Israel. Eine Reise der Liebe.

Page 1

Israel. Eine Reise der Liebe.

‫ישראל‬ ‫אהבא‬

Fotografien

und

Texte

von

Laura Gäbert



Bildverweis → S.31, p_003 Textverweis → S.76, t_02

Bibelstellen folgen, sofern nicht anders gekennzeichnet, der Übersetzung Martin Luthers, revidierte Fassung, Stuttgart 2017.

2


Israel. Eine Reise der Liebe. Fotografien und Texte von Laura Gäbert

Davor 10 Tage

4 12

Wahrnehmen Beten Verbindung Begegnen Verortung Bewegung Erinnerung

30 48 54 60 76 90 100

Danach

102 3


Israel. Eine Reise der Liebe. 24.10.— 04.11.2019 Ich gehe auf einem vertrauten Weg. Der Weg ist sehr schmal. Der Weg ist der schönste, den ich jemals beschreiten durfte, ich genieße die Abenteuer, die er mit sich bringt. Auf dem Weg begleiten mich einige Menschen, vor mir leuchtet ein helles Licht. Es sagt mir, wo es lang geht, es weist allen auf dem Weg die Richtung. Ohne das Licht haben wir keine Orientierung. Meine Augen suchen dieses Licht, ich sehe nach rechts, nach links, es ist da. Ich schaue nicht gerne zurück, doch drehe ich mich um, so ist es auch da. Es umgibt mich von allen Seiten. Dieses Licht strahlt Wärme aus. Es schenkt mir Sicherheit. Es gibt meinen Füßen Halt und weiten Raum. Es erleuchtet meine Finsternis. Es erfüllt mein Herz mit Liebe. Es lässt mich fröhliche Lieder singen. Es stärkt mich. Es trägt mich. Es verlässt mich nicht. Dieses Licht ist Jesus. Dieser Weg heißt Weg des Lebens. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Mein Leben ist Jesus. Mein Leben ist eine Reise der Liebe. Ich bin hier auf der Erde nur auf Durchreise, „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebr 13,14).

Davor À DIEU

4

Ich bin sehr dankbar, dass ich schon seit Kindestagen an Jesus Christus glauben darf. Ich sehe es als einen unfassbar großen Segen, dass mir meine Eltern diesen Glauben vermittelt haben, dass sie mich mitgenommen haben auf die Reise, die ganz tief in Gottes Herz hineinführt. Ich bin sehr dankbar, denn sie haben mir ihren kostbarsten Schatz weitergereicht. Das größte Geschenk, das ein Mensch jemals empfangen kann, wurde mir zuteil — ein gewaltiges Privileg, ein Beweis für Gottes Gnade. Wenn ich über all das nachsinne, strömt Dankbarkeit und Freude durch mein Herz. Es ist nicht selbstverständlich, in solch einem Segen zu leben. Als Kind folgte ich unbekümmert und völlig bedenkenlos den Schritten meiner Eltern. Ich habe weder hinterfragt, noch daran gezweifelt, ob der Weg, auf dem sie gehen, der richtige sei. Irgendwann stand ich an einem Punkt, an dem ich diese Schritte für mich selbst geprüft habe. Hin und wieder stellte ich mir Fragen: Wohin gehen meine Eltern? An was glauben


sie? An was glaube ich? Ich habe nie daran gezweifelt, dass es Gott gibt, für mich war er „immer da“ und in meiner Familie stets präsent. Doch mit meiner Jugend brach eine Zeit an, in der ich lernen durfte, eigene Schritte mit Gott zu gehen. Genau beschreiben kann ich den Prozess nicht, doch sicher wollte ich selber erfahren, ob das Beten zu diesem Jesus, zu diesem Gott auch tatsächlich wirkt und erhört wird. Ich war neugierig und fing an, zu erkunden. Ich begann, selbst zu beten, in der Bibel zu lesen, eine Beziehung zu Gott, zu Jesus aufzubauen. Er war nun in mich eingezogen, ich lernte ihn kennen, als meinen Freund und Bruder und Vater. Eine Person, zu der ich mich immer wenden darf, in allen Lagen — wenn ich mich sorgte, wenn ich Angst hatte, wenn ich Fragen hatte, wenn ich freudig war, wenn ich mutlos war. Ich ging zu ihm. Ich spürte ganz deutlich, wie seine Gegenwart, wie Gebet Veränderung schenkt. In meiner Schulzeit überkam mich hin und wieder am Tag vor der anstehenden Klassenarbeit ein Schwall von Angst und Unruhe. Ich erinnere mich, wie meine Mutter zu mir ins Zimmer kam, meine Hände nahm und mir tief, voller Liebe und Ernsthaftigkeit, in meine entmutigten Augen sah und mich mit sanftmütiger Stimme ermahnte: „Laura: Angst kommt nicht vom Herrn.“ Es war, als hätte Gott persönlich gesprochen und heute weiß ich, er war es. Meine Mutter begann daraufhin, für mich zu beten. Die Angst musste gehen. Friede und Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht zogen in mein Herz ein. Ich atmete auf, ich atmete Jesus ein. Mit immer mehr Gebet und Gemeinschaft mit Gleichgesinnten BEGRABEN UM ZU wuchs ich im Glauben. Ich durfte Jesus erleben. Ich entschied mich LEBEN mit zwölf Jahren, diesem Jesus mein Leben zu geben und ließ mich unter Wasser taufen. Ich ließ mich begraben, um zu leben. Noch dramatischer als der Klang dieser Worte war das Ereignis, das mich zu dem Begräbnis veranlasste. Es war die Kreuzigung Jesu, der für mich sein Blut vergossen hat, der aus Liebe an meiner Stelle gelitten hat, „Denn also hat Gott die Welt geliebt, um mich von aller Sünde, die ich jemals begangen habe und begehen dass er seinen eingeborenen Sohn gab, werde, zu reinigen und mir ewiges Leben zu schenken. Mit meiner auf dass alle, die an ihn glauben, nicht Taufe unter Wasser habe ich mein altes Leben hinter mir gelassen. verloren werden, sondern das ewige LeAuch wenn ich hier auf der Erde weiterhin in meiner äußeren Hülle, ben haben.“ — Joh 3,16 meinem Körper lebe: Der Tod hat keine Macht mehr über mich, ich bin wiedergeboren in Christus, die Ewigkeit lebt jetzt in mir. Es gibt kein Zurück mehr – Gott sei Dank! „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern geworden“ (2 Kor 5,17). Ich bin frei, frei von der Knechtschaft der Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt Sünde, versetzt in das Reich Gottes. Seit meiner Taufe erlebe ich eine lebe im Fleisch, das lebe ich im Glaubeständige Umwandlung, eine Metamorphose, eine Verwandlung, ben an den Sohn Gottes, der mich gedie mich Jesus immer ähnlicher werden lässt. Es ist ein ein andauern- liebt hat und sich selbst für mich dahinder Prozess, eine lebenslange Charakterschule. Ich möchte nicht gegeben.“ — Gal 2,20

5


bleiben, wie ich bin, ich möchte nicht stehenbleiben, ich will weitergehen. Ich will Gottes Herz berühren und mit dem heiligen Feuer in mir andere entzünden. Ich möchte das Herz von Jesus verstehen, seine Liebe, seinen Charakter annehmen: immer weniger von mir und immer mehr von ihm. Ich darf lernen, für Gottes Reich zu kämpfen und liebe es, wie EIN LEIB Gott mich zur Kriegerin ausbildet. Aber ohne meine Wegbegleiter „er lehrt meine Hände kämpfen und würde ich heute nicht dort stehen, wo ich bin. Ich lebe auch nach meimeine Arme den ehernen Bogen span- ner Taufe nicht als Einzelkämpferin, denn nicht umsonst wurde ich nen.“ — Ps 18,35 in den Leib Christi hineingetauft. Ich bin ein Teil seines Leibes geworden. Christus selbst ist das Haupt, er durchströmt seinen Leib mit Leben, sein Blut fließt durch alle Glieder und vereint sie. Als Teile formen wir das Ganze, wir brauchen einander. Wie könnte ich ohne meine Glaubensgeschwister die Fülle von Gott ergreifen? Wo bliebe die sanftmütige Zurechtweisung, die Ermutigung, die Freude, Worte „Denn wie wir an einem Leib viele Glie- und Taten der Liebe? Wie schade wäre es, wenn ich meinen Glauben, der haben, aber nicht alle Glieder die- all die Erlebnisse mit Gott, meine Liebe und Leidenschaft für mich selbe Aufgabe haben, so sind wir, die behalten müsste? Ich bin dankbar, dass ich all das in Gemeinschaft vielen, ein Leib in Christus, aber unter- befreien darf und dazu berufen bin, andere zu erbauen, zu ermutieinander ist einer des andern Glied.“ gen, zu dienen. — Röm 12,4–5 So ging ich, und das soll weder fromm noch religiös klingen, mehr als zwanzig Jahre wöchentlich zu Gottesdiensten einer Gemeinde. In meinen persönlichen Spitzenzeiten schaffte ich es zum Gebet am Dienstagabend, zum Hauskreis am Donnerstag, zur Jugendversammlung am Samstag und zum großen Gottesdienst am Sonntag. Es war keine Kirche, wie man sie sich vielleicht vorstellen mag. Es war eine Gemeinde, in der sich keiner der Brüder Pastor nannte, Hierarchien sollte es nicht geben. Wir trafen uns in einfachen Räumlichkeiten, nichts Spektakuläres, weder von innen noch von außen. Ich war Teil einer Gemeinde, die den Grundsatz hatte, in aller Einfachheit Gottes Wort zu folgen, nicht religös und gesetzlich zu sein, sondern Beziehung zu Jesus und zueinader zu leben. Ich lernte dort, das Wort Gottes zu studieren und in die Tat umzusetzen. Ich schätzte es, wie wir gemeinsam in Verse und Kapitel der Bibel eintauchten, manchmal zwar so tief, dass es mir zu hoch wurde. In dieser Gemeinde lernte ich auch das Beten, beten in Autorität und in Vollmacht des Glaubens, die Gott uns geschenkt hat. Gebet bewegt. Einen Tag ohne Gebete kann ich mir nicht mehr vorstellen. Es sind Gespräche meines Herzens, die als duftendes Räucherwerk zu Gott „Samuel aber wuchs heran, und der aufsteigen. Wie sehr genießt er wohl die Gebete seiner Heiligen? HERR war mit ihm und ließ keines von Wenn ich mir der Macht des Gebets vollkommen bewusst wäre, sollte allen seinen Worten zur Erde fallen.“ ich gar nicht mehr damit aufhören, nicht umsonst heißt es in 1 Thess — 1 Sam 3,19 5,17: „betet ohne Unterlass“. Wie schön, von Gott ernst genommen zu werden, er möchte mit uns zusammenarbeiten. Er hört und erhört.

6


Es ist Januar 2019. Ein Gedanke lässt mich inzwischen nicht mehr AUFBRUCH los: „Das hier kann doch nicht alles sein.“ Ich spreche von einem Gottesdienst am Sonntag in der beschriebenen Gemeinde. Seit dreiundzwanzig Jahren bin ich hier, in diesem Gemeindekonstrukt, mit zwischenzeitlichen Ortswechseln von Baden bis Württemberg. Mein Interesse für andere christliche Gemeinschaften stieg in den letzten Jahren — aber warum? Ist mir meine Gemeinde nicht mehr gut genug? Ich spüre eine Blockade, etwas möchte hier durchdringen, kann es aber nicht. Das stellt mich nicht mehr zufrieden. Ich möchte nicht Sonntag für Sonntag zu einem Brunnen kommen, in dem kaum mehr Wasser ist. Ich habe Durst. Innerlich spüre ich ein Drängen und denke, es muss mehr geben. Ich wünsche mir einen lebendigeren Gottesdienst. Wenn ich mir bewusst mache, was Gott schon alles für mich getan hat, all die Wunder, die er in meinem Leben bereits gewirkt hat, die Tatsache, dass er sein Kostbarstes, Jesus, für mich am Kreuz geopfert hat, damit ich jetzt lebe und durch sein vergossenes Blut reingewaschen bin; jeden Tag die Freude und Gewissheit zu spüren, dass er da ist, mich trägt und auf dem richtigen Weg leitet, mich bewahrt und mit Segen überschüttet — kann ich da noch ruhig auf meinem Stuhl sitzen bleiben, stillschweigend, vielleicht mal ein verhaltenes „Amen“ oder „Danke Jesus“ von mir geben? Nein, das kann ich nicht mehr, ich möchte am liebsten tanzen, wenn ich über meinen Herrn nachsinne, ich möchte frei sein, meine Hände zu heben, während ich ihn im Gottesdienst mit Liedern anbete. Warum tue ich es nicht einfach? Ist es meine gut gemeinte Zurückhaltung aus Menschenfurcht? Ich spüre Unfreiheit obwohl viel von Freiheit gesprochen wird. UMTOPFEN Wir sollten leben, was wir predigen und das predigen, was wir leben. Ich fühle mich eingeschränkt und es fällt mir schwer, authentisch zu sein, das zu befreien, was in mir ist. Ich habe den Eindruck, dass ich an diesem Ort innerlich, geistlich nicht weiterkomme. Meinem Anspruch, Jesus immer ähnlicher zu werden, werde ich hier nicht gerecht. Ja, ich fühle mich wie eine Pflanze, die in einem zu kleinen Topf steckt und mehr Platz braucht, um weiter zu wachsen. Ich bin dankbar, dass mir durch diese Gemeinde sehr gute Grundlagen vermittelt wurden — bibelfest zu werden, das Wort Gottes betend zu lesen und Gemeinschaft und meine Beziehung zu Jesus zu pflegen. Doch seit so vielen Jahren, in denen ich das Geschehen in diesem Gemeindeleben nun beobachte, nehme ich ausgesprochen wenig Veränderung wahr. Doch es muss sich etwas verändern, wenn auch nicht in dieser Gemeinde —  obwohl ich es ihr von Herzen wünsche — dann in meinem Leben. Ich kenne meinen Gott als jemanden, der Menschen verändert. Er ist ein Gott, der sich immer wieder neu offenbaren möchte und unfassbar viele Facetten hat. Er ist ein ge-

7


waltiger Gott, voller Herrlichkeit. Er bewegt sich, ist aktiv, geht weiter, durchbricht alte Muster, befreit von schlechten Gewohnheiten und eingefahrenen Traditionen. Und ich bewege mich in Passivität und stehe schließlich still vor einer hohen Mauer. Doch eins weiß ich: Dahinter gibt es mehr zu entecken und Gott wird mich dort hinführen. Ich brauche einen Durchbruch! Ich glaube und weiche nicht zurück. Ja, es ist Zeit aufszustehen. Meine Reise in die wahre Freiheit beginnt. Jetzt geht es los, ich breche auf, ich breche durch. Meine Sehnsucht, mein Hunger nach mehr veranlasst mich dazu, AUS DER TIEFE RUFE ICH ZU DIR intensiver zu beten. Ich bete dafür, dass Gott mir Glaubensgeschwister über den Weg schickt, die es ganz ernst mit Jesus meinen, ihm von Herzen nachfolgen und Gemeinde so leben, wie es dem neuen Testament, wie es Gottes Vorstellung, entspricht. Ich wünsche mir eine Gemeinde, die Offenheit nach außen strahlt, nicht den Anspruch hat, die „einzig richtigen“ unter den gläubigen Christen zu sein — ist der Leib Christi, die Gemeinde, nicht vielfältig? Ich habe es auf dem Herzen, Gott immer wieder zu fragen, wie er seine Gemeinde sieht. Zu dieser Zeit beschäftige ich mich viel mit Israel. Der Name ist SHALOM! mir seit Jahren präsent. Immer wieder lese ich in der Bibel von Israel, als dem Volk Gottes und dem gelobten Land. Es scheint ein sehr besonderes Land zu sein. Ich sehe mir Reportagen an und blättere in diversen Buchhandlungen Reiseführer und Bildbände über dieses Land durch. Immer häufiger koche ich Shakshuka, ein israelisches Nationalgericht, entdecke meine Leidenschaft für israelisch-jüdische Musik. Ich greife zu meiner Gitarre und fange an, hebräische Lieder zu singen und zu spielen, obwohl ich von der Sprache außer „Shalom“ noch nichts verstehe. Auf meinem Smartphone installiere ich diverse Sprach-Apps um herauszufinden, mit welcher ich wenigstens ein paar Brocken Hebräisch lernen könnte. Meine Begeisterung für Israel wächst und wächst. Inzwischen kann ich mir sehr gut vorstellen, in dem Land einige Zeit zu verbringen. Es reizt mich, dort auf Entdeckungsreise zu gehen, die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen, die Menschen kennenzulernen und Gottes Wort, die Bibel, besser zu verstehen. Dieser Wunsch, gepaart mit meiner freudigen Neugier, möglichst exotische Sprachen zu lernen, veranlasst mich, Ende Februar 2019 an einen Hebräischkurs an der Volkshochschule in Stuttgart teilzunehmen. Ich verspüre vor der ersten Sitzung das Drängen, den Kurs Gott hinzulegen. In meinem Gebet segne ich den Lehrer und alle Teilnehmer. Angekommen im Klassenraum setze ich mich intuitiv in die zweite Reihe — ein nettes Plätzchen: nicht zu weit vorne, nicht zu weit hinten. Wir beginnen mit einer Vorstellungsrunde, jeder erzählt, wie er heißt und was in dazu bringt, Hebräisch zu lernen. Als ich höre, wie in meiner Reihe einer nach dem anderen seinen Glauben an Jesus und seine Leidenschaft für Israel bezeugt,

8


jubelt mein Herz in mir. Verblüfft sage ich zu meinem Nebensitzer: „Sind wir hier die Christen-Reihe oder was?“ Woraufhin er mich fragt: „Bist du auch Christ?“. So stellt sich nach der ersten Sitzung heraus, dass meine Nebensitzer aus einer Gemeinde kommen, eine Gemeinde mit besonderem Anliegen für Israel. Wir fallen uns in die Arme, vertraut, als kennten wir uns ewig. Augenblicklich fühle ich mich mit diesen Menschen im Herzen verbunden. Ich habe einen Teil meiner Familie gefunden und bin überwältigt. Mir wird klar: Daraus wird mehr. Ich bin innerlich hungrig und durstig und nehme die Einladung für den Gottesdienst am Sonntag ohne Zögern an. Ich erinnere mich an die Worte: „Weißt du, wir versammeln uns so wie in Apostelgeschichte im neuen Testament und treffen uns in den Häusern.“ Das klingt genau nach dem, was ich suche. Ich denke gerne daran, wie ich auf meinem Heimweg nach diesem ersten Hebräisch-Abend freudestrahlend in der U-Bahn sitze und am liebsten die ganze Welt umarmen will. Zuhause angekommen, juble ich voller Freude und Dankbarkeit Gott zu — es ist einer der schönsten Tage des Jahres. Eine derart überwältigende Freude, die mich vom Schlafengehen abhält, habe ich lange nicht erlebt. Ich genieße diesen Moment sehr. Gott tut Wunder — sollte ihm irgendetwas unmöglich sein? Im ersten Gottesdienst, der bei einem jungen Ehepaar stattfindet, NEUE HEIMAT werde ich von neuen Eindrücken regelrecht überflutet — in ganz positiver Weise. Ich werde so herzlich aufgenommen und spüre sehr viel Wärme und Geborgenheit. Hier möchte ich bleiben — eine Atmosphäre, in der man gerne verweilt. Wir sitzen zu Tisch und erzählen uns, was wir die Woche über mit Jesus erlebt haben: Gebete die erhört wurden, Wunder, die Gott getan hat. Es fühlt sich alles so echt an, ungezwungen, nicht aufgesetzt. Ich fühle mich wahrgenommen, bin nicht mehr eine von vielen, die sich sonntags gerne mal in die letzte Reihe setzt. Jetzt sitze ich mit allen in derselben Reihe. Ich erinnere mich, dass ich am Abend desselben Sonntags etwas geplättet bin von all den neuen Eindrücken und der Intensität des Gottesdienstes. Ich gebe mir die Woche Zeit, um all das Neue zu verarbeiten und zu begreifen, berichte engen Freunden und meiner Familie davon, die sich gemeinsam mit mir freuen. Es dauert nicht lange und ich erkenne, dass diese Gemeinde der Platz ist, den Gott für mich ausgesucht hat. Ich bekomme dort alles, was ich mir gewünscht habe — um ehrlich zu sein, hätte ich mir das nie erträumt. Gott wirkt über Bitten und Verstehen. Die Gewissheit, am richtigen Ort zu sein, erweckt Freude, tiefe Hoffnung und Zufriedenheit in mir. Ich habe Menschen gefunden, die leidenschaftlich für Jesus brennen, ihm nachfolgen und hungrig nach Gott sind. Menschen, die eine innige Beziehung zu Jesus pflegen und ihn intensiv erleben, weil er die oberste Priorität in ihrem Leben ist. Es sind Men-

9


schen, die es ganz ernst mit Jesus meinen und offen für ihn sind. Hier fühle ich mich wohl. Hier spüre ich die Liebe und Heiligkeit Gottes und darf darin baden. Ich bin unfassbar dankbar, dass Gott mein Gebet erhört und mich zu diesen besonderen Geschwistern geführt hat. Ich bin jetzt Teil einer „kleine Herde“ und schätze das Familiäre so sehr — hier zählt Qualität statt Quantität. Ich bewundere meine Brüder und Schwestern, ihre Ernsthaftigkeit und Hingabe zu Gott, ihren Glauben und mit welch mitreißender Leidenschaft die leitenden Brüder von Jesus erzählen. Diese Gemeinschaft spornt mich an, motiviert mich so sehr, jeden Tag an Jesus dranzubleiben, ihm als Jüngerin nachzufolgen. Voller Staunen wird mir jetzt bewusst, welch gewaltiges Potenzial Gott in einen Menschen gelegt hat, wenn er Jesus in sich aufgenommen hat. Derselbe Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, lebt in mir (vgl. Röm 8,11)! Wie gewaltig! Ich freue mich darauf, was Gott mir durch diese Gemeinschaft zeigen wird und weiß, er wird mich hier verändern. Hin und wieder sprechen die Geschwister über die gemeinsame GLAUBST DU MIR? Reise nach Israel im Oktober desselben Jahres. Ich werde hellhörig. Nachdem ich eingeladen werde, gerne mitzukommen, verspüre ich zwar große Freude und Herzklopfen — es muss die Liebe für das Land sein, die Gott in mich gelegt hat — gehe dem Gedanken aber nicht weiter nach. „Leisten kann ich mir das sowieso nicht.“, denke ich. Es vergehen Wochen bis eines Tages, während ich Zeit mit Gott verbringe, die Frage in mir aufsteigt: „Ist es überhaupt Gottes Wille, dass ich nicht mitgehe?“ Ich reagiere darauf und bete: „Herr, wenn es dein Wunsch ist, dass ich mit den Geschwistern nach Israel gehe, dann zeig es mir ganz deutlich.“ Nicht lange und ich erhalte eines Donnerstagabends nach dem Hebräischkurs eine klare Bestätigung mündlich durch die Geschwister. Und so stellt Gott meinen Glauben auf die Probe als sagte er: „Glaubst du mir, dass ich schon alles in „Der HERR ist mein Hirte, mir wird Bewegung gesetzt habe, um dir die Reise zu ermöglichen?“ Noch nichts mangeln. “ — Ps 23,1 fällt es mir schwer, zu glauben, dass Gott schon einen Weg hat, das Abenteuer zu finanzieren. Doch er ist Gott, der Allmächtige, wenn er mich ruft, wird er sich auch um alle Rahmenbedingungen kümmern. Er sagt: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ (vgl. Phil 4,6) — Amen dazu, diesen Vers kann ich nicht oft genug lesen. Am besten spreche ich ihn jeden Tag laut aus und glaube daran. Ich sinne ab und zu darüber nach, auf was ich mich wohl eingelassen habe. Es wird eine ganz neue Erfahrung werden, dessen bin ich völlig gewiss. Eine Reise dieser Art stand mir noch nie bevor. Ich mag das Gefühl, mich auf das Neue und Unbekannte einzuLOSLASSEN, ZULASSEN. lassen und mir dabei nicht großartig Gedanken zu machen, wie alles wird. Das weiß ich sowieso nicht. Es fühlt sich an, wie im dichten

10


Nebel zu wandeln, man sieht nicht weit, nicht das davor, nicht das danach. Doch da ist die vertraute Stimme, es ist Jesus, der den Weg ausleuchtet, Schritt für Schritt. Er ist eben „meines Fußes Leuchte“ (Ps 119,10) und kein Nebelscheinwerfer. Und genau diese Tatsache hilft mir, ganz nah bei ihm zu bleiben und ihm beständig zu vertrauen, dass er mich auf dem richtigen Weg führt. Er ist die vertrauenswürdigste Person und er macht keine Fehler. Er ist der gute Hirte, der auf seine Schafe aufpasst und sie versorgt. Er hat den Überblick, er hat alles im Griff, er weiß zu jeder Zeit, was dran ist und wer wann und an welchem Ort gebraucht wird. Darauf stütze mich, das beruhigt mich. Als ich von der Leiterschaft der Gemeinde höre, dass bezüglich der Zeit in Israel sowieso noch nichts Genaues geplant ist und wird, bin ich erfreut. Denn akribisches Durchplanen im Voraus ist nicht nur anstrengend, sondern es würde Gottes Handeln einschränken. Wenn nicht wir planen, sondern Gott, kann es nur sehr gut werden. Wir wollen ihm frei zur Verfügung stehen und uns auf seine Wege einlassen. Gewissermaßen verschafft mir das Ruhe und Gelassenheit und gleichzeitig bleibt alles spannend — ein schönes Gefühl. Die Dinge abwarten, sich treiben lassen im Frieden Gottes. Spontan bleiben. Einfach leben, sanftmütig getrieben vom Heiligen Geist. Ich spüre schon jetzt, dass es eine sehr starke Zeit werden wird, ein intensives Erlebnis. Wir reisen nicht mit dem Vorsatz in das Land, Urlaub zu machen, sondern möchten dort als Gemeinde Israel, dem Volk Gottes, dienen und dort unsere Partnergemeinde aktiv unterstützen. Wir werden als eine brennende Fackel in das Land reisen und werden erleben, wie Gott immer noch Wunder tut. Er ist derselbe — gestern, heute und in Ewigkeit.

Mittlerweile sehne ich mich von ganzem Herzen danach, endlich SEHNSUCHT wieder etwas Neues zu sehen. Denn außer in ein 300 Kilometer entferntes Dorf im tiefen Osten Deutschlands, bin ich seit knapp einem Jahr nirgends hingereist. Ich versuche, mich davon nicht unterkriegen zu lassen. Vielleicht sollte es auch einfach so sein, um das Bevorstehende besonders eindringlich zu erleben. Dennoch: Ich sehne mich so sehr nach Erholung und gehe mit auf „Dienstreise“? — Klingt etwas widersprüchlich. Innerlich muss ich schmunzeln, als ich mir diese Frage stelle, denn ich vertraue fest darauf, dass Gott weiß, was er tut. Er hat den besten Plan.

11


10 Tage Es ist der 24.10. 2019 — endlich! Gott hat, wie versprochen, alles finanziert und es geht los. Noch heute werde ich zum ersten Mal in Israel sein und meine Füße auf den Boden des Landes setzen, in dem einst Jesus als Mensch unterwegs war. Es ist das Land meiner Vorfahren, das Land der Familie von Jesus. In Stuttgart warte ich am Bahnsteig auf Daniel und Vanessa, dem jungen Ehepaar meiner neuen Gemeinde. Als wir uns sehen, ist die Vorfreude groß und nimmt weiter zu, als Daniel, der als Ältester in der Gemeinde eingesetzt ist, einen von Gott gegebenen Impuls ausspricht: „Es wird eine Reise der Liebe sein.“ — „Stark!“, denke ich mir, was eine Zusage — das begeistert mich. Und schon auf der Fahrt nach Frankfurt, wo unser Flugzeug starten wird, ist unter uns Geschwistern Gottes Liebe spürbar, sie verbindet unsere Herzen miteinander. Wir haben einen gesegneten Flug und erreichen nach knapp NEULAND fünf Stunden Tel Aviv. Wie wird es sich anfühlen, zum ersten mal auf israelischem Boden zu stehen? Erstaunlich vertraut. Ich atme israelische Luft ein und freue mich auf die Zeit, die bevorsteht. Nachdem wir mehrere Kontrollen passiert haben, treffen wir unseren Taxifahrer, der uns zu unserer Unterkunft bringt. Es ist spät in der Nacht, auf der Fahrt sehe ich außer dreisprachigen Verkehrsschildern und der Autobahn, auf der wir fahren, nicht besonders viel. Ich kann kaum erwarten, bis es endlich Tag wird. Angekommen im französischen Viertel von Tel Aviv-Jaffa finden wir nach einigen Suchvorgängen unser Haus. In großen silbernen Buchstaben steht auf der Wohneinheit „Laura“. Ich bin kurz verblüfft und weiß, es ist kein Zufall, dass mein Name dort steht. Als sagte mir Gott mit einem Augenzwinkern: „Du bist hier richtig.“ Durch eine drei Meter hohe Tür betreten wir unser Appartment. Rasch den Lichtschalter betätigt, offenbart sich eine recht noble Einrichtung. Statt sofort alles zu erkunden, schreiten wir als noch unvollständige Gruppe von fünf Leuten durch das Wohnzimmer und segnen das ganze Haus. Wir bitten Jesus, unsere Herzen und auch die Räumlichkeiten einzunehmen, mit seinem heiligen Feuer über uns zu kommen, uns und das Haus zu schützen und segnen ebenso die Nachbarn. Ich spüre Gottes Gegenwart, die Begeisterung in jedem Einzelnen, die Ernsthaftigkeit, Gottes Herrlichkeit und seine Autorität. Er ist jetzt eingezogen. Sofort schenkt Gott uns Eindrücke, welche Gegenstände wir für noch mehr Frieden und Heiligkeit aus dem Haus entfernen sollen. Wir verräumen all jene Dinge, die nichts Gutes ausstrahlen und andere Mächte verherrlichen. Schließlich soll sich Jesus hier wohlfühlen — dann werden wir es auch.

ABFLUG

12


Inzwischen ist es sehr spät, circa fünf Uhr dreißig in der Frühe. Durch unsere Terrassentür erschallt plötzlich der Ruf eines Muizins aus der benachbarten Moschee. Wir lassen uns davon keineswegs unterkriegen, packen unsere geistlichen Waffen aus und beten. Wir brechen die Mächte und proklamieren Jesu Sieg. Denn: „[Gott] hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“ (Kol 2,15). Diese diese Wahrheit, diese mächtigen Siegesworte, dürfen wir für uns in Anspruch nehmen, es stärkt mich, sie laut auszusprechen. Ich weiß, mein Gott ist größer als jeder Feind, jede Lüge, jeder Angriff. Nach ein paar genüsslich getrunkenen Gläsern israelischem Rotwein, trifft der Rest unserer Truppe ein. Ein sehr schönes Wiedersehen, wir freuen uns beieinander zu sein. Ich spüre Herzlichkeit, tiefe Liebe und innige Freude. → S.52, p_048

„Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.“— Psalm 23,5

So startet unsere gemeinsame Zeit, zehn Tage zu zehnt → S.54, p_053. Jeder Tag beginnt mit gemeinsamen Gebeten am Morgen. Wir feiern daraufhin zusammen das Abendmahl, begleitet von Impulsen unserer Leiterschaft. Es fühlt sich an wie eine erfrischende, reinigende, belebende Dusche im Inneren. Im Anschluss genießen wir ein reich- MEHR ALS GENUG haltiges Frühstück, das auch unseren äußeren Menschen, unseren Körper, stärkt. Und dabei ist es schön zu erleben, wie Gott uns den Tisch deckt. Er ist kein Gott, der spart, er versorgt uns. Er versorgt uns nicht so, dass es gerade reicht, er schenkt uns so viel, dass der Becher überfließt, so viel, dass kaum Platz für all die Köstlichkeiten auf dem Tisch ist. Er ist König, er liebt seine Kinder von ganzem Herzen und hat uns viel zu geben. Er möchte uns segnen, er möchte, dass wir im Überfluss leben. Ich stelle mir Gott gerne als Speisemeister vor — ein Mann, der uns ein Festmahl bereitet hat. Vor ihm stehen riesige Behälter mit großen Schöpfkellen, die Behälter sind beschriftet mit „Glaube“, „Friede“ „Zuversicht“, „Hoffnung“, „Freude“, „Liebe“ und ich darf jetzt zugreifen. Dieses Buffet ist rund um die Uhr geöffnet und noch bevor etwas davon ausgeht, steht schon Nachschub bereit. Doch es liegt an mir, die Schöpfkelle in die Hand zu nehmen, zu schöpfen und dabei zu entscheiden, wieviel ich nehme. Gott stellt uns jeden Tag alles zur Verfügung, was wir zum Leben brauchen. Der Mensch lebt eben nicht nur vom Brot allein, sondern wird von Gottes Wort gespeist (vgl. Mt 4,4). Ich bin sehr ermutigt, nicht länger auf Sparflamme zu leben, mich mit „ein bisschen“ zufrieden zu geben, obwohl mein „geistlicher Magen“ so laut knurrt, dass ich es kaum überhören kann. Ich möchte mit brennendem Herzen aus der Fülle Gottes leben, indem ich alles in Anspruch nehme, was er mir bereitstellt, jeden Tag.

13


26.10. Shabbat Shalom. Es ist Samstag, Ruhetag in Israel. In Tel Aviv sind die Lebesmittelgeschäfte dennoch geöffnet, wir gehen einkaufen. Auf dem Weg dorthin fällt mir hier zum ersten mal der Charme des „Schäbigen“ auf → S.30, p_003. Nicht, dass ich das Heruntergekomme als solches bewundere — ich mag Gebrauchsspuren, Lebensspuren, Patina, das Genutzte, Unperfekte, Verwitterte, Charaktervolle, die angekratzten Fassaden in sandigen Farbtönen, die sich stimmig in die Umgebung eingliedern. Auch das Einkaufen macht mir Freude, ich finde es spannend, einen Teil der mir noch unbekannten israelischen Kultur im Supermarkt zu erkunden. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft passieren wir eine Tankstelle, entlang der Straße steht ein betagter Volvo Amazon, der seine besten Tage ganz offensichtlich hinter sich hat → S.31, p_007/008. Abends gehen wir essen, im „The Old Man and the Sea“ am Hafen von Tel Aviv-Jaffa. Noch bevor wir irgendetwas bestellen, bestücken die Kellner unseren langen Tisch großzügig mit diversen Schalen voll sogenannter „Vorspeisen“. Vom Tisch selbst ist nur noch wenig zu sehen. Auf die Plätze. Fertig. Los geht es mit dem genüsslichen Verzehr. Ein wenig überfordert fühle ich mich schon, bei so vielen köstlichen Speisen.Was ein reicher Segen! Wir danken Jesus dafür.

EINHEIT

„Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. [...] Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. “ — Eph 6,10-11; 13

14

27 . 10. Es ist Sonntag, ich werde heute zum ersten mal die Stadt von Tel Aviv sehen. Bevor wir unsere Unterkunft verlassen, versammeln wir uns als Gruppe, halten uns an den Händen und beten gemeinsam. Wir rüsten uns, indem wir unsere geistlichen Waffen ergreifen: Den Helm des Heils, den Brustpanzer der Gerechtigkeit, den Schild des Glaubens, das Schwert des Geistes, den Lendengürtel der Wahrheit und die Schuhe zur Bereitschaft des Evangeliums. Besonders hier in Israel spüren wir den geistlichen Kampf, wir müssen wachsam sein, denn unser „Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.“ (vgl. 1 Petr 5,8). Wir proklamieren Jesu Sieg und ziehen dann, ausgerüstet, in Einheit, als eine Armee auf die Straßen Tel Avivs. Dieses Bewusstsein in sich zu tragen, dass unsere Herzen miteinander verbunden sind, ist ein unfassbar schönes Gefühl. Keiner ist für sich, wir sind eins. Einer schlägt tausend, zwei schlagen zehntausend, wie stark sind wir erst zu zehnt! So schreiten wir gemeinsam Richtung Frishman Street in Yafo, die unweit der berühmten „Weißen Stadt“ liegt, einem Viertel geprägt von Bauhaus-Architektur der Dreißigerjahre → S.56, p_060. Auch wenn ich nicht viel davon zu sehen bekomme: Es sind Bauten die mit ihren Kubaturen und ihrer Farbgebung sehr vertraut auf mich wirken, nicht zuletzt durch meinen wöchentlichen Gang an die


Kunstakademie im deutschen Pendant dazu, der Stuttgarter Weißen- WEISS hofsiedlung. Ich finde es erstaunlich, wie harmonisch diese „weiße“ Architektur hier in Tel Aviv, dem traditionellen, etwas „schäbig“-israelischen Baustil begegnet → S.16, p_001. Doch beim Durchschreiten der Straßen zucke ich innerlich ein wenig zusammen, wenn mein Blick hin und wieder auf die eingerissenen, zerbröselnden Fassaden einiger „Bauhäuser“ fällt. Ich sehe diesen Meisterstücken nur ungerne beim Zerfallen zu und würde durchaus mit nächstgelegenem Spachtel und etwas Putz mit der Restauration beginnen. Wir erreichen das Café Haogen, das bedeutet übersetzt „Anker“, BRAUN ein christliches Café, das Alex, unserem Freund und Mitglied unserer israelischen Partnergemeinde gehört. Ich sehe ihn zum ersten Mal, die anderen der Gruppe kennen ihn schon. Das Wiedersehen ist ein Fest, innig, herzlich, voller Freude und warmer Umarmungen → S.62, p_071. Ich betrete das Café, das mich mit seinem Charakter beeindruckt: Gehüllt in den Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen zieren hier Bibelverse Wände und Fenster → S.76, p_093; S.56, p_061. Die Atmosphäre ist einladend, friedvoll. Gott ist hier, Hallelujah. Während wir unsere Getränke genießen, singen wir unserem Herrn ein paar Lieder, unter anderem „How great is our God“ → S.53, p_052. Wir beten hier gemeinsam mit und auch für unseren Bruder Alex. Ich kann es kaum glauben, dass dieser Mann in seiner Vergangenheit drogenabhängig war — ich finde es derart gewaltig wie Jesus das Leben, das Herz, den Ausdruck eines Menschen völlig verändert. Ein sichtbares Zeugnis. Mein Gott lebt. Im Anschluss schlendern wir über den Shuk HaCarmel, einem BUNT Markt in dieser Gegend → S.40, p_024; S.78, p_095. Außer Sugar und Caramel gibt es hier hauptsächlich Obst und Gemüse. Für mich ist es immer wieder ein Fest, über Märkte zu schlendern. Dort prasselt eine geballte Ladung visueller Inspiration auf mich ein. Mich fasziniert dabei die an einem Ort konzentrierte Vielfalt und Fülle an Farben, Formen, Gerüchen und all die Lebensmittel und Gegenstände, die sich hier in den diversesten Kompositionen begegnen. Es sind Orte voller Reize, Eindrücke, Ausdrücke — bewegt, leise, laut, dicht, unbekannt, neu, bunt, Teppiche, Kleider, Schalen, Schüsseln, Schmuck, Blumen, Gemüse, Obst, Datteln, Tee, Kaffee, Gewürze, Gebäck, Süßes, Saures, Saftiges, Staubiges, Endloses, Meer an Menschen. 28.10. Wir besuchen heute Tel Avivs Staddtteil „Old Jaffa“. Ein entspanntes, lebendiges Viertel. An der Straße steht ein Teppichverkäufer → S.46, p_034, an einer Ecke versammeln sich vor einer Synagoge ein paar ältere Juden zum Gebet → S.69, p_087. Die Gegend scheint hipp zu sein, in der ein oder anderen Straße stößt man auf Cafés mit Pariser Flair → S.34, p_011. Der warme Sandstein, die wun-

15


16


17


derschöne Altstadt mit schmalen Gassen und grobem Kopfsteinpflaster — ich stelle mir vor, wie es wäre, hier, in diesem charaktervollen Viertel → S.86, p_107, eine Wohnung mit Dachterrasse zu haben, umgeben von den gelblich-rauen, behauenen Steinen, den grünen Pflanzen, ein paar Dattelpalmen — leben zwischen Traditionellem und Neuem.

29.10., Dienstag. Es geht in eine Stadt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer mit rund 920.000 Einwohnern. Ich freue mich riesig auf unsere Reise nach Jerusalem. Endlich darf ich Gottes Stadt kennenlernen. Eine Stadt, von der ich schon so FRIEDE ? oft in der Bibel gelesen habe — was steckt dahinter, wie wird sie auf mich wirken? Schon als wir mit dem Auto in die Stadt hineinfahren, fällt mir auf, wie besonders und belebt dieser Ort ist. Die Leute wirken gelassen. Es scheint mir, als sei der Name der Stadt Programm: Yerushalayim — Stadt des Friedens, wobei ich nicht beurteilen kann, wieviel Friede hinter den Mauern tatsächlich herrscht. Es ist faszinierend zu sehen, wie nah Antike und Moderne, Altes und Neues, Tradition und Innovation hier beieinander sind. Umgeben von einer „Wünschet Jerusalem Frieden! Es möge festen Mauer mit monumentalen Stadttoren, ist die Altstadt in ein wohlgehen denen, die dich lieben! Es jüdisches, muslimisches, christliches und aramäisches Viertel untermöge Heil sein in deinen Mauern und teilt. In Jerusalem tummeln sich orthodoxe Juden, die mir durch ihre Glück in deinen Palästen! Um meiner besondere Kleidung auffallen → S.56, p_058; S.57, p_064; S.70/71. Brüder und Freunde willen will ich dir Ich sehe hier zum ersten mal ein paar junge israelische Soldatinnen Heil wünschen. Um des Hauses des → S.57, p_055; S.47, p_043. Ich frage mich, wie das wohl sein muss, HERRN willen, unseres Gottes, will ich direkt nach dem Schulabschluss zwei Jahre zum Militär zu gehen — dein Bestes suchen.“ — Ps 122,6-9 Was macht das wohl mit ihnen? Diese Frauen müssen doch alle super tough sein. Ich mag es, sie anzusehen. In der Bibel lesen wir oft davon, dass wir in Gottes Reich Kämpfer, Soldaten, eine Armee sind. Wir kämpfen „den guten Kampf des Glaubens“ (vgl. 1 Tim 6,12) und dürfen dabei tapfere Helden, Kriegshelfer, sein. Wir sind unterwegs auf dem Mahane Yehuda Markt hier in Jerusalem, es ist der größte Markt in Israel → S.72, p_091. Er wirkt im Vergleich zum arabischen Markt in Tel Aviv friedvoller, entspannter, ruhiger und ist dennoch sehr belebt. Eine angenehme Stimmung. Mir fällt erneut auf, wie offen die Menschen hier sind. Im Anschluss laufen wir Richtung Zion Square. Auf der Straße dorthin steht ein großer Flügel. Eine Schwester unserer Truppe beginnt darauf zu spielen, ein Lobpreislied, wir singen mit → S.69, p_086. Großartig — wir stehen in Jerusalem und singen freimütig für Gott. Ich genieße den Moment. Es berührt mich zu sehen, wie ein jüdischer Mann, der zuvor auf einer Bank unter einem jungen Baum saß, aufsteht, und uns plötzlich zum Trinken etwas Wasser und ein

18


paar Becher auf das Piano stellt. Was eine Liebe, was eine Herzlichkeit. Das bestätigt erneut meinen Eindruck einer warmen und offenen Mentalität hierzulande. Eine Dame bat uns zuvor Gebäck an. Nicht lange, und zwei muslimische Mädels bleiben am Flügel stehen und freuen sich mit uns. Das ganze Szenario scheint mir wie ein Hauch dessen, was uns im Himmlischen Jerusalem erwarten wird, ich bin erinnert an Offb 7,9–10: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!“ Wie herrlich, wenn verschiedene „Stämme“, Nationen in Einheit den Vater und Jesus anbeten. Kurz nach diesem schönen, berührenden Ereignis kommt eine ältere Frau auf uns zu. Sie spricht Deutsch und fragt, ob wir für ihre Augen beten können, sie sehe schlecht. Ohne Zögern dienen wir ihr und legen ihr die Hände auf → S.53, p_050. Die Frau zieht fröhlich ihres Weges. Hier wird mir bewusst, wie leicht dienen doch sein kann. Ich möchte in ständiger Bereitschaft sein, jemandem die Hände aufzulegen, wenn er oder sie Heilung braucht, ob auf der Straße oder zuhause. Wie wichtig ist es deshalb, beständig in der Gegenwart Gottes zu bleiben und allezeit vom Heiligen Geist erfüllt zu sein. So wie Jesus in Joh 15,5b sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Wir verbringen im Laufe unserer Reise einen Nachmittag gemein- SCHÖNHEIT sam am Givat Aliya Beach, einem kleinen Strandabschnitt in Tel Aviv-Jaffa Richtung Bat Yam. Trotz Sonnenschein und wohlig warmen Temperaturen, begleitet von einem angenehm leichten Wind, scheinen sich hier nur wenige Einheimische aufzuhalten. Einige unserer Gruppe springen begeistert ins Meer, während andere im Trockenen die Sonne genießen. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen unter einem hölzernen Strandpavillion und mache es mir dort bequem. Meinen Rücken stütze ich an einen der Holzpfähle und blicke auf das Meer. Ein wenig ungewohnt diese Szenerie, aber wunderschön. Ich streiche mit meiner Hand durch den von der Sonne erwärmten Sand. Es fühlt sich gut an. Eigentlich bin ich keine Strandurlauberin, die Kombination Strand-Meer erschien mir immer etwas monoton. So dachte ich. Als nach einigen Stunden ein Teil der Gruppe zur nahegelegenen Unterkunft zurückkehrt, entschließe ich mich, noch ein wenig entlang des Meeres zu spazieren. Das Abendrot bricht herein und erwärmt den ganzen Himmel. Die Farbe des Meeres verändert sich, im Wasser spiegelt sich die Sonne. Ein wunder-

19


schönes Szenario — Gott malt die schönsten Gemälde in den Himmel. Diese sanften Farben, die ineinander verlaufen, die Wolken, die von der Sonne erleuchtet eine Landschaft von gold-schimmernden Bergen bilden. Dazu der Klang, das Rauschen und Brausen, das Tosen des Meeres. Das majestätische Ankommen der Wellen auf dem durchfeuchteten Sand. Das wirkt unfassbar beruhigend auf mich. Und auch gewaltig. Ich entschleunige meinen schon langsamen Gang und bleibe stehen. Während der Wind sanft über meine Haut streicht, nehme ich mir Zeit, die unendliche Weite des Ozeans zu erfassen. Ich kann es nicht. Das fasziniert mich. Wenn das Meer schon so groß und gewaltig ist, wie groß und gewaltig ist erst der, der es geschaffen hat? Wenn das Licht der Sonne schon so hell strahlt, wie hell strahlt erst der, der es geschaffen hat? Wenn die Gemälde am Himmel, ja, die ganze Schöpfung so schön ist, wie schön ist erst der Schöpfer selbst? Ich bin überwältigt von der Schönheit Gottes. Ich bin überwältigt davon, wie mein Gott sich so sanft und friedvoll im Abendhimmel zeigt und gleichzeitig gewaltig seine Stimme durch die tosenden Wellen erschallen lässt. Ein König, der sich in seiner Macht und Würde majestätisch glanzvoll in seiner Schöpfung zeigt. Ein König, dessen Licht den Himmel durchflutet. Dieser König wohnt in mir. Ich darf seine Tochter sein. → S.28, p_002

30.10. Es ist Mittwoch, fünf Uhr in der Frühe. Zeit aufzustehen. Wir feiern gegen fünf Uhr dreißig das Abendmahl, um sechs brechen wir auf und fahren nach Haifa. Wir besuchen dort den Ort, an dem ehemalige Drogenabhängige vor ihrer Rückkehr in die Gesellschaft die wohl wichtigste Station ihrer Therapie ganz ohne Medikamente durchlaufen. So dürfen sie unter anderem in der Bibelschule vorort das Wort Gottes kennenlernen. Das Gebäude ist ein ehemaliges Kloster. In sehr einfachen Verhältnissen leben hier Männer und Frauen in verschiedenen Wohngemeinschaften → S.86, p_108; S.87, p_111/112. Jeder hat hier seine Aufgabe, es wird selber gekocht und alle essen gemeinsam. Angekommen, treffen wir Andreas, er ist Missionar hier in Israel HAFEN, HÄUSER, HAIFA und lebt mit seiner Familie in der Wohnanlage, in der wir uns gerade befinden und kennt sich vor Ort sehr gut aus. Er führt uns in der Wärme des Morgens durch einen Teil von Haifa. Ich bin sehr dankbar für diese besondere Tour und erfahre über Haifa und Israel ein paar spannende Fakten. Andreas erwähnt einmal den treffenden Spruch: „In Jerusalem wird gebetet, in in Tel Aviv gefeiert, in Haifa gearbeitet.“ Das spiegelt sich tatsächlich in der Atmosphäre der Städte wider, man spürt das. Haifa wirkt sehr entspannt, ruhig die Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen scheint hier sehr groß zu sein.

20


So gilt die Stadt als einer der wenigen Orte in Israel, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Wir gehen entlang der Louis Promenade und machen Halt an einem schönen Aussichtspunkt. Von dort überblickt man unzählige Häuser der Stadt und den Containerhafen mit riesigen rot-weiß gestreiften Krankolossen. Ein wenig verschleiert zeigt sich in der Ferne der Hermon, ein Bergmassiv zwischen Israel, Libanon und Syrien. Einige Schiffe fahren auf dem Wasser, es scheint als würden sie schweben, der Horizont ist nicht sichtbar, er verliert sich im Dunst. Das Meer und der Himmel bilden in verschiedenen Blautönen einen fließenden Übergang, verschwimmen miteinander. Ich genieße diese Weite, den Anblick des beruhigenden Blau, den Ausblick. Zwischen den Häusern wächst üppiges Grün, dazwischen sprießen meditterane Zypressen und Palmen, vereinzelt ragen voluminöse Hochhäuser aus der sandfarbenen Betonlandschaft empor. Haifa wirkt aufgeräumt, bodenständig und ausgeglichen — auch optisch: Mittelblaues Meer und grünes Gewächs rahmen raue Bauten hier und dort und zwischendurch flimmert ein leiser Schimmer prunkvoller Anwesen. → S.82, p_103 Zurück in der Klosteranlage versammeln wir uns unter einem REICHE ARME großen schattenspendenden Baum → S.65, p_082. Kaum Platz genommen und ohne Erwartungen, berührt es mich zutiefst, wie die „sondern in allem erweisen wir uns als Menschen uns von dem Wenigen, was sie haben, ihr Bestes aufti- Diener Gottes: [...] als die Traurigen, schen. Was eine Liebe, was eine Hingabe, was eine Gastfreundschaft! aber allezeit fröhlich; als die Armen, Davon möchte ich mir eine ganz große Scheibe abschneiden. In der aber die doch viele reich machen; als Runde dürfen wir als Gemeinde mit von Gott gegebenen Eindrücken die nichts haben und doch alles haben.“ und Gebeten einigen Menschen dienen. Es tut gut, zu erleben, dass — 2 Kor 6,4a;10 Gott Antworten auf Fragen gibt und so deutlich spricht. Wir begegnen außerdem Alex, Gleb und Stacy, dürfen für sie beten und sie segnen → S.52, p_046. Auch sie gehören zu unserer Partnergemeinde hier in Israel und dienen dort als Pastoren und Leiter. Ich kann es kaum glauben, dass sie in der Vergangenheit einmal drogenabhängig waren. Einfach stark, wie Jesus aus ihnen strahlt, wie ihre Augen leuchten, er verändert Menschen völlig → S.64, p_072. Sie sind ein lebendiges Zeugnis, es bringt mich zum Staunen wie groß und wie gut Gott ist. Und ich darf eine innige Liebe zu diesen Menschen in meinem Herzen spüren, weil Christus uns verbindet und vereint. Im Reich Gottes zählt das Äußere nicht, weder Aussehen, noch Herkunft, noch Stellung in der Gesellschaft, noch Beruf etc. Unsere Identität ist, dass wir Kinder Gottes sind, Brüder und Schwestern, Väter und Mütter, eine Familie. Wir sind eine neue Schöpfung in Christus und kennen uns nicht mehr nach dem Fleisch und „es ist kein Ansehen der Person vor Gott.“ (Röm 2,11). Ich finde die Atmosphäre in der Wohnanlage sehr angenehm. Auch hier darf ich wieder ganz neue Erfahrungen machen. Noch nie

21


habe ich so stark die Herzen von so vielen Menschen gespürt. Wie schön, dass Gott uns durch seinen Heiligen Geist befähigt, ebendas wahrzunehmen, empfindsam, barmherzig, mitfühlend, zu sein und durch prophetische Eindrücke in die Herzen von Menschen sprechen zu dürfen. Und wie schön, zu sehen, wie Gottes Gegenwart die Menschen verändert, wie aus traurigen, leeren Blicken, freudige, strahlende werden, wie gefangene Herzen befreit und betrübte Herzen ermutigt werden. Gott ist real, Gott ist herrlich, Gott ist hier. Sein Heiliger Geist wirkt mit Kraft und heilt. Jes 61,1 (ELB): „Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“. Unsere Reise geht weiter nach Nazareth, die Stadt, in der Jesus aufgewachsen ist. Wir sind dort zum Lunch bei messianischen Juden in einem Reha-Haus, in dem Drogenabhängige ebenfalls eine Therapie ohne Medikamente, einzig mit Gott machen. Wir kannten einander nicht, aber auch hier bin ich tief beeindruckt von der Hingabe, der Liebe, die uns die Gastgeber entgegenbringen. Nachdem wir auch dort dienen durften → S.53, p_051, brechen wir gegen Abend nach Afula auf. Hier treffen wir uns im Haus von einem Ehepaar, Natascha und Michael, die leidenschaftlich von ihrem Dienst mit Holocaust-Überlebenden berichten. Dabei bin wieder einmal baff, wie gut Gott ist. Er hat auch die beiden vor einigen Jahren von der Straße geholt und ihnen mit Jesus ein neues Leben geschenkt. Michael zeigt uns ein Bild aus seiner Zeit, in der er von Drogen abhängig war — er ist nicht wiederzuerkennen. Einfach stark, wie Gott verändert. Nach und nach treffen hier weitere Leute aus verschiedenen GeHERRLICHKEIT meinden und Nationen ein, jüngere und ältere. In dem großzügigen Wohnbereich versammeln sich an diesem Abend Russen, Israelis, Deutsche und Australier. Das Schöne: Unsere Herkunft spielt keine Rolle, wir sind eins in Christus, Heilige, Königskinder. Gottes Gegenwart erfüllt den ganzen Raum. Ich sehe diese Menschen zum ersten Mal, spüre Gottes Frieden, seine Freude, seine Liebe. Je länger der Abend währt, je tiefer die Gemeinschaft geht, desto stärker zeigt sich seine Herrlichkeit. Ich schätze besonders das gemeinsame leidenschaftliche Gebet aller Gemeinden füreinander. Wir sind ein Leib und dürfen uns mit den Anliegen der anderen eins machen. Am Ende beten wir das Vaterunser gleichzeitig, in vier verschiedenen Sprachen — gewaltig, kraftvoll! Ich glaube Gott hat sich über diesen Moment sehr gefreut. Es war einer der stärksten Gottesdienste, den ich je erlebt habe und er wird mir sicher lange in Erinnerung bleiben. Im Anschluss ist noch ein wenig Zeit für Gespräche. Ich tausche mich

22


dabei mit den australischen Geschwistern aus, die mir begeistert und voll Freude von ihrem Dienst in Israel, der Leitung des „Prayer House Carmel Elohim“ berichten. Die Herzlichkeit und Offenheit, die Liebe untereinander berührt mich sehr, es fühlt sich an wie ein Stück Himmel auf Erden — vielleicht ein Vorgeschmack auf das neue Jerusalem. → S.61, p_070 Ein reich erfüllter Tag neigt sich dem Ende zu, wir haben einige Fahrten hinter uns, neue Eindrücke gesammelt und intensive Begegnungen erlebt, durften dienen, von einer Herrlichkeit zur andern gehen, durften Gott anbeten, wurden so reich versorgt. Und ich stelle fest: Unser Vater hat das Gebet von heute Morgen erfüllt und so bin ich beeindruckt, wie er uns allen Kraft im Überschuss gegeben hat. Gott ist treu. Gott ist so gut! Und so darf ich mich glücklich und voll Frieden im Herzen zu Bett legen.

31.10. Donnerstagabend nach Sonnenuntergang. Wir befinden ZERBROCHEN uns in einem Viertel von Tel Aviv, in dem ich ungern allein unterwegs sein möchte, als ich mich hier umsehe. Es ist dunkel, einige Straßenlaternen brennen und werfen ein wenig Licht auf die heruntergekommen Hütten und Häuser. Wir biegen gemeinsam auf einen Weg ab, der mitten durch von Junkies bewohnte Baracken führt. Sie sitzen rechts und links, rammen sich die Nadel unter die Haut. Ich kann nicht hinsehen. Die Atmosphäre ist bedrückend, voll Finsternis. Ich sehe Müll, Chaos, Verwüstung, Heimatlosigkeit → S.91, p_114-116. Wir laufen zügig durch. Ich richte dabei meinen Blick auf Gott und habe keine Angst, fühle mich sicher. Ich bin nicht allein. Am Ende dieser Straße steuern wir auf unser eigentliches Ziel zu: Die Suppenküche. Sie befindet sich unweit des Weges, den wir gerade passiert haben. Jetzt geht es erst richtig los. An diesem Abend verändert Gott mein Herz. Die Suppenküche ist eine Initiative unserer israelischen Partnergemeinde vor Ort. Hier arbeiten ehrenamtlich Mitglieder der Gemeinde, die meisten von ihnen kommen selbst von der Straße und haben ihren Weg zu Jesus gefunden. Mehrmals die Woche werden dort den Obdachlosen und Drogenabhängigen Mahlzeiten ausgeteilt. Zuvor gehen die Mitarbeiter durch das Viertel, um den Menschen Bescheid zu geben, dass sie zum Essen kommen können. → S.64, p_073 Wir betreten zunächst den Vorraum der Einrichtung → S.86, p_106. In der Küche selbst sitzen schon die ersten beim Essen → S.58, p_069. Ich bin innerlich ruhig und habe Frieden, spüre aber, dass mich die Situation dennoch herausfordert. Ich bin ein wenig zögerlich und betrete dann die Küche. Ich hatte noch nie so engen Kontakt mit Obdachlosen und Junkies → S.64, p_074. Hier prallen Welten aufeinan-

23


„Er heilt zerbrochene Herzen und verbindet ihre Wunden.” —Psalm 147,3

24

der. Doch gleich wie finster es in diesen Menschennoch sein mag, wir sind die, die hier herrschen dürfen, wir sind umgeben von Gottes Schutz und seinem Licht und dieses Licht soll jetzt hell in die Herzen leuchten. Ich bin ganz tief berührt und ergriffen. Es tut mir Leid, die Menschen dort sitzen zu sehen, zum Teil mit gesenktem Kopf, völlig leer, innerlich wie tot → S.42, p_028. Man sieht das in ihren Augen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten, wie ich reagieren soll. Genau im richtigen Moment kommt unser Leiter auf mich zu, mit den Worten: „Schau nicht auf den Zustand der Menschen, liebe sie einfach.“ — dieser Satz hat sich bei mir bis heute eingebrannt. In der Situation wendet sich mein Herz sofort und ich sehe plötzlich mit anderen Augen. Alles, was diese Menschen brauchen, ist Liebe. Amen, ich will sie lieben. Jetzt fällt es mir leichter, sie anzulächeln, ihnen freundlich und so offen wie ich es gerade zulassen kann, zu begegnen. Ich wünsche diesen Menschen Wiederherstellung, Heilung, Befreiung, Erlösung, Errettung — all das kann ihnen nur Jesus geben, aber wir können sie an der Hand nehmen und zu ihm führen. Es übersteigt meinen Verstand weit, wenn ich mir vorstelle, dass Jesus jeden Fluch, jede Sucht, jede Krankheit, jede Last am Kreuz auf sich genommen hat — ist das nicht gewaltig? Jesus Christus allein schenkt wahre Freiheit. Freiheit von Sünde, von Tod, von Verdammnis. Es bewegt mich so sehr, wieviele der Drogensüchtigen, die gerade hier sind, für sich beten lassen. Ich spüre die Kraft des Heiligen Geistes und ich spüre wieder einmal, dass Gott so real und lebendig ist, er lebt in uns, er verändert und unser Gebet hat Kraft. Es kommt ein junger Mann mit völlig leerem Blick in die Küche. Ich bekomme zwar seine Anliegen und seine Geschichte nicht genau mit, aber eins bleibt nach dem gemeinsamen Gebet und Händeauflegen nicht verborgen: Seine Augen leuchten — und das ist nur einer von ein paar, denen es genauso geht an diesem Abend. Ich bin innerlich so bewegt, von Mitleid tief ergriffen, dass mir Tränen über meine Wangen kullern. Denn als der junge Mann die Küche verlässt, frage ich mich: Wohin wird er jetzt gehen? Zurück auf die finstere Straße? → S.50, p_045; S.53, p_048 Ein anderer kommt gekrümmt in die Suppenküche, lässt sich die Hände auflegen, lässt für sich beten und man kann buchstäblich zusehen, wie sein Rücken wieder gerade wird und er aufrecht gehen kann — das beeindruckt mich, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin erinnert an Hes 47,9b: „[...] und alles soll gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt.“ — Gottes Gegenwart, die Gegenwart des Heiligen Geistes ist die Kraft, die verändert, die heilt, die betrübte Augen zum Leuchten bringt und den Gekrümmten wieder aufrichtet. Ich merke, wie das gemeinsame Kämpfen, Beten, Dienen in Einheit uns als Gemeinde zusammenschweißt, gemeinsam sind


wir stark und dürfen uns gegenseitig unterstützen. → S.66, p_084 Für mich ist der Abend einer der Höhepunkte dieser Reise, dieser LICHT UND LIEBE Reiser der Liebe. Vielleicht hat Gott genau an dem Abend etwas in mir aufgebrochen, ich kann es nicht genau definieren. Jedenfalls hat das Erlebnis etwas mit mir gemacht, auch, wenn es im ersten Moment harte Kost war. Noch nie habe ich so intensiv gespürt, aus meiner Komfortzone herauszutreten. Ich empfinde Demut und Gottesfurcht, darf mit eigenen Augen sehen, wie Gott heilt. Gott nutzt die Begegnungen mit diesen Menschen, um in mein Herz zu leuchten und ich darf mich dadurch ein stückweit besser kennenlernen. Er macht meine Finsternis licht. Wie schön, dass ich an dem Abend Gottes Liebe und seine Sichtweise besser verstehen und mich eins damit machen darf. Gleichzeitig erweckt das noch mehr Dankbarkeit in meinem Herzen, Dankbarkeit dafür, wie reich Gott mich gesegnet hat und segnet, wie er mich vor so vielem bewahrt hat und mich alle Tage meines Lebens mit seiner Liebe umgibt.

01.11. Freitag. Wir sind heute am Strand von Bat Yam, das liegt südlich von Tel Aviv. In einem Bistro unweit des Meeres, frühstücken wir ausgiebig aus gegebenem Anlass. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie in Israel aufgetischt wird, man sollte stets guten Hunger mitbringen. Die Tafel füllt sich, es gibt Shakshuka frisch aus der Pfanne, leckeren Hummus, „Salat Katzutz“, als erfrischende Beilage aus gehackten Tomaten und Gurken, diverse Dips, verschiedene Brote, Kaltgetränke, Heißgetränke, alles im Überfluss. In unserem Strandkorb genießen wir entspannt das Beieinandersein, während die glühend heißen Sonne auf uns strahlt. Ich liebe es, mit meinen Geschwistern gemeinsam am Tisch zu sitzen, ich spüre unsere Verbundenheit, freue mich an unserer Liebe zueinander und genieße den Frieden unseres Herrn, der hier bei uns ist. SCHLEIER Nach geraumer Zeit macht sich ein Teil unserer Gruppe Richtung Meer auf, ich verweile mit dem anderen Teil noch etwas im Strand- „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und korb. Unser Kellner setzt sich spontan zu uns, fragt ganz offen, wer lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber wir sind und was wir machen. Wir erzählen ihm, dass wir alle aus hielten ihn für den, der geplagt und von einer Gemeinde sind und an Jesus glauben. Der Mann hört aufmerk- Gott geschlagen und gemartert wäre. sam zu, erzählt uns, dass er Jude ist. Wir dürfen ihm unter anderem Aber er ist um unsrer Missetat willen von Jesaja 53 erzählen, einem Buch in den Nevi'im (Propheten) des verwundet und um unsrer Sünde willen Tanach, den Heiligen Schriften des Judentums und in unserer Bibel zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf ein Buch des Alten Testaments. Das erwähnte Kapitel spricht sehr dass wir Frieden hätten, und durch deutlich, voraussagend, prophetisch, von Jesus als dem Messias. Er seine Wunden sind wir geheilt. Wir ginkam bereits auf die Erde, um uns von Sünde und Tod zu erretten. Er gen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder kam, um uns vom Gesetz zu befreien. Doch viele Juden umgehen sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf dieses Kapitel, einige warten noch auf das Kommen des Messias, unser aller Sünde auf ihn.“ — Jes 53,4–6

25


„Mose schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt (Lev 18,5): ‚Der Mensch, der dies tut, wird dadurch leben.‘“ „Denn Christus ist des Gesetzes Ende, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.“ — Röm 10,5; 4

„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.” — Joh. 3,16 (SLT)

dem Erlöser. So müssen viele Juden zu jeder Zeit 613 Mitzwot, Gebote, beachten, hinzu kommen in manchen Strömungen noch zahlreiche weitere Lebensregeln. Ich stelle mir diesen Lebensstil recht anstrengend vor und bin wirklich froh in Freiheit leben zu dürfen. Gott hat seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt hat, um uns diese Freiheit zu schenken, um uns zu erretten, nicht um uns zu verdammen oder schuldig zu sprechen. Christus ist das Ende des Gesetzes. Jesus brachte uns keine Religion, sondern sich selbst. Religion sagt „Tu“, Jesus sagt „Getan“, er hat das ganze Gesetz erfüllt, wurde zum Sühnopfer für unsere Schuld. Er hat den Weg zum Vater freigemacht und möchte Beziehung mit uns leben. Mit einem Lächeln auf den Lippen hört sich der Kellner das gesamte Kapitel aus Jesaja auf Hebräisch via Smartphone an → S.65, p_083. Er zeigt sich interessiert, denn er kannte die Schriftstelle bisher nicht. Schon oder gerade um dieser Begegnung willen, hat sich der Aufenthalt hier in Bat Yam ohne Zweifel gelohnt. Wie schön, das Wertvolle, das wir haben, auszusäen, weiterzugeben und die Augen des Gegenüber hinterher leuchten zu sehen. Wie schön, dass wir Zeugnis von der Wahrheit geben dürfen, wir sind Botschafter an Christi statt.

02.11. Samstag, Shabbat. Wir schreiten heute durch eine andere Ecke von Jerusalem. Interessant, wie bunt die Stadt doch wirkt, wie unterschiedliche Kulturen, Ethnien, Religionen hier aufeinanderprasseln und den Charakter der Stadt mitformen. Es kommt nicht selten vor, dass es gerade aufgrund religiöser Verschiedenheit auf den Straßen zu Spannungen kommt. Eine davon durfte ich hautnah beobachten → S.96/97. Wir machen Halt im Christ Church Guest House. Eine Anlage umgeben von historischer Architektur, mit einem wunderschönen Hof, schattenspendenden Bäumen, prächtigen Blumen und einem Café mit ausgezeichnetem hausgemachten ApfelBEDEUTENDE BERGE kuchen → S.77, p_094. Von dort aus gehen wir Richtung Tempelberg. Auf dem Weg dorthin eröffnet sich an einer Stelle eine hervorragende Sicht auf den Ölberg → S.80, p_097. Es ist ein Ort vor den Toren Jerusalems, zu dem Jesus eine besondere Beziehung hatte. In den Garten Gethsemane, am Fuß des Ölbergs, ging Jesus zum Beten → S.49, t_02 und verbrachte dort seine letzten Stunden, bevor er gefangen weggeführt und zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Der Ölberg ist auch der Ort, an dem Jesus vor den Augen seiner Jünger in „Dieser Jesus, der von euch weg in den den Himmel aufgefahren ist. Im Buch des Propheten Sacharja lesen Himmel aufgenommen worden ist, wird wir in Kapitel 14 von Jesu Rückkehr auf diese Erde, dem Tag des Geso kommen, wie ihr ihn habt hingehen richts, er wird auf den Ölberg wiederkommen: „Und an jenem Tag sehen in den Himmel.“ — Apg 1,11 werden seine Füße auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem liegt

26


nach Osten hin.“ (Sach 14,4). Wir schreiten weiter zur Klagemauer am Tempelberg, wo das jüdische und muslimische Viertel der Altstadt aneinandergrenzen → S.198, p_133. Es ist ein besonderer Ort, ich beobachte ein paar Männer, die an der Mauer stehen und beten. Alle tragen eine Kopfbedeckung, Männer und Frauen haben hier getrennte Bereiche. Die Stimmung scheint hier sehr andächtig, besinnlich. Auch ich nehme mir Zeit und halte inne, genieße den Moment, hier in Jerusalem zu sein, wo einst Jesus unterwegs war und bin erinnert an Jes 62,6–7: „O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden!“

03.11. Am Sonntagabend gehen wir in der Nähe unseres Wohn- AUSKLANG viertels gemeinsam essen und lassen dort unsere Reise entspannt ausklingen. Wir sind die einzigen Gäste im Restaurant und nehmen Platz auf der überdachten Terrasse. Die Sonne ist untergegangen, im Hintergrund rauscht das ins Dunkel gehüllte Meer. Wir tauschen uns gegenseitig aus, jeder teilt sich mit. Ich bin innerlich etwas baff von all dem Erlebten und werde etwas Zeit brauchen, um diese wundervolle, intensive Reise zu verarbeiten. Ich spüre, dass Gott mich verändert hat. Wenn ich hier in der Runde sitze, genieße ich die Verbundenheit, die Liebe, die Ehrlichkeit und Offenheit zueinander — einfach herrlich, so ist Gott!

04.11. Montag, frühmorgens, ich bin angekommen in Israel, würde ANGEKOMMEN hier so gerne noch mehr Zeit verbringen. Doch heute geht es zurück nach Deutschland. Ich bin glücklich, dankbar, nehme viel mehr mit, als ich hierher gebracht habe, bin bereichert und darf sagen: Das war die bedeutendste Reise meines Lebens. Es hat sich mehr als gelohnt.

27


28


29


Wahrnehmen Ein Blick diese Oberfläche dieses Material diese Spiegelung das Licht diese Reflexion die Farbe hier und die Farbe dort Eine wunderschöne Kombination Komposition: das Gestapelte das Geordnete das Ungeordnete Formen Strukturen, vertikale, horizontale, diagonale Fassaden und Faszinierte Sinne Ich bleibe stehen, halte inne Lass die Dinge auf mich wirken und gehe weiter Bis ich das nächste Detail entdecke und Katzen

p_003

30


p_004

p_005

p_006

p_007

p_008

31


32


33


p_010

p_011

p_001

p_012

34

p_013


p_014

p_015

p_016

35


36


37


p_018

p_020

38

p_019


p_021

p_023

p_022

39


p_024

40


p_025

41


p_026

p_027

p_028

42


p_029

43


p_030

44


p_031

p_032

45


p_033

p_034

p_035

p_036

p_037

p_038

46


p_039

p_040

p_041

p_042

p_043

p_044

47


Beten

t_01

„Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. Und er betete abermals, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.“ — Jak 3,13–18

48


t_02

Was sind Gebete? Ausgesprochene Worte Gespräche des Herzens Gespräche mit dem Vater, mit dem Sohn, mit dem Heiligen Geist Ein Räucherwerk für Gott.

Wann beten? Im Tal des Todesschattens, auf der Bergspitze, auf dem Weg dorthin. Im Sturm, in der Stille. In Stärke, in Freude und Schwäche Zu jeder Zeit.

Wo beten? In deiner Kammer Zuhause Auf der Straße Überall Egal wo In Gottes Gegenwart Vor Seinem Thron.

Mit wem beten? Allein Lieber gemeinsam Mit dir Mit euch.

Wie beten? In der Kraft des Heiligen Geistes Im Willen Gottes Voller Glaube Ohne Zweifel Für bitten In Autorität In Einheit Kämpfen Herrschen aufrichtig, ernst in Liebe mit Danksagung.

Was bringt beten? Heilung Wiederherstellung Befreiung Freisetzung Freiheit Freude Reife Ruhe Gelassenheit Friede Veränderung Herrlichkeit Antworten Gerechtigkeit Sieg.

49


50


51


„Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ — Mt 18,18–20

p_046

52

p_047


p_048

p_049

p_050

p_051

p_052

53


Verbindung

p_053

starke tiefe ewige unzertrennliche innige

54

Beziehung Verbundenheit Treue Freundschaft Liebe


„Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.“ —Pred 4,12

Ich schätze es, wie sehr in unserer Gemeinde die Herzen miteinander verbunden sind. Man kennt sich, ist füreinander da, die Beziehungen gehen immer tiefer, die Liebe wird immer stärker. Jesus Christus ist der Mittelpunkt in unserem Leben, er vereint uns und schweißt uns zu einer immer stärker werdenden Einheit zusammen.

55


p_054

p_055

p_056

p_057

p_058

p_059

p_060

p_061

56


p_062

p_063

p_064

p_065

p_066

p_067

p_068

57


58


59


Begegnen

Australien, Russland, Deutschland, Israel — Verschiedene Nationen, verschiedene Gemeinden. Und doch sind wir eine Familie, Brüder und Schwestern, Väter und Mütter. Afula, 30.10.2019 : Einer der schönsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe, geprägt von Gottes Herrlichkeit und herzlicher Liebe zueinander.

p_070

60


Jesus, ich will dir begegnen. Wo ich auch stehe, wohin ich auch gehe. Lenke meine Schritte, leite mich, Heiliger Geist. Ich habe Durst nach dir. FĂźhre mich in deine Gegenwart. Lass mich deine Herrlichkeit sehen. Lass mich dich sehen wie du bist. BerĂźhre mein Herz. Begegne mir.

61


p_071

62


63


p_072

p_073

p_074

p_075

p_076

64


p_077

p_078

p_079

p_080

p_081

p_082

p_083

65


66


67


p_085

68

p_086


p_087

69


p_088

70


p_089

p_090

71


72


73


p_092

74


75


Verortung

p_093

76


Stehenbleiben, anhalten, innehalten, erfassen, verweilen, genieĂ&#x;en. Einatmen, Durchatmen, Ausatmen.

p_094

77


78


79


p_096

p_097

p_098

p_099

p_100

80


p_101

p_102

81


82


83


p_104

84


p_105

85


p_106

p_108

86

p_107


p_109

p_110

p_111

p_112

87


88


89


Bewegung Lebenslaufbahn Menschenstromausfall Stillstandlicht Blickrichtungswechsel zielgeradewegs Willkommen-und Gehen.

innerlich bewegt, äußerlich bewegt

Nicht zurückweichen durch Glaube Berge versetzen und das Ziel erreichen

Jesus ist der Weg ist die Wahrheit ist das Leben

90


p_114

p_115

p_116

91


p_117

p_118

p_119

92

p_120


p_121

p_122

p_123

p_124

p_125

p_126

p_127

93


p_128

94


95


p_129

96


p_130

p_131

p_132

97


p_133

98


99


Erinnerung

p_134

p_135

Ich denke an die schönsten Sonnenuntergänge An das warme Licht, das funkelnde Meer, an Schönheit Ich denke an die bunten Märkte Ich denke an Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Hingabe, Heiligung An das Feuer des Heiligen Geistes, denke an Sieg und all den Segen Ich denke an Beziehung und an die wunderschöne Gemeinschaft Und spüre Liebe, echte, tiefe Liebe.

100


p_136

Ich denke an dieses Lied, das mich die Zeit über begleitet hat: „Take Me Back“ von Maverick City Music:

101


Danach ERNEUERT

STOLZ KOMMT VOR DEM FALL

102

Ich blicke zurück auf eine Reise, die mich ermutigt hat, neue Schritte mit Gott zu wagen. Gott hat meine Herzensaugen erleuchtet, meine Sicht geöffnet, ich darf vieles ganz neu betrachten, die Dinge ein Stück mehr sehen wie Gott sie sieht. Ich blicke zurück auf eine Reise voller Liebe. Wenn ich mir die Liebe als eine wachsende Blume in mir vorstelle, dann ist sie in dieser Zeit aufgeblüht. Die Liebe hat ihre prachtvolle Schönheit gezeigt, ihren angenehmen, wohlriechenden Duft entfaltet. Die Liebe blüht. Ich denke an all die schönen Momente, die wir zusammen als Gemeinde erlebt haben. Ich bin Gott unfassbar dankbar, dass ich Teil von ihr sein darf, es ist eines der größten Geschenke, das er mir jemals gemacht hat. Und ich staune noch heute darüber, oft mit einem freudigen Kopfschütteln, wie er es gemacht hat. Und ich staune darüber, wie sehr mich all die Gemeinschaft, all die Gebete und Gespräche mit diesen kostbaren Brüdern und Schwestern bereichert, es führt mich so nah an Gottes Herz! Ich denke an die vielen Begegnungen, an all die Menschen, die ich in den zehn Tagen kennenlernen durfte. Meine Liebe zu Gottes auserwähltem Volk, Israel, zu den Menschen, zu dem Land als solches ist aufgeblüht. Ich erinnere mich gerne an meine ganz persönlichen Gespräche mit Jesus. Er ist mir begegnet. Es war wohl auch eine Reise Gottes auf den Grund meines Herzens, das er ein stückweit verändert hat. Er durfte in mich hineinleuchten und hat Abgründe in mir erhellt. Interessant, dass meine persönliche Jahreslosung für 2019 heißt: „Ja, du machst hell meine Leuchte, der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht.“ (Ps 18,29) Wenn ich von Abgründen spreche, meine ich hier besonders den Stolz, der sich manchmal in mir breit machen will. Stolz bedeutet für mich ganz einfach, zu meinen, es besser zu wissen als Gott, Dinge selbst in die Hand zu nehmen ohne ihn zu fragen. Stolz bedeutet Abwesenheit von Demut und das ist fatal, denn Stolz bringt zu Fall. Ich nehme es mir innig zu Herzen, mich mit Demut zu bekleiden, „denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ (1 Petr 5,5b). Und ich danke Gott, dass er verschiedene Situationen genutzt hat, um diesen Stolz zu brechen, damit sich seine demütige Liebe in mir ausbreiten kann. Ich wünsche mir, so zu lieben, wie Gott liebt und dabei meinen Gegenüber so zu sehen, wie Gott ihn sieht. Diese Liebe ist wunderschön, so angenehm, verleugnet sich selbst, opfert sich gerne auf und es erfüllt sie, anderen zu dienen. Und gerade zum Dienen braucht es ein demütiges Herz. Denn wie soll Gott mich gebrauchen, wenn ich stolz und egois-


tisch meine eigenen Wege gehe und mich selbst zum Herrn über mein Leben mache? „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ (Phil 2, 3–4). In vielen Momenten durfte ich in diesen zehn Tagen meine Komfortzone verlassen und erlebe, dass Gott mich genau dann gebrauchen und verändern kann, wenn ich mich ihm überlasse und diesen Schritt aus meinem Selbst heraus auf ihn zugehe.

Mir wird wieder bewusst, dass Jesus mein ganzes Herz haben VERTRAUE. möchte und so übergebe ich es ihm neu. Es tut gut, die persönliche Hingabe zu Gott immer wieder zu erneuern und sich in die Arme des Vaters fallen zu lassen, im Vetrauen darauf, dass er den besten Plan für mein Leben hat. Offen sein für die Wege des Herrn, das bedeutet meine selbst gesteckten Ziele loslassen und mich auf Gottes Masterplan einlassen, er weiß doch, was das Beste für dich und mich ist. Er kennt unsere Herzen doch viel besser, als wir selbst. Warum zweifeln wir dann manchmal oder meinen, „ich weiß es besser“ und lassen uns von eigenen Vorstellungen so sehr bestimmen? Gott hat die Übersicht, er sieht die Komplexität der Dinge, er sieht doch so viel weiter als wir. Endlich damit aufhören, alles selbst zu kontrollieren, alles selbst in die Hand zu nehmen, ist sehr heilsam. Was haben wir als Menschen denn im Griff? Wie schnell kann alles von heute auf morgen erschüttert werden? Und: Wie oft zeigt Gott, dass er alles so viel besser macht, als du es dir mit deiner mentalen Farbpalette ausgemalt hast? Deshalb: „Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ (Spr 3,5–6). Das ist eine feste Zusage von Gott. Lass dich von ihm leiten, baue nicht auf deine eigene vermeintliche Klugheit, sondern glaube, sei überzeugt davon, dass Gott allein weise ist, er weiß, wo lang, er hat die besten Wege, er weiß, was er tut, er kennt jeden einzelnen Tag deines Lebens, er weiß genau, was du brauchst und sieht schon den Platz, wo er dich haben möchte. Er macht keine Fehler und er wird dich niemals enttäuschen.

Wie oft bin ich überwältigt, wenn ich darüber nachsinne, in was für einem reichen Segen ich baden darf, im Gnadenmeer. Ich frage mich hin und wieder, womit ich das eigentlich verdient habe. Ich habe nichts, aber auch gar nichts mit auf diese Erde gebracht und Gott beschenkt mich mit seiner Gnade und Liebe, versorgt mich in

INVESTIERE.

103


allen Bereichen meines Lebens und das jeden einzelnen Tag. Er hat mir das größte Geschenk schon gemacht, er hat seinen wertvollsten, kostbarsten Schatz für mich geopfert, hat mir mit seinem Sohn, Jesus Christus, ein neues und ewiges Leben geschenkt. Das werde ich ihm nicht ansatzweise zurückgeben können und weiß, er würde das auch niemals von mir verlangen, weil er ein Vater ist, der liebt, ohne etwas zurückzufordern. Und doch beruht Beziehung auf Gegenseitigkeit. Wie schön muss es für Gott sein, wie sehr wird sein Herz jubeln, wenn wir seine Liebe erwidern, ihm Danke sagen, für alles, was er uns ist und für uns tut, ihn loben, ihn mit Leib und Seele anbeten und ihn mit unserem Leben ehren. Ist das nicht Mindeste, was wir unserem Vater, unserem Jesus entgegenbringen sollten? Ich glaube, dass sein Herz vor Freude springt, wenn er sieht, wie Menschen in sein unerschütterliches Reich investieren. Auch wenn ich dabei so manchen Gewinn in meinem Leben besser für Verlust achte — Gott belohnt es, wenn wir Dinge, die uns vielleicht kostbar schienen, um seinetwillen aufgeben, weil sie seinem Wirken in uns im Weg stehen. Jesus sagt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ (Mt 6,33 [ELB]) — eine Investion, die sich garantiert lohnt! Letztendlich ist unser Leben hier auf der Erde nur ein Hauch und WO DEIN SCHATZ IST, DA IST AUCH DEIN HERZ. wenn ich mir bewusst mache, dass all die irdischen Schätze und Reichtümer, die ich hier ansammle, vergänglich sind und ich nichts davon in die Ewigkeit mitnehme, investiere ich gerne in Gott und sein Reich. Was habe ich zu verlieren? Ich kann nur gewinnen! „Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen.“ (Mt 6,20).

VOM KOPF ZUM HERZ

104

Wir durften in Israel dienen, hatten aber auch genug Zeit, zur Ruhe zu kommen und zu genießen. Gleichzeitig darf ich begreifen, dass ich echte Erholung nur in Gottes Gegenwart finde und gehe viel lieber auf God-Seeing statt auf Sight-Seeing Tour, und das täglich. Denn was nützt es mir, die schönsten Orte zu bereisen, Länder zu erkunden, wenn ich innerlich leer bleibe, weil ich es getrennt von Gott tue? Was nützt es, in den schönsten Meeren zu baden und innerlich trocken zu sein wie eine Wüste und dann im weichen Sand zu liegen, aber ein hartes Herz zu haben? Was nützt es, bis ans Ende der Welt zu reisen und alles zu kennen, aber Gott nicht? Der Weg zu Gott ist nicht weit, es sind nur vierzig Zentimeter vom Kopf zum Herz. Eine Wendung und ich treffe ihn. Auch das hat mir Gott klar gemacht: Er braucht nicht meinen Kopf, nicht mein Wissen, meine Erkenntnis, meine Bildung, er möchte mein Herz, mein ganzes Herz. Ein gehorsames, ungeteiltes, treues Herz, das ihn liebt, demütig ist und seine


Weisungen, sein Sprechen ernst nimmt. Ich darf in meinem ganzen Leben noch so viel dazulernen, darf lernen, nicht mehr verkopft an Dinge heranzugehen, mühsam abzuwägen, zu spekulieren oder zu analysieren — ich entscheide mich, Herzensmensch zu sein. Und es ist dabei unfassbar befreiend, niemandem, weder mir noch anderen, etwas beweisen zu müssen, hier und dort nach Anerkennung zu streben, von einem Karrieregipfel zum nächsten zu steigen — das einzige „Like“, das im Leben wirklich zählt, ist das von Gott. „Gut gemacht“, das sind die Worte, die ich hören möchte, wenn Jesus bald wieder auf diese Erde zurückkommt und mit jedem abrechnet, auch mit mir.

„Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn.“ — Mt 25,21 (ELB)

Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als mein Leben mit Jesus zu gehen. Wie oft habe ich in meiner Vergangenheit versucht, meinen Durst mit Dingen der Welt zu stillen — das funktioniert nicht. Allein Jesus ist fähig, meinen inneren Durst zu stillen, mein Leer zu füllen. Er ist die Antwort auf meine Fragen, ist der Anfang der Schöpfung und das Ende meiner Suche. Er erleuchtet meine Herzensaugen, schenkt mir Freude, schenkt mir Glauben. Er ist mein Ein und Alles. Ohne ihn wäre ich nichts. Er ist der wahre, ganz tiefe, innere Friede, ich darf gelassen sein und mich in die Arme meines himmlischen Vaters fallen lassen, denn er sagt uns zu, dass er sich um all unsere Belange kümmert: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ (1 Petr 5,7). Er trägt mich täglich auf seinen Flügeln, er ist der Wind, der mich antreibt, voller Leichtigkeit, voller Liebe.

Ich bin gespannt, welche Abenteuer mich auf meiner Reise noch erwarten. Ich danke Gott schon jetzt für das, was er mir anvertraut. Eines weiß ich: Seine Pläne sind vollkommen und gut. All das, was ich bisher an Herrlichkeit erlebt habe, ist nur ein Vorgeschmack, auf das, was noch kommt. Und das Schöne ist, dass diese Reise der Liebe niemals enden wird.

Du bist meine Hilfe, wenn ich rufe. Du fängst mich auf, wenn ich EIN GESPRÄCH MEINES falle, nimmst mich an der Hand, wenn ich am Boden bin und ziehst HERZENS mich ganz nah an Dein Herz. In meiner Schwäche bist du meine Stärke. Du bist mein Lebensodem. Ohne dich wäre ich nichts, mit dir habe ich alles, du machst mich reich. Du bist die Antwort auf meine Fragen und wenn ich nicht weiter weiß, lenkst du mich sanftmütig und liebevoll. Bei dir finde ich Ruhe und Geborgenheit im Sturm. Wenn ich durchs Feuer gehe, bis du der, der mir die Kraft gibt, auszuharren, durchzuhalten. Du ermutigst mich jeden Tag, an deine Ver-

105


sprechen zu glauben. Ich werde nicht müde, weil du die Geduld in mir bist, du schenkst mir Hoffnung und allen Glauben. Ich werde nicht zurückweichen, denn du gibst nie auf. Ich glaube weiter, bin felsenfest überzeugt von dem, was ich noch nicht sehe. Dein Licht lässt mich klar sehen, ja, du öffnest mir die Sicht für Dinge, die ich bisher nicht gesehen habe. Du sprichst und es geschieht — Herr, sprich nur ein Wort. Manchmal brauchst du nicht einmal Worte, denn es ist die tiefe Gewissheit und dieser unbeschreibliche innere Friede in meinem Herzen, die mich leiten. Deine Liebe lässt mich nicht zweifeln. Auch wenn mir mancher Weg beschwerlich scheint und ich nicht alles verstehe — Jesus, ich vertraue dir und ich laufe weiter, Hand in Hand mit dir. Du enttäuschst mich niemals. Ich weiß, dass du mir zuhörst, du siehst mich, du behütest mich wie deinen Augapfel. Ich bin wertvoll in deinen Augen. Du kennst meine Herzenswünsche und weißt, was mich bewegt. Kein Gedanke ist dir verborgen. Danke, dass du mich hörst, wenn ich aus der Tiefe meines Herzens zu dir rufe. Du fängst all meine Tränen auf. Du bist mein Ausweg. Du erhörst meine Bitten nicht nur, Du übertriffst sie. Immer und immer wieder. Du bist mein Lied in jeder Lage. Ich singe, auch im Sturm, und weiß, Du trägst den Sieg davon, Du lässt mich gewinnen. Und wenn ich auf die Wellen schaue und Umstände mich erdrücken wollen, bist Du der, der zu mir sagt „Schau auf mich“. Aus deinen Augen strahlt pure Hoffnung und Zuversicht. Du stehst über allem und Deine Liebe bringt mein Sorgen zum Schweigen. In Deiner Gegenwart finde ich Ruhe, hier möchte ich bleiben. Du bist mein Zuhause. Mein Herz ist dein Haus, fülle es ganz mit dir aus. Jede einzelne Kammer darin soll dir gehören, breite dich aus in mir. Scheine mit deinem Licht in mich hinein und lass mich deine Herrlichkeit sehen. Heilige mich. Es gibt nichts Schöneres, als ganz nah bei dir zu sein, eins mit dir zu sein. Du hast mich ergriffen. Ich habe Dich nicht erwählt, Du hast mich erwählt. Ich habe Dich nicht gesucht, Du hast mich gesucht. Weil Du mich liebst, kann ich mich lieben, weil Du mich liebst, kann ich andere lieben, sogar die, die mich hassen. Du bist mein Friedefürst, mein wundervoller Ratgeber. Du bist mein Antrieb, gibst mir starken Halt, bist mein sicherer Hafen. Deine Demut lässt meinen Stolz verstummen. Ich danke Dir, dass Du mich an meine Grenzen führst, damit ich immer wieder verstehe: Ich schaffe es nicht allein. Ich brauche dich. Du empfängst mich mit offenen Armen, jetzt und zu jeder Zeit. Du bist das Schönste, was mir je begegnet ist. Du bist das Kostbarste, was ich besitze.

106


Keiner ist dir gleich. Du bist es wert. Ich halte Dich und lass Dich nicht mehr los.

107


Impressum Schrift

Suisse Int’l Suisse Works swisstypefaces.com

Papier

Umschlag: Munken Pure Rough 300g/m² Inhalt: Munken Pure Rough 120g/m²

Druck Bindung Auflage

buch.one

/20

Text Fotografien Gestaltung Laura Gäbert

Herzlichen Dank an Prof. Ulrike Myrzik

↘IG:@laura.gaebert ↘hallo@lauragaebert.com ↘lauragaebert.com

Staatliche Akademie der Bildenen Künste Stuttgart ©Laura Gäbert 2020

„Ich will segnen, die dich [Israel] segnen“ — Gen 12,3

108


„Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören.“ 1 Kor 13,4–8a (NLB)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.