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Aktuelle Ausstellungen in der Kunstsammlung Jena
| AUSSTELLUNG |
Bildproduktionen
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DIE KUNSTSAMMLUNG JENA widmet sich in ihren aktuellen Ausstellungen zum einen dem poetischen Schaffen des Filmkünstlers Sven Johne, zum anderen der ikonografischen Bildgewalt von 60 Jahren Plattencovern.
Reflektionen zum Zustand der Welt
Sven Johne ist 1976 in Bergen auf Rügen geboren und aufgewachsen. Neben politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen Themen stellt er als Künstler immer wieder solche Fragen ins Zentrum, die als spezifisch ostdeutsch verhandelt werden. Nicht nur die Transformation einer Gesellschaft, das Verschwinden eines ganzen Landes, steht im Mittelpunkt seiner Werke, sondern auch zahlreiche persönliche Schicksale. Johne betreibt Feldforschung in vermintem Gelände und dreht fiktionale Reportagen, die den ›Osten‹ als eine Art Modellregion vorstellen.
Seine Filme sind dabei direkt,
sparsam im Einsatz der Mittel und dennoch — oder gerade deshalb — von einer poetischen Kraft, die Worten und Bildern Raum gibt, ideologi»An den Wissower Klinken ist schen Freiraum. eine schöne Sinfonie hängen Johne ist zutiefst geblieben, jubelte einst Brahms. politisch, aber Diese Felsen sind vor ein paar zugleich so ro-
Jahren ins Meer gerutscht. Es mantisch, dass er gibt sie nicht mehr. Aber es gibt die dystopischen noch immer die Sinfonie. Sie Verspannungen beginnt dramatisch, fast ein der Gegenwart bisschen wie Filmmusik.« erträgt. (Aus: Vom Verschwinden, 2022, »Vom Verschwinden«, die
Video; Text: Sven Johne / aktuelle AusstelAnton Rieloff) lung der Kunstsammlung Jena ist — neben der fotografischen Folge »Following the Circus« (2011) — den Filmen des Künstlers gewidmet. Gezeigt werden neun Filme Sven Johnes, unter denen »Elmenhorst« (2006) der älteste und »Vom Verschwinden« (2022) der neueste ist.
SVEN JOHNE: Elmenhorst, 2006, HD Video
Wenn Sven Johne den Zustand der Welt reflektiert, soziale Spannungen untersucht und Identitätsfragen prüft, konfrontiert das vor allem mit den dramatischen Veränderungen, vor denen wir stehen. In der Art der Umsetzung seiner ›Bildproduktionen‹ überwindet er dabei den Stand persönlicher Betroffenheit und nicht bewältigter Ohnmacht. Er setzt eine Form poetischer Präzision frei, deren Tiefe sich aus dem produktiven Miteinander von Sehen und Fühlen speist. (fgo)
Sven Johne: »Vom Verschwinden. Filme und Fotografien« noch bis 05.03.2023, Kunstsammlung Jena www.kunstsammlung-jena.de
Weit mehr als nur Schutzhülle
Schallplattencover sind Ikonen der Populärkultur, die unsere Geschichte geprägt und in Bilder gebracht haben. Sie wecken Erinnerungen, lassen Songs und Melodien wieder aufleben und eröffnen zugleich ein Panorama von Stilen und Musikrichtungen, Neuorientierungen und Experimenten. Punk und Pop, Rock und Heavy Metal, Funk und Folk und vieles andere mehr finden in den Covern ihren Ausdruck.
Nachdem die ersten Schallplattencover lediglich als Schutzhüllen für den empfindlichen Inhalt gedient hatten, entwickelte sich die Cover-Gestaltung ab den 1960er Jahren zunehmend zum Marketinginstrument. In diesem Zuge griff man auch gern auf bildende Künstler zurück, darunter Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Richard Hamilton und Gerhard Richter. Triebfeder dieser Entwicklung waren oft die Musiker selbst, die durch ihre vorherige Ausbildung Kontakt zu Kunstakademien hatten, wie etwa Roger Waters (Pink Floyd), Peter Gabriel (Genesis), Pete Townshend (The Who) oder Keith Richards (Rolling Stones). Die Cover sollten demnach oft auch der Erhebung des gesellschaftlichen Status’ der Musiker dienen. Offensichtlich wird diese Intention in den zahlreichen Rückgriffen auf die bildende Kunst, wenn etwa Gemälde von Rembrandt, Manet, Géricault oder Tizian verarbeitet wurden.
Die Ausstellung »Vinylikonen. 60 Jahre Plattencover« in der Kunstsammlung Jena zeigt Schallplattencover von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart und bietet einen Überblick über diese besondere Form der Ästhetik. Von Kult bis Kitsch und von AC/DC bis Frank Zappa kann die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte bis zur Gegenwart durchstreift werden. Nicht unerwähnt dabei bleibt die hiesige Vinylkultur, die neben Covern der DDR auch aktuelle Erscheinungen der überaus regen Musikszene Jenas aufnimmt. (fgo)
THE VELVET UNDERGROUND & NICO, 1967 — Gestaltung: Acy Lehmann, Andy Warhol
»Vinylikonen. 60 Jahre Plattencover« noch bis 05.03.2023, Kunstsammlung Jena www.kunstsammlung-jena.de
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