1 minute read

Vorwort

Next Article
Brot & Spiele e.V

Brot & Spiele e.V

34

UKRAINE

Advertisement

Das ukrainische Kino ist vielseitig, eigenständig und hat eine lange Geschichte, die auf Kinopioniere wie Dziga Vertov zurückgeht. In den letzten acht Jahren wurde das Thema des andauernden Krieges mit Russland in den gerühmten Neuerscheinungen wie Valentyn Vasyanovychs REFLECTION, der 2021 erstmals in Venedig gezeigt wurde, Alina Gorlovas IDFA-2020-Gewinner THIS RAIN WILL NEVER STOP, der Cannes-Premiere 2019 HOMEWARD von Nariman Aliev, aber auch in kommerziellen Veröffentlichungen wie CYBORGS: HEROES NEVER DIE (2017) ausführlich behandelt.

Nach den Jahren der Dokumentation des Krieges in allen möglichen Genres – als Familiensaga, Roadmovie, visuelle Kunst oder dunkle Komödie – wurde von den Filmemacher*innen der Wunsch nach neuen Akzenten im Kriegsfilm artikuliert. Die Dokumentation unmittelbarer Eindrücke verlagerte sich auf die Bewertung der Langzeitfolgen des Krieges, der neu entstandenen kulturellen Konzepte und Rahmen: Im Sportdrama BLINDFOLD (2021) von Taras Dron trauert die MMA-Kämpferin Yulia über den Verlust ihres Verlobten, sucht aber auch nach Möglichkeiten, sich mit der traumatischen Vergangenheit zu versöhnen und weiter zu leben, indem sie sich gegen die von der Gesellschaft eingeführte Rolle der Kriegswitwe auflehnt.

UKRAINE 35

Die im selben Jahr erschienene Verfilmung des Theaterstücks BAD ROADS der Theaterautorin Natalya Vorozhbit wurde dafür kritisiert, dass sie zu spät kommt und nicht mit der aktuellen Agenda übereinstimmt. Doch sechs Novellen, die verschiedene Facetten des Krieges zeigen – den Auseinanderfall der Familie, die Verbrechen der (pro-)russischen Armee, den Verlust der Sensibilität für Gewalt und den Verlust des Lebenswerts –, klingen wieder einmal sehr modern.

In diesen Tagen bleibt die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Filmemacher*innen in ihrem Land, um den Krieg zu beobachten und zu dokumentieren. Die meisten Projekte, an denen sie vor dem 24. Februar gearbeitet haben, sind irrelevant geworden oder lassen sich nicht mehr realisieren. Trotz der Tatsache, dass der Krieg acht Jahre lang andauerte, ist jetzt eine Bruchstelle erreicht, nicht nur für die ukrainische Gesellschaft, sondern auch für das ukrainische Filmemachen. Ich bin sicher, dass die Filme, die im Jahr 2023 erscheinen, eine andere Qualität haben werden.

Daria Buteiko

Ukrainian Film Festival Berlin

UFFBERLIN.DE

This article is from: