Rundbrief Sommer 09

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Freie Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum Sektion für Sozialwissenschaften RUNDBRIEF

Die Revolution sind wir! Das Wesen der „Geistigen Stiftung“ Ethik oder Gier? Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum Veranstaltungsrückblicke Berichte aus der Sektionsarbeit Veranstaltungsvorblick

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Sommer 2009


INHALT Geleitwort Aus der Forschungsarbeit Die Revolution sind wir! Das Wesen der „Geistigen Stiftung“ Ethik oder Gier? Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum

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Veranstaltungsrückblick und Arbeitsgruppen Hochschultreffen der Familienkultur (Kolloquium) Menschenwürde (Kolloquium) Die Herausforderung der Globalisierung Konfliktforschung (Kolloquium) Initiativkreis Ernährung 2009 (Kolloquium) Arbeitskreis Verbraucher Bericht vom Verbrauchertreffen

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Berichte aus der internationalen Sektionsarbeit Indien: Stand der Demeter-Bewegung Indien: Gateway-Zweig in Mumbai Indien: Sadhana Village

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Veranstaltungsvorblick Ins Gespräch kommen – soziale Verantwortung fördern

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Veranstaltungsüberblick

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Hausmitteilungen und Impressum

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Grusswort Liebe Freunde Es ist mir eine Freude, Ihnen diesen neuen Rundbrief vorstellen zu dürfen. Mit Hilfe von Benjamin Kohlhase-Zöllner haben wir es geschafft, einen Rundbrief zu konzipieren, der unserer Arbeit ein neues Gesicht

So hoffe ich, dass mit der

gibt. Der Sektionsbrief soll dazu

neuen Gestalt des Rundbriefes

dienen, ein Gespräch „unter

dieses „Gespräch unter den

den Sektionsangehörigen“

Beteiligten an der Sektion“ eine

zu ermöglichen. Er soll ein

Intensivierung erfahren darf.

Austauschorgan sein für alle Menschen, die weltweit mit

Gerne wünsche ich Ihnen alles

der Sektion in Zusammenhang

Gute für Ihre Arbeit.

stehen. Projekte, Ideen und Arbeitsergebnisse sollten

Mit herzlichen Grüssen

vorgestellt werden können.

Paul Mackay

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Aus der Forschungsarbeit

Die Revolution sind wir! (Joseph Beuys) Individualität als der Quell für soziale Veränderung von Ulrich Rösch

Viele Menschen erschrecken heutzutage, wenn sie etwas von Revolution hören. Soziale Revolutionen bringen meistens nur äußere Veränderungen mit großem Leiden für die betroffenen aber unschuldigen Menschen mit sich. Man muss sehen, dass Revolutionen meistens dadurch verursacht wurden, dass nötige Veränderungen nicht rechtzeitig auf evolutionärem Wege stattgefunden haben.

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Entwicklungen gehen ihren Weg! Ähnliches geht aus Ähnlichem hervor. Manchmal gibt es Stauungen oder Stockungen, dann braucht es wieder Sprünge. Konservative oder phlegmatische Menschen fürchten heftige Veränderungen. Manchmal muss sich der Organismus aber bei Stauungen wehren, damit nicht ganze Organe absterben. Und so meint Beuys, dass unser sozialer Organismus dringender Veränderungen benötigt, damit er nicht ganz in seiner Totalität zugrunde geht.

Veränderung sein. Dazu kommen muss aber das „wir“! In der modernen Zeit kann der Einzelne nicht mehr autokratisch und solitär handeln, sondern immer nur in Abstimmung mit den anderen Menschen. Eine solche Evolution wäre die Grundlage für ein gesundes Zusammenleben.

Beuys weist mit seinem Multiple „La rivoluzzione siamo noi“ darauf hin, dass wirkliche Transformation nur vom Menschen ausgehen kann. Der Mensch selbst kann nur der Quell für eine menschengemäße

Unser soziales Leben ist in eine tiefe Krise gekommen. Die Finanzkrise ist davon nur ein äußeres verdichtetes Phänomen. Alles schreit nach Veränderung. Bestehendes ist aber träge und möchte verharren. Wo sind


die Vorbilder, das Neue zu gestalten? Damit wir das Neue finden, bedarf es zunächst einmal Zukunftsbilder, Visionen. Diese dürfen nicht willkürlich und spekulativ sein. Sie müssen einem klaren und vertieften Denken entspringen. Das aber bedarf einer willensmäßigen Anstrengung in unserem Denken. Der Begriff, die Idee, als Grundlage unserer Vision sozialer Prozesse und Gestaltungen muss von jedem einzelnen individuell auf dem Schauplatz des je konkreten Bewusstseins hervorgebracht werden. Diese unabdingbare Voraussetzung, um unsere Welt zu einer besseren zu machen, ist schon schwer genug – doch nicht ausreichend. Hinzukommen muss die Verständigung mit einer genügend großen Zahl von Menschen, damit eine neue Idee wirksam werden kann. Man könnte sagen: Zu dem erkenntnismäßigen Erfahren des gesetzmäßig Wirkenden muss ein künstlerischkreativer Prozess des freien Entwerfens sozialer Möglichkeiten hinzukommen. Dieser künstlerische Prozess kann aber nicht vom Einzelnen vollzogen werden, sondern nur in der Gemeinschaft, einem Kollegium, einer Assoziation freier Individualitäten. Hier kann und muss die Soziale Plastik wachsen, ein erneuerter, erweiterter Kunstprozess. So hätten wir uns also auf den Weg zu begeben von der Sozialwissenschaft zur Sozialen Kunst, d.h. wir müssen den Wissenschaftler durch den Künstler in uns ergänzen. Darin können wir die Beuyssche Nachfolgeschaft antreten. Er kann uns da als eines der bedeutendsten Vorbilder in der neueren Zeit gelten. Damit sind wir bei der Sozialen Kunst. Die bestehenden sozialen Verhältnisse,

die menschlichen Beziehungen und Organisationen sind das plastische Material, mit dem der Künstler zu arbeiten hat und deren Gesetzmäßigkeiten er selbstverständlich kennen muss. Die „schöne“, künstlerische, soziale Form ist es, die es zu schaffen gilt. Die sozialen Fähigkeiten, die wir uns erworben haben, entsprechen dem handwerklichen Können des Künstlers. Die Idee, nach der wir hinarbeiten, entspringt den Gesetzmäßigkeiten des Sozialen. Es bedarf jedoch der künstlerischen Intuition, mit den anderen Menschen gemeinschaftlich, zum rechten Zeitpunkt, das Richtige zu tun. So können im Zusammenwirken freier Individuen der soziale Organismus oder Teile davon als Kunstwerk erscheinen. Nicht darum geht es, ein „Utopia“ zu schaffen, sondern die Welt nach ihren Gesetzmäßigkeiten so umzugestalten, dass sie den „schönen Schein“ (Schiller) einer

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dem Menschen erhält.

würdigen

Gesellschaft

So findet man Beuys‘ politische Aktionen in vollständiger Übereinstimmung mit diesem Freiheits- und Sozialimpuls. Besonders durch sein Wirken auf der Dokumenta 1972 in Kassel wurde der Zusammenhang mit der damals beginnenden neuen Dreigliederungsbewegung, den „Demokratieund Dreigliederungsimpulsen“ deutlich. Angeregt durch diese Begegnungen mit den Vertretern des Achberger Dreigliederungszentrums beschäftigte sich Joseph Beuys nun auch mit dem bedeutenden Goetheanisten und Mitglied der Dornacher Freien Hochschule, Wilhelm Schmundt, dem er anlässlich des Jahreskongresses 1973 in Achberg begegnete. Eigenständig erforschte dieser die Wirklichkeit des sozialen Organismus. Klar und eindeutig zeigte er sich als Platoniker, der ganz in seinen erlebten Ideengefügen beheimatet war. Phänomenologie statt Ideologie war sein Grundsatz. Sein Grundwerk „Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt“ wurde durch Herbert Witzenmann, dem Leiter der Sozialwissenschaftlichen Sektion und Vorstand am Goetheanum, als Studienmaterial der Freien Hochschule herausgegeben. Viele der treuen anthroposophischen Sozialkundler fanden Schmundts Arbeiten viel zu eigenständig und nicht mit ihrem eigenen Ansatz und ihren Vorstellungen übereinstimmend. Ganz anders Beuys, der von Anfang an die Bedeutung dieser goetheanistisch-sozialwissenschaftlichen Arbeiten Wilhelm Schmundts verstand. Er verehrte ihn als „unseren großen

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Lehrer“. Seinen Brief an den „lieben, sehr verehrten Wilhelm Schmundt“ endet er „In nicht nachlassender Liebe zu Ihnen und Ihrem Werk, stetig Ihr Joseph Beuys“. Das Beuyssche Werk lässt sich nach 1973 ohne Berücksichtigung dieser entscheidenden Begegnung mit Schmundt nicht richtig verstehen. Die Tafel zeigt die Verbindung Beuys‘ zu den Ideen der Dreigliederung und wie er gerade in der Kunst, dem künstlerischen Gestalten die Grundlage für die Kapitalbildung sah. Aber auch die – heute wieder ganz aktuelle, in die öffentliche Diskussion getretene – Trennung von Arbeit und Einkommen findet ihren Niederschlag in der Tafel: Arbeit kann und darf nicht bezahlt werden. „Wenn also bezahlt werden muss, dann muss mit Kunst bezahlt werden; es muss mit dem erweiterten Kunstbegriff, der identisch mit dem erweiterten Ökonomiebegriff ist, bezahlt werden. Und wenn nur mit diesem Kapital (siehe Tafel) bezahlt werden kann, muss es mit Menschenwürde und Menschenrecht bezahlt werden.“ Der soziale Organismus entwickelt sich. Er macht Verwandlungen, Metamorphosen durch. So hat er sich von der Tauschwirtschaft zur Geldwirtschaft und schließlich zur Fähigkeitenwirtschaft gewandelt. Die Produktion findet ausgehend von den individuellen Fähigkeiten in umfassender Zusammenarbeit statt. Das Wirtschaftsleben hat sich zu einem „integralen System“ (Eugen Löbl) entwickelt. Innerhalb des Wirtschaftslebens haben wir es ausschließlich mit Waren- und Werteströmen zu tun. Dem sozialen Glied des Wirtschaftslebens steht gegenüber das Geistesleben, welches im Wesentlichen


Ausschnitt aus einer Tafel von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler – Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus“, die am 23. März 1978 in Achberg entstanden ist. auf den menschlichen Fähigkeiten beruht. Dazwischen liegt das dritte Gebiet, das Rechtsleben. Dort soll nur das allgemein Menschliche, nicht das Individuelle, nicht das Kollektive wirken. In diesem und durch dieses Rechtsgebiet muss die Menschenwürde geschützt werden. Das Geld vermittelt die Rechtsprozesse in den wirtschaftlichen Vorgängen. Es hat in der heutigen Zeit keinen Warencharakter mehr, es wird von den Zentralbanken in einem

freien Vorgang geschöpft. Der geschöpfte Kredit wird über die Kreditbanken als kurzfristiger Kredit an die Unternehmen zur Finanzierung der Produktion weitergegeben und somit zum Unternehmerkapital. Es fließt durch die Einkommen aller Mitarbeiter in den Konsumbereich und wird dort zur Berechtigung, alle produzierten Waren und Dienstleistungen am Markt zu kaufen. Da sich der Geldkreislauf im modernen Wirtschaftsleben zu einem

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geschlossenen System entwickelt hat, muss das Bankensystem dafür sorgen, dass alles herausgegebene Geld innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens wieder zurückfließt, so dass der Kreislauf wieder geschlossen wird. Schon aus diesen wenigen Andeutungen kann deutlich werden, dass das Geld ein reines Rechtsdokument geworden ist. Überall dort, wo das Geld Warencharakter annimmt, muss es die sozialen Zusammenhänge behindern. „Dadurch aber, dass das Geld ein wirkliches Wirtschaftsobjekt geworden ist, spiegelt es wirklich etwas Imaginäres den Menschen vor, und indem es so wirkt, tyrannisiert es zu gleicher Zeit die Menschen.“ (Rudolf Steiner: Soziale Zukunft, Dornach 1977, S. 50). Das dritte soziale Gebiet, das Rechtsleben, beinhaltet also alles das, was nicht unmittelbar mit der kreativen menschlichen Individualität zu tun hat und nicht mit der Zirkulation der wirtschaftlichen Werte. Es ist der Bereich, der jeden Menschen in gleicher Weise betrifft, darum nur das allgemein Menschliche zur Wirksamkeit kommen soll. So sieht man durch das unbefangene Studium der Phänomene, dass sich der soziale Organismus in der neueren Zeit zur Dreigliederung entwickelt hat: Erstens haben wir den Bereich, der es mit den Fähigkeiten des Menschen zu tun hat, die ganz an seine Individualität gebunden sind, das Geistesleben. Das, was der einzelne aus seinem persönlichen Schicksal mit auf die Erde bringt, kann auch nur aus dem einzelnen Bewusstsein beurteilt werden. Hier darf nur eines zum sozialen Prinzip werden: die Freiheit, „die Selbstbestimmung eines jeden Tätigen aus der Erkenntnis des

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Notwendigen heraus“ (Wilhelm Schmundt: Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberg 1982, S. 44). Dem gegenüber steht das Gebiet, in dem es um die Verwirklichung sozialer Initiativen geht, das Wirtschaftsleben. Freie Angebote der Produzenten werden hier beurteilt durch gemeinschaftlich handelnde Konsumenten. Rudolf Steiner spricht hier von Assoziationen. Die Zusammenarbeit bringt die Warenwerte hervor, die immer auf andere Menschen gerichtet sind. Hierin verwirklicht sich in objektiver Weise das Prinzip der Brüderlichkeit. Dazwischen steht der ganze Bereich des Vereinbarens, Verpflichtens, Berechtigens, das Rechtsleben. Aus dem Prinzip der Freiheit, die wir aus dem Wesen der Individualität jedem Menschen zugestehen müssen, erfolgt konsequent, dass für die Rechtssphäre das soziale Prinzip für jeden in gleicher Weise Gültigkeit haben muss und somit die Gleichheit hier Grundbedingung sein muss. Hier müsste ein neuer Begriff von „Unternehmereigentum“ gebildet werden, der es dem Unternehmer ermöglicht, seine freie Initiative, seine Kreativität mit den entsprechenden Produktionsmitteln auszustatten. Er kann im Rahmen seiner Beauftragung durch die Assoziation selbstverantwortlich darüber verfügen. Die Produktionsmittel dürfen nicht willkürlich verkauft oder vererbt werden, der Begriff des privaten Eigentums entfällt – dieser macht im modernen Wirtschaftsleben keinen Sinn. Der zweite sinnwidrige Begriff ist Profit als Wirtschaftsantrieb. Der Überschuss


der Einnahmen über die Ausgaben kann kein Verfügungsrecht über irgendeinen Wirtschaftswert begründen. Es kann also das Erzielen eines solchen Gewinns nicht

Wirtschaftsleben herausgehoben werden in die Sphäre des Rechtslebens. Jeder Mensch hat Recht auf ein Einkommen, damit er ein menschenwürdiges Auskom-

die Absicht sein, so wie dies die heutige Wirtschaft aus ihren tauschwirtschaftlichen Begriffsbildungen heraus praktiziert. Diese kann nur sein, qualitativ hochwertige Waren mit möglichst wenig Aufwand an Arbeit und Ressourcen für den Bedarf der Konsumenten unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen zu erzeugen. An die Stelle des materiellen Anreizes wird das Interesse am anderen, bedürftigen Menschen treten können. Dazu bedarf es aber der Vermittlung von Einsichten in den Gesamtzusammenhang der sozialen Verhältnisse, welche selbstverständlich alle Menschen auf der Erde einschliessen.

men hat. Nur dann kann er seine Fähigkeiten den Mitmenschen in Freiheit zur Verfügung stellen.

Lohnarbeit ist der dritte Begriff, der noch aus der mittelalterlichen, tauschwirtschaftlichen Begriffswelt herrührt. Damit stehen die wichtigsten sozialen Konflikte und Probleme der Industriegesellschaft in Verbindung. Die Forderung von Karl Marx: Arbeitskraft darf nicht zur Ware werden, resultiert aus diesen überkommenen Lohnarbeitsverhältnissen. Der moderne Mensch fühlt sich dadurch, dass seine Arbeitskraft zur Ware wird, in seiner Menschenwürde verletzt. In Wirklichkeit ist das Einkommen-Geben an die Mitarbeiter und an den Unternehmer selbst, überhaupt kein Wirtschafts-, sondern ein reiner Rechtsvorgang. Eine Bezahlung der Arbeit widerspricht der modernen Unternehmenswirtschaft. Also kann es sich nur darum handeln, allen Mitarbeitern im Rahmen des sozialen Ganzen ein gerechtes Einkommen zu gewährleisten. Der Vorgang des Einkommen-Gebens muss aus dem

Man sieht, wie sich aus dem gewandelten Kapitalbegriff weite Konsequenzen ergeben. Es handelt sich nicht darum, Verbesserungsvorschläge zu machen, wie man das heutige Leben etwas humaner gestalten könnte. Es geht darum, Prozesse, die überall schon geschehen, mit den wesensgemäßen Begriffen zu schildern. Hat man jedoch einen solchen gewandelten Kapitalbegriff zur inneren Erfahrung gebracht, so kann sich daraus eine umfassende volkspädagogische Bewegung ergeben, die bei einer breiten Öffentlichkeit Verständnis findet. Joseph Beuys ging mit großem Beispiel voran! Erst wenn eine genügend große Zahl von Menschen aus solchen neuen Einsichten und Begriffen heraus die Gestaltung der Welt in die Hand nehmen wird, werden wir eine Gesundung der sozialen Verhältnisse erfahren können. Es kann sich nicht darum handeln, einen paradiesischen Zustand anzustreben, sondern die Krankheitsherde unserer Gesellschaft zu heilen, damit sich der soziale Organismus seinem Wesen entsprechend in einer gesunden Weise entwickeln kann. Alle Menschen, die daran aktiv mitwirken, sind Mit-Gestalter, MitKünstler an der Sozialen Skulptur.

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Auf der Tafel „Kunst = Kapital“ findet man den Geldkreislauf in erweiterten Zusammenhängen.

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Anhang von Ulrich Rösch in „Was ist Geld?“, FIU-Verlag Wangen Unter diesem Titel zeichnet Beuys einen Pfeil von der Kunst zur Ökonomie und darunter den gegenläufigen Pfeil, wobei er die wechselseitige Abhängigkeit kennzeichnet. Darüber erläutert er, indem er schreibt: „Kunst – Gestaltung – Kreativität = Arbeit“. Damit zeigt Beuys seinen Arbeitsbegriff auf. Die Arbeit urständet im Kreativitätspotential des Menschen. Sie wird tätig in den Unternehmen, um die Natur zu verwandeln, sodass sie ein konsumierbares Gut wird. Einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt erhält diese Tafel dadurch, dass die demokratische Zentralbank hier als Herzorgan gezeichnet wird (mitte/links). Beuys verbindet damit auch eine neue physiologische Anschauung, die im Goetheanismus begründet ist, welcher das Herz als ein Harmonisierungsorgan und keinesfalls als Pumpe ansieht. So ist die Zentralbank nie als hierarchisches Organ zu verstehen, das Geld nach eigenem Gutdünken in die Wirtschaft hineinpumpt, sondern sie stellt sich als ein reines Regulierungsorgan dar. Die Bewegung des Geldes wird durch die Initiative der Menschen hervorgerufen. So schreibt Beuys bei den Unternehmungen (rechts daneben) dass es die „Fähigkeiten“ der Menschen sind, die kreditiert werden. Sie werden auch als das „Produktionskapital“ bezeichnet. In diesem Bild finden wir ebenfalls die Produktions- und Konsumtionsseite, die durch eine horizontale Linie angedeutet ist. Links unterhalb der Zentralbank steht der Begriff „Rechtsdokumente“.

Das Geld ist kein Wirtschaftswert mehr, sondern ein Element des Rechtslebens geworden. Beuys zeichnet auf der Produktionsseite die verschiedensten Arten von Unternehmungen, charakterisiert durch geometrische Figuren, darunter die „Natur“ in ihren vielfältigen Formen. Die Menschen ergreifen in gemeinschaftlicher Produktion mit ihren Fähigkeiten die Naturgrundlage und verwandeln sie zu Konsumgütern. Der Begriff „Lohn-Arbeit“ wird von Beuys mit einem dicken „X“ durchgestrichen; er ist Vergangenheit. Heute geht es um „Trennung von Arbeit und Einkommen“. Das eine ist die Tätigkeit im wirtschaftlichen Bereich, das andere ein Rechtsanspruch. Ganz unten auf der Tafel erwähnt Beuys den tschechoslowakischen Wirtschaftswissenschaftler Eugen „Loebl“, der eine Zeitlang Präsident der Staatsbank in Bratislava war und der in seinen Untersuchungen dargestellt hat, dass sich die gesamte Produktionsseite heute zu einem integralen System entwickelt hat. Die in den Unternehmungen hergestellten Konsumgüter fließen auf den Markt (rechts/oben: „Schwelle“ u. großes „M“). In die „Preise“ der Waren muss all das Geld einkalkuliert werden, das an die Unternehmungen innerhalb eines Währungsgebietes herausgegeben wurde. An der Schwelle des Marktes werden die produzierten Güter dem Wirtschaftskreislauf entnommen, das Geld fließt zu den Unternehmen zurück. Es muss jetzt aber dafür gesorgt werden, dass das Geld – so Beuys – „ohne Beziehung zu irgendeinem Wirtschaftswert“ (mitte/oben) zur demokratischen Zentralbank zurückkommt.

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Über dem Herzorgan des modernen Geldkreislaufes schreibt Beuys den Namen des Goetheanisten Wilhelm „Schmundt“, den er als „unseren großen Lehrer“ verehrt hat.

Gerade neu erschienen: Die zweite Auflage der Podiumsdiskussion

WAS IST GELD? Joseph Beuys diskutiert mit einem Finanzwissenschaftler (Prof. Werner Ehrlicher), einem Alternativ-Wirtschaftler (Prof. Hans Binswanger) und einem Alternativ-Banker (Freiherr von Bethmann). Der Band enthält einen erläuternden Text von Ulrich Rösch: Zum Geld- und Kapitalbegriff von Beuys – Man kann Joseph Beuys erst verstehen, wenn man ihn schon verstanden hat. 104 S., Taf.-Zeichn. - 24 x 20 cm ISBN: 978-3-928780-00-1 Im FIU-Verlag Wangen, €uro 19

Dieser Artikel ist ein Beitrag für die Tagung im Threefold Educational Center in Chestnut Ridge (NY) USA „Inner Transformation and Social Renewal“ vom 8. - 11. August 2009.

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Aus der Forschungsarbeit

Vom Wesen einer „Geistigen Stiftung“ von Peter Gutland I. Vorwort Im November 2006 wurde im Troxler-Haus Wuppertal nach mehrjähriger Vorbereitung die Troxler-Haus-Stiftung gegründet als ein Instrument zur Zukunfts-Sicherung der Arbeit mit und für Seelenpflege-bedürftige Menschen. Das ist angesichts der erkennbaren Absichten des Staates, sich, zumindest teilweise, aus der Finanzierung der sozialen Arbeit in Deutschland zurück zu ziehen, ein Akt der Überlebenssicherung. Sollte diese ungünstige Prognose nicht eintreffen, stellt die Stiftung ein Instrument dar, das die bestehende staatliche Finanzierung erweitern könnte für die Bedürfnisse, die aktuell nicht oder nur unvollständig genehmigt werden, und deren Finanzierung durch ein ebenfalls zurückgehendes und schwankendes Spendenaufkommen nur partiell realisiert werden kann. Durch breite Unterstützung und eine Erbschaft, ist das Stiftungsvermögen in zwei Jahren zu einem beachtlichen Umfang angewachsen. Dies dürfen wir aber nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern als Ansporn betrachten, das Interesse möglichst vieler Menschen anzuregen, an dem weiteren Wachstum mitzuarbeiten. Matthias Reichert, ein langjähriger Freund des Troxler-Hauses und Mitglied von Trägerrat und Stiftungskuratorium, gab uns die Anregung, neben der „äußerlich“

errichteten und wirksam werdenden TroxlerHaus-Stiftung – eine „Geistige Stiftung“ zu gründen. Alles physische Geschehen hat seinen Ursprung im Geistigen. Aus dieser Erkenntnis sollte versucht werden, der Stiftungsgründung eine geistige Grundlage zu schaffen, die geistige Realität anzuerkennen und zu würdigen. Doch: Was ist eine „Geistige Stiftung“? Die folgenden Überlegungen sind erste Versuche, dies zu verstehen. Sie müssen ergänzt und weiterentwickelt werden. Zuvor werden die Begriffe „Stiftung“ sowie „Geld“ kurz dargestellt, um dann zu versuchen, daraus Antworten zum Thema abzuleiten. II. Was ist eine Stiftung Fragt man: „Was ist eine Stiftung?“ so findet man im Lexikon die Antwort: „Zuwendung von Vermögenswerten zu einem vom Stifter bestimmten Zweck.“ Das Grundprinzip der meisten Stiftungen ist

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deutlicher beschrieben: „dass Vermögen bzw. Vermögenswerte von einer oder mehreren Personen (auch juristischen Personen wie Unternehmen oder Einrichtungen) hingegeben, d.h., „gestiftet“ werden. Dieses Stiftungsvermögen soll dann gewinn-bringend eingesetzt/angelegt werden, um Erträge zu erzielen. Der oder die Stiftungsgründer legen in der Stiftungssatzung fest, wie und wofür die Erträge zu verwenden sind. Zusätzlich ist dort bestimmt, welche Personen hierüber die Entscheidungsbefugnis erhalten bzw. wie und durch wen diese Entscheidungsträger (Stiftungsorgane) zu bestimmen sind.“ Wenn über Verwendung der Erträge gesprochen wird, impliziert dies, dass mit dem gestifteten Vermögen Gewinne erzielt werden sollen. Der Begriff „Vermögen“ umfasst unterschiedliche Arten von Eigentum (neben Geld, also Liquidität z.B. Immobilien, Grundstücke, Aktien, Anlagen etc.), die auch alle in eine Stiftung eingebracht werden können. Hier wird ausschließlich auf die Vermögensart „Geld“ geschaut, da dies eine häufige Art der Stiftungskapitalbildung darstellt und die Betrachtungen auch auf die anderen Vermögensarten übertragen werden können. Bevor auf den Begriff „Geld“ eingegangen wird, soll die Entwicklung von Stiftungen dargestellt werden, um einen umfänglichen Eindruck vom Thema zu erhalten. III. Die Stiftung in ihrer Entwicklung „Stiftungen hat es immer gegeben. Die Stiftungsgeschichte beginnt mit den Kultstiftungen der Antike. Träger der antiken

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Stiftungen waren gleichsam die Götter selbst. Ihnen wurden die Tempelschätze geweiht. Mit ihnen wollte man sich durch Schenkungen vereinigen. Eine „Verweltlichung“ des Stiftungsgedankens erfolgte durch die römische Denkungsart. Diese verband mit Stiftungen bereits den Wohlfahrtsgedanken und den Gedanken der Mildtätigkeit.“ (1) Stiftungen entwickelten sich dann weiter (besonders im kirchlichen Zusammenhang gewannen sie große Bedeutung) durchs Mittelalter bis in die neuere Zeit und fanden auch notwendigerweise ihren Raum in der Rechtssprechung. Sie hatten aber hier wie da lange Zeit keine wirkliche gesellschaftliche Bedeutung. Das änderte sich gegen Ende des auslaufenden 20. Jahrhunderts. „Nachdem das Stiftungsrecht über viele Jahre ein Schattendasein geführt hatte, kam in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre der Stein zur Modernisierung des Stiftungsrechts ins Rollen“ (2) Das „Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung von Stiftungen“ im Jahre 2000, das „Gesetz zur Modernisierung des Stiftungsrechtes“ 2002, und dann ganz besonders im Herbst 2007 das „Gesetz zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“ (2) haben den Rahmen und die Anreize für eine deutliche Zunahme von Stiftungsgründungen geliefert. „Die Zahl der jährlichen Neugründungen ist von 200 Stiftungen im Jahr 1990 auf rund 800 jährlich angestiegen.“ (3) Immer wieder werden Neugründungen einer Stiftung bekannt, die sich mit dem Namen einer als sehr reich geltenden Persönlichkeit verbinden wie z.B.: Bill Gates, Warren Buffet oder in Deutschland


Peter Schnell. Interessant ist hierbei die Ähnlichkeit der Beweggründe: „82 % der Stifter geben an, dass die Gründung einer Stiftung einen konkreten äußeren bzw. situativen Anlass hatte, zum Beispiel das Erleben von Notsituationen, den Zufall eines Vermögens, das Vorbild anderer, das Erkennen sozialer Ungleichheit oder das Erreichen fortgeschrittenen Alters.“ (4) Betrachtet man aber die Zahl der Personenstifter, also Menschen, die mit ihrem Vermögen, oder einem Teil davon, eine Stiftung gründen, so muß man diese Zahl als relativ gering bezeichnen, wenn man berücksichtigt, dass beispielsweise 2004 in Deutschland 800.000 Millionäre lebten. Eine mögliche Erklärung wäre, dass es an Wissen über Möglichkeiten und Wege mangelt. (s. Krelhaus) „Die Zahl der Stiftungsneugründungen durch einzelne Personen nimmt nach Aussage der Bertelsmann-Stifterstudie dagegen deutlich ab. Der Stiftungsboom ist demnach kein Stifterboom.“ (2) Dagegen ist ein zahlenmäßiger Anstieg von Stiftungsgründungen durch Unternehmen, Körperschaften und öffentlichen Einrichtungen zu verzeichnen. Bei allen unbestreitbaren Erfolgen und positiven Auswirkungen der Stiftungen gibt es auch Kritikpunkte. Eine solche Kritik richtet sich gegen die Dauer von Stiftungen. „Dass Stiftungen „für die Ewigkeit“ gemacht wurden und werden sollten, das galt und gilt im deutschen Stiftungswesen und Stiftungsrecht, basierend auf kirchenrechtlichen Vorgaben, als ausgemacht, wenngleich diesbezüglich Aufweichungstendenzen unübersehbar

sind. ...Der Rechtsgedanke dahinter ist einleuchtend: Stiftungen wurden ursprünglich von Todes wegen errichtet, häufig zugunsten oder verwaltet von einer schon bestehenden „moralischen Person“ (Kirche, Gemeinde, Kloster o.ä.)“ (5) Die „ewige“ Dauer von Stiftungen begründet sich in Deutschland aus dem BGB, ist aber unter Rechtsgelehrten nicht mehr unangefochten, d.h., die Diskussion hierüber hat begonnen. Festzuhalten ist, dass besonders in den letzten Jahren die Zahl von StiftungsGründungen stark zunimmt und der Gesetzgeber, besonders in den letzten zwei Jahren, dies insbesondere durch die deutliche Erhöhung der Steuervorteile unterstützt. Ist seit dem Römischen Reich der Stiftungsgedanke mit Wohlfahrt und Mildtätigkeit verbunden, so erweitert sich langsam (notwendigerweise?) die Zielrichtung von Stiftungszwecken. Thomas Jorberg stellt fest: „Dabei ist es längst keine neue Erkenntnis mehr, dass sowohl die staatlichen Systeme als auch das System der kapitalorientierten Marktwirtschaft zunehmend außerstande sind, die nichtmateriellen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. In den folgenden drei Lebensbereichen ist weder der Markt noch zunehmend auch der Staat wirklich leistungsfähig: 1. Kunst, Kultur, philosophisch-religiöse Entwicklung und Bildung 2. Solidarität, soziales Miteinander sowie Gesundheit und Pflege 3. Pflege und Schutz der Natur.

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Auch die Kirchen der Lage, dieses auszugleichen. Und Eigenverantwortung

sind nicht mehr in zunehmende Defizit genau hier setzt die der Menschen, das

auch der „Ort des Geldes“, Geld wurde aufbewahrt, bewertet und der Handel nicht unmaßgeblich beeinflusst. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurden die Tempel

bürgerschaftliche Engagement ein, bei dem das Stiftungswesen eine entscheidende Rolle spielt. …..Es findet „Investition“ in Kultur, Soziales und Umwelt noch in viel zu geringem Maße statt.“ (6) Wenn man die sozialpolitischen Signale und die damit einhergehende Erhöhung der steuerlichen Anreize durch den Staat kritisch betrachtet, muß die Frage erlaubt sein, ob auf politischem Feld langfristig an einen Umbau des Sozialstaates gedacht wird, dass sich der Staat ganz oder teilweise aus der Finanzierung der sozialen Aufgaben zulasten der Stiftungen zurückziehen will. Das würde ein ganz anderes Licht auf die eigentlich zu begrüßende, staatliche Unterstützung der Stiftungsgründungen werfen. Das ist aber nicht unser Thema. Kommen wir nun zum Begriff des Geldes sowohl allgemein als auch aus geisteswissenschaftlicher Perspektive.

dann durch die Banken abgelöst. Im alten Orient durchaus verbreitet, war es im christlichen Europa verboten, Geldgeschäfte zu machen und Zinsen beim Geldverleihen zu nehmen. (kanonisches Zinsverbot) Bis ins späte Mittelalter wurde aus diesem Grunde „die Geldleihe“ fast ausschließlich von Juden betrieben. Die Handelstechnik bzw. Buchhaltung fand ihre erste, wenn man so sagen darf, wissenschaftliche Bearbeitung durch den Venezianer Mönch Luca Paccioli 1494, um sich dann immer weiter zur Volks- und Betriebswirtschaft, also einer Wissenschaft, zu entwickeln. (7) Sehr schnell wurde dabei auch der Zins als Wirtschaftsfaktor entdeckt und ist heute „frei von aller Moral“. Von den vielen großen Denkern seien stellvertretend genannt: Adam Smith (1723 – 1790, Begründer der klassischen Nationalökonomie) und J.M. Keynes (18631946, Hauptwerk: „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und Geld“). Sie alle machen Produktion, Geld und Handel zu einer Wissenschaft.

IV. Was ist Geld? Im Rückblick auf die Geschichte der Menschheit wird deutlich, dass wir sehr wenig aus der Zeit wissen, die mehr als fünftausend Jahre zurückliegt, dennoch können wir sagen, dass es damals noch kein Geld in unserem heutigen Sinne gab. Erste historische Hinweise auf „Vorläufer des heutigen Geldes“ stellen Funde im alten Sumer, Babylon, Ägypten und die Keilschrifttafeln des Hammurabi dar. Die ersten Münzen oder Metallstücke dienten hauptsächlich dem Handel, der Erleichterung des Tauschhandels und den Abgaben an die Tempel. Die Tempel waren

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Diese Wissenschaft schreibt dem Geld die drei Funktionen zu (s. Woll, 1969): allgemeines Tauschmittel Recheneinheit Wertaufbewahrung Zum Abschluß sei noch erwähnt, dass das Geld einen großen Wandel in seiner Erscheinungsform durchmachte. Sind es in den Urzeiten der Menschheit zunächst Metallstücke, kommen im 6./7. vorchristlichen Jahrhundert die ersten


geprägten Münzen in Umlauf. Im späten Mittelalter, von Goethe in seinem Faust sehr prophetisch und zutreffend als gefährlich erkannt, kommt der Geldschein

Gesamtheit, einem sozialen Organismus aus, der eine gewisse Entsprechung im menschlichen Organismus findet (siehe u.a. 6. Anhang in „Von Seelenrätseln“, GA 21).

in die Menschheit. Mit dem Übergang ins Maschinenzeitalter tritt dann das Buchgeld auf, welches den bargeldlosen Geldverkehr eröffnet und im Computerzeitalter darin gipfelt, dass das Bargeld „seinem Ende“ oder seiner Bedeutungslosigkeit entgegenzugehen scheint.

In seiner Darstellung der Evolution der Menschheit und des einzelnen Menschen ist die dazu adäquate, gesellschaftliche Gliederung, die das Wesen des heutigen Menschen geradezu fordert, diese Dreigliederung des sozialen Organismus heute noch nicht erfüllt. Nur durch diese Dreigliederung sei die soziale Not, so Steiner, zu überwinden. Die drei Glieder dieses Organismus definiert er als: - Wirtschaftsleben (Warenproduktion, zirkulation, -konsumption) - Rechtsleben (Staatsleben, Verhältnis von Mensch zu Mensch) - Geistesleben (Kunst, Wissenschaft, Religion, Pädagogik) Die damit verbundene Grundforderung lautet, daß diese drei Glieder völlig autonom und selbstverwaltet ihren Aufgaben nachgehen müssen, wobei Geistes- und Rechtsleben aus den Überschüssen des Wirtschaftslebens finanziert werden. Zu der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ gehört auch eine neue Geldtheorie, L. Vogel nennt sie eine „organische Geldtheorie“. (9) Dieser Geldtheorie liegt die Unterscheidung in

Mit dieser Entwicklung geht die Zunahme einer großen Gefahr einher, vor der nicht nur Steiner gewarnt hat, die aber überwiegend unberücksichtigt blieb. Fern der Zeit, wo die Staaten als Monopolisten der Währung diese noch durch Gold, zumindest teilweise, decken mussten, haben wir heute eine Zeit erreicht, wo ein gigantisches Finanzvolumen in den Maschinen rund um den Erdball „fliegt“, das fern jeder Deckung oder tatsächlichen Produktion steht.

Den Finanzvolumina stehen heute nur noch zum Teil tatsächlich produzierte Werte gegenüber, zum immer größer werdenden Teil bestehen sie aus Illusionen, aus Hoffnungen und Erwartungen, die jederzeit platzen können, wie gerade die jüngsten Ereignisse zeigen. Es soll nun kurz die Geldtheorie als Teil der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ von Steiner angedeutet werden. V. Was ist Geld – geisteswissenschaftlich betrachtet? Ab etwa 1917 beginnt Steiner mit der Darstellung der, wie er es nennt, „Dreigliederung des sozialen Organismus“. Darin geht er von der Gesellschaft als einer

- Kaufgeld - Leihgeld - Schenkungsgeld zugrunde, verbunden mit der Forderung, dass das Geld altern und „sterben“ muß, ebenso, wie die produzierten Waren nach einer gewissen Zeit verderben. Steiner warnt eindringlich vor der „Illusion Geld“ und davor, „Geld mit Geld“, also ohne

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tatsächliche Produktion, zu verdienen. Durch die heutige Verquickung und Einflussnahme der Wirtschaft auf den Staat und das Geistesleben, sowie des Staates auf

Was ist also eine „Gemeinschaft“? Der Begriff „Gemeinschaft“ wird heute von Philosophie, Soziologie oder im kirchlichen Zusammenhang unterschiedlich definiert.

das Wirtschaft- und Geistesleben, herrscht große soziale Not, und diese wird durch das falsche Geldverständnis, der Faszination der Geldillusion, immer größer werden. Was z.B. die Bodenschätze eines Landes für seine Wirtschaft bedeuten, das bedeutet ein freies Geistesleben, die Entwicklung der Fähigkeiten der Menschen, für den sozialen Organismus, also die Gesellschaft. Wird dieses Geistesleben durch Fördergelder oder Forschungsaufträge korrumpiert oder durch staatliche Regelungen eingeengt, kann es sich nicht frei entfalten und seiner Aufgabe gerecht werden – der soziale Organismus, die Gesellschaft, erkrankt, es entsteht soziale Not. Unter Berücksichtigung derartiger Gesichtspunkte könnte die Mittelverwendung einer Stiftung den anfänglichen Beginn zur „Befreiung des Geisteslebens“ darstellen. Bevor im letzten Kapitel ansatzweise versucht werden soll, eine Antwort auf die Frage: - „Was ist eine geistige Stiftung?” zu geben, muß ein letzter, wichtiger Aspekt dargestellt werden.

Man unterscheidet z.B. Gruppen und Schichten von Menschen, je nachdem wie, wozu, für wie lange sie zusammengekommen sind (z.B. Familie, Nachbarschaft, Partei, Schule, Beruf, Verein usw.). Im Sprachgebrauch wird der Begriff vielfältig benutzt, die Unterschiede sind selten deutlich oder bewußt. Ist eine Ehe, Familie oder ein Freundeskreis eine Gemeinschaft? Kann die Belegschaft einer Firma Gemeinschaft genannt werden? Ist eine Gruppe von Menschen, die z.B. aus höchster Not gerettet wird, damit eine Gemeinschaft? Lievegoed (10) unterscheidet zusammenarbeitende Menschen, die in ihrer Arbeit von der Anthroposophie ausgehen, nach den Arbeitsfeldern

VI. Warum „Wesen“ einer Stiftung? Diese Ausführungen gehen davon aus, dass, wenn Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu wirken, um z.B. die Stiftungsziele zu erfüllen, es nicht genügt, dass diese Menschen eine Gruppe bilden. Wenn auf anthroposophischer Grundlage gearbeitet wird, besteht die eigentliche Aufgabe darin, eine „Gemeinschaft“ zu bilden.

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- Institute (Waldorfschulen, heilpädagogische Einrichtungen, Ausbildungen, Kunstausbildungen u.ä.) - Gemeinschaften (Anthroposophische Gesellschaft, Zweige u.ä.) - Organisationen (Produktionsstätten, Verteiler, Geschäfte u.ä.) und engt dabei den Begriff Gemeinschaft zu sehr ein. Gemeinschaft wird hier so verstanden, dass es nicht darauf ankommt, aus welchem Anlaß, zu welchem Zweck oder auf was für eine Dauer Menschen zusammenkommen, dass also eine Definition über Äußerlichkeiten erfolgt. Wann immer Menschen zusammenkommen, bilden sie eine Gruppe und können eine Gemeinschaft


werden. Worauf es ankommt ist, in welcher Gesinnung, mit welchem Bewusstsein sie dies tun, ob sie eine Gemeinschaft, nach anthroposophischem Verständnis eine Geistgemeinschaft, bilden wollen. Um die Geistdimension anzudeuten, mit der hier „Gemeinschaft“ in Zusammenhang gebracht wird, und um zu zeigen, welch hohe Geistwesen daran ihren Anteil haben, muß auf den größtmöglichen Rahmen aus geisteswissenschaftlicher Sicht hingewiesen werden. Im Werk Rudolf Steiners finden wir seine Darstellung der Entstehung der Erde und des Menschen vom alten Saturn, der alten Sonne und dem alten Mond bis zu den allerersten Anfängen der Entwicklungsphase Erde, und wir erfahren, wie da in gewaltigen, kosmischen Vorgängen, geistige Wesenheiten, Wesenheiten der höchsten Hierarchien, sich hingeopfert haben, ihre eigene Substanz hingegeben haben, um den Menschenkeim entstehen zu lassen. Ob es die Throne sind, die die erste „Wärme-Feuer-Substanz“ durch ihr Opfer entstehen lassen, aus der dann die ersten Anlagen unseres heutigen physischen Leibes entstehen, die Cherubim, die die ersten Anfänge unseres heutigen Tierkreises bilden und daraus die menschliche Gestalt veranlagen, bis hin zu den Geistern der Form (Exusiai), die aus dem eigenen Leib die Substanz für unser menschliches Ich hergeben. Auch die Taten der dritten Hierarchie gehören dazu, bis hin zu den Engeln, die seit der atlantischen Zeit die Menschen unterweisen, leiten und noch heute den Menschen (d.h. sein Ich) von Inkarnation zu

Inkarnation begleiten. Wenn man dies alles erfährt, kann uns nur tiefste Dankbarkeit gegenüber diesen höheren Wesenheiten erfüllen. (11) Im Vortrag vom 01. Juni 1908 (12) erfahren wir, dass der Mensch in grauer Vorzeit „noch als ein zu einer Gruppenseele gehöriges Wesen war“. Seit dem Mysterium von Golgatha, wirklich deutlich erst in der Neuzeit, ist unser Ich soweit entwickelt, dass es sich seiner selbst bewusst wird und immer mehr seine Entwicklung selbst übernimmt bzw. übernehmen soll. Vorher geschah all das durch das Wirken der höheren Hierarchien. Wir erfahren dann weiter: „Es wird für die Menschheit immer unerlässlicher werden, das Wesen der Gruppenseele zu begreifen. Denn dieses Wesen der Gruppenseele zu erkennen, wird auch in der rein äußerlichen Entwicklung der Menschheit eine große Rolle spielen.“ Und weiter: Aber dadurch, dass die Menschen sich in freiwilligen Zusammenhängen zusammenfinden, gruppieren sie sich um Mittelpunkte herum. Die Gefühle, die so zu einem Mittelpunkt zusammenströmen, geben nun wiederum Wesenheiten Veranlassung, wie eine Art von Gruppenseele zu wirken, aber in einem ganz anderen Sinne als die alten Gruppenseelen. ... ....… Diese neuen Wesenheiten aber sind vereinbar mit der völligen Freiheit und Aufrechterhaltung der Individualität der Menschen. ...........Je mehr Zusammenhänge gebildet werden, und je mehr da Gemeinschaftsgefühle bei völliger Freiheit ausgebildet werden, desto mehr erhabene Wesenheiten werden zu den Menschen

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heruntersteigen und desto schneller wird der Erdenplanet vergeistigt werden.“ (12) Wir verdanken also der geistigen Welt, den Opfern höherer geistiger Wesenheiten, unsere Erden- und Menschheitsentwicklung. Die Ziele dieser Entwicklung sind „Freiheit“ und „Liebe“. Freiheit beginnt mit dem Interesse an Geistigem. Wirkliche Gemeinschaftsbildung, das Ideal einer karmischen Gemeinschaft, braucht die „Liebe des Nächsten“ von jedem seiner Mitglieder – dann kann sich der soziale Organismus in der richtigen Weise entwickeln und Freiheit entstehen. Steiner definiert „sozial“, wenn wir „die Not des Mitmenschen zum Motiv des eigenen Handelns machen“. Es wird noch lange Zeit dauern, bis wir den Weg unserer Entwicklung allein gehen können. Doch schon heute, mit unserem heutigen Wissen, ist zu berücksichtigen: Die geistige Welt benötigt und wartet auf das Erreichen unserer ErdenEntwicklungsziele. Der Mensch muß geistige Erkenntnis erringen, u.a. die des Wesens der Gruppenseele, und sich wieder mit der geistigen Welt vereinigen. Wir schulden der geistigen Welt Gemeinschaftsbildung, um die Hierarchien zu unterstützen, zur Erde herunterzusteigen und sie zu vergeistigen.

Noch eine weitere Aufgabe wurde uns durch die Mitteilungen unseres Lehrers für die Gemeinschaftsbildung gegeben. Mit einer Gemeinschaft von Menschen, also einem lebendigen Organismus, ist auch immer, so Rudolf Steiner, ein geistiger Organismus verbunden, und so wie ein natürlicher Organismus physische Nahrung

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zum Leben benötigt, so benötigt ein geistiger Organismus „geistige Nahrung“, die durch esoterisches Arbeiten entstehen kann. (13) Fazit: Gemeinschaft, also das Ideal einer Geistgemeinschaft, wird hier verstanden als ein Kreis von Menschen, der in Dankbarkeit und im Bewusstsein der Hilfe aus der geistigen Welt und in Verantwortung für die Entwicklungsziele der Menschheit intensiv und kontinuierlich zusammenarbeitet im Erkenntnisbemühen und in dem Vertrauen, dadurch auch den „geistigen Organismus“ zu ernähren. Das wird angedeutet mit dem Begriff „vom WESEN einer geistigen .....“ Es bleibt die Aufgabe zu erarbeiten, was unter einer „geistigen Stiftung“ verstanden werden kann. Dies ist eine zukunftsorientierte Aufgabe, heute daran zu arbeiten kann nur ein Anfang sein. VII. Geistige Stiftung Zur Gründung einer geistigen Stiftung ist demzufolge eine Voraussetzung, dass die beteiligen Menschen sich bewusst entschließen, eine Gemeinschaft, also eine Geistgemeinschaft, zu bilden. Diese Gemeinschaftsbildung ist primär Aufgabe der Menschen, die in der Stiftung wirken –, ihr können sich auch andere Menschen, z.B. von der „Empfängerseite“ anschließen. Der Stiftung, d.h., den Menschen darin, stellt sich dafür, neben den äußeren Aufgaben der Verwaltung, noch eine weitere Aufgabe. Axel Janitzki fragt in seinem Vortrag „Vom Geist einer Stiftung“: „Gibt es eine Möglichkeit, eine Stiftung aus der rein


seelischen Ebene heraus zu entwickeln in einer Weise, dass sie einen eigenen Geist erhält, der sich unabhängig von der Person des Stifters begründen und weiterentwickeln

entstehen also zusätzliche Erträge, zusätzliche, höhere Fähigkeiten und Erkenntnisse, die wir anderen Menschen, vergleichbar einer Stiftung, zugänglich

kann?“(14) Janitzki kommt dann in seinem Vortrag zum anthroposophischen Schulungsweg und zur Meditation um den „Durchbruch zum Geistigen“ zu schaffen. Er sieht also in der Meditation eine Möglichkeit, die Stiftung von der Person des Stifters zu befreien, damit sie einen eigenen Geist erhalten bzw. diesen finden kann. Dies ist hier nicht das Ziel, – aber der Weg, den er vorschlägt, ist notwendig, um eine geistige Stiftungsgründung zu unterstützen. Sinn einer geistigen Stiftung ist es, eine geistige Parallele zum äußeren Wirken der Stiftung zu finden. Wie dargestellt, wird in eine Stiftung Kapital gegeben, es wird „persönliches“ Eigentum freigegeben, damit Erträge bzw. Gewinne erzielt werden, die anderen Menschen und/ oder Zwecken bzw. unterschiedlichen Zielen zur Verfügung gestellt werden. Nun verfügt jeder Mensch über „geistiges Kapital“, – seine Kenntnisse, Fähigkeiten, Erfahrungen usw. in allen beruflichen und privaten Bereichen. Durch fachliche Fort- und Weiterbildung erhöhen wir unsere Fähigkeiten – durch das anthroposophische Arbeiten, durch die Meditation und den Schulungsweg, erweitern wir diese Fähigkeiten zu „geistigem Kapital“, um dadurch zunehmend bewusster die geistigen Qualitäten (Imagination, Inspiration und Intuition) zu entwickeln, und – wie Lievegoed sagt, – die notwendigen Überschußkräfte – in unser Tun einfließen lassen zu können. Durch geisteswissenschaftliches Bemühen

machen sollten. Zusammengefasst bedeutet das Ideal einer geistigen Stiftung und damit verbunden die Bildung einer Geistgemeinschaft: - durch dieses Tun den Hierarchien für ihr Geschenk an der Menschheit zu danken - Geistgemeinschaften zu bilden, damit erhabene Wesenheiten weiter Anteil nehmen können an der Erdenentwicklung durch gemeinsames Arbeiten Erkenntnisbemühungen zu unterstützen, die Voraussetzung dafür sind, daß sich die Menschheit wieder mit der geistigen Welt verbinden kann - durch dieses Arbeiten am Schulungsweg den geistigen Organismus zu ernähren und Zukunft zu gestalten und es bedeutet: durch das gemeinsame Tun „geistiges Kapital“ zu bilden und es „frei zu geben“, es anderen Menschen zur Verfügung zu stellen. Das führt im Troxler-Haus dazu, dass bewusst an Gemeinschaftsbildung gearbeitet wird und dass Angebote an Fortund Weiterbildung eingerichtet werden für alle interessierten Menschen, nicht zu vergessen unsere betreuten Menschen. Hier, in der Stiftung, strömen Gesinnungen und Gefühle zusammen, um eine freie Geistgemeinschaft zu bilden, die „eine regelrechte Bedingung für das Wirksamwerden der Götter in der Erdenzivilisation und damit ein Mysterienimpuls ist.“ (15) Diese Ausführungen sind erste Gedanken, die als Ansatz verstanden werden wollen, um weiterentwickelt und vertieft zu werden.

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Dazu sind alle interessierten Menschen eingeladen.

Literaturhinweise (1) Axel Janitzki: „Vom Leben einer Stiftung“, Vortrag vom 17.11.2006 anlässlich der Begründung der Troxler-HausStiftung in Wuppertal (2) Bernd Andrick: Editorial in „Die Stiftung, Jahresheft zum Stiftungswesen“ 2. Bochumer Stiftungsrechtstag am 18. Januar 2008 an der RUB in Bochum (3) Axel Janitzki: „Aktuelle Entwicklungen im Stiftungsund Gemeinnützigkeitsrecht“, in Tagungsband des 1. Stiftungsrechtstages an der RuhrUniversität Bochum (4) Lisa Krelhaus: „Die Psychologie des Stiftens“ in Tagungsband des 1. Stiftungsrechtstages an der Ruhr-Universität Bochum am 19. Januar 2007 (5) Klaus Neuhoff: „Zur historischen Herkunft von („ewige“) Dauer und „Nachhaltigkeit“ im Stiftungsrecht“ in „Die Stiftung“ Jahresheft, 2. Stiftungsrechtstag 2008 (6) Thomas Jorberg: „Bürgerschaftliches Engagement durch Stiftungen“ in Tagungsband, 1. Stiftungsrechtstag 19. Januar 2007, Ruhr-Universität Bochum (7) Erich Gutenberg: „Einführung in die Betriebswirtschaftslehre“ 1958 (8) Joachim Luttermann: “Dreigliederung des sozialen Organismus“, Dissertation Göttingen, 1988, Peter Lang Verlag (9) Zu dem Thema Geldtheorie siehe insbesondere: Rudolf Steiner: „Nationalökonomischer Kurs“ (GA 340/341)

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Georg F. v. Canal: „Geisteswissenschaft und Ökonomie“ Lothar Vogel: „Die Verwirklichung des Menschen im sozialen Organismus“ Rudolf Mees: „Was ist Geld?“ Hans G. Schweppenhäuser: „Das Mysterium des Geldes“ Manfred Schmidt-Brabant: „Spirituell verstandenes Bankwesen“ „Wesen und Funktion des Geldes“, Sozialwissenschaftliches Forum, Bd. 3 (10) Bernard Lievegoed: „Über Institutionen des Geisteslebens“ Heft 1, Sonderheft zur Zeitschrift „Seelenpflege in Heilpädagogik und Sozialtherapie“, April 1988 (11) Rudolf Steiner: insbesondere: - Geheimwissenschaft (GA 13) - Welt, Erde Mensch (GA 105) - Ägyptische Mythen und Mysterien (GA 106) - Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung. (GA 110) (12) Rudolf Steiner: „Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen“, (GA 102), Vortrag vom 01.06.1908 (13) Rudolf Steiner: Vergangenheitsund Zukunftsimpulse im soz. Geschehen, (GA 190) (14) Axel Janitzki: Vom Geist einer Stiftung, Vortrag vom 10.04.2002, Kurzfassung in „Die Drei“, Heft 11/2002 (15) Ingo Hoppe: “Die neuen Mysterien“ in „Nachrichten für die Mitglieder“ Gotheanum 06/09


Aus der Forschungsarbeit

Ethik oder Gier? von Pierre Fornallaz

Die Wirtschaftsentwicklung im regellosen und globalen freien Markt ist zwar erfolgreich, aber zugleich zerstörerisch und zukunftslos. Was sind die Ursachen dieser Fehlentwicklung? Meine Antwort: Zwei grosse Geschenke der Schöpfung an die Menschen werden missbräuchlich benutzt und missachtet. Das erste Geschenk: Der Menschheit wurden die Ressourcen der Erde geschenkt: die beschränkten und deshalb erschöpflichen Lager an Wasser, Erzen, Kohle, Erdöl und Erdgas und die unerschöpfliche Energie der Sonne. Der neoliberale Kapitalismus ignoriert weitgehend die Sonnenenergie, beutet dafür rücksichtslos die beschränkten Ressourcen aus. Die Preise sprechen nicht die Wahrheit, weil die Erschöpflichkeit und die sozialen und ökologischen Kosten nicht berücksichtigt werden. Die Menschheit und die Natur werden dadurch auf äusserst effiziente Weise von einer kleinen Minderheit von geldgierigen Geschäftemachern geplündert. Was sind die Fakten? 1992 zeigte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), dass der reichste Fünftel der Weltbevölkerung 82.3 % des Welteinkommens für sich beanspruchte, während sich der ärmste Fünftel mit 1,4 % begnügen musste, also 60

Mal weniger. Hat sich seither die Situation gebessert? Nein, im Gegenteil! Richard Gerster zeigt in seinem Buch „Globalisierung und Gerechtigkeit“, dass 1960 der reichste Fünftel nur 30 Mal mehr beanspruchte, 1990 waren es die oben erwähnten 60 mal mehr und 2000 bereits 80 mal mehr! Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 50 Jahre war also in höchstem Masse unsozial. Die Klimaerwärmung beweist, dass sie ebenso unökologisch war.(1) Wir müssen also feststellen, dass eine entfesselte Geldgier, welche auf falschem Rechnen basiert und unsere Lebensgrundlagen zerstört, weltweite Verarmung, Klimaerwärmung, Hungersnöte und als Letztes die Finanzkrise zur Folge hat. Was kann man dagegen tun? Das zweite Geschenk sollte diesem Zwecke dienen: Der Mensch ist zwar Teil der Natur, aber nicht vollumfänglich von der Biologie bestimmt. Er kann wählen zwischen Egoismus und Willkür oder aber Menschlichkeit. Menschlichkeit ist nicht gegeben, sondern muss kulturell erarbeitet und verankert werden. Alle Menschen haben gleiche Rechte, haben denselben Anspruch auf die Güter dieser Erde. Menschlichkeit heisst auch Schutz der Schwachen. Wir sind also aufgefordert, in Freiheit die Regeln der Ethik zu wählen, an die wir uns halten wollen. Damit schaffen wir Menschlichkeit. Es geht nicht nur darum,

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ein „guter Mensch“ zu sein, sondern vor allem, die Zukunft unserer Nachkommen zu sichern. (2)

befriedigende Kompromisse zuzulassen, sofern sie Schritte in die richtige Richtung sind. Die andern müssten bereit sein, den ethischen Auftrag und die wissenschaftliche

Die zwei Realitäten Wann triumphiert die Ethik über die Gier? Um die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu verstehen, müssen wir uns bewusst werden, dass zwei unvereinbare Realitäten bestehen: - Einerseits die Realität der nachhaltigen Entwicklung, die ethisch und wissenschaftlich abgesichert ist. Die Weltgemeinschaft bekennt sich zu dieser Realität, glaubt aber, in diesem Sinne nicht handeln zu können. - Anderseits die heute ökonomisch praktizierte Realität, die deshalb zukunftslos ist, weil sie auf volkswirtschaftlich falschem Rechnen basiert und langfristig unsere Lebensgrundlagen zerstört. Die Weltgemeinschaft fühlt sich aber gezwungen, entsprechend dieser Realität zu handeln.

Korrektheit einer gelebten nachhaltigen Entwicklung anzuerkennen und deshalb aktiv an der Eliminierung der heutigen zukunftslosen Sachzwänge mitzuwirken. Der Miteinander-Weg Dieser Weg ist sehr anspruchsvoll und nicht vergleichbar mit dem, was heute unter dem Namen Nachhaltigkeit getan wird. Um ein Miteinander zu ermöglichen, muss die Bevölkerung wahrheitsgemäss über die bestehenden Tatsachen und die zu lösenden Probleme orientiert werden. Das ist heute nicht der Fall. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Hochschulen, Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen und Medien sind aufgefordert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu handeln.

Das gemeinsame Ziel muss durch ehrliche Kooperation und Koordination der Anstrengungen der Vertreter beider Realitäten so rasch als möglich verwirklicht werden. Statt gegeneinander anzutreten und aneinander vorbei zu reden, geht es darum, miteinander die Mängel der heute praktizierten ökonomischen Realität ans Licht zu bringen und nach und nach zu beheben.

Politik Realpolitiker können der heute ökonomisch praktizierten Realität in ihrer kurzfristig orientierten Tätigkeit nicht ausweichen. Umso mehr sollten sie den Gegensatz zu den langfristigen Forderungen der ethischen und wissenschaftlich abgesicherten Realität betonen und echte, praktikable Kompromisse auf dem Weg zu einer gelebten Nachhaltigkeit erarbeiten und durchsetzen.

Wie könnte ein Miteinandergehen der Vertreter beider Realitäten gestaltet werden? Die einen müssten bereit sein, die Sachzwänge der heutigen ökonomischen Realität anzuerkennen und auch nicht voll

Wirtschaft Die Wirtschaft ist von der ökonomisch praktizierten Realität abhängig. Sie ist nur dann in der Lage zu handeln, wenn die Mehrkosten der ethischen und wissenschaftlich abgesicherten Realität

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finanziert werden. Der Miteinander-Weg sollte diese Finanzierung nach und nach ermöglichen. Viele KMUs wünschen, Schritte zur praktizierten Nachhaltigkeit ausführen zu können. Grosskonzerne sind weitgehend nur geldgesteuert und nicht in der Lage zu handeln, solange die Aktionäre es nicht fordern. Organisationen der Zivilgesellschaft Die meisten dieser Organisationen vertreten grundsätzlich die ethische und wissenschaftlich abgesicherte Realität, aber sie bekennen sich nicht gerne öffentlich dazu, wahrscheinlich aus Angst, wohlhabende Geldgeber, die vom heutigen System profitieren, zu verärgern. Auch ist es leichter, Menschen zum Geldspenden zu animieren, indem man auf Not und Elend hinweist. Damit wird aber vor allem Reparaturarbeit finanziert für Schäden, die das heutige Wirtschaftssystem verursacht. Viel heikler ist die Aufgabe, wenn man das Fokus auf die notwendige Veränderung des Systems legt, womit sich langfristig Reparaturarbeit erübrigen würde. Kirchen Die Kirchen setzen sich grundsätzlich für Ethik ein, ihre Wahl zwischen beiden Realitäten ist also vorgegeben. Leider weigern sie sich jedoch, angesichts ihrer eigenen Finanzsorgen, die unethischen Aspekte des Gelderwerbs, welches ohne Leistung zugunsten der Gesellschaft erfolgt, zu thematisieren. Die evangelischreformierte Kirche Basel Stadt rühmte sich sogar im September 2000 durch Spekulation an der Börse „als erste und bisher einzige Kirche Europas mit ihren Finanzen neue Wege gegangen zu sein”.

Das Spekulationsgeld ermögliche ihr, Gutes zu tun. Auf die Frage, wieviel Elend das Spekulationsgeld wohl verursacht habe, weigerte sie sich einzugehen. Hochschulen Als Vertreter der Wissenschaft sollten sie unmissverständlich das langfristige Ziel anstreben. Leider versagen sie oft und ziehen es vor, die Argumente der kurzfristigen (und kurzsichtigen) Interessen von Politik und Wirtschaft zu übernehmen. Es wäre aber für die Allgemeinheit äusserst wichtig, eine sowohl geisteswissenschaftlich als auch naturwissenschaftlich kompetente Auskunft über den langfristig unausweichlichen Weg, der zu beschreiten ist, von berufener Seite zu erfahren. Auch hier eine persönliche Erfahrung: Ich habe mit Bezug auf das ETH Globe Magazin Nr.1/07, das sich mit dem Thema „Zukunft Energie” befasst, dem Rektor der ETH geschrieben. Ich habe anhand von drei Beispielen die sehr höflich formulierte Frage gestellt, warum wissenschaftliche Aussagen immer vermischt werden mit Aussagen aus Politik und Wirtschaft, die zwar wissenschaftlich falsch, aber leider realistisch sind. Er antwortete mit einem Einzeiler: Er habe meinen Brief mit grossem Interesse gelesen. Medien Auch in der alltäglichen Berichterstattung wäre es wichtig, klar zwischen den zwei Realitäten zu unterscheiden und falsche Informationen zu vermeiden. So kann man beispielsweise immer wieder lesen oder hören, dass Energien aus unerschöpflichen Quellen leider noch unwirtschaftlich seien oder dass Atomenergie billig sei. Richtig ist, dass die Erstgenannten oft teurer

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erscheinen, weil die heute genutzten erschöpflichen Energien ihre Kosten nicht decken. Atomenergie ist ihrerseits nur deshalb scheinbar billig, weil die Kosten von Entsorgung und Sicherheit ignoriert werden. Der Weg des einzelnen Menschen Mit Ausnahme der Opfer des heutigen Systems, die sich aus Armut diesen Weg gar nicht leisten können, kann selbstverständlich auch jeder einsichtige, überzeugte Mensch handeln. Er muss aber einen anspruchsvollen Weg beschreiten, denn es ist nicht der Weg der Mehrheit. Man muss sich orientieren, Auskünfte suchen, der Werbung widerstehen und vor allem: man muss bereit sein, die Rolle des scheinbar „Dummen” zu übernehmen, der freiwillig höhere, aber echte Preise zahlt, und auf unberechtigte Renditen verzichtet. Gelebte Ethik kostet Geld. Es ist immer billiger, sich egoistisch und rücksichtslos zu verhalten. Man kann diesen anspruchsvollen Weg folgendermassen zusammenfassen: Diejenigen, die es sich leisten können, sollen das verdiente Geld, das sie nicht zum Leben brauchen, in die Realwirtschaft investieren und nicht in spekulative Anlagen. Unter Realwirtschaft verstehe ich eine Entwicklung, welche Lebensqualität schafft, welche die heutigen Probleme mindert oder löst und keine neuen Probleme heraufbeschwört.

Die Rolle des Geldes und der Banken Damit kommen wir zur Rolle der Banken und zur Finanzkrise. Wir verfügen über ein Geldsystem, welches den Austausch von Leistungen

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zwischen Menschen mit verschiedenen Begabungen und Fähigkeiten, aber auch mit verschiedenen Ansprüchen, sehr leicht macht. Leider haben wir dieses System pervertiert und missbrauchen es, um masslose Geldgewinne zu ermöglichen, ohne entsprechende Leistungen zugunsten der Mitmenschen erbracht zu haben. Man spricht gerne von Investoren und vermeidet das ominöse Wort „Spekulant”. Was ist der Unterschied? Der Investor ermöglicht die Entwicklung der oben definierten Realwirtschaft. Er setzt dafür Geld ein, das er nicht für sein Leben braucht, und ist deshalb auch bereit, Verluste in Kauf zu nehmen. Wesentlich ist, dass für die Zukunft wichtige Entwicklungen stattfinden oder mindestens angestrebt werden. Dagegen versuchen Spekulanten nur ihr Vermögen zu vergrössern, ohne eigene Leistung zugunsten der menschlichen Gesellschaft und unter Ausbeutung der ärmeren Menschen und/oder der Natur. Die Banken müssen sich auf ihre Grundaufgabe konzentrieren: die Finanzierung der Realwirtschaft, welche Leistungen zugunsten der ganzen Gesellschaft ermöglicht. Leider haben sie sich im Kasinokapitalismus zu Spekulationszentren entwickelt. Spekulative Geldgewinne ohne Leistung, die nur den Reichen möglich sind, haben in den letzten 30 Jahren gewaltig zugenommen. Im Jahre 1975 dienten noch 50 % der globalen Kapitalverschiebungen von 20 Milliarden $ pro Tag der Bezahlung von Waren und Diensten in der realen Wirtschaft. Die andern 50 % waren spekulativer Natur. Im Jahr 2000, 25 Jahre später, betrugen


die globalen Kapitalverschiebungen das Hundertfache, nämlich 2000 Milliarden $ pro Tag. 98 % davon waren reine Spekulation auf leistungslose Gewinne und

nur aus Vergleichen unter geldgierigen Managern. Sie haben mit Verdienst und Leistung nichts zu tun.

nur 2 % dienten der realen Wirtschaft. Der bekannte Finanzfachmann Bernhard Lietaer stellt fest: „Die reale Wirtschaft ist nur noch Dekoration auf dem Spekulationskuchen”. (3)

Der Lösungsweg Der Weg aus den Problemen, welche die wirtschaftliche Fehlentwicklung geschaffen haben, ist vorgezeichnet:

Entsprechend haben sich die Managerbezüge in Banken und Konzernen entwickelt. Ich spreche ausdrücklich von Bezügen und nicht von Verdienst, denn im Begriff Verdienst ist das Wort „Dienst” enthalten. Leistungsunterschiede ergeben sich aus angeborenen und erworbenen Fähigkeiten, sowie aus dem Willen und der Kraft, diese Fähigkeiten in den Dienst eines Unternehmens und/oder der Gesellschaft zu stellen. Diese Leistungsunterschiede rechtfertigen Verdienstunterschiede von etwa 1 : 5. Als lobenswerte Beispiele seien zwei erfolgreiche Unternehmungen angeführt. Die Alternative Bank Schweiz (ABS) weist bei einem Jahresumsatz von rund 800 Millionen Franken eine Spanne vom tiefsten zum höchsten Lohn von 1 : 3.1 aus. Die Metallbauunternehmung E. Schweizer AG weist bei einem Jahresumsatz von 124 Millionen Franken eine Spanne von 1 : 4 aus. Die Spanne bezieht sich auf das Verhältnis vom tiefsten Vollzeitlohn zum Durchschnittslohn der Geschäftsleitung.

Die Menschheit und insbesondere die reiche Minderheit der Menschheit, die handeln kann, besinnt sich auf ihren ethischen Auftrag. Die Institutionen beschreiten beharrlich den Miteinander-Weg. Die Ökonomie berechnet Kosten volkswirtschaftlich richtig. Die Banken dienen der Realwirtschaft und verzichten auf das Spekulationsgeschäft und auf Gewinne ohne Leistung. Das schreibt sich sehr einfach, ist aber anspruchsvoll. Sollte man nicht die Finanzkrise als Chance nutzen, um ein System, das versagt hat, endgültig zu verlassen und den Weg in die Zukunft miteinander zu suchen ? Lieteratur: 1.) Richard Gerster, „Globalisierung und Gerechtigkeit”, h.e.p.verlag ag, Bern, 2001 2.) Hans Ruh, Thomas Gröbly, „Die Zukunft ist ethisch – oder gar nicht”, Waldgut Verlag, Frauenfeld, 2006 3.) Bernhard Lietaer, „Das Geld der Zukunft”, Riemann Verlag, 1999.

Wie sind die heutigen Spannen von 1 : 100 bis 1 : 700 in Banken und Konzernen zu rechtfertigen? Sie sind in höchstem Masse unethisch! Sie ergeben sich offensichtlich

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Aus der Forschungsarbeit

Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum von Benjamin Kohlhase-Zöllner

Worauf kommt es heute an? Diese Frage stellt sich mittlerweile überall. Schon mehr als ein Jahr vor der Finanzmarktkrise gab es viele Stimmen, die auf diese Krise hinwiesen. Aber worauf wiesen sie eigentlich genau hin? Diese Stimmen wiesen allesamt darauf hin, dass man dran und drauf war einer grossen Illusion, angefacht durch ein hohes Mass an Begeisterung und Überinterpretation, entgegen zu gehen. Grundsätzlich glaubte man vor der Krise, da nun alles möglich war, auch gigantische Gewinne, ein unbeschwertes Leben mit all seinen Verführungen und Möglichkeiten realisieren zu können. Eine Illusionsblase als Ausdruck eines Vakuums, die stellvertretend einer Sinn-, Werte- und Zielkrise auftrat. Die Krise zieht mehr und mehr Unternehmen und Organisationen in ihren Strudel. Nie in der Geschichte der Menschheit wurden solch gigantischen Finanzwerte zerstört wie im vergangenen Jahr. Die Blase aus Trug- und Wunschbildern ist zerplatzt. Meist bleibt nur noch ein Scherbenhaufen bei vormals glänzenden Unternehmen und Organisationen zurück. Daneben ist aber auch das Feld für Macht eröffnet. Unternehmen gibt es nun teils zu Spottpreisen. Dadurch entsteht eine Chance

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Konkurrenten zu schlucken und der Staat greift ebenfalls teils ordentlich zu. Aber was geschieht eigentlich? Vielleicht lässt es sich bildlich besser verstehen. Es erscheint wie das Wechselspiel zweier grosser Mächte. Dieses Wechselspiel ist ein natürlicher Vorgang, der jedoch nur in Krisen starke Schwankungen ausweist. Vergleichbar ist das Wechselspiel mit dem Rhythmus zwischen Winter, Frühling, Sommer und Herbst. Diese Kräfte, die einerseits luziferischer, andererseits ahrimanischer Natur entstammen, ringen um den Pol der individuellen Freiheit, der Entwicklung und Leben ermöglicht. In diesem Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut kann man jedoch auch folgende


Bewegungen beobachten. Waren es vor der Krise eher ahrimanische Kräfte, die vor einer Blase warnten und zu mehr Bodenständigkeit und Realitätssinn

nicht zu Ende. Daher wird es wichtig, sich der Frage zu widmen, was für die Zukunft wirklich wichtig ist. Es ist eine Möglichkeit, wie im Winter, zur Besinnung

mahnten, sind es in der Krise nun eher luziferische Kräfte, die davor warnen, jetzt Beratern zu folgen, die nur auf Effizienz, Kostenreduktion und der Frage nach den Kernaufgaben setzen.

zu kommen, nachzudenken und sich der Frage des „worauf kommt es wirklich an“ zuzuwenden.

Welche Kräfte braucht es aber nun? Einerseits braucht die Wirtschaft die luziferischen Kräfte, um überhaupt zur Kreativität zu gelangen und unmögliches möglich zu denken. Andererseits braucht es auch die ahrimanischen Kräfte, um Unmögliches möglich zu machen. Und gerade Krisen auf beiden Seiten stellen immer auch eine Chance für Bewusstseinsund Entwicklungsschritte dar. Steckt eine Wirtschaft in der Depression, braucht es vor allem die luziferischen Kräfte, um wieder aufzustehen und gesund zu werden. Diese Kräfte fragen vor allem nach: Was wäre möglich? Umgekehrt, wenn das Luziferische zu stark geworden ist und krankhafte bzw. ungesunde Züge angenommen hat, braucht es die ahrimanischen Kräfte, die wiederum heilend durch eine Krise ihre Wirkung tun, in dem sie fragen: Was ist wirklich wichtig und gewollt. Und zwischen diesen beiden Kräften ringt der Mensch, aber auch die Wirtschaft, um einen ständig labilen und fluktuierenden, gesunden Zustand. Dieser Zustand des Gleichgewichts, der Balance, ist geprägt und Ausdruck zugleich von grosser Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Heute stehen wir mitten in der Krise. Sie ist vermutlich noch eine ganze Zeit lang

Der Weg zur Antwort auf eine solche Frage geht meist einher mit einem gewissen Leidensweg. In Unternehmen wird zu erst bei Produkten und Leistungen gestrichen, die sich so oder so oft nicht selber trugen, dennoch dazu führten, dass man den Umsatz um ein letztes Quäntchen erhöhen konnte und Leerzeiten ökonomisch nutzte bzw. das Image aufpolierte. Nach diesen ersten Maßnahmen geht’s schon bald an die Substanz – bis zu einem ganz bestimmten Punkt. Dieser Punkt betrifft in erster Linie die Frage der Existenzberechtigung. Dieser Scheitelpunkt kann sich, je nach Beantwortung dieser Frage, zu einem Wendepunkt in zwei Richtungen entwickeln, wieder nach oben oder endgültig nach unten. In diesem Punkt kristallisieren sich jedoch sämtliche Fragen und Werte des Seins, weil es darüber hinaus ein gesunder, ernsthafter, aber auch lebendiger Punkt ist. Es ist eigentlich ein Punkt, an dem man sich zurück erinnern kann an das, was ursprünglich tendiert und gewollt war. Es ist somit eine Rückschauübung, die deutlich machen kann, ob sich der eingeschlagene Weg noch zum gleichen und ursprünglich motivierten Ziel führt oder korrigiert werden muss. Es ist somit auch ein Punkt, in dem es um Wahrheit und Offenheit geht. Eine solche Situation lässt sich am

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ehesten meistern, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen und eine gewisse Kultur vorhanden sind. Eine Kultur, die vom zuhören, erkennen, verstehen und vertrauen geprägt ist. Das Karma des Berufs Controlling In einer solchen Situation ist es hilfreich, den Patienten Wirtschaft bzw. Unternehmen auch „ärztlich“ zu betreuen. Ein solcher Arzt im Wirtschaftsleben kann im Berufsbild des Controllers gesehen werden. Seine Aufgabe fängt jedoch nicht erst an, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Das Karma seines Berufs zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er eigentlich von Anfang an fragt: Was hält die Wirtschaft bzw. die Organisation gesund? Er stellt somit nicht nur das betriebswirtschaftliche Gewissen dar, sondern geht weit darüber hinaus. Neben dem Handwerkzeug der Betriebswirtschaft stellt er auch sämtliche Managementaufgaben sicher und diese beziehen sich vor allem darauf, immer im Sinne einer Navigation dem ursprünglich anvisierten Ziel durch alle Situationen hindurch zu folgen und einen sicheren und gesunden Weg dorthin zu finden. Das Ziel setzt er dabei meist nicht selbst, denn das kann, wie beim Menschen, nur der betroffene Organismus selbst für sich entwickeln und entscheiden. Die Aufgabe des Controller ist es aber, immerzu daran zu erinnern, wo man eigentlich hin wollte, mit welchen Mitteln und Motiven man zu diesem Ziel wollte und was die einzelnen Aufgaben und Etappen sind, um dieses Ziel zu erreichen. Es ist wie bei einem guten Arzt, der seinem Patienten schon bei den allerersten Anzeichen ungesunder Zustände Maßnahmen empfiehlt, damit

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er gesund bleibt und sich eben nicht Krankheiten wie Übergewicht, Magersucht, Krebs oder andere ungesunde Situationen entwickeln können. Sein Berufskarma steht, richtig verstanden, zwischen den beiden grossen Kräften und seine Aufgabe ist es, heilend, gesundend und befruchtend, durch zuhören, erkennen, verstehen und vertrauen zu wirken. Er muss jedoch alle drei Kräfte sehr genau kennen und wissen, wie sie zueinander stehen und wirken. Um sichere Diagnosen als Grundlage von Therapieempfehlungen abgeben zu können, braucht der Controller eine Reihe von Werkzeugen und Reagenzmöglichkeiten, um den Zustand einer Organisation beurteilen zu können. Die Arbeit des Controllers ist daher tatsächlich vergleichbar mit dem Beruf des Arztes. Seine Arbeitsfelder sind soziale Organismen und deren Gesundheit und Entwicklung. Der soziale Organismus Goetheanum Jeder Organismus, auch der soziale Organismus, folgt seinem individuellen Lebensprinzip. Ein solcher Organismus gliedert sich in drei Wesensglieder, dem Nerven-Sinnes-System, dem Rhythmischen System und dem Stoffwechsel-GliedmassenSystem. Diese drei Systeme haben ihren seelischen Ausdruck so auch z.B. im sozialen Organismus Goetheanum: •

das Denken dem Nerven-SinnesBereich (Freie Hochschule für Geisteswissenschaft)

das Fühlen dem rhythmischen Bereich (Goetheanum Kulturhaus)


das Wollen beziehungsweise Handeln dem StoffwechselGliedmaßen-Bereich (Gesellschaft)

Die drei genannten Bereiche sind nicht isoliert voneinander zu denken, sondern durchdringen sich kontinuierlich und lebendig gegenseitig. So ist der NervenSinnes-Bereich bis in die kleinsten Verästelungen überall im Organismus mit wirksam, und eben nur konzentriert vor allem im Kopfe lokalisiert. Die rhythmischen Vorgänge finden sich auch nicht nur im Brustkorb, sondern letztendlich im gesamten übrigen Organismus in vielfacher Art und Weise, und auch die Stoffwechselvorgänge finden sich im gesamten Organismus, wenngleich sie ihren Hauptsitz in den Bauchorganen haben. So wie der Nerven-Sinnes-Bereich wie ein Netzwerk den gesamten Körper auf vielfältige Art und Weise durchzieht, so kann auch das auf den Nerven-Sinnes-Bereich sich stützende Denken ein fast unendlich großes Netzwerk sich gegenseitig stützender und ergänzender Gedanken bilden. Und so wie Herz und Lunge mit Anspannung und Erschlaffung (Herz) beziehungsweise mit Einatmung und Ausatmung (Lunge) jeweils entgegengesetzte Vorgänge ausführen (polare Tätigkeit), so ist das daran sich anlehnende Gefühl ebenfalls polar angelegt: Liebe-Hass, Antipathie-Sympathie, Freude-Traurigkeit und so weiter. Und so wie der Stoffwechsel letztendlich zielgerichtet Stoffwechselprodukte hervorbringt, so sind die daran sich anlehnenden Handlungsimpulse ebenso eine in eine Richtung zielgerichtete fortwirkende

Kraft, die Veränderungen bewirkt. Alle drei Teile des Gesamtorganismus sind Grundlage für das Übergeordnete, die geistige Individualität – das Ich einer Organisation. Diese Individualität ist wandelbar und dadurch nur schlecht greifbar. Sie lässt sich nur im Laufe eines Entwicklungszyklus beschreiben, Entwicklung wird dadurch nur durch Rückschau sichtbar. Wichtigste Grundlage einer Therapie ist es, das Lebensprinzip eines Organismus gut zu kennen. Am Beispiel Goetheanum (gemeint ist das „geistige Goetheanum / die Idee Goetheanum“) ist dieses Prinzip durch die vielen Jahrzehnte meines Erachtens etwas verwachsen bzw. versteckt. Folgt man dem Lebensprinzip eines dreigliedrigen Organismus und betrachtet sich den heutigen Organismus Goetheanum, so stelle ich fest, dass es diesen dreigliedrigen Organismus auch in dem Goetheanum in den drei Bereichen Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Goetheanum Kulturhaus und Gesellschaft (Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft) gibt. Lebensprinzipien Folgt man dieser These, so kann man dazu kommen, dass das Nerven-Sinnes-System als Prinzip der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zugrunde liegt. Dieses System ist ja eigentlich das produktivste und entwicklungsfähigste System eines Organismus. Gerade durch die Fähigkeit, bewusst Gedanken zu bilden, Forschung zu betreiben und über ein breites Netzwerk mit anderen Gedanken (Verbandsarbeit) zu verbinden und sich so weiter zu entwickeln (Studium und Weiterbildung), zeichnet es

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als ein Entwicklungsorgan aus, von dem letzten Endes alles abhängt und alle geistig ernährt. Das Herz-Rhythmus-System wird vielleicht im Goetheanum Kulturhaus am deutlichsten: Zwischen den beiden Polen Wissenschaft und Kunst, zwischen grösst möglicher Öffentlichkeit und möglichster Intimität, zwischen großem Interesse und leeren Sälen, zwischen positiver und negativer Kritik, zwischen Liebe und Unverständnis für den Bau, eine Tagung bzw. Aufführung ist ein Hin- und Herströmen wahrnehmbar. All das drückt sich in der Gefühlsebene dieses Ortes Goetheanum bei den Besuchern aus und prägt gleichzeitig durch sein durchweben den ganzen Organismus Goetheanum (geistiges Goetheanum) und lebt schlussendlich durch das, was aus Hochschule und AAG/Weltgesellschaft sichtbar und erlebbar werden will. Und zuletzt das Stoffwechsel-GliedmassenSystem in seiner Ausprägung der AAG/ Gesellschaft als Sitz der Weltgesellschaft im Goetheanum (Gebäude) und als juristisch/wirtschaftliche Person, das sich vor allem durch das zielgerichtete Wollen und unterstützen sowie Veränderungswirkungen auszeichnet. Mit seinen Gliedmassen: Mitgliedschaft, Landesgesellschaften, Zweige, Infrastruktur etc. schafft es juristische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit Freiräume für Hochschule und Goetheanum entstehen können. Mit dem Finanzstrom der AAG wird ein Stoffwechselprozess im Gesamtorganismus Goetheanum ermöglicht.

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Das höhere Ich des sozialen Organismus Goetheanum entwicklungsfähig machen In all diesen drei Bereichen schlummert das eigentliche Geheimnis der Gesundheit des Gesamtorganismus bzw. des „Wesens Goetheanum“. Eine Fülle von Aufgaben bzw. Kernaufgaben kann man so ausfindig machen, die Grundlagen eines gesunden Organismus bilden können. Auch wenn diese Systeme einer gewissen Unabhängigkeit und Abgrenzung bedürfen (jede kleinste Zelle zeichnet sich durch Abgrenzung nach Aussen und Innen aus und schafft dennoch eine Verbindung bzw. einen Austausch über eine Membrane nach Aussen und Innen), haben sie jedoch ihre Wirkung auf alle anderen Systeme und können so zu Entwicklung und Bewusstsein bzw. der Erfüllung der Gesamtaufgabe beitragen. Das Wichtige dabei ist meines Erachtens, dass es um die Entwicklung des höheren Ichs dieses Gesamtorganismus gehen muss. Alle drei Systeme schaffen nur Vorraussetzungen, damit sich dieses höhere Ich, welches von Steiner meist als das „geistige Goetheanum“ (Die Idee des Goetheanum als Kulturimpuls, nicht als Hochschule, nicht als Bau oder Betrieb) beschrieben wurde, sich entwickeln kann. Dieses geistige Goetheanum und seine Individualität und Entwicklungssituation zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen. Worauf kommt es also heute an? Für meinen Teil sehe ich in der aktuellen Finanzmarktkrise die Chance und mögliche Aufgabe, auch fürs Goetheanum, sich noch


einmal ganz neu und frisch zu organisieren, seine Organe zu gesunden, sich der Wichtigkeit dieser oben beschriebenen drei Grundprinzipien bewusst zu sein und mit einem deutlichen Entwicklungsschritt sich auf die eigentlichen Grundmotive und Prinzipien (Kernaufgaben) zu konzentrieren und so mit gebündelten Kräften, weltweiten Partnerschaften (Gesellschaft und Hochschule), vielleicht etwas schlanker als vorher in eine selbstgestaltete freie Zukunft zu gehen. Das spannende ist für mich, dass die Anthroposophie dabei Therapie wie Ziel ist, oder anders gesagt, der Weg ist das Ziel.

Veranstaltungsrückblick

Hochschultreffen der Familienkultur zur 16. Klassenstunde „Zur Wärme und zum Nachtodlichen“ von Anneka Lohn Die Kindheit: eine Art „himmlischer Nachklang„ – die Familie: eine „Schule sozialer Gemeinschaft“. So das Familienleben ansehen heisst, andere Dimensionen mit einzubeziehen. Dimensionen, die über den täglichen, manchmal ermüdenden Alltag hinausgehen bzw. diesen verändern. Begegnungsqualitäten sind gefragt: Fühlen wie der Andere, Eintauchen in den Anderen, Verstehen durch den Anderen. Das kann geübt werden, da kann gescheitert werden. Denn ist man sich unmittelbar nicht selbst immer am nächsten? Wirklich

einzugehen auf Fremdes und Anderes erfordert eine Fähigkeit, aus dem Umkreis die Verhältnisse zu betrachten, die Erlebnisse zu beurteilen. In den Inhalten der 16. Klassenstunde klingen Blickrichtungen und Erlebnissphären zu diesen Fragen an. Paul Mackay hatte diese am Freitagabend frei gehalten. Andreas Worel vertiefte in seinem Beitrag aus diesem Zusammenhang Gesichtpunkte zur Wärme. Wärme hat immer etwas mit dem Zustand von mir und dem Umraum zu tun. Wärme in uns und um uns als irdischkosmische, Leben spendende Dimension.

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Wärme als Begeisterung, als „brennen“ für den Anderen oder für das Andere. Wärme als Quelle der ureigensten Moralität von Innen heraus. Wärme als alldurchdringende Kraft. Die gemeinsame Eurythmie mit Gioia Falk hat in ruhigen Übschritten erfahrbar werden lassen, welche Hinwendungskräfte mobilisiert werden können, wenn gleichzeitig eine Offenheit „zum Empfangen“ vorhanden sein kann – „erwecke – erschaffe – erbitte“. Kurze Gedankenskizzen von Paul Mackay, Urs Pohlman und Franziska Schmidt von Nell haben in sehr verschiedener Weise Erfahrungsfelder aufgezeigt, wie der Bereich des Nachtodlichen seine Beziehung zum Jetzt entfaltet. So wie der Schlaf als kleiner Bruder des Todes angesehen werden kann, so kann die Aufmerksamkeit, wenn sie auf das Einschlafen und Aufwachen gerichtet wird, ahnen lassen, was es heisst, in „Schwellenluft“ zu bestehen. Öffnet man seinen Blick dahingehend zur Frage, wie im Leben hier und jetzt Perspektiven des Nachtodlichen anklingen, so können zum Beispiel auch Biographiebetrachtungen diesbezüglich Aufschluss geben. Deutlich ist auch, dass das Aufgeben von Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Wollen mit dem „wachen Sterben“ einhergehen kann. Das bewusste Gestalten der Seelenkräfte ermöglicht, zu einer Verantwortung für sich aus dem Umkreis heraus zu gelangen. Diese

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Haltung,

so

zeigte

sich

im

anschliessenden Gespräch, ist die Grundlage für eine jeden Tag neu zu erringende Offenheit den Kindern und überhaupt allem gegenüber. Am 22. - 23. Januar 2010 wird das nächste Hochschultreffen zur Familien-Kultur stattfinden. Die Grundlage wird diesmal die 17. Klassenstunde sein. Am 5. September findet ein Seminar statt: Spirituelle Kultur im Alltag von Müttern und Vätern. Samstag 5.9.2009, 9 – 18 Uhr.


Veranstaltungsrückblick

Forschungskolloquium „Zur Zukunft der Menschenwürde“ von Johanna Guhr und KunstRaumRhein (Simon Mugier)

Themenschwerpunkt: Ethik Die Initiatorin des KunstRaumRhein, Dorothée Deimann veranstaltete mit ihren Mitarbeitern und der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum und dem universitären Nachdiplomstudiengang «Interdisziplinäre Konfliktforschung und Konfliktanalyse» das 6. Forschungskolloquium «Zur Zukunft der Menschenwürde» erstmals an der Uni Basel, diesmal zum Thema Ethik. Klaus Leisinger von der Novartisstiftung für Nachhaltige Entwicklung sprach über die Chancen und Probleme, welche sich im Rahmen der Tätigkeit eines globalisierten Grosskonzerns ergeben. Nicht selbstverständlich ist die vom Referenten dargelegte Erkenntnis, dass die grundlegenden gesellschaftlichen Wertvorstellungen weltweit geteilt werden: «Ich glaube, dass die Menschen überall auf der Welt ähnliche Wertvorstellungen haben; eine gerechtere, weniger verschmutzte Welt. Aber wer die Veränderungen in der Welt sehen will, muss sie selber leben.» Probleme für Mensch und Umwelt ergeben sich oft mehr aus systematischen und menschlichen Fehlleistungen denn aus zynischen Berechnungen. Moralische Anschuldigungen tragen heute wenig zur

Dorothée Deimann, Simon Mugier Lösung von Problemen bei: Gefordert ist ein mit-verantwortliches Handeln. Auf den individuellen Aspekt nahm auch der Völkerrechtler Ted van Baarda Bezug. Im niederländischen Verteidigungsministerium schult er Entscheidungsträger von global agierenden Streitkräften. Diese stehen oft in einem schier unlösbaren Konflikt zwischen völkerrechtlicher Neutralität und der an sie gestellten Forderung nach Parteilichkeit und Gehorsam. Militärische Befehlshaber müssen auf Situationen vorbereitet werden, in denen unverzügliches und über Leben und Tod entscheidendes Handel gefordert ist. Wichtig ist dabei die Entwicklung der moralischen Fähigkeit, gleichzeitig aus

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der Sache wie auch aus sich selbst heraus entscheiden zu können. Oft komme es vor, dass Menschen in Ausnahmezuständen durch starke Emotionen ihre Befähigung zum klaren Urteilen verlieren. Die Entscheidung und Handlung aus einer übergeordneten und gleichzeitig geistig-individuellen Souveränität heraus nennt van Baarda im militärischen Jargon «Helicopterview». Diese ermöglicht es, auch in Extremsituationen Übersicht, Haltung und Würde zu bewahren. Dazu ist eine Schulung der Ich-Sensibilität notwendig, welche eine feste Handlungsgrundlage werden kann. Erst wenn die eigene Würde verloren gehe, sei es möglich, die Würde anderer zu verletzen; dies gelte es zu verhindern. Paul Mackay, Leiter der Sektion für Sozialwissenschaften und Vorstand am Goetheanum nahm Bezug auf die Frage, in welchem Zusammenhang Karma und Reinkarnation zur Freiheit stehen. Explizit wurde damit auf eine «Sternstunde Philosophie»-Sendung am Schweizer Fernsehen referiert, in welcher Helmut Zander, Autor des Buches «Anthroposophie in Deutschland» meinte, dass sich die Idee der Freiheit mit Reinkarnation und Karma zynisch anfühle. Ist Freiheit überhaupt möglich, wenn mir in diesem Leben Folgen und Begegnungen entgegen kommen, die durch vorangegangene Leben bedingt sind? Die Antwort: Reinkarnation und Karma mache Freiheit erst möglich. Dadurch nämlich, dass Taten Konsequenzen haben und diese Konsequenzen später wieder auf uns zukommen, ergibt sich die Möglichkeit, dass wir uns frei dem Wiederkehrenden gegenüber verhalten und dem Schicksal im

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Klaus Leisinger Verbund mit anderen Menschen eine neue Richtung geben können. Durch die neue Positionierung besteht die Chance zum Wandel. «Dass ich mich konfrontiert weiss mit meinen letzten Erdenleben, das macht mich überhaupt entwicklungsfähig. Das gibt mir die Chance, Mensch zu werden, Menschenwürde zu entwickeln, Freiheit zu entwickeln.» Reinhard Erös, ehemaliger Arzt und Offizier bei der deutschen Bundeswehr, berichtete von seinen Erfahrungen in Afghanistan, wo er seit längerem mit seiner Familie lebt. Aus eigenem Engagement hat er mit seiner Familie bereits 25 Schulen aufgebaut und ist zweifellos einer der besten Kenner der gesellschaftspolitischen Verhältnisse Afghanistans. Sein Vortrag war eine «Mischung aus Erlebnisbericht und Politikerschelte», wie er zu Beginn schon


eines radikalen Islams sei es, so Erös, Schulen zu bauen. Die Lösung liege in der heranwachsenden Generation. Die Kinder sind die zukünftigen Entscheidungsträger des Landes, und die entscheidende Frage ist, ob sie in den radikalen Koranschulen aufwachsen oder in solchen, welche andere Werte vermitteln.

Reinhard Erös

ankündigte. Die Erkenntnis für den Hörer war dann auch, dass in den Medien und damit auch in unseren unkritischen Köpfen und bei den Politikern viele Vorurteile und falsche Annahmen bestehen. Kein einziger Afghane werde international oder national wegen islamistischem Terrorismus oder Verdacht auf Terrorismus gesucht, führte er aus – und dennoch wird in Afghanistan seit 2001 bis heute der Krieg gegen den Terrorismus geführt. Das Problem der radikalen Taliban sei wohl gegeben, aber nicht zu verwechseln mit dem internationalen Terrorismus von Al-Kaida. Trotzdem führt der Krieg am Hindukusch zu einer politischen Radikalisierung. Die Taliban organisieren sich energisch. Man beobachte dazu die gegenwärtige Situation in Afghanistan und im angrenzenden Pakistan. Die beste Massnahme gegen die Ausbreitung

Für die Afghanen selbst ist die grösste Bedrohung nicht der Krieg direkt, sondern die Armut: «Das Hauptproblem der meisten Afghanen ist: Wie verhungere ich nicht?» So lautet das Motto der Kinderhilfe Afghanistan dann auch «Brot und Bildung statt Fatalismus und Fundamentalismus.» Für Spenden, Kontakt oder weitere Informationen zur «Kinderhilfe Afghanistan» besteht die Möglichkeit der Vermittlung über den KunstRaumRhein. Infos Afghanistan: www.kinderhilfe-afghanistan.de Allen Rednern war gemeinsam, dass sie auf die ethischen Fähigkeiten des Individuums rekurrierten, welche nicht ohne weiteres zugänglich sind, sondern in individueller Arbeit erkämpft werden müssen. Dazu sind umfassende Ansätze unumgänglich, die auch die tieferen Aspekte der Problematiken miteinbeziehen. Dialoge sind dort möglich, wo die Grundlagen Intelligenz und Bereitschaft zur Anerkennung eines in der Spiritualität fussenden Menschentums gegeben sind, wo die westliche Welt bereit ist mit dem Islam in Verbindung zu treten und wo dieser seinerseits die Grundlagen des Christentums kennen und akzeptieren lernt. Dies gilt auch für die Binnengesellschaft. Die Moderatorin Dorothée Deimann: «Zu den immer positiver werdenden Wissensinhalten der

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Ted van Baarda / Paul Mackay intellektuellen Welt, die hauptsächlich unsere Köpfe versorgt, müssen wir den Mut aufbringen, uns bewusst wieder den spirituellen Kräften zuzuwenden. Sonst bleibt es bei frommen Reden und wirklichkeitsfremden Sozialprogrammen.» Die bisherigen Vorträge können nachgelesen werden unter www.kunstraumrhein.com; eine DVD mit allen Beiträgen erscheint in Kürze. Infos dazu ebenfalls auf der Webseite. Die nächste Veranstaltung des KunstRaumRhein im Herbst findet wiederum an der Uni Basel statt, u.a. mit Ueli Mäder über seine neueste Forschung zu Reichtum in der Schweiz und der kritischen Würdigung von sechs Jahrzehnten Sozialer Marktwirtschaft.

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Veranstaltungsrückblick

Die Herausforderung der Globalisiserung von Katharina Offenborn Veranstalter: Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum, Dornach zusammen mit der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft e.V., Stuttgart Mitte März fand in Stuttgart eine Wochenendtagung zum Thema „Herausforderungen der Globalisierung“ statt. Vor ca. 350 Menschen entwarfen anthroposophische Redner wie Prof. Götz Werner, Thomas Jorberg, Paul Mackay, Ulrich Rösch, Gerald Häfner, Dr. Dietrich Spitta und Dr. Christoph Strawe ein facettenreiches Bild der wirtschaftlichen Zusammenhänge im Zeitalter der WeltFinanz- und -Wirtschaftskrise. In einem Punkt waren sich alle einig – es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaft, für ein neues Bewusstsein, das offen ist für zukunftsweisende Lösungen. An die Stelle von Konkurrenzkampf, Lohnarbeit und veralteten Strukturen, die uns weltweit in die Krise gestürzt haben, muss ein solidarisches Wirtschaften treten. In diesem muss es um die bisher nicht ausreichend erkannte Tatsache gehen, dass die unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen von Herstellern, Händlern und Verbrauchern durch vertragliche Zusammenarbeit ausgeglichen werden können. Wir müssen miteinander ins Gespräch kommen, müssen uns zunehmend zu wirtschaftlichen Verbänden

– Assoziationen – zusammenschließen und gemeinsam Vereinbarungen treffen, bei denen keiner Verlierer sein darf. Das Wirtschaftsleben der Zukunft muss auf „brüderlicher“ Kooperation aufbauen und nicht auf Konkurrenzkampf. Die Zeiten sind vorbei, in denen Politiker und Wirtschaftsexperten allein entscheiden können, wo es lang gehen soll. Angesichts einer Krise, deren Folgen längst noch nicht abzusehen sind, geht es mehr denn je darum, die soziale Skulptur (Beuys), die wir sind, mitzugestalten. Es ist höchste Zeit, tatsächlich das Volk zu werden, von dem alle Staatsgewalt ausgeht (Grundgesetz, Art. 20). Die Beiträge boten insgesamt eine ausgewogene Mischung aus zukunftsweisenden Gedanken und bereits praktizierten Ansätzen. Was bleibt, ist eine starke Impulsierung, „gemeinsam in eine Bewegung zu kommen“, wie Gerald Häfner es sich wünschte. Mehr dazu finden Sie demnächst in einem beim Johannes M. Mayer-Verlag erscheinenden Sammelband aller Vorträge sowie in dem Aufsatz von Dietrich Spitta, „Kooperation statt Konkurrenzkampf. Selbstverwaltung des Wirtschaftslebens als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise“ im März-Heft 2009 von „Die Drei“.

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Veranstaltungsrückblick

Kolloquium zur Konfliktforschung von Peter Gutland Am 24./25. April 2009 traf sich das Konflikt-Forschungs-Kolloquium zum 25. mal seit dem ersten Treffen im September 1996. Ort war das Hofgut Hohenkarpfen nahe Villingen-Schwenningen in Baden Württemberg. Drei neue Mitglieder wurden in dem Kreis begrüßt, danach wurde gemeinsam auf die letzte Tagung „Was ist zwischen dir und mir? Konfliktfähigkeit und Rechtsgefühl“ vom 21.-23. November 2008 zurückgeblickt. Erstmals wurde die Tagung gemeinsam mit dem juristischen Arbeitskreis „Jura Nova“ unter dem Dach der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum ausgerichtet. Die Veranstaltung wurde insgesamt, sowohl von den Inhalten als auch von der Teilnehmerzahl her, positiv gesehen. Ein Kreis von acht Menschen bereitet eine weitere Tagung vor. Am Freitagnachmittag stellte Peter Gutland aus Wuppertal seine Forschungsergebnisse zu dem Thema: „Die Wirkungen des Tierkreises und seine Bedeutung für die Gemeinschaftsbildung.“ vor. Diese werden hier, in aller Kürze zusammengefasst, dargestellt (an einer ausführlicheren Darstellung wird gearbeitet): Ausgangspunkt war eine Darstellung der Bedeutung der „Gemeinschaftsbildung“ für die Entwicklung der Menschheitsentwicklung (Vorbereitung der 6. Kulturepoche), für die geistige Welt und für die Wesenheiten

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der Hierarchien, wie sie bei Rudolf Steiner umfänglich zu finden sind. (s. auch den Beitrag über die geistige Stiftung in diesem Bericht). Gemeinschaftsbildung hat darüber hinaus eine zentrale Bedeutung für die Konfliktforschung und Konfliktbewältigung. Der Ansatz ist, Gemeinschaftsbildung als ein Prozess zur Geistgemeinschaft zu verstehen und aus den Tierkreiswirkungen 12 Qualitäten zu finden, die in einem Ideal zusammenfließen. Im Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwicklung und in anbetracht des „Soziologischen Grundgesetzes“ darf bezweifelt werden, dass man diesen Bildungsprozess automatisch verlaufend erwarten kann. Kommen neue Mitglieder in die Gemeinschaft, kann nicht vorausgesetzt werden, dass sie sich problemlos anpassen und eingliedern. Gemeinschaftsbildung muß sich heute in einem zunehmend bewussten und aktiven Dialog zwischen Gemeinschaft und Individualität vollziehen. Arbeitet man auf anthroposophischer Grundlage, muß das Ziel die Bildung eines geistigen Organismus sein. Es arbeitet nicht nur eine Anzahl von Menschen in einer Einrichtung an den Zielen und Aufgaben zusammen, sondern die Gemeinschaft muß aktiv von beiden Seiten angestrebt und weiterentwickelt werden. Wir kennen eine Vielzahl von Darstellungen über Zusammenhänge der Tierkreiswirkungen mit dem menschlichen Leben. (12 Sinne, Farben, Töne, Konsonanten, die menschliche Gestalt


u.v.m.) Für diese Betrachtung sind einige Wirkungen von besonderer Bedeutung. In den Weltanschauungen wird beschrieben, wie unterschiedlich die Möglichkeiten von Menschen sein können, die geistige Welt anzuerkennen und nach ihrer Erkenntnis zu streben. Diese Angaben können helfen, die Fähigkeiten neuer Mitarbeiter bzw. Mitglieder einer Gemeinschaft zu erkennen, inwieweit sie sich mit anthroposophischen Inhalten verbinden oder sie überhaupt verstehen können. (z. B. der Materialist, der jegliche geistige Welt leugnet im Gegensatz zum Spiritualisten, der im Extremfall Gefahr läuft, jegliches materielles Leben zu leugnen.) Längst nicht mehr sind alle Menschen in den anthroposophischen Einrichtungen mit diesen Inhalten vertraut und verbunden. Das Hören anthroposophischer Inhalte garantiert nicht ihr Verständnis. Verstehen uns wirklich alle Mitarbeiter, wenn wir über Anthroposophie sprechen, bzw. was verstehen sie? (Und was haben wir verstanden?) Gerade bei jungen Menschen kommen uns neue Fragen, teilweise große Intensität, aber auch eine hohe Engagementbereitschaft entgegen. Es könnten sich auch Einstellungsgespräche verändern, wenn man solche Aspekte berücksichtigt. Aus den Tugenden kann der Einzelne Anregungen für seine Selbsterkenntnis und Selbsterziehung erhalten. Diese ethisch-moralischen Werte verändern die Fähigkeiten der Individualität, die sie in die Gemeinschaft einbringen kann. Aus den Tierkreisgesten, die Steiner für die Eurythmie gegeben hat, sind weitere Erkenntnisse möglich, sie beschreiben das

ganze menschliche Wesen. Diese mehr individuell geprägten Aspekte der Anschauungen, Gesten und Tugenden müssen aber auch ihre Entsprechungen in der Gemeinschaft finden. Der Einzelne hat Erwartungen an die Gemeinschaft und will sie darin wiederfinden. Eine besondere Bedeutung für das Thema wird den 12 Stimmungen zugeschrieben, sie bergen noch viele Geheimnisse und Hinweise für die Gemeinschaftsbildung. Ziel der Arbeit ist, Qualitäten für den o.g. Dialog zwischen Individualität und Gemeinschaft zu finden, um diesen Prozeß immer bewusster und zielgerichteter gestalten zu können. Erste Arbeitsergebnisse davon wurden vorgestellt, an ihnen wird weitergearbeitet. Umrahmt wurde der Nachmittag durch gemeinsame Eurythmie unter der Anleitung von Lilla Boros-Gmelin. Der Freitag wurde durch eine beeindruckend intensive und frei gehaltene Klassenstunde von Hans Dackweiler beendet. Am Samstagmorgen wurde über Möglichkeiten der Anwendung der vorgetragenen Erkenntnisse über den Tierkreis für die tägliche Arbeit gesprochen und beschlossen, an diesem Thema weiter zu arbeiten. Anschließend wurde über den Teilnehmerkreis des Forschungskolloquiums und die unterschiedliche Kontinuität der Teilnahme diskutiert. Da die hohe Qualität der Arbeit neben der Klassenmitgliedschaft und der eigenen aktiven Arbeit an diesen Themen, in engem Zusammenhang gerade mit der Kontinuität der „Kerngruppe“ gesehen wird, sollen alle bisherigen Teilnehmer angeschrieben werden. Wer die kontinuierliche Mitarbeit nicht leisten kann,

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soll zukünftig nicht mehr eingeladen werden. Michael Rein stellte dann noch ein Jugendprojekt mit der Oberstufe der Waldorfschule Reutlingen vor und lud zur Mitarbeit ein. Zum Abschluß wurden die Termine für die nächsten Treffen festgelegt; diese sind: 23./24. Oktober 2009,

16./17. April 2010,

29./30. Oktober 2010.

Veranstaltungsrückblick

Initiatiativkreis Ernährung von Marianne Nitsche und Petra Kühne

Am 8. und 9. Mai kam der Initiativkreis für Ernährung wiederum im Kuppelsaal des Glashauses am Goetheanum in Dornach zusammen, um sich auszutauschen, Kontakte zu vertiefen sowie gemeinsam zu arbeiten. Diesmal war sogar ein Teilnehmer aus England dabei. Mit diesem Rundschreiben wollen wir Sie etwas miterleben lassen von dem Treffen. Treffen des Initiativkreises für Ernährung 2009 Zur Einstimmung diente der Vortrag

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vom 2.1.1924 von Rudolf Steiner (GA 316), den wir gemeinsam bearbeiteten. Dann wurde das Thema „Wie wird die anthroposophische Ernährung praktisch umgesetzt?“ mit Praxisberichten fortgesetzt von einem Bauernhof, einer Klinikküche und einer Schulküche. Ein biologisch-dynamischer Hof Frau Schneiter, Demeter Bäuerin aus der Schweiz betreibt mit ihrem Mann einen12 ha großen Hof, auf dem Getreide, Lagergemüse, Zuckermais und Viehfutter


biologisch-dynamisch angebaut und 13 Kühe, 2 Schweine, 2 Pferde und Hühner gehalten werden. Der Boden wird mit dem Pferd bearbeitet. Die minimale

mit Kollegen findet eine Verknüpfung von Unterrichtsinhalten und Speiseplan statt, z.B. im Erdkundeunterricht mit dem Thema Italien wird von der Klasse

Mechanisierung gibt die Möglichkeit Nahrungsmittel hautnah zu erfahren. So werden Getreide ab und an von Hand gesät. Oft sind Kinder, manchmal ganze Schulklassen an der Arbeit beteiligt. Zum Kochen werden die reifen Produkte vom Hof verwendet, deren Qualität sehr geschätzt wird. Die Essenszeiten gelten als tägliche Erholung für die Gemeinschaft. Geheimnis der Rentabilität dieses Hofes liegt zum Teil darin, dass man sich nicht verschuldet hat, um viele Maschinen zu kaufen.

ein landestypischer Speiseplan erstellt. Die Schüler der 7. Klasse absolvieren ein 1-wöchiges Mensapraktikum, wo sie Grundtechniken der Nahrungszubereitung lernen. Der Speiseplan wird jahreszeitlich gestaltet, beliebte Speisen wie Pizza kommen etwa alle zwei Wochen auf den Tisch. Zurzeit wird im Auftrag des Vorstands ein Konzept für die Mensa erarbeitet.

Eine Klinikküche für Menschen Frau Hagg, Küchenleiterin der ItaWegman-Klinik berichtete von der Versorgung von über 60 Patienten und 50 Mitarbeitern pro Tag, ferner der Belieferung von Kindertagesstätten und der Cafeteria, für die Tagesmenü sowie Kaffee und Kuchen bereitgestellt werden. Getreide ist ein wichtiger Bestandteil der Küche. Die Getreidearten werden im Wochenrhythmus zubereitet. Wichtig ist die Berücksichtigung der Jahresfeste und -zeiten, um auch die Sinne zu ernähren. 4050% der verbrauchten Nahrungsmittel sind biologisch-dynamischer Herkunft, weitere 40% stammen aus biologischer Erzeugung. Essen in einer Schulküche Frau Dobin leitet die Küche der Waldorfschule in Braunschweig. Es wird ein Komponentenessen angeboten. wo sich die Schüler das Essen selbst zusammenstellen und z. B. zwischen verschiedenen Gemüsearten, Beilagen oder einem Salat wählen können. In Absprache

Zuckerstudie Anschließend stellte Frau Dr. Kühne die von ihr erarbeitete Studie zu R. Steiners Aussagen zum Zucker vor. In vielen Ländern steigt aufgrund besserer wirtschaftlicher Verhältnisse der Zuckerverbrauch bis zu einer Sättigung an. In der Vollwerternährung wird Zucker oft negativ bewertet. R. Steiner hat dies differenzierter gesehen, auch für Kinder. So vermag der Genuss von Zucker einem melancholischen Kind helfen sich zu lockern, ein kleiner Sanguiniker sollte allerdings nicht zuviel davon bekommen. Dass die Zuckerqualität nach Pflanze und Verarbeitungsgrad unterschiedlich wirkt, wurde im Arbeitskreis für Ernährungsforschung mit wahrnehmender Verkostung erprobt. Dabei ist es auch wichtig, aus welchem Teil der Pflanze das Süßungsmittel gewonnen wurde (z. B. Birnendicksaft oder Rübensirup). Die Studie ist beim Arbeitskreis für Ernährungsforschung für 10 € erhältlich. Welternährung Landbau

und

ökologischer

Nikolai Fuchs setzte das Thema Welternährung vom Vorjahr fort. 2008

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erschien der Bericht des Welt-Agrarrates, in dem eine Neuausrichtung in der internationalen Agrarpolitik auf ökologisch nachhaltige Produktionsmethoden gefordert

anthroposophischer Ernährung gearbeitet. Hintergrund dieser Aufgabe sind die Qualitätsrichtlinien, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bereits für

wird. Die Situation ist besorgniserregend. Preissteigerungen für Lebensmittel belasten die Ärmsten der Armen und haben zu Hungerrevolten sogar in Schwellenländern wie Ägypten geführt. Es gibt zwei Konzepte zur Bewältigung dieser Probleme: eine zweite „grüne Revolution“ mit Hilfe der Gentechnik und die vom Weltagarrat befürworteten alternativen Anbauweisen. Effektive Hilfe ist zu etwa 40% eine Frage der Anbautechnik. Die Ernteerträge im Ökolandbau erscheinen nur in der westlichen Welt gering, für Länder mit traditionellen Anbaumethoden führen sie zu einer Verbesserung der Situation. Aufgabe eines biologisch-dynamischen Landbaus wäre es, in der Landwirtschaft einen Kulturwandel von unten nach oben einzuleiten. Eine Politik, die den Menschen, den Hungernden nicht als zu Versorgenden, sondern als zu Befähigenden sieht. Die westliche Welt muss aber bereit sein, ihre Märkte für diese Produkte zu öffnen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Ernährung und Lebensmittelqualität einen anderen Stellenwert erhalten müssen, um den Verbraucher zu einer Umorientierung zu bewegen. Dazu gehört auch eine deutliche Senkung des Fleischkonsums. Vielleicht, so kam die Frage, müssen Menschen mit anthroposophischer Einstellung von sich aus aktiver handeln und nicht erst warten, bis sie gefragt werden.

Betriebe, Schulen und neuerdings für Kindertagesstätten veröffentlicht worden sind1. Sie regten den Initiativkreis für Ernährung an, eigene Qualitätsstandards oder -leitlinien zu erarbeiten, um die Essensqualität nach weiteren Kriterien als nur dem Nährstoffgehalt zu bewerten. Diese Aufgabe konnte in der kurzen Zeit natürlich nur in Ansätzen erfolgen. Allerdings wurde bereits deutlich, dass die Lebensmittelqualität jeweils im Mittelpunkt stand. So war ein Ziel, möglichst viele biologischdynamische Lebensmittel zu verwenden. Zur Realisierung wurde von einer Gruppe eine Rangfolge von konventionell, konventionell regional über EU Bio, Verbandsbio bis zu Demeter aufgestellt. Ebenso wurde die soziale Qualität von „fair trade“ bis zum Umgang mit Mitarbeitern erwähnt. Als Grundlage stand bei beiden Gruppen die anthroposophische Ernährung. Dazu gehört z.B. inwieweit die Dreigliederung der Pflanze bei der Speiseplanerstellung beachtet wird.

Qualitätsstandards In zwei kleineren Gruppen wurde am Abend an Leitlinien für die Anwendung

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Milchqualität Der Samstagvormittag war dem Thema Milch gewidmet. Susanna Küffer Heer erläuterte die Zusammenhänge zwischen Milchqualität und dem Entstehen von Allergien insbesondere im Kindesalter. Mit einer Studie an 15.000 Kindern aus verschiedenen europäischen Ländern wurden Gründe für die Zunahme an Allergien untersucht. Bauernkinder, die sich in Ställen aufhalten konnten und mit Tieren in Berührung kamen, wiesen größeren Schutz auf. Daneben spielt die Art der Milch


selber eine entscheidende Rolle. Homogenisierung, aber auch Erhitzung der Milch hat negative Wirkungen. Entscheidend für die Bekömmlichkeit von Milch auch im Hinblick auf möglicherweise entstehende Allergien ist die Qualität ihres Fettes. Günstig wirken Omega-3-Fettsäuren (eine Art der langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren) sowie der konjugierten Linolsäure. Nikolai Fuchs stellte dar, dass diese Fettzusammensetzung von der Fütterung und Haltung der Tiere abhängt. Bei intensiver Haltung muss ein Tier bis zu 12.000 Liter Milch pro Jahr liefern, bei extensiver nur 5000 Liter. Hochleistungen verlangen eine Fütterung mit Kraftfutter wie Mais, Getreide oder Soja. Die beste Qualität auch in Bezug auf die Fettzusammensetzung erhält man durch eine extensive biologisch-dynamische Landwirtschaft. Weiteren Einfluss hat die Haltung im Tal oder auf den Bergen. Auf den Bergwiesen leben die Tiere von frischem Gras und Kräutern, während im Tal die Tiere auch Heu oder je nach Bewirtschaftung Silage bekommen. Zum Abschluss der Veranstaltung konnte Milch erlebt werden. 5 verschiedene Milchsorten von der Demeter-Milch bis zur Fertignahrung für Säuglinge wurden verkostet, wahrgenommen und beurteilt. Hierbei wurde noch einmal sehr deutlich, wie gravierend Qualitätsunterschiede sein können und was es für ein Kind bedeuten mag, wirkliche naturbelassene Milch trinken zu dürfen und damit auch, wie wichtig es ist, an Qualitätsleitlinien weiter zu arbeiten. Auf dem Treffen war Gelegenheit, dass sich die Teilnehmer und ihr Arbeitsumfeld vorstellten und austauschten. Dies gab eine Vielzahl von Initiativen von einem Kochkurs in einem Waldorfkindergarten in Prag über die Gründung eines Vereins für anthroposophische Ernährungstherapie, der Fortbildung Anthroposophische Ernährung im Arbeitskreis für Ernährungsforschung bis zum Führen eines Vollwertrestaurants und der Organisation von Vorträgen. Im Anschluss an dieses Treffen trafen sich die Verbrauchervertreter der Konsumentenvereine. (Footnotes) 1 “Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder” download oder Bestellung unter: http://www.dge-projektservice.de/Produkte/FITKID-Medien/ Qualitaetsstandards-fuer-die-Verpflegung-in-Tageseinrichtungen-fuer-Kinder/132004.html Dieser Bericht erscheint auch in der Sektion für Landwirtschaft.

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Veranstaltungsrückblick

Arbeitskreis Verbraucher von Marc Theurillat

Assoziativer Markt und die Rolle der Konsumentenorganisationen Hier stelle ich dar, wie aus meiner Sicht eine Alternative zum heute propagierten „freien Markt“ aussieht. Der Text ist eine knapp formulierte „Konzept-Skizze“ für die Mitteilungen 2/09 des KonsumentenVereines Basel und Umgebung. (1) Thema und Fragestellung (a) Assoziativ resp. Assoziationen Schon lange interessiert mich, wie die Angaben von Rudolf Steiner zur Wirtschaft konkret umgesetzt werden können. In seinen Angaben haben die „Assoziationen“ einen wichtigen Stellenwert. Es gibt eine reiche Literatur über die „assoziative Wirtschaft“, die jedoch praktisch nur innerhalb der anthroposophischen Bewegung beachtet wird. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt aber, wie nötig eine grundsätzliche Neuorientierung wäre. Ich möchte meine aus den Hinweisen Rudolf Steiners gewonnenen Erkenntnisse und Vorstellungen so darlegen, dass sie für jeden Interessierten, (mindestens) nachvollziehbar sind. (b) Nicht behandeltes Umfeld Ich beschränke mich hier auf den Aspekt der „Assoziationen“. Die Hinweise von

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Rudolf Steiner betreffen ein viel breiteres Gebiet, das hier nicht auch behandelt werden soll. So erläutere ich weder die Fragen des Menschenbildes noch die des gesellschaftlichen Rahmens resp. der „Dreigliederung“. Auch die Fragen der Einkommensbildung („bedingungsloses Grundeinkommen“), des Eigentums an Produktionsmitteln und die Bedeutung der drei Geldarten (Kauf-, Leih- und SchenkungsGeld) können hier nicht behandelt werden, weil ich mich ganz auf den Ausschnitt „assoziativ“, der sich auf die Gestaltung der Märkte bezieht, konzentriere.


(c) Schweizerischer Demeterverband und der KVBU Konzeptionelle Gedanken werden in einem Spannungsfeld von grundsätzlichen Erkenntnissen einerseits und ganz konkreten Situationen andererseits entwickelt. In diesem Text geht es um die konkrete Situation des Schweizerischen Demeterverbandes und des KVBUs. (d) Die Fragestellung In diesem Aufsatz soll also folgenden Fragen nachgegangen werden: Wodurch zeichnet sich eine „assoziative Marktgestaltung“ aus? Was könnte dies für die DemeterBewegung der Schweiz bedeuten? Was müsste die Konsumentenorganisation KVBU dabei leisten? (2) Der Markt und seine Probleme (a) Der Markt als „TransaktionsOrt“ Wenn ich hier von „Markt“ spreche, so meine ich den „Ort“ (in einem umfassenden Sinne) mit Umfeld, Strukturen und Verhaltensweisen, an dem mehrere gleichwertige wirtschaftliche Güter von verschiedenen „Akteuren“ (sei es eine Firma oder Einzelperson) an mehrere andere gegen Geld verkauft werden. Das kann ein konkreter Marktplatz sein; aber auch z.B. die Gesamtheit der DemeterBauern in der Deutschschweiz mit ihren Abnehmern. Kein Markt liegt vor, wenn entweder eine Monopol-Situation und/oder zentrale Zuteilungen (Planwirtschaft) die Kaufentscheidungen bestimmen. (b)

Seine zu erhaltenden Vorteile

Die wichtigen, auch in einer fairen, solidarischen Wirtschaftsweise erwünschten Eigenschaften eines Marktes sind: Freie (aber verantwortliche) Entscheidungen der Akteure, Wettbewerb (zwischen Anbietern und zwischen Abnehmern), Angebotsvielfalt und Abnehmer-orientierte Qualitäts- und Mengenfestlegungen. (c) Die Probleme und heutigen Lösungsansätze Da die (wenigen und besser organisierten) Anbieter ihre Gewinne maximieren wollen, versuchen sie eine marktbeherrschende Stellung (mit überhöhten Preisen) zu erwerben. Um das zu verhindern, werden durch die Kartell-Gesetzgebung Monopole und alle Absprachen verboten. Eine effektiv (oder vermutet) schwache Stellung der Abnehmer (in sozialpolitisch relevanten Gebieten wie Miete und Medikamente, etc.) wird durch staatliche Eingriffe kompensiert. Kapitalintensive Produktionskapazitäten brauchen viel längere Auf- und Abbauzeiten als die Verhaltensänderung der Abnehmer (z.B. Auto- und Energie-Industrie). Dafür besteht heute kein Lösungsansatz. Die heutige Regelung, dass der aktuelle Marktpreis auch den „Wert“ einer Ware darstelle (und zu diesem Wert zu buchen sei), führt bei grossen Unterschieden zwischen Angebot und Nachfrage zu den enormen Vermögensänderungen („Blasen“ und „Krisen“). Kleine zu „Sonderpreisen“ gehandelte Mengen bestimmen den Wert der grossen Bestände. Auch hier gibt es heute keinen Lösungsansatz. (d) Die Mängel der heutigen Regelungen Zusammengefasst und vereinfacht sehe ich

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folgende drei Haupt-Mängel: 1.) Es gibt keine idealen Märkte; d.h. auch die behauptete automatische Optimierung (der „unsichtbaren Hand“) funktioniert nicht wirklich. Der Zufall, d.h. die vielen unkoordinierten Einzelentscheidungen führen nicht zu nachhaltig geordneten Verhältnissen. 2.) Wenn, wie heute üblich, „frei“ mit „willkürlich, so wie es meinen momentanen Interessen entspricht“ gleich gesetzt wird, so entsteht nie verantwortliches Handeln. Mit der nun ein Jahrhundert propagierten Aufforderung, nur für sich selbst zu schauen, wurden viele gesellschaftlichen Strukturen und das nachhaltige Gleichgewicht der Umwelt zerstört. Wir brauchen ein „frei“ als „aus meiner individuellen Verantwortung mir und dem Umfeld gegenüber“! 3.) Die Einsicht, dass die Märkte sich nicht ganz überlassen werden können, sondern verschiedene „Regulatoren“ brauchen, hat einen politisch breiten Konsens. Diese Eingriffe sind aber alle politisch motiviert und gesteuert. Damit sind sie, wie die resultierende Gesetzgebung oft gezeigt hat, keineswegs immer sachlich richtig. Nicht alle, aber viele Regulationen sollten nicht politisch, sondern sachgerecht sein. (3) Das Konzept des „assoziativen Marktes“ (a) Die Grundidee Die Märkte sollen, neben den gesetzgeberischen Rahmenbedingungen von „Assoziationen“ „reguliert“ werden. „Assoziationen“ sind Marktresp. Branchen-spezifische Vertretungen von jeweiligen Anbietern und Abnehmern,

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idealtypisch von Produzenten, Händlern und Konsumenten. Die „Assoziationen“ haben die Aufgabe, das Geschehen der Märkte zu beobachten, gemeinsam zu analysieren, bei Bedarf die notwendigen Massnahmen zu formulieren und allfällige Vereinbarungen abzuschliessen. Im Gegensatz zur heutigen Kartellgesetzgebung wären Zusammenschlüsse und Absprachen nicht nur erlaubt, sondern gefordert; aber immer und nur mit der „anderen Seite“ zusammen. Der Interessenausgleich soll nicht durch den anonymen Kampf im Wettbewerb, sondern durch Transparenz und Reflexion der Konsequenzen, herbei geführt werden. Die notwendigen Regelungen, die sich aus übergeordneten, rechtlichen und politischen Sichten geben (Vertragsrecht, Arbeitsrecht, Umweltschutz, Gesundheitsschutz, etc.) sind als staatliche Rahmendbedingungen zu formulieren und gelten für die ganze Wirtschaft. Die Fragen nach Qualität, Mengen und Preisen der Waren und Dienstleistungen (von der Herstellung, Veredelung über die Distribution bis zum Konsum) sind diejenigen Fragen, die durch den „assoziativen Markt“ beantwortet werden sollen. (b) Anmerkungen zur konkreten Ausgestaltung Vom einzelnen Akteur wird in seinem Verhalten keine moralische Grösse erwartet; weil in der Einrichtung der „Assoziationen“ der Interessensausgleich aber offen gelegt wird, kann kollektiv verantwortlicher entschieden werden. Das kann gegebenenfalls auch zu transparenten,


bewusst vereinbarten Einschränkungen führen. Für alle diejenigen, für die die Wirtschaft zur Befriedigung der Bedürfnisse – und nicht für die persönliche Bereicherung zu lasten der anderen – da ist, eine verlockende Perspektive. Die „Assoziationen“ sind so vielfältig wie die Märkte zu denken: regional, national und international; je Branche und Teilschritt der Wertschöpfungskette; immer mit Vorund Nachstufe, immer mit Handel/Agenten, wenn es diese gibt. Die Zusammensetzung der einzelnen „Assoziationen“ ergibt sich aus dem konkreten Markt, der begleitet/ reguliert werden soll. Wer weiss, was geschieht und warum? Wer kann eine Gruppe von Akteuren vertreten? Viele Verbände nehmen heute schon Teile der Aufgaben der Assoziationen war. Auch Fair-Trade-Organisationen, insofern sie eine Plattform für gestaltete Anbau- und Vertriebsverhältnisse bieten, sind im Sinne der „Assoziationen“ tätig. (c) Anwendung auf DemeterSchweiz Der Demeter-Markt-Schweiz ist ein kleines und erst noch heterogenes Gebilde im Bereich Nahrungsmittel. Vor ein paar Jahren haben wir den Marktanteil auf 0,5 bis 1 geschätzt. Die Marke „Demeter“ wird vom Schweizerischen Demeterverband, der von den drei „Poolpartner“ (Produzenten, Handel und Konsumenten) gegründet wurde, verwaltet. Neben der Verwaltung der Marke (Marken-Schutz und MarkenFörderung) haben wir (positive) Erfahrungen mit den sogenannten „Marktgesprächen“, in welchen Hersteller, Händler und Konsumentenvertreter bei speziellen

Produktgruppen Qualitätsanforderungen, Logistik, Margen und Preise besprechen. Es besteht keine Übersicht über Mengen und Warenflüsse. Viele Produzenten und Verarbeiter beklagen, dass sie einen grossen Teil der DemeterProdukte im „Bio-Kanal“ absetzen müssen, weil die reinen Demeter-Kanäle nicht genügend Volumen abnehmen könnten. Andererseits klagen Grosskunden, dass sie nicht genügend Demeter-Produkte zu einem tragbaren Preis erhalten würden. Es ist unbestritten, dass auch die organisierten KonsumentInnen (wegen hohem Preis, mangelnder Verfügbarkeit und schlechter Zugänglichkeit) ihren Bedarf wohl nur unter der Hälfte mit Demeter-Produkten decken. Aus meiner Sicht die klassische Situation kleiner, nicht-gestalteter Märkte. (4) Die Rolle der KonsumentenOrganisationen (a) Ihre Aufgaben Um kompetente Partner für eine assoziative Zusammenarbeit zu sein, müssen die Konsumentenorganisationen fähig sein, das Geschehen der Märkte zu beobachten, zu analysieren und Massnahmen zu formulieren. Das können sie. Eine besondere Herausforderung stellt jedoch das auch notwendige, verbindliche Abschliessen einer Vereinbarung dar. Die „Grosskunden“ sind wohl in der Lage, wenn sie zu einem Netzwerk zusammen geschlossen wären, für die ganze Gruppe, ihre Bedürfnisse klar zu formulieren und auch verbindliche Vereinbarungen abzuschliessen. Hier besteht die Herausforderung darin,

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die meist unter Zeitdruck stehenden, sehr unterschiedlichen Individualisten von den Vorteilen zu überzeugen und „unter einen Hut“ zu bringen. Die bestehenden Konsumentenvereine können die Sicht der Einzelhaushalte dann gut vertreten, wenn sie eine ausreichende Grösse und einen internen Erfahrungsaustausch aufweisen. Verlässliche Vereinbarungen können sie bei „Aktionen“ mit Vorbestellung abschliessen. Dazu zählen z.B. die „Gemüse-Abonnemente“ oder unsere „Grossmengen-Aktionen“. Ihre Sicht wird präziser, die Transparenz klarer und die Fähigkeit, verbindliche Regelungen zu treffen, grösser, wenn die Detaillisten als „Konsumenten-Vertreter“ mit einbezogen werden. Auch wenn sie selbst Händler sind, den Produzenten und dem Grosshandel gegenüber können sie die Sicht der Konsumentenschaft einnehmen. Es kann und soll nie das Ziel sein, für alle KonsumentInnen verbindliche Regelungen zu treffen. Eine gut ausgestaltete Konsumentenorganisation, die „Grosskunden“ und Detaillisten einbezieht, kann aber sehr wohl kompetenter Gesprächspartner sein und auch Regelungen im Sinne von „Rahmen-Verträgen“ abschliessen. Wie verbindlich die einzelnen Aussagen werden können, wird sich aus den konkreten Lebensumständen ergeben. (b) Ihre aktuelle Verfassung Die Konsumentenvereine der Schweiz decken mehr oder weniger die ganze Deutschschweiz ab und sind in einem Dachverband zusammengeschlossen. Ihr Mitgliederbestand ist stetig leicht sinkend. Nur in Basel hat sich ein regelmässiger

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Kontakt mit den Detaillisten etabliert. Noch nirgends sind die „Grosskunden“ eingebunden. Im Demeterverband und im „Marktgespräch“ wird aktiv mitgearbeitet. (5) KVBU

Schlussfolgerungen für den

(a) Die zu bewältigende Herausforderung des KVBU Die im Vorangegangenen erläuterten Überlegungen bestätigen den vom Vorstand des KVBU schon eingeschlagenen Weg: Mehr Mitglieder, Einbezug der „Grosskunden“ in einer besonderen „Sektion“, Festigung der Zusammenarbeit mit den Detaillisten und Ausbau der „Abonnemente“ und „GrossmengenAktionen“ auf Vorbestellung. (b) Ansätze zur Lösung Es gilt, die klassischen PR-Wege einer Interessenorganisation zu begehen. (6)

Zusammenfassung

Wir alle sind mit den dramatischen Verwerfungen an den Finanzmärkten und der damit ausgelösten Wirtschaftskrise konfrontiert. Es ist hier nicht der Ort, alle Hintergründe und Konsequenzen auszueuchten. Was hier aber versucht wurde, ist ein Aspekt davon, nämlich das Funktionieren „freier Märkte“ und das der Alternative, der „assoziativen Märkte“, zu skizzieren. Dabei haben wir Konsumentinnen und Konsumenten eine besondere Bedeutung, wenn wir nicht nur lamentieren, sondern auch konkret an Verbesserungen arbeiten. Überall freie Nachhaltigkeit!

Wahl

gibt

keine


Den „freien Märkten“, im Gegensatz zur staatlichen Planwirtschaft, verdanken wir viel: Auswahl und attraktive Produkte dank Wettbewerb sowie auf die Abnehmer hin orientierte Qualitäten und Mengen. Aber das heutige System hat auch seine Schwächen: Grösse und Stärke gewinnt, die Wünsche der kleinen Minderheiten finden keine Beachtung, wir schwanken immer schneller zwischen „Überhitzung“ und „Rezession“ und es braucht immer stärkere staatliche Regulationen, um die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Eines ist klar geworden: wenn jede und jeder Einzelne „frei“ als „willkürlich, so wie es meinen momentanen Interessen entspricht“ versteht, dann entsteht in der Summe keine nachhaltig ausgewogene Wirtschaftsaktivität. Die Alternative: Assoziationen Die Grundidee der Alternative: innerhalb der gesetzlichen Randbedingungen sollen die Märkte von „Assoziationen“, d.h. Vertretungen jeweiliger Anbietern und Abnehmern, mit auf konkrete Situationen abgestimmten Vereinbarungen, reguliert werden. Im Gegensatz zur heutigen Kartellgesetzgebung wären Zusammenschlüsse und Absprachen nicht nur erlaubt, sondern gefordert; aber immer und nur mit der „anderen Seite“ zusammen. Der Interessenausgleich soll nicht durch den anonymen Kampf im Wettbewerb, sondern durch Transparenz und Reflexion der Konsequenzen, herbei geführt werden. Qualität, Mengen und Preise sollen durch den „assoziativen Markt“ bestimmt werden. Die Voraussetzung: verantwortliches Handeln der Konsumentenschaft Das Konzept setzt allerdings voraus, dass wir KonsumentInnen beginnen, „Freiheit“ als „aus meiner individuellen Verantwortung mir und dem Umfeld gegenüber“ zu leben. Auswahl ja, aber falls nötig, mit Einschränkungen. Das Konzept setzt ferner voraus, dass sich nicht nur die Hersteller und der Handel, sondern auch die Konsumentenschaft organisieren, um die Bedürfnisse artikulieren zu können. Auch der Konsum muss zu verbindlichen Vereinbarungen fähig werden. Der Konsumentenverein will das entwickeln Genau das, am Beispiel der Demeter-Produkte, zu entwickeln, das ist das Ziel und die aktuelle Tätigkeit des Konsumentenvereins Basel und Umgebung. Aber um wirksam werden zu können, brauchen wir noch mehr Menschen, die das selbe auch tun wollen. Wir suchen <Jung und Alt>, die unser Engagement mit den nächsten Schritten im Alltag und einer Mitgliedschaft bei uns unterstützen. Nur zusammen werden wir stark!

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Veranstaltungsrückblick

Bericht vom Verbrauchertreffen von Hans Ueli Eisenhut (Präsident des Schweizerischen Verbandes der Konsumentenvereine zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaftsweise und assoziativer Wirtschaftsordnung) 1.

Planung eines Konsumentenkongresses in Zürich im März 2010 Arbeitstitel: Konsumenten – Auftraggeber der Wirtschaft – ein Beitrag zu einer neuen Finanz- und Realwirtschaft 2 Vorträge zum Tagungsthema 2 Vorträge von Wirtschaftsunternehmer Forum: moderiertes Gespräch mit Vertretern aus Politik, Landwirtschaft, Handel und Konsumenten Zurzeit werden Sponsoren gesucht. 2. Projekt neue Homepage www.demeterkonsumenten.ch Die Delegiertenversammlung vom 25.4.2009 hat beschlossen, bis Ende Oktober 2009 eine neue „lebendige“ Homepage zu gestalten. Bedingung ist, dass diese regelmässig gewartet wird und möglichst aktuelle und interessante News, Umfragen, Infos, Listen etc. bietet. Ein wichtiger Faktor ist die Mitgliederwerbung. 3. Mitarbeit an der Sozialen Charta DEMETER Als Mitglied eines der drei Poolpartner des Demeter Verbandes Schweiz hat eine Arbeitsgruppe des Verbandes im April zuhanden des Demeter Verbandes einen Text erarbeitet. Er besteht aus fünf Punkten: 1. Präambel, 2. Kulturelles Engagement, 3. Verbindlichkeit in sozialen Beziehungen, 4. Partnerschaftliches Wirtschaften, 5. Erklärung. Wünschenswert wäre, wenn unsere Inhalte in die bestehende Version des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft einfliessen könnten.

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Internationale Sektionsarbeit: Indien

Stand der Demeter-Bewegung von Ulrich Rösch

Blick fürs Ganze Anlässlich des Jahrestreffens der BiologischDynamischen Assoziation von Indien (BDAI) in Bangalore am 10. Januar 2009 reiste Ulrich Rösch von der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum nach Indien. Thema war die Verbindung mit der weltweiten Bewegung. Unser Weg in den Süden Indiens führte uns durch Kerala, wo auf verschiedenen Farmen Kaffee, Tee, Gewürze und Früchte biologisch-dynamisch angebaut werden. Er ging durch das Kardamom-Gebirge, durch die West Ghats auf die Kurinji-Farm nahe Madurai, wo vor allem Mangos und Birnen angepflanzt und verarbeitet werden. In vielen in Europa vertriebenen DemeterSäften sind Kurinji-Mangos enthalten. Kerala heißt in Indien ‹God’s own land›. Wenn man die Fruchtbarkeit dieses Landes und die freundlichen Menschen sieht, kann man glauben, dass das stimmt. Aber es ist nicht nur Paradies. Wälder wurden abgeholzt, dafür Monokulturen für Tee, Kaffee und Kautschuk angelegt. Trotz vieler Bemühungen – Kerala hat die kleinste Zahl von Analphabeten in Indien – ist die Bevölkerung zu stark gewachsen und damit vor allem der Mensch und Natur zerstörende Autoverkehr.

Präsidenten der BDAI, Jakes Jayakaran, nach Bangalore. Hier fand das Jahrestreffen der BDAI statt. Die biologisch-dynamische Bewegung, so erfolgreich sie in Indien ist, dürfe sich, so Ulrich Rösch von der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum, nicht isoliert von den anderen anthroposophischen Bestrebungen sehen. Auch Umesh Chandrasekar, Direktor des Instituts für Marktökologie in Indien, wies darauf hin, dass bei aller erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre wegen großer Arbeitsbelastung der einzelnen Initiativen der Blick auf das Ganze manchmal etwas zu kurz komme.

Bei allem Erfolg – Gefahr der Isolierung Von der Kurinji-Farm fuhren wir mit dem

Carolin Hedman von der Initiative Sophia, Järna (SE), bekräftigte die Bedeutung des

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weltweiten Netzwerkbildens. Sie begleitet junge Menschen, die von Schweden aus nach Indien entsandt werden, um dort vor allem in ländlichen Initiativen mitzuarbeiten, zum Beispiel bei der Initiative in Sevapur. Dort gibt es im Rahmen eines größeren sozialen und pädagogischen Projektes auch eine biologisch-dynamische Farm. Nirmala Diaz von der Sloka-Waldorfschule in Hyderabad gab einen Einblick in die Arbeit der Waldorfschulen in Indien. Von einigen der landwirtschaftlichen Initiativen kam der Wunsch, eine Erweiterung durch eine Schule zu bekommen. Die biologisch-dynamische Ausbildung in Indien war Thema von David Hogg, dem Sekretär der BDAI. In Zentralindien stellten vor allem Frauen die Landwirtschaft eines ganzen Dorfes auf biologisch-dynamisch um. Hogg berichtete vom wachsenden Maikaal-Projekt und von der von Rithu Baruah geleiteten Landbauschule. Einen herzlichen Dank sprach er an Peter Proctor aus, der in Indien über viele Jahre biologisch-dynamische Ausbildungskurse durchgeführt hat und dort als Lehrer ‹par excellence› verehrt wird. Jetzt musste er aus Gesundheitsgründen nach Neuseeland zurückkehren. Und Jakes Jayakaran berichtete über seine Arbeit in China, wo er auf großes Interesse stieß und mehrere Kurse durchgeführt hat. Dort wird allerdings Wert darauf gelegt, dass biologischdynamische Landwirtschaft mehr eine Methode und Technik ist; der weltanschauliche Hintergrund muss sehr zurückgestellt werden.

Internationale Sektionsarbeit: Indien

Gateway-Zweig in Mumbai von Ulrich Rösch

Soziale Bedeutung In der Weihnachtszeit 2008 besuchte Ulrich Rösch vom Goetheanum den GatewayZweig in Mumbai. Eine kleine Impression von der Stimmung vor Ort. Es ist für einen Mitteleuropäer schon

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eigenartig, wenn man am frühen Weihnachtsmorgen nach Mumbai einfliegt und es dort, mitten in der Nacht, noch 26 Grad Celsius hat. Obwohl die Anschläge von Mumbai noch nicht einmal vier Wochen her sind, ist äußerlich wie immer ein geschäftiges Treiben vorzufinden.


Am zweiten Weihnachtstag treffe ich einige Mitglieder des Gateway-Zweiges der Anthroposophischen Gesellschaft bei der Familie Bana im Zentrum von Mumbai. Dort, mitten in der Stadt an der lärmigen Grant Road, treffen sich die Zweigmitglieder. Die bescheidene Wohnung der Familie Bana, wo neben Aban auch die Schwester Dilnawaz und der 98-jährige Vater wohnen, welcher noch täglich studiert und kleine Dichtungen schreibt, wird links und rechts von muslimischen Familien eingerahmt. Im Raum fällt mein Blick sofort auf die aufgebaute (‹Ostheimer›-)Krippe mit den Hirten, den Königen, Maria und Joseph und dem Christuskind. So fühle ich mich angeregt, über das Weihnachtsgeschehen und seine soziale Bedeutung zu sprechen, das Hereinkommen der Weisheit durch die Könige, das soziale Zusammenwirken der Hirten und des Zentrums, des Christuskindes, das uns aufruft, miteinander in eine gerechte soziale Beziehung zu treten.

Ich bin mir bewusst, dass vor mir Hindus aus verschiedenen Kasten, auch Brahmanen, sitzen, Muslime, Christen und Parsis, die auf die zarathustrische Strömung zurückgehen. Es ist eine dichte Atmosphäre, die uns den tosenden Straßenlärm in Mumbais Zentrum ganz vergessen lässt.

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Internationale Sektionsarbeit: Indien

Sadhana Village von Ulrich Rösch

Soziale Umsichtigkeit Bei Pune liegt die heilpädagogische Einrichtung Sadhana Village. Sie wurde vor 15 Jahren von V. N. Deshpande mit Unterstützung der Camphill-Gemeinschaft Copake (US) eingerichtet. Neben ihrer heilpädagogischen Aufgabe kümmert sich die Gemeinschaft von Sadhana Village auch um bessere soziale Bedingungen in der Umgebung. Sadhana Village liegt in einem herrlichen Tal etwa 35 Kilometer nordöstlich von Pune. Obwohl die Einrichtung sehr abgelegen ist, umgeben von ursprünglichen Dörfern, hat sie neben den Beziehungen zu den Camphill-Einrichtungen in den USA auch zahlreiche Praktikanten aus Europa, welche durch die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners vermittelt und betreut werden. Die Gemeinschaft lebt in drei verschiedenen Häusern. Neben der heilpädagogischen Arbeit holt man Kinder mit Bussen nach Sadhana Village, um ihnen in ‹Freizeitschulen› Bildung zu ermöglichen. Viele von ihnen weigern sich, in die vom Staat betriebenen Schulen zu gehen. Während meines Besuchs bemerkte ich bei der gemeinsamen Eurythmie aller Bewohner der Einrichtung mit Aban und Dilnawaz Bana sofort an der Freude und dem engagierten

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Mitmachen der Betreuten, dass die beiden schon öfters dort gearbeitet haben. Es war erwärmend zu beobachten, wie sich die Betreuten liebevoll gegenseitig helfen. Alle machten mit: die Betreuten, die Mitarbeiter, die Praktikanten und die Gäste. Aufbrechende Sozialstrukturen Nach der Eurythmie spreche ich mit den Praktikanten, meist ehemalige Waldorfschüler, über den sozialen Impuls, der einer solchen Einrichtung zugrunde liegt. Dar?über hatten sie an ihren Schulen nicht viel gehört. Umso engagierter war das Gespräch, das sich an die Darstellung anschloss. Wahrscheinlich hätte es noch den ganzen Abend gefüllt, wenn nicht eine Gruppe ihre 36-stündige Reise nach Kolkata hätte antreten müssen, wo ein gemeinsames Treffen aller Praktikanten in Indien auf Einladung der ‹Freunde› stattfand. Am nächsten Tag fuhren wir in die umgebenden Dörfer. Die sozialen Strukturen sind dort völlig am Aufbrechen. Von dem, was einmal dort stabilisierend war, ist nur noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben. Nachdem die Gemeinschaft das über eine Studie wahrgenommen hatte, fing sie an, mit den Dorfbewohnern Projekte aufzubauen: den Bau von Bewässerungsanlagen, Toiletten und ersten Anfängen einer Abwasserbeseitigung. Insbesondere Frauen bildeten Selbsthilfegruppen, die


neben wirtschaftlichen Hilfen vor allem Bewusstsein für sauberes Trinkwasser entwickelten. Darüber hinaus wird den Frauen dabei geholfen, häusliche Gewalt abzuwehren und über Kleinkredite unternehmerisch tätig zu werden. Wunsch nach Waldorfschule fürs Dorf Am nächsten Tag kam der Gründer von Sadhana Village, um gemeinsam mit uns zu besprechen, ob nicht in absehbarer Zeit eine Waldorfschule für die Dorfkinder eingerichtet werden könne. Es wäre eine English Medium School, die bis zur 8. Klasse relativ frei arbeiten könnte. Das Problem ist, wie überall, die geeigneten Lehrerinnen für solch eine Schule zu finden.

Aban Bana sagte ihre Hilfe zu und empfahl, alle Interessenten zu ihrem Lehrerbildungskurs, der jeden Mai im nahegelegenen Kandhala stattfindet, zu senden. Es war beeindruckend wahrzunehmen, mit welcher sozialen Umsichtigkeit der über siebzigjährige V. N. Deshpande diesen Schritt einer eigenen Schule vorbereitet.

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Veranstaltungsvorblick

Veranstaltungsvorblick Ins Gespräch kommen - soziale Verantwortung fördern vom 27.-28.11.2009 von Katie Dobb, Ulrich Rösch „Was ist erquicklicher als Licht? Das Gespräch.“ Aus Goethes Märchen von der Grünen Schlange und der Schönen Lilie. Wenn über soziale Verantwortung gesprochen wird, sind viele berührt, dass heute noch Millionen von Menschen an Hunger sterben. Wäre aber nicht ein erster nötiger Schritt, dass wir anfangen den anderen Menschen in seiner Einmaligkeit wahrzunehmen? Leidet nicht unsere Welt darunter, dass wir es nicht verstehen, miteinander ins Gespräch zu kommen, uns zu begegnen? In vorbereitenden Treffen wurde deutlich, dass das Gespräch mit den anderen wichtig wurde. Wir erfuhren von Begegnungen, in denen vieles durch ein Gespräch entstanden ist. Möglichkeiten eröffneten sich oder aus der Situation wurde etwas ganz besonderes geboren. Im aktiven Interesse am anderen Menschen, das im nächsten Schritt zu einem menschheitlichen Interesse werden kann, erschließt sich eine zukünftige Dimension. Ins Gespräch kommen heißt auch geistige Zusammenhänge wahrnehmen. Wie kann ich mich als Individualität mit der ganzen Menschheit verbunden fühlen? Will ich mich selbst finden, dann muss ich Interesse für die Nöte der Welt entfalten. Will ich die Welt verändern, so kann ich das nur aus der Wahrnehmung der anderen Menschen und einem selbstbewusstem Denken. Welche Qualität muss das Denken bekommen, damit richtige Gedanken über neue

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soziale Einrichtungen entstehen können? Wie müssen Einrichtungen aussehen, damit die Menschen die richtigen Gedanken und Empfindungen gegenüber den anderen in sozialer Beziehung haben können? Die Dreigliederung des sozialen Organismus kann uns eine Orientierung geben, damit wir in den zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Gestaltung unserer Einrichtungen aber auch im Gestalten der Gesellschaft als Ganzem einen Beitrag leisten können. Nur so können wir einen Weg aus dem Chaos der Gegenwart heraus finden. Begegnung kann dann zu einem künstlerischen Prozess werden, eine soziale Skulptur kann zwischen den Menschen entstehen. Wir wollen Begegnungsmöglichkeiten schaffen, in denen viele Menschen die erquickende und schöpferische Kraft des Gesprächs entdecken, mit dem Ziel, immer mehr die gegenwärtigen Nöte der Zeit und unsere aktuellen sozialen Aufgaben wahrzunehmen. Diese Veranstaltung der Sektion für Sozialwissenschaften und der Jugendsektion soll helfen, dass sich bei allen Teilnehmenden ein „neues“ tätiges Mitempfinden entwickeln kann. Das Erfahren des sozialen Ganzen benötigt die Wahrnehmung des anderen – und daraus kann ein neues soziales Verantwortungsgefühl entstehen. Wenn wir in der rechten Weise zusammenwirken werden, so kann dieses Wochenende zu einem einmaligen sozial-künstlerischen Ereignis werden.


Veranstaltungsvorblick

Veranstaltungsübersicht 2009 08.-11. August

Tagung in Nordamerika, Chestnut Ridge (NY) Inner Transformation and Social Renewal Social Science Section in North America

11.-12. August

Treffen der Sektionsmitglieder in Spring Valley, USA Kollegium der Sozialwissenschaftlichen Sektion in Nordamerika

04.-05. September

Nachhaltige Entwicklung als Schicksalsfrage – das Böse stellen Values & More (Alexandra Traun) und das Goetheanum

05. September

Spirituelle Kultur von Müttern und Vätern Arbeitstag der Familienkultur

10.-11.September

Geschwindigkeit im Unternehmen 2. interdisziplinäres Wirtschaftsforum am Goetheanum Perspektiven für Veranwortliche in Wirtschaft und Kultur Christine Blanke

12. September

Religion - Tätigkeit der Freiheit und Liebe Fortbildung zur Selbsterziehung am Familienleben Claudia Stockmann

20.-21. September

Aufgaben einer neuen Wirtschaftswissenschaft „Methodik und Grundbegriffe des Nationalökonomischen Kurses und ihrer Beziehung zur Wirtschaftspraxis“ (auf Einladung) Einleitungen: Paul Mackay, Prof. Dr. Marcelo da Veiga und Ulrich Rösch

24.-27. September

Gemeinschaftsbildung im Lichte Michaels Michaeli-Tagung 2009 Allgemeine Anthroposophische Sektion

08.-11. Oktober

Darwin und der Soziale Organismus (Kolloquium) Naturwissenschaftliche Sektion und Sektion für Sozialwissenschaften (auf Einladung)

23.-24. Oktober

Kolloquium zur Konfliktforschung

13.-14. November

Nervosität und Ichheit Fortbildung zur Selbsterziehung am Familienleben Rudy Vandercruysse

26.-27. November

Zukunfts-Perspektiven der Sektion Kolloquium (auf Einladung)

27.-29. November

Ins Gespräch kommen – Soziale Verantwortung fördern Sektion für Sozialwissenschaften und Jugendsektion

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2010 22.-23. Januar

Hochschultreffen Familienkultur Zur 17. Klassenstunde

05.-07. März

In Gegensätzen miteinander Akives Recht im Streit um die Mitte Öffentliche Tagung zum Rechtsleben

16.-17. März

Kolloquium zur Konflicktforschung in Deutschland

10. Oktober

Treffen zur Altenarbeit

29.-30. Oktober

Kolloquium zur Konfliktforschung

Tickets online bestellen unter: www.goetheanum.org

Hausmitteilung Initiative: Benjamin Kohlhase-Zöllner sucht seitens der Sektion für Sozialwissenschaften Kontakt zu Studenten mit sozialwissenschaftlichen Forschungsfragen. Gerne hilft er mit Tipps und Recherche bei Haus-, Diplom- und Doktorarbeiten um anthroposophsiche Fachliteratur in diese Arbeiten einfliessen zu lassen. Gerne können Sie ihm auch eine Kopie ihrer Arbeit für das Sektionsarchiv und die Studenten vor Ort senden. Für Fachfragen im Schwerpunkt VWL, BWL und Management steht er Ihnen gerne zur Verfügung. Aber auch beim Vermitteln von Praktikumsund Praxissemesterplätzen helfen wir nach Möglichkeit gern. Kontakt: benjamin.kohlhase@goetheanum.ch

Impressum

Herausgeber und Copy right: Freie Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum Sektion für Sozialwissenschaften Redaktion: Ulrich Rösch, Hanna Koskinen Layout und Gestaltung: Kohlhase Verlag und Consulting www.kohlhase-consulting.com Rechtshinweis: Alle Texte sind Urheberrechtlich geschützt. Die Texte spiegeln nicht zwingend die Auffassung der Sektion wieder.

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