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Recycling am Bau
Second Life Dort, wo vor zehn Jahren die Feuerwerksfabrik in Enschede in die Luft flog, ist seither ein bemerkenswerter neuer Stadtteil entstanden. Ein Highlight in Roombeek ist die Villa Welpeloo, die zum großen Teil aus Reststoffen und alten, neu verwerteten Baumaterialien aus der näheren Umgebung entstand.
Architektur aus WertsToffen
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Recycling am Bau Das Holz der Fassade stammt von alten Kabeltrommeln. Es wurde wärmebehandelt, um eine bessere Witterungsbeständigkeit zu erlangen.
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ine heftige Explosion erschütterte an einem warmen Nachmittag im Mai 2000 die niederländische Stadt Enschede, nahe der deutschen Grenze. Die hiesige Feuerwerksfabrik war nach einem Brand mit einem verheerenden Knall in die Luft gegangen. 23 Menschen wurden getötet, mehr als 1 000 verletzt und ein großer Teil des Stadtteils Roombeek in Schutt und Asche gelegt.
Insgesamt 42,5 Hektar wurden komplett verwüstet.
Neuer Stadtteil mit Geschichte Nach dem Unglück beauftragte die Stadt den Architekt Pi de Bruijn damit, einen neuen städtebaulichen Plan für Roombeek zu entwickeln. Dabei sollte zum einen die Geschichte des Viertels berücksichtigt, zum anderen die Bevölkerung
Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus dem Stahl einer alten Textilmaschine. Sie wurde komplett demontiert und die Einzelteile zum Stahlskelett der Villa Welpeloo zusammen gesetzt.
aktiv beteiligt werden. Das Ergebnis dieser Arbeit ist mit Preisen ausgezeichnet und heute eines der beliebtesten Stadtteile in Enschede. Zu seiner besonderen Atmosphäre trägt bei, dass Relikte seiner von der Textilindustrie geprägten Vergangenheit, wie zum Beispiel etliche alte Wassertürme, bis heute erhalten und mit neuen modernen Akzenten kombiniert wurden. Zehn Jahre nach der Katastrophe
N e u a u s A lt
Die große Halle im Erdgeschoss ist eine Mischung zwischen Wohnzimmer, Essplatz und Ausstellungsbereich. Hier zeigen die Sammler die Arbeiten von Nachwuchskünstlern. Die Halle ist eher ein halböffentlicher Bereich. Oberhalb der vier Stufen, auf der Ebene der Küche beginnt nach Angaben der Hausherrin der private Teil des Hauses.
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Die Küche liegt etwas erhöht im Vergleich zur Halle. Sie besteht aus wiederverwendeten Werbe- und Schaltafeln, aus denen auch alle übrigen Einbaumöbel im Haus gefertigt wurden, wie zum Beispiel die Schränke und Regale im Atelier der Bauherren gleich neben der Küche.
W i e d e r v e r w e n d e n i s t f ü r U n s n o r mal
ist der Ort der Verwüstung nicht wieder zu erkennen – die Wunden im Stadtbild heilen langsam. Unter anderem entstand im Südosten Roombeeks ein Viertel mit besonders repräsentativen Einfamilienhäusern, die zum Teil von international renommierten Architekten entworfen wurden. In dieser illustren Nachbarschaft steht auch die Villa Welpeloo, ein modernes dreigeschossiges Flachdachgebäude mit rustikal anmutender Holzfassade und großen Glasflächen.
Das Haus besteht zu über 60 Prozent aus Recyclingmaterial
Die Hebebühne wurde bereits beim Bau de Hauses verwendet, um Materialien zwischen den Geschossen zu befördern – heute nutzt ihn die Bauherrin zur Kunst
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Das Besondere an dem neuen Heim eines kunstverliebten Paares ist aber nicht nur die schlichte und dennoch raffinierte, lichtverwöhnte Architektur des Gebäudes, sondern dass es zu über 60 Prozent aus Industrieabfällen aus der Region um Enschede gebaut wurde. Die Fassade besteht aus dem Holz alter Kabeltrommeln, die tragende Stahlkonstruktion des Hauses wurde aus den Einzelteilen einer alten Textilmaschine zusammengeschraubt und die Dämmung stammt aus einem alten
Industriegebäude, das in der Nähe abgebaut wurde. Die 2012 Architecten, Jan Jongert und Jeroen Bergsma, arbeiten bereits seit ihrem Studium an Recycling-Architektur und -Design. Die Bauherrin kennt Jan Jongert schon seitdem dieser ein Kind war. „Ich habe einmal zu ihm gesagt: Wenn ich einmal ein Haus bauen sollte, dann sollst du der Architekt sein“, erzählt die Bauherrin lächelnd, um zu erklären, wie sie und ihr Mann mit den Rotterdamer-RecyclingArchitekten zusammentrafen, um dieses ungewöhnliche Projekt zu verwirklichen. Die Bauherren strebten von Anfang an ein Haus in moderner Architektur an. Dass sie nun in einem Recycling-Haus wohnen, scheint sie immer noch mit einer Mischung aus Überraschung, Begeisterung und Stolz zu erfüllen. „Unsere Generation ist ja eigentlich damit aufgewachsen, Materialien wiederzuverDer Flur im Obergeschoss ist die Bibliothek und erschließt die Schlafzimmer. Hinter der Tür links im Bild liegt der Scherenlift, der das Obergeschoss mit der Küche verbindet. 02/03-2011
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Daten & Fakten ENTWURF UND AUSFÜHRUNG: Villa Welpeloo von 2012 Architekten Kruiskade 6, 3012 EH, Rotterdam Niederlande Fon +3110 4664 444 www.2012architecten.nl
J Ed e s S t ü c k d e s h a u s e s h a t e i n e e i g e n e gE s c h i c h t e
wenden“, erklärt die Bauherrin,„ es ist normal für uns.“ Beim Bau ist Recycling aber bei weitem noch keine Norm. So mussten die Architekten, um brauchbares Alt-Baumaterial für die Villa zu finden, erst einmal systematisch eine RohstoffLandkarte erstellen, auf der eingezeichnet wurde, wo welche Materialien zu bekommen waren. Die Architekten unterzogen die Auswahl dabei einer genauen ökologischen Bilanzierung: Die Second-HandHolzfassade verursachte zum Beispiel nur rund fünf Prozent der CO2-Emmissionen, die bei einer vergleichbaren Fassade aus neuem Material angefallen wäre. Zwölf Prozent sind es bei der Stahlkonstruktion.
BAUWEISE: Stahlskelettbau mit Holzfassade aus regionalen Recyclingmaterialien; Fassade: Kabeltrommeln; Tragwerk: ehemalige Textilmaschine; Dämmung: aus einem Abrissgebäude aus der Umgebung; Flachdach, EPS-Dämmung; Edelstahlfenster; Küchenmöbel und Einbauschränke aus ehemaligen Werbeschildern und Schaltafeln.
WOHNFLÄCHE: EG 135 m2, DG 78 m2 BAUKOSTEN: Auf Anfrage beim Architekten
Garage Abst. 14
WC 5
Studio 27
Küche 15
Wohnen/ Essen 44
Halle 22 Windfang 8
Gast XX
e r dg e s c h o s s
Second-Hand zum Neupreis Bei den Baukosten konnten solch hohe Einsparungen leider nicht verwirklicht werden: Da es sich um ein Vorzeige-Projekt handelt, waren die Aufwendungen für die individuelle Aufarbeitung der Recyclingmaterialien vergleichsweise hoch, was die niedrigen Anschaffungskosten wieder amortisiert hat. ab
Flur 20
Schlafen BAD BAD 4 19 16 wohnen/essen 44,5
Ich war mal ein Kaffeebecher: Die Kunststoffoberflächen im Bad bestehen aus ehemaligen Plastik-Trinkgefäßen, die eingeschmolzen und zu Platten verarbeitet wurden.
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WC XX
Fotos: Allard van der Hoek
Auch im Schlafzimmer findet sich die eigenwillige Kombination aus Alt und Neu. Das Bett ist ein Erbstück aus der Familie des Bauherren. Der raumteilende Schrank besteht aus alten Werbetafeln.
ENERGIEVERBRAUCH: Jahresprimärenergieverbrauch 133 kWh/m2a
O B ERg e s c h o s s
BAD 10
Schlafen 21
Anschriften Seiten 94-95
Vor dem Schlaf- und Badezimmer der Hausherren befindet sich ein großer Balkon, von dem aus sich ein schöner Blick nach Süden Richtung Down-Town-Enschede bietet.
TECHNIK: Fernwärmeheizung, Grauwassernutzungsanlage vorbereitet.