C20: DER ARCHITEKTURFÜHRER VON TRENČIANSKE TEPLICE

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C20 DER ARCHITEKTURFÜHRER VON TRENČIANSKE TEPLICE




ISBN 978 – 80 – 972341 – 2 – 6


C20 DER ARCHITEKTURFÜHRER VON TRENČIANSKE TEPLICE


↖ Trenčianska Teplá

Z3_DAS SANATORIUM DER KRANKENKASSE FÜR DIE ANGESTELLTEN DER STAATSBAHNEN S2_VILLA IRENE (SMREK) Z4_EISENBAHNSTATION Z5_DIE VILLA SANSSOUCI / LUXOR / POST

M1_DAS KURHOTEL JALTA / SLOVAKIA

M2_das SANATORIUM KRYM

Z6_VILlA VRANKA

S1_DAS THERMALBAD SINA Z2_VILLA IN DER STREUSIEDLUNG ČERVENÉ KOPANICE M4_VERPFLEGUNGSZENTRUM

M3_PRAMENNÝ DVOR (DER QUELLENHOF)

S5_DAS KURHAUS AESCULAP / ESCULAP

P6_DAS MACHNÁČ SANATORIUM

P5_DIE EVANGELISCHE KIRCHE

Z1_DAS HAUS DES SÄNGERCHORS DER SLOWAKISCHEN LEHRER


CHE

Z9_DAS THERMALBAD ZELENÁ ŽABA (DER GRÜNE FROSCH)

S3_DAS SANATORIUM ESPLANADE Z7 / M5_das HOTEL FLORA

Z8_VILlA JENA

P1_VILLA RIA

P2_Der KURSALON

S4 / P3_Der MUSIKPAVILLON

P4_DIE KLEINE WASSERKRAFTANLAGE


das EDITORIAL

Trenčianske Teplice ist in vieler Hinsicht ein besonderer Ort auf der Karte Slowakeis. Dank seiner heilsamen Thermalquellen ist es seit Jahrhunderten ein beliebtes Reiseziel. Diese waren bereits den römischen Legionen während ihrer Feldzüge außerhalb des Römischen Reiches bekannt. Sie waren sowohl unter den Bauersleuten als auch innerhalb des ungarischen Adels beliebt. Die rasche Entwicklung in den letzten 200 Jahren spiegelt sich im umfangreichen Ausbau des Kurorts wider. Die einzelnen Dekaden deuten auf Veränderungen in der Gesellschaft, ihre Bedürfnisse und ihre kulturellen Präferenzen. Dank dieser Veränderungen ist Trenčianske Teplice wie ein offenes Buch, das die Geschichte über die Entstehung des modernen Menschen, so wie wir ihn heute verstehen, erzählt. Das 20. Jahrhundert (C20) hat hier die markanteste Spur hinterlassen und hat somit Trenčianske Teplice zu einem Ort gemacht, wo neue Formen und Architekturinhalte des Funktionalismus entstanden sind. Dieser Führer ist als eine Reaktion von einer Gruppe junger Leuten zu verstehen: sie besuchten regelmäßig die Stadt während des berühmten Filmfestivals Art Film Fest und seit 2011 arbeiteten sie innerhalb des Projekts Abandoned (re)creation (Verlassene (Re)Kreation) aktiv mit den historischen Memoiren der Stadt zusammen.


Martin Zaiček und Andrea Kalinová

Es war gerade der Zustand der Architektur, die mit ihrer Qualität und ihrem kunsthistorischen Wert weit über die Grenzen von Slowakei hinausragt, der uns dazu bewegt hat, Antworten auf die Frage zu finden, warum die Öffentlichkeit diesen Werten gegenüber so gleichgültig steht. Dieser Führer ist das Ergebnis jahrelanger Recherche und Beobachtung der Architekturveränderungen und – entwicklungen in der Stadt. Sein Ziel ist es, jedem interessierten Besucher von Trenčianske Teplice ein Erlebnis der örtlichen Architektur, durch die diese Stadt genauso berühmt ist wie durch ihre Heilquellen, zu ermitteln. Der Führer ist in vier Wanderwege eingeteilt. Jeder ist in einem separaten Kapitel verfasst und jeweils mit einer individuellen Farbe gekennzeichnet. Jedes der Kapitel: Artúr Szalatnai, Der Park, Außerhalb der Stadt und Der Spätmodernismus führt Bauwerke vor, die der Aufmerksamkeit nicht entkommen sollten. Wir hoffen, dass Sie mit diesem Führer neue Orte entdecken und Erkenntnisse gewinnen, die Ihren Kuraufenthalt bereichern. Vergessen Sie nicht, dass Kurorte ein Ort der Erholung sind, wo die Zeit keine Rolle spielt. Das Besichtigungstempo der Sehenswürdigkeiten des 20. Jahrhunderts sollte deswegen erholsam sein. Lassen Sie der Architektur Zeit, auf Sie einzuwirken.


ROUTE 1

AUF DER SPUR VON ARTÚR SZALATNAI – SLATINSKÝ Der Name des Architekten Artúr Szalatnai-Slatinský ist mit der Stadt Trenčianske Teplice sehr eng verbunden. Außer der Tatsache, dass er für den kleinen Kurort viele kleine Kurhäuser und zahlreiche Kureinrichtungen entworfen hatte, ­stammt er aus der Gemeinde Slatina nad Bebravou, die sich direkt hinter dem Hügel Machnáč befindet. Nach dem 2. Weltkrieg änderte er auf­ grund seiner Herkunft seinen Namen zu Slatinský. Die Auflistung bedeutender Architektur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist so viele Bauobjekte von diesem einen Architekten auf, dass gezwungenermaßen die Notwendigkeit entstand, einen separaten Wanderweg zu ent­ werfen, der ausschließlich seinem Werk gewidmet ist.


Die Situation im Kurort war nach dem Zerfall der ÖsterreichischUngarischen Monarchie dem Kurtourismus nicht sehr geneigt. Sowohl die ökonomischen als auch sozial-politischen Beziehungen zur zerfallenen Monarchie und ihrem Zentrum in Budapest, das zum großen Teil dem Kurort seine Kundschaft lieferte, sind erloschen. Nach Jahren der Stagnation gingen die Eigentumsverhältnisse an die neuentstandene Tschechoslowakische Aktiengesellschaft. 1930 wurde Jan Topinka Kurdirektor. Heute wissen wir, dass er mit einer der bedeutendsten Epochen in der langen Geschichte von Trenčianske Teplice verbunden ist. Er belebte den Geist des Kurorts wieder, brachte bedeutende Persönlichkeiten mit sich, und was bis heute sichtbar ist – er initiierte den Bau neuer Gebäude im modernen Stil des Funktionalismus. Die Vorstellung des Kurdirektors war es, den altweltlichen Kurort in ein modernes Zentrum der Balneotherapie und Erholung umzuwandeln. Einer der Architekten, der diese Transformationsidee zu erfüllen begann, war auch Artúr Szalatnai – Slatinský. Dieser in Bratislava ansässiger Architekt hatte zu dem Zeitpunkt bereits mehrere bedeutende Werke entworfen wie die orthodoxe Synagoge in Heydukova Straße (1926), den Wohnbau in der Mickiewiczowa Straße (1926-27) und eine Reihe von Familienhäusern. In Trenčianske Teplice war sein erster Beitrag der Bau des Kurhauses Esculap, genauer seine Adaptation aus einem ursprünglich älteren Objekt. Obwohl dieser Umbau nicht als Funktionalismus bezeichnet werden kann, ist hier zweifellos die moderne Tendenz der neuen Formenlehre zu erkennen, in der die früher angewandten Verzierungen und Dekorationen einer neuartigen Schlichtheit und Sachlichkeit weichen. Diese Architektur der Sachlichkeit ist ein Zwischenstadium auf dem Weg zum Funktionalismus. Die Einzigartigkeit von Trenčianske Teplice liegt somit in der Tatsache, dass hier auf einer Kleinfläche die gesamte Architekturentwicklung vertreten ist, vom Historismus über die Sachlichkeit bis hin zu Monumenten des Hochfunktionalismus mit Weltbedeutung wie etwa dem Kurhaus Machnáč und dem Thermalbad Zelená Žaba (Grüner Frosch). Das Werk von Artúr Szalatnai-Slatinský kann als wichtiger Meilenstein angesehen werden, der diesen Gebäuden in Trenčianske Teplice den Weg gepflastert hat. Das Thermalbad Sina gehört zweifellos zur außergewöhnlichen Architektur Europas und in diesem Fall auch zum Schaumodell des Funktionalismus. Sein einzigartiger Zweck unterstreicht noch mehr seine Bedeutung.



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DAS THERMALBAD SINA Wenn man nackt in heißer Thermalquelle Artúr Szalatnai­‑Slatinský schwebt, die unter einem aus der Tiefe 1929 heraussprudelt und einem den ganzen Körper mit kleinen Luftbläschen bedeckt, erlangt man leicht das Gefühl, sich mitten im eigenen Universum zu befinden. Das Thermalbad Sina ist so ein Ort. 1929 wurde entschieden, dass der alte Oktogonalpavillon hinsichtlich der Kapazität im wachsenden modernen Kurort nicht mehr ausreichte. Mit dem Entwurf eines neuen Pavillons wurde Artúr Szalatnai – Slatinský beauftragt. Das entworfene Objekt vereinigt die Spiritualität und Leiblichkeit seines Standorts. Die unmittelbare Nähe zum romantischen Hammam aus dem Jahre 1888 forderte eine spezielle Herangehensweise ab. Als Vertreter des Modernismus mit dem Motto die Form folgt der Funktion schaffte Artúr Szalatnai – Slatinský eine Architektur, deren Bedeutung im Inneren und nicht im äußeren Erscheinungsbild liegt. Heute befindet sich die Architektur des Hammam im respektvollen Einklang mit der reinen Schlichtheit der Ziegelfassade und dem rechteckigen, in zwölf Stücke aufgeteiltem SINA Fenster. Die ursprüngliche Putzverkleidung aus blau glasierten rechteckigen Fliesen harmonisierte mit dem Inneren des blau Hammam. Genau wie auch heute bäumten sich die Wände aus der himmelblauen Lagunenquelle bis zum Abluftkamin hoch über den Brunnen auf. Das auf die gegenüberstehende Seite fallende Licht wurde durch das zwölfteilige Glasziegelfester gebrochen. Ursprünglich befand sich auf dieser Seite ein Paar



von gegenüberstehenden Blenden, die den Herren – und Dameneingang stufenweise voneinander abtrennten. In den 70er Jahren wurde diese geometrische Masse durch ein keramisches Mosaik ersetzt und die blauen Fliesen hatte man ebenso ausgetauscht – die neuen hatten eine gelbliche Farbe. Heute, 85 Jahre nach dem Bau von SINA, fand eine weitere Rekonstruktion statt und die Farben des Innenraums sind wieder anders. Heute ist das Interieur rein weiß und kontrastiert somit mit der blauen Oberfläche des Thermalbads. In gewisser Weise ist dies eine Verwirklichung des Traums der Modernisten des 20. Jahrhunderts, die nach Reinheit als einem Instrument der Genesung und Durchleuchtung vom Lebensraum strebten. Allerdings muss man zugeben, dass die strikte Reinheit in diesem Fall, wenn auch ungewollt, die angenehme Spannung bzw. Verbindung zwischen Körper und Geist, die man beim Eintauchen erlebt, unterdrückt. SINA gehört zweifellos zu den wichtigsten Werken des Modernismus in Trenčianske Teplice. Trotz mehrerer Rekonstruktionen blieben die vom ursprünglichen Autor entworfenen Grundsätze der Raumaufteilung erhalten. Somit hat der Besucher auch heute noch die Möglichkeit, im funktionalistischen Thermalbad zu entspannen, welches in der Zeit seiner Entstehung Aufmerksamkeit weit über die Grenzen des Landes erregte.

* Adolf Loos, Ornament und Verbrechen, 1908 (“http://en.wikipedia.org / wiki / Ornament_and_Crime”Ornament and Crime)



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DAS SANATORIUM Am Rande des Kurparks, beim Weg nach ESPLANADE Omšenie, steht das Sanatorium Esplanade, das Artúr Anfang der 30er Jahren gebaut wurde, um die Szalatnai­‑Slatinský mangelnde Unterkunftskapazität des Kurorts zu erhöhen. Trotz seines funktionalistischen 1933 – 34 Charakters weist das Objekt keine avantgardistischen Formen wie das nahestehende und berühmtere Sanatorium Machnáč auf. Artúr Szalatnai – Slatinský reagierte hier mit der Sprache der Moderne auf die pittoresken älteren Villen auf der Promenade entlang des Flusses Teplička. Esplanade ist diesen symbolisch mit dem Rücken gekehrt, dennoch wird das Gebäude vom Park aus gesehen von Besuchern als ein Teil der historischen Komposition wahrgenommen. Das Sanatorium hat den Grundriss eines klassizistischen Palasts mit zwei markant vorstehenden Seitenrisaliten, die zugunsten der Dachterrassen niedriger gehalten sind. Der Eingang befindet sich am Treppenende auf einer Terrasse, die auf der Zentralachse des Hauses liegt. Das Gelände und der Terrassenboden sind aus Zipser Travertin, dem wichtigsten Baumaterial der funktionalistischen Architektur in der Slowakei. Die Zimmer auf dem zweiten und dritten Obergeschoss sind dank „französischer“ Fenster lichtdurchflutet. Zum damaligen Zeitpunkt, während der Diskussionen über die neue Architektur der Moderne, galten diese als verkannte Alternative zum Fensterband. Die Anwendung der französischen Fenster verweist außerdem auf traditionelle Bautechnologien ohne Eisenbetongestell. Allerdings findet man hier dennoch einen wichtigen modernistischen Aspekt – die Dachterrassen mit geranktem Laubengang (Pergola). Hier konnten die Gäste ihrer Sonnentherapie nachgehen und einen ungestörten Ausblick auf die Baumspitzen im Park genießen.



Das kleine Objekt vor der Stirnseite des historischen Kursalons ist der Musikpavillon. Es handelt sich um eine subtile Betonplatte unterstützt durch schmale Betonsäulen auf einem erhöhten Podest. Dieses Bauwerk ist wie ein greifbarer Nachlaß aus den Zeiten, in denen man sich gerne bei Livemusik traf, welche als fester Bestandteil des Kurlebens galt. Der Pavillon wurde Anfang der 30er Jahren gebaut anhand der Entwürfe von Artúr Szalatnai-Slatinský, der zu der Zeit mehrere im Buch erwähnte Werke entwarf. Er wandte eine strikt funktionalistische Sprache an und reduzierte alle Bauelemente auf das notwendige Minimum. Der bescheidene Pavillon steht heute immer noch in seiner Originalform und an seiner ursprünglichen Stelle und wirkt im Kursalongelände trotz seiner Subtilität nobel.

S4 / P3 DER MUSIKPAVILLON Artúr Szalatnai‑Slatinský 1931



Das unauffällige kleine Kurhaus Esculap wurde an der Wende der 20er und 30er Jahre gebaut. Das ursprüngliche Haus trug den Namen Aeskulap, nach dem altgriechischen Gott der Heilkunst Asklepios, dem Sohn des Apollon. Das humanistische Ideal spiegelt sich sowohl in dem Namen als auch im Gebäude selbst wider. Ursprünglich stand das Sanatorium am Ende der Straße, an beiden Seiten von niedrigeren Gebäuden der Kurortinfrastruktur umgeben – dem Herrenhaus und der Post. Beide historischen Objekte waren im klassizistischen Stil gebaut. Das neue Sanatorium mit seiner herausragenden Säulenhalle war symbolisch als entfernte Angeglichenheit an einen antiken Tempel in Antis gedacht. Heute steht dieser unauffällige Tempel der neuen Architektur von Trenčianske Teplice im Hintergrund. Dennoch ist er ein wertvolles Denkmal, ein erster Markstein der modernen Architektur in diesem Kurort. Das Objekt kann nicht als rein funktionalistisch angesehen werden, allerdings zählt es zu der sogenannten Sacharchitektur, die insbesondere in der Slowakei als erforderlich für die Überbrückung zwischen alter Tradition und neuer Zukunftsvision galt. Die reinweiße Fassade, das flache Dach und eine klar komponierte Stirnseite mit einem Balkon und den ursprünglichen drei Fensterachsen waren der Ansatzpunkt für einen neuen Ausbau des Kurorts, bei dem Artúr Szalatnai – Slatinský der Schlüsselgestalter war.

S5 DAS KURHAUS AESCULAP / ESCULAP

Artúr Szalatnai‑­­­­­­Slatinský um 1930


ROUTE 2

der PARK Ein Kurpark war immer ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Kurorts. Englische Landschaftsgärten ergänzten meistens den Balneoservice der Kurorte und genauso war es auch in Trenčianske Teplice. Heute erscheint der Park wie eine Fortsetzung des Waldes von beiden Seiten aus – sowohl beim Berg Grófovec als auch bei Klepáč. Der Kurpark ist ein kultiviertes Beispiel vom menschlichen Streben nach Eingliederung der Natur ins alltägliche Leben während der Romantik im 19. Jahrhundert. Mit einer Fläche von 18 Hektar befindet sich der Park am Talboden entlang des Bachs Teplička. Sein Anfang an der Ostseite ist mit einem kleinen See abgegrenzt und im Westen endet er an der Zentralzone der Stadt. Dieses Gebiet trägt einen historischen Charakter und wird dominiert von prunkhaften Objekten


aus der Wende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert, wie zum Beispiel dem Kurhaus Lipa, Salvator, Hubertus, den Residenzvillen Venezia und letztendlich dem Kursalongebäude. Dennoch ist dieser Teil der Stadt auch an Werken modernistischer Architektur reich. Im funktionalistischen Stil gebaute Werke wie die Villa Ria, die Musikpavillons und die Kirche unterscheiden sich formal wesentlich voneinander. Sie alle bilden einen festen Bestandteil der Architekturgruppe, die von einem der größten Denkmäler slowakischer Architektur überhaupt dominiert wird, dem Machnáč Sanatorium. Lassen Sie sich von der ruhigen und vor allem erholsamen Atmosphäre des Kurparks treiben. Genießen Sie diese wenigen Haltestellen auf dem Wanderweg im Park und lassen Sie sich genug Zeit und Raum, um die Details der modernen Architektur zu erforschen.



Trotz ihrer Unauffälligkeit gehört die Villa Ria zu besten Beispielen moderner Architektur in Trenčianske Teplice. Der Aufstieg des Kurorts und das rege Sozialleben im Kurpark haben wahrscheinlich die ursprünglichen Besitzer dazu bewegt, hier ein lukratives Haus für Kurzaufenthalte zu bauen. Die Hausarchitektur verweist mit ihren Elementen und Details stark auf die Tradition der Moderne im Stil des wienerischen Architekten Adolf Loos. Die scheinbar symmetrische Komposition mit einem hervorstehenden Mittelbereich und einer Loggia im ersten Obergeschoss wird durch den versenkten Eingang an rechter Seite leicht gestört. Nach dem Treppenaufstieg fühlt sich der Besucher eingeladen, kurz auf der eingebauten Terrassen-Sedilia zu verbleiben. Der versetzte Eingang wird durch das ebenso aus der Achse versetzte Fenster an linker Seite ausbalanciert. Dies stellt zugleich auch die einzige Öffnung an der Stirnseite ohne einen Balkon dar. Besondere Aufmerksamkeit verdienen hier vor allem die Festerfüllungen, deren Robustheit und strikte Dreiteilung durch die lyrische grün-weiß Farbgebung der Rahmen verfeinert werden. Die sanfte Struktur und Fassadendetails sind insbesondere an sonnigen Tagen, beim Licht – und Schattenwechsel gut sichtbar. Das Haus ist gut erhalten in seinem ursprünglichen Zustand mit Originalfenstern und ebenso originalem Zaun. Der gepflegte Garten verleiht der Architektur einen geschlossenen Charakter.

P1 VILLA RIA Baumeister Josef Lešák um 1930



P2 DER Das Thermalbad Zelená Žaba ist nicht das einzige vom KURSALON Brünner Architekten Bohuslav Fuchs entworfene Bauwerk Bohuslav in Trenčianske Teplice. Das ursprüngliche Gebäude des Fuchs Kursalons wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im 1935 maurischen Stil erbaut und hat dem Ende der Kurpromenade einen Hauch von orientalischer Romantik verliehen. In den 30er Jahren hatte das Gebäude nach und nach an seiner Bedeutung verloren und es war notwendig, neuen Formen von Unterhaltung und Erholung entgegen zu kommen. Das Objekt ist schon vorher einem Brandfall zum Opfer gefallen. Das neue Gebäude von Bohuslav Fuchs sollte allmählich das alte Objekt ersetzen und somit zum neuen repräsentativen Zentrum des Kurortlebens werden. Heute sind aus den ursprünglich geplanten großen Konzepten nur noch Bruchstücke erhalten. Von der vorderen Kompositionsachse und der Kurpromenade aus gesehen ist das neue Objekt ganz unauffällig und wirkt trotz seiner runden Fenster und originell gerundetem Gesims mit dem ursprünglichen Kursalon harmonisch. Seine Form kommt erst beim Anblick auf die linke Stirnseite, gegenüber dem ehemaligen Kurhaus Lipa, zur Geltung. Hier ist der modernistische Aspekt nicht abzustreiten. Das hervortretende Element mit vertikaler Einteilung durch Säulen gibt der gesellschaftlichen Bedeutung des Objekts eine neue Dimension. Die Hauptbereiche sind das Kino Prameň und der Ausstellungsraum auf dem Obergeschoss im vorderen Teil. Die überdachten Terrassen schlossen sich natürlich an den Galeriebereich an. Das eigentliche Schmuckstück des Hauses ist das an den Eingang angeschlossene Pseudo-Fensterband, das die Kurortbesucher wohl über das Kinoprogramm informierte. Die zum Kurpark gewandte Kehrseite der Fassade ist auch nicht weniger interessant. Hier ist das runde Fensterpaar in „Fahrschiff“-Ästhetik dominant. Eine klare Form, die in den 30er Jahren jedem Bauwerk einen Hauch von Modernität und Lyrik verlieh. Das Eckfenster im dritten Obergeschoss und der an der Stirnseite hervortretende Triumphbogen im Erdgeschoss bilden zusammen eine ausgewogene Komposition. Der Besucher hat auch heute noch die Möglichkeit, das Kino zu besuchen und so den Innenraum kennenzulernen, welcher trotz aller Veränderungen immer noch seinem ursprünglichen Zweck dient.



P4 DIE KLEINE Das Jugendstilgebäude der kleinen Wasserkraftanlage WASSER­ erscheint auf den ersten Blick in diesem Katalog über KRAFTANLAGE Funktionalismus in Trenčianske Teplice als fehlt am Autor unbekannt Platz. Zugegebenerweise gehört weder die Form noch 1909 die Gestaltung dieses Objekts in die Kategorie der moNationales dernen Architektur, dank ihrer Funktion zählt sie jedoch Kulturdenkmal zur Entwicklungsgeschichte der lokalen Architektur. Auf der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert war Trenčianske Teplice ein beliebtes Reiseziel der städtischen Mittelschicht aus Ungarn. Gäste aus Großstädten haben in Kurorten stets Dienstleistungen hoher Qualität beansprucht, unabhängig von der Größe des jeweiligen Orts. Aus diesem Grund war es notwendig, 1909 Straßenbeleuchtung zu errichten. Die kleine Wasserkraftanlage erfüllte somit die Aufgabe, die Elektrizität für die Stadtbeleuchtung zu erzeugen. Nach kurzer Zeit jedoch wurde der Einlaufkanal angeblich verstopft und die Kraftanlage funktionierte nicht mehr. Sie diente seitdem hauptsächlich als Kultureinrichtung – Parkpavillon. Die Architektur ist nicht weniger interessant – trotz der Tatsache, dass es sich um ein Bauwerk im Jugendstil handelt, sind hier Verzierungen aufs Minimum reduziert. Außerdem haben die den Turbinenraum durchleuchtende Fenster ein Glas mit außergewöhnlicher Geometrieform, die sich der kubistischen Formenlehre annähert. Die Stirnseite wird durch vier Säulen dominiert, die die Ecken des trapezförmig hervortretenden Risalits zieren. Die Säulen sind durch pseudo-ägyptische Lotuskapitelle mit kleinen Muscheln dekoriert. Diese findet man ebenso auch beim horizontalen Gesims wieder. Die Wasserelemente wurden nicht zufällig gewählt, sondern verweisen direkt auf die einstige Aufgabe dieses kleinen Bauwerks. Darüber hinaus war ein Teil der Stirnseite ein eingebauter Springbrunnen – als Symbol der Kanalmündung. Heute, 100 Jahre nach seinem Bau, steht das Gebäude leer und dient noch nicht einmal seinem kulturellen Ersatzzweck mehr. Nichtsdestotrotz gehört es zu wertvoller Architekturkomposition des Kurparks zusammen mit der evangelischen Kirche und dem Machnáč Sanatorium.



Die kleine Kirche steht unauffällig am Parkrande. Seine Position zwischen dem Machnáč Sanatorium und der ehemaligen Wasserkraftanlage weist auf ihre Entstehungsgeschichte hin. Die Kirche wurde wahrscheinlich zeitlich parallel mit dem benachbarten Kurhaus gebaut. Die klassische Komposition der Kleinkapelle mit einem an der Eingangsachse stehenden Turm stellt zwar keine avantgardistische Form dar, allerdings verweisen hier mehrere Komponenten auf Tendenzen der funktionalistischen Architektur. Zu diesen gehören die klare Weißfassade sowie schmale Vertikalfenster und Rundsäulen, die zum Abstützen des mit Fensterband versehenen Risalits dienen und die gleichzeitig den Kirchenvorraum bilden. Die Kirche dient bis heute den Gläubigen der evangelischen Kirche. Der Architekt ist unbekannt, in manchen Quellen wird der örtliche Baumeister Adamec erwähnt. Allerdings läßt die Form der Kirche ebenfalls vermuten, dass der Autor aus Böhmen gestammt haben könnte. Die heute noch genutzte Kirche bildet eine einmalige Architekturkomposition von Kleinbauten am Ende des Parks, die das dominante Machnáč Sanatorium optimal ergänzen.

P5 DIE EVANGELISCHE KIRCHE Autor unbekannt Baumeister Gustáv Dohnanyi 1931 Nationales Kulturdenkmal



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DAS SANATORIUM Es gibt nur wenige Bauwerke in der Slowakei, MACHNÁČ bei denen man im vollen Maße die Prinzipien Jaromír Krejcar und Philosophie der funktionalistischen Der Wettbewerb 1929 Architektur bewundern kann. Das Machnáč Die Bauausführung 1932 Sanatorium wurde in den 30er Jahren für Nationales die Krankenversicherung für private Beamte Kulturdenkmal in Prag (Pojišťovna soukromých úředníků) gebaut und auch nach ihr benannt. Der Autor Jaromír Krejcar hatte 1929 den Auftrag in einem Wettbewerb von Architekturentwürfen gewonnen. Der Originalentwurf zeigte allerdings beim Weiten kein so fortschrittliches Bauwerk, wie wir es heute bewundern können. Die Position am Parkrande und die nicht gerade idealen Himmelsrichtungen haben den Architekten dazu geleitet, von den ursprünglichen Plänen abzuweichen. Anstatt des geplannten Dreitrakt-Monoblocks, der mit der längeren Seite zum Park stehen sollte, entwarf er schließlich eine kompliziertere Bauform mit einem unregelmäßigen T-Grundriss. Der vertikale Stamm des Buchstaben T diente für den Gesellschaftsbereich: die Küche im Untergeschoss, das Restaurant im Erdgeschoss, ein Café und ein Lesesaal im Obergeschoss und eine Sonnenterasse auf dem Dach. Im horizontalen Deckstrich des T Buchstabens blieb somit Platz für die Unterbringung der Gäste. Die Zimmer waren vom geräumigen, durch Fensterband durchleuchteten Korridor aus erreichbar, und standen in unmittelbarem Kontakt mit dem Kurpark. Die angewandten Bauelemente wie Fensterband, Dachterrassen und das Stahlbetonskelett haben eine freie Kompositionsverteilung und großräumige Verglasung des Gebäudes ermöglicht und →→



machen das Objekt zu einem Schaumodell der modernen Architektur wie sie vom weltberühmten Architekten Le Corbusier definiert wurde. Die Zimmerbalkons auf der Ostseite erzeugen eine heute bereits als ikonisch bezeichnete Komposition. Fenster und Balkons sind nicht rein funktionell, sondern dienen auch als ein typisches Architekturmerkmal und erlauben dem Besucherauge ein visuelles Wandern in die endlosen Ecken des Kurparks. Das Machnáč Sanatorium ist nicht nur ein Gebäude, es ist ein Manifest der Architektur von Jaromír Krejcar. Seine politische Überzeugung wurde hier in die Form eines Hauses umgesetzt. Eine Rampe ermöglichte allen Gästen ebenbürtig den Eintritt und der Bereich für Unterhaltung und Verpflegung unterstützte die soziale Interaktion der Gäste. Die kleinen Zimmer waren zum endlosen Außenraum hin offen und baten genug Raum für Körperregeneration und Erholung. Und schließlich die sonnigen Dachterrassen, wo Besucher, von sozialen Normen der Umgebung befreit, ihrer Sonnentherapie nackt nachgehen konnten. Das ganze Gebäude trägt die Ästhetikmerkmale von Ozean – und Dampfschiffen. Seine Besucher segelten hier einer Welt der Zukunft entgegen. Das Machnáč Sanatorium feierte den technologischen, vor allem aber den gesellschaftlichen Fortschritt und vergegenständlichte die Humanismusidee des Autors. Zur Zeit seiner Entstehung war Machnáč eines der teuersten Gebäude in der Tschechoslowakei und der hohe Standard an Materialien und technischer Ausführung ist bis heute sichtbar. Die klappbaren Schiebefenster von der Firma Kraus machten es möglich, jedes Zimmer im Nu zu einer geräumigen Loggia umzuwandeln. Die originale Farbgebung, heute unter zahlreichen neueren Anstrichen verdeckt, hatte ebenso zum modernen Charakter des Hauses beigetragen. Ursprünglich war das Objekt mit bunten Farben versehen. Die blauen Fensterrahmen und der rote Anstrich der Geländer kontrastierten mit der weißen Fassade. Der Innenraum wurde durch blauen Gummiboden, minimalistische Chrom Möbel und gelbfarbene Gußheizkörper betont. Das Originalgeländer aus Messing ist heute im Gebäude nicht mehr vorhanden.



Der architektonische Wert des Bauwerks wird durch die Tatsache untermauert, dass es bereits 1969, gerade einmal 37 Jahre nach seinem Bau, in die allererste Denkmalliste der Tschechoslowakei eingetragen wurde. 1996 wurde das Machnáč Sanatorium zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Fünf Jahre später wurde es leider geschlossen. Heute steht das Gebäude leer und trotz seines unschätzbaren architektonisch-historischen Werts verwüstet es immer weiter. Das Haus ist den Witterungsverhältnissen schutzlos ausgesetzt und noch schlimmer – auch den Menschen, die seinen Wert und ursprüngliche Ausstattung zerstören. Eine potenziell gefühllose und gewaltsame Rekonstruktion trägt allerdings das Risiko, dass der Originalcharakter und der historische Wert des Objekts, der weit über die Grenzen von Slowakei hinausragt, unwiderrufbar verloren gehen könnten. Ein ähnliches Schicksal wie das Sanatorium hatte auch sein Autor Jaromír Krejcar selbst. Einst junger und berühmter Architekt voller Schöpfungskraft und Bewunderung, geriet er zum Ende seines kurzen Lebens in Vergessenheit. Für sein nächstes bedeutendes Werk, den Pavillon der Tschechoslowakei, hatte er 1937 bei der Weltausstellung in Paris die Goldene Medaille erhalten. Auf der anderen Seite von Seine, neue Tendenzen des so­ wjetischen Sozialrealismus und Monumentalität Speers im Dritten Reich kontrastierten bereits mit Krejcars moderner Stahl – und Glassarchitektur. Als linker Intellektueller fiel Krejcar während des Kriegs in Ungnade und war gezwungen, nach London auszuwandern. Hier wirkte er kurz auf der weltberühmten Architekturschule AA. Später übersiedelte er nach Israel, wo er mit seiner Arbeit zum Aufbau des neuen Staates beitrug. Krejcar starb im Alter von 54 Jahren. Heute wird sein Name von der Fachöffentlichkeit wiederentdeckt und seine Werke werden als Beispiel von europäischem Funktionalismus angepriesen. Das Machnáč Sanatorium ragt innerhalb seiner Werke weit hervor und gilt somit als eines der wertvollsten Bauwerke der europäischen Architektur des 20.Jahrhunderts.


ROUTE 3

AUSSERHALB DER STADT Der rote Wanderweg im Architekturführer von Trenčianske Teplice verbindet bedeutende Gebäude aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, die sich außerhalb der üblichen Spazierwege der Kurgäste befinden. Er ist von allen der längste Wanderweg und steckt voller interessanter und bekannter sowie unbekannter Details. Die Route fängt beim Haus des Sängerchors der slowakischen Lehrer an (im Slowakischen auch Učitelák genannt). Der Wanderweg startet somit symbolisch bei einem Bauwerk, dessen Architekt Milan Michal Harminc auf der Kippe zwischen historischer und moderner Architekturauffassung stand. Der Wanderweg geht auf der Hauptstrasse weiter in Richtung zum Bach Teplička. Hier trifft man auf die Schienen der Schmalspurbahn, die vor


mehr als 100 Jahren einen Geist der Moderne in den Kurort brachte. Die Straßenbahnstation, das Krankenhaus, Klein – und Großbauten auf der Parallelstrasse zur Hauptpromenade sind für die meisten Kurortbesucher eine unbekannte Architektur von Trenčianske Teplice. Der Wanderweg wurde symbolisch „Außerhalb der Stadt“ benannt, um diese Entdeckung außerhalb des üblich Gesehenen auszudrücken. Die Route endet an einem Ort, der für die Geschichte der Architektur des 20. Jahrhunderts in der Slowakei als legendär gilt. Das Thermalbad Zelená žaba (Grüner Frosch) ist eine Pflichthaltestelle für jeden Architekturliebhaber, aber auch jeden, der hier einst unvergessliche Momente erlebte. Nachdem das Bad über zehn Jahre verlassen stand, wird die Anlage heute endlich rekonstruiert. Erst die Zukunft wird allerdings zeigen, ob dieser historische Schritt dem Thermalbad geholfen oder ihm für immer geschadet hat.



Zur Zeit seiner Entstehung befand sich das Gebäude am Stadtrand, mitten im Feld. Ein schmales Grundstück am Bergfuß von Klepáč sowie hohe Forderungen an die Kapazität des Objekts haben den Architekten Harminc dazu geleitet, ein mehrstöckiges Haus zu entwerfen. Es ist das einzige von Harminc realisierte Gebäude in Trenčianske Teplice. Gleichzeitig gehört es zu einem seiner wenigen Werke, die er mehr oder weniger im reinen Geist der Moderne konzipierte. Das Hauptmerkmal der Stirnseite ist das Portal mit Treppeneingang und dem hervortretendem Vordach. Auf dem ersten und zweiten Obergeschoss findet man den Gesellschaftsbereich mit einem Speisesaal und einem Klubraum. Auf den höheren Obergeschossen findet man Unterkunftsräume von unterschiedlichem Standard, was auch durch die unregelmäßige Gebäudegliederung sichtbar wird. Das Haus dient bis heute den Bedürfnissen des Sängerchors als Erholungsort und Trainingsquartier. Ein interessanter Bestandteil des Objekts ist das anliegende Sportareal und der sich im Hügelabhang von Klepáč befindende Garten. Eine Brücke über dem Bedienungshof verbindet den Abhang mit dem Gebäude. Es wird vermutet, dass diese erst später zusammen mit dem Heizraum dazugebaut wurde. Der gepflegte Terrassengarten wird durch rauh strukturierte Steinblockmauer gestützt und verleiht dem Ort zusammen mit der hohen Grünanlage eine rustikale Atmosphäre. Der Gartenweg führt bis zum verlassenen Schwimmbecken, von dem aus sich eine schöne Aussicht auf das Tal mit der Stadt bietet.

Z1 DAS HAUS DES SÄNGERCHORS DER SLOWAKISCHEN LEHRER Milan Michal Harminc Das Projekt 1930 Die Bauausführung 1931-1933



Z3 DAS SANATORIUM Die Architektengemeinschaft um den erfahreDER KRANKENKASSE nen Gustav Kulhavý hat 1928 eines der ersten FÜR DIE ANGESTELLTEN funktionalistischen Gebäude in der Stadt DER STAATSBAHNEN entworfen. Zu dieser Zeit war die Architektur Autoren: der Moderne in Trenčianske Teplice noch Gustav Kulhavý, nicht sehr verbreitet. Das ursprüngliche J. Tkalců, M. Fikr Sanatorium mit 75 Doppelzimmern bat Das Projekt 1928 Kurfürsorge für das versicherte Personal der Die Bauausführung 1930 tschechoslowakischen Staatsbahnen. Wie es zu der Zeit bei vielen Zweckeinrichtungen der Krankenkassen der Fall war, transformierte sich auch dieses Gebäude in den 40er Jahren in ein Regionalkrankenhaus. Eine Gedenktafel auf der Fassade gibt bekannt, dass hier 1942 ein Klinikzentrum für Rheumatologie errichtet wurde. Heute zerfällt das Gebäude und wartet auf seine weitere Nutzung. Das ursprüngliche Objekt stellt trotz scheinbar funktionalistischen Elementen eher eine Variation von historischer Architektur dar. Die Autoren studierten, bzw. kreierten noch in der Endphase der Historismustendenzen, die hier klar erkennbar sind. Es wurde Wert auf Fensterrhythmisierung, Gesimsdetails und Fensterbretter gelegt, und man findet hier eine feinfüllige ornamentartige Verwendung von Fassadenziegeln. Dennoch kann hier ein markantes Merkmal des Funktionalismus festgestellt werden: begehbare Dächer – Terrassen. Noch vor dem Umbau in ein Krankenhaus befand sich über dem Restaurant im Straßentrakt eine große Dachterrasse. Nachdem weitere Obergeschosse dazugebaut wurden, verlor das Objekt seine einstige architektonische Leichtigkeit und Ausgewogenheit. Von der Strasse aus gesehen kommt vor allem die mit Flaggenstöcken gekrönte Gebäudeecke zur Geltung. Hier gab es früher den Eingang in die sich im Erdgeschoss befindenden Geschäfte.



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Die Hohe Tatra oder Korytnica. Es gibt nicht viele Kurorte, die in der Geschichte populär genug gewesen wären, dass man direkt zu ihnen eine Eisenbahn gebaut hätte. 1909 wurde Trenčianske Teplice zu einem dieser wenigen Orte. Zwischen dem Kurort und Trenčianska Teplá wurde eine einzigartige Schmalspurbahn gebaut, die bis zum Stadtzentrum führte. Nach dem Projekt von Emanuel Adamec aus dem Jahre 1939 wurde das neue Gebäude der Endstation gebaut und 1941 feierlich eröffnet. In Trenčín ist das Gebäude vom Bus – und Zugbahnhof sehr ähnlich, mit Elementen gleicher Art, wie etwa den glasierten Braunfliesen auf der Fassade. Trotz ihrer eher kleineren Größe ist die Eisenbahnstation in Trenčianske Teplice an sich ein Prachtbau. Die Schmalspurbahn endete ihren kurzen Weg aus Teplá am überdachten Hauptbahnsteig. Das Vordach steht auf einer Säulenreihe und im Gleisbereich wird es durch eine elegante Kurve abgekantet. Auf der anderen Seite mündet der Bahnsteig direkt in den Hauptwarteraum – eine Freiraum-Halle, die durch Glasziegeldachfenster lichtdurchflutet ist. Dem Gebäude ist die Inspiration an der Architektur des italienischen Rationalismus eindeutig anzusehen. Die hellen – fast weißen – Wände kontrastierten ursprünglich mit der Ebenholzfarbe der glasierten Fliesen. Von der Seite der Stadt aus lockt das Gebäude durch seine zweistöckige würfelförmige Masse. Hier befindet sich die Wohnung des Bahnhofsvorstehers, die auf der Nordseite über dem Eingang ein elegantes Vordach stehen hat. In die Wohnung führt eine in Vertikalraum gelegte Treppe, die auf der Ostfassade mit Keramikfliesen, dem hohen einteiligen Fenster und dem Flaggenstock als dominant erscheint. Seit 2011 ist die Station aufgrund der Stillegung vom Bahnbetrieb geschlossen und wartet nun auf ihre weitere Nutzung.

EISENBAHNSTATION Emanuel Adamec Das Projekt 1939 Die Bauausführung 1939-1941 Nationales Kulturdenkmal



Z5 VILLA Das Postgebäude entwarf 1931 der bei uns wenig beSANSSOUCI kannte Architekt jüdischer Abstammung Jacques Oblatt, / LUXOR der in den Jahren 1919 – 1945 vor allem in Wien wirkte. / POST Seine Werke vom Anfang des 20. Jahrhunderts waren Jaques Oblatt durch Jugendstil und Eklektizismus gekennzeichnet. Das Projekt 1931 Sein Gedankenwandel zugunsten der Moderne fand Die Bauauserst nach 1930 statt. Außerhalb von Trenčianske Teplice führung erste baute er in der Slowakei zum Beispiel die Synagoge Hälfte der 30er in Levice. In Wien gehören zu seinen Werken die Jahren Post-Jugendstil Villa, in der heute die norwegische Nationales Botschaft siedelt und eine Villa im Nobelviertel Hohe Kulturdenkmal Warte. Das Postgebäude in Trenčianske Teplice änderte im Laufe seiner Geschichte mehrmals den Namen und teilweise auch seine Funktion. Dennoch ist es heute ein gut­erhaltenes Beispiel von funktionalistischem Architekturstil der 30er Jahre. Ursprünglich entstand das Objekt als Hotel Sanssouci nach dem Auftrag von Dr. Béla Pap Anfang der 30er Jahre. Im September 1936, als hier ein großer Staatsbesuch des Präsidenten Edvard Beneš veranstaltet wurde, hieß das Gebäude bereits Hotel Luxor. Eine Zeitlang kam das Objekt für fehlende Unterkunftskapazitäten des Kurorts auf. Dieser Mangel entstand nach dem Abriss des Grandhotels, welches sich an der Stelle des heutigen Kurhauses Krym befand. Auf dem Erdgeschoss des Hotels Luxor befand sich schon damals das Post – und Telegrafenamt. Das Hauptmerkmal des Gebäudes ist der scheinbar historische Stil der drei markanten Vertikalpylonen. Diese befinden sich direkt über dem Eingang und durchkreuzen die drei ursprünglich mit Flaggenstöcken gezierte Balkonreihen. Das Haus vervollständigt die Komposition einer Kleinstraßen-Architektur am Bachufer von Teplička. Die Weißfassade und Baugliederung machen bereits seit Weitem auf sich aufmerksam. Die früheren Dachterrassen mit Holzpergolen werden heute leider nicht mehr genutzt. Das Haus beinhaltet eine wichtige funktionalistische Gestalt – ein halbkreisförmiges Flurende mit einer Treppe, die zwei Stockwerke des Postamts verbindet.



Z9

DAS THERMALBAD Im Wald über der Stadt befindet sich eines ZELENÁ ŽABA der schönsten Thermalbäder Europas. Ein (DER GRÜNE FROSCH) persönliches Werk des Architekten Bohuslav Bohuslav Fuchs Fuchs. Die Lage im Herzen der Natur, am Der Wettbewerb: 1935 Felsen eines alten Steinbruchs und an eiDas Projekt: 1937 ner kurvigen Waldlichtung ermöglichte ein Nationales einmaliges Konzept vom Thermalbad, desKulturdenkmal sen gleichen man nur schwer sucht. 1935 initiierte der Kurdirektor Jan Topinka den Architekturwettbewerb für ein neues Thermalbad als eine Kompensation für das allmählich verschwundene Freibad von Baračka. Bohuslav Fuchs kam mit der Idee, keine weiteren Kurobjekte im Tal zu bauen, sondern sie über die Stadt, auf die südlichen, sonnenbestrahlten Hügel des Grófovec Massivs zu setzen. Wie es bei außergewöhnlichen Architekturkonzepten oft der Fall ist, fiel der Autor als Einziger aus der Reihe und kämpfte alleine für die unkonventionelle Lage des neuen Thermalbads im alten Steinbruch, in der Nähe von einer Gebirgsquelle Zelená žaba. Schließlich fand der Autor einen enthusiastischen Partner für sein außergewöhnliches Konzept – den Kurdirektor Topinka. Der Bau wurde genehmigt. Dank der Schöpfungsfreiheit des Autors entstand hier ein außergewöhnliches Objekt. Es handelt sich wohl um eines der ersten Werke des berühmten und erfolgreichen Architekten Fuchs aus Brünn, bei denen eine unauffällige Abweichung vom streng geometrischen rechtwinkligen Funktionalismus sichtbar wird. Stattdessen findet man hier lyrische Formen und Kurven. Die Hauptkurve – Grundrisskurve – verleiht dem ganzen Objekt seinen Charakter. Zwei Stockwerke mit Umkleidekabinen erfahren eine leichte Krümmung entlang der Höhenlinie am Waldrand. Die Landschaft weicht hier →



keineswegs dem Bauwerk, ganz im Gegenteil – das Gebäude fügt sich in die Natur ein. Die modernistische Farbanwendung von Blau, Rot und Gelb ergänzte in den ersten Jahren des Betriebs die grünen Farbtöne des Waldhintergrunds. Das Thermalbad Zelená žaba (Grüner Frosch) war somit ursprünglich gar nicht grün, dies geschah erst später nach diversen Übermalungen der Fassade. Das Betonbecken setzte der Architekt in ein im Steinbruch eingebettetes und erhöhtes Podest. Das Becken war zur Zeit seiner Entstehung eines der ersten Schwimmbecken mit Nachtbeleuchtung. Zu Instandhaltungszwecken wurde um das Becken herum ein Gang im Untergrund erbaut. Das Thermalbad Zelená žaba ist weit vom typischen Stadtbad entfernt. Seine Funktion war keineswegs eine Erholung für arbeitende Stadtbewohner zu sichern, sondern den Besuchern Freude am Baden und einen Vergnügungsaufenthalt in der Natur zu bieten. Aus diesem Grund war ein Bestandteil der Anlage – wenn nicht der Hauptteil – das Gebäude mit Verpflegungsservice. In ursprünglicher Ausstattung standen hier den Besuchern jahrzehntelang (genauer von 1937 bis 2001) die Weinstube, das Café und im obersten Stockwerk das Restaurant zur Verfügung. Die ausklappbaren Glaswände im Restaurant ermöglichten es, den Innenraum in Richtung der endlosen Weiten und Ausblicken in das Tal von Teplička zu öffnen. Die Architektur im Einklang mit der Natur ermöglichte den Menschen eine Erholung für Körper und Seele. Das sich im Bau befindliche Objekt wurde 1936 auch vom Präsidenten Edvard Beneš besucht. Nach der Eröffnung war Zelená žaba jahrzehntelang ein beliebter Ort bei Erholungsurlaubern und gehörte zweifellos zu den berühmtesten Freibädern in der Slowakei. Die daraus resultierende Nostalgie überschattete sogar die Tatsache, dass dieser Bau zu den architektonisch wertvollsten Objekten von Mitteleuropa des 20. Jahrhunderts gehört. In den Jahren 2014 – 2015 wurde die Anlage rekonstruiert. Das ursprüngliche Objekt weichte zum Großteil dem zeitgenössischen Trend der Anpassung an modernen Tourismusverkehr. Wir können nur hoffen, dass der Verlust des wertvollen Originals dem Thermalbad ein neues Leben gewährt, das mindestens genauso glücklich und erfolgreich sein wird, wie es das alte war.


ROUTE 4

DER SPÄTMODERNISMUS Der kurze Wanderweg mit dem Titel „Der Spätmodernismus“ führt uns auf die Spur längst vergessener Visionen, die das Gesicht von Trenčianske Teplice hätten verändern sollen. Nach der Nationalisierung großer Betriebe und dem Anfang der kommunistischen Regierung änderte sich allmählich der Zweck von Heilbädern. Diese Entwicklung fand in allen Kurorten der Tschechoslowakei statt. Während in den 50er Jahren Wert auf Luxus und Bourgeoisie-Komfort für die Arbeiterklasse gelegt wurde, erkannten wenig später die Staatsbeamten die Möglichkeit, den balneologischen Reichtum für Einkünfte aus ausländischen Quellen auszunutzen. In den 60er Jahren, zur Zeit einer mit Reformen verbundenen politischen und ideologischen Entspannung, traten somit Heilbäder wieder in den Vordergrund des Interesses.


Ende der 60er Jahre fand aufgrund fehlender Unterkunftskapazitäten ein Architekturwettbewerb statt, um eine neue Urbangestaltung für den Kurort zu entwerfen. Die Veränderungsvision beruhte auf einem ganz neuen Ausbau an Stelle der früheren Ansiedlung zwischen dem Herrenhaus und der Kirche, wo sich heute der Kurhauptplatz befindet. Die heute dort stehenden großen Kurhäuser Krym, Jalta (Slovakia) und das ältere Pax hätten laut Plan eine komplette Unterkunfts-, Kultur – und Balneologieausstattung bieten sollen. Trotz dem vielleicht eher utopischen Charakter dieser Pläne sieht man heute noch Fragmente davon. Während Krym und Jalta entsprechend den Plänen verwirklicht wurden, steht die gegenüberliegende Seite scheinbar unberührt. Hinter dem kleinen Park beim Herrenhaus gibt es allerdings ein durch Rekonstruktion architektonisch weitgehend zerstörtes Objekt, dass früher als Kantine für die Kurortangestellten diente. Das ursprüngliche Gebäude knöpfte direkt an die damals neuerbauten Kurhäuser, die im leicht steigenden Hügel eingebettet stehen und über terrassenartige Stockwerke verfügen. Die soziale Infrastruktur hätte neben dem Einkaufszentrum durch ein neues Kulturhaus mit mehreren Sälen und einem Kongresszentrum ergänzt werden sollen. Von dieser komplexen Stadtplanung stehen hier heute zwei große Kurhäuser, die als wertvolles Beispiel slowakischer Architektur aus der Zeit des Spätmodernismus in zweiter Hälfte des 20. Jahrhunderts dienen. Trotz ihrer großen Dimension gehören sie zum festen Bestandteil des Stadtzentrums.



Auf den ersten Blick wirkt das heutige Kurhotel Slovakia wie die kleine Schwester des benachbarten Sanatoriums Krym. Die Fassade ist gleichermaßen durch eine horizontale Querbrüstung gegliedert, hier umrankt sie jedoch alle vier Seiten. Der quadratförmige Grundriss mit einem Versorgungsbereich in der Mitte ermöglichte es, die gesamten 180 Zimmer in alle vier Richtungen zu orientieren. Die vier Stockwerke des Hotels sind genau wie bei Krym pyramidenartig abgestuft, hier jedoch in umgekehrter Richtung. Somit entsteht eine interessante Komposition von Objekten, die einander harmonisch ergänzen. Das heutige Hotel trug ursprünglich den Namen Jalta, was einen weiteren Zusammenhang mit Krym unterstreicht. Die Bauarbeiten fingen bei beiden Hotels Ende der 60er Jahre an, Jalta wurde allerdings später fertig gestellt. Der wahrscheinliche Grund hierfür war wohl das Fehlen von medizinischer und balneologischer Fürsorge, die einen wesentlichen Bestandteil von Kurtherapien darstellt. Der Architekt Fašang nutzte beim Bau die unkonventionelle Technologie der vorgefertigten Tragelemente, die an der Fassade in Form von Konsolen hinausragen. Die Betonbrüstung und der industrielle Charakter der Fertigkonstruktion werden von dem einstöckigen Bodenpodest optisch ausgeglichen. Dieses ist mit weißem Travertin belegt und beinhaltet den Gesellschaftsbereich des Gebäudes. Die weiträumige Sommerterrasse öffnet das Hotel hin in Richtung Promenade und Kurplatz.

M1 DAS KURHOTEL JALTA / SLOVAKIA Vladimír Fašang Das Projekt 1969 Die Bauausführung 1979



M2

DAS SANATORIUM Das Sanatorium Krym steht heute auf KRYM der Stelle des ehemaligen Hotels Grand, Milan Šavlík das mit seiner Jugendstilarchitektur dem Das Projekt 1969-73 Kurortzentrum jahrzehntelang einen romanDie Bauausführung 1975 tischen Charme verlieh. Kapazitätsmäßig und statisch erfüllte es allerdings nicht mehr die Anforderungen moderner Heilbadbehandlung. Ende der 60er Jahre wurde entschieden, dass ein modernes Objekt erbaut werden sollte, um die Kapazität und Qualität der Behandlungsform zu erhöhen. Zu dieser Zeit hatte die Entwurfsanstalt Zdravoprojekt viele Aufträge quer durchs ganze Land zu erfüllen, wobei die meisten Kurorte mit identischen Problemen wie Trenčianske Teplice zu kämfen hatten. Dies führte zu einer professionellen medizinischen Diskussion über die Form von moderner Balneotherapie. Das Sanatorium Krym hatte demnach nicht nur Unterkunftsdienste, sondern auch balneotherapeutischen Service bieten sollen. Das Objekt beinhaltet auch das Kurbecken Krym, das direkt an die Heilquelle verbunden ist, und somit die Kapazität der umliegenden Thermalbäder erweitert. Der Architekt Milan Šavlík, ein Angestellter des bereits erwähnten Zdravoprojekts, entwarf ein äußerst interessantes Bauwerk, das offensichtlich auf die DampfschiffÄsthetik verweist. Es ist somit der Evolutionsnachfolger des unweit ankernden „Dampfschiffs“ Machnáč aus der Zeit der Ersten Republik. Die mit weißem Kalkstein belegten Horizontalbalken der leicht rückschreitenden Brüstung und das pyramidenartig ansteigende „Vorschiff“ erzeugen eine Dampfschiff-Tektonik. Dieser Eindruck wird auch von den Hotelgästen selbst verstärkt, indem sie im Sommer auf →



den Sonnenterrassen verweilen. Das Konzept wurde weiter von einer (heute leider nicht mehr vorhandenen) Einstiegsrampe unterstützt, die in das erste Obergeschoss mit Gesellschaftsbereich und Speiseräumen führte. Die Rampe, die die öffentliche Zugänglichkeit des Hauses symbolisierte und formal einem Ankerplatz ähnelte, erlag schließlich dem pragmatischen Argument von ihrer Zwecklosigkeit. Die zum Kurplatz gewandten Glaswände im Erdgeschoss erheben die Hotelmasse in die Höhe und lockern sie auf eine elegante Weise auf. Gleichzeitig schützt die herausragende Konsole des ersten Schiffsdecks mit Unterkunftsbereich die Erdgeschosszone vor Regen und erzeugt somit eine Art Kurkolonnade. Das Objekt kämpft trotz seiner architektonischen und funktionellen Qualitäten nur schwer um die Gunst der Öffentlichkeit und der Besucher. Sein moderner und zeitloser Charakter scheint den allgemeinen Vorstellungen von romantischen Kurorten nicht zu entsprechen. 2015 wurde Krym weitgehend rekonstruiert. Seine Edelfassade aus Steinverkleidung wurde durch einen Mauerputz ersetzt. Dieser unverständliche Schritt vernichtete für immer die Qualitäten des Bauwerks, das laut der DOCOMOMO Liste zu den 100 besten Architekturbeispielen des 20. Jahrhunderts in der Slowakei gehörte.



M3 PRAMENNÝ Pramenný dvor heißt das Kurhaus, das am Ende DVOR der Sackgasse von Ľudovít Štúr steht und früher die (DER QUELLENHOF) Unterkunft für Kurgäste gewährleistete. Das histoProjektzentrum rische Gebäude mit klassischem Dreitakt und einem für die Tschechozentralen Querflur gehört zur beliebten Typologie von slowakischen Kurhäusern und Unterkunftsobjekten aus der Wende Staatskurbäder zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Eine ähnliche und Quellen Innengestaltung findet man in der gleichen Strasse in Piešťany auch bei den Villen Viktória oder Paula. In den 60er 1962-1963 Jahren entstand bei Kurhäusern die Notwendigkeit, einen direkten Zugang in die oberen Stockwerke zu konstruieren, um den wachsenden Bedarf an Komfort und höherer Qualität von Dienstleistungen zu decken. Zu dieser Zeit gipfelte die Diskussion über Einrichtungen für körperlich behinderte Patienten, die ihnen einen sicheren und zum größten Teil überdachten Übergang vom Hotel zu den Kliniken, Kurprozeduren und dem öffentlichen Bereich ermöglichen sollte. Man fing an, Brückenkorridore zu bauen, deren zentraler Verbindungspunkt das naheliegende Sanatorium Pax war. Das Kurhaus Pramenný dvor wurde mit dem benachbarten Esculap durch eine Brücke im ersten Obergeschoss verbunden. Auf der anderen Seite des Innenkorridors, näher zum Kurhotel Pax, wurde ein kleiner, dennoch aber interessanter Pavillon dazugebaut, auf dem bis heute die Aufschrift „Pramenný dvor“ zu sehen ist. Dieser anscheinend unauffällige Bau, gesetzt zwischen das ursprüngliche Kurhaus Pramenný dvor und die Villa Slávia, verbirgt in sich ein Treppenhaus mit Aufzug. Seine formale Gestaltung mit gerundeten Gebäudeecken verweist klar auf den Funktionalismus der Ersten Republik, den wir auch beim naheliegenden Machnáč Sanatorium bewundern können. Dieser architektonische Zusammenhang wurde erst vor kurzem zerstört, indem auf die weiße Vertikale des modernen Kurhauses ein Mitteldach mit auffälligen roten Keramikziegeln angebracht wurde. Das vom ursprünglichen Autor gefühlvoll in die Umgebung gesetzte Objekt wurde somit auf eine demütigende Weise architektonisch degradiert.


S1_DAS THERMALBAD SINA

S4 / P3_DER MUSIKPAVILLON

Artúr Szalatnai­‑Slatinský

Artúr Szalatnai­‑Slatinský

1929

1931

S2_VILLA IRENE (SMREK)

S5_DAS KURHAUS

wahrscheinlich Artúr Szalatnai

AESCULAP / ESCULAP

– Slatinský

Artúr Szalatnai­‑Slatinský

um 1930

um 1930

P1_VILLA RIA Baumeister Josef Lešák S3_DAS SANATORIUM ESPLANADE Artúr Szalatnai­‑Slatinský 1933­ – 1934

um 1930


P2_DER KURSALON

P6_DAS SANATORIUM MACHNÁČ

Bohuslav Fuchs

Jaromír Krejcar

1935

Der Wettbewerb 1929 Die Bauausführung 1932 Nationales Kulturdenkmal

P4_DIE KLEINE WASSERKRAFTANLAGE Autor unbekannt, 1909 Nationales Kulturdenkmal Z1_DAS HAUS DES SÄNGERCHORS DER SLOWAKISCHEN LEHRER Milan Michal Harminc Das Projekt 1930 Die Bauausführung 1931-1933

P5_DIE EVANGELISCHE KIRCHE Autor unbekannt Baumeister Gustáv Dohnanyi 1931 Nationales Kulturdenkmal


Z2_VILLA IN DER STREUSIEDLUNG

Z4_EISENBAHNSTATION

ČERVENÉ KOPANICE

Emanuel Adamec, Das Projekt 1939

Eugen Kramár, Štefan Lukačovič

Die Bauausführung 1939-1941

1943

Nationales Kulturdenkmal

Z5_VILLA SANSSOUCI / LUXOR / POST Z3_DAS SANATORIUM

Jaques Oblatt. Das Projekt 1931

DER KRANKENKASSE FÜR

Die Bauausführung erste Hälfte der

DIE ANGESTELLTEN DER

30er Jahren

STAATSBAHNEN

Nationales Kulturdenkmal

Autoren: Gustav Kulhavý, J. Tkalců, M. Fikr. Das Projekt 1928 Die Bauausführung 1930

Z6_VILLA VRANKA um 1930


Z7 / M5_DAS HOTEL FLORA

M1_DAS KURHOTEL

Josef Zelem

JALTA / SLOVAKIA

Das Projekt 1973

Vladimír Fašang

Die Bauausführung 1973-1977

Das Projekt 1969 Die Bauausführung 1979

Z8_VILLA JENA 1929 M2_DAS SANATORIUM KRYM Milan Šavlík Das Projekt 1969-73 Die Bauausführung 1975

Z9_DAS THERMALBAD ZELENÁ ŽABA (DER GRÜNE FROSCH) Bohuslav Fuchs Der Wettbewerb: 1935 Das Projekt: 1937 Nationales Kulturdenkmal


M3_PRAMENNÝ DVOR (DER QUELLENHOF) Projektzentrum für die Tschechoslowakischen Staatskurbäder und Quellen in Piešťany 1962-1963

M4_DAS VERPFLEGUNGSZENTRUM Autor unbekannt Die Bauausführung nach 1965



C20: DER ARCHITEKTURFÜHRER VON TRENČIANSKE TEPLICE Konzept: Andrea Kalinová, Martin Zaiček Opustená (re)kreácia / Verlassene (Re)Kreation Text: Martin Zaiček Verantwortliche Redakteurin: Andrea Kalinová Photographie: Peter Kuzmin Archivphotographien: Archiv von Opustená (re)kreácia Design und grafische Gestaltung: Magdaléna Scheryová Deutsche Übersetzung: Jana Obrtálová Brenčič Dank an: Vlado Fiala, Filip Németh, Daniela Majzlanová Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung der Autoren reproduziert werden. Herausgeber: Archimera, NGO www.abandonedrecreation.com Mit finanzieller Unterstützung von: Fond na podporu umenia (Fond zur Förderung von Kunst), dem Kulturministerium der Slowakischen Republik, der Stiftung Tatra Banka ISBN 978 – 80 – 972341 – 2 – 6

Herausgeber:

Mit finanzieller Unterstützung von:


Literatur – und Quellenverzeichnis: Dulla, M., Moravčíková, H. Architektúra Slovenska v 20. storočí. Bratislava: Slovart, 2002. 512s. ISBN 80-7145-684-5 Foltýn, Ladislav. Slovenská architektúra a česká avantgarda 1918-1939. Bratislava: Spolok Architektov Slovenska, 1993. 238s. ISBN 80-900483-6-6 Hanušin, Ján. Trenčianske Teplice na starých pohľadniciach. Bratislava: Dajama, 2010. 96s. ISBN 978-80-89226-87-0 Szalay, Peter., Pilný, Iva. In: Architektúra a Urbanizmus. Roč. XLIV, 2010. č. 3-4, str. 326-345 ISSN 0044 8680 Bahna, J. M.: In: Fórum architektúry. Roč. XI, 2012, č. 3, str. 14, ISSN 1336 – 0264




ISBN 978   –   8 0   –   9 72341   –   2 – 6


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