dem Genfer Autosalon treu und zeigten Jahr für Jahr aufsehenerregende Konzeptfahrzeuge und Showcars. Sie waren ein Grund, warum der Salon auch im neuen Jahrtausend nicht an Interesse verlor

Rasante Entwicklung der Präsentationstechnik

Parallel zur Technik im Auto entwickelte sich auch die Ausstellungstechnik. Wurden die Autos in die Fünfzigerjahren einfach Seite an Seite hingestellt, wurde ein optisch attraktiver Aufbau des Stands in den Sechzigerjahren immer wichtiger. Die Anbieter überboten sich gegenseitig in kreativen Standbauten und ab den Siebzigerjahren nahmen Bildschirme einen immer grösseren Teil der Ausstellung ein, bis sie in der Neuzeit zu riesigen LCD-Bildwänden wuchsen und die Autos fast ein wenig in den Hintergrund drängten. Wurde die Technik in den Fünfziger- oder Sechzigerjahre vor allem mit Schnitt- modellen präsentiert, übernahmen Computeranimationen diese Rolle in der Neuzeit. Die Beleuchtungstechnik machte die Hallen immer mehr zum Tage, stellte die perfekte Ausleuchtung der Exponate sicher. Wichtig in der Entwicklung des Genfer Autosalons war auch der Umzug aus den Räumen in der Stadt Genf hinein in die modernen Palexpo-Hallen beim Flughafen Cointrin im Jahr 1982. Mehr Platz und mehr Parkplätze wurden damit möglich, obschon der Salon auch hier schon bald wieder aus allen Nähten platzte.

Der Oldtimer am Autosalon Schon früh erkannten die Aussteller in Genf den Wert der Tradition. Sie zeigten neben ihren Neuheiten auch einstige Modelle. Und immer wieder wurden Sonderschauen und Rückblicke organisiert, etwa auf die 24 Stunden von Le Mans oder wichtige Epochen des Automobilbaus.

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